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The Healing Touch

This was love at first sight, love everlasting, a feeling unknown, unhoped for, unexpected...
von

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Candy, Lollipop or a Remedy?

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Candy wäre früher nie auf die Idee gekommen, ihre Fähigkeiten wissenschaftlich untersuchen zu lassen. Sie hatte sie immer als ein Teil von sich akzeptiert, ein begnadeter Pianist ließ sich ja auch nicht von Spezialisten durchleuchten, um die Herkunft seiner Begabung zu entdecken.

Der Professor hatte ihr jedoch erklärt, daß es unerläßlich war, ihre Grenzen auszuloten und die Funktionsweise ihrer Mutation zu entschlüsseln, um sie optimal einsetzen zu können, ohne daß sie sich selbst oder andere dabei gefährdete.

Dazu waren eine Reihe von Tests nötig, die Blutabnahme, ein EKG sowie ein EEG, ein komplettes CT, eine vollständige neurologische Untersuchung und dergleichen mehr beinhalteten.

Candy war noch nie in ihrem Leben bei einem Arzt gewesen und staunte nicht schlecht, was Hank so alles mit ihr anstellte. Sie nutzte die Gelegenheit, den freundlichen Arzt mit Fragen zu löchern, was ihn jedoch nicht zu stören schien. Im Gegenteil, es kam nicht oft vor, daß seine Testpersonen so eifrig bei der Sache waren. Zum Teil lag das wohl daran, daß Candy ihre Gabe nicht als Fluch betrachtete wie viele andere Mutanten, die manchmal sehr beängstigende Fähigkeiten entwickelt hatten, ohne zu wissen, wie man diese kontrollieren konnte.

Er erinnerte sich noch sehr gut an die Jahre, in denen Rogue fast über ihren Fähigkeiten verzweifelt war, bis sie endlich einen Weg fand, sie zu beherrschen.

Der Zeigefinger von Candys rechter Hand war mit einer Elektrode überzogen, die den Hautwiderstand maß, während sie Hank nach Aufforderung an der Hand berührte. Ihre Kopfhaut war ebenfalls mit Elektroden übersät, die ihre Hirntätigkeit aufzeichnen sollten.
 

„Sieh nur, die Spannung sinkt deutlich, wenn Du versuchst, bei mir eine Diagnose zu stellen. Und deine Hirnwellen verändern sich ebenfalls. Das ist das typische Muster für einen Empathen.“

Hank rollte mit dem Stuhl zurück zu seinem Computer und machte ein paar Einträge in ihre Akte, dann nahm er einen Karton, der mit Luftlöchern versehen war, und rollte wieder zu Candy, die in einem bequemen Behandlungsstuhl saß.
 

„Dieses Eichhörnchen hat ein Schüler heute Morgen bei mir abgegeben, es lag verletzt unter einem Baum. Könntest Du es heilen?“

Hank blinzelte sie hinter seiner randlosen Brille fragend an.
 

Candy hob den Deckel und fand zwischen Zeitungsschnipseln ein graues Eichhörnchen, das sie aus schwarzen Knopfaugen ängstlich musterte. Sie streckte die Hand vorsichtig aus und berührte das Tier am Rücken. Sie spürte sofort, daß es verletzt war und Schmerzen hatte.

„Sein Hinterlauf ist gebrochen, ich werde es wieder richten, hab’ keine Angst, Kleines.“, flüsterte sie beruhigend, während sie ihre heilende Energie in das Tier gleiten ließ.
 

Hank beobachtete fasziniert, wie das EEG seiner Patientin sich veränderte, die Zeitspanne war sehr kurz, doch das Muster der Hirnwellen verriet Aktivitäten in Hirnregionen, die normalen Menschen nicht bewußt zugänglich waren. Ähnlich den Telepathen mußte Candy Zugang zum Frontallappen der Großhirnrinde haben, wo die Wissenschaft Fähigkeiten wie Präkognition und Telepathie vermutete.

Aber wie war es möglich, daß sie eine differenzierte Diagnose der Verletzungen erstellen und sogar frühere bereits verheilte Krankheiten noch diagnostizieren konnte?

