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Behind the Face

von

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~ reminiscence ~

Zero hatte in den letzten Jahren oftmals Aufträge angenommen, die ihn möglichst weit von der stillen Bergregion fort führten, in der Kaname und Iria lebten. Doch nun würde er sich – wenn auch nicht vollkommen freiwillig – wieder in diese Gegend begeben müssen. Er hob den Blick und betrachtete den tiefblauen Nachthimmel, der ihn mit seinen glitzernden Sternen an ein mit Diamanten besticktes Gewand erinnerte. Er wandte sich von den Sternen ab und warf einen prüfenden Blick auf seine Umgebung. Es wäre wohl das Beste, wenn er bald rasten würde, andernfalls würde er noch vor lauter Müdigkeit einschlafen und vom Pferd fallen. Kurze Zeit später gelangte er zu einer kleinen Baumgruppe, die in der Nähe eines kleinen Sees stand. Nachdem er sein Pferd getränkt hatte, entzündete er ein Lagerfeuer und aß selbst ebenfalls etwas. Ohne es zu bemerken glitt er, mit dem Rücken an einem Baum lehnend, in einen von Erinnerungsfetzen erfüllten Schlaf.
 

Unvermittelt schreckte er hoch und bemerkte den dunklen Schatten, der über ihm in den Ästen des Baumes thronte.

Das Ziehen seines Schwertes und sein Aufsprung geschahen beinahe zeitgleich. Natürlich war dem dunklen Schemen seine abrupte Bewegung ebenfalls nicht entgangen, doch anstatt seine Haltung zu verändern, lehnte er immer noch lässig im Geäst, was Zero in einem kurzen Moment in dem die Flammen aufloderten, erkennen konnte.

Wütend machte er einen Satz nach vorne und hielt der Gestalt die Klinge an die Kehle, doch der andere reagierte keineswegs erschrocken, sondern brach nur in schallendes Gelächter aus und ließ sich dann geschmeidig zu Boden gleiten, nachdem er sacht mit einer Hand Zeros Klinge beiseite geschoben hatte.

„Immer noch ganz der alte, was Zero?“

Zero hatte inzwischen seine Klinge sinken lassen und schob sie nun, nachdem er sein gegenüber erkannt hatte, wieder in das Futteral zurück.

Zero stand noch immer ziemlich steif da, deshalb ging er auf in zu und klopfte ihm sacht auf die Schulter.

„Hey, erkennst du deinen alten Freund etwa nicht mehr?“

Eine der langen roten Haarsträhnen war offensichtlich doch der Klinge zum Opfer gefallen, denn durch die Bewegung löste sie sich und wehte davon. Zero blickte ihr einen Moment nach, dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder dem Besucher zu.

„Salos, was machst du denn hier?“

Inzwischen war Zero zu seinem ursprünglichen Platz unter dem Baum zurück gekehrt und sah Sao fragend an.

Dieser ließ sich nun ebenfalls unter dem Baum nieder und blickte einige Momente ins Feuer, bevor er Zero direkt ansah.

„Vielleicht hatte ich ja Sehnsucht, nach einem alten Freund?“

Zero machte eine wegwerfende Handbewegung.

„Ach, komm schon, das nehm’ ich dir nicht ab.“

„Nun ja, vielleicht ist Sehnsucht der falsche Begriff, eigentlich habe ich nur nach jemandem gesucht, dem ich auf die Nerven gehen kann und da habe ich zufällig dich entdeckt.“

Zero sah ihn einige Sekunden sprachlos an, bevor er in gelöstes Gelächter ausbrach.

Salos beobachtete ihn und lächelte schließlich, als Zero meinte, daß er ihm auch gefehlt hatte und daß er schon lange nicht mehr so herzlich gelacht hatte, wie eben.

