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Supernova

von

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22. Kapitel - (Schlaflos)

Kapitel 22  - Schlaflos
 

// For what it's worth I love you

and what it's worse, I really do//
 

- the cardigans – for what it's worth
 

___________________________________
 

Er zählte die Sekunden mit Herzschlägen. Dum.Dum.Dum. Ganz dumpf drangen sie durch die Flüssigkeit hindurch, die seine Sicht leicht bläulich färbte. Mehr eine Vibration gegen seine Haut als ein Geräusch.
 

Kurz schloss der Mann hinter Glas wieder die Augen. Seinen König konnte er nirgendwo sehen. Es war in Ordnung noch ein wenig zu dösen, sein Kopf fühlte sich so schwer an, sein Körper erschöpft, als hätte er einen meilenweiten Marsch hinter sich. Es gluckerte, auch diese Geräusche waren vertraut. Langsam ging die Flüssigkeit zurück, er spürte es ganz deutlich, es war immer das selbe.
 

Erst ließ der Druck nach und sein Körper wurde etwas nach oben getrieben.

Dann spürte er die gewärmte, trockene Luft an seinen nassen Haaren.

Seine Ohren wurden frei, sein Herzschlaggeräusch klarer und klarer. Unregelmäßiger und kräftiger.

Wie eine zweite Haut glitt die dickflüssige Wärme von seinem Körper.

Wenn seine Füße den feuchten Boden berührten und er von sanften Luftströmen getragen unendlich sanft auf dem Boden aufsetzte, war er vollkommen wach und fühlte sich dennoch wie von einem wundersamen Traum gefangen. Das Bedauern zwischen Schlaf und Erwachen, so als hätte er einen schönen Traum vergessen.
 

Langsam öffneten sich die blauen Augen und sahen teils blind, teils sehend, zur Tür. An der weißen Wand war nicht auszumachen, wo sie sich befinden könnte. Schon gar nicht aus so einer Entfernung, aber er musste es nicht sehen, um zu wissen, was er schon tausend Mal beobachtet hatte.
 

6 Sekunden, Herzschlag, 4 Sekunden, Herzschlag, Herzschlag, Herzschlag.
 

Ein schwarzes Rechteck tat sich ganz lautlos an der Wand auf und der Mann mit den Goldaugen und langen schwarzen Haaren kam herein. Wie immer in weiß und blau gekleidet, doch so unähnlich den Gewändern, die er in seiner Kindheit noch getragen hatte.
 

„Wie fühlst du dich?“
 

Die Stimme, die über Lautsprecher zu ihm getragen wurde, überdeckte einen seiner Herzschläge.
 

„Bist du müde?“
 

Er war in der Tat... sehr müde. Und erschöpft. Dieser erzwungene Schlaf diente eigentlich dazu seinen Körper zu stärken, so hatte es Ashura einmal erklärt, als er ihm das, was mit ihm geschah noch erklärte und Fye noch zuhörte. Irgendwann, Abertausende von Herzschlägen entfernt, hatte Fye nicht mehr zugehört. Und Ashura aufgehört zu reden. Manche Dinge machten tausend Worte nicht wieder gut und der Mann hinter dem Glas hatte nicht vor irgendjemand irgendetwas zu vergeben.
 

„Ja...“
 

„Aber du machst Fortschritte.“
 

„Mit was?“ Es interessierte ihn nicht wirklich.
 

„Mit der Anpassung an diese Realität.“
 

„Ah..“
 

Schweigen. Mit undeutbaren Blick beobachtete Ashura den Patienten weiter. Blind starrte er ins nirgendwo, durch ihn hindurch, so als würde er träumen.
 

„Soll ich dich wieder schlafen lassen?“
 

„Es gibt... in vielen Dimensionen Personen, die ewig schlafen...“
 

Ashura wusste genau, dass er es hasste zu schlafen.
 

„Traumseher. Ich weiß. Ich zählte auch dazu.“
 

„Du stehst hier vor mir. Und deine Augen sind offen. Das heißt wir sind in einem Traum. Wir träumen beide.“
 

Sein Kopf fühlte sich so betäubt. Wie lange hatte er geschlafen? Es kam ihm wie Wochen und Jahre vor. Seine Augen waren schwer, als hätte er sie ewig nicht geöffnet, seine Wimpern scheinbar aus Blei. Eine tiefsitzende Übelkeit hatte sich in seinem ganzen Magen ausgebreitet.
 

