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These Arms Of Mine

[ReitaxUruha] ~ein Gefühl~
von

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Feel [Part 1]

Feel [Part I]
 

Manchmal ist man blind für Etwas oder Jemanden.

Manchmal, da tut man unbewusst einen falschen Schritt.

Manchmal tut man einen Schritt zu weit, man tritt Jemandem zu nah.

Manchmal bildet man sich etwas ein, was nie da gewesen war.

Manchmal wird man fast verrückt zu wissen, etwas nicht zu besitzen.

Und manchmal, ja manchmal stürzt das Kartenhaus ein, was man sich so mühsam aufgebaut hatte.

Man zieht die unterste Karte, die man als erstes gelegt hatte hinaus und alles stürzt zusammen.

Was war unsere erste Karte?

War es Freundschaft?

War es der einfache Sex?
 

Ja, ich war blind dir und deinem Verhalten – Gefühlen – gegenüber.

Ja, ich bin den falschen Weg gelaufen und bin zu weit gegangen.

Das, was ich wollte habe ich mir eingebildet und platze fast vor Wut, dass ich dich nicht haben kann.

Ja, ich habe die erste Karte heraus gezogen und du bist in dir zusammen gebrochen.

So wirklich glaube ich nicht, dass wir kapiert haben, was wir eigentlich getan haben. Ich weiß nicht, was ich mit dir getan hab, dass du so bist wie du jetzt bist.

Ist es überhaupt meine Schuld?

Als ich das erste Mal neben dir in diesem engen Zelt lag... Ich hätte umkehren sollen. Für dich, für mich... und unsere Umgebung.
 


 

Es war ungewohnt die tiefe und sonst so ruhige Stimme des Gitarristen so aufgebracht zu hören. Sonst war er zurückhaltend in Wortäußerungen, doch diesmal schien ein Ventil geplatzt zu sein.

Die restlichen Member standen wartend und lauschend vor der Garderobentür, hinter der sich Uruha und der Manager befanden.

War es Erfurcht, die sie packte?

Erschrocken über das Verhalten ihres eigenen Kollegen, den sie sonst anders kannten?

„Was ist das für ein Beschiss, den sie da mit uns abziehen?“

„Beruhigen Sie sich, Uruha-san.“

Beruhigen? Schlechtes Wort... Falsches Wort.

„Dieses Label hat nen Knacks weg. Das ist reinste Geldschinderei.“

„Zügle deinen Ton. Du weißt, dass PSC einen Deal mit ihnen hat.“

Duzen... Seit wann duzte man sich.? Reita wurde übel.

„Wir sind gut genug. Wir können auch...“

„HEB nicht ab Junge!“

„Die behandeln uns wie Dreck!“

„Sie ermöglichen euch Auftritte in Europa.“

„Dafür muss ich mir körperliche Gewalt antun?“

„Nur, weil sie einen Fan weggezogen haben?“

„NUR?“ Ungehaltene Lautäußerungen... sie erfolgen durch Wut.

Uruha war sehr wütend wie es schein.

„Das sind unsere Fans! Ohne SIE wären diese Auftritte nicht möglich. Die Typen haben sie grob weggezogen und weggeschubst... und dabei mir auch nicht grade unsanft am Handgelenk gezogen.“

„Sei nicht so kleinlich. Und außerdem sei nicht so dumm. Nur weil die Security mal grob geworden ist, werden sie euch nicht gleich hassen.“

„Arg... Hmpf!!“

Man versuchte krampfhaft Worte zu finden. Die Wut wurde zu groß.

Die Grenze war erreicht... die Figur Schachmatt.

Guten Abend... Kouyou.“ Ein letztes Machtwort, bevor der Überlegenere von dannen zog, mit erstaunten Blicken der anderen Bandmember im Rücken.

Ein Blick in den Raum zeigte einen starren Brünetten, der krampfhaft und ausdruckslos an die weiße Wand starrte. Wie ein Klicken ließ er sich aufs Sofa fallen.

Der Kampf war verloren, das musste auch Uruha einsehen.

Der erste Mutige, der den Raum betrat war Reita. Er war sich sicher, dass er am wenigsten die Chance hatte die angestaute Wut des Gitarristen abzubekommen.

Langsam und bedächtig setzte er sich neben die tickende Zeitbombe, die zu brodeln schien.

Tick... Tack... Tick... Tack.

„Hey Ruha-chan… ganz ruhig.”

Der starre und zerfetzend kühle Blick wandte sich langsam und ruhig zu ihm.

Tick... Tack…

Tick... Tack…

Tick… Tack…

„Davon geht die Welt nicht unter. Und das wird wahrscheinlich auch nie wieder passieren.“

... BANG... Die Bombe war geplatzt.

„Trotzdem seid ihr solche verdammten Kameradenschweine!! Besonders du, Kai!!! Du bist der Leader... du hättest dich auch mal stark machen können.“ Den letzten Teil schrie er dem Drummer, der immer noch mit eingezogenem Schwanz an der Tür stand zu.

„Sie wollten nur so viele Fans wie möglich Autogramme bekommen lassen.“, war es kleinlaut zu hören.

„Da hätten sie uns auch in Dauerschleife schreiben lassen können und sie hätten sie dann verteilt. Das wäre effektiver gewesen. Hier ging’s um Kontakt.“

Irgendwie hatte er ja recht. Aber diese zerstörerische Art war einfach nicht passend.

„Hey, hey, hey... ganz ruhig. Das bringt nichts, wenn du ausflippst. Weder dir, noch den Fans.“

Diese ruhige Aussagen Reitas ließ alles von 100 auf 0 sinken und große... fast schon kindliche Augen schauten ihn an.

Uruha konnte gefährlich werden, wenn man ihn nicht sofort abbremste.

Das könnte in einem Amoklauf enden.

„Ich glaub du solltest heute bei mir schlafen.“

Leise Worte, die nur Reita und Uruha verstanden und doch ließen sie den Größeren wieder in die Polster des Sofas sinken.

„Braver Junge!“, tätschelte der Schwarzblonde ein letztes Mal das glänzende Haar.
 


 

Ich aß mit ihm zu Abendessen.

Ich schlief mit ihm.

Ich schlief neben ihm ein.

Ich wachte auf.

