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Verloren

Tom/Harry
von

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Titel: Verloren

Autor: tanguna

Beta: -

Teil: 1/1
 

Disclaimer: Mit gehört weder der Songtext (by Subway to Sally) noch die Charaktere oder die Orte (by JKR), die in dieser Geschichte vorkommen. Nur die Geschichte selbst ist mein geistiger Besitz.
 

Anmerkung: Ja, es gab lange nichts mehr von mir zu hören. Immer wieder nehme ich mir vor, am Wochenende etwas zu schreiben, doch die Schule geht im Moment vor und fordert mich ziemlich. Ende Mai habe ich die Prüfungen hinter mir und das Abitur hoffentlich in der Tasche. Dann wird es auch bei meinen anderen Geschichten wieder regelmäßig weitergehen. Allerdings plane ich nicht, euch bis dahin auf dem Trockenen sitzen zu lassen. Deshalb kommt zunächst diese „kleine“ Geschichte hier und nach Ostern gedenke ich bei den vier laufenden Geschichten neue Kapitel hoch zu laden!
 

Die Idee zu dieser Stunde kam mir in einer langweiligen Freistunde, in der ich dummerweise nichts zu tun hatte, während ich das Lied „Verloren“ von StS gehört habe. Sie ließ mich dann nicht mehr los und als ich letzte Woche krank war, habe ich sie abgetippt. Es war nicht geplant, dass sie so lang wird, doch ich denke, sie ist mir gut gelungen.
 

Inhalte: Vor vier Jahren ist Harry untergetaucht. Es ist der Morgen eines Tages, der eine schwere Entscheidung fordert, als Harrys Gedanken in die Vergangenheit zurück schweifen und er darüber nach denkt, was im Sommer nach seiner sechsten Klasse begann und warum er letztendlich untertauchte. Es war der Sommer in dem er wieder lernte zu leben. Doch es ist nicht nur eine Erinnerung an schöne Dinge. Es ist auch die Erinnerung an eine Verzweiflung, wie er sie so tief noch nie erlebt hat und seit her nie wieder erlebte.
 

~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~
 

Verloren
 

Seit nachts dein Atem über meine Haut geweht

und meine Hand dein Schoßgesträuch zerzaust,

seit ich die Stirn an deinem schlanken Hals gekühlt

und du mit deinem Haar ein Nest mir baust,
 

bin ich verloren, verloren,

bin ich verloren an dich,

für diese Welt verloren.
 

Seit ich den Schierlingsbecher von dir nahm und trank,

seit ich den letzten Tropfen aufgeleckt,

seit ich zuletzt noch zitternd deinen Namen rief

und mich die kalte Erde zugedeckt,
 

bin ich verloren, verloren,

bin ich verloren an dich,

für diese Welt verloren.

(Subway to Sally, Verloren)
 

~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~
 

Ich beobachte die Sonne, seit sie angefangen hat langsam über den Kronen der Bäume auf zu tauchen. Es gibt Tage, da scheint diese Zeit nicht vergehen zu wollen. Meistens sind es die Tage nach den Nächten, die ich allein in unserem Bett verbracht habe. Es gibt davon in letzter Zeit sehr viele.
 

Doch heute ist keiner dieser Tage. Normalerweise stehe ich nicht vor ihm auf, wenn er die Nacht bei mir verbringen konnte. Doch ich habe die Veränderung gespürt, die in der Welt vor sich geht. Die Zeit ist gekommen. Und ich weiß nicht, ob ich darüber froh oder traurig sein soll.

Er vermeidet dieses Thema. Ich weiß, dass es ihm unangenehm ist, darüber zu sprechen. Am liebsten würde er mich auch weiterhin vor dem Krieg hier verstecken, so wie die letzten vier Jahre. Ich habe nichts gegen dieses Anwesen. Es stört mich auch nicht, es nicht verlassen zu können. Abwechslung gibt es genug. Viele haben ihre Kinder vor dem Krieg hier in Sicherheit gebracht. So wird es nie langweilig. Doch ich weiß, dass die Zeit gekommen ist, alles zu beenden.
 

Wie jeden Morgen, wenn ich die Bahn der Sonne beobachte, schweifen meine Gedanken in die Vergangenheit. Zu dem Sommer, in dem alles begann.
 

.~*°*~.~*°*~.~*°*~. Flash Back .~*°*~.~*°*~.~*°*~.
 

Es war der Sommer nach meinem sechsten Jahr. Mein Onkel sah in diesem Jahr keinen Grund mehr, mich zu verschonen, waren doch meine beiden Paten nun tot. Und aus diesem Grund sah ich auch nicht ein, warum ich mich gegen meinen Onkel noch hätte wehren sollen. Letztendlich wäre es egal, wer mich um brachte. Tod war Tod.
 

Nun, eigentlich nahm es zehn Jahre früher seinen Anfang, doch dort an zu setzten wäre zu weit ausgeholt. Und die Jahre, die da zwischen liegen sind im Grunde nicht von Belang. Jedenfalls nicht für diese Geschichte.
 

Es war heiß in diesem Sommer. Noch viel heißer als zwei Jahre zuvor, als die Hitze von den Dementoren vertrieben worden war. Dennoch war ich im Garten und arbeitete. Vernon hielt es für nötig, dass die Hecke geschnitten wurde und das Unkraut aus dem Blumenbeeten entfernt wurde. Und zwar in der Hitze der Mittagssonne. Er hatte mir verboten vor vier Uhr ins Haus zu kommen.
 

Wie schon gesagt sah ich keinen Grund, mich gegen ihn auf zu lehnen. Noch dazu, nach dem er am Abend vorher jegliche Kontrolle verloren hatte. So trug ich nun, trotz der Hitze, einen von Dudleys alten Pullovern. Natürlich war dies auch mit dem Vorteil verbunden, dass ich mir keinen Sonnenbrand holen würde.
 

„Jay?“
 

Die überraschte und ungläubige Stimme riss mich aus meiner Trance, in die ich während der Arbeit verfallen war und die mich davon abhielt über irgendetwas nach zu denken. Obwohl es zehn Jahr her war, musste ich mich nicht einmal umdrehen, um zu wissen wer dort stand.
 

Ein Lächeln legte sich auf mein Gesicht, als ich mich umdrehte. „Tom!“ Als ich den Namen aussprach, stutzte ich einen Moment. Der Mann, der mir nach dem Leben trachtete hieß ebenfalls Tom. Doch vor mir stand ein Muggel. Kein Grund also für falsche Hoffnungen.
 

„Ich hatte erwartet, dass du deine Verwandten längst verlassen hast!“ stellte der junge Mann vor mir fest. Ich dachte, ich würde es mir einbilden. Er schien um keinen Tag gealtert zu sein. Aus meinen Erinnerungen hatte ich ihn immer auf Mitte Zwanzig geschätzt. Aber ich sagte mir, dass es einfach die fehlerhafte Erinnerung meines siebenjährigen Selbst sein musste, die mir einen Streich spielte.
 

Ich lächelte, denn ich war wirklich froh, ihn wieder zu sehen. „Und ich dachte, du wärst im Ausland!“
 

„Ich bin vor wenigen Tagen zurück gekehrt“, erklärte mir Tom. Ich sah die Sorge in seinen Augen. Und ich wusste, dass diese Sorge berechtigt war. Schon zehn Jahre zuvor war ich körperlich in einem schrecklichen Zustand gewesen, als ich Tom begegnet war. Er schien ein Talent dafür zu besitzen, mir genau dann über den Weg zu laufen, wenn mein Onkel zuvor die Kontrolle verloren hatte und ich das hatte spüren dürfen.
 

„Wohnst du wieder hier?“ wollte ich wissen. Alle Gedanken an die schrecklichen letzten zwei Jahre waren mit einem Mal verschwunden.
 

„Zu meinem Glück waren die Mieter meines Hauses der Meinung, nach Australien ziehen zu wollen“, meinte Tom. „Kannst du dich noch an mein Haus erinnern?“
 

Ich nickte. Diese eine Woche damals hatte sich mir ins Gedächtnis gebrannt. Es war die schönste Woche meines Lebens gewesen bis zu dem Moment in dem ich von Hogwarts erfuhr.
 

„Freak! Du sollst arbeiten und nicht faulenzen!“
 

Erschrocken drehte ich mich zum Haus um, als die wütende Stimme meines Onkels erklang. Dieser trat gerade aus dem Haus. Tom schien er zu übersehen. Seine wütend funkelnden Augen hatten sich auf mich gerichtet.
 

„Hallo, Dursley!“ Toms Stimme war unangenehm kalt.
 

Ich hatte damals nicht mitbekommen, was zwischen Vernon und Tom vorgefallen war. Tom hatte das alles weit von mir fern gehalten, und mein Onkel hatte sich nie getraut darüber zu sprechen. Doch es schienen sehr unangenehme Erinnerungen für Vernon zu sein, denn er zuckte erschrocken zusammen und wurde bleich. So erschrocken hatte ich ihn nicht einmal erlebt, als ich ihm eröffnet hatte, dass mein Pate ein gesuchter Massenmörder war und mit Freuden dem Ligusterweg einmal einen Besuch abstatten würde.
 

„Sie?“ So hoch war Vernons Stimme noch nie gewesen.
 

„Sie haben doch sicher nichts dagegen, wenn ich mit ihrem Neffen jetzt einen Ausflug nach London mache?“ Es war ein gut verpackter Befehl und ich hatte das Gefühl, Tom hatte Übung darin, Befehle zu geben.
 

Mein Onkel schüttelte nur den Kopf.
 

In diesem Moment wurde mir klar, dass der Sommer vielleicht doch noch schön werden würde. Und ich beschloss den letzten Sommer meines Lebens zu genießen. Denn ich war damals der festen Überzeugung das nächste Jahr nicht zu überleben. Immerhin war ein Mann hinter mir her, der seit Jahrzehnten die schwarze Magie studierte und anscheinend der Meinung war, bei seiner Welteroberung sei ich ihm am meisten im Weg. Und was sollte ich, der ich noch nicht einmal die Grundausbildung der Magie abgeschlossen hatte, gegen einen so starken Schwarzmagier schon ausrichten? Es war mir schon immer ein Rätsel gewesen, wie Dumbledore die Menschen davon hatte überzeugen können, dass ich dazu in der Lage war ihn zu besiegen.
 

„Jay?“ riss Tom mich aus meinen Gedanken. „Hättest du etwas dagegen, mich nach London zu begleiten?“
 

„Natürlich nicht!“ meinte ich erfreut.
 

„Dann geh dich umziehen. Ich warte hier!“ sagte Tom lächelnd.
 

Ich sah an mir herunter. Die Hogwartssachen konnte ich schlecht anziehen. Und etwas besseres als das, was ich an hatte, besaß ich ansonsten nicht wirklich. Zweifelnd sah ich zu Tom: „Ich hab nichts besseres, als das hier.“ Irgendwie machte mich dieser Umstand nervös. Ich schämte mich vor Tom dafür, nichts besseres zu besitzen, obwohl es mir sonst nichts aus machte.
 

Erneut traf ein kalter Blick Toms meinen Onkel. Mittlerweile weiß ich, dass dieser Tag für meinen Onkel nicht ohne Folgen blieb, auch wenn diese Folgen erst einige Monate später kamen.
 

„Ich kenne in London ein paar sehr gute Geschäfte, in denen wir dein Garderobe auffüllen können“, meinte Tom, ohne dass er den Schock ganz aus seiner Stimme verbannen konnte.
 

„Ohne Geld?“ gab ich zu bedenken.
 

„Ich werde es einstweilen auslegen“, entgegnete Tom und fuhr, noch bevor ich widersprechen konnte, fort: „Dein Onkel wird es mir mit Sicherheit heute Abend zurück zahlen. Oder irre ich mich da?“
 

Wieder war es eindeutig ein Befehl, gegen den mein Onkel sich nicht aufzulehnen vermochte. Es erschreckte mich etwas, dass die Macht, die Tom über Vernon hatte, mich mit Genugtuung erfüllte.
 

Tom nickte zufrieden. „Dann sollten wir aufbrechen, Jay. Mein Auto steht dort vorn!“
 

Mit einem Grinsen verließ ich den Garten der Nr. 4 und ließ mich von Tom zu einem kleinen Wagen führen. Er hielt mir die Beifahrertür auf, wartete bis ich eingestiegen war, schloss meine Tür und umrundete den Wagen, um auf dem Fahrersitz platz zu nehmen. Es war ungewohnt, so zuvorkommend behandelt zu werden von jemandem, der dabei keinerlei Hintergedanken wegen meiner Berühmtheit hegte. Allerdings war es auch eine sehr angenehme Erfahrung.
 

Die ersten Minuten während der Fahrt schwiegen wir. Es war eine unangenehme Stille, doch ich hatte keine Ahnung, worüber ich mit Tom reden sollte. Schließlich wusste ich kaum etwas über ihn. Mit sieben hatte man andere Dinge im Kopf, als seinen Retter über dessen Leben aus zu fragen.
 

Tom unterbrach letztendlich die Stille, als wir Surrey verließen: „Was hast du in den letzten Jahren getrieben?“
 

„Die Tage abgezählt, die es noch sind, bis ich meine Verwandten verlassen kann“, scherzte ich. Ich konnte ihm schlecht erzählen, was in den letzten sechs Jahren geschehen war. Sehr gern hätte ich mit jemandem darüber gesprochen. Doch er war ein Muggel. „Hauptsächlich habe ich mich auf die Schule konzentriert“, fügte ich dann ernst hinzu.
 

„Auf was für eine Schule gehst du?“ wollte Tom wissen.
 

Falsche Frage, entschied ich. Es war eine dumme Situation in der ich mich befand. Ich wollte Tom nicht belügen. Doch ich konnte ihm schlecht die Wahrheit sagen. „Es ist ein Internat in Schottland. Die Lehrer dort fordern ziemlich fiel. Trotzdem ist es mehr mein zu hause als der Ligusterweg.“
 

„Deine Verwandten bezahlen dir ein Internat?“ fragte Tom überrascht.
 

Ich schnaubte. „Auf diese Idee würden sie nie kommen. Meine Eltern haben bereits vor ihrem Tod das Schulgeld bezahlt und dafür gesorgt, dass ich auch an Geld komme, wenn ich noch nicht volljährig bin. Doch dieses Geld reicht nur für die Schulsachen. Allerdings fällt es mir nicht schwer auf die anderen Dinge zu verzichten!“
 

Tom runzelte die Stirn: „Warum wohnst du nicht das ganze Jahr in diesem Internat? Ich kann mir kaum vorstellen, dass du freiwillig zu deinen Verwandten gehst!“
 

„Das Jugendamt glaubt es ginge mir bei meinen Verwandten gut. Kein Grund also, nicht zu meinen Erziehungsberechtigten zurück zu kehren. Aber nach diesen Sommerferien werde ich den Ligusterweg das letzte Mal verlassen. Außerdem – würde ich nicht mehr hier wohnen, hätten wir uns nicht wieder getroffen!“
 

Auf diese Aussage musste Tom lachen. Und ich stellte fest, dass ich dieses Lachen mochte. Doch ich dachte nicht näher darüber nach. Dafür wuchs das schlechte Gewissen, ihm nicht die Wahrheit sagen zu können.
 

„Und wo warst du die letzten Jahre?“
 

Diese Frage ließ sein Lachen verstummen. Ernst antwortete er: „Es ist ein kleines Land. Du wirst es kaum kennen. Zumal es in der internationalen Politik wenig Bedeutung hat. Dort herrscht so etwas in der Art wie Bürgerkrieg. Eine Gruppe von Menschen wird seit Jahrzehnten unterdrückt und versucht nun schon eine Weile sich aus der Unterdrückung zu befreien. Ich helfe ihnen dabei. Zumindest versuche ich es. Aber unsere Bemühungen tragen nicht wirklich Früchte.“
 

Ein Bürgerkrieg. Irgendwie erinnerte mich das an die magische Welt. Auch dort herrschte Bürgerkrieg. Trotzdem wusste ich nicht, was ich Tom sagen konnte. Im England der Muggel war alles friedlich. Ich konnte schlecht sagen, dass ich Tom verstand. Obwohl ich es sehr gut tat.
 

„Warum werden diese Menschen unterdrückt?“ fragte ich schließlich.
 

Tom schwieg und ein Blick zu ihm zeigte mir, dass er nach dachte. Nach einer schieren Ewigkeit antwortete er: „Ich weiß es nicht so genau. Ich glaube, weil sie den anderen fremd sind, haben die anderen Angst vor ihnen. Aber ich verstehe es nicht. Wirklich nicht.“
 

„Wenn du die eine Seite nicht verstehst, warum stellst du dich dann auf die Andere?“ wollte ich wissen und sprach damit eigentlich die Frage aus, die mich seit einigen Monaten beschäftigte. Ich wusste nicht mit Sicherheit, dass das, was Dumbledore mir erzählte, der Wahrheit entsprach. Doch für mich gab es viele Gründe gegen Voldemort zu kämpfen. Der Tod meiner Eltern, Cedric, Sirius und seit kurzer Zeit auch Remus.
 

„Weil die Menschen, für die ich kämpfe ungerecht behandelt werden. Ohne Grund werden sie gejagt und verhaftet. Ich will dem ein Ende setzen. Ich habe es mit Verhandlungen versucht. Doch ich fand niemanden, der mir zu hören wollte“, erklärte Tom.
 

„Das hört sich an, als hättest du irgendeine wichtige Stellung bei der ganzen Sache!“ stellte ich fest.
 