„Wie hast du mich eigentlich hier draußen gefunden, ich meine, das ist nicht unbedingt die Gegend, wo man leicht verloren geglaubt Freunde aufgabeln kann?“

Salos wiegte den Kopf ein wenig, bevor er erwiderte:

„Ich war ebenfalls auf der Durchreise und meine Freundin hat mir davon berichtet, daß du ebenfalls in der Gegend bist.“ Er hob die Hände an den Mund und blies hinein, so daß ein bestimmter Ruf entstand, kurz darauf näherte sich ein flatternder Schatten und eine schneeweiße Eule landete auf Salos Schulter. Er holte einen kleinen Leckerbissen aus seiner Tasche, den die Eule sofort dankbar entgegennahm.

Salos, der Zeros Blick sah, bemerkte:

„Ein wunderschönes Wesen, nicht wahr? Sie begleitet mich nun schon seit drei Jahren, so lange warst du übrigens nicht mehr hier gewesen.“

Zero warf ihm einen schrägen Blick von der Seite zu.

Auch ohne Salos Erinnerung war er sich sehr wohl bewußt darüber, wie lange er mehr oder weniger ziellos umhergewandert war. Sicher, er hatte immer den einen oder anderen Auftrag auszuführen gehabt – jedoch hatte er oft absichtlich jene angenommen, die ihn immer weiter in den Süden geführt hatten. Er verschränkte die Arme und sah Salos auffordernd an.

„Ich weiß wirklich nicht, was das jetzt für eine Rolle spielen sollte.“

Salos streichelte seiner gefiederten Begleiterin sanft über den Bauch, ehe er entgegnete:

„Ach nichts, absolut gar nichts. Außer, daß du jemand, der mir sehr Nahe steht, sehr verletzt hast.“

In Salos Augen spiegelte sich die erlöschende Glut des Lagerfeuers wieder und einen Moment erschien es Zero, als wolle er ihn ebenfalls auslöschen. Schließlich richtete Zero seine Aufmerksamkeit wieder auf die Eule, um Salos stechendem Blick zu entgehen. Die Eule drehte den Kopf und sah Zero mit dunkel, sanft glänzenden Augen an und Zero fragte sich insgeheim, wer von beiden wohl der größere Jäger war. Er vermutete Salos.

Unvermittelt erhob sich Salos und die Eule flog in die anbrechende Morgendämmerung hinaus.

„Bring das wieder in Ordnung, Zero. Wir sehen uns.“

Er hob noch kurz die Hand zum Gruß und tauchte dann in die letzten Schatten der Nacht ein, als wäre er ein Teil von ihnen und müßte sich mit ihnen zusammen im Morgengrauen zurückziehen.
 

Zeit ist im Grunde etwas sehr Relatives und oft ist sie nur vermeintlich kontinuierlich oder objektiv zu betrachten. Während Zero sich auf dem Weg in die nächste Ortschaft befand, sann er über verschiedene Ereignisse seines bisherigen Lebens nach. An manche konnte er sich so gut erinnern, als wären sie gerade erst gestern passiert, obwohl sie inzwischen doch mehrere Jahrhunderte zurücklagen.
 

In der Stadt wurde ein Doppelfest gefeiert, zum einen war endlich ein Thronerbe des Herrschers geboren worden und zum anderen war die Sonne in den Zyklus der Ernte eingetreten, bald schon würden sich die Vorratskammern füllen und die Verpflegung für die kalten und düsteren Monate des Winters sicherstellen. Nachdem sein letzter Auftrag ihn mehrere Monate lang in Atem gehalten hatte, wollte er sich nun eine erholsame Auszeit gönnen und die Hafenstadt war seiner Ansicht nach der ideale Ort dafür, war sie doch nicht zuletzt wegen ihrer Gastfreundschaft und ihren Vergnügungsvierteln bekannt geworden. Eine über die Landesgrenzen hinaus bekannte Künstlergruppe sollte ebenfalls auftreten und Zero wollte sich diese Ablenkung keinesfalls entgehen lassen. Auf Grund seiner relativen Bekanntheit in der oberen Gesellschaftsschicht hatte ihn der Herrscher in seine Residenz eingeladen. Zero würde also unter denjenigen sein, die in den Genuß kommen würden, eine private Darbietung dieser erlesenen Gruppe sehen zu dürfen.

