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The Elusive Ryders

It is a truth universally acknowledged, that a single man in possession of a good fortune, must be in want of a wife. (Jane Austen)
von

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Plaisirs d' Amour

~ ~ ~
 

Noch am selben Morgen hatte Amy sich von den St. Ives verabschiedet und war zu ihrer Tante gefahren, die hellauf davon begeistert war, daß sie im herzoglichen Haushalt übernachtet hatte. Natürlich nur im Hinblick auf ihre Tochter Melody, die jetzt im heiratsfähigen Alter war und für die ein Mann aus dem Ryder-Clan die ideale Verbindung darstellen würde, wie für jede andere junge Dame aus der feinen Gesellschaft.

Was wäre es ein Triumph für ihre hinreißende Tochter, wenn sie noch vor Einführung eine solch blendende Verbindung einging?

Auf diese und ähnliche Träumereien zu antworten, unterließ Amy unter allen Umständen. Sie kannte ja bisher nur den Herzog und dessen ältesten Cousin persönlich, aber wenn die anderen Ryders ihnen auch nur einen Hauch ähnlich waren, dann konnte sie sich nicht vorstellen, daß die zarte und verwöhnte Melody an ihrer Seite ihr Glück finden würde. Ihre Cousine war der Meinung, Amy hätte ein unglaubliches Abenteuer erlebt und war in Ehrfurcht erstarrt, als sie hörte, daß der Herzog sie auf seinen berüchtigten Hengst gesetzt hatte.

Nach der dritten Wiederholung der Geschehnisse hatte sich Amy schlichtweg geweigert, ein weiteres Wort über ihr so genanntes Abenteuer zu verlieren. Sie fand es nicht weiter erwähnenswert und schon gar nicht so aufregend wie Melody. Oder viel zu aufregend, weil sie eigentlich nicht mehr an den Antrag und noch viel weniger an Spirit denken wollte.
 

Ihre Tante ging sogar soweit, einen Dankesbrief zu schreiben und lud die werte Duchess zum Tee ein, damit sie sich gebührend für die herzogliche Fürsorge bedanken konnte. Germaine traf eine Woche später auch tatsächlich zum Tee ein, obwohl sie die Pelhams eigentlich verabscheute, was man ihr nicht verübeln konnte, weil sie vor ihrer Ehe einige Zeit unter ihrem Dach gewohnt hatte. Genau wie Amy hatte Germaine andere Pläne bezüglich ihrer Zukunft gehabt, bevor sie Hellraiser begegnet war…

Sie wurde natürlich im besten Salon empfangen und Melody war auf das gründlichste frisiert und angekleidet worden, damit sie einen guten Eindruck machen konnte. Neben der sündhaft teuren Robe, die ihre Cousine trug, war sich Amy ein wenig schäbig vorgekommen, da sie nur ein einfaches Morgenkleid trug, das Becky für sie genäht hatte. Es war aus leichtem, dunkelgrünem Musselin und besaß als einzige Verzierung cremefarbene Spitze an den Manschetten und am kleinen runden Ausschnitt. Ihre Tante hatte ihr gar nicht mitgeteilt, daß sie die Duchess an diesem Nachmittag zum Tee erwartete, sie war den Vormittag bis kurz vor Erreichen der Teezeit damit beschäftigt gewesen, mit der Haushälterin ihrer Tante, die Leinenbestände des Haushaltes zu überprüfen. Nun wusste sie warum, man hatte sie aus dem Weg haben wollen, um sie dann vor vollendete Tatsachen zu stellen. Als wäre sie eine Bedrohung für ihre Cousine, der sie nur das Beste wünschte. Wenn es Melody glücklich machen sollte, sich einen Ryder für die Ehe einzufangen, dann würde sie ihr bestimmt nicht im Weg stehen.

Und nun mußte sie in den Salon eilen, ohne sich für den hohen Besuch umziehen zu können, obwohl sie gar nicht darauf erpicht war, die Bekanntschaft mit der Dame zu vertiefen. Lady Alberta brauchte sich in diesem Punkt gar keine Sorgen zu machen. Sie wäre am liebsten davon gelaufen, aber das verbot ihre gute Erziehung. Es war schon schlimm genug, daß sie mit ihrem nicht hergerichteten Äußeren einen respektlosen Eindruck vermittelte.
 

Amy begrüßte die Duchess mit einem eleganten Hofknicks, wie es ihrem Rang gebührte, und bedankte sich in kurzen Worten für die Hilfe ihres Haushaltes. Danach wurde der hohe Gast mit Aufmerksamkeiten von der Hausherrin und deren Tochter geradezu überschüttet. Amy setzte sich so weit wie möglich weg und konzentrierte sich auf die Stickerei, die auf ihrem Schoß lag. Sie hatte Anweisung, sich ja günstig auf die Neigungen der Duchess auszuwirken, damit ihre Cousine einen Fuß bei der Familie Ryder fassen konnte. Sie sollte sich aber im Hintergrund halten und nur darauf achten, daß Melody ins rechte Licht gerückt wurde. Sie hätte sich eigentlich denken können, daß ihre Tante gleich Pläne schmieden würde, in diesem Punkt war sie ihrer jüngeren Schwester sehr ähnlich, auch wenn sie dabei nie ganz so weit ging wie ihre Stiefmutter. Amy hatte der Dame im Geiste immer einen Mangel an Fantasie zugeschrieben, allerdings war das wohl nun auch ihre Rettung. Lady Alberta würde niemals so weit gehen und niederträchtige Pläne schmieden, die ihre Zukunft bedrohten.
 

