Zum Inhalt der Seite

Beyblade Guardian - Staffel 1

Love between a cursed Life
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Eskalation

Zum Thema: Sind die Wächter net eigentlich „Nephilim”? O_o

Fragte mich neulich jemand der Leser per ENS. Tatsächlich gibt es für Engel mit menschlicher Abstammung einen Fachbegriff. Eine ähnliche Art sind die Grigori, die angeblich auch mit Satan die Rebellion gegen den Himmel führten (eben die Rolle, die die Bitbeasts haben.) Allerdings bezieht sich der Begriff auf einfache Abstammung von gefallenen Engeln, werden zudem mit Dämonen in Verbindung gebracht. Kisa und Co. stammen ja von den Erzengeln der vier Elemente ab.

Zudem ist „Wächter“ auch kein Fachbegriff in dem Sinne. Dies ist ein einfacher Begriff, der über die Jahrhunderte gebräuchlich wurde. Ähnlich wie der Begriff „Unkraut“ (Unkraut an sich gibt es net, „Unkraut“ ist legendlich ein Schimpfwort gegenüber nichterwünschter Pflanzen im Garten, ist aber halt gebräuchlich.) (Merkt man, dass ich mich eigentlich nur rausreden will? :D)
 

– Eskalation
 

Die Nacht über durfte ich bei Max bleiben. Nachdem Megami endlich weg war und ich mich wieder gefangen hatte, rief Max bei mir zu Hause an um meiner Tante und meinem Onkel Bescheid zu sagen. Sie waren erleichtert und erlaubten mir, bei den Jungs zu bleiben (auch wenn ich nicht persönlich mit ihnen gesprochen hatte) als ne Art Urlaub. Ich sollte mich von dem Aufruhr der letzten Tage erholen, alles andere wollten sie selbst klären.

Dies war seit langem die erste Nacht, an der ich wieder ruhig geschlafen hatte. Als ich am nächsten Morgen erwachte, fühlte ich mich wie neugeboren. Es ging mir wieder gut. Max schien auch erleichtert, als er mich am Morgen darauf sah, er meinte, ich hätte endlich wieder Farbe im Gesicht und meine dunklen Augenringe seien verschwunden. Kai wär sicher auch froh, dass es nun etwas entspannter lief.

Wir zwei gingen gleich nach dem Frühstück zu Tyson, auch Ray war da, er übernachtete ja auch bei ihm. Kai und Kenny kamen erst später und auch Kai sah aus, als hätte er nun endlich wieder ruhig schlafen können. Doch seine etwas steife Haltung war geblieben. Er schien immer noch skeptisch zu sein, aber ich konnte nicht aus ihm herauskriegen, um was es dabei ging. Wahrscheinlich lag es aber an Voltaire.

Da wir ne Übernachtung bei Tyson geplant hatten gingen wir trotz trüben Wetter und kaltem Wind einkaufen und liefen mit schweren Einkaufstüten durch die Gegend die - komischerweise – nur von mir und Kenny getragen wurden. Nur Ray war nett genug uns letztendlich etwas abzunehmen, während Tyson die Einkaufsliste studierten.

„So, haben wir nun alles?“ „Haben wir nicht vielleicht zu viel?“, fragte Kenny und ächzte, bei dem Gewicht, aber auch ich hatte Probleme, da mir diverse Dosen und Verpackungen die Sicht versperrten. „Für was brauchen wir denn bitte so viel Algenblätter?“ „Na, vielleicht wollen wir ja ne Riesen-Sushirolle machen. Solche spontanen Ideen kommen doch meist abends“, erklärte er lachend und ich war bereit, ihm seine blöden Algen an den Kopf zu werfen, aber Kai sah mich nur an und schüttelte ernst den Kopf.

„Gut, mach was du willst, solange ich meine Mochi machen kann.“ „Ah, und ich wunderte mich schon, wieso Klebreis in meiner Tüte ist“, berichtete Kenny. „Ja, wir machen in der Schule demnächst Mochi, da wollte ich etwas üben und den perfekten Geschmack finden.“ „Mochi sind lecker. Ich ess sie gern mit Mandarinen“, schwärmte Max und schloss verträumt die Augen. „Ich hab noch nie Mochi gegessen.“ „Das müssen wir aber ganz schnell ändern“, lachte Tyson Ray an. „Hast du schon mal Mochi gemacht, Kisa?“ „Nee! Ich hab noch nie gekocht, in der Schule hat dass alles immer Rika für mich und Kazu gemacht. Aber es gibt immer en erstes Mal“, lachte ich los, doch von den Jungs sah niemand wirklich begeistert aus. Eher verängstigt.

„Lass dieses Mädchen ja nicht in deine Küche, Tyson. Ich verspreche dir, ansonsten wird kein Stein auf dem anderen stehn bleiben.“ „Kai! Was sagst du denn da für böse Sachen über mich?“, fragte ich mit einem verkrampften Lächeln im Gesicht. „So was macht man nicht, dass ist überhaupt nicht nett!“ „AAAAAAAHHHR!!!“

Der Schrei überrumpelte uns regelrecht und wir fuhren alle heftig zusammen und zuerst traute es sich auch keiner zu, nachzusehen woher der Schrei kam. Als wir uns umschauten, sahen wir nur einen schwarzhaarigen Mann auf dem Boden knien. Er zitterte und ließ den Kopf hängen. Wohlmöglich war im schwindlig und dachten net daran, dass er so geschrieen hatte.

Wir tauschten verwunderte Blicke aus, doch erst Max setzte sich in Bewegung.

„Entschuldigen Sie? Geht es Ihnen nicht gut?“, fragte er vorsichtig, aber mit einem netten Lächeln, als er dem Mann die Hand reichte.

„Ich... Ich...“ „Ja? Sollen wir einen Arzt rufen?“ „Ich... ICH BIN SO UNTRÖSTLICH!!!“, schrie er urplötzlich los, er warf dabei den Kopf zurück und streckte seine Arme empor. Max riss bei dem Schock die Augen weit auf und sprang mit einem gewaltigen Satz zu uns zurück, dabei überrannte er fast Tyson. Kai war der Einzige, der ein wenig gelassener dreinschaute, auch wenn ich mich heftig an seinem Arm gekrallte hatte und die Blutzufuhr damit wahrscheinlich abschnitt.

