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The (After) Life Of The Party

von

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I.

I.
 

Langeweile.

Pure Langeweile.

Gedankenverloren starre ich auf den Boden des leeren Glases, welches auf der Theke vor mir steht. Wieder eine Party, bei der ich mich frage, was ich eigentlich hier verloren habe. Eine Menge seltsamer Leute, ziemlich schlechte Musik, schrecklich unbequeme Barhocker und ich mittendrin. Hätte ich mich doch nur nicht von Patrick überreden lassen, hierher zu kommen...Zuhause vor der Glotze wäre es jetzt wohl um Einiges amüsanter.

Seufzend bestelle ich noch einen Drink und lasse meinen Blick über die umstehenden Leute wandern. Viele unbekannte Gesichter, nur vereinzelt erkenne ich einige Leute wieder, mit denen ich schon das ein oder andere Wort gewechselt habe. Wohin ist bloß Patrick verschwunden? Erst schleppt er mich hierher und dann lässt er mich auch noch alleine an der Bar vergammeln. Echt toll.

Dankend nehme ich das Glas entgegen, dass mir der Barkeeper reicht. Wenn es zumindest Alkohol wäre, was ich hier literweiße trinke...Doch ich bin überzeugter Antialkoholiker, und deshalb ist für mich nicht mehr als Eistee drin. Ich bin zufrieden mit meiner Einstellung was das Trinken anbelangt, aber in Momenten wie dieses wünsche ich mir wirklich, mich so richtig vollaufen zu lassen...

Weiterhin trübsalblasend und mich selbst bemitleidend merke ich gar nicht, wie sich jemand neben mir auf einen der Barhocker setzt. Erst als ich die Stimme vernehme, die nach einem Long Island Ice Tea verlangt, fällt mein Blick auf die Person, die mich ebenfalls mustert. Obwohl ich das Gefühl habe, ihn zuvor schon mal gesehen zu haben, ist mir der junge, dunkelhaarige Mann fremd. Ein leichtes Lächeln umspielt seine Lippen, als er fragt: „Na? Amüsierst du dich auch so prächtig?“ Ebenfalls schmunzelnd und genau so ironisch antworte ich: „Hab mich schon lange nicht mehr so gut unterhalten.“

Er lacht kurz auf, nimmt dankend seinen Drink entgegen und reicht mir dann die Hand. „Joel.“, meint er und ich schüttle sie. Gerade als ich mich vorstellen will, unterbricht er mich mit einem wissenden Nicken. „Ich bin...“ – „Pete, ich weiß.“, sagt er und etwas verwundert nicke ich. „Hab schon von dir und deiner Band gehört.“

Ah ja. Also wenn das hier irgend so ein fanatischer Fan ist, kann er auch gleich wieder gehen. Dafür habe ich heute wirklich keinen Nerv mehr...Doch der Mann namens Joel geht nicht weiter auf dieses Thema ein, sondern fragt: „Bist du alleine hier?“

Ich schüttle den Kopf und erkläre: „Ein Freund hat mich mitgeschleppt...bin also unfreiwillig hier.“ Verständnisvoll nickt er. „Geht mir nicht anders....Mein Bruder hat sich mit irgendeinem Girl aus dem Staub gemacht.“ Seufzend lässt er seinen Blick durch den Raum wandern.

„Total langweilig hier.“, meint er und nimmt einen Schluck aus seinem bereits halb geleerten Glas. Mit ausgebreiteten Armen verkünde ich: „Das ist die mit Abstand schlimmste Party, die ich in meinem Leben besucht hab.“ Joel lacht und stimmt mir grinsend zu. Keine Ahnung weshalb, aber irgendwie ist mir dieser Typ sympathisch. Ich bin normalerweise verdammt misstrauisch was das Kennen lernen fremder Leute betrifft, doch ich bin auch noch nie so schnell mit jemandem ins Gespräch gekommen wie mit ihm. Dieser Joel hat etwas Unbeschwertes und Natürliches an sich, und genau das mag ich an anderen Menschen.

Wir plaudern noch eine Weile über die Party, bevor wir auf das Thema Musik zu sprechen kommen. Als er erzählt, dass er selbst in einer sehr bekannten Band ist, wird mir auch klar, woher ich sein Gesicht kenne.

Zwei Stunden und etliche Drinks später hat sich Joels Lachen in ein aufgedrehtes Kichern verwandelt, und allmählich macht sich bemerkbar, dass er langsam genug hat. Ich bin zwar nüchtern, muss bei dem Blödsinn, den er teilweise labert, jedoch genau so lachen wie er. Seit er mir Gesellschaft leistet, ist es hier um Einiges unterhaltsamer, und ich bin echt dankbar, dass ich mit ihm ins Gespräch gekommen bin, denn ansonsten hätte ich diesen Abend wohl nicht überstanden.

