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Wichtig is aufm Platz!

von

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X. Wenn Fußball zur Nebensache wird

Nach dem Abpfiff bricht die Hölle los. Es ist nicht bei dem 1:1 geblieben, nein, sie haben den BVB mit 2:1 geschlagen. Nach einer grandiosen Vorlage von Alejandro hat Acun sein erstes Bundesligator geschossen.

Entsprechend befindet sich nichts mehr im Normalzustand, als sie Richtung Kabine gehen, laufen, rennen, tanzen. Sie haben noch ewig auf dem Rasen mit den Fans gefeiert, die ihr Glück noch gar nicht fassen können.

Raphael weiß gar nicht, wie viele Leute ihn umarmt und gedrückt haben. Er weiß nur, dass er stolz auf sich und das Team ist. Dass Paolo da oben auf der Tribüne gesessen und ihm zugesehen hat. Und dass Julian irgendwann seine Hand genommen und gar nicht wieder losgelassen hat.

„Paolo!“ Als der kleine Italiener am Spielfeldrand auftaucht und ganz breit grinst, sich einfach mitfreut, da erst lässt Raphael die warme Hand in seiner los und stürmt auf seinen Freund zu. Er lacht, wirbelt auch ihn herum.

„Boah, lass mich leben!“ Paolo ist sichtlich froh, als er wieder Boden unter den Füßen hat. „Verdammt, das war ein geiles Spiel! Du bist echt...“ Er schüttelt den Kopf, lehnt seine Stirn gegen Raphaels und muss gar nicht mehr sagen. „Verdammt, wenn die dich nicht in der Nationalelf wollen, dann ruf ich den Trainer an und erklär ihn zum König der Idioten!“

Raphael kann gar nicht anders, als überschwänglich zu lachen und ihn an sich zu drücken.

„Aber... Versprich mir, ehe wir irgendwohin gehen, geh duschen. Du hast Aroma.“ Paolo grinst in die Umarmung hinein, dann lässt er den Dortmunder los.

„Hatte ich eh vor. Die Haare liegen nicht mehr.“ Raphael zwinkert Paolo übermütig zu. Es tut gut, den Kleinen wieder da zu haben. Er hat ihr Geflachse vermisst. Mehr, als er gedacht hätte. Irgendwie stimmt bei ihnen einfach die Wellenlänge. Sie müssen sich nur ansehen, um sich zu verstehen. Und so weiß er, dass Paolo sich zwar unglaublich für ihn freut und mit ihm feiern will, aber auch, dass er gerade in einer echten Krise steckt und einen Freund braucht. Und natürlich wird er da sein. Egal, wie groß sein eigener Jubel ist. Für Freunde hat man immer Zeit.

„Ich warte in der Lobby. Will eh mal mit Knie und Schaffhausen sprechen.“ Paolo grinst. „Und jetzt Abmarsch. Die wollen nicht ohne dich feiern.“

Aus Spaß salutiert Raphael und wendet sich um. Zu seiner Überraschung wartet Julian auf ihn. Die grünen Augen fixieren ihn, dann gleitet ein Lächeln über seine Lippen. „Hast ihn vermisst, was?“

„Mhm... Bester Freund, wenn man so sagen kann.“ Der Star des Abends hakt sich bei seinem Mittelfeldpartner unter. Gemeinsam wandern sie hinunter durch die Katakomben.

Die anderen feiern in der Kabine immer noch weiter und es dauert nahezu ewig, bis sie endlich unter die Dusche kommen.

Der Rest haut sogar schon langsam aus der Kabine ab.

„Wat nen Wahnsinn...“ Raphael schüttelt den Kopf und genießt das warme Wasser, das über seinen verschwitzten Körper rauscht. Herrlich. Am liebsten würde er ewig hier so stehen. Der Staub und der Dreck vom Spiel verschwinden langsam den Abfluss hinab, genauso wie sich die Anspannung und der leichte Schmerz aus seinen Muskeln langsam entfernen. Ein herrliches Gefühl. Er schließt die Augen und genießt einfach nur.

Er kann mit halben Ohr hören, wie Kietz und Olli aus der Kabine verschwinden. Die beiden machen immer extrem viel Krach, dahingehend haben die sich echt gefunden. Und sie sind immer die Letzten. Bis auf heute. Heute sind es Julian und er.

Matt öffnet er die Augen und schaut zu Julian hinüber. Der Blick aus den grünen Augen trifft genau seinen und ihm wird bewusst, dass Julian ihn die ganze Zeit über angesehen haben muss. Ein Prickeln überläuft seinen Körper. Ihm gefällt die Vorstellung.

Julian gefällt ihm.

Sehr sogar.

Und dieser kommt jetzt näher. Einfach so. Als wenn es das normalste von der Welt wäre.

Wasser läuft in kleinen Bächen aus dem blonden Schopf, klebt ihm einige Strähnen in die Stirn, lässt ihn verwegen aussehen. Tropfen und Rinnsale perlen über den nahezu perfekten Oberkörper. Tiefer zu blicken, das wagt Raphael nicht, obwohl er versucht ist.

Warm sind die Fingerspitzen, die ihn an der Wange berühren, darüber streichen und seine Lippen ganz eben berühren. Eine Gänsehaut breitet sich auf seinem Körper aus, reicht bis hinunter in die Zehenspitzen.

Verdammt, ist er wirklich derart notgeil, dass ihn nur eine winzige Berührung so anmacht? Eine, die er noch nicht einmal richtig...

Weiche Lippen legen sich auf seine, beenden jegliche Gedanken seinerseits und im nächsten Augenblick findet er sich an die kalten Fliesen gepresst wieder. Ohne nachzudenken, erwidert er den Kuss. Heiß, hungrig.

Da ist es auf einmal voll und ganz egal, dass irgendeiner von den anderen zurückkommen könnte. Dass Paolo oben auf ihn wartet. Dass das hier ein riskantes Spiel ist, bei dem sie im Zweifelsfall nur verlieren können – und werden.

Seine Hände gleiten fahrig über Julians breiten Rücken, umschließen seine Taille und ziehen ihn entschlossen näher.

Scheiß drauf. Scheiß auf den ganzen verdammten Fußball. Einmal wenigstens will er aus diesem verdammten Gefängnis ausbrechen können, ausbrechen dürfen. Einfach hinaus marschieren. Und er selbst sein.

Und jemanden lieben dürfen. Einfach so.



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