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Der Trank der wahren Gefühle

von

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78 "Blutrausch" Sasukes Kapitel

...

Hm. Hey. :-)

Wie beginne ich jetzt am Besten? Vielleicht mit der allgegenwärtigen Entschuldigung. Ihr wisst hoffentlich alle, wie schrecklich leid es mir tut, dass sich diese beiden Kapitel so lange hingezogen haben. Ich habe eben mal nach dem letzten Update Datum gesehen und es ist tatsächlich ein halbes Jahr her, was mich doch etwas überrascht. Ein halbes Jahr...ich bin mir bewusst, dass es nicht die feine Art ist euch so lange warten zu lassen, bitte nehmt es mir nicht allzu übel.

"Der Trank der wahren Gefühle" ist eine Geschichte, die ich zeitgleich mit dem "Veröffentlichen" geschrieben habe und daher hatte ich zu keiner Zeit einen Vorsprung, damit die Updates sich in einem relativ regelmäßigen Zeitraum hielten, so wie es ganz am Anfang noch war. Manchmal hätte ich die Geschichte lieber bereits abgeschlossen, bevor ich sie hochgestellt hatte aber durch all eure Anregungen und Tipps und all die lieben Worte und das Interesse habe ich viel mehr gelernt, als es mir anders möglich gewesen wäre. Ich bedanke mich von ganzem Herzen für eure Unterstützung und all die Nachsicht, die ihr mit mir gehabt habt.
 

In diesem halben Jahr hat sich so einiges angesammelt, was ich sonst in kürzeren Vorworten geschrieben hätte aber da die beiden Kapitel jeweils auch noch so extrem lang geworden sind, bitte ich auch hier um Nachsicht für mein langes Gefasel. An dieser Stelle möchte ich auch gleich noch sagen, wie überrascht ich war, als ein paar von euch mir über die Monate hinweg immer mal wieder geschrieben haben, um zu hören wann es weitergeht, um mit mir zu schimpfen weil ich so langsam bin und um mich wieder aufzubauen, wenn ich nicht wusste, wie es weiter gehen sollte. Ich danke euch sehr dafür, es hat mir definitiv geholfen. :-)
 

Diese beiden Kapitel sind die letzten der gesamten Geschichte. Hier endet also der Hauptteil von "DTDWG", was hiernach noch folgt sind die beiden Epiloge für Kakashi und Sasuke, ehe ich diese Fanfiction endgültig abschließe. Nach über 1 1/2 Jahren. Wahnsinn. :D

Für alle, die nicht genau wissen, warum ich dieses Kapitel in zwei Varianten geschrieben habe, noch einmal kurz die Erklärung.

Zu Beginn dieser Geschichte, als überhaupt nicht klar war, wohin das alles eigentlich führen sollte und ob überhaupt etwas daraus wird, habe ich Sakura sowohl für Kakashi als auch für Sasuke Gefühle entwickeln lassen und schon bald haben sich die Leser in zwei Gruppen gespalten und für ihr jeweiliges Lieblingspair gehofft. Euer Engagement ist großartig, nebenbei bemerkt :-) Ich habe eine Weile darüber nachgedacht, war aber schon bald der Meinung, dass niemand "umsonst" all die Kapitel lesen sollte, nur um letztlich nicht sein Wunschpair zu bekommen, also entstand die Idee der zwei Enden. Und hier sind sie nun.
 

Der Entstehungsprozess war lang und anstrengend. :D aber ganz ernsthaft, ich habe nicht umsonst ein halbes Jahr gebraucht. Ich habe noch nie zuvor eine Geschichte wirklich veröffentlicht und noch nie zuvor überhaupt irgendwelche Leser gehabt. Das hier ist etwas Neues für mich, vor allem das Verfassen eines würdigen Endes für 77 Kapitel durchwachsener Qualität (der Anfang...gah!) und deshalb habe ich das alles hier bestimmt an die eine Million mal komplett umgeschrieben. Ich gebe zu, dass ich mir ein paar Sorgen mache, was eure Reaktionen betrifft, wenn es denn welche gibt, nach all dieser Zeit. Es ist nicht leicht, es möglichst allen Recht zu machen und ich bewundere jeden, der das geschafft hat. Wenn es aber auch nicht nur darum geht, es dem Großteil Recht zu machen, so hoffe ich doch, dass ich mit diesen Kapiteln etwas ausdrücken kann und Reaktionen irgendeiner Art hervorrufe :D Natürlich freue ich mich sehr, wenn die Mühe nicht umsonst war. Aber ich bin auf jeden Fall stolz darauf, es endlich so weit geschafft zu haben, dass das Ende für diese doch sehr lange Geschichte unmittelbar bevorsteht. Und ich habe mit diesem Ende eine Menge gelernt.
 

Bevor ich hier aber zu einem Schlusswort komme, dass ich mir lieber für die Epiloge aufspare, wollte ich noch zwei andere Dinge ansprechen.
 

1) Neubearbeitung der gesamten Geschichte

2) Fanfiction Emmy Verleihung
 

Erst einmal die Ankündigung, dass ich begonnen habe, "DTDWG" anzugleichen, also das Niveau auf dieselbe Höhe zu bringen, damit der Anfang mich nicht mehr so schrecklich aussehen lässt. Ich hasse den Anfang, Leute, ganz ehrlich, er ist furchtbar und ich denke jedes Mal wieder, wie viel Glück ich gehabt habe, dass ihr trotzdem weitergelesen habt, bei den Massen an FFs die es hier gibt...

Diese Bearbeitung wird allerdings erst dann voran kommen, wenn die Epiloge auch hochgeladen sind, damit eure Wartezeit nicht noch desaströser wird. :-)
 

So und dann, natürlich, zweitens, der Fanfiction General Award.

Wahnsinn.

Vor ein paar Wochen habe ich durch Zufall etwas darüber gelesen und mir die ganze Sache mal angeschaut. Für die unter euch, die nicht wissen, wovon ich rede ( vor ein paar Wochen hätte ich laut "hier" geschrien ;-) ), diese Geschichte hat eine Website: http://www.fanfictionemmy.de.vu/ und da steht eigentlich alles erklärt. Kurz gesagt hat man dort einige Kategorien für verschiedenste Fanfictions eingerichtet und wie ich das verstanden habe, konnte man dann in einem bestimmten Zeitraum für seine Favoriten stimmen. Ich habe das Ganze erst lange danach entdeckt aber ich war absolut überwältigt, als ich meinen Namen zwischen den Nominierten gelesen habe.

Wer auch immer mich erwähnt hat, ich fühle mich wahnsinnig geehrt. Ich danke euch allen vielmals und lasst euch gesagt sein, ich habe mich sehr gefreut.
 

Und wo ich das jetzt alles gesagt habe :-) Noch etwas zu diesem Kapitel speziell.

Vor euch befindet sich Sasukes Kapitel und demnach geht es auch mehr um die Beziehung zwischen Kakashi und Sakura. Der Anfang ist bei beiden Kapiteln weitestgehend gleich, bis dann irgendwann der Teil kommt, der sich größtenteils meilenweit voneinander unterscheidet. Wer beides lesen möchte, umso besser, denn ich würde zu gern hören, wie ich mich dabei angestellt habe.
 

Ihr seid der Grund für das Alles.

Habt vielen Dank!
 

PinkLady18 <3
 

Und hier wie immer, für jeden der mag,

die Musik:
 

1) "The Duchess - Awakening"

http://www.youtube.com/watch?v=cwx49lszv_o&feature=PlayList&p=C2D45EB92D6D381C&index=6

2) "The Fountain - Finish It"

http://www.youtube.com/watch?v=vfybcej2F-M&feature=related

3) "Erik Satie - Gnossienne no 3"

http://www.youtube.com/watch?v=r_w_lckqz8A

4) "The Fountain - The Last Man"

http://www.youtube.com/watch?v=dG0bh9fTQts&feature=related

5) "The Village - Race To Resting Rock"

http://www.youtube.com/watch?v=uEsX10jzR6Y

6) "Counting Crows - Colorblind"

http://www.youtube.com/watch?v=Jh8rzYcT2Kg

7) "The Fountain - Together we will live forever"

http://www.youtube.com/watch?v=jZW4PCaxGS8

8) "The Fountain - First Snow"

http://www.youtube.com/watch?v=TTWh0HCqpgw&feature=related

9) "Terminator 3 OST - Radio"

http://www.youtube.com/watch?v=upHOVfgYG_A

10) "Coldplay - The Scientist"

http://www.youtube.com/watch?v=8p3ansTAQdg

oder

http://www.youtube.com/watch?v=tmjPrdTNxQ0

11) "Cast Away Theme"

http://www.youtube.com/watch?v=Hb2-0aAmyAI
 

Ich gebe zu, es sind eine Menge Songs geworden...aber das Kapitel ist auch sehr lang. :-)

Jedes Lied ist im Text noch einmal unter seiner Nummer gekennzeichnet.
 

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Am Ende wird alles gut sein.

Und wenn es nicht gut ist,

dann ist es noch nicht das Ende.
 

78 „Blutrausch“ Sasukes Kapitel
 

1)

Ich fühlte mich leicht. Sorglos. Wie betäubt. Mein Kopf war voller Nebel, der alles leicht dämmrig machte. Nur der Geschmack auf meiner Zunge war seltsam, metallisch und fremd… Notgedrungen schluckte ich und würgte, als, was auch immer in meinem Mund gewesen war, nur langsam und zähflüssig meinen Hals herunterlief. Ich schnappte nach Luft und mit dem frischen Sauerstoff in meinen Lungen kam auch der Rest meiner Wahrnehmung zurück und ich konnte mich genauer auf meine Umgebung konzentrieren. Da waren warme Hände um meine Taille, die mich stützten, als ich für einen Moment überwältigt in die Knie sank und jemand drückte mich an seine Brust und hielt meinen Rücken in einem festen Griff aufrecht. Benommen dachte ich an den störenden Geschmack in meinem Mund zurück, der sich noch immer auf meinen Lippen hielt und versuchte, Genaueres herauszuschmecken. Doch ich wurde umgedreht und unterbrach mein Vorhaben, fasziniert von den Händen, die zu meiner Hüfte wanderten. Es waren kraftvolle Hände, mit langen Fingern und nur wenigen Narben darauf, Hände die man selten an einem Shinobi sah. Langsam ließ ich meinen Blick schweifen und blinzelte den Schleier in meinen Augen weg, ich folgte den geschwungenen Armen, überflog den Hals und dann versank ich tief in den Augen des Mannes direkt vor mir. So dunkel.

„Sakura?“ Eine dunkle Stimme, geheimnisvoll und verschlossen. Sie klang wie ein gut gehütetes Geheimnis und versprach tausend Dinge zugleich. Ich hatte sie millionenmal gehört und doch noch nie zuvor…allein dieser Klang reichte aus um mein Herz schneller schlagen zu lassen. Erstaunt legte ich meine eigene Hand auf meine Brust. Es war ein fremdes und gleichzeitig sehr vertrautes Gefühl. „Weißt du wer ich bin?“

Er barg mein Gesicht in seiner Hand und ich lehnte mich ihr entgegen ohne es wirklich steuern zu können, mein Blick flog zurück zu seinen Augen. Sie waren so bildschön, wie gemalt. Wusste ich wer er war? Seine Fingerkuppen strichen federleicht über meine Wange und hinterließen eine prickelnde Gänsehaut. Ich schauderte. Kannte ich ihn? Ich hatte keine Erklärung für das, was ich fühlte, aber es schien alles so richtig, so perfekt…es war mir vollkommen gleich. Logik war machtlos gegen solche Faszination.

Langsam hob ich meine rechte Hand und zögerte kurz vor seinem Gesicht. Diese Augen ließen mich nicht los…

Seine Haut sah aus wie Eis und als wäre sie aus eben diesem gemacht, schwebten meine Finger darüber, bebend unter dem berauschenden Verlangen über diese Kälte zu streichen. Die Berührung ließ mich zusammenzucken, sein Chakra hatte eine mächtige Aura und seine Haut war warm

Ich machte unter seinen wachsamen Blicken einen hastigen Schritt zurück. Meine Hände zitterten noch immer. Mein Atem ging unregelmäßig. Ich starrte erschüttert zu Boden, lauschte meinem klopfenden Herzen und versuchte meine Gefühle zu ordnen. Natürlich wusste ich, wer er war.

„Dein Name lautet…Itachi…“, hörte ich mich selbst leise sagen.
 

Einer seiner Mundwinkel zog sich zu einem hinreißenden Lächeln in die Höhe und seine Augen loderten auf, als er seinen Triumph bestätigt sah. Seinen Triumph? Ich hatte keine Ahnung, woher dieser Gedanke gekommen war und tat ihn rasch beiseite. Die Wärme, die von seinem Körper ausging, forderte meine Aufmerksamkeit. Es war mehr als normale körperliche Wärme, es war wie ein Magnet, der mich unaufhörlich anzog, immer stärker, immer fordernder. Ich sah keinen Grund, dem nicht nachzugeben. Also trat ich vor und spürte augenblicklich wie mein Wunsch, ihm nahe zu sein sich noch steigerte. Ich machte noch einen Schritt und fühlte die Hitze in meinem gesamten Körper, dann legte ich meine Arme um ihn und seufzte befreit bei der Berührung. Unsere Chakren passten perfekt zusammen, streckten sich einander entgegen um die Verbindung noch zu vertiefen...

Er drückte mich an sich und die Haare in meinem Nacken stellten sich auf. Seine Nähe nahm etwas von all der Verwirrung und beruhigte mich, aber gleichzeitig hätte mein Herz nicht schneller schlagen können…

„Sakura…“

Er lachte leise und ich schauderte ein weiteres Mal. Nie zuvor hatte sich etwas so unglaublich angefühlt. Einmalig. Vollkommen. Ich hob den Kopf und sah auf zu seinem perfekten Gesicht. Erneut übermannte mich ein fremdes, besitzergreifendes Verlangen und ich senkte fahrig den Blick, da spürte ich seine Hand an meinem Kinn. Überrascht hielt ich inne und blickte ihn fragend an. Er strich mit einem Finger darüber, dann hob er ihn und hielt ihn vor mein Gesicht. Blut?

Verwirrt wischte ich mit meiner eigenen Hand über mein Kinn. Als ich sie prüfend betrachtete, war meine Handfläche blutig verschmiert. Eiseskälte lief meinen Rücken entlang und mein Herz setzte aus, ein Gedanke, viel zu schnell um ihn begreifen zu können ließ mich entsetzt aufkeuchen, doch ebenso schnell war er wieder verschwunden. Ich starrte voll Abscheu auf die roten Spuren und hörte mein hämmerndes Herz in meinen Ohren.

„Was…?!“

„Shhh…ist schon gut. Lass mich das entfernen.“ Ich konnte den fremden Gedanken nicht mehr fassen, so sehr ich danach suchte und seine Stimme beruhigte meine Nerven augenblicklich.
 

Er hob noch einmal seine Hand, wischte wieder über mein Kinn und hob sie dann zu seinem Mund, während ich vollkommen still stand und ihn dabei beobachtete. Ohne seinen Blick nur einmal von mir zu nehmen, leckte er jeden Tropfen Blut von seinem Finger und ich konnte spüren, wie meine Wangen von einem tiefen Rot bedeckt wurden, wollte mich abwenden und konnte doch nicht wegschauen. Er lächelte, fuhr mit seinem Daumen über die verbliebenen Blutspuren in meinem Gesicht und lehnte sich vor. Mein armer Herzschlag verdoppelte sich sofort wieder. Seine Lippen berührten beinah die meinen, feine Chakrablitze leuchteten zwischen uns auf und knisterten in meinen Ohren…so nah…
 

„Sakura!“
 

Ich schüttelte den Kopf, darauf bedacht, diesen so kostbaren Moment nicht zu unterbrechen und schloss die Augen...

„Sakura!!“

Schweren Herzens gab ich nach und wandte mich um, in Richtung der dumpfen Rufe, die so weit weg klangen als befände ich mich unter Wasser. Ich erstarrte bei dem Anblick, der sich mir nun bot. Bisher hatte ich nur Itachi angesehen, hatte mich gar nicht von ihm losreißen können, geschweige denn wollen, doch dieses neue Bild und diese Stimme alarmierten mich…

Ein fließender Schleier umgab uns beide, er glänzte golden und blendete mich, doch dahinter konnte ich Umrisse ausmachen, die immer wieder verzerrt wurden, als die Barriere von Erschütterungen getroffen wurde. Ich kniff die Augen zusammen, um mehr zu erkennen, als Itachi mich zu ihm zurück drehte. Er griff in mein Haar, seine Hand wanderte in meinen Nacken und er zog meinen Kopf in einer schnellen Bewegung näher zu sich heran…nur zu gern ließ ich mich von dem Schleier ablenken und lehnte mich ihm entgegen.
 

„Nimm deine Hände weg von ihr! Sakura, tu das nicht!“

Plötzlich war die Stimme ganz nah und klar, ein Geräusch von tausend Scherben die zu Boden fielen klirrte in meinen Ohren und Itachi ließ mich los. Wie in Trance schüttelte ich noch einmal den Kopf und sah mich gerade rechtzeitig um, um zu sehen wie die Reste der goldenen Barriere in sich zusammenstürzten und den Blick auf eine Lichtung mitten in einem kahlen Wald freigaben. Ein blonder Haarschopf tauchte blitzschnell vor mir auf und ich wich zurück.

Naruto? Was…?! „Naruto!“

Er drehte sich um, stand nun zwischen Itachi und mir und riss die Augen auf.

„Sakura, du bist wieder…“

„Vor dir Dobe!“ Sasukes Stimme hallte über die Lichtung, Naruto schnellte zurück und parierte einen Angriff Itachis. Ich hob die Hände an meinen Kopf. So verwirrend.

„Sakura, ist alles in Ordnung mit dir?“ Zweifelnd sah ich auf und fand ihn ein paar Meter von mir entfernt, Itachi direkt hinter ihm.

„Ich bin nicht sicher…“, flüsterte ich langsam, mein Blick flackerte zu Itachis roten Augen, die direkt auf mir lagen. Rot, nicht mehr schwarz. Es war reines Chaos. „Ich bin nicht sicher…“
 

Sasuke tauchte aus dem Nichts auf und zerrte mich mit sich, trennte unseren Blickkontakt. Die Verwirrung blieb. Er redete auf mich ein, gab mir kurze Anweisungen, doch ich konnte nicht folgen, er wollte dass ich zurück nach Konoha rannte, das war deutlich aber zwischen all dem Durcheinander und den vielen, vielen Fragen wusste ich eines ganz sicher: Dieses Mal würde ich sie nicht allein lassen. Ich unterbrach ihn, indem ich sein Handgelenk umgriff und den Kopf schüttelte.

„Naruto kämpft völlig allein gegen Itachi.“, erinnerte ich ihn mit klarer Stimme. Er starrte mich an, dann machte er seinen Arm unsanft los und trat einen Schritt zurück.

„Verschwinde von hier…“, wiederholte er mit erbarmungslos funkelnden Augen, dann stürmte er zu Naruto und Itachi. Ich konnte sie nicht damit allein lassen. Ganz gleich, was mit mir geschehen, was aus meiner Erinnerung verschwunden war, dieses Mal würde ich bleiben.

Aber als ich einen Schritt nach vorn machte, schwankte die Lichtung plötzlich und ich musste mich an einem Baum festhalten. Nur langsam wurde alles klarer, ich machte zwei Schritte weiter. Dann trugen meine Beine mich nicht mehr und ich fiel auf die Knie.

„Sakura!“, hörte ich Narutos Stimme rufen und fühlte Sekunden später einen Körper im Rücken, gegen den ich mich ohne Zweifel daran, dass es Naruto war, lehnte, als aus dem Nichts ein Feuer durch meine Adern schoss und plötzlich wieder alles Kopf stand. Ich zuckte zusammen.
 

„Beweg dich nicht.“

Seufzend schloss ich die Augen und ließ mich vollends zurück fallen, die Anspannung verließ meinen Körper...

„Lass sie los!“ Ein verzweifelter Schrei und diese Stimme überschlug sich vor Sorge und Wut. Ich runzelte die Stirn. „Fass sie nicht an!“

„Sakura, du musst weg von ihm!“, brüllte die zweite, hellere Stimme. „Verschwinde von dort!“ Ich richtete mich auf und öffnete die Augen. Doch Itachis Hand hielt mich zurück, bestimmend lag sie um meinen Oberkörper und hielt mich an seine Brust gedrückt. Es war unmöglich, der Verbindung zwischen uns zu widerstehen. Erneut knisterte die Luft um uns herum und die blauen Blitze flackerten über sein Gesicht.

„Ich verstehe es nicht…“, hörte ich mich selbst flüstern. „Was passiert hier?“

Unsere Blicke trafen sich und ich riss den Mund auf. Seine roten Augen strahlten wie Glut, hypnotisch, schoss es mir durch den Kopf, giftig…und plötzlich konnte ich mich nicht mehr bewegen. Er lockerte seine Hände um meine Oberarme, legte sie auf meinen Rücken und unter meine Beine, dann hob er mich hoch. Er setzte an, auf die nahestehenden Bäume zu springen, als ein lautes Kreischen hinter mir erklang.

Ich erkannte sofort das Chidori und auch Itachi blickte auf und an mir vorbei. Im nächsten Moment riss er mich mit sich herunter und wich einem hellen Lichtblitz aus. Meine Haare wirbelten durcheinander, als ich zu Boden stürzte und Itachi seinen Griff verlor, während er sich selbst verteidigte. Ein Feuerjutsu ließ die Luft flimmern. Ich prallte hart auf dem Boden auf, rollte ein Stück und blieb dann vollends liegen, kaum in der Lage den Kopf zu heben. Eine blaue Chakrakugel kam in mein Sichtfeld und zog an mir vorbei.

Für einen Augenblick spürte ich zwei Paar Hände auf meinen Armen. Es fühlte sich an wie eine kleine Explosion, der Höhepunkt der Verwirrung in Kombination mit den Schmerzen...wie Feuer und Eis zugleich. Wie Sonne und Mond. Wie Sommer und Winter. Mein ganzer Körper stand unter Strom und meine Augen fielen zu.
 

Und plötzlich war die Zerrissenheit schlagartig verschwunden.

Ein Paar Hände verlor seinen Griff und jemand anderes als Itachi zerrte mich fort. In der einen Sekunde spürte ich das Verlangen zu ihm zurück zu laufen beinah körperlich, in der anderen wollte ich so weit weg wie möglich. Mein Kopf kippte nach hinten, meine Arme fielen schlaff herab und erst an dem vertrauten Geruch erkannte ich, dass es Sasuke war, der mich mit sich schleifte. Im Hintergrund hörte ich wie Naruto sein Rasengan einsetzte. Sasuke setzte mich rasch ab und ich ächzte leise unter dem Aufprall. Matt öffnete ich die Augen, blinzelte und fand ihn, wie er neben mir kniete und meinen Körper nach Verletzungen absuchte.

„Ich bin nicht verletzt…“, hörte ich meine eigene Stimme lallen. Er reagierte nicht, hob meinen linken Arm und überflog ihn rasch, ehe er sich dem rechten zuwandte. Ich unterdrückte ein schmerzerfülltes Wimmern und kämpfte gegen den hämmernden Kopfschmerz an, der das Reden erschwerte. „Sasuke, ich bin nicht verletzt.“

Flüchtig wandten sich seine roten Augen mir zu und ich starrte ihn an. Natürlich hatte er das Sharingan aktiviert. Er sah damit nur so…er sah so sehr aus wie Itachi. Der Moment verschwand wieder, als er sich über mich beugte und meine rechte Seite inspizierte. Betäubt lag ich da und versuchte, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren, insbesondere dass Sasuke hier bei mir war, während Naruto demnach zurzeit allein gegen Itachi kämpfte. Allein der Gedanke daran schnürte mir den Hals ab und mein Magen zog sich schmerzhaft zusammen, sodass die anderen Schmerzen in den Hintergrund gerieten. Itachi wollte den Kyuubi und damit Naruto und selbst wenn er sich hauptsächlich auf mich konzentrierte war es Wahnsinn, meinen besten Freund einfach allein zu lassen und ihn damit einem seiner größten Feinde zu überlassen.

Ich hob eine Hand und verbarg das verräterische Zucken, das die Bewegung hervorrief, indem ich Sasukes Handgelenk umgriff. Er drehte den Kopf zu mir. Seine Augenbrauen senkten sich leicht, als er meinen eindringlichen Blick bemerkte.

„Naruto ist…!“
 

Ehe er etwas erwidern konnte, riss er mich zur Seite und Itachi und Naruto zogen an uns vorbei, Naruto war immer zwischen ihm und mir, ließ ihm keine Lücke und keinen Weg. Ich setzte mich rasch auf und sah ihnen besorgt hinterher, ehe schwarze Punkte vor meinen Augen tanzten, weil ich zu schnell die Position gewechselt hatte. Ich schloss die Lider, atmete tief ein und aus und legte eine Hand auf meinen Nasenrücken. Dennoch entging mir nicht, dass Sasuke nichts gesagt hatte.