„SEIT TAGEN FÄLLT MIR NICHTS MEHR EIN UND STARRE TAG UND NACHT AUF DIE LEEREN SEITEN MEINES LAPTOPS!!! MEINEM REDAKTUER MAG DIES EGAL SEIN, ABER WAS NÜTZT EIN SCHREIBERLING, DER NICHT SCHREIBEN KANN?!! OH HERR, VERGIB MIR UNWÜRDIGEN!!!“ „Der Kerl macht mir ernsthaft Angst...“, sagte Tyson, als wäre er betäubt. Auch hatten sich schon andere Leute versammelt und beschauten dieses Szenario mit großen Augen. Und den unbekannten Kerl schien es auch nicht zu stören, dass man ihn angaffte, während er immer noch schrie wie am Spieß.

„AAAHR, das kann doch nicht sein, dass ich nicht weiterkomme. Sonst sprudle ich doch vor Ideenreichtum, jeder Künstler würde mich beneiden und um ein Teil meiner Quelle bitten, damit auch er mit ewiger Kreativität gesegnet sei. Doch nun scheint auch dieser Jungbrunnen verbraucht. Ein tragischer Skandal und dabei bin ich noch nicht einmal 40...“ „Was brabbelt der überhaupt?“ „Keine Ahnung... Vielleicht kommt er ja aus ner fernen Galaxie“, antwortete Tyson Kai, obwohl dieser schon sauer war und bei dieser Antwort noch verstimmter dreinschaute, allein schon weil es verdammt kalt war und er Hunger hatte (ich hatte seinen Magen knurren hören, doch anstatt was zu sagen hielt er die Klappe und hungerte seit über ner Stunde stumm vor sich hin).

In der kurzen Zeit hatten sich auch noch mehr und mehr Leute zu uns Schaulustige gestellt und starrten auf dieses eigenartige Spiel dieses Mannes.

„Nee, mal ehrlich, sollen wir 110 rufen?“ „Warte noch etwas, vielleicht ruft er ja seine Artgenossen“, sagte Max, zu unser Überraschung. „Sehr makaber von dir...“, kommentierte Ray, aber sein Blick verriet alles – er dachte kein bisschen anders als wir. Und wir merkten erst auch nicht, dass es plötzlich so still um uns wurde.

Die Leute starrten nun uns an, auch dieser komische Schreihals eines Mannes. Nun konnte man auch seine Augen richtig sehn, sie waren lila und waren ausgerechnet auf uns gerichtet. Und war es aber irgendwie zu peinlich, etwas zu sagen oder zu verschwinden und dann kam er auch noch auf uns zu, seine Finger lagen auf seinem Kinn.

„Ihr seit eine ziemlich lustige Truppe, wie es scheint.“ „Kann man so sagen“, sagte Kenny als einziger von uns, wir brachten keinen Laut hervor und er starrte uns weiter an. „Und... Interessante Farbmischungen. Deine find ich ja richtig interessant. Zu welchen Frisör gehst du?“ „Wenn Sie was gegen meine Erbveranlagungen haben, sagen Sie es gleich“, sagte Kai übertrieben gereizt und wieder knurrte sein Magen leise und doch hatte jeder von uns Bladebreakers es genau gehört. Der Mann sagte nun nichts mehr, aber nicht wegen Kai´s Bemerkung. Er stand nur da und starrte mir direkt in die Augen, aber auch wenn er mich direkt ansah, war es kein wirklicher Blickkontakt. Er schien sie eher zu mustern. Und dann strahlte er plötzlich auf, wie eine Glühbirne, die man gerade eingeschaltet hatte.

„Ah ja... Ja! Meine Muse scheint sich zu nähern“, sagte er gerührt. „Zwar sind bis jetzt nur ein kleiner Punkt am Himmel, doch schon langsam kann man Silhouetten erkennen. Ja, das ist es... Eine kleine Stadt im Schwarzwald wäre sicher geeignet... Hab schon lange keinen Roman mehr über den deutschen Lebensraum geschrieben...“, flüsterte vor sich hin, seine Augen waren nun mit ernsten Blick auf den Boden gerichtet. „Ein Professor... Die ersten Versuche der Gentechnik an Kindern, Gifte und Subtanzen, zur Entwicklung von Kraft und Intelligenz... Anfangs als potenzielle Soldaten für die SS, dass könnte hinkommen, wenn ich mir Bücher über den zweiten Weltkrieg besorge... Und Veränderung der Farbpigmente als Nebenwirkung, zumindest bei den Erstversuchen... Ne Bande hoffnungsloser Fälle, mit einem Mädchen und alle mit verschiedenem Charakter, die Leute mögen das... Hm, und... Und Entzug und Elektroschocks als Züchtigungsmittel. Das klingt entzückend.“ „Ent... Zückend?“, sagten wir gleichzeitig im selben perplexen Ton. Auch den neugierigen Zuschauern war vor Entsetzen die Kinnlade runtergefallen und schreckten heftig auf, als er wieder auf uns zukamen mit leuchtenden Augen.

„Ich danke euch sehr, liebe Mitmenschen. Euer Anblick brach das Eis, dass die Wässer meiner Kreativität zurückhielt. Für die Erstversuche muss ich mir zwar noch etwas einfallen lassen, aber vielleicht kann ich etwas mit den Alliierten verknüpfen, wenn ich mich weiter über die Nachkriegszeit informiert habe.“ „Ähm... Nichts zu...“

Doch noch bevor Tyson seinen Satz zuende bringen konnte, wandte er sich von uns ab und lief mit einem rechtschnellen Gang die Straße runter, dabei lachte er herzlich und sein Schal wehte im Wind wie ein Cap.