Der Innenhof war kunstvoll gestaltet, die Wege bestanden aus unzähligen kleinen Mosaiksteinchen, die beiden Wasserbecken zierten Springbrunnen und Lilien. Zero ließ sich etwas abseits unter einer Akazie nieder, von hier aus würde er die Aufführung ungestört beobachten können, denn die anderen Gäste hatten es sich auf der großen Rasenfläche im Zentrum des Hofes gemütlich gemacht, vielleicht auch, weil sie so schneller ans Buffet gelangen konnten.

Zero, der schon einige andere Veranstaltungen dieser Art besucht hatte, wurde zwar gut unterhalten, wirklich neues bekam er jedoch nicht zu sehen. Als er gerade dabei war zu gehen, wurde das letzte Stück angekündigt und als ‚Krönung des Abends’ bezeichnet, was ihn irgendwie amüsierte, feierten sie doch die Geburt des Thronerben.

Neugierig geworden, blieb er nun doch, um zu sehen, was so außergewöhnlich sein sollte.

Es begann mit einem leisen, kaum wahrnehmbaren Geräusch, hell und klar, später gesellten sich noch Zimbeln und Trommeln dazu, dann tauchte, einer Nymphe gleich, eine Tänzerin inmitten der Bühne auf, ihre Bewegungen waren derart anmutig und fließend, wie er es nie zuvor gesehen hatte. Sie tanzte eine zeitlang alleine, bis sich ihr ein ebenso anmutiger Tänzer anschloß und sie für kurze Zeit ein perfekt aufeinander abgestimmtes Bild darboten, beinahe, als würde man dieselbe Person zweimal sehen, als würde man eine vollkommene Tänzerin und ihr Spiegelbild erblicken. Zero war so fasziniert, daß ihm erst wesentlich später klar wurde, daß es eine sehr gelungene Interpretation einer alten Sage gewesen war. Nie zuvor hatte er eine solch intensive Umsetzung gesehen. Die beiden Tänzer verbeugten sich und verschwanden dann unter lautstarken Beifallsrufen hinter der Bühne und ließen sich schließlich doch noch zu einer Zugabe hinreißen.

Als sie sich dieses Mal von ihrem Publikum verabschiedeten, war es Zero, als hätte ihn ihr Blick gestreift, natürlich wäre dies äußerst unwahrscheinlich, denn er stand nicht nur im Schatten des Baumes verborgen sondern auch an einer Stelle, wo sich keine weiteren Zuschauer aufhielten, wieso sollte sie also ausgerechnet in seine Richtung gesehen haben?
 

Er fand keinen Schlaf. Irgend etwas nagte beharrlich an seinem Inneren, so daß er keine Ruhe finden konnte. Ziellos schlenderte er durch den weitläufigen Garten und versuchte seine Gedanken zu ordnen – vergeblich. Er setzte sich auf den Rand des Wasserbeckens und blickte versunken auf die glitzernde Oberfläche, als plötzlich eine leichte Brise aufkam und einige Blüteblätter ins Wasser wehte. Als sich die gekräuselte Fläche wieder beruhigt hatte, blickte ihm unvermittelt eine andere Gestalt entgegen. Überrascht hob er den Kopf und drehte sich um, neben ihm stand eine in fließende Gewänder gehüllte Frau, eine dunkelblaue Blume in der Hand haltend.

„Die Nacht ist still, doch der Mond läßt einem keine Ruhe, nicht wahr?“

Obwohl sie nicht übermäßig laut gesprochen hatte, war ihre Stimme weithin zu hören.

