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Seth

Nur ein Arbeitstitel...
von

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Prolog

"Einst traf ich einen jungen Mann, von aschfahler Haut und hellroten Augen, mit Haar so schwarz wie die finsterste, mondlose Nacht. Schlank und groß gewachsen war er, von adeliger Erscheinung und passend arrogantem Auftreten. Unbedeutend jedoch für die Welt, in der er lebt. Doch das sollte sich ändern..." Das leise Lachen der geheimnisvollen Stimme hallte noch einige Zeit in den riesigen Hallen der Zeit wider. Die Hallen der Zeit, eingeteilt in die Hallen der Vergangenheit, der Gegenwart und die der Zukunft. Doch so unstet wie die Zeit selbst waren auch jene Hallen, änderten sie doch stetig ihre Form. Auch die Türen, von denen jede Halle unzählige besaß änderten stetig ihre Richtung und führten, je nachdem, wann man sie betrat, an einen anderen Ort und in eine andere Zeit. Doch jeder Halle war eines gemeinsam, ein zeitloser steter Fleck, mit einer steten Tür die in den Mittelpunkt der Hallen führten, in den Raum, in dem das Rad des Schicksals sich stetig drehte. In der Mitte des Rades saß jene Gestalt, der die geheimnisvolle Stimme inne war, verhüllt jedoch von dunklen Nebelschleiern, die ihren Thron umgaben. Einzig die Umrisse eines wohl menschlich aussehenden Wesens und die des kristallenen Schwerts der Zeit, das an den Thron gelehnt war, waren zu erkennen. Der Hüter Zeit wurde jene Gestalt auch genannt und alle 1000 Jahre wurde ein neuer Hüter auserwählt, der darüber zu wachen hatte, dass das Rad sich stetig drehte. Die Zeit dieses Hüters war beinahe vorüber, nur noch wenige Jahre würde er über das Rad wachen und obwohl die Götter dafür Sorge trugen nur Wesen edler Gesinnung zu Hütern zu erwählen, schien dieser Hüter andere Pläne zu haben. Doch welche Pläne er hatte, das wussten nicht einmal die Götter.

Das Rad des Schicksals drehte sich unaufhaltsam unter ihm und so sollte es auch sein. "...ja einst traf ich einen Mann, bedeutungslos und klein, jedoch mit einer innern Stärke und einem eisernem Willen, körperlich schwach, aber geistig, der wohl Stärkste seiner bedeutungslosen und kurzweiligen Rasse. Ein Mensch, dem ich Bedeutung schenken werde. Sein Name ist Seth und dieser Name wird ewig in den Gedächtnissen der Menschen und der Götter bleiben..." Der Hüter setzte sein Lachen lauter fort, ergriff schließlich sein Schwert und verließ die Hallen der Zeit, ungewiss wohin und in welche Zeit er aufbrach. Eines jedoch war sicher, die Bedeutung des Mannes den er erwählte, wäre nicht verachtenswert, jedoch beobachtenswert...

Und hier beginnt unsere Geschichte...

Seine Geschichte...
 

Träume... Träume eines Kindes ... eines Jungen... Träume... Illusion und Wahrheit... Träume voller Abenteuer... voller Emotion... Freude... Trauer und... voll von mystischen Geschöpfen... voller Engel... Dämonen... Götter...
 

Erde ... aus seinem Blut, tropfend aus den Adern,

formend wirkte der Gott der Erde Greldyr,

erschuf den Planeten, die Berge,

die Täler und die Hüllen,

die unsere Seelen

bewohnen.
 

Feuer ... aus heißer Glut der Sterne entstieg

Dodakadys, die Göttin des Feuers, und

brannte jene Seelengefäße in den

heißen Flammen der feurig

glühenden Lenden,

die ihr waren.
 

Wind ... blies kühl über die Flammen und

fachte, als Bandriels Atem die Glut

an und füllte die Gefäße mit

Seelen, sodass Leben

möglich war

dadurch.
 

Wasser ... Fyndrol kühlte ab die Formen

und füllte die Gräben der Meere

und die Täler, auf das

sich das Leben

gut ernähre

davon.
 

Licht ... schien leuchtend auf die Erde

und jegliches Leben ward davon

beschienen, auf das es sich

nicht von ihm abwende

und finstren Pfaden

folgen möge.
 

Schatten ... Carthaganas, Bruder des Gottes des

Lichtes Ygdrasyl verdarb seines Bruders

wunderbar Werk und füllte Böses

in die Herzen der Wesen, auf

dass sie töten und sich

am Blute laben.
 

Zeit ... hielt wacht über das Werk der Götter

und als es beendet ward, setzte Raziel,

Gott der Zeit, in Gang was auch

das Rad des Schicksals

genannt, gefürchtet

wurde.
 

Im Traum... eines Jungen... ein Universum entstand... Bühne für unsere Geschichte... für seine Geschichte... selbst erträumt... im Traum erlebt... Möge dieser Traum... zur Wahrheit werden... Erwache!

Das Erwachen

Schweißgebadet schreckt der Junge hoch, sitzt aufrecht im Bett, die Decke bedeckt seinen Schoß, sein Oberkörper ist nackt. Er keucht, seine junges Gesicht blick verwirrt, die schulterlangen schwarzen Haaren hängen ihm, strähnig und feucht von Schweiß, in sein Gesicht, verdecken seine hellroten Augen. Der volle Mond scheint durchs Fenster, erhellt seine beinahe alabasterfarbene, weiße Haut. Er krallt die Hände fester in die Decke, zittert leicht. Er war gerade 15 Jahre alt, ein junger Mann und doch ein Kind. Still schüttelte er seinen Kopf, ließ den Blick durch den Raum wandern, sah seinen Vater schlafend, seinen jüngeren Bruder ebenfalls, in den Betten. Nackt wie er war stand er auf, ging durch den Raum zur Türe und hinaus. Eine kühle Sommerbrise wehte über seinen Körper, während er zum Brunnen ging, in keinem der Häuser brannte Licht, alles war finster und ruhig. Beinahe zu ruhig. Er blickt in sein Spiegelbild an der Wasseroberfläche, im Becken neben dem Brunnen, sah in seine hellwachen Augen, schöpfte mit den Händen Wasser und trank einen Schluck, tauchte danach seinen Kopf in das Becken. Er schloss die Augen, genoss es, wie die kühlen Tropfen in dieser warmen Sommernacht seinen schlanken Körper entlangliefen, dann sah er wieder in den Himmel. Der Mond stand bereits tief, der Morgen würde bald anbrechen und wieder würde die Sonne heiß herabbrennen, den Bauern, die ihre Arbeit auf dem Feld verrichten mussten, das Leben zur Hölle machen, mit ihren sengenden Strahlen alles verbrennen, die Ernte zerstören. Jeden neuen Tag hofften sie auf Regen, doch er kam nicht.

Der junge Mann aber war kein Bauer, er war... doch da unterbrach ein Geräusch jene friedliche Stille, eine Gestalt schlich ums Haus. Er horchte auf und sah sich um, wer das wohl war. Ein junges Mädchen, in seinem Alter, mit ebenso schwarzem Haar und ebenso weißer, aber doch leicht rosiger Haut lugte um die Ecke des Hauses, grinste frech, was ihr Gesicht noch süßer wirken ließ. Sie huschte um die Ecke zu dem Jungen und schlang ihre Arme um ihn, nur ihr Nachthemd trennte ihren Körper von seinem. Auch er legte seine Arme um sie. Sie kicherte fröhlich. "Läufst du schon wieder nackt hier draußen rum?" Er blickte sorgenvoll hinauf in den Himmel. "Ich konnte nicht schlafen...es war wieder dieser Traum...wie jede Nacht...seit meinem Geburtstag..." Sie löste sich aus seiner Umarmung und sah ihn voller Sorgen aus ihren leuchtend blauen Augen an. "Das hab ich mir schon gedacht... darum konnte ich auch nicht schlafen und wollte dich sehen." Er lächelte leicht. "Das freut mich. Wenn ich dich sehe, Xela, vergesse ich für einen Moment meinen Traum." – "Ach du alter Schmeichler du!" Grinsend drückte sie ihm einen Kuss auf die Wange. "Na komm. Ich will schwimmen gehen!" Lachend lief sie davon zu dem kleinen See am Waldrand, unweit von dem Haus. Er lief ihr hinterher und sah noch wie sie am Rand des Sees ihr Nachthemd über den Kopf streifte und, ebenso nackt wie er, ins Wasser stieg. Er stieg zu ihr in das kühle Nass, lächelte sie liebevoll an und sie, ebenso liebevoll, zurück. Wieder nahmen sie sich in die Arme, doch Xela grinste frech und spritzte ihm Wasser ins Gesicht, ehe sie unter Wasser tauchte und von ihm weg schwamm. Er tauchte ihr hinter her und bekam sie am Fuß zu fassen, zog sie zu sich und drückte sie eng an sich, sah ihr dabei tief in die Augen. Auch sie schlang wieder ihre Arme um ihn und unter Wasser küssten sie sich innig. Küssend trieben sie an die Oberfläche, sahen sich liebevoll an und schwammen, sich an den Händen haltend zum Ufer, legten sich dort ins hohe Gras nebeneinander, sahen sich mit zärtlichen, verliebten Blicken an.
 

Währendessen war es totenstill im Dorf, doch der Schein trügte, denn eine Hand voll zwielichtiger Gestalten, etwa ein Dutzend, gehüllt in lange schwarze Umhänge schlich um die Häuser, sie verteilten sich im ganzen Dorf, stießen zeitgleich überall Türen und Fenster auf, mit gezogenen Klingen stürmten sie hinein, spießten Frau und Kinder, Männer und alte Greise, ganz gleich wer es war, auf, schlugen Tische und Stühle entzwei und steckten die Häuser in Brand. Still und leise geschah all dies zunächst und der Tod kam für die meisten im Schlaf und völlig überraschend, doch schnell waren, durch das laute Gelärme und die hellen Flammen in vielen Häusern die Lichter angegangen und Männer, als auch Frauen kamen, nackt oder in Schlafgewänder gehüllt aus den Häusern, um zu sehen, was da los sei.
 

Um Ufer des kleinen Sees bemerkten die beiden jungen Menschen nichts von all dem Treiben. Sanft strich der Junge über ihren Körper, berührte vorsichtig und zögerlich ihre kleinen, festen Brüste, was sie erröten ließ. Doch auch sie war forsch und legte ihre Hand schnell in seine Lendengegend, was sie noch mehr zum Erröten brachte und, damit er das nicht sah, küsste sie ihn innig, während sie sich immer näher an ihn drückte.
 

Laute Schreie waren nun in den Straßen des Dorfes zu vernehmen und während die räuberischen Gestalten immer noch plündernd, mordend und brandschatzend von einem Haus zum nächsten zogen, rüsteten sich die ersten Männer bereits mit Schwert und Schild, manche ergriffen nur mit Nachtrock bekleidet die Axt oder Heugabel und warfen sich tapfer in den Kampf, andere hatten nicht einmal Zeit dafür sich anzuziehen und mussten sich bereits ihrer Haut erwehren, wieder andere kamen schon in Rüstung und schwer bewaffnet aus ihrer Hütte um ihr Heim zu verteidigen. In den Straßen entbrannte ein wilder Kampf, Blut floss in Massen und Kinder sahen aus den Fenstern ihrer Zimmer, wie ihre Väter enthauptet oder aufgespießt wurden, wieder andere wie ihre Mütter bereits von den groben Räubern vergewaltigt und dabei erdrosselt wurden. Doch einer der Räuber stand nur still in der Mitte der Kämpfenden, die Arme vor dem silbernen Brustpanzer verschränkt, den schwarzen Umhang am Rücken und sein Gesicht nur unter der Kapuze verbergend. Die Flammen erhellten die Nacht und so war seine blau gefärbte Lederrüstung, die er am ganzen Körper trug sichtbar. Nur die Stiefel und Handschuhe waren schwarz. An seinem Gürtel waren zwei eiserne Schlaufen und damit waren zwei etwa 1 Meter lange und gerade, einseitige Klingen am Gürtel befestigt. Der Griff der beiden war mit Leder umwickelt und hatte am Ende eine seltsame Vorrichtung, die auf beiden Griffen ähnlich war. Unter der Kapuze war nur ein bösartiges Lächeln in seinem Gesicht zu erkennen.
 

Ihre Körper liebkosend sahen sie sich an, Xela stieg nun vorsichtig über ihn, setzte sich auf seinen Bauch und beugte sich hinab um ihn abermals zu küssen. "Seth...ich..." – "Pssst...kein Wort..." Er lächelte nur und erwiderte ihren Kuss. Sie schloss die Augen.
 

