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Ein und dieselbe Person

Winterwichteln 2007/2008 - Wichtelgeschichte für Vede
von

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Ein und dieselbe Person

Nach rechts, und nach links. Nach rechts… nach links. Rechts, links, rechts, links.

Bis zum äußersten gelangweilt stupste Hinata mit ihrem Bleistift eine kleine Papierkugel, die auf ihrem Tisch gelandet war, weil irgendwer sie dort zufällig hingeworfen hatte, hin und her. Vielleicht schon zum vierzehnten oder fünfzehnten Mal guckte sie auf ihre silberne Uhr und erkannte freudestrahlend, dass es nur noch weniger als zehn Minuten waren, die sie hier in dem lauten Klassenraum zu verbringen hatte.
 

Apropos, es war wirklich laut hier. Sie sah kurz zur Seite und erkannte, wie Naruto und Kiba sich über mehrere Schulbänke mit Papierkügelchen beworfen – daher stammte das Kügelchen also! – und sich irgendetwas zu riefen. Hinter sich hörte Hinata weiterhin Sakura und Ino tratschen, was sie schon die ganze Stunde taten, links neben ihr saß ein genervter Cousin, der von einer langjährigen Freundin ausgequetscht wurde, was er sich denn zum Geburtstag wünschen würde. Äußerst merkwürdig fand Hinata, Tenten wusste doch genau wie alle Anderen, dass Neji erst im Sommer Geburtstag hatte.

Kaum merkbar zuckte Hinata mit den Schultern, immerhin ging sie das Ganze ja gar nichts an, und wandte sich von den beiden ab. Vor ihr war Shikamaru schon wieder eingeschlafen und sie konnte gut erkennen, wie Chouji Minute für Minute etwas von seinem ‚Proviant’ nahm, das er ja in seiner ach so geheimen Vorratskammer lagerte.

Sie sah sich weiter um. Merkwürdig, dass einige Schüler tatsächlich noch Umino-sensei zuhörten. Oder es sah nur so aus wie bei Gaara und Sasuke. Die beiden waren nebenbei gesagt anscheinend die ruhigsten Schüler der Klasse. Immerhin hatte selbst Neji neben ihr angefangen zu reden.

Ach ja – ruhige Schüler. Sie könnte sich selbst hinzuzählen. Es sah vielleicht so aus, als würde sie aufpassen, aber wenn man sie genauer betrachtete, erkannte man, dass auch sie vollkommen desinteressiert da hockte. Wieso wiederholte Umino-sensei auch diesen Stoff, den längst alle kapiert hatten?
 

Abermals sah sie auf ihre Uhr. Noch eine Minute. Innerlich ließ sie ein teuflisches Lachen voller Freude hören. Jaah, die Sechzehnjährige war eben nicht immer schüchtern und zurückhaltend, zeigte es jedoch nicht öffentlich. In den letzten vier Jahren war sie eben mit der Zeit etwas aus sich heraus gegangen.
 

Am Rande bekam sie mit, wie Umino-sensei etwas fragte, verstand jedoch kein Einziges Wort, meldete sich aber trotzdem.

Umino-sensei schien äußerst erfreut zu sein, als Hinata sich meldete, ihre Mitschüler, die verstummt waren, eher vollkommen verwundert, denn sie war die Erste, die sich in dieser Stunde meldete.

„Ja, Hyuuga-san, weißt du, wie die Antwort lautet?“

„Wir haben Schluss.“, antwortete sie unschuldig.

Und kaum hatte sie dies gesagt, war der Großteil der Schüler bereits verschwunden, einige verließen gerade den Raum und Andere, die sich dazu bequemt hatten, überhaupt auszupacken, räumten schnell ihre Sachen zusammen und verließen dann mit ihren Freunden den Klassenraum. Tenten rief Neji gerade ein ‚Tschüss!’ zu und verschwand aus dem Zimmer, kurz danach ging auch Gaara aus dem Raum.

Umino-sensei schien mit den Nerven fertig zu sein. Er verließ den Raum niedergeschlagen noch vor den beiden Hyuugas.
 

„Kommst du, Nee-chan?“, fragte Neji seine Cousine, als diese gerade ihren Rucksack schulterte.

„Ja, Nii-san.“, antwortete sie und die beiden verließen schließlich auch den Klassenraum. Sie nannten sich schon seit Kinderjahren „Nii-san“ und „Nee-chan“. Es war nichts Außergewöhnliches, nein, denn die beiden hatten sich schon immer wie Geschwister verstanden und als Hanabi, Hinatas kleine Schwester geboren wurde, war es, als wäre auch Neji um eine Schwester reicher geworden. Hanabi wurde sowohl von Hinata als auch von Neji immer „Imoto-chan“ genannt. Dass die drei sich beim Namen nannten, geschah selten.

„Die Stunde war langweilig, oder?“, fragte Hinata, während sie sich aus ihrem Rucksack einen Lolli hervorkramte, diesen auswickelte und in ihren Mund steckte.

„Allerdings. Umino-sensei weiß wohl nicht mehr, was er machen soll, wenn er so etwas wiederholen lässt… und Tenten war auch kein guter Langweilevertreib.“, meinte Neji.

„Ich hab’s gemerkt“, bemerkte Hinata darauf, „Wieso fragt sie dich jetzt schon, was du dir zum Geburtstag wünschst?“

„Keine Ahnung“, sagte Neji und zuckte mit den Schultern.

Hinata schnaubte und grinste. „Du kennst sie doch schon vom Kindergarten an! Eigentlich müsstest du sie besser kennen als ich.“

„Vielleicht“, meinte der Dunkelbraunhaarige, „Allerdings habt ihr euch doch auch gut angefreundet, als unsere zwei Klassenstufen zusammengezogen wurden.“

„Das ändert nichts an der Tatsache, dass du sie länger kennst als ich.“, beharrte Hinata auf ihrer Meinung und gestikulierte zu ihrer Aussage mit ihren Händen während des Gehens.

