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Supernova

von

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3. Kapitel - (Das Lager der Namenlosen)

Das, was sich hinter der Metalltür befand, überraschte Kurogane.
 

Sein erster Gedanke war, dass es groß war.
 

Sein zweiter, was diese Leute hier wohl hergetrieben hatte.
 

Der Ort ähnelte einer weitaus kleineres Version des Einkaufszentrums, in dem sie gerade noch gerastet hatten, doch war weitaus zerfallener. Trat man durch die Eisentür, befand man sich auf einem kleinen Platz. Am Ende des Platzes erhob sich eine Front aus sieben offenen Gängen mit ihren Geschäften und ein fast völlig zerfallener, inaktiver Springbrunnen trohnte, vor einem Gang, der weiter in das Innere führte. Überall von den Gerüsten hingen bunte Stoffe und Menschen waren auf ihnen unterwegs oder hangelten sich über die Provisorien. Viel war zerstört, wie nach einem Bombenangriff und deswegen befand sich auch fast alle fünf Meter ein Seil oder Steg als Hilfe.

Leitern waren überall angebracht und schienen der einzige Weg, um in ein anderes Stockwerk zu kommen. Die hohe Decke wölbte sich gefährlich nach unten und war vielerorts nur notdürftig repariert. Die riesigen Fensterfronten, die in den sonstigen Einkaufszentren mit wunderschönen bunten Gläsern geschmückt waren, waren glaslos und dahinter war nichts außer eine Wand aus Geröll zu sehen. Scheinbar hat man die neuen Einkaufszentren einfach über dem alten gebaut. Und überall waren Menschen, Stimmen und es brannten kleine Lagerfeuer, denn in dem Gewölbe war es empfindlich kalt, da es unter der Erde lag, dazu auch noch meist ohne Beleuchtung. Nur hier und da hingen ein paar Petroleumlampen. Offensichtlich gab es hier unten keinen Strom.
 

Kurogane hatte sein Katana schon gezogen und an die Kehle des braunhaarigen Mannes gepresst, der ihm gerade eine Waffe an dem Kopf hielt, bevor das leise Klicken der entsicherten Sicherung überhaupt zu hören war. Gut zehn andere Männer, ebenfalls schwer bewaffnet, standen um sie herum und sahen ihn grimmig an. Aus dem Augenwinkel erkannte er auch noch ein paar Schützen auf den Geländern und hier gab es keine Deckung. Ruhig ließ er das Schwert wieder sinken. Er wusste, wann er sich auf einen sinnlosen Kampf einließ.
 

Das alles geschah in Sekundenschnelle und Fye wedelte sofort mit den Händen und sprach auf den Schützen ein. Der musterte den Blonden kritisch, scheinbar kannten sie sich, und maulte dann etwas unverständliches, aber garantiert unfreundliches, zurück.
 

Der Blick, den er Fye zuwarf, sagte alles und Kurogane konnte es dem Kerl nicht mal verübeln, dass er Fye nicht mochte. Man brauchte ja schließlich auch gute Nerven, um den hyperaktiven Quälgeist auszuhalten. Fye schien nach einem kurzem Streit, den die anderen Männer nur zurückhaltend beobachteten, als Sieger hervorzugehen, denn der Kerl nickte und machte den Weg frei. Gerade wollten sie losgehen als er sie doch wieder anhielt und auf sein Schwert deutete. Fye schüttelte den Kopf und schon hatte der Kerl nach Souhi gegriffen. Der dachte doch nicht, er würde ihm sein Schwert überlassen? Doch schon lag Fyes Hand auf seiner, drückte zu und zischte den Mann wütend an. Überrascht sah Kurogane zu dem Magier. Das waren ja mal ganz neue Töne.
 

Nachdem der Kerl Fye noch etwas warnendes zugezischt hatte, tollte er sich tatsächlich davon. Erleichtert atmete der Magier durch und gab sein charakteristisches „Fiuuuu~“ von sich.
 

Nachdenklich sah Kurogane dem Kerl hinterher. Er hatte eine üble, frische Wunde quer über dem linken Auge gehabt. Woher die wohl stammte? Bisher hatte er diese Welt für recht friedlich gehalten, nirgendwo hatte er streitende Leute gesehen und nicht einen einzigen Taschendieb im Einkaufszentrum. Doch diese Menschen waren schwer bewaffnet.
 