Sein Gesicht in nachdenkliche Falten gezogen bemerkte er nicht, wie Candy ihn fragend ansah.
 

„Hank? Stimmt etwas nicht?“, fragte Candy nervös und streichelte das inzwischen putzmuntere Eichhörnchen, das in dem Karton herum wuselte.
 

„Alles bestens! Ich habe dir ja schon erklärt, welche Hirnregionen bei dir wohl reagieren werden, das ist bestätigt, doch ein Geheimnis bleibt: Du bist fähig, genaue Diagnosen zu stellen, wenn Du Menschen berührst. Um das zu enträtseln, müßte ich dich und deinen Patienten verkabeln. Meinst Du es reicht, wenn ich mich mit einem Skalpell schneide?“, fragte er leise und kratzte sich überlegend am Kopf.
 

„Hank! Auf keinen Fall! Das lasse ich nicht zu!“, rief Candy entsetzt aus.

„Bei aller Liebe zur Wissenschaft, das geht zu weit!“
 

Hank zog eine Grimasse und lächelte dann etwas belämmert: „Sorry, ich wollte dich nicht erschrecken, aber wenn mich mal ein Problem packt, dann läßt mich das nicht mehr so schnell los. Außerdem rennt mir die Zeit davon, wenn Du gehen solltest, bevor die Versuche zu Ende sind, dann bleibe ich auf dem Geheimnis sitzen. Das würde mich in den Wahnsinn treiben, wirklich!“

Hank legte grinsend eine Hand auf seine Brust und lächelte sie leutselig an.
 

Candy mußte lachen: „Das würde ich dir niemals antun, Hank! Ich habe heute Morgen mit Professor Xavier ein langes Gespräch geführt. Ich werde probeweise drei Monate bei euch leben, bevor ich mich endgültig entscheide. Schließlich bin ich keine Lehrerin sondern Fotografin und muß erst mal sehen, wie ich hier bei euch zurecht komme.“
 

Hank tätschelte beruhigend ihr Knie und zwinkerte ihr fröhlich zu: „Mach dir keine Sorgen, das Leben hier ist ein bißchen wie ein ständiges Feriencamp.“
 

Candy mußte lachen, Hank war immer so guter Laune, daß sie sich gerne für seine Experimente zur Verfügung stellte. Sie war sehr froh, daß er dafür zuständig war und nicht Dr. Summers-Grey. In Gedanken zog sie eine Grimasse, die Ärztin war ihr nicht unbedingt sympathisch mit ihrer unterkühlten Art und den Katzenaugen, die sie immer zu durchleuchten schienen, wenn sie sich zusammen in einem Raum aufhielten. Zudem wurde sie immer ein wenig nervös, da Jean ja Gedanken lesen konnte und somit vielleicht Candys versteckte Antipathie bemerken könnte.

Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, als die Tür des Untersuchungsraumes aufglitt und zwei Schüler hereinplatzten.
 

„Dr. McCoy! Synch bräuchte die Hilfe von Miss Loll…, äh, Miss Genova!“, rief Psi aus und wurde knallrot, als er sich fast bei ihrem Namen versprochen hätte.
 

Der junge Schwarze hing praktisch an der Schulter seines Freundes und zog ein Bein nach, während sie weiter in den Raum liefen.

Hank sprang von seinem Stuhl auf und half Synch auf den Untersuchungstisch, der am Ende des Raumes stand.
 

„Was habt ihr schon wieder angestellt?“, fragte Hank Psi streng, der versuchte, unschuldig dreinzublicken, was ihm Dank seiner großen, blauen Augen auch fast gelang.
 

„Dr. McCoy? Können Sie sich die Standpauke für später aufheben? Mein Bein tut höllisch weh.“, preßte Synch mühsam hervor und sah seinen Lehrer flehend an.
 

Candy hatte sich aus dem Stuhl erhoben, konnte aber nicht weit gehen, da sie ja durch die Elektroden gebunden war.