„Vielleicht.“
 

„Wohl eher ein Alptraum.“
 

„Willst du nicht aufwachen? Du machst es mir schwer, wenn du es wolltest, müsstest du hier nicht gefangen sein. Vielleicht wäre diese Welt dann nicht so trist?“
 

„Sie wäre voller Frieden.“
 

Sein König sah ihn offen verwundert an, doch obwohl es eine seltene Gelegenheit war, den König des Reiches Ceres die Fassung verlieren zu sehen, blickte der Gefangene nicht auf.
 

Dum.
 

Dum.
 

Dum.
 

Sein Herzschlag hatte sich nicht verändert. Er spürte, dass sich etwas änderte, eine weitere Drehung des Schicksals, die er nicht aufhalten konnte. Hoffentlich war das Schicksal diesmal etwas gnädig. Aber es war egal, mittlerweile war alles egal. Die Leere und die Wut hatten sich in seiner Brust zusammen genknäuelt wie ein harter Klumpen Teer und ihn ausgehöhlt, bis nur noch Schlaf und Erwachen übrig blieb. Und das süße Gefühl dazwischen.
 

Er schwebte irgendwo zwischen Ohnmacht und Träumen, Schwärze und Erinnerung.
 

Solange er hier war, solang dieser Mann auf der anderen Seite des Glases war, solange die Kinder auf ihrer ewigen Suche waren, solange wie diese eine Person irgendwo auf der Welt war, oder in irgendeiner Welt, solange reichte ihm sein Herzschlag und die leise Wut auf Ashura.
 

Schwerfällig hob er den Kopf und sah seinen König mit einem kalten Lächeln an. Dieser Blick hatte immer über ihn gewacht, diese Hände hatten ihn immer gestreichelt, diese Stimme immer geweckt, wenn der Tag begann, dieses Haar hatte er am liebsten durch seine Finger gleiten lassen
 

„Doch niemand könnte sie sehen, diese Welt. Niemand könnte sie anfassen, niemand könnte sie spüren, niemand würde auch nur einen Ton auf ihr hören. Sie wäre leer.“
 

Hart schlug der Gefangene gegen das Glas. „Leer von dir!“
 

Ein Lächeln, ein Lächeln, so sanft, wie das Lächeln eines Kindes und so wissend, er kam sich auf einmal so dumm vor. So dumm zu hassen. Und gleichzeitig so dumm, auch nur daran gedacht zu haben, damit aufzuhören.
 

„Aber diese Welt ist voll von mir.“
 

Schweigen.
 

„Ich träume nicht mehr...“, unruhig -warum war e heute so unruhig? Was würde geschehen? - sah sein König auf die digitalen Ziffern auf seinem Handgelenk, fixiert von eisblauen Augen. „Nicht seitdem du alles durcheinander gebracht hast.“
 

Mit festen, sicherem Gang schritt er auf die Tür zu, das Loch im Gemälde, das Loch heraus aus seinem Universum.
 

„Denn der, der hier träumt, bist du, Fye.“
 

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Das Licht hinter den Gardinen wurde allmählich immer blauer und blauer, bis es endgültig verschwand. Nur noch das Rattern der Flugschiffe war über ihnen zu hören. Doch sie wusste, dass die unsichtbaren Augen an ihnen nur noch um so schärfer um diese Zeit waren.
 

Lange vor Sonnenaufgang wurde das Mädchen wach, strich ihre zerwühlten braunen Haare aus dem Gesicht und lauschte.
 

Es war so spät in der Nacht, oder so früh am morgen?, dass selbst die Werbungen auf stumm geschaltet waren und über dem Wohngebiet der besser betuchten Leute, in dem sie sich befanden, selbst das Licht der Hologramme erlosch.
 

