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One Piece - Der Weg zum Piratenkönig

Eine eigene One Piece Geschichte
von

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Viel Zirkus um eine Karte

Edit: 03.07.2010

Kapitel 1 wurde im Zuge einer Wiederaufnahme des Projektes einer gründlichen Korrektur und Überarbeitung unterzogen.
 


 

Es war ein schöner wolkenloser Tag. Die Sonne stand hoch über der berühmten Handelsstadt Los Birt und fröhliches Lachen war auf den Straßen zu hören. Kinder spielten hier und da und Händler aus dem gesamten West Blue waren angereist, um ihre Waren anzubieten und darum zu feilschen. Zwar konnte man beinahe alles bei ihnen finden, doch musste man aufpassen, dass man nicht über den Tisch gezogen wurde. Schließlich galten die Händler aus Los Birt nicht umsonst, als gewiefte Geschäftsmänner. Man konnte sie beinahe, als schlimmere Gauner als die Piraten auf den Meeren bezeichnen.

Bevorzugt wurden von ihnen Delikatessen aus aller Welt, Schmuckstücke, kleine Kunstwerke und Waffen angeboten. Alles was das Herz eines Reisenden begehren konnte. Oder eines Kriegers. Eines Kochs. Einer reichen Dame. Ein jedes Herz eben.

Nur ein rothaariger Jungspund – dessen Name Tyke war – schlenderte gelassen zwischen den Ständen umher und begutachtete hier und da interessiert das eine oder andere Objekt. Anders als viele andere Marktbesucher lies er sich nicht von der Hektik des Treibens mitreißen. Vielleicht lag es aber auch einfach nur daran, dass er kein Geld hatte um sich irgendwas von dem was er sah kaufen zu können.

Seinen letzten Berry hatte er nämlich für einen knackigen roten Apfel ausgegeben, damit er zumindest etwas im Magen haben würde, bevor er seine Reise fortsetzte. Doch im Grunde war es weniger der Apfel, sondern vielmehr die alte gebrechliche Frau gewesen, die ihn zum Kauf bewegt hatte. Vielleicht war aber auch sie eine der gerissenen Händler gewesen. Womöglich war sie sogar die gewiefteste aller hiesigen Händler, da sie ihr äußeres Erscheinungsbild dazu ausnutzte Käufer zu gewinnen. Tyke war es egal, er hatte bekommen was er wollte und sie auch.

Nachdem er sich jeden Winkel des gigantischen Marktes – der eine Fläche belegte die die Hälfte der Stadt ausmachte – angeschaut hatte und ihn langsam die Langeweile überfiel, entschloss er sich dazu in Richtung Hafen zurück zu gehen. Dorthin wo seine kleine Nussschale vermutlich bereits zu sinken drohte, dies aber bei seiner momentanen Glücksträhne hoffentlich noch nicht getan hatte.

Auf seinem Weg dorthin betrachtete er ruhig und fröhlich grinsend die Umgebung. Es war – wie er bereits erkannte hatte – ein schöner Tag. Ein wunderschöner sogar. Was man leider Gottes nicht auf alle Bereiche der Stadt übertragen konnte.

Der Markt befand sich im Herzen Los Birts, wo auch die größten und prachtvollsten Gebäude standen. Es waren die Häuser reicher Geschäftsmänner. Und so war es auch ein Viertel, aus der Luft betrachtet war er geformt wie ein Ring der sich um den Markbereich zog, voll mit reichen Menschen. Mit Sicherheit das Wohlhabendste aller Viertel. Dies merkte man schnell, wenn man betrachtete wie sich der Zustand der Häuser und der Straße in Richtung Hafen oder auch Stadtrand immer weiter verschlechterte. Unweigerlich musste er an die Jahresringe eines Baumes denken, die nach außen hin von immer schlechteren Zeiten geprägt schienen.

Die hellen Farben an den Hauswänden wurden mehr und mehr von Schmutz und Dreck verdunkelt und die eine oder andere Schmiererei war ebenfalls zu entdecken. Drohungen gegen die Reichen, Flüche gegen das System auf der Insel und Aufforderungen zum Umsturz waren am häufigsten zu sehen.

Tyke konnte nur mit dem Kopf schütteln. Obwohl die Stadt so reich war, tat sie nichts für die Ärmsten. Und irgendwann würden sich die Bürger erheben, wenn die in ihnen brodelnde Wut die Überhand nahm. Explodierend wie ein Vulkan würde der Zorn auf die Reichen nieder gehen. Es würde ein blutiges, unvermeidbares Ereignis werden. Er wünschte sich tief in seinem Herzen etwas gegen diese Ungerechtigkeit tun zu können, um dieses zukünftige Gemetzel verhindern zu können. Doch waren ihm als einzelne Person die Hände gebunden.