Plötzlich richtete ihre Tante das Wort an sie und sie fuhr aus ihren Gedanken hoch, die sie hatte wandern lassen: „Amy, Kind! Hast Du gehört? Ihre Gnaden lädt Dich und Melody auf einen kleinen musikalischen Abend en famille in zwei Wochen ein! Ist das nicht reizend?“

Amy sah zerstreut auf und fing den warnenden Blick ihrer Verwandten ein. Auf ihrer Zungenspitze hatte schon eine ablehnende Antwort gelegen. Sie schämte sich, daß die Machenschaften ihrer Tante absolut durchschaubar waren und von der Duchess bestimmt als beleidigend aufgefasst werden würden. Sie wollte in keinem Fall den Eindruck erwecken, sie würde sich die Gunst der Ryders auf irgendeine Art und Weise erschleichen wollen.
 

„Oh, vielen Dank, Mylady! Das ist wirklich sehr großzügig von Ihnen! Melody liebt Musik!“ Sie lächelte Germaine so aufrichtig wie möglich an.

Sollte sie an diesem Abend eine Migräne vortäuschen? Nein, ihre Tante würde sie auch noch dorthin schicken, wenn sie im Sterben läge. Melody sollte neben ihrer unscheinbaren Verwandten noch heller erstrahlen. Nach einer weiteren äußerst verkrampften halben Stunde, ergriff die Duchess die Flucht, um sich dann bei ihrem Mann über die Pelhams zu beschweren.
 

„Spirit ist mir dafür etwas schuldig! Diese Frau ist ein snobistischer Drachen, das arme Mädchen kam ja kaum zu Wort! Und dann hatte sie nicht einmal Gelegenheit sich umzuziehen. Mein Besuch traf sie vollkommen überraschend!“ Germaine schnaubte verächtlich, um ihrem Unmut ein wenig Luft zu machen.

Hellraiser nahm sie mitfühlend lachend in die Arme. „Spirit wird Dir bestimmt sehr dankbar sein! Er ist schon ganz ungeduldig, seine Auserwählt wieder zu sehen! Ich hätte nie gedacht, daß ich einmal einen Kuppler spielen werde!“

Germaine schmiegte sich an seine breite Brust und ließ sich von seinen Küssen besänftigen. Beinahe bereute sie es, Spirit davon abgeraten zu haben, seinen kühnen Entführungsplänen abzuschwören. Dann lächelte sie selbstzufrieden, weil ihre eigene Idee eigentlich viel wagemutiger war, selbst wenn dadurch keine Konventionen verletzt werden würden…
 


 

~ ~ ~
 

(Februar 1820)
 

Glücklicherweise besaß Amy auch eine elegante Abendgarderobe, die sie mit ihrem Mädchen Becky zusammengestellt und selbst entworfen hatte. Ihre Stiefmutter ließ sich natürlich immer bei der teuersten Schneiderin in London ausstatten, bei Amy wurde immer stets mit dem Argument gespart, daß ihr mäßiges Aussehen höhere Ausgaben nicht rechtfertigte. Natürlich, ohne das ihrem Vater mitzuteilen. Lady Alicia benutzte einfach das übrig gebliebene Geld für eigene Ausgaben. Wenn es darum ging, ihre selbstsüchtigen Wünsche zu erfüllen, wurde die Dame äußerst erfinderisch, was das Führen ihres Haushaltsbuches betraf.

Amy wollte nur in Frieden leben, so daß sie sich niemals darüber beschwert hatte. Im Gegenteil, es nutzte ihr sogar, weil sie dadurch einen guten Anlass gefunden hatte, ihrem Mädchen die Gelegenheit zum Üben zu verschaffen. Becky hegte nämlich schon lange den Traum, sich als Schneiderin selbständig zu machen und Amy unterstützte sie dabei, so weit es in ihrer Macht stand.
 

Amy trug am heutigen Abend eine altrosa Taftrobe, deren kurze Puffärmel und Überwurf aus silbergrauem Tüll gefertigt waren. Becky hatte ihre schweres Haar zu einem Chignon im Nacken zusammengefasst und eine einzelne gelockte Strähne auf ihrer Schulter drapiert. Als einzigen Schmuck trug sie eine Rosenknospe im Haarknoten, die einen Ton dunkler als ihr Kleid war. Melody trug einer so jungen Debütantin entsprechend ein pastellfarbenes Kleid aus himmelblauer Seide, das ihre blonde Schönheit und ihre Unschuld betonte.