Als er jemand näher kommen sah, wurde sein Lächeln zu einem breiten Grinsen. Die beiden Männer, die nun auf ihn zukamen, waren Seths Vater und Bruder. Der Vater trug nur normale Alltagskleidung, schlicht und braun, er war unrasiert und seine bereits weißen Haare hatte er zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Seine müden, alten Augen sahen ihn böse an. In seiner linken hielt er ein Katana, samt goldener Scheide und ebenso goldenem Griff. Es war etwa 1,5 Meter lang. Sein Sohn trug weißes Kleidung und schwarze Stiefel, war ein ganzes Stück kleiner als sein Vater und hatte kurze, abstehende blonde Haare und versuchte ebenso böse zu schauen wie sein Vater, wirkte dabei aber eher trotzig. Auch er hatte ein Katana, das ebenso lang war wie das seines Vaters, aber eine weißes Scheide und auch einen weißen Griff hatte. Der Mann im finsteren Umhang ging einige Schritte auf sie zu, entledigte sich seines Umhangs und zum Vorschein kamen seine langen weißen Haare, sein junges Gesicht, als wäre er 18 Jahre alt und seine goldenen Augen, die jedoch zeigten, dass er weit älter sein musste, als er aussah. "Aaaah...der gute Joseph...und sein Sohn...hm Seth hieß der Kleine?" Er sah die beiden amüsiert an. Der Alte legt die andere Hand an den Griff des Schwertes und sein Sohn tat es ihm nach. "Nein, das ist mein anderer Sohn, Jeff." – "Oh dann gibt es also schon drei von euch? Nunja...ob Jeff oder Seth, was solls... ich werde schon noch meinen Spaß haben." Grinsend zieht er seine Klingen, hält sie mit der Spitze nach oben, die Rückseite der Klingen an seinen Armen entlang. "Zerstörst du etwa wegen mir dieses Dorf, Silvus?" – "Nein, weil mir... langweilig ist..." Er beginnt böse zu lachen, breitet die Arme nach links und rechts aus bis sich die Spitzen der Klingen treffen. Joseph wendet sich an seinen Sohn. "Ich weiß nicht, wo Seth ist, aber du musst nun statt seiner kämpfen, sei vorsichtig." Der Junge, vielleicht 13 Jahre, nickt mutig und entschlossen. "Ja, Vater." Beide sehen wieder zu Silvus der beide in freudiger Erwartung ansieht. "Los!" Beide stürmen sie die Schwerter ziehend auf Silvus los, der grinst nur breit und wartet sehnlichst darauf, dass sich ihre Klingen endlich kreuzen.
 

Glücklich lächelnd liegen Seth und Xela nebeneinander im Gras. Sie kuschelt sich eng an ihn. "Das war schön..."

Plötzlich springt sie lachend auf. "Jetzt könnt ich wieder eine Abkühlung vertragen" Doch als sie gerade aufs Wasser zu laufen will bleibt sie abrupt stehen und Seth, der ihr gleich gefolgt war, stößt sie beinahe nieder "Was ist? Was hast du?" Xela schaut völlig entgeistert in die Richtung des brennenden Dorfes. "Seth...sieh doch!" Sie zeigt auf die Flammen und den Rauch der über den Büschen aufsteigt. Seth blickt ebenso entsetzt in diese Richtung, ergreift ihre Hand und läuft mit ihr los zu seinem Haus. Sie schnappt gerade noch ihr Nachthemd und hält es in der Hand. Als sie am Haus ankommen streift sie es wieder über, während Seth im Haus schnell seine schwarze Kleidung anzieht und packt, weil er bemerkt, dass das Schwert seines Vaters und das seines Bruders nicht an seinem Platz ist, sein schwarzes Katana, das, im Gegensatz zu dem seiner Familienmitglieder, knapp 2 Meter lang ist. Als er wieder aus dem Haus kommt, will sie ihn aufhalten. "Geh nicht...das sieht so schrecklich aus...ich will dich nicht verlieren!" Er dreht sich zu ihr um und gibt ihr einen Kuss. Lächelnd sieht er ihr in die Augen. "Mach dir keine Sorgen, ich komme wieder..." Er will gerade gehen. "Warte! Nimm meinen Anhänger, und gib ihn mir wieder, wenn wir uns wieder sehen." Er lächelt und hängt sich den Anhänger um, es ist ein kleines Kreuz, um das sich ein Omega wie eine Schlange windet. "Ich hoffe, er bringt dir Glück" Sie versucht zu lächeln, aber es gelingt ihr nicht so recht, da ihr Tränen das Gesicht hinunterlaufen. Er nickt. "Bis gleich..." Er läuft einige Schritte und ein seltsames Gefühl überkommt ihn, als würde er sie nie wieder sehen. Er dreht sich nochmals zu ihr um. "Xela, ich liebe dich." Dann, ohne eine Antwort abzuwarten, läuft er davon zu dem Platz, wo das Schlachtengetümmel stattfindet. Xela sieht ihm noch eine Weile nach und flüstert leise in den aufkommenden Wind. "Ich liebe dich auch..." Tränen werden vom Wind davon getragen, hoch in die Lüfte, über das brennende Schlachtfeld und als sie ihn nicht mehr sieht, geht sie in das Haus, setzt sich auf sein Bett und wartet, hoffend und um seine Gesundheit flehend auf seine Rückkehr.
 

Als Seth auf dem Platz ankam bot sich ihm ein Bild des Grauens. Ringsum den Platz standen alle Häuser in Flammen, großteils schon verbrannt. Die Luft war voll von Rauch und Asche und dem fauligen Gestank von verbrannten Haaren und verbranntem Fleisch. Blut klebte an allen Wänden, zumindest an denen, die noch standen und die nicht völlig von den Flammen versengt waren. Leichen lagen, ganz oder in großen sowie kleinen blutigen Stück verstreut, Innereien waren herausgerissen und verteilt worden, andere wiederum wurden an ihren eigenen aufgehängt und angezündet. Waffen und Kleidung, nackte Frauen lagen immer noch zuckend von den schweren Schändungen, mehr tot als lebendig auf dem Boden, mache von ihnen auch enthauptet oder mittig in zwei Teile gespalten, unvorstellbar, welche grausige Dinge ihnen man noch angetan hatte. Kinder lagen ebenfalls ausgezogen und geschändet daneben, versuchten in ihren letzten Moment noch ihre Mütter zu umarmen, waren großteils schwer verbrannt und ebenso blutüberströmt wie die von Wunden übersäten Männer. Diese lagen am ganzen Platz verstreut, aufgespießt auf ihre eigenen Waffen, enthauptet oder auf ihren Heugabeln gekreuzigt. In diesem Meer aus Blut und Toten brannten immer wieder kleine Hügel aus Leichen oder andere Dingen. Es war die Hölle. Und inmitten dieser Hölle stand Seth, völlig allein und konnte nichts tun. Doch da war noch jemand, eine Gestalt, mit silbrigem Brustpanzer, völlig frei von Blut, die beiden blutbefleckten Klingen noch in seinen Händen. Silvus sah ihn grinsend an, wirkte hinter der knisternden, wallenden Luft, aufgeheizt von den Flammen, wie ein Dämon der ihm eine Fratze schnitt. "Hast du das getan du Monster?" Seth schrie ihn voller Wut, Zorn und Hass an, aber auch Trauer überkam ihm, er wusste nicht, was er zuerst fühlen sollte. "Sieh an, sieh an..." Er lachte laut, höhnisch und voller Spott in der Stimme. "Wenn das nicht der kleine...Sprössling des alten Herrn ist... das muss dann wohl...hm Seth sein? Nicht wahr, mein Kleiner?" Lachend ging er einige Schritte auf ihn zu, sodass sie noch knapp 10 Meter voneinander entfernt waren. "Was hast du getan? Wo ist mein Bruder? Mein Vater?" Wieder ging Silvus ein paar Schritte auf ihn zu, noch waren sie 8 Meter voneinander getrennt. Mit breit grinsender Fratze und schimmernden goldenen Augen, die unheimlicher nicht sein konnten, sah er ihn an, leckte sich über die schmalen Lippen. "Der böse Wolf hat sie gefressen..." Seth blickte ihn mit jedem seiner Worte zorniger an. "Hör auf mich zu verarschen! Was hast du gemacht? Warum?" Abermals ging er auf Seth zu, nur noch 5 Meter trennten sie voneinander und Seth legte bereits die rechte Hand an den Griff seines Katana, das er mit der linken am oberen Ende der Scheide, nahe dem Griff, hielt, die Klinge nach hinten zeigend. "Ich hab mich wunderbar amüsiert...dein alter Herr hat mir auch einen wunderbaren Kampf geliefert...und auch dein kleines Brüderchen war tapfer..." Seine Miene wird plötzlich völlig ausdruckslos, fast mitleidig und traurig. "Sie hatten keine Chance...gegen mich..." Plötzlich grinst er wieder fröhlich, lacht laut auf. Seth zittert am ganzen Körper, es kommt ihm vor wie ein böser Traum, aber es war kein Traum, es war Realität. Er spürte die Erde unter sich, die Hitze der Flammen, er spürt die nächtliche Brise auf der Haut, der Schweiß er ihm den Rücken hinunterlief, sah das helle Mondlicht, auch das blanke Böse in den Augen dieses Mannes. Er musste nur noch warten, auf den Augenblick in dem er ihm nahe genug war, dann würde er zuschlagen. Warten. Nur noch warten. Ungeduldig hielt er den Griff fest umklammert, schob mit der linken schon etwas die Scheide hinab, um nachher schneller ziehen zu können. Sein Körper spannte sich immer mehr an. "Hab ich dich jetzt verschreckt? Och du armes Kleines..." Mit mitleidvollem, gespieltem Blick geht Silvus wieder näher auf ihn zu, noch 3 Meter war er entfernt. "Na komm, dein kleiner Bruder hat ja mutiger gekämpft als du... du langweilst mich langsam...jetzt stirbst du"
 

Plötzlich lässt er sich nach vorn fallen, die Arme ausgebreitet wie Schwingen, den Kopf in den Nacken gelegt, seine Augen auf Seth fixiert, mit irrem Blick und breitem Grinsen. Er fällt und als sein Kopf nur noch einen Meter über dem Boden ist prescht er nach vorn schlägt mit beiden Armen nach vorn, sodass sie sich scherenartig überkreuzen und ist durch diese Aktion nun kurz vor Seth, darauf fixiert seinen Hals in die Schere zu bekommen. Doch Seth zieht sein Schwert etwa einen Meter heraus, rammt die Scheide in den Boden und hält sowohl sie, als auch die Klinge fest, sodass Silvus mit beiden Klinge und voller Wucht gegen die Schneide von Seths Katana prallt, daran entlang schneidet, sodass Funken sprühen und schließlich, die Arme vor dem Oberkörper verkreuzt, die Klingen jeweils seitlich von der Seths haltend, zwar mit gebremstem Tempo, aber immer noch schnell in Seths Klinge zu fallen droht, auch wenn er ihn dabei aufspießen würde. Seth jedoch, tritt gegen das untere Ende der Scheide um es aus der Erde zu befreien und wirft sich nach hinten, sodass Silvus über ihn gleitet und er unter ihm entlang fliegt, das Schwert jedoch immer noch zum Teil in der Scheide, obwohl es, während er unter Silvus entlang fliegt, langsam aus der Scheide gezogen wird. Als es endlich völlig heraus geglitten ist, ergreift Seth es noch im Flug mit der zweiten Hand und reißt es mit aller Kraft hoch in die Luft um Silvus zu treffen. Dieser fliegt jedoch schneller und nur knapp verfehlt ihn Seths Klinge in der Luft, als er jedoch mit dem Gesicht zu erst am Boden landet, saust Seths Klinge von oben auf ihn nieder, jedoch trifft sie ihn nur schwach am Rücken seines Brustpanzers, da Seth nicht viel Kraft auf den Schlag anwenden konnte. Schnell stehen beide wieder auf und Silvus, der mit dem Gesicht voller Dreck sichtlich genervt wirkt, hat jegliche Lust zu Grinsen verloren. "Sieh mich an! Du... widerlicher Kerl... sieh dir das an... Dreck! Matsch! Blut! Wegen dir bin ich im Dreck gelandet und dein blödes Messer hat mir sicher einen Kratzer in die Rüstung gemacht! Dafür zahlst du!" Er brüllt Seth lauthals an und schreit entsetzt herum. Seth hat sich beim Aufprall am Boden etwas verletzt und steht ihm jetzt sichtlich unterlegen, das lange Katana in beiden Händen gegenüber. Sein Blick verschwimmt langsam, alles fängt an sich zu drehen und er atmet schwer. Seine Stirn brennt heiß und auch sein ganzer Körper scheint wie in Flammen zu stehen, seine Sicht wird immer rötlicher und verschwommener, am Horizont tun sich bläuliche Risse auf, auch durch den Boden und die Häuser ziehen sich blitzförmige, bläuliche Risse. Silvus steht da wie angewurzelt, die Flammen selbst scheinen, obwohl er sie nur verschwommen wahrnimmt stillzustehen. Eine bläulich leuchtende Gestalt, ein gezacktes Schwert in der Hand scheint aus einem der Risse zu steigen, sein Blick wird immer unklarer, heiß, fiebrig heißt glüht sein Körper und seine Sinne schwinden ihm. Als er wieder zu sich kommt ist er in seinem Bett, sieht ein sorgenvolles, vertrautes Gesicht. "Seth, du bist wach!" Sie beginnt zu lächeln, er fühlt sich froh und schließt lächelnd wieder die Augen. "Nein, bleib bei mir!"
 

