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Viel Lärm um ... Nichts?

Eifersüchteleien nach einem Shakespeare Stück
von

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Das Theaterstück

Viel Lärm um…Nichts?
 

1. Kapitel

Das Theaterstück
 

Es war im Englischunterricht als man Juudais Klasse laut diskutieren hörte. Normalerweise war solch ein Aufruhr in Schulklassen nur zu Gebe, wenn es einen extra freien Tag gab, oder aber die Ferien begannen. Der Grund für den ganzen Tumult war eine einfache Ansage der Lehrerin Ayukawa Emi.

Juudai sah sich um, in seinem Gesicht war deutlich zu erkennen, dass er den Aufruhr seiner Klassenkameraden nicht ganz nachvollziehen konnte. Er war wohl der Einzige, der nicht verstand worum es hier ging. Außer Juudai war allerdings noch jemand still; oder genauer gesagt einer der Jungen in Juudais Klasse war leiser als alle anderen. Der schwarzhaarige Junge hatte seinen Kopf auf eine Hand gestützt und murmelte nun unverständliche Dinge vor sich hin, die er nicht wagte laut im Klassenraum von sich zu geben. Manjoume Jun wirkte empört und warf der brabbelnden Menge kritische Blicke zu.

Der brünette Junge namens Juudai wandte sich an einen weiteren Jungen mit türkisem Haar, der mit einem schwarzhaarigen Mädchen zu reden begonnen hatte. Wie es seine Art war unterbrach Juudai die beiden mit heiterer Miene:

„Johan, kannst du mir sagen was plötzlich mit den anderen los ist?“

„D - das verstehst du nicht?“, hakte Johan mit verwirrter Miene nach.

„Das ist mal wieder typisch du, würde ich sagen“, fügte das schwarzhaarige Mädchen hinzu, die ihr glattes Haar wie üblich offen trug, „Ayukawa Sensei sagte gerade, dass wir das Stück einstudieren und aufführen sollen. Nur du verstehst mal wieder den Sinn von Romeo und Julia nicht. Wir diskutieren wer welche Rolle bekommen soll!“

Juudai wirkte als ob man ihm gerade gesagt hätte, dass sich die Erde nicht um ihre eigene Achse drehte. Wegen eines Stücks geriet die ganze Klasse in helle Aufregung? Er wollte schon wieder zu einer Frage ansetzen, nämlich was daran so toll war „Romeo und Julia“ aufzuführen, aber Elaine die Halbengländerin die ihn gerade als Dummerchen hingestellt hatte, wandte sich recht überlegen an Jun, der noch immer missmutig in sich hinein murmelte:

„Du scheinst auch kein Gefühl für Theaterstücke zu haben, hm?“

Jun sah kurz auf, die blauen Augen des Mädchens blickten mit strenger Miene auf ihn herab, wie üblich strahlten sie intensiv, denn ihre schwarzen Haare und die blasse Haut brachten die Iris besonders gut zur Geltung. Der schwarzhaarige Junge gab sich jedoch gleichgültig und zuckte mit den Schultern.

„Du meinst, du willst wirklich nicht mitmachen, Manjoume-kun?“, wollte ein weiteres schwarzhaariges Mädchen wissen, die sich zu ihnen gesellt hatte, „Wir versuchen Asuka gerade dazu zu bewegen die Rolle der Julia zu übernehmen.“

Sie wirkte schwärmend als sie den drei Jungen und Elaine davon berichtete. Die junge Halbjapanerin hätte dem noch gern etwas beigefügt, doch bevor sie dies tun konnte, klatschte Ayukawa Sensei wieder in ihre Hände und sorgte für Ruhe und Ordnung. Wobei sie auch verlangte, dass sich die Schüler wieder ordentlich auf ihre Plätze niederließen.
 

Die Lehrerin erhob sich von ihrem Stuhl, nahm ein kleines Stück Kreide und schrieb ein paar merkwürdige Namen in der lateinischen Schrift. Nach kurzer Zeit befand sich eine Liste über die wichtigsten Figuren des Stücks an der grünen Tafel:
 

Romeo, Montagues Sohn

Mercutio, Verwandter des Prinzen und Romeos Freund

Tybalt, Neffe des Capulet

Julietta, Capulets Tochter

Amme, die Amme der Julia
 

Für Juudai waren diese Namen so unaussprechlich als hätte man ihm arabische Buchstaben vorgesetzt. Er hatte keine Ahnung von der Handlung des Stücks oder wie er diese Personen einordnen sollte. Verloren blickte er zu Johan, dessen smaragdfarbene Augen vor Begeisterung glühten. Ayukawa Sensei klatschte erneut kurz in ihre Hände und ergriff das Wort:

„In dieser Stunde wollen wir feststellen, wer welche dieser wichtigen Rollen übernehmen wird. Die anderen Rollen werden wir später festlegen. Also, hat jemand einen Vorschlag wer geeignet für die Rolle der Julia ist?“

Momoe streckte sofort ihre Hand in die Höhe, doch fing sich dadurch mahnende Blicke zweier Mädchen ein, nämlich Asuka einem blonden Mädchen und von der schwarzhaarigen Elaine. Die Lehrerin gab Momoe das Wort worauf diese, mit einer Theatralischen Geste auf Asuka zeigte und laut verkündete: „Mich düngt, dass Asuka die richtige Person für die Rolle der Holden Julia ist!“

„Da kannst du Recht haben“, entgegnete Ayukawa mit einem kleinen Nicken, „Was meinst du Asuka-san? Willst du diese Rolle übernehmen?“

„Nein“, die Antwort kam kurz und knapp. Sie hatte keine Lust im Rampenlicht zu stehen, sie hasste es vor vielen Menschen aufzutreten. Natürlich fing sie sich Proteste von allen Seiten ein, sowohl die meisten Mädchen als auch viele Jungen waren mit dem Vorschlag einverstanden.

„Ach komm schon Asuka“, Johan versuchte dieses Mal sein Glück sie zu überreden, „Julia steht dir sicher sehr gut!“

„Ich will nicht, Johan. Ich finde das sollte genügen!“, entgegnete Asuka schließlich und damit was das Thema für sie erledigt.
 

Nach und nach wurde die Liste ausgefüllt und endlich standen nur noch zwei Rollen offen. Die zentralen Figuren: Romeo und Julia.

„Tja. Manjoume Jun, ich befürchte du wirst dich mit Romeo abfinden müssen“, meinte die Lehrerin zu guter Letzt, „Niemand anderes außer Shou hat sich freiwillig gemeldet und alle sind der Meinung dass er zu klein für den Romeo ist. Meinst du, du schaffst das?“

Ein abfälliger Laut kam von Elaine, die sich den immer schlecht gelaunten Jun nicht als Romantiker vorstellen konnte. Zu aller Überraschung gab der Schwarzhaarige sein Einverständnis, wahrscheinlich wollte er seinen Klassenkameraden nicht den Spaß am Stück nehmen oder er wollte Elaine beweisen, dass er dieser Rolle durchaus gewachsen war. Ayukawa sah an die Tafel. Noch immer meldete sich niemand freiwillig um die Julia zu spielen, aber Gott sei Dank hatte Momoe noch einen weiteren Vorschlag, der wohl die gesamte Klasse in Verwirrung versetzen würde: „Ich schlage Juudai-kun als Julia vor!“

„Juudai!?“, ein atemloses Stimmengewirr ging durch die Klasse und auch der Brünette selbst war wie von Blitz getroffen und sprang von seinem Stuhl auf, der mit einem lauten Knall zu Boden ging.

„Ich!?“, ungläubig sah er Momoe an.

„Ganz genau, du!“, entgegnete sie ohne zu zögern, „Wie du siehst sind wir Mädchen entweder ungeeignet oder aber zu schüchtern um sich auf die Bühne zu stellen. Also sei ein Mann und spiel die Rolle!“

Juudai musste sich erst einmal fangen, was da von ihm verlangt wurde, war völlig absurd. Asuka war sehr hübsch und für die Rolle geeignet und auch Elaine und Junko hätten Julia gut übernehmen können, doch keines der Mädchen war gewillt ihn aus dieser misslichen Lage befreien. Wie aussah nicht einmal Elaine, doch ihre Meinung schien nach Momoes Vorschlag ohnehin nicht mehr so wichtig zu sein. Ganz im Gegenteil sogar, um Juudai herum begann die Menge wieder zu reden und darüber zu diskutieren ob es eine gute Wahl sei worauf das Ergebnis auch ziemlich eindeutig war. Ein flüchtiger Blick zu Ayukawa Sensei bestätigte seine Befürchtung umso mehr, sie schien nur noch ein klein wenig Bedenkzeit zu brauchen. Juudais einzige noch verbliebene Hoffnung war Johan. Hilfesuchend sah er seinen norwegischen Freund an:

„Johan hilf mir!“

Der Türkishaarige nickte sofort und stand auf: „Ayukawa Sensei, Sie wollen es ihm doch nicht erlauben, oder?“

Die Lehrerin blickte den großgewachsenen, schlanken Norweger an, der offenbar versuchte Partei für seinen besten Freund zu ergreifen. Sie lächelte, nickte kurz und setzte zu einer Erklärung an: „Doch. Sofern Juudai sich nicht komplett dagegen wehrt, werde ich es zulassen. Wisst ihr, in alten Tagen war es Frauen ohnehin verboten am Theater zu spielen. Frauen hatten zu Shakespeares Zeit nicht einmal das Recht eine Arbeit auszuführen um ihr Geld zu verdienen, sie waren voll und ganz von ihren Männern abhängig. Deshalb wurden auch die weiblichen Rollen von Männern besetzt.“

„Und das ist der Grund warum sie mich als Julia einsetzen wollen?“, entrüstet blicke Juudai seine Lehrerin an.

„Juudai, wenn du ein Problem damit hast, dann brauchst du es natürlich nur zu sagen. Ich befürchte aber, dass dann das ganze Stück hinfällig ist. Ohne Julia können wir es nicht aufführen“, antwortete sie wahrheitsgemäß.

„Nun sag schon ja, Mann! Hab dich nicht so, ich muss ja auch spielen!“, kam es von Jun der Juudai einen fordernden Blick zuwarf.

Nicht nur Juudai schenkte dem schwarzhaarigen Schüler einen überraschten Blick. Juudai nickte schließlich nachgebend und kam Juns indirekten Befehl entgegen.
 

Johan setzte sich enttäuscht auf seinen Platz zurück. Er sah es nicht gern, dass Juudai nun als Julia auf der Bühne stehen sollte. Zum ersten mal sah er Jun als eine Art Gefahr für sich an. Jun nahm es also hin, dass Juudai als Junge die Rolle eines Mädchens übernahm. Wahrscheinlich kannte der Schwarzhaarige das Stück gar nicht und wusste nichts von der Kussszene, die ihm bevorstand.

Er sah kurz zu Elaine, die ebenfalls nicht glücklich über die Rollenverteilung war. Egal wie es in alten Zeiten war, in diesen Zeiten konnten Frauen nun einmal in Theaterstücken spielen. Trotzig hatte das junge Mädchen ihren Kopf auf beide Hände gestemmt und konnte nicht anders als ein verstimmtes Gesicht zu machen. Vorsichtig sah sie zu Johan hinüber, der nun begann vielsagende Blicke mit Elaine zu tauschen. Sie waren sich einig, dass etwas getan werden musste. Juudai und Jun durften dieses legendäre Liebespaar nicht zusammen spielen.

Johan wachte erst wieder aus seinen Gedanken und dem stillen Blickwechsel mit Elaine auf, als Ayukawa neben ihm stand und Juudai, der stets in der Nähe von Johan saß, dankend auf die Schulter klopfte:

„Sehr schön. Hab vielen Dank Juudai-kun, du bist uns wirklich eine große Hilfe!“

Ayukawa lächelte und endlich war die Liste der Rollen vervollständigt:
 

RomeoManjoume Jun

MercutioMisawa Daichi

TybaltMarufuji Shou

JuliettaYuuki Juudai

AmmeMikata Junko
 

~Ende des 1. Kapitels~

Das Einstudieren

2. Kapitel

Das Einstudieren
 

Juudai hatte einen recht dicken Hefter in die Hand bekommen als die Schule beendet war und auch die letzten Schüler den Klassenraum verlassen hatten. Zunächst war er noch im Zweifel darüber ob er sich wirklich zutrauen sollte soviel englischen Text auswendig zu lernen, wie es die Rolle der Julia verlangte.

„Das schaffst du schon, Juudai-kun!“, munterte Ayukawa den braunhaarigen Schüler auf. Betrübt verließ auch er das Klassenzimmer und trat in den Korridor hinaus. Wie aus einen Reflex hinaus hob er seinen Kopf, denn er konnte die Konturen zweier Schüler erkennen. Sofort klarte seine düstere Miene auf, als er in die smaragdgrünen Augen seines besten Freundes Johan blickte.

„Johan!“, vergnügt kam er ihm entgegen.

„Was machst du denn für ein Gesicht, Juudai?“, wollte Elaine wissen und klopfte ihrem Klassenkameraden freundschaftlich den Rücken.

Juudais klare Miene verlor sich wieder. Ein zarter Rotschimmer lag auf seinen Wangen, es war deutlich zu sehen, dass er sich zierte auszusprechen was ihn bedrückte. Johan betrachtete seinen Freund mit drängender Miene, immerhin wurde Juudai regelrecht gezwungen zuzusagen. Johan legte seinen Arm um die Schulter des Japaners und meinte im ernsten Ton: „Wenn du es lieber nicht machen willst, solltest du Ayukawa besser schnell Bescheit sagen! Ich bin mir sicher es würde auch jemand anders für dich spielen!“

„Darum geht es nicht Johan“, Juudai lächelte verloren, „Ich eh... werde aber Hilfe beim Lernen des Textes brauchen. Wenn ich mir die Worte so ansehe, weiß ich nicht recht wie ich sie aussprechen soll!“

Hinter den Rücken der beiden Jungen ertönte plötzlich ein abfälliges Geräusch. Johan hatte seine Schritte unbewusst zum Ausgang gelenkt, wobei Juudai ihm folgte. Mit einem Mal hielten sie und wandten sich um, sie hatten Elaine einfach stehen lassen ohne es zu bemerken.

„Warum fragst du nicht lieber mich ob ich dir helfe?“, fragte Elaine mit einem etwas verärgertem Unterton, „Schließlich bin ich in England geboren und beherrsche Englisch ausgezeichnet. Schon klar, dass Johan sehr gut sein muss, denn in Norwegen ist die Qualität des Unterrichts besser.“
 

Johan grinste leicht, jetzt mussten sie sich beide vorsehen um nicht in die Verlegenheit zu kommen Elaines Geduldsfaden zum Reißen zu bringen. Sie war ein impulsives Mädchen und konnte manchmal ziemlich zickig und aufbrausend wirken, doch im Grunde musste man sie nur ein bisschen besser kennen lernen um zu bemerken, dass sie eine sehr gute Freundin sein kann. In ihren Adern floss sowohl japanisches als auch englisches Blut wobei sie keinen Hel daraus machte dass ihre Mutter aus einer angesehenen Adelsfamilie stammte. Von dem feinen Fräulein war allerdings nicht immer viel zu sehen. Sie war ein ganz normales Mädchen, wie alle anderen Schüler in ihrer Klasse auch.