„Und wie sieht’s bei dir eigentlich aus?“, fragt er und bemüht sich offensichtlich, ein Hicksen zu unterdrücken. Er beugt sich ein Stück vor und legt seine Hand auf meinen Oberschenkel. „Hast du zurzeit eine Freundin?“ Etwas verwundert über diese Frage und vor allem diese Berührung schüttle ich den Kopf. „Nee...bin solo.“ Nun doch ein wenig neugierig geworden frage ich ihn ebenfalls: „Und du?” Er lacht kurz auf und antwortet dann: „Nein...bin seit ein paar Wochen auch solo.“ Mein Blick wandert hinab zu seiner Hand, die immer noch auf meinem Oberschenkel ruht, und grinsend zieht er sie zurück, als er ebenfalls hinabschaut.

Nach einem Blick auf die Uhr seufze ich und bemerke: „Ich glaub es wird langsam Zeit, zu Gehen.“ Etwas enttäuscht lässt Joel seinen Blick sinken und pflichtet mir bei: „Ja...für mich wohl auch.“ Als ich mein Handy aus meiner Hosentasche heraushole, um Patrick Bescheid zu geben, bemerke ich, dass ich eine neue Nachricht habe.
 

Bin schon weg. Wird mich morgen mal melden.

Patrick.
 

Mir ist klar, dass er den Heimweg sicher nicht alleine bestritten hat, ansonsten hätte er sich bei mir persönlich verabschiedet. Nachdem Joel und ich bezahlt und uns erhoben haben, machen wir uns auf den Weg nach draußen. Ich bin etwas verwundert, dass er trotz seines angeheiterten Zustands noch ohne Probleme gerade laufen kann, bin aber auch froh darüber. Ich hab schließlich keine Lust, als lebende Gehhilfe dienen zu müssen...

„Na ja, dann wird ich mal ein Taxi rufen.“, sage ich und greife in meine Hosentasche um nach dem Haustürschlüssel zu kramen. „Und ich wird mich auf den Weg machen.“, meint er gähnend. Gerade als ich mich von Joel verabschieden will, werde ich stutzig. Müsste der Schlüssel nicht hier irgendwo sein? Doch alles was ich finde, ist mein Handy und meine Geldbörse. Nachdem ich auch noch meine Westentasche abgetastet habe, schaue ich zu ihm auf und sehe, dass er mich bereits fragend mustert.

„Ich glaub, ich hab meinen Wohnungstürschlüssel verlegt.“, gesteh ich etwas genervt. „Und daheim ist keiner, der dich reinlässt?“, fragt er, worauf ich den Kopf schüttle. „Na toll.“, sage ich und streiche mir seufzend durch die Haare. Was nun?

Joel bricht das Schweigen, indem er sich räuspert und vorschlägt: „Ähm...ich weiß ja nicht, aber...du könntest mit zu mir. Ich wohn gleich nebenan.“ Einen Moment überlege ich. Ist das wirklich eine gute Idee? Schließlich kenne ich ihn erst seit ein paar Stunden, und Umstände würde ich ihm auch bereiten... „Das wär doch ziemlich...unverschämt.“, erwidere ich deshalb etwas unsicher, doch hastig schüttelt er den Kopf. „Ach was. Ich würd mich über Gesellschaft freuen.“

Für einen Moment treffen sich unsere Blicke, und als er fragend die Augenbrauen hochzieht, lächle ich. „Danke...das ist echt nett von dir.“

Es dauert nicht lange, und wir sind vor einem großen, schönen Haus angekommen, in welches Joel mich hineinbittet. Ich kann mir ein anerkennendes „Wow“ nicht verkneifen, als ich ihm in das schlichte und doch stilvoll eingerichtete Wohnzimmer folge.

„Machs dir schon mal bequem....ich hol eben Bettzeug für dich“, meint er und verschwindet durch die Tür in ein Nebenzimmer. Etwas neugierig betrachte ich die Bilder, die am Kaminsims stehen. Eines davon zeigt ihn mit seiner Familie, ein anderes mit seinem Bruder. Wie war sein Name noch gleich? Benji? Ja, ich glaube mich an einen Zeitungsartikel erinnern zu können, in dem ich diesen Namen gelesen habe. Ich merke nicht, wie Joel erneut den Raum betritt und zucke deswegen zusammen, als ich seine Stimme nahe an meinem Ohr höre. „Na? Interessant?“, fragt er mich und ich spüre, wie sein Atem über meinen Nacken streicht. Erschrocken drehe ich mich um und blicke in sein Gesicht. Sein seltsames Grinsen und die Tatsache, dass unsere Gesichter nur noch wenige Zentimeter Luft voneinander trennen, lässt mich unsicher einen kleinen Schritt zurückweichen. Joels Grinsen wird noch breiter, und wie zufällig berührt seine Hand meine Schulter, als er an mir vorbei nach einem der Bilder greift.

„Dein Bruder Benji, oder?“, frage ich, als ich bemerke, dass es eben jenes Foto ist, welches ich ein paar Augenblicke zuvor noch betrachtet habe. Er nickt und besieht sich das Bild noch einige Sekunden, bevor er es wieder an seinen Platz stellt.

Als er seine Hand zurückzieht, streicht diese nun nicht mehr ungewollt, sondern mit sanftem Druck an meinem Oberarm hinab. Etwas verunsichert wandert mein Blick nach unten, und sofort verschwindet seine Hand und somit die Berührung, die ich nicht recht zu deuten weiß. Liegt es am Alkohol, dass Joel mich plötzlich mit einem so undefinierbaren Blick mustert?



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