Die Duchess begrüßte beide sehr warmherzig und stellte sie den Zwillingen Avena und Amara Ryder vor, die heute Abend ebenfalls ein Stück auf der Harfe vortragen würden. Da sie ungefähr im selben Alter wie Melody waren und bereits eine Saison in London verbracht hatten, ließ Amy die Mädchen allein und wanderte durch den Salon, der zu einem kleinen Konzertsaal umgewandelt worden war. Soweit sie sehen konnte, waren fast nur junge Mädchen und Männer anwesend, keine erfahrenen Lebemänner und nur wenige nicht sehr aufmerksame Anstandsdamen. Amy seufzte erleichtert, ein Mann wie Spirit würde niemals an einer solchen Veranstaltung teilnehmen, sie hatte auch den Duke of St. Ives bisher nicht gesehen. Solche musikalische Soiréen waren einfach dazu gedacht, daß die jungen Leute ein wenig gesellschaftlichen Feinschliff erhielten, bevor man sie an den großen Salons in London teilnehmen ließ. Hier war es nicht so schlimm, wenn man sich ein wenig linkisch unterhielt und dabei etwas Unbedachtes fallen ließ. Die Stimmung war gelöst und man sah, daß die jungen Leute erleichtert waren, sich hier nicht sonderlich in Acht nehmen zu müssen. Der Ernst des gesellschaftlichen Lebens würde für sie noch früh genug beginnen. Amy kam sich auf einmal sehr alt und abgebrüht vor, weil ihr eigenes Debüt schon so lange her war und sie die Konsequenzen von möglichen Fehltritten nicht mehr schrecken konnten. Das waren alles Oberflächlichkeiten, um die sie sich später keine Sorgen mehr machen mußte.
 

„Miss Graham! Ihre Cousine Melody erzählte mir bei meinem letzten Besuch in Pelham Hall, daß Sie eine sehr hübsche Altstimme besitzen! Die Duettpartnerin eines meiner Vortragenden ist ausgefallen, würden Sie wohl so freundlich sein und rettend einspringen?“ Die Duchess lächelte fragend und bittend zugleich und bedachte die junge Dame mit einem Blick, den ihre Familie sogleich als den „Unbezwingbaren“ betitelt hätte, vor dem sogar der herzogliche Satansbraten Respekt hatte, auch wenn er das wohl niemals öffentlich zugegeben hätte.
 

Amy zögerte, sie wollte nicht im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen, wenn ihre Tante ihr Verhalten missverstehen könnte. Aber sie konnte nicht auf Melody verweisen, die zwar recht annehmbar das Pianoforte spielte, aber in keinem Fall eine Stimme besaß, die für einen Vortrag im herzoglichen Palast ausreichen würde.

„Ich habe schon lange nicht mehr geübt, es käme auf die Stücke an, Mylady!“, antwortete sie deshalb zurückhaltend.
 

Lady Germaine umfaßte sanft aber bestimmt ihre Schultern und führte sie von der versammelten Gesellschaft weg.

„Ach, meine liebe Miss Graham, ich bin sicher, daß Sie diese Herausforderung mit der Ihnen eigenen Anmut meistern werden! Sie werden erst zum Schluß auftreten und haben mindestens noch eine dreiviertel Stunde Zeit zum Üben! Es sind nur zwei Balladen, nichts allzu Anspruchsvolles! Gehen Sie einfach ins Musikzimmer, dort können Sie ungestört üben! Vielen Dank!“, wischte die Duchess ihre Bedenken einfach beiseite.
 

Amy war überrumpelt und wehrte sich nicht, als sie sanft ins Musikzimmer geschoben wurde, das ziemlich abseits gelegen war. Zuerst sah sie ihren Duettpartner nicht, aber dann erblickte sie einen breiten Rücken am Klavier, der in teures Tuch gehüllt war.

„Guten Abend! Ihre Gnaden bat mich für Ihre Duettpartnerin einzuspringen, ich bin Miss Graham!“

Sie trat weiter ins Zimmer hinein. Da drehte sich der Fremde um, der absolut kein Fremder war.
 

„Guten Abend, Amy! Setz Dich zu mir, dann können wir die Stücke einstudieren!“, wurde sie von ihm begrüßt, als hätte er sie erwartet.
 

Ihr blieb fast das Herz stehen, als sie Spirit erkannte. „SIE?! Ich dachte, Gentlemen verabscheuen musikalische Soireen!“, entfuhr es ihr überrascht, wobei sie alle guten Manieren vergaß. Wie so oft, wenn sie es mit diesem Herrn zu tun hatte.
 

Spirit grinste frech: „Nicht, wenn ich mit Dir zwei Stücke vortragen darf!“

Amys Wangen färbten sich dunkelrot, als sie zu ihm trat und die Noten zu den zwei Balladen studierte, die sie vortragen sollten. Es waren zwei Liebeslieder, eines davon auf Französisch! Und sie konnte nicht einmal behaupten, der Sprache nicht mächtig zu sein, weil sie viel zu lange Zeit im Mädchenpensionat in Paris verbracht hatte. Zudem hatte ihre Mutter ihr die Sprache schon als Kleinkind nahe gebracht genau wie die Liebe zur Musik.
 

„Sie hatten nie eine andere Duettpartnerin! Das war eine gemeine Falle! Ich werde nicht mit Ihnen singen!“ Sie blitzte ihn aufgebracht an und ballte die Hände unwillkürlich zu Fäusten. Sie hätte nur zu gern gewusst, wie man diese einsetzte, um ihm einen ordentlichen Schlag ins Gesicht zu geben.
 

