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Supernova

von

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13. Kapitel - (Eye)

I lie, I wait

I start, I hesistate, I am..

I breath, I ment

I think, I .. think of me
 

Is it any wonder I can’t sleep

all I have is all you gave to me

Is it any wonder I found peace

Through you
 

The Smashing Pumkins - Eye
 

_______________________________________
 

Ein Atemzug. Die Scheibe beschlug milchig weiß und wurde wieder klar.
 

Langsam legte sich eine zitternde Hand auf sein Auge. Er sank nieder, am kaltem Glas entlang, seine Hände versuchten sich hinein zu krallen, doch er rutschte ab, immer wieder ab.
 

Klaustrophobie, er dachte zu ersticken in diesem endlosen Raum, in diesem Meilen hohen Käfig aus Glas, in dem er jedoch nur einen Schritt vor und einen zurück gehen kann. Und nie verborgen war vor diesem Blick aus goldenen Augen, die er nicht lesen kann. Und will.
 

„Warum versuchen eigentlich alle die mich lieben, mich so grausam am Leben zu halten?“
 

Der Mann, dem diese goldenen Augen gehören – eine Augenfarbe, die selbst in diesem ehemals magischen Land ein ungewöhnliches Merkmal waren – kam trotz eines zum bersten vollen Terminkalenders jeden Tag hier her, für ein paar Stunden, manchmal – viel zu oft – auch die gesamte Nacht.
 

Aus einiger Entfernung beobachtete er die Gestalt in der hermetisch abgeriegelten Glasröhre. Das Licht war grell, viel heller als Tageslicht und das Rauschen längst so gewohnt geworden, wie die tägliche Routine dieses Besuches. Die Zeit verschwamm. Es gab keine Wochentage, keine Uhr und selbst den Wechsel zwischen Tag und Nacht und Tag bemerkte man hier nicht. Selbst der Besucher nicht, der sein Leben eigentlich außerhalb dieses Komplexes verbrachte, im Tageslicht und Rhythmus des Lebens unter Tausenden. Obwohl das, was sein Leben ausmachte, hier war.
 

Langsam, ruhig, andächtig und gemächlich ging er auf die Glassäule zu, die Gestalt darin bewegte sich nicht. Sie war auf ihre Knie niedergesunken und hatte ihre Fäuste in einer hilflosen Geste an die gerundete Scheibe gepresst.
 

Der riesige Raum war vollkommen leer, nur an den weißen Wänden blinkte hin und wieder die Anzeige eines Kontrollsystems. Die Röhre war bis auf das Wesen in ihr vollkommen leer und durch die gerade abgelassen Flüssigkeit beschlugen die Scheiben und funkelnde Tropfen liefen im grellen Licht an der Innenseite des aufgewärmten Glases herunter. Er starrte. Starrte, wie die Tropfen sich in dem nass herunterhängenden, blonden Haar verfingen, auch über den nackten Hals und Nacken flossen und in der Falte des weißen Kragens versanken. Der farblose Stoff klebte an der Statur des feminin gebauten, dennoch eindeutig männlichen Körper des Gefangenen und ließ jede einzelne Kurve, Unebenheit und Ebenheit und jeden Winkel mehr als nur erahnen.
 


 

„Wenn du mit mir reden würdest, müsstest du dich nicht dauernd über die Einsamkeit hier beschweren.“
 

Lügen. Lügen! Lügen! Lügen!

Der Angesprochene presste nur ärgerlich seine Lippen zusammen und schwieg.
 

“Du weißt, es ist zu deinem Besten, dass du hier bist. Immerhin war es dein Wunsch, deine Entscheidung.“
 


 

Er legte die Hand auf die ihm zugewandte Seite des Glases, verdeckte die kleiner und langen Hände mit seinen eigenen. Wütendes, verzweifeltes Blau funkelte ihn an, jedoch wurde die verdeckte Hand nicht weggezogen. „Du kannst nichts tun als warten.“
 

Ein Zögern, doch sein Gegenüber zog die Hand nicht weg.
 

