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Silent Hill - Deadscene

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Die Stimme der Stille

Heath wollte seinen Augen nicht trauen, als die Gestalt, die gerade eben noch regelrecht verträumt gewirkt hatte, ihn plötzlich ansah. Nun erkannte er das wirkliche Ausmaß dieses Fleisch gewordenen Irrsinns. Die Einschlagstelle, die sich an dem Schädel der Kreatur befand, war so eingerissen und aufgebrochen, dass eine große Menge des Gehirns heraustrat und fast die ganze linke Seite des Gesichts verdeckte, wodurch das Wesen ihn nur mit einem Auge anblicken konnte. Aber dieses Sichtfeld schien dem Monster voll und ganz auszureichen.

Langsam und fast mechanisch wirkend, drehte es seinen Kopf beharrlich immer weiter in Heaths Richtung ohne auch nur eine Sekunde lang von dem voll von Wahnsinn erfüllten Starren abzulassen. Im Licht der Taschenlampe sah das Gesicht der Kreatur noch weitaus unheimlicher aus als es ohnehin schon war, da sich der darauf fallende Schatten geradezu ins Fleisch hineingefressen hatte. Erst bei ganz genauer Betrachtung konnte man erkennen, dass es wirklich die Haut der Gestalt war, die eingefallen und rissig war und dadurch an einigen Stellen so Schwarz erschien. Dieser Anblick sollte allerdings nicht noch länger andauern.

Während des schrillen EGK-Krächzen des Radios ertönte ein wehklagendes Stöhnen, als sein Unterkiefer mit einem matschend knackenden Ton nach unten klappte und es seine zerfetzten Lippen zu einem weiten Maul öffnete, was seinem Gesichtsausdruck zusätzlichen Schauder verlieh. Es war noch unangenehmer anzusehen, da es dabei nicht eine Miene verzog und ihn weiterhin mit reinem Wahnsinn in dem Auge, das ihm noch zur Verfügung stand, anstarrte. Dafür aber war es nur zu vorhersehbar, was es in diesem Moment vorhatte. Die abgetrennte und von Bandagen umwickelte Hand stützte sich mit aller Macht auf die Lehne des Stuhls, in dem es bis eben noch geruht hatte. Die andere Hand hingegen, welche noch intakt zu sein schien, aber dennoch deutlich sichtbar zu verwesen begann, hielt eine Krücke fest. Seufzend und keuchend hielt es sich auf diesen beiden Stützen und versuchte sich mit purer Gewalt aufzurichten. Das aber sollte sich als schwerer als gedacht herausstellen, da sich seine gesamte Bauchdecke, mitsamt dem Fleisch aus seinem Rücken, über sein rechtes Bein gelegt hatte und nun nachvollziehbar wurde, wozu es diese Krücke gebrauchte. Paralysiert von dem was Heath zu Gesicht bekam, dauerte es nicht lange und schon stand die Kreatur vor ihm – mit genau dem Wahnsinn im Blick, der ihn nicht eine Sekunde aus dem Auge gelassen hatte. Fest umschlossen hielt Heath an der Eisenstange fest, auf der sich nun unter seinen Handflächen ein leichter Film von Schweiß legte. Ihm schien augenblicklich mehr als sicher zu sein, was umgehend passieren würde.

Unnachlässlich klirrte der schrille EKG-Ton, der kontinuierlich aus dem Radio drang, seit er das Zimmer betreten hatte, in seinen Ohren und vermischte sich mit den stöhnenden Seufzern des Monsters, das nun in voller Pracht vor ihm stand und abstruser Weise wie ein Patient aussah. Bei jedem Schritt, den es tat, erklang ein weiterer Ton seines Klageliedes und man konnte förmlich sehen, wie es unter seinen schweren Wunden litt. Dabei streckte es seinen Handstumpf in Heaths Richtung und zu seinem Erstaunen schienen die darum gewickelten Bandagen zum Leben zu erwachen, da sie immer länger wurden und ihn zu berühren drohten. Fast hätte der ‚Patient’ ihn damit erwischen können, doch Heath wehrte seine mühselig wirkende Attacke gewaltsam mit einem kräftigen Schlag der Eisenstange ab, was bewirkte, dass die Bandagen, die nun vielmehr an Tentakel erinnerten, gegen den eigenen Körper der Kreatur peitschten. Ohne auf einen weiteren Gegenangriff zu warten, schlug Heath erneut in seine Richtung, was sich jedoch als unklug herausstellen sollte, weil der ‚Patient’ umgehend die Initiative zu ergreifen schien. Ein scheußlich klingender Schrei kam Heath entgegen als das Monster seine Tentakelbandagen um die Eisenstange wickelte und diese schließlich aus seinen Händen riss und gen Boden prallen ließ.