Ich aß mit ihm zum Frühstück und ich ging danach meinen Weg,

So ging das meist seit einiger Zeit. Wie eine Routine. Eine angenehme Routine, in der ich keine Angst hatte etwas falsch zu machen. Einfach nur dem folgen, ohne nach dem Grund zu fragen oder über tiefere Gefühle zu diskutieren. Das wäre unnötige Anstrengung und Verwirrung. Ich empfand dieses ‚Zusammenleben’ mit Reita angenehm. Auf jeden Fall beschwerte er sich ja nicht.

Auch an diesem Abend, an dem wir beide wieder am kleinen Esstisch in der Küche saßen und der Schwarzblonde schnell seine Nudel runterschlürfte.

Ich hatte keinen Hunger, trank einen Tee und würgte den kargen Salat hinunter. Natürlich bemerkte meine Wenigkeit nicht, wie Reita anstatt der Instandnudeln immer wieder mich anschaute.

Verdrängung! Etwas ablenken oder ignorieren.

„Mach dir nicht mehr so viele Sorgen. Das macht dich nur noch kränklicher.“

Überraschung musste in meiner sonst eher gefühlslosen Miene stehen, denn er lächelte mich zärtlich an.

Waren auf einmal meine Gefühle so offensichtlich?

Verdrängung... wie eine kalte Mauer.

„Ich werde mich wahrscheinlich eh erst wieder aufregen, wenn wir wieder in Europa sind und mit diesen Menschen zu tun haben.“

Das würde noch eine Weile dauern, bis sie wieder europäische Luft zu schnuppern bekamen.

„Du hast recht. Aber es sah dir nicht ähnlich so aufgebracht rumzuschreien.“

Eine kalte Mauer.

Eine leichtes Kratzen an dem bröckelnden Putz.

War es auffällig, wenn ich meinem Ärger auf einmal freien Lauf ließ?

Meine Aufgebrachtheit seit Kurzem?

Das Scharren auf dem Boden, wenn wir in der Pause auf dem Sofa saßen.

Das Zittern der Hände, wenn ich im Stau stand und wartete, dass ich weiter fahren konnte.

Das Schreien vor innerer Aufgebrachtheit, wenn ich in meiner Wohnung ankam und mir wieder bewusst wurde, dass ich endlich alleine war.

Das Hin und Herwippen bei dem Stehen bei Wartezeiten, bei Bandproben oder Soundaufnahmen.

Das Fallenlassen einer Zigarette, wenn man sich erschreckt.

Das alles waren vollkommen neue Reaktionen meines Körpers.

Gelassenheit.

Teilnahmslos.

Gefühllos.

Genau das waren die Worte, mit denen man mich sonst beschrieb.

Sie waren einfach wirr gewählt und doch logisch erklärt.

Man kannte das Äußere.

Das Äußere war das Innere.

So schließt man auf jeden Fall drauf.

Man lächelt... man ist ein lieber und fröhlicher Mensch.

Da muss ich an Kai denken.

Jeder sagt er sei so ein lieber Mensch...

Trotzdem hatte Kai auch eine schlechten Seiten.

Er war vergesslich und stark besitzergreifend. Da flog schon mal ein Stick, wenn man mich die ganze Zeit piesackte während man mit ihm redete oder ein Solo spielte...

... Man Lächelte mit halb offenen Augen... Man ist gefährlich.

Ob man das nun auf die sexuelle Art oder auf die Raufbold-Art von Aoi bezieht sei dahin gestellt. Aber man denkt er sei ein lustiger Mensch. Dabei grummelt er unablässig vor sich hin und beschmeißt jeden mit Zigarettenschachteln, wenn man etwas sagte, was ihm nicht gefiel.

... Man verzieht keine Miene... Man ist ein kühler und eingebildeter Mensch.

Ich bin also kühl, eingebildet, hochnäsig, gefühlskalt und zickig.

Ist schon recht. Wenn sie mich so haben wollen, dann sollen sie mich so haben.

Aber war es nicht gerechtfertigt?

Wenn ein Bandmember Probleme hat, dann konnte ich nicht helfen.

Dafür bin ich nicht geschaffen... ich bin zu kühl für sie.

Wenn wir ausgingen oder einen Live-Auftritt hatten, bin ich derjenige, der seine Stunden braucht und ich mache keinen Hel draus.

Wenn mir jemand in den Haaren rumfummelt werde ich grantig und ich antwortete nicht auf, für mich, idiotische Fragen. Ich bin eingebildet und hochnäsig.

Wenn jemand Anderes vor mir stand und weinte, mir sein Problem erklärte, verzog ich keine Miene und sagte einfach: „Flenn nicht rum! Das ändert es auch nicht.“... Ich bin gefühlskalt.

Wenn eine Situation vor mir ist, in der ich reagieren soll sag ich meine Meinung, auch wenn sie demjenigen nicht gefällt... Ich bin zickig.

Und wieder hatte ich einen Fehler gemacht.

So in meinen Gedanken verloren hatte ich den Bassisten vor mir vollkommen vergessen, wie er mich erwartungsvoll anschaute, auf eine Regung wartete, es aber aufgab und aufstand. Seufzend räumte er klappernd sein Geschirr in die Spüle.

Ich war sogar so weit abgeschweift, dass Minuten still vergangen waren in denen Reita geduldig gewartet hatte.

Jedoch saß ich nun alleine in der mittelgroßen Küche, in der die Wanduhr vernehmbar und eindringlich tickte.

Auch ich stellte nun mein kaum angerührtes Essen neben den Teller des Anderen auf die Spüle. Reita hatte den Fernseher angeschaltet und dies ließ mich unruhig werden. Wieso?

Der Rhythmus und Ablauf war immer gleich.

Wir kamen nach Hause, wir setzten uns hin und aßen etwas. Danach ging Reita ins Badezimmer und putzte sich die Zähne. Ich derweil machte das Fenster im Schlafzimmer zu, da der Schwarzblonde es immer aufhatte. Danach ging ich zu Reita ins Bad und putzte mir mit der Besucherzahnbürste die Zähne, während der Herr des Hauses fertig ist mit Katzenwäsche und sich drüben in sein Bett legte und auf mich wartete. Danach schliefen wir immer miteinander. Dazu war ich ja zu ihm gekommen. Sonst hätte ich auch zu Hause schlafen können.

Doch nun war das Schema durchbrochen. Etwas war anders und ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte.
 

Manchmal ist man Blind für etwas oder jemand.
 

//Einfach weiter machen, Uruha. Einfach weiter machen. Er hat dich ja nicht umsonst gefragt, ob du zu ihm kommst.//

Aber war er vielleicht wegen eben sauer und hatte seine Meinung geändert?

