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ZURINA'S TALES Vol. (2) - Die Jagd nach dem heilenden Schwert

Zurinas zweites Abenteuer!
von

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Prolog

Vor tausenden von Jahren im ägyptischen Imperium am Nil:

Ein zornig drein schauendes Kind, auf dem Kopf einen Papierkorb tragend, fuchtelte wild mit einem Stock herum: "Du hast Hochverrat begangen! Gleichermaßen an deinem Pharao und deinem Volk! Das Urteil lautet Verbannung!!!"

"Miuu", erwiderte der Verurteilte. Es handelte sich nämlich um ein Kätzchen.

"Och Manno!", schmollte das Kind. "Wie soll man denn jemanden in die Verbannung schicken, der so süß ausschaut?! Guck doch mal ein bisschen verwegener!"

Stattdessen begann das Kätzchen, seinen After zu putzen.

"Das ist Majestätsbeleidigung!", rief das Kind verdattert aus.

Doch das Kätzchen scherte sich nicht drum und tippelte einfach davon.

"Hey!" Da stand er nun, der Möchtegern-Pharao.

Aber nicht lange! Denn jetzt sprang ein grollendes Negerkind mit einer großen Maske hervor, das laute Rasseln schwang.

"Zu Hilfe, der nubische Medizinmann! Er will mich verfluchen!", kreischte das erste Kind.

Es entstand eine ausgelassene Verfolgungsjagd, durch den ganzen Raum ...

Ja, das einzige, was der allmächtige Pharao fürchtete, war es, mit einem Fluch belegt zu werden.

Damals in der Kindheit von Zurina und Afra, ihrer Gespielin und späteren Zofe, schien dies nur ein lustiges Räuber-und-Gendarm-Spiel zu sein. Doch eines Tages sollte jenes Spiel bitterer Ernst werden und Prinzessin Zurina eine große Illusion nehmen ...

Die einzige Hoffnung

Es war nicht lange Zeit nach dem verrückten Hochzeitstag, da wurde der Pharao schwer krank. Er lag in einem abgedunkelten Gemach und niemand durfte zu ihm. Mit Ausnahme seines engsten Vertrauten Dr. Tutnichweh, sowie den Heilern und Medizinern, welche aus ganz Kemet (das Reich der Pharaonen) herbeigerufen wurden, um den Pharao zu retten. Die ganze Königsfamilie war in großer Sorge um ihr Oberhaupt. Am schlimmsten stand es jedoch um die Königin. Als ihr Tutnichweh einmal auf dem Gang begegnete, war sie bleich wie weißer Sand und hatte dunkle Schatten unter den rot geweinten Augen. "Oh Doktor", sagte sie matt, "sprecht, haben die Heilkundigen Männer das Leiden unseres Herrschers herausgefunden?"

Der Mediziner schüttelte tief betrübt den Kopf: "Nein, oh, meine Königin. Sie sagen dasselbe, was die Heiler die gestern angereist sind, die Heiler die vorgestern angereist sind und die die vorvorgestern kamen sagten: Der Pharao zeigt Symptome aller bekannten Krankheiten, leidet aber dennoch unter keiner der bekannten Krankheiten."

"Ist das alles?!", rief die Königin zwischen Zorn und Verzweiflung.

"Nein ... ", antwortete Tutnichweh leise, "sie sagen auch, seine Krankheit stamme von einem Fluch .... Einem sehr mächtigen ... tödlichen Fluch ..." Der beste Freund des Herrschers sprach diese Worte mit großer Bitterkeit aus. Sein eigener Schmerz war so tief, dass er über die Wirkung seiner Rede gar nicht nachgedacht hatte.

Die Königin stieß einen gellenden Schrei aus und stürzte dann ohnmächtig zu Boden!
 

Zur selben Zeit, stand Prinzessin Zurina in ihrem Gemach und durchforstete ihre umfangreiche Schriftrollen Sammlung: "Sie muss hier doch irgendwo sein!" Fennek der Wüstenfuchs half ihr beim Suchen der gewünschten Schriftrolle. Mit einem Mal, rief Zurina: "Fennek, hier ist sie! Die Legende vom Heilenden Schwert!" Dabei rollte sie hastig einen Papyrus auseinander und begann, ihn laut vorzulesen: "Das Heilende Schwert, auch Kristall Schwert, oder das Schwert von Atlantis genannt, ist die gefährlichste Waffe der Welt, weil es ausnahmslos jedes physische Leiden heilen und seine Wirkung vorüber gehend auch auf andere Waffen übertragen kann. Jenes wundersame Schwert befindet sich im Verbotenen Tempel, welcher nur von denen gefunden werden kann, die ihn auch suchen - ah, hier ist auch der Weg dorthin eingezeichnet!", stellte die Prinzessin aufgeregt fest. "Davon werde ich jetzt sofort dem Kriegsminister berichten. Er wird unsere besten Männer zu einem Trupp zusammenstellen lassen und dann werden sie ..." Zurina hielt inne und sah hinunter zu Fennek, der mit der Pfote an ihr Bein tippte und den Kopf schüttelte. "Sie werden nicht?" fragte sie verwundert.