Ihr Cousin seufzte. „Okay, okay, ist ja gut… trotzdem weiß ich nicht, wieso sie jetzt schon fragt.“

„Dachte ich mir schon.“, sagte Hinata, „Hast du vorhin ja schon erwähnt.“

Die beiden schwiegen kurz, dann sagte sie: „Irgendwie ist es schon doof, dass unser Anwesen so weit von der Schule entfernt ist.“

„Sei froh, dass du den ganzen Weg nicht alleine gehen musst“, meinte Neji aufmunternd und lächelte ihr zu.

„Allerdings“, stimmte die Dunkelblauhaarige zu, „Ich hab ja den liebsten Cousin der Welt, der mich begleitet.“ Sie grinste Neji zu, der sie nur skeptisch mit einer hochgezogenen Augenbraue ansah.

„Lass das“, empörte er sich, „Das hört sich irgendwie so kindisch an.“

„Och, menno…“, grinste Hinata und Neji grinste zurück. Und beide erinnerten sich gleichzeitig an eine Szene auf einer Familienfeier zurück, die alle zum Lachen gebracht hatte.

„Das ist sooo fies!“, sagten sie wie aus einem Munde und zogen das Wort ‚fies’ extra lang, wie es Hanabi damals bei der Feier gemacht hatte.

Schallend lachten sie, während sie um eine Ecke bogen.

„Das ist immer noch der Knaller“, sagte Neji und grinste unwillkürlich weiter. Seine Cousine stimmte ihm zu und holte schließlich ihr Handy aus ihrer Rocktasche und schaltete es ein.

„Ich weiß noch ganz genau, wie alle damals angefangen haben, so richtig kräftig zu lachen, bis auch Imoto-chan lachen musste… das war damals einfach zu genial.“, erinnerte sich Hinata, „Ich glaub, ich hatte damals noch ein Foto von ihrem Schmollgesicht gemacht.“

„Jaah, das war schon gut.“, sagte Neji und ihm fiel gerade wieder ein, warum Hanabi dies gesagt hatte, als ein kurzes Geräusch von Hinatas Handy ausging.

„Hab ’ne SMS“, meinte Hinata verwundert.

„Von wem?“, fragte Neji und sah auf das hellblaue Handy von Hinata hinunter.

„Ehm… hier steht was von ‚SMS-Flirtline’.“, sagte sie verwirrt und zog eine Augenbraue hoch. Neji blinzelte ebenfalls irritiert.

„Lies vor“, befahl er ihr.

„Okay…“, sagte Hinata und las die SMS ihrem Cousin vor. „Vielen Dank, dass Sie sich bei der SMS-Flirtline registriert haben! Ihnen wurde ein/e SMS-Partner/in zugeteilt, der/die Sie bestimmt bald kontaktieren wird. Sie haben nun einige freie SMS zur Verfügung. Viel Spaß!“

Hinata runzelte die Stirn. „Was zum Geier…? Ich hab mich nirgendwo registriert!“

„Hm.“, machte Neji unschuldig.

Wie ein Blitz schoss Hinata vor ihren Cousin. „Neji…“, sagte sie drohend und zog seinen Namen lang.

„Ich… weiß von nichts!“, beteuerte er.

„Ganz sicher?“, quetschte Hinata ihn aus, „Weißt du, ich könnte der lieben Tenten ja sagen, was er sich so von seiner besten, langjährigen Freundin zum Geburtstag wünscht… auch wenn es dann vielleicht nicht ganz stimmen mag, aber das ist ja nicht mein und auch nicht Tentens Problem. Fragt sich dann nur noch, was sie davon hält…“

Neji sah rot. Hinata wusste, dass er für Tenten eine Menge übrig hatte, und wenn sie so was von ihm dachte…

Um Gottes Willen. Nein.

„Okay…“, seufzte er, „Imoto-chan hat sich gestern an deinem Handy zu schaffen gemacht und dich dort angemeldet.“

„Bitte was?!“, rief sie wütend und erschrocken zugleich und verschluckte sich fast an ihrem Lolli, „Ich glaub’s nicht!“

„Hey, beruhige dich, Nee-chan!“, rief er und hob schützend die Hände, „Sie meinte, es würde mal Zeit werden, dass du einen Freund bekommst… sie meinte es doch nur nett…“

„Jaah, klar – Argh, Hanabi!!“, schrie Hinata wütend und stampfte im wahrsten Sinne des Wortes sauer weiter.

„Hey! – Halt, warte, Nee-chan!“, rief er und eilte ihr hinterher.
 

--
 

Als die beiden zu Hause angekommen waren, hatte Hinata sich immer noch gereizt erstmal Hanabi beiseite genommen. Diese hatte jedoch nichts Anderes als Neji gesagt – es wäre mal an der Zeit, einen Freund zu haben. Und leicht angeberisch hatte sie hinzugefügt, dass sie ja auch schon mit Konohamaru ausginge.

Einsichtig hatte Hinata sich dann doch mit der Antwort zufrieden gegeben und ließ Hanabi abziehen, auch wenn ihr der Gedanke nicht gefiel, dass sie bei dieser Flirtline angemeldet war. Im Grunde konnte sie als SMS-Partner jeden beliebigen Typen aus ihrem Dorf, Konoha-gakure, haben…

Wenn ihr Vater davon wüsste, oh mein Gott, dann wäre die Hölle los und er würde ihr erst recht nicht abnehmen, dass Hanabi ihn dort angemeldet hatte, nein, er würde es nicht mal glauben, wenn Neji und selbst Hanabi das bestätigen würden…

Und dann würde er richtig sauer werden, weil das ja sehr gefährlich war, es genauso gefährlich wie mit wildfremden Leuten im Internet zu schreiben und sich dann auch noch zu verabreden, und letztendlich würde er sie anschreien und ihr Arrest geben, ihr dies und das streichen und wenn sie Glück hatte, dauerte der Arrest noch viel länger als gedacht, und was wenn-

„Hinata!!“, unterbrach da auch schon die laute Stimme ihre ewigen Gedankengänge und Panik machte sich in ihr breit. Es hörte sich an, als hätte ihr Vater soeben durch ein Megaphon gesprochen.

Wie hatte er so schnell herausfinden können, dass sie bei dieser Flirtline angemeldet war?

Niemand hatte doch etwas gesagt, soviel wusste sie und - ja, nach einem Tasten wusste sie auch, dass sich ihr Handy immer noch in ihrer Rocktasche befand.