Vielleicht wenn er eines Tages seinen Traum erreicht haben würde, würde er die Macht dazu besitzen. Wenn er Schätze angehäuft haben würde. Dann könnte er hierher zurückkehren und es an die Armen verteilen. Obwohl eine solche Wohltat dann mit Sicherheit bereits zu spät sein könnte. Oder angesichts seiner zukünftigen Wünsche so manchen Bürger hier irritieren könnte. Aber das war ihm egal.

Wer sagte, dass man in einer solchen Position sich nicht so verhalten dürfe? Er konnte nicht anders als breit zu Grinsen, über seine seltsamen Gedankengänge.

Allmählich kam der Hafen in Sicht, wodurch sich auch der Dschungel von Marktständen lichtete und der Lärm ebenfalls zu schwinden begann. Leise war noch der eine oder andere Marktschreier in der Ferne zu hören, doch war dies für Tyke nicht weiter von belang. Er blieb kurz stehen, um seine Karte des West Blues heraus zu kramen. Schließlich wollte er sich vorher entscheiden, wohin es als nächstes fahren solle, ehe er mit seinem Boot ablegte. Er war nicht der Mensch der einfach drauf los schipperte, dennoch entschied er aus dem Bauch heraus, welche näher gelegene Insel spannend sein könnte. Gleichzeitig musste er im Hinterkopf behalten, dass seine Nussschale keine längeren Strecken würde schaffen können.

Plötzlich wurde er von der Seite angerempelt und sowohl er als auch die andere Person – die gegen ihn gerannt war – fielen auf den Hintern. Dabei entglitt ihm zu allem Übel auch noch seine Karte aus der Hand und kullerte ein Stück weg von ihm.

„Aua, pass doch auf wo du stehst!“, beschwerte sich das fremde Mädchen und rieb sich den schmerzenden Hintern. Vorwurfsvoll und leicht erbost entgegnete Tyke: „Du rennst gegen mich und ich bin schuld?!“

Zur selben Zeit vernahmen sie Stimmen aus der Richtung, aus der auch das Mädchen gekommen war.

„Haltet die Diebin!“

„Argh, Mist“, flüsterte die Unbekannte Zähne knirschend. Schnell rappelte sie sich wieder auf und wollte bereits erneut davonrennen, als sie bemerkte dass auch aus der anderen Richtung Marinesoldaten heran eilten. „Verdammt, dann bleibt mir wohl nichts anderes übrig. Tagtraum!“

Plötzlich blieben die beiden Gruppen von Marineangehörigen stehen und fuchtelten wild in der Gegend umher. Es wirkte so, als würden sie unsichtbare Gegner bekämpfen und Tyke glaubte zudem so etwas wie „Hilfe, Bienen!“ zu hören, war sich dessen aber aufgrund der Distanz nicht ganz sicher und dachte daher vorerst nicht weiter daran.

Stattdessen stand er langsam auf und blickte das Mädchen fragend an. Augenscheinlich schien sie diesen Zustand bei den Soldaten hervorgerufen zu haben. „Warst du das?“

„Ja, dank meiner Teufelskräfte“, antwortete sie kurz und knapp und sah sich nach einem Fluchtweg um.

Offensichtlich war es für sie eine absolute Selbstverständlichkeit über ihre Kraft zu sprechen. Es gab Menschen die diese Kräfte vielmehr als Fluch und weniger als Chance sahen.

„Du besitzt Teufelskräfte?“

„Sagte ich doch eben! Aber nun muss ich schnell weg. Verpfeif mich bitte nicht, ja?“

Sie gab ihm zum Abschied einen Kuss auf die Wange und rannte in die Richtung, aus der er selbst zuvor gekommen war. Überrascht und auch überrumpelt sah er ihr einen Moment hinter, begann dann aber zu grinsen und folgte ihr schließlich schnellen Schrittes. Dabei vergaß er völlig seine Karte, die ihm aus der Hand gefallen war und noch immer auf dem Boden lag.

„Hey, warte! Ich will dich in meiner Bande haben!“ Der Rotschopf rannte dem Mädchen hinterher, die sich nur kurz umdrehte und dann ihre Arme vor der Brust verschränkte. Nur wenige Sekunden später begann plötzlich die Luft vor ihm zu flimmern. Es schien dasselbe Phänomen zu sein, wie es an sehr heißen Tagen auftrat.

Und mit einem Male lösten sich die Grenzen der Realität auf und fügten sich neu zusammen. Eine neue trat an die Stelle der Alten und somit war wie aus dem Nichts ein wütender, gigantischer Stier vor Tyke erschienen. Sein dunkles schwarzes Fell glänzte im Licht der Sonne. Seine rötlichen Augen funkelten wie die eines animalischen Dämons. Blutrünstig.