Fye führte ihn weiter und mehr Leute strömten jetzt auch auf den Platz mit dem Brunnen. Scheinbar waren sie durch irgendwelche Sicherheitsvorkehrungen gewarnt worden, doch jetzt wurden sie, oder vielmehr er, nur kritisch aber nicht wirklich ängstlich beäugt. Den Gang hinter den Brunnen durchquerend kamen sie in eine weitere Halle. Sie war kleiner, rund und mit vielen kostbar aussehnenden Tüchern behangen. Überall auf dem Boden lagen Decken oder standen zeltartige Gebilde und auch hier brannten zahlreiche kleine Lagerfeuer, die verrückter Weise keinen Rauch entwickelten, oder bildete er sich das nur ein?

Auch hier war lebhafter Betrieb und hier und da schliefen Menschen. Meist Kinder oder Ältere.
 

Wieder nahm Fye ihn an der Hand und zerrte ihn in eines der größeren Zelte.
 

Das Zelt war mit Decken ausgelegt und hier und da standen ein paar Bücher in den Ecken, die das Gebilde aber mehr zu stabilisieren schienen als zum Lesen gedacht zu sein. Allgemein schienen es die Leute hier recht bunt zu mögen. Die Zeltwände, wie auch die Decken und Kissen waren aus vielen verschiedenfarbigen Stoffen zusammengenäht und meist kunstvoll verarbeitet, auch wenn teils schon recht ausgeblichen und alt.
 

Über einer Schüssel mit einer grünlichen Flüssigkeit gebeugt saß ein älterer Mann mit einer verstaubten Brille und langen grau-schwarzem Haaren, die zu einem Zopf gebunden bis zu seiner Hüfte reichten. An manchen Stellen war er jedoch schon kahl, was ihm, Kuroganes Meinung nach, einen etwas zusammengeflickten Eindruck verlieh. Doch man sollte Menschen, vor allem ältere, niemals nach dem Aussehen beurteilen, hatte Kurogane schon früh in seiner Ausbildung gelernt und offensichtlich schien dieser Kerl so etwas wie der „Älteste“ zu sein. Erst jetzt viel ihm auf, dass er seit seiner Ankunft oben keinen Menschen gesehen hatte, der älter als 40 wirkte.
 

Überrascht sah der Alte von der Schüssel auf und strahlte Fye regelrecht an, sah kurz zu Kurogane und plapperte dann drauf los. Na, die beiden passten ja zusammen. Nachdem er dem Gespräch, in dem der Alte wie im Takt nickte und Fye ihm offensichtlich erzählte was es mit dem Ninja auf sich hatte und dabei immer wieder zu ihm sah, brummte diesem – nicht zum ersten Mal, seit er in dieser Welt gelandet war- der Schädel und er blickte immer unverstehender drein. Es war auch ein Fluch nichts verstehen zu können. Zum ersten Mal wünschte er sich das weiße Wollknäuel her.
 

Irgendwann hatte der Alte ihn einfach nur getätschelt und beide hatten Kurogane angestrahlt als hätten sie ihm verklickert, dass er bald Vater werden würde. Danach hatte Fye ihn wieder aus dem Zelt geschoben und nun saßen sie mit ein paar anderen um ein größeres Lagerfeuer auf ein paar Decken herum und aßen Mais. Kurogane, der seit seiner Ankunft nicht viel gegessen hatte, war dankbar und konzentriert mit seinem Maiskolben beschäftigt und auch Fye schien einmal den Mund zu voll zu haben, um zu reden. Der Schwarzhaarige wurde zwar noch immer von allen Seiten neugierig und teilweise kritisch gemustert, was aber ein paar kleine Kinder nicht davon abhielt quer über ihr Lager zu stürmen und beinahe die Schale mit dem Mais, der für die Gemeinschaft zugänglich an das Lagerfeuer gestellt war, wieder in die Flammen zu befördern. Irgendwo schollt eine Mutter, aber sonst schien sich niemanden daran zu stören. Der Kerl mit der Narbe beobachtete sie bereits die ganze Zeit und ließ ihn keinen Augenblick aus dem Augen. Er konnte ihn verstehen, wenn er für die Sicherheit für solch ein Lager verantwortlich wäre, würde er auch keinen Fremden mit Waffe unbeaufsichtigt lassen.
 

Nach dem Essen verstreute sich die Essgemeinschaft allmählich wieder und auch Fye, der sich nach dem Essen neben dem Ninja zusammengrollt und ein wenig vor sich hingedöst hatte, schien wieder in Hochform zu sein. Der Magier schien über seine Anwesenheit regelrecht euphorisch zu werden und führte ihn überall herum. Die ehemaligen Geschäfte waren meist mit Leder- oder Stoffplanen abgehangen und stellten scheinbar Wohnräume und Lagerhallen für Waffen und Nahrung dar, waren jedoch auch jedermann zugänglich. Gerade wollte sich Kurogane durch ein weiteres Stück des Stoffdschungels schlagen, als Fye ihn am Arm festhielt und auf eine blassrote Blume deutete, die vor dem Eingang lag, bevor er ihn wegzog.
 