"Erwache!" tönt es abermals in seinem Kopf und er öffnet die Augen. Alles um ihn ist schwarz, er schwebt in dieser schwarzen endlosen Leere. Er versucht ihn der endlosen Schwärze etwas zu erkennen und als er nichts entdeckt sieht er an sich herunter, bemerkt dass er nackt ist, nur sein Schwert in der Hand und Xelas Anhänger um den Hals. Er nimmt ihn in die Hand, betrachtet ihn, sieht dann auf sein Schwert und lässt den Blick wieder durch die Schwärze schweifen. "Erwache!" ertönt es abermals, diesmal jedoch hinter ihm. Er wendet sich um. Sieht nichts. Wieder hört er die Stimme hinter sich rufen. Er wendet sich abermals um, schlägt mit dem Schwert nach der Stimme. "Erwache!" hört er nun von allen Seiten. "Erwache!" dröhnt es aus dem Inneren seines Kopfes, aus dem inneren seines ganzen Körpers. "Erwache!" dröhnt es immer lauter von allen Seiten. Sein Schwert fällt hinab in die Finsternis, er presst die Hände an seine Ohren, schließt die Augen und zeiht die Beine an. "Was ist das hier?" will er schreien doch kein Ton entweicht seinem Mund. "Erwache!" schallt es immer lauter, als würden tausend Menschen ihn gleichzeitig anschreien. "Stop! Aufhören!" ertönt abermals ein stummer Schrei von ihm. "Erwache!" dröhnt es in ihm, schmerzt in seinen Knochen, droht ihn zu zerreißen. Sein Körper fühlt sich wieder heiß an, wie Feuer, brennend heiß. "Erwache! Erwache!" Die Worte durchbohrten ihn wie glühender Stahl, der Schmerz sticht in seiner Brust. Er will schreien vor Schmerz doch wieder hört er keinen Ton seiner Stimme. "Erwache! Erwache! Erwache!" Eisig kalter Wind bläst über seine Glieder, lässt sie beinahe erstarren, eisig kalt fühlen sie sich an, er spürt sie kaum noch. "Aufhören!" versucht er abermals zu schreien, doch vergeblich. Tränen laufen seine brennenden und gleichzeitig eiskalten Wangen hinab. "Erwache! Erwache! Erwache! Erwache!" Er spürt seine feuchten Tränen die Wangen hinunter über den Körper laufen, spürt die Schreie in jeder Träne widerhallen, spürt wie sie aus jeder Träne auf ihn einstechen. Sich krümmend vor Schmerzen spürt er wie Sand um seine Handgelenke und Fußangeln läuft, auch wenn sie beinahe taub sind, sie reißen ihn auseinander, strecken die Arme und Beine in alle Richtungen weg, er spürt seine Knochen knacken, wie seine Muskeln zu bersten drohen, innerlich hallen weiter die Schreie, der Schmerz wird unerträglich, er reißt weit die Augen auf und blendend weißes Licht verbrennt seine Augen. "Erwache!" hallt es immer wieder durch seinen Kopf, schmerzt beinahe noch mehr als die Pein, die ihm widerfährt. Das Licht hört auf zu scheinen und blind, in ewige Finsternis gehüllt entkommt ihm endlich ein Laut, vor Schmerzen schreit er laut. Langsam, mit der Zeit, die ihm wie eine Ewigkeit vorkommt, weicht das Feuer, das ihn innerlich zu verbrennen drohte, weicht der eisig kalte Wind, der ihn zu erfrieren drohte, weichen die nassen Tränen durch die die Schreie ihn zu erstechen drohten, weicht der fest Sand, der ihn zu zerreißen drohte, weicht die Finsternis, sodass er wieder das gleißende Licht in seinen Augen sehen konnte, weicht auch das Licht, durch das er zu erblinden drohte und weichen auch die gellenden Schreie, die ihn in den Wahnsinn zu treiben drohten, und werden immer leiser.
 

Völlige Stille war eingekehrt und so schwebte er wieder allein und einsam in dieser völligen Finsternis, nur den Anhänger vor Augen, den er von ihr bekam. Und wieder erklang eine leise Stimme. "Erwache..." Verängstigt blickte er sich um. "Erwache..." Verängstigt, dass es wieder von neuem beginnen konnte. "Wach endlich auf!" Doch etwas war anders. "Seth...wach auf! Bitte..." Er erkannte die Stimme, die Stimme die zu ihm durchdrang... er musste wieder geträumt haben...doch es fühlte sich so real an... aber er erkannte die Stimme, wollte erwachen... "Seth! Wach auf!" Und er erwachte...
 

Er lag in einem Bett, zugedeckt bis zur Brust, die Arme über der Bettdecke. Er konnte kaum die Augen öffnen, seine Lieder schmerzten, doch er öffnete sie ein Stück, erkannte nur verschwommen die hölzerne Decke und ein ihm wohl bekanntes Gesicht, das von Xela, die sich über ihn beugte. Er versuchte sich langsam aufzurichten, doch jede Bewegung schmerzte. Was war mit ihm passiert? Hatte er verloren? "Xela...ugh..." Er stöhnte laut auf vor Schmerz, jeder Muskel in seinem Körper schmerzte, er konnte nicht einmal atmen ohne vor Schmerzen aufschreien zu wollen. War das also kein Traum, den er hatte? Sie sah ihn sorgenvoll an. "Sprich nicht, bleib ruhig liegen." – "Aber der...argh...was ist mit ihm...was ist...passiert?" – "Es ist alles okay. Er ist fort. Ich hab mir nach ein paar Stunden Sorgen gemacht und nach dir gesucht. Ich hab dich auf dem Platz gefunden, auf dem Boden. Deine Kleidung war ganz zerfetzt und verbrannt. Ein Wunder, dass du keine Wunden hast..." Mit einem erleichterten Lächeln sah sie ihn an. "Aber du scheinst Schmerzen zu haben, bleib ruhig liegen. Ich kümmere mich um dich...hast du Durst? Ich hol dir einen Schluck Wasser." Schnell sprang sie auf und lief hinaus zum Brunnen, ließ Seth zurück im Bett. Er seufzte nur leise, blieb so ruhig es ging liegen um nicht ständig seinen Schmerz spüren zu müssen und sah gedankenverloren zur Decke. Es fühlte sich an wie die Nachwirkungen des Traumes oder war etwas anderes passiert? Er erinnerte sich nur schwach an die blauen Flammen, diesen Moment des völligen Stillstands, den Moment als er die Kontrolle verlor, als sein Körper heiß brannte, die Flammen in ihm aufstiegen, des Feuer ihn innerlich zu verzehren drohte, erinnerte sich langsam wieder, was er dabei spürte. Er spürte Macht, eine unbändige Kraft in ihm erwachen. War es das, was passiert war? Er musste es herausfinden, herausfinden, was passiert war, doch wie? Er atmete tief durch und wurde durch einen schmerzhaften Stich in der Brust wieder daran erinnert, möglichst ruhig zu atmen. Langsam schloss er wieder die Augen. Hoffentlich würde der Schmerz bald nachlassen.
 

Tage später...
 

Seth fuhr sich mit der Hand durchs Haar, gestützt auf eine Schaufel, seine weite schwarze Kleidung flatterte im heftigen Wind der diesen lauen Sommerabend wunderbar abkühlte. Xela trat von hinten an ihn heran, umarmte hin und schloss die Augen während sie ihren Kopf an den seinen lehnte. "Müssen wir wirklich von hier weg, Seth?" – "Ja, hier gibt es doch nichts mehr. Die Stadt ist...tot..." Sie seufzte. "Aber wir haben doch noch uns." Er nickte leicht, legte seine rechte Hand an ihre Wange und strich zärtlich darüber. "Ja, das haben wir. Und wir beide werden ihn finden und alle rächen. Ich schwöre, er wird büßen für das, was er diesem Dorf angetan hat." Xela sah ernst zu Boden, auf die noch frische Erde des Grabhügels, auf dem sie standen. "Seth?" Sie ließ ihn los und ging einige Schritte von ihm weg, dreht sich dann zu ihm um. "Würdest du...mir das Kämpfen beibringen? Ich will...auch stärker werden und dir helfen." Er sah sie nur stumm an.

"Bitte. Ich habe...auch meine Eltern verloren" Sie beginnt leicht zu weinen. "Und ich will genauso wie du meine Rache. Bitte, hilf mir stärker zu werden." Sie geht ein paar Schritt auf ihn zu, wischt sich dabei die paar Tränen weg. Er sieht sie an, lächelt leicht. "Okay, ich werde dir beibringen, wie man kämpft." – "Danke" Sie nimmt ihn in die Arme und er erwidert die Umarmung. "Aber du musst mir eines versprechen...Xela..." Sie sieht zu ihm hoch. "Was denn?" – "Sollte ich es nicht schaffen ihn zu töten...dann lauf weg, lauf weg...ich will nicht, dass du stirbst." Sie lächelt nur. "Dummkopf...wie soll ich denn ohne dich leben? Aber...lass uns nicht darüber reden...ja? Gehen wir...nach Hause, ein letztes Mal...bevor wir aufbrechen." Seth nickt leicht und löst sich aus der Umarmung, legt einen Arm um sie und sie tut es ihm gleich, so gehen sie, Arm in Arm den kleinen Hügel hinab zu Seths Haus, dem Sonnenuntergang und ihrer letzten, gemeinsamen Nacht in diesem Dorf entgegen.
 

Fern von alledem ereigneten sich in diese schicksalhaften Nacht noch weitere dramatische Ereignisse. Tief in den Gebieten der Dämonen, genau genommen im Zentrum, in ihrer großen Hauptstadt Draedenum, trug es sich zu, dass ein junger Dämon ebenfalls plante eine Reise zu beginnen. Das war Dämonen jedoch verboten, sofern sie nicht auf einer Mission oder im Krieg waren. Dies wurde von den Statthaltern erlassen, um zu vermeiden, dass wieder ein so genannter "heiliger Kreuzzug" beinahe ihre ganze Rasse auslöschte und das nur, weil ein paar dumme Jungspunde unter den Dämonen brandschatzend die Welt verwüsteten. Nun die alten, Jahrtausende alten Dämonen, die nun regierten, wollten ihr ewiges Leben noch eine Weile genießen und taten alles um jegliche Unruhen zu verhindern. Daher kam es, das besagter junger Dämon auf seinem Weg in die Lande der Menschen aufgegriffen und in den Kerker geworfen wurde, bis zu seiner Hinrichtung. Doch das wollte er, ein Dämon reinen Blutes, von adeligem Geblüt um genau zu sein, sich nicht gefallen lassen. In der Dunkelheit seiner Kerkerzelle konnte man nur das Leuchten seiner roten Augen sehen. Hinter den Schatten verbarg sich ein grimmiges Grinsen in seinem Gesicht. Er dachte über Fluchtpläne nach, doch nichts, was ihm einfiel, erschien ihm als sinnvoll, bis...
 

"Alarm! Ein Angriff der Engel! Zu den Waffen!" Aus dem Himmel herab stürzten die geflügelten Wesen. Menschenartig, jedoch mit gewaltigen weißen Federschwingen von Spannweiten bis zu 5 Metern, gekleidet in silberne Rüstungen und weite Mäntel, bewaffnet mit Speeren und lange, schmalen Schwertern. Unter lautem Gebrüll flogen sie über die hohen Mauern der Stadt, in völliger Dunkelheit überraschten sie die sich in Sicherheit wähnenden Dämonen. Dämonen, die ebenfalls menschenartig waren, jedoch etwas größer und meist mit dunkler und härterer Haut als Menschen und Engel, ergriffen ebenfalls ihre wuchtige Äxte und breiten Schwerter, legten ihre Rüstungen aus schwarzem Stahl an und stürzten sich wild in den Kampf. Einige bekämpften die Engel, die ihre Flügel wieder im Rücken verschwinden ließen am Boden, andere breiteten ihre lederartigen oder schwarz gefiederten Flügel aus und schwangen sich hoch in die Lüfte um sie direkt abzufangen und mit sich zu Boden zu reißen. Was die Engel ihnen an Taktik und Kriegsgeschick voraus waren, machten die Dämonen an Stärke und wilder Brutalität wieder wett.

In dem wilden Schlachtengetümmel vergaß man ganz auf den jungen Gefangenen, der in seiner Zelle bereits auf eine gute Gelegenheit wartete um zu entkommen und wie es das Schicksal so wollte, brach in genau diesem Moment ein Engel durch die Mauer des Kerkers, rutschte blutüberströmt und mit abgeknickten Flügel durch die ganze Zelle und gegen die Gitterstäbe. Licht schien nun durch diese Loch herein, erhellte die Zelle, beschien das Fleckchen Elend und blutigem Fleisch, was einmal ein Engel war, doch er atmete, lebte noch. Der junge Dämon trat ebenfalls in das Licht, stieg über den sterbenden Engel. Nun war er zu sehen, seine erhabene Gestalt. 1,80 Meter war er groß, schlank und doch muskulös, gekleidet in enges schwarzes Leder mit Stiefeln, Hose und einem ärmellosen Hemd, dessen Kragen den ganzen Hals bedeckte. Um den Hals hatte er eine silberne Kette, die im Mondlicht weiß glänzte. Auch der Anhänger, ein Kreuz, das von einem Omega umschlungen wird, das Wappen seiner Familie, strahlte hell im Mondenschein, ebenso wie seine helle, fast weiße Haut und seine noch weißeren, hüftlangen Haare. Nur ein paar Strähnen verdeckten sein schmales Gesicht, voll von feinen und edlen Zügen. Seine roten Augen strahlten einen fast unwirklichen Glanz aus. Er begann nun breit und sichtlich siegessicher zu grinsen, kurz warf er einen Blick auf seine Hand, formte langsam eine Faust und öffnete sie wieder. Einer der Dämonen hatte ihn nun bemerkt und ahnte, was er vorhaben musste. Es war einer seiner Freunde und mit schreckgeweiteten Augen ließ er sofort vom Kämpfen ab und stürzte so schnell er konnte zu Boden. "Tu es nicht!" Doch...
 

Mit breitem Grinsen rammt er seine Hand in den Brustkorb des Engels, umschlingt mit seinen langen Fingern das Herz des Engels, krallt seine Nägel tief in den pochenden Muskel. Er spürt wie sich jegliche Lebensenergie des Engels dort sammelt, spürt wie die Energie versucht, diese tödliche Wunde abzuwenden, spürt wie er jedes bisschen davon in sich aufsaugt, wie er immer stärker wird, bis er jedes bisschen Kraft des Engels aufgesaugt und verzehrt hat. Sein ganzer Körper pulsiert, als er das Herz in seiner Hand zerquetscht und die Hand aus der Brust des Engels zieht. Seine Augen leuchten hellrot und er zittert am ganzen Leib, beginnt leise zu lachen.
 