„Sasuke, es geht mir gut.“, wiederholte ich noch einmal und richtete mich vollends auf. Er kniete noch immer neben mir und warf einen flüchtigen Blick auf die beiden Kämpfenden. Sie waren schnell und ich verlor sie immer wieder aus den Augen aber die Kampfgeräusche sprachen für sich. Diese Sache war verdammt ernst. Mit einer Eindringlichkeit, die mich überraschte, wandte er sich mir zu und sein Blick war eindeutig wütend, wenn er es auch nicht anhand seiner Mimik erkennen ließ, die wie so oft ausdruckslos und kalt war.

„Du bist hier keine Hilfe.“ Ich zog zischend die Luft ein und starrte ihn kreideweiß an. „Du kannst nicht gegen ihn kämpfen aber er benutzt dich immer wieder, vor allem als Druckmittel gegen uns, gegen mich.“ Atemlos lauschte ich seiner berechnenden Stimme. „Es gibt nichts zu diskutieren, du wirst sofort von hier verschwinden, wenn dein Kreislauf wieder stabil ist.“

Narutos Schrei zerriss die trügerische Ruhe und wir beiden rissen den Kopf herum um zu sehen, dass er blutete aber aufrecht stand und erneut auf Itachi losging.

„Ich lasse euch nicht allein.“, zischte ich entschlossen zurück, plötzlich sehr wohl fähig Worte zu finden. Sasuke knurrte leise, ebenso wie ich wollte er keine Zeit mehr verschwenden.

„Sakura, jeden Moment wird er das Jutsu vollenden und du kannst nichts gegen ihn ausrichten. Wenn du bleibst…“

„Was soll das heißen, ‚er wird das Jutsu vollenden‘?“, unterbrach ich ihn entsetzt. Er schenkte mir einen Blick, der sehr an Mitleid erinnerte, wenn ich nicht gewusst hätte, das Sasuke so etwas niemals zeigte. „Er hat es doch bereits beendet, Sasuke!“ Ich hörte selbst wie armselig das klang. Und ich wusste genau, wie sehr ich mir wünschte, dass er meine Worte bestätigen würde. Er schüttelte den Kopf.

„Du glaubst doch nicht wirklich, dass ihm das hier reicht?“ Er deutete auf mich und ich sah an mir herab um schließlich wieder ihn zu fixieren. „Sobald er dich berührt, wirst du zu seinem treuen Schoßhündchen. Und das ist noch längst nicht das Schlimmste, was er mit dir machen kann.“, fuhr er bitter fort und ich sackte zurück auf meine Knie, geschockt von seiner Beschreibung und ebenso geschockt, dass ich nicht wusste, wovon er sprach.

„Was meinst du damit? Was passiert, wenn er mich…berührt?“, fragte ich so leise, dass er mich kaum hören konnte. Er seufzte schwer.

„Geh jetzt, Sakura… Naruto kann nicht ewig meinen Platz einnehmen...“ Als ich nicht reagierte, zog er mich kraftvoll auf die Beine, sodass ich taumelte, ehe ich mein Gleichgewicht wiedergewann. „Das hier ist kein Spiel.“ Seine Augen verengten sich zu Schlitzen und jetzt klang er auch wütend. Aber ich konnte sie nicht verlassen.

„Wenn du nicht freiwillig gehst, dann wird Naruto dich fortbri…“ Der Rest ging in einem abgehackten Aufschrei von Besagtem unter.
 

Als ich den Kopf herumriss, hörte ich sein schmerzerfülltes Stöhnen. Erschüttert sah ich wie Itachi Naruto zu Boden warf und mehr als nur ein paar Shuriken in seiner Brust steckten. Das nächste zielte direkt auf sein Herz, Itachi trat noch weiter vor.

„Naruto, nein!“ Ich setzte nach vorn, plötzlich zurückgehalten von Sasukes ausgestrecktem Arm. „Sasuke…“ Meine Stimme war nur ein entsetztes Flüstern, als ich erkannte, dass er ihm nicht helfen würde.

„Er ist hinter dir her, es wäre genau das was er will, dich jetzt allein zu lassen.“ Ich blickte über seine Schulter und fühlte eine furchtbare Hilflosigkeit in mir aufwallen. Naruto sah seinem Gegner direkt entgegen, seine blauen Augen leuchteten, während er auf diesen tödlichen letzten Schlag wartete. Sasuke drehte den Kopf zu ihm.

„Naruto!“ Ich warf mich gegen Sasukes Arm, zerrte an seinem Ärmel und fand mich schließlich in einem Griff wieder, der mir nicht einmal genug Raum zum Atmen gab.

„Warte.“, knurrte er unterdrückt. „Warte, Sakura.“

Ich hörte ihm nicht zu, ich kam nicht weg, konnte ihm nicht helfen, konnte nur zusehen…hilflos zusehen. „Naruto!

Das Kunai in Itachis Hand blitzte auf, als er es herabsenkte. Ich war unfähig meine Augen zu schließen und sah voller Entsetzen, wie es Narutos Brust erreichte…

Ein Schatten tauchte in meinem Sichtfeld auf und ein sehr vertrautes Klingen hallte in meinen Ohren nach, als Itachis Kunai geblockt wurde. Adrenalin strömte durch meine Adern, Erleichterung mischte sich mit Schock als Itachi aufschaute und Narutos Augen sich schlossen und sein Kopf zur Seite fiel. Ich fixierte den Mann neben ihnen, atemlos. Er richtete sich auf, ein weißes Katana vor sich erhoben und hob den Kopf…
 

Es war Kakashi.

Völlig überfordert hörte ich auf gegen Sasukes Griff anzukämpfen und konnte nichts weiter tun, als das Bild vor mir anzustarren. Itachis Mundwinkel verzogen sich zu einem amüsierten Lächeln und dann schenkte er mir einen Blick, der mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. Ein Blick, der mehr sagte als jedes Wort. Jetzt war auch er Itachi ausgesetzt. Auch Kakashi…

Mein Herz fühlte sich an, als würde es jeden Moment stehen bleiben, als ich ihn genauer musterte und ihn dabei doch nicht wirklich sah. Hier? Jetzt? Wie war das möglich? So lange Zeit hatte ich ihn nicht gesehen. Ich hatte ihn verletzt, verraten und verlassen und plötzlich war er hier.

„Kakashi…“ Er wandte den Kopf und erblickte Sasuke und mich. Ich zuckte zusammen, als ich sah wie blass er war. Sasuke lockerte seinen Griff etwas und ich schnappte nach Luft, mir nicht bewusst, wie lange ich nicht geatmet hatte.

„Ich sagte doch, warte.“, grollte er leise. „Wir haben das Dorf informiert, sobald wir deine Spur hatten. Kakashi gehört zu unserer Verstärkung.“ Sprachlos lauschte ich seiner Erklärung. Verstärkung? Sollte doch nicht alles umsonst gewesen sein?

Naruto ächzte leise und seine Lider flatterten, Kakashi sah herab und auch mein Blick zuckte zu ihm, als ein Windstoß an mir vorbei zog und Sasuke mich augenblicklich hinter sich drängte. Instinktiv hob ich ein Kunai und stellte mich an seinen Rücken.

„Ich bin dein Gegner, sie hat nichts damit zu tun.“ Ich riskierte einen Blick an Sasuke vorbei und nahm Itachis noch immer vorhandenes Lächeln wahr, als er ihn auffing. Er wirbelte ein Kunai in der rechten Hand, warf es und fang es wieder auf. Das Metall glänzte in der Sonne.

„Keine Sorge, Sasuke.“ Er lachte leise auf. Eine Gänsehaut lief über meinen Rücken, Sasukes Schultern hinter mir spannten sich an. „Du stehst ebenso auf meiner Liste, wie sie.“ Er nickte mit dem Kopf in meine Richtung und alle meine Muskeln zogen sich schmerzhaft zusammen, als ich seinem Blick auswich und Sasukes Rücken fixierte. „Nur steht sie weiter vorn als du, warte bis du an der Reihe bist.“

Sasukes Hände ballten sich zu Fäusten.

Er stürzte auf seinen Bruder zu und Itachi reagierte nicht weniger schnell, Sasukes Kusanagi traf klirrend auf nicht mehr als ein Kunai und trotzdem stoppte Itachi jeden Angriff mit nur einer Hand bis meine normalen Augen diesem Kampf nicht mehr folgen konnten. Ich machte ein paar Schritte zurück, als ich eine Bewegung aus dem Augenwinkel wahrnahm und den Kopf herumriss. Vier ANBU setzten an mir vorbei und visierten Itachi und Sasuke an. Fassungslos verfolgte ich wie Itachi sich ihnen zuwandte und dennoch nicht von Sasuke getroffen wurde.

Die Gruppe entfernte sich rasch und verließ schließlich die Lichtung, verschwand immer mehr zwischen den Bäumen bis ich sie nicht mehr sehen oder hören konnte. Ich war völlig erstarrt, als wie ein Blitz die Erinnerung an Naruto auf dem Boden zu mir zurückkehrte.
 

Ich drehte mich um und erblickte erleichtert wie Naruto sich gerade aufsetzte, Kakashi kniete neben ihm und stützte seinen Rücken. Er redete rasch auf ihn ein und Naruto nickte langsam. Die Stirn voller Sorgenfalten überbrückte ich schnell den Abstand zwischen uns und kniete mich auf Narutos andere Seite. Kakashi verstummte abrupt und ich spürte seinen Blick auf mir ruhen, doch ich konzentrierte mich stur auf meinen besten Freund vor mir.

Alle Farbe war aus seinem Gesicht gewichen und seine Hände zitterten, so sehr er auch versuchte es zu verbergen. Tränen der Wut und Trauer schlichen sich in meine Augen, ehe ich sie wegblinzelte.

Seine Brust war voller Blut. Er musste große Schmerzen haben.

„Naruto, hast du starke…“

„…reicht mir nicht, wie viel genau? War es genug?“ Ich hatte nicht gehört, dass die beiden ihr Gespräch fortgesetzt hatten aber sie schienen mitten in einer Befragung zu sein. Nur dass die Befragung wie ein Verhör klang. Kakashi sah nicht mehr mich an, dafür fixierte er eindringlich Naruto und dieser schaute nun ebenso ernst zurück. Ich wandte mich wieder Narutos Verletzungen zu, schnitt vorsichtig sein Shirt auf und musterte flüchtig seinen Oberkörper, dann legte ich beide Hände sanft auf seine Brust, schloss die Augen und tastete mich so schnell wie möglich zu den wichtigsten Organen vor.

„…es war definitiv sehr viel.“ Naruto senkte die Stimme zu einem zornigen Flüstern. „Wir konnten ihn nicht dabei unterbrechen, so sehr wir es auch versucht haben aber er hielt ein Kunai an ihren Hals und hatte diese Wand aufgebaut, wir haben sie nicht zerstören können bis er abgelenkt war…“

„Dann ist es nicht mehr rückgängig zu machen…“ Kakashi fuhr sich seufzend durch die Haare, die sofort wieder nach vorn fielen. „Aber ich bin sicher, ihr habt ihn rechtzeitig unterbrochen, ehe er beenden konnte, was er angefangen hat…“ Naruto nickte knapp und kniff ein Auge zusammen, als ich eines der Kunais herauszog und im selben Moment Chakra in die Wunde fließen ließ. „Der Beweis dafür sitzt hier vor uns.“ Er schenkte mir ein mattes Lächeln. Was hatte ich verpasst?

„Deine inneren Verletzungen, wenn du denn welche hattest, hat der Kyuubi bereits geheilt.“, erklärte ich rasch, als die beiden für einen Moment schwiegen und entfernte das letzte von fünf Shuriken. Kakashi richtete sich auf und griff nach seinem Katana.

„Zumindest eine gute Nachricht… War das alles?“ Ich schaute verwirrt zu ihm auf aber er konzentrierte sich noch immer auf Naruto, dessen Mund sich zu einem schmalen Strich verzogen hatte, als er erneut kaum merklich nickte. „Haltet euch an meine Anweisungen, sobald deine restlichen Verletzungen geheilt sind.“

Kakashi drehte sich um und ich verfolgte sprachlos wie er das Katana aus seiner Hülle zog und Anstalten machte, die mittlerweile schrecklich stille Lichtung zu verlassen.

„Welche Anweisungen? Naruto, was soll das alles? Worum geht es?“ Er schenkte mir nur einen flüchtigen Blick.

„Kakashi.“ Seine Stimme war todernst. „Sasuke ist mein bester Freund und wenn ich nicht da sein kann, um ihn zu unterstützen, dann musst du diese Rolle für mich übernehmen.“ Kakashi drehte sich nicht um, stattdessen winkte er mit einer Hand ehe er innerhalb eines Augenaufschlags den Kämpfenden gefolgt war.

Sofort schien mich die Stille zu erdrücken. Mein Herz schlug heftig gegen meinen Brustkorb, als die wachsende Panik mich überrollte und meine Stimme wackelig machte.

Was ist hier los? Ist er den anderen hinterhergelaufen? Worüber habt ihr gesprochen?! Worüber Naruto?!“ Ich drehte mich um, als er nicht antwortete. „Naruto…“

Er war nicht hier. „Naruto…?“
 

2)

Ein Rascheln direkt hinter mir, ließ mich zusammenzucken. Ich warf den Kopf herum, ließ den Blick über die Lichtung schweifen, während ich aufstand und ein Kunai zog. Das Rascheln erklang erneut. Ein schwarzer Vogel saß nur ein paar Bäume entfernt zwischen den dunklen Zweigen und schlug mit den Flügeln. Ich starrte ihn an. „Naruto…“
 

Ein Räuspern hinter mir verlangte meine Aufmerksamkeit. Er lehnte an einem Baumstamm, im Schatten dichter Tannen, sein blondes Haar fiel ihm in die Augen. Ich atmete aus und fuhr mir über die Stirn, ließ das Kunai sinken. Wie hatte ich ihn übersehen können? Meine Nerven waren zum Zerreißen gespannt.

Sofort kehrte das schlechte Gewissen wieder zurück. Ich bedrängte ihn mit all meinen Fragen, wo er noch immer so blass war und seine Augen so unglücklich, doch woher sollte ich meine Antworten sonst bekommen? Ich machte ein paar Schritte auf ihn zu. „Naruto, du solltest lieber noch etwas liegen bl…“

„Ist schon gut, mir geht es Bestens.“ Ich warf ihm einen zweifelnden Blick zu, beschloss aber ihm vorerst seinen Willen zu lassen.

„Was hat Kakashi dir gesagt?“ Einige Sekunden, die mir so viel länger vorkamen, vergingen, dann schaute er mich mit all seinen Sorgen im Gesicht an. Ich blieb stehen.

„Kakashi wird Sasuke und die ANBU im Kampf unterstützen. Er wird meinen Platz einnehmen.“ Ich fühlte mich unendlich erschöpft. All die Wochen die ich nach Itachi gesucht hatte und die wenigen Stunden, die ich, die wir bereits gegen ihn kämpften…Naruto und Sasuke, die plötzlich hier aufgetaucht waren, dann Kakashi…Stunden zwischen Bangen und Hoffen. All das war eine tonnenschwere Last auf meinen Schultern. Es fiel mir schwer, trotzdem Worte zu finden, obwohl ich des Redens so müde war...

„Wir können sie nicht damit allein lassen…“ Er sah zu Boden. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie der schwarze Vogel seinen Kopf schief legte und bewegungslos so verharrte. Ich versuchte, mich nicht von ihm ablenken zu lassen. „Was hat Kakashi dir gesagt?“, wiederholte ich noch einmal.

Er schaute flüchtig auf und fing meinen Blick. „Ich soll hier bleiben und alles tun um dich von Itachi fernzuhalten. So lange bis sie ihn getötet haben.“ Ich schnappte nach Luft.

„Mich von ihm fernhalten…? Aber…“ Ein anderer Gedanke übertönte den ersten. „Bis sie ihn getötet haben? Du meinst, bis sie ihn gefangen genommen haben.“ Er schüttelte den Kopf und seine blauen Augen funkelten. „Aber Nuke-Nin werden nur dann getötet, wenn eine Gefangennahme unmöglich ist…“, flüsterte ich tonlos. „Sie können nicht einfach…sie werden nicht…“
 

Naruto lehnte sich vor und machte ein paar Schritte, ehe er dicht vor mir stehen blieb und den Kopf neigte. Hinter mir hörte ich erneut das Rascheln von Flügeln.

„Was ist los, Sakura? Hast du ein Problem damit, wenn sie diesem Mistkerl geben, was er verdient hat?“

Mit großen Augen starrte ich zurück. „Was…?“

„Du weißt genau was ich meine. Sasuke hat seit so vielen Jahren nur dieses eine Ziel und seit er dir all diese Dinge angetan hat, will er sich nur umso mehr rächen. Und Tsunade kannst du es wohl kaum verübeln, dass sie den Befehl gegeben hat, ihn sofort umzubringen, wenn die Möglichkeit besteht?“ Er trat weiter vor und plötzlich fiel mir auf, wie schwer es war, nicht weiter zurückzuweichen. Die Lichtung hallte von dem Geräusch aneinander geriebener Federn wider. „Was ich nicht verstehe ist, wie man da noch zögern kann, wie auch nur irgendjemand der nur die Hälfte der Geschichte kennt, zögern würde?“

„Was willst du damit sagen, Naruto? Ich verstehe nicht…“

„Du hast dich allein auf die Suche nach ihm gemacht.“ Ich zuckte zurück, als er mir sein schmerzerfülltes Gesicht zuwandte.

„Du weißt, warum ich das getan habe, Naruto, du weißt dass…“

Er schüttelte den Kopf. „Ich hätte dich niemals gehen lassen. Sasuke wusste nicht, was er tat, er hat so viel anderes zu überdenken, er…“

„Er wusste nicht, was er tat? Natürlich wusste er es! Er wollte mich nicht mit euch gehen lassen, er…“

„Weil er dich liebt! Er liebt dich und selbst wenn dem nicht so wäre, würde er niemals jemanden der Gefahr seines Bruders aussetzen! Wie kannst du ihm so etwas vorwerfen? Was stimmt nicht mit dir?“

Ich prallte gegen einen Baumstamm in meinem Rücken und eine schwarze Feder fiel vor mir zu Boden, ich schaute nach oben als ein weiterer dunkler Vogel direkt über mir wild mit den Flügeln schlug.

Doch Naruto hatte noch nicht alles gesagt, was er sagen wollte. „Du hast es ihm so einfach gemacht, nur weil du immer wieder allen beweisen musst, dass du nicht mehr schwach bist…du bist direkt zu ihm gelaufen und hast dich auf den Präsentierteller gelegt, er musste doch nicht einmal einen Finger krumm machen, um das Jutsu zu beenden!“

„Das ist nicht wahr! Naruto, das ist nicht wahr…!“ Ich klammerte mich an die Baumrinde. Zu lange hatte ich mich davor gefürchtet, solche Worte hören zu müssen.

„Hast du mal daran gedacht, dass Itachi das alles nur tut, um Sasuke noch mehr zu quälen? Hast du nur einmal einen Gedanken daran verschwendet, dass es nicht darum geht, dass du dich hier beweisen kannst?“

Ich hatte keine Worte mehr. Ein leises Krächzen aus dem Baum fuhr mir tief in die Glieder.
 

Keine Zeit. Denk an die anderen, denk an Sasuke und Kakashi…

Doch ich konnte mich nicht von Narutos Anblick losreißen. Er wirkte auf einmal völlig anders. Fremd. Und doch war er es, der vor mir stand. Er atmete schwer aus und ließ den Blick über die Lichtung schweifen. Als ich zu Boden sah und versuchte meinen Kopf wieder klar zu bekommen, mich zusammenzureißen erstickte er jeden Versuch im Keim. Seine Worte trafen mich mitten ins Herz, es splitterte und zurück blieben nur scharfe Kanten wie die einer zerbrochenen Scheibe aus Glas.

„Ich habe dir immer und immer wieder gesagt, dass ich dich niemals für schwach gehalten habe und wie falsch es war, dass du dich so sehr damit gequält hast, was Sasuke einst zu dir gesagt hat…“

Ich schüttelte matt den Kopf und schloss die Augen. Ich wusste, was er noch sagen wollte. Eine Feder fiel herab und verfing sich in meinem Haar. „Bitte tu das nicht…sag es nicht…“

Er sprach unbarmherzig weiter, nichts würde ihn davon abhalten die Wahrheit in Worte zu fassen. „So viele Jahre…“ Er machte ein paar Schritte auf mich zu und ich drückte mich noch weiter gegen den Baumstamm, krallte die Finger in die kantige Rinde in meinem Rücken. „Du hast Jahre dafür gegeben, nur um niemals wieder dieses eine Wort ertragen zu müssen. Schwach.“ Ein Zittern lief durch meinen Körper. Ich kniff die Augen zusammen. Naruto hatte niemals zuvor so mit mir gesprochen.

Er hatte mir niemals Leid zugefügt. Niemals.

Das hier hatte ich verdient. Aber es tat weh und neben all den Schmerzen zuvor, neben der Erschöpfung und der Angst, riss es eine neue Wunde auf, von ihm hören zu müssen, dass alles meine Schuld war.

Ich hatte nicht bemerkt, wie nah er nun wieder vor mir stand. Seine Hände griffen in meinen Kragen. „Weißt du, was ich wirklich denke?“ Seine Stimme war nur ein Flüstern aber so nah…ich spürte die Kraft in seinen Händen, wie sie den Stoff meines Shirts zusammenzogen und öffnete die Augen, hob den Kopf. Ich sah ihm entgegen und blickte vollkommen erstarrt in seine hellblauen Augen, die nun eine Kälte ausstrahlten, die ich noch niemals zuvor dort gesehen hatte. „Es ist als würdest du ihn schützen wollen…“
 

Das Krächzen wurde lauter und verlangte nach Aufmerksamkeit, es war unmöglich zu ignorieren. Naruto lehnte sich noch etwas vor und ich spürte seinen Atem auf meiner Wange.

Mir war kalt. Meine Hände fühlten sich taub an.

Es stimmte nicht. Hier stimmte etwas nicht.

Ich konnte nichts erwidern, schaute flehend in diese so vertrauten Augen und konnte doch nichts wiedererkennen. „Naruto…diese Vögel…“

Ich hob meine eigenen Hände und legte sie auf seine, die noch immer meinen Kragen umgriffen. Als ich sie berührte, schoss heißes Feuer durch meinen Körper, ersetzte die schreckliche Kälte mit einer lodernden Hitze. Und ich kannte dieses Gefühl.

Hinter ihm sprangen von links und rechts die schwarzen Vögel von den Ästen, setzten zu einem lautlosen Segelflug an und raschelten mit den breiten Flügeln, als sie auf dem Boden landeten und zu mir herüber starrten. Es waren Krähen.

Ich blickte zurück zu Naruto und im Hintergrund verschwammen die Vögel zu schwarzen Schatten, ihr Krächzen drang laut an mein Ohr. Narutos Griff lockerte sich, als meine Hände herabsanken. Er legte eine Hand unter mein Kinn. Seine blauen Augen wurden rot und sie glommen auf, als er sich in einer schnellen Bewegung zu meinem Ohr vorlehnte und in den Wirbel des Augenblicks etwas flüsterte. „Gibst du jetzt auf, Kirschblüte?
 

Ein Genjutsu. Wie dumm von mir…

„…aber wann…?“, kam es tonlos über meine Lippen. Naruto…wo war Naruto? Ich spürte allzu schnell wie all die Fragen davon drifteten, wie sie an Bedeutung verloren, wie sie verschwanden. Zuletzt blieb mir nur noch ein Wort, das langsam verblasste. Warum?

Die roten Augen kamen näher, schwarzes Haar verwischte mein Sichtfeld, ich versank in den Tiefen des Sharingan. Itachi neigte seinen Kopf, verharrte einen Moment vor meinen Lippen und sah mir in die Augen. Mein Kopf füllte sich mit dichtem Nebel, als ich darum kämpfte, bei Bewusstsein zu bleiben. „Wie…?“, flüsterte ich, als ich kaum noch stehen konnte. „…wie…“

„Gegen mich kannst du niemals gewinnen.“ Seine Stimme hallte in meinen Ohren wider. Kalt und beinah gelangweilt. Sein Blick wanderte zu meinem Mund. Dieses Mal hatte seine Berührung mich nicht sofort überwältigt, doch ich spürte, dass ich nicht mehr länger standhalten konnte. War das Jutsu noch immer nicht komplett? Fehlte noch immer etwas? War dies ein letzter Rest Widerstand, der mir geblieben war? Gleißender Hass wallte in meiner Brust auf, als ich sah wie er meine Lippen betrachtete.