„Hank? Kannst Du mich losmachen? Ich komme hier nicht weg.“
 

Der Arzt blickte zwischen Patient und Heilerin hin und her und seine Augen leuchteten dann erfreut auf. Hier ergab sich die perfekte Gelegenheit, um die Heilung an einem Menschen zu verfolgen.

„Bleib, wo Du bist, Candy! Ich rolle Synch in deine Nähe, dann kann ich die Testreihe abschließen.“
 

Gesagt, getan. Hank machte die Rollen des Untersuchungstisches los und schob den verletzten Jungen in Reichweite von Candy. Er kontrollierte dann die Elektroden und Verbindungen und gab dann grünes Licht für den letzten Versuch des Tages. Die zwei Rabauken waren wenigstens für etwas gut, ging ihm dabei durch den Kopf.
 

„Keine Angst, Synch. Es tut nicht weh, wahrscheinlich fühlt es sich nur ein wenig komisch an.“, sagte Candy zu dem Jungen, der tapfer lächelte, obwohl er durch den gebrochenen Unterschenkelknochen schreckliche Schmerzen litt.

Sie hielt seine Hand fest in ihrer und konzentrierte sich darauf, seinen Knochen zu heilen, während Hank die Aufzeichnungen der Meßgeräte verfolgte und die Ergebnisse eifrig in den Computer tippte.

Es dauerte nicht mal zwei Minuten und der Knochen war zusammengewachsen, ohne daß Synch etwas mehr gespürt hätte als ein Kribbeln in seinem Bein.
 

„Wow! Sie sind fabelhaft, Miss Genova! Das perfekte Allheilmittel!“, rief Psi begeistert aus, als er zusah, wie sein Freund von der Bahre sprang und sein linkes Bein auf Belastbarkeit testete.
 

Candy grinste ihn an: „Doch kein Lollipop?“

Frank wurde dunkelrot, als sie ihren Spitznamen laut aussprach. Er hatte gedacht, daß sie es vorhin nicht mitbekommen hatte. Sein vorwitziges Mundwerk brachte ihn oft in Schwierigkeiten.
 

„Sorry, Miss Genova! Das sollte keine Beleidigung sein, das war nur ein Spaß, weil Sie keinen Codenamen haben. Wir haben nur rumgealbert.“

Synch boxte seinen Kumpel auffordernd in die Seite, um ihm klar zu machen, daß eine Entschuldigung fällig war. Auch wenn der Neuzugang nicht so zimperlich wie die anderen Damen der Mansion war, mußte man es sich ja nicht gleich mit ihr verderben.

Psis Augen blitzten in dem Moment auf, ein sicheres Zeichen für einen Geistesblitz bei ihm.
 

„Wie wäre es, wenn wir Sie ab jetzt Remedy nennen würden? Ich denke schon seit Tagen darüber nach, welcher Codename am Besten zu Ihnen passen würde!“
 

„Remedy?“, sprach Candy den neuen Namen aus und testete seinen Klang.
 

„Klingt sehr gut, wenn Du mich fragst.“, warf Hank ein und stellte sich den beiden Schülern in den Weg.

„Gefällt mir! Psi, ich schulde dir etwas. Der Name ist super!“

Psi und Synch strahlten um die Wette und hofften darauf, sich jetzt unauffällig verdrücken zu können, doch Dr. McCoy wich nicht zur Seite. Er starrte sie vielmehr durchdringend an, bis Psi begütigend die Arme hob.
 

„Okay, okay! Ich geb’s ja schon zu. Es war eine Runde Super-Ball! Synch hat Jetstreams Kräfte geklaut, doch der hat sich zu weit von ihm entfernt und er ist abgestürzt und dabei ziemlich blöd auf dem Boden aufgekommen.“
 

Hank schüttelte mißbilligend den Kopf: „Ich werde euch melden müssen, ihr wißt, daß der Professor das nicht gerne sieht. Unser Leben ist gefährlich genug, da müßt ihr nicht noch in eurer Freizeit so einen Blödsinn machen. Wenn ihr zuviel Energie übrig habt, werde ich Logan darüber informieren, daß er seine Trainingseinheiten mit euch etwas anspruchsvoller gestalten muß.“
 

Synch verzog gequält das Gesicht, Logan würde sie Blut und Wasser schwitzen lassen, das war kein Spaß mehr. Frank sah ihn abbittend an, doch die Wahrheit wäre sowieso rausgekommen, das war das größte Übel, wenn der Rektor der Schule über telepathische Fähigkeiten verfügte.
 