Schließlich landete sein Freund hinter ihm. "Was...was hast du getan?" Er wandte sich zu dem anderen Dämon um, sah ihn mit leuchtend roten Augen an, sah ihn die schreckgeweiteten Augen seines Freundes. "Ich habe mich befreit!" Plötzlich schlug er zu, ein lautes Knacken war zu hören als er seine Faust in die Magengrube seines Freundes rammte, der nun langsam zu Boden sank. "Was....urgh...Zethis...was hast du...mein Freund..." – "Tut mir leid...Istar... wir sind keine Freunde mehr. Ab heute bin ich ein Verräter. Und jetzt schlaf." Mit diesen Worten nahm er Istars wuchtiges, 2 Meter langes und 30 cm breites Zweihandschwert ohne Parierstange an sich, schulterte es und stieg aus dem Kerkerloch hinaus, warf einen Blick hoch in den Himmel und ließ ihn durch die Straßen schweifen. Überall kämpften Scharen an Engeln und Dämonen und nun war ihm jeder feindlich gesinnt, denn er hatte die schlimmste aller Sünden begangen. "Scheint als wird dies ein langer, blutiger Weg..." Mit breitem Grinsen und geschultertem Schwert ging Zethis los Richtung Norden, in Richtung der Hauptstadt der Menschen. "...und ich freu mich schon drauf."
 

"Und so setzt sich auch der zweite Läufer in Bewegung. Dieses Spiel habe ich schon so gut wie gewonnen" Lachend lehnte sich der Hüter in seinem Thron zurück, betrachtete kurz das Schwert in seinen Händen und sah wieder auf das Rad des Schicksals. "Die Bauern gut platziert, die Läufer ziehen. Alles verläuft nach Plan. Nur Geduld und der gegnerische König wird fallen und ich werde an seiner statt herrschen, ihr werdet schon sehen. Ihr Götter...ihr werdet schon sehen..." Sein Lachen hallte noch lang durch die Hallen der Zeit, hallte durch Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, als wüsste die Zeit, gar das Schicksal selbst bereits, dass dieses Lachen der Gesang des Triumphes, des Sieges über die Götter sein wird, doch noch wusste nicht einmal das Schicksal wie dieser Triumph aussehen würde und auch nicht, wer am Ende den endgültigen Preis an sich reißen würde.
 

Das Spiel um das Schicksal des Universums war eröffnet, doch wer wirklich Spieler und wer Spielfigur war, das war noch unklar. Doch die Zeit wird es zeigen...

Der Aufbruch

Es graute bereits der Morgen, die Sonne stieg hinter den grünen Hügeln auf, schien durch fahle Nebelschwaden die über die Wiesen und Felder zogen. Licht brach sich in den feuchten Tautropfen an Grashalmen und Blätter, zersplitterte sich in alle Richtungen und ließ nur ein leichtes Schimmern und Glitzern an den Spitzend er Halme zurück. Zu kühl war es noch, als das erste Insekten es wagen würden aus ihren Verstecken zu kriechen, nur einige wenige Vögel flogen bereits über die Baumwipfel der nahen Wälder. Es war gut, dass die Nacht den Boden etwas abkühlte und ein wenig Feuchtigkeit spendete, denn auch dieser Tag würde wieder so heiß wie der vorherige werden und abermals würden alle Bauern fürchten, dass die Götter ihnen zürnten und ihre Ernte zerstören wollten. Doch dieser Tag war auch anders als andere Tage.
 

Es war ein Tag des Aufbruchs. Allerorts begannen Menschen in die große Hauptstadt des meridianischen Reiches, dem großen Reich der Menschen in der Mitte des Kontinents, zu strömen. Dort sollte nämlich in wenigen Wochen abermals ein Ereignis stattfinden, welches entscheiden sollte wer der stärkste Kämpfer ganz Meridians war. Von überall her strömten die stärksten Krieger, die gefürchtetsten Attentäter und die brutalsten Räuber. Aus allen Provinzen des Ostens und Westens, von den großen Grenzfesten des Südens, nahe der Dämonenlande und selbst aus dem tiefsten, nur wenig erschlossenen Gebieten des Nordens, wo noch immer Barbarenhorden wild umherzogen und die Ödnis der Eiswüsten beherrschten, kamen sie. Dieses alljährliche große Ereignis, auch bekannt als das große Turnier, war jedoch dieses Jahr überschattet von schrecklichen Geschehnissen. Eine furchtbare Seuche schien viele Generäle der Armee und auch einige wichtige Persönlichkeiten aus den Adelshäusern befallen zu haben. Manche sagen es sei nur Wahnsinn der sie dazu trieb ihre besten Freunde und ihre Familie zu verraten und zu töten, ehe sie sich in vielen Fällen selbst richteten, andere wiederum glauben es wäre eine dunkle Macht am Werk die sie manipulieren würde. Wer nun Recht hat, man weiß es nicht.

Doch auch diese schrecklichen Ereignisse trüben nicht die gute Laune des Volkes. Ist es doch jedes Jahr die einzige Abwechslung von der harten Feldarbeit. Viele sparen das ganze Jahr um sich einen der begehrten Sitzplätze in der Arena zu sichern, andere hoffen einfach auf ihr Glück einen guten Stehplatz zu bekommen.
 

Nichts wissend von diesem Ereignis brachen auch Seth und Xela im Morgengrauen auf ihre große Reise in die Hauptstadt auf. Auf dem ersten Hügel blieben sie noch einmal stehen, sahen zurück auf die verwüstete und tote Stadt, die Arme umeinander gelegt, schweigend. Dann wandten sie sich um, folgten dem Feldweg der nach Osten in die nächste Siedlung führte. Einige Tage weit war sie entfernt und so marschierten sie los, die wichtigsten Dinge und ihre letzte Habseligkeiten in Rucksäcken verstaut. Ein Zelt, ein wenig Proviant und Seths Schwert das er, mit einem Gurt befestigt, am Rücken trug. So gingen sie, Hand in Hand, der Sonne entgegen.
 

Unterdessen war auch Zethis erwacht, der sein Nachtlager unter einem großen Baum, angelehnt an das große Schwert, welches hinter ihm im Boden steckte, aufgeschlagen hat. Er öffnete langsam die Augen, sah sich prüfend um und ergriff wortlos sein Schwert, schulterte es wieder und ging weiter nach Norden. Es war auch in den südlichen Landen, wo der ständige Krieg zwischen den Engeln, die im Nordenosten lebten und den Dämonen, die im Südwesten lebten, für Unruhen und tägliche Gefechte sorgte, sehr ruhig, beinahe zu ruhig. Zethis wusste, dass er durch ein Gebiet der Engel musste, um nach Meridian zu gelangen, da Draedenum recht weit im Osten lag und ein schmaler Streifen des feindlichen Gebietes genau auf seinem Weg lag. Ein Umweg würde ihn zuviel Zeit kosten und außerdem scheute er kein Risiko.
 

Schnellen Schrittes oder zumindest so schnell er konnte schritt er durch das dichte Unterholz der finsteren Wälder. Das Holz der Bäume hier war sehr dunkel, beinahe schwarz und auch die Blätter hatten eine satte und dunkelgrüne Farbe. Entlang der Straße zu gehen wäre zu gefährlich, da das die üblichen Marschrouten der Bodentruppe waren, wenn die Feinde es nicht vorzogen zu fliegen. Auch das würde für ihn nicht in Frage kommen, deshalb blieb ihm nur der Weg durch die Wälder. So könnte er möglicherweise auch unerreicht die Grenzen erreichen, ehe der Wald lichter würde. Meridian war eher für seine weiten Steppen und Hügellandschaften bekannt, als für seine Wälder. Die waren eher licht und nicht besonders groß. Selbst Berge gab es keine, ausgenommen die der nördlichen Regionen, die sie bereits den Barbarenhorden abringen konnte. Doch die Sicherung dieser Gebiete war schwer und man würde sich wohl entscheiden sie wieder aufzugeben und sich auf das fruchtbare Ackerland Meridians beschränken. So oder so war es ein riesiges Reich. Zethis erinnerte sich zurück an die Zeiten bevor Meridian ein geeintes Reich wurde. Er war nicht dabei, aber er hatte Geschichten gehört, Geschichten über...
 

Doch plötzlich wurde er von einem Pfeil, der knapp an seinem linken Auge vorbei sauste und in einem Baum dahinter stecken blieb aus seinen Gedanken gerissen. Gerade als er die ersten Schritte aus den Schatten der Bäume auf eine kleine Lichtung gemacht hatte, wurde er bereits attackiert. Vor ihm standen 3 Engel.

Alle 3 waren in silberne Rüstungen gehüllt die Arme und Beine schützten, lediglich die Finger und Gelenke waren, zur besseren Beweglichkeit ungeschützt und lagen frei. Über der Brustpanzerung trugen sie alle drei einen weißen, bodenlangen Wappenrock, mit silberner Verzierung an den Rändern, die an Runen erinnerte. Der Linke richtete den Bogen auf Zethis, er war auch der kleinste und hatte kurzes, wild in alle Richtungen stehendes, blondes Haar so wie ein junges Gesicht mit einem ebenfalls blonden Ziegenbart. Er zog einen weiteren Pfeil aus seinem Köcher am Rücken und spannte die Sehne. Der Rechte war etwas größer und hielt in jeder Hand je einen kurzen Krummsäbel. Um seine Hüfte trug er einen schwarzen Ledergürtel mit Schlaufen, die wohl für seine Säbel gedacht waren. Seine Haare waren pechschwarz und hingen in langen Strähnen herunter, verdeckten teilweise sein markantes Gesicht. Der Mittlere der Drei war der Größte und er trug am Rücken, befestigt mit einer ledernen Schlaufe an zwei Ledergurten die er über der Brust verkreuzt trug, ein knapp 1,5 Meter langes Zweihandschwert, mit ungewöhnlich schmaler Klinge und hübschen Gravuren auf einem schmalen Streifen, zwischen den beiden Schneiden. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und lächelte finster. Seine feurig roten Haare standen ihm zu Berge, nur ein paar kurze Strähnen hatten sich vom Rest gelöst und hingen über seine ebenso roten Augen.
 

Zethis lächelte verächtlich. "Dreckiges Halbblut..." Er begann leicht zu lachen. Der Mittlere sah ihn finster an, wandte sich dann an seine Kameraden die sich ob dieser Beleidigung schon auf Zethis stürzen wollten. "Haltet ein! Arkus, steck deine Schwerter weg, Iulius, senk den Bogen... ich kümmere mich um ihn. " Daraufhin ging er einige Schritte nach vorn, zog sein Schwert und schulterte es ebenso wie Zethis. Dieser grinste nur breit. "Sie schicken also dreckige Halbblüter um mich aufzuhalten? Dass ich nicht lache!" – "Schweig!" Der Mittlere blickte zornig zu ihm. "Wir mögen Halbblüter sind, doch sind wir immer noch ehrenwerte Mitglieder der Engelsgarde!" – "Ehrenwert? Guter Witz. Ihr seid doch nur Bauernopfer. Wer wird denn jedes Mal vorgeschickt um zu sehen wie stark der Feind ist? Wer wird verheizt, um die echten Engel vor gefährlichen Überraschungsangriffen zu bewahren? Ihr!" – "Schweig! Ich, Zyriel, Hauptmann der 13. Division Ishariot, werde deine Worte nicht länger dulden und dein Eindringen in unser Land verhindern! Mach dich bereit zum Kampf!"
 

Zyriel schwingt sein Schwert vor sich und hält es seitlich von sich, geht leicht in die Knie, als warte er nur darauf angreifen zu können. Zethis grinste nur breit. "Da du hier sterben wirst, merk dir gut den Namen deines Mörders. Zethis lautet er. Und jetzt lass uns das hier beenden, ich hab nicht ewig Zeit. Komm!" Er bleibt völlig ruhig stehen, sein wuchtiges Schwert geschultert, die anderen Hand in der Hosentasche, blickt mit einem verächtlichen Grinsen zu seinem Gegner. Zornig stürmt Zyriel nach vorn, sein Schwert zum Angriff erhoben, täuscht den Schlag von rechts an, als er Zethis erreicht springt er jedoch hoch und stürzt von oben auf ihn herab. Zethis macht einen schnellen Schritt zur Seite, sodass Zyriel vor ihm kniend, die Klinge auf den Boden schlagend, landet, schwingt mit einer lässigen Handbewegung seinen riesigen Zweihänder. Zyriel reißt seine Klinge hoch und hinter seinen Rücken um den Schlag abzublocken, wird jedoch von der Wucht des Aufpralls nach vorn auf den Boden geschleudert, und schneidet dabei mit seiner eigenen Klinge am Rücken einen Riss in den Wappenrock. Zethis hat den Aufprall bereits wieder abgefedert und holt zu einem weiteren Hieb von oben aus, dem Zyriel knapp ausweichen kann in dem er sich nach vorn abrollt und in einer schnellen Drehung wieder aufsteht. Schwer atmend, sein Schwert vor sich haltend steht er, etwa zwei Längen seines Schwertes von Zethis entfernt, sein Gesicht und sein Wappenrock bereits schmutzig vom matschigen Waldboden, während sein Gegner seinen Zweihänder aus dem Boden zieht und wieder schultert, immer noch breit grinsend. "War das alles? Solltest vielleicht bessere deine beiden Halbblutfreunde helfen lassen, sonst frisst du noch mehr Dreck." – "Sei still! Es ist unehrenhaft seinen Gegner zu beleidigen!" – "Ach...scheiß drauf. Du dreckiges kleines Halbblut willst mir was von Ehre erzählen?" Er rammt sein Schwert in den Boden und zieht die linke Hand aus seiner Tasche. Zyriel sieht ihn fassungslos an. "Was soll das? Nimm dein Schwert wieder!" – "Pah...für einen Wurm wie dich brauch ich doch kein Schwert. Na los...greif mich an!" Wütend und schreiend springt Zyriel nach vorn, schlägt wild auf Zethis ein, der jedem Schlag leichtfüßig ausweicht. Lachend weicht er bei jedem Schlag zur Seite und mit jedem Mal werden Zyriels Schläge schneller und er wütender, bis sie plötzlich langsamer werden und er erschöpft die Klinge zu Boden sinken lässt. In einer blitzschnellen Bewegung ergreift Zethis sein rechtes Handgelenk und es bricht mit lautem Knacken, Zyriel schreit auf, doch dann wird er am Hals gepackt und sein Schrei erstickt. Sein Schwert fällt zu Boden und auch er wird in die Knie gezwungen, bis er, dem Erstickungstod nahe das Bewusstsein verliert.
 

