Kapitel 1
Ein kalter Windzug jagte durch die Straßen und zerrte an Kleidung und Haaren der Menschen, in einer kleinen Nabengasse ries er sogar einen Notizzettel mit sich.
Sakura starrte Sasuke einfach nur an. Wie konnte er so einfach behaupten, dass Naruto entführt wurde, dass war doch unmöglich, dass durfte einfach nicht sein, nicht jetzt wo doch alles anfing wieder wie früher zu werden. Langsam wurde ihr wieder bewusst, dass sie eine Shinobi war und als solche nun handeln müsse. Aber wie konnte sie wie eine Shinobi handeln, wenn sie gerade erfahren hatte, dass ihr bester Freund entführt worden war, vor ihrer Nase. Wie in Trance streckte sie die Hand nach dem Stirnband aus um es besser begutachten zu können. Es war frisch poliert worden und zeigte nur wenige Kratzer, Naruto hatte sich immer um das Stirnband gekümmert, es war eines seiner größten Schätze. Dieses Stirnband, was Naruto so viel wie ein Freund bedeutete, lag nun in ihrer Hand. Naruto würde es nie, nie in seinem Leben zurücklassen unter keiner Bedingung, er musste wirklich entführt worden sein. Ihre Hand verkrampfte sich um das Stück Metall. „Wenn das so ist, warum stehen wir dann noch hier? Wir müssen sofort der Hokage Bescheid sagen.“ Ohne auf eine Antwort zu warten, stürmte sie an Sasuke vorbei Richtung Anwesen.
Der junge Uchiha blieb allein zurück. Noch einmal ging er in die Wohnung seines besten Freundes, vielleicht hatte er etwas übersehen. Aber er fand nichts, wie bei seinem ersten Durchgang, der Träger des Fuchsungeheures war spurlos verschwunden. „Wer wohl dahinter steckt?“ Ein erneuter Windstoß kam auf und Sasuke hatte den scheinhaften Geruch Orochimarus in der Nase, aber das war unmöglich. Orochimaru war tot, er selber hatte ihn umgebracht, er selber hatte die Welt von diesem Scheusal befreit, es gab keine Möglichkeit, dass er noch am Leben war oder zurückgekehrt war um Naruto zu entführen. Kurz zweifelte er an seiner Aussage, als ihm das grinsende Gesicht Kabutos vor die Augen sprang. Sasuke schüttelte den Kopf, es war ausgeschlossen, dass Naruto von einer dieser beiden Schlangen entführt worden war, sie wären dazu nie in der Lage gewesen. Endlich entschloss auch er sich zum Anwesen zu gehen.
Schon von draußen konnte man das aufgebrachte Treiben im Anwesen hören, es war zweifellos Sakura, die befahl sofort alle freien Shinobis auf eine Rettungsaktion zu schicken. Der Schwarzhaarige schüttelte leicht den Kopf, wahrscheinlich hatte Sakura noch nicht einmal erklärt, was passiert war, aber jetzt war er ja da. Ja, was würden sie nur ohne ihn machen, den großen Sasuke Uchiha, der es immer noch nicht geschafft hatte seine Familie zu rächen, der seinen besten Freund beinahe getötet hätte nur um an Macht zu kommen die ihn langsam vergiftet hatte. Erneut schüttelte er den Kopf, dieses Mal aber energischer. Für solche Gedanken war jetzt keine Zeit, Naruto wurde entführt und brauchte jetzt seine Hilfe, er musste seinen Freund retten, so wie dieser in damals gerettet hatte. Mit diesen Gedanken öffnete er die Tür zum Büro der Hokage, sofort fand er einen pinken Haarschopf an seinem Hals hängend. Der Blick, mit dem Sakura ihn ansah war furchterregend, auf der einen Seite war sie besorgt und schien Angst zu haben, auf der anderen war sie zornig. „Da bist du ja endlich! Ich dachte schon, dir ist auch etwas passiert.“ Sasuke versuchte sich aus ihrem Griff zu befreien, es konnte doch erst fünf Minuten her sein, dass sie sich vor Narutos Wohnungstür getrennt hatten. „Sasuke, gut das du da bist. Vielleicht kannst du uns einmal aufklären, was hier eigentlich los ist.“ Tsunade wirkte ehrlich erleichtert, er konnte es ihr nicht verübeln, Sakura konnte sehr anstrengend sein. Schließlich hatte er sich von ihrem Griff befreit und schritt auf die Hokage zu. „Naruto wurde entführt. Wir waren eben bei seiner Wohnung, aber diese war verlassen. Es gibt keine Spuren von einem Kampf oder der Gleichen, aber Naruto wurde eindeutig entführt.“ Sasuke griff in seine Hosentasche wo er Narutos Stirnband vermutete, aber da war es nicht. Für einen Moment überkam ihn ein Anflug von Angst, bis ihm dann wieder einfiel, dass Sakura das Stirnband hatte. Seine Hand verkrampfte sich, schon wieder eine Schwäche.
