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Viel Lärm um ... Nichts?

Eifersüchteleien nach einem Shakespeare Stück
von

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Die Proben

4. Kapitel

Die Proben
 

Johan und Elaine betraten gemeinsam die Versammlungshalle, in der die besonderen Ereignisse der Schule stattfanden. Sie kamen ein paar Minuten später auf die Bühne wo sie auch schon von einer Truppe merkwürdig gekleideter Klassenkameraden begrüßt wurden. Manjoume, der die Rolle von Romeo übernommen hatte, trug enge Tights und einen altertümlichen Wams der Ähnlichkeit mit dem Stil der Renaissance hatte. Ein falsches Schwert steckte in der braunen Lederscheide, die an seinem Gürtel befestigt war. Die anderen Darsteller des Theaterstücks trugen ähnliche Kleidung, doch Romeo war noch immer derjenige, der am edelsten aussah.

Johan blickte sich suchend und forschend um wobei Manjoume ihm freche Blicke zuwarf:

„Was ist denn los, Johan? Suchst du was?“

„Wo ist Juudai?“, der Norweger stellte ihm eine Gegenfrage.

„Der... der kommt heute nicht mehr aus der Umkleidekabine, glaub mir!“, Manjoume konnte sich das Lachen nicht verkneifen, er war so amüsiert, dass er sich nicht mehr beruhigen konnte, „Geh... einfach gucken und überzeug dich selbst von dieser Dummheit!“

Johan verstand nicht ganz was dieses Gelächter und Gekicher zu bedeuten hatte, aber auch Momoe und Junko hielten sich die Hände vor den Mund um nicht in Manjoumes Lachkrampf einzustimmen. Verwirrt über dieses Verhalten verließ er die Bühne und ging in die Hinterzimmer, er spürte einen leichten Ärger in seiner Magengegend, denn egal was nun so lustig war, es ging gegen Juudai und sie lachten über ihn. Für ihn hieß es seinen Freund nun dazu zu bringen sich auf die Bühne zu wagen. Er war doch sonst nicht so schüchtern.
 

Auf halben Wege hörte er Elaines aufbrausende Stimme, die Manjoume mal wieder zurechtwies. Johan schmunzelte in sich hinein, dies war wieder einer der Momente in denen sie sich dazu hinreißen ließ auf das Sticheln von Manjoume einzugehen. Seicht lächelnd schüttelte Johan seinen Kopf und öffnete die Tür hinter der sich Juudai befinden musste...

...

Das Lachen konnte auch er sich nur schwer verkneifen. Allerdings nicht, weil der Anblick, der sich ihm nun bot lächerlich wirkte, der Grund dafür war schlicht und ergreifend weil es ungewohnt war, Juudai in einem solchen Aufzug zu sehen. Der sonst brünette Junge trug eine Perücke mit langem schwarzen Haar. Es hing ihm bis ins Kreuz und war sehr voluminös, seine Augen waren leicht geschminkt und er trug ein dunkles Kleid mit Spitzen. Es war wie in der Renaissance üblich nicht so figurbetont wie im barocken Kleidungsstil, doch er wirkte wirklich feminin damit. Auf eine im ersten Moment zwar lustige Art und Weise und doch ließ es Johans Herz vor Freude aufflattern.

„Verschwinde Johan!“

Juudai klang verärgert. Er hatte das Gefühl fehl am Platze zu sein. Er wurde gezwungen ein Kleid zu tragen und musste sich das Gelächter seiner Freunde gefallen lassen. Johan verstand den Ärger seines Freundes sehr gut, aber er wollte sich auf keinen Fall wegschicken lassen. Der Norweger lächelte freundlich und kam auf Juudai zu. Dieser wandte sich erneut ab.

„Ich hab gesagt du sollst mich allein lassen, ich mache da nicht mehr mit!“, verloren zupfte Juudai an seinem Kleid herum, er hatte rot angelaufene Wangen und am liebsten wäre er im Erdboden versunken. Wie konnte man ihm so was nur antun?

