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Flügelschlag

Saburo Matsuno X Akira Yagi
von

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Kapitel 1

Willkommen zum ersten Teil der Story xD
 

An dieser Stelle sei noch mal ganz brav erwähnt: Alle Charas habe ich mir von Kazumi OHYA ausgeliehen, nichts meins, kein Geld dafür und so weiter, na ihr kennt das ja, nicht wahr? ANSONSTEN ist aber alles meiner (nicht ganz gesunden) Phantasie entsprungen^^
 

So please enjoy it!^^
 

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Kapitel eins:
 

„Endlich ist es so weit!“, dachte Saburo zufrieden auf dem Heimweg. Seufzend lockerte er seine gestreifte Krawatte. Heute war ein wirklich guter Tag gewesen, sie hatten endlich diesen schwierigen und ziemlich langwierigen Fall abgeschlossen. Masayuki Atsuno, der er bereits Wochen hinterhergejagt war, saß nun hinter Schloss und Riegel und das für sehr lang anhaltende Zeit. „Vier Tage!“, dachte Saburo triumphierend und legte noch einen Zahn Tempo zu. Vier ganze Tage hatte er nun frei, als eine Art Belohnung vom Chef. Natürlich hatte anlässlich der Aufklärung eine Ehrung gegeben. Saburo durfte den halben Tag Hände schütteln und sein Gesicht spannte schon vom vielen Grinsen. Aber wenn er ehrlich war, war ihm ein wenig „Urlaub“ um einiges lieber, als alle Reden dieser Welt.
 

„Das ist die perfekte Gelegenheit, bei Matsuko einiges wieder gut zu machen“, überlegte Saburo mit schlechtem Gewissen, als sein Haus in Sicht kam. In letzter Zeit hatte er so lang gearbeitet, dass er manchmal noch nicht einmal zum Schlafen nach Hause kam. Die Blicke Matsukos waren ihm nicht entgangen, aber sie sagte nichts, schwieg ihn kalt an. Natürlich hatte es des Öfteren kleine Auseinandersetzungen gegeben, doch in welcher Familie gab es das nicht? Wieder seufzte Saburo. Er war so müde…Der Fall hatte ihn wirklich zu sehr beansprucht, jetzt wollte er nur ein wenig Ruhe. Mit einem verstohlenen Gähnen stieg er die Treppe zum dritten Stock hinauf. Einen Fahrstuhl gab es in dem alten Haus nicht. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass es in kürze neun sein würde…Das „Feiern“ hatte wohl länger gedauert, als geplant und das obwohl er sich schon früher weggeschlichen hatte.
 

„Ich bin wieder da, Liebling“, ließ er sich so fröhlich es ihm nur irgend möglich war vernehmen, als er den Flur ihrer gemeinsamen Wohnung betrat. Mit einem metallenen Klirren fielen die Schlüssel auf den kleinen Tisch im Flur. Erst jetzt fiel Saburo auf, dass die Wohnung dunkel war. Wo war Matsuko? Schlief sie etwa schon? Nein, unmöglich, dafür war es nun wirklich zu früh. Matsuko war schon immer eine Nachteule gewesen, Aber er ging dennoch ins Schlafzimmer, nur um sicher zu gehen. „Schatz?“, fragte er in die Dunkelheit hinein, doch natürlich kam keine Antwort. „Dachte ich mir doch“, murmelte er und machte sich auf den Weg ins Wohnzimmer. Wo mochte seine Frau nur stecken? Um diese Uhrzeit ging sie nicht raus, was sollte sie auch um diese Zeit dort? Jetzt im Winter war es eh schon zu kalt und zu dunkel, um die Stadt unsicher zu machen, auch wäre das gar nicht Matsukos Art gewesen. Sie war immer die eher stille Hausfrau gewesen obwohl sie noch sehr jung war. Langsam stieg Sorge in Saburo auf. War ihr etwas zugestoßen? „Matsuko?“, rief er nun einen Tick lauter und versuchte den Lichtschalter im Wohnzimmer zu ertasten. Noch immer kam keine Antwort von ihr. Ob das ein Scherz war? Da, der Schalter!
 

Mit einem surrenden Geräusch ging die große Lampe in der Mitte des Raumes an. Und da sah er sie. Sie saß auf dem Sofa, zusammengekauert, eine Zeitung zerknüllt in den Händen. „Matsuko!“, rief er überrascht aus. Seine Müdigkeit war wie weggeweht. „Schatz, was ist denn passiert?“ Schnellen Schrittes kam er auf sie zu. Sie schien ihn erst jetzt zu bemerken. „Nenn mich nicht so!“, zischte sie und zwei blaue Saphire durchbohrten ihn. Augenblicklich war er stehen geblieben. Was ging hier vor sich? „Du Mistkerl!“, schrie sie plötzlich und sprang auf. „Wie konntest du mir das antun?!!“, kreischte sie außer sich. Mit zwei Schritten war sie bei ihm und schon klatschte es. Saburos Kopf ruckte unter der Wucht des Schlages zur Seite. Entsetzt schaute er seine Frau an. Noch immer hatte er keine Ahnung wovon sie sprach. Ihr schien das völlig zu entgehen. Tränen rannen nun über ihr hübsch gepflegtes Gesicht. „Wie konntest du uns das antun?“, flüsterte sie weinend. „Matsuko, ich verstehe nicht… Was ist los? Wovon redest du?“ Irritiert streckte Saburo die Hand nach seiner zitternden Frau aus, doch sie schlug sie weg, die Zeitung noch immer in der Hand. „Wovon ich rede?!“, schrie sie wieder aufgebracht. „DAVON!!!“ Hysterisch fuchtelte sie mit der Zeitung vor ihm, ehe sie sie nach ihm warf und auf dem Boden zusammensank, nur noch leise wimmerte. Sprachlos hob Saburo das arg zerknitterte Papier auf. Zwischen all den Knicken und Rissen erkannte er gleich auf der Titelseite ein großes Foto mit einer dicken Schlagzeile darunter. Das schmerzhafte Kribbeln in seiner Wange ignorierend, erkannte er das Problem. Das Foto zeigte eine schöne junge Frau, in sehr knapp bemessener Kleidung, die mit einem zweideutigen Blick zu einem um einiges größeren Mann aufsah: IHM! Aber natürlich, die Festnahme von Masayuki Atsuno, die heute Morgen stattgefunden hatte… Doch das war keinesfalls das Problem. Eher die Schlagzeile, die in großen gelben Lettern darunter prangte: >Hübsche Begleitung - Wer ist die geheimnisvolle Schöne an der Seite unserer Polizei? <
 

Im ersten Moment konnte Saburo es noch gar nicht fassen. Immer und immer wieder flogen seine Augen über die Zeile, als würde es nach dem zehnten Mal irgendwelchen Sinn ergeben. Das durfte doch gar nicht wahr sein, das konnte doch gar nicht sein! Die dreiste Frechheit verschlug Saburo die Sprache. Langsam hatte er sich neben seine Frau niedergelassen, legte trotz Widerstandes seine Hände an ihre Schultern. „Matsuko, Matsuko sieh mich an!“, verlangte er so sanft wie nur irgend möglich. „Matsuko, das ist ein Missverständnis! Schau mich an!“, versuchte er erneut. Langsam hob sie das verweinte Gesicht. “Hör auf, Saburo, ich will das nicht hören!“, murmelte sie gequält. „Hör mir zu!“, bat er und versuchte ihren Blick zu halten. „Du musst mir jetzt zuhören“, setzte er wieder an. „Diese Frau ist Masayuki Atsuno“, fing er an, doch Matsuko unterbrach ihn. „Du Mistkerl…wie konntest du mich nur so hintergehen? Mich mit so einem Flittchen zu betrügen!“ „Nein!“, erwiderte er, doch sie ließ sich nicht aufhalten. „Deswegen bist du immer so spät heimgekommen, bist Tagelang nicht da gewesen…“, flüsterte sie monoton vor sich hin. „Sie war der Grund. Du Mistkerl!“ „MATSUKO!“, rief Saburo plötzlich aufgebracht. Es war nie seine Art gewesen, so laut zu werden, oder sich so aufzuregen, doch nun reichte es ihm. Er konnte das einfach nicht mehr ertragen, es war zu viel. Seit Wochen ging das nun so und wenn er ehrlich zu sich war, hatte er diese Streitereien satt. Er konnte einfach nicht mehr und das war definitiv der Gipfel. „Matsuko, diese Frau ist die Leiterin eines Bordells, sie ist eine Verbrecherin!“, eindringlich schüttelte er seine Frau an den Schultern, als würde er sie wachrütteln müssen. „Diese Frau hat drei Menschen brutal ermordet! Sie ist eine Mörderin!!“
 

Langsam kehrte Leben in seine Frau ein. Das Gesagte schien nun zu ihr durchzudringen. „Was..?“, konnte sie nur noch stammeln, ehe sie ihren Körper gegen den Saburos sinken ließ und haltlos zu schluchzen begann. Saburo zog sie mit sich aufs Sofa. Für einen Mann seiner Statur war das nun wirklich kein Problem. Er ließ sie weinen. Doch es berührte ihn nicht so sehr, wie er gedacht hatte. Er dachte an ihr Verhältnis zueinander und musste feststellen, dass es nicht das war, was er versucht hatte sich einzureden. Die Frau in seinen Armen bedeutete ihm zweifelsohne viel. Er war seit er denken konnte an ihrer Seite und sie bei ihm. Aber war es wirklich Liebe, was sie beide in dieser Ehe verband? War aus der arrangierten Verlobung eine arrangierte Ehe geworden und daraus ein gefälschtes Leben resultiert? Er war müde. Schrecklich müde. Langsam beruhigte sich die Frau, die so viele Jahre das Wichtigste in seinem Leben gewesen sein sollte.
 