„Wieso habt ihr überhaupt wieder mit dem Unsinn angefangen? Nach dem letzten Mal dachte ich, daß der Professor euch deutlich gemacht hätte, wie gefährlich das Spielchen ist“, hakte Hank noch einmal nach.
 

Psi warf Candy einen verstohlenen Blick zu, beantwortete die Frage jedoch nicht. Sie runzelte die Stirn und atmete dann tief durch, als ihr die Antwort klar wurde.
 

„Wo stecken eure Mitspieler?“, verlangte sie zu wissen und die beiden Jungs zuckten zusammen, als sie den ungewohnt stählernen Unterton ihrer Stimme vernahmen.
 

„Candy?“

Sie drehte sich zu Hank um, der sie fragend ansah, weil er sie bisher nicht wütend oder aufgebracht erlebt hatte.
 

„Wir sind für heute fertig, oder Hank? Mach mich bitte los, damit ich die beiden nach oben begleiten kann. Ich muß dringend etwas klären.“
 

Die Jungen sahen betreten zu, wie Dr. McCoy Candy von den Elektroden losmachte und sie dann vom Stuhl glitt und sie mit einem knappen Handzeichen anwies, voranzugehen.
 

„Bis zum nächsten Mal, Hank!“, verabschiedete sie sich kurz und folgte dann den Jungen nach oben.

Es wunderte sie nicht, daß alle Schüler aus Logans Kurs diesem sogenannten Super-Ball frönten. Frank erzählte ihr bereitwillig, daß sie sich im Wald trafen, der zum Grundstück der Schule gehörte und dann eine Art Basketball spielten, bei dem jeder gegen jeden spielte und seine Fähigkeiten einsetzen durfte.

Das Spiel war in der Vergangenheit so ausgeartet, daß es ziemlich oft zu Verletzungen gekommen war. Wohl mit ein Grund, warum Logan die Bande in Waffentechnik und Selbstverteidigung unterrichtete. Der jugendliche Überschwan der Schüler mußte auf sinnvolle Weise kanalisiert werden.
 

Die übrigen Mitspieler warteten nervös auf den Ausgang von Psis und Synchs Ausflug in die Katakomben, sie hatten sich alle beim Bootshaus versammelt, wo sie ihnen besorgt entgegensahen, als sie bemerkten, daß Miss Genova die beiden begleitete.
 

„Alles in Ordnung, Synch?“, fragte Rahne, das war das Wolfsmädchen, ängstlich, als sie in Hörweite waren.
 

Candy fiel dem Jungen ins Wort, bevor er überhaupt den Mund öffnen konnte: „Wenn Du seine Verletzung meinst, die ist verheilt. Aber sonst ist gar nichts in Ordnung!“

Candy stemmte aufgebracht die Hände in die Hüften und ließ ihren stechenden Blick über die Gruppe von Jugendlichen gleiten. Moonstar hatte eine Schramme auf der Wange und Skin hielt sich seinen rechten Unterarm.
 

„Was habt ihr euch dabei gedacht, dieses blöde Spiel entgegen der Verbote wieder aufzunehmen?! Miss Genova wird’s schon richten? Ich bin keine Freikarte für euren Blödsinn! Meine Energien sind begrenzt, wenn ich eure Blessuren heile und jemand anderem dadurch nicht helfen kann, was macht ihr dann? Was glaubt ihr, wie ich mich dabei fühle? Ich spüre die Schmerzen, die Angst und den Kummer für die Zeit, in der ich jemanden heile. Das ist kein Spaß!“

Den letzten Satz sprach sie nur noch flüsternd, weil ihr die Stimme zu versagen drohte. Sie machte sich Vorwürfe, nicht an die Konsequenzen gedacht zu haben, wenn sie in ein soziales Gefüge einbrach, das ihre Fähigkeiten kannte.