"Warum nicht?" Fennek entrollte mit seiner Pfote den Teil der langen Schriftrolle, den die Prinzessin nicht gelesen hatte. Dies holte sie nun eifrig nach und stieß einen Laut des Schreckens aus! Dort stand geschrieben: "Keiner der den Tempel betreten hat, ist jemals wieder lebend zurückgekehrt. Oh, nein!", sagte Zurina hoffnungslos. "Der Kriegsminister wird niemals ein solches Himmelfahrtskommando geben! Schon gar nicht unseren besten Männern!" Unglücklich kauerte sie sich neben dem Regal voller Schriftrollen nieder und fing an, bitterlich zu weinen. Davon erwachte Sobek, das Krokodil im Zimmerteich. Es sah seine Freundin mitfühlend an und kam zu ihr gekrabbelt, um sich tröstend an sie zu schmiegen. "Wenn Vater stirbt", schluchzte Zurina heftig, "wird sich Mutter das Leben nehmen! Und mein unreifer, hochtrabender Bruder Ptha wird Pharao! Ein miserabler Pharao! Vater war in Ordnung!"

Auf diese Worte hin, legte Fennek den Kopf schief und sah die Prinzessin zweifelnd an.

"Für einen Pharao, meine ich." fügte Zurina entschuldigend hinzu. Für eine Weile sah Zurina nun nachdenklich auf den auseinander gerollten Papyrus. Mit einem Mal hielt sie ihn Fennek vor die Augen: "Kannst du mich anhand jener Karte zum Verbotenen Tempel führen?" Der Fuchs nickte. Gut", sagte Zurina entschlossen. Damit richtete sie sich auf: "Dann ist es entschieden: Ich werde mich selbst auf die Suche nach dem Heilenden Schwert begeben. Für das Wohl des Volkes und das meiner Familie."

Fennek sah sie gleichfalls weise wie anerkennend an, als sei dies genau das gewesen, was er von ihr hören wollte. Sobek hingegen, versuchte krampfhaft die Prinzessin von ihrem Vorhaben abzubringen. Er schaute ihr angsterfüllt ins Gesicht schüttelte unentwegt den Kopf und machte aufgeregte Krokodilslaute.

"Ach Sobek, wie gut ich dich doch verstehe! Aber wie schwer es mir auch fällt, ich muss einfach gehen!", sagte Zurina, während sie zärtlich die Arme um seinen dicken Hals schlang. Dann sah sie ihm in die kleinen, verzweifelten, gelben Augen und sprach sanft: "Ich kann dir nicht zusagen, dass ich lebend zurückkehre. Aber ich verspreche dir, so wahr ich dich als Ei ausgebrütet und großgezogen habe: Ich werde mir alle Mühe geben, lebend zu dir zurück zukehren!" Sobek verzog schmerzlich das Gesicht und weinte dicke Krokodilstränen.

"Lebe wohl, Sobek", sagte das Mädchen. "Möge dich dein Namensgeber unter den Göttern schützen." Schweren Herzens, wand sie sich von ihm ab. Nun löste sie eine Platte aus dem Steinpflaster des Bodens, unter der eine Mulde zum Vorschein kam. Aus dieser holte die Prinzessin einen Waffengürtel mit einem Säbel hervor. "Hoffentlich muss ich ihn nicht einsetzen", seufzte sie und legte den Gürtel an. Als Nächstes, zog Zurina ihren, schlichten, weiten Reisemantel über. Sie winkte Fennek, worauf dieser auf ihre Schulter sprang. Bevor die Beiden das Gemach verließen, ging Zurina noch zu den Regalen, in denen ihre alten Spielsachen lagen. Dort stand, wie Ihr wisst, auch eine Art Schneekugel, die aber mit Sand und Wasser gefüllt war. Eben jene Kugel, nahm die Prinzessin jetzt in die Hand: "Das magische Sturmglas meines Urgroßonkels. Vielleicht kann ich es brauchen", meinte sie und steckte es ein.
 

Draußen auf dem Gang, rief Zurina nach Afra, ihrer Zofe. Doch sie schien nicht in der Nähe zu sein. So ging die Prinzessin weiter durch den Palast und rief nach Afra. Irgendwann drang ausgelassener Singsang eines Mädchens an ihr Ohr. In einer fremden Sprache, die sie nicht verstand. Zurina folgte den Tönen in eine große Halle. Bevor sie den Sänger erspähen konnte, klatschte eine faulige Frucht gegen das steinerne Antlitz einer gigantischen Statue des Pharaos, welche in der Halle stand. Wie Zurina jetzt sah, war es nicht das erste Stück Gammel-Obst, was jemand an das Standbild geworfen hatte. Und bei dem Obst-Werfer, den sie nun entdeckte, handelte es sich auch um den ausgelassenen Sänger: Afra! Sie saß oben auf der Galerie, ließ ihre Beine zwischen den Balken der Brüstung baumeln, sang, schlug eine Rassel und warf mit faulem Obst nach der Statue. "Was zum Seth, machst du da?!", fragte Zurina vor den Kopf stoßen. Statt zu antworten, begann das Negermädchen ihr Lied nun in der für Zurina verständlichen Sprache zu singen:
 

"Hurra, hurra, der Pharao stirbt

Noch bevor die Grille zirpt

Ziegenmist und Entendreck

Bald ist er vom Fenster weg"
 

Afras Gebieterin erkannte die Lage schnell. Ruhig und ernst sagte sie zu ihr: "Du weißt ganz genau, dass auf den einen Blödmann gleich der nächste und in diesem Falle ein noch viel größerer Blödmann folgt. Wenn Ptha erstmal Pharao ist, wird es deinem Volk auch nicht besser, sondern höchstens noch schlechter gehen, als bisher." "Der Tot jedes Pharaos ist etwas Gutes." lautete Afras sture Antwort.