„Saburo, was ist nur geschehen?“, fragte sie kaum hörbar. „Wie konnte es so weit kommen?“ Das fragte er sich allerdings auch. Was war aus ihnen geworden? Doch er war nicht im Stande jetzt darüber nachzudenken. Plötzlich schob sich seine Frau mit beiden Händen von ihm weg. „Saburo, ich…“, fing sie zitternd an. „Hör zu ich…kann so nicht mehr weitermachen!“ Er hatte sich so etwas fast schon gedacht, hatte praktisch schon darauf gewartet, bis es so weit war und doch schockierte es ihn, es nun von ihr zu hören. „Ich kenne dich gar nicht mehr“, fuhr sie fort. Noch immer zitterte ihre Stimme. Saburo schwieg, hörte wortlos zu. In seinem Kopf gab es keine Worte. Er ließ es mit sich geschehen, als wäre er nur ein Zuschauer bei einer grotesken Szene.
 

„Saburo, weißt du, ich hab nachgedacht…“, fing sie noch einmal an doch plötzlich schien sie es sich anders überlegt zu haben. „Verdammt, du bist doch mit deiner Arbeit verheiratet und nicht mit mir!“, rief sie aufgelöst. „Wann haben wir das letzte Mal etwas zusammen unternommen? Wann waren wir denn das letzte Mal im Urlaub?! Ich weiß, das sind alles Klischees, aber weißt du, ich mag diese Klischees! Ich hab auch Anspruch auf ein normales Leben!“ Sie schien nun richtig in Fahrt zu kommen. All die Dinge, die zwischen ihnen unausgesprochen waren, all ihre stummen Vorwürfe, die sie so lange mit sich rumtrug, sprudelten nun alle auf einmal aus ihr raus. „Für dich existiert doch gar nichts mehr außer deiner Arbeit!“, warf sie ihm an den Kopf, doch er blieb stumm, was sie noch wütender machte. „Weißt du überhaupt, wann wir das letzte Mal Sex hatten? Oder ist dir das auch schon egal? Befriedigt dich die Arbeit genug?“ Wieder traten Tränen in ihre Augen, aber sie schenkte ihnen keinerlei Beachtung mehr. „Verdammt, jetzt sag doch etwas!! Wieso schweigst du? Wieso musst du immer schweigen?! Ich halte das nicht mehr aus! RAUS HIER!!! Ich will dich nicht mehr sehen!!“, keifte sie nun regelrecht, rauschte in ihr Schlafzimmer und begann seine Sachen aus den Schränken zu werfen. Saburo war ihr gefolgt, beachtete ihre unentwegten Schreie nicht mehr. „Verschwinde hier! Raus! Geh doch zu deinem dämlichen Revier! Du wohnst sowieso mehr dort als hier, also zieh doch gleich dort ein! Hau sonst wohin ab, das ist mir egal!“ Eins nach dem anderen flogen seine weißen Hemden auf den Boden. Steif hatte er ihr das nächste Hemd abgenommen, legte es zusammen mit den anderen in eine nicht sehr große Sporttasche. Die erste, die er in die Finger bekam. Sie schrie und zeterte, warf ihm die schlimmsten Flüche an den Kopf und rannte schließlich davon. Raus aus dem Zimmer, weg von ihm, so schnell, als hätte er die Pest.
 

Saburo stopfte wahllos einige Sachen in die Tasche, war noch geistesgegenwärtig genug, an ein paar wichtige Utensilien zu denken, doch im Grunde war es ihm ziemlich egal. Er fühlte sich wie eine große Aufziehpuppe die am Ende war, bald abgeschaltet. Wie in Trance schulterte er die schwere Tasche und verließ die Wohnung, von den Schluchzern seiner Frau begleitet, die sich tief in sein Herz fraßen. Es war vorbei. Alles vorbei.
 

In gleichmäßigen Schritten trat er auf die verlassene Straße und spürte nichts. Er war völlig leer. Keine Verzweiflung, keine Trauer, kein Schmerz, nur gähnende Leere. Wie erbärmlich. Ohne auch nur darüber nachzudenken, lief er los, in irgendeine sinnlose Richtung. Aber was hatte denn schon bitte einen Sinn?
 

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SO, das war also Teil eins...ich hoffe es hat jemandem gefallen und ihr bleibt dabei ;)
 

Liebe Grüße Asako

Kapitel 2 (Teil 1)

Hallöchen! Melde mich wie versprochen zurück^^ Hier ist der Anfang vom zweiten Kapi, ich hoffe ihr habt euren Spaß dran ;) *frischgebackene Kekse verteil* Bis zur nächsten Woche! *wink*
 


 


 

Kapitel 2 (Teil 1)
 


 

Es hatte zu schneien begonnen und Saburo fror. Er fror so erbärmlich, dass ihn die Kälte aus seiner Starre holte und auf den Boden der Tatsachen stichelte. Langsam kam Gefühl in seinen Körper, was Saburo augenblicklich bereute, denn es tat eindeutig weh. Scharf atmete er aus und die weiße Atemwolke verschwand schnell im pechschwarzen Himmel. Wo war er hier überhaupt? Irritiert blickte er sich um. Sein Kopf pochte dumpf, im gleichen Takt wie sein zersplittertes Herz. Erstaunt registrierte er, dass er bereits ziemlich weit gekommen war. Wie lange lief er eigentlich schon? Seinen steifen Fingern nach zu urteilen, schienen es Stunden gewesen zu sein. „Auch egal“, meldete sich sein Verstand wieder, der protestierend in die stumpfe Dunkelheit zurückzukehren verlangte. „Nicht egal!“, kreischte sein schmerzender Körper, was weitaus überzeugender klang. „Also schön“, ließ sich sein Verstand überzeugen und setzte sich träge in Bewegung. Saburo hatte seinen Weg nicht unterbrochen, denn er befürchtete, auf der Stelle festzufrieren, sollte er anhalten.
 

„Komm schon, es muss doch einen Ort geben, an dem ich bleiben kann!“, überlegte er krampfhaft. Das fiese Pochen machte diesen Kraftakt nicht eben einfacher, aber der eisige Wind treib ihn unerbittlich voran. „Okay, okay es muss doch irgendwas geben!“ Doch Konzentrieren schien einfach nicht möglich. Da war nur das Schreien und Weinen Matsukos, dass laut in seinen Kopf wütete und der Schmerz, der mit jeder Windböe stärker wurde. „Ein Freund…Hotel…“ Die Gedanken jagten, doch so schnell sie kamen, wurden sie auch wieder verworfen. Freunde? Nein. Den wenigen, die er hatte, wollte er keinesfalls auf die Nerven fallen. Sie sollten nicht so viel von ihm mitbekommen. Dies war seine private Angelegenheit, die niemanden etwas anging. Ein Hotel…schon eher, doch nein, auf Dauer war dies keine Lösung, außerdem, welches anständige Hotel hatte denn um diese Urzeit noch offen? Offen…Moment! Da war doch was! Triumphierend zog Saburo mit seinen klammen Fingern ein arg zerknittertes gelbes Zettelchen aus der Innentasche seines Mantels. In unsauberer hastiger Schrift war dort eine Adresse aufgekritzelt worden.
 

Das „Ikoi-So“. Bingo, das war es! Das musste es einfach sein. In diesem Augenblick war er seiner Macke, nie etwas wegzuwerfen unglaublich dankbar. Erleichtert sah er auf das Papier. Das Ikoi-So war, soweit er noch wusste, eine kleine Pension, die einem Mann, etwa drei Jahre älter als er selbst gehörte…Jedenfalls war der dort Hausmeister, so hatte ihm ein Kollege berichtet. Von dem hatte er auch die Adresse bekommen. Sotashi hatte die kleine Pension ziemlich gelobt…genau wie den Hausmeister… Vielleicht war das ja die Lösung? Zurzeit war es zumindest seine einzige Aussicht. Er musste es einfach versuchen. Mit einer leisen Hoffnung schlug er den richtigen Weg ein, auf ein Taxi konnte er jetzt einfach nicht mehr warten. Wo sollte er jetzt auch eins herbekommen? Der Weg war noch ziemlich lang, das Haus lag sehr weit von seinem eigenen entfernt, war eher am Rande der Stadtmitte gelegen. Seufzend machte er sich auf den Weg. Seine kalten Füße meldeten ihm, dass sie zu einem langen Marsch nicht mehr in der Lage waren. Super. Das war er also, sein erster freier Abend.
 