„Ich frage mich warum Manjoume unbedingt wollte, dass ich Julia übernehme. Warum hat er nicht versucht Asuka zu überreden?“, fragte sich Juudai laut, dabei bemerkte er nicht, dass sich Johan und seine Freundin erneut versteckte Blicke zusendeten.

Sowohl Johan als auch Elaine ignorierten diese mehr rhetorisch gestellte Frage und wandte sich von neuem an den Brünetten: „Was ist nun!? Willst du das ich es dir beibringe, oder willst du es falsch lernen und dich vor Manjoume-kun und dem Rest des Publikums blamieren?“

„Nein, nein, ich brauche wirklich Hilfe, Lain!“, entgegnete Juudai mit flehendem Blick, „Ich will eine gute Julia spielen!“

Elaine nickte zufrieden: „Sehr schön, also kommt ihr beiden!“

„Was, ich soll auch mitkommen?!“, wollte Johan überrascht wissen.

„Ja natürlich, was glaubst du denn!? Wir brauchen noch einen Romeo für den lieben Juudai“, entgegnete sie und packte Johan unsanft am Kragen, „Es wäre besser für dich, wenn du dich jetzt nicht wehrst und deinen Mann stehst, Romeo!“

Damit war Johans Schicksal für diesen Nachmittag besiegelt. Für eine kleine Weile musste er für Juudai den Romeo spielen und natürlich sagte ihm etwas, dass es pure Absicht von seiner englischen Freundin war. Juudai hingegen registrierte Johans nachdenkliche Miene nicht, sondern folgte den beiden mit einem Gefühl der Erleichterung.
 

Elaine wohnte mitten in der Stadt und so wie die meisten befand sich die Wohnung ihrer Familie in einem hohen Block. Sie nahmen den Fahrstuhl in den zehnten Stock und gingen dann nach rechts bis zur Wohnungstür. Elaine drehte den Schlüssel herum und öffnete somit die Tür. Eigentlich hatte Juudai sich auf die jüngeren Geschwister eingestellt, die Elaine hatte, doch niemand außer sie selbst, war nun zu Hause.

„Geht schon mal in mein Zimmer. Juudai du liest am besten erst ein Mal deinen Text und versuchst ihn dir einzuprägen!“, befahl Elaine sofort und schlüpfte aus ihren Schuhen.

„Und was willst du machen?“, forschte Johan mit fragender Miene.

Elaine lächelte süßlich: „Essen!“

„Super!“, sofort war Juudai Feuer und Flamme, er folgte den Befehlen des Mädchens sofort und begab sich in ihr sauber aufgeräumtes Zimmer. Juudai staunte immer wieder. Es war deutlich dass sie ein Mädchen war, denn ihr Ordnungssinn war gut ausgeprägt. Ganz anders als sein eigener.

„Juudai!“

Hinter ihm war Johan aufgetaucht. Sein Gesichtsausdruck war unergründlich, es war ihm jedoch anzusehen, dass er es immer noch nicht für gut hieß Juudai zusammen mit Manjoume spielen zu lassen. Juudai sah seinen besten Freund heiter an, kam ein paar Schritte auf den Norweger zugehopst und tippte dessen Nase an. Johan schenkte der Frohnatur einen verwirrten Blick.

„Machen das nicht Mädchen manchmal?“, wollte Juudai nun wissen, der aufgrund dieser zweifelhaften Reaktion nicht genau wusste ob er Johan zu nahe getreten war, „Tut mir leid.“

„Ist schon gut. Les lieber deinen Text sonst kriegst du Ärger mit Elaine und sie gibt dir nichts zum Essen!“, meinte Johan und sorgte dafür, dass Juudai sich gehorsam auf den Boden setzte und sich in die Lektüre vertiefte. Auch Johan setzte sich. Wobei er seine Augen nicht mehr von Juudai nahm.
 

Nach einer ganzen Weile kam Elaine mit Sushi – Paletten ins Zimmer und stellte diesen auf den kleinen Holztisch der in der Mitte ihres Zimmer stand. Sie legte ihren beiden Freunden Essstäbchen neben die Teller, faltete kurz ihre Hände und lächelte fröhlich zwischen den beiden hin und her.

„W - was ist denn?“, wollte Juudai wissen.

„Habt ihr beiden geübt?“, Elaine antwortete ihnen mit einer Gegenfrage und blickte erwartungsvoll in die Gesichter der beiden Jungen.

„Juudai hat seinen Text gelesen. Ich lese nur Romeos Teil, ist doch ganz klar dass ich das nicht auswendig lerne, oder?“, antwortete Johan entgeistert, setzte sich neben Juudai und sah ihm über die Schulter. Das schwarzhaarige Mädchen betrachtete die beiden mit alles - wissendem Blick. Johan sah zufrieden aus so dicht neben Juudai zu sitzen und ihm über die Schulter zu schauen. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen, für sie war es ganz klar, warum Johan nicht gutheißen wollte, dass Juudai die Rolle der Julia bekommen hat.

„Also Juudai, fang an!“, verlangte Elaine plötzlich und durchbrach die kurz aufgekommene Stille wieder, „Am besten die Balkonszene zuerst! Sie ist sehr wichtig, alle Schulen dieser Welt behandeln die Szene und sie ist gleichzeitig auch die Berühmteste, soviel ich weiß!“

Juudai errötete: „Na gut, ich versuche es... aber ich sag dir gleich, Lain ich bin unheimlich schlecht!“

„Ach Quatsch, du hast auch noch gar nicht lange geübt, Juudai. Stell dein Licht nicht so unter den Scheffel!“, mahnte Johan mit frohgemuter Miene.

Juudai, noch immer verunsichert, nickte langsam und las noch aus dem Hefter:

O Romeo, Romeo! Wherefore art thou Romeo? Deny thy father and refuse thy name; or, if thou wilt not, be but sworn my love, and I'll no longer be a Capulet!*1”

Elaine hatte ihm mit einem Nicken gelauscht, unterbrach ihn nicht und weckte dann Johan aus seinem Staunen auf: „Du bist dran!“

“Ah- ach so, warte!“, hektisch riss Johan den Text an sich und begann mit zitternder Stimme zu lesen, „Shall I hear more, or shall I speak at this?*2“

Johan sah wieder auf. Er spürte wie heiß sein Gesicht plötzlich geworden war, doch hoffte der Norweger, dass man ihm die Schamesröte nicht allzu sehr ansehen konnte. Elaine schüttelte leicht den Kopf. Johan machte sie keinen Vorwurf, denn er hatte sich noch nicht mit dem Text befasst, doch wies sie nun Juudai zurecht: „Es ist schon okay wie du die Worte aussprichst, aber dir mangelt es sehr an Gefühl. Stell dir doch mal vor, an Julias Stelle zu sein! Du weißt ganz genau, dass deine große Liebe, die du gerade mal ein paar Stunden kennst, zu deiner Familie Feind gehört!“

„Tja, das ist wahrscheinlich mein größtes Problem, ich weiß nicht genau wie es ist so hoffnungslos verliebt zu sein!“, erklärte Juudai mit leicht geröteten Wangen.

„Schrecklich“, gab Johan schnell hinzu obwohl er nicht richtig wahrnahm was er murmelte. Juudai sah seinen Freund zwar für ein paar Sekunden verwirrt an, hielt es aber für besser, nicht darauf einzugehen. Verlegen kratzte er sich am Hinterkopf, wie immer bewahrte er seine Heiterkeit: „Ach ich werde es einfach weiter versuchen. Es haben schon Leute vor mir geschafft, Julia zu spielen!“
 

Während des Übens aßen die drei ihre Sushirollen und tranken Tee; die Zeit verstrich schnell wobei niemand die Uhr im Auge behielt. Inzwischen war Elaines Mutter mit den jüngeren Kindern nach Hause gekommen, aber gestört wurden sie beim Lernen nicht.

Ganz plötzlich wurde Juudai aus seinem Text gerissen, den er mittlerweile schon wesentlich besser aufsagen konnte als am Anfang des Nachmittags, denn sein Handy vibrierte einige Male in seiner Hosentasche. Hastig zog er es hervor und nahm ab:

“Hallo?“

Seine Mutter war am Telefon, sie klang ein wenig besorgt, denn Juudai war kein Junge, der ohne eine Nachricht auf sich warten ließ. Verzweifelt bemühte er sich, seine Mutter zu beruhigen:

„Sei bitte unbesorgt, ich bin bei Elaine! Zusammen mit Johan... wir machen Hausaufgaben.“

Ein Blick zur Uhr sagte ihm warum seine Mutter aufgebracht klang. Es war schon halb neun und die Hausaufgaben der anderen Fächer warteten ebenfalls noch in seiner Schultasche. Juudai verabschiedete sich von seiner Mutter, legte auf und machte sich schnell auf den Weg nach Hause. Höflich meldete er sich bei Elaines Mutter mit einer kleinen Verbeugung ab und verschwand aus dem Hause Coldwell.

Johan erhob sich ebenfalls und wandte sich zur Tür. Noch bevor er sie öffnen konnte hielt Elaine ihn am Handgelenk fest, ihr Blick ermahnte ihn zu bleiben. Johan sah das dunkelhaarige Mädchen mit fragender Miene an, er ahnte schon was sie gleich sagen würde und natürlich wurde er nicht enttäuscht:

„Bleib über Nacht bei uns, Johan-kun.“

„Warum?“, er wandte seinen Blick nicht von ihr, er hatte schon viele Male bei ihr übernachtet, denn er wohnte allein in einer kleinen Studentenwohnung die ihm von der Schüleraustauschorganisation gesponsert wurde, somit war es kein Hindernis eine Nacht von seinem Bett fern zu bleiben.

„Dummkopf!“, mahnte sie, „Du willst genauso wenig wie ich dass Juudai-kun spielt! Jedenfalls nicht zusammen mit Manjoume Jun!“

Der Norweger musterte Elaine von oben bis unten. Bis jetzt hatte sie sich die ganze Zeit still verhalten, wahrscheinlich weil sie nicht wollte das Juudai nichts von ihrem Unbehagen mitbekommen sollte. Allerdings hatte Johan nicht vermutet, dass sie ein Problem damit hatte, wenn Manjoume die Rolle übernahm.

„Warte Mal kurz Lain... Warum hast du dich nicht als Julia beworben? Du kannst doch auch perfekt Englisch!“, stellte Johan nun fest und begegnete den saphirblauen Augen des Mädchens. Sie wirkte etwas überreizt, ein Hauch von Rot legte sich um ihre Nasenspitze und sie wich dem Blick des größeren Jungen aus: „Das...das geht eben einfach nicht!“

„Ach so, du hast also keinen Grund Manjoume-kun davon abzuhalten Romeo zu spielen?“, hakte Johan nach.

Elaine verschränkte die Arme vor ihrer Brust, dies war einer der Momente in denen ihr Temperament durchging: „Richtig. Eigentlich ist mir egal ob Manjoume-kun Juudai nun küsst oder nicht! Aber dir ist es nicht egal, Johan!“

„Was!?“, Johan fühlte sich ertappt, allerdings konnte er sich nicht erklären, wie Elaine auf diesen Gedanken kam, „Lain... was meinst du damit!?“

Sie grinste tückisch: „Ich habe eben bessere Augen als Juudai! Außerdem hast du dich vorhin doch selbst verraten! Ist doch eigentlich egal, oder? Fest steht, wir müssen irgendwas unternehmen, damit du an Stelle von Manjoume spielen kannst!“

Johan konnte sich nicht ein Schmunzeln nicht verkneifen. Es war Elaine anzusehen, dass sie ihre Gefühle gern versteckt hätte. Allerdings waren ihr ebenso wie ihm selbst ihre Körpersprache im Weg. Elaine seufzte leise, als ob Johan gerade Stunden um Stunden auf sie eingeredet hätte und meinte dann leise:

„Du hast Recht, ich fürchte mich!“

„Wovor?“, wollte der Junge sofort wissen.

„Das es einen bestimmten Grund für Manjoume-kun gibt. Ich meine, einen Grund warum er Juudai regelrecht dazu gezwungen hat!“, antwortete sie, „Ich glaube nicht dass es einfach nur dazu dienen sollte der Klasse nicht den Spaß zu verderben!“

Johan nickte leicht: „Du hast Recht, für Manjoume ist es ein merkwürdiges Verhalten!“

„Was!? Johan!? Wie kannst du nur so etwas sagen!!? Glaubst du wirklich er hat sich in Juudai verliebt und dass Juudai mitmacht weil er insg-...“, Elaine stockte der Atem, sie wollte es nicht aussprechen. Ihr Herz hämmerte heftig gegen ihre Brust als wolle es aus ihrem Körper ausbrechen. Johan entgegnete ihrer entsetzten Miene mit einem leicht getrübten Blick. Er zuckte langsam mit den Schultern: „Warum denn nicht? Immerhin... bin ich auch ein Junge, nicht? Warum sollten sie sich nicht zueinander hingezogen fühlen? Wenn ich mich in Juudai verliebe, warum nicht auch Manjoume?“

“Dann musst du erstrecht was dagegen tun, Johan!“, mahnte Elaine und ließ ihre Hand gegen die Wand sausen. Ein dumpfes Geräusch, auf das ein ziehender Schmerz in ihre Faust zog, war gut zu hören. Der norwegische junge Mann erwiderte ihren verärgerten Blick und nickte dann: „Gut ich helfe dir.“

Elaine ging nicht auf den letzten Satz ein, denn es war immer noch Johan, dem ihrer Meinung nach geholfen werden musste. In dieser Nacht, entwickelten sie allerdings keinen Schlachtplan mehr sondern gingen teils missmutig und teils gespannt auf den nächsten Tag zu Bett.
 

~Fotsetzung folgt im 3. Kapitel~
 

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Fußnoten:
 

1 = O Romeo, Romeo. Warum bist du Romeo? Verleugne deinen Vater und entsage deinem Namen, oder wenn du das nicht willst, so schwöre mir nur ewige Liebe und ich will keine Capulet mehr sein.
 

2 = Soll ich länger zuhören, oder auf dieses antworten?

Ein Schlachtplan

3. Kapitel

Ein Schlachtplan
 

Der Wecker riss Johan zuerst aus dem Schlaf und brachte den Jungen dazu, ein verärgertes Murren verlauten zu lassen. Auch Elaine erwachte kurz nachdem das schrille Piepen des kleinen Apparates hörte, worauf sie mit der Hand auf die kleine Digitaluhr schlug um sie zum Schweigen zu bringen.

Das Zimmer war noch durch schwere Vorhänge verdunkelt, so dass nur ein paar Sonnenstrahlen durch das leicht geöffnete Fenster dringen konnten.

„Wie spät ist es?“, wollte Johan verschlafen wissen.

„Halb sieben, also komm endlich!“, antwortete das nun hellwache Mädchen, „Wir haben nicht viel Zeit!“

Verschlafen setzte sich Johan auf und warf seiner Freundin einen fragenden Blick zu. Sie holte ein paar frische Kleidungsstücke aus dem Schrank.