Mit steinerner Miene ging sie auf Angelo zu und griff nach seinem Arm.
 

„Dein Handgelenk ist verstaucht“, meinte sie leise und sah ihm in die dunklen Augen, die immer ein wenig traurig schimmerten.

„Jeder Schmerz erinnert dich an diesen einen Tag, an dem Du dachtest, Du müßtest sterben.“

Skin riß die Augen auf und schluckte schwer, als ihn Candy wieder gehen ließ.
 

Sie griff nach Moonstars Hand, bevor das Mädchen sich ihr entziehen konnte.

„Nur eine kleine Schramme, sie ist gleich verschwunden. Du bist genauso einzigartig wie die anderen hier, Danielle. Du mußt nicht fliegen oder dich verwandeln können, um besonders zu sein.“
 

Sie drehte sich zu den anderen um, die ihren bekümmerten Blick noch schlimmer zu ertragen fanden, als wäre sie immer noch wütend auf sie gewesen.

„Das war nur ein kurzer Blick hinter ihre Fassade. Je schwerer die Verletzung desto länger der Kontakt, desto mehr fühle ich mit der Person, die ich gerade behandle. Und das wollt ihr mir nun auf regelmäßiger Basis antun, nur um euch in diesem Spiel zu beweisen?“
 

Frank trat vor sie, was sie nicht überraschte, er war der geborene Anführer und schreckte nicht davor zurück, die Verantwortung für sein Tun zu übernehmen.

„Bitte seien Sie nicht mehr böse auf uns! Das Ganze war meine Idee, ich habe die anderen überredet. Ich habe nicht nachgedacht, als ich Ihre Fähigkeiten als perfekten Ausweg für Verletzungen betrachtet habe. Sie werden doch deswegen nicht weggehen?“

Es war, als hielten die Jugendlichen die Luft an, während sie darauf warteten, daß Miss Genova die Frage beantwortete. Sie hatten bisher nicht herausbekommen können, wie sich Miss Genova entschieden hatte und nun hatten sie ihr womöglich einen Grund geliefert, sich gegen ein Leben bei den X-Men zu entscheiden.
 

„Nein, aber ich möchte, daß ihr dafür sorgt, daß eure Mitschüler wissen, daß es für mich keine Kleinigkeit ist, andere zu heilen. Bisher wußte niemand aus meiner näheren Umgebung, was ich bewirken kann, deshalb mußte ich nie darüber nachdenken, wie die anderen die Fähigkeit wahrnehmen. Was glaubt ihr, was die anderen Lehrer oder der Professor dazu sagen würden, wenn ich ständig irgendwelche selbstverschuldeten Blessuren heile? Ich denke, man würde mich sofort rausschmeißen, oder nicht?“, sprach Candy mit sehr ernster Miene auf die Jugendlichen ein.
 

„Sehr richtig!“, sagte eine nachdrückliche Stimme hinter ihr und alle fuhren zu Scott Summers herum, dessen bedrohlich Visier in der Sonne aufblitzte, was durchaus als böser Blick gedeutet werden konnte.
 

„Die Schüler sofort ins Haus! Der Professor würde gerne mit dem Super-Ball-Team ein Gespräch führen. Miss Genova bleibt bei mir“, befahl Scott mit eindringlicher Stimme und keiner wagte es, dem Anführer der X-Men zu widersprechen.
 

Die Gruppe schlich sich ziemlich kleinlaut davon, dabei warfen sie immer wieder Blicke zurück, um zu sehen, ob Mr. Summers Candy womöglich zusammenstauchte.

Candy fröstelte mit einem Mal und schlang ihre Arme in einer schützenden Geste um sich, während sie Scotts ausdrucklose Miene besorgt musterte. Es war unmöglich seine Gedanken zu erraten, da man seine Augen wegen der verspiegelten Brille nie sehen konnte, was Candy ziemlich irritierte.
 

„Das hast Du gut gemacht, Candy. Die Kids werden nicht mehr im Traum daran denken, deine Fähigkeiten als Auffangnetz für ihre Leichtsinnigkeiten zu mißbrauchen.“, meinte er ruhig, als er sicher war, daß die Kinder außer Hörweite waren.
 