"Dann ... muss ich also annehmen, dass du mich nicht auf meiner Suche nach einem Heilmittel für meinen Vater begleiten wirst?", fragte die Prinzessin scheu.

"Darauf könnt Ihr sogar Gift nehmen!" rief ihre Zofe erbost.

"Und wenn ich dich als deine Freundin bitte?", meinte Zurina zaghaft. "Ich würde dich auch bestimmt nicht in Gefahr bringen."

"Pah!! Ich bin niemals Eure Freundin gewesen!", schrie Afra noch erboster. "Notgedrungen war ich Eure Gespielin, notgedrungen bin ich eure Zofe! Aber Eure Freundin?! Dazu konnte mich keiner zwingen! Niemals würde ich Freundschaft mit der Tochter des Pharaos, des Feindes meines Volkes pflegen! Nie und nimmer!!"

Zurina sah verstört zu Afra auf. Ihre Augen wurden feucht und mit tränenerstickter Stimme sprach sie: "Wenn es so ist, kann ich dir Hoffnungen machen, dass du womöglich bald keine lebende Gebieterin mehr hast der du zu dienen verpflichtet bist." Anschließend ging sie leise schluchzend von dannen.
 

Wenig später ritt Prinzessin Zurina mit einem Dromedar durch die Wüste, auf dessen Kopf Fennek Platz genommen hatte. Er saß dort oben, hielt die Karte zum Verbotenen Tempel in den Pfoten und wies den anderen Beiden die Richtung an.

"Wie konnte ich nur so einfältig sein?" sprach indess Zurina zu sich selbst. "Wie konnte ich nur glauben, ein Mensch, dessen Volk unter dem Joch meines Volkes lebt, wäre mein Freund, nur weil wir als Kinder zusammen gespielt haben? Einfach lächerlich!"
 

Nach einer Weile erreichten die Drei den Tempel. Groß und imposant stand er inmitten einer Oase, die fast wie ein Park anmutete. Ganz so, als ob ein Gärtner sie pflegen würde. Das Dromedar kniete sich unaufgefordert nieder und Zurina stieg von seinem Rücken. Mit einem mulmigen Gefühl sah sie zu dem Verbotenen Tempel auf. Dann drehte sie sich noch mal zu ihren Tierfreunden um: "Danke Fennek. Danke, dass du uns hierher geführt hast", sprach sie und liebkoste den kleinen Fuchs zärtlich. "Ich hoffe aus tiefstem Herzen, dass wir uns nicht erst im Jenseits wieder sehen." Fennek sah sie freundlich und weise an, wie immer. "Lebewohl, Fennek", sagte Zurina tief bewegt. Nun schlang sie ihre Arme noch um den langen Hals des Dromedars und legte ihre Wange an seine Stirn: "Lebe auch du wohl, mein treuer Freund." Anschließend ging sie zögernd auf den Tempel zu. Die Angst, die sie dabei überkam, verursachte ihr entsetzliche Übelkeit. Ja, Zurina fürchtete, sich augenblicklich übergeben zu müssen. Doch dann holte sie tief Luft, zündete ihre Öllampe an und schritt hinein ins Ungewisse. Im Inneren des Tempels war es zappenduster. Zurina sah nun im Licht der Lampe einen langen Gang vor sich. Ähnlich wie in einer Pyramide. Umso weiter sie ihn entlang ging, überkam sie das dumpfe Gefühl, irgendjemand ... oder ... irgendetwas beobachte sie ... Immer wieder sah sie sich angstvoll um. Dabei fiel der Schein ihrer Lampe auf drei Gestalten, die sie aufschrecken ließen. Aber im nächsten Augenblick erkannte Zurina, dass es sich nur um Statuen dreier Sphingen handelte. Sie besah sie sich ein wenig: Die Figuren ähnelten ägyptischen Kunstwerken, wiesen aber dennoch Unterschiede auf: Sie hatten Adlerschwingen wie die griechischen Darstellungen von Sphingen, nicht die Körper ausgewachsener Löwen, sondern die von Löwenjungen und die Schweife der drei Figuren endeten in feuerroten Quasten. Jede Sphinx nahm eine bestimmte Pose ein. Passend dazu, stand auf jedem ihrer Sockel ein anderer Satz geschrieben. Die Erste hatte die Pfoten an die Augen gelegt, als wolle sie in die Ferne spähen. Auf ihrem Sockel war zu lesen: Sieh alles Böse

Die Zweite hielt, wie um besser hören zu können, die Pfoten an die Ohrmuscheln.

Die Innschrift ihres Sockels lautete: Höre alles Böse

Die dritte Sphinx hatte die Zeigefinger, (bei ihren Pfoten wohl besser gesagt, "Zeigeballen"), an die Schläfen gelegt und auf ihrem Sockel stand:

Denke nichts Böses

"Ziemlich eigensinnig", bemerkte Zurina und ging eilends weiter.
 