„Was soll das heißen? Heute fangen wir doch erst um zehn Uhr an!“, warf der norwegische Austauschschüler ein.

Elaine nickte: „Genau! Deshalb bleibt uns nicht viel Zeit einen Plan zu entwickeln.“

Damit verschwand Elaine ins Badezimmer und ließ den grinsenden Skandinavier sitzen.
 

Elaine sah in den Spiegel. Ihr Spiegelbild war ernst und ebenso fühlte sie sich auch. Der Gedanke dass Manjoume sich vielleicht in Juudai verliebt haben könnte quälte sie und machte das Mädchen zeitgleich wütend. Sie ließ ihren Zahnputzbecher geräuschvoll auf die Ablage am Waschbecken aufprallen, nahe eines Wutausbruchs warf sie ihrem Spiegelbild giftige Blicke zu. Ein leises Knurren ging durch das Bad, als sie in Gedanken die spiegelverkehrte Elaine zurecht wies: „Und wenn schon, das wäre nun wirklich nicht dein Problem, oder Lain? Was willst du schon mit Manjoume Jun? Er ist ein unhöflicher, selbstgefälliger Dummkopf. Ein richtiger Angeber aus der Kategorie Brain-dead... läuft Asuka-san hinterher und macht sich zum Idioten. Er hat keinerlei Taktgefühl und... er macht mich wahnsinnig!

Ihre in Rage versetzte Miene lockerte sich plötzlich auf und sie sah zur Decke hinauf. Sie fand Manjoume unhöflich und oft war er unausstehlich und doch empfand sie die Möglichkeit, dass er sich zu einem anderen Jungen hingezogen fühlen konnte als komplettes Desaster.

Manjoume du Idiot! Du hast kein Benehmen und trotzdem habe ich dich ins Herz geschlossen… Nein, es ist nicht mehr, sei dir da mal ganz sicher du selbstverliebter Hohlkopf!“, in Elaines Kopf fand ein Selbstgespräch statt, sie hatte Angst, dass Johan bereits bemerkt haben könnte wie sehr sie an ihrem Klassenkameraden hing, „Ich lasse nicht zu, dass du Johan seine Liebe stiehlst!

Sie war sich im Klaren darüber, dass ihr Wunsch, wenn Jun wirklich sein Herz an Juudai vergeben hatte, einen sehr selbstsüchtigen Schritt gewählt hatte, aber sie konnte nicht anders.

„Außerdem passt Juudai nicht zu Manjoume-kun!“, sagte sie halblaut zu sich selbst und machte sich bereit für den Tag. Schnell nahm sie eine Dusche, legte kurz ihre dezente Schminke auf, schlüpfte in die dunkle Schuluniform und kehrte wieder in ihr Zimmer zurück, wo Johan schon wieder fertig angekleidet, gekämmt saß und auf sie wartete.
 

Als Elaine wieder in ihr Zimmer kam, trafen sich ihre Blicke von Neuem. Sie sah ebenso ernst aus wie zuvor im Badezimmer. Ihre Augen warnten jeden davor sie anzusprechen oder ein falsches Wort zu sagen. Einen kleinen Moment lang war es mucksmäuschenstill, bis Johan nicht mehr an sich halten konnte und leise vor sich hin lachen musste. Elaine schüttelte den Kopf und setzte sich wieder zu ihrem Freund.

„Was ist so lustig?“, fragte sie kühl.

„Nichts. Ich fand es nur gerade amüsant“, entgegnete Johan ohne zu zögern, in seinem Bauch kribbelte es, „Sitzen hier und planen etwas um Manjoume-kun die Show zu stehlen...“

Elaine bedachte den Norweger mit forschendem Blick, irgendetwas sagte ihr, dass Johan der Sache gern klein bei gegeben hätte, sie wusste es nicht ganz genau, aber sie vermutete, Johan wolle sich damit abfinden, dass Manjoume einen Hintergedanken hatte.

„Johan!! Reiß dich zusammen!“, mahnte sie und schenkte ihrem Gegenüber einen stechenden Blick, der den Jungen dazu brachte seine Hände zur Abwehr zu heben.

Er lächelte verloren und versuchte sich herauszureden: „Ist doch schon gut! Ich weiß, dass du Manjoume-kun gern sagen willst was du von der Sache hältst! Aber Lain, ich muss dir dabei eine Frage stellen und ich will dass du mir wahrheitsgemäß antwortest.“

„Kommt drauf an, was es für eine Frage ist!“, entgegnete sie mit einem stichelnden Unterton.

„Warum willst du Manjoume-kun von Juudai fern halten?“, wollte er nun wissen.

„Warum ich...!?“, Elaine brachte die Frage nicht ganz heraus, ihr Gesicht war schlagartig rot geworden, sofort stand sie wieder auf, verschränkte die Arme und wandte sich zur Zimmertür, „Das geht dich nichts an, so sieht es aus! Ich mache Frühstück!“
 

Johan schüttelte seicht den Kopf, folgte seiner Freundin aber mit einem seichten Lächeln in die Küche. Er musterte sie genau. Ihre Miene verriet wie verstimmt sie war, ihre Bewegungen waren fahrig, das Geschirr klapperte und letztendlich fand ein Löffel seinen Weg zum Boden und prallte mit einem dumpfen Geräusch auf die Tatami*1 Matte hinunter.

„Ich bin dir zu nahe getreten, oder?“

„Aber ganz und gar nicht!“, antwortete sie verärgert, doch atmete schnell tief durch um sich wieder zu beruhigen, „Du hast nämlich ganz Recht. Ich bin nicht ganz selbstlos in der Angelegenheit!“

“Das sieht man!“, entgegnete er mit einem freundlichen Lächeln und hob den Löffel wieder auf, „Du bist in Manjoume verliebt, nicht wahr?“

Wieder hatte sich das Gesicht der jungen Halbengländerin rot gefärbt: „Wie kommst du denn auf den Schwachsinn. Eher würde ich sterben als dem mein Herz zu schenken!“

Johan setzte sich an den Tisch und bekam eine Tasse Kaffee vorgesetzt. Er gab zunächst nur ein leises Lachen von sich worauf er den Blick wieder zu Elaine wandte und fragte:

„Sag mal, kennst du ‚Viel Lärm um Nichts’ von William Shakespeare?“

„Natürlich kenne ich das“, antwortete Elaine mit entgeisterter Stimmlage, „Ich bin Engländerin falls du es vergessen hast, Johan! Ich weiß über große Poeten bescheit!“

„Na schön, weißt du wem ihr beiden ähnelt? Ich meine dich und Manjoume-kun!“, forschte Johan weiter.

„Nein!“, ein stechender Blick war das Einzige was er von Elaine erntete.

„Du und Manjoume-kun ihr seid wie Beatrice und Benedict. Du bist so damit beschäftigt deine Gefühle für ihn zu verbergen und er schafft es immer wieder dich zu provozieren. Du kannst mir eben doch nichts vormachen Lain, ich habe dich schon längst durchschaut!“, meinte Johan mit einem Grinsen.
 

Elaine hätte ihm am liebsten ihren Standpunkt klar gemacht, sie mochte diesen Vergleich ganz und gar nicht. Gerade weil es stimmte. Egal was Manjoume tat, er schaffte es immer wieder sie in Rage zu bringen. Er stritt sich mit ihr, er brachte sie aus der Ruhe, machte das Mädchen wütend und hatte somit dafür gesorgt dass sie sich ihm langsam geöffnet hatte. Wenn Elaine ehrlich war, dann hatte sie schon des öfteren angenehme Momente mit dem Sohn des Chefs der Manjoume Group erlebt. Zwar hatten sie von Anfang an einen schlechten Start miteinander gehabt, denn ein geplatztes Geschäft zwischen den Firmen ihrer Familien, hatte ihnen beiden die Stimmung verdorben und im Verlaufe ihres ersten Treffens folgten zynische Reden und Streitereien. Vor zwei Jahren mussten sie auch noch feststellen, dass sie die selbe Oberschule besuchen sollten und sogar in die selbe Klasse kamen. Nun, da sich die Situation als Gewohnheit eingenistet hatte, machten sich die beiden nichts mehr aus dem Vergangen, jedoch fanden sie immer wieder einen Grund zum Streiten.

Vor einigen Monaten aber hatten die vertrauten Momente mit dem schwarzhaarigen Angeber, den Elaine oft als Brain-dead bezeichnete, zugenommen. Eines Tages war ihre Mutter erst Abends spät nach Hause gekommen. Sie hatte Elaines jüngsten Bruder mit hohem Fieber dabei und sein Zustand war sehr schlecht. Aus Sorge war ihr niemand anderes eingefallen als sich an Manjoume zu wenden. Natürlich war sie sehr überrascht, Manjoume so zuvorkommen vorzufinden, aber es zeigte ihr schon damals, dass sie dabei war sich Hals über Kopf in ihn zu verlieben. Vor lauter Verzweiflung war sie damals in den nächsten Bus gestiegen und verbrachte die ganze Nacht im Hause Manjoume.
 

„Er kann auch sehr nett und freundlich sein, weißt du!?“, erklärte sie plötzlich und aß ihre Portion Reis und Miso Suppe. Die Erinnerungen die sie gerade nachhing stimmten sie ein wenig melancholisch.

Johan sah sie überrascht an, er hatte nicht mit einem Geständnis gerechnet, selbst nicht mit einem indirekten. Einen Augenblick zögerte der Norweger noch und verhandelte mit sich selbst darüber ob es klug war das Wort an Elaine zu richten oder aber abzuwarten ob sie noch etwas beifügen wollte. Johan irrte sich nicht, nach einem kurzen Moment des Schweigens fuhr sie fort: „Manjoume-kun hat mich getröstet als mein kleiner Bruder krank war, weißt du noch? Ich habe mit niemandem gesprochen, aber er hat mich getröstet. Generell kann man von ihm behaupten, dass er nett zu Mädchen ist. Na ja, außer zu mir. Wenn ich sehe wie nett er zu Junko-san, Momoe-san und Asuka-san ist dann werde ich ein bisschen eifersüchtig und auch mit Rei versteht er sich gut. Ich weiß nicht warum ich mich immer mit diesem griesgrämigen Taugenichts streite...“, fuhr sie mit leiser Stimme fort.

„Du hast die Antwort doch gerade selbst gegeben, Lain!“, meinte Johan mit einem breiten Grinsen, fing sich dadurch aber einen fragenden Blick ein, „Ihr seid beide Dickschädel. Du versuchst dich immer durchzusetzen, genau wie Manjoume! Und das Manjoume-kun ein ausgewachsener Rebell ist wissen wir doch alle! Ihr geratet so oft aneinander, weil ihr beide ziemlich viel Temperament besitzt. Außerdem sagt man nicht umsonst ‚Was sich neckt das liebt sich’ oder?“

„Da hast du schon Recht! Aber warum schaffe ich es nicht mal eine Woche ohne einen Streit auszuhalten. Na gut, es liegt ja oftmals nicht nur an mir... Meistens fängt er an mich zu reizen!“, meckerte Elaine nun wieder und gestikulierte energisch mit ihren Händen.

Johan konnte sich das Lachen nicht mehr verkneifen: „Natürlich tut er das! Weil du auch immer wieder drauf eingehst!“

Sie nickte zustimmend. Johan hatte Recht, aber er hatte sie auch recht lange beobachtet. Und was war mit ihm? Einer Sache war Elaine bisher noch nicht auf den Grund gegangen:

„Sag mal Johan... Warum liebst du Juudai? Ich meine, da muss es doch irgendwas geben das du an ihm liebst, nicht wahr?“
 

Einen Augenblick dachte Johan still nach. An Juudai fielen ihm viele Dinge ein, die er mochte und hochschätzte. In Worte gefasst hatte er seine Gefühle für den jungen Japaner noch nie. Er war sich zwar schon eine ganze Weile darüber im Klaren, dass er Juudai an seiner Seite wissen wollte, doch eine exakte Antwort auf Elaines Frage wusste er im Moment nicht:

„Ich weiß es nicht genau. Es ist Juudais ganze Art, schätze ich. Egal was man tut, er hat immer gute Laune und er versucht immer die anderen mitzureißen. Juudai hat mich von Anfang an in den Bann gezogen, vielleicht auch weil er der Erste war mit dem ich Kontakt hatte. Erinnerst du dich noch daran, als ich in eure Klasse gekommen bin? Mein Japanisch war zwar verständlich, aber ich habe immer noch anders gesprochen als ihr, weil ich von der Schule her nicht die richtige Praxis genossen habe. Juudai ist sofort auf mich zugegangen und hat mich in euer Schulleben geworfen!“

Johan hielt kurz inne, er erinnerte sich genau dass sein erstes Zusammentreffen mit Manjoume auch nicht gerade freundlich verlaufen war und auch Elaine brauchte einige Tage zum aufwärmen. Langsam fuhr Johan fort:

„Er hat mich auch gleich zu sich eingeladen und seine Familie war nett. Ich weiß nicht ganz genau warum, aber ich liebe Juudai. Kampflos werde ich ihm nicht Manjoume überlassen!“

„Du hast Recht! Deshalb habe ich mir ja auch den Kopf zerbrochen!“, entgegnete Elaine und klopfte sich stolz auf die Brust. Johan lachte vergnügt und erhob sich nachdem sie beide das Frühstück beendet hatten.
 

Zurück im Zimmer des Mädchens nahm Johan wieder auf dem Boden Platz. Er sah seine Freundin gespannt an, denn diese hatte in der Küche ziemlich überzeugt ausgesehen, als ob sie einen sehr guten Plan parat hatte und sich schon wirklich alles bis ins Detail genau ausgedacht hatte. Ob der Schlachtplan aber so einfach durchzuführen war, das erwies sich als eine noch viel schwierigere Frage. Nachdem Johan sich gesetzt hatte und seine Schultasche auf Fordermann brachte begann Elaine mit ihrer Erklärung:

„Alles was wir tun müssen ist Manjoume in der entscheidenden Szene von der Bühne zu holen!“

„Und wie stellst du dir das vor? Ich meine, wenn wir ihn ‚entführen’, wer übernimmt dann seine Rolle?“, wollte Johan wissen.

„Ist das nicht logisch? Du willst nicht dass Juudais erster Kuss an Manjoume geht!“, antwortete Elaine ohne Umschweife, „Das bedeutet, dass du für ihn einspringen musst. Im ersten Akt wenn Julia und Romeo zum ersten Mal auf einander treffen.“

„Aber Lain! Das geht doch nicht!“, protestierte Johan sofort. Ein zartes Rosa hatte sich auf seine Wangen gelegt und verlieh ihm einen schüchternen Ausdruck, den man sonst nie bei ihm zu sehen bekam.

„Natürlich geht das! Warum auch nicht?! Jetzt sei ein Mann und stehle ihm seinen ersten Kuss, oder bist du in Wirklichkeit ein Mädchen?“, sie sah ihn mit strenger Miene an, so als wolle sie ihm klipp und klar sagen, dass es nun keinen Weg mehr zurück gab.