„Gehabt euch wohl, meine Freunde!“, rief er uns noch hinterher und winkte eifrig, eher er hinter der nächsten Ecke verschwand und man von ihm nur noch sein Lachen wahrnehmen konnte. Mit Mühen konnte ich einen Blick auf Max werfen, der blass geworden war und Schweißperlen im Gesicht hatte und mit dem Zittern sah er etwas kränklich aus. Obwohl, die Show, die wir gesehen hatten war auch ziemlich krank.

„War das... ein Masochist? Sein Gerede über Gift und Elektroschocks kamen mir sehr suspekt vor.“ „Um ehrlich zu sein, Tyson... Ich will es net wissen“, sagte Ray noch sichtlich schockiert und fast genauso blass wie Max. „Können wir jetzt weiter? Ich frier mir hier noch einen ab!“, maulte Kai, setzte sich aber auch so in Bewegung, ohne auf unsere Antwort zu warten und wieder mit einem gequälten Ausdruck im Gesicht, da sein Magen anscheinend wieder zu knurren anfing. Typisch Kai, wenn er Hunger hat, konnte er ja das auch ordentlich sagen. Aber wahrscheinlich hielt er das für Schwäche und grämte sich davor. Ich hatte damals schon gewusst, dass er sich in dieser Hinsicht nie ändern würde.
 

Tyson hatte mit verboten, Mochis in seiner Küche zu kreieren, aber hatte ich ihn ignoriert. Zwar sah die Küche hinterher nicht wie ein Saustall aus, ordentlich war es aber auch nicht gerade. Letzten Endes hatte sich nicht einmal so sehr beschwert, er meinte, für den ersten Versuch wären sie gar nicht so übel geworden.

Und als ich sie beobachtete wie sie aßen, lachten und tratschten, hatte ich schmunzeln müssen und zeigte mir, dass die Welt doch noch in Ordnung war. Megami hatte sich eben doch nur geirrt.

„Kisa? Was ist, du lachst so komisch“, sagte zu mir, doch ich kicherte noch einmal, ehe ich zu einer Antwort kam. „Ach, das hat keinen besonderen Grund. Aber euch zuzusehen macht Spaß. Da sieht die Welt wieder in Ordnung aus.“

Die Verwunderung über meine Antwort war groß gewesen über meine Worte, doch hatten sie alle gelächelt und ich dachte, alles würde wieder in Ordnung kommen. Doch in jeder Ordnung bahnt sich irgendwo anders ein Chaos an.

„Hey Grünschnabel! Hier ist ein Mann am Telefon, er sagte, sein Name ist Misaki“, rief Tyson´s Großvater über den Flur und stand schließlich vor der Tür. Ich hatte ihn nur einmal bisher getroffen, kurz bevor wir nach Hong Kong gegangen waren. Er war lustig und abgedreht, aber auch ein netter Mensch. So, dachte ich müsste ein »Großvater« sein. Ganz anders als Voltaire...

„Misaki? Kisa, dein Onkel vielleicht?“ „Bestimmt. Aber das ist trotzdem komisch“, meinte ich verwundert, aber ich ging zu ihm hin und nahm den schnurrlosen Hörer in die Hand, ohne einmal zu zögern.

„Ja? Onkel Sato, bist du´s?“ „Ja, gut erkannt.“ „Wieso rufst du an? Ich dachte, ihr wolltet mich in Ruhe lassen, während ich mich erhole.“ „Das weiß ich, es war auch eher eine Verzweiflungstat. Kisa, es geht um Ayako.“ „Wieso, stimmt etwas net?“, fragte ich und wurde plötzlich nervös, meine Hände schwitzen.

„Nun, du weißt, dass Ayako... Na ja, noch nicht richtig eine Frau ist.“ „Mensch Onkel, sei net so verklemmt!“ „Wie dem auch sei... Miyako und sie sind zum Arzt gegangen. Wir wollten es ihr ausreden, sie wird ja in fünf Monaten erst vierzehn und bei manchen dauert es halt länger, sie soll sich noch gedulden, aber sie wollte nicht hören. Aber anscheinend gab es doch Probleme und Miyako bekommt sie nicht weg, deswegen wollten wir alle zu ihr. Ich zwing dich nicht zu kommen... Aber ich denke, Ayako könnte deine Anwesenheit gebrauchen. Du bist schließlich wie ihre Schwester.“

Ja, das war ich... Ich war für Ayako ein Vorbild, ihre O-nee-chan. Und ihre Meinung war mir immer sehr wichtig. Mir war nicht so wohl bei der Sache, alle wiederzusehen. Aber war es nicht egoistisch von mir, sie einfach hängen zu lassen? Schließlich hatte ich hoch und heilig versprochen, immer auf sie aufzupassen.

„Geh hin!“, rief Kai unerwartet n den Raum und anfangs verstand niemand von uns, dass er mich meinte. Als ihn ansah, sah er mich zwar mit seinem gewohnten Blick an und obwohl ich keine Erklärung hatte, woher er ahnte was los war, gab er mir dennoch etwas Mut.

„Okay, ich komme“, sagte ich lustlos, doch mein Onkel schien sich zu freuen, er hatte etwas von sich gegeben, dass wie ein Kichern klang. Unheimliche Vorstellung.

Deprimiert gab ich Tyson´s Großvater das Telefon zurück, dabei sah er mich genau an.

„Du siehst ja nicht sehr begeistert aus. Scheinst wohl Probleme zu Hause zu haben.“ „Kann man so sagen.“ „Was ist überhaupt passiert?“, fragte Kenny, doch ich zuckte nur mit den Achseln. „Das hat er nicht gesagt, aber es geht um Ayako. Irgendwas scheint net ganz reibungsfrei zu laufen, deswegen soll ich zur Klinik kommen.“ „Und? Gehst du?“ „Mhmm“, antwortete ich und nickte mit dem Kopf. „Und wie willst du dahinkommen, schon einmal darum Gedanken gemacht? Hier ist weit und breit keine Klink“, sagte Kai und auch wenn ich zu gern was gesagt hätte, kam kein Ton von mir. Doch Tyson´s Großvater schien ne Idee zu haben.