Im ersten Moment völlig entsetzt, suchte der Rotschopf sein Heil in der Flucht. Doch dann besann er sich eines besseren und drehte sich augenblicklich abrupt um. Seine Finger umschlossen einen kleinen Stoffbeutel an seinem Gürtel und in seinem Kopf manifestierte sich lediglich ein einziger Gedanke: „Es wurde Zeit sich zu wehren.“

Doch dann bemerkte er etwas mehr als nur Merkwürdiges. Der Stier der auf ihn zustürmte besaß keinen Schatten. Kaum hatte er diese Erkenntnis erlangt, verschwand das Untier so plötzlich, wie es zuvor erschienen war.

„Eine Illusion? War das ihre Teufelskraft?“
 


 

* * * * *
 

Suchend durchstreifte Tyke die Straßen von Los Birt. Er wollte unbedingt das seltsame Mädchen wieder finden. Doch suchte er bereits seit einigen Stunden, während die Nachmittagssonne sich allmählich in einen rötlichen Feuerball verfärbte, der optisch im Meer zu versinken drohte.

Bisher hatte er nicht einmal die kleinste Spur von der Unbekannten entdecken können. Es machte den Eindruck, als wäre sie vom Erdboden verschluckt worden. Wieder einmal erreichte er auf seiner Suche zum dutzendsten Male den berühmten Lester-Stacks-Brunnen an der Nordseite der Stadt direkt vor dem Rathaus. Der Springbrunnen war zugleich als Denkmal einem Bürger der Stadt – welcher inzwischen ein berühmtes Marinemitglied geworden war – gewidmet.

„Mist. Ich habe sie eindeutig verloren…“, dachte der Rotschopf laut und drehte sich einmal im Kreis. Sein Blick blieb an dem Brunnen haften und ein verschmitztes Lächeln erschien auf seinen Lippen. Seine Gedanken wollten bereits zu einer vergangenen Zeit schweifen. Eine Zeit in der er noch ein kleiner, sorgenloser Junge war. Zu einer Zeit als…

Plötzlich schoss ein junger Bursche aus einer Seitenstraße heraus und sprintete genau auf Tyke zu. Dieser bemerkte den Knaben aus den Augenwinkeln heraus, drehte sich ruckartig zu ihm und schloss vor Schreck schnell die Augen, in ängstlicher Erwartung eines harten Aufpralles. Doch blieb dieser zur seiner Verwunderung aus. Vorsichtig öffnete er schließlich eines seiner Augen wieder. Niemand zu sehen.

Noch immer überrascht öffnete er nun auch sein anderes Auge, als er auf einmal zwei Hände auf seinem Rücken spürte. Als er über seine Schulter blickte, sah er den Jungen, der ihn offenbar als lebendiges Schild zweckentfremdete. „Hey, was soll das…?!“

„Da ist der Knirps“, rief plötzlich eine Person und als Tyke sich der Stimme zu wand, konnte er zwei bullige Kerle ausmachen, welche aus derselben Seitenstraße hervortraten, aus der auch der Knabe zuvor gekommen war.

„Papa, beschütz mich vor denen!“, schrie dieser ohne Vorwarnung so laut los, dass sich einige Passanten dem Geschehen zuwendeten.

„Häää? Wie bitte?“, kreischte der Zweckentfremdete entsetzt und riss seinen Mund weit auf.

Verzweifelt, übertölpelt und auch sprachlos, blickte er immer wieder zwischen dem Burschen und den beiden Schlägern hin und her. Eigentlich hatte er keine Lust auf Ärger. Er hatte doch nur das Mädchen suchen wollen.

„Du bist also der Vater von diesem kleinen Dieb?“, fragte einer der beiden Hünen und strich über seinen Zopf um sicher zu gehen, dass dieser nicht aufgegangen oder womöglich – so unwahrscheinlich es ja auch sein mochte – abhanden gekommen war. Dabei ignorierte er völlig die Tatsache, dass der Rotschopf augenscheinlich zu jung war, um der Vater des Burschen sein zu können. Was dieser auch prompt als Argument einsetzte bei seinem Versuch die Situation zu klären: „Was?! Nein! Ich kenn den Kleinen nicht! Ich sehe den zum ersten Mal. Außerdem was glaubt ihr wie alt ich bin?! Ich bin noch viel zu jung um Vater zu sein. Ich habe andere Pläne und…“

„Aber Papa, wie kannst du nur so etwas sagen? Zu deinem eignen Fleisch und Blut?!“, warf der fremde Junge lautstark ein und einige, definitiv falsche, Tränen rannen über seine Wangen hinab.