„Mag sein, daß es der Mond ist, vielleicht ist es aber auch nur die Folge von zu viel Festlichkeiten.“

Sie lachte über seine Bemerkung. Er mochte ihr Lachen.

Dann deutete sie eine Verbeugung an und meinte:

„Ich bin Saela.“ Durch ihre Bewegung rutschte das Tuch, was sie lose um den Kopf geschlungen hatte, herunter, woraufhin sich ihre langen, gelockten Haare über ihre Schultern ergossen und leicht sein Gesicht streiften. In diesem Augenblick erkannte er sie wieder – die Tänzerin des Abends. Aus der Nähe betrachtet war sie noch schöner und unwillkürlich durchfuhr ihn ein unsagbares Verlangen.

Er griff nach einer Haarsträhne und ließ sie durch die Finger gleiten.

„Ihr habt wundervolles Haar, und dann noch diese Farbe!“

Sie lächelte, sie war es gewöhnt, Komplimente für ihr Aussehen zu erhalten, doch leider beschränkte sich die Wahrnehmung der meisten Verehrer ausschließlich aufs Äußere Erscheinungsbild – was für eine Verschwendung. Sie betrachtete ihr gegenüber eingehender. Er hatte extrem helle Haare, silbrig, wie Mondlicht, und unergründliche Augen, dessen Farbe sie nicht klar erkennen konnte. Vielleicht wäre es ja einen Versuch wert, dachte sie. Zumindest könnte er ihr eine Weile Gesellschaft leisten und sie so von ihrer unsäglichen Langeweile befreien – zumindest für den Moment. Natürlich war ihr das kurze Aufblitzen seines Begehrens ebenfalls nicht entgangen – auch das kannte sie zur Genüge. Sie entschied sich, ihm ihre Gunst zu gewähren – zumindest für diese Nacht.

Mit einer fließenden Handbewegung legte sie ihm ihr Kopftuch um den Hals.

„Ihr könnt mir gerne Gesellschaft leisten, so vergeht die lange Zeit bis zum Sonnenaufgang zumindest angenehmer.“

Noch ehe er etwas erwidern konnte, hatte sie sich bereits abgewandt und war ihm angrenzenden Säulengang verschwunden. Er war so perplex, daß er einen Moment brauchte, um zu begreifen, daß sie ihn so eben eingeladen hatte, die Nacht mit ihr zu verbringen.

Ihre Gemächer gehörten dem luxuriösen Gästeflügel der Residenz an und verfügten über mehrere Zimmer sowie ein eigenes Schwimmbecken. Überall standen Schalen, in denen Duftkräuter brannten und viele kleine Kerzen tauchten das Zimmer in ein warmes Licht. Die leicht rauchige Luft raubte ihm für einen Moment beinahe die Sinne und er fragte sich, wem er da eigentlich gefolgt war…

Sie hatte etwas bei ihm ausgelöst, etwas lange Verdrängtes und unterdrücktes, doch nachdem es nun erst einmal an die Oberfläche gelangt war, konnte er es nicht länger in Zaum halten. Er verlor hoffnungslos die Kontrolle – über seine Gefühle ebenso wie über seine verzehrende Seite.

Er saß im Schneidersitz am Rand des Bettlagers, eine Decke um die Schultern gelegt, und sah sie mit gemischten Gefühlen an. Er wußte nicht, was ihn mehr schockierte, seine Reaktion, oder das, was sie in ihm ausgelöst hatte.

Sie drehte sich auf die Seite und sah ihn forschend an. Zumindest würde sie sich mit ihm nicht langweilen, doch sein Gesichtsausdruck ließ Zweifel in ihr Aufkommen, ob er überhaupt bleiben würde. Eine rubinrote Spur schlängelte sich ihren Hals hinab und zeichnete ein Muster auf ihre helle Haut. Ihre Blicke trafen sich.