„Aber ich kann den Text doch gar nicht auswendig. Jedenfalls nicht so wie ich ihn können müsste und außerdem müsste etwas geschehen, dass ihn wirklich daran hindert aufzutreten!“, erklärte Johan nun etwas verloren. Natürlich wollte er sich nicht drücken, denn Elaine hatte durch ihre Frage, warum er sich in Juudai verliebt hatte seinen Kampfgeist geweckt. Die Hindernisse schienen ihm allerdings doch sehr groß zu sein.

„Lass es mich einfach in Ruhe erklären!“, antwortete sie ihm mit einem kecken Lächeln, „Du wirst dir so schnell wie möglich die gesammelten Werke und Sonetten des Meisters ausleihen. Das besitze ich nämlich! Somit wirst du dir Romeos Text einprägen, ich helfe dir auch dabei! Um alles weitere kümmere ich mich schon. Ich werde dafür sorgen, dass Manjoumes Lippen nicht näher als unbedingt nötig zu Juudais gelangen! Wahrscheinlich wird es Verletzte und Leichen geben, aber das müssen wir in Kauf nehmen!“

„E-Elaine... manchmal machst du mir wirklich Angst!“, scherzte Johan und erhob sich. Ein Blick auf dem Wecker verriet ihm, dass es höchste Zeit war, sich auf den Weg zur Schule zu machen. Die Worte seiner Freundin hatten ihn nun erstrecht wieder aufgebaut, allerdings fragte er sich wirklich, wie sie Manjoume dazu bewegen sollte seinen Posten zu verlassen. Sicherlich würde gut auf ihn achtgegeben werden.

Bevor die beiden das Haus verließen, bekam Johan noch den dicken Wälzer aller Shakespearewerke in den Rucksack gepackt und gemeinsam begaben sie sich zum Bahnhof um zur Schule zu fahren.
 

~Fortsetzung folgt im 4. Kapitel~
 

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Fußnote:

Tatami (jap. 畳, traditionell auch 疊, 疉 oder 疂) ist eine Matte aus Reisstroh, die in Japan als Fußboden in Washitsu (traditionell gestalteten Zimmern) verwendet wird.

Die Proben

4. Kapitel

Die Proben
 

Johan und Elaine betraten gemeinsam die Versammlungshalle, in der die besonderen Ereignisse der Schule stattfanden. Sie kamen ein paar Minuten später auf die Bühne wo sie auch schon von einer Truppe merkwürdig gekleideter Klassenkameraden begrüßt wurden. Manjoume, der die Rolle von Romeo übernommen hatte, trug enge Tights und einen altertümlichen Wams der Ähnlichkeit mit dem Stil der Renaissance hatte. Ein falsches Schwert steckte in der braunen Lederscheide, die an seinem Gürtel befestigt war. Die anderen Darsteller des Theaterstücks trugen ähnliche Kleidung, doch Romeo war noch immer derjenige, der am edelsten aussah.

Johan blickte sich suchend und forschend um wobei Manjoume ihm freche Blicke zuwarf:

„Was ist denn los, Johan? Suchst du was?“

„Wo ist Juudai?“, der Norweger stellte ihm eine Gegenfrage.

„Der... der kommt heute nicht mehr aus der Umkleidekabine, glaub mir!“, Manjoume konnte sich das Lachen nicht verkneifen, er war so amüsiert, dass er sich nicht mehr beruhigen konnte, „Geh... einfach gucken und überzeug dich selbst von dieser Dummheit!“

Johan verstand nicht ganz was dieses Gelächter und Gekicher zu bedeuten hatte, aber auch Momoe und Junko hielten sich die Hände vor den Mund um nicht in Manjoumes Lachkrampf einzustimmen. Verwirrt über dieses Verhalten verließ er die Bühne und ging in die Hinterzimmer, er spürte einen leichten Ärger in seiner Magengegend, denn egal was nun so lustig war, es ging gegen Juudai und sie lachten über ihn. Für ihn hieß es seinen Freund nun dazu zu bringen sich auf die Bühne zu wagen. Er war doch sonst nicht so schüchtern.
 

Auf halben Wege hörte er Elaines aufbrausende Stimme, die Manjoume mal wieder zurechtwies. Johan schmunzelte in sich hinein, dies war wieder einer der Momente in denen sie sich dazu hinreißen ließ auf das Sticheln von Manjoume einzugehen. Seicht lächelnd schüttelte Johan seinen Kopf und öffnete die Tür hinter der sich Juudai befinden musste...

...

Das Lachen konnte auch er sich nur schwer verkneifen. Allerdings nicht, weil der Anblick, der sich ihm nun bot lächerlich wirkte, der Grund dafür war schlicht und ergreifend weil es ungewohnt war, Juudai in einem solchen Aufzug zu sehen. Der sonst brünette Junge trug eine Perücke mit langem schwarzen Haar. Es hing ihm bis ins Kreuz und war sehr voluminös, seine Augen waren leicht geschminkt und er trug ein dunkles Kleid mit Spitzen. Es war wie in der Renaissance üblich nicht so figurbetont wie im barocken Kleidungsstil, doch er wirkte wirklich feminin damit. Auf eine im ersten Moment zwar lustige Art und Weise und doch ließ es Johans Herz vor Freude aufflattern.

„Verschwinde Johan!“

Juudai klang verärgert. Er hatte das Gefühl fehl am Platze zu sein. Er wurde gezwungen ein Kleid zu tragen und musste sich das Gelächter seiner Freunde gefallen lassen. Johan verstand den Ärger seines Freundes sehr gut, aber er wollte sich auf keinen Fall wegschicken lassen. Der Norweger lächelte freundlich und kam auf Juudai zu. Dieser wandte sich erneut ab.

„Ich hab gesagt du sollst mich allein lassen, ich mache da nicht mehr mit!“, verloren zupfte Juudai an seinem Kleid herum, er hatte rot angelaufene Wangen und am liebsten wäre er im Erdboden versunken. Wie konnte man ihm so was nur antun?

„Ich weiß dass du es vielleicht nicht gern hören magst, Juudai, aber ich finde das steht dir richtig!“, meinte Johan mit einem ehrlichen Lächeln und ergriff die Hand seines Freundes. Die dunkelbraunen Augen des kleineren blickten trotzig in die Smaragde des Norwegers:

“Das stimmt nicht! Ich sehe lächerlich aus! Jetzt fehlte nur noch, dass sie mir Taschentücher auf die Brust kleben!“

„Juudai! Hör mal...“, Johan bemerkte, dass es mehr nach einer Bitte klang, mittlerweile hatte sich Elaines Streich so in seinem Kopf festgesetzt, dass er sich den Moment des Auftritts schon regelrecht herbeisehnte, „Ich finde das Wichtigste ist, dass du deine Rolle gut spielst und außerdem habe ich das ernst gemeint! Es steht dir sogar recht gut, dafür, dass du ein Junge bist!“

Johan zwinkerte Juudai frech zu und entlockte ihm doch wieder ein heiteres Lächeln. Juudai wusste nicht warum, aber Johan konnte er nichts abschlagen und selbst wenn nun die ganze Klasse lachen würde, wäre es ihm egal gewesen. Schließlich war es sein bester Freund, der meinte, dass er die schöne Julia auf diese Weise gut rüberbrachte.
 

Juudai nahm Johans Hand in Freundschaft und folgte ihm wieder zurück auf die Bühne. Erneut mussten sich die Mädchen bemühen nicht zu lachen, obwohl sie nun zugeben mussten, dass Juudai bei näherem Hinsehen schon etwas Niedliches an sich hatte. Allerdings war es Manjoume, der wieder am lautesten lachte.

„Idiot! Hohlpfosten! Was fällt dir ein Juudai so runter zu spielen!!“, Elaine nahm kein Blatt vor den Mund und gab ihrem Freund sogar eine Kopfnuss nur damit er still schwieg, „Juudai hat sich nur in diese Kleider gezwungen damit wir das Stück aufführen können! Sei gefälligst nicht so respektlos!“

„Mann! Elaine, lass das gefälligst! Tut mir ja leid aber Juudai in Frauenkleidern zu sehen, ist sehr ungewohnt!“, entgegnete Manjoume mit frecher Miene. Noch immer konnte er sich das Lachen nicht so recht verkneifen.

Johan warf seinem Freund unsichere Blicke zu. Manjoume wirkte nicht gerade freundlich, er fand es zweifelhaft ob er sich wirklich so verhalten würde, wenn er verliebt war.

Und was sollte er von Juudais verdrießlichen Benehmen halten?

War er wirklich nur so bärbeißig gewesen, weil ihn alle anderen ausgelacht haben, oder war Manjoume sein eigentlicher Grund gewesen?

Diese und ähnliche Gedanken kreisten Johan nun im Kopf herum. Plötzlich tat sich vor ihm ein Loch auf: was war, wenn sich nun doch zwei gefunden hatten und Juudai wirklich etwas für den schwarzhaarigen Grobian übrig hatte?

Juudai schob sich an Johan vorbei, er trat seinem Romeo entgegen und schenkte ihm einen entschlossenen Blick so wie der Norweger ihn kannte, die braunen Augen des Japaners strahlten Kraft aus und seine Miene wirkte wie immer heiter:

„Egal wie laut du noch über mich lachst, Manjoume! Ich spiele Julia und wenn ich tausend Kleider anziehen muss!“
 

Ayukawa Sensei nickte zufrieden, als Juudai sich wieder als Julia präsentierte. Sie bat ihre Schüler nun die Plätze wieder einzunehmen, gab ein Zeichen sie sollten die Texte wieder aufsagen und gab zwischendurch Anweisungen wo ihre Textpassagen noch verbesserungswürdig waren. Immer wieder versuchten sie sich an neuen Szenen, wenn Ayukawa eine Andere als erledigt ansah. Die Nebendarsteller sowie Elaine und Johan, die keine Rollen übernommen hatten, verfolgten die Proben und das Einstudieren mit Begeisterung. Sie empfanden Manjoume und Juudai mit jedem neuen Versuch etwas besser. Sie schafften es hervorragend sich in die beiden Protagonisten hineinzuversetzen, Anfangs hatten einige ihre Zweifel daran ob Manjoume wirklich die geeignete Besetzung für Romeo war und auch Juudai, der sich bei jedem Beginn einer neuen Szene noch sträubte vernünftig zu spielen wurde immer mehr zur schönen Julia.
 

Die Stimmung fing sich allerdings drastisch an zu ändern, als Ayukawa Sensei mit einer neuen Szene zu proben beginnen wollte. Sowohl Johan als auch Elaine erfüllte diese Nachricht mit einem mulmigen Gefühl, denn es handelte sich um keine andere, als die berühmte Balkonszene, die ebenfalls eine Kussszene enthielt. Warum musste die Lehrerin ausgerechnet jetzt eine solche Szene wählen?

„Elaine...“, Johan bemühte sich leise zu sprechen und seine Lippen so wenig wie möglich zu bewegen, „Was sollen wir jetzt machen? Er wird ihn küssen!“

„Wird er nicht oder glaubst du, dass Juudai sich so einfach von einem Jungen küssen lässt?“, fauchte sie zurück und erhoffte sich damit, ihren skandinavischen Freund ruhig gestellt zu haben.

„Aber Ayukawa Sensei scheint mir in dieser Hinsicht als sei sie eine Perfektionistin! Du hast doch bis eben gesehen wie das ablief! Sie wird die beiden dazu bringen!“, meinte Johan noch immer flüsternd.

„Dummkopf! Dann tu was dagegen, im Ernstfall täusche ich auch einen Ohnmachtsanfall vor oder so was... jetzt verlier nicht die Nerven!“, ermahnte sie den Jungen.
 

Juudai wirkte durch das Getuschel etwas verunsichert. Mittlerweile kannte er den Inhalt dieser Szene. Er würde als Julia zum ersten mal in trauter Zweisamkeit ihren Romeo treffen und er würde sie auch küssen. Aber wollte Manjoume wirklich so weit gehen?

Juudai war plötzlich verwirrt. Er hatte sich noch gar keine Gedanken über einen möglichen Kuss gemacht, wenn er es recht überlegte machte er sich wenig Gedanken darüber ob dieser Kuss nun von einem Jungen kam oder nicht. Juudai machte sich viel mehr Sorgen, ob Manjoume ihm diesen Kuss wirklich geben wollte. Sicher würde er sich dagegen sträuben und sich etwas anderes einfallen lassen. Auf jeden Fall, da war sich der als Mädchen verkleidete Junge sicher, würde sein Romeo versuchen sich davor zu drücken.

Juudai dachte kurz nach.

Warum wollte er eigentlich Julia spielen?

Gab es einen speziellen Grund dafür?

Er hatte nachgegeben als Momoe und Manjoume ihn bearbeitet hatten. Hier ging es allerdings darum, dass er zum ersten Mal in seinem Leben einen Menschen küssen sollte, der im selben Alter war. Dabei stellte sein Partner aber keinen X-beliebigen Menschen dar, es handelte sich um einen Klassenkameraden, der kein anderer war als der immer grimmige Manjoume Jun.

„Juudai-kun, würdest du bitte anfangen?“, Ayukawa riss ihren Schüler wieder aus den Gedanken, er hatte weder die Anweisungen gehört noch auf Manjoumes Text geachtet, der nun schon seid einigen Sekunden beendet war. Der dunkelhaarige Schüler stand schon auf seinem Platz auf einem Baum aus Pappmasche und sah an einem recht hoch liegenden Balkon hinauf, der ebenfalls aus fester Pappe und ein paar Holzbalken bestand. Juudai ging mit noch kleinen Schritten auf die Kulissen zu und nahm seinen Platz ein.
 

Juudai, der sich noch immer nicht mit dem Gedanken anfreunden konnte, nun geküsst zu werden, beugte sich leicht über die Balustrade um Romeo in die beinahe völlig schwarzen Augen zu sehen. Der Kleine spürte wie Glut in seine Wangen stieg, er lief puterrot an etwas, das ihn über alle Maßen verwirrte. Manjoume schien dieses ganze Theaterstück kalt zu lassen. Auf jeden Fall blickte der dunkelhaarige Junge mit nüchterner und dennoch sehnsüchtiger Miene zu Julia hinauf.

Zögerlich begann Juudai zu sprechen: „And therefore thou mayst think my 'havior light:

But trust me, gentleman, I'll prove more true than those that have more cunning to be strange. I should have been more strange, I must confess, but that thou overheard'st, ere I was ware, my true love's passion: therefore pardon me, and not impute this yielding to light love, which the dark night hath so discovered.*1

Nachdem er seine Zeilen zu ende gesprochen hatte, wurde ihm noch mulmiger zumute. Vor ihm stand immer noch Manjoume, der sich nun langsam wieder zu regen begann. Er schien nach seinen Worten zu ringen. Juudais Stimme hatte seicht geklungen, gerade so als ob er wirklich schüchtern und nervös war. Zum Glück des jungen Darstellers konnte der Romeo vor ihm keine Gedanken lesen, sonst wäre alles sicher in einer Katastrophe geendet.

Aber Juudai fragte sich ernsthaft, ob Julia sich in diesem Moment wohl genauso gefühlt hatte.

Juudai musste überrascht wirken, er wandte sich zu seinem Klassenkamerad um.