Irgendwann gelangte sie in eine große Halle. Diese wurde von einem eigenartigen, sanften, weißen Licht erhellt. Es stammte aus einer Nische ganz am Ende der Tempelhalle. Und das, was sie erstrahlen ließ, war ... das Heilende Schwert! Es hing in einem Ständer, der auf einem goldenen Amboss stand, welcher die gesamte Nische einnahm. "Bei den sieben Mägen der Hator ...", raunte Zurina überwältigt.

Plötzlich donnerte eine tiefe, grollende Stimme durch das Gewölbe, als würde Rübezahl aus dem Inneren der Berge rufen: "WER WAGT ES DEN VERBOTENEN TEMPEL ZU BETRETEN?!!!!"

"N- n- n- niemand", stotterte Zurina, "nur eine Prinzessin!"

"BIST DU GEKOMMEN UM DAS KRISTALLSCHWERT AN DICH ZU NEHMEN?!!!!" fragte die Rübezahlstimme weiter.

Es war vielleicht nicht sehr klug, dazu Stellung zu nehmen, aber die Frage verwunderte Zurina so sehr, dass sie zurückfragte: "Warum sollte ich denn sonst hier sein?"

"Hätte ja sein können, du bringst die Pizza Kairo, die wir bestellt haben", antwortete ihr eine helle Mädchenstimme. Fast im selben Augenblick, pustete jemand Zurinas Öllampe aus! Irgendwoher aus dem Halbdunkeln erklang das Gekicher junger Mädchen. Einen Moment später entzündeten sich der Reihe nach, wie von Zauberhand, zahlreiche Fackeln an den Wänden der Tempelhalle! Unsere Prinzessin kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Da rief eine neue Mädchenstimme über ihrem Kopf spöttisch: "Hier oben, Indiana Jones!"

Zurina sah auf und ließ sich vor lauter Schreck auf ihren Allerwertesten plumpsen!

Dort unter der Decke flatterten die drei kleinen Sphingen, welche sie eben noch für Statuen gehalten hatte!

Die Quiz Show des Verderbens

"Sphingen!", sagte Zurina atemlos.

"Nicht irgendwelche Sphingen!", stellte die mittlere Sphinx klar. Dann warf sie sich stolz die Pfote in die Brust: "Wir sind Cherubina ...!"

"Destenya ...!", fügte die Sphinx zu ihrer Linken hinzu.

"Und Philosophia!", schloss die zu ihrer Rechten.

"Die Wächter des Heilenden Schwertes von Atlantis! Unverwundbar und Meister der Magie! Wer sich mit uns anlegt, hat gleich verloren!", verkündete Cherubina. "Naaa", fragte sie Zurina herausfordernd, "willst du das Schwert immer noch haben?"

"Ja!", antwortete diese tapfer.

"Dann heißen wir dich hiermit herzlich willkommen zur Quiz Show des Verderbens!", riefen die Sphingen begeistert im Chor. Unterhaltungsmusik und Massenapplaus schallten plötzlich durch die Halle! Vor Zurinas Füßen schoss ein Buzzer-Pult aus dem Boden! Auch Cherubina befand sich auf einmal hinter einem Pult. Es ragte so hoch an die Decke, dass die kleine Sphinx von weit oben auf Zurina herabsah. "Ja, meine Damen und Herren, dies ist eine neue Ausgabe des Quiz des Verderbens! Und ich bin ihre Gastgeberin - Cherubina!", sprach die Sphinx laut zu einem nicht vorhandenen Publikum. Tatsächlich erklang kräftiger Beifall. Vergebens versuchte Zurina auszumachen woher. Cherubina redete indes weiter: "Unsere heutige Kandidatin ist - äh ..." Sie beugte sich hinunter zu Zurina und fragte gelangweilt: "Wie heißt du noch gleich?"

"Prinzessin Zurina", antwortete diese.

"Genau! Palasthuhn Bulimina!", rief die Sphinx an das imaginäre Publikum gewandt. "Und nun, wie immer, die Spielregeln: Ich stelle dir jeweils ein Rätsel aus den Themenbereichen: Tierwelt, Pflanzenwelt, Physik, Chemie, Sport, Kunst, Geschichte, Gesellschaft heute, Philosophie, Magie, Allgemeinbildung der Zukunft und Geheimnisse des Universums." Cherubina schmunzelte unserer Prinzessin zu und wippte vielsagend mit den Augenbrauen. "Der Clou dabei ist, du weißt nie im Voraus, aus welchem Themenbereich das Rätsel stammt. Das weiß nur ich. Wenn du alle Rätsel löst, gewinnst du das Heilende Schwert!" Die beiden übrigen Sphingen präsentierten in koketter Pose, den besagten Gegenstand. "Doch wenn du auch nur eine falsche Antwort gibst", sagte Cherubina, wobei ihre Augen aufleuchteten wie rotglühende Kohlen, "kannst du deine Weihnachtspostkarten dieses Jahr aus dem Jenseits verschicken!" Dann meinte sie, wieder mit normalen Augen: "Beginnen wir mit dem ersten Rätsel." Sie drehte das Rad, das neben ihr stand. Die zwölf verschiedenen Farben auf ihm, standen mit größter Wahrscheinlichkeit für die zwölf Themenbereiche. Als es stehen blieb, holte Cherubina einen Zettel hervor und las:

"Es wächst, wächst aus, verliert seine Kindheit, wird aber nie erwachsen. Was ist das? Wenn du die Antwort weißt, drücke auf den roten Buzzer."