Ich schüttelte den Kopf, um die Gedanken loszuwerden.

Bedächtig lief ich an die Tür die zum Wohnzimmer führte und beobachtete versteckt das Geschehen vor mir.

Reita saß wirklich gemütlich auf seinem cremefarbenen Sofa, hielt in einer Hand die Fernbedienung, in der anderem eine Flasche O-Saft und starrte gebannt auf die Flimmerkiste in der irgendein billiges Dorama mit zu jungen Schauspielerinnen lief.

Das war nicht sein Ernst, oder? Vielleicht wollte er mich nur reizen und sehen, wie weit ich gehen würde. Die Antwort wäre... ja, ich würde weit gehen.

Das wusste er aber auch, warum nahm er das nicht zur Kenntnis?

Oder war ich ihm als Person gerade völlig egal?

Nichtig.

Nutzlos.

Nicht relevant, aber doch da.

Dann musste ich wohl den Anderen daran erinnern, dass meine Wenigkeit da war. Das konnte er doch nicht machen, mich einfach im Raum stehen lassen.

Mit leichten Schritten brachte ich mich der sitzenden Person näher, setzte mich nah neben ihm und beobachtete ihn eingehend.

Ob er es merkte? Sicherlich, denn ich bemerkte den nervös huschenden Blick, den er mich immer nur kurz schenkte, so tat als würde er weiter ruhig fernsehen. Reita war nie ruhig, wenn ich in seiner Nähe war. Also warum in diesen Moment?

Näher rutschte mein Körper an den warmen Schwarzblonden, schmiegte mich an ihn und legte den Kopf auf seine Schulter. So wirklich wusste er nicht, was er tun sollte, also nahm ich ihm die Entscheidung ab, nahm seinen Arm und legte ihn um meine Schulter. Seine Körpertemperatur war wirklich sehr hoch und seine Körperspannung war nicht zu übersehen. Was war heute nur mit ihm los?
 

Manchmal, da tut man unbewusst einen falschen Schritt.
 

„Alles okay?“, klang meine Frage besorgt durch den Raum.

Nur ein Nicken, keine Laute... diese hätten ihn verraten.

Ich hatte den Kampf so gut wie gewonnen.

„Wirklich?“, hauchte ich in sein Ohr und verinnerlichte mir genau die Gänsehaut auf den Oberarmen. Die feinen Härchen, die sich aufstellten.

Ein mickriges aber doch ungewöhnlich hartes „H-Hai!“, kam zustande.

„Na dann is ja gut.“, flüsterte meine tiefe Stimme, die eine Vibration in der Ohrmuschel hinterlies. So einfach ging es ihn zu fesseln, dass sich seine Nackenhaare aufstellten. Zarte Küsse legte ich auf die weiße Haut hinter dem Ohr, hauchte leicht gegen die feinen Härchen hinter dem Hörorgan und ließ die Zunge leicht tänzeln.

„U-Uruha!“

Was ist? Willst du mir sagen, dass ich mich hinlegen soll? Die Beine für dich spreizen soll? Das ich gut rieche und du nicht genug von mit kriegen kannst?

„Hmm?“, schnurrte ich und legte eines meiner Beine über seine Oberschenkel, knabberte leicht an dem süßen Hörläppchen. Innerlich machte ich mich schon für diese unwiderstehlichen Worte bereit.

„Hör auf mit dem Scheiß.“

„Mit was denn für nen Scheiß?“, keuchte ich gespielt. Ließ meine Hand an dem warmen Oberkörper hinunter zu seinen Schoß gleiten.

„Genau mit dem!!!“

Barsch schob der Bassist die schmale Hand und das Bein von sich und brummte mich wütend an.

Dieses Verhalten verwirrte mich nur noch mehr. Hatte ich was verdammt Wichtiges vergessen?

„Was soll das?“, fragte ich deshalb mehr als nur verstimmt. Das alles war gegen die Routine, gegen den normalen Ablauf unseres Abends. Ein Fehler in einem großen System. Sollte ich die Flinte ins Korn werfen?

„Was das soll? Ich will in Ruhe fernsehen, entspannen. Und was machst du? Du fummelst mich an wie ein notgeiler Bock.“

Vielleicht reagierte ich über, doch ich schnappte empört nach Luft, wie es nie meine Körpersprache war.

„Kann ja gut möglich sein, aber hätte ich das gewusst, wäre ich nicht mit gekommen. Sonst hast du nur vor gehabt mit mir das Bett zu teilen, wenn du mich vorher ficken konntest.“

Warum hörten sich jetzt die Worte aus meinem Mund so anders an, als ich sie gedacht hatte? Es fühlte sich so unreal an... wie in einem schlechten Dorama.

Sogar das Stimmenerheben von uns beiden passte stilistisch dazu.

„Sei doch froh, dass es nicht so ist. Können wir nicht ganz normal wie Andere zusammen nach dem essen in Ruhe fernsehen?“

...

Normal wie alle Anderen.

NORMAL WIE ALLE ANDEREN?

Was ging in diesem Mann vor? Was dachte er sich eigentlich?

Normal wäre es, wenn wir keine Freunde wären, da wir uns gegenseitig das Hirn rausvögelten.

Normal wäre es, wenn ich in meiner anstatt seiner Wohnung wäre.

Normal wäre es, wenn wir Bier zusammen trinken würden und grunzen würden wie Wildschweine.

Normal wäre es, wenn genau diese Szene nicht passieren würde.

Also was ist schon normal an uns beiden? Wie definierte dieser Kerl normal? Für Andere ist ein knutschendes schwules Pärchen auf der Straße eine normale Sache. Jedoch hier ist es verpönt.

Für Andere ist das Fahren mit dem Auto eines der normalsten Dinge an einem Tag... Andere finden es normal mit Metro zur Arbeit zu fahren.

„Hast du vergessen, was wir eigentlich sind?“

„Was willst du mir damit sagen, Kouyou?“

Es wurde ernst, sonst würde er nicht meinen Realnamen benutzen. Also suchte ich Abstand und stand von dem Sofa auf.

„Wir sind kein Paar... wir sind noch nicht mal mehr Freunde.“

Zu keinem von beiden fühlte ich mich irgendwie fähig bei diesem Mann.

„Ich bin dein bester Freund.“

„Beste Freunde haben kein Ritual miteinander zu schlafen, wenn sie die Nacht bei dem Anderen verbringen.“

Diesmal schien der Schwarzblonde aus den Fugen seiner Weltanschauung gerissen zu sein. Der Mund klappte unkoordiniert auf und zu, doch kein leiser Ton kam aus ihm hervor.