„Nein? Dann erklären Sie das aber den Gästen, die gerade über diese Überraschung unterrichtet werden!“, gab Spirit seelenruhig zur Antwort und warf ihr einen herausfordernden Seitenblick zu, ohne sich allzu lange auf ihrem Gesicht zu verweilen, das wieder diesen Ausdruck angenommen hatte, der ihn meist dazu veranlasste, etwas Dummes zu tun. Er wandte den Blick von ihr ab, weil er sich unbedingt an den Plan halten wollte, den er gemeinsam mit Germaine ersonnen hatte.

Amy holte tief Luft, um sich zu beruhigen und setzte sich dann neben ihn auf die Klavierbank, obwohl sie ihm dadurch beinahe unerträglich nah kam. Beinahe so wie in ihren Träumen und sie verspürte den Drang, die Hand auszustrecken, um sich zu vergewissern, daß er wirklich ein Mensch aus Fleisch und Blut war. Und dann wünschte sie sich, er wäre nur ein Trugbild, das sich einfach in Luft auflösen würde.
 

Warum tat er das? Warum quälte er sie?

Amy riß sich zusammen, wies mit der rechten Hand demonstrativ auf die Tasten und forderte Spirit damit auf zu spielen. Sie mußte zuerst singen und nach der zweiten Zeile übernahm dann die männliche Stimme.

Spirit überraschte sie mit einem ausdrucksstarken Bariton. Jedenfalls harmonierten sie stimmlich miteinander, was Amy sehr erleichterte, denn sie hatte nicht vor, sich zu blamieren. Sein rechter Oberarm streifte während des Spiels wie beiläufig ihren bloßen Arm, wo der lange Abendhandschuh etwas nackte Haut blitzen ließ, während seine warme Stimme von unsterblicher Liebe sang. Amy lief ein Schauer über den Rücken und sie mußte sich sehr auf die Noten konzentrieren, um nicht falsch zu singen. Nach drei Durchgängen war Spirit zufrieden mit ihrer Darbietung und wandte sich ihr zu.
 

„Du bist sehr talentiert! Wir passen wunderbar zusammen… als Duettpartner!“ Fügte er hinzu, als er sah, daß Amy protestieren wollte. Er streckte eine Hand aus und nahm die lose Haarsträhne über ihrer Schulter spielerisch auf. Schwer und dunkel. Im Schein der Kerzen hatten ihre Haare einen warmen braungoldenen Schimmer. Er mußte sich wirklich zurückhalten, um sich nicht zu ihr rüber zu beugen und den Duft ihres Haares tief in sich aufzunehmen, der ihn auf dieser kurzen Distanz in der Nase kitzelte.
 

„Du siehst heute Abend einfach hinreißend aus!“ Er legte die Locke vorsichtig ab und strich ihr dabei zärtlich und sehr vorsichtig mit den Fingerspitzen über die nackte Haut, als könnte ein wenig zu viel Druck Schaden anrichten. Er wollte sie schließlich nicht noch mehr verschrecken. Sie war wie ein scheues Reh und doch wieder nicht, weil sie weiter einen Weg suchte, ihm zu widerstehen. Es war vielleicht nicht besonders fair, seine Erfahrung gegen sie auszuspielen, aber er war davon überzeugt, daß es nicht einfach sein würde, sie von ihren eigentlichen Plänen abzuhalten, die nicht gut für sie sein konnten. Er konnte nichts gegen den unbändigen Wunsch tun, sie vor jedem Unglück beschützen zu wollen. Und wie könnte er das besser vollbringen, als wenn er sie zur Frau nahm?
 

Amy starrte gebannt in seine Augen, war nicht fähig, ihm auszuweichen und in ihrem Kopf verloren sich die Worte auf dem Weg zu ihrer Zunge, die ihr kaum gehorchen wollte.

„Sagen Sie so etwas nicht! Es ändert nichts an meiner Einstellung, nur weil wir gemeinsam ein Duett vortragen! Ich werde niemals heiraten!“, schloß sie mit einem bekräftigenden Kopfnicken und hob stolz das Kinn, um ihm die innere Schwäche nicht bemerken zu lassen.

Das mußte es sein, dieser Mann war die Prüfung, die ihr vom Schicksal auferlegt worden war. Wenn sie standhaft blieb, dann würden die nächsten Schritte ein Kinderspiel sein. Spirit blieb vollkommen ruhig, obwohl Amy mit heftigem Widerspruch gerechnet hatte (oder hatte sie sich diesen gar gewünscht?), sein Lächeln wurde allerhöchstens breiter als zuvor.
 

„Gut! Ich werde schweigen, bis nach dem Auftritt! Wollen wir noch einmal üben?“, schlug er in einem freundschaftlichen Ton vor, als wäre es eine Alltäglichkeit, hier mit ihm zu sitzen und zu musizieren.

Amy nickte wortlos und konzentrierte sich auf die Musik. Sie zwang sich, die Bedeutung der Worte einfach auszublenden, die ihr etwas vorgaukelten, das nicht sein durfte. Warum fühlte sie sich nur so mit ihm verbunden? Sie kannte ihn doch kaum, sie wollte ihn auch nicht näher kennen. Es lag einfach nur daran, daß sie männliche Gesellschaft nicht gewohnt war. Jedenfalls versuchte sie, sich das einzureden.
 