Was machte sie jetzt, wo er wusste, dass sie dort registriert war? Würde er wirklich solch einen langen Arrest geben? Und…

„Hinata! Wo bleibst du?“, rief ihr Vater abermals.

„I-ich komme schon!“, rief Hinata ihm stotternd entgegen und machte sich auf dem Weg zum Wohnzimmer. Dort angekommen sah sie ihren Vater auf dem Sofa sitzen, der strenge Blick richtete sich zu ihr, als sie in der Tür stand, und wahrlich hatte sie Angst, denn ihr Vater konnte unberechenbar sein…

„J-ja, Vater?“, fragte sie mit den Fingern nervös spielend.

Und dann fragte er etwas; etwas, was sie nie erwartet hätte, denn es gab ja vieles, was er fragen könnte, wenn er durch das ganze Haus schrie, aber gerade so was? So etwas… Nun, wie sollte man es beschreiben?

„Wie war dein Tag?“

Belanglos?

Unwichtig?

Alltäglich?

Etwas, wofür man nicht durch das ganze Haus schreien musste?

Jaah, das müsste es sein, dachte sich Hinata, als sie bemerkte, dass ihr Vater von gar nichts wusste und sie keinen Grund zur Panik hatte, denn er hatte sie nur gefragt, wie ihr Tag war, was jedoch schon etwas außergewöhnlich für ihren Vater war, aber…

„Hinata!“, holte Hiashi seine Tochter wieder aus ihren Gedanken. Angesprochene schreckte auf und begann sofort zu reden, ohne zu wissen, was sie sagen wollte und dadurch geriet sie natürlich wieder ins Stottern.

„Eh, ja, a-also, wie mein Tag w-war?“, wiederholte sie peinlich berührt und beruhigte sich aber auch wieder, „Nun, e-eigentlich ganz normal, Schule war etwas langweilig, ich konnte das alles schon und im Mathe-Test hab ich eine Zwei bekommen…“

„Aha.“, sagte ihr Vater monoton, „Wie viele Punkte von der Eins entfernt?“

„Zwei Punkte…“, antwortete sie, worauf Hiashi bedächtig nickte.

„Gut, ja, gut. Du bist wahrlich meine Tochter. Und mit ein bisschen mehr Anstrengung wirst du noch besser.“

Unwillkürlich musste Hinata über ihren Vater schmunzeln. Er wollte, dass sie ihr Bestes gab und das tat sie, so gut sie konnte. Sie fühlte sich schon ein bisschen stolz, wenn er sie lobte.

„Ich geh jetzt meine Hausarbeiten machen.“, sagte sie schließlich und drehte sich um, um auf ihr Zimmer zu gehen. Dass sie gar keine Aufgaben zu erledigen hatte, musste Hiashi ja nicht wissen, es kam nur besser rüber, das zu sagen.
 

In ihrem Zimmer schmiss sie sich auf ihr Bett. Gut, ihr Rock der Schuluniform konnte dadurch zerknittert werden, aber jetzt war es auch egal.

Sie starrte an die weiße Zimmerdecke. Überlegend, was sie heute machen könnte, stellte sie fest, dass sowohl Neji als auch Hanabi heute außer Haus waren. Ihr Cousin hatte heute auf einer Pause erwähnt, dass er Tenten versprochen hatte, mit ihm einzukaufen und ihre kleine Schwester hatte gestern erzählt, dass sie mit Freunden unterwegs war…

Betrübt gammelte sie vor sich hin. Niemand war da, mit dem sie etwas machen konnte, shoppen war sie schon letzten Freitag gewesen…

Und gerade, als sie ausnahmsweise jetzt schon ihre Schultasche packen wollte, piepte ihr Handy. Blinzelnd wunderte sie sich, wer ihr denn eine SMS geschickt haben könnte, als ihr wieder einfiel, dass sie bei der SMS-Flirtline registriert war. Schnell drückte sie einige Tasten und begann die SMS zu lesen.
 

Hallo, Mädchen…Wie darf ich dich nennen?

- Monster of the Sand
 

Verwundert sah sie auf das Display. Woher wusste der Typ – wer sich Monster of the Sand nannte, musste einfach ein Kerl sein! -, dass sie ein Mädchen war?

Sie schrieb eine Antwort.
 

Nenn mich so, wie es dir am liebsten ist.

- White Flower
 

Binnen einiger Sekunden hatte sie sich einen Spitznamen ausgedacht und hatte die Nachricht gesendet. Leicht gespannt wartete sie auf seine Antwort. Vielleicht konnte das ganze doch noch ganz interessant werden, doch sie steigerte sich erstmal noch nicht so hinein…

Und die SMS trudelte bei ihr ein.
 

Gut, dann nenn ich dich einfach Flower…

Was machst du so an diesem sonnigen Tag?

- Monster of the Sand
 

Sie lächelte kurz. Was antwortete sie jetzt groß? Dass sie auf ihrem Bett zu Hause faulenzte? Na toll…

Aber sie konnte ja nicht ahnen, dass es ‚ihm’ genauso erging.
 

Schön, dann kürz ich deinen Namen auch zu Sand! (Ich mein’s nicht böse, ne?)

Ich mach nicht viel, lieg hier nur rum und faulenze etwas… Mein Cousin, meine Schwester und meine Freunde sind heute schon anderweitig beschäftigt.

- White Flower
 

Ja, sie hatte es heute in der Schule gehört… jeder hatte Pläne gehabt, der ging mit seiner Freundin dorthin, die ging mit ihrem neusten Freund dahin, die zwei wollten dies machen und die Gruppe dort wollten den Nachmittag so verbringen. Sie wurde natürlich nicht miteinbezogen.

Ein kurzes Signal riss sie aus ihren Gedanken.
 

Hm, lassen sie dich allein?

Ach, ich kenn das, ehrlich… Alle anderen schmieden Pläne für die und die Tage, aber sie beziehen dich nicht mit ein.

Du bist manchmal einsam, oder?

- Sand
 

Leicht betrübt sah sie auf ihr Handy. Er hatte so Recht. Er verstand sie wirklich, das spürte sie. Nach den wenigen SMS bis jetzt fühlte sie, wie er und sie etwas gemeinsam hatten.