„Das einzige, was wir führen ist eine Fickbeziehung und zu mehr will ich mich auch gar nicht zwingen. Das wäre gelogen. Also versuch erst gar nicht mich zu was Anderem zu erziehen. Du hast von Anfang an gewusst, wie ich bin.“
 

Manchmal tut man einen Schritt zu weit, man tritt jemanden zu nah.
 

Jenes ratterte ich explosiv und laut dem Bassisten entgegen. Ob es richtig war ihm das zu sagen stand in diesem kühlen Moment nicht zur Debatte.

Was ist richtig, was ist falsch? Genau das Selbe wie das Wort „Normal“ eines jeden Menschen.

War es richtig ihm die Grenze oder meine Meinung zu sagen?

War es falsch dies in diesem Moment ans Licht zu bringen?

War es richtig in diesem Ton zu sprechen?

Alles nur eine Frage des inneren Verstehens und Fühlens.

Etwas arbeitete brutal in dem Mann vor mir und mir war klar, dass dies eine schnelle Entscheidung gab.

Er würde sich nicht verbal mit mir messen, dazu war er nicht in der Lage. Ob er mich mit Schlägen attackieren würde? Nein, davor hatte er sich bis jetzt gefürchtet. Ob es nun mein fragiles Auftreten oder die schmerzlichen Erinnerungen seiner Niederlagen zu Tage brachte war mir unklar.

„Wenn das deine Meinung ist. Ziemlich traurig.“ Man merkte, wie angespannt der Mann mir gegenüber war, wie er sich beherrschen musste.

„Kann schon möglich sein. Traurig find ich eher, wie naiv du bist.“

„Verlass meine Wohnung... SOFORT!!“

Das hatte man mir nicht zweimal sagen müssen. So schnell hatte ich noch nie meine Jacke angehabt und war mit Freuden in die kühle Nachtluft geflüchtet.

Es war dumm von mir zu glauben, dass diese zwischenmenschliche Beziehung anders war und mich zufrieden machen konnte ohne diese nervigen und quälenden Gefühle. Ich hatte geglaubt, dass Reita anders war, dass Reita mich verstand. Wieder ein Fehler.

Vertrauen...

Eines dieser menschlichen Schwächen, die man besser verdrängen sollte.

Die Nachtluft war kühl, erfrischend. Anders als in den letzten 2 Monaten des Sommers, in der selbst in den dunklen Abendstunden, in der ich gerne von ihm zu mir spaziert bin, die Luft erdrückend warm auf meinen kaum bedeckten Schultern gelastet hatten.

Ich hätte die Bahn nehmen können. Dann wäre ich in 10 Minuten zu Hause gewesen, dennoch lief ich den Weg lieber, um meinen Kopf zu lüften. Zu lüften von dir, der mir das Hirn vernebelt hatte mit harmonischer Zweisamkeit. Hast mich dressiert wie ein kleiner Welpe dir zu folgen, kontinuierlich dir den Schoß zu tätscheln und mit dem Schwanz zu wedeln, wenn man mich nur fragte: „Zu mir? Oder bei dir essen?“

Gar nicht so schwer gewesen, wenn man bedachte, dass dieser Mann meine Eifersucht ausgenutzt hatte. Weil sich ein Mensch exklusiv fühlte, wenn sich ein Mensch nur um ihn bemühte.

Nein, nie wieder essen zu Zweit.

Nie wieder gemeinsame Katzenwäsche mit diesem Mann.

Nie wieder Bett aufwärmen für diesen Mann.

Nie wieder sanfte Küsse von diesem Mann.

Nie wieder heiseres Stöhnen unter diesem Mann.

Nie wieder Reita!
 


 

Stille!

Erdrückend, harte Stille.

In diesen Abendstunden bin ich es nicht gewöhnt. Sonst liegst du neben mir und suchst nach Atem. So süß deine Laute der Verzückung. Atemberaubend dein stechender, verklärter Blick. So leicht, wenn deine flinke Hand zärtlich über meinem Körper streicht. Das, was du mir in diesen Minuten immer schenktest war Balsam für meine eh schon angekratzte, schüchterne Seele.

Doch nun... ist es hier kalt. Sonst war mir dies nie aufgefallen, doch jetzt ist es bitterkalt in dieser Wohnung. Sonst hab ich es nie bemerkt, doch nun hast du kurz die ganze Wohnung mit deiner Anwesenheit gefüllt... und bist dann davon geflogen.

Die Worte, die du vor deinen Abgang gesagt hattest waren nicht bedacht gewählt, waren einfach drauf losgeschossen.

Das war nicht deine Art und doch tut es mir weh, kränkte mich. Ich habe etwas gefühlt, was nicht da war. Ich habe etwas gefühlt, was du nie erwidern wirst. Denn dieses Gefühl drängt dich ein. Nachdem du mir deine Eifersucht gezeigt hast... und du den nächsten Morgen geblieben bist, hab ich gedacht du hast dich geändert, du hast endlich aufrichtige Gefühle.
 

Manchmal bildet man sich etwas ein, was nie da gewesen war.
 

Natürlich hab ich versucht das zu halten. Diese Umgangsform, dass ich mir sicher sein konnte dich länger bei mir zu haben.

Das war dieser eine Schritt, dieser eine Schritt in einem normalen Alltag, diesen einen Schritt aus der Routine war zu viel gewesen.

Dich bei mir zu haben ist eine Grundlage um mich wohl zu fühlen. Klar waren wir nicht mehr die umgänglichen Freunde... aber das war mir einerlei. Diese Form des festen Zusammenlebens war für mich ein Wunsch. Der Wunsch, dass du auch bei ganz banalen Sachen bei mir bleiben willst. Dass du mit mir duschen, fernsehen, lachen, essen, schlafen, Computer spielen oder einfach nur neben mir sein möchtest. Dein Leben mit mir teilen.

So wie es die Schauspieler vorgaukeln in ihren Liebesschnulzen.

Natürlich weißt du, dass ich diese Filme verabscheue und du dich immer krank lachst, wenn ich das Gesicht verziehe, wenn sie sich ihre Liebe gestehen und sich so schnulzig küssten, dass man sofort merkte, dass diese Szene mindestens 20mal wiederholt wurde, sodass alles mechanisch wirkte.

Trotzdem beneidete ich sie in diesem Moment. Sie konnten sagen, was sie fühlten.

Sie freuten sich auf jedes Zusammensein.