„Sie kann unser Fahrrad nehmen, da ist sie in Null Komma Nichts da.“ „Mit DER Schrottmühle?!“, entgegnete Tyson nur. „Es ist ein Wunder, wenn das Teil es bis um die Ecke schafft! Aber wenn du jetzt die Straße runterrennst, als würde dich ne Bande Bären verfolgen, könntest du noch den Bus kriegen.“ „Nee Danke, ich nehm lieber das Fahrrad. Gegen Abend bin ich garantiert wieder da. Ach, und Kai? Hebst du mir was zu Essen auf?“ „Ich denk net dran!“, antwortete er, aber aus seinem Ton und seiner Mimik konnte man herauslesen, dass er es doch tun würde.

Tyson´s Opa war so freundlich und brachte mir die erwähnte Schrottmühle und erklärte mir noch ein paar Extra, wie den unbequemen Sitz und die Bremsen, die nie so wollten, wie man möchte, aber das Risiko war´s mir wert. Auch wenn ich während der Fahrt einen Hügel mit 120 Sachen runterfuhr und fast in ein Auto knallte, ich kam lebend an. Es war das Hochgebäude am Rande der Innenstadt, wo mehrere Arztpraxen waren und auch das Auto meines Onkels stand genau vor der Eingangstür. Und Teru.

„Wow. Total krass. Du siehst genauso aus wie meine Cousine.“ „Ich bin deine Cousine, du Hohlgemüse!“, fauchte ich ihn an, als ich das Rad abstellte. „Was machst du überhaupt hier und wo ist der Rest?“ „Auf der Dachterrasse“, erklärte er und machte ein etwas seitliches Nicken. „Ayako schien es nach der Nachricht nicht gut zu gehen und sie traut sich auch nicht Heim.“ „Was is überhaupt passiert?“ „Das soll sie dir selbst erklären. Ich sage dazu gar nichts, ich hab versprochen den Mund zu halten. Also Marsch, Marsch“, befahl er und rannte im Gleichschritt die Treppen hinauf, ich folgte ihm. Wir kamen an mehreren Praxen vorbei, wie Augen- und Hautärzten, aber auch für Allgemeinmedizin und Gynäkologen, bis wir oben waren, ein flaches Dach mit einigen Kanistern, die mit Erde und Pflanzen gefüllt waren.

Und in ner Ecke sah ich meine Cousine kauern, umringt von ihren Eltern und von den beiden Wellensittichen, die sich Schutzengel nannten. Aber als sie mich sah, strahlte sie ein klein wenig und kam mit offenen Armen auf mich zu gerannt und drücke mir mit ihrer Umarmung die Luft aus den Lungen.

„Oh, O-nee-chan! Ich bin so froh, dass du gekommen bist“, flennte sie regelrecht und klopfte ihr behutsam auf die Schultern. Schließlich blickte ich in das Gesicht meiner Tante, die versuchte zu lächeln, es aber nicht schaffte.

„Könnte mir jetzt mal bitte jemand sagen, was passiert is?“ „Das... wissen wir auch nicht so genau. Und der Arzt auch nicht.“ „Soll heißen?!“ „Wir wissen es doch nicht“, sagte Onkel Sato und klang fertig. „Der Arzt hat nur irgendein Fachchinesisch von sich gegeben und meinte... Das Ayako nicht mehr wächst.“ „Was?!“ „Sie hat aufgehört zu wachsen. Einfach so. Und niemand weiß wieso…”

Ich schluckte gequält, als Ayako´s Griff fester wurde und ich hörte, wie sie zu schlurzen anfing. Sie hob langsam den Kopf und wischte sich die Tränen weg, als Miyako versuchte sie zu trösten. Aber sie blieb noch immer verzweifelt.

„Ich versteh das alles überhaupt nicht mehr. Der Arzt... Der Arzt sagte, ich hätte aufgehört mich weiterzuentwickeln. Selbst für eine Japanerin sei ich für mein Alter zu klein. Ich hab aufgehört zu wachsen und meine Organe ebenso... Und.. Und deswegen werde ich wohlmöglich nie Kinder haben können...“ „Ach Ayako, es...“

Ich wollte sagen »Es tut mir Leid«, aber das würde zu geheuchelt klingen. Ich konnte das ja net verstehen, zumal ich mir nie Gedanken um meine Zukunft gemacht habe, geschweige denn um Kinder. Für Ayako war es selbstverständlich, schon als sie vier war, hat sie gesagt, dass sie Kinder haben will, hat mit ihren Puppen gespielt, als seien sie Babys und passte ab und zu auch auf die Kinder in der Nachbarschaft auf. Ich konnte mir nur vorstellen, dass die Tatsache, dass sie wohlmöglich nie Kinder haben würde, für sie ne schreckliche Last sein musste.

„Du solltest wieder Mut fassen, Ayako, das Schlimmste kommt noch und du musst da stark bleiben“, munterte Tsubasa sie auf, wenn auch die Worte nicht ganz klug gewählt waren und Teru riss vor Entsetzen die Augen auf. „Wie? Das geht?“ „Ja, wenn Megami-sama, hier auftaucht... Sie beobachten euch, es wird also net lang dauern, bis sie von der Sache Wind bekommen“, sagte Sacré leise, denn er konnte sich schon denken, was für ein Theater kommen würde.