Sie waren einsam.
 

Ja, du hast Recht…

Du bist auch einsam, nicht wahr? Ich les es aus deinen Worten heraus.

Und ehrlich gesagt, ich freue mich, jemanden kennen zu lernen, der so ähnlich ist wie ich selbst.

- Flower
 

Leicht glücklich lag sie auf ihrem Bett und wippte mit den Beinen hin und her. Sie war nicht die Einzige, die manchmal einsam war. Sie war nicht allein.

Und jetzt, zum ersten Mal war die Sorge vergessen, was passieren würde, wenn ihr Vater heraus bekommen würde, dass sie bei der Flirtline angemeldet war.
 

Echt, das kannst du herauslesen? Aber ja, es stimmt. Und mich freut es auch, ich hätte nicht gedacht, dass meine SMS-Partnerin mir so ähnlich sein würde.

Aber ich muss jetzt zum Englisch-Fördern, tut mir leid, da muss ich mein Handy ausschalten… Mein Englisch ist echt miserabel, in jedem Satz haue ich mindestens einen Fehler hinein und dann lacht die ganze Klasse, sogar das schüchternste und netteste Mädchen…

Aber wir schreiben uns danach.

- Sand
 

Schmunzelnd betrachtete sie die SMS. Oh, sie kannte das. Sie hatte genug Klassenkameraden, die kein Englisch konnten und der Einzige, bei dem sie wirklich lachen musste, war Gaara.

Sein Englisch war einfach faszinierend, die falsche Aussprache und die falsche Satzstellung. Jetzt wo sie so darüber nachdachte, hoffte Hinata, dass Gaara ihr nicht böse war, denn sie lachte ihn nicht aus, sie lachte nur, weil sie sich amüsierte.
 

Okay, geht klar.

Aber keine Sorge, du bist nicht der Einzige, der kein Englisch kann, in meiner Klasse sind genügend, die es auch nicht können.

Bis dann.

- Flower
 

Immer noch froh, jemanden gefunden zu haben, der einem so ähnelte, legte sie ihr Handy auf ihren Nachttisch. Sie konnte es kaum erwarten, wieder eine Nachricht von ‚Sand’ zu lesen. Langsam, aber sicher begann Hinata Vorteile in dieser ganzen Sache zu sehen. Denn gegenüber einem SMS-Partner konnte man ehrlich und offen sein, denn man kannte ihn nicht persönlich.

Und genau das konnte verheerend sein, das hatte Hinata gewusst, sie hatte sich Sorgen darum gemacht und nun ließ sie es vollkommen außer Acht.

Und ihr würde es früh genug wieder eingefallen…
 

--
 

Es war nun einige Tage her, dass sie ‚Sand’ kennen gelernt hatte und sie verstand sich mit der Zeit immer besser mit ihm. Ihm ging es genauso wie ihr, er wurde öfters alleine gelassen genau so wie sie, er war in der Schule ganz gut, nur ein Fach lag ihm wie ihr selbst nicht.

Bei ihm war es Englisch, das wusste sie ja schon seit Dienstag, seit sie das erste Mal mit ihn geschrieben hatte. Ihr schlechtestes Fach war Geschichte, das war ihrer Meinung nach das langweiligste Fach überhaupt… sie schlief da immer halb ein.

Und sie hatten noch einige gemeinsame Interessen, wie sie von Tag zu Tag immer wieder feststellte. Sie machten beide gerne Sport, er trainierte Basketball, wovon sie selbst meist wenig verstand, und sie machte Gymnastik, wofür er gar kein Händchen hatte.

Hinata spielte auch manchmal Klarinette, er interessierte sich für die Gitarre.

‚Sand’ schrieb gerne Geschichten, ‚Flower’ zeichnete oft und gern.
 

Sie hatten so viele Gemeinsamkeiten, auch wenn sie sich unterschieden, doch im Großen und Ganzen lagen sie doch in einem Bereich.

Sie hatten sich auch schon erzählt, dass sie Geschwister hatten. Hinata wusste jetzt, dass ‚Sand’ der Jüngste von drei Geschwistern war. Er hatte einen großen Bruder und eine große Schwester, die sich um ihn sorgten und kümmerten, ihn allerdings auch öfters alleine ließen. Ohne ein Wort.

Das fand Hinata schlimmer. Sie wusste wenigstens noch, dass Neji und Hanabi außer Haus waren. Und ‚Sand’ lebte allein mit seinen Geschwistern.

Sie stellte es sich nicht gerade angenehm vor, nach Hause zu kommen und niemanden anzutreffen.
 

Doch wie sie richtig hießen oder wie sie aussahen – darüber schrieben sie nie. Und doch hatte Hinata manchmal das Gefühl, ‚Sand’ zu kennen.
 

--
 

Nun war es genau eine Woche her, dass sie ‚Sand’ kennen gelernt hatte. Sie fühlte sich noch mehr verbunden mit ihm, als sie geglaubt hatte. Es war fast so, als wären sie wie Herz und Seele – unzertrennlich.

Doch für Hinata gab es da immer noch das Problem, dass sie sich noch nicht richtig kannten. Da konnten sie ja auch schlecht unzertrennbar sein, war ihr irgendeinen Abend in den letzten Tagen klar geworden.

Zu gerne würde sie ihn einmal treffen, Angesicht zu Angesicht mit ihm sprechen und ihn wieder etwas näher kennen lernen.

Aber sie wusste nicht, wie ‚Sand’ die ganze Sache sah. Mochte er sie denn genauso wie sie ihn? Wollte er sie auch treffen?
 

Und gespannt auf eine neue SMS zog sie ihr Handy aus ihrer Rocktasche, als sie wieder mit Neji nach Hause ging. (Die Klasse hatte es mal wieder erfolgreich geschafft, Umino-sensei zur Weißglut zu treiben!)

„Was machst du da, Nee-chan?“, fragte Neji, während er auf ihr hellblaues Handy, das sie in der Hand hielt, schielte.