Zurina dachte scharf nach. Plötzlich begannen ihre Augen zu leuchten! Schnell drückte sie den Buzzer. "Das ist eine Frau der meisten heutigen Gesellschaften!", rief Zurina. "Sie wächst aus und verliert ihre Kindheit, wie jedes andere Geschöpf auf Erden auch. Dennoch wird sie weiterhin wie ein Kind behandelt. Anstelle ihrer Eltern sagt ihr nun ihr Mann, was sie zu tun und zu lassen hat. Da geht es uns Ägypterinnen noch am besten!"

"Das ist richtig." sagte Cherubina. "Ein Punkt. Und nun zum zweiten Rätsel."

Abermals drehte sie das Rad und las einen neuen Zettel ab:

"Es hat den Schnabel einer Ente, den Körper eines Otters und den Schwanz eines Bibers. Was ist das?"

Ihr wißt natürlich alle, dass hier von einem australischen Schnabeltier die Rede war. Aber Zurina, die Australien ja nicht kannte, konnte dies unmöglich erraten! Doch manchmal ist das Falsche zu tun, gerade richtig ...

"Hä?!", rief Zurina dümmlich aus. "Was ist das denn für ein komisches Schnabeltier?!" Im nächsten Augenblick schlug sie sich, entsetzt über ihr unbedachtes Gerede, die Hände auf den Mund.

"Da sieht man mal wieder, wozu ein loses Mundwerk gut sein kann." meinte Cherubina verdrießlich. "Antwort stimmt. Zwei Punkte. Nächste Frage:

Es speichert Wasser wie ein Kamel, wird hoch wie ein Tempel und fünfundachtzig Männer können es umfassen. Was ist das?"

Diesmal drückte Zurina sofort auf den Buzzer: "Ein Affenbrotbaum! In Trockenzeiten sammelt er große Mengen an Wasser in seinem schwammartigen Stamm. Und er ist in jeder Hinsicht gigantisch."

"Wieder richtig. Drei Punkte", antwortete die Sphinx gleichmütig. "Mal sehen, ob das Rad diesmal ein schwierigeres Thema anzeigt." Sie drehte das Rad und tatsächlich - ihr Blick erhellte sich. Nun legte sich das Fabelwesen lässig über sein Pult und gab Zurina das vierte Rätsel auf:

"Es hängt an der Wand und macht NICHT >tik< >tak<" - Cherubina bewegte ihren Schweif in der Luft, wie das Pendel einer Uhr. "Und wenn es runter fällt, ist das Wetter im Keller. Was ist das?"

Die Sphinx grinste triumphierend, wobei ihr Löwengebiss zum Vorschein kam. Denn Ihr und ich wissen zwar, dass des Rätsels Lösung ein Barometer war, aber woher sollte Zurina das wissen? 1700 Jahre vor Christi Geburt?! Zurina sperrte nur ratlos den Mund auf, bis Cherubina mit gekünsteltem Bedauern rief: "Schade, schade, schade, die Zeit ist um!" Augenblicklich verschwanden die zwei Pulte mit dem bunten Rad im Boden. "Tja", meinte die Sphinx nun gemein lächelnd, Game over, Lara Croft für Arme!" Da gab plötzlich eine der Bodenplatten auf denen die Prinzessin stand nach. Sofort nahm sie ihren Fuß von ihr und sah, wie die Platte durch den Boden ins schwarze Nichts fiel. Dasselbe geschah nun auch mit etlichen anderen Platten des Steinpflasters! Zurina sprang jetzt panisch von einer nachgebenden, zur nächsten festen Platte, um nicht selbst in den Abgrund zu stürzen! Und es wurden immer weniger Platten, die noch auf geheimnisvolle Weise durch den Raum schwebten. "Hast du noch einen letzten Wunsch?", fragte das Sphingen Trio in der Luft flatternd. "Wir erfüllen auch gerne Musikwünsche." Auf diese Worte hin, begann Philosophia mit einem Tamburin zu scheppern und die Drei pfiffen im Chor, genau wie die Bangels in ihrem Song Walk Like an Egyptian.

Ausgerechnet das, brachte Zurina auf den rettenden Einfall! ~Wozu bin ich eine akrobatische Tänzerin?!~, dachte sie, machte einen mehrfachen Salto durch die Luft und landetet auf dem goldenen Amboss neben dem Heilenden Schwert! Die Sphingen kreischten vor Wut, wie die Furien! Zurina ergriff das Schwert und schwang sich mit einem zweiten Salto in die Luft. Doch mitten im Flug, bekamen die Sphingen sie zu packen! Nun zerrten Cherubina und Philosophia Zurina in die eine, Destenya das Schwert in die andere Richtung. Zurina rang mit aller Kraft um das Schwert. ~Warum kämpfen sie mit mir, statt mich einfach umzubringen?~, fragte sie sich in Gedanken. Inzwischen waren alle Steinplatten des Bodens in die Tiefe gestürzt. Es sah übel aus für unsere tapfere Prinzessin! Aus lauter Verzweiflung, tat sie nun, was sie von Anfang an hatte vermeiden wollen: Ihre Freunde in Gefahr bringen. Sie schloss die Augen und rief in Gedanken: ~Fennek, Fennek!! Hilf mir!!!~ Und - die Botschaft kam an!