„Willst du immer noch kämpfen?“ Ich konnte diesen neuen Ton in seiner Stimme nicht sofort identifizieren, zu anstrengend war es allein, mich aufrecht zu halten. Er musste nichts tun, um mich am Handeln zu hindern, seine Berührung war genug. „Reicht es dir nicht?“ Jetzt wusste ich, was seine Stimme preisgab. Er hörte sich an, als ob er sich in seinem ganzen Leben nicht besser amüsiert hatte.

Meine Augenlider flatterten und alles verschwamm, das rote Leuchten jedoch blieb. Ich konnte nicht antworten, nicht einmal den Kopf schütteln. Naruto…wo…?

„Kannst du eine Niederlage akzeptieren, Sakura?“

Meine Augen fielen zu und mein Kopf kippte nach hinten, doch er hielt mich am Kinn zurück. Mir war so heiß, mein Körper fühlte sich an, als würde er verbrennen. „Sag mir, dass du aufgibst.“ Er zwang mich, ihn anzusehen. Erniedrigt blickte ich ihm entgegen ohne wirklich etwas zu sehen. So heiß...so müde...so schwach… „Gib auf.“

Ich konnte nicht mehr stehen, meine Beine gaben nach. Er fing mich auf und das Feuer loderte auf, je mehr er mich berührte. Chakra bildete sich um uns herum, blaue Blitze wurden sichtbar und zuckten vor meinem Auge, umfingen uns wie ein Netz aus purer Energie. Ich driftete zwischen Bewusstsein und Schwärze hin und her, unfähig zu sprechen oder mich zu bewegen. Und plötzlich war die Hitze verschwunden.
 

Mein Kopf lehnte an rauer Rinde, meine Beine berührten den kühlen Waldboden. Ich öffnete ein Auge und sah Itachi vor mir stehen, weit genug weg, sodass das Knistern von Chakra in der Luft nicht mehr wahrnehmbar war. Er wollte hören, dass ich es sagte. Gib auf. Sein Blick war entschlossen. Ich weigerte mich, zu gehorchen. Wo war Naruto? Wo waren die anderen, wie war er ihnen entkommen? Oder waren sie…?

Ich hörte, wie etwas Schweres über den Boden gezogen wurde und öffnete die Augen gänzlich. Im nächsten Moment schleifte Itachi ein bewegungsloses Bündel über die Lichtung hinter sich her. Blondes Haar.

„Naruto…!“ Was sonst ein Schrei gewesen wäre, war nicht mehr als ein Wispern. Ich hatte keine Kraft mehr…

Itachi wartete nicht lange, er zückte ein Kunai und hielt es Naruto an den Hals. Ich fokussierte meinen besten Freund, sah wie blass er war. Und meine Entscheidung war längst gefallen.

„Ich gebe auf.“

Selbst in meinem dämmerigen Zustand hörten sich diese Worte schrecklich endgültig an.

Augenblicklich ließ er Naruto fallen, achtete nicht darauf, dass er mit der Stirn auf dem Boden aufschlug oder dass er nicht atmen konnte, wenn er auf dem Gesicht lag. Er rührte sich nicht, schenkte mir kein zuversichtliches Lächeln oder zwinkerte mir zu, ehe er Itachi überwältigen und alles wieder gut machen würde. Er lag einfach nur da. Leblos.

Und dann stand Itachi wieder vor mir, zog mich hoch und erweckte das Feuer zu neuem Leben. Ich unterdrückte ein Wimmern. „Naruto…“

Wie gern hätte ich meine alte Stärke zurück. Es war nichts mehr übrig.
 

Ein letzter Blick in meine Augen, dann zog er mich an sich und presste seinen Mund auf meinen. Es fühlte sich an, wie eine Explosion aller Sinne, wie ein Blitz der mit voller Kraft einschlägt und alles vor meinem inneren Auge wurde gleißend hell. Von einem Moment auf den anderen frei von all der Angst, der Erschöpfung und der Demütigung, frei von meiner Sorge um die anderen und frei von den Erinnerungen, die er mir einst genommen hatte, spürte ich wie die Hitze sich noch steigerte und hörte wie Chakra uns einschloss und um uns herum tobte. Als seine Zunge meine Lippen trennte, ging ein Teil seines Chakras auf mich über, jede meiner Zellen kribbelte und sträubte sich für einen Moment gegen die fremde Energie. Meine Lippen brannten.

Er biss auf meine Zunge und der erst noch stechende Schmerz verebbte, als ich zusätzlich zu meinem Blut auch seines schmecken konnte.

Dann schwand das Feuer, die blauen Lichtblitze wurden langsamer und mein Körper kämpfte nicht länger gegen den neuen Teil in mir an. Für einen Moment wurde noch einmal alles weiß und als das Licht verblasste und mich langsam wieder sehen ließ, war es vorbei und er löste sich von mir, machte ein paar Schritte zurück. Ich fasste mir an die Brust und spürte meinen Herzschlag dumpf und schwer.

Die bleierne Müdigkeit war verschwunden. Ich fühlte nach meiner Kraft, spürte ihr nach und erkannte, dass sie nicht nur aufgefüllt worden, sondern auch größer geworden war. Sie durchströmte mich, begierig darauf, von mir frei gelassen zu werden, sodass jede Bewegung sich wie ein kleiner Stromstoß anfühlte.
 

3)

Ich hob den Kopf und schaute mich um.

Die Sonne stand tief und die Lichtung um mich herum war an einigen Stellen stark zerstört, doch all das rückte in den Hintergrund, als er meinen Blick auffing. Ich lächelte amüsiert und deutete mit dem Kinn auf das Schlachtfeld. „Dein Verdienst?“

Seine roten Augen funkelten und sein Mund verzog sich zu einem süffisanten Lächeln. Ich überflog die Lichtung erneut, dann wandte ich mich mit einer neuen Idee ihm zu. Er stand ein paar Meter weit entfernt, beinah in der Mitte der Lichtung. Wie schnell konnte ich bei ihm sein?

Es war nur ein Augenblick, die Zeit, die es benötigt, die Lider zu schließen und wieder zu öffnen, ehe ich einen Finger auf seine Brust legte und zu ihm aufsah. Er war nur etwas größer als ich. „Schnell…“,schnurrte ich mit einem langsamen Augenaufschlag.

Mein rechter Zeigefinger wanderte seine Brust entlang, über seine Halsschlagader und schließlich unter sein Kinn. Das tiefdunkle Rot seiner Sharingan folgte jeder meiner Bewegungen.

Blitzschnell griff ich in seinen Nacken und zog ihn zu mir herab, versiegelte unsere Lippen in einem verzehrenden Kuss, voller überschüssiger Kraft. Einer seiner Mundwinkel zog sich in die Höhe, amüsiert durch mein begieriges Ausprobieren dieser neuen Macht. Ich strich mit den Zähnen über seine Unterlippe, schmeckte die verbliebene metallische Note von süßem Blut und spürte wie die Muskeln in seinem Nacken sich anspannten. „Und stark…“, wisperte ich gegen seinen Mund. Wie weit konnte ich gehen? Meine Zunge zog die Konturen seiner Lippen nach, wieder strichen meine Zähne über die dünne Haut.

Als ich zubiss, schnellte er vor, umfasste meinen Kopf und riss meine eigene Hand in seinem Nacken los. Ich prallte gegen einen Baumstamm und zog zischend die Luft ein, ehe er sich gegen mich presste und meine Arme links und rechts von mir an die Rinde pinnte. Ich konnte seine Stärke deutlich fühlen, als er hungrig unsere Lippen verband und musste bedauernd feststellen, dass meine noch immer deutlich geringer war.
 

„Gefällt sie dir?“

Ich wusste genau, wovon er sprach. „Sehr…“

Er blickte auf mich herab und ich leckte über meine Lippen. „Du wirst sie brauchen.“

„Sakura!“

Ich drehte den Kopf, mir deutlich bewusst, dass er sich nicht umwandte und noch immer mich fixierte.

„Sakura! Sakura!“

Jemand rief meinen Namen. Ich warf Itachi einen fragenden Blick zu. „Wer…?“

Das Lächeln eines Jägers legte sich auf seine Mundwinkel und er lehnte sich zu meinem Ohr vor. „Mein geliebter kleiner Bruder…“

Sasuke, ich kann ihn spüren!

Ich starrte auf die Lichtung. „Und der Zweite?“

Er lachte leise neben meiner Schulter. „Sein alter Sensei.“

Ich nickte langsam. „Wen…?“

„Such ihn dir aus.“ Er lehnte sich zurück und legte den Kopf schief.

„Sakura!“

Sakura!“ Die Stimmen kamen näher.

„Was ist mit den ANBU hinter ihnen?“

„Ich kümmere mich darum.“

„Sakura, er hat uns getäuscht! Itachi ist in der Nähe!“

Ich lachte leise auf und blickte auf die wenigen Zentimeter, die uns trennten.

Lauf, Sakura!

„Hm.“ Ich zog eine Augenbraue hoch und schaute auf meine Hände, die noch immer zu beiden Seiten von Itachi festgehalten wurden. Er folgte meinem Blick. Mit einem belustigten Lächeln und einem eisigen Funkeln in seinen Sharingan lockerte er seinen Griff und machte einen Schritt zurück, ohne unseren Blickkontakt zu trennen. Während ich meine Arme herab nahm und leicht kreisen ließ, griff er in die rechte Tasche seines schwarz-roten Akatsuki Mantels und zog meine alte Kunaitasche daraus hervor.

Ich nickte anerkennend und lachte leise auf. „Die könnte durchaus hilfreich sein.“

Einer seiner Mundwinkel zog sich leicht in die Höhe, als er sich vorbeugte und die Tasche mit wenigen gezielten Handgriffen um meinen Oberschenkel band. Seine Hände verweilten einen Moment zu lang auf meinem Bein, fuhren gekonnt über die sensible Haut, ehe er bedauerlicherweise vollends zurück trat und meine Entscheidung geduldig abwartete. Die Rufe kamen noch näher.
 

„Der erste. Ich will den Jüngeren.“

Seine Augen blitzten auf. „Wie du wünschst.“ Ein dunkles Lachen schwang in seinen Worten mit. Triumphierend.

In einer fließenden Bewegung drehte er sich um und wandte sich dem Rand der Lichtung zu. Für einen Moment erhaschte ich jemanden am Boden, dann schulterte Itachi ihn und lief weiter. Blondes Haar fiel dem Fremden über das Gesicht, Stoff in einem grellen Orange leuchtete unter Dreck und Blut.

Ich blinzelte einmal und Itachi war verschwunden, ich war allein. Ich konnte ihn spüren, konnte fühlen, wie er durch die dichten Bäume glitt, leise wie die Nacht, während die Verbindung zwischen unseren Körpern und unseren Seelen mir jede seiner Bewegungen verriet. Für einen Moment erinnerte ich mich seiner Berührung und seiner Wärme, dann blendete ich alles aus und konzentrierte mich auf die Chakrasignaturen, die sich mehr und mehr näherten und jeden Moment die Lichtung betreten würden.
 

Laut hallten ihre Rufe im Wald wider und schreckten ein paar Vögel, nur wenige Meter entfernt, auf, dann brach der erste aus dem Wald hervor und ließ seinen rastlosen Blick hastig über die Lichtung schweifen. Er setzte erneut an, meinen Namen zu rufen, als er mich sah und erstarrte. Ich lehnte bewegungslos an der alten Tanne hinter mir und beobachtete ihn aus den Schatten.

Zuerst waren seine Schultern noch angespannt und er scannte erneut die Umgebung, ohne mich allzu lang aus den Augen zu lassen. Dann schaute er mich genauer an, sein Blick wanderte von meinen Füßen bis in mein Haar und schließlich blieb er für einen Moment an dem nachlässig auf meinem rechten Zeigefinger baumelnden Kunai hängen.

„Warum hast du nicht geantwortet?“

Seine Augen waren die gleichen wie die von Itachi, ebenso dunkelrot, ebenso aufmerksam. Er ähnelte ihm in mehr als nur dieser Hinsicht. Seine dunklen Haare hatten den gleichen schwarzen Schimmer, seine Haut war ebenso blass und makellos. Wenn er sprach, klang er genauso ernst, doch verbarg seine Stimme nicht alle Emotionen so perfekt wie Itachis. In diesem Moment hörte ich das Misstrauen darin. Scharfsinnig...

„Worauf antworten?“, fragte ich beiläufig.

Seine Augenbrauen senkten sich leicht. Er ignorierte meine Gegenfrage und überbrückte den Abstand zwischen uns mit wenigen Schritten. Ich ließ ihn nicht aus den Augen und neigte den Kopf, neugierig, was er jetzt tun würde. Doch er verharrte zwei Meter vor mir. Seine Sharingan untersuchten meinen Körper, schienen durch mich hindurch zu blicken. Er wusste sofort, dass etwas anders war, hatte es bereits gewusst, als er die Lichtung betreten hatte. „Wo ist Itachi?“

Er kam nicht näher. War ihm bewusst, dass er bereits die wichtigste, die entscheidende Frage gestellt hatte? Hatte er den gleichen Scharfsinn wie sein Bruder?

„Sakura!“
 

Ein zweiter Ninja stürzte auf die Lichtung. Rasch prüfte er die Umgebung, genau wie der andere zuvor, dann kam er neben ihm zu stehen. „Sakura…“

Dieser verbarg seine Emotionen noch weniger, eindeutig war er erleichtert mich zu sehen, obgleich er eine Maske trug, die nur seine Augen preisgab. Ich ließ das Kunai ein paar Mal um meinen Finger kreisen, während ich beobachtete, wie die zwei bedeutungsvolle Blicke austauschten. Es war nicht schwer, sie zu verstehen, und so stoppte ich das Kunai und ließ es in meine Hand gleiten, schloss meine Finger darum. Der ältere von beiden, mit dem vermummten Gesicht, den auffälligen Haaren und nur einem Sharingan drehte sich erneut mir zu. „Sakura. Wo ist Naruto?“

Ich sah ihn lange an, musterte sein außergewöhnliches Auge. „Ich weiß nicht.“, sagte ich dann. „Er ist nicht hier.“

Erneut sahen sie einander ernst an, wechselten Worte ohne sie auszusprechen.

„Wie lange…“ Der ältere machte einen Schritt auf mich zu, setzte zu einer neuen Frage an, als der erste Schrei ertönte. Er drehte sich um, doch es entging mir nicht, dass Itachis Bruder mich nicht aus den Augen ließ, dem Ausdruck eindeutig qualvoller Schmerzen nicht einmal ein Blinzeln schenkte. Alarmiert spannten sich die Schultern des Größeren der beiden an. „Sasuke.“

Der Angesprochene nickte langsam. „Ich bleibe hier. Bei ihr.“ Ein zweiter Schrei wurde abrupt unterbrochen. Der ältere zögerte noch. „Geh Kakashi. Wir müssen Naruto so schnell wie möglich finden.“

Angesprochener musterte mich noch einmal flüchtig und dann neigte er den Kopf zu seinem Teammitglied. „Vorsichtig, Sasuke. Und vergiss nicht, was passieren kann, wenn du die Geduld verlierst. Wir kennen die Folgen nicht.“ Er warf ihm einen langen Blick zu, den ich nicht deuten konnte. „Lass dich nicht täuschen.“ Dann verschwand der ältere und ließ mich mit Sasuke allein zurück, nicht ohne ein letztes Mal zu mir zurück zu schauen, ehe er gänzlich die Lichtung verließ.
 

Weitere gequälte Schreie wurden von den Bäumen gedämpft und verklangen rasch, als sich ihre Urheber tiefer in den Wald zurückzogen. Ein kalter Wind zog über die Lichtung und wirbelte trockene Blätter auf und schließlich schien Sasuke genug gesehen zu haben. Seine Augen waren noch immer rot und sein Kiefer angespannt, doch seine Schultern senkten sich langsam und er machte ein paar gemächliche Schritte auf mich zu. Interessiert verfolgte ich, wie er wenige Zentimeter von mir entfernt stehen blieb und stellte lächelnd fest, dass er wartete. Ich schüttelte den Kopf und schloss amüsiert die Augen. Als ich wieder aufsah…war er weg.
 

4)

Mein Lächeln verblasste langsam und ich drückte mich etwas näher an den Baumstamm, als ich die Lichtung überflog. Wenn er so fähig wie sein Bruder war, würde das hier sicher nicht langweilig werden. Ich konzentrierte mich auf alle meine Sinne, besonders auf mein Gehör. Das Sharingan war ohne Zweifel zu schnell für mich, mit meinen normalen Augen hatte ich keine Chance gegen das berühmte Bluterbe, allerdings hatte ich bereits früh gelernt, mit meinen Ohren zu ‚sehen‘ und konnte damit genug Vorteile für mich einholen, um den roten Augen eine Weile zu trotzen. Ich musste ihm zugestehen, dass er sich nicht durch einen falschen Schritt verriet und dass er seinen Standort wechselte war sicher, denn ich konnte eine sehr geringe Menge Chakra in Bewegung wahrnehmen, leider ohne sie genau orten zu können. Nicht ein raschelndes Blatt lieferte mir seine exakte Position…wie man es von einem Uchiha erwarten konnte…
 

Sein Angriff kam plötzlich aber da ich darauf gewartet hatte, war er ungefährlich. Der Baum in meinem Rücken gab mir zusätzlich Deckung und ihm nicht viel Spielraum. Trotzdem war er schneller, als ich angenommen hatte und er erwischte einen Teil meines Shirts. Mein Ärmel riss ein, als ich auswich, doch nicht der Treffer sondern vielmehr sein Ziel überraschte mich. Er griff nach meinem Kinn und hob meinen Kopf, bis ich ihm direkt in die Augen sah. Und erneut stellte ich fest, dass er wartete. War dieser Scheinangriff ein Test gewesen?

Sein emotionsloser Blick hielt den meinen, Sekunden verstrichen und noch immer lauerte er auf eine Reaktion, ignorierte das Kunai, das ich an seinen Hals gelegt hatte, vollkommen.

Ich sah zwischen seinen Sharingan hin und her und lachte leise auf. „Ich fürchte das Sharingan nicht, Sasuke.“

Er neigte den Kopf und schien etwas anderes erwartet zu haben, er wirkte wie vor den Kopf gestoßen, das kleinste Bisschen unschlüssig, ganz anders als sein Bruder, der niemals etwas von sich preisgab, wenn er es nicht wollte. Sein Griff lockerte sich nicht einen Millimeter und er hielt mein Kinn fest umklammert. Aber er wusste nicht, wozu ich fähig war.

Ich führte das Kunai dichter an die dünne Haut unter seinem Kiefer.

„Wo ist er, Sakura? Wo ist Itachi?“

Ich nahm das als mein Stichwort, ihn zu überraschen, umgriff seinen Arm und befreite mich in einer schnellen Bewegung, ehe ich hinter ihm zum Stehen kam, das Kunai an seinem Hals sicherte und in sein Ohr flüsterte. „Ich weiß nicht…“

Seine Augen hatten mein Handeln sicher vorausgesehen, doch er wirkte verblüfft von meiner Schnelligkeit. Damit war klar, dass er das Ausmaß von Itachis Chakra in meinem Körper unterschätzt hatte. Obgleich er mich auch dann noch hätte aufhalten können, so tat er es nicht, sondern blieb stehen und lauschte meinen Worten. Ich spürte seine feinen Haarspitzen an meiner Wange, als ich mich noch etwas weiter über seine Schulter lehnte und verfolgte die Linie seines Nackens, ehe ich noch etwas wisperte. Itachi wollte, dass ich ihn beseitigte, aber es war dennoch ein Jammer, wie ich mit einem bedauernden Blick auf seine muskulöse Brust feststellte.

Gegen einen Uchiha muss man immer für alles gewappnet sein, trotzdem konnte ich mir meine nächsten Worte nicht verkneifen, auch wenn ich damit die Waage kippen und Sasuke zu einer endgültigen Entscheidung bringen würde. „Aber er kommt sicher bald zurück.“, schnurrte ich leise und fuhr mit meinem linken kleinen Finger seinen Kiefer nach. „Wir waren sehr beschäftigt ehe er gegangen ist, weißt du Sasuke-kun…“

Seine Reaktion war nicht ganz das, was ich erwartet hatte aber sie machte mir meine Aufgabe um so einiges leichter. Er legte seine linke Hand auf meine und zwang sie herab, bis sie auf seinem Hals liegen blieb, dann drehte er den Kopf und unsere Blicke trafen sich. Wir standen so dicht beieinander, dass ich seinen ruhigen Atem auf meiner Haut spüren konnte und meine Brust gegen seine Schulter drückte. Ein diabolisches Lächeln zuckte über meinen Mund. So einfach?

Ich änderte meinen Plan. Diese Richtung erschien mir nun sehr vielversprechend aber wer hätte gedacht, dass Itachis kleiner Bruder sich so leicht verführen lassen würde?

Das Kunai in meiner rechten Hand fühlte sich kühl gegen meine Haut an und ich ließ es in dem scheinbaren Bestreben, es in meine Kunaitasche gleiten zu lassen, sinken, lehnte mich weiter vor, bis unsere Gesichter nur noch durch wenige Zentimeter getrennt waren.
 

Er zeigte nicht, dass er wahrgenommen hatte, dass sein Hals nicht mehr von einer scharfen Klinge bedroht war, stattdessen betrachtete er meine Lippen, verfolgte wie ich mit der Zunge rasch darüber strich. Ob er ahnte, wie nah er seinem Tod bereits war? Das hier war viel zu einfach. Er hatte nicht einmal vor seine Sharingan einzusetzen.

Ich öffnete meine Lippen, nur einen Spalt breit, hauchte gegen seinen Mund, beinah unbewusst, und hob meine rechte Hand, fuhr mit ihr langsam über seinen Rücken. Ich zeichnete federleichte Muster darüber, verteilte sie über seine gesamte Wirbelsäule und war immer darauf bedacht, das Kunai außer Reichweite seiner Haut zu halten. Er verharrte vollkommen bewegungslos, kam nicht näher und rückte nicht von mir ab, doch sein gebannter Blick, der noch immer an meinen Lippen hing, verriet mir genug. Ich schlug die Augen nieder, öffnete die Lippen noch etwas mehr und fixierte mich ebenfalls auf seinen Mund. Ich musste zugeben, dass er sehr verlockend aussah. Immerhin würde es dadurch schneller gehen, wenn es auch immer noch bedauerlich war, so einen hübschen Mund für immer auf Eis zu legen. Ein letztes Mal holte ich sanft Luft und konzentrierte mich dann auf meine Aufgabe. Mit einem kaum wahrnehmbaren Seufzen lehnte ich mich vollends vor und streifte seine Lippen sanft mit meinen eigenen, federleicht.

Doch ehe ich mich zurückziehen konnte, um das Spiel zu verlängern, hielt er mich davon ab. Seine rechte Hand legte sich auf meinen Hinterkopf und zog mich nach vorn, während sein hungriger Mund den meinen ein zweites Mal einfing. Ich dachte nicht lange darüber nach und fügte mich rasch seinem Willen, überzeugt davon, dass es meine Aufgabe noch mehr beschleunigen würde, küsste ihn fordernd und verlangend und lenkte ihn so viel wie möglich von dem was hinter seinem Rücken geschah ab.

Er ging unverzüglich darauf ein, erwiderte mein Drängen sogar so sehr, dass ich für einen Moment zögerte und befürchtete, er würde das Kunai entdecken. Aber nur eine Sekunde später, erlangte ich meine Fassung wieder zurück. Meine rechte Hand, die noch immer auf seinem Rücken lag, wanderte noch etwas höher, alle Sehnen angespannt und bereit zu tun, was Itachi mir aufgetragen hatte. Sein kleiner Bruder überraschte mich, wurde indessen rasch so leidenschaftlich, dass er mich zurückdrängte, ehe ich das Kunai in die richtige Position gebracht hatte und dann war er direkt vor mir, nahm mein Gesicht in beide Hände und dirigierte mich zum nächsten Baumstamm am Rande der Lichtung, ohne dass ich diesen überhaupt sehen konnte. Zu gefährlich war es, dass er mit seinem nächsten Blick das Kunai wieder im Auge haben würde und das durfte ich unmöglich riskieren, also legte ich meine Arme in einem festen Griff um ihn.

Im nächsten Moment stieß ich gegen harte Rinde in meinem Rücken und lehnte meinen Kopf, durch seinen Mund und seine Hände gezwungen, zurück. Sein Körper schloss jede Lücke zwischen uns und presste sich an mich, bis ich seinen Brustkorb an meinem spüren konnte. Eine seiner Hände verließ mein Gesicht und wanderte meinen Hals herab, schob meinen Kragen weiter zurück, bis er meine linke Schulter genug befreit hatte um mit seinen Zähnen an der Haut zupfen zu können und Küsse darauf zu verteilen.