Tom nickte. „Im Laufe der Jahre wurde ich zum Anführer der Untergrundorganisation, die ich einst mit begründet habe.“
 

„Und dann lässt du deine Leute einfach allein?“ fragte ich verwirrt. Mir wurde übel, als ich an meine Freunde dachte. Sie waren in ständiger Gefahr, während ich hier in der Muggelwelt in Sicherheit war. Mir wurde nicht einmal die Möglichkeit gegeben sie zu schützen.
 

„Die letzten Jahre waren schlimm. Ich habe viele enge Freunde verloren. Es war an der Zeit, eine Auszeit zu nehmen. Ich hätte sonst den Verstand verloren!“ entgegnete Tom.
 

In diesem Punkt konnte ich ihn verstehen. Die acht Wochen, die ich jedes Jahr weit weg von den Problemen der magischen Welt verbrachte, waren vermutlich der Grund, warum ich noch nicht vollends den Verstand verloren hatte. Ob hier oder dort – es war beides die Hölle. Doch es unterschied sich grundlegend. Weshalb auch immer, doch dieser Unterschied half mir, bei Verstand zu bleiben.
 

„Was planst du für die Zukunft?“ Tom wechselte so abrupt das Thema, dass ich fast unüberlegt geantwortet hätte.
 

Ich hatte mir über meine Zukunft seit Cedircs Tod keine Gedanken mehr gemacht. In der Nacht auf dem Friedhof war mir klar geworden, dass mich mein Glück im Kampf gegen Voldemort irgendwann verlassen würde. Und dann würde ich sterben. Warum also sollte ich mir unnötige Gedanken über eine Zukunft machen, die ich nicht besaß?
 

„Ich habe noch keine Ahnung“, stellte ich fest, nachdem ich mich gefasst hatte.
 

„Hast du deine Pläne von damals aufgegeben?“ fragte Tom traurig.

Ich sah ihn an. Dass er sich daran noch erinnern konnte, hatte ich nicht erwartet. Meine Pläne von damals. Ich hatte mir einen Beruf suchen wollen, in dem ich so viel verdiente, dass ich jedem Kind auf dieser Welt, dem es ähnlich ging wie mir, ein besseres Leben bieten konnte. Der irr witzige Gedanke eines Siebenjährigen.
 

Ich zuckte mit den Schultern. Dabei merkte ich zu spät, wie ich murmelte: „Wahrscheinlich werde ich nicht einmal die Gelegenheit haben einen Beruf zu erlernen. Es wäre ein Wunder, wenn ich das nächste Jahr überlebe!“
 

Tom hielt den Wagen so abrupt an, dass ich mich erschrocken am Griff der Tür fest hielt. Er sah mich mit einem solchen Entsetzen in den Augen an, dass ich das erste Mal Zweifel bekam, ob es richtig war, meinen Tod einfach so hin zu nehmen. Und ausgerechnet ein Muggel, der von all den Dingen keine Ahnung hatte, weckte in mir dieses Gefühl. Absurd.
 

„Was willst du damit sagen?“ fragte er leise und tonlos.
 

Ich schwieg. Wie sollte ich ihm das auch erklären?
 

„Jay?“ fragte er eindringlich.
 

Ich sah ihn nicht an, denn hätte ich das getan, wäre alles aus mir heraus gesprudelt. Es fiel mir immer schwerer ihm nicht die Wahrheit zu erzählen. Schließlich – Tom war inzwischen weiter gefahren, da er mitten auf der Straße gestanden hatte – antwortete ich: „Ich bin krank.“ Es war die einfachste Lösung und nicht einmal so falsch. Der Fluch der auf mir lastete, gekennzeichnet durch die Narbe, die ich noch bis vor wenigen Wochen auf meiner Stirn getragen hatte, war wie eine tödlich Krankheit. Schleichend und doch unausweichlich brachte er mir den Tod.
 

Diese Aussage brachte Tom jedoch dazu, den Wagen fast wieder so abrupt an zu halten. Das laute Hupen des Fahrzeugs hinter uns, ließ ihn jedoch weiter fahren. Aus dem Augenwinkel musterte ich ihn. Er war bleich.
 

„Was ... was ist das für eine Krankheit?“ fragte er schließlich.
 

„Müssen wir darüber reden?“ wisperte ich. „Sie ist tödlich und unheilbar. Darüber zu reden ändert nichts. Und vielleicht kann ich den letzten Sommer meines Lebens ja doch noch genießen!“
 

Tom erwiderte darauf nichts, doch er kam meiner Bitte nach. Wir sprachen danach weder über meine 'Krankheit' noch über die Dinge, die Tom im Ausland erlebt hatte. Es gab genug andere Dinge, über die wir uns unterhalten konnten. Je mehr Zeit wir miteinander verbrachten, desto deutlicher wurde, wie ähnlich wir uns in vielen Dingen waren. Gleichzeitig gab es aber auch viele Dinge, in denen unsere Meinungen aus einander gingen und über die wir Stunden diskutieren konnten.
 

~~~
 

Die folgenden Wochen waren wunderschön und vergingen viel zu schnell. Tom holte mich jeden Morgen bei den Dursleys ab. Diese gingen mir, seit er aufgetaucht war, so gut es ging aus dem Weg. Ich störte mich nicht daran, zumal ich die meiste Zeit sowieso nicht im Haus war.
 

Nur eine Sache irritierte mich. Ich hatte es wieder nicht mitbekommen, doch Tom schien meinem Onkel mächtig Ärger bereitet zu haben. Noch während unseres ersten Ausflugs nach London hatte Tom die Spuren von Vernons Prügelattacke gesehen. Auch, dass ich in der Woche bei meinen Verwandten nicht wirklich etwas zu essen bekommen hatte, war Tom wohl noch an diesem Tag bewusst geworden. Ich weiß nicht, was er mit meinem Onkel angestellt hat, doch Vernon vermied es gewissenhaft mir oder Tom bis zum Ende der Ferien noch einmal über den Weg zu laufen.
 

Fast jeden Tag waren Tom und ich auf Achse. Wir machten London unsicher, besuchten den Zoo, waren im Wachsfigurenkabinet, sahen uns die Kronjuwelen an, waren im Theater und Kino. Ich glaube, während dieser Wochen sah ich alle Sehenswürdigkeiten vom London der Muggel. Es war so, wie ich mir einen Urlaub vorstellte. Und als das sehe ich diese Wochen noch immer. Mein erster Urlaub. Und diesen verbrachte ich mit einem Mann, in den ich mich in dieser Zeit langsam verliebte.
 

Abends saßen wir oft zusammen im Wohnzimmer von Toms Haus, sahen fern, lasen oder unterhielten uns einfach nur. Ich genoss es, wenn er mich in den Arm nahm, was er mit der Zeit immer öfter tat. Irgendwann wurde es zur Gewohnheit, dass ich abends an ihn gelehnt saß, halb in seiner Umarmung.
 

Ich genoss diese Moment und auch die Gefühle, die ich für Tom entwickelte, ohne ihm jedoch etwas davon zu sagen. Ich wusste, dass wir uns am Morgen des ersten September für immer verabschieden müssten. Wenn er nichts von meinen Gefühlen wusste und ich nichts von seinen eventuell vorhandenen, dann wäre dieser Moment für uns beide weniger schmerzhaft. Doch es sollte alles anders kommen.
 

~~~
 

Der 31. August kam viel zu schnell. Obwohl wir so viel erlebt hatten, fühlte ich mich, als sei ich Tom erst vor wenigen Tagen begegnet. Der Gedanke, nach Hogwarts zurück kehren zu müssen und Tom nie wieder zu sehen war fast unerträglich.
 

Wir hatten an diesem Tag nichts unternommen. Den ganzen Tag hatten wir im Wohnzimmer gesessen und waren jeder in unseren eigenen Gedanken versunken gewesen. Es schien mir, als wolle Tom den Abschied, genauso wie ich, hinauszögern.
 

Meine Erinnerungen an diesen Abend und die Nacht sind sehr verschwommen. Es ist seltsam. Sicherlich hätte ich die Erinnerung in ein Denkarium legen könne um sie mir an zu sehen, um mir wieder alles ins Gedächtnis zu rufen. Doch ich verspüre nicht das Bedürfnis danach. Ich weiß nicht einmal mehr zu sagen, wie es zu unserem ersten Kuss gekommen ist. Dabei erinnere ich mich an so vieles aus dem Sommer, als wäre es erst gestern gewesen.
 

Ich hatte mir immer vorgestellt, dass die Erinnerung an mein ersten Mal nie verblassen würde. Vielleicht liegt es an den Ereignissen, die mich in den folgenden Wochen gefangen hielten. Die Dinge, die nur wenige Stunden später begannen ihren Lauf zu nehmen. Nur die Gefühle der vollkommenen Zufriedenheit und des Glücks haben sich mir eingebrannt.
 

Und die Worte, mit denen Tom mich am Morgen des ersten September weckte: „Ich liebe dich, Jay!“
 

Ich erwiderte darauf nichts. Heute bereue ich das. Ich hätte diese Worte zurück geben können und vielleicht hätte das einiges verhindert. Stattdessen blieb ich stumm, vergrub mein Gesicht in seiner Brust und weinte stumme Tränen. Ich war mir damals so sicher wie heute, dass ich niemals eine Person finden würde, die ich so lieben konnte, wie Tom. Doch mein Tod schwebte mir vor Augen und ich war mir sicher, ihn nie wieder zu sehen. Um so niederschmetternder war es, diesen Satz zu hören, denn nun wusste ich, dass mein Tod Tom in tiefster Trauer zurück lassen würde. Und ich wollte nicht, dass irgendwer um mich trauern würde.
 

Zu meinem Glück hatte ich meine Sachen schon zwei Abende zuvor gepackt, so dass wir nur den Koffer bei den Dursleys abholen brauchten. Ich legte den Schlüssel, den sie mir für diese Ferien nach einem bösen Blick von Tom gegeben hatte, auf den Küchentisch und verließ den Ligusterweg Nr. 4 zum letzten Mal, ohne mich vorher zu verabschieden.
 

Seit wir aufgestanden waren, war zwischen Tom und mir kein Wort gefallen. Der nahende Abschied betrübte uns beide. Auf der Fahrt zum Bahnhof kam mir immer wieder der Gedanke, nicht nach Hogwarts zurück zu kehren. Dieser lächerliche Krieg würde auch ohne mich weiter gehen. Und er würde auch ohne mich irgendwann entschieden werden. Mir war es mittlerweile egal, für welche Seite. Einmal wollte ich mein Leben selbst bestimmen. - Doch ich schaffte es nicht, mich dazu durch zu ringen.
 

So standen wir letztendlich vor dem Bahnhof. Ich lehnte an Tom, er hatte seine Arme um mich geschlagen. Mein Koffer stand neben uns auf einem Wagen. Hedwig hatte ich nach Hogwarts vor geschickt, der Käfig war im Ligusterweg geblieben.
 

„Ich sollte jetzt gehen“, meinte ich leise, auch wenn es genau das Gegenteil von dem war, was ich wollte.
 

„Ich bring dich noch zum Gleis!“ sagte Tom ebenso leise.
 

Ich schüttelte den Kopf, ohne mich von ihm zu trennen. Zum einen war es unmöglich einen Muggel mit auf das Gleis 9¾ zu bringen, zum anderen wusste ich, sollte Tom mit kommen, würde ich mich erst recht nicht von ihm trennen können.
 

Schließlich murmelte ich: „Der Zug nach Hogwarts fährt auf einem gesonderten Gleis. Am ersten September dürfen das nur die Schüler betreten.“
 

„Hogwarts?“ fragte Tom geschockt.
 

„So heißt mein Internat!“ erklärte ich. Ich deute seine Frage falsch. Das machte mir sein nächster Satz nur all zu deutlich.
 

„Du bist ein Magier?“ hackte Tom nach.
 

Schock durchflutete mich. Ich sah ihn aus großen Augen an. Er sah mindestens genauso erschrocken zurück, wie ich mich fühlte. Tom war kein Muggel. Mein Tom war ein Zauberer. Das bedeutete, ich könnte mit ihm zusammen bleiben.
 

Doch dann traf mich die Erkenntnis. Das Gespräch im Auto. Damals, am Tag unserer ersten Begegnung in diesem Sommer. Meine Assoziation zu seinem Namen. Das, was er über den Bürgerkrieg erzählt hatte. Welche Stellung er inne hatte.
 

Ich wich einen Schritt zurück, dann einen weiteren.
 

„Jay?“ Tom sah mich verwirrt an.
 

„Voldemort!“ hauchte ich tonlos.
 

Tom zuckte wie unter einem Peitschenhieb zusammen. Ich sah darin die Bestätigung.
 

„Lügner!“ zischte ich. Das Bild, dass sich in meinem Kopf fest setzte, war eindeutig. Es war alles ein abgekartetes Spiel. Eine Falle, in die ich fast getappt wäre. Der Mann vor mir hatte sich mein Vertrauen erschleichen wollen, um endlich das zu vollbringen, was er schon sechzehn Jahre zuvor versucht hatte. Und ich HATTE ihm vertraut. Ich wäre beinahe auf ihn herein gefallen.
 

Das war das, was ich in diesem Moment glaubte. Ich übersah dabei eine ganze Reihe von Ungereimtheiten. Doch das Chaos an Gefühlen, welches in mir tobte, ließ mich sie ignorieren. Ich war enttäuscht, verletzt, entsetzt, wütend auf ihn, zornig auf mich. Und mein Herz fühlte sich an, als würde es zerrissen werden. Nur mit Mühe und Not und weil ich viel Übung darin hatte, konnte ich meine Tränen zurück halten.
 

„Was?“ Tom war immer noch verwirrt, hatte nicht begriffen, wer ich war. Doch in meiner Wut und meinem Schmerz übersah ich es.
 

„Das war alles nur ein verdammter Trick“, knurrte ich. Ich wagte nicht, laut zu sprechen. Es waren viel zu viele Muggel um uns herum. „Ein Trick, um mich endlich zu töten, ja? Um das große Hindernis auf deinem Weg zur Macht – den Jungen der lebt – endlich zu beseitigen, Voldemort!“
 

„Harry Potter!“ Entsetzten sprach aus seiner Stimme und seinem Blick, doch wieder übersah ich es.
 

„Das nächste Mal sehen wir uns auf dem Schlachtfeld“, zischte ich. „Und dann werde ich meine Eltern und meine Paten rächen!“ Ich drehte mich um, schnappte mir den Wagen mit meinem Koffer und wollte in der Masse verschwinden.
 

Doch Tom hielt mich am Arm fest. „Warte! Ich wusste nicht ...“
 

„Lass. Mich. Los!“ knurrte ich. Mir war bewusst, dass die Auroren uns längst bemerkt hatten. Ein Wort, eine Geste, und sie würden ihn ergreifen. Doch etwas hielt mich zurück. Ich schob es auf die Muggel um uns herum, verschloss die Augen vor der Wahrheit.
 

„Hör mir zu!“ meinte Tom leise, aber eindringlich.
 

„Vergiss es!“ Ich riss mich los und rannte.
 

„Jay!“ rief er mir hinter her.
 

Doch ich beachtete es nicht. Stattdessen lief ich weiter, schenkte den Muggeln keine Beachtung. Nicht einmal, als ich die Absperrung zu Gleis 9¾ durchquerte, achtete ich darauf, ob mich irgendwer dabei beobachtete. Ich wollte nur noch weg.
 

Ich war spät dran. Das Gleis war überfüllt, doch im Zug war bisher kaum jemand. Alle standen auf dem Bahnsteig und verabschiedeten sich von ihren Eltern. Ich beachtete auch hier niemanden, bahnte mir mit verbissener Miene einen Weg zum Zug und suchte mir ein leeres Abteil. Ich verschloss es mit allen mir bekannten Zaubern, zog die Vorhänge zu und brach in Tränen aus.
 

Ich fühlte mich ähnlich verloren wie nach meinem elften Geburtstag. Meine Welt lag in Scherben, ohne dass ich begriff wieso. Ich fühlte mich betrogen. Ich war der festen Überzeugung, man hatte mich erneut hinters Licht geführt. Ich spürte einen Schmerz tief in mir, den ich so stark noch verspürt hatte. Selbst nach Sirius und Remus Tod war die Verzweiflung einfacher zu ertragen gewesen.
 

Ich weinte die ganze Zugfahrt über. Es gab nichts, das meinen Tränen und meiner Verzweiflung Einhalt gebieten konnte. Niemand versuchte in mein Abteil zu kommen, worüber ich sehr froh war. Ich wollte niemanden sehen. Ich war in diesem Moment schwach und ich hatte noch nie jemandem meine Schwäche gezeigt. Ich war ihrer aller Hoffnung, ich durfte keine Schwäche besitzen.
 

Es war das erste Mal, dass ich über den gesonderten Unterricht, den ich während der sechsten Klasse erhalten hatte, froh war. Es gab niemanden an dieser Schule, der meine Zauber lösen konnte. Schließlich musste ich gegen den gefürchtetsten Schwarzmagier meiner Zeit antreten. - Gegen den Mann, den ich liebte.
 

Immer wieder kam mir während der Zugfahrt dieser Gedanke. Und er stürzte mich mit jedem Mal weiter in die Verzweiflung. So oft ich mir auch vor Augen hielt, dass er meine Eltern umgebracht hatte, dass er Schuld am Tod meiner Paten war, ich konnte nichts gegen meine Gefühle für ihn tun. Und mir wurde klar, dass ich ihn kaum würde töten können. Ich war und bin ein Mensch, der alle Personen mit seinem Leben beschützt, die er liebt. Deshalb war es mir unmöglich einer geliebten Person den Tod zu bringen.
 