„Es ist nun mal eine Verpflichtung, dass ihr für Nachwuchs sorgt, ansonsten bestünde die Gefahr, dass ein Element ausstirbt. Und so eine Art... »Behinderung« klingt zu hart, aber dennoch ist noch niemals so etwas vorgekommen.... Jedenfalls stört sie dem Gleichgewicht und dass würde ihr gar nicht gefallen.“ „Aber sie kann doch gar nichts dafür. Ayako ist doch fast ein Kind“, protestierte meine Tante. „Ja, und wohlmöglich bleibt sie für immer eins. Es ist nicht normal, dass man einfach aufhört zu wachsen. Es gibt vielleicht Krankheit bei Menschen, die das auslösen können, aber nicht bei einem Wächter, da sich mit den Kräften auch der Körper weiterentwickelt. Dann stimmt etwas im psychologischen Bereich nicht, wenn die Kräfte damit aufgehört haben.“ „Sehr schön, Herr Sigmund Freud, kann man dagegen auch was machen?!“, fragte ich ihn zynisch und verärgert, aber er schwieg nur, wen sich seine Mundwinkel auch immer weiter hinunter bewegten. „Ich... weiß es net...“ „Schlecht, Sariel. Dabei dachten wir, dein Meister hätte dich so viel gelehrt!“ , sagte jemand zu uns und ich hatte erst an Megami gedacht, obwohl es eine männliche Stimme war. Jedoch stand sie hinter uns, in einer etwas eleganteren Kleidung als die Uniform von neulich, aber sie war nicht allein.

Neben ihr standen noch zwei Engel und man merkte einfach, dass sie einen sehr hohen Rang hatten, wenn man sie ansah. Zu Megami´s Rechten stand ein Mann mit purpurnen langen Haaren, die zu einem festen Pferdeschwanz gebunden waren. Seine Augen musterte jeden von uns streng. Die Frau links war dies weniger, vor ihr hatte ich wenig Angst, auch wenn sie nett dreinschaute. Und ihre dunkelblauen Haare, die eine Frisur aus den 50er Jahren trug, verliehen ihr zudem etwas behutsames und mütterliches. Daher war ich auch froh, dass sie es war, die zu uns trat.

„Es freut mich eure Bekanntschaft zu machen, Wächter der Elemente. Ich bin Cherubim Mehriel, Ratsmitglied und Schutzengel des Wassermann, dies neben unserer Königin ist übrigens Barchiel. Er ist der Schutzengel des Fisches und netter als er aussieht“, sagte sie mit warmer Stimme. „Wir und Seraphim Megami sind hier, um mit euch in aller Ruhe zu reden.“ „Das können wir uns vorstellen“, sagte Onkel Sato. Zwar hielt er sich mit seiner Bemerkung nicht zurück, doch war die Lautstärke leise genug, so dass es diese Mehriel, mit ihrem verpeilten Gesichtsausdruck nicht hören konnte.

„Nun, um eure Verwirrtheit zu beenden, ein paar ehrenwerte Damen und Herren der Mächte war diese beunruhigende Nachricht nicht entgangen, was unsere jüngste Wasserwächterin betrifft“, erklärte sie zu Anfang sehr sanft. Sacré biss sich derweil auf den Fingernagel. Es stimmte also wirklich, wir wurden bespitzelt, aber dass sie so schnell waren, damit hatte er anscheinend nicht gerechnet.

„Jedenfalls wollen wir einen größeren Streit vermeiden, also schlagen wir für den Anfang einen kleinen Handel vor. Ayako darf in der Familie bleiben, dafür... Muss aber so schnell wie möglich eine kleine Schwester her. Ihr versteht?“ Äh.... WAS?!“, sagte Onkel Sato vollkommen schockiert, meiner ebenso schockierten Tante stand der Mund weit offen.

„Gefällt euch der Vorschlag nicht?“, fragte Mehriel, doch ihr Lächeln verschwand net, trotz des traurigen Tons, was auf mich selbst nur scheinheilig wirkte und ich zum kotzen fand.

Und dann schien Miyako ihre Stimme wiedergefunden zu haben, doch nahm sie vorher Ayako fest in ihre Arme.

„Was erlaubt ihr euch eigentlich? So was Unverschämtes!“ „Aber...“ „Lass mich mal, Mehriel!“, sagte der Kerl in Purpur – ja, Barchiel hieß er doch, oder? – und schob sie ganz leicht zur Seite. Anscheinend hatte Megami ihn vorgeschickt, weil ihr so langsam der Geduldsfaden riss.

„Wir klären das mal sachlich. Wir haben nix gegen die Kleine, sie ist von euch allen immer noch die Erträglichste.“ „Tz!“, schnauften Teru und ich nur, weil wir wussten, das bei dieser Bemerkung ja nur wir beide gemeint sein konnte. Wir warne ja das Katastrophenbündel.

„Aber so wie es aussieht, kann sie nun mal nicht für Nachkommen sorgen. Vor 37 Jahren gab es einen Putsch, die Dämonen sind über die ganze Welt gestreift und haben Wächter in den entferntesten Ecken der Länder gesucht und getötet. Aber ihr existiert noch, weil sie immer für Nachkommen gesorgt und versteckt haben. Sato, Miyako, ihr solltet das genau wissen, ihr, Serenity und Akira, ihr seit die einzigen Wächter, die diesen Kriegszug überlebt haben!“

Die beiden Erwachsenen schwiegen, aber ihre Gesichter sprachen Bände. Ich kannte diesen Kriegszug, Sacré und Tsubasa hatten uns mit dieser Geschichte oft genug zugetextet. Zwischen 1963 und 1966 zogen die Dämonen durch die Gegend und töten alles, was zur Hälfte Engel war. Mum sagte, sie erinnerte sich net mehr daran und Sato war damals ein Baby, aber Sacré sagte dass ihre Eltern – also meine Großeltern Victoria und William Misaki – die Letzten gewesen sein sollen, die dabei umkamen, kurz vor Beginn des Jahres 1967.

„Und deswegen sind Nachkommen wichtig. Wir können es nicht riskieren, ihr könntet jederzeit getötet werden. Und wenn ein Element ausstirbt ist das ganze Gleichgewicht hin, dann hat der Leibhaftige erreicht, was er wollte. Das geht nicht und deswegen muss Ersatz her.“ „Hey, pass auf was du sagst!“, schnauzte mein Onkel. „Meine Tochter ist kein Gegenstand, den man einfach austauschen kann!“ „Sei froh, dass ich noch so nett bin. Früher gab es Gesetze gegen Fälle wie euch, die hat Gott aber zu euren Glück abgeschafft. Da wurden Unfruchtbare in die Wüste geschickt und Leuten mit großer Klappe die Zunge abgeschnitten.“ „Bevor oder nachdem ihr sie ins Rotlichtmilieu getrieben habt?!“

Teru erschrak und fuhr heftig zusammen als dieser Satz fiel. Die Geschichten über einige Familienmitglieder, die nur Schutz unter ihren Freiern finden konnten waren ein Tabuthema. Mein Cousin wollte Onkel Sato noch zurückhalten und dass er nun übertriebe, aber er musste schließlich feststellen, so wie wir alle, dass dieser eigentlich von meiner Tante kam. Ausgerechnet von Miyako, die sonst immer ruhig war und sich lieber beleidigen ließ, als Konter zu geben.