Zethis wendet sich von ihm ab, lässt ihn zu Boden fallen. "Jetzt weißt du wo du hingehörst, Halbblut. Und was euch beide angeht..." Er geht langsam zu seinem eigenen Schwert zurück, während er die beiden anderen Halbblüter böse angrinst. Die beiden stehen, mit erschrockenem Gesicht da und sind nicht fähig sich zu rühren, voller Furcht sind ihre Augen und voller Abscheu für dieses grausame Monster vor ihnen. "Ihr beide...hättet ihr ihm geholfen, hättet ihr vielleicht eine Chance gehabt. Ihr seid so armselig mit eurem Ehrenkodex...deswegen werdet ihr auch irgendwann sterben, aber nicht heute." Er schultert sein Schwert und geht seelenruhig an den beiden zu Säulen erstarrten Halbblütern vorbei. "Und merkt euch eines, ihr Halbblüter seid nur Dreck im Gegensatz zu richtigen Engeln und Dämonen. Merkt euch das. Besser ihr sucht euch ein ruhiges Plätzchen und verreckt gleich." Breit grinsend und triumphierend verlässt er die Lichtung nach Norden.
 

Erst einige Minuten später, als sie sich sicher waren, dass er weg war, wagten sie es sich wieder zu rühren und eilten zu ihrem Kameraden, der bewusstlos am Boden lag. Noch leicht zitternd trugen sie ihn zurück in ihr Lager. Doch das Zittern schien nicht nur in der Angst begründet. Als sie aufbrachen konnte man Arkus leise flüstern hören. Er schwor Rache.
 

Es war bereits später Abend als Seth und Xela, vom Regen völlig durchnässt in einer Höhle Unterschlupf fanden. Er war plötzlich über sie hereingebrochen, als sie gerade nahe dem Wald über den schmalen Trampelpfad am Rand der Felder marschierten. Schnell flohen sie in den, eher lichten Wald am Rande der Berge wo sie schließlich diese Höhle fanden. In der Höhle war es zwar nicht besonders warm, dafür aber trocken und da sowohl die Wolken, als auch die Blätter der Bäume, die direkt beim Eingang standen und ihn so zum Teil verdeckten, nur wenig Licht hereinließen, auch sehr dunkel. "Meine Sachen sind klitschnass...und ich hab nichts Anderes mit..." Xela seufzte leise als sie sich setzte und an die Höhlenwand lehnte. "Ich auch nicht...bei dem Angriff ist leider nicht viel mehr als Fetzen übrig geblieben. Die meisten unserer Sachen hatten wir gerade gewaschen..." Er stellt seine Tasche neben ihr ab, lehnte das Katana an die Wand und ging in Richtung Höhlenausgang. "Ich schau mal ob ich trockenes Holz für ein Feuer auftreiben kann...und etwas Licht. Du kannst uns ja derweil ein Nachtlager vorbereiten und etwas zu essen." – "Okay, mach ich." Sie klang fröhlich, wohl darüber, dass sie auch etwas tun konnte. "Achja...und zieh die nassen Sachen aus...ich will nicht, dass du dich erkältest...okay?" Sie konnte sein liebevolles Lächeln im schummrigen Licht des Ausganges erkennen, ehe er sich ohne eine Antwort abzuwarten umdrehte und aus der Höhle verschwand. Xela stand auf und kramte im Halbdunkeln in den Taschen, zog einige Decken heraus und breitete sie an der ebenerdigsten Stelle die sie in der Höhle fand aus. Die dickste und weichste nahm sie als Untergrund und eine der dünneren breitete sie darüber aus, während sie eine dritte, eher kleinere Decke zusammenlegte, damit so ein Kissen daraus wurde. Sie lächelte als sie fertig war und sah zum Ausgang. Seth war noch nicht zurück. Ihr war jetzt schon ziemlich kalt, darum zog sie ihre nassen Sachen aus und wickelte sich in die vierte Decke die sie noch mitgebracht hatten, schließlich wollte sie ja nicht ihren Schlafplatz nass machen. So saß sie da und überlegte was sie heute essen können und ob Seth wohl genug Holz für ein Feuer finden würde.
 

Währendessen streifte Seth zwischen den Bäumen umher, sammelte hie und da ein paar abgebrochene Äste auf die ihm als trocken genug erschienen und wickelte sie ihn sein schwarzes Hemd, damit sie nicht noch vom Regen nass werden. Als er schließlich meinte, dass er genug hätte ging er zurück, wo schon Xela auf ihn wartete. "Seth!" – "Ich hab genug gefunden, das wird für ein Feuer reichen." Er breitete die Äste am Boden aus und nahm die Feuersteine aus der Tasche um ein kleines Feuer zu entfachen. Schließlich sprang ein Funke über und nach kräftigem Blasen der Beiden brannte nach einiger Zeit ein hell leuchtendes Feuer in der Höhle. Seth holte noch ein paar große Äste aus dem Wald und baute daraus ein Gestell zum Aufhängend er Kleidung neben dem Feuer, während Xela etwas Fleisch und Brot, dass sie mitgebracht hatten herrichtete. Er zog den Rest seiner Sachen aus und hängte sie, zusammen mit Xelas, auf das Gestell, stellte ihre Schuhe und Stiefel neben das Feuer und gesellte sich schließlich zu Xela unter die Decke um sich aufzuwärmen. "Du zitterst ja schon am ganzen Leib..." Xela schmiegte sich eng an ihn um ihn zu wärmen, während sie ein paar Bissen aß. Auch er aß und schnell war ihm auch nicht mehr kalt. Beide saßen sie nachdenklich, eng aneinander gekuschelt und in die warme Decke gehüllt vor dem Feuer. Manchmal trafen sich ihre Blicke und sie lächelten dabei, ehe sie wieder der Stille und dem leisen Knistern des Feuers lauschten.
 

Draußen war es bereits finsterste Nacht und dem heftigen Regenschauer des Abends war eine sternenklare und angenehm kühle Nacht gefolgt. Seth und Xela lagen bereits in ihrem Bett, das Feuer war bereits erloschen, nur die Glut leuchtete noch schwach, gerade so, dass man die Kleidung der Beiden am Gestell hängen sehen konnte. Seth schlief bereits, doch Xela lag noch wach. Sie wälzte sich unruhig in den Decken, lag da und starrte zur Decke oder an die Wand. Sie wirkte nachdenklich und besorgt. Schließlich stand sie auf und ging langsam aus der Höhle, sah durch das lichte Blätterwerk hoch zu den Sternen als sie sich an einen Baum, gleich neben dem Höhleneingang lehnte. Der Mond stand bereits hoch am Himmel und war immer noch so voll wie gestern. Verträumt sah sie ihn an, erinnerte sich an die letzte Nacht, an die schöne Zeit am See, an Seths zärtliche Berührungen, es war als könnte sie sie noch fühlen. Ihre Hände strichen sanft über ihren nackten Körper, der im Mondlicht noch weißer als sonst erschien und es schien auch als wollte sie ihre Erinnerungen noch deutlicher spüren. Doch sie erinnerte sich auch an die schrecklichen Ereignisse dieser Nacht. An den Angriff, Tod und Verderben die über all die Dorfbewohner hereingebrochen war und trotzdem fühlte sie sich nicht traurig. Geschockt war sie, ja, doch Trauer empfand sie nicht. Hatte sie doch schon viel früher ihre Eltern verloren, lebte sie doch schon lange alleine, war doch das Einzige, was ihr noch lieb und teuer war hier bei ihr. Ihr Blick wanderte kurz in die Höhle, wo sie im Schimmer der Glut nur schwach Seths Umrisse im Bett erkennen konnte. Sie ging einige Schritte, ließ ihren Blick immer wieder über die Gräser und Sträucher, die Bäume und deren Blätter und über den Himmel schweifen, streifte dabei sanft über die Rinde der Bäume, als sie so immer weiter durch den Wald wanderte, immer beschienen vom hellen Licht des Mondes, elfengleich und wunderschön.
 

Plötzlich hörte sie hinter sich das Knacken eines Astes. Erschrocken fuhr sie herum, die Augen geweitet, den Mund leicht geöffnet und die Arme erhoben. Doch dann entspannte sie sich, ließ die Arme sinken und begann zu lächeln, legte den Kopf leicht schief. Seth stand vor ihr zärtlich lächelnd und strich ihr sanft über die Wange, sah sie liebevoll an. "Ist dir nicht kalt?" Sie schüttelte nur den Kopf und wandte sich um, sah hoch zu den Sternen. Er trat hinter sie, legte einen Arm um ihre Taille und küsste sie sanft auf den Hals. "Du bist wunderschön, wie du durch den Wald spazierst... im Mondlicht. Wie eine Elfe." Sie kicherte leise und wurde etwas rot. "Du Schmeichler..."

Eine Zeit lang sehen beide schweigend hoch in den Himmel, er den Arm um sie gelegt, sie sich an ihn schmiegend. "Weißt du...ich liebe es einfach Nachts durch den Wald zu streifen, die Natur zu beobachten, die Sterne zu sehen...und den Mond...ich genieße die Stille, die Dunkelheit...es ist fast so als beschützt sie mich...als wäre...als wäre die Nacht meine Mutter und der Mond mein Vater...und ich...ich wäre ihre Tochter." Sie wendet sich zu Seth um und sieht ihn an. "Findest du...das klingt blöd?" Er lächelt nur. "Nein, ganz und gar nicht. Das passt sogar perfekt..." Er beugt sich langsam zu ihr hinunter und gibt ihr einen zärtlichen Kuss den sie erwidert. Sanft streicht er über ihren Rücken und auch sie schlingt ihre Arme um ihn, schmiegt sich eng an seinen Körper.

"Sag mal... stört es dich eigentlich nicht, dass uns deine Eltern dabei zusehen?" Seth grinst breit. "Ach du...was du wieder für blöde Gedanken hast..." Xela lächelt auch. "Ich mein ja nur...lass uns lieber wieder in die Höhle gehen...da ist es auch etwas bequemer." Sie nickt nur und Arm in Arm schlendern sie zurück zu ihrem Schlafplatz.
 

"Endlich..." Zethis grinste breit als er im Morgengrauen die Grenzmauern nach Meridian erreichte. Er blickte hoch zu den Zinnen, betrachtete das gewaltige Bauwerk, welches vor ihm emporragte. 50 Meter hoch und ebenso dick, mit mehreren Zwischenmauern und mit weicher Erde und Sand aufgefüllten Zwischenräumen stand die Mauer vor ihm, erstreckte sich kilometerweit, über Hügel und durch Täler, schmiegte sich an Berghänge und durchzog selbst die tiefsten Wälder, sowohl nach Osten, als auch nach Westen, bis zu den steilen Gebirge an den hohen Klippen des Kontinents. Alle 500 Meter ragte ein doppelt so hoher Wachturm empor, bestückt mit schwerer Artillerie und stets mit 10 Männern bemannt, die auch an den Stücken zwischen den Mauern stets patrouillierten. Hinter den Türmen erstreckten sich ebenfalls Mauerstücke die sich, flach abfallend, ins Landesinnere erstreckten. Diese Mauerstücke waren hohl und dienten als Tunnel um aus den 1000 Meter hinter der Mauer liegenden Festungen schnell Truppen zur Mauer transportieren zu können. Außerdem dienten sie Bogenschützen als ideale Plattformen um Feinde abzufangen, sollten sie es schaffen die Mauer, wider aller Erwartungen, zu durchdringen. Das Auffällige an dieser Mauer war aber vor allem eines: es gab kein einziges Tor. Aber schließlich wurde sie nicht gebaut um jemand hindurch zu lassen, sondern um eben niemand nach Meridian zu lassen.
 

Zethis näherte sich langsam der Mauer, überlegte wie er sie überwinden solle. Unter den Dämonen war er zwar einer der Stärksten und Schnellsten, doch in einem Punkt war er allen unterlegen, denn er hatte keine Flügel. Nur alle tausend Jahre kam es vor, dass ein Dämon ohne Flügel geboren wurde und oft waren jene von besonders großem Unheil verfolgt, was nicht selten den Untergang ganzer Familie und Städte zur Folge hatte. Flügellose waren seit jeher ein Zeichen der Verdammnis und des Untergangs. Sie waren gefürchtet, wurden gemieden, nicht nur wegen der Omen, sondern auch wegen ihrer außerordentlichen Macht. Diese beiden Dinge, unbändige Kraft und das Leben als Ausgestoßene, am Rande der Gesellschaft, waren wohl der wahre Grund für die schrecklichen Ereignisse, die immer zeitgleich mit Flügellosen auftraten.