„Nun mach doch nicht so ein Gesicht.“

Sie richtete sich nun ebenfalls auf und legte ihre Hand auf seinen nackten Fuß. Er wandte den Blick für einen Moment ab, als sich der rote Faden, einer sich windenden Schlange gleich, seinen Weg suchte und über ihre Brust lief. Er war sich so sicher gewesen, daß er die Kontrolle inzwischen nicht mehr verlieren würde, konnte, daß er seine dunkle, aufgezwungene und dennoch unausweichliche Seite nicht ausleben mußte und trotzdem hatte er es getan, trotzdem, ohne sich richtig bewußt zu sein, was er tat, das bemerkte er erst, als er ihren Aufschrei hörte.

„Es tut mir Leid.“ Er brachte es einfach nicht über sich, sie anzusehen, aus Angst, was er in ihren Augen lesen würde.

Sie betrachtete ihn kopfschüttelnd.

„Zero…wenn du mich nicht endlich ansiehst, gibt es wirklich einen Grund, sich zu entschuldigen.“

Überrascht wandte er nun doch den Blick. Ihre Stimme klang vielmehr verärgert als verängstigt.

Sie beugte sich zu ihm und fuhr mit der Hand durch sein Haar und über die Wange.

„Vielleicht fühlst du dich dann ja besser.“

Ihre Handlung kam so unerwartet und plötzlich, daß er zuerst nicht reagierte. Sie hatte ihn ebenfalls gebissen, er spürte wie sein eigenes Blut seine Haut benetzte, als sie sich wieder aufrichtete und ihm einen Moment in die Augen sah, bevor sie ihn küßte.

Die Ereignisse der letzten Stunden hatten ihn so verwirrt, daß er keinen Schlaf finden konnte, deshalb lag er bis zum Morgengrauen wach, während sie an ihn geschmiegt schlief. Wahrscheinlich, nein ohne Zweifel, war sie eine Adlige, wenn nicht sogar eine Reinblütige, andernfalls hätte sie wohl kaum mit so einer Nonchalance auf sein Verhalten reagiert. Wieso mußte er sich auch ausgerechnet in die Höhle der Löwin locken lassen. Er seufzte. Da war es ihm so viele Jahre erfolgreich gelungen jedweden Kontakt zu vermeiden, und nun passierte ihm ausgerechnet so etwas. Irgendwann dämmerte er doch in einen unruhigen Schlummer, wurde jedoch sehr bald von lauten Geräuschen und Stimmen geweckt, kurz darauf zog ihm irgendwer die Bettdecke weg und jemand fluchte.

Verschlafen öffnete er die Augen und hatte das Gefühl in das Gesicht einer äußerst aufgebrachten Saela zu blicken, bis er schließlich merkte, daß die eigentliche Saela ihren Kopf unter einem Kissen versteckt hielt.

„…das sieht dir wieder mal ähnlich, so etwas zu inszenieren, noch mehr Leute als in einem Palast, kann man ja kaum zusammenbringen und ausgerechnet hier mußt du dann so etwas tun, dabei hatten wir eine Abmachung, falls du das schon wieder vergessen haben solltest…“

Der Redeschwall wurde dadurch unterbrochen, daß Saela sich, nun ebenfalls wütend, aufgesetzt hatte und dem Eindringling ihr Kissen an den Kopf geworfen hatte.

„Wenn du noch lauter rumbrüllst, dringt es ja vielleicht noch bis in den Thronsaal vor, den Gästeflügel wirst du sicherlich inzwischen vollständig informiert haben.“

Sie war aufgestanden und dicht vor ihm stehengeblieben, sie funkelten sich einige Augenblicke schweigend an, dann meinte sie, während sie ihm provozierend über die Wange strich:

„Du bist doch nur eifersüchtig, daß du keinen Fang gemacht hast, gib’s zu!“

Als sie seinen erzürnten Blick sah, lachte sie nur schallend auf und wandte sich dann an Zero.