„Ich weiß dass du es vielleicht nicht gern hören magst, Juudai, aber ich finde das steht dir richtig!“, meinte Johan mit einem ehrlichen Lächeln und ergriff die Hand seines Freundes. Die dunkelbraunen Augen des kleineren blickten trotzig in die Smaragde des Norwegers:

“Das stimmt nicht! Ich sehe lächerlich aus! Jetzt fehlte nur noch, dass sie mir Taschentücher auf die Brust kleben!“

„Juudai! Hör mal...“, Johan bemerkte, dass es mehr nach einer Bitte klang, mittlerweile hatte sich Elaines Streich so in seinem Kopf festgesetzt, dass er sich den Moment des Auftritts schon regelrecht herbeisehnte, „Ich finde das Wichtigste ist, dass du deine Rolle gut spielst und außerdem habe ich das ernst gemeint! Es steht dir sogar recht gut, dafür, dass du ein Junge bist!“

Johan zwinkerte Juudai frech zu und entlockte ihm doch wieder ein heiteres Lächeln. Juudai wusste nicht warum, aber Johan konnte er nichts abschlagen und selbst wenn nun die ganze Klasse lachen würde, wäre es ihm egal gewesen. Schließlich war es sein bester Freund, der meinte, dass er die schöne Julia auf diese Weise gut rüberbrachte.
 

Juudai nahm Johans Hand in Freundschaft und folgte ihm wieder zurück auf die Bühne. Erneut mussten sich die Mädchen bemühen nicht zu lachen, obwohl sie nun zugeben mussten, dass Juudai bei näherem Hinsehen schon etwas Niedliches an sich hatte. Allerdings war es Manjoume, der wieder am lautesten lachte.

„Idiot! Hohlpfosten! Was fällt dir ein Juudai so runter zu spielen!!“, Elaine nahm kein Blatt vor den Mund und gab ihrem Freund sogar eine Kopfnuss nur damit er still schwieg, „Juudai hat sich nur in diese Kleider gezwungen damit wir das Stück aufführen können! Sei gefälligst nicht so respektlos!“

„Mann! Elaine, lass das gefälligst! Tut mir ja leid aber Juudai in Frauenkleidern zu sehen, ist sehr ungewohnt!“, entgegnete Manjoume mit frecher Miene. Noch immer konnte er sich das Lachen nicht so recht verkneifen.

Johan warf seinem Freund unsichere Blicke zu. Manjoume wirkte nicht gerade freundlich, er fand es zweifelhaft ob er sich wirklich so verhalten würde, wenn er verliebt war.

Und was sollte er von Juudais verdrießlichen Benehmen halten?

War er wirklich nur so bärbeißig gewesen, weil ihn alle anderen ausgelacht haben, oder war Manjoume sein eigentlicher Grund gewesen?

Diese und ähnliche Gedanken kreisten Johan nun im Kopf herum. Plötzlich tat sich vor ihm ein Loch auf: was war, wenn sich nun doch zwei gefunden hatten und Juudai wirklich etwas für den schwarzhaarigen Grobian übrig hatte?

Juudai schob sich an Johan vorbei, er trat seinem Romeo entgegen und schenkte ihm einen entschlossenen Blick so wie der Norweger ihn kannte, die braunen Augen des Japaners strahlten Kraft aus und seine Miene wirkte wie immer heiter:

„Egal wie laut du noch über mich lachst, Manjoume! Ich spiele Julia und wenn ich tausend Kleider anziehen muss!“
 