Endlich stand er vor dem zweistöckigen Haus und konnte es nicht so recht fassen. Sollte das wirklich das Ikoi-So sein? Aber ja, ein Blick auf das schäbige Schild war die Bestätigung: Dieses Haus war in der Tat das gesuchte. In dieser Gegend gab es tatsächlich genügend Laternen, so dass er einige Einzelheiten erkennen konnte. Eine etwas bröckelnde Fassade, ein in Mitleidenschaft gezogener Zaun samt Pforte…alles in allem nicht sehr einladend. Doch eine andere Wahl hatte er nicht. In den unteren Fenstern brannte Licht. Es schien noch jemand wach zu sein. Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass es bald elf war. Unschlüssig blieb er vor dem Haus stehen. Sollte er wirklich? Und was sollte er sagen? „Ja hallo, ich bin Saburo Matsuno, Polizeibeamter. Meine Frau hat mich vor die Tür gesetzt und jetzt möchte ich hier einziehen?!“ Resignierend seufzte er. Das war doch alles nicht wahr!
 

Plötzlich öffnete sich die Eingangstür mit einem Ruck und heraus trat eine große schlanke Gestalt, mit äußerst stattlicher Figur. Ob das wohl der Verwalter war? Gemessenen Schrittes kam der immer näher, eine große Tüte Abfall in den Händen. Beim Näherkommen erkannte Saburo, dass es sich tatsächlich um einen recht jungen Mann handelte, der witzigerweise eine geblümte Schürze um die schmalen Hüften trug. Nach einigen weiteren Schritten konnte Saburo im fahlen Licht der Straßenlaterne sein sanft glänzendes, helles Haar ausmachen. Eine randlose Brille reflektierte das schwache Licht. Nun war er ganz nah bei ihm, schien ihn endlich zu bemerken. „Oh hallo, wollten Sie zu mir?“, grüßte der Mann mit fröhlicher Stimme. Sie floss samtig und weich, wie Honig, lud wie von selbst zum Bleiben. Der Mann lächelte freundlich. In diesem Augenblick war Saburos Entscheidung gefallen. „Äh…ja nun, eigentlich..“, fing er stammelnd an. „Mensch, reiß dich zusammen!“, rügte er sich selbst, „Was ist denn nur los mit dir?“ Flüchtig räusperte er sich, ehe er erneut Luft holte. „Ja, wenn Sie der Hausbesitzer sind, wollte ich zu Ihnen.“ Immer noch lächelnd beförderte der den Müll in eine große Blechtonne, ehe er Saburo genauer betrachtete und ebenso freundlich sprach: „Ich bin der Verwalter des Ikoi-So. Akira Yagi.“ „Mein Name ist Saburo Matsuno“, stellte Saburo sich hastig vor, „Ich würde gerne bei Ihnen ein Zimmer mieten.“ Seine Stimme klang etwas unbeholfen und eine Spur zu förmlich fand er, doch der Verwalter schien das gar nicht zu bemerken. „Gewiss“, sagte er nur. Seine Augen funkelten für einen Augenblick und auch das Lächeln verkam zu einem amüsierten Grinsen, das er jedoch gekonnt zu verstecken wusste. „Komm doch rein, Matsuno-kun!“, forderte er nach einer Weile auf. Matsuno-kun?! Sicher, Akira Yagi war bestimmt älter als er selbst, doch war er wirklich alt genug, um ihn Matsuno-kun zu rufen? Saburo beschloss das erstmal auf sich beruhen zu lassen, denn wenn er ehrlich war, störte es ihn nicht besonders. Gehorsam folgte er dem Verwalter ins Haus.
 

Die erste Wärmewelle verursachte ein hässliches Zwicken auf seiner steifgefrorenen Hand, doch er ließ sich nichts anmerken. Schließlich gewöhnte er sich an diese Wärme und begann sich richtig wohl zu fühlen. Neugierig schaute er sich um. Unten schien sich die Wohnung des Verwalters zu befinden, die erstaunlicherweise um einiges geräumiger war, als er es ihr zugetraut hätte. Die Einrichtung war gemütlich, die Möbel in sanften, nicht zu aufreizenden Tönen gehalten. Ein wohlbekannter Geruch stieg ihm in die Nase. Tatami! Wie ulkig. Saburo konnte sich kaum daran erinnern, wann er das letzte Mal Tatami unter den Füßen gehabt hatte. Dieser Geruch erinnerte ihn an seine Großmutter und seine Kindheit, die er oft bei ihr verbracht hatte. Frau Matsuno legte großen Wert auf Tradition und japanische Kultur, während sie den „modernen Fortschritt“ verteufelte und sich seit eh und je weigerte, einen Computer zu besitzen. Sie war eine Seele von Mensch. Sein Ruhepol. Sie hatte ihn immer von allen am besten, vielleicht sogar als Einzige, verstanden.
 

„Nur einen Augenblick, ich hole den Schlüssel!“, trällerte die Stimme des Verwalters aus dem Inneren der Wohnung. Abrupt hatte sie ihn aus seinen Erinnerungen gezerrt und in die Gegenwart verfrachtet. Saburo murmelte etwas Bestätigendes. Höflich hatte er im Flur gewartet, wollte nicht in die Privatsphäre eines Fremden eindringen. Bald tauchte Yagis Gesicht wieder auf. „Du kannst das Zimmer 202 haben“, erklärte er seinem neuen Mieter. Geschwungenen Schrittes verließ Yagi die Wohnung und Saburo bemühte sich mitzuhalten. Es ging eine eiserne Treppe hinauf, die es trotz allem irgendwie fertigbrachte, quietschende Geräusche von sich zu geben. Die Treppe führe an der linken Seite des Hauses hinauf in den zweiten Stock. Hier gab es vier Türen und eine Luke, die wohl auf den Dachboden führte.
 

Yagi öffnete die Holztür mit der Aufschrift 202 und ließ Saburo eintreten. Auch hier lag Tatami, was Saburo ungemein freute. „Zimmer“ würde er das hier allerdings sicher nicht nennen. Es glich eher einer kleinen Wohnung. Das würde bestimmt nicht eben billig werden. „Ein Futon liegt dort im Schrank, den Schlüssel leg ich dir hierhin“, ließ sich Yagi hören. „Hier ganz in der Nähe gibt es ein Badehaus, das die Mieter benutzen. Ich erkläre dir dann nachher genauer, wie du hinkommst. Richte dich erstmal ein.“ Wieder lächelte Yagi auf diese unglaublich freundliche Art. Er war ja wirklich sehr umgänglich. Hatte weder nach Saburos Identität noch nach dem Grund des Einziehens gefragt. Überhaupt fragte er nichts, duzte ihn allerdings. Noch wusste Saburo wirklich nicht, was er davon halten sollte, doch es löste seine Anspannung ein wenig und so beschloss er auch das hinzunehmen. „Yagi-san, könnten Sie…“, setzte er an, da der offensichtlich schon gehen wollte. „Nenn mich Akira und duz mich doch“, fiel der ihm ins Wort. Fast schmollend hatte Yagi den Mund verzogen und Saburo musste zugeben, dass das ja schon irgendwie niedlich aussah. „Okay…Akira-san“, leistete Saburo auch dem Folge, selbst wenn es sich wirklich seltsam anhörte. Überhaupt war dieser Verwalter recht seltsam. Allerdings weigerte er sich, ihn nur beim Vornamen zu nennen. Das war ihm dann doch eine Spur zu vertraut. „Sollten wir nicht über den Mietspreis reden? Willst du mich hier wohnen lassen, ohne zu wissen, ob ich überhaupt zahlen kann?“
 

Ein flüchtiges Grinsen schlich sich in Akiras Gesicht, verschwand aber rasch wieder. „Matsuno-kun, nur keine Hektik!“, meinte er belustigt. „Dazu ist später immer noch Zeit, mach es dir doch erstmal bequem.“ Mit diesen Worten und einem Abschiedsgruß verließ Akira das Zimmer. Saburo konnte die leisen Schritte auf der Treppe hören. Was für ein seltsamer Vogel. Nach einer Weile zuckte Saburo mit den Schultern und begann den Futon herzurichten. Momentan wünschte er sich nichts sehnlicher, als sich in genau diesem zu verkriechen, um endlich wieder Gefühl in den Händen zu bekommen. Seufzend packte er seine Tasche aus. Das Duschzeug sowie sein Badetuch verstaute er vorerst in dem kleinen Toilettenraum. Die übrigen Sachen brachte er in den Schränken und Schubladen unter. Unweigerlich fühlte er sich hier recht wohl und das obwohl die Einrichtung ziemlich schlicht und unpersönlich war. Vielleicht lag es einfach nur daran, dass diese „Wohnung“ eine sehr gut funktionierende Heizung besaß, die ihn langsam aufzutauen begann. Seufzend streckte er sich nach getaner Arbeit auf dem Futon aus, machte sich noch nicht einmal die Mühe seine Krawatte loszuwerden. Vielleicht lag das Wohlgefühl auch daran, dass hier eine unglaubliche Ruhe herrschte.
 