Für einen kurzen Moment konnte ich wieder Luft holen und starrte außer Atem auf die Lichtung vor mir, mir schnell bewusst, dass dies der richtige Moment war. Seine Augen waren geschlossen. Er zeigte nicht im Geringsten, dass er etwas bemerkt hatte, sodass ich langsam daran zweifelte, dass dem auch wirklich so war.

Ein ausgebildeter Shinobi konnte niemals so unwissend sein und schon gar nicht ein Uchiha. Aber vielleicht befand er sich deshalb auf der schwarzen Liste seines Bruders. Und außerdem war er auch nur ein Mann. In jedem Fall würde ich diesen Moment nutzen.

Ich richtete das Kunai wieder aus, spürte wie seine Zähne gefährlich nah über mein Schlüsselbein strichen und hob meinen rechten Arm etwas, um mit mehr Kraft ausholen zu können. Ich schloss die Augen, nur für einen Moment. Für Itachi.

In diesem Augenblick kehrte er zu meinem Mund zurück und drängte meine Lippen auseinander, berührte meine Zunge mit seiner und plötzlich suchten seine Hände zielsicher nach meinen. Ich riss die Augen auf. Mit wachsender Panik, legte ich meine linke Hand an seine Wange und er reagierte so, wie ich es mir erhofft hatte. Als er sein Gesicht hinein legte und die Augen aufschlug, das leuchtende Rot preisgab, stieß ich zu.

Es ging schnell. So schnell, dass ich erst ein paar Sekunden zu spät bemerkte, dass etwas sehr schief gegangen war.
 

Ich fand mich mit dem Gesicht zum Baum gedreht wieder, beide meiner Arme auf meinen Rücken gedreht und er stand hinter mir, hielt mich mühelos an meinem mehr oder weniger selbst gewählten Gefängnis fest. Meine Hände waren leer, das Kunai fort und er hatte nicht einmal einen Kratzer, darauf konnte ich wetten. Ich fluchte leise und schalt mich für meine falschen Spekulationen. Jeder Uchiha hatte gewisse Grundinstinkte, die andere sich in harter Arbeit antrainieren mussten, man konnte keinen von ihnen so leicht angreifen, geschweige denn töten. Jeder halbwegs fähige Ninja hatte diese Grundinstinkte, verdammt!

Ich spürte wie er sich vorlehnte und dann kaltes Metall an meinem Hals, direkt unter meinem Kinn. „Oh bitte…“, murmelte ich sarkastisch. Mein eigenes Kunai, was für eine Ironie.

„Also Sakura…“ Er legte seinen Kopf auf meine linke Schulter und betrachtete das Kunai in seiner Hand, beinah gelangweilt. Seine Lider waren mit dichten, sehr dunklen Wimpern besetzt. „Wo ist Itachi?“

Ich schnaubte verächtlich und wandte mich nach zurück nach vorn.

„Er kann nicht weit sein, wenn er zuvor noch so beschäftigt mit dir gewesen ist, nicht wahr?“

„Glaubst du, ich würde es dir sagen, selbst wenn ich es wüsste?“

Er fuhr die Klinge des Kunais mit seinem rechten Daumen beinah liebevoll nach und ließ sich Zeit zu antworten. „Vermutlich nicht. Und man muss dir zugestehen, dass du alle Mittel einsetzt um seinen Auftrag zu erfüllen. Ehrgeizig wie eh und je, nicht wahr?“

Ich verdrehte die Augen nach oben und starrte in die Krone des alten Baumes, an den er mich drückte.

„Weißt du…“ Er ließ das Kunai absichtlich etwas zu dicht an meiner Haut entlang schrammen und ich spürte meinen Herzschlag in meinem Hals pochen, ruhig und trotzdem beunruhigt. „Es war nicht einmal ein sehr schlechter Plan, vermutlich sogar der beste, der dir in so kurzer Zeit einfallen konnte. Allerdings…“ Die Klinge schlitzte meine Haut auf, nur oberflächlich, doch ich spürte ein Rinnsal Blut an meinem Hals herablaufen. Ich weigerte mich, ihm die Genugtuung eines Schmerzenslauts zu geben und biss mir auf die Lippen. „…kennst du mich schlecht, wenn du glaubst, dass du mich durch einen lächerlichen Kuss genug ablenken kannst um mich zu töten.“

„Lächerlich? Wie schmeichelhaft.“ Ich schnaubte amüsiert, trotz des Brennens unter meinem Kinn und starrte auf die Baumrinde vor mir. „Dafür hast du dich aber nicht besonders lange gewehrt…“

Stille.

Dann spürte ich seine Lippen an meinem Ohr. „Hat es dir gefallen, Sakura?“

Ich lachte auf. „Selbstverständlich nicht. Was für eine absurde Vorstellung…“

„Zu schade…“ Rein zufällig biss er in mein Ohrläppchen, strich mit seiner Zunge über die gerötete Haut. Seine oberflächliche Arroganz ging mir jetzt schon auf die Nerven. Zeit, das Ganze schnell zu erledigen und die Sache zu bereinigen, ehe Itachi hier aufkreuzte.
 

Ich winkelte meinen rechten Arm so weit an, dass ich ausholen konnte und rammte ihn in seinen Bauch. Dann drehte ich den Kopf, hob ein Bein und trat seine weg, das Timing war perfekt, bis das Kunai in meinen Hals schnitt und er meine Stirn hart gegen den Baum presste. Ich biss mir erneut auf die Lippen um nicht schmerzerfüllt zu zischen.

„Wo ist Naruto?“ Ich schwieg und er packte meinen Kopf und drückte ihn noch einmal unsanft gegen die Rinde. „Wo?

Vor meinen Augen tanzten schwarze Flecken. Ich hatte keine Ahnung von wem er sprach aber ich würde niemals klein beigeben, besonders wo ihm diese Antwort so wichtig war. Er griff in mein Haar, zerrte mich zurück und drehte mich um, bis ich mit dem Rücken an dem Baum lehnte, schob ein Knie zwischen meine Beine und hielt sie damit an der alten Tanne hinter mir fest, hinderte mich somit an jedem Fluchtversuch.

Als ich in seine Augen sah, wurde klar was er vorhatte. Ich schloss sofort meine Lider, mir bewusst, dass er dieses Mal ohne zu Zögern das Sharingan einsetzen würde um die Informationen zu bekommen, die er haben wollte, doch er war immer noch stärker als ich. Itachis Chakra reichte nicht aus um es mit einem weiteren Uchiha aufzunehmen, weder körperlich noch psychisch. Wenn ich ihn irgendwie ablenken könnte, wenn ich nur ein paar Sekunden hätte…

Er griff unter mein Kinn und ließ das Kunai sinken, hob meinen Kopf an und stoppte zeitgleich meine zappelnden Arme mit seiner anderen Hand. Gedanken rasten durch meinen Kopf, ein Umriss auf dem Boden, blondes Haar…ich konnte falsch liegen aber wer sonst hätte hier mitten im Nirgendwo auf einer Lichtung liegen sollen, offensichtlich Opfer eines Kampfes geworden, wenn nicht die Person, die Sasuke suchte? Ich kannte seine Stimme nicht, sein Aussehen war mir nur undeutlich im Gedächtnis geblieben, doch das strahlende Orange seiner Kleidung und sein blondes Haar sollten für einen winzigen Moment genügen.

Sasuke legte einen Finger an mein rechtes Augenlid und ich nutzte den Moment, drehte mich seitlich und brachte ihn mit einem Chakratritt aus dem Gleichgewicht, meine Hände rutschten aus seiner und ich formte die nötigen Fingerzeichen. Direkt darauf, noch während ich das Jutsu abschloss, hielt er mich noch fester als zuvor und öffnete mein linkes Auge, als er abrupt stoppte und den Kopf drehte. Eine Bewegung aus dem Augenwinkel forderte seine Aufmerksamkeit. „Naruto…"

Ich öffnete auch das andere Auge und fixierte seinen freiliegenden Hals, wartete auf den richtigen Moment ein neues Kunai zu ziehen und wurde völlig überrascht, als ich seinen Gesichtsausdruck sah. Ich hatte offensichtlich die richtige Person kopiert, das sah man ihm an, doch seine Augen…er sah so schrecklich erleichtert aus, ließ für einen Moment die kalte Maske fallen und gab preis, dass das Wohl dieses Menschen ihm sehr wichtig war...
 

Eine der wichtigsten Regeln eines Ninja: Zeige niemals Emotionen.
 

Meine Hände waren kaum gesichert, ich musste sie nur noch losreißen, das Kunai ziehen, es an seinen Hals heben, nicht mehr zögern…nicht mehr zögern

Zu spät.

Er hatte gesehen, was seine Sharingan ihm sofort hatten sagen wollen und der Überraschungsmoment war vorüber. Dieses Mal protestierten meine Handgelenke bedenklich unter seinem Griff, ich konnte mich nicht mehr befreien. Was auch immer dieser eine Blick bei mir ausgelöst hatte, wurde zu meinem Verhängnis.

Ich reagierte zu langsam und meine Augen waren noch geöffnet, lagen gebannt auf diesem Gesicht voller Rätsel, als er sich mir wieder zuwandte und die schwarzen Tomoe inmitten all des Rotes sich zu drehen begannen.

Ich erstarrte, erwartete das Bewusstsein zu verlieren, erwartete Schmerzen und Angst, als er alarmiert den Kopf hob und die Tomoe zum Stillstand kamen. Ich spürte mehr, als dass ich sah wie er mich zur Seite riss und dann hörte ich das dumpfe Auftreffen mehrerer Shuriken in dem Baumstamm, an dem ich zuvor gelehnt hatte. Mein Oberarm schmerzte unter seinem festen Griff.

Ich drehte den Kopf und sah, dass er nicht zu mir blickte, sondern konzentriert die Lichtung absuchte. Aber ich wusste bereits, wer die Shuriken geworfen hatte. Sasuke knurrte leise und ich hörte, wie er seinen Namen ausspuckte, als wäre er giftig. „Itachi…
 

Am entgegengesetzten Ende der Lichtung wurden seine Umrisse erkennbar, als er langsam aus den Schatten trat und ich spürte geradezu körperlich wie er näher kam, doch ich verdrängte das sanfte Kribbeln das sich bis in meine Fingerspitzen zog, diesen Teil meiner selbst - für meinen Auftrag.

Sasukes Reaktion hatte mich völlig unerwartet getroffen und ich fragte mich was sie zu bedeuten hatte. Und wie ich sie mir zu Nutzen machen konnte.

„Sasuke.“ Itachis kühle Stimme wehte über die Lichtung herüber.

Er hatte mich instinktiv aus dem Schussfeld gerettet. Hatte nicht darüber nachgedacht. In der wenigen Zeit, die ihm blieb um dem Angriff seines Bruders auszuweichen, hatte er mich mit sich gezogen. Warum?

„Wo ist Naruto?“ Schon wieder fragte er nach ihm. Und das wo Itachi ihm direkt gegenüber stand? Ich fing für einen winzigen Moment seinen Blick auf. Er musterte Sasukes Hand um meinen Oberarm, dann zog er eine Augenbraue in die Höhe und warf Sasuke ein amüsiertes Lächeln zu. Ich wartete. Mein Verstand arbeitete fieberhaft an der Lösung dieses Rätsels. Möglicherweise sah Sasuke in mir die einzige Möglichkeit, herauszufinden was aus seinem Freund geworden war. Andererseits…er hatte instinktiv gehandelt, völlig reflexartig. Er hatte keine Zeit gehabt um eine Entscheidung abzuwägen

Als ich wieder auf schaute, war Itachi noch näher gekommen und blieb jetzt wenige Meter entfernt stehen, ließ den Blick beinah gelangweilt über seinen kleinen Bruder wandern. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Sasuke die Geste erwiderte, doch seine Augen strahlten keinerlei Gleichgültigkeit aus. Aus ihnen sprach der pure Hass und absolute Berechnung. Noch immer hielt er meinen Arm fest, beinah unbewusst. Ich zögerte, wusste nicht, wie weit Itachis Plan mich mit einbezog, ob es überhaupt einen Plan für diese Situation gab. Ich hätte Sasuke schon lange zuvor beseitigen sollen.

„Es ist eine Weile her, Sasuke.“, verkündete Itachi und neigte den Kopf. „Was hat dich so lange aufgehalten?“ Die Muskeln an Sasukes Hals traten hervor, als er die Zähne zusammenbiss und sich selbst zügelte auszusprechen, was auch immer er hatte sagen wollen. Itachi nickte langsam und wandte sich mir zu. Ich erstarrte unter seinem Blick. „Ist dieser Grund nicht ein wenig zu banal? Es erscheint mir als ein sehr hoher Preis für dein Handeln…und hinterlässt bei mir den Eindruck, du hast deine Vergangenheit möglicherweise nicht mehr stark genug vor Augen.“ Ich verstand nicht, entspannte mich jedoch wesentlich als seine Aufmerksamkeit nicht mehr mir galt. „Erinnerst du dich nicht mehr an unser letztes Treffen?“
 

Unmittelbar schob Sasuke mich hinter sich. Überrumpelt ließ ich ihn gewähren, duldete seinen Arm um meine Taille und fixierte seine Schulter für einen Moment, ehe ich eine weitere Chance in dieser Position sah.

„Du musst vergessen haben, was ich dir damals sagte…“

Ich wartete, bis er sich wieder zu seinem Bruder umdrehte, völlig auf ihn konzentriert, und seine Hand nur noch auf meinem Oberarm lag, dann zückte ich ein neues Kunai, hob den Arm und machte meinen anderen gleichzeitig los. Er fuhr herum, blockte meinen Angriff mit seiner rechten Armschiene, ohne seinem Bruder wirklich den Rücken zuzudrehen und unter der Wucht des Aufpralls setzte ich zurück und federte meinen Sprung mit einem Ausfallschritt ab. Er hielt mich nicht auf, starrte nur hinter mir her und eine Sekunde später, stand ich neben Itachi und erhaschte einen Blick auf Sasukes Gesicht. Völliger Unglaube stand darin geschrieben und…Verrat.

Ich runzelte die Stirn und setzte an, etwas zu sagen, als Itachi mich davon abhielt. Er strich mit einem Finger scheinbar gedankenverloren über meine Wange, verteilte dabei viele kleine Funken aus Chakra auf meiner Haut und ich schmiegte mein Gesicht in seine Hand, erleichtert, dass er mir nicht übel nahm, dass ich noch nicht erledigt hatte, was er mir aufgetragen hatte, süchtig nach diesem Feuer und der glühenden Hitze, die jede seiner Berührungen mit sich brachte.

Du kannst sie nicht zurückholen.“ Ich sah zu ihm hoch und erblickte ein kaltes Lächeln, das nicht mehr mir galt und das Sasuke offensichtlich Qualen zufügte, deren Grund mir verborgen blieb. Ich konnte sogar von hier sehen, wie angespannt sein Kiefer war, wie leuchtend rot und hasserfüllt seine Augen waren, wie sich die Aura seines Chakras verdunkelte. Itachis Daumen verweilte für einen kurzen Moment auf meinem Wangenknochen und hinterließ ein warmes Kribbeln auf meiner Haut, dann fuhr er herab zu meinem Hals und löste das getrocknete Blut, das noch dort klebte, seit Sasuke mich mit dem Kunai erwischt hatte. Ich drehte den Kopf zu ihm. „Es ist so einfach…“ Er betrachtete scheinbar gedankenverloren das Blut an seinem Finger. „Sie kann dich mehr zerstören, als ich es je könnte und das nur mit ihren Blicken.“ Er hob den Finger zu seinem Mund und legte seine Lippen darum. Das Feuer schien noch heißer zu werden, ich schnappte leise nach Luft. „Weißt du noch, Sasuke?“
 

Sein Handeln und seine Worte schienen etwas bei Sasuke auszulösen, das ich nicht durchschauen konnte, auch wenn ich sicher war, dass Itachi mich damit gemeint hatte. Doch ich kam nicht dazu, ihn danach zu fragen.

Sasuke hatte keine Geduld mehr. Er zog in einer schnellen Bewegung ein Katana, das er auf seinem Rücken aufbewahrte und unterdrückte einen Wutschrei, als er ohne länger zu zögern auf seinen Bruder zustürmte. Ich warf Itachi einen Seitenblick zu und erhielt ein bestätigendes Lächeln als Antwort. „Ich lasse dir noch immer den Vortritt, Sakura.“

Ich nickte rasch und verbreiterte meinen Stand. Mit einem gehauchten Kuss auf meine Schläfe, zog Itachi sich an den Rand der Lichtung zurück und als ich sah, dass Sasuke Anstalten machte, einfach um mich herum zu laufen, stellte ich mich ihm in den Weg. Er stoppte kurz vor mir, wandte sich mir nur widerwillig zu und seine Sharingan blitzten vor Zorn, als sich unsere Blicke kreuzten. Ich konnte sein Chakra körperlich spüren, Wellen von Wut und Hass gingen von ihm aus, dunkle Energie, die eine Gänsehaut auf meinen Armen auslöste. „Geh aus dem Weg, Sakura.“

Ich hob das Kunai, das ich noch immer in der Hand hielt und hielt seinen Blick. „Versuch an mir vorbei zu kommen, Sasuke-kun.“ Ich hörte ein unterdrücktes Lachen von Itachi und lächelte bei seinem Klang. Dieses Mal würde er mich nicht täuschen. Dieses Mal war ich darauf vorbereitet.

Sasukes blutrote Augen lagen noch immer auf mir, flackerten nur kurz zu seinem Bruder, ehe sie sich noch etwas mehr verengten und ein gefährliches Funkeln darin aufleuchtete. Er schien zu verstehen, dass ich ihn nicht kampflos gehen lassen würde. Ich sah die Erkenntnis in seinen Augen. „Alle sagen, es ist nicht deine Schuld.“, sagte er leise und einer seiner Mundwinkel zog sich zu einem bitteren, kalten Lächeln in die Höhe, das nicht einmal ansatzweise seine Augen erreichte. „Alle sagen, du kannst nichts dafür, niemand kann sich dagegen wehren.“ Ich legte den Kopf schief und wartete, bis er seine Rede beendet hatte, hochkonzentriert und bereit jeden plötzlichen Angriff zu blocken. „Ich habe versucht, ihnen zu glauben. Aber sieh dich an.“ Er deutete an mir herab und schaute mir erneut in die Augen. „Du bist seine Marionette geworden.“

Ich zuckte mit einer Schulter. „Bist du jetzt fertig?“

Er zeigte keine Reaktion, doch seine Augen waren noch härter als zuvor geworden. Eiskalt. „…ja.“ Ein humorloses Lachen kam über seine Lippen. „Ja, das war alles was ich noch zu sagen hatte.“
 

Ich setzte vor, wartete nicht länger darauf, dass er handeln würde und schnaubte missbilligend, als er das Katana in seine Hülle zurückschob und mich ohne Waffe erwartete. Ich holte aus, verwickelte ihn in einen Taijutsu Kampf, in dem er meine neue Schnelligkeit wirklich kennenlernen konnte und sparte nicht mit Chakra in meinen Schlägen und Tritten. Er wich immer wieder aus, reagierte so perfekt auf meine Bewegungen, wie es nur ein Sharinganträger vermochte. Wann immer ich nah dran war ihn zu treffen, duckte er sich in unmöglich schnellen Bewegungen weg, tauchte hinter mir wieder auf, neben mir, vor mir. Itachi hielt sich völlig raus und wartete, beobachtete jede unserer Bewegungen, während er langsam in den langen Schatten der Bäume weit hinter uns versank, als die Sonne mehr und mehr unterging.

Als sich die ersten bizarren dunklen Flecken über die Lichtung legten, hatte Sasuke jede Geduld verloren. Seit geraumer Zeit wich er aus, nur um augenblicklich einen Gegenangriff daraus zu machen und traf mich dabei häufiger, als ich ihn. Mein Atem ging schnell und mein Chakra neigte sich trotz der größeren Menge zur Neige, meine Arme waren aufgeschürft, weil ich immer nur gerade so seine Schläge abfangen konnte. Ich musste schneller werden. Gerade als ich mich herab neigte, um mit der Faust die Erde aufzureißen und einen vorübergehenden Sicherheitsabstand zu Sasuke zu schaffen, spürte ich Itachis Gegenwart näher als zuvor, direkt hinter mir. Ich hielt in der Bewegung inne und musste deshalb einen harten Treffer in die Bauchhöhle einstecken, schnappte erstickt nach Luft und beugte den Oberkörper ab, hielt mir den Bauch. Sasuke hatte Itachis Gegenwart in seiner Ungeduld noch nicht wahrgenommen. Aber dann.

„Sasuke.“ Ich richtete mich wieder auf und wollte mich umdrehen, als ich Itachis Brust in meinem Rücken fühlte und gleichzeitig…die kalte und gefährlich vertraute Klinge eines Kunais an meinem Hals. Zuerst hielt ich es für eine Verwechslung, für einen Schattendoppelgänger. Doch dann drehte ich den Kopf so weit, dass ich ihn aus dem Augenwinkel sehen konnte und realisierte, dass er es tatsächlich war. Ich schaute zu Sasuke, nur wenige Schritte von uns entfernt, und war völlig überwältigt von dem inneren Kampf, der sich in seinen Augen abzeichnete.
 

5)

Ich sah wie schwierig es ihm fiel, die Kontrolle zu behalten, wie sehr er darum kämpfen musste, nicht auf seinen Bruder oder mich loszugehen. Ich sah die Mordlust und den allgegenwärtigen Hass, die giftige Rachsucht, die ihn von Innen heraus aufzufressen schien und fragte mich bei diesem Anblick das erste Mal wirklich, was sich zwischen den beiden Brüdern abgespielt hatte, dass es zu diesem Punkt gekommen war. Doch seine Augen zeigten noch mehr. Ich war überrascht von der Zerrissenheit, von dem bitteren Schmerz einer Seele, die mehr gesehen hatte als sie ertragen konnte und von der lodernden Wut, die etwas…anderem gegenüberstand. Etwas das ihr standhalten konnte. Etwas das ihn über sein Handeln nachdenken ließ, das ihn davon abhielt rücksichtslos die Chance auf seine Rache wahrzunehmen. Etwas, das ihn davon abhielt die stumme Warnung seines Bruders zu ignorieren und mein Leben wegzuwerfen, um zu seinem Ziel zu kommen. Es war dasselbe Etwas, das ich in seinen Augen gesehen hatte, als er die Illusion seines Freundes gesehen hatte. Und dasselbe Etwas, das dort gewesen war, als er mich aus der Reichweite von Itachis Shuriken gezogen hatte. Aber warum…?
 

Itachi verlagerte sein Gewicht minimal hinter mir und sofort wurde ich mir erneut all der kleinen Funken auf meiner Haut bewusst. Warmer Nebel stieg in meinen Kopf und ich schloss die Augen, abgelenkt von der Hitze, die wie flüssiges Gold durch meinen gesamten Körper strömte, unfähig in eine andere Richtung zu denken. Itachi hielt mir ein Kunai an den Hals und doch konnte ich mich nicht sorgen, konnte nicht um mein eigenes Leben fürchten. Die glühende Wärme machte es unmöglich etwas anderes als sie selbst zu empfinden.

Diese wenigen Sekunden in denen beide Brüder sich gegenüber standen, zogen sich wie Stunden und doch nicht. Ich wagte nicht mehr, mich zu bewegen, geschweige denn etwas zu sagen. Ich atmete flach und versuchte trotz der beinah unwiderstehlichen Versuchung nicht zu sehr auf die Chakraverbindung zu reagieren, die das Stillhalten beinah unmöglich machte. Itachi hob die andere Hand und berührte federleicht meinen Haaransatz, achtete nicht darauf, wie mein Körper sich noch mehr anspannte, führte einen Finger mein Gesicht herab, über meine Schläfe, meine Wangenknochen, meine Mundwinkel, mein Kinn. Mit jedem Zentimeter wurden Sasukes Augen kälter.

„So unschuldig…ist es nicht ein Jammer, dass sie zwischen die Fronten geraten ist?“ Ich schluckte hart, wagte nicht mich zu bewegen. Das Kunai lag beinah auf meiner Haut, ich konnte die Kälte des Metalls spüren. „…ohne Zweifel bist du der wichtigste Punkt des Ganzen. Du weißt doch selbst, kleiner Bruder, wen quäle ich lieber als dich?“ Sasuke drehte den Kopf zur Seite. Itachi seufzte leise, ein so sehr gespielter Laut, dass sich eine Gänsehaut über meinen Nacken zog, obgleich die Reaktion meines Körpers auf den seinen Hitze überallhin sandte. Er ließ die Hand sinken. „Du enttäuschst mich, kleiner Bruder. Erneut.“

Sasuke schaute obgleich dieser Worte nicht her.
 