Candy starrte ihn sprachlos an, das hatte gar nicht wie ein Vorwurf geklungen.

„Es tut mir leid, ich wollte das nicht. Ist der Professor böse auf mich?“, fragte sie, um sicher zu gehen.
 

Scott zog überrascht die Augenbrauen hoch, als er ihren bekümmerten Gesichtsaudruck bemerkte und den traurigen Schimmer in den Augen, die sogar durch seine durch das Rubinquarz seiner Schutzbrille verzerrte Sicht als besonders auffielen.
 

„Davon war nie die Rede. Wir mußten damit rechnen, daß die Kinder deine Fähigkeiten als Freibrief für Unfug sehen könnten. Ich hätte in den nächsten Tagen mit dir darüber gesprochen, dich trifft doch gar keine Schuld. Die Schüler brauchten nur eine kleine Lektion.“
 

Scotts Worte sollten sie aufheitern, doch zu seinem Erstaunen sah er, wie eine einzelne Träne sich von ihren Wimpern löste und sie regelrecht zitterte.

Sie wußte selbst nicht richtig, warum sie das Ganze so mitnahm. Es war doch gar nichts passiert, den Kindern ging es gut und sie hatte die Sache mit ihnen geklärt.
 

„Candy? Was ist los?“, fragte Scott besorgt, als sie sich von ihm wegdrehte und auf den See rausstarrte, auf dessen Oberfläche die Sonnenstrahlen tanzten und ihn in ein warmes, goldenes Licht tauchten.
 

„Mach dir keine Sorgen, Scott. Es sind nur die Nachwehen vom Heilen. Ich bin wahrscheinlich nur wegen der ganzen Tests überreizt.“

Sie spürte seine Hände auf ihren bebenden Schultern und hielt den Atem an, um ihr Schluchzen zu unterdrücken, doch Scott hatte schon bemerkt, daß sie weinte. Er drehte sie zu sich um und zog sie in eine tröstende Umarmung.

„Wein dich ruhig aus, Candy. Es ist okay.“, flüsterte er in ihre Haare, während er sie fest an sich drückte.
 

Sie wurde einfach von zu vielen neuen Eindrücken und Gefühlen bestürmt. Sie war gerade mal eine Woche hier und hatte so viele Menschen kennen gelernt, die sie in ihr Herz schließen konnte.

Scott, den großen Bruder, den sie nie gehabt hatte, der Professor, ein gütiger Mentor, dem sie vertrauen konnte, Hank, der fürsorgliche Arzt, der ihr half, ihre Mutation zu verstehen, die Kids, mit denen sie sich identifizieren konnte und deren Gefühle nun auch ein Teil von ihr waren und vor allen Dingen Logan, der sie an den Rand des Wahnsinns trieb und der sich in ihren Gefühlen und Gedanken fest gebissen hatte wie das zähe Tier, dem er seinen Codenamen verdankte.
 

Am anderen Ende des Sees stieg eine kleine Rauchwolke in die Luft, die man kaum von diesem Ufer ausmachen konnte. Dort saß ein Mann in einer dunklen Lederjacke und starrte auf das Pärchen, das sich in den Armen lag. Er fühlte sich, als hätte er sich selbst seine Klauen tief in die Brust gerammt. Roter Nebel stieg vor seinen Augen auf, während er die beiden bei ihrem Tun beobachtete. Sein Verstand sagte ihm, daß es vollkommen harmlos war, doch er wäre am liebsten um den See herum gerannt und hätte die beiden auseinander gerissen.

Er knurrte mißgelaunt, als ihm klar wurde, daß er nun seine eigene bittere Medizin schlucken mußte und daran zu ersticken drohte.
 

Fortsetzung folgt…



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  mitsuki11
2008-06-04T22:06:01+00:00 05.06.2008 00:06
Super Kapitel!! Ich liebe Logan wenn er Eifersüchtig ist! Dann ist er so richtig süß! Candy macht ihre Sache als Lehrerin doch sehr gut!!

Bin gespannt wie es weiter geht!!

LG
Mina


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