Fennek, der draußen auf dem Kopf des Dromedars wartete, öffnete weit die Augen. Sogleich machte er zu dem Dromedar: "Rrrrrr", worauf es mit dem Fuchs in den Tempel rannte.

Das war nämlich auch eine von Zurinas Fähigkeiten: Die Sprache der Tiere verstand sie genauso wenig wie Ihr und ich, aber sie verständigte sich mit ihnen über Telepathie.
 

Zurina lachte den Zweien unendlich erleichtert entgegen, als sie im Eingang der Tempelhalle erschienen. Mit beiden Beinen stieß sie Destenya von sich weg, rief: "Fangt!", und schleudert das Schwert in die Richtung ihrer Freunde. Das Dromedar machte seinen Hals so lang es nur ging, Fennek sprang von seinem Kopf, wickelte blitzschnell den Schwanz um des Dromedars Maul und fing das Schwert auf! Sofort machte das Dromedar mit Fuchs und Schwert kehrt. Die Sphingen ließen Zurina los und flogen hinter den Tieren her. Kreischend stürzte das Mädchen hinab in die Tiefe! Aber anscheinend war dieser Hohlraum unter der Halle in Wirklichkeit ein gigantischer Trichter aus schwarzem Stoff, der in einem engen, wild gewundenen Tunnel mündete. Nach einer kurzen Rutschpartie, landete Zurina draußen, neben dem Tempel im Sand. Sie hatte keine Zeit um sich zu wundern und rannte zur Vorderseite des Tempels. Aus dem Inneren des Gemäuers drangen Hufgetrappel und zorniges Löwengebrüll. Da endlich kamen Fennek auf dem Dromedar zum Eingang heraus geritten! Geschickt sprang Zurina auf den Rücken des Reittiers und los ging die Fahrt! Hinter ihnen flogen die drei Sphingen aus dem Tempel. Sie sahen wirklich beängstigend wütend aus. Ihre Augen leuchteten rot, sie hatten die Krallen ausgefahren und die Kiefer ihrer schönen Mädchengesichter so weit aufgesperrt, wie es eigentlich nur Schlangen können. Zurinas Dromedar galoppierte was das Zeug hielt. "Ich weiß wie wir sie abhängen können!", rief Zurina. Sie holte das magische Sturmglas ihres Urgroßonkels aus der Tasche. Dann sprach sie zum Dromedar: "Wenn ich HALT sage, bleibst du stehen. Wenn ich JETZT sage, rennst du so schnell dich deine Beine tragen."

Das Tier blökte verständig.

Nun hob die Prinzessin das Sturmglas in die Höhe und rief: "HALT!" Das Dromedar tat, wie ihm geheißen wurde. Sie schüttelte die Kugel und augenblicklich zog ein Sturm auf der den Sand aufzuwirbeln begann. "JETZT!", schrie Zurina wobei ihr Reittier los sprintete! Schnell ragte hinter den Dreien eine riesige Windhose in den Himmel, die die Sphingen packte und sicher so schnell nicht mehr los ließ! "Yahooo!!! Wir haben’s geschafft!", jubelte Zurina. "Danke, danke! Ihr wart ein tolles Team!"

Die Tiere lächelten sie glückselig an und dann ging es zurück auf den Heimweg.

Nichts ist, wie es scheint

Als unsere drei Freunde im Palast angekommen waren, wollten sie den Gang hinunter gehen, der zu Zurinas Gemach führte. Da schallte ihnen panisches Mädchen-Kreischen und wütendes Krokodils-Knurren entgegen! Gleich darauf sahen sie auch schon, wie Afra mit der Schmuckschatulle der Prinzessin in den Händen, aus einem Seitengang gerannt kam. Sobek, das Krokodil verfolgte sie mit weit aufgerissenem Rachen und war ihr dicht auf den Fersen! "Sobek!!" schrie, Zurina. "Aus, Schluss, Ende!!"

Sie hätte gar nicht so streng werden müssen, denn als Sobek ihre Stimme hörte, waren ihm gleich alle anderen Dinge auf Erden schnurzpiepegal. So schnell ihn seine kurzen Beinchen trugen, krabbelte er auf die Prinzessin zu und wurde von ihr herzlich in die Arme geschlossen.

"Oh, Sobek!", rief sie. "Ich bin so glücklich dich wieder zu sehen!" Dann wandte sie sich an Afra, die vor Furcht zitternd da stand, und nicht wusste, ob es klüger war zu fliehen oder zu bleiben. "Ich bin auch glücklich dich wieder zu sehen", sagte Zurina, wobei sie sie ebenfalls umarmte. "Aber ich vermute, die Freude ist ganz allein auf meiner Seite. Du hattest wohl nicht mehr mit mir gerechnet, als du meine Schmuckschatulle an dich genommen hast. Ich bin wirklich sowas von blöd! Ich hätte sie dir längst geben sollen. Deine Familie braucht sie weitaus mehr, als ich. Ach und ... wenn du nicht mehr meine Zofe sein möchtest, brauchst du mir das nur zu sagen." Sanft lächelnd drehte sie Afra nun den Rücken zu. Das Negermädchen starrte der Prinzessin voller Verwunderung hinterher. Das hatte es nicht erwartet! Indes hockte sich diese zu ihren Tierfreunden und sprach voller Tatendrang: "Okay, Jungs! Dann lasst uns mal Vater retten!"
 