Fassungslos sah Heath in das Gesicht der Kreatur und bemerkte wie sich der rissige Mund zu so etwas wie einem Lächeln verzog, was Heath mehr als böse stimmte. Das musste er sich doch nicht bieten lassen! Und schon gar nicht von so einem Monster!

Obwohl er sich im Inneren dagegen sträubte, fasste er den Entschluss und rammte mit voller Kraft gegen den ‚Patienten’, wobei dieser Heaths Angriff nicht standhalten konnte und vor Schmerz stöhnend das Gleichgewicht verlor und letztlich nach hinten kippte. Angewidert blickte Heath auf die sich am Boden vor Qualen krümmende und zuckende Gestalt, die nun angestrengt wieder aufzustehen versuchte. Heath hingegen nahm seine Eisenstange wieder auf und holte nun zum finalen Schlag aus, ehe es sich noch einmal aufrichten sollte. Er schlug das Eisenrohr mit voller Macht auf den Schädel des ‚Patienten’, wobei dessen Kopf mit einem knackenden Geräusch eine neue Platzwunde bekam und immer weiter aufbrach. Bluttropfen liefen nun über das mit feinen Rissen übersäte Gesicht. Das Auge war immer noch offen und blickte jetzt nicht mehr Heath an sondern nur noch in die Leere der Dunkelheit von der es gänzlich erfüllt war. Dabei zuckte das Augenlid, welches darüber lag ein wenig und es wirkte fast so, als ob sich seine Pupille noch ein letztes Mal Heath widmen könnte.

Das Monstrum schien jedoch wirklich tot zu sein, denn kein weiterer Klang verhallte im Raum und mit seinem Tod war auch der schrille EKG-Ton des Radios verschwunden.

Ein wenig außer Atem nahm Heath sein Taschentuch zum zweiten Mal in dieser Nacht aus seiner Manteltasche und tupfte erst den Schweiß aus seinem Gesicht und danach die übrig gebliebenen Krümel, die sich bei seinem Angriff möglicherweise auf seinem Mantel gelegt hatten, ab.
 

Nachdem er sich einigermaßen zufrieden stellend gesäubert hatte, war sein Taschentuch an einigen Stellen leicht rötlich verfärbt und Heath selbst wieder ein wenig ausgeglichen. Verachtungsvoll blickte er auf das am Boden liegende Monster um es noch einmal näher zu betrachten. Mittlerweile hatte sich eine relativ kleine Blutlache unter seinem Körper gebildet und Heath war sich nun wirklich sicher, dass es sich nicht mehr rühren würde.

Nun konnte er das ehemalige Büro wohl endlich in Ruhe untersuchen.

Im Gegensatz zum Eingangsbereich des Krankenhauses erinnerte dieses Zimmer wenigstens noch in menschlicher Hinsicht an den ursprünglichen Raum – hier hingen nämlich nicht einfach irgendwelche Fleischbrocken von der Decke. Stattdessen erkannte er den Schrank als solchen wieder, der nur ein wenig vermodert aussah. Er versuchte die Türen zu öffnen, aber vergeblich. Der Schrank schien wohl irgendwie durch die Nässe der Luftfeuchtigkeit, die man deutlich im Raum spüren konnte, verzogen zu sein, wodurch seine Türen klemmten.

War wohl nichts zu machen, dachte Heath und wandte sich nun dem Rest des Raumes zu.

Ohne weiter darüber nachzudenken, setzte er sich in den Stuhl, in dem bis vor kurzem noch die Kreatur gesessen hatte, um in den Schubladen des verfallen aussehenden Schreibtisches besser nachsehen zu können – und schließlich wurde er fündig. Ein kleiner purpurroter Anhänger hatte sich in der untersten Schublade inmitten von spitzen Knochenstückchen befunden. Er war wie ein schlüsselgroßes abstraktes Messer geformt und aus seinem Griff ragten zwei stabile dickere Drähte, die um die Klinge gewickelt und in dieser auch wieder eingearbeitet waren. Die Klinge selbst wies an ihrem Ende drei Zacken auf und eine Art Verzierung war mit Schwarz darauf gezeichnet worden.

„Was ist das…?“, murmelte Heath, während er den Anhänger genauer betrachtete und zwischen seinen Fingern hin und her drehte.