Aber das sind nur Spekulationen. Vielleicht sind sie wirklich ein Vorzeichen für gewaltige, weltverändernde Ereignisse...
 

Zethis senkte sein Schwert und mit einem dumpfen Laut schlug es am Boden auf. Die Wachen schienen ihn noch nicht bemerkt zu haben. Sie waren es wohl auch nicht gewohnt von einem Einzelnen angegriffen zu werden. Große Heere, aber auch kleinere Truppen waren weitaus leichter zu entdecken und wurden auch um einiges bedrohlicher eingeschätzt als ein einziger Dämon. Zethis entfernte sich ein gutes Stück von der Mauer, betrachtete genau die Struktur und Oberfläche, ging einige Schritt in Richtung Osten und wiederholte das Ganze einige Male bis er zufrieden lächelte. Wieder entfernte er sich ein Stück von der Mauer, hielt das Schwert mit einem Arm hinter den Rücken, sodass die Klinge entlang seines Körpers zu Boden zeigte, allerdings so, dass sie ihn nicht berührte. Den Griff umwickelte er mit seinem Gürtel und befestigte das andere Ende an seinem Arm, damit er das Schwert nicht verliere konnte. Ein weiteres Mal sah er nach oben zum Ende der Mauer. Die Oberfläche war an dieser Stelle sehr rau und ziemlich abgenutzt, hier hatten wohl schon öfter Schlachten getobt und die Mauer war nur schlecht ausgebessert worden. Hier würde er es wagen. Die Fackeln am oberen Ende der Mauer bewegten sich gerade von der Stelle weg, da sah er seine Chance.
 

Zethis geht leicht in die Knie, drückt sich stark vom Boden ab und sprintet auf die Mauer zu. Ungebremst und in vollem Lauf steuert er auf die Wand zu, drückt sich kurz vor dem Aufprall vom Boden ab, springt knappe 30 Meter in einem Stück und prallt dann mit dem linken Fuß an einer schwachen Stelle der Mauer auf, tritt ein Stück aus ihr heraus, gerade groß genug, dass sein Fuß Platz findet, stößt sich von dieser Stelle ab, worauf auch der Vorsprung nachgibt und steigt steil nach oben. Auf den letzten Metern wird er langsamer, er stößt sich nochmals leicht von der Mauer ab, segelt langsam von ihr weg, dreht dabei sein Schwert über dem Kopf und rammt es mit voller Wucht in die Mauer, woraufhin er knapp 1 Meter vor dem Ende der Mauer hängen bleibt. Das bleibt natürlich nicht unbemerkt und sofort stürmen Wachen dorthin, ihre Rüstungen klappen, das Klirren vom Ziehen der Schwerter erklingt, Alarmglocken läuten. Zethis schwingt sich nach oben auf sein Schwert, balanciert auf der Klinge und springt hoch auf den Mauervorsprung, wo die erste Wache vor Schreck nach hinten taumelt. Mit einem Ruck seines Armes reißt er das Schwert aus der Mauer und zieht es zu sich hoch, fängt es und als er mit einem Satz von der Mauer auf den recht breiten Weg springt nähern sich bereits weitere Wachen in schweren Rüstungen. Laut stöhnt die erste Wache auf, die zu Boden gestürzt war und auf der er jetzt landete. Mit einem Hieb schlägt er zwei herannahende Wachen entzwei, Körper und Waffen fliegen von der Mauer, Blut spritzt hoch und den Schwung nutzend mit einer Drehung köpft er eine Wache die sich ihm von hinten nähert. Nur mit der Rechten hält er den schweren Zweihänder, zerteilt eine weitere Wache, die ihm todesmutig entgegen springt, fängt mit der Linken ein herumwirbelndes Schwert und ersticht die am Boden liegende erste Wache. Die paar Leichen die nun den Weg blockieren erschweren weiteren Wachen den Zugang, sodass Zethis in die andere Richtung zum nächsten Turm eilt. Von hinten schießen Bogenschützen bereits Pfeile auf den Eindringling, diese prallen jedoch an der breiten Klinge des Schwertes ab, das er mit der Hand hinter dem Rücken hält. Mit dem gefangen Langschwert pariert er Schläge weiterer Wachen und schlägt sie anschließend mit der Faust nieder, sodass die meisten von ihnen taumelnd von der Mauer fallen. Schließlich ist er außer Reichweite der Schützen hinter ihm und auch vor ihm sind keine Wachen mehr zu sehen, da sie die Tür zum Turm fest verriegelt haben. Zethis rammt das große Schwert durch die Tür, spießt die dahinter stehende Wache samt Tür auf und stoppt abrupt ab, sodass die Wache gegen die gegenüberliegende Wand fliegt und anschließend unter der ihr nach fliegenden schweren Holztüre begraben wird. Grinsend tritt Zethis die nächste Tür ein, doch wider Erwarten trifft er auf keinen Widerstand mehr, läuft die abfallende Mauer ins Landesinnere entlang, bis sie nicht mehr allzu hoch ist und er mit einem Satz von ihr springen kann.
 

Etwas enttäuscht über so wenig Widerstand löste er den Gürtel und band ihn sich wieder um die Hüfte, steckte das erbeutete Langschwert hindurch, sodass es Halt fand und schulterte sein Großschwert. Dann ging er leicht gähnend seines Weges in Richtung Norden. Ruhig schien es, doch ihm schien es zu ruhig. War er doch gerade erst hinter der Grenze, hatte er doch mit mehr Truppen und mehr Wachen gerechnet. Es waren nur schwache Menschen, aber immerhin waren die Menschen viele. Als schließlich langsam die Sonne am Horizont aufstieg und ihre ersten, wärmenden Strahlen aussandte wurde es heller. Auch der Mond senkte sich langsam und nach einigem Marschieren erkannte Zethis, warum er auf so wenig Widerstand traf, warum er so leicht bis hierher kam. Er grinste breit und als er versuchte zu zählen gelang es ihm nicht, denn vor ihm standen Hunderte, wenn nicht sogar Tausende Mannen in schwerer silberner Rüstung, bewaffnet mit Schwertern, Lanzen, Flegeln und Morgensternen, einige wenige sogar mit schweren Zweihänder und Hämmern, allen voran auf einem weißen Schlachtross der Hauptmann einer der vier Festen, die die Grenze bewachten. Sein goldener Helm war geformt wie der Kopf eines Falken und sein goldner Umhang wehte ihm aufkommenden Wind wie zwei Schwingen. Sein Schwert hoch erhoben, den Blick auf sein Ziel, seine Beute fixiert. Die ersten Sonnenstrahlen brachen sich auf seiner goldenen Rüstung, sodass sie, fast blendend hell, schimmerte. Alle standen sie da, warteten nur, während die kühle Morgenbrise durch die Reihen der Männer und Frauen pfiff, die gleich ihr Leben geben würden, um ihr Land zu verteidigen. Ernst waren ihre Gesichter, voller Hass und Wut auf ihren Feind und doch voller Furcht vor seiner schrecklichen Macht. Sie wussten was er ihren Brüdern und Schwestern angetan hatte, sie wussten wozu er fähig war und sie würden es gleich am eigenen Leib erfahren. Doch sie waren auch voller Zuversicht, waren sie doch in der Überzahl und doch...doch blieb ein kleiner Funke des Zweifels, ein kleiner Funke der Angst der ihnen wohl zum Verhängnis werden würde. Alle Gesichter waren voll von Zorn und Furcht, nur einer grinste breit. Zethis stand da, ruhig und gelassen, blickte in freudiger Erwartung über die Ebene auf der sie versammelt standen, blickte in freudiger Erwartung zu der Menschenmenge die nun todesmutig, auf das Zeichen des Hauptmannes hin losstürmte, brüllend, die Waffen erhoben, voller Zorn, fast ekstatisch schreiend, sinnend auf Rache und wild entschlossen ihn zu töten. Er grinste, für ihn war es nur ein Spiel. Und breit grinsend senkte er seine Waffe zu Boden, zog einen halben Kreis nach vorn und richtete sie nach vorn, als wollte er die Menge in der Hälfte spalten und dann wartete er.

Er wartete und sie kamen...

Dunkle Kräfte

Am nächsten Morgen packten Xela und Seth ihre Sachen zusammen, schulterten ihre Taschen und verließen die Höhle. Seth ging voran und Xela folgte dicht hinter ihm. Die Sonne stand noch tief und es war noch etwas kühl, eine sanfte Brise wehte über die Wiesen und Felder während die beiden dem Weg in Richtung Nordosten, an den nahen Bergen entlang, folgten. Einen ganzen Tag lang marschierten sie, machten alle paar Stunden Rast, aßen und tranken etwas, ehe sie wieder weitergingen. Als die Sonne sich abermals senkte schlugen sie ihr Nachtlager am Fuß einer steilen, weniger Meter hohen Felswand auf. Spät nachts, der Mond war stand bereits hoch am Himmel und beide schliefen bereits fest und in inniger Umarmung, erlosch das Lagerfeuer neben den Decken auf denen sie schliefen und nur mehr die Glut glimmte sanft und rötlich auf, rang mit dem Mond darum wer wohl die Szenerie mehr erhellen könnte.
 

"Na na na, wen haben wir da?" Eine finstere Gestalt näherte sich in den Schatten dem Schlaflager der Beiden. Seth fuhr hoch und ergriff dabei sein Schwert mit der linken Hand, legte die Rechte an den Griff und spähte hinaus in die Schatten, versuchte Stimme auszumachen. Er trug nur eine Hose und ein Hemd, stand barfuss im feuchten, kühlen Gras. Ein helles Lachen ertönte von ringsumher, hallte von der Felswand wieder, sodass es unmöglich wurde zu erkennen woher es kam. Xela saß in die Decke gewickelt hinter Seth, sah sich ängstlich um.

"Seth, was ist das? Was ist los?" Sie sah hilflos zu ihm hoch. Plötzlich erschien aus den Schatten eine Gestalt, blutüberströmt, verwundet. Es war Silvus. Seine Rüstung und Kleidung zerschlissen, von Blut durchtränkt, sein Körper voll mit Blut beschmiert, einzig seine beiden Schwerter, die er in Händen hielt, waren heil. Auch sein Gesicht war von Blut übersäht, seine Haare zerzaust und von Blut rot gefärbt, doch keine einzige Wunde war zu sehen. "Du!" Er zeigte mit einem Arm auf Seth. "Zwei Tage habe ich dich jetzt verfolgt. Du wirst büßen für das was du mir angetan hast!" Wahnsinnig grinsend ging er langsam auf Seth zu. Seth sah ihn nur verwirrt an, er wusste nicht was passiert war. "Xela... nimm unsere Sachen und lauf, versteck dich...ich...ich komme nach sobald ich hier fertig bin." Sie sah ihn nur verständnislos an. "Aber Seth, ich..." Er fuhr herum sah ihr direkt in die Augen "Geh schon, ich kann nicht kämpfen wenn ich mir um dich Sorgen machen muss. Geh!" Sie nickte nur stumm, nahm was sie tragen konnte und eilte davon, lief bis sie die beiden nicht mehr sehen konnte und versteckte sich in einem nahen Gebüsch. Zitternd, Tränen liefen über ihr Gesicht, saß sie da und harrte aus, fühlte nichts als Angst und Sorge. Doch... da war noch etwas... sie fühlte sich nutzlos.
 

Seth blickt ihr kurz hinterher, richtet seinen Blick dann auf Silvus, während er langsam sein Schwert zieht, die Scheide wegwirft und es mit beiden Händen hält, dreht ihm seine linke Seite zu, hält das Schwert hoch vor seine Gesicht und richtet die Spitze des Katana auf Silvus, die scharfe Kante der Klinge nach oben haltend. Silvus grinst amüsiert, streckt beide Arme seitlich von sich, beschleunigt sein Tempo und läuft nun los, sprintet regelrecht auf Seth zu, die Augen weit aufgerissen ein goldenes Schimmern in seinen Augen und ein breites Grinsen auf den Lippen, die vom Blut roten Haare wild im Wind wehend. Ein wahrer Dämon.

Silvus stürmt weiter auf Seth zu, schlägt, als er ihn erreicht mit der rechten Klinge zu. Seth blockt den Schlag indem er das Schwert links von sich in den Boden rammt. Silvus nutzt die Wucht des Aufpralls für eine Linksdrehung und schlägt dabei mit der linken Klinge zu, der Seth ausweicht, indem er auf die andere Seite eines Schwertes springt und so den Schlag blockt, doch die Klinge gibt etwas nach und Silvus gleitet mit der linken Klinge an Seths vorbei und sticht nach einer weiteren Drehung mit dem Rücken zu Seth mit der rechten Klinge zu. Seth springt nach hinten weg, zieht dabei sein Schwert aus dem Boden und landet nach einer Rolle auf dem Boden wieder auf beiden Beinen, das Schwert vor sich haltend. Silvus dreht sich weiter und schlägt abermals mit links zu, Seth versucht den Schlag zu parieren, Silvus jedoch schlägt auch mit der Rechten zu und überkreuzt beide Klinge, wodurch Seths Schwert zwischen beiden feststeckt. Mit aller Kraft drückt er gegen Silvus Klingen, kann den Widerstand jedoch nicht überwinden. Silvus lacht kurz verächtlich, als er mit einem Ruck beide Klingen auseinander zieht und dabei nach hinten springt, sodass Seth, sichtlich überrascht mit seinem Katana zu Boden schlägt. Silvus, die Chance nutzend, stößt sich vom Boden ab, läuft den Rücken von Seths Schwert hoch und tritt mit dem Fuß gegen sein Kinn, überschlägt sich dabei rückwärts und landet nach einem eleganten Salto rückwärts wieder auf dem Boden, noch diabolischer grinsend als zuvor.