Und es war so unglaublich still, dass sie nach Shaolans Hand greifen musste, um sich zu vergewissern, dass er noch lebte. Aber der Körper ihres Bruders war ganz warm. Neben ihm lag ganz still ChuNyan, nur ab und an hörte sie ein leises Wimmern. Und obwohl sie sich für diesen Gedanken schämte, war Hime froh, dass ihre Freundin weinte. Eben weil es dadurch nicht so gespenstisch still schien.
 

Sie träumte wohl. Kein Wunder... als sie vorsichtig die Wange des Mädchens berührte, spürte sie, dass sie ganz verquollen und feucht war.
 

Lautlos wand sie sich aus den Decken und glitt aus dem großen Ehebett, in dem sie sich zu dritt zusammengedrängt hatten, wie Katzenjunge, obwohl es in ChuNyans Zimmer und auf den Fußboden noch genug Platz gegeben hätte. Aber es war vertrauter so, sie schliefen wohl alle besser, wenn sie die Wärme einer anderen Person ganz nah bei sich hatten. Mit ihrem Bruder schlief sie immer ganz nah beieinander, Stirn an Stirn und die Beine miteinander verknotet, schon seit sie klein waren, aber Chu Nyan war hier immer ganz allein. Sie sagte zwar, sie war nicht allein, weil der Geist und der Duft ihrer Mutter immer noch in der Wohnung hing, aber dennoch kam das Mädchen ständig in den Hain, um dort mit ihnen Zeit zu verbringen, wann immer sie es zwischen Schule und Pfortenschließungen schaffen konnte. Sie tat ihr auf einmal so unglaublich Leid, niemanden zu haben, der nur ganz allein für sie da war. Sie waren zwar Freunde, aber sie würden nie ChuNyans Mama ersetzten können.
 

Shaolan war sicher müde von der langen Reise durch Eis und Schnee, überlegte sie und schauderte als ihre nackten Füße den hölzernen, warmen Boden berührte. Besser sie ließ ihn schlafen.
 

Sie waren oft bei ChuNyan gewesen, vor allem als ihre Mutter noch lebte, aber nie würde sie sich an diese niedrigen Decken, diese beängstigend engen Räume und Wärme gewöhnen. Aber sie würden sich daran gewöhnen müssen.... den Hain gab es nicht mehr. Ihre Heimat gab es nicht mehr. Wie es Souma und Fye und dem Doktor jetzt wohl ging?
 

Trotzig wischte sie sich die Tränen aus den Gesicht. Sie musste stark sein! Alle um sie herum waren so stark und deswegen musste sie es auch sein, um ihnen nicht zur Last zu fallen.
 

Lautlos schlich sie in die Küche und begann das Frühstück zuzubereiten. Sie mochte die Stille um sich herum, die Schatten redeten mit ihr und beruhigten sie.
 

Ungeschickt fingerte sie den Toast aus der seltsamen Plastikverpackung und öffnete den Kühlschrank, um sich ein kleines Tütchen des Milchpulvers zu nehmen. Was sollte sie denn jetzt machen?
 

Am besten erst einmal Frühstück, beschloss sie. Sie durfte nicht den Kopf hängen lassen. So leise wie möglich öffnete sie die Schränke, richtete das Frühstück, schlug Milch und erhitzte die Toastscheiben aus der Plastikverpackung.
 

Als alles gedeckt war, schwebte der Duft von heißer Milch in der kleinen Küche. Alles war bereit für's Frühstück. Aber es war ganz still. Ihre Freundin und ihr Bruder schliefen noch. Die Luftschiffe flogen immer noch lautlos über ihnen. Und es waren noch viele Stunden bis zum Morgen.
 

Traurig sah Hime auf den Frühstückstisch. Niemand lebte in dieser Wohnung, außer sie Kinder. Kein Doktor, der kam und ihr alles wegaß. Kein Fye, der mit ihr seine Späße trieb und sein komischer Freund, Kuro-pon, der sie immer so grummelig ansah, aber eigentlich sehr nett war, auch nicht (er war mit ihr in einer Tierhandlung gewesen! Hime war noch nie in einer Tierhandlung gewesen!). Souma und ihr Sohn leisteten ihr auch keine Gesellschaft.
 

Ihr war der Appetit vergangen. Lautlos wie sie ihn hergerichtet hatte, räumte sie die den Frühstückstisch wieder ab, stellte die Milch in den Kühlschrank und stopfte den Toast fast trotzig zurück in die Plastiktüte.
 