Vielleicht war es ja so etwas wie ein Schlüssel. Es sah auf jeden Fall sehr speziell aus und er hielt es für das Beste ihn einfach mitzunehmen.

Des Weiteren gab es in dem Raum nichts, das er als weiter nützlich empfunden hatte, also wandte er sich wieder der Tür zu, durch die er gekommen war, da er die andere Türe des Raumes auf Grund der nicht mehr vorhandenen Rezeption als unnütz ansah.

Aber gerade als er den rostigen Türknauf berührte, durchbohrte es ihn wie einen Blitz und er drehte sich rasch um. Es war ein Klopfen. Ein leises Klopfen an der gegenüberliegenden Türe, das so jämmerlich klang als wenn jemand um Hilfe flehen würde. Ein Stirnrunzeln machte sich auf Heaths Gesicht breit und er wagte einen Schritt in Richtung der Türe, von der er glaubte, dass sie ihm nur das ewig schwarze Loch offenbaren würde. Hatte er wirklich so etwas wie ein Klopfen gehört, oder spielte ihm sein Verstand einen Streich? Er berührte den blutfarbenen Türknauf und ekelte sich dabei, da er ein wenig klebrig war. Behutsam drehte er ihn nach rechts und fragte sich, was ihn dahinter erwarten würde. Aber wie vorhergesehen, war dort nichts hinter der Türe bis auf ein paar fleischige Brocken, die auf der gegenüberliegenden Seite des Ganges von der Decke hingen. Ebenso wie erwartet, war dort noch immer nur ein endlos scheinender Abgrund vor ihm, wo normalerweise die Rezeption gestanden hatte. Gedankenverloren blickte er direkt in dieses abgrundtiefe Schwarz. Da war nichts. Kein Geräusch geschweige denn jemand, der an die Tür hätte klopfen können. Aus diesem Grund beschloss Heath die Tür wieder zu schließen, doch bevor er dies tat, ertönte ein weiteres Geräusch aus der Tiefe. Es war ein Heulen, das den Abgrund geradezu zu ihm hoch kroch und sich in seine Ohren fraß. Er würde die Stimme nicht wieder vergessen können – er kannte sie nur zu gut, doch wusste er nicht, wem sie gehörte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Von:  Kagekaji
2010-05-16T08:02:03+00:00 16.05.2010 10:02
X////////////3
Mein absolutes Lieblingskapitel!!! (bislang^^) X//D
Wirklich genial! Ich finde das "Ding" echt geil erdacht!!! Da hast du genau meinen Nerv getroffen! :D
Und ich mag den endlos erscheinenden Abgrund! =]
Richtig schön!!! :3
Persönlich hätte ich mich aber wohl nicht in den selben Stuhl gesetzt, in dem das "Ding" gesessen hat! :)
Aber in so einer Situation... wer weiß? :3