Seth wird nach hinten geschleudert, überschlägt sich einige Male und kommt schließlich nach einigen seitlichen Rollen zum Stillstand. Sein Schwert immer noch in der Hand, stützt er sich vom Boden ab, spuckt das Blut in seinem Mund auf den Boden. Er atmet schwer, stöhnt vor Schmerzen und richtet sich langsam wieder auf, als Silvus bereits wieder, die Klingen erhoben auf ihn zustürmt. Seths Blick ist verschwommen, die Lider schwer. Mit Mühe hält er sich noch auf den Beinen, innerlich spürt er nur Schmerz und ein unsagbar heißes Brennen. Unendlich lang erscheinen ihm die Sekunden, in denen Silvus immer näher kommt, unendlich langsam seine Bewegungen, seine Schritte, unendlich leicht jedoch werden seine Glieder, seine Arme und Beine und so unendlich leicht sein Kopf, als wäre er bereits tot. In einer blitzschnellen Bewegung zuckt Seth einen Meter zur Seite als Silvus gerade zuschlagen will und dieser unendlich langsam nun an ihm vorbeiläuft, so als würde beinahe die Zeit stillstehen. Was ist nur los? Silvus Blick wendet sich zu der Seite an der Seth nun steht, dreht sich um mit der linken Klinge zuzuschlagen, doch Seth schlägt zuerst zu, durchtrennt dessen Klinge noch bevor sie ihn erreicht. Plötzlich jedoch wird alles wieder schneller und noch ehe Seth reagieren kann wird er von Silvus rechter Klinge durchbohrt.
 

Ein lauter Schrei war zu vernehmen, Xela zuckte zusammen, denn sie erkannte die Stimme, doch war sie wie gelähmt, traute sich nicht sich zu bewegen. Langsam sackte Seth auf seine Knie, die Klinge immer noch in seiner Brust, Blut lief in Strömen über seinen Körper, sein Schwert fiel zu Boden als er Silvus Hand ergriff. Blut lief auch aus seinem Mund und ein schweres, keuchendes Atmen war nur noch in dieser stillen Nacht zu vernehmen. Silvus grinste triumphierend, doch seine Mundwinkel zitterten. Auch seine Hand zitterte, sein Arm und sein ganzer Körper, auch er schien schwer zu atmen und in seinen Augen war Angst zu sehen. Was war nur passiert, was ließ ihn so erschrecken? Seths rot leuchtende Augen strahlten ihm Entgegen, die langen schwarzen Haare wehten wie Flammen gleich, ebenso die zerschlissene Kleidung und der schwarze Schatten der seinen Körper umgab. Einem Dämon gleicht grinste er, Blut lief Silvus Klinge hinab, während Seth nur grinsend und schwer atmend zu ihm hochsah. Er umklammerte fest dessen Hand, brach ihm dabei einige Finger, sodass Silvus die Klinge losließ. Silvus wich zurück, hielt seine gebrochene Hand und Seth fiel langsam nach vorn zu Boden als sich die Schatten schließlich aufzulösen begannen und das Rot aus seinen Augen wich. Langsam schloss er die Augen, flüsterte nur mehr leise "Xela..." ehe er sein Bewusstsein verlor. Silvus stand nur schwer atmend da, schluckte schwer und für einen kurzen Moment huschte ein Lächeln über sein Gesicht. Dann zog er durch Seths Brust die Klinge samt Griff, Blut spritzte aus der Wunde hoch, als er dies tat und nahm auch die zerbrochene Klinge an sich. Als er jedoch Seths Schwert nehmen wollte, spürte er wie die Klinge sich wehrte, verbrannte sich die Hand an ihrem Griff und hörte in seinem Innere nur eine leise Stimme flüstern, fast wie ein Zischen "Nur wer mich gezogen, mag mich führen und auch wieder verbannen. Lass ab von mir, Unwürdiger." Silvus ertrug den Schmerz und rammte voller Zorn die Klinge durch Seths Brust tief in den Boden, ehe er in Richtung Norden aufbrach, dahin wo sich Xela versteckt hielt.
 

Über dem Schlachtfeld im Süden des Landes lag der Schleier des Todes und der Mond beschien mit seinem fahlen Licht die ganze Grässlichkeit dieser Szenerie. Gestank von Blut und Tod lagen in der Luft, Tote Körper und auch Körperteile lagen auf dem Boden, das Ergebnis von einem ganzen Tag des Kämpfens. Überall, wohin das Augen auch blickt waren zerstückelte Leichen, abgetrennte Köpfe und herausquellende Gedärme zu sehen. Die Innereien tausender Menschen waren verstreut, Rüstungen, Waffen, verbeult und zerschlagen lagen auf und unter ihnen. Schädel waren zertrümmert und gespalten, aufgespießt auf Lanzen und Schwerter. Arme und Beine lagen ebenso wie ganze Körper verstreut auf dem Feld, Blut überströmt und mit Wunden übersäht. Es war ein Anblick des Schreckens, ein Anblick der einem den Magen umdrehen konnte. Inmitten dieses Totenackers stand Zethis, über und über mit Blut bespritzt, gänzlich rot gefärbt, schwer atmend und selbst mit Wunden übersäht. Sein Schwert war gebrochen, lag in sechs Teile zerbrochen vor ihm. Der Griff lag direkt vor ihm, seine abgetrennte linke Hand samt Unterarm noch daran. Der Stumpf der ihm geblieben war blutete noch heftig. In der Rechten hielt er noch den Kopf des Hauptmanns, zerdrückte ihn zwischen seinen Fingern mit lautem Knacken und Schmatzen als Blut und Gehirnmasse samt Knochen zu Boden fielen. In seiner Brust steckten zwei Speere, in seinem linken Beine eine Axt und neben zahlreichen tiefen Einschnitten am ganzen Körper hatte er auch eine tiefe Wunde über dem linken Auge, das er geschlossen hielt.

Keuchend und mit schmerzverzerrtem Gesicht brach er die beiden Speere ab und zog den Rest aus seinem Körper heraus, die Axt riss er aus der Wunde, die sofort heftiger zu bluten begann. Langsam und unter Schmerzen schleppte er sich weiter, stieg über all die toten Körper, ergriff das erstbeste Schwert, das er finden konnte. Langsam, eine Spur aus Blut hinter sich lassend schleifte er sich in die nahen Berge und schließlich zu einem kleinen Gebirgsbach. Schwer atmend streifte er seine mit Blut durchtränkten Kleider, riss sie aus den bereits mit ihnen verkrusteten Wunden. Als er unter Schmerzen endlich alles abgelegt hatte, ließ er sich einfach in den Bach fallen. Das Wasser tat gut, schien seinen Schmerz zu lindern, wusch auch das Blut von seinem Körper und aus seinen Haaren. Er legte sich in das seichte Wasser des Bachs bis er gänzlich unter Wasser war und schloss die Augen. Er schien sich zu konzentrieren. Sein Gesicht war jedoch mit einem Mal wieder von Schmerz erfüllt. Die Wunden an seinem Körper begannen sich zunächst langsam, dann immer schneller zu schließen, wie durch Zauberei. Als schließlich alle Wunden geschlossen, auch die an seinem Armstumpf, richtet er sich auf, ergriff das Schwert am Ufer und schnitt die Wunde wieder auf, hielt sie unter Wasser und begann zu schreien. Langsam wuchs der Knochen, Muskeln und Nerven schlossen sich darum, Blutbahnen bildeten sich und Haut wuchs drüber, langsam, Stück für Stück, zunächst der Unterarm, dann das Handgelenk und schließlich die Hand, Finger für Finger bis sie wieder wie neu aussah. Erschöpft öffnete Zethis die Augen, stieg aus dem Wasser und legte sich auf den Boden. Keuchend schloss er wieder die Augen und verlor schließlich das Bewusstsein.
 

Schritte hallten in der Dunkelheit wieder. Es waren Seths Schritte. Sie waren schnell und es schien als lief er durch diese Finsternis. Er atmete schwer, keuchte als würde er schon eine Ewigkeit laufen. Plötzlich vernahm er eine leiste Stimme zu ihm flüstern. "Ist es Macht, die du ersehnst, Sterblicher?" Seth blieb abrupt stehen, hielt inne und sah sich um. "Ist es Macht, die du ersehnst, Sterblicher? Antworte!" Seth atmete immer noch schwer, blickte auf, weil er glaubte die Stimme käme von dort. "Wer bist du?" Die Stimme wurde lauter, zorniger. "Sag mir, ist es meine Macht die du ersehnst? Um deine Feinde niederzustrecken?" – "Sag mir wer du bist!" Ein Zischen hallte durch die Dunkelheit, so laut, dass Seth glaubte taub zu werden. "Mein Name ist Yami. Ich bin der Geist der in diesem Schwert der Schatten gefangen ist. Du suchst doch Macht, nicht wahr? Ich spür das Verlangen nach Macht in dir, das Verlangen zu Töten." Die Dunkelheit vor Seth begann sich zu lichten und eine nackte Frau mit fast schwarzer Haut und langem, feurig rotem Haar die ebenso leuchteten wie ihre Augen näherte sich um, umschlang ihn mit ihren zahllosen Armen, blickt tief in seine Augen. Seth schluckte kurz. "Ich kann dir Macht geben. Nutze meine Macht, die Macht des Schwertes und vernichte deine Feinde. Blut, es dürstet mich danach." – "Du willst also Blut, im Tausch für deine Macht?" Seth blickte ernst doch ihr Gesicht schien geradezu erfreut, sie lächelte finster. "Ja, Blut, so köstlich wie deins, das an meiner Klinge klebt. Mehr Blut, bedeutet mehr Macht. Doch dieses eine Mal wirst du meine volle Macht kosten dürfen. Vernichte deinen Feind. Lass mich mehr von seinem Blut kosten. Und nun…spüre meine Macht!" Mit einem breiten Grinsen näherte sie sich langsam Seths Gesicht, küsste ihn innig, was er eher widerwillig geschehen ließ. In seinem Kopf hallte es nur immer wieder wider. "Erwache…Erwache…Erwache…"
 

"Komm raus, wo versteckst du dich?" Silvus lachte und sah sich mit einem diabolischen Grinsen nach Xela um. "Ich weiß, dass du da bist. Zeig dich!" Plötzlich fuhr er herum und packte Xela, die gerade mit einem Ast nach ihm schlagen wollt am Arm, drückte fest zu, sodass sie ihn fallen ließ. "Na wen haben wir denn da? Ein süßes Mädchen hm?" Xela schrie vor Schmerz und baumelte hilflos in der Luft, als Silvus ihren Arm nach oben zog. "Lass mich los…Seth…was ist…mit ihm?" Silvus versuchte ein betroffenes und trauriges Gesicht zu machen, sah ihr tief in die Augen dabei. "Dein kleiner Freund…krepiert." Daraufhin begann er wieder breit zu grinsen.

"Lass sie los. Sofort." Eine keuchende, röchelnde Stimme drang aus der sie umgebenden Finsternis. Seth stolperte, blutend und schwer verwundet auf sie zu, das völlig rote und blutverschmierte Schwert in der rechten Hand nachschleifend. Silvus warf sie zur Seite, sodass sie unsanft und jammernd am Boden aufschlug. "Soso, du lebst also immer noch…wie schön…mehr Zeit zum Spielen…" Silvus begann wieder zu lachen und zog seine verbliebene Klinge. "Diesmal ist s endgültig vorbei!" Mit einem lauten Schrei und erhobener Klinge lief er los.

Seth grinste nur. "Ja, für dich." In seinem Kopf hallte das Lachen von Yami wider, seine Augen begannen rot zu glühen, seine Haare wehten wieder im Wind wie Flammen. Langsam erhob er sein Schwert, sah nun direkt über die waagrechte Klinge vor ihm zu Silvus der immer näher kam, hielt die linke Hand flach unter der Griff seines Schwertes und strich mit einer ruckartigen Bewegung die Klinge bis zur Spitze entlang. Ein weiteres Schwert manifestierte sich darunter, schwebte dort in der Luft. Silvus blickte überraschte zu Seth und stoppte seinen Angriff und blieb mit geweiteten Augen und entsetztem Blick stehen. "Das kann doch nicht…" Weitere fünf Mal vollführte Seth, automatisch, als ob er dies schon immer getan hätte diese Bewegung, bis vor ihm 7 identische Schwerter schwebten. Er ergriff zwei davon und hielt die Arme waagrecht vom Körper, sodass die Spitzen der Schwerter auf Silvus zeigten, welcher das Schauspiel wie gelähmt verfolgte. Zwei der Schwerter nahmen genau dieselbe Position darunter ein und zwei weitere dieselbe darüber, sodass man meinen könnte er würde sie mit 6 Armen halten. Das siebte schwebte genau vor ihm, zeigte mit der Klinge nach oben auf Silvus. Sekunden vergingen in denen sich nichts bewegte. Das Lachen in Seths kopf verstummte. Xela, die das alles mit angesehen hatte zitterte vor Angst am ganzen Körper. Seth stand immer noch ruhig da, atmete nicht, als lauerte er still auf seine Beute.
 