„Miyako!“ „Es stimmt doch. Wir kennen unsere Familie mittlerweile und wissen, was manche für das nackte Überleben tun mussten. Und das es einige nicht mehr ausgehalten haben ist mir ebenfalls bekannt.“ „Mama, bitte...“, wimmerte Ayako ganz leise und drückte ein paar Tränen aus ihren Augen, um ihre Mutter von ihrer Wut abzulenken. Doch es half nichts.

Sie ließ Ayako und Sato einfach links liegen und schritt wütend auf die drei Engel zu. Auch Sacré, der sie aufhalten wollte schenkte sie keine Beachtung.

„Miyako, bleib vernünftig“, rief er ihr nach. „Lass mich das regeln.“ „Nein, mir reicht´s! Seit ich Mutter geworden bin werde ich nur herumkommandiert. Ich hab nicht so viel Courage wie du und Sato, aber ich hab noch Stolz. Und unfähig lasse ich mich garantiert nicht schimpfen!“ „Tz. Du verschwendest nur meinen Zeit“, meinte Megami nur desinteressiert und wandte dabei den Blick von ihr ab, was Tante Miyako nur rasender machte. Barchiel versuchte nun auch sie aufzuhalten, aber Megami verweigerte ihm das.

„Na hör mal! Seit vierzehn Jahren mach ich alles, nur um es euch Recht zumachen und lasse euch auf mir rumtrampeln. Vor allem für dich gilt das, Megami-sama! Und ich lass es erst recht nicht auf mir sitzen, wie du meine Kinder nieder machst! Was soll das überhaupt alles?! Denkst du ernsthaft, dass hilft uns?“ „Bitte, Miyako, bleib doch ruhig“, redete Mehriel auf sie ein, doch als sie sie an den Armen berührte schubste meine Tante sie von sich weg.

„Miyako, hör doch auf sie!“ „Nein Sato, es reicht. Langsam muss mit dem allen hier Schluss sein. Erst verflucht sie Yuto, macht Serenity nieder, bricht dir fast die Hand und sogar Akira hat sie vergrault. Und jetzt redet sie unseren Kindern seit über sechs Jahren ein, dass sie nix wert sind. Das muss aufhören! So jemand hat nicht das Recht sich »Königin der Engel« zu nennen!“ „SEI STILL!!!“, brüllte Megami sie an und holte weit mit ihrem Arm aus um all ihre Kraft in die Ohrfeige zu legen, selbst ihre Astralkräfte. Meine Tante flog nicht einfach zur Seite sondern wurde regelrecht weggeschleudert und mit aller Wucht über das Sicherungsgeländer flog. Und dann, wie in Zeitlupe fünf Stockwerke hinunterfiel.

„MIYAKO!!!“ „MAMA!!!“, schrieen wir, mein Onkel war wie weggetreten und musste von Sacré aufgefangen werden, während Ayako und Teru an den Rand der Dachterrasse rannten und hinunter sahen. Ich folgte ihnen, als sei ich betäubt worden.

Mir war schwindlig, als ich hinunter sah, dass lag weniger an der Höhe, als an dem, was ich sah wenn ich hinunterschaute. Ich erkannte die Silhouetten meiner Tante auf der Straße liegen und neben ihr rote Spuren und Spritzer Blut. Vielleicht lag da unten auch mehr von ihr verstreut, aber dass wollte ich net denken. Auch wenn ich in dem Alter schon einige alter Horrorfilme heimlich geschaut hatte, wurde mir ganz anders, als ich es in Real sah. Mir war schwummrig dabei und ich bekam nur am Rande mit, wie sich Teru und Ayako von dem Anblick entfernten und wegrannten, während ich noch wie erstarrt war und dann vor Wut zitterte. Dass war nur Megami´s Schuld! Sie hatte wieder jemanden in der Familie verletzt, obwohl sie damals bei meinem Onkel geschworen hatte das nie wieder zutun.

„MEGAMI!!!“, schrie ich so laut es ging und drehte mich um, mit dem Mut ihr endlich alles an den Kopf zu werfen, was ich von ihr dachte. Doch dann vergaß ich es alles schlagartig.

Plötzlich war alles fort, als ich sie auf dem Boden liegen sah, anscheinend war sie sogar kurz ohnmächtig geworden und Barchiel kniete neben ihr und rüttelte sie an den Schultern.

„Megami-sama?! Megami-sama, hören Sie mich?! Megami-sama?!“

Aber sie antwortete nicht. Sie lag immer noch auf den Boden, zitternd und die Hände verkrampft, der Atem klang flach oder eher, als hätte man sie kurz vor dem Ertrinken au dem Wasser gefischt. Der Blick war leer und starr und es machte mir Angst. Ich hatte sie noch nie so gesehen.

Barchiel nahm sie schließlich auf den Arm, ihre Arme und ihr Kopf hingen dabei nur schlapp da, sie sah fast aus, als sei sie tot. Doch war es Mehriel, die sich mir zuwandte.

„Tut uns Leid, aber wir werden eine neuen Termin ausmachen müssen. Megami-sama geht es nicht gut, wir müssen sie zurückbringen. Ihr hört noch von uns.“ „HEY, WARTET MAL!!!“, brüllte ich ihnen nach, aber sie waren schon weg. Sacré schüttelte nur den Kopf wie überfordert um schließlich, mit Tsubasa an der Hand zu verschwand ebenso. Und auch ich blieb nicht mehr lang. Meine Tante war mir wichtiger und ich rannte im hohen Bogen hinunter um schließlich nur noch zu sehen, wie der Krankenwagen fast ohne mich davon fuhr, aber ich schaffte es noch hineinzuspringen und durfte als Familienangehörige auch bleiben, auch wenn es eng war.