Ich musterte sein Profil, die angespannten Schultern, die verkrampften Hände. Als Itachi unvorhergesehen das Kunai auf meiner Haut aufkommen ließ, zuckte ich zusammen, überrascht, und gab einen erschrockenen Laut von mir. Sasukes Kopf fuhr herum, die Augen geweitet, und er starrte auf die Klinge an meinem Hals. Ich starrte zurück, verwirrt und nicht in der Lage, die Situation zu verstehen. Itachis freie Hand kehrte zurück zu meiner Wange, verweilte einen kurzen Moment und fuhr dann die feine Linie entlang, an der das Kunai über meinen Hals gestrichen war. Ich holte etwas zittrig Luft, ein weiteres Mal überwältigt von der Macht eines einzelnen seiner Finger und den Empfindungen, die er damit bei mir auslösen konnte. Ich legte den Kopf kaum merklich zurück, gegen seine Brust, mir kaum noch Sasukes durchdringendem Blick bewusst.

Und während sich immer mehr brennend heiße Blitze durch meinen Körper zogen, sich weiter ausbreiteten und meine Knie wackelig machten, ließ das Leuchten in seinen Sharingan nach, bis es beinah verblasste.

Lautlos machte er zwei schwere Schritte zurück, senkte den Kopf und ließ mit einer langsamen Handbewegung sein eigenes Kunai fallen, die ihn so viel mehr zu kosten schien als nur seine Waffe. Das kurze Klirren, als es auf dem Boden aufkam - und seine plötzlichen Worte - hallten unverhältnismäßig laut in meinen Ohren wider… „Das hat sie nicht verdient, du Bastard.“
 

Erschüttert folgte ich seinem Handeln, plötzlich nicht mehr so überwältigend in Itachis Wirkung gefangen und konnte es nicht verstehen, so sehr ich es auch versuchte. Ich lehnte noch immer an Itachis Brust, mittlerweile beinah ungeachtet des Kunais an meinem Hals, und konnte mich einfach nicht vom diesem Anblick losreißen. Warum…?

Als er den Kopf hob, sah er mich an, aber er sah mich nicht wirklich, er blickte geradewegs durch mich hindurch. Leer.

Itachi lehnte sich vor und legte seinen Kopf auf meine Schulter, ich biss die Zähne zusammen und hielt den Atem an, obgleich das prickelnde Chakra dadurch nur ein weiteres Mal umso intensiver durch meinen Körper strömte. Itachi hatte bereits zuvor riskiert, dass die Shuriken, die er auf Sasuke und mich geworfen hatte, mich treffen würden. Er hatte keine Skrupel, meine Sicherheit erneut zu riskieren. Und doch wusste ich, dass ich auf mich selbst aufpassen musste, es war meine Schuld ihn gewähren gelassen zu haben.

„Ah…ich denke nicht, dass du das beurteilen kannst. Bist du nicht derjenige, der überhaupt schuld an diesem Zustand ist?“ Ein frustrierter Laut kam über Sasukes Lippen und er warf den Kopf wieder zur Seite, die Fäuste geballt. „Aber Sasuke...kein Grund so ungehalten zu werden.“ Ich schluckte und wich noch mehr an Itachis Brust zurück, als er das Kunai noch immer nicht herab nahm, sondern noch näher an meine Haut legte. Er wisperte neben meinem Ohr: „Ein letzter Versuch, Sakura?“
 

6)

Ich zögerte, fixierte den bewegungslosen Mann vor mir, der nicht mehr hersah. Auch dann nicht. Schließlich nickte ich, bemüht, nicht mit der Klinge in Berührung zu kommen. Als ich spürte, wie seine Zähne über die dünne Haut unter meinem Ohr strichen, zog ich zischend die Luft ein und er gab mich frei, machte erneut einige Schritte an den Rand der Lichtung zurück.
 

Ich straffte meine Schultern, versuchte die Taubheit abzuschütteln, die sich über mich gelegt hatte, seit meine Nerven nicht mehr permanent von Itachis Chakra umspült wurden und sah auf zu meinem Gegner. Ich schüttelte leicht den Kopf, sah betrübt zu Boden. Noch nie zuvor hatte ich mich so zerrissen gefühlt.

„Sakura.“

Ich glaubte für einen winzigen Moment, dass es Sasuke war der gesprochen hatte und riss den Kopf hoch, überwältigt von einer Erleichterung die ich mir nicht erklären konnte, doch er schaute so unbeteiligt wie zuvor in die Gegend und ich erkannte, dass es Itachis Stimme gewesen war. Ich drehte den Kopf langsam nach rechts und nach einem kurzen Moment, deutete ich ein Nicken an. Mit dieser Geste, stürmte ich ein letztes Mal auf Sasuke zu und verfolgte, wie er den Kopf hob, als er mich hörte, sah wie seine Schultern sich hoben und die Spannung in seinen Körper zurückkehrte. Er war überrascht von dieser schnellen Wendung und handelte ein zweites Mal völlig instinktiv, sah mich auf sich zu kommen und nutzte meinen Anlauf um mich gegen einen Baumstamm rechts von ihm zu schleudern. Ich verlor das Gleichgewicht, rutschte daran herab und ich fasste mir an die Stirn, als für einen Moment schwarze Flecken vor meinem inneren Auge auftauchten.

Halbherzig. Was für ein lächerlicher Versuch…

Ich war verwirrt von mir selbst.

Als ich mich umdrehte und wieder klar sehen konnte, schnappte ich lautlos nach Luft, die meine Lungen nicht erreichte.
 

Itachi hielt Sasukes Katana in der linken und einige Shuriken in der rechten Hand, nur wenige Schritte entfernt. Sasuke hielt sich den rechten Arm und starrte seinen Bruder hasserfüllt an. Aber Itachi beachtete ihn nicht. Er drehte sich zu mir, mit dunklen, gefährlichen Sharingan und er hob die linke Hand. Die Shuriken blitzten in der sinkenden, leuchtend roten Nachmittagssonne. Ich atmete zittrig ein. Und dann…zielte er.

Mein Entsetzen war nicht in Worte zu fassen. Ich war erstarrt, wie versteinert. Ich konnte unmöglich ausweichen. Er wusste, dass ich nicht ausweichen konnte. Resigniert schloss ich die Augen. Sekunden trennten mich von meinem sicheren Tod und ich nahm mein Schicksal hin, wartete...

Aber sie trafen nicht auf, bohrten sich nicht in meine Haut. Ich hörte wie sie klirrend abgewehrt wurden und spürte unvermittelt die Wärme eines Körpers, der dicht vor mir auftauchte und mich abschirmte. Zuletzt drang ein weiteres Geräusch an meine Ohren.

Unverkennbar.

Ich riss die Augen auf und sah blutrote, geweitete Sharingan vor mir.
 

Mein Blick wanderte weiter, das Gesicht herab und es dauerte, bis ich das Blut, das seine Mundwinkel herablief, als solches identifizieren konnte. Er schaute immer noch mich an, als ich fassungslos wieder aufsah und hinter ihm eine Gestalt ausmachen konnte.

„Itachi…“ Meine Lippen flüsterten tonlos. Seine Hände lagen um den Griff des Schwertes, mit vereinzelten roten Tropfen besprenkelt und mit einem widerlichen Geräusch zog er das Katana, aus dem Rücken seines Bruders zurück. Sasukes Körper sackte nach vorn und drückte mich gegen den Baumstamm.

„Also Sasuke…“ Itachi betrachtete interessiert das besudelte Schwert in seiner Hand und hielt es gegen das Licht der untergehenden Sonne. „Hat sie ihre Rolle nicht gut gespielt?“ Ich blickte mit großen Augen zurück zu Sasuke, kämpfte darum unter seinem Gewicht nicht zu Boden zu gehen. „Es hat durchaus seine Reize durch sie zu verlieren oder?“

Sasukes Mund öffnete sich, er fing sich so weit, dass er stehen konnte, dann taumelte er ein paar Schritte von mir weg und beugte seinen Oberkörper ab. Itachi wich ihm gleichgültig aus und stand schließlich ebenso teilnahmslos daneben, als sein jüngerer Bruder sich schmerzerfüllt krümmte und Blut hustete. Er ließ ihn nicht aus den Augen, während seine linke Hand über die leuchtend rote Klinge fuhr.

„Lass es uns hier und heute beenden.“ Er drehte das Katana und die Schneide reflektierte das letzte Sonnenlicht an den Stellen, an denen sie nicht mit Blut beschmiert war, während er die Waffe auf seine Schulter legte und noch einmal nachdenklich den Kopf neigte. „Ich könnte gnädig sein und dir die Schmerzen nehmen, schneller als beabsichtigt, wo unsere kleine Kirschblüte hier schon eine Menge Schaden an deiner bedauernswerten Seele angerichtet hat…zusätzlich zu meinem Werk…“ Er deutete ein kaltes Lächeln an und warf mir einen flüchtigen Blick zu und ich spürte kaum, wie die Baumrinde sich in meinen Rücken bohrte, als ich so weit wie möglich vor diesem Schauspiel zurückwich. „Aber ich bin nicht gewillt, dich so einfach von dieser Welt zu schicken, wo du seit so vielen Jahren darum bettelst, endlich unserer Familie nachgesandt zu werden.“ Itachi verlagerte das Schwert auf seiner Schulter und schritt auf seinen Bruder zu, dessen schwarzes Shirt mittlerweile dunkel getränkt war und als er vor ihm zum Stehen kam, sank er in die Knie.
 

Ich war entsetzt, konnte nicht oft genug Luft holen und hoffen, dass das Bild vor mir mit dem nächsten Atemzug ein anderes war. So grausam. Ich fühlte mich leer. Kalt. Itachi hatte mich als Köder benutzt. Sasuke…hatte sich vor mich geworfen. Warum? Warum…?

Meine Aufgabe hätte es sein sollen, diesen Menschen zu töten…und jetzt wo Itachi diesen Teil übernahm, hatte ich hier nichts mehr verloren. Dennoch wagte ich nicht, mich auch nur einen Zentimeter zu bewegen. Je mehr ich daran dachte, dass dies nicht mehr mein Kampf war, umso mehr wollte ich mich abwenden und einfach die Augen schließen. Das hier war kein schneller Tod mehr, das hier war Folter. Ich wusste, was Itachi von mir verlangt hatte und ich hätte seinen Auftrag erfüllt, wenn ich nur nicht diesen Blick hätte sehen müssen und mich davon hätte ablenken lassen… Trotzdem hätte ich es kurz gemacht, immerhin hatte dieser Mensch mir nichts getan, ich kannte ihn nicht einmal. Ich hatte in meinem ganzen Leben niemals aus Spaß getötet. Itachi hatte seine Gründe, doch als ich sah wie sein eigener Bruder den Kopf hob, auf dem Boden zusammengesunken, und das Sharingan aus seinen Augen verschwunden war, sodass nur tiefes Schwarz zurückblieb, ertrug ich es nicht länger.

Er hatte sich vor mich geworfen. Er hatte mein Leben gerettet. „Itachi…bitte…“

Er schaute zu mir herüber, ein amüsiertes Lächeln auf seinen Mundwinkeln. „Sakura?“ Er wusste genau, was ich sagen wollte, dennoch würde er niemals reagieren, wenn ich es nicht aussprach.

Ich erwiderte seinen Blick. „Können wir…nicht…?“ Das Lächeln wurde breiter, als er ganz leicht den Kopf schüttelte. Er würde keine Gnade zeigen. Niemals. „Er hat mein Leben gerettet!“ Meine Stimme überschlug sich in einem Anfall blinder Verzweiflung. Ich musste verrückt sein. Mit mir stimmte etwas nicht. Als ich in Itachis flammende Augen sah, sank ich zurück gegen den Baumstamm, die Lider ergeben gesenkt. „Bring es…zu Ende…“

Ich war so müde von all dem hier.

Er lachte ein kaltes Lachen, das auf diesem Schauplatz so fremd klang und wandte sich langsam ab, zurück zu seinem gebeugten Bruder. „Manche Dinge ändern sich niemals, Sakura. Was für eine interessante Entwicklung…“

Ich sah hoch und starrte ihn verständnislos an, suchte nach einem Hinweis, nach irgendetwas, doch er gab mir keine weitere Erklärung für seine Worte.
 

7)

Frustriert drehte ich den Kopf und fing den Blick zweier nachtschwarzer Iriden auf. Ich zog scharf die Luft ein, erstarrte in der Bewegung. Sasuke kauerte am Boden, seine Kleidung klebte ihm auf der Haut, so dunkel, dass man das Blut auch für Wasser hätte halten können und er war kreideweiß bis auf die grellen Blutrinnsale an seinem Kinn. Die beinah vollends untergegangene Sonne warf einen roten Schatten auf seine Umrisse. Ich konnte seinen Blick nicht lesen, wollte ihn nicht lesen. Ich wollte nicht hier sein und zusehen müssen. Ich war entsetzt von mir selbst. Ich war entsetzt von der Wendung dieses bizarren Schauspiels. Und konnte mich doch nicht wegdrehen.

Er wandte sich ab und fiel mit einem gedämpften Schmerzenslaut hart auf den Rücken, als Itachi ihm einen Tritt in die Brust versetzte. Die Sonnenstrahlen reflektierten etwas an seinem Hals und das Glitzern erregte meine Aufmerksamkeit. Ich hörte nur halb, was Itachi zu ihm sagte und stand unschlüssig auf, machte ein paar Schritte vor, um mehr erkennen zu können. Keiner der beiden beachtete mich noch.

„All die Jahre, Sasuke…und alles umsonst…“

Es war eine dünne Silberkette mit einem Anhänger. Ein Ring? Ich blieb stehen, wollte nicht zu nahe zu den beiden Brüdern kommen, vor allem nicht zu Itachi. Ich wusste nicht, wie er reagieren würde, sobald alles vorbei war, sobald wir wieder unter uns waren. Ich krallte meine zittrigen Hände in meine Seiten.

„Du hättest mich besser niemals suchen sollen…“

Mein Blick huschte wieder zu dem Ring zurück. Er kam mir so bekannt vor! Aber woher? Woher?

Klirrend parierte Sasuke das Katana mit einer Armschiene, seine Brust hob und senkte sich schnell. Itachi lächelte über diesen vergeblichen Kampfgeist und bewegte sich so schnell nach vorn, dass ich ihm nicht folgen konnte. Ein kaum wahrnehmbarer Schmerzenslaut glitt über Sasukes Lippen, als sein Bruder ihm trotz Widerstand ein Kunai in die rechte Brust stach und es wieder herauszog. So schwer verletzt, wie er war würde dieser Kampf sehr bald zu einem Ende kommen, doch ich war sicher, Itachi kannte genügend Wege um alles noch mehr in die Länge zu ziehen.
 

Ich machte einen Satz zurück, als etwas klirrend vor meinen Füßen landete und mich aus den Gedanken riss. Ich sah auf und erhaschte für einen Moment die dunklen, fremden Augen, als wollten sie mir etwas sagen, dann rollte Sasuke sich ab um einem Hieb des Katanas auszuweichen und knickte zur Seite weg, als Itachi ihn streifte und grob wieder zurück zog. Zögerlich wanderte mein Blick zurück zu dem Gegenstand vor meinen Füßen und ich erkannte die Kette, die zuvor noch an Sasukes Hals gehangen hatte. Sie war auseinandergerissen. Wo war der Anhänger?

Unentschlossen trat ich auf der Stelle und suchte den Boden danach ab, versuchte nicht zu sehen, was zwischen den beiden Brüdern vorging, was Itachi ihm antat und musste doch hören, wie der jüngere von beiden immer wieder keuchend nach Luft schnappte und doch nicht genug bekam, weil seine Lunge getroffen worden war. Dann fand ich den Anhänger, griff hastig danach und hob ihn vor meine Augen. Es war ein einfacher Silberring, ohne Schnörkel und Verzierungen. Wie sollte er mir da bekannt vorkommen? Es gab Millionen dieser Art auf der Welt.

Ich drehte ihn abwesend in der Hand, zuckte zusammen als ein weiterer schmerzerfüllter Aufschrei die Lichtung erfüllte. Und dann hielt ich inne.
 

Im Inneren des Ringes war etwas eingraviert. Ich kniff die Augen zusammen um es unter den vielen Kratzern zu erkennen.

Ein Herz.

Ich drehte den Ring weiter und fand noch mehr Umrisse, die neuer aussahen und dieses Mal leichter zu entziffern waren, ein Kanjizeichen. Sa…

„Sakura.“ Ich riss den Kopf hoch, umschloss den Ring mit der Hand. „Du solltest dir ansehen, wie er stirbt. Du bist schließlich nicht ganz unbeteiligt daran, Kirschblüte.“ Itachis rote Augen lagen durchdringend auf mir, Sasuke kniete zu seinen Füßen und atmete schwer, jedes Luftholen klang angestrengt und kraftlos... Ich konnte aus dem Augenwinkel sehen, dass der Boden unter ihm blutverschmiert war. Auf Itachis Lippen lag ein eisiges Lächeln, als er das Katana für den endgültig letzten Stoß hob. Ich konnte mich nicht bewegen, wollte nicht hinsehen und doch tun, was Itachi von mir verlangte. „Leb wohl kleiner Bruder…

Als seine Stimme verklang, schaute ich ein letztes Mal auf den Ring, geradezu angezogen von den Zeichen darin und setzte die letzten feinen Striche zusammen.

<3 桜

Sakura.
 

„…immer an mich denkst.“
 

Erschrocken schnappte ich nach Luft und fiel haltlos zurück, in einen Wirbel aus Farben. Ein Bild erschien vor meinem inneren Auge, überrollte mich wie eine wogende Welle und hüllte mich ein, brachte mich weit fort an einen anderen Ort, in eine andere Zeit. Es war eine warme Sommernacht, die Sterne am Himmel funkelten um die Wette und ich stand auf einer großen Veranda, konnte den Blick kaum von dieser Pracht losreißen, als ich Schritte hinter mir hörte.
 

„…damit du…immer an mich denkst…“
 

Zwei Arme packten mich, ehe ich etwas ausmachen konnte, jemand hielt mir den Mund zu und drehte mich um. Dunkle Augen, schwarzes Haar, helle Haut, die in der Finsternis der Nacht leuchtete wie Elfenbein.
 

„Du würdest dich wundern, auf was ich alles geachtet habe, seit wir uns kennen…“
 

Ein amüsiertes Funkeln in seinen Augen, und Worte, die ich so lange ersehnt hatte, eine Kette…diese Kette mit dem Ringanhänger, dieses Herz in der Mitte…
 

„Das ist für dich, damit du immer an mich denkst.“
 

„Sakura…“
 

Ein Lächeln, so rar, dass ich glaubte, mein Herz müsse zerspringen.
 

„Ich liebe dich...“
 


 

„Sasuke…!“
 

Die Klinge glänzte in der Sonne, als Itachi sie durch die Luft herabstieß und ich konnte nur verschwommen sehen, als ich rannte. Doch Itachi drehte sich nicht um, versunken in diesen Triumph, nach all den Qualen, die er Sasuke seit Jahren angetan hatte, verschwendete er nicht einen Gedanken an mich. Ich war so nah dran…ich konnte ihn retten. Er sollte, er musste leben.

Ich kniff die Augen zusammen und erhaschte noch wie Sasuke überrascht die Lider aufriss, inmitten von all dem Blut, dann traf das Katana sein Ziel. Der Schmerz war überwältigend. Gleißend hell vor meinem Inneren Auge. Ich landete auf dem Boden, so schnell, fiel hart auf den Rücken. Es tat so viel mehr weh, als alles was ich je zuvor erlebt hatte, es war schlimmer als ich es mir je hätte vorstellen können. Mein eigener Schrei hallte gellend in meine Ohren wider, ehe abrupt alles still wurde. Ich legte den Kopf zurück und meine Hände zuckten unweigerlich zu meinem Bauch. Mit warmer Nässe beschmiert fielen sie kraftlos zurück neben meinen Körper. Ich atmete zittrig ein, stoßweise. Jedes Luftholen tat weh und es war nicht genug.

Tiefes Schweigen breitete sich weiter aus, das Klirren des Katanas auf der lehmigen Erde war das einzige Geräusch. Dann flüsterte jemand meinen Namen. „Sakura, nein… Nein!“

Ich öffnete ein Auge, nur einen Spaltbreit und blinzelte matt gegen das blendend helle Weiß der unerträglichen Schmerzen. Der erste, den ich sah, war Itachi. Mit geweiteten Sharingan und einer Miene, die am ehesten als erstaunt gelten konnte stand er vor mir, eine Hand noch erhoben, das Katana zu seinen Füßen. Ich kniff beide Augen fest zusammen und ließ meinen Kopf fallen, zurück an einen Körper direkt hinter mir.

Angestrengt hob ich die Lider erneut, konnte ihn nicht sehen und tastete hinter mich. Eine Hand drückte meine so viel kraftloser als sonst und doch um Längen stärker als meine eigene. Das war etwas Neues. Ich hatte sein Ewigkeiten keinen festeren Händedruck als den meinen erlebt. „Wie konntest du nur…was hast du nur getan…?“, flüsterte seine vertraute Stimme hinter mir.

„Es…“, ich hustete matt und schmeckte Blut in meinem Mund, „…hat sich doch gelohnt…“

„Sakura, nicht…“

„Ich…erinnere mich…Sasuke…“ Ein kraftloses Lächeln legte sich auf meine Lippen. „Es ist alles wieder da…“ Ich spürte, wie er sanft über meine Mundwinkel strich. „Verzeih mir…
 

„Du hast es nur verzögert, Kirschblüte…“ Seine vollkommen kraftvolle Stimme hätte meinen Frieden nicht mehr stören können. „Ich werde ihn trotzdem töten, wenn er nicht schon von selbst stirbt und dann kommst du mit mir.“

„Du kannst mich nicht haben…wenn ich tot bin, Itachi…“, wisperte ich zurück.

Er lachte, kalt und herzlos. „Du wirst nicht sterben.“

Ich schwieg und genoss es, meine Erinnerungen Stück für Stück wieder zu bekommen, wie ein unermüdlicher Wasserfall kehrte jede Sekunde ein neues Bild zurück. Er hatte mir so sehr gefehlt, dass es körperlich wehtat, zusätzlich zu den anderen Schmerzen. Sasuke… „Du wurdest durch meine Hand verletzt, unerwartet aber gewiss nicht unbedacht.“ Ich konnte ihm nicht folgen. Alles fühlte sich auf einmal so leicht an, eingehüllt in dichte Watte. Warm. „Teil unserer Verbindung, Teil des Kyô-kai-ki-jun ist es, dass du durch meine Hand nicht sterben kannst.“ Unmöglich…das war eine Lüge… „Spürst du nicht, wie die Schmerzen nachlassen? Wie dein Körper heilt? Dir wird niemals etwas passieren, solange ich es war, der dich verletzt hat.“

Ich suchte nach den Schmerzen, die eben noch dort gewesen waren. Sie waren fort, einfach verschwunden. Ich tastete über meine Haut, krallte meine Finger ungläubig hinein. Nichts außer gerinnendem Blut. Die Heilung ging schnell. Als hätte er niemals meinen Bauch mit einem Katana durchbohrt und damit mein Todesurteil gesprochen.

Sasukes Hand verlor ihren Griff und lag plötzlich reglos in meiner, Panik kroch meine Brust herauf. „Sasuke…Sasuke…“ Ich umgriff seine Hand fester aber er antwortete nicht, drückte sie nicht zurück. Niemand von uns beiden war noch ein Gegner für Itachi. Nicht mehr. Alles in mir schrie danach, meine letzten Reste Chakra einzusetzen, um Sasuke das Leben zu retten. Aber er würde mich nicht lassen, er würde ihn vorher töten. Ich musste ihn beschützen, ich konnte ihm Sasuke nicht überlassen. Ich legte seine Hand sanft auf dem Boden ab, wagte nicht ihn anzusehen und richtete mich auf.

Mein Shirt war blutdurchtränkt, doch es gab keine Wunde. Das konnte ewig so weitergehen, immer und immer wieder. Doch es gab kein nächstes Mal mehr. Dieser Moment war das Ende.