Allmählich fingen auch die Passanten an zu tuscheln. Es war offensichtlich, dass sie dem Kind mehr glaubten als ihm. „Der Knirps hat uns bestohlen. Und wenn ihr Beide uns nicht sofort wiedergebt, was uns gehört, dann setzt es was!“

„Waaah! Hast du gehört? Gib ihnen wieder, was du geklaut hast!“, keifte Tyke den Jungen bereits mit einer Spur Verzweiflung in der Stimme an.

„Ich hab nichts gestohlen! Das gehört mir! Sie haben es mir stehlen wollen“, beteuert dieser jedoch eisern.

Dabei erkannte der Rotschopf, dass sein Gegenüber offensichtlich das Objekt der Begierde unter seiner Jacke zu verstecken versuchte und so griff er blitzschnell danach. Doch der Junge war nicht so dumm und langsam, wie er gehofft hatte und ließ sein Ende des inzwischen auseinander gerollten Blattes einfach nicht los. Beide zogen sie so fest sie konnten, keiner wollte dem Anderen nachgeben und so musste es kommen, wie es kommen musste. Das Papier riss in der Mitte durch und beide fielen sie auf ihre Hintern.

„Argh, meine Karte!“, schrie der Junge beinahe schon panisch und wimmernd.

„Waaah, es ist durchgerissen!“, stellte auch Tyke das Offensichtliche fest und blickte zu den beiden muskulösen Männern, deren Zorn ihre Gesichter zur Fratzen verzog, „Ähehehe… hier bitte. Das kann man sicher kleben.“

Mit einem missglückten Lächeln reichte er ihnen seine Kartehälfte, doch scheinbar bemerkten sie es nicht einmal. Der Hüne mit dem Zopf riss am Kragen von Tykes schwarzem Hemd und hob ihn hoch, als wiege er nichts. Danach holte er aus und verpasste ihm einen Schlag mitten ins Gesicht. Zwar ließ er das Hemd seines Opfers kurz vor dem Aufprall los, doch dafür schleuderte die Wucht ihn regelrecht durch die Luft, ehe er gut zwei Meter entfernt hart auf den Boden aufschlug. Reglos blieb der Rotschopf mit den wild abstehenden Haaren liegen. Aufgrund des Szenarios befürchteten bereits einige entsetzt dreinblickende Passanten das Ableben des Rothaarigen.

Entsetzt blickte auch der Junge zu dem scheinbar Leblosen. Zitternd saß er da. Das hatte er nicht gewollt. Er hatte nicht gewollt, dass jemand wegen ihm zu Schaden kam. Tränen überfluteten nun gänzlich seine Wangen. Er wehrte sich nicht, als der andere Kerl ihn genauso grob hochriss und ihm die zweite Kartenhälfte wegnahm.

„Hey, lass den Jungen los!“

Überrascht sah nicht nur der Knabe Tyke, welcher gemächlich aufstand, sondern auch die beiden Hünen. Damit hatten sie nicht gerechnet und waren daher viel zu perplex, um den zornigen Blick ihres Opfers zu registrieren. Er wandte seinen Blick zu keiner Sekunde von den beiden Muskelpaketen ab, als er sich ein wenig Blut aus dem Mundwinkel wischte. Sie hatten ihn härter getroffen, als er erwartet hatte. Hätte er das vorher gewusst, hätte er den Schlag nicht freiwillig eingesteckt. „Ich versteh ja viel Spaß. Aber eines solltet ihr lernen: Mich macht man lieber nicht wütend.“

Mit einem breiten Grinsen auf den Lippen, ließ er demonstrativ seine Finger knacken. Anschließend fügte er seinen vorherigen Worten hinzu: „Wenn ihr euch prügeln wollt, dann kommt nur her. Mit euch Schwächlingen werd ich locker fertig.“

„Kümmere du dich um ihn Marco.“

„Gerne doch, Polo“, antwortete der Zopfträger, nachdem er sich aus seiner Schockstarre hatte lösen können. Sein Gegenüber kam ihm auch noch entgegen und begann sich mit einem lautmalerischen Gähnen über Marco lustig zu machen. Die Geste erzürnte seinen Feind, welcher daraufhin erneut einfach auf ihn einschlagen wollte. Doch wich der Rotschopf diesmal überraschend schnell aus, indem er sich unter dem Schlag hinweg duckte, und verpasste seinem Kontrahenten einfach einen Tritt gegen den Hals. Marco wurde förmlich von den Beinen gerissen und krachte in einem hohen Bogen auf den hölzernen Karren eines Händlers, welcher augenblicklich unter der aufprallenden Last in sich zusammen brach.

Danach wand sich Tyke dem anderen Hünen zu und grinste wieder schelmisch. Ohne Vorwarnung rannte er los und Polo ließ sofort den Jungen los, um schreiend sein Heil in der Flucht suchen zu können.