Während der Zugfahrt wurde mir nur all zu klar, dass das Ziel, von dem ich glaubte Tom hätte es, erreicht war, sollten meine Gefühle sich nicht sehr schnell wieder ändern. Und ich wusste, dass sie das nicht tun würden. So sehr ich Tom auch für den Sommer hassen wollte, er hatte mir etwas gegeben, dass mir bis dahin nur Sirius und Remus in geringem Maße hatte geben können. Er hatte mich als den Menschen akzeptiert, der ich war. Und selbst wenn es alles nur eine Lüge war, hatte es mir für diese Zeit ein wenig Lebensfreude zurück gegeben.
 

~~~
 

Das Festessen und die ersten zwei Schultage zogen an mir vorbei, ohne dass ich wahrnahm, was geschah. Bereits auf der Zugfahrt war ich in ein altes Verhaltensmuster zurück gefallen, welches ich mir nach Sirius Tod für kurze Zeit angewöhnt hatte.
 

Schon während der Grundschule hatte ich gelernt, dass körperliche Schmerzen durchaus – hilfreich sein konnten. Und zwar genau dann, wenn der seelische Schmerz überhand nahm. Während meiner Zeit in der Grundschule war ich zeitweise wirklich froh über die Schläge meines Onkels gewesen, denn sie drängten den seelischen Schmerz zurück, den das Verhalten meiner Klassenkameraden zurück ließ.
 

Nach Sirius Tod hatte ich angefangen, mir selbst Schmerzen zu zufügen, um der Trauer und Verzweiflung Herr zu werden. Im Ligusterweg hatte ich mir Rasieklingen von Vernon geklaut. In Hogwarts hatte ich sie mir einfach herbei gezaubert. Damals wie Heute ist es mir unheimlich, wie beruhigend der Schmerz war, wenn ich mir in die Arme schnitt.
 

Am Anfang der sechsten Klasse war es Remus, der mich davon abbrachte. Er legte letztendlich sogar einen Bann auf mich, der alle scharfen Gegenstände von mir fern hielt. Wir redeten viel über Sirius. Und irgendwann war das Verlangen, mir selbst Schmerzen zuzufügen, verschwunden.
 

Im Zug war dieses Verlangen mit einer Wucht zurück gekehrt, der ich gerade in diesem Moment nichts entgegen zu setzten hatte. Obwohl ich mich dafür hasste, fing ich wieder an mich zu ritzen. Und für den Moment, in dem ich es tat, was es ungemein wohltuend. Einmal damit begonnen konnte ich nicht davon ablassen, es immer wieder zu tun.
 

Am Mittwoch, dem dritten Tag in Hogwarts, wurde ich aus der Lethargie gerissen, in die ich versunken war. Ich hatte mir bis dahin nicht wirklich Gedanken über all die Dinge gemacht, die ich glaubte zu wissen. Stattdessen hatte ich mich einfach in meinem Schmerz treiben lassen. Es war Severus, der mich in die Realität zurück katapultierte.
 

Nach der Doppelstunde Zaubertränke hielt er mich zurück. Es kümmerte mich nicht. Mechanisch hatte ich mitgearbeitet und bei meinem Trank vermutlich irgendetwas falsch gemacht, weswegen er mich jetzt zurecht stutzen wollte. Mit diesen Worten beruhigte ich Ron und schickte ihn schon einmal vor die Tür, wo er mit Hermine auf mich wartete.
 

„Potter!“ Severus Stimme war so kalt wie immer, doch es interessierte mich nicht. „Ich soll Ihnen ausrichten, dass Sie ihn über mich erreichen, sollten Sie sich doch noch dazu durchringen ihm die Chance für eine Erklärung zu geben!“
 

Ein einziger Satz, der mich vollkommen aus dem Konzept brachte. Zum einen, weil es endgültig bewies, auf wessen Seite unser Tränkemeister stand und zum anderen, weil ich diesen Schritt von Tom nicht erwartet hatte. Ich war so verwirrt, dass ich noch einige Minuten im Klassenzimmer stand, nachdem Severus es schon längst verlassen hatte.
 

Als ich zu Ron und Hermine nach draußen trat, wollten diese natürlich sofort wissen, was los war, doch ich schüttelte nur den Kopf und lief schweigend mit ihnen zum nächsten Unterricht. An meinem Verhalten im Unterricht und meinen Freunden gegenüber änderte sich nichts. Dafür hatten meine Gedanken jedoch eine neue Richtung eingeschlagen. Ich fing an über die gemeinsame Zeit mit Tom nach zu denken. Und mit einem Mal fielen mir Dinge auf, die absolut nicht zu dem passten, was ich die letzten drei Tage angenommen hatte.
 

Anfangen tat dies schon bei der ersten Begegnung mit Tom, zehn Jahre zuvor. In der Woche, als ich bei ihm gewohnt hatte, war Tom, laut dem, was Dumbledore mir erzählt hatte, körperlos gewesen. Ich hätte ihm also gar nicht begegnen können, wenn dem wirklich so gewesen wäre. Dieser Punkt sprach nicht für Tom, aber ganz eindeutig gegen Dumbledore. Es war ein weiterer Punkt auf einer langen Liste von Argumenten, die ich bereits gegen Dumbledore zusammen getragen hatte. Es war nicht die erste Lüge von ihm, die ich aufdeckte, und ich war mir sicher, es würde nicht die letzte bleiben.
 

Dann war da die Tatsache, dass ich Tom wirklich nie meinen Namen gesagt hatte. Als ich sieben war, hatte ich mich mit Jay vorgestellt. Es war damals mein Weg gewesen, gelegentlich aus der Realität zu fliehen. Ich gab mir einen anderen Name und stellte mir vor, als Jay Eltern zu haben, die mich liebten, so wie mein Onkel und meine Tante Dudley liebte. Und die Begegnung mit Tom war mein erstes schönes Erlebnis. Automatisch verbannt ich dieses mit dem Namen Jay und stellte mich als dieser vor.
 

Tom hatte zwar mit Vernon und Petunia gesprochen, doch beide nannten mich nur Freak, oder Bastard in Vernons Fall, wenn er wütend war. Ich hatte sie nie meinen Name sagen hören. Also würden sie ihn wohl auch Tom gegenüber kaum verwandt haben. Zumal die Gespräche mit ihm nicht sehr angenehm gewesen sein können.
 

Seit Sirius Tod, als ich Voldemort das letzte Mal begegnet war, hatte ich mich stark verändert. Die Narbe auf meiner Stirn war verschwunden, worüber ich sehr froh war, denn so erkannte mich kaum noch jemand. Ich war ein beachtliches Stück gewachsen, meine Haare ließen sich seit geraumer Zeit bändigen und ich ließ sie wachsen. Das Training hatte sein Übriges getan, um aus dem schmächtigen Jungen einen stattlichen jungen Mann zu machen. Es bestand tatsächlich die Möglichkeit, dass er mich nicht erkannte hatte. Und daraus erschloss sich die Möglichkeit, dass alles, was im Sommer geschehen war, ernst gemeint war. Einschließlich der letzten Nacht und dem Geständnis am Morgen danach.
 

Diese ganzen Überlegungen führten jedoch nicht dazu, dass ich mich besser fühlte. Die Zweifel stiegen, gleichzeitig zur Sehnsucht. Ich wollte Tom wieder sehen und von ihm hören, dass er es ernst meinte, zugleich fürchtete ich, dass alles nur liebeskranke Hirngespinste waren.
 

Fast vier Wochen wälzte ich diese Gedanken hin und her. Mir war bewusst, dass Ron und Hermine sich mittlerweile furchtbare Sorgen machten. Dennoch schaffte ich es nicht, mich für irgendetwas zu entscheiden. Immer wieder wog ich ab, was ich wusste, versuchte zu einer Entscheidung zu kommen, jedoch erfolglos. Ich steckte an dem Punkt fest, an dem ich stand, ohne vor oder zurück zu kommen. Meine Verzweiflung stieg dadurch nur noch mehr an. Wem konnte ich noch trauen? Wer log mich nicht an? Hatte Tom die Wahrheit gesagt? Quälende Fragen, die ich mittlerweile nur noch ausschalten konnte, wenn ich zur Rasierklinge griff. Und mit jedem Mal hasste ich mich mehr dafür.
 

Hermine war es letztendlich, die mich zu einer Entscheidung brachte. An einem Freitagnachmittag zerrte sie mich in den Raum der Wünsche. Wie sie Ron abgeschüttelt hatte, weiß ich nicht, denn vor ihm hätte ich niemals darüber reden können. Er war der beste Freund, den man sich vorstellen konnte. Doch mit ihm über Liebeskummer zu sprechen war für mich schon immer unmöglich gewesen. Und wenn man dann auch noch bedachte, auf wen sich meine Verwirrtheit und mein Kummer bezog war es gleich noch einmal viel unmöglicher mit Ron zu sprechen.
 

„Ich werde dich nicht eher hier raus lassen, als dass du mir erzählt hast, was los ist, Harry!“ stellte Hermine fest. Der Raum, in dem wir uns befanden war klein. Es standen lediglich zwei Sessel darin. Ich saß in dem einen, Hermine in dem anderen.
 

Und ich schwieg.
 

„Harry!“ meinte Hermine verzweifelt. „So geht es doch nicht weiter. Irgendetwas bedrückt dich!“
 

Ich sah sie an. Dann seufzte ich. „Angenommen, du hättest mich am Ende der fünften Klasse das letzte Mal gesehen, würdest du mich jetzt wieder erkennen?“
 

„Natürlich!“ kam die Antwort von Hermine und ich sackte in mir zusammen. Doch sie fuhr fort: „Allerdings beziehst du dich mit der Frage wohl weniger auf mich. Jeder, der dich nicht so gut kennt, wie ich, würde dich wohl kaum wieder erkennen!“
 

„Meinst du?“ fragte ich leise.
 

„Du hast dich seit Sirius Tod sehr verändert. Und das nicht nur körperlich!“ stellte Hermine fest.
 

Ich zuckte mit den Schultern und fragte mich, ob ich ihr vom Sommer erzählen sollte. Bisher hatte ich mit Hermine immer über alles reden können und sie hatte immer zu mir gestanden.
 

„Ich habe im Sommer jemanden wieder getroffen“, begann ich leise. „Erinnerst du dich daran, dass ich dir von Tom erzählt habe?“
 

Hermine nickte. Es war noch gar nicht so lange her, dass ich ihr und Ron von meiner ersten Begegnung mit Tom erzählt hatte. Vielleicht ein dreiviertel Jahr, auf keinen Fall länger.
 

„Er war im Sommer wieder in Little Whinging!“ meinte ich.
 

„Hat er dir die neuen Sachen gekauft?“ wollte Hermine wissen, als ich nicht weiter sprach.
 

Ich nickte: „Er war mit mir in London und hat meinem Onkel danach das Geld ab geknöpft, dass wir für die Sachen bezahlen musste!“
 

„Ich denke, ich finde diesen Tom sehr sympathisch!“ sagte Hermine lächelnd.
 

Ich konnte nicht anders, als dieses Lächeln zu erwidern: „Wir haben jeden Tag irgendetwas unternommen. Es war wirklich schön. Und – er hat es geschafft, dass ich meinen Tod nicht einfach so hinnehmen wollte.“
 

So glücklich wie in diesem Moment hatte ich Hermine lange nicht mehr gesehen. „Du musst ihn mir bei Gelegenheit vorstellen!“
 

„So einfach ist das nicht“, murmelte ich leise.
 

„Wieso?“ fragte sie sanft und ich wusste, dass ihr klar war, dass genau dies der Grund für mein Verhalten der letzten Wochen war.
 

„Ich dachte er sei ein Muggel“, begann ich unsicher, brach jedoch ab.
 

„Offensichtlich scheint er ein Magier zu sein“, half Hermine mir.
 

Ich nickte, sprach jedoch nicht weiter.
 

„Muss ich jetzt raten?“ fragte Hermine mich aufmunternd lächelnd. „Ist er ein Todesser?“
 

„Nein. Nicht wirklich. Aber er steht auf ihrer Seite“, gab ich zu.

Hermine lehnte sich zurück und musterte mich: „Also gut. Du bist in einen Anhänger Voldemorts verliebt. Das erklärt deinen Zustand!“
 

„Ich weiß nicht, was ich tun soll“, meinte ich leise und vollkommen verzweifelt.
 

„Wie hast du herausgefunden, dass er auf Voldemorts Seite steht?“ wollte Hermine wissen.
 

„Durch Zufall. Er hatte mir ein wenig über den Bürgerkrieg erzählt, in dem er kämpft. Aber wir haben nicht mehr darüber gesprochen, so wie über die 'tödliche Krankheit' von mir. Am Bahnhof habe ich ihm gesagt, dass er mich nicht zum Gleis begleiten kann, weil der Zug nach Hogwarts auf einem gesonderten Gleis abfährt. Da hat er festgestellt, dass ich ein Magier bin. Mir ist klar geworden, dass auch er ein Zauberer sein muss und auf welcher Seite er steht“, berichtete ich stockend.
 

„Und dann?“ bohrte Hermine weiter.
 

Ich seufzte. „Ich bin davon gerannt.“
 

„Wie bitte?“ Hermine sah mich ungläubig an.
 

„Ich dachte es sei ein Trick von Voldemort gewesen. Ich habe einfach angenommen, Tom habe mich herein gelegt!“ erklärte ich.
 

„Und wenn dem nicht so ist?“ gab Hermine zu bedenken.
 

„Das habe ich mich auch schon gefragt. Eigentlich ... eigentlich kann er gar nicht gewusst haben, dass ich Harry Potter bin. Ich habe mich ihm als Jay vorgestellt. Ich habe nie über Magie gesprochen. Was, wenn er davon ausgegangen ist, dass ich ein Muggel bin?“ Ich spürte wie mir Tränen über das Gesicht liefen und versuchte sie weg zu wischen.
 

Doch Hermine hielt meine Arme fest und umarmte mich. „Weißt du, wie es mit seinen Gefühlen zu dir steht?“
 

„Er ... er hat gesagt er liebt mich“, wisperte ich leise. „Aber ... seit ich weiß, was er ist, bin ich mir nicht sicher, ob es ernst gemeint war!“
 

Eine Weile schwiegen wir. Ich genoss es, mich bei Hermine anlehnen zu können. Ich war so erleichtert, dass sie mir keine Vorwürfe machte, in einen 'Todesser' verliebt zu sein. Ron hätte das mit Sicherheit nicht so einfach hingenommen. Man hatte ihm von klein auf eingetrichtert, wie schrecklich Voldemort und seine Todesser sein. Er hätte sich kaum einfach so von seiner Erziehung loseisen können. Hermine, die so wie ich erst mit ihrer Ankunft in Hogwarts von Voldemort erfahren hatte, war offener für den Gedanken, dass weder Voldemort noch seine Todesser zwingend abgrundtief böse sein mussten.
 

„Vielleicht solltest du ihm eine Chance geben sich zu erklären!“ stellte Hermine fest.
 

„Ich habe Angst vor diesem Gespräch!“ gab ich zu.
 

„Aber es ist eine besser Lösung, als dich selbst zu verletzten!“ meinte sie leise und verstärkte ihre Umarmung.
 

Ich zuckte zusammen: „Woher...?“
 

„Du bist für mich wie ein Bruder. Glaubst du wirklich, ich bemerke so etwas nicht?“ fragte sie leise und traurig.
 

Ich schüttelte den Kopf. „Was soll ich denn machen, wenn alles nur ein Trick war?“
 

„Das weiß ich nicht“, gab Hermine zu. „Aber wir werden einen Weg finden, wenn es so ist. Doch bis jetzt besteht noch immer die Möglichkeit, dass seine Gefühle echt. Diese Chance solltest du nicht ungenutzt verstreichen lassen.“
 

„Selbst wenn dem so ist, stehen wir auf unterschiedlichen Seiten!“ meinte ich leise.
 

„Liebe kann vieles ändern, Harry!“ ermahnte mich Hermine.

Ich biss mir auf die Lippen. Hermine ahnte vermutlich nicht einmal, wie recht sie hatte. Doch Tom würde auf keinen Fall seine Ziele aufgeben. Viel eher würde ich die weiße Seite im Stich lassen. Und ich wusste, sollten Toms Gefühle echt sein, konnte das sehr schnell geschehen. Schon im Sommer war ich kurz davor gewesen.
 

„Gibt es für dich eine Möglichkeit, mit Tom in Kontakt zu treten?“ fragte Hermine mich.
 

Ich nickte. Ein Wort zu Snape, und ich konnte mich mit Tom treffen.
 

„Dann tu dies!“ riet mir Hermine.
 

„Danke!“ wisperte ich.
 

~~~
 

Ich fand noch am selben Abend für Severus einen Grund mir eine Strafarbeit auf zu brummen und ihm Bescheid zu geben, dass ich Tom eine Chance geben würde, sich zu erklären. Der Lehrer schien darüber furchtbar erleichtert zu sein. Es verwirrte mich, da ich zu diesem Zeitpunkt absolut keine Erklärung dafür fand.
 

So verabschiedete ich mich am Samstagabend aus dem Turm unter dem Vorwand zu meiner Strafarbeit erscheinen zu müssen. Niemand ahnte, dass diese Strafarbeit aus einem Gespräch mit dem Führer der anderen Seite des Krieges bestand.
 