Ich hörte, wie Itachi das Katana aufhob und das Rascheln seines Mantels, als er es auf seinem Rücken festmachte. „Hm, Sakura. Kopf hoch, dieser Blick steht dir nicht. Ich bin sicher, du findest bald wieder etwas Neues, um dein Mitgefühl daran zu verschwenden.“
 

„Du Monster…“

Ich kämpfte mich auf die Beine zurück und schwankte leicht, noch etwas mitgenommen von dem Schwerthieb aber ansonsten unverletzt und schaute ihn an. Er stand mir direkt gegenüber, aufrecht wie immer, kalt und arrogant wie immer, doch sein amüsiertes Lächeln war der Auslöser. „Was du ihm alles angetan hast…!“ Ich machte unter seinem stechenden Blick ein paar wacklige Schritte nach vorn. „Du hast sein Leben zerstört.“ Ich tastete ungeschickt nach meinem Kunaiholster, löste die Lasche und zog zwei Wurfmesser heraus, stellte fest, dass nur noch ein weiteres übrig war, die ganze Zeit von diesen blutroten Sharingan dabei beobachtet. Nur noch drei… Völlig unbeteiligt. Nur drei noch… Aber dieses belustigte Funkeln…

Ich war beinah bei ihm angekommen, er hatte sich nicht einen Zentimeter bewegt, nur leicht den Kopf geneigt, neugierig. Unbestreitbar interessiert an meinem Vorhaben. Oh ja, ich hatte keinen Spaß am Töten. Aber diese Augen sollten endlich Schmerzen zeigen. Ich wollte sie vor Angst und Qualen brennen sehen. Er sollte alles bereuen. Alles. „Und was du aus mir gemacht hast…“

„Der eigentliche Teil kommt von dir selbst, Sakura. Ich habe nur geholfen, diese Seite von dir an die Oberfläche zu befördern.“

„Lügner!“ Ich machte zwei letzte große Schritte vor und stellte mich aufrecht vor ihn, die Kunais fest umklammert. Er beugte den Kopf, um zu mir herab zu sehen. „Ich bin nicht wie du.“

Er lachte auf, ein eisiges, schreckliches Lachen und ich starrte ihn an, konnte meinen Hass bitter auf der Zunge spüren. „Nein, da hast du Recht.“ Seine Augen leuchteten, zweifellos bestens amüsiert.

Ich schnappte nach Luft. Wie glühend heiß sich reiner Hass anfühlen konnte! Meine Brust hob und senkte sich angestrengt, mein Brustkorb fühlte sich an, als würde er mich mehr und mehr einschnüren. Ihm entging nichts davon, er musterte meine Reaktion unverhohlen zufrieden. Und Sasuke lag hinter uns im Sterben. „Ich hasse dich!
 

8)

Ich hob beide Kunais, holte aus und stoppte mitten in der Bewegung. Mein Fokus lag auf seiner Brust. Und auf meinem linken Kunai, bis zum Griff darin versunken. Meine Hand war mit Blut besprenkelt. Ein Kribbeln lief über mein Handgelenk, hoch bis über meinen Ellbogen und in meinen Oberarm. Wie aus weiter Ferne spürte ich wie er mein rechtes Handgelenk umgriff und mich näher an ihn heran zog bis sein Gesicht direkt vor meinem war, doch was ich wirklich sah war nur das Kunai. „Das sagtest du bereits. Mehrfach.“

Ich schluckte hart, versuchte den Schock zu überwinden und Worte zu formen. „Wie…?“ Ich ließ die Hand sinken und riss meinen Blick von seiner Brust los, schaute direkt in seine gefährlichen Augen und erkannte, dass der Gedanke ihn so weit zu provozieren, dass er sie tatsächlich anwenden würde, auf einmal unheimlich anziehend geworden war. Geradezu verlockend. „Wie…“

„Kyô-kai-ki-jun…“

Ich verstand nicht, sah zwischen seinen Augen hin und her. „Du hast gesagt, du kannst mich nicht töten…“ Ich schüttelte langsam den Kopf. „Du hast gesagt…es ist unmöglich…“

Er nahm das andere Kunai aus meiner Hand, ließ es fallen und hob sie zu seinem Gesicht. Legte sie an seine Wange, ohne den Blick von mir zu nehmen. Ich warf einen Seitenblick auf seine Verletzung und als hätte ich ihn daran erinnert, hob er die andere Hand und zog das Kunai aus seinem Fleisch, ehe er es beiläufig in sein eigenes Holster gleiten ließ. Das Blut gerann bereits, der Einstich schien von Innen heraus zu heilen. Genau wie bei mir…

Auf einmal fiel es mir schwer, mich noch auf den Beinen zu halten und nicht das Gleichgewicht zu verlieren.

Sein Griff wurde fester. „Ich kann dich nicht töten.“

Eine grauenhafte Erkenntnis bahnte sich bei mir an. „Nein…“

„Du hast es selbst gesehen. Es selbst erfahren…“ Ich wandte mich ab und zerrte an seinem Griff, doch er war stärker und zog mich noch dichter an sich heran, umgriff auch mein anderes Handgelenk und hielt mich fest. „Es ist ein sehr mächtiges Jutsu…“

Ich konnte meine Stimme nicht wieder finden. Es war zu viel für meinen Kopf. Ich spürte seinen musternden Blick, fühlte seine Sharingan langsam über meine Haut wandern. Ich kniff die Augen zusammen und zuckte zurück. Er rückte nach, stellte sich so dicht vor mich, dass der Stoff unserer Kleider sich berührte. „Schau mich an, Sakura.“

Nein...

„Schau mich an.“

Als ich mich noch immer weigerte, völlig betäubt von dieser schrecklichen Einsicht, zwang er mich dazu. Ein lange nicht gespürter Blitz zog sich durch meinen Körper und mein Kopf hob sich, gegen meinen Willen, bis ich ihn direkt ansah. Ich fühlte heiße Tränen in meinen Augenwinkeln und kämpfte darum, sie dort zu halten. „Kyô-kai-ki-jun schützt die verbundenen Seelen. Wenn die eine die andere verletzt, greift es ein und rettet beiden das Leben. Der eine kann nicht ohne den anderen, Sakura. So lange bis das Jutsu aufgehoben wurde…“

Ein schmerzerfülltes Wimmern verließ meine Lippen. Ein Albtraum. Ein schrecklicher Albtraum, der niemals endete. Das Bild seiner unverletzten Unterarme schoss mir durch den Kopf, es schien eine Ewigkeit her zu sein, dass ich sie aufgeschlitzt und danach völlig unversehrt vorgefunden hatte. „Deine Arme…“, flüsterte ich tonlos.

Er nickte und ein kaltes Lächeln spielte um seine Mundwinkel. „Richtig. Das war auch ein Teil des Jutsus. Es hat eindrucksvolle Wirkungen, nicht wahr Sakura?“

Er bestätigte alle meine Vermutungen.
 

Ich sackte in mich zusammen, passenderweise nur noch von meinem größten Feind gehalten, dem Mann, dem ich all dies zu verdanken hatte.

Er konnte mir nicht schaden, nicht wirklich. Aber ich ihm auch nicht.

Nun wusste ich warum, wusste, warum ich ihn so oft nicht hatte töten können, warum er immer wieder vollkommen gesund und unverletzt zurückgekehrt war. Es war so einfach. Es war nicht mein Zögern oder meine Angst…und es war nicht meine Schwäche. Es war nur sein Jutsu. Wie sollte ich jemanden töten, der mich an sich gebunden hatte, auf Leben und auf Tod? Dagegen kam ich nicht an. Der Gedanke traf mich noch einmal schmerzlich, obgleich alles taub vor Entsetzen war. Ich konnte es nicht beenden. Niemals.
 

Ohne wirklich etwas zu sehen, trat ich um mich und riss mich los, befreit von seinem Kontrolljutsu, doch es war mir gleich weshalb, ich ergriff das fallengelassene Kunai am Boden und stach es noch einmal in seine Brust. Es versank so widerstandslos in seiner Haut, als wäre sie aus Butter, das Gefühl widerte mich an. Itachi wehrte sich nicht, es schien ihm nicht einmal wirklich Schmerzen zu verursachen. Er lächelte darüber.

„Warum tust du das? Du hast mir alles genommen! Du hast mir alles genommen und lässt mich doch nicht gehen!“ Ich stach wieder zu, fühlte noch mehr Blut auf meiner Hand und meinen Armen. Das Kribbeln wurde stärker, stechend. Dieses Mal stoppte er mich und umgriff meine Hand, in der ich eine meiner letzten Waffen hielt. „Ich habe nichts mehr zu geben und doch kannst du nicht aufhören zu nehmen!“

Sein Griff wurde schmerzhaft, das Kunai fiel aus meiner geschlossenen Faust und er ließ mich erneut los. Ich taumelte ein paar Schritte zurück, sackte herab auf meine Beine, hob meine Hände über den Kopf und schloss die Augen. „Es ist nichts mehr übrig, Itachi, hör auf, mach dem Ganzen ein Ende…!“

Ein leises Lachen, als er sich herab beugte und auch dieses Kunai in seiner Tasche verschwinden ließ. Ich barg mein Gesicht in den Händen und hoffte, es würde einfach aufhören. Ich war harmlos. Konnte ihm in keiner Weise mehr schaden. Und dann…dämmerte mir ein letzter Ausweg. Der endgültigste von allen.

Ich hörte seine leichten Schritte langsam näher kommen und wog die Tatsachen ab. Weder Naruto, noch Kakashi waren hier, ich wollte nicht daran denken warum nicht. Sasuke…war völlig reglos, anhand seines Chakrapegels konnte ich erkennen, dass er noch gerade so am Leben war, nicht mehr. Ich konnte ihn nicht mehr heilen, hatte nichts weiter als einen minimalen Rest meiner körperlichen Kraft. Und niemand konnte Itachi jetzt noch besiegen. Alles was mir blieb, war mit ihm zu gehen und für immer eine Gefangene zu sein. Ein Leben lang, bis er genug davon hatte.

Meine Finger wanderten zu meinem Kunaiholster und ich tastete nach meiner letzten verbliebenen Waffe, wog sie in meiner Hand und betrachtete das glänzende Silber für einen langen Moment. Seine Schritte stoppten. Mein Griff wurde fester und ich krallte meine Finger in das kühle Metall.

„Ich lasse dich niemals gehen, Sakura. Niemals.“

Ich schloss für einen Moment die Augen, atmete tief. Als ich ihn wieder ansah, stand er direkt vor mir und ich konnte nicht umhin daran zu denken, wie wir schon einmal in dieser Situation gewesen waren. Doch dieses Mal würde ich nicht stoppen. Dieses Mal nicht.
 

Ich hob das Kunai und er neigte den Kopf, fragte sich vermutlich ob ich einen weiteren aussichtslosen Versuch ihn zu verletzen starten wollte.

Ein mattes Lächeln umspielte meine Lippen. „Nein, Itachi. Nicht für dich.“

Er ging langsam in die Hocke, misstrauisch, und musterte mich eingehend mit seiner schnellen Auffassungsgabe. Ich nahm ihm die Aufgabe ab. Als ich die scharfe Schneide an meinen Hals legte, wurde das Misstrauen in seinen Augen augenblicklich von Überraschung und der Erinnerung an das letzte Mal ersetzt.

„Was für eine Lücke in deinem Plan…“, sagte ich leise und hielt seinen Blick. Er verharrte in seiner Position, seine Züge waren ernst. „Aber jetzt ist es zu spät.“

Er schwieg und ich wurde überschwemmt von einer Genugtuung, die ich in seiner Gegenwart selten zuvor gespürt hatte. Er konnte nichts tun. Er hatte keine Macht mehr über mich, jeder Versuch mich aufzuhalten konnte sofort das Gegenteil bewirken. Seine Gedanken schienen für einen verrückten Moment identisch mit meinen zu sein und seine Augen loderten auf, das tiefe Rot seiner Sharingan noch eine Spur dunkler als sonst, lebhaft wie die Flammen eines lichterlohen Feuers. Es war das erste und einzige Mal, dass ich Itachi Uchiha wirklich wütend sah.

Ich senkte den Kopf, ohne ihn aus den Augen zu lassen. „Los. Versuch dein Jutsu noch einmal.“ Er starrte unbewegt zurück. „Versuch es.“

Ein verrücktes Gefühl reinen Triumphs durchflutete mich. Ihn zu reizen, in einer Situation wie der diesen, in der ich nichts mehr zu verlieren hatte, in der ohnehin alles bald vorbei wäre, war das leichtsinnigste Manöver, das ich je unternommen hatte. Ich fixierte seine kalten, wütenden Sharingan mit einem herausfordernden Glitzern in den Augen. Und dann, als ich keine weiteren Risiken eingehen wollte und nicht länger warten konnte, weil meine Hände bereits schrecklich zitterten, schloss ich die Augen, nicht mutig genug ihn bis zum Schluss anzusehen und legte die Klinge des Kunais direkt an meinen Hals.

Was für ein grausames Ende. Ich dachte an all meine Lieben, an all die Dinge, die sie wegen mir ertragen mussten und durchbrach die Haut mit einem erstickten Luftholen. Warmes Blut lief über meinen Hals, berührte mein Schlüsselbein und strömte in dünnen Rinnsalen tiefer herab. Aber ich hatte noch nicht die wichtigste Arterie getroffen.

Ich zögerte, nur einen Moment. Ich wusste genau, wo die Halsschlagader entlang führte. Nur zwei, höchstens drei Zentimeter tiefer.

Sasuke… Ich hätte nicht gedacht, dass es so schwierig sein würde. Kakashi… Beinah hätte ich aufgelacht. Naruto… Es war der letzte Ausweg. Ino…

Ich atmete noch einmal zittrig, völlig unbehelligt von Itachis stillem Blick, den ich so sehr spüren konnte, dass ich ihn vor meinem inneren Auge sah und setzte das Kunai erneut an. Ein letztes Mal. Es tut mir leid...
 

„Sakura, nicht…!“

Ich riss die Augen auf, suchte nach der Quelle dieser Worte und hörte mehr, als das ich fühlte wie das Kunai mit einem dumpfen Laut auf dem Boden aufkam. Da war niemand. Niemand.

Meine Hand sank herab, ohne dass ich es wollte und ehe ich realisierte was geschah, spürte ich Itachis Griff in meinen Haaren und wurde zurückgezerrt, außerhalb der Reichweichte des Kunais. Heiße Schmerzen zogen sich über meine Kopfhaut und er riss mich noch weiter zurück, mit dem Rücken an seine Brust und drehte meinen Kopf nach rechts, bis ich zu ihm aufsehen konnte, sein Gesicht dicht vor meinem, die Sharingan leuchtender denn je. Er sprach gefährlich leise. „Zufrieden? Reicht es dir jetzt?“

Nur einen Moment abgelenkt und er hatte mich kontrolliert. Ich war eine Schande für jede Kunoichi. Ich blinzelte, biss die Zähne zusammen, als sein Griff in meinen Haaren noch stärker wurde. „Du glaubst, ich hätte nichts aus dem letzten Mal gelernt?“

Die Schmerzen trieben mir Tränen in die Augen, das Denken fiel mir plötzlich verdammt schwer. Doch es gab etwas…da war noch etwas…etwas Wichtiges… „Es hat…wieder funktioniert.“, krächzte ich starrsinnig. Ich kämpfte gegen zahlreiche schwarze Flecken in meinem Blickfeld an und seine Umrisse wurden wieder klarer. Seine Augen waren so kalt und grausam wie zuvor. Ich konnte ein Stück an ihm vorbeisehen, die Sonne war beinah untergegangen. Und dann bemerkte ich etwas aus dem Augenwinkel, dicht neben der leblosen Gestalt Sasukes, ein weißes Leuchten in den Schatten der Dämmerung.

Itachi lehnte sich noch weiter vor, äußerlich völlig unbeeindruckt von meinen herablassenden Worten. „Du bist nicht tot, Sakura, ganz gleich wie töricht dieser Versuch war. Das ist alles was zählt. Es gibt keinen Ausweg.“ Er unterstrich seine Worte, indem er meinen Kopf noch ein Stück weiter nach rechts neigte und kurz vor meinem Gesicht innehielt. Von diesem Punkt aus konnte ich mehr sehen. Ich schaute durch verengte Augen, nicht ganz aufnahmefähig, erschöpft und ohne Hoffnung, wie in Trance und dann…erkannte ich sie.

Katsuyu. Tsunades vertrauter Geist. Ich hatte mir nicht eingebildet, jemanden gehört zu haben. Sie hatte meinen Namen gerufen. Sie hatte mich davon abgehalten, das Kunai einzusetzen. Ich sah langsam wieder zurück, ohne die Miene zu verändern, bemüht sie auf keinen Fall zu verraten.
 

Itachis Chakra lauerte dunkel in der Luft, pulsierte um ihn herum und das Atmen wurde schwerer, doch sein Blick gab nichts mehr preis. Ehe ich es hervorsehen konnte, legte er seine Hände an meinen Hals und nur Sekunden später spürte ich warmes Chakra und wie er den von meinem Kunai verursachten Schnitt damit heilte. Ich verlor permanent Blut, ohne es wirklich gemerkt zu haben, daher die extreme Kraftlosigkeit und das Gefühl nicht richtig atmen zu können. Er wollte mich nicht sterben lassen. Natürlich nicht. Katsuyu. Katsuyu war hier. Ich dachte nicht schnell genug. War sie allein?

„Du wirst niemals wieder versuchen mich mit deinem Leben zu erpressen, Sakura Haruno. Niemals.“ Ich starrte aus halb geschlossenen Augen zurück in seine Sharingan und zuckte zusammen, als sein Chakra prickelnd auf meine Zellen traf. Ich mochte meine Erinnerungen zurück haben. Mein altes Ich. Doch ich konnte nicht dagegen ankommen, körperlich auf ihn zu reagieren. Und das wusste er. Er nutzte den Moment, zog die Heilung in die Länge und verwendete mehr Chakra als nötig, sich meiner Reaktion absolut bewusst. Mein Körper wurde warm, alle Nerven leicht überreizt, meine Gedanken verschleiert.

„Sakura.“ Die helle, sanfte Stimme Katsuyus drang an meine Ohren und verdrängte etwas von dem zähen Nebel in meinem Kopf. Ich war beinah sicher, dass Itachi sie nicht hören konnte. „Sakura, Tsunade-sama hat Verstärkung geschickt. Du musst durchhalten.“ „Sasuke…“, brachte ich rau hervor und hörte meine eigene Stimme kaum. Doch sie verstand. „Ich tue was ich kann. Aber du darfst nicht nachgeben.“

Der Chakrafluss brach jäh ab. Ich blinzelte angestrengt.

„Du hast Recht. Wir sind hier noch nicht fertig.“ Er lehnte sich etwas zurück, löste seinen unerbittlichen Griff in meinen Haaren und ich sackte matt in mich zusammen. Ich atmete schwer. Und dann dämmerte mir, was er damit gesagt hatte. Ich hob den Kopf.

Er richtete sich auf und drehte sich um, machte ein paar Schritte auf Sasuke zu. Mein Hals zog sich schmerzhaft zusammen. Kurz vor ihm blieb er stehen und berührte ihn mit dem Fuß, tickte ihn an. Ich nahm alle Kraft zusammen, die mir noch geblieben war und zwang meine Knie nach oben. Doch es funktionierte nicht. Ich versuchte es noch einmal, konzentrierter, angestrengter. Nichts. Er kontrollierte mich. Ich konnte nichts anderes tun, als grauenerfüllt zusehen, wie er sich etwas vorbeugte und Sasukes Puls überprüfte.
 

Eine Bewegung aus dem Augenwinkel lenkte meinen Blick und ich blinzelte, bis ich Katsuyu das erste Mal richtig ausmachen konnte. Sie hatte sich sehr klein gemacht, kaum größer als meine Hand und verbarg sich in Sasukes Kleidung vor Itachis Blick.

„Sakura, er wird mich jeden Moment sehen.“

Ich schluckte. „Itachi…“ Er drehte den Kopf flüchtig über seine Schulter. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, was ich sagen konnte, um ihn lange genug aufzuhalten. „Dafür wirst du ewig büßen.“ Einer seiner Mundwinkel zog sich leicht in die Höhe. Dann zog er das lange Katana, Sasukes Katana, geräuschvoll aus der Hülle an seinem Rücken. „Fass ihn nicht an…!“ Ich kämpfte gegen das Jutsu an, gegen die unsichtbaren Fesseln, aber ich war noch immer viel zu schwach durch all den Blutverlust. Meine Stimme wurde lauter, verzweifelter. „Weg von ihm!“ Das Katana war voller getrocknetem Blut, Sasukes Blut.

Itachi warf mir noch einen vielsagenden Blick zu, ehe er sich umdrehte. „Schau gut hin, Sakura.“

„Nein! Nein Itachi, nicht…!“

Er verharrte mitten in der Bewegung, ehe er sich gänzlich abgewandt hatte, als hätte er etwas hinter mir gesehen, dass mir verborgen blieb. Dennoch blieb er dicht bei Sasuke, das Katana immer noch so dicht an seiner Brust…

„Itachi, nicht!“ Er ignorierte meine Worte, ließ den Blick mit schmalen Augen über die Lichtung schweifen. Ich setzte alle meine Kräfte ein, warf mich gegen seine geistigen Ketten, doch ich kam nicht frei. „Tu ihm nichts…!“
 

9)

Ich senkte langsam den Blick, völlig machtlos. Es war alles zu spät. Alles zu spät…

„Rasengan!“

Eine laute Stimme hallte herüber und ich sah wie Itachis Schultern sich anspannten, gefasst und darauf vorbereitet, er hatte sich nicht geirrt. Ich konnte den Kopf nicht drehen, Itachi ließ mich nur sprechen, doch ich erkannte die Stimme sofort. „Naruto!“

Er setzte an mir vorbei und eine strahlend blaue, vertraute Chakrakugel inmitten von leuchtendem Orange erfüllten mein Blickfeld. Ich sah ihm hinterher, sah wie Itachi sich darauf konzentrierte ihm rasch auszuweichen, bis eine Bewegung aus dem Augenwinkel meine Aufmerksamkeit in eine andere Richtung lenkte. Noch während ich hinüber sah, verschwand Sasukes dunkle Gestalt vom Boden. Gedämpfte Rufe hallten durch den Wald und Chakrasignaturen bewegten sich in diese Richtung. Jemand kam näher. Hierher. Verwirrt blickte ich zurück zu Itachi und Naruto und bemerkte erst einen Moment später, dass ich meinen Kopf dabei gedreht hatte. Itachi konzentrierte sich zu sehr auf seine Umgebung, als dass er das Jutsu noch länger kontrollieren konnte, ich war wieder in der Lage mich zu bewegen.

Ohne von dem Wirbel aus Farben um Naruto und Itachi aufzusehen, kämpfte ich mich auf die Knie und stand schließlich etwas wackelig auf meinen Beinen. Sasuke war nicht mehr da, ohne jedes Anzeichen verschwunden. Ich machte ein paar unschlüssige Schritte vor. Ich konnte Naruto nicht helfen und Sasuke…wo war er?

„Sakura-chan!“ Naruto stand aufrecht nur wenige Meter entfernt, zwischen Itachi und mir. Blaues Licht glomm noch immer in seinen abgeschürften Händen, als er sich über seine Schulter wandte und mir einen schnellen Blick zuwarf. Er musterte mich rasch. „Alles in Ordnung? Bist du verletzt?“ Ich schüttelte den Kopf und er nickte beruhigt, sein Fokus lag beständig auf Itachi, er ließ ihn nicht aus den Augen. „Und Sasuke?“ Er stellte die Frage leise, ohne sich erneut zu mir umzudrehen.

Itachi machte ein paar Schritte auf ihn zu. „Du solltest dich besser um dich selbst sorgen, Kyuubi…“

Narutos Schultern spannten sich an und er verbreiterte seinen Stand. „Sakura!“, rief er erneut, drängender. „Wo ist Sasuke?!

Und dann war alles vorbei.
 

Seine Worte lösten eine Reaktion Itachis aus, die ich noch nie zuvor bei ihm gesehen hatte. Er hatte immer einen Plan, immer eine Möglichkeit auf die er ausweichen konnte. Doch als sein alarmierter Blick zu der Stelle glitt, an der Sasuke nur Minuten zuvor noch gelegen hatte, sah ich dass er darauf nicht vorbereitet gewesen war. Was auch immer ihm in diesem Moment durch den Kopf ging, bleibt für immer ein Rätsel. Die Lichtung war eingehüllt in samtene graue Flecken, die Sonne war untergegangen und Naruto und Itachi waren eingetaucht in das letzte Dämmerlicht, bewegten sich zwischen Hell und Dunkel, Licht und Schatten. Itachi erstarrte, Naruto sah es nicht kommen, formte ein neues Rasengan in seiner Hand und griff Itachi an. Schnell, so rasend schnell tauchte eine dunkle Gestalt hinter Itachi auf. Dieser Moment änderte alles. Er hatte nicht einmal mehr genug Zeit, sich noch umzudrehen.