Sie wohnten zusammen.

Sie fanden es nicht schlimm jeden zu zeigen, wie sie fühlten.

Sie fühlten!

Du... tust dies nicht.

Hier traut man sich nicht sich auf die Straße zu stellen und zu zeigen, dass man zueinander gehörte.

Du würdest es auch nicht wollen.

Keine zärtlichen Streicheleinheiten.

Kein belangloses Händchenhalten.

Keine bezaubernden Blicke, verliebten Blicke.

Kein schallendes Lachen.

Kein fröhliches Grinsen.

Kein liebevolles Küssen.

Kein Uruha.
 


 

Wir sahen uns wieder, nicht mal 2 Tage später bei einem Live. Die Vorbereitungen liefen bereits und die Probleme fingen an. Nicht nur, dass Uruha mich eiskalt ignorierte, das war das mindeste Problem. Ja, wie er kalt über mich hinwegschaute, nur mit Aoi und Kai redete, mir die kalte aber schöne Schulter zeigte.

Dies war mein eigenes Problem, dass Niemanden interessierte. Einer der Verstärker funktionierte nicht und das Licht in Kais Bereich war kaputt. Eigentlich eine ganz banale Sache wie Licht, das Jemanden einen fiesen Strich durch die Rechnung machte.

Lautes Wuseln und ein entnervter Leader, der gebannt auf einen Plan starrte.

„Ich sehe keine andere Lösung, als das Drumset zu verschieben oder alles ausfallen zu lassen, wenn die Technik nicht langsam funktionieren will.“

Uruha schaute erschrocken von seinen alltäglichen Streckungen auf. Man sah Unverständnis in dessen Blick, doch er sagte zuerst kein Wort. Der Blick sprach Bände für sich.

„Aber wir haben in 1 Stunde beginn.“, schmollte der Gitarrist zu dem Drummer. Mal wieder versuchte es der Größte mit seinem Charme, der ihn ungeheuerlich viel einbrachte.

„Ich seh keine andere Lösung... Werd mal vorne schauen gehen.“, nuschelte er das Letzte für sich selbst. Es wäre unverständlich gewesen, hätte der Drummer Uruha nicht nachgegeben. Es gab Niemanden, der dem Brünetten widerstand. Aber ausgerechnet heute und in diesem Augenblick hatte ich ein ungutes Gefühl im Magen. Es zerfraß mich von innen heraus. Nein, es zerfraß mich nicht, es drückte und wandte sich in meinem Inneren. Ich wollte nicht an den Namen dieses Gefühls denken.

Und das ausgerechnet bei dem lieben Kai, der eigentlich nicht wusste, wie ihm geschah. Uruha bezauberte jeden... also auch Kai. War Kai ein Auslöser für negative Gefühle?

Vielleicht weil Uruha mir heute noch keinen einzigen Blick, kein einziges Wort geschenkt hatte? Kai wurde heute nur so mit Aufmerksamkeit überhäuft von dem Gittaristen.

War das etwa meine Bestrafung von seiner Seite aus? Ziemlich seltsam, aber es verfehlte nicht seine Wirkung. Ich war stocksauer und mein Innerstes brodelte wie ein heißer Topf mit kochenden Wasser. Warum hatte ich mich auch so verwöhnen lassen von seiner Aufmerksamkeit?

Es herrschte eisige Stille in der Umkleidekabine, da nur noch wir 2 den Raum besetzten. Oh Gott, ich könnte schreien, laut aufstampfen oder sonst etwas, was mich beruhigte. Aber du würdest trotzdem dein Ding durchziehen und kühl wie Eis bleiben. Er sollte mit mir reden, ausgelassen scherzen.

„Willst du mich für immer ignorieren?“, fragte ich leise in die Stille, die über uns hing.

„Wie kommst du darauf?“ Er war dagegen nicht vorsichtig. Gerade heraus in klarer Sprache, sodass uns jeder Staff hätte belauschen können, wenn er wollte.

„Merkst du nicht, wie du mich schneidest?“ Was für eine Frage.

Und er lachte kurz und kühl.

„Falls du es nicht gemerkt hast: Die Band besteht aus 5 Leuten und nicht nur aus dir und mir.“ So verlogen, dass er es nicht mal schaffte mich anzuschauen. Wieso hörten sich deine sonst so wahren und unumschweifenden Worte so verlogen an aus deinem Mund?

Und doch, die steinharten Worte trafen mich direkt dort, wo es wehtat. Er hatte ja so verdammt recht.

„Also flenn nicht wie ein Baby, nur weil du nicht rund um die Uhr von mit umgarnt wirst wie von einem Kindermädchen.“

Ich wusste nicht, wie mein Blick aussah aber ich wusste, dass sich meine Miene schmerzhaft verzog bei seinen Worten. Diesmal war ich ganz glücklich, dass er den Blick nicht auf mich gerichtet hatte.

Ich konnte nicht kontern. Alles, was ich gesagt hätte, hätte er gegen mich verwendet.

„Komisch, wenn ich mich auch daran halte ist es dir auch nicht recht. Wie vorgestern!“

Ich sage es nur leise. In einem Streit mit ihm brachte es wirklich kein Stück die Stimme zu erheben. Doch diesmal bleib Uruha genauso ruhig wie ich, senkte die Stimme zu einem Flüstern.

„Über das müssen und sollten wir nicht reden. Das ist was Anderes.“

Man konnte hören, wie er tief ein und ausatmete um die Ruhe zu bewahren, die es nicht zuließ, dass es unangenehm eskalierte.

„Das gehört hier nicht hin.“, ging es schon in ein Wispern über. Bei seiner Stimme ging es mir in Mark und Bein über. Obwohl ich sauer sein sollte über sein Verhalten, würde ich ihn gerade liebend gerne in den Arm nehmen. So schwer es auch war.

Bei all meiner Zuneigung, ich musste mich zusammenreißen.

Ohne, dass ich es bemerkte war ich ihm trotzdem zu nahe gekommen. Zu nah für meinen Geschmack. Es war eine Gewohnheit, als sich meine Finger an die warme Wange legte. Ihm schien es nicht anders zu gehen, da er sein Gesicht, trotz des Streites, in meine Hand legte, sanft die Augen schloss. Meinetwegen konnten unsere Streitigkeiten immer so enden. Kein Stimmenerheben, keine bösen Worte. Jedoch wurde unsere Zweisamkeit gestört.