Je näher ich dem Kerker kam, desto mehr wuchs die Nervosität an. Die Zweifel kämpften mit der Hoffnung und ich hatte keine Ahnung, was ich tun würde, sollten die Zweifel sich als berechtigt heraus stellen. Mehr als einmal war mir in den letzten Wochen bereits der Gedanke gekommen, die Klinge einfach ein Stück tiefer schneiden zu lassen und dem ganzen Mist, der sich mein Leben schimpfte, ein Ende zu bereiten. Auch diese Gedanken waren mir aus dem vergangen Jahr nur all zu bekannt. Und sie jagten mir ebenso große Angst ein, wie ein Jahr zuvor.
 

Schließlich stand ich vor Severus Büro und er öffnete mir. Bevor er mich einließ musterte er mich. Dann meinte er: „Klären Sie das heute Abend. Tom war die letzten Wochen genauso unausstehlich verzweifelt und nervös wie Sie!“
 

Ich sagte nichts, weil ich keine Ahnung hatte, was ich erwidern sollte. Doch meine Hoffnung stieg, wenn ich auch verzweifelt versuchte, dies zu unterdrücken. Severus trat zur Seite und ich betrat sein Büro. Ich war schon öfter hier gewesen, doch nun sah ich dort eine offen stehende Tür, die ich vorher noch nie bemerkt hatte. Severus sagte mir, dass Tom im Wohnzimmer auf mich warten würde. Ich ging einfach durch die offene Tür, während der Tränkemeister in seinem Büro zurück blieb.
 

Tom saß in einem der Sessel. Ich sah mich nicht in dem Zimmer um, viel zu verunsichert war ich von der Situation. Ich blickte unsicher zu Tom. Dieser deutete auf einen der anderen Sessel und meinte: „Setzt dich doch, Harry!“
 

Ein einziges Wort, das irgendwo tief in mir etwas zerbrechen ließ. Ich war für Tom nicht mehr länger Jay. Die aufgezwungene Rolle des Helden hatte mich eingeholt. Nun war ich auch für Tom nur noch Harry Potter. Ein potenzieller Verbündeter in diesem Krieg. Denn wäre ich noch sein Feind gewesen, hätte er sich wohl kaum mit mir Treffen wollen.
 

Ich setzte mich.
 

Eine lange Zeit schwiegen wir. Ich wusste nicht, was ich sagen wollte, obgleich ich viele Fragen hatte. Doch die wichtigste schien mir bereits beantwortet. Er sah in mir nicht mehr den Jungen aus dem Sommer, also mussten seine Worte vom Morgen des ersten September ihre Gültigkeit verloren haben.
 

Schließlich begann Tom zu sprechen: „Um das größte Missverständnis gleich zu Anfang aus dem Weg zu räumen, Harry, ich wusste wirklich nicht, wer du bist! Es war kein Trick, um dich in eine Falle zu locken.“
 

„Warum warst du dann dort, in diesem Sommer?“ fragte ich, ohne eine Gefühlsregung zu zeigen.
 

„Wie ich damals schon sagte, ich brauchte einfach eine Auszeit. In den letzten sechs Jahren gab es so viele Rückschläge, dass ich keine Ahnung habe, wie es weiter gehen soll. Die Auseinandersetzungen werden von Tag zu Tag gewalttätiger. Ich hatte gehofft, dass ich nach einer kleinen Auszeit vielleicht eine Lösung sehen würde“, erklärte Tom.
 

„War es erfolgreich?“
 

„Nein“, gab Tom zu. „Ich habe in den letzten vier Wochen keinen Gedanken an den Krieg verschwendet!“
 

Ich schnaubte, weil ich ihm das nicht abnahm. Ich war der festen Überzeugung, er hätte sich jede Menge Pläne zu recht gelegt, um mich auf seine Seite zu ziehen. Und ich war bereit mit ihm zu verhandeln. Zum einen, weil ich schon seit geraumer Zeit an Dumbledore zweifelte und zum anderen, weil ich wusste, dass ich gegen Tom nicht würde kämpfen können.
 

„Laut Dumbledore warst du vor zehn Jahren noch ein körperloser Geist. Wie konnte es dann zu unserer Begegnung kommen?“ wollte ich wissen.
 

„Dieses Gerücht wäre nicht die erste Lüge Dumbledores“, entgegnete mir Tom. „Ich war nie körperlos. Anfangen tut diese Liste der Lügen bei einer ganzen Reihe von Verbrechen, die er mir in die Schuhe geschoben hat, kaum dass ich anfing, mich für Schwarzmagier und schwarzmagische Kreaturen ein zu setzten. Der Mord an deinen Eltern fällt darunter. Ich war an dem Abend dort, doch als ich ging, haben deine Eltern noch gelebt. Sie hatten ein kleines Kind, also wollte ich ihnen die Chance geben, sich aus dem ganzen Mist heraus zu halten. Doch sie standen zu sehr hinter Dumbledore. Ich ging unverrichteter Dinge.“
 

Ich sah ihn zweifelnd an. „Wie hat der Direktor es dann geschafft, dieses Gerücht über deine Vernichtung in die Welt zu setzten?“
 

„Weil er mich in gewissem Maße in jener Nacht zerstört hat. Woher er auch immer wusste, dass ich bei deinen Eltern war, er lauerte mir in Godrics Hollow auf. Ich geriet, ohne dass ich es bemerkte, in einen Bankreis. Dumbledore nahm mir meine Magie. Ich brauchte neun Jahre, um sie wieder zu erlangen und musste danach hart trainieren um wieder zu meiner alten Stärke zurück zu kehren“, erklärte Tom.
 

Ich schnaubte: „Und wer hat dann meine Eltern getötet?“
 

„Darüber kann ich nur spekulieren. Es gibt immerhin außer dir keine Zeugen. Und du warst zu jung, auch wenn die Erinnerung sicherlich irgendwo tief vergraben in dir ruht. Vielleicht war es Dumbledore selbst, vielleicht auch einer seiner Anhänger. Ich weiß es nicht. Genauso wenig, wie ich den Ursprung deiner Narbe kenne!“ entgegnete Tom. „Warum ist sie verschwunden?“
 

„Kein Ahnung“, ich zuckte mit den Schultern. Bisher hatte ich mir darüber keine Gedanken gemacht. Dafür schossen mir nun umso mehr Fragen durch den Kopf. „Und deine Angriffe in den letzten Jahren auf mich?“
 

„Severus hat davon erzählt, doch ich habe nur einmal meine Finger im Spiel gehabt, als ich Lucius und die anderen ins Ministerium schickte, weil ich von einem Gerücht über eine Prophezeiung gehört hatte. Allerdings hatte ich nicht erwartet, dass meine Leute dort auf dich und deine Freunde treffen!“ stellte Tom fest.
 

„Du hast mir nur aus Spaß an der Freude diese Vision geschickt, ja?“ entgegnete ich schnaubend.
 

„Ich habe dir keine Visionen geschickt!“, meinte Tom abwehrend. „Warum hätte ich das auch tun sollen. Es liegt mir fern gegen ein Kind zu kämpfen!“
 

Ich runzelte die Stirn. Es passte gar nichts mehr zusammen. Ich hütete mich davor, Tom einfach so zu glauben. Doch mein Vertrauen in Dumbledore war spätestens am Ende der fünften Klasse in den Grundfesten erschüttert worden. Und einige Dinge, die Tom sagte, machten durch aus Sinn.
 

Mir war klar, dass Tom unmöglich körperlos gewesen sein konnte. Also stand zumindest die Sache in der ersten Klasse nicht in Verbindung mit ihm. Und auch die Dinge in der vierten, konnte er schlecht eingefädelt haben. Ich hatte keinen der dort anwesenden Todesser wirklich gesehen. Sie alle hatten ihre schwarzen Kutten getragen und die Masken. Nur ihre Namen waren gefallen.
 

„Worum geht es in diesem Krieg?“ fragte ich letztendlich.
 

„Um die Gleichberechtigung der Schwarzmagier. Noch vor einhundert fünfzig Jahren waren sie ein fester Bestandteil unserer Gesellschaft. Doch Dumbledore, der eine tiefe Abneigung gegen alles schwarzmagische hegt, begann das Ministerium davon zu überzeugen, dass alles schwarzmagische schlecht ist, kaum dass er genug Einfluss hatte. Und den hatte er sehr schnell. Er war der beste Schüler, den Hogwarts jemals gesehen hat. Ein Wunderkind, zu dem die einflussreichen Leute im Ministerium schon auf sahen, bevor er die Schule beendet hatte.
 

Weißt du, dass Dumbledore mit Gellert Grindelwald befreundet war? Sogar mehr als das. Nachdem, was ich gehört habe, soll Grindelwald Dumbledores große Liebe gewesen sein. Dennoch hat er begonnen ihn zu jagen, als er erfuhr, dass Grindelwald die schwarze Magie beherrschte. Letztendlich tötete er ihn sogar.
 

Ich weiß nicht, wo dieser Hass her kommt, doch Dumbledore hat es geschafft, drei Generationen von Magiern mit diesem Hass zu verpesten. Als Schwarzmagier hat man zur Zeit einen schlechteren Stand, als ein Hauself. Zumindest wenn man sich öffentlich bekennt, ein Schwarzmagier zu sein. Man ist quasi rechtlos. Ich will das ändern. Aber Dumbledore hat beim Ministerium so starken Einfluss, dass wir kaum eine Chance haben.
 

Zwei oder drei Jahre vor dem Schulabschluss deiner Eltern kam es zu ersten gewaltsamen Auseinandersetzungen. Seit dem hat diese Ganze Sache eine immense Eigendynamik entwickelt. Es gibt mittlerweile viel kleinere Organisationen, die zwar im Groben meine Ziele verfolgen, die jedoch grundsätzlich versuchen das mit Gewalt durch zu setzen.
 

Dumbledores Geschichte, über meinen Fall und deinen Sieg als Baby über mich, hat für zehn Jahre alle Zwischenfälle dieser Art auf Eis gelegt. In meinen Augen die einzig gute Sache, die er je vollbracht hat. Jedoch zu einem Preis, der nicht zu tragen ist!“
 

Ich runzelte die Stirn: „Was?“
 

„Er hat dich zu einem Helden für ganz England gemacht. Welche Auswirkung das auf dich hat, hast du mir vor drei Monaten nur all zu deutlich gemacht!“ Aus Toms Stimme sprach der pure Hass, Dumbledore gegenüber.
 

Ich zuckte zusammen, denn dieser Punkt war längst wieder erreicht. Mein Tod war mir gleichgültig. Ich hatte ihn mir sogar schon einige Male herbei gewünscht. Um von dem unangenehmen Thema ab zu lenken fragte ich: „Wie kommt es, dass du so jung aussiehst. Ich meine, nach allem, was ich weiß, bis du 1938 nach Hogwarts gekommen!“
 

„Das hängt mit dem Ritual zusammen, bei dem Dumbledore mir meine Magie nahm. Ich vermute, er wollte mich töten und ich habe keine Ahnung, was dabei schief gegangen ist. Mein Körper hat sich verjüngt, während die Magie ihn verlassen hat. Es war, als würde Dumbledore die Zeit für mich zurück drehen. Vielleicht wollte er es soweit treiben, dass mein Körper sich so weit zurück entwickelt, dass ich nicht mehr lebensfähig gewesen wäre.
 

Aber irgendwann setzte dieser Prozess aus und ich sah aus, als hätte ich die zwanzig gerade erst überschritten. Bis zu dem Moment, als ich wieder all meine Magie besaß, bin ich nicht mehr gealtert“, erklärte Tom. „Dumbledore war nicht sehr erfreut darüber. Doch als sein Zauber nach ließ konnte ich mit letzter Kraft fliehen und ich habe ihm keine Zeit gelassen, einen weiteren Zauber auf mich zu legen.“
 

Wenn ich vorher schon verwirrt gewesen war, war ich es jetzt um so mehr. Ich zweifelte nicht an Toms Worten, obwohl das so vollkommen absurd klang. Doch ein unbestimmtes Gefühl sagte mir, dass es die Wahrheit war.

Severus unterbrach unser Gespräch: „Ich möchte euch ja nur ungern stören, aber Mr Potter sollte langsam in seinen Schlafsaal zurück kehren!“

Tom schien das gar nicht zu gefallen.
 

Auch ich wollte das Gespräch fort setzten, doch mir kam die Unterbrechung recht, denn ich brauchte einige Zeit für mich. Erst einmal wollte ich über alles nachdenken. Deshalb meinte ich zu Severus: „Ich bin mir sicher, Sie finden sehr schnell wieder eine Möglichkeit, mir eine Strafarbeit auf zu brummen!“
 

Severus sah mich mit gehobener Augenbraue an: „Sie haben mir in den letzten Wochen genug Gründe geliefert, um Ihnen für den Rest des Schuljahres Strafarbeiten zu geben!“
 

Ich verzog das Gesicht, denn ich wusste, dass er recht hatte. Und er war mit Sicherheit nicht der einzige Lehrer, der so dachte.
 

„Sie werden also von Montag bis Freitag jeden Abend hier erscheinen, Mr Potter!“ fuhr Severus fort.
 