Es waren noch viele Stunden bis zum Morgen.
 

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„Verdammt noch mal, ich kann mich selbst verarzten! Ich bin Doktor, meine Liebe, und ich habe mein Handwerk nicht an Stoffpuppen erlernt, wie manch eine Amme dort unten ihn diesem Loch!“
 

Die junge Frau mit den rehbraunen Augen gab es auf ihren Mann verarzten zu wollen und wand sich wieder dem quengelnden Kind in ihren Armen zu. Dass dem Kleien auch unbedingt jetzt seine neuen Zahn spüren musste, sie weckten noch die ganze Nachbarschaft auf... aber viel mehr Sorgen als um den Schlaf der Leute hier und dass sie vielleicht von den unzähligen Überwachungssystemen erfasst werden würden – und sie tatsächlich entdeckten, die Möglichkeit, dass sich die Industriellen in Sachen Überwachung verbesserten war immer gegeben - machte ihr der Umstand, dass er seine Schulterwunde tatsächlich mit dem dreckigen Flusswasser auswusch.
 

„Kyle!“, zischte sie angespannt. Sie war müde und wollte endlich eine Unterkunft finden. Es war kalt und feucht diese Nacht. Nicht die gewohnte Schwüle, die sonst in Sytrax City herrschte. Bis zur ihren Bekannten würden sie es nicht schaffen, schon gar nicht in diesem Zustand aus den verfallenen Vierteln die besseren hinein.
 

„Was?!“, fuhr er sie an, sah dann aber ihren müden Blick und wand sich wieder seiner Tätigkeit zu. „Meine Liebe.“
 

„Hör auf mir ständig Honig um den Mund zu schmieren und komm endlich. Es ist noch ein weiter Weg bis zur Kirche! Und Eliot ist müde. Wie auch ich...“
 

Der Ausdruck auf den Gesicht des Arztes wandelte sich von genervt zu schmerzverzerrt als er schwerfällig aufstand. Der Schuss in die Schulter machte ihm zu schaffen und hatte das Schulterblatt erwischt, aber das musste Souma ja nicht wissen. Obwohl sie es wahrscheinlich dennoch wusste, obwohl er es ihr nicht gesagt hatte und sie nicht die besten Kenntnisse in Medizin hatte.
 

„Die Nacht ist noch lang.“
 

„Aber mein Geduldsfaden nicht, komm endlich.“
 

Mit diesen Worten ging sie energisch vor. Doch langsam, so langsam, dass ihr Mann trotz seiner „Streifwunde“ ohne Probleme folgen konnte.
 

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Diese Hallen waren wirklich gigantisch! Sakura fühlte sich wie in einem großen Schloss! Die Wände waren voller Gemälde und Statuen, der ganze Boden mit wunderbar weichen Teppich ausgelegt, so dass sie am liebsten barfuß darauf laufen würde! Und obwohl ihr einziges Licht der gelbliche Schein einer Kerze war, schimmerte es wunderschön blau und silbern.
 

Sie war zwar eine Prinzessin, aber sie hatte sehr wenige Erinnerungen daran... Sie wusste, dass sie einen Bruder hatte – Shaolan-kun hatte ihr erklärt, dass das der König ihres Landes CLOW Country war - , und auch an einen prachtvollen Garten erinnerte sie sich. Doch an den Palast selbst nicht. Nur an den großen Garten im Inneren mit den vielen verschiedenen Blumen. Dort hatte sie immer mit jemanden gespielt, ihren Bruder vielleicht? Vielleicht ein Freund oder eine Freundin? Sie erinnerte sich sogar, wie sie einmal ein Vogelbaby dort gefunden hatten und es so lange gefüttert und vor wilden Tieren beschützt hatten, bis seine Mutter kam. Ihr Bruder hatte sehr geschimpft, weil sie durch das stundenlange Liegen auf dem feuchten Erdboden krank geworden war. Aber dann konnte es nicht ihr Bruder gewesen sein... wer auch immer es war, sie war schon sehr aufgeregt es zu erfahren! Dieser Mensch war sicher ein ganz besonderer.
 