Sein Partner mit dem Zopf, der sich inzwischen wieder hatte aufrichten können, folgte ihm ächzend und stöhnend so schnell er konnte.

„Was für Feiglinge, hahaha. Hauen beim kleinsten Widerstand ab“, spottete Tyke mit sich selbst zufrieden, als er den Jungen erreichte und auf die Beine verhalf.

„Wow! Du bist ja total stark“, schwärmte dieser prompt. Seine Augen leuchteten förmlich aufgrund der Vorstelllung die Tyke geboten hatte. „Danke. Aber kannst du mir bitte jetzt endlich erklären, was das eben alles sollte?“
 


 

* * * * *
 

Still blickte die ominöse Gestalt vom Dach des Hauses hinab. Seine weiße Kutte wiegte sich sanft im leichten Wind, der über die Dächer hinwegfegte und die kalte Luft vom Meer in die Stadt trieb. Doch dies störte ihn nicht. Sein Blick ruhte auf den rothaarigen Jungen, der soeben einen fast doppelt so großen Widersacher niedergestreckt hatte.

„Hab ich dich endlich gefunden. Ist schon etwas her, seit wir uns das letzte Mal sahen. Nicht wahr, Tyke?“

Ein letzter Blick genügte um sicher zu gehen, danach wand er sich vom Geschehen ab und begab sich zu der Tür hinter ihm, die wieder ins warme Innere des Gebäudes führte.
 


 

* * * * *
 

Eine weitere Person, jedoch in dunklen Kleidern verhüllt, schien ebenfalls den rothaarigen Burschen aufs Genauste zu beobachten. Jedoch waren die Beweggründe des schwarzhaarigen Kerls, mit den vielen furcht erregenden Tätowierungen, alles andere als erfreulicher Natur. Sein zorniger Blick ruhte auf Tyke und sein Körper zitterte vor Anspannung und Erregung.

Auch er hatte den Rothaarigen schon lange gesucht. Wollte er doch eine alte Rechnung mit ihm begleichen. Am liebsten hätte er sich sofort auf ihn gestürzt. Jedoch konnte er sich unter Aufbringung all seiner Willenskraft zurückhalten und entschloss sich auf einen besseren Zeitpunkt zu warten. Und so verschwand er still und heimlich in den Schatten der Straßen.
 


 

* * * * *
 

„Verstehe. Dein Vater war also auf der Grand Line und diese Karte von der Selbigen ist das Einzige Andenken das du noch an ihn hast, seit er verstorben ist“, fasste Tyke zusammen, was ihm so eben von dem Jungen erzählt wurde – welcher sich ihm inzwischen als Jim vorgestellt hatte.

„Ja und nun ist sie kaputt“, meinte sein Gesprächspartner und betrachtete die beiden Kartenhälften in seiner Hand. „Tut mir Leid. Ich wollte das nicht.“

„Ist schon gut. Meine Mutter meinte sowieso, ich hinge zu sehr daran. Mein Vater würde dies sicher auch nicht wollen.“

„Aber mir ist dennoch nicht ganz klar, was diese beiden Trottel jetzt eigentlich mit der Karte wollten. Sie sahen nicht unbedingt so aus, als könnten sie alleine zur Grand Line reisen. Geschweige denn dort lange überleben.“

„Sie arbeiten für einen alten Freund meines Vaters. Du musst wissen, mein Vater segelte auf dem Schiff Soldado. Das Schiff von Käpt’n Dracov, einem sehr berühmten Piraten. Dieser hatte meinen Vater als Navigator beschäftigt, weshalb er auch die Karte der Grand Line besaß und beschützen musste. Doch während einer stürmischen Fahrt wurde er über Bord gespült. Mein Vater starb auf einer Insel in der Grand Line, an den Folgen seiner Verletzungen, die er in jener Nacht erlitten hatte. Ich weiß das so genau, weil er mir von dort aus eine Nachricht und die Karte hat zukommen lassen. Darin stand, dass er in Wirklichkeit von Bord gestoßen wurde, weil eben dieser einstige Freund die Karte für sich haben wollte. Der Verräter ist inzwischen aus Käpt’n Dracovs Crew abgehauen aus Angst vor der Rache seines ehemaligen Kapitäns, versucht aber gleichzeitig noch immer an die Karte zu kommen.“

„Uh, muss ein übler Kerl sein. Verrat ist auf der Grand Line ein schweres Verbrechen unter Piraten. Kein Kapitän erduldet so etwas normalerweise. Weißt du denn wie er aussieht oder heißt?“

„Nein, leider nicht. Das stand nicht im Brief meines Vaters.“

„Hm“, kam es nur noch von dem Älteren der Beiden, während er die Straße zu seiner Rechten entlang sah. Er und Jim hatten die letzte halbe Stunde auf einer Bank am Lester-Stacks-Brunnen gesessen und sich unterhalten. Nun aber setzte ein bedrückendes Schweigen ein, welches aber prompt wieder von den Geräuschen um sie herum gebrochen wurde.