Lady, by yonder blessed moon I swear that tips with silver all these fruit-tree tops-…*2”, Manjoume sprach leidenschaftlich, die Hände nach Julia ausgestreckt und seine Stimme drang sanft und doch so stark an Juudais Ohr. Ein Liebesschwur wollte Romeo ihm nun zuflüstern, aber Julia sollte diesen vereiteln und so unterbrach Juudai seinen Freund:

O, swear not by the moon, the inconstant moon, that monthly changes in her circled orb, lest that thy love prove likewise variable.*3

What shall I swear by?”, wollte Manjoume nun wissen, worauf Juudai kurz seine Augen schloss. Er wirkte bedächtig. Für einen Moment lang hielten seine Freunde den Atem an und lauschten gespannt, ob er gleich weiter sprechen würde. Wenn sie wüssten wie übel ihm zumute war, hätten sie sich sein längeres Schweigen besser erklären könnten:

Do not swear at all; or, if thou wilt, swear by thy gracious self, which is the god of my idolatry, and I'll believe thee.*4
 

Juudai wurde zunehmend schwindelig. Er stand kurz vor der entscheidenden Szene. Es waren nur noch zwei oder drei Textpassagen, dann würde er Manjoume küssen müssen. Ein unbehagliches Gefühl machte sich in ihm breit, doch eisern machte er weiter als sein Romeo die nächsten Zeilen sprach: „If my heart's dear love...

Theatralisch warf Juudai sein langes schwarzes Haar zurück und presste seine Hand auf die Brust, mit einer Leidensmiene fuhr er Romeo erneut ins Wort: „Well, do not swear: although I joy in thee, I have no joy of this contract to-night: it is too rash, too unadvised, too sudden; too like the lightning, which doth cease to be ere one can say 'It lightens.' Sweet, good night! This bud of love, by summer's ripening breath, may prove a beauteous flower when next we meet. Good night, good night! As sweet repose and rest come to thy heart as that within my breast!*5

O, wilt thou leave me so unsatisfied?”, Manjoume, der sich seiner Julia zunehmend näherte, wirkte als sei er völlig von seiner Rolle eingenommen. Er brachte den verliebten Montague so überzeugend rüber, dass selbst die bühnengerechten Bewegungen authentisch aussahen und selbst Elaine wäre gern dazwischen gegangen, als sie den sehnsüchtigen Blick registrierte. Juudai fürchtete sich nun noch mehr, er war sich sicher, dass Manjoume ihn jeden Moment mit seinen Lippen überfallen würde. Das Herz schlug dem Jungen bis zum Halse. Seine Augen ließen ihn auch nichts mehr klar erkennen. All seine Gedanken waren auf dieses einen Moment gerichtet und ob er einen Kuss auch anständig hinbekam.

Mit zittriger Stimme und einem verschwommenen Bild vor Augen sprach Juudai seinen Text weiter: „What satisfaction canst thou have to-night?

The exchange of thy love's faithful vow for mine”, entgegnete Manjoume und hangelte sich an der Balkonbrüstung hinauf, während Juudai seine nächste Zeile sagen sollte. Doch zu diesen Moment kam es nicht mehr.
 

Nun war es endgültig zu spät. Juudais getrübter Blick ließ ihn nicht genau erkennen, wie sich sein Gegenüber bewegte, machte er nun einen Schritt auf Juudai zu? Würde Manjoume noch lange abwarten bis der andere Junge sich endlich dazu zwang den nächsten Teil zu spielen, oder würde der immer griesgrämige Manjoume seine Arme um Juudai legen und ihn leidenschaftlich wie Romeo seine Julia küsste, mit seinen sanften, warmen Lippen beglücken?

Waren Manjoumes Lippen überhaupt warm und samtig wie er es sich die ganze Zeit über eingebildet hatte, oder würden sie ihm kein angenehmes Gefühl bereiten?

Juudai erfuhr es nicht mehr, sein Blick verdunkelte sich und er sackte in Manjoumes Armen zusammen.

„Ju - Juudai!?“, kam es verwirrt von Manjoume, der sich sofort zur Lehrerin wandte, „Ich glaube es geht ihm nicht gut!“

„Hohlpfosten! Denk doch mal nach bevor du sprichst!“, schimpfte Elaine von unten hinauf. Manjoumes Miene verfinsterte sich, als das Mädchen ihn wieder einmal auf so üble Weise ansprach, was konnte er denn dafür, wenn der Kleine plötzlich umfiel?

Johan war zum Balkon gerannt und stand nun neben dem Schwarzhaarigen, der sich unter dem Gewicht seines Freundes niedergelassen hatte, kniete sich ebenfalls hin und riss ihm Juudai regelrecht aus den Armen.

„Aufwachen, Juudai! Es ist alles in Ordnung, mach dir keine Sorgen, wir können eine Pause machen. Ayukawa Sensei hat sicher nichts dagegen!“, meinte Johan mit leiser Stimme und fing sich dadurch verdächtige Blicke seines Freundes ein. Manjoume erhob sich, ließ die beiden Jungen allein und kehrte zum Rest der Theatergruppe zurück. Er konnte sich nicht genau erklären was da gerade passiert war, aber eigentlich ging ihn die ganze Sache auch nichts weiter an. Um Juudai brauchte man sich für gewöhnlich keine Sorgen zu machen, er kam schon klar. Elaine bereitete ihm viel mehr Aufregung.
 

Mit großen Schritten kam die Halbengländerin auf den Japaner zu und zog ihn grob am Ohr mit sich und schleifte ihn somit in die Cafeteria. Mit einem Ruck ließ Elaine ihren Klassenkameraden auf einer Sitzbank platznehmen, ihre saphirblauen Augen blitzten ihn wütend an und ihre Haltung zeigte ihm ebenfalls, dass sie verärgert war. Noch bevor Manjoume selbst das Wort ergreifen konnte, wurde er von Elaine angefahren:

„Manjoume Jun! Bist du eigentlich noch zu retten!? Wie kannst du Juudai so dermaßen erschrecken! Wie taktlos von dir!“

„Taktlos!? Woher sollte ich denn wissen, dass er so dermaßen klein ist und mir aus den Latschen kippt!?“, fauchte Manjoume wütend, „Es ist ein Theaterstück das nun mal Kussszenen beinhaltet. Das wusste Juudai von Anfang an!“

Elaine ließ sich nicht beirren, noch immer stand sie mit verschränkten Armen vor Manjoume. Sie war verärgert über seine Gleichgültigkeit Juudai gegenüber. Manjoume konnte schlecht wissen, dass sie es gar nicht gern sah, wenn er versuchte dem anderen Jungen seinen ersten Kuss zu rauben. Mit wütender Miene sah sie Manjoume in die schwarzen Augen:

„Du bist unmöglich, Manjoume Jun! Warte erst mal ab bevor du dich an Juudai ranschmeißt!“

Manjoume blickte geschockt in das Gesicht des Mädchens vor ihm. Er hatte mit allem gerechnet, nur nicht damit, dass sie so etwas direkt aussprach. Er kannte sie nun schon eine ganze Weile und er hatte auch ihre Eltern erlebt, die sich ihres blauen Blutes bewusst waren und auch Elaine gern zu einer Lady erzogen hätten, allerdings machte sie ihrem Status durch solche unverblümten aussagen nicht gerade Ehre.
 

Elaine ließ ihr glattes schwarzes Haar herum wirbeln, drehte sich auf dem Hacken um und ließ den völlig perplexen Manjoume auf seiner Bank sitzen. Er sah ihr noch einen Augenblick nach, bemerkte dann aber, dass einige Schüler, die sich noch in der Cafeteria befanden ihn in Augenschein genommen hatten. Manjoume spürten einen leichten Rotschimmer auf seinen Wangen. Er konnte nicht ganz nachvollziehen warum Elaine sich so aufregte. Eigentlich war es ihm auch ziemlich egal was sie dachte. Er hatte sich nun ganz andere Fragen zu stellen: War Elaine wirklich nur so sauer auf ihn, weil sie ihn für einen Flegel hielt und warum war Johan so aufgebracht zu Juudai gelaufen?

Und warum hatte Juudai mit einem Ohnmachtsanfall reagiert. Immerhin war es doch nur ein Theaterstück. Oder sah er selbst das mittlerweile auch ganz anders. Juudai war schon ganz süß, das musste Manjoume zugeben und auf irgendeine Weise wollte er seinen Klassenkameraden und Freund auch beherrschen. Mit diesen Gedanken erhob sich der Schwarzhaarige um sich wieder auf den Weg zur Versammlungshalle zu machen, die Röte hatte sein Gesicht noch nicht verlassen, denn immerhin spielte er mit den Phantasien einen Jungen zu begehren.
 

Juudai hatte sich mittlerweile schon wieder ein bisschen gefangen. Nachdem Johan ihn wieder wachgerüttelt hatte war der kleinere Junge noch etwas benommen und musste seiner Lehrerin schüchtern erklären was dort oben passiert war. Er war so unheimlich nervös gewesen, dass er sich unmöglich wach halten konnte.

„Juudai, du musst nicht spielen, wenn du das nicht möchtest!“, meinte Johan schließlich, „Jemand anderes kann Julia sicher für dich übernehmen, da bin ich mir sicher!“

Johan versuchte seinem Freund beizustehen, ihn zu beruhigen. In der Zwischenzeit war ihm selbst ein Licht aufgegangen, immerhin war er eigentlich kein Stückchen besser als Manjoume, wenn er versuchte an dessen Stelle zu treten.

Juudai lächelte noch etwas matt: „Nein, nein Johan, ich will spielen! Sonst hat Manjoume doch gewonnen!“

„Gewinnen tut hier sowieso niemand, Juudai-kun das müsstest du wissen!“, Elaine war wieder runter gekommen und klopfte Juudai auf die Schulter.

„Lain“, sagte Juudai mit einem grinsen, „Du hast Manjoume ausgeschimpft? Das war doch gar nicht nötig. Ich sollte mich nicht anstellen wie ein kleines Mädchen, aber für einen Augenblick bin ich ganz schwach geworden.“

Elaine schüttelte den Kopf, setzte sich zu ihren beiden Freunden und schmunzelte: „Wie wäre es wenn ihr euch das nächste Mal absprecht ob ihr die Probe hundert Prozent authentisch darstellt, oder den Kuss erst mal nur vortäuscht?“

„Das wäre eine Möglichkeit. Vielleicht sollten wir die mal in Betracht ziehen, oder?“, Juudai musste grinsen. Nun war er wieder so heiter wie gewöhnlich und auch seine Angst schien wie weggeblasen zu sein. Es war nur eine Probe gewesen, er konnte sich noch mit seinem Freund absprechen.
 

Somit vergingen die Wochen des Einstudierens wie im Fluge. Auch Johan übte fleißig weiter den Romeo zu spielen, doch es gelang ihm recht gut, denn Elaine war eine mindestens genauso strenge Lehrerin wie Ayukawa. Natürlich waren die beiden ziemlich gespannt auf die Aufführung, denn sie konnten noch nicht wissen, ob Elaines Plan wirklich aufging. Aber bald sollten sie das herausfinden.
 

~Fortsetzung folgt in Kapitel 5~
 

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Fußnoten:
 

1: Aber glaube mir, edler Jüngling, du wirst mich in der Probe zuverlässiger finden, als diejenigen welche List genug haben sich zu verstellen und Umstände zu machen. Ich würde selbst mehr gemacht haben, ich muss es bekennen, wenn der Zufall dich nicht, mir unwissend, zum Zeugen meiner zärtlichen Gesinnungen gemacht hätte. Vergib mir also, und denke, um dieser schleunigen Ergebung willen, nicht schlimmer von einer Liebe, die dir die dunkle Nacht so unverhofft entdeckt hat.
 

2: Fräulein, bei jenem himmlischen Mond schwör' ich, der alle diese fruchtvollen Wipfel mit Silber malt.
 

3: O schwöre nicht bei dem Mond, dem unbeständigen Mond, der alle Wochen in seinem zirkelnden Kreise sich ändert, oder deine Liebe könnte eben so veränderlich werden.

Romeo und Julia

Final Chapter
 

5. Kapitel

Romeo und Julia
 

Die Wochen der Proben waren nun endlich vorbei. Jetzt war der Tag angebrochen, an dem das Theaterstück Romeo und Julia aufgeführt werden sollte. Elaine stresste ein wenig, sie hatte Johan noch einmal über Nacht bei sich gelassen um mit ihm den Plan ein weiteres Mal durchzugehen.

„Beruhige dich Elaine! Wir kommen noch zu spät wenn du so weiter machst! Zieh deine Schuhe an und komm!“, bat Johan wobei er die Tür öffnete und Elaine hinausschob.

Sie konnte nichts gegen ihre aufgebrachten Gefühle tun. In wenigen Momente würde es sich entscheiden ob Manjoume die Chance bekam sich Juudai gefügig zu machen, ihm einen Kuss zu rauben, ihm seine Liebe zu gestehen oder worauf ihr Schwarm auch immer aus war, die Chance hatte seine Absichten durchzuführen oder nicht. Elaine war sich klar darüber dass sie Manjoume zuvor kommen musste. Nervös sah sie auf die Uhr. Das Stück würde in nur zwei Stunden aufgeführt werden.

„Johan? Kannst du deinen Text?“, wollte sie wissen.

„Natürlich, den habe ich dir doch gestern unzählige Male vorgeplappert!“, Johan seufzte, „Ich bin auch beunruhigt Elaine, das muss ich offen zugeben.“

„Du schaffst das schon“, sagte sie lächelnd und stieg mit Johan in die Bahn ein. Sie saßen schweigend neben einander, jeder seinen eigenen Gedanken nachhängend.
 

Johan fragte sich, ob er wirklich richtig handelte. In den letzten Wochen wäre er schon öfter gern zwischen Manjoume und Juudai gegangen. Jedes Mal wenn er Juudai spielen sah hätte er ihn am liebsten an sich gerissen um diese vollen, roten Jungenlippen zu küssen. Mit jeder Minute die Juudai nicht ihn beachten konnte sondern gezwungen war sich voll auf Manjoumes Spiel zu konzentrieren, wurde Johan ein bisschen eifersüchtiger und wünschte sich an die Stelle seines Freundes zu treten.

Bisher war es aber noch zu keinem einzigen Kuss zwischen den beiden Hauptdarstellern gekommen. Juudai hatte sich mit Jun darauf geeinigt, dass sie es bei einer einmaligen Vorstellung versuchen sollten. In den Proben blieb Juudais Romeo bei einem vorgetäuschten Kuss an den Wangen des Kleineren.

Ich würde dich auf so manche Weise küssen, Juudai...“, dachte sich Johan während er aus dem Fenster blickte, „Wüsste ich nur dass du es als angenehm empfindest, würde ich dir so manchen Kuss stehlen und dich aufseufzen lassen!

Von seinen eigenen wahren Gedanken erschrocken, errötete er heftigst. Schon eine ganze Weile hatte er seine Vorstellungen nicht unter Kontrolle halten können. Ein Seitenblick aus den Augenwinkeln sagte ihm allerdings, dass Elaine nichts von seinen äußerst delikaten Gedanken mitbekam, denn auch sie starrte zum Fenster hinaus.
 