Die Ruhe allerdings hielt nicht lange vor. Ein leises Klopfen an der Tür unterbrach die stete Stille. „Matsuno-kun, ich bin es nur, Akira“, flötete es von draußen. „Komm doch rein, es ist nicht abgeschlossen“, lud Saburo ein. Er konnte nicht umhin zu grinsen. Ohne zu zögern trat Akira in den beleuchteten Raum ein. Erstaunt bemerkte Saburo nun, was ihm in der Dunkelheit entgangen war. Akira hatte blondes Haar, porzelanweiße Haut und die unglaublichsten grauen Augen. Noch nie hatte Saburo einen blonden Menschen mit grauen Augen gesehen. Auch die witzige Schürze war verschwunden und gab den Blick auf Akiras nicht eben unansehnlichen Körper frei. Der grüne Pulli betonte die gute Figur und die breiten Schultern. Er hatte lange Beine, war mindestens eins achtzig groß, die blonden schulterlangen Haare trug er in einem lockeren Zopf. So wie er da in der Tür stand, erinnerte er an eine der griechischen Statuen, die Saburo des Öfteren in Museen gesehen hatte. Ganz im Gegensatz dazu standen Akiras Hände, die er in die Hüfte gestemmt hatte. Sie waren fein, mit recht schmalen Fingern, die nicht unbedingt zu diesem, nun ja, sportlichen Körper passen wollten. Auch für sein Gesicht konnte Saburo keine treffendere Bezeichnung als „fein“ finden. Akira besaß große Mandelaugen, die von langen dunklen Wimpern gerahmt wurden, eine gerade Nase von genau der richtigen Größe und zartrote, schmale Lippen. Alles in allem nichts, was unangenehm herausstach. Saburo konnte gar nicht anders, als zu starren.
 

„Hey, Matsuno-kun, du bist ja schon fertig!“, rief Akira aus, das ungebührliche Gestarre schien er völlig übersehen zu haben. Vielleicht ignorierte er es ja schlicht. Seine bloße Anwesenheit schien Saburos Laune zu heben. „Magst du auf eine Tasse Kaffee mit runterkommen?“, fragte Akira und während Saburo noch die Einladung verarbeitete, fügte Akira hinzu: „Du siehst angespannt aus. Ein Kaffee wirkt da wahre Wunder!“ Wieder lächelte der Verwalter auf seine spezielle Art, sein hübsches Gesicht leuchtete. „Hübscher Verwalter!“, fuhr es Saburo unwillkürlich durch den Kopf. „Halt, was war denn das für ein Gedanke?!“, rief er sich innerlich zur Ordnung, während er der Einladung hastig zusagte, was Akira zu freuen schien. Saburo spürte Wärme seine Wangen hochkriechen. Er wurde doch nicht etwa rot? Wurde er rot?! Wann war er denn bitte das letzte Mal rot? Irgendwie lief alles seltsam, seitdem er in diesem Haus war. Genaugenommen, seitdem er Akira Yagi begegnet war…
 

Still und mit einem fürchterlichen Chaos im Kopf, folgte Saburo Akira die Treppe wieder hinab, die mittlerweile mit einer dünnen Schicht Neuschnee bedeckt war. Akira führte ihn ins Wohnzimmer und ließ ihn platznehmen, nur um dann rasch in der angrenzenden Küche zu verschwinden. Er schien ziemlich ausgelassen zu sein und langsam fragte Saburo sich, ob es sich wirklich lohnte, sich über das seltsame Verhalten dieses Menschen so viele Gedanken zu machen.
 

Schon bald tauchte Akira mit zwei dampfenden Tassen auf und stellte eine geschickt vor ihm ab. „Danke“, murmelte Saburo etwas verlegen und griff nach der weißen Tasse. Dabei berührten sich ihre Finger flüchtig. Akiras Hand fühlte sich warm und weich an. Ob es daran lag, dass seine eigene eher einem Eiszapfen glich? Ein seltsames Gefühl durchströmte ihn. Auch Akira schien etwas zu spüren, denn Saburo konnte unverkennbar einen zarten Rotschimmer auf dessen Gesicht ausmachen. Das Kribbeln in ihm wurde noch um einiges stärker und auch er bekam wieder Farbe im Gesicht. Musste er denn ständig rot werden? Schnell war der Augenblick vorbei, Akiras Hand löste sich von seiner. War es etwa dieser Mann, der ihn so aus der Fassung brachte?
 

Besagter Mann verzog gerade sorgevoll das Gesicht. „Matsuno-kun, du bist ja ganz kalt!“, stellte er fest. „Hn…ja…hab eine Weile bis hierher gebraucht“, murmelte Saburo und wieder schlich sich Verlegenheit in seine Stimme. „Bist du etwa zu Fuß hergekommen? Bei dem Wetter?!“, nun klang Akira fast schon aufgeregt. Der Vorwurf in seiner Stimme war nicht zu überhören gewesen. Saburo konnte nur pikiert nicken. Prompt kassierte er einen Blick von Akira, den er nicht zu deuten vermochte, doch ehe er sich darüber Gedanken machen konnte, lächelte der wieder und griff in den dunklen Holzschrank, der sich in der Nähe des Sofas, auf dem er saß, befand. „Da braucht es etwas Stärkeres als Kaffee“, konstatierte Akira wissend und holte eine große Flasche aus grünem Glas hervor. Zwei schön gearbeitete Gläser folgten und Saburo vernahm ein glucksendes Geräusch, als die bernsteinfarbene Flüssigkeit in die Gläser floss. Er ahnte bereits, was das war und wollte gewohnheitsgemäß ablehnen, als Akira ihm eines der Gläser entgegenhielt und sanft lächelte. „Hier, das wärmt.“ Gegen dieses Lächeln kam er nicht an und so griff er nach dem dargebotenen Gefäß.
 

Einige Stunden und Gläser später unterhielten sich die beiden Männer angeregt miteinander. Der Kaffee war längst kalt geworden, doch dem schenkten beide keinerlei Beachtung mehr. Es herrschte eine lockere, freundschaftliche und sehr entspannte Atmosphäre zwischen ihnen, als wären sie alte Gefährten, die sich zum gemütlichen Plausch trafen. Saburo konnte nur staunen. Unter dem Vorwand, so wusste er jetzt, die Formalitäten klären zu wollen, hatte Akira ein lockeres Gespräch begonnen, das vor sich hinplätscherte, bis es zu einem reißenden Strom geworden war. Nach und nach hatte Akira alles aus Saburo rausgekitzelt. Vom Alter bis zum Beruf, selbst seine Vorlieben und Abneigungen, alles schien den Älteren zu interessieren. Und Saburo hatte erzählt. Hatte bereitwillig sein privates Leben vor Akira ausgebreitet. Nur bei seiner Frau hielt er sich kurz. Er hatte zwar erwähnt, dass sie ihn wegen seiner Arbeit vor die Tür gesetzt hatte, doch zu mehr war er nicht bereit. Er wollte nicht darüber reden. Es ging noch nicht. Akira schien es zu spüren, denn er hatte sofort vom Thema abgelenkt. „Wegen deiner Arbeit, Herr Polizist“, hatte er schelmisch gesagt. „Du kannst mein Bad benutzen, wenn du möchtest. Fürs Badehaus reicht es bei dir wohl nicht. Das Badezimmer ist gleich den Flur runter links.“ Etwas überrumpelt aber überaus dankbar hatte Saburo das Angebot angenommen. Wenn Akira nur wüsste, wie Recht er hatte! Das Badehaus schloss um neun, so hatte er von Akira erfahren und das würde sich heftig mit seinen Arbeitszeiten beißen. Er fühlte sich ertappt, doch Akira grinste nur wissend, wie so oft an diesem Abend.
 


 

Von Akira selbst hatte Saburo nur erfahren, dass er 28 Jahre alt war und damit vier Jahre älter, als er selbst. Außer dem Verwalterdasein widmete Akira sich der Schriftstellerei, obwohl Saburo zugeben musste, noch nie ein Buch von ihm gelesen zu haben, wenn er auch schon davon gehört hatte. „Tja, bei meiner Arbeit bleibt nicht viel Zeit für ein gutes Buch“, hatte Saburo mit einem entschuldigenden Grinsen gesagt. Akira begann zu lachen und auch Saburo stimmte angesteckt ein. Noch immer konnte er Akira nicht recht einordnen, doch er hatte das seltsame Gefühl diesen Menschen nach den wenigen Stunden besser zu kennen, als all seine Freunde, die er jahrelang kannte. Da war etwas zwischen den beiden, was auch Akira selbst nicht entging. Noch allerdings konnte Saburo sich nicht entscheiden ob er das gut oder doch lieber beängstigend finden sollte.
 

Die grüne Flasche war inzwischen halbleer und Saburo musste zugeben, dass das Zeug wirklich hervorragend wärmte. Er hätte sich wahnsinnig gern weiter mit Akira unterhalten, doch die Müdigkeit nahm langsam Überhand und sein Kopf fühlte sich schon seit einer geraumen Weile schwer an. Verstohlen gähne er hinter vorgehaltener Hand. Hoffentlich würde Akira das jetzt nicht falsch verstehen! Doch irgendwas in ihm flüsterte beruhigend, dass dem gewiss nicht so war. Es war alles gut. Viel besser, als die letzten Wochen es gewesen waren. „Akira-san, ich sollte jetzt gehen. Es ist spät geworden“, meinte er sanft an Akira gewandt. Dieser nickte verständnisvoll und erhob sich sogleich, um ihn zur Tür zu begleiten. Auf gewisse Weise war es beinahe abstrus, dass Akira ihn so vollkommen verstand, so direkt, auch ohne Gerede. Fast so, als hätte er seine Seele, sein ganzes Ich mit diesem fremden Menschen, der doch nicht fremd war, geteilt. Auch er verstand Akira mühelos, wusste jede Regung zu deuten. Es schien so als herrsche eine große Verbundenheit zwischen ihnen, fast so, als seien sie schon ihr ganzes Leben lang beieinander gewesen.
 