Ich nickte. Was hätte ich auch tun sollen. Ich wusste, dass es mir nicht gut tun würde, Tom jeden Abend zu treffen. Schon jetzt tat es furchtbar weh, dass er meine Gefühle nicht erwiderte. Und nun sollte ich ihn auch noch jeden Abend sehen.
 

~~~
 

Wochen vergingen. Ich erschien jeden Abend zu meiner 'Strafarbeit' bei Severus. Tom und ich diskutierten viel über den Krieg und seinen Ursprung, so wie über Dumbledore. Nach einiger Zeit war auch Severus jeden Abend bei der Diskussion anwesend.
 

Ich verbrachte viel Zeit in der Bibliothek und recherchierte über Dumbledore und den jüngeren Teil der Geschichte, zu dem wir bei Binns wohl nie kommen würden. Dabei stellte ich fest, dass Tom mir durchaus die Wahrheit gesagt hatte. Bis zu Dumbledores Schulabschluss hatte es viele angesehene Schwarzmagier gegeben. Erst mit Dumbledores Eintritt in die Politik der magischen Welt Englands wurde damit begonnen, die Schwarzmagier aus der Gesellschaft immer mehr aus zu grenzen.
 

Und es gab noch etwas viel interessanteres, das ich heraus fand. Ich fand ein Buch, dass von Salazar Slytherin geschrieben worden waren. Als Hermine es zu Gesicht bekam, hatte sie mich gefragt, was das für Runen wären, mit denen das Buch geschrieben sei. Ich sagte ihr, ich wüsste es nicht. In Wahrheit wusste ich es ganz genau. Es war Parsel. Bei der Lektüre dieses Buches erfuhr ich zwei Dinge.
 

Das erste, war die Lösung um das Rätsel meiner Narbe. Offensichtlich handelte es sich auch hier um das Zeichen eines alten Rituals. Es kennzeichnete einen Bann, der einen Teil der Erinnerungen und der Magie bannte. Mit der Narbe konnte ebenfalls ein Fluch verbunden werden, der demjenigen, der die Narbe trug, in der Anwesenheit einer bestimmten Person, Schmerzen erleiden ließ. Allerdings funktionierte letzteres nur, wenn diese bestimmte Person ein Mindestmaß an Magie besaß. Das erklärte, warum ich keine Schmerzen gehabt hatte, als Tom mir zehn Jahre zuvor geholfen hatte. Nach fünfzehn Jahren löste der Bann sich auf, sollte er nicht erneuert werden. Die Narbe würde danach langsam verschwinden.
 

Ich war während der sechsten Klasse stärker geworden. Ich hatte es bisher auf das Training geschoben, dass Dumbledore mir über geholfen hatte. Aber vermutlich war das Training nur dazu da gewesen, meine plötzliche Stärke zu verbergen.
 

Die andere Sache, die ich durch dieses Buch heraus fand, war, dass Dumbledore Parsel sprechen musste. Slytherin hatte geschrieben, dieses Ritual sei nur von Parselmündern durch zu führen. Natürlich schloss ich zu Anfang Tom nicht aus. Ich traute ihm noch immer nicht, auch wenn ich mittlerweile entschlossen war, auf jeden Fall nicht mehr für Dumbledore zu kämpfen. Ich wusste, dass Tom nichts einwenden würde, wenn ich ihm sagen würde, dass ich mich aus dem Krieg einfach heraus halten wollte.
 

Es war purer Zufall, dass ich heraus fand, dass Dumbledore tatsächlich Parsel sprechen konnte. Ich hatte mir angewöhnt, wenn ich allein war oder allein sein wollte, in Parsel Selbstgespräche zu führen. Für gewöhnlich verscheuchte es jeden, wenn ich anfing auf Parsel zu zischen. Eines Tages bat Dumbledore mich um ein Gespräch. Ich war gerade auf dem Weg von der Bibliothek in die große Halle zum Abendessen. Mein Magen knurrte und ich hatte alles andere als Lust auf ein Gespräch mit den Direktor.
 

Also zischte ich verägert auf Parsel: „Ich habe keine Zeit, Direktor!“
 

Dumbledore antwortete darauf vollkommen selbstverständlich: „Es wird auch nur fünf Minuten in Anspruch nehmen, Harry!“
 

Es fiel mir sehr schwer meine Überraschung nicht zu zeigen. Anscheinend hatte er nicht einmal mitbekommen, dass ich Parsel gesprochen hatte. Zur Kontrolle zischte ich: „Worum geht es denn?“
 

„Ich möchte nicht unbedingt auf dem Gang sprechen!“ antwortete Dumbledore, ohne ein Anzeichen von Verwirrung.
 

Ich nickte nur benommen und folgte ihm, obwohl mir übel vor Hunger war. Da ich diesen Zustand aus meiner Zeit bei meinen Verwandten jedoch gewohnt war, schenkte ich dem gar keine Beachtung.
 

Das Gespräch mit Dumbledore nahm wirklich nur fünf Minuten in Anspruch. Er wollte, dass ich wieder begann zu trainieren. Er meinte, den Verlust von Remus sollte ich mittlerweile überwunden haben. Es gäbe also keinen Grund, das Training weiter auf zu schieben.
 

Ich hätte ihm am liebsten einen unschönen Fluch auf den Hals gehetzt. Er ging mit Menschenleben um, wie mit Meterware. Was beschädigt oder kaputt war konnte ohne viele Umstände entsorgt werden. Doch ich riss mich zusammen. Ich sagte ihm, dass ich längst wieder begonnen hätte zu trainieren, und zwar mit Severus. Diese Ausrede hatten wir uns schon vor einiger Zeit überlegt, da es mit der Zeit zu auffällig gewesen wäre, wenn ich jeden Abend zur Strafarbeit in den Kerker musste.
 

Dumbledore musterte mich zwar verwirrt, doch nickte nur. Mir war klar, dass er den Tränkemeister danach fragen würde, doch dieser würde angemessen reagieren. Dumbledore vertraute ihm, obwohl seine Loyalität nie bei dem Direktor gelegen hatte.
 

Anstatt nach diesem Gespräch zum Abendessen zu gehen, holte ich den Tarnumhang aus dem Turm und schlich mich in die Bibliothek. Dort entwendete ich das Buch von Slytherin, bevor ich in die Kerker hinunter eilte. Ich hoffte darauf, dass Tom mir sagen konnte, warum Dumbledore Parsel beherrschte.
 

Ohne anzuklopfen stürmte ich in das Büro von Severus und sah mich unvermittelt dessen Zauberstab gegenüber.
 

„Potter!“ herrschte er mich an. „Haben Sie keine Manieren?“
 

„Entschuldigung, Professor!“ keuchte ich etwas aus Atem. „Ist Tom schon da?“
 

Severus nickte: „Es ist nicht so, als würde er Hogwarts überhaupt verlassen!“
 

Ich runzelte über diese Aussage zwar die Stirn, beachtete sie jedoch nicht weiter.
 

„Warum kommen Sie hier angestürmt, als wäre eine Drache hinter Ihnen her?“ wollte Severus wissen.
 

Ich hielt das Buch hoch: „Deshalb.“ Dann ging ich auf die verborgene Tür zu. Ich hatte schon so oft gesehen, wie Severus sie öffnete, dass ich seine Hilfe dazu nicht mehr brauchte.
 

Tom saß über irgendwelche Dokumente gebeugt, als ich eintrat, gefolgt von Severus, der vollkommen verwirrt schien. Überrascht sah Tom auf. Ich ließ ihn jedoch nicht zu Wort kommen, sondern gab ihm das Buch.
 

„Ließ Kapitel 34!“ forderte ich ihn auf.
 

Tom hob die Augenbrauen, tat jedoch, was ich ihm gesagt hatte. Während er lass, wuchs das Erstaunen, das aus seiner Miene sprach, immer mehr.
 

„Was steht in diesem Kapitel?“ wollte Severus wissen, der Tom kurz über die Schulter gesehen hatte. Anscheinend hatte er jedoch auf den ersten Blick fest gestellt, dass er es nicht lesen konnte.
 

Ich fasste meinen Lehrer in kurzen Worten zusammen, was Tom so eben las. Als Tom von dem Buch auf sah, endete ich gerade mit meiner Zusammenfassung.
 

„Gut. Nun wissen wir, was es mit deiner Narbe auf sich hat. Ich habe diesen Bann jedoch nicht auf dich gesprochen!“ meinte Tom.
 

Ich nickte: „Das ist mir gerade auch klar geworden. - Dumbledore ist ein Parselmund!“
 

„Wie bitte?“ kam es zeitgleich von Tom und Severus.
 

Seufzend berichtete ich von meiner Begegnung mit dem Direktor.
 

„Das erklärt einiges!“ stellte Tom fest, während er mich noch immer anstarrte, als ob könne er nicht begreifen, was ich ihm gesagt hatte.
 

„Vor allen Dingen entlastet es dich!“ meinte ich und konnte meine Erleichterung darüber wohl nicht ganz verbergen.
 

„Ob er in Ihrem zweiten Jahr, Mr Potter, den Basilisken kontrolliert hat?“ fragte Severus nach einer Weile des Schweigens.
 

Ich sah ihn überrascht an. Darüber hatte ich noch gar nicht nach gedacht. Das wäre nicht einmal so unlogisch. Dumbledore schien damals nicht sehr überrascht, als ich von den Ereignissen in der Kammer des Schreckens berichtete. Er hatte mit einer Selbstverständlichkeit über die Ereignisse gesprochen, als wäre er dabei gewesen.
 

„Das wäre möglich“, riss Tom mich aus meinen Gedanken. „Allerdings haben wir dafür keine Beweise. Spekulationen helfen uns im Moment nicht weiter. Wir sollten viel eher sehen, was wir mit diesen Informationen anfangen können!“
 

Damit entfachte ein Diskussion, die sich bis tief in die Nacht hinein erstreckte.
 

~~~
 

Weihnachten kam immer näher, und ich wusste immer weniger, wie ich mich verhalten sollte. Meine Gefühle für Tom änderten sich nicht, sein Verhalten mir gegenüber jedoch auch nicht. Mit jedem Tag, der verging, machte mir der Liebeskummer mehr zu schaffen. Und das führte dazu, dass ich mit der Zeit immer tiefer schnitt. Der einfache Schmerz verlor nach und nach seine befreiende Wirkung. Ohne dass ich es kontrollieren konnte, versuchte ich den Schmerz zu vermehren, um die Beruhigung zurück zu holen.
 

Die steigende Fröhlichkeit um mich herum, riss mich nur noch weiter hinab. Es gab keinen Schüler, der sich nicht auf die Weihnachtsferien freute. Ich würde dieses Jahr in Hogwarts bleiben, als einziger Schüler. Alle anderen würden zu ihren Eltern fahren. Ron und Ginny hatten mir angeboten, mit in den Fuchsbau zu kommen und Hermine hatte gefragt, ob ich mit zu ihr kommen wollte. Beides hatte ich abgelehnt. Ich hegte die Hoffnung, dass die zweiwöchige Einsamkeit mir vielleicht helfen konnte alles hinter mir zu lassen.
 

Doch wie es häufig in meinem Leben der Fall war, kam es auch diesmal nicht so, wie ich gedacht hatte.
 

Die Veränderung setzte schlagartig ein. Ich denke, weder Hermine noch Tom oder Severus ahnten bis zu dem Abend, bevor die Schüler Hogwarts verlassen würden, wie schlecht es wirklich um mich stand. Natürlich wusste Hermine, dass ich nicht aufgehört hatte zu ritzen. Immer wieder redete sie mit mir, versuchte alles, um mich davon ab zu bringen. Doch diesmal war das Problem nicht so einfach zu lösen, wie nach Sirius Tod.

Teile dieses Abends sind vollkommen aus meinem Gedächtnis getilgt. Und ich kann nicht sagen, dass ich um diese Erinnerungen trauere. Es reicht, zu wissen, was geschehen sein muss. Die Erinnerungen wären nur eine unnötige Last.
 

Ich wachte im Raum der Wünsche auf. Das Bett, in dem ich lag, glich dem meinem im Schlafsaal von Gryffindor. Hermine saß neben mir auf dem Bett und hielt meine Hand. Sie hatte verweinte Augen und Unverständnis und Sorge sprachen aus ihrem Blick. Hinter ihr stand Severus. Er hatte sich an den Bettpfosten gelehnt. Sein Gesicht war von Schock gezeichnet. Ich hatte keine Ahnung, was ihr Verhalten ausgelöst hatte.
 

„Was ist passiert?“ fragte ich leise. Meine Stimme war belegt und selbst in meinen Ohren hörte sie sich unangenehm heiser an.
 

„Das würden wir gern von Ihnen erfahren, Mr Potter!“ stellte Severus fest, jedoch um länger weniger kalt, als er sonst mit mir sprach.
 

„Oh, Harry!“ Hermine zog mich in eine Umarmung, aus der pure Verzweiflung sprach. „Warum hast du mir nicht gesagt, wie schlecht es dir geht?“
 

Meine Erinnerung war nicht zurück gekehrt, doch ich konnte mir denken, was geschehen war. Ich musste ausgeführt haben, worüber ich mir schon oft Gedanken gemacht hatte. Ich hatte ein Stück zu tief geschnitten.
 

„Ich hätte gern eine Erklärung von ihnen Mr Potter, bevor ich Tom beibringen muss, warum sie heute nicht kommen!“ meinte Severus.
 

Ich schloss seufzend die Augen. Natürlich musste er Tom davon erzählen. Tom war noch immer sein Lord, so gut sie auch befreundet waren. Erneut bekam ich das Gefühl, dass ich schon im Sommer gehabt hatte, als ich Tom hatte sagen müssen, dass ich keine besseren Sache besaß. Es war mir peinlich. Und ich fürchtete die Reaktion von Tom.
 

„Mr Potter?“ Severus sah mich auffordernd an.
 

„Es gibt keinen Grund, weiter zu machen!“ wisperte ich leise.
 

Hermine zuckte zusammen. Severus zeigte keine Regung, doch ich kannte ihn inzwischen gut genug, um erkennen zu können, dass auch er über diese Aussage erschrocken war.
 

„Jeder sieht in mir nur den Schlüssel für den Sieg im Krieg. Ich habe mein Leben schon vor drei Jahren auf gegeben, Professor! Der Krieg wird mich das Leben kosten. Spätestens, wenn Dumbledore erfährt, mit wem ich in Kontakt stehe. Es gibt keinen Grund, diesen ganzen Mist bis zu diesem Zeitpunkt noch zu ertragen!“, erklärte ich leise, ohne Severus oder Hermine an zu sehen.
 

„Tom sieht in Ihnen keine... Schachfigur!“ stellte Severus fest.

Ich schnaubte: „Ich bin auch für ihn nur noch Harry Potter, der Held der Magier!“
 

Severus runzelte die Stirn, doch er schien zu verstehen. „Sie irren sich!“ meinte er leise.
 

Ich hörte nicht auf ihn. Wollte nicht hören, was er sagte. Ich hatte längst aufgegeben, mir wegen irgendetwas noch einmal Hoffnung zu machen.
 

„Ich werde jetzt gehen. Allerdings erwarte ich sie morgen Abend wieder in meinem Büro!“ stellte Severus fest, bevor er den Raum verließ.
 

Hermine musterte mich einige Minuten schweigend, dann meinte sie: „Professor Snape ist dein Kontakt zu deinem Tom. Seit wann triffst du dich mit ihm?“
 

„Seit unserem Gespräch damals“, antwortete ich leise. Es hätte keinen Sinn gehabt, Hermine etwas zu verschweigen. Sie hätte so lange gebohrt, bis ich ihr Antworten gab.
 

„Und davon erzählst du mir nichts?“ fragte sie gespielt empört. Sie wollte die Situation wohl etwas entschärfen.
 

„Weil es nichts zu erzählen gibt.“ Ich konnte nicht darauf eingehen. Viel zu tief hatte sich der Schmerz in den letzten Monaten in mein Herz gegraben.
 

„Ich werdet wohl kaum nur dort gesessen haben und euch an geschwiegen haben!“ stellte Hermine fest.
 

Ich seufzte: „Nein. Wir haben über den Krieg und die beiden Seiten in ihm diskutiert.“
 

„Aha. Das hört sich nicht nach dem an, über was du mit ihm reden willst!“ meinte Hermine sanft.
 

Ich zuckte mit den Schultern. „Ich muss damit leben, dass ich nur noch Harry Potter für ihn bin. Die Illusion, die ich mir mit Jay geschaffen hatte, ist geplatzt. Mir war klar, dass dieser Tag irgendwann kommen würde!“
 

„Aber ich dachte, er hätte dir seine Liebe gestanden!“ sagte Hermine verwirrt.
 

„Das hat seine Gültigkeit verloren, als er heraus fand, wer ich bin“, entgegnete ich fast unhörbar. Obwohl ich mich dagegen währte, spürte ich die Tränen in mir aufsteigen.
 

Hermine schüttelte den Kopf: „Wie kommst du darauf? Warum sollte er sich dann jeden Abend mit dir treffen?“
 

„Er hat mich seit dem nicht ein einziges Mal mehr Jay genannt. Wie gesagt, diese Illusion ist geplatzt. - Und als Held dieser Welt kann ich der Schlüssel zum Sieg sein. Den will er in Händen halten!“ antwortete ich niedergeschlagen.
 

„Darf ich dir eine Frage stellen, Harry?“ wollte Hermine wissen.
 

Ich schnaubte. „Als könnte ich dich davon abhalten!“
 

Sie schüttelte lächelnd den Kopf. „Dein Tom. Das ist Tom Riddle, nicht wahr?“
 

Ich zuckte so heftig zusammen, dass jedes Leugnen zwecklos gewesen wäre.
 

Doch Hermine blieb vollkommen ruhig. „Nun. Das erklärt Professor Snapes Sorge!“
 

„Wie bitte?“ Verwirrt sah ich sie an.
 

„Nachdem er die Blutung gestoppt und dir den Verband angelegt hatte, galt seine größte Sorge zunächst der Beruhigung dieses Toms. Er sagte, er müsse auf alle Fälle verhindern, dass Tom krank vor Sorge und vollkommen ungeschützt durchs Schloss läuft“, berichtete Hermine.
 

„Krank vor Sorge, schön wär's“, schnaubte ich.
 

„Professor Snape sah nicht so aus, als würde er darüber Scherze machen!“, entgegnete Hermine ruhig.
 

Ich schwieg.
 

Hermine wechselte unvermittelt das Thema. „Wie willst du dich jetzt verhalten? Ich weiß, dass du nicht gegen ihn kämpfen kannst!“
 

„Ich will mich aus den Kämpfen raus halten. Dumbledore ist nicht der, der er vorgibt zu sein. Wenn nicht all meine Freunde auf seiner Seite stehen würden, würde ich mich gegen ihn stellen. Ich werde von nun an eine neutrale Position im Krieg einnehmen!“ erklärte ich.
 

Hermine nickte: „Das habe ich mir schon gedacht! Aber wie willst du das mit Professor Dumbledore regeln?“
 

„Dabei werde ich Toms Hilfe beanspruchen müssen“, meinte ich.
 

Hermine musterte mich lange.
 

„Was ist?“ fragte ich, als es mir unangenehm wurde.
 

„Ich wünsche mir für dich, dass zwischen dir und Tom wieder alles in Ordnung kommt!“ sagte sie leise und lächelnd. „Du verdienst es, endlich ein wenig Glück zu finden! Und ich denke, obwohl ich jetzt weiß, wer er ist, dass er dir dieses Glück geben kann!“
 

Damit endete unser Gespräch. Hermine kehrte in den Gryffindorturm zurück, während ich noch einige Zeit im Raum der Wünsche blieb. Vorher legte sie jedoch den gleichen Bann auf mich, den Remus ein Jahr zu vor auch über mich gesprochen hatte.
 

Als Hermine gegangen war, rief ich Fawkes. Das hatte ich ein Jahr zuvor bereits einmal getan. Ihm war es zu verdanken, dass damals keine Narben zurück geblieben waren. Und auch diesmal spendete er mir für jeden Arm eine Träne. Selbst die verfluchte Narbe von Umbridge verschwand diesmal ganz. Ich war froh darüber, die Narben los zu sein. Ich hatte die ganze Zeit panische Angst davor gehabt, dass Tom sie bemerken würde. Ich weiß nicht einmal, warum ich solche Panik davor hatte.
 

Das Gespräch mit Tom, an dem Abend, nachdem alle anderen Hogwarts verlassen hatten, war unausweichlich. Bevor sie sich auf den Weg zum Zug machten, fragten Ron und Ginny noch einmal, ob ich nicht doch mit kommen wollte. Nur Hermine fragte nicht. Doch sie wusste ja auch, dass ich am Abend zu einem ernsten Gespräch erwartet wurde. Ich denke, sie hoffte, dass Tom einen Weg finden würde, mich zum Aufhören zu bewegen. Trotz ihres Banns hatte sie mich den ganzen Tag besorgt gemustert und alle scharfen Gegenstände aus meiner Reichweite gebracht.
 

Der Abend kam viel zu schnell. Ich war lange nicht mehr so nervös gewesen, wie an diesem Abend, als ich vor Severus Bürotür stand und mich nicht traute zu klopfen.
 

Plötzlich schwang die Tür vor mir jedoch auf und ich stand unvermittelt Severus gegenüber. Dieser musterte mich mit gehobener Augenbraue: „Davon, dass Sie hier draußen herum stehen, ändert sich auch nichts!“
 

„Ich weiß“, erwiderte ich. „Ich wollte gerade klopfen. Sie sind mir nur zuvorgekommen, Professor!“
 

„Natürlich“, entgegnete Severus spöttisch. „Tom wartet auf Sie. Und ich rate Ihnen endlich über die Ereignisse am Ende des Sommers zu reden!“
 

„Das geht Sie nichts an!“ stellte ich trocken fest.
 