Auch wenn ihre Federn anderen Menschen, ganz besonders Shaolan-kun, Kurogane-san, Fye-san und Moko-chan oft Probleme bereiteten, hoffte sie, dass die nächste Feder ihr eine Antwort auf diese  Frage geben würde.
 

„Prinzessin?“
 

Shaolan-kun, der neben ihr stand, sah etwas besorgt drein. Mit einem plötzlichen Anfall von Panik bemerkte sie, dass sie mitten im Gang stehen geblieben war. „Sha-shao-shaolan-kun!“ Wie peinlich, ständig schlief sie ein oder starrte verträumt durch die Gegend, sie war so überhaupt keine Hilfe... dabei suchten doch alle ihre Federn...
 

Besorgt und ernst sah sie der braunhaarige Junge an. „Geht es dir nicht gut?“
 

„Ich.... ich habe mich nur versucht zu erinnern, ob das Schloss in Clow Country auch so prächtig war...“
 

Shaolan nickte lächelnd. „War es. Aber viel wärmer, mehr sandfarbend, mit vielen Rottönen und großen Gärten. Und von den offenen Fenstern aus konnte man die Wüste sehen.“
 

„Die Wüste...?“
 

„Du kannst dich noch nicht daran erinnern?“
 

„Nein... an meinen Bruder... und Yukito... und an ein Haus, in der Stadt... aber nicht an die Wüste... aber an den Geschmack von Äpfeln...“
 

Sie gingen weiter durch die großen Gänge. Mokona spürte in dieser Welt eine Feder, aber da es zu hier zu viel Magie gab – so erklärte es – konnte sie sie nicht orten. Also mussten sie suchen, aber vielleicht hatten sie Glück und würden in diesem Schloss einen Hinweis, oder zumindest einen Bibliothek mit der Geschichte des Landes Niaoulli finden.
 

Obwohl ihr Gastgeber sehr freundlich war, hatte Shaolan immer noch Vorbehalte ihn nach einer Legenden um die Federn zu Fragen. Allein bei dem Wort „magischer Gegenstand“ wurde der Blick des sonst so freundlich wirkenden Mannes dunkel und streng. Scheinbar war alles magische in dieser Welt verpönt.
 

„Ich frage mich, warum die Menschen in dieser Welt Magie so verabscheuen...“
 

„Und ich frage mich, warum ihr hier mitten in der Nacht herumschleicht. War der Tag nicht anstrengend genug?“
 

Heftig zuckte der braunhaarige Junge zusammen und fuhr herum. Er hatte überhaupt nicht bemerkt, dass jemand direkt hinter ihm stand!
 

„Ashura-san...“ Einen Moment fragte er sich, ob sie nun Ärger bekamen, doch das sanfte Lächeln und der ruhige Blick aus goldenen Augen beruhigten ihn.
 

„Könnt ihr nicht schlafen?“, fragte der Mann, der ihnen Unterschlupf gewährt hatte, besorgt.
 

„Nein...“, gab Sakura zu und lächelte scheu, wie es Shaolan gar nicht kannte. Es war seltsam, das Mädchen benahm sich irgendwie ruhiger in der Nähe dieses Mannes. Plötzlich sprang Mokona aus ihren Armen und klebte dem Erwachsenen im Gesicht. Erschrocken schlug Sakura die Hände vor dem Mund. „Aber Moko-chan!“
 

Das weiße Wesen ließ sich davon allerdings nicht beirren, sondern sah nur mit seinen großen Augen in das seines viel größeren Gegenübers. „Du kannst auch nicht schlafen, nicht wahr?“
 

Das Lächeln wurde eine Spur trauriger. „Nein... kann ich nicht. Was haltet ihr davon, wenn wir alle eine heiße Milch mit Honig trinken?“
 

„Milch mit Honig?“ Sakuras Stimme klang verwirrt, vielleicht lag es ja auch daran, dass sie sich nicht erinnerte, jemals Milch getrunken zu haben.
 

„Ja, es hilft beim Einschlafen. In diesem Land gibt man es vor allem Kinder, wenn sie Alpträume haben. Sie macht den Magen ganz warm und den Körper müde. Und ihr solltet wirklich schlafen. Die Nacht ist nicht mehr all zu lang und morgen wollt ihr doch weiter nach euren Reisekameraden suchen, nicht wahr?“
 

„Mokona will auch eine heiße Milch!“, schrie Mokona und die Dunkelheit schien nicht mehr ganz so bedrückend.
 