Silvus zittert, seine Hand verkrampft sich um das Schwert. Langsam ziehen die Wolken weiter, der Mondenschein erhellt das Schlachtfeld, vertreibt die Dunkelheit ringsumher. Nur die Dunkelheit die aus Seths Körper strömt, ihn und die Klingen umhüllt bleibt. Silvus Klinge blitzt auf und stürzt nach vorne los, verzweifelt, schreiend und verängstigt, man sieht den Wahnsinn in seinen Augen und man spürt den blanken Horror, den auch er verspüren muss. Nur Sekunden später. Ein Stich, Blut spritzt in hohem Bogen aus Silvus Brust, wo das Schwert ihn durchdringt. Eine Sekunde später folgen sechs weitere Stöße in die Brust. Seth weicht einen Schritt zurück, es scheint fast als würde die Dunkelheit ihn tragen. Silvus sackt auf seine Knie, fällt leicht nach hinten doch die sieben Schwerter die ihn durchbohren stützen ihn ab. Seine Augen bluten, Blut läuft aus seiner Kehle, seinen Körper hinab, die Klinge gleitet ihm aus der Hand als er sie langsam nach Seth ausstreckt. Seine Finger verkrampfen sich, wollen ihn greifen, erwürgen. Sein Blick zeigt Hass und Abscheu, Angst und Schmerz, er stiert unentwegt in Seths grinsende diabolische Fratze. Langsam verblassen die sechs Schwerter die er kreisförmig um das siebte in Silvus Brust gestochen hat und Seth ergreift das letzte Schwert, reißt es nach oben, spaltet dabei Silvus Schädel und schlägt in einer abschließenden Drehbewegung beide Hälften vom Kopf. Das noch übrige Blut spritzt hoch aus dem zerstörten Körper, regnet auf das Gras hinab und färbt die Erde um Silvus rot. Ein lauter spitzer Schrei von Xela ist zu hören, dann weicht auch die Dunkelheit von Seth ab. Gleichzeitig mit Silvus Körper sackt er auf dem Boden zusammen, die Augen, nur noch halb geöffnet auf Xela gerichtet. "Nun kennst du meine Macht…" Von einem Lachen gefolgt hallten Yamis Worte in seinem Kopf wider, ehe er das Bewusstsein verliert.
 

"Wieder so ein beschissener Traum?" Seth schwebte in der Dunkelheit umher. "Ich hasse diesen Mist. Was soll das hier darstellen?" Er hörte ein Lachen. "Wer ist es denn diesmal?" Seth schien sichtlich genervt. "Man nennt mich Raziel. Und dies hier, ist der zeitlose Ort, den ein jeder Mensch in sich trägt. Dies ist deine Gedankenwelt oder…wenn du es so nennen willst…ein beschissener Traum." Seth sah sich in der Dunkelheit um, vergeblich. "Und was treibst du in meinem Traum? Außerdem…ich habe keine Zeit für diesen Mist. Ich muss aufwachen." – "Ja, das musst du. Doch lass mich dir noch einen Rat geben. Verlass dich nicht auf Yamis Macht. Sie verdunkelt deinen Geist, wie du siehst. Nutze deine eigene Kraft." Seth schloss nur die Augen. "Heute will mir wohl jeder irgendetwas über Macht erzählen." – "Ich sehe deine Zukunft, junger Krieger. Du tätest gut daran auf mich zu hören. Und nun… erwache!"
 

Seth schreckt hoch und sieht sich um, plötzlich zuckt er vor Schmerz zusammen und fällt wieder nach hinten. Er atmet schwer und als er die Decke unter der er liegt kurz anhebt, sieht er, dass fast sein ganzer Körper bandagiert ist. Rechts von ihm brennt ein Feuer und beim Feuer liegen seine und Xelas Sachen und auch sein Schwert, mitsamt der Scheide die daneben liegt. Er blickt hoch in den Himmel. Es ist immer noch Nacht, oder wieder…
 

Seth bemerkte das der Mond bereits abgenommen hatte. Wie lang hatte er geschlafen? "Oh du bist wieder wach?" Xela kniete sich neben ihn, sah ihn sehr besorgt an und doch war da noch etwas in ihrem Blick was er nicht richtig deuten konnte. Er versuchte unter Schmerzen zu lächeln. "Ja. Wie lang war ich weg?" – "Drei Tage. Ich hatte solche Angst um dich." – "Es geht mir gut. Hoffe ich." Er hob langsam den Arm um ihn ihr auf die Schulter zu legen und lächelte dabei. Sie lächelte auch etwas, vermied es jedoch ihm direkt in die Augen zu sehen. Langsam richtete er sich auf, ergriff das Schwert und steckte es in die Scheide zurück, ehe er es wieder neben sich legte. "Seth…ich…bitte" – "Ich werde das Schwert nicht mehr ziehen" Sie sah ihn fragend an, doch er blickte nur stumm ins Feuer. "Es ist zu gefährlich und ich weiß, dass du Angst davor hast." Er wandte sich ihr zu, blickte tief in ihre Augen. Sie blickte zurück. "Ich werde es nicht mehr benutzen, außer…" Er hielt für eine Weile inne, beobachtete ihr Reaktion, sah für einen kurzen Moment ihre Erleichterung, die aber sofort wieder ihrer Angst wich. "Außer wenn meine Kraft nicht mehr ausreicht um dich zu beschützen." Er begann zu lächeln und hoffte ihr damit ihre Sorgen zu nehmen. Doch ihr Blick wurde sonderbar, ihre Augen begannen feucht zu werden. Plötzlich riss sie sich los und sprang auf, begann zu schreien. "Immer musst du mich nur beschützen! Immer wirst du nur wegen mir verletzt, bist tagelang bewusstlos! Ich ertrag das nicht mehr! Ich bin so nutzlos!" Sie fing an immer stärker zu weinen, vergrub ihr Gesicht in den Händen und schluchzte. Er sah sie irritiert an. "Ich….ich…ertrag es nicht dich so zu sehen. Voller Blut… und diese Dunkelheit, dieses Gefühl, dass da etwas Böses ist, dass dich auffrisst…nur weil du mich beschützen musst! Ich bin so nutzlos…es wäre besser ich wäre tot!" Noch bevor Seth etwas erwidern konnte lief sie los. "Xela!" rief er ihr nur hinter her und nur mit Mühe konnte er sich aufrichten um ihr, langsam aber doch, hinterherzulaufen.
 

Heulend lief sie in Richtung der nahen Berge, über die schmalen Pfade langsam die felsigen und steilen Klippen hinauf, die sie in den letzten Tagen bereits erkundet hatte. Sie wusste wohin sie wollte, sie wusste noch wo die tiefe und dunkle Schlucht war. Sie wusste wo sie ihr Leben beenden konnte. Schluchzend stoppte sie an einem Felsvorsprung jener Schlucht, kniete sich hin und sah in die in der Nacht endlos erscheinende Tiefe des Abgrunds. Zitternd, die Arme vor der Brust verschlungen, krallten sich ihre Finger in ihre Oberarme. Weinend sah sie in die Schwärze hinab von der sie sich Erlösung versprach. Erlösung für Seth, der dann nicht mehr in ihr behindert werden würde. Nach einigen Minuten verstummte ihr Weinen und ihr Schluchzen. Entschlossen stand sie auf, blickt kurz zurück zum Mond und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, ehe sie wieder nach vorn sah. Sie dachte an das was sie zu Seth gesagt hatte und lächelte kurz. "Ich komme nach Hause…Mutter…Vater…" Sie schloss langsam die Augen, ging einen Schritt auf den Abgrund zu und stand nun direkt davor. Noch ein Schritt und sie würde fallen. Sie breitete beide Arme aus und atmete noch einmal tief durch. Sie war entschlossen und doch hielt sie inne, stand still. Dann schließlich ließ sie sich langsam nach vorne fallen, spürte wie sie leicht wurde und erwartete die innige Umarmung des Todes.
 

Tatsächlich spürte sie die Umarmung, die Arme um ihren Körper, die Hände die sie fest umfassten, doch spürte sie auch den Boden unter ihren Füßen. Was war geschehen? Sie wagte es nicht die Augen zu öffnen. Doch dann spürte sie eine wohlige Wärme, das Pochen eines Herzens ganz nah bei ihrem. So fühlte sich also der Tod an? Doch ihre Neugier siegte schließlich und so öffnete sie ihre Augen. Sie sah den Mond und blickte verwirrt um sich. Dann sah sie Seth, der sie fest in den Armen hielt, blickte nach unten und sah unter sich nur den schmalen Felsvorsprung vor dem Abgrund. Sie begann wieder zu weinen. Seth löste sich aus der Umarmung, hielt sie jedoch immer noch fest und zog sie einige Meter zurück, weg vom Abgrund auf einen Flecken mit weichem Gras. Dort ließen sie sich nieder und Xela warf sich wieder schluchzend in Seths Arme. "Ich war so dumm…" Seth streichelte nur ihren Rücken und sah hoch in den Himmel. "Ich dachte wenn ich sterbe geht’s dir besser, aber…aber…wieder hast du mich beschützt…schon wieder…ich bin so…so…" – "Shhhhhh…es ist alles gut. Hör zu…du bist keine Belastung für mich…im Gegenteil. Ohne dich wüsste ich gar nicht wie ich weiterleben soll. Ich hab nur mehr dich und ich wüsste gar nicht was ich ohne dich machen sollte. Ich lass dich doch nicht so einfach sterben. Ich liebe dich…" Xela hob ganz langsam ihren Kopf, wischte sich die Tränen aus den Augen und sah Seth an. "Ich liebe dich auch, aber… ich will stärker werden. Ich will nicht mehr, dass du wegen mir so leiden musst. Ich will selbst auf mich aufpassen können. Ich will dir nicht mehr im Weg sein…verstehst du?" Seth lächelte nur und nickt. "Ich verstehe. Und du wirst bald kämpfen können. Hab Geduld. Und jetzt…lass uns zu unserem Lager zurückkehren. Ich glaube meine Wunden sind noch nicht ganz verheilt…" Xela nickte und stand langsam zusammen mit Seth auf. Arm in Arm gingen sie schließlich die Berge wieder hinab zu ihrem Lager.
 

Unterdessen erwachte Zethis im fernen Süden, hielt sich gähnend den Kopf während er sich aufrichtete. Er ergriff sein Schwert und ging nackt wie er war erst einmal den Bach Richtung Norden entlang. Immer wieder bewegte er die Finger seiner neuen linken Hand, um sich langsam daran zu gewöhnen. Er begann sehr erfreut zu grinsen, als er das Nachtlager eines Reisenden entdeckte. Leise schlich er sich an den Schlafenden heran, packte ihn am Hals und drückte ihm die Luft ab. Zappelnd und rächend erwachte dieser, griff nach dem Arm von Zethis, doch er hatte keine Chance. Zethis stöberte in seinen Sachen nach passender Kleidung und fand sogar ein paar schwarzer Hosen die ihm gut gefielen, dazu einen langen grauen Ledermantel den er ebenfalls sofort anzog. Selbst die Stiefel des Mannes passten ihm. Unter den Besitztümern des Reisenden waren auch noch zwei Langschwerter und ein Dolch. Den Dolch verstaute er in der Innentasche des Mantels und die beiden Schwerter in den beiden überkreuzten Waffengurt, die er über den Mantel anzog. "Was für ein Glück…für mich" So gerüstet schnappte er sich noch einen Apfel aus den Vorräten und setzt seinen Weg gen Norden, den Apfel genüsslich und schmatzend essend fort.



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Kommentare zu dieser Fanfic (3)

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Von:  Wolf_tears
2008-01-08T15:39:40+00:00 08.01.2008 16:39
Meisterhaft wie zuvor ^^
Ich hatte es nicht anders erwartet. Das Kapitel war echt klasse!!!
Mir is aufgefallen, dass ich Zethis echt gut leiden kann ^^ is jez schon einer meiner Lieblinge, obwohl ich gespannt bin, was noch alles mit ihm passieren wird und welche Rolle er genau hat.

Die Stelle mit Seth und Xela im Wald war wirklich atemberaubend...Man konnte sich da alles bildlich vorstellen und dann das mit der Dunkelheit und dem Mond, die ihr als Mutter und Vater vorkommen...hamma schön geschrieben...
Von dir kann ich echt noch viel lernen, was das schreiben angeht ^^ besonders weil du es echt schaffst alles so zu beschreiben, dass ich es mir so vorstellen kann, als würde es direkt vor mir passieren, oder als würde ich es als Film sehen ^^

Nun...ich kann nur noch ma sagen: ECHT TOLL !!!
Hat mich beim Lesen faziniert ^^
Hoffe es kommt noch mehr davon.

Bye
Yuki
Von:  Wolf_tears
2007-10-05T10:57:08+00:00 05.10.2007 12:57
Boah...
Gänsehautfeeling...
Als ich angefangen hab zu lesen, konnt ich gar nicht mehr aufhörn >.< Einfach, wie soll ich sagen? Mir fehlen die richigen Worte dafür ^^
Mit >einfach unglaublich geyl<, oder >wow! Das ist das beste was ich hier gelesen habe<, ist es irgendwie nicht getan ^^
Also, ich kann nur sagen, dass es so geyl is, dass ich mir das Buch auf jeden Fall gerne kaufen würde ^^ Es hält wirklich mit vielen Büchern mit, die ich schon gelesen habe und es waren nicht allzu wenige.
Ich hoff ma, dass vielleicht noch ein Kapitel on kommt ^^ würd mich freuen

by
Yuki
Von:  Wolf_tears
2007-10-01T19:26:22+00:00 01.10.2007 21:26
Ein Teil davon kannt ich ja schon, deswegen brauch ich dazu wohl nichts sagen ^^
Aber auch dr Rest war einfach genial! Einfach nur klasse und auf jeden Fall lesenswert!
Wenn der Prolog schon so viel verspricht, muss das Buch einfach gut werden!


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