Ich hatte nicht genau gesehen, was die Ärzte mit Tante Miyako taten, aber ich wollte es auch nicht sehen, der Anblick, wie sie auf dem Asphalt lag hatte mir gereicht und ich wollte mir net auch noch ansehen, wie sie versuchten, dass was von ihrem Hirn übrig geblieben war zu retten.

Auch als wir im Krankenhaus waren, hatte ich nicht hingesehen und mich nur stumm und benommen neben Teru und Ayako gesetzt. Teru selbst war schon blass gewesen, aber Ayako hatte den Antlitz einer Leiche gehabt.

Keiner von uns sagte etwas in dieser langen Wartezeit, auch nicht Onkel Sato, als er wiederkam und den Flur genau beobachtete, bis schließlich der entsprechende Arzt kam.

„Herr Misaki?“, rief dieser und wir sahen alle gleichzeitig und erwartungsvoll zu ihm auf.

„Was ist mit Miyako?! Wo ist sie?“ „Beruhigen Sie sich. Ihre Frau ist am Leben und alle Werte stabil. Sie hat ein paar gebrochene Rippen, aber alles andere ist harmlos. Ihre Frau hatte sicher mehr als nur einen Schutzengel gehabt. Normalerweise ist ein Sturz aus dieser Höhe tödlich.“

Langsam atmeten wir auf und ich war einmal heilfroh gewesen, ne Familie aus Halbengeln zu haben. Nur Ayako zeigte keine Spur der Erleichterung, sie hatte bemerkt, dass noch ein Haken an der Sache war und sprach ihn direkt an.

„Und nun? Was ist mit ihr?“ „Nun...“, brummte der Arzt und putzte sich nervös mit der Ecke seines Kittels die Brille. „Im Moment haben wir sie noch auf der Intensivstation. Auch wenn es noch keinen Anschein hat, könnte die Schädelfraktur beschädigt sein. Und... sie ist auch nicht aufgewacht. Und dies wird sich in näherer Zeit wahrscheinlich auch nicht ändern. Sie scheint durch den Aufprall in ein Koma gefallen zu sein.“

Für einem kleinen Moment hatte niemand von uns etwas gedacht oder wahrgenommen. Erst als Ayako heulend neben uns zusammenbrach, vergaßen wir den Schock...
 

„Und wie geht es Ayako nach der Sache?“, fragte mich Max gleich am nächsten Morgen, als ich ihnen alles erzählt hatte. Da ich erst spät wieder ins Dojo kam (da ich erst von zu Hause wegging, als Ayako nach langem Geheule eingeschlafen war), nämlich mitten in der Nacht und ich mich gleich schlafen gelegt hatte, kam ich erst beim Frühstücken dazu, ihnen davon zu erzählen, auch wenn ich wütend beim erzählen klang und in mir den Wunsch entstand, jemanden zu verschlagen.

„Wie wohl? Wahrscheinlich beschissen! Erst schmeißt diese blöde Kuh meine Tante vom Dach und versetzt sie ins ewige Traumland und dann sorgt sie dafür, dass Ayako sich dafür schuldig fühlt. Ich hab immer noch en Hals auf die!“ „Entspann dich und trink deinen Kaffee“, befahl Kai in einem nüchternen Ton. Anfangs war ich überrascht, dass ich es auch noch tat, doch hatte es was geschafft, dass ich nicht mal mehr ganz so angefressen war wie vorher.

„Und was hat der Arzt gesagt? Besteht die Möglichkeit, dass sie wieder aufwacht?“, fragte Max mich, wenn er nun auch etwas vorsichtiger war, als bei seiner letzten Frage.

„Das weiß er selbst nicht. Sie hatte heftige Hirnblutungen, konnten aber gestoppt werden und Prellungen am Schädel. Vielleicht, vielleicht auch nicht. Das ist alles... Ahr... Das macht mich fertig.“ „Aber Ayako kann doch dafür nichts.“ „Erzähl mir das net!“, fauchte ich Ray an, fing mich aber vor Scham wieder und senkte die Stimme. „Sorry, das wollte ich nicht, Ray...“ „Nein, is schon okay, ich kann dich verstehen.“ „Das ist nett von dir... Megami ist so furchtbar reizbar. Keine Ahnung, wieso so sie das macht. Aber ich seh nicht ein, dass sie dass, was mit meiner Tante passiert ist auf Ayako schiebt. Das hat sie bei mir und Teru auch schon versucht!“ „Inwiefern?“, fragte Kai überraschend neugierig und ich schluckte laut. Ich war überglücklich, als dass Telefon losging und Tyson abnahm, denn nun warteten alle darauf, wer auf der anderen Leitung war. Tyson sagte nicht einmal etwas, sondern nickte nur stumm und reichte mir schließlich den Hörer.

„Schon wieder deine Familie, Kisa! Woher haben die alle überhaupt meine Nummer?“

Ich zuckte nur mit den Schultern, als Tyson mir diese Frage stellte und nahm den Hörer, wenn ich mich auch nicht wohl dabei fühlte. Zumal es auch daran lag, dass mich meine Teamkameraden wieder so erwartungsvoll anstarrten.

„Onkel?“, sprach ich vorsichtig in den Hörer, aber statt dieser, hörte ich Teru´s Stimme. „Nee, aber fast. Hör mal, ist Ayako zufällig bei euch?“ „Ähm, Nein...“, antwortete ich, auch wenn es vom Ton eher wie eine Frage klang. Ein dumpfer Schlag kam aus dem Hörer, Teru schien gegen etwas geschlagen zu haben, aber er selbst sagte gar nichts.