Sie hörten die Rufe jubelnder Menschen und dazu laute, fröhliche Musik aus einer der breiteren Nebenstraßen kommen. Überrascht von dem Trubel sahen sich die Beiden kurz skeptisch an, sprangen auf und rannten sofort los um nachzusehen was los war.

Kaum hatten sie das Ende der Straße erreicht, fanden sie sich vor einer Wand aus Menschen wieder. Diese versperrten ihnen die Sicht auf das vor ihnen liegende Geschehen. Kurz entschlossen fackelten die Beiden nicht lang und quetschten sich auf unterschiedliche Art und Weise zwischen den Schaulustigen hindurch.

„Liebe Bürger von Los Birt, wir laden euch ein der Vorstellung des berühmten und vor allem einzigen schwimmenden Zirkus der Welt – dem Valdarim – beizuwohnen!“, rief ein kleinwüchsiger Mann in einem seltsam bunten Clownskostüm. Er führte dabei eine Reihe anderer Artisten, aber auch eine Meute von Tieren, an, die zu Werbezwecken durch die Stadt streiften. Es war im Grunde ein seltenes Bildnis, dass etwas anderes als der große Markt die Scharen zusammen zu trommeln vermochte.

Und diese Gruppe verstand dabei ihr Handwerk ganz offensichtlich, denn die Straße war zu beiden Seiten mit einer großen Menschenreihe gefüllt, die den Zirkusleuten zujubelten. Auch Tyke mit seinem jungen Begleiter konnten endlich – jetzt wo sie sich in die vorderste Reihe gedrängelt hatten – die Artisten und Statisten des Marsches bewundern und anfeuern.

Sie waren überwältigt von dem Spektakel, welches sich ihnen bot. Einige weitere Clowns schienen harte Kämpfe gegen imaginäre Gegner auszufechten und vollführten dementsprechend so manche artistische Einlage. Ab und zu rannte einer von ihnen jedoch auf die Zuschauer zu und verschenkte großzügig Freikarten. Zwar versuchten sowohl Tyke, als auch Jim immer wieder eine zu ergattern, doch hatten meistens andere Passanten das Glück beschenkt zu werden. Aber dank der drei Elefanten und einem seltsam aussehendem Löwen, welche ebenfalls genug Beachtung von den Zuschauern geschenkt bekamen, vergaßen sie schnell wieder ihre Trauer.

Vor allem Jim und einige weitere Kinder zeigten ein großes Interesse an den Tieren. So manches wagemutiges Kind tanzte und hüpfte sogar lachend, um eben diese herum. Die Tiere nahmen ihrerseits von dem Treiben scheinbar keine Kenntnis. Dennoch konnte man – wenn man genau hinsah – erkennen, dass es den Tieren gefiel so beachtet zu werden und sie ihre Gleichgültigkeit nur spielten. Sie wollten scheinbar damit nur noch mehr Interesse an sich wecken. Ganz besonders der Mischlingslöwen – dessen Fell dem Muster eines Tigers gleich kam, nur das seine Streifen gelb waren und der Rest seines Felles dagegen schwarz. Dieser präsentierte sich stolz den Kindern und ließ hin und wieder sein mächtiges Gebrüll erklingen.

Jedoch erhielten trotz aller Bemühungen und Leistungen zum Trotz, weder die Clowns noch die Tiere die meiste Aufmerksamkeit. Sondern zwei Männer die ungefähr in der Mitte des Zuges mit marschierten.

Der Eine trug nur eine Badehose und Sandalen, um so seine ölig glänzenden Muskelpakete besser zur Schau stellen zu können. Immer wieder behauptete er lautstark von sich selbst der stärkste Mensch ohne Teufelskräfte auf der ganzen Welt zu sein. Um diese Behauptung anschließend zu untermauern, stellte er sein Können unter Beweis, als einer der Clowns ihm eine Eisenstange reichte und der Muskelprotz in diese einen Knoten formte. Und das ohne auch nur das Geringste Zeichen von körperlicher Anstrengung.