Ayukawa Sensei nickte zufrieden, als Juudai sich wieder als Julia präsentierte. Sie bat ihre Schüler nun die Plätze wieder einzunehmen, gab ein Zeichen sie sollten die Texte wieder aufsagen und gab zwischendurch Anweisungen wo ihre Textpassagen noch verbesserungswürdig waren. Immer wieder versuchten sie sich an neuen Szenen, wenn Ayukawa eine Andere als erledigt ansah. Die Nebendarsteller sowie Elaine und Johan, die keine Rollen übernommen hatten, verfolgten die Proben und das Einstudieren mit Begeisterung. Sie empfanden Manjoume und Juudai mit jedem neuen Versuch etwas besser. Sie schafften es hervorragend sich in die beiden Protagonisten hineinzuversetzen, Anfangs hatten einige ihre Zweifel daran ob Manjoume wirklich die geeignete Besetzung für Romeo war und auch Juudai, der sich bei jedem Beginn einer neuen Szene noch sträubte vernünftig zu spielen wurde immer mehr zur schönen Julia.
 

Die Stimmung fing sich allerdings drastisch an zu ändern, als Ayukawa Sensei mit einer neuen Szene zu proben beginnen wollte. Sowohl Johan als auch Elaine erfüllte diese Nachricht mit einem mulmigen Gefühl, denn es handelte sich um keine andere, als die berühmte Balkonszene, die ebenfalls eine Kussszene enthielt. Warum musste die Lehrerin ausgerechnet jetzt eine solche Szene wählen?

„Elaine...“, Johan bemühte sich leise zu sprechen und seine Lippen so wenig wie möglich zu bewegen, „Was sollen wir jetzt machen? Er wird ihn küssen!“

„Wird er nicht oder glaubst du, dass Juudai sich so einfach von einem Jungen küssen lässt?“, fauchte sie zurück und erhoffte sich damit, ihren skandinavischen Freund ruhig gestellt zu haben.

„Aber Ayukawa Sensei scheint mir in dieser Hinsicht als sei sie eine Perfektionistin! Du hast doch bis eben gesehen wie das ablief! Sie wird die beiden dazu bringen!“, meinte Johan noch immer flüsternd.

„Dummkopf! Dann tu was dagegen, im Ernstfall täusche ich auch einen Ohnmachtsanfall vor oder so was... jetzt verlier nicht die Nerven!“, ermahnte sie den Jungen.
 

Juudai wirkte durch das Getuschel etwas verunsichert. Mittlerweile kannte er den Inhalt dieser Szene. Er würde als Julia zum ersten mal in trauter Zweisamkeit ihren Romeo treffen und er würde sie auch küssen. Aber wollte Manjoume wirklich so weit gehen?

Juudai war plötzlich verwirrt. Er hatte sich noch gar keine Gedanken über einen möglichen Kuss gemacht, wenn er es recht überlegte machte er sich wenig Gedanken darüber ob dieser Kuss nun von einem Jungen kam oder nicht. Juudai machte sich viel mehr Sorgen, ob Manjoume ihm diesen Kuss wirklich geben wollte. Sicher würde er sich dagegen sträuben und sich etwas anderes einfallen lassen. Auf jeden Fall, da war sich der als Mädchen verkleidete Junge sicher, würde sein Romeo versuchen sich davor zu drücken.

Juudai dachte kurz nach.

Warum wollte er eigentlich Julia spielen?

Gab es einen speziellen Grund dafür?

Er hatte nachgegeben als Momoe und Manjoume ihn bearbeitet hatten. Hier ging es allerdings darum, dass er zum ersten Mal in seinem Leben einen Menschen küssen sollte, der im selben Alter war. Dabei stellte sein Partner aber keinen X-beliebigen Menschen dar, es handelte sich um einen Klassenkameraden, der kein anderer war als der immer grimmige Manjoume Jun.

„Juudai-kun, würdest du bitte anfangen?“, Ayukawa riss ihren Schüler wieder aus den Gedanken, er hatte weder die Anweisungen gehört noch auf Manjoumes Text geachtet, der nun schon seid einigen Sekunden beendet war. Der dunkelhaarige Schüler stand schon auf seinem Platz auf einem Baum aus Pappmasche und sah an einem recht hoch liegenden Balkon hinauf, der ebenfalls aus fester Pappe und ein paar Holzbalken bestand. Juudai ging mit noch kleinen Schritten auf die Kulissen zu und nahm seinen Platz ein.
 