„Mh?“, machte Angesprochene kurz, registrierte dann doch die Frage, „Ich guck nach, ob eine neue SMS von ‚Sand’ eingegangen ist.“

„’Sand?’“, hakte er kurz nach, „Dein SMS-Partner?“

„Jaah“, bestätigte sie, „Er ist echt nett, wirklich. Dass Imoto-chan mich bei dieser Flirtline angemeldet hat, ist… wie ein verspätetes Weihnachtsgeschenk!“

Wild gestikulierte sie mit ihren Armen um ihre Freude auszudrücken. Unglaublich glücklich dachte sie darüber nach, wie sich ihre Freundschaft innerhalb dieser kurzen Zeit gefestigt hatte. Manchmal hatte sie das Gefühl, ihr Herz würde vor Aufregung klopfen, wenn eine neue Nachricht in ihren Posteingang kam.

Und gerade eben, als sie das gedacht hatte, piepte ihr Handy wieder einmal und sie spürte Aufregung.

„Eine Nachricht von ihm“, sagte sie leise und Neji entging nicht, dass sie doch tatsächlich einen leichten Hauch Rot auf den Wangen hatte.

Oh mein Gott, dachte er sich, Wenn Nee-chan sich in ‚Sand’ verliebt, haben wir ein Problem…

„Und was schreibt er?“, fragte er schließlich halb interessiert, halb desinteressiert.

„Ehm… also er schreibt:
 

Hallo, Süße, wie geht’s dir?

Ich hab jetzt endlich Ruhe vor der Schule (zumindest für diesen Tag). Letzte Stunde war mal wieder schrecklich.
 

Ein Lächeln schlich sich auf ihre Lippen und Neji erkannte jetzt noch genauer, dass Hinata rot auf den Wangen war.

„Süße?“, fragte er äußerst skeptisch, „Er nennt dich Süße?“

„Ja, tut er“, schnappte Hinata, „Hast du etwas dagegen?“

„Nein, hab ich nicht…“, sagte Neji und hob abwehrend die Hände. Eine eingeschnappte Hinata war nicht unbedingt gut, denn dann konnte selbst sie relativ herrisch werden.

„Aber versteht ihr euch denn schon so gut, dass er dich ‚Süße’ nennen kann?“

„Hm, doch, ich denke schon, wir sind sehr gut befreundet und ich finde es nicht schlimm, dass er mich so nennt…“, erklärte Hinata, „Er macht das aber auch erst seit gestern.“

„Ach so“, sagte Neji und nickte verstehend. Trotzdem machte er sich Sorgen. Man konnte nie wissen, wer genau denn nun ‚Sand’ war.

„Aber Nee-chan“, sagte er schließlich, „Pass auf dich auf, okay? Tu nichts Unüberlegtes. Man weiß nie, ob das alles nur eine Maske ist oder nicht. – Ach ja, ich muss heute noch zu Lee. Bis später dann.“

„Wie…?“, fing Hinata an zu fragen, doch weiter kam sie nicht, denn Neji war schon um die Ecke gebogen und außer Reichweite. „Nii-san! Also echt mal…!“, empörte sie sich und sah ihm kurz beleidigt hinterher. Die Schulter zuckend setzte sie dann ihren Weg fort.

Sie ging die lange Straße entlang, den Blick wieder einmal auf das Display ihres Handys gerichtet. So schnell wie möglich, als würde man ihr das Handy gleich aus der Hand reißen, tippte sie eine Nachricht.

Hoffentlich schreibt er bald zurück, dachte sie sich und war nicht bewusst, dass sie langsam, aber sicher immer mehr Gefühle für ihn entwickelte…
 

--
 

Nahezu zur gleichen Zeit ging ein recht genervter Junge ebenfalls durch die Straßen Konohas. Die letzte Stunde am Dienstag war tatsächlich immer die Schlimmste. Umino-sensei hatte die Klasse einfach nicht unter Kontrolle, da war sich Gaara eindeutig sicher. Und wenn er sich nicht Mühe machte, war der ganze Unterricht wohl nicht besonders wichtig.

Na ja, wie er meint, dachte Gaara, denn er war der Meinung, auch Philosophie und Religion (sie machten beides immer abwechselnd – äußerst verwirrend, wie Gaara fand) waren sicherlich auch irgendwo wichtig.

Er sah nach vorne und bemerkte, dass die Nebenstraße ihr Ende nahm und die Hauptstraße nur wenige Schritte vor ihm lagen. Nicht mehr lange und er war zu Hause. Aber höchstwahrscheinlich war eh keiner dort.
 

Versunken in seinen Gedanken hätte beinahe das kleine Mädchen, das da die Hauptstraße entlang ging, nicht bemerkt.

Seine Schritte wurden langsamer. Das war doch…

Jaah, das war sie. Ihre langen Haare schaukelten hin und her, wenn sie einen Fuß vor den anderen setzte, das dunkle Blau strahlte gerade zu. Und die weißen Augen, die glänzend auf ihr hellblaues Handy schauten. Sie hatte ein unvergleichbares Lächeln auf den zartrosa Lippen.

Verwirrt schüttelte Gaara den Kopf. Er wollte nie etwas Perfektes an seiner Seite haben. An seiner Seite sollte jemand stehen, den er liebte und respektierte, jemanden der vollkommen normal war.

Abermals sah er sie genau an.

Vielleicht war sie doch normal – aber was hieß schon normal? Sie hatte eine schlanke Figur, war aber auch nicht dürr, ihre glatten Beine, die unter dem Rock der Schuluniform hervor guckten und von einer dünnen Strumpfhose umgeben waren, waren auch nicht sonderlich dick.

Und ja, gerade weil sie so war wie sie war, mochte er sie. Sie war kein dürres Model, sie hatte keine unnötigen Schwimmringe, sie machte sich nicht groß auf sich aufmerksam wie andere Menschen und sie war einfach nett zu ihrer Umwelt.

Und genau das mochte er an ihr.

Genau das liebte er an ihr…
 

Allerdings… ‚Flower’ glich ihr so. Sie war genau so nett, sie war offen und ehrlich zu ihm und sie fühlte mit ihm. Das liebte er an ‚Flower’.

Aber ‚Flower’ kannte er nicht persönlich und das war ihm schmerzhaft bewusst.
 

Er sah gerade noch, wie das Mädchen, das ein paar Meter vor ihm ging ohne ihn zu beachten, auf eine Taste ihres Handys drückte und es schließlich wegsteckte.