„Gute Nacht, Matsuno-kun, schlaf dich aus! Wo du doch morgen frei hast“, verabschiedete Akira ihn an der Tür. Ein keckes Lächeln glitzerte in seinen Augen. „Auch dir eine gute Acht, Akira-san“, wünschte Saburo mit einem Lächeln auf den Lippen, dass ihn schon geraume Zeit zierte. Das „-san“ an Akiras Namen hatte er sich hartnäckig bewahrt, als eine Art letzte Distanz. In der vergangenen Zeit, von der Saburo noch nicht einmal sagen konnte, wie viel es tatsächlich war, waren sich die beiden vertraut geworden. Da hielt Saburo ein wenig Abstand für durchaus angebracht. Er wollte nicht an Akira kleben, sich ihm aufdrängen.
 

Akira winkte zum Abschied, ehe er die Tür schloss. Sein Lächeln hatte sich tief in Saburos Gedächtnis gebrannt. Es war so freundlich und…warm. Plötzlich war er sich gar nicht mehr so sicher, was ihn da aufgetaut hatte…Und während Saburo müde die Treppe erklomm, lief Akira verklärt lächelnd durch seine Wohnung und ließ sich dann auf sein Lieblingssofa fallen, wo vor kurzem noch Saburo Matsuno gesessen hatte. Saburo Matsuno, der Polizist mit diesem unglaublich niedlichen Gesicht und dem großen, muskulösen Körper, der in dem so förmlichen Anzug einfach umwerfend aussah. Saburo Matsuno, mit diesem unschuldigen Lächeln, das einfach zum Dahinschmelzen war und einer so traurigen Geschichte. Ein sehr eindeutiges Gefühl meldete sich bei dem immer noch verträumt dreinschauenden Akira und eine nur allzu eindeutige Röte war die Folge.
 

Von all dem nichts ahnend war Saburo zu seinem neuen Zuhause geschlurft, hatte endlich die lästige Krawatte sowie Sakko abgelegt und kroch noch mit Hose und Hemd unter die weiche Decke. Er fühlte sich erschlagen, völlig fertig. Die Abwesenheit Akiras machte das nun deutlicher und so schloss er die Augen, als die Müdigkeit des Tages ihn einholte.
 

Das war es schon für diese Mal, lasst mir bitte ein paar Kommis da, dann gibt es auch ein Glas Milch zu den Keksen!!! ;)
 

LG Asako

Kapitel 2 (Teil 2)

Soooo, für alle, die es gerne lesen: Hier Teil 2 vom Kapi 2^^ Es war ein wenig lang, also habe ich es gesplittet^^ An dieser Stelle vielen lieben Dank an meine beiden (einzigen x"P) Kommischreiberinnen^^ *euch knuuuuuffz* *noch Keckse hinstell* Viel Spaß wünscht euch Asako89^^
 

„Matsuno-kun?“, ungeduldig klopfte Akira nun zum X-ten Male an die Tür. Es war bereits nach elf Uhr, so lange konnte er doch nicht im Tiefschlaf sein, selbst wenn er die nächsten paar Tage frei hatte! Immerhin war er doch Polizist. Außerdem hatte Saburo ihm erzählt, dass er Frühaufsteher war. „Berufskrankheit“, hatte er gegrinst und sich verlegen am Hinterkopf gekratzt. Das tat er häufiger, wenn er verlegen wurde, hatte Akira festgestellt, was er ungemein niedlich an ihm fand. Es sah einfach zu süß aus, wie er einem Kind gleich beschämt den Blick senkte und die tiefbraunen Augen noch dunkler vor Scham wurden.
 

Allmählich reichte es Akira. So lang er auch an die Tür klopfte, es machte niemand auf. Ob Saburo nicht da war? Dabei hatte er ihn zum Frühstück einladen wollen. Er hatte sich doch so viel Mühe gegeben, war extra früh aufgestanden. Im Gegensatz zu Saburo war er notorischer Langschläfer. „Ich hätte ihn doch sehen müssen, wenn er gegangen wäre!“, dachte Akira etwas schmollend. „Matsuno-kun, bist du da?“, fragte er trotzdem, legte die Hand nachdenklich an die Türklinke. Wie von selbst glitt die Tür auf. Ob Matsuno nicht ordentlich abgeschlossen hatte? Angetrunken hatte er gestern aber nicht ausgesehen… Vielleicht sollte er doch lieber vorsichtshalber nachschauen? Akira wusste selbst nur zu gut, wohin so ein Schwips führen konnte. Dennoch blieb er unentschlossen vor der halboffenen Tür stehen, schließlich war das Matsunos Privatsphäre. Einen Augenblick zögerte er, rief noch einmal, etwas lauter, in die Wohnung hinein, bekam aber nach wie vor keine Antwort. Schließlich fasste er sich ein Herz und betrat leise die Wohnung. Seine Sandalen ließ er gleich neben der Tür stehen und ging auf leisen Sohlen tiefer ins Wohnungsinnere. So weit er erkennen konnte, war alles dunkel. Matsuno hatte die Rollos hinuntergezogen, so dass nicht viel Licht in die Zimmer drang. „Matsuno-kun?“, startete Akira einen letzten Versuch. Die düster wirkende Umgebung ließ ihn beinah flüstern. So oft hatte er diese Wohnung nun schon betreten, doch jetzt fühlte er sich aus irgendeinem Grund unwohl. Dass es an seinem schlechten Gewissen liegen könnte, schloss er schnell aus. Nicht bei ihm!
 

Ein leises Stöhnen ließ ihn aufhorchen. War das etwa Saburos Stimme? „Saburo?“, fragte er nun um einiges lauter und bewegte sich zum Wohn- und Schlafzimmer. Er konnte eindeutig Saburo auf dem Futon ausmachen. Die Decke hatte er zerknüllt und außer Reichweite geworfen, krallte sich in die Lacken und wälzte sich unruhig hin und her. Da stimmte doch etwas nicht! Wenn er bloß schlief, hätte er spätestens bei dem Radau, den Akira veranstaltet hatte, aufwachen müssen. Außerdem sah seine Körperhaltung nicht unbedingt gesund aus. Ungeduldig schritt Akira zum Fenster und ließ etwas Licht hinein, um besser sehen zu können. Tatsächlich schien es Saburo nicht gut zu gehen. Sein Gesicht war gerötet und zu einer angestrengten Grimasse verzerrt. Selbst seine Ohren hatten einen ungesunden Farbton angenommen. Er holte keuchend Luft, ehe er zusammenzuckte und erneut leise stöhnte. Hatte er Schmerzen? Schnell war Akira bei ihm. Saburo hatte sich nun auf den Rücken gedreht, lag ausgestreckt vor ihm, was ihm allerdings keine Besserung einzubringen schien. Seine Kleidung war verschwitzt und unordentlich, auch sein Haar hing ihm wirr ins Gesicht. Er bot ein ziemlich elendes Bild und Akira beschlich ein Gefühl, das stark an Angst erinnerte. Vorsichtig legte er seine Hand an Saburos Stirn. Sie war so heiß, dass er das Rührei heute Morgen auch hätte getrost darauf braten können. „Saburo, kannst du mich hören?“, sprach er den Mann zu seinen Füßen an. „Komm schon, wach auf“, bat er im Stillen. Seine Bitten schienen erhört worden zu sein, denn Saburo öffnete, wenn auch mühsam, die Augen einen Spalt breit. Sein Blick war trüb, seine Augen wirkten wie zwei dunkle Glasmurmeln. Dennoch schien er ihn zu erkennen, denn er blinzelte einige Male, ehe er die Augen schwerfällig ganz öffnete. „A-Akira…san?“, fragte er mit rauer Stimme. Ein schwaches Lächeln schlich sich auf die blutleeren Lippen. „Er erkennt mich“, freute sich Akira und ein großer Haufen recht schwerer Steine rolle von seinem Herzen. Okay, das war ja schon die halbe Miete, jetzt musste er ihm nur noch irgendwie helfen. Ein Arzt wäre in diesem Falle wohl das Beste. „Matsuno-kun, wie geht es dir?“, fragte er mitfühlend. Saburo hustete, bevor er die Augen wieder schloss und leise antwortete: „War wohl doch etwas zu kalt gestern.“ Leise versuchte er zu lachen, was ihm nicht recht gelingen wollte und so huste er erneut. Mit großen Augen starrte Akira zu Saburo runter. In diesem Zustand riss der noch Witze?! Er an seiner Stelle würde wahrscheinlich keinen Finger mehr rühren können. Obwohl auch Saburo selbst von diesem Zustand nicht allzu weit entfernt war, soweit Akira das einschätzen konnte. „Saburo, ich werde jetzt einen Arzt rufen“, verkündete Akira, als der wieder wegzudämmern drohte. „Nein, Akira-san, nicht nötig…ist nur eine kleine Erkältung“, protestierte Saburo, „Ich muss mich nur ausruhen, dann geht es schon. Alles in Ordnung.“ Ungläubig schaute Akira seinen neuen Mieter an. Hatte er sie noch alle?! „Das ist doch nicht dein Ernst…“, setzte er empört an. „Schon gut, mach dir keine Umstände“, hackte Saburo ein, hielt sich den schmerzenden Kopf.
 