Juudai, der sich noch immer nicht mit dem Gedanken anfreunden konnte, nun geküsst zu werden, beugte sich leicht über die Balustrade um Romeo in die beinahe völlig schwarzen Augen zu sehen. Der Kleine spürte wie Glut in seine Wangen stieg, er lief puterrot an etwas, das ihn über alle Maßen verwirrte. Manjoume schien dieses ganze Theaterstück kalt zu lassen. Auf jeden Fall blickte der dunkelhaarige Junge mit nüchterner und dennoch sehnsüchtiger Miene zu Julia hinauf.

Zögerlich begann Juudai zu sprechen: „And therefore thou mayst think my 'havior light:

But trust me, gentleman, I'll prove more true than those that have more cunning to be strange. I should have been more strange, I must confess, but that thou overheard'st, ere I was ware, my true love's passion: therefore pardon me, and not impute this yielding to light love, which the dark night hath so discovered.*1

Nachdem er seine Zeilen zu ende gesprochen hatte, wurde ihm noch mulmiger zumute. Vor ihm stand immer noch Manjoume, der sich nun langsam wieder zu regen begann. Er schien nach seinen Worten zu ringen. Juudais Stimme hatte seicht geklungen, gerade so als ob er wirklich schüchtern und nervös war. Zum Glück des jungen Darstellers konnte der Romeo vor ihm keine Gedanken lesen, sonst wäre alles sicher in einer Katastrophe geendet.

Aber Juudai fragte sich ernsthaft, ob Julia sich in diesem Moment wohl genauso gefühlt hatte.

Juudai musste überrascht wirken, er wandte sich zu seinem Klassenkamerad um.

Lady, by yonder blessed moon I swear that tips with silver all these fruit-tree tops-…*2”, Manjoume sprach leidenschaftlich, die Hände nach Julia ausgestreckt und seine Stimme drang sanft und doch so stark an Juudais Ohr. Ein Liebesschwur wollte Romeo ihm nun zuflüstern, aber Julia sollte diesen vereiteln und so unterbrach Juudai seinen Freund:

O, swear not by the moon, the inconstant moon, that monthly changes in her circled orb, lest that thy love prove likewise variable.*3

What shall I swear by?”, wollte Manjoume nun wissen, worauf Juudai kurz seine Augen schloss. Er wirkte bedächtig. Für einen Moment lang hielten seine Freunde den Atem an und lauschten gespannt, ob er gleich weiter sprechen würde. Wenn sie wüssten wie übel ihm zumute war, hätten sie sich sein längeres Schweigen besser erklären könnten:

Do not swear at all; or, if thou wilt, swear by thy gracious self, which is the god of my idolatry, and I'll believe thee.*4
 

Juudai wurde zunehmend schwindelig. Er stand kurz vor der entscheidenden Szene. Es waren nur noch zwei oder drei Textpassagen, dann würde er Manjoume küssen müssen. Ein unbehagliches Gefühl machte sich in ihm breit, doch eisern machte er weiter als sein Romeo die nächsten Zeilen sprach: „If my heart's dear love...

Theatralisch warf Juudai sein langes schwarzes Haar zurück und presste seine Hand auf die Brust, mit einer Leidensmiene fuhr er Romeo erneut ins Wort: „Well, do not swear: although I joy in thee, I have no joy of this contract to-night: it is too rash, too unadvised, too sudden; too like the lightning, which doth cease to be ere one can say 'It lightens.' Sweet, good night! This bud of love, by summer's ripening breath, may prove a beauteous flower when next we meet. Good night, good night! As sweet repose and rest come to thy heart as that within my breast!*5

O, wilt thou leave me so unsatisfied?”, Manjoume, der sich seiner Julia zunehmend näherte, wirkte als sei er völlig von seiner Rolle eingenommen. Er brachte den verliebten Montague so überzeugend rüber, dass selbst die bühnengerechten Bewegungen authentisch aussahen und selbst Elaine wäre gern dazwischen gegangen, als sie den sehnsüchtigen Blick registrierte. Juudai fürchtete sich nun noch mehr, er war sich sicher, dass Manjoume ihn jeden Moment mit seinen Lippen überfallen würde. Das Herz schlug dem Jungen bis zum Halse. Seine Augen ließen ihn auch nichts mehr klar erkennen. All seine Gedanken waren auf dieses einen Moment gerichtet und ob er einen Kuss auch anständig hinbekam.