Der andere Mann dagegen war eher der ruhige Typ. Seine langen, bläulichen Haare waren zu einem Zopf gebunden und seine stahlgrauen Augen waren stets auf weibliche Zuschauer gerichtet, denen er zudem verführerische und zugleich mysteriöse Blicke zuwarf. Ab und an begab er sich zu einer von ihnen und vollführte für sie ein kleines Kunststück, indem er beispielsweise eine Blume aus dem Nichts herbei zauberte oder einen Ring hinter ihrem Ohr hervor holte. Er war eindeutig das Hauptaugenmerk aller weiblichen Passantinnen. Diesen Umstand wusste er darüber hinaus auch perfekt zu nutzen und so schmachteten unzählige Damen ihrem Herzensbrecher nach.

Tyke und Jim nickten sich derweil kurz zu und rannten gleichzeitig los. Immer dem Zug hinterher. Sie kämpften sich bis an die Spitze und liefen kurzerhand mit den Clowns zusammen die Straße entlang. Einige von ihnen banden die Beiden sogar in ihre Kunststücke ein. So lieferte sich der Rothaarige beispielsweise einen harten Zweikampf mit einem dürren Clown und verlor schließlich. Jedoch musste er selbst über seine miese schauspielerische Leistung lachen, genauso wie die meisten Passanten und auch Jim konnte nicht an sich halten und fiel beinahe vor Lachen auf den Boden.

Als der Clown an der Spitze des Zuges die beiden Fremdlinge in seinen Reihen bemerkte und ihre Aktionen, schien er ein wenig über ihr Verhalten überrascht zu sein. Doch dann eilte er plötzlich aber auf sie zu, wandte sich anschließend blitzschnell an Jim und fragte den kleinen Jungen: „Na du? Wie heißt du denn?“

„Jim. Jim Hawkins, Sir.“

„Du bist aber wohl erzogen. Und scheinbar macht es dir Spaß dich an meinem Zug zu beteiligen. Willst du vielleicht eine Freikarte für unseren Zirkus haben? Du hast es dir redlich verdient, mit deinen eigenen Kunststücken hier“, sprach der Clown und bezog sich dabei auf Jims eigenen Showkampf mit zwei anderen Clowns.

„Das wäre spitze, Sir!“, rief Jim begeistert und seine Augen strahlten wie kleine Sterne. Doch dann bemerkte er den etwas traurigen Gesichtsausdruck seines Aufpassers und fragte daher vorsichtig: „Könnte mein Freund vielleicht auch eine Freikarte bekommen? W-Wenn die Frage nicht zu unverschämt ist…“

Der Clown musterte den Rotschopf kurz, gab dann aber schnell auf, zuckte mit den Schultern und gab sich geschlagen: „Von mir aus, warum nicht? Hier habt ihr zwei Freikarten. Und kommt auch ja früh genug, damit ihr euch Spitzenplätze ergattern könnt. Also bis heut Abend zur Premiere.“

Eilig hastete der Künstler wieder an die Spitze des Werbezuges und ließ die Glückspilze mit sich alleine. Diese freuten sich wie kleine Kinder über die Freikarten und jubelten so lautstark, dass sie sogar den Lärm der Zirkusleute zu übertrumpfen wussten.

„Juhu, dass macht die kaputte Karte wieder wett“, feierte Jim und zog Tyke hinter sich her.

„Wohin gehen wir?“

„Zu mir nach Hause. Ich will dich meiner Mutter vorstellen. Außerdem will ich nicht mit diesen schmutzigen Sachen zur Zirkuspremiere gehen.“
 


 

* * * * *
 

„Ihr Tölpel, Nichtsnutze, Idioten! Ich sollte euch den Haien zum Fraße vorwerfen!“, brüllte der Piratenkäpt’n seine beiden Untergebenen an, während sich sein verächtlicher Blick wie eine Harpune durch diese bohrte und aufspießte. In diesem Moment wünschte er sich, dass er die Fähigkeit hätte sie allein auf diese Weise umbringen zu können.

„Aber Boss“, versuchte es Polo, doch wurde er sofort wieder unterbrochen. „Klappe, du Riesenbaby! Einem einfachen Kind die Karte abnehmen, mehr hattet ihr nicht zu tun! Ist selbst das für euch Schwachmaten zu schwierig?“

„Aber da war dieser Kerl und der war unheimlich stark“, versuchte Marco es diesmal.

„Ihr seid einfach nur unheimlich schwach. Narren, Trottel, Dummköpfe!“ Unverhofft legte sich eine kräftige Hand auf die Schulter des Kapitäns, welcher sich daraufhin etwas beruhigte und seinen ersten Maat ansah.