War das jetzt Hartnäckigkeit oder einfache Sturheit, fragte Akira sich resignierend. Schließlich seufzte er und gab auf. „Tut mir Leid, Akira-san, ich wollte deine Zeit nicht beanspruchen. Du hast…“ Ein neuer Husten unterbrach seine Rede. „Du hast sicher viel zu tun. Ich will dich nicht aufhalten“, beendete er schließlich. Für einen Moment lag Trauer in Akiras Gesicht. Das meinte Saburo doch nicht etwa ernst? Saburo währenddessen dämmerte wieder weg und sah nun wieder seinem Zustand entsprechend aus. Das mühselige Lächeln bröckelte vernichtend schnell. Akira ließ einen weiteren Seufzer vernehmen, ehe er aufstand und die Wohnung verließ. Hier brauchte er gar nicht zu überlegen. Dann eben keinen Arzt. Was getan werden musste, war ja wohl auch so eindeutig.
 

Schnell hatte er alles, was er benötigte aus seiner Wohnung geholt und hastete wieder zu Saburo. Die Sorge trieb ihn an. Nachher würde er sicher noch zur Apotheke gehen müssen. In seinem ganzen, nun nicht mehr allzu kurzen Leben, hatte er sich nicht oft solche Sorgen gemacht. Aber Saburo war jemand Wichtiges, das wusste er.
 

Selbst in der kurzen Zeit seiner Abwesenheit schien sich Saburos Zustand noch verschlimmert zu haben. Die Decke, die Akira zuvor gerichtet hatte, lag zu seinem Unmut erneut zerknüllt in der Ecke. Akiras „Patienten“ dagegen, störte das anscheinend weniger. Überhaupt bezweifelte er, dass ihn im Moment irgendetwas stören würde. „Da bin ich wieder“, murmelte Akira unnötigerweise, als er sich zu ihm gesetzt hatte. Saburo hörte ihn ja doch nicht, nahm nicht die geringste Notiz von ihm. Er atmete flach und in so großen Abständen, dass Akira sich fragte, ob er überhaupt genügend Sauerstoff bekam. Vielleicht wäre ein Krankenwagen doch die bessere Wahl gewesen. Doch Akira erinnerte sich an das von Saburo gestern Gesagte und langsam wurden ihm die Beweggründe seines neugewonnenen Freundes deutlich, seien diese noch so verrückt und unverantwortlich. Saburo schien immer mehr an andere und selten an sich selbst zu denken. Diese - ja durchaus positive - Eigenschaft war in Fällen wie diesem äußerst gefährlich, fand Akira. Saburo wollte schlicht niemandem Scherereien einbringen. Auch ihn, Akira, hatte er fortgeschickt, um ihm keine Unannehmlichkeiten zu bereiten. Keinen Arzt… sicher ging es Saburo dabei um seine Frau und auch um die Kollegen. Natürlich hätte man bei solch einem Vorfall die Familie benachrichtigt und von da war es nicht weit, bis es auch alle Freunde und in seinem Fall wohl auch die Kollegen wussten. Akira konnte sich gut vorstellen, dass dies für Saburo, unter gegebenen Umständen, nicht das erstrebenswerteste Resultat war. Aber ihn deswegen seinem Schicksal überlassen? Das kam überhaupt nicht in Frage!
 

Sorgsam hatte Akira Saburo in eine halbwegs bequeme Lage gebracht, so dass der nun wieder flach auf dem Rücken lag und etwas besser zu atmen schien. Verschwitzt wie er war, hätte er sich dringen umziehen müssen. Nasse Sachen, die er zudem auch noch mittlerweile mindestens zwei Tage am Leib hatte, würden sicher nicht eben zu seiner Genesung beitragen. So wie Akira die Sache sah, würde diese Rolle wohl an ihm hängen bleiben. Kurz entschlossen kramte er in einem von Saburos Schränken und fand schnell ein frisches Hemd und so etwas wie eine Sporthose. Mit seiner Beute kehrte er zu dem Futon zurück. In diesem Moment kam Akira ein ernüchternder Gedanke: Saburos Kleidung zu wechseln bedeutete zunächst, ihn von seiner jetzigen zu befreien. Hart schluckte Akira, und mit der Ausrede, Saburo würde es ja doch nicht mitbekommen, machte er sich ans Werk. Er versuchte seine brennende Neugier gar nicht erst zu verstecken. „Wer würde es mir verübeln?“, fiel ihm zu seiner Rechtfertigung ein, während er Saburos Hemd endlich los war und das weiße Kleidungsstück achtlos zu Boden warf. Akiras Erwartungen wurden in keinem Punkt enttäuscht, eher noch übertroffen. Dieser Mann brauchte sich weiß Gott nicht verstecken! Ja, dies war ohne Zweifel der Körper eines Polizisten. Er hatte einen unglaublich durchtrainierten, flachen Bauch und nicht zu verachtende Muskeln, die sich in allen Details aus seiner samtigen Haut herausmodellierten. Akira hatte festgestellt, dass Saburos Teint um nicht wenige Nuancen dunkler war, als sein eigener, was ihm nur noch mehr zusagte. Auch Saburos Brust war ein Blickfang und für Akira kaum zu übersehen. Zu seiner großen Freude hatte er festgestellt, dass sich so gut wie kein Haar auf diese ebene Fläche verirrt hatte. Überhaupt war Saburos Haut sehr glatt, ohne jegliche Makel. Nur hier und dort konnte Akira einige Narben ausmachen, die das Bild aber in keiner Weise störten. Akira musste sich arg zusammenreißen, um nicht mehr als nur Blicke auf diesen Körper zu werfen. Warum musste dieser Mensch auch so perfekt sein? Ein weiteres Mal versuchte Akira sich zusammenzureißen. Auf den Körper des anderen hatte seiner durchaus reagiert. Wie sollte er auch nicht?!
 

Mit großer Sorgfalt und so sanft er nur konnte, hatte er Saburos Körper mit einem nassen Lappen abgewaschen, wenn dies auch mehr Zeit in Anspruch genommen hatte, als unbedingt notwendig gewesen wäre. Anschließend zog er ihm, wenn auch mit neuerlichem Kampf, die frische Kleidung an. Gewissenhaft deckte er Saburo nun schon zum zweiten Male zu und legte zusätzlich etwas zur Kühlung auf seine Stirn. Das Fiebermessen war mit dem beunruhigenden Ergebnis von 41,5°C beendet worden und Akira beschloss daher den Apothekenausflug auf später zu verschieben. Er traute sich einfach nicht, Saburo allein zu lassen. Während all der Zeit schlummerte besagter so seelenruhig, als ginge ihn das Ganze nichts an. Na hoffentlich war das ein Zeichen der Besserung… Wenn auch Akira dem Frieden nicht traute und alle Stunde das Fieber maß und noch um einiges häufiger das Tuch auf Saburos noch immer viel zu heißer Stirn wechselte.
 

Der Tag gestaltete sich zäh und stolperte vor sich hin. Akira wusste nicht mehr, der wievielte Kaffee das gerade in seiner Hand war, doch sein Magen meldete, dass es eindeutig reichte, ansonsten würde er sich ziemlich bald zu Saburo legen können. Saburo…Der hatte den ganzen Mittag geschlafen, ohne dass sich viel geändert hätte. Sein Fieber war zwar abgeklungen, aber er wälzte sich nach wie vor hin und her, so dass Akira zeitweise überlegte, die ständig verrutschende Decke am Boden festzunageln. Saburo schien schlecht zu träumen. Sein Schlaf wurde unruhiger. Ab und an schrie er auf, dann legte Akira seine Hand beruhigend auf Saburos Schulter. Mehr konnte er nicht tun. Es schien aber zu reichen, denn für einige Zeit war Saburo ruhig, ehe ein neuer Alptraum ihn heimsuchte und sein Fieber wieder höher trieb.
 

Akiras Nerven lagen blank. Er konnte nur hier rumsitzen und nichts weiter tun, als zu beobachten, wie sich Saburo quälte. Bei jedem seiner Schreie war Akira kurz davor zum Telefon zu sprinten und doch noch Hilfe zu rufen, konnte sich kaum noch zurückhalten. Hartnäckig wich er keinen Schritt von Saburos Bett, wenn er auch seine Beine schon länger nicht mehr spüren konnte. Wenn Saburo wenigsten zu sich kommen würde! Müde lehnte Akira seinen summenden Kopf auf die Knie. Die Sorge hatte ihn völlig erschöpft. Eigentlich war das alles ja mehr als lächerlich. Da saß er wie eine Mutterglucke vor seinem kranken Jungen und konnte den Blick nicht von ihm wenden, dabei waren sie beide erwachsene Männer. Saburo würde sicher bald wieder gesund sein! Aber im Moment zählte keine Vernunft dieser Welt etwas. Saburo war krank und er würde ihn nicht allein lassen. Kurz, so schien es Akira zumindest, hatte er seine Augen geschlossen, denn das Licht brannte schon in ihnen.
 