In ihrem Herzen ging es ähnlich zu. Sie wusste weder ein noch aus. So manches mal hätte sie gern angefangen zu weinen. Nur um sich etwas Luft vor der Ungewissheit zu machen. Vor ein paar Wochen hatte sie ihn gefragt, warum Manjoume die Sache so gelassen gesehen hatte. Auf einer Seite konnte sie ihn schon verstehen, immerhin war es doch nur ein einfacher schnöder Theaterkuss. Auf der anderen Seite aber bedeutete er viel für Juudai, der noch nie jemanden zuvor geküsst hatte. Die Sache hatte ihn sogar so sehr beschäftigt, dass er ohnmächtig geworden war.

Ob Manjoume etwas gemerkt hat? Vielleicht hat er ja mitbekommen, dass ich mich in ihn verliebt habe... das wäre wirklich schlecht, vor allem wenn er versucht nur vorzugeben, dass er etwas für Juudai empfindet um mich fern zu halten“, ging es ihr durch den Kopf, „Natürlich da gäbe es auch noch die andere Möglichkeit. Manjoume-kun und schwul? Er kommt mir nicht so vor... aber Johan ist auch nicht gerade das typische Beispiel! Und wenn er sich jetzt doch in Juudai verliebt hat? Was mache ich dann?

Eine weibliche Stimme ertönte im Zug und weckte die beiden aus ihren Tagträumen, denn sie teilte ihnen mit, dass sie hier aussteigen mussten um zur Schule zu gelangen. Mit schnellen Schritten machten sie sich auf den Weg ins Schulgebäude und gingen ohne Umwege in die Versammlungshalle hinunter.
 

Die Darsteller waren schon in ihren Kostümen und Ayukawa legte Juudai den letzten Lidstrich auf. Als Johan sich zu ihm gesellte, strahlte er ihn an. Natürlich war der Junge stolz auf dass was er sich in der kurzen Zeit eingeprägt hatte. Juudai stand auf und umarmte seinen Freund herzlich.

„Bitte drück mir die Daumen ja? Damit ich mich auch ja nicht blamiere!“, bat er Johan und ließ sich fest umarmen.

„Natürlich drücke ich dir die Daumen, Juudai!“, entgegnete Johan, „Ich werde dir zuhören und ganz in deiner Nähe bleiben, vertrau mir!“

Juudai nickte und sah sich um. Jun saß gelassen auf seinem Stuhl und starrte ins Leere. Johan folgte dem Blick seines Freundes und spürte wieder die brodelnde Eifersucht in sich aufkommen. Kurz sah er zu Elaine hinüber um festzustellen, ob sie mitbekam wie sich die beiden Hauptdarsteller verhielten. Noch immer hatte sie ihm nicht erklärt, wie sie Manjoume dazu bewegen wollte sich von der Rolle fern zu halten. Sie hatte Johan zwar Anweisung gegeben, er solle sich den Kopf nicht darüber zerbrechen sondern sich auf Romeo konzentrieren, doch jetzt wollte er ihren ganzen ominösen Plan hinterfragen.
 

Ayukawa nickte nun kurz. Sie sah zwischen Manjoume und Juudai hin und her, nahm noch kleine Änderungen an deren Aussehen vor und blickte auf die Uhr:

„Es dauert jetzt nicht mehr lange. Macht euch schon mal bereit, Momoe-chan wird jeden Moment auf die Bühne gehen!“

Ein kleiner Schauer lief Juudai den Rücken hinunter. Er konnte das Scheinwerferlicht auf der dunklen Bühne sehen und dann Momoe erkennen, die mit einem Mikrophon auf der Bühne stand. Johan lächelte seinen Freund an und klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter.

„Ich schaff das schon!“, sagte Juudai mit klarer Stimme und lief Manjoume entgegen, der schon bereit stand. Der Dunkelhaarige legte seinen Arm um Juudai und wollte ihn hinausführen. Johans Miene verdunkelte sich schlagartig, ihm war so als ob Manjoume ihm mit Absicht einen frechen Blick zuwarf, der ihm sagen sollte „er gehört mir“.

Oder bildete er es sich in seinem Liebeswahn einfach nur ein?

Elaine trat an Johans Seite. Ihre Miene sagte ebenfalls, dass ihr dieser hinterhältige Blick nicht entgangen war. Sie stemmte verärgert ihre Hände in die Hüften, sie spürte Empörung in ihrer Brust aufkommen, sie war rasend und genau diesen Gefühlen wollte sie sich nun Luft machen: „Warum bist du nicht dazwischen gegangen!?“

Johan hatte nicht mit so einer Anfuhr gerechnet, er selbst verschränkte nun seine Arme vor der Brust: „Und wie soll ich das bitte machen? Manjoume-kun hat seien Auftritt!“

„Ich weiß, trotzdem hättest du ihm wenigstens etwas sagen können, hast du gesehen wie er seinen Arm um Juudai gelegt hat!? Das ist doch wohl nicht zu fassen, als seien sie ein Liebespaar!“, fauchte Elaine ungehalten wobei ihr ein paar Haarsträhnen ins Gesicht fielen.

„Im Stück sind sie es ja auch. Vielleicht ist es für sie leichter in ihren Rollen zu bleiben wenn sie so freundlich miteinander umgehen!“, schlug Johan als Erklärung vor, allerdings spürte er tief in seinem Inneren, dass er selbst nicht recht zufrieden mit dieser Ausflucht war, „Auf jeden Fall müssen wir bis zum Fest der Capulets warten, denn Romeos Text am Anfang kann ich nun mal nicht.“
 

Juudai folgte Jun mit auf die Bühne. Sie beide machten zunächst eine kleine Verbeugung, als Momoe die beiden als Romeo und Julia vorstellte. Durch das Publikum ging ein unruhiges Raunen, für sie war es unerklärlich warum Juudai die Rolle der Julia übernommen hatte, doch jeder von ihnen musste zugeben, dass er als Mädchen verkleidet wirklich süß aussah. Das pechschwarze Lange Haar dass über das nachtblaue Kleid fiel passte gut zu ihm, denn seine strahlendbraunen Augen leuchteten umso mehr. All dies sorgte dafür, dass die Menge wieder still wurde und die Vorstellung mit Spannung verfolgten.

„Ich glaub mir wird langsam schlecht“, murmelte Juudai leise, doch spürte er, dass er sanft von Manjoume an sich gedrückt wurde. Der Schwarzhaarige grinste.

„Aber fall mir nicht wieder in Ohnmacht, sonst versaust du alles, hast du verstanden?“, fragte er mit heiterer Miene, die man selten auf seinem Gesicht sah. Juudai nickte, eigentlich war er in der Stimmung gewesen zu protestieren, denn immer hin waren die Umstände für seinen Anfall ein wenig anders gewesen. Mittlerweile hatte er sich sogar an die leichten Küsse gewöhnt, die er manchmal doch auf seiner Wange gespürt hatte. Es war nicht unangenehm, also würde es sicher auch nicht so schlimm sein, wenn sich ihre Lippen in Zärtlichkeit berührten.
 

Nach der kurzen Verbeugung und dem kleinen heimlichen Gespräch während Momoe noch einige Ankündigungen machte, ging Juudai zur Seite und setzte sich in einen abgedunkelten Bereich, denn noch hatte er keinen Auftritt. Zunächst wurden einige Randfiguren eingeführt. Die beiden verfeindeten Familien, die Capulets und die Montagues, Benvolio Romeos Vetter und auch Julias Vetter Tybalt, der von Shou gespielt wurde.

Juudai trat zum ersten Mal auf, als Julia erfuhr sie solle einen Mann aus reichem Hause heiraten, dessen Name Paris war. Juudai hatte während des Übens oft überlegt wie er sich wohl gefühlt hätte, wenn er mit vierzehn einen wild fremden hätte heiraten müssen.

Bei jeder neuen Szene, die er und die anderen vortrugen gab es Applaus für die Darsteller. Auch Johan war begeistert und fühlte sich kaum würdig auf die Bühne zu gehen, allerdings wollte er das Problem mit Manjoume ein für alle Male aus dem Weg räumen um ihn für immer von Juudais Seite loszureißen. Endlich wurde eine kleine Pause gemacht um die Bühne umzugestalten, denn nun würde das Fest bei den Capulets stattfinden.
 

Juudai folgte Manjoume wieder hinter die Bühne. Es herrschte eine unangenehme Stille in der Garderobe, die hauptsächlich von Elaine und Johan ausging. Alle anderen unterhielten sich, Junko war noch immer etwas zittrig, denn sie konnte sich überhaupt nicht mit dem Rampenlicht anfreunden. Juudai setzte sich neben Johan und stützte seinen Kopf auf den Händen ab. Er seufzte tief.

„Was ist denn mit dir los, Juudai? Verliert dich jetzt der Mut? Bisher hast du’s doch ganz gut hinbekommen!“, meinte Manjoume mit einem schelmischen Grinsen.

„Ich bin trotzdem noch nervös, Manjoume! Wir haben das zwar hundert Mal durchgespielt aber... vor so viel Publikum fühlt es sich ganz anders an“, meinte er mit murrenden Unterton. Natürlich war er trotzdem noch aufgeregt wenn er an die Kussszene dachte.

„Hm...“, Manjoumes Gesichtsaudruck gefiel weder Elaine noch Johan, und den folgenden Satz hätte er auch besser nicht ausgesprochen, „Willst du vielleicht vorher ein bisschen üben?“

Juudai lief schlagartig scharlachrot an und hatte eigentlich etwas sagen wollen, doch zu mehr als seinen Mund zu öffnen kam er nicht mehr. Elaine tat ein paar Schritte auf den schwarzhaarigen Jungen zu und packte ihn am Kragen. Sie funkelte ihn durch ihre blauen Augen an wobei ihrem Freund langsam der Mut verließ.

„Ich habe mit dir zu reden!“, sagte sie in barschem Ton.

Sie sorgte dafür, dass Manjoume leicht zusammenzuckte, er war überrascht Elaine nun doch das Wort ergriff und wahrscheinlich wollte sie ihn wieder zurecht weisen nicht so frech zu Juudai zu sein. Langsam erhob sich der großgewachsene, schlanke Junge und rückte den Kragen seines altertümlichen Gewandes wieder zurecht, den das Mädchen ihm erfolgreich zerknittert hatte. Jun hatte nun eine Maske dabei, die er zum Andeuten des Maskenballs tragen sollte. Manjoume wandte Elaine seinen Rücken zu, er dachte nicht daran sich vor dem Gespräch zu drücken, allerdings verstand seine Klassenkameradin diese Geste völlig falsch. Geschwind packte sie Manjoume am Ohr, kniff mit Kraft zu, so dass ihm ein gequälter Laut entglitt und zog ihn mit sich aus der Tür. Juudai blickte die beiden verwirrt an. Er warf Johan einen fragenden Blick zu, kam aber nicht mehr dazu nach dem Grund dieses Aufruhrs zu fragen, denn der Norweger hatte sich von seinem Platz erhoben und folgte Elaine nach draußen.
 

Johan konnte noch Juns Wehklagen hören, als Elaine ihn brutal den Korridor entlang zerrte.

„Stell dich nicht so an, du bist ein Mann!“, keifte sie und kniff ihm noch einmal unsanft ins Ohr.

„Elaine!?“, Johan wollte sich nur noch einmal vergewissern, ob er die restlichen Details des Plans auch wirklich richtig verstanden hatte. Das junge Mädchen wandte sich mit ihrer Geisel um, während Jun jammerte und vergeblich versuchte sich von ihrem Griff zu befreien, nickte sie Johan zu: „Zieh dich schon mal um. Du kriegst das hin, Johan, ich weiß das!“

Daraufhin wandte sich der Türkishaarige um und lief in die entgegengesetzte Richtung des Korridors.

Elaine blieb dagegen eisern und zog Manjoume hinter sich her, allerdings löste er sich mit einem groben Handgriff von ihr. Seine Augen funkelten nun mindestens genauso wütend wie Elaines Saphire, dennoch ließ er sich weiter in einen verlassenen Klassenraum treiben, aber nicht ohne sie gleich zur Rede zu stellen: „Würdest du mir Freundlicherweise erklären warum zur Hölle du mich brutal mit dir schleppst, ich kann dir auch so folgen!“

Es war ihm anzusehen, dass er sehr missgelaunt war. Der Schwarzhaarige behielt seine Klassenkameradin fest im Blick wobei er allerdings seine Arme verschränkt hatte.

„Was das soll!? Du fragst im Ernst warum ich es total kindisch finde wie du Juudai angehst!?“, meckerte sie wutentbrannt. So aufgebracht hatte Manjoume sie nur selten erlebt, wenn überhaupt. Ihre Haltung war überzeugend und machte ihm sogar ein wenig Angst. Ihre Augen waren noch immer fest auf seine gerichtet, was ihm sagte, dass Elaine eine zufriedenstellende Antwort wünschte. Er aber war weniger gewillt ihr diese zu geben, mit dieser Wut und ihrer groben Handlungen erreichte Engländerin eigentlich nichts weiter als Widerstand von seiner Seite.

Manjoume grinste, noch immer hatte er seine Arme vor der Brust verschränkt: „Genau, ich will wissen warum du dich so aufregst. Juudai tut’s nicht weh und du verhältst dich als würde ich ihn erschlagen wollen oder so was. Kann es sein, dass du ein persönliches Problem damit hast das Juudai die Julia spielt? Du hättest dich doch melden können!“

Er wandte sich nun von Elaine ab um wieder in die Garderobe und dann auf die Bühne zu gehen: „Entschuldigen Sie mich jetzt, Miss Coldwell, ich werde mich jetzt wieder zurückziehen.“

„Hohlpfosten!! Brain-dead!! Du verdammter Idiot! Du kapierst auch wirklich gar nichts, Manjoume Jun!“, schrie sie und packte den Jungen am Kragen. Manjoume wusste gar nicht wie ihm geschah als er sich fest an einer Wand gepresst wieder fand, seine Augen weiteten sich vor Überraschung da er etwas ungewöhnliches auf seinen Lippen fühlte.
 

Es brauchte ein paar Sekunden bis Manjoume seine Gedanken wieder geordnet hatte. Er versuchte die eben geschehenen Bewegungsabläufe noch einmal genau zu verfolgen. Zunächst hatte er sich den Hinterkopf leicht an der Wand hinter sich gestoßen. Dann legte sich etwas weiches auf seine Lippen das er zunächst noch nicht einordnen konnte. Elaine hatte ihre Lippen sanft auf seine gepresst. Sie fühlten sich bestimmt an, so als ob sie ihm mit diesem Kuss sagen wollte was sie wirklich für ihn empfand.

Langsam schloss Manjoume seine Augen um das warme Gefühl besser spüren zu können, sowie den süßen Geschmack ihrer Lippen in sich aufzunehmen. Ebenso behutsam legte er seine Arme um Elaines Taille und drängte sie vorsichtig an seinen Körper. Es war sie selbst die den Kuss wieder löste und ihm in die dunklen Augen sah. Ihr Gesicht war errötet, gleichzeitig zeigten ihre Augen immer noch wie verärgert sie eigentlich war. Manjoume aber hatte diese deutliche Aktion ein Lächeln auf die Lippen gezaubert. Man hatte ihn wohl selten mit einem solch warmherzigen Gesichtsausdruck gesehen wie in eben jenem Moment.