Auf dem Gang vor der Türe, die in das verbotene Gemach des Pharaos führte, standen zahlreiche Wachposten. Sie runzelten alle fragend die Stirn, als sich ein Teil des Ganges vor ihnen mit Rauch füllte. Er wurde immer dichter und dichter. Plötzlich sahen sie, dass sich ein strahlendes Licht durch ihn hindurchbewegte. Genau auf die Wachen zu! Irgendwann hatte dieses Licht das Ende der Nebelbank erreicht und ragte aus ihr hervor: Es war ein weiß gleißendes Schwert, gehalten von zwei schmalen Händen mit grazilen, langen Fingern. Da trat nun auch die Trägerin des Schwertes in Erscheinung: eine anmutige Frau in hellen Gewändern mit einem absolut ebenmäßigen Gesicht. Auf ihrem Haupt thronten zwei lange Hörner, die in ihrer Mitte eine goldene Sonnensichel hielten - das Zeichen der Göttin Isis! "Ich bin Isis", sprach sie, (wie alle Götter tat sie dies mit geschlossenen Lippen), "Gemahlin des Osiris, Mutter des Horus. Ich bin gekommen, euren Pharao zurück ins Leben zu holen. Mit jenem Schwert, werde ich den Fluch, der auf ihm lastet, besiegen."

Die Wächter warfen sich auf den Boden und blickten ehrfürchtig zu der Göttin mit dem strahlenden Schwert auf. Keiner von ihnen hätte auch nur im Traum gewagt, sie daran zu hindern, das Gemach des Pharaos zu betreten.

Als sie an ihnen vorbei geschritten war, rief ein Wachmann voller religiöser Verzückung: "Isis die Göttin! Uns Elendigen ist sie erschienen! Ich bin überwältigt, ich bin geblendet, ich ... ich hatte sie mir eigentlich größer vorgestellt."

Zur selben Zeit zog >Isis< die Vorhänge vom Bett des Pharaos zur Seite. Die Beiden erblickten einander und erschraken! Er vor ihrem Erscheinen, sie vor seiner Entstelltheit. Der Herrscher war leichenbleich, abgemagert, kahl und diverse Ausschläge bedeckten seinen ganzen Körper! Die Göttin hieb ihm das Schwert in die Brust! Da begann es so hell zu erleuchten, dass weder sie, noch der Pharao mehr etwas sehn konnte. Als das Licht verblasste, war das Antlitz des Pharaos wieder so frisch und gesund wie immer. Er sprang von seiner

Bettstatt auf, um vor der Göttin dankend niederzuknien. Doch sie war verschwunden. Wenn er mal aus dem Fenster gesehen hätte, hätte er sie vielleicht im Geäst eines nahestehnden, großen Baumes erspäht. Dort saß sie, zog sich die starr blickende Maske vom Gesicht und das glückselige Lächeln Prinzessin Zurinas kam zum Vorschein. Als sie vom Baum kletterte, liefen ihr schon Fennek, Sobek, sowie das Dromedar mit Lappen und Schalen voller abgebranntem Räucherwerk in den Mäulern, entgegen. "Das mit dem Rauch habt ihr toll gemacht." sagte sie fröhlich. Dann aber, verdüsterte sich ihre Miene. "Nun kommt der lebensgefährlichste Teil dieses ganzen Abenteuers auf mich zu: Das Schwert zurück in den Tempel bringen."

"DAS WIRD NICHT MEHR NÖTIG SEIN!!!" donnerte da eine wohlbekannte, grottentiefe Stimme von oben auf die Freunde herab. Alle Vier blickten in die Höhe. Und welche drei Gestalten standen dort, breiter grinsend als es jedem Menschen möglich ist, auf einem Ast des Baumes, von dem Zurina eben noch hinuntergeklettert war? Natürlich - das Sphingen Trio. Die Prinzessin war baff!

"Komm schon", meinte Cherubina zu ihr, "du hast doch nicht im Ernst geglaubt, uns mit so ‚nem kleinen Sandsturm abhängen zu können, oder?"

"Wir haben alles gesehen", sagte Destenya.

"Und weißt du was?!", rief Philosophia. "Du hast alles genau richtig gemacht! Fluchkrankheiten sind nämlich die einzigen Krankheiten, gegen die das Heilende Schwert eingesetzt werden darf. Auch war es sehr klug von dir, deinen Vater in der Verkleidung einer Göttin zu retten. Hättest du ihn unverkleidet gerettet, hätte er das Schwert bestimmt für sich behalten wollen. Im Übrigen finden wir es sehr edelmütig von dir, dass du es uns zurückbringen wolltest. RESPEKT!"

"Nun ja", meinte Zurina sehr verlegen, "ich dachte bloß, wenn ich’s tu’, entgehe ich vielleicht einem tödlichen Fluch, den ihr mir womöglich sonst auf den Hals gehetzt hättet."
 

"Sollen wir mal was verraten?", fragte Cherubina verschmitzt. "Wir haben noch niemals irgendjemanden abgemurkst. Wir drohen nur jedem damit. Wer bei unserem Quiz verliert, den lassen wir einfach nur durch die Falltür nach draußen rutschen."