„Ich bin nicht dein Eigentum.“
 

Das Rauschen. Für ihn bedeutete es Zeitlosigkeit, wie auch für den Mann unerreichbar hinter Glas. Nur war die Zeit auf seiner Seite, denn der Mann in seinem Gefängnis vertrug Einsamkeit nicht lange.
 

Durch die verborgenen Lautsprecher wurde jeder einzelne unregelmäßige Atemzug übertragen, der beschleunigte Herzschlag drang überlaut an die Ohren des Besuchers. Er drehte die Lautstärke stets so hoch, das selbst sein Gegenüber hinter dem dicken Glas die Vibration seines eigenen Herzschlages fühlen musste.
 

„Es ist deine eigene Schuld.“
 

Er wusste, dass es etwas anderes bedeuten sollte. Er etwas anderes meinte, denn dieser Man war, trotz seiner selbst gefällten Entscheidung, garantiert nicht freiwillig hier.
 

Dieser Herzschlag machte ihn selbst nervös, erst recht der Blick, der nun auf ihm lag. In diesem Momenten war ihm alles egal, er wollte dieses Gefängnis öffnen, den Mann darin endlich wieder in seine Arme ziehen, festhalten, bis dieser erstickte, ihn wieder lieben und fühlen und damit endlich das Bedürfnis erfüllen, das schon so lange in ihm tobte: Den blonden Mann nichts anderes fühlen zu lassen, als ihn. Ihn nichts mehr sehen zu lassen, als ihn selbst und nichts mehr denken zu lassen, als ihn. Manchmal dachte er wirklich daran, doch die Liebe zu diesem Wesen ließ ihn bewegungslos ausharren und wieder nur beobachten. Er musste sich damit zufrieden geben, dass niemand von ihnen etwas hatte. Sie waren beide leer.
 

Plötzlich krümmte sich die Gestalt zusammen und erschrocken ging er in die Knie, um herauszufinden, was passiert war. Seine Hand griff schon nach dem Pager, um die Ärzte herbei zu rufen. „Fye..“
 


 

Der Angesprochene reagiert nicht, presst sich nur weiterhin die Hand auf seine rechtes Auge, bis es tränte. Die schmalen Schultern zittern für einen Moment, doch dann wurde der blondhaarige Mann wieder ruhig, lehnt sich an das Glas und starrt nach oben. Die zierliche Hand mit den langen Fingern, die er so liebt, wandert über das Gesicht ihres Besitzers und legt sich auf sein gesundes Auge. Das andere starrt nach oben. Blind. Blind. Blind.
 


 

Ein Blick auf seine Uhr zeigte dem Besucher an, dass es Zeit war zu gehen. Er wartete dennoch geduldig bis das übertragene Rauschen der Atemzüge und der heftige Herzschlag sich normalisiert hatten.
 

Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und ging zum Ausgang. Ein neuer Morgen war angebrochen. Die Tür ging mit einem Surren und tiefen Klacken hinter ihm zu und die Kreislaufgeräusche waren ausgeschlossen, ließen die Stille wie eine Raubkatze über ihn herfallen. Er straffte die Schultern, band sein langes, schwarzen Haar zusammen, das ihn bei seiner Arbeit meist nur behinderte und rief seine Sekretärin an, dass sie einen Fahrer schicken sollte, um ihn abzuholen.
 

Sein Gebet aus Herzschlägen und Atemgeräuschen hallte in seinen Ohren wieder und wieder.
 

“Ist es ein Wunder, dass ich wegen dir nicht schlafen kann und deshalb jede Nacht hier bin?“, fragte er sich und stellte seine Uhr auf die Uhrzeit, an dem unberührbaren Mann hinter Glas wieder besuchen konnte.
 

“Es wundert mich nicht, dass ich durch dich Frieden gefunden habe.. es wundert mich nur, dass du immer wieder von neuen erwartest, dass ich meinen Frieden und mein Glück für dich aufgebe.“
 

It’s not enough

Just a touch

I taste.. I love

I call.. I bleed enough I hate

I’m not I was

I want too much
 

~~ Kapitel 13 Ende~~~~
 

Anmerkung: Eye ist geistiges Eigentum der Smashing Pumkins, ich maße mir nichts an und verdiene kein Geld hiermit.



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