Kurze Zeit später wurden sie von Avena aufgefordert in den provisorischen Konzertsaal zu kommen. Mit klopfenden Herzen betrat sie an Spirits Arm den bis zum letzten Platz gefüllten Salon der Duchess. Sie und ihr Mann saßen in der ersten Reihe und lächelten ihnen wohlwollend entgegen. Der Anblick ließ Amy stutzen, es kam ihr merkwürdig vor, daß plötzlich so viele Herren anwesend waren, die sie zuvor nicht bemerkt hatte.

Sie konnte ja nicht ahnen, daß Hellraiser und seine Cousins im Spielzimmer verweilt waren, bis zu diesem besonderen Auftritt gerufen wurde. Ihnen ging es ja nicht darum, den musikalischen Vortrag zu genießen, obwohl die Herren der Familie Ryder über eine fundierte musikalische Ausbildung verfügten.

Spirit stellte sich mit Amy neben das Pianoforte, an dem eine musikbegabte Verwandte auf das Zeichen zu ihrem Einsatz wartete. Zuerst sangen sie das französische Stück und ernteten tosenden Applaus, den Amy erleichtert entgegennahm. Sie mochte die gefühlvolle Melodie des Liedes und die Worte waren nicht so bedrohlich für ihre innere Ruhe. Spirit sang schließlich darüber, wie ihn die untreue Sylvie verlassen hatte und wie der Schmerz über diesen Verlust nun sein ganzes Leben lang andauern würde. Das war absolut harmlos, die Zuschauer wurden einfach nur gut unterhalten.

Amy hoffte sehr, daß das nächste Stück ihr genauso leichtfertig über die Lippen kommen würde, obwohl es ein viel ernsthafteres Lied war und zudem die englischen Worte von jedem hier verstanden werden würden.
 

Plaisir d'amour ne dure qu'un moment, chagrin d'amour dure toute la vie.

J'ai tout quitté pour l'ingrate Sylvie. Elle me quitte et prend un autre amant.

Plaisir d'amour ne dure qu'un moment, chagrin d'amour dure toute la vie.
 

Tant que cette eau coulera doucement vers ce ruisseau qui borde la prairie.

Je t'aimerai, me répétait Sylvie, l'eau coule encore, elle a changé pourtant.

Plaisir d'amour ne dure qu'un moment, chagrin d'amour dure toute la vie. *
 

*Jean-Pierre Claris de Florian, ca spätes 18. Jahrhundert
 

Die ersten Takte spielten auf und Spirit wandte sich ihr zu, so daß sie den Fehler beging, zu ihm aufzusehen, während er die erste Zeile sang. Es schien, als würde die Welt still stehen und sie wären die beiden einzigen Menschen in diesem Raum. Alle anderen waren in atemloses bis andächtiges Schweigen verfallen. Natürlich nur die anwesenden Damen, die Herren Ryder trugen ziemlich selbstgefällige bis mitleidige Mienen zur Schau, während sie ihrem Cousin oder Bruder lauschten, der tatsächlich seinen wahnwitzigen Plan wahr gemacht hatte. Sie hatten natürlich eine Wette laufen, wie die junge Dame darauf reagieren würde. Selbstverständlich wusste Spirit nichts davon, obwohl er selbst bezüglich Germaine und Hellraiser keine Zurückhaltung in Bezug auf delikate Wetten gezeigt hatte.
 

Amy hatte ihre Zuschauer vergessen und sang nur noch für Spirit, der sie mit seinem bezwingenden Blick gefangen hielt. Bei der letzten gemeinsamen Zeile nahm er ihre rechte Hand in seine und streifte ihr einen Ring über den Ringfinger, während der letzte Akkord verklang, dann zog er sie passend zu den eben gesungenen Worten in die Arme und küßte sie vor den Augen aller Gäste zärtlich auf den Mund. Amy hatte keine Chance zu reagieren, denn seine gefühlvolle Stimme hatte sie paralysiert und seine Lippen jeglichen Protest erstickt. Nicht in ihren wildesten Träumen hätte sie damit gerechnet, daß er so etwas vor den Augen seiner Familie tun könnte.
 

If music be the food of love, sing on till I am fill'd with joy;

for then my list'ning soul you move with pleasures that can never cloy,

your eyes, your mien, your tongue declare that you are music ev'rywhere.
 

Pleasures invade both eye and ear, so fierce the transports are, they wound,

and all my senses feasted are, tho' yet the treat is only sound.

Sure I must perish by our charms, unless you save me in your arms. *
 

*Henry Purcell, ca. 1690
 

Die Zuschauer klatschten frenetisch Beifall und riefen: „Ein Hoch auf das Paar!“ Lakaien trugen Champagner herein und bald gratulierte jeder dem frisch verlobten Paar. Allen voran die Duchess und der Duke, die sie jeweils herzlich umarmten und in der Familie willkommen hießen. Melody war außer sich vor Freude und freute sich mit ihr, bis Amy von dem aufgeregten Geschnatter Kopfschmerzen zu bekommen drohte. Irgendwie schien sie die einzige in dem Salon zu sein, die keine Freude ob dieser „entzückenden“ Geste empfinden konnte. Die Damen waren einfach hingerissen von dem wild romantischen Antrag, doch Amy kam sich vor, als wäre sie die Hauptdarstellerin eines wirklich schlechten Bühnenstückes.