„Das geht mich etwas an, seit Tom für nichts mehr zu gebrauchen ist und

Sie in der Schule immer schlechter werden!“ erwiderte Severus. „Was ist so schwer daran, zu ihm zu gehen und ihm Ihre Gefühle zu gestehen?“
 

„Es ist besser, wenn er nicht erfährt, dass ich ihn liebe. Schließlich weiß ich, dass er diese Gefühle nicht erwidert. Nicht mehr seit er weiß, wer ich bin. Die Situation ist so schon schwer genug. Warum sollte ich sie noch schwerer machen?“ fragte ich.
 

„Und das glauben Sie nur wegen einem lächerlichen Namen?“ wollte Severus von mir wissen.
 

Ich nickte. „Mir ist klar, dass Sie das nicht verstehen, Professor, aber das verlange ich auch nicht von Ihnen. Dürfte ich jetzt bitte durch?“
 

„Auf einmal haben Sie es so eilig, Mr Potter?“ fragte Severus spöttisch.
 

„Toms Gesellschaft ist mir lieber als Ihre!“ entgegnete ich.
 

Severus zuckte daraufhin nur mit den Schultern und ließ mich durch. Die Tür zum Wohnzimmer stand offen. Hatte Tom das Gespräch mitbekommen? Ich hoffte sehr, dass dem nicht so war. Doch diese Gedanken wurden fort gewischt, als ich das Wohnzimmer betrat. Tom tigerte unruhig durch das Zimmer und bemerkte mich zunächst gar nicht.
 

Ich blieb unsicher in der der Tür stehen. „Guten Abend“, meinte ich leise.
 

Sofort richtete sich Toms Blick auf mich. Die Sorge die mir entgegen sprang verwirrte mich. „Jay!“ Mit zwei schnellen Schritten war er bei mir. Er packte mich an den Schultern und dirigierte mich sanft aber sehr bestimmt zum Sofa. „Was machst du denn für Sachen, Kleiner!“
 

Ich fühlte mich mit der Situation vollkommen überfordert. Alles an Toms Verhalten sprach für Sorge. Doch ich konnte mir das beim besten Willen nicht erklären. Der Tom, den ich in den letzten Monaten kennen gelernt hatte, sorgte sich nicht um mich!
 

Tom kniete sich vor mich und löste die rechte Hand sanft von meinem Handgelenk. Ich hatte überhaupt nicht mitbekommen, wie krampfhaft ich den linken Arm umfasst hatte. Dann begann Tom den Verband vorsichtig zu lösen, ohne ein Wort zu sagen. Ich hatte ihn wieder angelegt, nachdem Fawkes meine Arme geheilt hatte, um den Fragen von Hermine und Severus zu entgehen.
 

Tom sah verwirrt auf, als er die unversehrte Haut sah.
 

„Fawkes“, antwortete ich leise auf die ungestellte Frage und wandte den Blick ab. Dieser Drang, mich selbst zu verletzten, war mir vor Tom unsagbar peinlich.
 

Als Tom sanft über meinen Arm fuhr, durch fuhr mich ein angenehmer Schauer. Trotzdem zog ich den Arm zurück.
 

„Jay?“
 

Warum nannte er mich plötzlich wieder so? Mit jedem Wort und jeder Tat von Tom an diesem Abend stieg die Sehnsucht und der Schmerz darüber, dass diese Sehnsucht nie erfüllt werden würde.
 

„Ich ... Wenn mein Verhalten der Auslöser für gestern war, dann tut es mir Leid! Nein. - Nein, so stimmt das nicht ganz. Mein Verhalten tut mir auf alle Fälle Leid, egal was der Auslöser für gestern war. Aber ich fürchte, ich bin der Auslöser für gestern und das macht mich furchtbar wütend auf mich selbst. Wütend darüber, dass ich es zugelassen habe, dass du immer wieder vom Thema abgelenkt hast, wenn ich über den Sommer sprechen wollte. Dass ich das zugelassen habe, weil ich dachte und noch immer befürchte, dass du unsere gemeinsame Nacht bereust.
 

Als du am Bahnhof weggelaufen bist, wusste ich nicht, wie ich mich verhalten sollte. Ich konnte verstehen, wie es aus deiner Sicht aussehen musste. Ich habe schließlich Severus gebeten, dir auszurichten, dass du mich über ihn erreichen konntest. Als Severus mich dann nach vier Wochen hier her bestellte, war ich mir fast sicher, dass du nicht wegen dem Sommer mit mir reden wolltest, sondern wegen dem Krieg. Nach unserem ersten Gespräch sah ich das nur bestätigt. Ich dachte bis gestern, du würdest so distanziert zu mir sein, weil du den Sommer bereust, seit dem du weißt, wer ich bin.
 

Doch seit gestern weiß ich gar nichts mehr. Ich habe Angst davor, dass ich – in welcher Weise auch immer – der Grund dafür bin, dass du dir das Leben nehmen wolltest ... oder willst. Dabei ist das einzige, was ich will, dass du wieder Freude am Leben findest!“
 

Tom liefen Tränen über das Gesicht, während ich ihn nur ungläubig anstarren konnte. Zum wiederholten Mal an diesem Abend wusste ich nicht, was ich tun sollte.
 

„Severus hat dir nicht von unserem Gespräch gestern erzählt?“ fragte ich mit belegter Stimme. Eigentlich beantwortete sich die Frage von selbst, denn dann wäre Toms Angst längst bestätigt gewesen.
 

„Nein.“ Tom schüttelte den Kopf.
 

Ich war in diesem Moment unglaublich erleichtert darüber. Ich wollte mir nicht ausmalen, was Tom getan hätte, wenn Severus ihm von meinen Gründen erzählt hätte. Vor allem, weil es Dinge waren, die mir jetzt plötzlich so absolut lächerlich erschienen. Und mir wurde klar, dass Severus die ganze Zeit nur all zu gut gewusst haben musste, mit welchen Problemen Tom und ich uns plagten.
 

Während dieser Überlegungen und bei dem Anblick Toms, der vollkommen verstört und wie ein Häufchen Elend vor mir auf dem Boden zusammengesunken saß, fasste ich einen Entschluss. Das erste Mal in einem Leben wollte ich nur an mich denken, nur mein eigenes Glück als Ziel haben.
 

Ich rutschte von dem Sofa herunter, kniete so vor Tom und strich ihm zärtlich die Tränen aus dem Gesicht. „Ich hätte es an diesem Morgen einfach sagen sollen, dass hätte uns beiden sehr viel erspart! Als du mit mir geschlafen hast und als du mir am Morgen darauf dieses Geständnis gemacht hast, das waren die glücklichsten Momente in meinem Leben! Gleichzeitig dachte ich aber, dass ich mich an diesem Tag für immer von dir verabschieden müsste. Ich war so verzweifelt, als mir klar wurde, wer du bist, weil ich dachte blind links in eine Falle getappt zu sein. Erst später wurde mir klar, dass das gar nicht sein konnte, weil es eine ganze Reihe von Ungereimtheiten gab.
 

Trotzdem blieben Zweifel zurück. Ich hatte mein Herz an den Mann verschenkt, den ich eigentlich bekämpfen sollte. Der Mann, von dem alle Welt behauptet, er sei nicht im Stande irgendetwas zu fühlen! Und als du mich dann hier so neutral empfangen hast, da dachte ich, dass deine Worte ihre Gültigkeit verloren hätten. Es war schlimm, jeden Abend hier mit dir zu sitzen, die Sehnsucht und das Verlangen nach dir kaum zügeln zu können und doch zu wissen, dass meine Gefühle nicht erwidert werden. Aber das war immer noch besser, als dich gar nicht zu sehen!“
 

Ich machte eine kurze Pause, doch noch bevor Tom etwas sagen konnte sprach ich weiter: „Ich liebe dich, Tom!“ Dann beugte ich mich zu ihm und fing seine Lippen zu einem scheuen Kuss ein. Als Tom mich zu sich zog, ich somit auf seinem Schoß zu sitzen kam, und den Kuss so sanft erwiderte, wie ich ihn begonnen hatte, wusste ich, dass ich restlos verloren war. Ich würde für Tom alles tun.
 

Ich weiß nicht mehr, wie lange wir dort saßen, uns immer wieder küssten, uns gegenseitig unsere Liebe versicherten. Wir waren beide ausgehungert nach der Nähe und den Zärtlichkeiten des anderen. Irgendwann wurden die Küsse stürmischer, verlangender und wir vergaßen für einige Zeit vollkommen, wo wir uns befanden.
 

Ein Räuspern riss uns aus der kleinen, perfekten Welt, in die wir versunken waren. Severus stand in der Tür, beide Augenbrauen bis zum Haaransatz erhoben, die Arme vor der Brust verschränkt und ein spöttisches Grinsen auf dem Gesicht. „Es freut mich ja, dass ihr es endlich geschafft habt, miteinander zu reden. Immerhin bedeutet das für mich eine sehr viel ruhigere Zeit. Aber ich würde es dennoch vorziehen, wenn ihr das, was ihr gerade angefangen habt, im Raum der Wünsche oder in Mr Potters Schlafsaal fortsetzt!“ meinte der Tränkemeister ruhig.
 

Ich spürte wie mir die Röte ins Gesicht schoss und auch Tom schien peinlich berührt. Doch Tom fing sich recht schnell wieder.
 

„Ich denke, er hat Recht, Jay!“ meinte er leise zu mir. „Ich würde gern wissen, wie du hier in Hogwarts wohnst!“
 

Ich nickte, auch wenn ich weniger vor hatte, ihm den Gryffindorturm zu zeigen, als viel mehr nur mein Bett. Doch dann fiel mir auf, dass das vermutlich nicht so einfach war, wie ich im ersten Moment gedacht hatte. „Dumbledore wird merken, wenn du durch die Schule schleichst!“ stellte ich daher besorgt fest.
 

Tom grinste. Dann saß ich plötzlich auf dem – im Vergleich zu Toms Beinen – kalten Boden und eine Schlage schlängelte sich an mir hoch, um letztendlich um meinen Hals geschlungen liegen zu bleiben.
 

„So erkennt er mich nicht“, kam es zischelnd von der Schlange. „Und da wir wissen, dass er Parsel spricht, werden wir auf dem Weg in deinen Schlafsaal einfach aufpassen, was wir sagen!“
 

Ich lachte leise und strich Tom über den Kopf, der daraufhin einen wohligen Laut von sich gab. Es gab noch viele Dinge, die ich über ihn heraus finden musste. Doch es warteten zwei Wochen Ferien auf mich. Genug Zeit, um auf jede Frage, die mir in den Sinn kam, eine Antwort zu erhalten.
 

„Ich gehe dann, Professor!“ meinte ich lächelnd, während ich aufstand. Severus antwortete mir nicht, aber das störte mich nicht. Ich hing mit meinen Gedanken bei Tom. So glücklich, wie im Moment, war ich lange nicht mehr gewesen. Seit dem Sommer, um genau zu sein.
 

Mein Glück wurde jedoch für einen Moment getrübt, als mir auf halben Wege zu meinem Turm Dumbledore über den Weg lief. Er war der letzte, den ich in diesem Moment sehen wollte. Vor allen Dingen, weil sein Auftauchen hieß, dass es vielleicht noch eine ganze Weile dauern konnte, bis ich in meinen Schlafsaal kam.
 

„Guten Abend, Harry!“ meinte er freundlich.
 

„Guten Abend, Professor!“ grüßte ich zurück, verbarg jedoch nicht, dass ich keine Lust hatte mit ihm zu sprechen.
 

„Ich nehme an, du kommst von deinem Training?“ fragte Dumbledore mich.

Ich nickte. „Wieso?“
 

„Ich weiß nicht, ob du schon einmal auf die Uhr gesehen hast, mein Junge!“ antwortete Dumbledore.
 

Natürlich hatte ich nicht auf die Uhr gesehen. Meine Gedanken hingen ja auch bei vollkommen anderen Dingen, als bei der Uhrzeit.
 

„Es tut mir Leid, Professor, ich weiß nicht wie spät es ist. Aber ich dachte, die Ausgangssperre sei über die Ferien wie immer aufgehoben?“ entgegnete ich so freundlich, wie es mir möglich war.
 

„Das ist Richtig. Trotzdem sehe ich keinen Grund dafür, dass du nach Mitternacht noch durch das Schloss stromerst!“ sagte Dumbledore, noch immer mit seiner absolut verabscheuungswürdigen freundlichen Maske.
 

Trotzdem vielen mir dabei fast die Augen aus: „Es ist nach Mitternacht?“
 

„Ja, mein Junge!“ antwortete Dumbledore.
 

„Dann werde ich wohl wirklich besser in mein Bett gehen!“ stellte ich fest. Ohne weiter auf Dumbledore zu achten ging ich an ihm vorbei, weiter in Richtung Gryffindorturm.
 

„Ist das dort eine Schlange, Harry?“ wurde ich von dem Direktor unterbrochen.
 

Ich drehte mich nur halb zu ihm um: „Ja, Dirktor, das ist eine Schlange. Da ich in der siebten Klasse bin, ist es mir erlaubt, eine Schlage als Haustier zu haben!“
 

„Natürlich! Aber doch sicher in einem Terrarium, oder?“ entgegnete Dumbledore.
 

Ich konnte es mir nicht verkneifen ihn frech an zu grinsen: „Falls sie sich erinnern, bin ich ein Parselmund. Er benimmt sich, wenn ich ihn darum bitte!“
 

„Sicher?“ kam ein angriffslustiges Zischeln von Tom.
 

Erschrocken umschloss ich seinen Kopf. „Sehr sicher!“ antwortete ich ihm auf Parsel.
 

„Gibt es ein Problem?“ fragte Dumbledore scheinheilig.
 

„Keineswegs!“ antwortete ich. „Er ist nur manchmal etwas frech zu mir! Wenn sie mich dann entschuldigen würden, Professor. Ich würde es vorziehen, mich jetzt schlafen zu legen!“
 

Ich sah, dass Dumbledore protestieren wollte, doch das beachtete ich gar nicht. Stattdessen setzte ich meinen Weg unbehelligt fort und war unheimlich froh, als sich das Gemälde der Fetten Dame endlich hinter mir schloss.
 

Sicher, nun nicht mehr belauscht werden zu können, fragte ich: „Was sollte das?“
 

„Ich wollte den Direktor ein wenig Ärgern!“ meinte Tom. Auf Grund der Bilder im Gemeinschaftsraum verwandelte er sich noch nicht zurück und wir führten unsere Unterhaltung in Parsel.
 

„Er hätte dich einfach aus Hogwarts schmeißen können, mit der Begründung, du würdest die Schüler gefährden!“ sagte ich leise und deutlich weniger verärgert, als besorgt.
 

„Mit welcher Begründung? Ich bin nicht giftig!“ entgegnete Tom. „Ich weiß, was ich tue. Keine Angst!“
 

„Doch, die habe ich!“ stellte ich fest.
 

Tom schwieg, bis wir den Schlafsaal erreicht hatten. Kaum hatte ich die Tür hinter uns geschlossen, verwandelte er sich zurück und umarmte mich von hinten.
 

„Entschuldige!“ wisperte er gegen mein Ohr. „Ich wollte dir keine Angst einjagen!“
 

„Schon gut“, entgegnete ich. Ich lehnte mich gegen ihn und genoss die Umarmung. Wie sehr ich das vermisst hatte, einfach in seinen Armen zu liegen und zu genießen.
 

„Jay?“
 

„Hm?“
 

„Das nächste Mal reden wir gleich miteinander, wenn irgendein Problem auftauchen sollte, ja?“ wollte er leise wissen.
 

Ich nickte nur.
 

„Versprich es!“ forderte Tom, während er Küsse auf meinem Hals verteilte.
 

Ich drehte mich lächelnd zu ihm um und küsste ihn. Dann meinte ich leise: „Ich verspreche es dir!“
 

Wieder küssten wir uns und Toms Hände suchten sich einen Weg durch meine Schulroben, bis er auf meinen nackten Bauch stieß. Von dort ließ er seine Hände langsam über meine Seiten wandern und strich mir sanft über den Rücken, während er mich näher zu sich zog. Ich führte uns beide zu meinem Bett, ohne mich aus Toms Armen zu lösen, ließ mich darauf sinken und zog Tom mit mir.
 