„Tsuyoi, du kümmerst dich jetzt drum. Anscheinend bist du das einzige verlässliche Mitglied meiner Bande. Schnapp dir den Jungen. Ich muss an die Karte rankommen. Koste es was es wolle.“

Er stand von seinem thronartigen Stuhl auf, setzte seine rote Mütze auf und nahm seinen Gehstock zur Hand. Aufgrund seines mehr als rundlich erscheinen lassenden Körperfülle tapste er schwerfällig zu seinen beiden Untergebenen und sah sie erneut zornig an. Noch immer war die Wut so brodelnd heiß in seinen Augen, dass diese es keine Sekunde lang vermochten seinem mächtigen Blick stand zu halten. Stattdessen sahen sie schuldbewusst und verängstigt, wie zwei Hasen die erwarteten jeden Augenblick von einer gefährlichen Riesenschlange verschlungen zu werden, zu Boden. Innerlich schickten sie Stoßgebete gen Himmel, auf das ihr Kapitän ihnen doch verzieh und sie nicht bestrafen würde.

„Und was euch beide angeht. The show must go on! Nicht wahr?”

Mit weichen Knien nickten sie nur und hielten sich fest umklammert. All ihre Hoffnungen starben in diesem kleinen Moment. Sie erkannten, dass ihr Boss derartig von ihnen angewidert war, dass sie froh sein konnten wenn sie seine Strafe überhaupt überleben würden. Wobei… dies war meist eigentlich die bessere Option, denn die Strafen ihres Kapitäns waren meistens schlimmer als der Grauen des Todes es zu sein vermochte.

Plötzlich erhob der Käpt’n seinen Stock und klopfte zweimal auf den Boden. Marco und Polo wussten sofort was dies bedeutete und ehe sie reagieren konnten, öffneten sich die Planken unter ihnen und sie fielen in ein tiefes dunkles Loch.



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  Yu-
2008-12-24T21:41:13+00:00 24.12.2008 22:41
fängt spannend an.
Von: abgemeldet
2008-12-20T13:29:40+00:00 20.12.2008 14:29
na denn so das 1. kapitel gelesen, wie auch im prolog selbes lob ;-)
mehr gibts nich zusagen xD
ich bin mal eben gespannt was tyke noch so drauf hat ;-)
Von:  Shadow-Namikaze
2008-06-23T23:54:03+00:00 24.06.2008 01:54
marco und polo na wenn das mal nicht geklaut ist nur spass das kap ist der hammer und es hat sogar ein parr paralelen von raffys erstem auttrit in one piece ich meine die sache mit coby du weist schon auf jeden fall ist es top meine hochachtung du bekomst eine 1 fürs kap haha nein nicht nur das sondern auch noch für jedes kap ein komentar ferr sprochen mfg amos
Von:  Tribe-tha-Dragon
2008-06-20T15:59:42+00:00 20.06.2008 17:59
Sehr schönes Kapitel. Es lässt sich echt flüssig lesen, und das ist seht gut so.

Man sieht das du ähnlich wie Oda echte Characktere für die Namen verwendest. Das Wortspiel mit Marco Polo find ich klasse^^

Und Jim Hawkins hast du doch bestimmt von der Schatzinsel.

Auf jedenfall sehr sehr gut. Großes Lob und Favo

TRIBE
Von: abgemeldet
2008-05-05T10:45:07+00:00 05.05.2008 12:45
wow *_*
hab zwar noch nicht alles geschafft zu lesen, aber gefällt mir gut *______________*
weiter so ><
ich find das machst du klasse ;___; ich weiß gar nicht was du hast *anpoke* <3
Von:  YuuShiroyama
2008-04-30T22:29:46+00:00 01.05.2008 00:29
So dann hier mal mein Kommi ^^

Was mir aufgefallen ist:
Du setzt sehr oft kommas, wo eigentlich gar keine hingehören Oo es stört den Lesefluss zwar nicht, aber du kennst mich ja. Ich bin da äußerst penibel was das angeht , leider U_U

Das war aber auch das einzige Negative ^-^
dein schreibstil hat sich mehr als nur gebessert seitdem ich das letzte mal in eien deiner fanfics hineingeschnuppert habe ^^
Dieser wortwitz mit marco und polo fand ich übrigends genial ^-^
und auch das mädchen, mit dem tyke zusammenstößt, kommt mir seltsam bekannt vor *kicher*

was mir jedoch aufgefallen ist:
der junge muss wirklich eine gute erziehung haben. bei seiner ausdrucksweise. ich hätte nicht gedacht das das ein kleiner junge gesagt hätte, wenn ich es nicht gelesen hätte.


aber ansonsten ein sehr schönes kapitel ^^ ich bin stolz auf meinen adi keller ^-^ *knuddel*
Von:  fahnm
2008-04-30T18:51:36+00:00 30.04.2008 20:51
Die Story hört sich gut an. Ich bin mal gespannt wie es weiter geht. Könntest du mir bitte eine ENS schicken wenn es weiter geht, das würde mich freuen. Ich habe auch deine FF in meine Favo-Liste eingetragen.

mfg
fahnm


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