„Hier siehst du das bedauernswerte Geschöpf, was mein Zwillingsbruder Salos ist. Leider hat er keinerlei Ahnung davon, wie man sich richtig amüsiert, wenn er nicht so gut wie unsterblich wäre, hätte ihn mit Sicherheit längst die Langeweile umgebracht.“

„Du bist einfach unmöglich.“

Er drückte ihr das Kissen in den Arm, wirkte jedoch schon wesentlich weniger aufgebracht.

„Zieh dir wenigstens etwas an.“

Sie zuckte mit den Schultern.

„Nun, eigentlich bist du ja in mein Schlafzimmer eingedrungen, nicht umgekehrt.“

Während die beiden in ihren inner familiären Konflikt vertieft waren, hatte sich Zero unbemerkt eine andere Decke geholt und um den Körper geschlungen. Es war ihm ziemlich unangenehm vor einem Fremden so entblößt zu sein.

Der Bruder schien wohl sein Unbehagen gespürt zu haben, denn nun wandte er sich direkt an Zero.

„Entschuldige, normalerweise sind wir sehr zivilisiert, nur manchmal geht unser Temperament mit uns durch.“ Er musterte Zero kritisch und nachdem er seiner Schwester ebenfalls einen Blick zugeworfen hatte, fügte er hinzu: „das müßte dir ja vertraut sein, nicht wahr?“

Einen Moment sah Zero ihn irritiert an, schließlich Begriff er die subtile Bemerkung. Er hatte auf die Bißspuren angespielt – und das Blut.

Niedergeschlagen strich sich Zero übers Gesicht, in was war er nur hineingeraten, fragte er sich zum wiederholten Male. Nachdem Salos, wie Saelas Bruder hieß, das Zimmer verlassen hatte. Wäre Zero am liebsten ebenfalls gegangen, doch sie hinderte ihn daran. Schließlich brachte sie ihn dazu, ihr noch länger Gesellschaft zu leisten und sie zu begleiten. Da er seinen Auftrag abgeschlossen hatte und noch keinen neuen angenommen hatte, gab es im Grunde nichts, was dagegen sprach, sie zu begleiten – außer seiner steten Abneigung gegen Vampire, doch es war schwer, sich ihr zu entziehen und eigentlich fühlte er sich mehr zu ihr hingezogen denn von ihr abgestoßen. Im Laufe der Zeit lernte er auch ihren Bruder besser kennen und es entwickelte sich eine Art Freundschaft zwischen ihnen.
 

Ob sie sich wohl verändert hatte? fragte er sich.

Auch wenn es ihm schwerfiel, das zuzugeben, er hatte sich nach ihr gesehnt, in den Momenten, wo er nicht mit Aufträgen zu tun hatte – deshalb hatte er auch so viele wie möglich angenommen, während der letzten Jahre.

Man kann vielen Dingen davonlaufen – außer den eigenen Ängsten, fuhr es ihm durch den Kopf.

Wie sie wohl reagieren würde?

Sicherlich hatte ihr Salos bereits erzählt, daß sie sich begegnet waren.
 

Ich hoffe, es hat euch gefallen, über Feedback freue ich mich natürlich sehr^^



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2008-06-20T23:03:17+00:00 21.06.2008 01:03
Salos Auftritt ist sehr gelungen. Schön dieses Bild der davonwehenden Haarsträhne.
Das Gespräch ist sehr natürlich und gefällt mir gut.
Gute Stimmung, wie immer! Auch die Eule ist eine interessante Zutat und das Treffen mit Zero ist spannend, da eigentlich nur neue Fragen aufgeworfen und nichts erklärt wird.
Kompliment!
Die Tänzerin ist sehr interessant und deine Beschreibungen sind ohnehin einzigartig anschaulich; man kann sich die Szenen richtig gut vorstellen.
Auch die Verbindung zwischen Saela und Salos ist überraschend und glücklich.
Gute Dialoge!
Weiter so!
(Ich habe dieses Kapi ja schon mal gelesen.)


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