Als er sie wieder öffnete, war vom Licht allerdings nichts mehr zu sehen. Vielleicht schneite es ja so stark? Oder war es bereits dunkel geworden? War er eingeschlafen?! Verstört schaltete Akira eine kleine Lampe in seiner Nähe an. Irritiert hatte er beim Aufstehen festgestellt, dass seine Beine ihn nicht länger tragen wollten und so war er zu seiner größten Verwunderung wieder auf seinen Allerwertesten geplumpst. Mit einem seltsamen Blick hatte er gegen seine Waden gepiekst und festgestellt, dass sich dort alles halbwegs tot anfühlte. Seufzend hatte er seine Beine ein wenig geschüttelt, um das Blut wieder in Gang zu bekommen und startete nach einer Weile einen erneuten Versuch, etwas Licht in den Raum zu bringen. Zufrieden über den geglückten Versuch, setzte er sich wieder an seinen Stammplatz, die Beine trotzig in derselben Position angewinkelt. „Wolln doch mal sehen, wer hier das Sagen hat!“, dachte er stur.
 

Jetzt gab es allerdings Wichtigeres: Wie spät war es? Ein Blick zu seinem rechten Handgelenk verriet, dass er in der Tat mehrere Stunden verpennt hatte, doch zur Apotheke würde er es auf jeden Fall noch schaffen. Saburo schlief immer noch, doch nun um einiges friedvoller. Es schien so, als würde er sich nun endlich erholen. Auch das Thermometer brachte ein einigermaßen zufriedenstellendes Ergebnis. Erleichtert atmete Akira auf. Sollte Saburo Recht behalten und ein bisschen Schlaf würde ihn wirklich gesund machen, fragte er sich skeptisch. Im Grunde war Akira alles recht, solange es ihm besser ging. Vorsichtig löste er das flauschige Tuch von Saburos Stirn. Er sollte es noch einmal wechseln. Genau in diesem Augenblick öffnete Saburo die Augen. Sie waren noch immer ein wenig vom Fieber verschleiert, doch um Welten besser als noch vor einigen Stunden. „Tut mir Leid, ich wollte dich nicht wecken“, entschuldigte Akira sich leise. „Nein. Alles in Ordnung“, murmelte Saburo verschlafen. Seine Stimme klang rau und abgenutzt, aber es schien ihm wirklich besser zu gehen. Saburo blickte ihn an, als wollten seine Augen fragen: „Du bist noch da?“ Doch es schien ihn zu freuen.
 

„Schlaf noch ein wenig, ich gehe kurz zur Apotheke“, lächelte Akira sanft zu Saburo hinab, „Ich bin bald wieder da.“ Mit diesen Worten legte er einen neuen Umschlag auf Saburos Stirn und verschwand zur Tür raus.
 

„Wieder da?“, echote Saburo, als Akira fort war. Hieß das, dass er wirklich die ganze Zeit bei ihm gewesen war? Seine rechte Hand fühlte sich seltsam warm an. Ob er sie gehalten hatte? „Jetzt geht aber die Phantasie mit mir durch“, dachte Saburo seufzend. Obwohl es sich gar nicht so schlecht anfühlte… „Wieder da…“, murmelte er leise. Im Grunde wäre er sogar froh darüber gewesen. Es breitete sich sowieso schon so ein merkwürdiges Glücksgefühl in seinem Bauch aus, wenn er daran dachte, dass jemand die ganze Zeit bei ihm gewesen war. Seine Eltern waren beide früh umgekommen und ansonsten hatte er niemanden. Und dann war es auch noch Akira, der an seiner Seite gewesen war. Aus ihm noch nicht ganz klaren Gründen freute ihn das irgendwie am meisten. Ein glückliches Lächeln zierte seine blassen Züge, ehe er, wie Akira es ihm geraten hatte, noch einmal die Augen schloss und einschlief.
 

Ein leises Geräusch an der Tür weckte ihn nach einiger Zeit wieder. Scheinbar war Akira wieder da und schloss nun die Wohnungstür auf. Verschlafen öffnete Saburo die Augen, als er Akira neben sich hörte. „Gut geschlafen?“, erkundigte sich der mit dem üblichen Lächeln. Akira hatte rote Backen bekommen und eine dazupassende Nase. Es musste sehr kalt gewesen sein draußen. Langsam nickte Saburo, als er bemerkte, dass Akira auf eine Antwort wartete. „Aber niedlich sieht er ja schon aus“, dachte Saburo sich schmunzelnd, während Akira in die winzige Küche schritt und dort zu rumoren begann. Eine Weile blickte Saburo wortlos in seine Richtung. Durch die offene Tür konnte er Akira ab und zu vorbeihuschen sehen. Der schien schwer beschäftigt zu sein, pfiff munter vor sich hin, eine fröhliche kleine Melodie, die Saburo sehr bekannt vorkam, bis er schließlich merkte, dass es ein uraltes Kinderlied war. Unwillkürlich erinnerte er sich an den albernen Text und summte im Geiste mit. Die Melodie war einfach furchtbar ansteckend. Als er das Lied zu dritten Mal fast durch hatte, kam Akira aus der Küche. Ein angenehmer Geruch folgte ihm. Es roch etwas süßlich und eindeutig nach etwas Essbarem.
 

Akira war wieder zu ihm gekommen, ließ sich erneut neben ihm nieder, ganz genau so, wie Saburo ihn vorgefunden hatte, als er das erste Mal aufgewacht war. Akira legte seine schmale Hand vorsichtig auf Saburos Stirn. Augenblicklich erhöhte sich Saburos Körpertemperatur um einige Grad. Seine Hand war schön kühl und sehr angenehm. Fast hätte Saburo erleichtert aufgeseufzt, aber das konnte er sich noch verkneifen. „Scheint besser zu werden“, bemerkte Akira erfreut. Saburo konnte ihm gar nicht sagen, wie viel besser, stattdessen grinste er nur belämmert. „Akira-san“, meinte er dann verschämt, „Du musst dich nicht um mich kümmern. Ich will dir keine Umstände machen…“ „Unfug, du bist doch mein Mieter, Matsuno-kun. Da muss ich als Verwalter dafür sorgen, dass es dir gut geht“, schnitt ihm Akira das Wort ab. Durchdringend ruhte ein grünes Augenpaar auf ihm, als wollte es sagen „Ist schon okay“.



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Kommentare zu dieser Fanfic (6)

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Von:  Noa-Willow
2008-06-24T11:32:27+00:00 24.06.2008 13:32
Ich fand das Kapitel sehr schön! Richtig herzerwärmend!^^
Von:  WildeRose
2008-05-26T13:21:02+00:00 26.05.2008 15:21
Waaaaaaaaaaaaaaa erst, ERSTE *hüpf* *kicher*
Aber für dich eigentlich schade...-.-° Also sollte ich mich vielleicht niht so freuen...naja dafür gebe ich mir ganz viel Mühe mit dem Kommi ^o^. Muss mich ja irgendwie für die ganzen vielen, super langen Kommis revanchieren (uhhh unter Garantie falsch geschrieben was? Ich mag diese Wort nicht *grummel)

Hihi Akira ist notorischer Langschläfer? Juhuu dann haben wir ja was gemeinsan XDD. Außer den Blonden Haaren jedenfalls^^

`[...] seine Körperhaltung nicht unbedingt gesund aus`...also ich weiß nicht. Kann eine Körperhaltung im Bett ungesund aussehen? Also wenn man nicht gerade mit dem Oberkörper auf dem Rücken und mit dem Unterkörper auf dem Bauch liegt...XDDD. Vielleicht müsste man das da noch ein wenig genauer beschreiben, wie: "...seine Körperhaltung nicht unbedingt gesund aus, wie er da zusammengekrümmt und mit ziemlich blassem Gesicht seine Hände in den Futon gekrallt hatte"

`hackte Saburo ein` Mmmm wäre `wandte Saburo ein` da vielleicht nicht besser gewesen?

`[...]die ständig verrutschende Decke am Boden festzunageln` *lacht* Man die Vorstellung ist genial XDD. So 10 Nägel in die Bettdecke rein. XDD Das würde ich echt zu gerne sehen.

`summenden Kopf`? Also ich habe bis jetzt nur von einem brummenden Kopf gehört. Meintest du den? Oder ich habe mal wieder zu wenig gehört XD

` Die Melodie war einfach furchtbar ansteckend` Arrgghh *stöhn* Das kenne ich nur zu gut. Die sind echt schlimm, diese Ohrwürmer. Aber am schlimmsten ist, wenn man sich nicht an das ganze Lied erinnern kann, sondern nur an 2 Zeilen. Dann sitzt man da und hat knapp 1 Stunde diese verfluchten 2 Zeilen im Kopf -.-°

Waaaaaaaa aber dieses Kappi war echt supersüß. Auch wenn es natürlich nicht schön ist, dass Saburo krank ist. Hihi aber mit Akira als Krankenpfleger hat er es ja nun nicht gerade schlecht getroffen. Ihm scheint es jedenfalls auch zu gefallen XDD.
Wie geht das eigentlich mit den beiden weiter? Ich meine ich kenne den Manga ja gar nicht. Musst du mir mal bei gelegenheit erzählen. Ich finde die ja so knuffig XDD. Auch wenn die beiden mich wohl erschlagen würden, wenn sie das hören XDDDDDDD

Ach ja und alles wie gehapt, ja? Alle Korrekuren die oben aufgeführt sind, sind alle voll und ganz meine persönlichen Meinungen. Die können genauso gut noch falscher sein XDDDDDD
Und ich finde diese FF wirklich total super^^. Aber man findet ja immer und überall noch was zu meckern oder? XD Sogar bei Büchern. Also niemals allzu ernst nehmen ja?

byebye
Hells-Child
Von:  WildeRose
2008-05-26T12:49:30+00:00 26.05.2008 14:49
Soooooo da bin ich wieder XDDD.