Ich hatte Kai vollkommen vergessen, der nur kurz vorne etwas klären wollte. Vollkommen erschrocken schnellten wir voneinander weg. Der Blick des Drummers drückte Unmissverstehen aus, dass er nicht verstand, was da vor sich ging und das es ihn verwirrte. Peinlich berührt schauten wir beide voneinander weg, als wären wir zwei Schüler, die beim Knutschen in der Besenkammer erwischt worden waren.

„A-Also... ich hab nen Scheinwerfer organisieren können.“ Selbst sein Tonfall war verwirrt. Ich wollte nicht Bescheid wissen, was er durchschaute.

„Das ist gut. So haben wir alles perfekt gemeistert und können pünktlich anfangen.“

Uruha hatte sich schnell gefangen und griente wärmend den Braunhaarigen entgegen. Wie ein Kumpel ging er auf Kai zu und klopfte ihm lächelnd auf die Schulter. Schön, wie er einfach so tun konnte, als wäre nie etwas gewesen.

Kai lächelte eher abgebrochen und schaute wachsam wechselnd von mir zu dem Gitaristen und wieder zurück. Er traute der Situation noch nicht ganz. Ich würde uns aus Kais Situation auch nicht trauen. Ich vertraute Uruha auch nicht wirklich. Was ging in dem Hellhaarigen bloß vor?

Verzweifelt und entnervt schüttelte ich den Kopf und wandte mich von den Beiden ab, die ein lockeres Gespräch anfingen. Uruha würde mich eh nicht mehr beachten, da er nun Kai hatte. Ich würde es heut wohl nicht mehr versuchen mit ihm eine Konversation aufzubauen.
 


 

Ich fragte mich wie dumm ich war als ich den Jungs zustimmte noch etwas mit trinken zu gehen. Was hatte ich mir dabei gedacht? Vielleicht hatte ich mir was davon versprochen, als der Gitarrist mir am Ende des Live zart zugelächelt hatte. Wie naiv musste ich, Akira Suzuki, sein, um nicht zu merken, dass sein Lächeln nur eine Farce fürs Publikum war? Eine einzige große Lüge wie alles, was wir bis jetzt geteilt hatten. Alles nur eine Farce.

Jedes Glas war mir in dieser Nacht willkommen. Deshalb war mir das Bier von Ruki zum Opfer gefallen. Dass der Club zugequalmt war und wir in einer kleinen Nische hinten im Club saßen war noch positiver. Nicht nur für mich, sondern den Anderen ersparte es den Anblick, wie sie miteinander flirteten und Uruha regelrecht an den Lippen des Drummers hing. Wie die gesamte Gestik und Mimik des hellen Brünetten darauf schließen ließ, was er wollte und was für ein Interesse er an Kai pflegte. Schon bemerkt... ja mir ist es nicht erspart geblieben, da ich ja vor den beiden hockte und ein Bier nach dem Anderen versuchte hinunter zu kippen wie Wasser. Den anderen fiel es natürlich auch auf und beäugten es mit Verwirrung, da Uruhas Jagdrevier die gesamte Band eigentlich ausschloss.

Eigentlich!!!!
 

Manchmal wird man fast verrückt zu wissen, etwas nicht zu besitzen.
 

Ich war der perfekte heuchlerische Beweis dafür, dass es nicht so war. Leider nicht mehr der einzige exklusive Beweis, aber der Erste. Aber das konnten die Anderen ja nicht wissen. Freilich, gerade da ich es anders wusste, dass Uruha anders bei mir auch sein Sexualleben ausgebreitet hatte ließ mich unruhig werden. Jetzt, wo ich nicht mehr in betracht gezogen wurde griff er sich hoffentlich nicht den nächsten Bandkollegen. Es schien wie ein Albtraum in dem ich gerade saß. Leider gab es in einem Traum keine Tür über dem ‚Exit’ stand. Hier gab es schon einen, aber wenn ich sie nutze, würde ich mich ganz schön auffällig verhalten und Uruha schon fast einen Kampf gewinnen lassen. ‚Ignorier den Reita!’

Wer ihn verletzt und in zur Flucht bringt, oder zum Ausbruch, hat gewonnen. Uruha war kurz vor dem Zielfeld. Ich konnte es in meinen Fingern spüren, wie mein Magen sich zusammenschürte. Dieses verflixte Biest von einem Gitarristen. Er brachte mich dazu auf etwas einschlagen zu wollen.

Jedes Lächeln ließ mich unruhig werden.

Jedes nach hinten Streichen seiner Haare hinters Ohr ließ mich wegschauen.

Jede Berührung der Beiden ließ mich tief aufbrummen.

„Lass und tanzen gehen.“

Ruki und Aoi beobachteten die beiden, wie sie aufstanden und zur Tanzfläche schlenderten. Ich wollte es nicht tun und schaute demonstrativ zur Bar, um vorzugeben jemand Anderen im Blick zu haben.

Sofort unterhielten sich die Beiden über den Verlauf des Abends. Dabei wollte ich nicht aktiv mitdiskutieren, wollte mich nicht äußern. Lieber quälte ich mich ein wenig und schaute den beiden ineinander geschlungenen Körpern auf der Tanzfläche zu. Wie sie sich umgarnten, sich triezten und anschmachteten. Es erweckte in mir wieder den Drang meiner Wut freien lauf zu lassen. Kai konnte für das ganze Theater ja nichts, aber er bot sich grad so freundlich an.

Warum bekam er, was ich immer haben wollte?

Warum gab Uruha ihm die Nähe, die ich immer haben wollte?

War ich nur ein brauchbarer Schuh, der immer still die Tortur ertrug und nun so abgetragen war, dass er sich neue Schuhe suchte?

War ja praktisch in nem Schuhgeschäft zu arbeiten.

Es war denkbar, dass mich Niemand fragen würde, ob alles okay sei, wenn ich jetzt einfach ging. Und wenn, hätte ich nicht mal lügen müssen. Der gesamte Aufenthalt hier, mit seiner ‚tollen’ Show hinterließ einen schalen Geschmack. Denn immer noch genoss ich es dem schönen Gitarristen zuzusehen. Ich konnte unbewusst meine Augen nicht von ihm nehmen und seiner Performance den Rücken zudrehen. Wie er sich die seidigen Haare, die im schummrigen Licht schimmerten, hinters Ohr strich. Den schweren Kopf in den Nacken legte und genüsslich die Augen schloss. Seine Arme graziös um den Hals des Drummers legte und sich in einen Kuss, provoziert von Kai, hinein schmiegte.