Wirklich ein geniales Kapitel zu einer genialen FF!!! X3
Von:  Nachtmahrlene
2009-09-16T17:18:10+00:00 16.09.2009 19:18
mir ist fast ein bisschen schlecht geworden weil du das monster so gut beschrieben hast^^ überhaupt umschreibst du ziemlich gut..deswegen kann man sich alles gut vorstellen^^ ich freu mich aufs nächste kapitel.
Von:  Aesthe_Siren
2009-09-14T21:00:11+00:00 14.09.2009 23:00
Uiuiui das Kapitel war toll *_*
Bei dir kann ich mir immer alles perfekt bildlich vorstellen *.*
Das Monster haste wiedermal total widerlich beschrieben und vorallem wie Heath es mit der Eisenstange zermatscht hat *iih*, aber echt genial beschrieben^^ nicht zu viele Details, aber auch nicht zu wenig, einfach klasse! :D und ich bin schon ganz gespannt was es mit dem Schlüssel und dem Klopfen auf sich hat!^^
Von:  RyuKusanagi
2009-09-11T19:01:40+00:00 11.09.2009 21:01
Jetzt bin ich endlich dazu gekommen dieses Kapitel zu lesen und ich muss sagen, es ist wirklich klasse. Story- und Szenetechnisch gesehen vielleicht etwas kurz, aber dafür sehr ausführlich. Der Patient ist nebenbei erwähnt ein ziemlich abartiges Monster, was aber irgendwie passt, es passt zu deiner FF und allgemein zu Silent Hill. So eine (oder zumindest eine ähnliche) Szene würde im nächsten Silent Hill Film garantiert gut ankommen, besonders bei den leuten, die Silent Hill schon seit dem ersten Teil kennen. Die Kampfszene war ziemlich gut beschrieben und vor allem der Schluss war sehr gut ausgearbeitet. Der Schluss vermittelt genau das, was er hier vermitteln muss. Das noch etwas wichtiges passieren wird, das Gefühl das die Auflösung der Fragen warum, wieso weshalb, nah und doch noch fern ist, sozusagen. Vielleicht kommt auch noch das ein oder andere düstere Geheimnis zum Vorschein, vielleicht auch eine komplett unerwartete Wendung.
Der einzige Nachteil, jeder wartet sehnsüchtig auf das nächste Kapitel, ich jedenfalls. XD
Also allgemein ist dieses Kapitel (und eigentlich die ganze FF) sehr gut gelungen, es hätte vielleicht etwas mehr Story enthalten können, wenn auch nur (scheinbares) Filler Material, was erst 30 Kapitel (grob geschätzt) später relevant ist (oder eventuell auch nicht), wie zum Beispiel der "Notizblock einer Schwester", die "Aufzeichnungen eines Arztes" oder in diesem Fall SEHR passend, das "Tagebuch eines Patienten". Etwas in der art, um auch den Mystery-Faktor zwischendurch wieder etwas mehr anzukurbeln. Das soll keine Kritik sein und auch keine Anweisung, sondern eher eine art Tipp/Anregung/Gedankenaustausch von Leser zu Autor.^^
Der Schluss wird noch einmal extra erwähnt, weil mir diese Stelle besonders gut gefallen hat, es dürfte ja klar sein warum. XD
Eben einfach dieses unbekannte, fesselnde und die bedrückende, passende Stimmung dazu, die einem so ganz nebenbei das Gefühl gibt, man fällt jeden Augenblick zusammen mit Heath in diesen Endlos schwarzen Abgrund, hinunter zu der heulenden unbekannt-bekannten Stimme.^^
Das wärs erstmal von mir soweit, freu mich schon riesig auf das nächste Kapitel.^^
Von:  Schattenläufer
2009-09-08T12:02:12+00:00 08.09.2009 14:02
Mhm. Dein Schreibstil ist wirklich Klasse. Ich mag dieses Monster, hoffendlich kommen noch mehr davon. Ich finde nur, dass du dich recht lang an einer sehr kurzen Szene aufgehalten hast.
Monster gemoschtet, Schlüssel gefunden, Tür aufgemacht, Ende.
Nach nem dreiviertel Jahr Pause hätte ich mir etwas gewünscht, dass die Story wieder etwas voranbringt. Ist nicht böse gemeint, nur meine Einschätzung und man soll ja ehrliche Kritik geben. xD
Ansonsten ist es dir atmosphärisch wirklich gelungen. *Daumen hoch*
Ich hatte die ganze Zeit Silent Hill 1 im Kopf (hoffe, dass du das beim Schreiben auch hattest. ^^)
Auf jeden Fall würde ich mich freuen, wenn ich wieder öfter was von dieser Geschichte höre.
Hab derzeit kein gutes Buch dassich noch nicht kenne xD

~Gruß
Von:  dasFragment
2009-09-08T10:29:36+00:00 08.09.2009 12:29
Was soll ich schon groß dazu sagen...?
Mal wieder richtig schon ab...aaaaartig~~~
*patient knuddeln tuts... böses auabubu hat*
Von:  Flordelis
2009-09-05T19:35:35+00:00 05.09.2009 21:35
Zuerst einmal: Das Kapitel war klasse, einfach atemberaubend. Die Beschreibung des "Patienten" und des kurzen Kampfes war so intensiv, dass ich echt dachte, ich würde es gerade als Film sehen.
Wie kamst du denn auf das Aussehen dieses Monsters?
Damit habe ich nämlich oft Probleme. ._______.

Nen kleinen Kritikpunkt hab ich aber auch:
>nasse Luftfeuchtigkeit<
Ich glaube, man nennt das eher "hohe Luftfeuchtigkeit", weil nasse Feuchtigkeit ist irgendwie doppel gemoppelt. ^^"

Das war aber auch schon alles, was ich bemängeln würde, ansonsten fand ich es klasse. ^^
Von:  Vinushka
2009-09-05T16:02:26+00:00 05.09.2009 18:02
oh mein Gott!
das Kapitel ist schlichtweg genial!
Die Beschreibung des 'Patienten' war so ekelerregend und gerade deshalb konnte man sich die komplette Szene richtig gut vorstellen (zumindest ich, weil ich mir immer alles bildlich vorstellen muss).
Echt klasse!


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