Und schließlich verschwand sie aus seinem Blickfeld.

Wie gebannt starrte er immer noch auf die Stelle, wo er sie als letztes gesehen hatte. Ein kurzes Geräusch riss ihn aus seinen Gedanken. Er griff in seine Hosentasche und zog das schwarze Handy heraus. Eine neue SMS von ‚Flower’.
 

Hey! Mir geht’s auch gut, danke!

Mach dir nichts draus, mir geht es auch nicht besser… Letzte Stunde war mal wieder schrecklich und mein Cousin hat mich auf dem Nach Hause Weg auch einfach allein gelassen.

Die Welt ist ungerecht…
 

Seine Augen zuckten leicht, als er die Nachricht las. Wie vom Blitz getroffen lief er auf die Hauptstraße, sah zu Hinata, die auf dem Fußweg in einiger Entfernung vor ihm ging.
 

Flower… war Hinata. Und Hinata war… Flower.
 

Jetzt verstand er, warum er sie beide so liebte. Sie… Hinata und Flower waren ein und dieselbe Person. Er liebte beide, weil er im Unterbewusstsein wusste, dass die beiden Mädchen etwas gemeinsam hatten.

Und jetzt wusste er, dass sie sehr viel gemeinsam hatten.

Und er wusste auch, dass er nicht wusste, wie Hinata alias Flower für ihn fühlte… Er hatte zwar eine Idee, aber es einfach nur unhöflich dies zu machen.

Also entschied er sich dafür ehrlich zu sein…
 

--
 

Ach so, dann wünsch ich dir viel Glück bei deinem Auftrag morgen. Aber ich werde jetzt auch schlafen gehen.

Gute Nacht, Süße!
 

Ein leichtes Lächeln bildete sich auf ihren Lippen, das man in der Dunkelheit jedoch nicht sehen konnte. Es war nachts, die Vorhänge waren zugezogen und auch Hinata hatte nun vor ins Bett zu gehen. Sie schrieb eine Antwort.
 

Danke.

Dir auch eine gute Nacht und träum schön.
 

Mit einem wohligen Seufzen auf den Lippen legte sie ihr Handy auf ihren Nachttisch. Sie konnte sich beinahe einen schlafenden ‚Sand’ vorstellen, sie war der Meinung, er würde so süß aussehen, wenn er schlief…

Oh, wie gerne würde sie ihn endlich kennen lernen. Ihm in die Augen sehen, vielleicht durch die Haare wuscheln und ihn auch nur einmal berühren können.
 

Ja, seit Neji vor zwei, drei Tagen die Andeutung gemacht, dass sie wohl Gefühle vor ‚Sand’ hatte, die über Freundschaft hinaus gingen, hatte sie sich eingestanden, dass sie ihn wirklich liebte.

Sie liebte ihn und das wussten bis jetzt nur sie selbst und Neji. ‚Sand’ selbst wusste davon noch nichts. Und das machte das ganze so schwierig, nicht einfach zu schreiben, dass sie sich in ihn verliebt hatte.

Und sie hatte sehr Angst über die Antwort, die er ihr geben würde…
 

--
 

„Hinata!!“, brüllte jemand zornig durch das Hyuuga-Anwesen.

Das dunkelblauhaarige Mädchen selbst schreckte aus dem Schlaf. Wieso weckte man sie so früh? Es war doch noch Sonntag…

Von unten aus der Küche hörte sie ein Stimmenwirrwarr. „Papa, komm zurück! Hör mir doch zu, es ist nicht ihre Schuld! Ich-“

„Ich will deine Lügen nicht hören, Hanabi!“

„Onkel Hiashi, sie hat recht! Es ist wirklich nicht ihre Absicht gewesen, dass sie dort angemeldet ist!“

„Und du hältst auch deinen Mund! Verstanden?!“, hörte sie die kräftige Stimme ihres Vaters wieder hören.

Kurz darauf erklang Gepolter, jemand stürzte wohl die Treppe hoch. Und ganz plötzlich schwang ihre Tür kraftvoll auf, sodass sie unwillkürlich quietschte.

„Hinata, ich glaube es nicht!“, schrie ihr Vater zornig, „Du – Du hast dich bei einer Flirtline angemeldet?! Du weißt genau, dass ich das nicht erdulde und du widersetzt dich mir!“

„A-aber, ich…“, stotterte sie unbeholfen. Wie konnte er davon erfahren haben? Hanabi und Neji hätten doch nichts gesagt…

„Nichts aber!“, rief Hiashi wieder und mit einem Handgriff nahm er ihr Handy von ihrem Nachttisch, „Das behalte ich erstmal!“

„V-Vater…!“, rief sie ihm noch hinterher, aber nur noch ein Stückchen Stoff sah sie, als er mit wehendem Umhang das Zimmer verließ.

Aber… was mach ich jetzt?, dachte sie schockiert, Das Handy ist der einzige Weg, mit dem ich mit ‚Sand’ kommunizieren kann…

Traurig senkte sie den Blick. Was würde ‚Sand’ jetzt nur denken, wenn sie nicht zurück schrieb? Er würde sicherlich glauben, sie würde nichts mehr mit ihm zu tun haben wollen. Oder er bekam eine Antwort, mit der er nicht gerechnet hätte, denn ihr Vater konnte ja auch irgendetwas schreiben…

„Nee-chan?“, fragte eine leise Stimme. Hinata sah hoch und erblickte ihren Cousin und ihre kleine Schwester mit entschuldigenden Gesichtern im Türrahmen stehen.

„Es tut uns leid“, sagte Hanabi, „Es war nicht unsere Absicht, dass Papa davon etwas mitbekommt.“

Hinata sah die beiden an, wie schuldbewusst sie da standen und sich entschuldigten. Den beiden konnte sie einfach nicht böse sein. Sie lächelte den beiden leicht zu.

„Schon gut“, sagte sie, „Es war ja anscheinend nicht eure Schuld… Aber sagt mal, woher weiß Papa das denn?“

„Also“, fing Neji an, „Wir haben es ihm schon gesagt… aber indirekt, er hatte es dummerweise mit angehört.“
 

Mit einer Schüssel in der Hand setzte Hanabi sich neben ihren Cousin und füllte die Schale vor sich mit den Cornflakes, die auf dem Tisch standen.