„Teru... Teru, was ist passiert? Sprich mit mir!“ „Ich... Ah, Kisa, es tut mir so Leid. Ich hatte die Anfrage nicht ernstgenommen, als Ayako erst nicht zum Unterricht erschien. Ich dachte »Okay, wahrscheinlich trödelt sie, immerhin geht es ihr beschissen«. Erst als ich Daheim war und sie immer noch net da war hab ich es gecheckt. Ich bin so was von unfähig.“ „Halt, Stopp! Soll das heißen, dass Ayako weg ist?!“, fragte ich leicht hysterisch auf. Die Jungs hatten meinen Aufruf bemerkt und schauten mich an, sie spürten, dass etwas nicht stimmte, dass etwas Schlimmes passiert war.

„Hast du bei Rika angerufen?“ „Ja, als Allererstes, da war sie aber net! Kazu und Yochel hab ich auch schon gelöchert! Dreimal hab ich sie heute schon angerufen, aber keiner weiß, wo sie ist! Und ich glaub net, dass sie lügen würden.“ „Und Sato?“ „Paps weiß noch nix. Ich wollte ihn das ersparen und sie finden, eher er von der Arbeit kommt. Doch ich weiß net mehr, was ich machen soll oder wo ich suchen soll.“ „Okay... Mach dir mal keine Sorgen...“, versuchte ich ihn zu beruhigen, dabei war ich selbst total aufgedreht. „Ich und die Jungs werden sie suchen. Wenn Onkel Sato kommt, sag ihm am besten gleich Bescheid, er soll Sacré und Tsubasa holen. Vielleicht hat Cherry was damit zutun. Aber... Wenn sie weggelaufen ist...“

Ich stoppte kurz, ich wollte nicht an diese Möglichkeit denken oder daran erinnert werden, als ich weggelaufen war. Das letzte Mal hatte es mein rechtes Auge gekostet.

„Wir müssen sie auf jeden Fall finden. Wenn sie wirklich weggelaufen ist... Und Megami das rausbekommt...“ „Sprich es net aus, der Gedanke selbst jagt mir ne Heidenangst ein. Aber gut, ich warte auf Paps.“ „Ja, bitte“, antwortete ich und legte krampfhaft auf. „Was ist passiert?“, fragte Kenny, eher mein leichenblasses Gesicht überhaupt sah und ich brauchte einen Moment, ehe ich ihm antworten konnte. „Ayako... Sie war net in der Schule... Und sie kam auch nicht nach Hause. Ihre Freunde wissen nicht, wo sie ist... Ich glaub, sie is weggelaufen.“ „Etwa wegen der Sache mit deiner Tante?!“, fragte Ray aufgebracht, klang aber ruhiger als ich in diesem Augenblick. „Bestimmt. Wieso hab ich nicht aufgepasst?! Sie hat sich das zu sehr zu Herzen genommen, was Megami gesagt hat. Das is alles ihre Schuld! Sie hat alles auf Ayako geschoben!“ „Jammern hilft bringt nichts. Suchen wir sie lieber!“, rief Tyson voller Überzeugung und rannte schon aus dem Raum. „Hey, wollen wir uns nicht vorher absprechen?!“ „Dafür ist keine Zeit! Langsam hab ich von diesem Federviechern die Schnauze voll!“, rief er Kenny zurück und rannte schon über den Hof auf die Straße, ich war dicht hinter ihm, aber genauso entschlossen. Tyson, der schon die Straße runtergelaufen war, wurde vom Max und Kenny verfolgt, ich wartete noch auf Kai und Ray, ehe wir in die andere Richtung rannten. Doch wir fragten uns viel zu spät – wo hätten wir suchen sollen?

Wir hatten von einer Telefonzelle aus Mr. Dickenson Bescheid gegeben, aber es war fragwürdig, dass er sie überhaupt finden würde. Tokio war immerhin groß. Oder wahrscheinlich war sie aus lauter Verzweiflung aus der Stadt gefahren. Oder schlimmer...

„Verdammt, dass kann doch alles nicht wahr sein... Ayako! AYAKOOOO!!!“...



Fanfic-Anzeigeoptionen
Blättern mit der linken / rechten Pfeiltaste möglich
Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Dradra-Trici
2010-05-31T16:43:41+00:00 31.05.2010 18:43
Erst einmal entschuldigen wir uns dafür, dass unser letztes Kommi etwas sehr kurz ausfallen ist u.u
Dieses hier wird länger xD

<<Und als ich sie beobachtete wie sie aßen, lachten und tratschten, hatte ich schmunzeln müssen und zeigte mir, dass die Welt doch noch in Ordnung war. Megami hatte sich eben doch nur geirrt.>>

Als wir uns diesen Satz durchgelesen haben, dachten wir uns gleich: "Okay ,gleich passiert was" und tadaa: Prompt hat das Telefon geklingelt. Und dann ist so richtig was passiert...

Warum wächst Ayako nicht mehr? Sind schon gepannt, ob wir darauf bald eine Antwort finden. Wir fanden es schon hart zu hören, dass sie folglich nie Kinder kriegen kann und so einer ihrer größten Wünsche zerstört wurde, aber dann kam ja noch das mit ihrer Mutter...
Hoffentlich wacht Miyako irgendwann wieder auf! ._.
Im Übrigen fanden wir es gut, dass sie sich endlich mal gegen Megami zur Wehr gesetzt hat! ò_o
Megami können wir echt gar nicht abhaben, trotzdem fragen wir uns, was denn mit ihr los ist, dass sie einfach so im Krankenhaus zusammengebrochen ist...

Jetzt sind wir jedenfalls gespannt, wo Ayako abgeblieben ist! ö.Ö'
Lesen gleich noch ein Kappi!^^

Bis denne :3
Von: abgemeldet
2009-11-14T10:34:57+00:00 14.11.2009 11:34
Wow, das Kapitel war irgendwie noch dramatische als die Vorherigen. Und das obwohl ich den Typ am Anfang echt witzig fand und etwas über Unkraut gelernt habe.
Mir tuen alle gerade voll Leid. ;_;


Zurück