An Schlaf war in dieser Nacht nicht zu denken.
 

~~~
 

Die meiste Zeit der Ferien verbrachten Tom und ich in meinem Bett. Das Frühstück ließen wir generell ausfallen. Zur Sicherheit ließ ich mich jedoch zum Mittag und zum Abendbrot in der Großen Halle blicken. Die Lehrer sollten nicht auf die Idee kommen im Turm nach mir zu sehen.
 

Wir genossen die Zeit zu zweit in vollen Zügen. Stundenlang lagen wir aneinander gekuschelt in meinem Bett, genossen schweigend oder unterhielten uns über die letzten Wochen. Dabei stellten wir fest, dass wir größtenteils von den selben Gedanken und Ängsten gequält worden waren.
 

Es war das erste Mal, dass ich mit jemandem darüber sprach, wie ich mich gefühlt hatte, wenn ich ritzte. Bisher hatte ich mich standhaft geweigert, darüber zu sprechen, wenn Remus oder Hermine zu mir gekommen waren. Doch bei Tom hatte ich das Gefühl, es ihm schuldig zu sein. Und es tat mir unglaublich gut, einfach einmal darüber zu reden.
 

Nach dem die ersten Ferienwochen so verstrichen war, entschied ich mich schweren Herzens dafür, dass meine Hausaufgaben sich nicht von allein machten. Tom begleitete mich in seiner Schlangengestalt, so wie er es die Woche zuvor zum Essen auch schon immer getan hatte. Bei den meisten meiner Hausaufgaben konnte Tom mir helfen und mir auch noch einige nützliche Dinge zusätzlich erklären. So war ich mir ziemlich sicher, dass meine Aufsätze alle eine gute bis sehr gute Note erhalten würden.
 

In der zweiten Wochen gingen wir auch wieder jeden Abend zu Severus, um den Schein des Trainings aufrecht zu erhalten. Es war der Abend, bevor die restlichen Schüler zurück kehren sollten, als Tom und ich endgültig in die Realität zurück kehren mussten.
 

Es war Severus, der das Thema an schnitt. „Wie plant ihr beiden eigentlich, dass es weiter geht?“
 

Tom runzelte die Stirn. „So wie die letzten Tage auch?“
 

„Und deine Arbeit?“ fragte ich. Ich kannte Toms Ziele mittlerweile sehr gut und verstand ihn auch. Wären da nicht noch meine Freunde, die für Dumbledore kämpften und die ich genauso schützen wollte wie Tom, wäre ich längst auf seine Seite gewechselt.
 

„Lucius hat das in den letzten Monaten hervorragend übernommen. Ich bin mir sicher, er wird es auch noch sechs weitere Monate schaffen!“ antwortete Tom beruhigend.
 

Ich seufzte.
 

„Was ist los, Schatz?“ wollte Tom sanft wissen.
 

Ich sah zu ihm auf. Wie so oft lag ich auf dem Sofa, die Beine über der Lehne baumelnd, den Kopf in Toms Schoß. „Ich habe ein schlechtes Gewissen, wenn du deine Arbeit der letzten Jahrzehnte nur wegen mir aufs Spiel setzt!“
 

„Das brauchst du nicht, Jay!“ Tom strich mir durch die Haare und ich schloss genießend die Augen. „Es ist nicht das erste Mal, dass ich meine Leute für ein Jahr allein lasse. Bisher haben sie das immer gut gemeistert. Ich vertraue darauf, dass sie sich selbst schützen können. Und im Moment ist es wirklich ruhig. Kein Grund zur Sorge also!“
 

Ich sagte darauf nichts, auch wenn mein schlechtes Gewissen nur sehr wenig beruhigt war. Doch ich genoss es viel zu sehr, Tom ständig um mich zu haben. Und ich hatte in den letzten Wochen gelernt, egoistisch zu sein. Deshalb gab es für mich auch keinen Grund, Tom zu widersprechen, wenn dieser sagte, es sei in Ordnung.
 

Severus musterte uns beide und ich wusste genau welche Frage ihm auf der Zunge lag. Tom und ich hatte bereits darüber gesprochen ohne zu einem Ergebnis zu kommen. Doch das hatte noch sechs Monate Zeit. Warum sich also jetzt schon darüber den Kopf zerbrechen.
 

~~~
 

Obwohl ich die Zeit mit Tom allein genossen hatte und sie durchaus länger hätte andauern können, war ich am nächsten Abend froh, meine Freunde in Hogwarts willkommen heißen zu können. Unterschwellig war dort immer die Angst, dass ich einen von ihnen nicht wiedersehen könnte.
 

Am Abendbrotstisch herrschte eine ausgelassene Stimmung. Das der Krieg sich momentan beruhigt hatte wirkte sich auf die Stimmung in Hogwarts äußerst positiv aus. Niemand sprach mich auf Tom an, der sich wieder um meinen Hals geschlungen hatte. Darüber war ich ziemlich froh, denn bisher hatte ich mir noch keine Gedanken gemacht, was ich auf die Frage seiner Herkunft antworten sollte. Dumbledore hatte mich nicht danach gefragt, deshalb hatte ich es vollkommen verdrängt.
 

Am Abend, als wir hinter den magisch verschlossenen Vorhängen meines Bettes lagen, erklärte mir Tom, dass er einen Verschleierungszauber auf sich gelegt hatte. Es musste ja nicht gleich jeder wissen, dass ich eine Schlange besaß. So ein kleines Geheimnis konnte durchaus seine Vorteile haben. Ich nahm es schulterzuckend hin.
 

Als ich am nächsten Morgen als erster den Schlafsaal verließ, fand ich Hermine versunken in ein Buch vor dem Kamin sitzen. Auch, als ich ihr zum wiederholten Male einen guten Morgen wünschte reagierte sie nicht. Kopfschüttelnd setzte ich mir ihr gegenüber und wartete auf die anderen. Als diese nach einer halben Stunde kamen und mit uns zum Frühstück gehen wollten, musste ich Hermine ihr Buch aus der Hand nehmen, um ihre Aufmerksamkeit zu erlangen.
 

„Hey!“ meinte sie empört und griff nach dem Buch.
 

Ich hielt es außerhalb ihrer Reichweite und fragte: „Was ist so interessant, dass du unser gemeinsames Frühstück ausfallen lassen willst?“
 

Spätestens, als ich das Glitzern in Hermines Augen sah, wusste ich, dass ich diese Frage nicht hätte stellen sollen. Doch es war zu spät und wenigstens kam sie nun mit uns zum Frühstück.
 

„Es geht in diesem Buch um eine unglaubliche Theorie!“ begann Hermine mir zu berichten. „Weißt du wer Shakespeare ist?“
 

„Ich bin bei Muggeln aufgewachesen, Hermine!“ erinnerte ich meine Freunde. „Jedes Muggelkind in England weiß wer das ist!“
 

Hermine winkte ab. „Es gibt Theorien darüber, dass Shakespeare ein Zauberer war!“
 

„Wie bitte?“ fragte ich überrascht.
 

„Ja doch! Das wäre – fantastisch! Das wäre ein Beweis dafür, dass das Zusammenleben von Muggeln und Magiern funktionieren kann!“ meinte Hermine begeistert.
 

Ich konnte mir gut vorstellen, wie sehr sie dieses Thema faszinierte. Dennoch konnte ich diesem Gedankengang nicht folgen. „Wie meist du das?“
 

„Nun“, begann sie zu erklären. „Shakespeare war in seiner Zeit kein unbekannter Mann. Er hatte Sogar Kontakte zur Queen. Zum Königshaus, Harry! Es ist einfach unmöglich, dass niemand wusste, dass er ein Magier war. Es wird stark angenommen, dass wenigstens die Queen davon wusste. Es gibt Briefe, die das beweisen könnten, doch die werden von der Königsfamilie unter Verschluss gehalten und der Minister sagt, diese Theorie sei nicht Grund genug sich mit der Queen an zu legen.
 

Die königliche Familie wird diese Briefe kennen, sonst würde sie sie nicht unter Verschluss halten. Wenigstens sie wissen also von der magischen Welt. Man würde ihnen nichts neues erzählen, wenn man ihnen ginge und sie einweihte. Das würde eine Offenbarung der magischen Welt sehr viel einfach machen.“
 

„Aber es steht nicht fest, dass diese Briefe existieren, oder?“ entgegnete ich zweifelnd. Irgendwie hörte sich das ganze für mich nicht sehr logisch an.
 

„Nein“, stimmte Hermine mir zu. „Aber es gibt andere Indizien, die für diese Theorie sprechen!“
 

„Ach ja?“
 

Hermine nickte: „Nehmen wir ... 'Romeo und Julia'. Kennst du es?“
 

Ich nickte nur.
 

„Das Gift, das Julia nimmt. Es sollte sie Tod erscheinen lassen. Doch es gab in der Muggelwelt damals kein solches Gift. Heute kennt man mehrere Substanzen, die einen ähnliches Zustand erschaffen. In der magischen Welt funktionieren diese jedoch nicht, weil mit einem einfachen Spruch auf zu decken ist, ob der betroffene wirklich Tod ist. Aber es soll vor einigen Jahrhunderten einen Trank gegeben haben, der selbst diesen Zauber aus trickst!“, erzählte Hermine.
 

„Und warum gibt es diesen Trank jetzt nicht mehr?“ wollte ich wissen.
 

„Man hielt ihn für zu gefährlich und verbot ihn. Alle Rezepte wurden verbrannte und jedem, der die Rezepte gesehen hatte, wurde die Erinnerung genommen. Die gesamte! Nicht unbedingt die feine englische Art, aber zu solchen Überreaktionen neigen Magier wie Menschen ja heute noch!“, erklärte Hermine.
 

„Warum weiß man dann noch von dem Trank?“ fragte ich zweifelnd.
 

„Weil es unmöglich ist, alle Erinnerungen an irgendetwas, von dem so viele wussten, zu löschen. Nur das Rezept wurde erfolgreich vernichtet“, meinte Hermine. „Auf alle Fälle sind viele Historiker der Meinung, Shakespeare könnte diese Idee aus der magischen Welt genommen haben!“
 

Und so ging es weiter, bis es zum ersten Unterricht klingelte. Ob der Sommernachtstraum, Hamlet oder das Wintermärchen, Hermine fand in allem etwas magisches. Ich muss gestehen, dass ich diesem Gespräch zum damaligen Zeitpunkt nicht viel Bedeutung bei maß. Erst knapp zwei Wochen später wurde mir klar, dass dieses Gespräch für Hermine und mich in einer ganz anderen Hinsicht von ausgesprochen großer Bedeutung war.
 

Es war ein Freitagabend und wie jeden Tag verbrachte ich den in Severus Wohnzimmer. Tom war an diesem Abend jedoch nicht anwesend, weil Lucius ihn gerufen hatte. Irgendetwas schien vorgefallen zu sein. Ich machte mir große Sorgen, da ich fürchtete, die ruhige Zeit sei vorbei und Tom würde nun doch Hogwarts verlassen müssen.
 

„Ich weiß, dass ihr beide im Moment nicht darüber sprechen wollt, doch Sie müssen zu einer Entscheidung kommen, Mr Potter!“ stellte Severus fest.
 

Ich antwortete darauf nicht, in der Hoffnung er würde das Thema einfach fallen lassen. Meine Hoffnung wurde enttäuscht.
 

„Sie müssen sich zwischen Tom und ihren Freunden entscheiden, Mr Potter. Und zwar bald!“ meinte Severus eindringlicher als zuvor.
 

„Diese Entscheidung ist bereits gefallen“, entgegnete ich ruhig.
 

Severus schien davon überrascht zu sein. „Dürfte ich sie erfahren?“
 

„Ich kann nicht mehr ohne Tom leben und ich will es auch nicht. Wenn ich etwas in den letzten Monaten gelernt habe, dann dass ich mein Glück nur bei ihm finde“, antwortete ich gelassen.
 

Auf diese Worte hin sah ich Severus das erste Mal in meinem Leben lächelns „Ich bin froh, dass Sie ihre Wahl zu Toms Gunsten getroffen haben. Ich bin mir nicht sicher, ob ich die Tortour der letzten Monate ein weiteres Mal überstehen würde!“
 

Ich runzelte nur verwirrt die Stirn.
 

„In den ersten vier Wochen war Tom absolut unausstehlich“, antwortete Severus auf meine stumme Frage. „Er war ständig abwesend, grübelte nach, hatte schlachte Laune und absolut kein Interesse an den Dingen, die in unserer Welt vor sich gingen. Ich habe Tom in dieser Zeit das erste Mal übernächtigt erlebt. Als Sie sich dann schließlich bereit erklärt haben, sich mit ihm zu treffen, war Tom zunächst vollkommen nervös. Und nach ihrem Gespräch hat er sich einfach hier bei mir eingenistet, obwohl er wusste, wie gefährlich das ist. Als Begründung dafür sagte er mir nur, der Punkt vom Anfang des Sommers dürfe nicht wieder erreicht werden.“
 

Mir war das keineswegs neu. Tom hatte davon berichtet. Allerdings hatte ich bisher nicht gewusst, dass er am Anfang so sehr neben der Spur gestanden hatte.
 

„Und Sie waren nicht besser!“ fuhr Severus fort. „Die ersten Wochen waren Sie in der Schule katastrophal. Jeder Lehrer hat das mitbekommen, selbst Binns!“
 

Das war eine Art mentaler Ohrfeige. Wenn selbst der verplanteste Geist von allen bemerkt hatte, dass mit mir etwas nicht stimmte, musste es wirklich schlimm um mich gestanden haben.
 

Da ich darüber nicht wirklich mehr wissen wollte, wechselte ich einfach das Thema. „Meine Entscheidung bringt uns aber auch nicht sehr viel weiter. Dumbledore wird nicht zu lassen, dass ich einfach so verschwinde.“
 

„Und wenn sie offiziell die Seiten wechseln?“ schlug Severus vor.
 

Ich schüttelte den Kopf. „Ich werde mich aus dem Krieg heraus halten, sollte es einen Weg geben, das zu bewerkstelligen!“
 

Severus musterte mich lange nachdenklich. Dann meinte er: „Es gäbe einen Weg.“
 

„Was?“ Verwirrt sah ihn an.
 

„Es gibt einen Trank, der ihnen das ermöglichen würde“, sagte er unsicher. „Ich weiß nur nicht, ob Ihnen dieser Weg recht wäre.“
 

„Um das zu erfahren, müssten Sie mir erzählen, worum es geht!“ stellte ich fest.
 

„Ich habe einen Trank entwickelt, der einen Tod erscheinen lässt“, begann Severus.
 

Ich unterbrach ihn aufgebracht: „Der Shakespeare Trank?“ So hatte Hermine ihn in unserem Gespräch genannt, als sie später noch einmal darauf zurück gekommen war.
 

Severus nickte überrascht: „Sie kennen die Theorie?“
 

„Hermine erzählte mir davon!“, entgegnete ich.
 

„Nun“, Severus lächelte zum zweiten Mal an diesem Abend, was mir jedoch gar nicht mehr auffiel, „ich hätte es mir denken können. So belesen wie Ihre Freundin ist, musste sie darauf stoßen. Ja, ich habe mich an dieses Vorbild gehalten. Ich habe den Trank bereits getestet, er funktioniert einwandfrei!“
 

„Wir müssten meine 'Leiche' nach der Einnahme verschwinden lassen. Wie wollen Sie das anstellen?“ fragte ich. Die Idee war alles andere als Schlecht. Irgendwie wusste ich, dass Tom Hogwarts verlassen musste und ich wollte auf keinen Fall allein hier bleiben.
 

„Zusammen mit Tom werden wir mit Sicherheit einen Weg finden“, entgegnete Severus.
 

„Was für einen Weg wollt ihr mit mir finden?“ wollte Tom wissen, der in eben diesem Moment aus dem Kamin trat.
 

„Hallo Schatz!“ Noch bevor Tom sich den Staub aus der Kleidung schlagen konnte, hatte ich ihm einen Begrüßungskuss gestohlen.
 

„Hast du mich so sehr vermisst?“ fragte er lächelnd.
 

Ich nickte, was Tom dazu brachte zu seufzen.
 

„Es gibt weniger gute Nachrichten!“ stellte er leise fest.
 

„Du musst Hogwarts verlassen?“ fragte ich etwas niedergeschlagen.
 

Tom nickte.
 

„Ich denke, du wirst nicht allein gehen!“ mischte Severus sich ein.

Überrascht sah Tom zu ihm, während ich Severus still zustimmte.
 

„Mr Potter und ich werden dich begleiten!“ präzisierte Severus seine Aussage.
 

„Und wie wollt ihr das machen, ohne groß für Wirbel zu sorgen?“ verlangte Tom zu wissen.
 

In kurzen Worten erzählte Severus von seinem Trank.
 

„An wem hast du ihn ausprobiert?“ wollte Tom schließlich wissen.
 

„An Remus Lupin!“ antwortete Severus.
 

Ich fuhr erschrocken zusammen. Remus Tod hatte ich noch immer nicht überwunden.
 

Tom runzelte die Stirn: „Der ist tot!“
 

Severus grinste: „Das glaubt alle Welt. Dumbledore, weil er ihm gefährlich werden könnte, und du, weil ich nicht sicher war, wie du reagieren würdest, wenn ich dir sage, dass ich mit ihm zusammen bin und ihn vor beiden Seiten des Krieges schützen will!“
 

„Das ist nicht wahr!“ entfuhr es mir tonlos.
 

Severus sah zu mir, seine Augen nahmen einen leicht traurigen Glanz an. „Remus quält es sehr, dass er nicht für Sie da sein kann. Er würde sich sehr freuen, Sie wieder zu sehen!“
 

Ich schwieg, denn diesen Schock musste ich erst einmal verarbeiten. „Warum hat er nicht mit mir gesprochen?“, wollte ich leise wissen.
 

„Weder Remus noch ich waren uns damals sicher, ob Sie ihn verstehen würden. Sie schienen dazu zu sehr auf Dumbledores Seite zu sein!“ erklärte mir Severus.
 

Ich nickte benommen. Vor einem Jahr mochte das vermutlich wirklich noch so ausgesehen haben.
 

Nach einer Weile meinte ich: „Morgen ist Samstag und wir dürfen nach Hogsmeade. Wenn Sie den Trank auf Vorrat haben, Professor, und wir bis morgen alles regeln können, wäre Hogsmeade die perfekte Gelegenheit das durch zu ziehen!“
 

„Vorher möchte ich mich mit Lupin treffen!“ stellte Tom fest.
 

„Ich kann dich noch heute Abend zu ihm bringen!“ bot Severus an.
 

Tom nickte. Und dann begann wir zu planen. Der Plan war brilliant. Ich konnte untertauchen und Tom würde wohl einige Leute zum Nachdenken bringen.
 