„Ich habe mir schon ähnliches gedacht.“ Die Stimme des grauhaarigen Jonin riss ihn aus seinen Gedanken, auch brachte sie Sakura wieder vollkommen zur Vernunft. Tsunade drehte sich in Richtung Fenster. „Wie darf ich das verstehen, Kakashi?“ Der Jonin stieg von der Fensterbank und trat ins Zimmer. „Naruto war Heute nicht am Trainingsplatz als ich dort ankam, so etwas ist selten und besonders in den letzten Jahren hat er es sich nie erlaubt ein Training auszulassen.“ Die Hokage nickte, dann wandte sie sich wieder an alle. „Wenn das so ist, sollten wir einen Rettungstrupp zusammenstellen.“ „Wovon rede ich denn die ganze Zeit?“ Beleidigt brachte auch Sakura sich wieder in die Diskussion ein, wurde aber von allen ignoriert. „Du sagtest, es gäbe keine Hinweise auf die Entführer oder den Verbleib Narutos, Sasuke?“ Der junge Uchiha gab ein schwaches Nicken zur Antwort, er hatte die Wohnung zweimal durchsucht und zweimal nichts gefunden. Ein getroffenes Seufzen erfüllte den Raum. „Wenn das so ist, können wir leider nichts machen.“ „Aber Tsunade!“ Shizune, welche bisher still hinter Tsunade stand, beteiligte sich jetzt auch an der Unterhaltung. Die Angesprochene hob abwehrend eine Hand. „Wir können nichts machen, so leid es mir auch tut.“ Kakashi kam zu ihrer Unterstützung „So lange wir nichts wissen ist es zwecklos einen solchen Angriff zu starten.“ Shizune starrte die beiden nacheinander an, auch Sakura ging es nicht viel besser. Sasuke hingegen driftete schon wieder in alte Zeiten ab. Ob es bei seiner Abreise wohl auch so eine Unterhaltung gab, nein Tsunade musste sofort den Trupp zusammengestellt haben sonst hätte Naruto ihn nicht einholen können. Naruto und schon wieder waren seine Gedanken bei ihm, er musste ihn retten, er stand in seiner Schuld.