Mit zittriger Stimme und einem verschwommenen Bild vor Augen sprach Juudai seinen Text weiter: „What satisfaction canst thou have to-night?

The exchange of thy love's faithful vow for mine”, entgegnete Manjoume und hangelte sich an der Balkonbrüstung hinauf, während Juudai seine nächste Zeile sagen sollte. Doch zu diesen Moment kam es nicht mehr.
 

Nun war es endgültig zu spät. Juudais getrübter Blick ließ ihn nicht genau erkennen, wie sich sein Gegenüber bewegte, machte er nun einen Schritt auf Juudai zu? Würde Manjoume noch lange abwarten bis der andere Junge sich endlich dazu zwang den nächsten Teil zu spielen, oder würde der immer griesgrämige Manjoume seine Arme um Juudai legen und ihn leidenschaftlich wie Romeo seine Julia küsste, mit seinen sanften, warmen Lippen beglücken?

Waren Manjoumes Lippen überhaupt warm und samtig wie er es sich die ganze Zeit über eingebildet hatte, oder würden sie ihm kein angenehmes Gefühl bereiten?

Juudai erfuhr es nicht mehr, sein Blick verdunkelte sich und er sackte in Manjoumes Armen zusammen.

„Ju - Juudai!?“, kam es verwirrt von Manjoume, der sich sofort zur Lehrerin wandte, „Ich glaube es geht ihm nicht gut!“

„Hohlpfosten! Denk doch mal nach bevor du sprichst!“, schimpfte Elaine von unten hinauf. Manjoumes Miene verfinsterte sich, als das Mädchen ihn wieder einmal auf so üble Weise ansprach, was konnte er denn dafür, wenn der Kleine plötzlich umfiel?

Johan war zum Balkon gerannt und stand nun neben dem Schwarzhaarigen, der sich unter dem Gewicht seines Freundes niedergelassen hatte, kniete sich ebenfalls hin und riss ihm Juudai regelrecht aus den Armen.

„Aufwachen, Juudai! Es ist alles in Ordnung, mach dir keine Sorgen, wir können eine Pause machen. Ayukawa Sensei hat sicher nichts dagegen!“, meinte Johan mit leiser Stimme und fing sich dadurch verdächtige Blicke seines Freundes ein. Manjoume erhob sich, ließ die beiden Jungen allein und kehrte zum Rest der Theatergruppe zurück. Er konnte sich nicht genau erklären was da gerade passiert war, aber eigentlich ging ihn die ganze Sache auch nichts weiter an. Um Juudai brauchte man sich für gewöhnlich keine Sorgen zu machen, er kam schon klar. Elaine bereitete ihm viel mehr Aufregung.
 

Mit großen Schritten kam die Halbengländerin auf den Japaner zu und zog ihn grob am Ohr mit sich und schleifte ihn somit in die Cafeteria. Mit einem Ruck ließ Elaine ihren Klassenkameraden auf einer Sitzbank platznehmen, ihre saphirblauen Augen blitzten ihn wütend an und ihre Haltung zeigte ihm ebenfalls, dass sie verärgert war. Noch bevor Manjoume selbst das Wort ergreifen konnte, wurde er von Elaine angefahren:

„Manjoume Jun! Bist du eigentlich noch zu retten!? Wie kannst du Juudai so dermaßen erschrecken! Wie taktlos von dir!“