„Guten Morgen“, sagte Neji, der ein Toastbrot aß, zwischen zwei Bissen.

„Morgen“, sagte Hanabi knapp, „Weißt du eigentlich was von Nee-chan? Also, ich meine mit der Flirtline… Mir hat sie noch nichts gesagt, seit sie registriert ist.“

„Ehrlich?“, hakte Neji nach, „Mir erzählt sie ein paar Sachen… Sie und ihr SMS-Partner verstehen sich anscheinend ziemlich gut, sie sind sich ähnlich, sagt sie… Also, ich bin der Meinung, dass sie…“

„Hinata ist was?!“, unterbrach ihn da eine gereizte Stimme, „Hinata ist bei einer Flirtline angemeldet?!“

An seiner Stirn pochte gefährlich eine Wutader.

„Hinata!!“
 

„Den Rest kennst du ja…“, sagte Hanabi immer noch entschuldigend. Hinata, die mittlerweile aufgestanden war, ging zu ihrer kleinen Schwester und nahm sie leicht in den Arm.

„Nun mach dir mal keine Vorwürfe… Es ist ja nicht eure Schuld, dass Papa zufällig da war. Und weißt du was, Imoto-chan?“, fragte sie.

„Mh, was denn?“, neugierig blickte Hanabi zu ihrer Schwester auf.

„Dass du mich dort angemeldet hast, ist wie ein verspätetes Weihnachtsgeschenk! Das schönste Weihnachtsgeschenk!“, sagte sie freudestrahlend.

„Verspätetes Weihnachtsgeschenk?“, fragte Hanabi ungläubig, „Ja, klar, Nee-chan… Weihnachten war vor knapp zwei Monaten!“

„Na und?“, erwiderte Hinata und lachte. Hanabi seufzte und grinste unwillkürlich.
 

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Hinata hatte Glück, denn als ihr Vater aus unerklärlichen Gründen ziemlich gute Laune hatte, bekam sie ihr Handy nach einigen Tagen zurück.

Da sie so oder so schon vorhatte, raus zu gehen um ein bisschen zu zeichnen, nahm sie ihr Handy mit. Sie hatte die Absicht ‚Sand’ draußen eine SMS zu schreiben, wenn sie eine Pause vom Zeichnen einlegte.
 

Natürlich ahnte sie nicht, dass jemand die gleiche Idee zur gleichen Zeit hatte – wenn auch mit etwas anderen Absichten…
 

Nach einigem Gehen war sie schließlich an dem See Konohas angekommen. Im Winter, wenn er halb zugefroren war, fand Hinata ihn am schönsten und deswegen war sie hergekommen. Um ihn zu zeichnen, denn Natur zu malen war ihre Stärke.
 

So ganz wusste sie nicht, wie lange sie hier schon saß, aber sie spürte eindeutig, dass ihre nackten Finger sehr froren. Sie steckte Papier und Bleistift in ihre Tasche, damit sie nicht nass oder weggeweht wurden.

Hinata nahm schließlich gespannt ihr Handy aus der Tasche. Sie war gespannt, was er geschrieben hatte, während ihr Vater das Handy hatte.

‚Sand’ hatte ihr insgesamt drei Nachrichten geschrieben. Die Erste war an dem Tag gesendet worden, an dem ihr Vater ihr das Handy entzogen hatte. Die zwei Anderen wurden zwei und drei Tage danach geschrieben.
 

Hey, Flower, gut geschlafen?

Und wie war dein Vortrag? Ich hoffe, er ist gut gelungen.
 

Hinata lächelte. Für solche Kleinigkeiten interessierte er sich also auch, dachte Hinata nicht wissend, dass ‚Sand’ gar nicht hätte nachfragen müssen.
 

Süße, was ist los?

Wieso schreibst du nicht mehr?
 

Mit einem wehleidigem Blick sah Hinata auf das Display. Es tat ihr leid, dass er sich wegen ihr Sorgen gemacht hatte, nur weil ihr Vater ihr das Handy eingezogen hatte.
 

Flower?

Ist irgendetwas passiert? Hab ich irgendwas Falsches gemacht?
 

Jetzt tat es ihr noch mehr leid. Es war so süß von ihm, dass er sich solche Sorgen machte. Ihm konnte sie nicht böse sein.

Um alles schnell zu klären, schrieb sie zurück.
 

--
 

Stumm ging Gaara den mit Schnee bedeckten Fußweg entlang. Seit wenigen Tagen war er nicht gut zu sprechen, das bemerkte er selbst, denn sowohl Kankuro als auch Temari ließen ihr zurzeit in Ruhe.

Und das nur, weil ihm seit gerade mal vier Tagen dauernd die Frage durch den Kopf ging, warum ‚Flower’ nicht mehr auf seine SMS antwortete. Er hatte Angst, etwas falsch gemacht zu haben, aber er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen was.

In der Schule war sie wie immer gewesen, ab und zu hatte sie vielleicht mal ganz kurz traurig geguckt, aber sonst…

Was war also der Grund dafür?
 

Und plötzlich…
 

Hallo!

Tut mir echt leid, Sand, aber ich konnte dir nicht zurück schreiben, weil mein Vater mein Handy eingezogen hatte… Er hat’s mir heute wieder gegeben.

Tut mir echt leid, also mach dir keine Vorwürfe, an dir lag es nicht… Ich hab dich doch viel zu lieb um dir böse zu sein.
 

Es war, als würde ein Stein von seinem Herzen fallen. Es lag nicht an ihm. Sie mochte ihn und das war gut. Und sie hatte ihn sogar sehr lieb.

Gaara spürte, wie ihm ums Herz wohlig warm wurde.
 

Ach so, ich habe mir schon echt Sorgen gemacht. Ich bin froh, dass es dir gut geht.

Ich hab dich auch lieb.

Vielleicht sogar mehr als lieb…
 

Mit pochendem Herzen steckte er sein Handy zurück in seine Hosentasche. Was würde sie wohl antworten? Jetzt, wo er sich endlich getraut hatte, seine Gefühle etwas preis zu geben…
 

Als Gaara sich seine Umgebung mal wieder genauer ansah, bemerkte er, dass er am See Konohas gelandet war. Er mochte diesen See, im Sommer schrieb er hier öfters seine Geschichten.