Seine Sinne sagten ihm zweifellos hervor, was folgen würde, doch es war ihm unmöglich, selbst mit seiner außerordentlichen Schnelligkeit, rechtzeitig zu reagieren. In auch nur irgendeiner Art und Weise. Und so stand er noch an derselben Stelle wie zuvor, genau dort wo er Narutos Rasengan so knapp entgangen war, dem Grund für seine tödliche Unbewegtheit. Ich sah es in seinen Augen, für nur flüchtige Sekunden, sah wie er seinen Fehler erkannte. Er hatte Sasuke aus Arroganz am Leben gelassen, unvorsichtig wie ich ihn niemals zuvor gesehen hatte. Er hatte ihn dieses Mal nicht ernst genug genommen. Und das war sein Ende. Es ging schnell, geradezu leicht, wir alle des Kämpfens müde und zu erschöpft, uns zu sehr der Tragweite eines einzigen weiteren Fehlers bewusst um noch etwas in die Länge zu ziehen.

Die Klinge von Sasukes Kunai schnitt tief in Itachis Hals, während seine rechte Hand sein Katana aus der Hülle auf Itachis Rücken zog und es schließlich in einer kurzen Bewegung, einem schnellen Stoß seines Handgelenks in seiner Brust versenkte. Narutos überraschter Ausruf war für eine gefühlte Ewigkeit das einzige Geräusch auf der Lichtung und er stand bewegungslos vor den beiden Brüdern, geschockt. Ich fiel zurück auf meine Knie, so sehr überrascht, dass ich mich nicht darauf konzentrieren konnte mich aufrecht zu halten und meine rechte Hand krallte sich in die feuchte Erde. Ich musste die andere Hand auf dem Boden abstützen um nicht den Halt zu verlieren und sah mich fassungslos einem Bild entgegen, das an ein bizarres Schauspiel erinnerte.

Sasuke stand schwankend hinter den dunklen Umrissen seines Bruders, das Kunai in der Linken, die rechte Hand hinter Itachis Schultern verborgen. Sein Shirt war starr vor Dreck und Blut, er hatte den Rücken unter Schmerzen abgebeugt und atmete schwer. Rasselnd und tief. Jedes Mal wenn er Luft holte, hallte das Geräusch doppelt so laut in meinen Ohren wider. Ich konnte die Spitze des Katanas aus Itachis Brust ragen sehen, sie hatte seinen Brustkorb komplett durchbohrt, sodass die vereinzelten Tropfen Blut, die nach und nach davon abfielen mir ebenfalls nicht entgingen. Ich bildete mir ein, ihr Aufkommen auf dem Boden hören zu können, das stetige Tropfen und die vielen kleinen Spritzer, wenn sie aufprallten.
 

Ich hatte gesehen, wie das Katana zwischen seinen Schulterblättern auftraf, konnte sehen, wie mein größter Feind erstickt seinen letzten Atemzug tat…doch ich konnte nichts spüren, nicht einmal irgendetwas, das ein weiteres Zeichen unserer Verbindung gewesen hätte sein müssen. Nichts. Ich sah in seine Augen, die erschreckenderweise auf mich gerichtet waren. Der Hauch eines Lächelns lag auf seinen Lippen, als hätte er noch etwas ergänzen wollen und es doch nicht ausgesprochen. Dunkles Blut rann in zähen Strömen seinen Hals herab. Sekunden bewegte er sich nicht und ich wagte nicht zu atmen, war nicht in der Lage mich von diesen Augen loszureißen.

„Ah Sasuke…“ Seine Stimme war leise, ungebrochen und beinah entspannt. Einfach so, wie ein Kommentar nach langer Beobachtung. Wie ein Schlusswort.

Dann wich das Rot aus seinen Iriden, sie wurden pechschwarz wie sie immer hätten sein sollen und während er nach vorn fiel, selbst dann, gab es kein Zeichen dafür, dass es ihn letztlich überrascht hätte.

Er blieb reglos am Boden liegen.

Sasukes rechte Hand schwebte in der Luft, sein Blick war starr auf Itachi gerichtet, seinen Bruder. Langsam nur ließ er seine Arme sinken und als sein Blick zu mir flackerte, ging auch er in die Knie, verzögert und beinah lautlos. Er schnappte keuchend nach Luft und fiel nach vorn. Ich blinzelte einmal und dann lag er neben Itachi, die Augen angestrengt geschlossen, eine Hand auf seiner blutigen Brust, als wollte er sie damit verschließen.
 

Noch während er zu Boden fiel, drangen Narutos Rufe alarmierend laut, panisch zu mir durch. Ich stolperte nach vorn, aus meiner Starre erwacht, taumelnd weil meine Knie drohten nachzugeben. Eine schnelle Bewegung aus dem Augenwinkel ließ mich den Kopf nach links drehen und ich war bemüht nicht über die vielen Krater zu fallen, die die Lichtung übersäten, als ich sie sah.

Katsuyu tauchte mitten aus dem Nichts auf, glitt neben mir her und hatte keinerlei Probleme mit mir mitzuhalten. „Sakura, du bist verletzt.“

Als ich nicht antwortete, schwieg sie für einen Moment und begleitete mich stumm nach vorn. Naruto war aufgesprungen, an Itachis leblosem Körper vorbeigelaufen und kniete neben Sasuke. Er wiederholte seinen Namen, immer und immer wieder, krallte sich in seine Schultern und hob den Kopf um mich hektisch heranzuwinken. Außer Atem ließ ich mich neben ihm auf den Boden sinken und schluckte hart bei dem Anblick der sich mir bot. Katsuyu erschien mit sorgenvoller Miene auf Sasukes anderer Seite und glitt über seine Brust, um ihre begonnene Arbeit fortzusetzen.

Er war geradezu in Blut getränkt, dunkel und teilweise noch flüssig und es lief seine Mundwinkel herab, als ob er es nur Sekunden zuvor ausgehustet hatte. Er war so blass, seine Haut war beinah transparent und ließ die feinen Adern darunter durchscheinen. Er lag vollkommen still, selbst als ich seine Augenlider anhob und eine Reaktion überprüfte. Sein Brustkorb bewegte sich kaum, jedes Luftholen wurde von einem gurgelnden Geräusch begleitet. Ich beugte mich vor, drehte den Kopf, bis mein Ohr direkt vor seinem Mund war, lauschte seinem Atem, meine Hände suchten nach seinem Puls. Schwach. Unregelmäßig. Ich lehnte mich etwas zurück, kämpfte gegen die immer größer werdende Panik an und versuchte, Narutos sorgenvolle Fragen zu ignorieren. „Sakura, du kannst ihn doch heilen, oder? Du kannst ihn wieder zusammenflicken, richtig?“

Katsuyu verweilte nicht lange auf einer Stelle, bemüht seine inneren Verletzungen so weit einzudämmen, dass sie nicht größer wurden und versuchte seinen Zustand zumindest ansatzweise zu stabilisieren aber es war ernst. Immer noch so ernst. Er verlor zu viel Blut. Die zuvor gehörten Rufe im Wald klangen nun etwas leiser, sie waren doch nicht so dicht, wie ich angenommen hatte. Ich schloss kurz die Augen, versuchte klar zu denken und betrachtete dann Sasukes Brust, bemüht stark zu sein und schnappte doch entsetzt nach Luft. Blut glänzte im letzten Tageslicht, über und über auf seiner Haut verteilt.

Ich strich mit flachen Händen darüber und riss die restlichen Fetzen seines Oberteils auseinander. Panik kroch weiter über meine Brust, krallte sich um mein Herz, denn ich wusste, dass Katsuyu bereits einen Großteil seiner Wunden behandelt hatte. Und trotzdem sah es aus, als ob nichts davon geholfen hätte

„Sasuke, wage es ja nicht, jetzt einfach aufzugeben…“

„Naruto.“ Ich wandte mich über meine Schulter und schluckte hart, wartete bis er sich in seinen hektischen Worten unterbrach. Er sah mich mit großen Augen an. „Die Stimmen…“ Ich musste erneut ansetzen, weil meine eigene Stimme brach. „Bitte versuch sie zu finden, ich…bitte bring sie schnell hierher.“

Er schüttelte rasch den Kopf. „Ich kann euch hier nicht allein lassen! Ich-“

„Es ist verdammt ernst, Naruto. Ich habe kein Chakra mehr übrig, ich kann nichts tun. Und Katsuyu ist ebenfalls bald am Ende ihrer Kräfte.“ Ich schaute zurück zu Sasuke. „Wenn wir ihn retten wollen, brauchen wir Hilfe. Sofort.“

Ich spürte seinen Blick noch ein paar Sekunden auf mir, dann fuhr er hoch. „Ich werde so schnell wie möglich wieder zurück sein, Sakura-chan. Du wirst nicht einmal bemerken, dass ich weg war!“ Mit diesen Worten verschwand er zwischen den Bäumen, die uns umringten.

Ich strich ein paar Haarsträhnen aus Sasukes Gesicht und hoffte dass er sie rechtzeitig finden würde.
 

Katsuyu bewegte sich ein Stück weiter über seine Brust, ihr Körper leuchtete in einem warmen grünen Licht.

„Langsam Katsuyu. Verbrauch nicht auch noch alles was du noch übrig hast.“

„Seine Verletzungen sind sehr schwer.“, murmelte sie mit sanfter Stimme. Ich nickte langsam, lehnte mich noch etwas vor und zog unvermittelt scharf die Luft ein. Chakra prickelte in meinen Händen und schickte stechende Schmerzen durch meine gesamten Arme, betäubte sie so weit dass es weh tat. Es war nicht genug. Nicht einmal ansatzweise genug. „Sakura, hör auf!“ Ich zog meine Hände zurück und presste sie an meine Brust, kniff ein Auge zusammen und versuchte nicht so schwer zu atmen. Das scharfe Stechen verweilte in meinen Unterarmen, eine beständige Warnung dafür, dass mein Körper nicht viel länger damit umgehen konnte. „Vertrau mir, ich tue alles was ich kann. Versuch das kein zweites Mal, es würde dich in diesem Zustand irreversibel schädigen.“ Ich antwortete nicht, spürte wie die Schmerzen langsam nachließen und betrachtete Sasukes regungslose Gestalt und seine blassen Züge, matt beleuchtet von Katsuyus heilendem Chakra. „Hab Vertrauen in ihn, er ist stark, sein Wille wird ihn durchbringen, da bin ich sicher. Und Tsunades Unterstützung wird sehr bald hier sein.“ Ich dachte an all das zurück, was Sasuke durchgemacht hatte. Warum er? Warum nur er?

„Sakura-chan!“ Ich drehte mich so ruckartig um, dass ich beinah das Gleichgewicht verlor und erhaschte dann einen Blick auf so viel mehr Ninjas, die näher kamen, als nur Naruto. Ein paar Gesichter kamen mir bekannt vor, die Stirn sorgenvoll gerunzelt aber selbst die anderen Gesichter waren alarmiert. Die kalte Herbstluft war erfüllt von mächtigen Chakrasignaturen. Viele Hände wurden ausgestreckt um zu helfen und einen Moment später waren wir umringt von einer kleinen Gruppe Medic-Nins. Ich drehte mich zurück zu Sasuke, legte die Hände um seinen Arm und schenkte ihren Worten kaum Gehör. Ich fühlte mich zurück in einen dichten Nebel versetzt, in der Lage meine Umgebung größtenteils zu hören, nicht aber ihr zu antworten. Sasukes Haut war kühl, meine dreckigen blutverkrusteten Hände warm im Gegensatz dazu. Meine nutzlosen Hände…
 

Und dann legte sich aus dem Nichts ein anderes Paar Hände auf meine und zogen sie sanft zurück. Ich erstarrte, für einen Moment nicht sicher wie ich handeln sollte und riss sie dann los, mir undeutlich des plötzlichen Schweigens der anderen bewusst. „Nein, nein, ich muss ihn heilen, ich muss ihm helfen!“

„Sakura, ist schon gut.“

„Nein, ich muss ihn retten!“ Ich fuhr herum und sah, dass es Shizune war, die meine Hände umfasste. Meine Schultern fielen herab. „Ich muss ihn retten, Shizune…“

„Das weiß ich doch, Sakura. Du hast getan, was du konntest, jetzt überlass den Rest mir.“ Ihre braunen Augen waren voller Wärme. „Ich werde mich gut um ihn kümmern.“ Ich hing an ihren Lippen. „Komm jetzt, Sakura, lass dich untersuchen, ruh dich aus. Du warst sehr tapfer aber jetzt ist es vorbei, du brauchst nicht mehr stark sein.“

Ich schaute zu Naruto, nur wenige Schritte neben ihr. Seine blauen Augen waren unruhig und schrecklich erschöpft, die panische Angst um Sasuke noch immer dahinter zu sehen. „Geh nur, Sakura. Ich bleibe hier bei ihm.“

Mit wildem Blick schaute ich zurück zu Sasuke. „Aber er ist doch nicht tot, was redest du da?!“ Ich zerrte an Shizunes Armen.

„Er ist nicht tot, aber er braucht schnell Hilfe. Ich kümmere mich um ihn, Sakura, vertrau mir.“ Die plötzlich aufgetauchte Kraft verließ mich wieder und auf einmal war ich nur noch müde. So schwach. So machtlos…

„Sakura.“ Ich zuckte zusammen, als ich seine Stimme hörte.

„Bring sie zu Ino, Kakashi.“ Shizune gab mich frei und ihre Hände wurden ersetzt von seinen, als er mich hoch zog. Ich ließ mich von ihm in den Arm nehmen und starrte an seine Brust, hörte, wie Shizune sich neben Sasuke kniete und Anweisungen an andere Ninja erteilte, lauschte wie Naruto ihr mit wenigen Worten berichtete, was geschehen war, während sie heilendes Chakra in Sasukes Körper leitete, mit Katsuyu kommunizierte und versuchte seine Blutungen zu stoppen. Hinter Kakashi umringten drei Anbu den Körper Itachis, während andere wachsam zusahen.
 

10)

Ich starrte auf seine Umrisse am Boden, sah den Akatsukimantel mit den roten Wolken darauf und wie er in unordentlichen Falten Itachis Körper bedeckte, erblickte das schwarze Haar, das sich aus dem Band gelöst hatte und sein Gesicht völlig verbarg…selbst jetzt noch schien ihn seine Macht wie eine dunkle Aura zu umgeben.

Ich spürte, wie Kakashi mich am Arm berührte und schaute auf. Er sah mich aus dem einen dunklen Auge sorgenvoll an. „Sakura…“ Seine Hand war warm.

Ich schob seinen Arm sanft beiseite und machte einen wackligen Schritt zurück. „Dir ist nichts passiert…“, seufzte ich leise.

„Sakura, du musst dich behandeln lassen…du bist voller Blut…du musst…“

„Es geht mir gut.“ Er starrte mich noch immer an und unter seinem Blick spürte ich, wie mein Hals sich zuschnürte. „Mir geht’s gut.“

Er wandte sich flüchtig zu Itachi um, dann blickte er einige Sekunden zu Sasuke und beobachtete Shizune bei ihrer Arbeit. Ich versuchte, tief durchzuatmen, die Kontrolle zu behalten und auf keinen Fall in diese Richtung zu sehen. Ich hörte wie sie Itachi fesselten.

Kakashi legte eine Hand auf meinen Rücken und ich schaute wieder auf, in sein entschlossenes Gesicht. „Shizune wird alles für Sasuke tun, was getan werden kann.“

Ich senkte den Kopf.

„Ino!“ Hastige Schritte kamen näher und dann holte jemand entsetzt Luft.

„Oh Kami! Sakura…!“
 

Blonde lange Haare versperrten mir die Sicht als ich rasch zu Boden gedrückt wurde. Kakashi setzte sich neben mich und stützte meine Schultern und einen Augenblick später kamen zwei unbekannte Chunin mit Ino zurück und legten eine Trage vor meinen Füßen ab. Ich hatte nicht die Kraft, mich zu weigern und war nur erleichtert, dass Kakashi derjenige war, der mich hochhob und sanft darauf ablegte. Das erste Mal seit Monaten sah ich Ino direkt in die Augen. Ich entdeckte so viel Angst und Sorge aber keinerlei Wut. Keine Ablehnung und keinen Groll. Wärme.

Sie kniete sich neben mich und fing meinen Blick auf und auf einmal wirkte sie bestürzt. Sie lehnte sich vor und strich mir ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht. „Ach Sakura…“

Ich konnte den Ausdruck in ihren Augen nicht länger ertragen und drehte den Kopf zur Seite, starrte auf den Boden und sah aus dem Augenwinkel, dass Kakashi noch immer neben mir hockte. Ich schluckte. „Kakashi…kannst du…“ Ich brachte es nicht über mich zu fragen. Ich konnte ihn nicht darum bitten.

Seine Hand legte sich einmal flüchtig auf meine Wange und ich schloss die Lider und neigte den Kopf. Was hätte ich dafür gegeben, wenn alles anders gewesen wäre. „Ich werde nach Sasuke sehen. Kommst du hier allein klar, Ino? Braucht sie noch irgendetwas?“ Er nahm seine Hand zurück und ich wusste, dass es nichts gab, was ich noch hätte tun können, damit die Dinge anders liegen konnten.

Ino sah von meinem Bauch auf und schüttelte kurz den Kopf. „Alles unter Kontrolle.“

Er stand auf und wechselte ein paar Worte mit einem anderen Jonin, dann drehte er sich um und ging in die Richtung, in der Sasuke noch immer auf dem Boden lag und von Shizune und ein paar anderen Medic-Nin behandelt wurde.

Mit einer energischen und doch behutsamen Handbewegung drückte Ino mich zurück auf die Liege um mich genauer zu untersuchen. Ihre Hände strichen warm über meinen Körper und ihr forschendes Chakra vertrieb die Kälte und hinterließ nichts als eine bleierne Müdigkeit. Meine Augenlider fielen zu und ich lauschte ihrem leisen Summen, während sie konzentriert meinen Bauch und meinen Brustkorb abtastete, dann meine Nackenwirbel. Sie zog scharf die Luft ein, als sie meinen Hals näher betrachtete, sagte jedoch nichts, als sie sah dass es eine Menge Blut gab aber keine Wunde mehr. Ich konnte mich nicht dazu durchringen, ihr zu sagen, dass mir nichts fehlte aber sie ließ sich ohnehin nicht in ihrer Untersuchung stören. Mit erfahrenden Händen behandelte sie ein paar kleinere Wunden, desinfizierte und verschloss einige Schnitte. Alle anderen hatten so viel mehr abbekommen. Selbst Sasuke und Naruto hatten ihre Wunden mehr schlecht als recht verbergen können. Nur ich war beinah unversehrt.
 

Langsam nur ließ nun auch der wirre Gedankenstrom nach und ich starrte auf Inos linke Schulter, nur durch die Sorge um Sasuke daran gehindert, gegen die übermächtige Schwärze zu verlieren und einfach loszulassen, allen Schmerz und alle Angst, alles Leid zu vergessen. Ich brauchte eine Weile, um zurückzufinden, als Ino etwas zu mir sagte. „…keine Sorgen machen, Sakura… Shizune hat alles im Griff.“ Ich blinzelte und als ich die Augen vollends öffnen konnte, fiel mir als erstes auf, wie dunkel es bereits geworden war und dass Ino eine Decke über mich gelegt hatte. „Kakashi hat gesagt, dass er es schaffen wird.“

„Danke Ino…“

„Wie fühlst du dich jetzt, Sakura?“

Ich drehte den Kopf um sie anzusehen. Sie kniete direkt neben mir und beugte sich zu mir herab, die Augen besorgt geweitet. Die Augenringe darunter ließen sie unheimlich erschöpft aussehen. Ich zögerte einen Moment mit meiner Antwort und betrachtete sie gedankenversunken, ehe ich mich räusperte und meine krächzende Stimme noch einmal erhob. „Besser.“ Ich hörte ihr erleichtertes Ausatmen, als ich mich wieder zurückfallen ließ und die Augen schloss. „Kakashi hat gesagt, dass er es schaffen wird.“ Mit einem leisen Seufzen richtete ich mich langsam auf, die Decke fiel von meinen Schultern herab und ich spürte, wie erschöpft meine Glieder waren, trotz Inos helfendem Chakra und auch die eigentlich längst verschlossenen Wunden an meinem Bauch und am Hals sandten ein dumpfes Pochen durch meinen Körper.

„Warte, du bist längst nicht bereit selbst aufzustehen!“ Sie sprang auf und drückte mich bestimmt wieder zurück, als ich Ansätze machte, auf meinen eigenen Beinen stehen zu wollen und so ließ ich sie gewähren und blieb sitzen. Sie warf mir einen langen prüfenden Blick zu, dann kniete auch sie sich wieder neben mich.

„Wie fühlst du dich?“, fragte sie ein zweites Mal mit einem misstrauischen Unterton und zupfte an der Decke, um sie wieder höher zu ziehen. Ich fuhr mir mit einer Hand über die Stirn und rieb über meine Augen, setzte an, ihr zu antworten, als ich das getrocknete und über und über verteilte Blut an meinen Händen sah und verstummte. Sie folgte meinem Blick und legte rasch eine Hand auf meine, drückte sie leicht. Ich betrachtete sie für ein paar Sekunden und sah mit einem müden Blinzeln wieder auf. Ihre großen blauen Augen ruhten noch immer auf mir, klar und eindringlich.
 

Ich schloss kurz die Lider. „Kakashi…und Naruto, was ist mit ihnen?“ Ich schluckte gegen meinen trockenen Hals. „Hat Shizune sich um sie gekümmert?“

„Beide sind munter auf den Beinen.“ Ich nickte dankbar und kehrte darauf zurück, meine Hände zu mustern. Ino zögerte einen Moment, ich bemerkte es daran, wie sie ein paar Mal tiefer als nötig durchatmete und ihre Hände knetete. „Sasuke ist zwecks des Transports nach Konoha in einen künstlichen Schlaf versetzt worden. Shizune hat gesagt, wir brechen sobald wie möglich auf, sie checkt nur noch, ob sein Zustand in den nächsten zehn Minuten stabil bleibt.“

Ich nickte noch einmal zum Zeichen, dass ich verstanden hatte und streckte meine Beine unter der Decke hervor. Selbst meine Zehen waren voller Blut. Das Leder meiner Beinschienen hatte sich so weit abgenutzt, dass an einigen Stellen Haut durchschimmerte und als ich die rechte löste und meinen Unterschenkel flüchtig musterte, sah ich dass sie von roten Striemen übersät war. Meine Knie waren aufgeschürft und ebenfalls blutig.

„Naruto geht es den Umständen entsprechend geradezu sehr gut. Ich habe vorhin sein Bein geheilt und er hatte ein paar üble Rippenbrüche, sein rechter Arm hat auch schon mal bessere Zeiten gesehen aber ansonsten hat er nicht allzu viel abgekriegt. Naja…bis auf sein Gesicht aber das heilt bei ihm ja immer schnell.“ Ich sah hoch und sie warf mir einen entschuldigenden Blick zu. „Er ist die ganze Zeit zwischen dir und Sasuke hin und her gependelt.“ Zumindest war er für ihn da. „Er war bis gerade eben noch hier aber dann habe ich ihn weggeschickt, weil du Ruhe gut gebrauchen kannst, so weit das hier....möglich ist. Er wollte sofort Bescheid haben, wenn du wieder richtig wach bist aber ich halte es für besser, ihn noch ein bisschen von dir fernzuhalten.“

„Was ist mit Kakashi?“

Ein betrübter Ausdruck huschte über ihr Gesicht und ich ertappte mich dabei, die rechte Hand in die Decke zu krallen. Das schien ihr nicht entgangen zu sein und sie hob beschwichtigend eine Hand. „Ihm geht es gut.“, sagte sie schnell. „Also…im Großen und Ganzen. Er hatte nur ein paar kleinere Verletzungen, nichts was die anderen Medics nicht schnell wieder beheben konnten…“

Das Unausgesprochene hing schwer zwischen uns. Ich versuchte, mich an den Moment zu erinnern, zu dem ich Kakashi zuletzt gesehen hatte. Er war Sasuke und den anderen Anbu gefolgt um Itachi… „Die vier Anbu? Wo sind sie?“

Sie drückte meine Hand. „Als wir hierher kamen, war er gerade erst selbst angekommen. Zwei der ursprünglich vier konnten selbst laufen und kamen hinter ihm auf die Lichtung. Und einen hat Kakashi getragen.“

Ich starrte sie aus großen Augen an. „Der vierte...?“

Sie schüttelte leicht den Kopf. Ich sah langsam zu Boden.

„Er hat Shizune vorhin davon berichtet aber bevor sie auch nur irgendetwas neben dem Protokoll sagen konnte, ist er zu unseren Leuten rüber gegangen und ist seitdem nur einmal kurz hier gewesen um nach dir zu sehen und mir zu sagen, dass Sasuke durchkommen wird.“ Ich konnte mir kaum vorstellen, wie Kakashi mit dem Verlust eines weiteren Teammitglieds umgehen würde… Ino schwieg einen Moment, hielt jedoch weiterhin meine Hand.