„Taktlos!? Woher sollte ich denn wissen, dass er so dermaßen klein ist und mir aus den Latschen kippt!?“, fauchte Manjoume wütend, „Es ist ein Theaterstück das nun mal Kussszenen beinhaltet. Das wusste Juudai von Anfang an!“

Elaine ließ sich nicht beirren, noch immer stand sie mit verschränkten Armen vor Manjoume. Sie war verärgert über seine Gleichgültigkeit Juudai gegenüber. Manjoume konnte schlecht wissen, dass sie es gar nicht gern sah, wenn er versuchte dem anderen Jungen seinen ersten Kuss zu rauben. Mit wütender Miene sah sie Manjoume in die schwarzen Augen:

„Du bist unmöglich, Manjoume Jun! Warte erst mal ab bevor du dich an Juudai ranschmeißt!“

Manjoume blickte geschockt in das Gesicht des Mädchens vor ihm. Er hatte mit allem gerechnet, nur nicht damit, dass sie so etwas direkt aussprach. Er kannte sie nun schon eine ganze Weile und er hatte auch ihre Eltern erlebt, die sich ihres blauen Blutes bewusst waren und auch Elaine gern zu einer Lady erzogen hätten, allerdings machte sie ihrem Status durch solche unverblümten aussagen nicht gerade Ehre.
 

Elaine ließ ihr glattes schwarzes Haar herum wirbeln, drehte sich auf dem Hacken um und ließ den völlig perplexen Manjoume auf seiner Bank sitzen. Er sah ihr noch einen Augenblick nach, bemerkte dann aber, dass einige Schüler, die sich noch in der Cafeteria befanden ihn in Augenschein genommen hatten. Manjoume spürten einen leichten Rotschimmer auf seinen Wangen. Er konnte nicht ganz nachvollziehen warum Elaine sich so aufregte. Eigentlich war es ihm auch ziemlich egal was sie dachte. Er hatte sich nun ganz andere Fragen zu stellen: War Elaine wirklich nur so sauer auf ihn, weil sie ihn für einen Flegel hielt und warum war Johan so aufgebracht zu Juudai gelaufen?

Und warum hatte Juudai mit einem Ohnmachtsanfall reagiert. Immerhin war es doch nur ein Theaterstück. Oder sah er selbst das mittlerweile auch ganz anders. Juudai war schon ganz süß, das musste Manjoume zugeben und auf irgendeine Weise wollte er seinen Klassenkameraden und Freund auch beherrschen. Mit diesen Gedanken erhob sich der Schwarzhaarige um sich wieder auf den Weg zur Versammlungshalle zu machen, die Röte hatte sein Gesicht noch nicht verlassen, denn immerhin spielte er mit den Phantasien einen Jungen zu begehren.
 

Juudai hatte sich mittlerweile schon wieder ein bisschen gefangen. Nachdem Johan ihn wieder wachgerüttelt hatte war der kleinere Junge noch etwas benommen und musste seiner Lehrerin schüchtern erklären was dort oben passiert war. Er war so unheimlich nervös gewesen, dass er sich unmöglich wach halten konnte.

„Juudai, du musst nicht spielen, wenn du das nicht möchtest!“, meinte Johan schließlich, „Jemand anderes kann Julia sicher für dich übernehmen, da bin ich mir sicher!“

Johan versuchte seinem Freund beizustehen, ihn zu beruhigen. In der Zwischenzeit war ihm selbst ein Licht aufgegangen, immerhin war er eigentlich kein Stückchen besser als Manjoume, wenn er versuchte an dessen Stelle zu treten.

Juudai lächelte noch etwas matt: „Nein, nein Johan, ich will spielen! Sonst hat Manjoume doch gewonnen!“

„Gewinnen tut hier sowieso niemand, Juudai-kun das müsstest du wissen!“, Elaine war wieder runter gekommen und klopfte Juudai auf die Schulter.