Nach einer kleinen Ewigkeit strömten die Gäste endlich in den Speisesaal, wo Erfrischungen serviert wurden. Amy blieb völlig benommen mit Spirit im Konzertsaal zurück. Sie konnte nicht fassen, daß dies wirklich geschehen war, sie hatte kaum ein Wort der Erwiderung auf die überschwenglichen Glückwünsche gefunden.
 

„Verzeih mir, daß ich Dich so überrumpeln mußte, aber Du ließest mir keine andere Wahl!“, begann Spirit mit zögernden Worten, weil ihn der gehetzte Ausdruck in ihren Augen und die Blässe auf ihren Wangen langsam mit Sorge erfüllten.

Amy starrte den kostbaren Rubin an ihrem Finger an und sah dann ungläubig zu Spirit auf.

„Du bist völlig von Sinnen! Du kannst mich doch nicht in eine Ehe zwingen!“, keuchte Amy protestierend und wusste nicht, was sie jetzt tun sollte.
 

Spirit umfaßte ihre Schultern und schüttelte sie leicht, weil er nicht fassen konnte, daß sie ihm diesen Vorwurf machte. Es gab keinen anderen Ausweg für sie beide, wenn man bedachte, unter welchen Umständen sie sich immer wieder begegnet waren, doch das war ja nicht der Grund, warum er zu dieser drastischen Maßnahme gegriffen hatte.

„Du willst mich doch auch, gib es zu, ich habe Deinen Blick vorhin gesehen, wieso sträubst Du dich so gegen mich?“
 

Amy sah ihn mit von Tränen brennenden Augen an, die unaufhaltsam in ihr aufstiegen. „Du weißt es also nicht, was nur beweist, daß Du mich überhaupt nicht kennst! Du willst eine wildfremde Frau heiraten, warum?“
 

Spirit umfaßte ihr Gesicht mit seinen Händen, damit sie ihm nicht ausweichen konnte. „Du bist die Richtige, das fühle ich tief in meinem Herzen! Wir haben Zeit, uns während der Verlobungszeit kennen zu lernen! Du wolltest mir keine Gelegenheit geben, Dir auf eine andere Weise näher zu kommen! Sonst hättest Du nur versucht, mir zu entkommen, oder nicht?“

Er sah die Antwort in ihren Augen und an ihrem blassen Gesicht, dessen gequälter Ausdruck ihm in der Seele wehtat. Er bot ihr den Schutz seines Namens an, eine glückliche Zukunft an seiner Seite. Warum machte sie das unglücklich?
 

„Ich… wie soll ich das nur meinem Vater erklären?“, hauchte Amy fassungslos.

Spirit lächelte hoffnungsvoll, daß dies ihre einzige Sorge sein könnte, die er gerne zerstreuen würde: „Ich war schon vor Tagen bei ihm und habe offiziell um Deine Hand angehalten! Er war sehr glücklich darüber, daß er Dich nun gut versorgt weiß! Er vertraute mir an, daß ihn Deine Pläne mit Sorge erfüllt haben und daß er sehr erleichtert ist, daß Du heiraten wirst!“
 

Amy war, als würde ihr der Boden unter den Füßen weggezogen. Ihr Vater würde ihr niemals wieder eine Apanage aussetzten, wenn sie eine solch blendende Verbindung ablehnte. Nicht wenn er schon seine Zustimmung gegeben hatte und ihn das Wort eines Gentleman daran band.

„Das war sehr vorschnell von Dir! Ich kann die Verlobung jetzt nicht mehr ohne großes Aufsehen auflösen und das wirst Du auch wollen, wenn Du mich richtig kennst!“ Sie entwand sich seinen Händen und starrte ihn erbost an.
 

Spirit sah sie nun noch verwirrter an, was hatte er falsch gemacht? Er hatte alle Regeln der Etikette befolgt, als er zuerst mit ihrem Vater sprach, ohne ihn dabei wissen zu lassen, welche Pläne seine Frau geschmiedet hatte. Er wollte Amy ja nicht heiraten, weil er sie kompromittiert hatte, er wollte sie um ihretwillen, das mußte ihr doch klar sein. Noch deutlicher konnte sich ein Gentleman fast nicht erklären, ohne die Grenzen des guten Geschmacks zu überschreiten.

„Mein Vater und ich sind vor Jahren übereingekommen, daß ich niemals heiraten werde! Ich verstehe nicht, warum er seine Meinung geändert hat! Du kannst mich nicht heiraten, Spirit, Deine Familie würde Dir das niemals verzeihen!“
 

Spirit trat auf sie zu, doch sie wich vor ihm zurück, weil sie in seiner unmittelbaren Nähe nur schwankend werden würde.

„Erkläre mir bitte, was meine Familie gegen unsere Verbindung einwenden könnte!“ Spirit nahm ihre Hand erneut in seine und hielt sie fest.
 

„Papa hätte es Dir erzählen müssen! Er weiß, daß ich es nicht verschweigen werde! Meine Mutter Marguerite verkaufte ihren Körper in Londons Straßen, bevor Vikar Baxter sie an Kindes statt annahm. Sie war das Kind eines englischen Peers und eines französischen Dienstmädchens! Willst Du wirklich die Tochter einer… Frau ohne Moral heiraten?“ Amy warf den Kopf zurück und sah ihn mit wütend funkelnden Augen an.