Mancherorts wurde laut plappernd abgewaschen und an manchen Feuerstellen auch noch gegessen. Hier und da wurde auch trainiert oder Kleider geflickt, Stege repariert, Kinder versorgt und es gab sogar einen recht großen Raum, der eine Art provisorisches Hospital darstellte. Über dessen Eingang prange gerade noch erkennbar ein grelller Schriftzug, der von einem kleinen Karikaturmännchen mit Kochmütze auf dem Kopf mit Spiegeleiern beworfen wurde. Irritiert schüttelte der Ninja den Kopf.
 

Der Blonde wollte gerade weitergehen als ihn jemand zurückrief. Mit Schwung drehte der Magier sich um und sah sich um, bis er ein braunhaariges Mädchen entdeckte, das an der Eingangstür lehnte und sich auf eine Plastikkrücke stützte.
 

Überrascht zog Kurogane scharf die Luft ein. „SAKURA?“.
 

Verstört sah das Mädchen den großen dunkelhaarigen Fremden an und blickte dann unsicher zu Fye. Der lächelte nur fröhlich und sagte etwas in einem beruhigenden Ton, während er auf sie zu ging, sich runterbeugte und ihr brüderlich gegen die Wange stupste. „Warum hast du mir nicht gesagt, dass die anderen hier sind, du Idiot!“ Einen Blick nach unten werfend stellte Kurogane fest, dass sie sich wohl den Fuß verstaucht hatte oder ähnliches, denn ein dicker Verband war um ihren rechten Knöchel gewickelt: Wo war eigentlich Shaolan? Erfahrungsgemäß nie weit von der Prinzessin entfernt.
 

Plötzlich räusperte sich jemand hinter ihm. „Ich bitte Sie hier nicht so laut rumzubrüllen. Meine Patienten brauchen absolute Ruhe und es herrscht auch so schon genug Lärm in diesen Gewölben.“
 

Kurogane fuhr herum. Jemand der seine Sprache sprach! Hinter ihm stand ein dünner, nicht besonders hochgewachsener Mann Mitte dreißig, mit einer kleinen runden Brille auf der Nase, einen langen weißen Kittel und schwarzen, glatten Haar, welches mit einer blauen Kordel notdürftig zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden war. „Dr. Kyle?!“
 

Dieser räusperte sich beherrscht. „Leiser bitte.“
 

Irgendwo hinter ihm kicherten Fye und Sakura, aber Kurogane fuhr in der gleichen Lautstärke fort. „Wie kommt es, dass du mich verstehen kannst?“
 

„Ich erschieße sie, wenn sie nicht gleich ruhig sind,“ bemerkte der Arzt gefährlich ruhig. Der Ninja verstummte, darauf wollte er es dann doch nicht unbedingt anlegen und der Doktor fuhr fort. „Ich kann jede Sprache verstehen und sprechen, weil ich die nötige Übersetzungssoftware besitze. Das ist in meinem Beruf notwendig, da ich auch Patienten behandle, die aus anderen Städten kommen oder nur die Fachsprache der Industriellen kennen.“
 

Software? Industrielle? Irgendetwas klingelte in seinem Kopf, aber er konnte sich nicht mehr erinnern, wo er diese Begriffe schon einmal gehört hatte. War wohl so etwas wie bei Mokona, das ihnen die Verständigung ermöglichte. „Ah.. und wo bin ich hier?“, fragte er leiser.
 

„Im Bambushain“, flüsterte Kyle im übertrieben, verschwörerischen Ton zurück, während er sich ganz nah zu ihm lehnte und ein Gesicht machte, als würde er ihm das größte Geheimnis überhaupt erzählen.
 

„Sieht für mich nicht wie ein Bambushain aus.“
 

„Das liegt daran, dass mindest drei Einkaufszentren darüber gebaut wurden. Aber haben Sie nicht draußen vor dem Eingang die vielen Röhren und Stangen gesehen, die den U-Bahnschacht regelrecht durchspießen, wie ein großes schlangenhaftes Ungeheuer? Der Gründer dieses Lagers hat sich daran sofort an einen Bambushain an seiner Kindheit erinnert und seitdem heißt dieser Ort 'Der eiserne Babushain'. Obwohl mir viele ältere Leute sagen, dass es einem Bambushain nicht im geringsten ähnlich sehen soll. Aber das kann ich nicht beurteilen, ich habe noch nie einen gesehen.“
 

Die Kleine war mit Fyes Hilfe mittlerweile zu ihnen gehumpelt und sah von einen zum anderen. Fye grinste wie üblich und Kurogane fragte sich, warum der Kerl so geschwollen reden musste. Leise sagte der Magier etwas zum Doktor und der Ninja wurde aufmerksam. Hatte er da gerade die Namen Sakura und Shaolan herausgehört?
 