„Lain“, sagte Juudai mit einem grinsen, „Du hast Manjoume ausgeschimpft? Das war doch gar nicht nötig. Ich sollte mich nicht anstellen wie ein kleines Mädchen, aber für einen Augenblick bin ich ganz schwach geworden.“

Elaine schüttelte den Kopf, setzte sich zu ihren beiden Freunden und schmunzelte: „Wie wäre es wenn ihr euch das nächste Mal absprecht ob ihr die Probe hundert Prozent authentisch darstellt, oder den Kuss erst mal nur vortäuscht?“

„Das wäre eine Möglichkeit. Vielleicht sollten wir die mal in Betracht ziehen, oder?“, Juudai musste grinsen. Nun war er wieder so heiter wie gewöhnlich und auch seine Angst schien wie weggeblasen zu sein. Es war nur eine Probe gewesen, er konnte sich noch mit seinem Freund absprechen.
 

Somit vergingen die Wochen des Einstudierens wie im Fluge. Auch Johan übte fleißig weiter den Romeo zu spielen, doch es gelang ihm recht gut, denn Elaine war eine mindestens genauso strenge Lehrerin wie Ayukawa. Natürlich waren die beiden ziemlich gespannt auf die Aufführung, denn sie konnten noch nicht wissen, ob Elaines Plan wirklich aufging. Aber bald sollten sie das herausfinden.
 

~Fortsetzung folgt in Kapitel 5~
 

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Fußnoten:
 

1: Aber glaube mir, edler Jüngling, du wirst mich in der Probe zuverlässiger finden, als diejenigen welche List genug haben sich zu verstellen und Umstände zu machen. Ich würde selbst mehr gemacht haben, ich muss es bekennen, wenn der Zufall dich nicht, mir unwissend, zum Zeugen meiner zärtlichen Gesinnungen gemacht hätte. Vergib mir also, und denke, um dieser schleunigen Ergebung willen, nicht schlimmer von einer Liebe, die dir die dunkle Nacht so unverhofft entdeckt hat.
 

2: Fräulein, bei jenem himmlischen Mond schwör' ich, der alle diese fruchtvollen Wipfel mit Silber malt.
 

3: O schwöre nicht bei dem Mond, dem unbeständigen Mond, der alle Wochen in seinem zirkelnden Kreise sich ändert, oder deine Liebe könnte eben so veränderlich werden.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Hypsilon
2009-04-19T15:26:14+00:00 19.04.2009 17:26
zu geil, jun in tights haha göttlich >.<
hihi kleidchen für juudai ich liebe sowas^^
göttlich wie die gedanken der hauptcharas ihren lauf nehmen echt supi
jawohl, wie die zweifen aufkommen, genial genial^^
hehe, bald herausfinden ob der plan aufgeht, na da bin ich gespannt wie ein gummiringerl =P
Von:  CarpathianWolf
2008-03-08T14:43:02+00:00 08.03.2008 15:43
Q____Q
*Jun tot hau*

Johan war aber gut, rennt hin und reißt Juudai aus Juns Armen yeah~

weißte was mir nur gefehlt hat?
Elaine is sauer schon klar, ich weiß natürlich nicht ob sie es sich nun wirklich schon iengestandne hat das sie Jun liebt oder bzw ob du das so schreibst als hätte sie es schon getan, auf jedenfall
wenn sie sich darüber schon bewusst ist, fehlt mir ein wenig ihre ehm-...*wort such* ihre feinfühligkeit, dass es sie selbst ja auhc trifft und ein wenig verletzt, sollte Jun wirklich Juudai lieben.

wie gesag tich weiß es ja nich genau xD" so viel dazu

ich freu mich schon drauf morgen das neue kapi zu lesen ;A;

Von: abgemeldet
2008-03-07T20:15:07+00:00 07.03.2008 21:15
Juudai mit Kleid ^^ einfach niedlich X3
da fehlt nur noch Johan als Romeo XDD

ich freu mich auf jeden fall schon auf die nächsten kapitel ^^


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