Ein Kuss. Ein sinnfreier Kuss den er wahrscheinlich oft mit Fremden teilte. Nur, dass Kai kein Fremder war. Kai war ein guter Freund von uns.

Ein dicker Klumpen in meiner Brust begann sich erneut auszubreiten, sich zu winden und gegen meine Rippen zu pressen. Nur zu gut kannte ich dieses Gefühl und konnte es auch benennen. Nur im Zusammenhang mit diesen beiden Personen kannte ich es nicht. Ich benannte es: Eifersucht.

Mein bester Freund, wenn ich vorstellen darf. Nur das mein Freund sehr brutal war und sich mit aller Macht an die Oberfläche kämpfte. Eine unbekannte Macht führte mich, als ich weiter zusah, wie sich die dünnen Finger Uruhas in den dunkel glänzenden Schopf krallten.

So in Gedanken hatte ich gar nicht bemerkt, wie mein aufgebrachter Körper sich bereits durch die erhitzte Menge gekämpft hatte. Natürlich wollte ich den Gitaristen gerne berühren. Doch nicht mit diesem Klumpen in meiner Brust, der meine Finger wie ein Schraubstock um seine Schulter legte und ihn mit immensen Kraftaufwand von Kai wegzerrte. Ich wollte in das erschrockene Gesicht schreien, meine Wut an dem Schlanken auslassen. Dem ungeachtet blieb mir die Wut im Halse stecken, als ich die Situation begriff, die beiden Gesichter die mich unverständlich anstarrten.

Wut wandelte sich in Scham und Uruhas Mimik in...?

In was eigentlich? Diesen Gesichtsausdruck hatte ich noch nie bei ihm vernommen. Nun war ich verunsichert... Toll. Die gesamte Gefühlspalette durch an diesem Abend.

Zuerst kannte ich nur die Kippen bewegen. Mein Körper war schneller als meine Gedanken.

„Ich geh nach Hause. Mir geht’s nicht...“ Ich ließ den Satz fallen.

Was für eine gequirlte Kacke. Genau wie der Satz es darstellte. Ich flüchtete.

Flüchtete vor dem hellen Brünetten, der mich völlig verzweifeln ließ. Ich wusste, wie er war, also warum riss es mich so aus meiner Bahn? Er war ein zurückgezogener Egoist, der sich nur für seine Anliegen interessierte. Ob er Andere verletzte war ihm egal so lange es ihm gut ging. Das Gute daran... Er hatte ja nicht mal wirklich Gefühle.

Ich werde mich in meine Wohnung setzten und auf ein Lebenszeichen von seiner Seite warten...

Es kam nicht. Doch ich wartete und wartete und wartete.
 


 

Ich hatte ihn fast vergessen.

Sein Blick, der mich immer traf, wenn ich nach seinem verbleib Ausschau hielt.

Sein Lachen, wenn ich wieder unbewusst etwas Komisches von mir gegeben hatte.

Seine Finger, die mich über der Haut an meiner Schulter streiften, wenn er sich an mir vorbei schlängelte.

Sein tiefe gedämpfte Stimme, wenn er die Anderen von uns veralberte, damit nicht jeder ihre Schmach mitbekam.

All das fehlte an diesem Tag. Aber ich konnte es verkraften. Kai konnte mich gut davon abbringen genau auf die Dinge zu warten. Gerade, dass ich auf die Sachen wartete und es mich beunruhigte, mich berührte, zeigte mir, dass es richtig war es zu Ende zu bringen. Es hinter mir zu lassen und wie ein Vogel aus der Asche wieder aufzuerstehen. Es war besser es jetzt zu tun und die gefühlsmäßige Verbindung zwischen uns zu kappen.

Schon früh hatten mir meine Eltern gezeigt, dass solche Beziehungen unweigerlich immer zu den gleichen Problemen führten. Ich war sogar froh, dass sie es mir vorgeführt und sich getrennt hatten, damit ich nicht den gleichen Fehler begann. Also war es in der ersten Phase besser als zu spät. Auch wenn es wehtat.

Halt!!

Es tat weh?

Es dürfte nicht weh tun. Es war noch viel zu früh und die Gefühle noch nicht mal ein erbsengleicher Keim. Dieses ganze Auf und ab hatte mich ganz aus dem Konzept gebracht.

Selbst diese kleine Geste von Reita, als er mich von Kai weggezerrt hatte, was mir irritierter weise innerlichen Triumph bescherte, hatte mich so verunsichert, dass mir meine Kontrolle über mein Gesicht genommen wurde. Reitas verletzter Gesichtausdruck hatte mich unglücklicherweise berührt. Und wenn ich mir jetzt die gesamte Szene im Kopf wiedergab... ja, da hatte ich Schuldgefühle. Ich fühlte mich schlecht. Dabei war es doch mein gutes Recht mich abzulenken.

Okay, ab einen gewissen Grad war dies wohl zu viel gewesen. Dabei wollte ich doch nur meine uneingeschränkte Freiheit wieder zurück, in der ich tun und lassen konnte was und mit wem ich wollte. Aber wenn ich so nachdachte, konnte diese Freiheit wirklich so erfüllend und wohltunend sein, wie ich es mir einredete, wenn ich mich doch gerade heute auch nicht wirklich glücklich gestimmt hatte. Ich hasste dieses Grübeln, durch dieses Grübeln ging mir kostbare Zeit meines kurzen Lebens davon. Also dachte nicht viel nach sondern tat einfach alles, was mir richtig erschien. Warum machte mich das gerade jetzt so fertig?

Hatte mich Reita schon so unter Kontrolle? Warum nahm mich dieser Streit so mit, wenn er doch eh einfach nur ein Abschluss wie jeder Andere auch war, mit Dingen, die mich nur aufhielten oder wirklich ein Störfaktor waren. Er war eine Schwäche, die sich in mir aufbaute. Ich musste mich doch von ihr trennen. Also warum erwartete ich, dass dieser Kerl sofort zurück kam und mir ins Gesicht brüllte?

Genau so wollte ich es doch haben, Reita… oder? Du hast mich durchschaut in diesem Wirrwarr, das ich selbst nicht mal verstand.

Ja, du hast mich dressiert auf jeden noch so kleinen Anhaltspunkt von dir zur reagieren.

Ja, diese zwischenmenschliche Beziehung war anders. So verrückt und verdammt dumm.

Ja, da hast es trotzdem geschafft, dass diese nervigen und quälenden Gefühle auftauchten.