„Elaine?“, fragte er leise.

„Ach halt den Mund du Dummkopf!“, sie schimpfte noch immer mit ihm obwohl ihre momentane Entrüstung wohl eher auf sich selbst zurückzuführen war, „Ich werde dich nicht wieder auf die Bühne gehen lassen. Tut mir echt leid für dich, Herr Brain-dead!“

„Elaine, was soll das!?“, fragte er mit erzürnter Stimme, doch seine Mimik sagte etwas ganz anderes, er sah eher ruhig aus als ob er es ihr erklären wollte, „Das ganze Stück wird zerstört, weißt du wie Ayukawa Sensei wüten wird, wenn ich nicht mehr auftrete? Und was ist mit Juudai!?“

Elaine zeigte ein hinterhältiges Grinsen: „Keine Sorge. Für Ersatz ist gesorgt worden, Manjoume!“

„Wie bitte!?“, er war sichtlich verwirrt.

„Weißt du ich habe das Gefühl, dass Johan auch nicht so richtig einverstanden war dass Juudai die Julia spielt, wenn du den Romeo darstellen sollst. Deshalb wird Johan ab jetzt deine Rolle übernehmen!“, entgegnete sie als ob es das Natürlichste war, dass man hätte unternehmen können.

„Ihr beiden seid ganz schön ausgefuchst! Glaubst du denn ich bin in Juudai verliebt? Also noch bin ich nicht geschlechtsverirrt, da sei dir mal ganz sicher!“, nörgelte Manjoume mürrisch und verschränkte seine Arme.

Elaine ergriff darauf sofort wieder das Wort und sie klang wenig freundlich: „Ach... du meinst also Johan ist verwirrt weil er sich in Juudai verliebt hat? Na du bist mir ein Freund!“

„So war das nicht gemeint, aber ich steh’ nun mal nicht auf Jungs!“, verteidigte er sich sofort wieder, „Außerdem würde ich jetzt mal gern eine Frage an dich stellen, Elaine! Jetzt vergiss mal das ganze Bühnenstück, Juudai und Johan! Was ist mir dir!?“

„Was soll schon mit mir sein?“, belferte sie zurück und hatte nun ebenfalls ihre Arme vor der Brust verschränkt.

„Was hatte der Kuss zu bedeuten?“

Elaine wurde ruhiger, ebenso wie Manjoume es nun war. Sein Ton war während der Frage abgeflaut und kam ihr schon fast ein wenig schüchtern vor. Ihre Wangen glühten vor Scham, einen Augenblick hatte sie sich nicht mehr retten können und ihn einfach geküsst.

„Wieso fragst du?“, sie wandte lieber eine Gegenfrage ein als ihm sofort und wahrheitsgemäß zu antworten. Manjoume verstand diesen Trick selbstverständlich, aber anstatt eine erneute Diskussion zu riskieren gab er ihr eine schnelle Antwort und erklärte:

„Weil ich etwas für dich gefühlt habe während des Kusses.“

Elaines Abwehrhaltung verlor sich schnell, ihre Wangen waren noch immer errötet, allerdings sprach sie nun mit leiser Stimme: „Ich wollte dir zeigen, dass ich dich liebe. Außerdem bin ich schrecklich eifersüchtig wenn du Juudai küssen willst und nicht mich!“
 

Johan war fertig umgezogen. Nun steckte er in der Rolle des Romeo und betrachtete sich noch kurz im Spiegel. Das Äußere war perfekt. Er hatte ein ähnliches Kostüm gefunden, außerdem verdeckte eine schwarze Perücke seine türkisfarbenen Haare und die wenigen Zentimeter die er Manjoume an Größe übertraf würden Juudai sicher auch nicht weiter auffallen. Ihm war allerdings klar, dass er sich durch seine Augen und seine im Vergleich zu Manjoumes hellen Jungenstimme verraten würde.

Die Maske die er nun tragen musste verdeckte nur die Hälfte seines Gesichtes. Johan wusste nicht genau ob Juudais Nervosität so groß war, dass er nicht mehr so genau auf seinen Gegenüber achtete. Der Norweger befürchtete allerdings, dass Juudai sich gerade durch die innere Unruhe auf ihn konzentrieren würde. Aber das würde er dann sehen.

Langsam betrat Johan die Bühne und stand nun im Rampenlicht.
 

Juudai, als Julia verkleidet, stand schon mit anderen Darstellern auf der Bühne und tanze einen alten Tanz aus früheren Zeiten. Johan wusste genau, was er nun zutun hatte, Augenkontakt mit Juudai bekommen, was auch nicht sehr lange dauerte, denn Juudais Augen suchten verzweifelt nach seinem Romeo.

Juudai, der in einem Kreis aus anderen Schauspielern gefangen war, schlich sich langsam in den Hintergrund. Er hatte dem, Julia noch unbekannten Romeo, in Augenschein genommen, allerdings war ihm dabei aufgefallen, dass etwas mit dem anderen nicht stimmte. Es waren kleine Dinge, die Juudai verwirrten. Einen kurzen Moment lang hatte er das Gefühl gehabt, dass sich nicht mehr Manjoume unter der Maske befand. Der verkleidete Japaner schüttelte schnell den Kopf. Er bildete es sich sicher nur ein, weil er nervös war und keine Ruhe fand.
 

Als nächstes hieß es, sich so unauffällig von der Menge zu entfernen wie es nur ging, Johan lockte Juudai in eine Ecke, der Scheinwerfer folgte ihnen und die tanzende Gruppe Nebendarsteller zog wieder hinter die Bühne. Juudai befand sich neben einer Säule. Johan stand auf der anderen Seite und ergriff zärtlich die Hand seines Freundes. Mit leisem Ton begann der Norweger nun Romeos Text zu sprechen:

If I profane with my unworthiest hand this holy shrine, the gentle fine is this: my lips, two blushing pilgrims, ready stand to smooth that rough touch with a tender kiss.*1

Juudai erschrak. Es war ganz sicher nicht Manjoume, der ihm die Worte leise zuflüsterte. Die Stimme die leise zu ihm sprach, so dass auch das Publikum leichte Probleme bekam ihn zu verstehen, gehörte nicht zu Manjoume. Sie klang heller, feiner als die des immer mürrischen Jungen. Es dauerte auch nicht lange, bis Juudai erkannte, dass es sich eigentlich um Johan handelte. Als Julia wandte sich der Kleine um und blickte seinem Romeo in die smaragdgrünen Augen. Ein merkwürdiges Gefühl durchfuhr den Jungen als er Johans liebevolle Miene bemerkte, Juudai wusste, dass er Julias Gesichtsausdruck wohl noch nie so überzeugend hinbekommen hatte: „Johan!?“

“Sei still... sag deinen Text, ich werde dein Romeo sein!“, flüsterte er seinem Freund zu, so dass es niemand anderer hören konnte. Juudai nickte nur stumm und fuhr dann als Julia fort:
 

Good pilgrim, you do wrong your hand too much, which mannerly devotion shows in this; tor saints have hands that pilgrims' hands do touch, and palm to palm is holy palmers' kiss.*2

Johans bedächtige Stimme drang nun an seiner geliebten Julia Ohr, er klang sinnlich, bereit seinen Gegenüber in Sünde zu stürzen: „Have not saints lips, and holy palmers too?

Ay, pilgrim, lips that they must use in prayer”, entgegnete Juudai sofort mit einer Engels Miene und musste sich beherrschen keinen erschrockenen Laut auszustoßen als Johan ihn mit einer Ruckartigen Bewegung zu sich zog und ihn ergeben anflehte:

O, then, dear saint, let lips do what hands do; they pray, grant thou, lest faith turn to despair!

Saints do not move, though grant for prayers' sake”, Julia musste ihn enttäuschen, für sie gab es kein Pardon, wenn sie ihm wie eine Heilige erschien, so sollte sie sich auch gebührend verhalten und ihre Keuschheit beweisen.

Then move not, while my prayer's effect I take”, Johan zog Juudai an sich. Einen Augenblick kreuzten sich ihre Blicke und der Norweger ließ seine Smaragde auf den unschuldigen braunen Augen ruhen. Zärtlich streichelte er mit seinen Daumen über Juudais Wange und näherte sich den verführerischen roten Lippen. Langsam berührten sie sich. Juudai, zunächst noch überrascht, weitete seine Augen. Johan war allerdings zu leidenschaftlich für ihn. Als ob ein Feuer den Norweger ergriffen hätte, verschaffte er sich Einlass in die Mundhöhle des Kleineren und erforschte sie sanft aber neugierig. Inzwischen, hatte Juudai sich an das leichte, beflügelnde Gefühl gewöhnt und gab ihm nach, bis sich sein Freund, nun selbst errötet, von ihm löste und auch weiterhin in seiner Rolle blieb: „Thus from my lips, by yours, my sin is purged!*3
 

Das Publikum war seltsam still. Johan konnte sich nicht genau erklären ob es Faszination war oder ob sie ein wenig schockiert von dieser Leidenschaft waren. Juudai schien ebenfalls noch ein wenig benommen durch die Berührung ihrer Lippen zu sein und fuhr beinahe atemlos fort:

Then have my lips the sin that they have took.

Johan lächelte liebevoll, der Anblick des verwirrten Juudai in der Rolle der Julia war unwiderstehlich und doch sollte ihm der nächste Kuss laut Stück genauso gehören wie der erste: „Sin from thy lips? O trespass sweetly urged! Give me my sin again!

Von Neuem eroberte Johan die Lippen des kleineren im Sturme und verwirrte Juudai umso mehr. Er hatte sich die ganze Zeit gewünscht Johan zu fragen, warum er nun plötzlich Romeo war und nicht mehr Manjoume. Er konnte sich den Grund eigentlich schon denken, aber um ganz sicher zu gehen, wollte er es dennoch wagen die Angelegenheit zu hinterfragen. Dieser Zeitpunkt kam ihm allerdings erst wieder in einer Umbaupause.
 

Johan nahm Juudai an die Hand und zog ihn mit hinter die Bühne, wo auch schon Ayukawa Sensei mit verschränkten Armen stand. Johan grinste frech drein, als seine Augen schließlich auch noch auf Elaine und Jun fielen.

„Also, ich würde mal sagen, jetzt gibt’s Ärger Elaine!“, scherzte Johan, setzte sich auf einen Stuhl und zog den noch immer erröteten Juudai auf seinen Schoß.

„Das ist nicht mehr nötig, Johan“, wandte Manjoume ein, „Lain und ich haben die ganze Situation schon erklärt, wenn wir das nicht getan hätten, dann wäre sie wohl auf die Bühne gesprungen!“

Ayukawa hielt sich die Hand an die Stirn: „Kinder... hättet ihr das nicht anders klären können? Ihr habt ganz schön viel Lärm gemacht...“

„Da haben Sie Recht, Sensei! Viel Lärm um Nichts!“, kicherte Elaine und gab Jun einen Kuss auf die Wange.

Johan lächelte Juudai seicht an und drehte den Kopf des Jungen leicht zu sich, um ihn besser ansehen zu können. Juudai errötete von Neuem heftig, er wusste genau was Johan nun von ihm wollte.

„Und? Was sagst du dazu?“, fragte der Norweger leise.

„Uhm ich...“, der Kleinere stotterte etwas, „Ich weiß nicht genau... lass mir noch ein bisschen Zeit mich daran zu gewöhnen, Johan!“

Der Türkishaarige nickte mit einem warmherzigen Lächeln: „Soviel Zeit du brauchst, Juudai!“
 

~Ende des 5. Kapitels~

PS: Es gibt noch einen Epilog
 

____________________________________________________
 

Fußnoten:

1: Wenn meine unwürdige Hand diesen heiligen Leib entweiht hat, so lass dir diese Busse gefallen: Meine Lippen, zwei errötende Pilgrime, stehen bereit den Frevel, mit einem zärtlichen Kuss abzubüssen.
 

2: Ihr tut eurer Hand unrecht, mein lieber Pilgrim; sie hat nichts getan, als was die bescheidenste Andacht zu tun pflegt; Heilige haben Hände, die von den Händen der Wallfahrenden berührt werden, und Hand auf Hand ist eines Pilgrims Kuss.
 

3: O so rühre du dich auch nicht, indem ich mich der Wirkung meines Gebets versichre (er küsst Julia) Die Sünde meiner Lippen ist durch die deinige getilgt.

Epilog

Epilog
 

Das Theaterstück lag nun schon ein paar Wochen zurück und war ein voller Erfolg geworden. Die Darsteller waren natürlich überrascht von diesem Ergebnis und immer wieder antwortete Juudai teilweise verlegen, teilweise aufgeweckt wie immer, auf die Fragen die ihm gestellt wurden.
 

Nun war aber der Alltag wieder in der Schule eingekehrt. Die vier Freunde Elaine, Jun, Johan und Juudai hatten sich für dieses Wochenende für ein Picknick verabredet und sie hatten sogar Glück mit dem Wetter, denn die Sonne schien und der Himmel war blau. Nur wenige Wolken verschleierten ihn ein wenig.

Juudai hatte es an diesem Morgen besonders eilig, allerdings nicht nur, weil er verabredet war. Wie immer hatte Juudai ein paar Stunden verschlafen aber wollte dennoch nicht zu spät kommen. Er war immer der letzte der sich irgendwo blicken ließ. Durch den Gedanken aber endlich einen Sonntag zum Ausruhen zu haben, ließ ihn die Zeit vergessen und er drehte sich noch einmal in seinem Bett um, um weiter zu dösen.

Hektisch stand er auf und ging ins Bad. Seine Mutter stand schon unten in der Küche und bereitete das Frühstück vor. Nur kurz steckte Juudai seinen Kopf durch die Türe um seine Mutter zu begrüßen:

„Warum hast du mich nicht geweckt, Okaasan? Jetzt muss ich mich ganz schön beeilen! Deck nicht für mich ist muss los, zu Johan, Elaine und Manjoume!“

„Du bist so früh schon verabredet?“, wollte seine Mutter perplex wissen und fuhr fort, „Wenn das so ist werde ich deinen Rucksack vorbereiten, vielleicht kommst du dann doch nicht zu spät?“

„Okaasan, du bist echt die Beste!“, entgegnete Juudai nun ganz vergnügt und tänzelte ins Badezimmer um sich startklar zu machen.
 

Elaine hingegen war schon früh von zu Hause aufgebrochen und hatte sich mit einer großen Picknicktasche auf der Schulter auf den Weg zu ihrem Freund gemacht. Von ihrem Wohnblock aus dauerte es gar nicht mal so lange zum Viertel, in dem Manjoume Jun lebte, zu gelangen. Sie hatte beschlossen ihn abzuholen, denn sonst hätte er sicher doch noch verschlafen und sie würden erst nach Juudai am See ankommen.

Das schwarzhaarige Mädchen nahm den Aufzug nach oben und wurde von Manjoumes älteren Brüdern hineingelassen. Chousaku und Shouji waren bereits erfolgreiche Geschäftsleute die in der Manjoume Group tätig waren. Elaine aber war die Tochter eines konkurrierenden Firmenchefs und so war eine Allianz zwischen den Kindern fast aussichtslos. Elaine begrüßte die beiden jungen Männer höflich mit einer kleinen Verbeugung und betrat die relativ große Blockwohnung.