Ich war erfüllt von einer schmerzlichen Dankbarkeit für ihre heilenden Worte und alles was sie für uns getan hatte. Dafür konnte ich keine Formulierung finden, die auch nur annähernd gut genug war, und nach einem weiteren Moment, in dem mir deutlich bewusst wurde, wie kraftlos ich wirklich war, ließ ich mich nach vorn fallen und bettete meine Stirn an ihrer Schulter. Sie legte einen Arm um meine Schulter, strich mir langsam über das Haar, zog die Decke wieder über meine Schultern und hielt mich fest, ohne noch etwas zu sagen.
 

Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren, als Shizune neben uns auftauchte und mich aus meinem Dämmerzustand riss. „Sakura.“ Sie ging in die Hocke und legte mir eine Hand auf die Schultern. „Wie geht es dir?“, fragte sie leise.

Ich hob den Kopf um sie anzusehen, auch sie wirkte erschöpft aber längst nicht mehr so beunruhigt wie zuvor. „Besser…“

Sie nickte und strich mit der Hand einmal meinen Arm entlang, ehe sie sie zurückzog. „Sasuke ist jetzt transportbereit und Naruto und Kakashi verzichten dankend auf eine Trage.“ Ein schmales Lächeln legte sich auf ihre Mundwinkel. „Wir können jetzt aufbrechen.“, fügte sie sanft hinzu und hielt meinen Blick. „Ino?“ Sie sprach ohne unseren Kontakt zu brechen und Ino gab ein kurzes Zeichen, das sie zuhörte. „Kannst du Sakura tragen?“ Erst dann schaute sie zu ihr. „Ich möchte sie gern von jemandem tragen lassen, den sie gut kennt aber Naruto ist selbst verletzt und du bist…“

„Gern.“

Sie richtete sich auf und wandte sich zum Gehen, als ich ihren Ärmel ergriff. Mit einem fragenden Blick drehte sie sich wieder um. „Ja, Sakura?“

„Kann ich…“ Ich schluckte. „Kann ich ihn noch einmal sehen, bevor wir aufbrechen?“

Sie zögerte einen Moment, die Stirn nachdenklich gerunzelt. „Ich halte das für keine gute Idee, Sakura.“, sagte sie dann und ich nickte langsam zum Zeichen, dass ich verstanden hatte. „Auch wenn ihr alle im Moment weitestgehend stabil seid, heißt das nicht, dass ihr nicht so schnell wie möglich in ein Krankenhaus gebracht werden müsst. Sasukes Zustand ist immer noch sehr ernst und Kakashi, Naruto und die drei anderen müssen ebenfalls gründlich untersucht werden.“ Sie beugte sich zu mir herab und warf mir einen eindringlichen Blick zu. „Du wirst vermutlich die sorgfältigste Untersuchung von allen über dich ergehen lassen müssen, das verstehst du doch oder Sakura?“ Ihre braunen Augen waren so durchdringend, dass ich dem Drang wegzuschauen nicht standhalten konnte. „Sakura?“

„…ja.“

Sie legte noch einmal eine Hand auf meine Schulter. „Also gut. Ino?“ Meine beste Freundin nahm endlich ihren scheinbar alles durchleuchtenden Blick von mir und wandte ihre Aufmerksamkeit Shizune zu. „Ich drehe eine letzte Runde, dann machen wir uns auf den Weg.“

„Ist gut.“ Mit schnellen Schritten durchmaß sie die aufgerissene Erde, die einmal eine ebene Fläche gewesen war und ließ mich mit Ino zurück.
 

„Na komm, Sakura.“ Sie strich ihren Rock über der kurzen Hose glatt und richtete sich mit einem leisen Seufzen auf, drehte sich um und stellte sich mit dem Rücken zu mir. Ich schaute hoch und erblickte ihre flachen Hände, die sie mir erwartungsvoll entgegen streckte. „Na los, auf meinen Rücken. Wir haben nicht ewig Zeit.“

Ich atmete leise aus und ergab mich, als eine vertraute Stimme an meine Ohren drang. „Lass mich das machen, Ino.“ Ich schaute auf und sah zu wie Kakashi zu uns herüber kam, die Hände wie so oft in seinen Taschen vergraben.

Ino zögerte, nahm aber zumindest ihre Hände zurück und richtete sich wieder auf. „Ah…Kakashi-sensei…vielleicht sollten Sie lieber…“

Seine Maske bedeckte wie so oft den Großteil seines Gesichts, doch ich erkannte das beginnende Lächeln an den kleinen Fältchen um sein sichtbares Auge. „Wir brauchen unsere Medics, Ino. Ohne euch funktioniert hier überhaupt nichts.“ Ihre Wangen nahmen einen ganz leichten Rotton an, doch das konnte natürlich auch von dem kalten Wind kommen. „Also wie wär‘s? Ich trage Sakura und du schaust dir für mich noch einmal Andou-senpei an. Seine Beinverletzung macht uns einige Sorgen.“ Sie zögerte noch immer, doch der eigentliche Widerstand war längst gebrochen. Er beugte sich noch etwas vor und wippte leicht auf den Füßen. „Shizune hat es erlaubt.“

Ino fing sich rasch wieder und warf mir einen skeptischen Blick über die Schulter zu, ehe sie sich mit einem tiefer werdenden Stirnrunzeln entfernte. „Also dann…bis nachher, Sakura.“

Ich winkte ihr halbherzig und sah ihr eine Weile hinterher, beobachtete wie sie die Hälfte der Lichtung überquerte, ehe ich den Kopf drehte und Kakashi rasch musterte. Er hatte nur sehr wenige Verbände, ein paar Kratzer, nichts was er nicht bereits seit Jahren kannte. Seine Weste hatte einige große Risse, eine Tasche war komplett abgerissen und es hingen nur noch ein paar Stofffetzen davon herab und seine Arme und Beine waren mit Dreck überseht, an manchen Stellen mit dunklen Flecken gesprenkelt.

Ich begegnete seinem Blick und stellte fest, dass er zurück schaute, vermutlich bereits die ganze Zeit über. Sein eines sichtbares Auge war leicht verengt. Ich hatte den Eindruck, er wollte etwas sagen, doch der Moment verging und ehe ich darauf eingehen konnte, beugte er sich zu mir herab um mir aufzuhelfen. Er streckte eine Hand aus. „Komm, bringen wir unsere Verletzten nach Hause.“

Etwas perplex ergriff ich seine Hand, nicht ganz sicher, wie viel ich in seine Worte hineinlesen sollte, und ließ mich von ihm hochziehen. Er ging sicher, dass ich auf meinen eigenen Beinen stehen bleiben konnte, ehe er sich umdrehte und seine Hände in einer ähnlichen Bewegung wie Ino zuvor anbot. Ich ließ mich von ihm auf seinen Rücken ziehen und als er sich aufrichtete, legte ich meine Arme matt um seinen Hals. „Na also.“

Er schaute kurz über seine Schulter, fiel dann in einen gemächlichen Schritt und als ich den Kopf hob, konnte ich das erste Mal wirklich sehen, wie viele Anbu als Unterstützung mitgekommen waren.
 

11)

Die Lichtung war kaum beleuchtet, es war noch zu früh für Sterne oder den Mond und die letzten Sonnenstrahlen waren längst vergangen, doch alle hier waren es gewohnt im Dunkeln sehen zu müssen. Überall fanden sich vereinzelte Gruppen, liefen viele fremde und einige wenige bekannte Ninja geschäftig über den Platz, sicherten die Umgebung und behandelten die drei verletzten Anbu. Ich entdeckte Inos leuchtend blondes Haar am Rand gegenüber von uns, sie kniete vor einem von ihnen, einem relativ jungen, blassen Mann, und begutachtete eine fleischige Wunde an seinem Schienbein. Ein breitschultriger Mann saß nur ein Stück entfernt und neben ihm eine zierliche Frau, er hatte den Arm um ihre Schultern gelegt, sie starrte bewegungslos auf den Boden vor sich.

Es war auf den ersten Blick zu erkennen, dass diese drei diejenigen waren, die ihren Teamkameraden verloren hatten. Zwar waren sie in die murmelnden Gespräche der anderen integriert, dennoch erweckten sie den Eindruck am liebsten für sich sein zu wollen. Die Frau senkte den Blick noch tiefer, zog die Knie an. Der Mann neben ihr sagte etwas zu ihr, sie schüttelte den Kopf. Ich wandte den Blick ab. Kakashi führte uns weiter weg von der kleinen Gruppe und ich stellte erstmals wirklich fest, wie still es war.

Es hätte bei dieser Menge Menschen verhältnismäßig laut sein müssen, doch alle Unterhaltungen waren gedämpft, sodass nur ein leises Murmeln die Lichtung erfüllte. Hin und wieder erklang ein Befehl, der schnell wieder verebbte und sich in der nebligen Abendluft, die zwischen den Bäumen hervor kroch und sich langsam über den Waldboden legte, verlor. Perfekt für diesen Ort.

Kakashi hatte es nicht eilig und überquerte den Platz mit diesem für ihn so typischen ruhigen Gang, der als gelangweilt durchgehen konnte, nickte ein paar bekannten Gesichtern zu, wenn wir sie passierten und schwieg in weiser Voraussicht oder auch der eigenen Erschöpfung. Er erwartete nicht, dass ich etwas sagte. Ich konzentrierte mich darauf, die Lichtung erneut zu mustern und nach einer zweiten Kontrolle musste ich ehrlich zu mir selbst sein. Itachi war nicht mehr hier.

Der Punkt an dem er zuletzt gelegen hatte, dort wo der Boden blutig und aufgewühlt war, war leer. Nur zwei weitere Anbu standen daneben und waren in ein leises Gespräch vertieft, deuteten hin und wieder auf einen Abdruck oder eine Furche. Ein Stück entfernt war der Boden sehr dunkel. So dunkel wie… „Alles klar, wir können anfangen. Hebt ihn langsam an.“ Shizunes Stimme hallte zu uns herüber und ich wandte mich ab, drehte den Kopf suchend und fand sie rasch, inmitten von vier Jonin, die sich um eine schmale Trage verteilten, nicht weit von uns. Sie überwachte konzentriert wie sie langsam und gleichmäßig angehoben wurde, nickte zufrieden und lehnte sich dann noch einmal darüber.

Kakashi blieb stehen und verlagerte seinen Griff, als er uns einer größeren Gruppe anschloss, die offensichtlich aufbruchbereit nur noch auf Shizunes Befehl wartete. Mit ernster Stimme wechselte er ein paar leise Worte mit einer Medic-Nin, deren Gesicht mir vage bekannt vorkam.
 

Ich achtete nicht weiter darauf, reckte den Hals ein Stück um mehr sehen zu können und erhaschte einen Blick auf dunkle Haare am Kopf der Trage. Kakashi machte einen Schritt zur Seite, Shizune umrundete die Trage und plötzlich konnte ich mehr sehen. Seine fahle Haut leuchtete in der Dunkelheit. Seine Augenlider waren geschlossen.

Ich zog rasch die Luft ein und blickte zu Boden, kniff die Augen zusammen, atmete einen Moment kontrolliert. Ich lauschte Kakashis Worten mit halbem Ohr. „…alles geplant, bis ins kleinste Detail. Er war schon immer für seine unglaubliche Intelligenz bekannt.“

„Aber warum das alles? Wofür existierte dieser Plan, wenn nicht um an Naruto-kun zu kommen?“ Kakashi antwortete nicht und wechselte das Thema.

Als ich langsam wieder aufschaute, sah ich gerade noch wie sich eine kleine Eskorte den vier Trägern anschloss und dann mit Shizunes Erlaubnis alle zusammen die Lichtung verließen. Ich konnte Sasuke kein weiteres Mal sehen und starrte ihnen noch lange hinterher.

„Sakura-chan. Kakashi-senpai.“ Ich drehte den Kopf nach rechts und erblickte Naruto, der mit einem blassen Lächeln vor uns zum Stehen kam.

„Naruto. Was macht dein Arm?“

„Ach, das ist alles halb so…“ Ich zog scharf die Luft ein und löste eine Hand von Kakashis Hals, um sie an seine rechte Wange zu legen, unterbrach ihn unbewusst mitten im Satz. „Naruto, das…“

Er legte seine eigene Hand beschwichtigend auf meine und schloss kurz die Augen. „Es ist nichts, Sakura-chan. Nur ein kleiner Kratzer.“

Ich fragte mich, wie ich diese große Wunde zuvor hatte übersehen können und musterte ihn rasch von oben bis unten, nahm seinen bandagierten rechten Arm und die vielen Kratzer und Abschürfungen wehmütig zur Kenntnis. „Es tut mir leid, Naruto…“ Es war so leise, dass es niemand außer Kakashi und ihm hören konnte.

Er beugte sich vor und küsste meinen Haaransatz. „Sag niemals so etwas, Sakura.“ Als er sich zurücklehnte schenkte er mir ein Grinsen, das seinem alten so nah wie möglich kam und wuschelte leicht durch meine Haare. „Ich bin froh, dass du ok bist. Wir alle.“, fügte er leise hinzu und klopfte Kakashi auf die Schulter. „Ich wette, Shizune dreht völlig durch, wenn sie sieht dass du sie trägst.“

Kakashi schnaubte leise. „Du meinst, falls sie sieht, dass ich sie trage.“

Naruto lachte gedämpft auf und zwinkerte mir zu. „Sie sind gerade eben mit Sasuke aufgebrochen.“ Seine blauen Augen leuchteten im dämmrigen Licht einer Lampe und ein warmes Lächeln breitete sich über seine verletzen Züge aus. „Er macht sich unglaublich gut. Genau wie du, Sakura.“ Ich schluckte und nickte hastig. „War doch klar, dass Teme so leicht nicht vor die Hunde geht.“ Eine einsame Träne lief meine Wange herab und ehe meine eigene Hand sie wegwischen konnte, strich er sanft mit dem Daumen darüber. „Du bist so tapfer, Sakura-chan…“

„Naruto…“

„Ich setze mich an die Spitze, also überlasse ich Sakura deiner Obhut, Kakashi.“ Er knuffte ihn leicht in die Seite und winkte seinen halbherzigen Protest mit einem gleichgültigen Winken ab, ehe er ein eiliges „Bis nachher, Sakura-chan!“ an mich richtete und den anderen in den Wald folgte.
 

Kakashi schüttelte den Kopf, kommentierte jedoch ausnahmsweise nicht sein Verhalten.

In diesem Moment bemerkte ich, dass sich allgemein die gesamte Gruppe in Bewegung setzte, mit Shizune als Schlusslicht. Ino tauchte aus dem Nichts aus und strich über mein Bein, ehe sie sich ein paar Meter vor uns einreihte und ein Gespräch mit einem weiteren unbekannte Medic-Nin begann.

„Bist du müde, Sakura?“

Ich nickte, ehe mir wieder einfiel, dass er mich nicht sah. „Absolut...“

Er wartete bis genug Platz war, um neben ein paar anderen Jonin herlaufen zu können und verlagerte mein Gewicht so weit, dass ich meinen Kopf bequem anlehnen konnte. „Tu dir keinen Zwang an.“

Mit einem tonlosen Seufzen legte ich meinen Kopf an seine rechte Schulter und ließ los. Ich konnte nicht länger dagegen ankämpfen, nicht länger standhalten. Während wir durch die dichten Tannen den anderen hinterher in den Wald folgten, summte Kakashi leise vor sich hin und ich lauschte ihm mit halbem Ohr, tatsächlich schon nicht mehr ganz bei Bewusstsein. „Tut mir…so leid, Kakashi…“ Müdigkeit schien sich in jede Zelle meines Körpers zu schleichen, meine Augen fielen langsam zu.

„Sag niemals so etwas, Sakura.“, zitierte er die Worte Narutos.

Als auch wir zwischen den angrenzenden Bäumen verschwanden, zwang ich meine Augenlider noch einmal nach oben und warf einen letzten Blick zurück auf die gezeichnete Lichtung, zerstört und dunkel in den Schatten der Nacht. Von Kratern überzogen, mit Furchen und Brandflächen übersät, glich sie einem epischen Schlachtfeld.

An einer Stelle war der Boden jedoch noch beinah unversehrt, zerwühlt und voller Fußspuren aber nicht so zerklüftet wie der übrige Teil. Und während meine Augen langsam wieder zufielen und die ersten Sterne am Himmel auftauchten, während der Mond aufging und ein fahles Licht über uns warf, glaubte ich tiefrote Umrisse darauf zu erkennen, die letzten Spuren eines Blutrauschs, von der durstigen Erde aufgesaugt und für die Ewigkeit festgehalten. Alles was noch übrig war…von einem schrecklichen Kampf und seinem blutigen Ende.
 

...
 

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...

Es ist ziemlich lang. Und ich bin sicher, man könnte mindestens ein Drittel ausschneiden und eine Menge verbessern, sei es der Inhalt oder auch Logik- und Grammatikfehler. Allerdings gefällt es mir mittlerweile ganz gut wie es ist. Es ist nicht perfekt aber es gefällt mir. Und ich habe munkeln gehört, dass es ein paar unter euch gibt, die ganz gern längere Kapitel lesen.

Das war also Sasuke. :-)

Ich bedanke mich bei allen, die bis hier gelesen haben und hoffe, dass ihr nicht enttäuscht seid, euch die Mühe gemacht zu haben. Oh und ich hoffe, die Musik war so passend, wie ich sie mir vorgestellt habe.

Kakashis Kapitel wird sich in der Mitte sehr von diesem Kapitel unterscheiden. Wer also reinschauen möchte, nur zu, ich freue mich über jede Anmerkung.
 

In diesem Sinne

Alles Liebe für euch.

Bis zum Epilog, mes chères!

<3

PinkLady18

13.09.2009



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  Rebell
2009-10-07T15:22:29+00:00 07.10.2009 17:22
Punkt 1; das lange, lange Warten hat sich ohne große Umschweife sehr doll gelohnt.
Punkt 2; du und eine andere Autorin hier sind wie nach wie vor meinen Favoritinnen bezüglich Animexx und im echten Leben.
Punkt 3; ich liebe, liebe dieses Kapitel, da es a) sehr lang ist b) ich lang geschriebene Kapitel, oder OS´s mag c) dein Schreibstill wie nachwievor in meinen Augen etwas Besonderes ist.

Und du weißt wirklich nicht, wie sehr du mir geholfen hast, als ich sah, dass dein Kapitel online ist, denn zu der Zeit hatte ich kein Internet und brauchte einfach Lesestoff.
Ich denke das mittlerweile schon über 2 Wochen vergangen sind seitdem ich das Kapitel gelesen habe, doch habe ich das Kapitel und die Auswirkung auf mich immer noch in Erinnerung.
Ich dachte die ganze Zeit, bis ich dir einen Kommentar schrieb, immer an diese Geschichte, werde es wahrscheinlich bis zum nächsten Kapitel wieder tun und nachdem die FF geendet hat, ebenfalls.
Dein Schreibstill, die detaillierten Beschreibungen der Umgebung, der Gefühlslage, Gedanken, Handlungen, der Verlauf der Geschichte etc pp. Gefallen mir jedesmal immer sehr gut, weswegen ich mich mit diesem Lob eher einschränken will, da sonst alles droht in einem Roman zu enden, trotz dessen war ich fasziniert!
Und musste es einfach hier verewigen.

Ich gebe zu, [noch] habe ich das Kakashi Kapitel nicht gelesen und muss auch gestehen, dass ich mehr zu Sakura und Sasuke tendiere, aber ich denke, dass ich den Ferien auch Kakashis Kapitel lesen werde. Schon allein wegen deinem Schreibstill!;]
Zudem muss ich sagen, dass du eine ganz eigene Art hast Sasuke zu beschreiben/umschreiben und darzustellen, und diese Art gefällt da er [für mich persönlich] sehr, sehr toll zu ihm passt.
Zum Beispiel das instinktive Schützen Sakuras, oder die Blicke, oder seine Gesten; alles, deutet darauf hin, dass er in sie verliebt ist und normalerweise würde ich nie das Wort „Liebe“ und Sasuke in Verbindung setzten, auch die Anzeichen nicht, doch du verpackst alles so wunderbar und detailreich, dass ich nicht anders kann, als einfach deinen Sasuke in deiner FF zu mögen und zu lieben.

Zudem kann ich noch bis Heute nicht genau sagen, ob Itachi Sakura nur als Objekt angesehen hat, um seinen kleinen Bruder zu quälen, oder ob da doch etwas mehr war…? Ich denke auch, dass das für immer ein Geheimnis von dir als Autorin bleiben wird…
Dennoch fand ich seinen Tod [der sehr überraschend durch Sasuke kam und ich wie ein Fangril einerseits wegen dem Spannungseffekt und wegen Sasuke tollig geschrien hab] irgendwie durch und durch ehrenvoll war. Ich kann dir nicht genau sagen wieso oder weshalb, ob ich durch deine FF eine tiefe Sympathie für ihn entwickelt habe, aber es ist einfach so.
Einfach so.

Und ich bin ohne hin schon der Meinung das du Sakura, die Ich-Erzählerin, die wichtigste Protagonistin, ihre Gedanken und Gefühle und die Zweifel, einfach nur…!
Hut ab!
Ehrlich, ich bin geplättet von diesem Kapitel, alles drum und dran, dem Schlusswort, Sakuras Sorgen schon seit Anfang der FF, dass nun alles vorbei ist, verblasst [und diese wunderschöne Geschichte auch;_;], aber ihre Gefühle zu Sasuke immer noch am Leben sind und ich einfach nur noch gespannt bin, was im nächsten Kapitel auf mich zu kommen wird.
Wie es weiter geht.
Alles!
:3

Schokonase



Von: abgemeldet
2009-09-30T16:58:03+00:00 30.09.2009 18:58
Oh man! Ich bin wirklich baff! Komplett geplättet!
Das Kap war wirklich hammer toll! ich liebe es! ich liebe die geschichte die zu gunsten von sasuke ausgeht!!!! Das hast du übrigens wirklich toll gelöst!
Das kap war zwar einbisschen lang aber ich habe jede zeile gerne gelesen und es war sooo super! Alles! Ich liebe deinen Schreibstil wirklich!
Sakura's gedanken, wie du das was passiert immer so schön umschrieben und erklärt hast- ich konnte mir alles so super vorstellen! unglaublich!
Alles was du schreibst ergibt einen sinn, die ganze geschichte! ich bin fast sprachlos :-) Super!
Zwischendurch hatte ich echt panik das sakura etwas dummes macht oder die angst das du kein happy end ausgewählt hast :-(
Ich freue mich schon so tierisch auf den epilog! Bitte mach schneeeel weiter! Das wird so toll ich kann es mir schon richtig vorstellen! Ich hoffe zumindest das du es toll werden lässt *fleh* So ein super tolles happy end wäre der abschuss *mit keksen bestech*
Du bist super! Deine FF ist super! Mach weiter so dann wirst du mal ganz groß werden!!

Super FF! Genial!

Liebe Grüße *knuff*
PS MACH SCHNELL WEITER!!
Von:  Kleines-Engelschen
2009-09-22T20:34:34+00:00 22.09.2009 22:34
ein echt tolles kapi. das warten hat sich gelohnt. und endlich ist die schlimme zeit überstanden. bin gespannt wie der epi wird.

greetz
Von:  fahnm
2009-09-15T02:18:03+00:00 15.09.2009 04:18
Wow das ist mal ein Großes Kapi.
Ich bin mal auf das nächste gespannt.
*grins*

mfg
fahnm
Von: abgemeldet
2009-09-14T19:35:31+00:00 14.09.2009 21:35
WOW
Dieses kapitel ist so unbeschriblich schön..
Ich hab am schluss echt geheult.
Es ist perfekt genau so wie es ist..
Ich freue mich darauf wies weitergeht..mit Sasuke und Sakura <3
Mina
Von:  redluna
2009-09-14T19:01:55+00:00 14.09.2009 21:01
*schnief schnief*
Ich liebe dieses Ende, und es war absolut nicht zu lang,
einfach perfekt. Ich glaube, ich habe iregendwann in der Mitte sogar angefangen zu heulen.
*kleines SasuSaku- Fähnchen schweng*
Und ich muß dir sagen, dass dein Itachi einer drei bestgelungensten
Fanfic-Gegner/Schurke/Bösewicht/Widersacher(etc.) von dem ich je in einer Fanfic gelesen habe.
Und jetzt noch das was ich immer zu deinen Kapiteln schreibe:
Ich bin vernarrt in deinen Schreibstil, egal wie formuliert, dass hast du sicher öfter von mir gelesen^^
Deine Geschichte ist so bewegend.
Und weil es so bewegend war, werd ich es einfach nochmal lesen.
(oh je, das hier ist ziemlich lang geworden)

lg redluna
(PS: natürlich freue ich mich auch auf dein kakashi- Ende^^)
Von:  hide_85
2009-09-14T17:50:18+00:00 14.09.2009 19:50
ich liebe deinen schreibstil....auch wenns der sasuke teil war. kanns kaum erwarten bis der kashi teil kommt....und dann gibts heiße kashi action


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