„Ich gebe meinen Dienst als Shinobi Konohas auf.“ Alle vier Augenpaare richteten sich auf den Uchiha, Sakura war die erste, die ihre Stimme wiederfand. „Bist du verrückt geworden? Was soll das, warum willst du kein Ninja mehr sein?“ „Unter diesen Umständen kann ich kein Konohanin mehr sein. Ich muss…“ Er kam nicht dazu seinen Satz zu beenden, denn Sakura hatte ihm eine geknallt, die sich gewaschen hatte. Der Schlag ließ Sasuke nach hinten taumeln und hätte ihn fast zu Boden geworfen, wäre da keine Wand gewesen. „Ich werde dir nicht erlauben, dass du Konoha wieder verlässt, nicht nachdem wir, nachdem Naruto dich wieder zurückgeholt hat, nicht nachdem Naruto entführt wurde!“ Mit jedem Wort war sie einen Schritt näher auf ihn zugekommen und stand jetzt beinahe direkt vor ihm. Sie hatte die Hände zu Fäusten geballt und den Kopf gesenkt, Sasuke konnte es aus diesem Blickwinkel nicht genau sagen, aber er glaubte, dass Sakura gerade mit den Tränen kämpfen musste. Wieder sprang ihm ein altes Bild vor die Augen, Sakura wie sie mit Tränen in den Augen vor ihm stand und ihn aufhalten wollte. Sie hatte es damals nicht geschafft und wird es auch jetzt nicht schaffen. „Als Konohanin werde ich Naruto nicht suchen dürfen und deswegen muss ich mich von diesem Amt lossagen um Naruto zu retten, ihn zurückzubringen, wie er es damals gemacht hat.“ Ein weiteres Schweigen beherrschte den Raum und wieder war es Sakura, die es brach. Fast wie in Zeitlupe hob sie Kopf, anders als Sasuke erwartet hatte waren in ihrem Gesicht keine Spuren von Tränen, in ihm stand die reine Entschlossenheit. „Dann werde ich mit dir gehen. Und lass die eins gesagt sein, Sasuke Uchiha, du wirst mich nicht noch einmal einfach zurücklassen, du wirst mich nicht loswerden bis wir Naruto gefunden haben und zu dritt nach Konoha zurückgekehrt sind.“ Der erst verwunderte Ausdruck des Uchihas wandelte sich schnell in einen unbeteiligten. „Ich werde dich also nicht loswerden? Dann sollten wir schnell Naruto finden.“
Sakura glich im nächsten Augenblick einem Hongikuchenpferd, so breit grinste sie, zu gerne hätte sie ihren Teampartner auch noch umarmt, ließ es aber besser, auch wenn sie nicht sagen konnte warum.
Kakashi räusperte sich lautstark. „Ich störe eure Freudenausbrüche nur ungern, aber so einfach könnt ihr eure Pflicht nicht loswerden.“ Nachtschwarze Augen schienen ihn augenblicklich zu erdolchen. Der Schwarzhaarige zog sein Katana und richtete es auf Tsunade. „Wir werden ja sehen, wie schnell wir unsere Pflichten loswerden.“ Die blonde Hokage sah gelangweilt von der Klingel vor ihrer Brust zu dem Jungen, der sie hielt. „Versuch es ruhig, aber lass dir schon einmal einfallen, wie du Naruto das erklären willst, wenn ihr ihn gefunden habt.“ Einen Moment blieb die Klinge noch wo sie war, dann sank sie langsam. „Es gibt auch einen einfacheren Weg, ich werde euch einfach für unbefristete Zeit beurlauben. Ich werde euch das allerdings nur erlauben, wenn ihr sofort eine Nachricht nach Konoha schickt, wenn es Neuigkeiten gibt.“ Sakura verbeugte sich vor der Hokage. „Das werden wir. Vielen Dank! Komm Sasuke-san!“ Damit stürmte sie auch schon aus dem Büro und zog Sasuke hinter sich her.
„Glauben Sie, dass war die richtige Entscheidung?“ Der ehemalige Sensei der beiden blickte von der Tür zur Hokage. Erst schien Tsunade nicht zu reagieren, aber als auch Shizune nachfragen wollte erhob sie dann doch die Stimme. „Es war die einzige Entscheidung, wenn wir dafür sorgen wollen, dass Sasuke in Konoha bleibt. Und nun bitte ich Sie mein Büro zu verlassen, ich habe noch Wichtiges zu tun. Und vielleicht könnten Sie beim nächsten Mal die Tür benutzen, wie jeder normale Mensch.“ Die Antwort war eine kleine Rauchwolke an der Stelle, auf der eben noch der Jonin stand.
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Ich weiß dass Team 7 nach dem Timskip Yamato (so hieß der doch?) als Sensei hatte und nicht Kakashi. Sagen wir einfach Yamato war krank und Kakashi seine Vertretung, okay?