„Ah, Miss Coldwell“, begrüßte zunächst Chousaku das Mädchen und verbeugte sich ebenfalls. Das Mädchen sah den Älteren mit verärgertem Blick an, sie mochte es nicht gern, wenn man sie Miss Coldwell nannte, jedenfalls nicht mit einem mutwilligen amerikanischen Akzent, den der Japaner ohnehin nicht richtig nachstellen konnte. Shouji hingegen legte ein freundlicheres Wesen an den Tag und forschte weiter: „Willst du zu Jun?“

„Ja“, antwortete sie ohne zu zögern, „Ist er schon auf oder muss ich ihn persönlich aus dem Bett jagen?“

„Nein, keine Sorge Elaine-chan, der hat sich heute mal den Wecker gestellt und ist pünktlich aus den Federn gekrochen“, antwortete Shouji und wandte sich um, „Jun! Du hast Besuch! Jetzt beeil dich endlich, was machst du so lange im Badezimmer, willst du der kleinen Elaine etwa imponieren!?“

Sofort kam Jun aus dem Badezimmer gesprungen, wie immer in ein schwarzes T-Shirt gekleidet und darüber trug er einen schwarzen Mantel aus feinem Stoff. Er lächelte heiter als er auf Elaine zutrat, so dass selbst seine älteren Brüder erstaunt aussahen.

„Guten Morgen Elaine!“, begrüßte er sie mit einem Kuss auf die Wange.

„Gut – guten Morgen Jun“, antwortete sie wobei sie leicht errötete, „Wir sind ziemlich spät dran, weißt du das?“

„Ja ich weiß. Ich dachte ich würde es noch schaffen wenn ich früher aufstehe, aber dann hab ich doch länger gebraucht als ich angenommen habe“, erklärter er und kratzte sich etwas verlegen am Hinterkopf, „Wie auch immer... am besten wir machen uns auf den Weg.“

Elaine nickte, nahm Juns Hand und schob sich an Chousaku, dem ältesten vorbei, sie trug die Nase höher als sonst und warf ihr schwarzes Haar nach hinten: „Komm Jun. Im Gegensatz zu Shouji-san und dir, hat dein werter Oniisama aber kein Benehmen.“

Jun grinste breit, sagte aber nichts weiter und verließ zusammen mit Elaine die Wohnung.
 

Die Temperatur war bereits angestiegen und das Wetter so trocken und schön geblieben wie der Tag schon begonnen hatte. Johan war schon früh aufgestanden und hatte schon einen Platz im Park gefunden, im Schatten einiger Bäume. Johan hatte eine große Decke ausgebreitet und seinen Korb darauf gestellt und legte nun ein paar Sachen zurecht, er war heiter und gut gelaunt da er Juudai nun endlich einmal außerhalb der Schule sah. Es war lange her seit sie das letzte Mal etwas gemeinsam unternommen hatten.

Von weitem hörte er eine ihm vertraute und vor allem hoch geschätzte Stimme rufen: „Johan!“

Der türkishaarige Junge sah auf und erhob sich sofort, als er Juudai sah, der schnell auf ihn zugelaufen kam. Stürmisch wurde Johan von seinem Liebsten umarmt, so dass Johan umgerissen wurde und nach hinten weg, ins Gras fiel. Der Brünette lachte heiter und schmiegte sich an seinen Freund: „Tut mir leid, dass ich so spät bin Johan. Ich habe ein bisschen verschlafen.“

„Das macht doch nichts“, antwortete Johan und nahm Juudai fest in den Arm, er seufzte leise worauf Juudai ihn fragend ansah. Johan lachte darauf leise, denn der Blick seines Freundes sprach Bände: „Juudai, ich bin einfach froh das du gekommen bist. Weil... Juudai, hast du eigentlich drüber nachgedacht?“

„Worüber?“, wollte der Andere wissen und errötete heftig, da er wohl wusste, was Johan damit meinte, „I - Ich weiß gar nicht worauf du hinaus willst...“

Johan wollte protestieren, seinen Freund ein wenig necken, da er genau wusste, das Juudai seiner Frage nur ausweichen wollte. Dabei wünschte sich Johan nichts weiter als die selben drei Worte zu hören, die auch er vor kurzem ausgesprochen hatte. Er wollte wissen ob Juudai seine Liebe wirklich erwiderte. Doch er kam nicht mehr dazu seinen Freund dazu zu bringen ein Geständnis vor ihm abzulegen, denn Elaine und Jun kamen auch dazu.
 

Die junge Halbengländerin kniff Jun grob in die Hüfte, als sie Juudai und Johan schon im Schatten des Baumes sah. Elaine sah ihren Freund mit stechendem Blick an, wieder war sie nicht zufrieden mit ihm und das zeigte sie ihm jedes Mal indem sie ihn ein wenig triezte.

„Siehst du!? Wegen dir sind wir sogar später dran als Juudai!“, schimpfte Elaine und kniff Jun unsanft ins Ohr und gebot ihm sich mit ihr auf die Decke nieder zu lassen, „Ist ja peinlich das eine Lady aus gutem Hause auch noch zu spät kommt.“

Johan lachte leise, er kannte ihre Reden über ihre Herkunft bereits. Sie prangerte ihre Herkunft nur dann an, wenn ihr etwas nicht passte oder wenn sie ihre Scherze trieb. Jetzt war wieder einer dieser Momente gekommen. Jun lächelte, legte seinen Arm um ihre Taille und zog sie an sich: „Du bist wirklich gemein zu mir Lain. Vorhin bei Chousaku und Shouji warst du noch sie lieblich und bist mir zur Seite gestanden. Jetzt bist du wieder kalt und gemein!“

„Ach, hör auf zu reden, Brain-dead!“, stichelte sie und zog leicht an seinem Ohr, „Du bist ein Idiot!“

Juudai musste lachen und nahm sich eines der Reisbällchen, die seine Mutter ihm mitgegeben hatte. Wenn er Jun und Elaine so zusammen sah, bezweifelte er manchmal, auch in der Schule dass sie wirklich ein Paar waren.

„Was ist denn so lustig, Juudai?“, fragte Elaine mit geröteten Wangen und nahm sich ebenfalls ein Reisbällchen.

Juudai warf einen versteckten Blick zu Johan, der ebenfalls leicht belustigt aussah und antwortete dann: „Ich kann nicht glauben, dass ihr wirklich ein Paar seid, das ist alles.“

„Wie!?“, sowohl Elaine und Jun als auch Johan sahen den brünetten Jungen überrascht an, dieser erwiderte die Blicke verlegen und erklärte: „Nun... wenn ich euch sehe, dann bemerke ich keinerlei Scham. Ihr wirkt ganz normal, keiner von euch ist schüchtern gegenüber dem anderen, ihr stichelt einander und streichelt. Selten geht ihr wirklich liebevoll zueinander...“

Juudai unterbrach sich selbst, da er merkte, was er eigentlich die ganze Zeit von sich gab. Ein weiterer Blick in Johans smaragdfarbene Augen, ließ ihn heftig erröten und auf den Boden starren.

„Juudai...“, sagte Jun genervt, „Das ist doch von Mensch zu Mensch verschieden. Kennst du nicht das Sprichwort ‚Was sich liebt das neckt sich’?“

„Ich necke Jun eben gern, denn er lässt sich so schön ärgern!“, fügte Elaine hinzu und gab ihrem Freund einen zärtlichen Kuss auf die Lippen worauf Juudai erstrecht den Blick woanders hinwandern ließ.

„Doch schon aber...“, er unterbrach sich wieder und ergriff Johans warme Hand, er sah ihn allerdings nicht direkt an, „Ich weiß nicht warum, aber ich werde nervös, wenn Johan mir solche warmen Blicke schenkt.“

„Juudai ist schon...“, begann Johan, eigentlich wollte er verhindern, das Juudai sich weiter zwang zu sprechen, aber der Brünette schüttelte den Kopf und unterbrach Johan: „Nein, lass es mich dir sagen Johan.“

Der Norweger schüttelte grinsend den Kopf, zog Juudai am Handgelenk zu sich und berührte seine zarten roten Lippen, mit den eigenen. Der kleinere Junge ließ sich gern von Johan erobern, auch wenn es vor Elaine und Manjoume war. Langsam nur konnte er sich von seinem norwegischen Freund trennen. Er hatte ein warmes Lächeln auf den Lippen, gerötete Wangen nach diesem liebevollen Kuss: „Johan ich liebe dich auch!“

Johan lächelte glücklich, zog Juudai auf seinen Schoß und schien ihn nie wieder loslassen zu wollen. Elaine und Jun beobachteten die Szene ebenfalls heiter. Während des Theaterstücks, hatten sich zwei Paare gefunden und würden noch lange glücklich miteinander sein, wenn nicht sogar für immer.
 

~Viel Lärm um Nichts - Ende~
 

Autorenanmerkung: und zwar die erste und letzte, denn das hier war eigentlich ein Oneshot. Wie auch immer, erst mal will ich mich dafür entschuldigen dass der OS nicht so detailliert geraten ist wie eine richtige FF. Dazu fehlte mir leider die Zeit und auch die Länge des OS bzw. der FF wäre drastisch ausgedehnt worden. Deshalb ist auch die Schilderung der Paare Johan x Juudai und Elaine x Jun ein wenig zu knapp und zu überstürzt. Es ist nun mal keine FF aber hätte ich sie in einem Stück hochgeladen wäre auch wieder Gemecker gekommen, von wegen sie sei zu lang.

Der Epilog dient eigentlich auch nur dazu um die Paare noch einmal zu zeigen, denn wie ich schon gesagt habe das ganze klingt ein bisschen überstürzt. Wenn ich es weggelassen hätte, dann wäre das ding zum wegschmeißen gewesen *g*

Ich möchte mich aber an dieser Stelle für die vielen Kommentare bedanken. Für meine Verhältnisse sind das viele Kommentare und ich habe ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, wegen des Jun x Elaine Paares. CC x OC sind nun mal Stories mit nicht wirklich großem Interesse was ich auch verstehen kann.

Noch mals vielen, vielen Dank ^.^

Eure Ruky



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Von:  Hypsilon
2009-04-19T16:49:25+00:00 19.04.2009 18:49
syßer epilog^^
meine komplimente
jun kann ich mir zwar sicherlich nie liebevoll vorstellen aber ja
ist trotzdem total süß geworden die FF
kannste stolz sein
Von:  Hypsilon
2009-04-19T16:33:02+00:00 19.04.2009 18:33
"Die Darsteller waren schon in ihren Kostümen und Ayukawa legte Juudai den letzten Lidstrich auf" zu geil
ich lach mich schlapp^^
wuuuhuuu sehr süßer kuss zwischen johan und juudai^^
der zwischen elaine und jun war auch sweet
oh er braucht noch zeit wie knuffig^^
Von:  Hypsilon
2009-04-19T15:26:14+00:00 19.04.2009 17:26
zu geil, jun in tights haha göttlich >.<
hihi kleidchen für juudai ich liebe sowas^^
göttlich wie die gedanken der hauptcharas ihren lauf nehmen echt supi
jawohl, wie die zweifen aufkommen, genial genial^^
hehe, bald herausfinden ob der plan aufgeht, na da bin ich gespannt wie ein gummiringerl =P
Von:  Hypsilon
2009-04-19T14:43:55+00:00 19.04.2009 16:43
hihi, nicht schlecht
es wird wahrscheinlich verletzte und leichen geben hihi
jaja, ernste Story mit witz, sowas findet man nicht oft
echt mal kompliment, dein stil passt sehr gut zu der idee
hach ich steh auf romeo und julia
(hab mit den alten yugioh charas auch mal eine Romeo und julia sache geschrieben gg)
aber ja, mal weiterlesen und gespannt, sein wer sterben muss haha^^
Von:  Hypsilon
2009-04-19T14:13:02+00:00 19.04.2009 16:13
njo nett nett
na scherz, ich finds eh toll hehe
find ich gut, wie sie drauf gekommen sind
dass da was im busch sein könnte
auch wenn sie meiner meinung, etwas länger hätten
brauchen können, drauf zu kommen, bzw. eine idee zu haben, was sein könnte^^
sie hätten mehr rumrätseln können aber naja, ich finds trotzdem gut^^
Von:  Hypsilon
2009-04-19T13:34:44+00:00 19.04.2009 15:34
hihi wie geil^^
bin zufällig hierrauf gestoßen und hab dann auch ne empfehlung bekommen und find schonmal deinen stil ganz toll^^
die idee find ich auch schon mal genial und ich bin
gespannt, was hier noch abgeht
muha, kussszene gg
allerdings finde ich, dass shou als tybald und daichi als mercucio iwie nicht so ganz passend sind^^
das sollte eher anders rum sein, weil doch der tybald so schlägerkerl is (wenn ich mich recht erinnere)
und der mercucio eher so n aufgeweckter scheißer hihi
aber naja, ich denke das wichtigste sind eh romeo und julia hehe
Von:  CarpathianWolf
2008-03-10T19:13:09+00:00 10.03.2008 20:13
kyaaa~
XD
ich fands toll, als lain jun verteidigt hat hehe
die würde den beiden brüdern so oder so die stirn bieten x3
egal um was es geht *g*

ich fands auhc besser das du nochn epi geschrieben hast ^^
Juudai und verschlafen xD täte er das nicht wäre es OOC glaub ich XDD
nya jedenfalls hab ich ich gefreut das dus geschrieben hast ;A;
für mich ♥
lieb dich mein mättchen! *kissu*
Von:  CarpathianWolf
2008-03-09T12:23:35+00:00 09.03.2008 13:23
X3~
ich weiß gar nicht was du gegen das letzte kapitel hast X3 ich find das toll
*kya* XD~

vorallem gut gefallenhat mir die gefühlslage von johan und juudai die beschriebung davon

was mir nur gefehlt hat war bei elaine und jun ein bisschen was aber naja ich kanns ja verstehen ^^

ich freu mich schon auf den epi x3
Von: abgemeldet
2008-03-08T20:34:39+00:00 08.03.2008 21:34
so süß ♥
johan ist endlich romeo :)
mal sehen, was unsere julia dazu noch sagt ^^

_Mila_
Von:  CarpathianWolf
2008-03-08T14:43:02+00:00 08.03.2008 15:43
Q____Q
*Jun tot hau*

Johan war aber gut, rennt hin und reißt Juudai aus Juns Armen yeah~

weißte was mir nur gefehlt hat?
Elaine is sauer schon klar, ich weiß natürlich nicht ob sie es sich nun wirklich schon iengestandne hat das sie Jun liebt oder bzw ob du das so schreibst als hätte sie es schon getan, auf jedenfall
wenn sie sich darüber schon bewusst ist, fehlt mir ein wenig ihre ehm-...*wort such* ihre feinfühligkeit, dass es sie selbst ja auhc trifft und ein wenig verletzt, sollte Jun wirklich Juudai lieben.

wie gesag tich weiß es ja nich genau xD" so viel dazu

ich freu mich schon drauf morgen das neue kapi zu lesen ;A;



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