Bevor ich in den Graffyindorturm zurück kehrte musste ich mich jedoch von Tom verabschieden. Uns beiden fiel dieser Abschied unheimlich schwer, obwohl nicht einmal ein Tag vergehen würde, bis wir uns wiedersahen. Ich stand noch lange vor dem Kamin, während Tom schon längst in Malfoy Manor war.
 

„Sie sollte in ihren Turm gehen, Mr Potter!“ stellte Severus leise fest.

Ich nickte nur, wandte mich von dem Kamin ab und wollte die Räume des Tränkemeisters verlassen.
 

Severus hielt mich jedoch in seinem Büro für einen Moment auf. „Warte! Wir sind gemeinsame Verschwörer. Also – vielleicht wäre es an der Zeit, einander das Du an zu bieten!“
 

Ich war überrascht von dem Angebot, nahm es jedoch lächelnd an. „Danke, Severus!“
 

„Morgen um zwölf in den Drei Besen!“ erinnerte er mich, bevor ich das Büro verließ.
 

~~~
 

Die Nacht war die Hölle. Ich konnte kein Auge zu tun. Es war ungewohnt nach vier Wochen wieder allein in meinem Bett zu liegen. Ich wälzte mich von einer Seite auf die andere, dachte über unseren Plan nach. Irgendwann dachte ich an Hermine. Und in mir stieg das schlechte Gewissen auf.
 

Mitten in der Nacht setzte ich mich auf und entzündete die Kerze auf meinem Nachtschrank. Neben dieser lag eine Ausgabe von 'Romeo und Julia'. Ich hatte sie mir bestellt, weil ich es eigentlich noch einmal lesen wollte. Als ich es für die Schule hatte lesen müssen, in dem Jahr bevor ich nach Hogwarts gekommen war, hatte ich mich nur durch das Drama gequält.
 

Ich nahm mir Feder und Tinte und schrieb wenige Worte für Hermine:
 

Liebe Hermine,

ich danke dir für die vielen aufbauenden und durchaus auch informativen Gespräche in den letzten Monaten. Du hast mir sehr geholfen. Gerade in der Zeit, in der noch alles im Argen lag.

Es ist nun alles wieder in Ordnung. Morgen werde ich euch verlassen, doch das wird euch den größten Schutz bieten, den ich euch noch geben kann. Nach unserem Gespräch wollte ich 'Romeo und Julia' eigentlich noch einmal lesen, doch nun komme ich nicht mehr dazu. Vielleicht findest du Verwendung für dieses Buch.

Übrigens kenne ich jemanden, der die Theorien über Shakespeare genauso interessant und für durchaus möglich erachtet, wie du.

Alles Liebe.

Jay
 

Ich hoffte, sie würde verstehen, was ich ihr sagen wollte. Sollte sie es verstehen, wusste ich, dass sie es für sich behalten würden. Ein letzten kleines Geheimnis, dass ich mit meiner besten Freundin teilen würde. In den letzten Monaten war mir bewusst geworden, wie wichtig sie mir wirklich war. Schließlich war es nicht das erste Mal gewesen, dass sie die einzige war, mit der ich hatte reden können und die mich verstand.
 

~~~
 

So wie die Nacht verlaufen war, fühlte ich mich auch am nächsten Morgen. Ich war vollkommen übermüdet. Doch zum Frühstück erreichte mich eine Eule mit einem Stärkungstrank. Ich warf einen flüchtigen Blick zu Severus, der seine Maske für mich kurz abnahm. Dankbar entleerte ich die Phiole.
 

Bevor ich mit Hermine, Ron, Ginny und Neville nach Hogsmeade ging machte ich einen kleinen Abstecher in die Eulerei. Ich wollte mich von Hedwig verabschieden und ihr noch ein paar letzte Instruktionen geben. Ich band ihr das Buch ans Bein und sagte ihr, sie solle am Abend damit zu Hermine, ihrer neuen Besitzerin, fliegen.
 

Den Weg nach Hogsmeade brachte ich erstaunlich ausgelassen hinter mich. Eine Weile zog ich mit den anderen durch das Dorf, kaufte Süßigkeiten und Scherzartikel und durchstöberte mit Hermine den Buchladen. Kurz vor zwölf verabschiedete ich mich von meinen Freunden. Es war abgemacht, dass wir uns um halb eins in den Drei Besen treffen würden. Nur ich wusste, dass dieses Treffen nie stattfinden würde. Doch ich wollte, dass sie dort waren, wenn wir unseren Plan durchführten.
 

Severus, Tom und Lucius warteten auf mich in den Drei Besen. Lucius würde in weniger als einer halben Stunde den Abgesandten des Ministeriums spielen, während Severus seine Tarnung fallen lassen würde.
 

„Der Trank heute Morgen war notwendig, was?“ begrüßte mich Severus.
 

„Ich habe kein Auge zugetan! Danke!“ entgegnete ich ihm. Ich setzte mich Tom gegenüber, mit dem Rücken zum Schankraum. Severus saß zu meiner rechten, Lucius zu meiner linken. „Hey Tom. Guten Tag, Mr Malfoy!“
 

„Lucius, bitte!“ verbesserte mich der Blonde.
 

Ich nickte dankend.
 

„Du bist dir sicher, dass du das durchziehen willst, Jay?“ fragte mich Tom sanft und deutlich besorgt.
 

Ich lächelte beruhigend. „Ja!“
 

Die Zeit bis halb eins verstrich rasend schnell. Wir sprachen noch einmal leise unseren Plan durch. Dann betraten meine Freunde die Kneipe. Sie suchten sich einen Tisch nicht weit entfernt von uns. Mich hatten sie zum Glück noch nicht entdeckt. Dumbledore war ebenfalls anwesend. Severus hatte ihn herbestellt. Lucius hatte dafür gesorgt, dass ebenso viele Auroren wie Todesser hier waren. Im Ministerium war bekannt, dass er ein wichtiges diplomatisches Treffen mit einem der führenden Todesser hätte. Für diese Zeit war die Kneipe zum neutralen Schutzgebiet erklärt worden. Es war erstaunlich, wie viel man innerhalb weniger Stunden erreichen konnte, wenn man nur die richtigen Leute kannte.
 

Das Spiel konnte beginnen.
 

„Also gut, Voldemort, ich stimme zu!“ sagte ich etwas lauter, als wir unser Gespräch zuvor geführt hatten. Es war eigentlich nicht so laut, dass es alle hören konnte. Dennoch sorgte dieses eine bestimmte Wort dafür, dass es innerhalb von Sekundenbruchteilen in der Kneipe gespenstisch Still war. Ich war für den Moment wirklich froh mit dem Rücken zu den anderen zu sitzen, denn einen Augenblick konnte ich mir das Grinsen nicht verkneifen.
 

„Das ist erfreulich“, erwiderte Tom. Er hatte dieses Erscheinungsbild angenommen, unter dem die Öffentlichkeit ihn kannte. Ich erschauderte bei dem Schlangengesicht und entschied, dass ich dieses Aussehen nicht mochte. „Das Gift, Severus!“
 

Noch während Tom dies sagte zog jeder in diesem Raum den Zauberstab, uns vier ausgeschlossen.
 

Ruhig stand ich auf und drehte mich zu den anderen um. „Diese Kneipe ist für den heutigen Tag zu politisch neutralem Gebiet erklärt worden. Niemand kann hier Magie wirken!“
 

Das brachte niemanden dazu, den Zauberstab zu senken, aber die Anspannung wich aus fielen. Mein Blick glitt über die Menge. Dumbledore schien verstört, was mich erfreute, ein paar bekannte Gesichter aus der Schule schienen ängstlich oder verwirrt. Meine Freunde hatte ihre Zauberstäbe ausnahmslos auf Tom gerichtet. Nur Hermine schien die ganze Situation noch zu analysieren. Ich stellte fest, dass sie ihren Zauberstab nicht gezogen hatte. Ein kurzes Lächeln huschte über mein Gesicht, was sie die Augenbrauen nachdenklich zusammen ziehen ließ. Ich war mir nun sicher, dass sie meine Botschaft verstehen würde.
 

Während die Aufmerksamkeit aller auf mir lag, holte Severus zwei Phiolen aus seiner Robe. Die eine war mit einer durchsichtigen Flüssigkeit gefüllt, in der anderen klebten nur noch Reste einer ebenfalls durchsichtigen Flüssigkeit. Er gab mir die volle Flasche, ohne jemanden die leere sehen zu lassen.
 

„Ich habe soeben einen unbrechbaren Schwur geleistet, der für mich wie für Voldemort einige Pflichten enthält. Voldemort wird die Schule nicht angreifen. Er wird meine Freunde wie neutrale Personen in diesem Krieg behandeln, so lange sie sich nicht auf dem Schlachtfeld befinden. Im Falle eines Siegs für ihn, was ich nicht hoffe, ist er dazu verpflichtet, Muggelgeborenen, Halbblütern und Reinblütern sowie allen magischen Wesen die gleichen Rechte zuzugestehen.“
 

Tom erhob sich hinter mir. „Im Gegensatz dazu wird Harry Potter heute und hier sein Leben geben. Er wird das Gift schlucken, das Severus ihm gerade gegeben hat. Sein Erbe bleibt bis zum Ende des Krieges unangetastet. Der Sieger wird es dann verwalten!“
 

Ich sah zu Hermine, die noch immer sehr nachdenklich aussah, während sich in den Gesichtern aller anderen Schock ausbreitete.
 

Lucius erhob sich: „Ich bin als Gesandter des Ministeriums hier. Ich wollte Mr Potter von dieser Tat abbringen, doch die Sicherheit seiner Freunde und der Schule sind ihm mehr wert, als sein Leben. Allerdings ist die Sicherheit der Schule nur so lange gewährleistet, wie keine der beiden Seiten sie als Stützpunkt verwendet!“
 

„Ich hatte viel Zeit über diese Entscheidung nach zu denken!“ ergriff erneut ich das Wort, während ich die Phiole entkorkte. „Ich habe keine Chance diesen Krieg zu überleben. Diesen Tod zu wählen birgt den Vorteil, dass ich die, die ich liebe, schützen kann. Hätte ich einen anderen Weg eingeschlagen, wäre ich auf dem Schlachtfeld einen vollkommen sinnlosen Tod gestorben!“ Mit diesen Worten entleerte ich die Phiole und mir wurde schwarz vor Augen.
 

Was darauf passierte weiß ich nur aus Toms Erinnerungen. Ich habe sofort nach meinem Erwachen darauf bestanden, sie zu sehen.
 

Severus kniete sich neben meinem leblosen Körper nieder, tauschte unauffällig die Phiolen aus und bestätigte meinen Tod. Lucius prüfte es selbst nach und auch Dumbledore durfte sich meines Todes versichern. Hermines Blick hatte sich währenddessen auf Tom gehaftet, der dann auch wieder das Wort ergriff, als Dumbledore, in einem Schock gefangen, von mir zurück getreten war.
 

„Ein törichter Junge! Ich würde nie auf die Idee kommen die Schule an zu greifen. Sie bedeutet die Zukunft unseres Landes! Und die Gleichberechtigung aller ist das Ziel all meiner Bemühungen. Er ist dennoch eines sinnlosen Todes gestorben. Es gibt keinen sinnvollen Tod! - Severus! Wir gehen!“
 

Damit disapparierte er und Severus folgte mit meiner 'Leiche' nur einen Augenblick später.
 

.~*°*~.~*°*~.~*°*~. Flash Back End .~*°*~.~*°*~.~*°*~.
 

Tom tritt zu mir und umarmt mich von hinten. „Worüber grübelst du schon wieder nach?“ fragt er mich leise.
 

„Darüber, wie wir zusammen gekommen sind. Wie einfach alles hätte sein können, wenn ich dir damals im Sommer einfach meine Gefühle gestanden hätte!“ entgegne ich leise. Die Sonne steht mittlerweile weit über den Bäumen. Ich habe einmal mehr die Zeit vergessen.
 

„Der Meinung bin ich nicht“, sagt Tom zweifelnd. „Vielleicht hätte es alles nur noch viel schlimmer gemacht!“
 

Ich lache leise. Wir führen diese Diskussion oft. Und wir beide haben fest gefahrene Meinungen. Doch es ist alles nur Spekulation. Es ist so gekommen, wie es gekommen ist und ich bin glücklich damit.
 

„Tom. Ich möchte dieses Krieg endlich beenden!“ stelle ich fest und drehte mich in seiner Umarmung um.
 

Er verzieht das Gesicht.
 

„Weich jetzt nicht aus!“ warne ich ihn.
 

„Schon gut!“ gibt er nach. „Ich möchte ja das selbe! Nur dein Weg behagt mir nicht!“
 

„Dumbledore ist tot. Er ist der einzige, der mir hätte gefährlich werden können!“ entgegne ich.
 

„Du wirst vorsichtig sein!“ ermahnt er mich.
 

„Natürlich!“ versichere ich. „Ich verspreche es!“ Ich küsse ihn.
 

Für den Moment bin ich noch hier.
 

Für den Moment können wir genießen.
 

Und ich weiß, dass die Gedanken an den Krieg bald verschwinden werden und ich dann jeden Moment meines Lebens zusammen mit Tom werde genießen können.
 

~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~
 

Nachwort:

Edit 16.09.2008:

Ich habe es nun tatsächlich endlich geschafft die Fortsetzung zu schreiben. Und aus lauter Elan habe ich „Verloren“ dann noch einmal überarbeitet. Jetzt stößt die FF schon fast an das Limit der Größe einer Datei, die auf FF.de hochgeladen werden kann xD
 

Die Fotsetzung heißt „Rückkehr“.

(hier füge ich gleich noch den Link ein, wenn ich ihn dann habe! xD)
 

lg

tanguna



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Kommentare zu diesem Kapitel (10)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  scater-fiffy
2008-09-16T22:05:41+00:00 17.09.2008 00:05
Oh mein Gott! Einfach atemberaubend. Dein Schreibstil ist was für sich, er ist einfach geil. Ich werde mich auch bald an die Fortsetzung setezn. Du schreibst richtig geil. Mir fehlen die Worte...^^ lg
fiffy
Von: abgemeldet
2008-05-24T17:08:51+00:00 24.05.2008 19:08
Und ob! es sind noch sooooooooooo~ viele Fragen offen ô.O

Ich brenne förmlich auf eine Fortsetzung!!!
Schließlich kann man uns arme Geschöpfe, auch Leser genannt, nicht einfach so unwissend zurücklassen!!!
das wäre... einfach verwerflich!
Echauffieren wäre garkein Ausdruck für die bereitgelegte Reaktion in diesem Fall :D

Deine Story war wundervoll!
Dein Schreibstil gefällt mir sehr gut! Wunderbar lebendig und farbenfroh!
Es ist mmer wieder schön zu sehen, wie junge Künstler es schaffen ihren Mittelweg des Schreibens zu finden, der sich, ganz nebenbei natürlich, auch noch postiv auf den Leser auswirkt ;)

Mach weiter so-und...
setz dein talent doch bitte auch in einer Fortsetzung um! ^^

LG
Saphiera
Von: abgemeldet
2008-05-24T10:32:42+00:00 24.05.2008 12:32
Die Story ist echt super...würde mich auch über ne fortstzung freuen^^...kannsch mir ja vielleicht bescheid geben wenn se on isch?
Von:  AngelHB
2008-05-08T15:46:45+00:00 08.05.2008 17:46
Hi!

Ne super geile Story. Würd mich sehr über ne Fortsetzung freuen. Sag bitte bescheid wenns so weit is.

Lieben Gruß Angel
Von:  Shereon
2008-04-25T11:03:41+00:00 25.04.2008 13:03
Sehr gute Story! ^^b
Von:  xuxu713
2008-04-22T20:29:36+00:00 22.04.2008 22:29
ICh mag diese Geschichte auch sehe gerne. Besonders da Tom und Harry zueinander finden, aber auch das Harry sich mit Severus anfreundet. Hermines Rolle fand ich ganz OK, obwohl ich Hermine eigentlich abgrundtief hasse, aber hier war sie FAST sympathisch.
Dumbledore ein Parselmund und obendrein das wahrhaft Böse in Person.
Nun, so wie du angedeutet hast wurden auch die Dursleys bestraft ... das gibt bei mir extra Bonuspunkte. Auch das Dumbledore dann starb (wie starb er denn?).
Über eine Fortsetzung wäre ich hoch erfreut.
Von:  Angelcerise
2008-04-20T20:59:01+00:00 20.04.2008 22:59
Ich hoffe doch es gibt eine Fortsetzung *hoffnungsvoll anschau*
Wenn ja schickst du mir eine ENS???
Denn diese FF war einfach voll genial^^
Von:  mathi
2008-04-20T20:40:29+00:00 20.04.2008 22:40
hoi,
diese ff ist einfach toll!!!!!!
bin richtig sprachlos, denn ich weiß nicht was ich sagen soll...
jedenfalls, würde ich mich auch über eine fortstetzung freuen...
mathi
Von: abgemeldet
2008-04-20T19:56:57+00:00 20.04.2008 21:56
wooooooooooooooooooooooooow!!!!!!!!!!!!!!!
die FF is genial. *sprachlos is*

bitte schreib schnell die Fortsetzung.

LG
Serena
Von:  EvaSlytherin
2008-04-20T18:08:14+00:00 20.04.2008 20:08
Bitte schreib eine Fortsetzung, die FF ist so genial.
Ich liebe das paaring Harry/Tom.
Hoffe Hermine versteht schnell was mit Harry wirklich passiert ist und trifft ihn am Ende des Krieges wieder.
Schreib bitte schnell die Fortsetzung.
lg
EvaSlytherin


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