Ja, ich habe auf den Satz „Zu dir oder zu mir?“, gewartet.

Ja, ich hatte mich exklusiv gefühlt bei dir.

Ja, du bist der mächtigste und größte Fehler der mir in meinem gesamten Leben über den Weg gelaufen ist.
 


 


 

So, das ist also der erste Teil vom Dritten Teil XD

Hat aufgrund meiner Betaleserin etwas länger gedauert «'

Das Ende is nur so schwierig >.<

Diesmal ganz ohne Adult. Ich hoffe trotzdem, dass es ankommt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (16)
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Von:  PrincessUruha
2010-07-25T11:30:37+00:00 25.07.2010 13:30
OMG
*ff grad in einem druchgelesen hats*
ich konnte einfach nicht aufhören zulesen T__T

ahhh es ist sooo schöm und traurig <333

es ist so super geschrieben und vorallen beschrieben wie reita und uruha sich fühlen..und berühren awww *deine anderen ff´s lesen MUSS*

schreib schnell weiter jaaa??


bekomm ich ne ens? *liebguck*
Von:  Losy
2010-04-28T08:57:18+00:00 28.04.2010 10:57
uru is aber auch ne emotionsunfähige nudel ^^
hab die ff jetz grad am stück gelesen und eins muss ich sagen: das zweite kapi.... altaaa~ das war einfach nur abartig gut beschrieben, eine der besten adultkapis die ich bis jetz gelesen hab (ich weiß net obs daran liegt dass ich sowas selbst schonmal in ähnlicher weise erfahren hab und das deswegen so intensiv war xD aber ich führ es einfach mal auf deinen - einfach nur genialen - stil zurück)

eeeecht fies was uru da mit rei abzieht... aber man merkt ja dasses eher aus völlig verzerrtem selbstschutz entspringt und nicht der intention rei zu verletzen ( denn wennnnn.... dann gibs n paar aufn kopp >< keiner darf rei unbestraft mit willkür verletzen!!!!!)

bin echt gespannt wie sich das noch entwickeln wird. finde die allgemeine stimmung in der ff echt sehr düster, ein wenig zu düster für meinen geschmack (erinnert mich an so manche darcfics), hoffe das hellt sich noch ein wenig auf ^^ aber sonst, einfach nur toll ** wie immer eigentlich bei deinen ffs/os's ^^
<3
Von:  LadyKisu
2010-03-05T22:28:04+00:00 05.03.2010 23:28
dein ff ist einfach toll ^^
und ich bin sehr gespannt wie es mit den beiden weiter geht
so ne fickbeziehunh kann auf dauer ja nix werden
und reita tut mir sehr leis ;_;
ich mag deinen schreibstil
und freue mich auf das nächste kapitel ^^
Von:  Fuin
2010-02-28T15:16:00+00:00 28.02.2010 16:16
hm,
eine sehr nette Storyline,
aber in der Ausführung hapert es noch, mir fällt es schwer dir zu glauben, dass du eine Betaleserin hast, weil da sind teilweise Ausdrucks und Rechtschreibfehler drin, die gehen gar nicht.
Bin aber mal gespannt, ob die beiden das hinbekomm
Von:  aloha
2010-02-14T10:45:30+00:00 14.02.2010 11:45
Langsam gehen mir die worte aus >//<
Ich mag einfach die art wie du schreibst, von der Beschreibung bis hin zum Ausdruck. Die Einschübe von dem Text zu Beginn.. eben die ganze Komposition.

Die beiden machen einen fertig.. irgendwie kommt nun alles ins Rollen.. und Uruha kommt der erkenntnis endlich mal nahe..
ich hoffe dennoch das es ein positives ende für die beiden gibt ;__;'
Auch wenns in der Realität in so einer Sitation oft nicht so ist.
Von:  Kanoe
2010-02-10T15:03:11+00:00 10.02.2010 16:03
Schöne Geschichte
ich glaub ich hatte den Anfang mal gelesen
und hoffe das du es noch zuende schreibst

ich mag die beiden sie sind hier anders aber irgendwo versteht man sie
und es gibt wieder den umstand "es gibt kein glückliches ende denn es endet nichts" aber den könnte man ja in einer FF umgehen *blinker blinker*
Von:  Snaked_Lows
2010-01-24T21:41:27+00:00 24.01.2010 22:41
*__________________*
auch ne ganz tolle ff!!!
bitte schnell weiter schreiben >__________<
Von:  Jillian
2009-03-04T03:17:40+00:00 04.03.2009 04:17
;-;
Die FF is so toll >___<
*freuz*
Ich meg es total gerne, wenn du so schreibst.. ich kann nicht mal beschreiben wie du schreibst, aber einfach nur toll-toll-toll >//<
*hyper desu*
x333

Und wieeeso ohne Lemon? ;-;
Die mag ich doch so gerne xD
*lach*
Aber ich les das nächste Kapp... oder den zweiten Teil von diesem hier auch ohne Adult x33
*wedel*

Jilli~
Schreib weiter so schön x33
Von:  AkikoKudo
2009-02-23T22:43:04+00:00 23.02.2009 23:43
oh gOTT
wie kann Uruha naur so ein Kelr sien?
argj evrdammt
mir hate die FF voll oft die Tränen in die Augen getrieben
und wie reita verdammt nochmal leidet
argh uruha mahct mcih vollö fetrig
dieser feigling
argh
das ist voll zum aufregen und dann wieder zum heulen geil
uff
ich hoffe du schreibst schnell weiter
bin shcon neugierig wie es weiter geht
hab fats nen herzinfakt bekommen als ich den amfang des dritten kapitels gelesen habe
das fats so aussah wie
traurigrees ende
uff und wie urha so kalt sien kann
aufjedenfall ist die ff geil *-*
schreib blos weiter dran
Von:  lunatic_Luka
2009-01-23T09:29:57+00:00 23.01.2009 10:29
Diesen Ausdruck hatte Rei bei Ruha noch nie gesehen - 'Ich hatte Schuldgefühle' XDD~ Wie geil!!! Die kennen sich Jahre! und da war dass das erstemal das Ruha Schuldgefühle hatte. Was ein verkorkster Charakter *lach* Das war nu echt geil!!

Super wie die beide das wollen/brauchen, wogegen sie sich wehren, oder Uruha zumindest. Reita is aber auch feige, weil er nicht ausspricht was er denkt. Kann ja nur besser werden oder DRAMA, was das selbe ist XDD

Freu mich wenns weiter geht!!

LG
Sukí


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