Sie erwartete nach dieser Eröffnung, ihn sogleich, angewidert zurück zucken zu sehen. Sie schämte sich nicht für die Vergangenheit ihrer Mutter, der nicht viele Möglichkeiten offen gestanden waren, wenn sie nicht elendig im Armenviertel verhungern wollte. Wenn der Vikar sie damals nicht von der Straße in sein Heim geholt hätte, wäre sie wohl viel früher gestorben.
 

Spirit sah sie konsterniert an, er verstand nicht ganz, worauf sie hinaus wollte. „Willst Du mir damit sagen, daß Dein Vater gar nicht Dein Vater ist?“

Es läge schließlich im Bereich des Möglichen, daß Amys Mutter das Kind eines anderen ausgetragen hatte. Sogar in Gedanken widerstrebte es ihm, diesen Mann als Freier zu bezeichnen. Er fühlte sich tatsächlich abgestoßen, aber nicht weil der „Bastard“ eines Peers sich hatte verkaufen müssen, er verabscheute die Herren der Gesellschaft, die keine Verantwortung für die Früchte übernahmen, die ihre Affären trugen. Es stand außer Frage, diese Kinder als legitime Nachkommen anzuerkennen, aber man konnte sie wenigstens finanziell versorgen, wenn man schon so weit ging, sich an den eigenen Dienstboten zu vergreifen, was ihm selbst niemals eingefallen wäre. Diese Menschen traten in seinen Dienst und standen somit unter seinem Schutz, solange sie unter seinem Dach lebten. Wenigstens verstand er nun Amys zögerliche Reaktion besser, selbst wenn sie jeglicher Grundlage entbehrte.
 

Amy schüttelte den Kopf. „Nein, meine Eltern waren wirklich verheiratet, Großvater hat die Trauung selbst vollzogen, damals war Papa nur der jüngere Sohn und wollte selbst Pfarrer werden! Als Mitglied der Familie Ryder kannst Du jedoch keine alte Jungfer heiraten, die einen so beträchtlichen Makel in ihrem Stammbaum aufweist!“
 

Spirit schnalzte ungehalten mit der Zunge: „Hör endlich auf, Dich als alte Jungfer zu betiteln! Du bist jung genug, meine Frau zu werden! Und was Deine Mutter angeht, so ist mir das einerlei, schließlich heirate ich Dich und von Dir weiß ich, daß Deine Erfahrung mit Männern sich auf mich beschränkt!“ Er streckte die Hand aus und strich ihr zärtlich über die sich rötende Wange.

Das hätte er vielleicht etwas anders ausdrücken sollen, aber ihn kümmerte es wirklich nicht, da er nicht der Herzog war, mußte er nicht auf den Stammbaum seiner zukünftigen Frau achten. Und selbst wenn… Spirit war schon immer ein Freigeist gewesen, der gerne gegen Konventionen anging. Amys Vergangenheit war also wahrlich kein triftiger Grund, ihre Verbindung nicht einzugehen.
 

Amy zog den Kopf zurück und zog die Augenbrauen zusammen, sie wurde langsam richtig böse. Wie konnte er nur so stur sein?

„Spirit Ryder, Du bist der dickköpfigste Mann, der mir je begegnet ist! Meine Antwort lautet NEIN! Ich möchte nicht heiraten, Vater weiß das sehr genau und wenn Dich sonst nichts abschreckt, dann vielleicht meine strikte Weigerung!“ Sie blitzte ihn aufgebracht an, weil er sie in diese ausweglose Situation gebracht hatte, aus der es kein Entkommen zu geben schien.
 

Spirit kniff seine grauen Augen zusammen und riß sie einfach in seine Arme, wo er sie an seine breite Brust drückte und sie küßte, bis sie beide keinen Atem mehr hatten.

„Du gehörst zu mir, mein Schatz! Ich gebe Dich nicht frei, also gewöhne Dich daran, meine Verlobte zu sein!“, sagte er in einem sehr bestimmenden Tonfall, der nicht unbedingt wie eine Liebeserklärung klang, aber ihre Streitsucht schürte nur sein eigenes hitziges Wesen, das erobern und besitzen wollte.
 

Amy beabsichtigte, etwas zu erwidern, aber seine Lippen waren wieder auf ihrem Mund und forderten ihre volle Aufmerksamkeit, weil er sich diesmal keine Zurückhaltung auferlegte und seine Liebkosungen so leidenschaftlich waren, daß Amy sie ihm nur mit gleicher Münze heimzahlen konnte. Ihr wurde unerträglich heiß, als sie spürte, wie seine Hände ihre Taille umspannten und sie eng an seinen Körper gepresst wurde. Der dünne Stoff der Abendrobe bot keinerlei Schutz vor der Hitze, die dieser Mann ausstrahlte. Ihre Knie wurden weich, als er ihren Namen an ihren Lippen mit dieser samtig dunklen Stimme wie eine Beschwörung immer wieder und wieder sagte, so daß er immer wieder ihre Lippen dabei streifte.

Spirit selbst mußte sich zwingen, die Hände von ihr zu nehmen und krallte sie indessen in die Abdeckung des Pianofortes hinter sich, um zu verhindern, daß er ihr Kleid zerdrückte oder gar einriß. Es war schier unmöglich, einen klaren Kopf zu behalten, wenn sie ihn auf diese hingebungsvolle Art und Weise ansah, so daß er in ihrem Blick zu versinken drohte.
 