Seine Augen wanderten durch die Gegend. Es war alles so friedlich hier, deswegen liebte er diesen Ort. Hier konnte man ganz ungestört sein.
 

Und schließlich blieben seine Augen hängen. Dort hinter dem Baum lugte ein dunkelblauer Haarschopf heraus und Gaara war sich so sicher wie noch nie und er wusste einfach, dass dort sie saß.
 

Leise ging er zu ihr hin ohne das kleinste Geräusch zu verursachen. Anscheinend hatte sie seine SMS bekommen, denn sie tippte bereits eine Antwort.

Er wollte sehen, was sie schrieb, wollte sehen, ob sie genauso fühlte…
 

Schritt für Schritt näherte er sich ihr. Er stand hinter ihr und sah die Nachricht, die sie ihm schrieb.
 

Schön, dass du mir nicht böse bist.

Wieso nur vielleicht?

Ich hab dich mehr als lieb…wirklich ‚Sand’, ich liebe dich.

Und manchmal bin ich der Meinung, ich kenne dich.
 

Hinatas Herz raste, als sie das schrieb. Sie war so in Gedanken versunken, dachte nur daran, was er nun schreiben würde, dass sie nicht registrierte, dass ‚Sand’ hinter ihr stand.

Sie drückte auf ‚Senden’.
 

Gaara dachte zuerst, sein Gehirn wäre ausgesaugt worden, denn er konnte kaum klar denken. Hinata mochte ihn nicht nur, sie hatte ihn auch nicht nur lieb, nein, sie… liebte ihn.

Sie liebte ihn, so wie er sie liebte.

Das hoffte er zumindest.
 

Und schließlich handelte er schlicht und einfach aus seinem Bauch heraus.
 

„Du glaubst mich zu kennen?“, fragte er leise und ruhig in die Stille hinein. Hinata schreckte quietschend auf und drehte sich ruckartig herum.

„Gaara…?“, fragte sie ungläubig. Er schüttelte leicht den Kopf.

„Nenn mich wieder ‚Sand’“, befahl er ihr.

Ihre Augen weiteten sich für einen kurzen Moment. Ihr Mund stand leicht offen und sie war leicht rot auf den Wangen.

„Sand…“, sagte sie wie ihr geheißen, „Ich-… Ich liebe dich.“

Sie wunderte sich selbst, als sie diese drei Worte so einfach sagte. Und sie wusste, ihr Gefühl hatte Recht, es war gut das gesagt zu haben.

Ein hauchzartes Lächeln bildete sich auf seinen Lippen.

„Ich weiß, Flower. Ich liebe dich auch, egal, mit wem ich spreche… mit ‚Flower’ oder mit Hinata… ich liebe dich so wie du bist.“

Abermals riss Hinata die Augen auf. Sie wusste, wenn sie jetzt nicht so glücklich wäre, wäre sie in Ohnmacht gefallen. Dass Gaara so viel auf einmal sagen konnte… und dann noch so etwas Bedeutendes…
 

Sie spürte warme Lippen auf den ihrigen. Gaaras Lippen, die sich nicht von den Lippen Sands unterscheiden würden… und Hinata wusste jetzt, warum Sand ihr immer so bekannt vorkam.

Im selben Augenblick empfing Gaaras Handy eine Nachricht, doch sie zu lesen war nur Zeitverschwendung.
 

Sand blieb lieber weiter neben Flower gehockt. Sand küsste Flower und das war auch gut so, denn sie liebten sich.

Und Hinata saß im kalten Schnee, doch ihr war warm, denn Gaara küsste sie und das war auch gut so, denn sie liebten sich.
 

Sie liebten sich, egal wer sie waren – ob nun Gaara und Hinata oder Sand und Flower. Sie waren ein und dieselbe Person.
 

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So, da du ja nun erraten hast, wer ich bin, ist hier die FF. <3

Oh, ich bin immer noch so froh, dass sie dir gefällt...

*Vede knuffl*



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Hinata--chan
2011-02-27T12:05:07+00:00 27.02.2011 13:05
oh gott, war das süß >.<
richtig zucker, die beden zusammen.
hast du toll gemacht :)
Von:  Nijiyu
2009-08-13T15:14:18+00:00 13.08.2009 17:14
WAHHHHHH!!! Ich liebe diese Pair und deine FF ist klasse und dein Schreibstil ebenso x3
Von:  KeKsi
2008-08-23T23:43:58+00:00 24.08.2008 01:43
kaaaaaaaaaay
um gottes willen
wieso hab ich nie dein os bemerkt >.<
ich fands soo tooll...
*neidisch ist*
ich will auch
*hust*
xDDD
super os
weiter soo^^
Von:  Haleine
2008-06-23T14:47:34+00:00 23.06.2008 16:47
Ieeeh??
Ich hab noch keinen Kommi egschrieben?
...verdammt.

Ähähä, also lange Geschichte das hier, ich hatte sehr lange Zeit nur beschränlt Zugang zum Internet und dann auch nur Zeit für das Nötigste. Und jetzt, da ich mir deine Ff nochmal lesen wollte und sie favorisieren wollte, fällt mir ein, dass ich die ff zwar abgespeichert und schon angefangen hab zu kommentieren, aber ich hab den Kommentar nie zuende geschrieben!
Oh GOTT. Tut mir furchtbar leid.
Aber bei mir werden ernste Kommis immer so lang, und da...okay, egal, du kriegst deinen kommi in den nächsten tagen, versprochen!
(wetten, dass ich mich dann wieder acht Jahre später erst melde? ...oh Mann, ich bin echt so unbrauchbar.)

Hoffe, du bist nicht allzu sauer. Aber wieso hast du eigentlich so wenig Feedback bekommen? Ich dachte, Hinata/Gaara wäre ein total süßes Pair. o.O
Von:  Wolfsdaemonin
2008-02-08T20:29:35+00:00 08.02.2008 21:29
Cool^^
Du schreibst sehr gut
Weiter so ^.^


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