"Aber, aber ... auf dieser Karte steht, keiner der euren Tempel betreten hat, sei jemals wieder lebend zurückgekehrt!", rief Zurina verdattert aus, während sie auf ihren Papyrus deutete.

"Klar", lachte Philosophia, und hatte plötzlich die Arme voller Papyrusrollen. "Wir haben die Dinger selbst geschrieben."

"Soll das heißen ihr ... seid gar nicht so gefährlich, wie ihr tut?", fragte Zurina überrascht.

"Überhaupt nicht", versicherte Cherubina.

"Hmm", machte die Prinzessin nachdenklich. "Ich verstehe das alles nicht ... Ihr bewacht streng einen vollkommen harmloses Schwert, ladet quasi Leute dazu ein, es sich zu holen, gebt es ihnen aber dann nur, wenn sie all eure Rätsel lösen, die kein normaler Mensch lösen kann! Das ist doch alles paradox!"

Cherubina nahm dazu mit wichtiger Miene Stellung: "Erstens, ist dieses harmlose Schwert die gefährlichste Waffe der Welt und hat schon viel Schaden angerichtet. Zweitens - wer alle unsere Rätsel löst, ist so hellsichtig und weise, dass er das Schwert gar nicht zu schlechten Taten missbrauchen kann."

"Wie kann denn ein heilendes Schwert Schaden anrichten?", wollte nun Zurina wissen.

"Du liebe Einfalt!", rief die Sphinx darauf aus. "Hast du denn nicht gelesen, dass es seine Wirkung vorübergehend auf andere Waffen übertragen kann?"

"Doch", entgegnete die Pharaonentochter. "Das ist der springende Punkt!", erklärte Cherubina. "Ursprünglich stammte das Heilende Schwert aus Atlantis. Doch nach dessen Untergang, viel es einem anderen Volk in die Hände. Dort besaß dann bald jeder einen Dolch, auf den man die heilenden Kräfte des Schwertes übertragen hatte. Das Resultat war erschreckend: Innerhalb kürzester Zeit verloren die Menschen ihre Wertvorstellungen und lebten in Chaos, Brutalität und Unzucht. Denn keiner hatte es nun mehr nötig auf sich oder seine Mitmenschen Rücksicht zu nehmen. Hatte man eine Überdosis Rauschgift genommen, oder bei einem Kampf ein Bein ausgerissen bekommen, griff man einfach nach seinem Dolch. Außerdem führte der König des Volkes mit seinem unsterblichen Heer, grausame Kriege gegen andere Völker. Aber eines Tages kam unser `Boss´ (der anonym bleiben möchte) und hat ihnen das Schwert weggenommen. Seitdem wachen wir darüber, dass es nur gegen die Krankheiten eingesetzt wird, gegen die man am wenigsten vorbeugen kann: Fluchkrankheiten. Die Menschheit ist halt noch nicht reif für die Unsterblichkeit."

"Nun ist mir so einiges klar geworden", meinte jetzt Zurina. "Aber wisst ihr, worüber sich euer Boss mal Gedanken machen sollte? Wenn ein Mensch so weise und hellsichtig ist, dass er all eure Rätsel lösen kann, sind seine Fähigkeiten wahrscheinlich so enorm, dass er das Schwert überhaupt nicht braucht."

Die Sphingen sahen einander überrascht an. "Jaaa ..."

"Da mag sie recht haben ...", murmelten sie nachdenklich.

Zurina sagte weiter: "Ihr solltet lieber den Menschen eine Chance geben, das Schwert zu nutzen, die es auch brauchen!"

"In der Sache sollten wir wirklich mal mit dem Boss reden", meinte Philosophia.

"Apropos Boss!", rief da Destenya aus. "Ihm würde es gar nicht gefallen, wenn wir den Tempel noch länger unbewacht ließen."

"Genau", pflichtete ihr Cherubina bei, "wir sind schon viel zu lange fort!"

Sie flatterten hinunter zu Zurina und nahmen das kostbare Schwert entgegen. "Wir möchten dir noch sagen, dass wir dich im Laufe dieses Abenteuers ins Herz geschlossen haben, Prinzessin", sprach Destenya zu der Pharaonentochter.

"Ich euch auch, Cherubina, Philosophia, Destenya", erwiderte diese.

"Möchtest du vielleicht unsere Freundin werden?", fragte sie Philosophia.

"Aber sehr gern!", lachte Zurina, worauf ihr alle drei Sphingen, zu ihrem größten Erstaunen, in die Arme flogen.

Bedenkt, man wird nicht alle Tage von Sphingen umarmt!

Als sie wieder von der Prinzessin abließen, meinte Cherubina: "Nenn uns von nun an einfach Ruby, Sophie und Nia. Du kannst uns ab jetzt gern besuchen kommen - auch wenn du mal Hilfe brauchst."

"Das tu’ ich bestimmt!", sagte Zurina laut, als die Fabelwesen davon flogen.

"Mach’s gut Prinzessin Bulimina!", rief ihr Ruby schelmisch zu.

"Macht’s gut ihr Drei!", rief Zurina zurück und winkte ihnen fröhlich lachend hinterher.
 

Ende der 2. Folge

A. C.

2004-2006



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