Sie küßten sich beinahe hemmungslos, bis sie ein Räuspern vernahmen, das Hellraiser ausgestoßen hatte, um ihre Aufmerksamkeit zu erringen.

„Spirit, Amy! Kommt ihr? Unsere Gäste erwarten Euch!“, sprach der Duke mit unergründlichem Blick und ohne jeglichen Vorwurf. Allerdings dachte er bei sich, daß die Hochzeit wohl am besten sehr schnell stattfinden sollte.
 

Nur ungern gab Spirit seine widerspenstige Verlobte frei, die ihn immer noch kämpferisch anblickte, obwohl ihr der Atem für eine weitere Erwiderung fehlte. Ihre Lippen waren leicht aufgeworfen und so einladend, daß Spirit sich ungemütlich räusperte, weil er drauf und dran war, seinen Cousin zum Teufel zu wünschen, um noch länger mit Amy allein sein zu können. Was kümmerten ihn die anderen Gäste? Er war in Gedanken schon in den Flitterwochen.

Paris, Venedig oder doch lieber sein Landsitz in Kent? Spirit wollte Amy die Welt zu Füßen legen.

„Geh doch schon vor, meine Liebe, Hellraiser und ich schließen uns gleich an!“, brachte Spirit schließlich mit großer Selbstbeherrschung hervor.
 

Ohne ein weiteres Wort verließ Amy mit entrüstet raschelndem Rock den Raum, nicht ohne dem Duke auch einen bösen Blick zuzuwerfen, der sich scheinbar ebenfalls gegen sie verschworen hatte.

Dieser grinste seinen Cousin amüsiert an: „Nanu? Was hast Du mit Miss Graham angestellt? Ich habe sie wohl falsch eingeschätzt! Sie kochte ja förmlich!“
 

Spirit verzog den Mund und zog sein Krawattentuch zurecht, an das Amy sich geklammert hatte, während sie sich so heftig küssten.

„Sie will mich nicht heiraten! Das ist! Sie nannte mich dickköpfig und nannte mir Ausflüchte, um die Verbindung zu verhindern! Als ob ein kleiner Skandal unsere Familie abschrecken könnte!“, schnaubte Spirit höhnisch und erläuterte ihm Amys Herkunft in knappen Worten, die von unterdrückten Gefühlen etwas kratzig klangen.
 

Hellraiser lachte Spirit hämisch aus, weil der sich vor Jahren genauso über ihn lustig gemacht hatte: „Das wird eine turbulente Verlobungszeit für Dich werden! Ich gebe Dir einen kleinen Rat: Sorge so schnell wie möglich dafür, daß Deine Auserwählte keine Gelegenheit mehr hat, Deiner Ehefalle zu entkommen! Sie sieht so aus, als ob ihr schon Fluchtpläne durch den Kopf gehen! Ich kenne mich damit aus! Germaine hatte genau denselben Ausdruck in ihren Augen, wenn ich sie freundlichst darauf hinwies, daß ich sie zu meiner Duchess auserwählt hatte!“
 

Spirit Mund verzog sich zu einer entschlossenen Linie. „Daran dachte ich auch schon! Sorg doch bitte dafür, daß die beiden Damen heute Nacht Deine Gäste sind! Alles andere wird sich finden!“

Einträchtig begaben sich Hellraiser und Spirit zu der kleinen Feierlichkeit und stellten Amy allen anwesenden Familienmitgliedern vor, die sie überaus herzlich in ihrer Mitte willkommen hießen.
 


 

Fortsetzung folgt…
 


 

Anmerkung des Autors:

En famille, franz. - Das bedeutet im intimen Rahmen, der auch gute Freunde und Bekannte einschließen kann.
 

Chignon, franz. – Lockerer Haarknoten
 

Die Melodie des französischen Liedes „Plaisirs D’ Amour“ dürfte den meisten in der Interpretation von Elvis Presley geläufig sein: I can’t help falling in Love with you.

Es ist aber tatsächlich ein Stück aus dem 18. Jahrhundert, das bis heute unvergessen geblieben ist.

Wer sich eine traditionellere Version anhören möchte, um sich die Szene zwischen Amy und Spirit besser vorstellen zu können, findet hier die Interpretation von Yulia Townsend: http://www.youtube.com/watch?v=urt_3Osefyg&feature=related
 

Hier die Übersetzung des englischen Liedes „If Music be the Food of Love“:
 

Wenn Musik die Speise der Liebe ist, sing, bis ich mit Glücksgefühlen ausgefüllt bin

Denn Du berührst meine lauschende Seele mit Freuden, die mir niemals widerstreben werden.

Deine Augen, deine Miene, deine Zunge verkünden, daß Du allgegenwärtige Musik bist.
 

Freude erfüllt Augen wie Ohren, so leidenschaftlich ist der Ansturm, er umschlingt meine Sinne,

so daß ich darin schwelge, obgleich der Genuss bisher nur die Musik ist.

Bestimmt werde ich in diesem Zauber vergehen, wenn Du mich nicht in deinen Armen errettest.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  mitsuki11
2008-05-13T21:12:09+00:00 13.05.2008 23:12
Einfach herrlich!!
Bin begeister wie immer!!

Sie hat ihren eigenen Willen, würde ich sagen!

Freue mich auf das nächste Kapitel!

LG
Mina


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