Der Doktor lächelte wohlwollend und wand sich wieder an ihn. „Er hat mich gefragt, ob ich Ihnen etwas über zwei Personen namens 'Shaolan' und 'Sakura' erzählen könnte, aber ich muss gestehen mir ist so jemand nicht bekannt.“
 

„Aber, da steht sie doch...“, gab Kurogane verwirrt zurück und deutete auf Sakura.
 

„Es muss sich um seine Verwechslung handeln, das hier ist Hime... -chan.“ Kyle hatte etwas gestockt, als hätte er sich erst noch überlegt, welchen Suffix er verwenden könnte. Sakura sah ihn mit ihren typisch freundlichen und naiven Augen an und Kurogane beschloss sie im Blick zu behalten, auch wenn sie eventuell die Sakura aus dieser Welt war. Mittlerweile hatten sich Kyle und Fye unterhalten.
 

„Sie werden sicher Morgen eines der frisch gelieferten Übersetzungsprogramme bekommen, dann können Sie sich auch mit den anderen kommunizieren, aber bis dahin sollten sie uns hier nicht verloren gehen! Am besten, Sie bleiben immer in der Nähe von Fye-....“, wieder eine Denkpause. Warum ließ er's nicht einfach weg, wenn er damit mit ihnen nicht zurecht kam? Wie wurde das überhaupt übersetzt?, „ –kun. Er verläuft sich zwar ständig, aber weiß sich durchzuschlagen. Und jetzt entschuldigen Sie mich. Ich muss einen Arm annähen.“ Und schon war der Mediziner wieder im Hospital verschwunden. Fye hatte mittlerweile die Kleine Huckepack genommen und sie in ihr Bett zurück gebracht, ließ sich noch einen Schmatzer auf die Wange geben und kehrte dann, Sakura noch zum Abschied zuwinkend, zu seinem Begleiter zurück und zog ihn weiter.
 

Er traf weitere bekannte Gesichter wieder, wie z.B. Souma, die mit einem angenervten Blick und einem schreienden Blag auf dem Arm an ihm vorbeistürmte, ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen. Wie sie schon oft festgestellt hatten, waren die Personen die selben und doch nicht die selben. Doch das „Herz“ blieb das selbe, auch wenn die Personen in völlig anderen Welten lebten, völlig andere Lebensumstände und Vergangenheiten hatten. Behauptete zumindest die Hexe. Nun, dann konnte er ja nur inständig hoffen, dass Kyle seine Patienten nicht heimlich entführte wie die Kinder in Jade World.
 

Drei Stunden später hatte Kurogane eindeutig genug und sie gingen zurück zu ihrem Lager. Sofort ließ Fye sich in die Decken fallen, murmelte unverständliches in den Stoff, während zwei große eisblaue Augen müde zu dem Ninja aufblinzelten. Kurogane war nicht weniger erschöpft. Sie waren den ganzen Tag herumgelaufen und zwei Ausflüge ins kalte Wasser hatten seinen Körper ausgelaugt. Sein Katana in Griffweite streckte er sich ebenfalls auf den Decken aus und wunderte sich als Fye ihn regelrecht glücklich schläfrig ansah. Beschließend nicht darüber nachzudenken, schloss Kurogane die Augen und wäre fast weggedriftet, doch er spürte, wie sich jemand über ihn beugte. Er nahm seine Aura wahr und brauchte nicht einmal die Augen zu öffnen, um zu wissen, dass es Fye war. Mit einem Seufzen schob er ihn weg, drehte ihm dem Rücken zu und konnte endlich ein wenig Ruhe finden.
 

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Kommentar: Reichlich kurz dieses Kapitel, dafür ist das nächste um so länger ^^

Falls sich jemand an ihn erinnern, Kyle war der Arzt aus Jade World, der die ganzen Kinder entführt hatte, um an Sakuras Feder zu gelangen!

Souma dürfte klar sein, oder? Der Vollständigkeit halber, da es ja keine Charakterprofile gibt: Souma ist eine Ninja aus Kuroganes Welt, die mit ihm zusammen Prinzessin Tomoyo beschütz und in RG Veda einer der Sterne.



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