Dann fangen wir doch auch mal gleich an *sich die Hände reib* Muhahhahahahahaha...*hust*...mist verschluckt >x<°
XDDDDD

Aber noch mal vorne weg: Das sind alles MEINE Meinungen. Von daher können sie auch falsch sein. Also nicht zu sehr drüber nachgrübeln XD:

`auf den Boden der Tatsachen stichelte.` Ehm stichelte? Kann man das so verwenden *sich am Kopf kratz*. Ich weiß nicht so genau. Ich hätte hier wahrscheinlich `zurückbrachte` genommen^^.

*lach* Ich finde die Gespräche zwischen Verstand und Körper am Anfang genial XDD. Vor allem nacher dieses `„Also schön“, ließ sich sein Verstand überzeugen` XDD. Das finde ich super.

`lud wie von selbst zum Bleiben.`mmmh fehlt da nicht noch ein `ein`?.

`„Matsuno-kun, nur keine Hektik!“ ` Ist jetzt wirklich mein persönlicher Geschmack, aber ich finde es klingt besser, wenn man die Namen am Ende des Satzes benutzt. Aber wie gesagt, dass ist wirklich mein ganz eigener, persönlicher Geschmack^^. *manchmal einen seltsamen Geschmack hats* XDD

` Er wurde doch nicht etwa rot? Wurde er rot?! Wann war er denn bitte das letzte Mal rot? ` *lacht* Wir scheinen beide Gespräche mit unserer kleinen, inneren Stimme zu lieben, was? XDD. Ist auf jedenfall lustig ^^

`„Auch dir eine gute Acht, Akira-san“, ` hihi ein süßer kleiner Fehler ^^. Scheint also nicht nur mir so zu gehen *lach*

Waiiiiiiiiiiiiiiii also ich liebe Akira ja^^. Ich finde den voll knuffig. Auch wenn man das nicht unbedint zu einem 28jährigen Mann sagen kann. Aber so nach deiner Beschreibung, und wie du ihn in deiner FF darstellst MUSS das einfach so sein. So süüüßßßßßßßßßß ^//////^
Ich kenne den Manga ja leider nicht, aber wenn der wirklich so ist verpasse ich anscheinend echt was. Akira ist auf jeden Fall jetzt schon einer meiner Lieblingsfiguren.
Ich finde es sowas von supersüß, wie du Akira aus Sabukos Augen beschrieben hast. Auch diese Gefühle, die er Akira im Laufe des Äbends entgegenbringt. Wie er langsam aber sicher immer mehr Vertrauen zu ihm fasst, es aber noch so ungewohnt für ihn ist und doch lieber erst mal auf Abstand geht^^. Ach das ist einfach so kawaiiiii 8>^//o//^<8

Ach ja und für mich gilt das selbe wie bei dir klar XD. Deine FF ist total super. Ich liege deinen Schreibstiel total. Kritik in jedweder Art meinerseits ist keinesfalls auf persönlicher Ebene zu sehen ja? Ich mach das nämlich eigentlich überhaupt nicht gerne. Also kritisieren. Ich hoffe mal, dass du das nicht falsch verstehst.

Hells-Child
Von:  WildeRose
2008-05-26T12:20:18+00:00 26.05.2008 14:20
Huhuuuuuuuuuu^^
Jetzt schaffe ich es mal, dir einen Kommi zu deiner FF zu schreiben^^. Ich weiß, ich brauche seeehhr lange *sich schähm*. Aber hauptsache, ich schreibe einen oder? *die Wogen glätten will* *schwitz*
Ehm...okay. Aber wenn ich mir den Kommi von Tedds angucke...da wird meiner garantiert neben verblassen^^°.

Naja aber dann fang ich jetzt einfach mal an:

So ganz vorne weg: Ich kann Matsuko nicht leiden >,<
Ich weiß nicht, ob das absicht von dir war, sie so unsympatisch rüber kommen zu lassen, aber sie kommt wirklich wie eine Zimtzicke rüber. Und wenns absicht war, hast du das wirklich SEHR gut hingekriegt XDD. Diese Person ist so unsympatisch wie sonst was. Immer nur rumkreischen. Weia, die armen Männer. Und da wundert man sich, wenn die schwul werden *grins*. Also bei solchen Frauen steh ich voll und ganz hinter den Männern. ^o^

Ich bin nur bei einem Satz am Anfang nicht so ganz sicher:"[...] legte noch einen Zahn Tempo zu." Sollte man da das `Tempo` nicht rauslassen. Also : ´legte noch einen Zahn zu` oder `legte noch an Tempo zu` ?
Bin mir aber nicht so ganz sicher und ist auch nur meine Meinung XDD. Von daher, jedem das seine XD.

Aber an sich finde ich das erste Kapitel total super. Du bringst Saburos Gefühle richtig schön rüber. Wie er sich in den einzelnen Situationen fühlt und vor allem die Gefühle, gegenüber seiner Frau. Wie er sich langam aber sicher bewusst wird, dass er eigentlich nie so etwas wie Liebe für sie empfunden hat^^.

*lach* und wie schon gesagt, Matsuko bringst du echt zickig rüber XD. Erst sich in seinem eigenen Mitleid ertränken und dann seine Wut an anderen auslassen, ohne darüber nachzudenken, ob man nicht auch selbst etwas verkehrt gemacht hat. Ernsthaft, der amre Saburo voll Leid.

okay das war´s fürs erste XD
baba

Hells-Child
Von:  Noa-Willow
2008-04-14T10:46:28+00:00 14.04.2008 12:46
Endlich mal eine FF zu diesem tollen Manga, das hat mich sehr gefreut. Die Geschichte die du erzählst gefällt mir bisher sehr gut und du schreibst auch sehr angenehm, so dass man recht flüssig lesen kann ohne zu stocken. Mach weiter so!^^
Von:  Tedds
2008-03-15T21:04:33+00:00 15.03.2008 22:04
Ich weiß gar nicht was ich sagen soll. Erstmal vielleicht DANKE für die Widmung. Du weißt gar nicht wie viel mir das bedeutet! Was gibt es schon Schöneres als von einem wichtigen Menschen eine Geschichte gewidmet zu bekommen? Und dann auch noch eine so tolle Geschichte!

Du weißt ja, dass ich 'Flügelschlag' liebe. Ich glaube, das brauche ich dir gar nicht zu sagen - mache ich aber trotzdem. Ich liebe Flügelschlag! Wow... und jetzt, wo ich davor sitze, bin ich kaum in der Lage Kritik zu äußern. Aber wir Schriftstellerkollegen sollen uns ja unterstützen und beim Verbessern helfen.

Die positiven Dinge vorweg:

+ Ausdruck:

Ich liebe deine Formulierungen und deine bildhaften Vergleiche! Bsp. 'wie eine Aufziehpuppe[...]'. Damit vermitteltst du einfach so viel Gefühl und machst die Szenen so anschaulich.

+ Identifikation:

Ich kann mich immer so sehr in Saburo hineinversetzen. Das ist unglaublich. Das liegt sicher daran, dass du die Gefühle so gut rüberbringst. Ich habe dir ja schon gesagt, dass du dafür ein Händchen hast. Und das stimmt auch! Verkauf dich ja nicht unter Wert, klar?

Jetzt muss ich echt schwer für was konstruktives Überlegen, das dich auch noch weiterbringt. Beim ersten Kapitel finde ich das immer etwas schwer. Vielleicht beginne ich mit etwas, was die Formatierung betrifft. Ist allerdings meine persönliche Ansicht, deshalb musst du einfach sehen, was du davon hälst.

'„Verdammt, jetzt sag doch etwas!! Wieso schweigst du? Wieso musst du immer schweigen?! Ich halte das nicht mehr aus! RAUS HIER!!! Ich will dich nicht mehr sehen!!“'

Ich persönlich finde mehrere Ausrufungszeichen einfach nicht so schön. Das liegt daran, dass ich der Meinung bin, ein Autor sollte in der Lage sein, Gefühle deutlich zu machen, ohne das Schriftbild dafür zu benutzen. Und das bist du! Man spürt die Gefühle bei dir ganz genau! Man WEIß, dass Matsuko wütend ist und diese Worte schreien wird. Einfach an der Wortwahl und an den Szenen zuvor. Die '!!!' sind unnötig. In Büchern findet man sie z.B. auch nicht.

Nimms nicht direkt als Kritik. Ich weiß einfach nur, dass du so gut bist, dass du das nicht brauchst ^_^

Formulierungen finde ich bis auf eine super.

'[...] hübsch gepflegtes Gesicht' klingt für mich einfach seltsam. Vielleicht Absicht? Ansonsten ist es eher unüblich das so zu sagen.
Vielleicht auch "hübsches, gepflegtes Gesicht" - das würde auch mehr Sinn machen ;-)

Ansonsten kann ich zum Inhalt noch nicht viel sagen. Ich weiß ja, was kommt, aber ich möchte mich nur auf dieses Kapitel beziehen. Daher erstmal fast nur Positives.

Ich hoffe, das bringt dich irgendwo weiter. Ich hab dich lieb.

Ps.
Noch mal danke für die Widmung, Herzchen x3

Mach so weiter, dann wirst du noch besser!

Deine Tedds







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