Ashura hob die Hand und streichelte das weiße Tier über den großen Kopf. „Dann bekommst du einen besonders großen Becher.“
 

„Yuchu~~ dann wird Mokona nur die Hälfte trinken und Fye und Kurogane eine heiße Milch aufbewahren. Kuro-pipi liebt heiße Milch ja so!“
 

„Nun dann, dann bekommst du drei Tassen heiße Milch!“
 


 

Die riesige Villa war völlig leer und dunkel, nur in der Küche, längst von Angestellten verlassen, war von warmen, gelblichen Kerzenlicht beleuchtet. Doch nicht lange, bald lagen die Kinder und Mokona wieder in ihren Betten, diesmal tief schlummernd, den Magen voll warmer, süßer Milch.
 

Nur Ashura war als einziger noch wach und beobachtete die schlafenden Kinder mit schweren Augen über einen Monitor. Er selbst war müde und die warme Milch schläferte ihn zusätzlich ein. Doch viel zu gebannt war er von den Anblick der kleinen, so lebendigen, Körper in den viel zu großen Betten. Viel zu lange war es her, dass Kinder in diesem Haus waren, viel zu lange her, dass überhaupt etwas Lebendiges in diesem Haus war.
 

Aber die Nacht war nicht mehr lang und ein neuer Morgen brach an. Dann würde er ihnen wieder helfen ihre verschollenen Reisekameraden zu finden. Er hoffe, dass das noch etwas dauern würde...
 

Die Sekunden tickten und tickten.
 

Er wechselte das Bild auf dem Monitor und sah das Wesen hinter Glas ebenfalls, an die warme Scheibe seines Gefängnisses gelehnt, unruhig schlummernd.
 

Bild aus. Ton an.
 

Von Herzschlägen begleitet legte er sich auf das weiche Sofa. Der rote Samtüberzug tat seinen Gesicht gut und er presste sein Gesicht nur noch tiefer in den edlen Stoff. Samt war wie eine menschliche kühle Berührung.
 

Im Halbschlaf aus Fyes Atem und seinen eigenen Atem, irgendwo zwischen seinem Herzschlag und Fyes Herzschlag übermannte ihn der Schlaf. Das Samt gegen seine schweren Augenlieder fühlte sich an wie ein ganz leichtes, ganz vorsichtiges Streicheln von zarten, langen Fingern.
 

~ Kapitel 22 Ende~~



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Lady_Ocean
2008-01-16T18:35:21+00:00 16.01.2008 19:35
Ich finde es schön, dass Sakura, Shaolan und Mokona mal gezeigt wurden :). Ist zwar für uns als KuroFye-Anbeter nicht sooooo von Bedeutung, aber zwischendrin fragt man sich dann doch immer mal, was die drei eigentlich die ganze Zeit machen ^^.

Und ich war ja echt erstaunt, dass Fye schon dermaßen lange in diesem Glaskäfig zu stecken scheint! Oder kommt es ihm nur so lange vor, weil er jegliches Zeitgefühl verloren hat? Und nach dem, was so angedeutet wurde, kann es ja durchaus sein, dass Kuro auch einige Probleme hat, während Fye dort drinnen abwechselnd in Schlaf versetzt und wieder geweckt wird. Wenn Ashura so freiweg raushaut, dass er tot ist, muss das zwar noch lange nicht wahr sein, aber das völlig frei aus der Luft zu greifen, wäre ja auch vermessen, wenn er nicht wenigstens Schwierigkeiten hätte...

Generell: Ich mag es, wie du Ashuras Charakter aufbaust. Er scheint bei dir nicht den Standart-Bösewicht zu verkörpern, dessen niederträchtige Einstellung man sofort erkennt und hassen lernt. Nicht, dass er sympathisch ist, aber er scheint mir doch voller Gefühle und dementsprechend auch Beweggründe als einfach nur dem plumpen Drang nach Schmerz und Zerstörung. Das macht ihn sehr interessant.


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