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Forgotten Memories

von

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What are you looking for?

Die Sonne ging bereits unter, an diesem schönen Herbsttag. Rote, braune und gelbe Blätter fielen durch den immer wieder aufkommenden Wind dann und wann mit leisem Rascheln zu Boden und inmitten dieser schön anzusehenden Pracht konnte man eine hübsche junge Frau erkennen. Sie hatte langes, schwarzes Haar und trug eine kurzärmelige Bluse mit dazupassendem blauen Rock, etwas ähnlich dem einer Schuluniform, welcher ihr bis zu den Knien reichte. Miyako Sudo und sie war in diese Gegend gekommen um ihren Verlobten wieder zu finden. Dieser, sein Name war Masumi Makimura, war Landvermesser und sollte hier etwas für den geplanten Minakami-Damm überprüfen. Doch es war nicht ganz so gelaufen wie es sollte, Masumi war verschwunden und es gab über Monate hinweg kein Lebenszeichen von ihm. Selbst die Polizei hatte die Suche nach dem Mann bereits eingestellt.
 

Nur Miyako wollte die Hoffnung nicht aufgeben, sie wollte ihn wieder finden, ihn in die Arme schließen und alle Zweifel der letzten Zeit vergessen.

Nun war sie hier.

Einsam.

Allein.

Voller Hoffnung.

Voller Hoffnung ihre große Liebe wieder zu finden.

Angetrieben von jener Hoffnung sollte sie bald merken, einen fatalen Fehler begangen zu haben. Einen Fehler, der sich vielleicht nicht wieder ausmerzen ließ.
 

Die Bäume warfen bedrohliche Schatten auf den Boden und der Wind zischte ihr unhörbare Worte zu. Miyako fröstelte ein wenig und betrachtete ängstlich die Umgebung. Das Laub unter ihren Füßen raschelte leise und die junge Frau spielte nervös mit etwas in ihrer schwarzen Tasche herum. Sie zog kurz ein Foto hervor welches sie mit einem Mann, höchstwahrscheinlich ihrem Verlobten, zeigte. Tränen stiegen ihre Augen hoch und leise Schluchzer ihrerseits waren zu hören.

„Masumi …“
 


 

Schon bevor Mayu das Gebäude betreten hatte, hatte sie bemerkt, dass etwas fehlte. Nicht der Schmetterling, der verschwunden war. Unsicher hatte sie sich umgesehen, sich dann doch dazu entschlossen in dieses Haus zu gehen.

Und jetzt stand sie da, mitten in diesem großen Gebäude und wusste es. Mio. Wo war Mio?

Wie konnte sie das nur vergessen? Was hatte Mayu selbst nur dazu bewogen hier in diesem unheimlichen Dorf alleine ohne ihre Schwester ein Haus zu betreten? Sie wusste noch nicht einmal wo sie sich befand, hatte keine Ahnung wo der Ausgang war und wollte nur noch zurück zu ihrer Zwillingsschwester.
 


 

„Kagome, Kagome …“
 

Rascheln. Das Laub raschelte unter ihren Füßen.

Sie rannte. Miku Hinasaki rannte, entfernte sich immer schneller der drohenden Gefahr, näherte sich einer Größeren. Ihre Gedanken überschlugen sich.

Ich muss

(weg von hier schnell weg nur weg)

Mafuyu finden!
 

Miku stolperte und schrie auf.
 

„ … itsu itsu deyaru …“
 

Die Stimmen, sie kamen immer näher.

Sie kommen,

(ich will weg nur hier weg)

ich muss mich beeilen …

(ich habe Angst)

Mafuyu wo bist du?


 

Miku schrie. Immer wieder denselben Namen, ohne Unterlass. Schrie immerzu nach ihrem Bruder.

Nach Mafuyu.

Reis verzweifelte Versuche, das Mädchen zu beruhigen blieben wirkungslos. Minuten um Minuten vergingen, langsam verstummten Mikus Schreie, gingen über in Tränen. Völlig aufgelöst saß die junge Hinasaki neben Rei im Wagen. Schluchzte leise Mafuyus Namen.

Rei sah ihre Mitbewohnerin besorgt an, ehe sie beschloss, es für den heutigen Tag sein zu lassen. Miku brauchte Ruhe, sonst würde sie es gewiss nicht durchstehen.

Der Auftrag konnte schließlich noch ein Weilchen warten.
 

So fuhr Rei Kurosawa kurze Zeit später auf den Parkplatz eines kleinen Hotels. Es lag außerhalb jeglicher Städte und war - bis auf einige wenige Gäste - leer. Nachdem alle Formalitäten erledigt waren, holte die freiberufliche Fotografin ihre Mitbewohnerin aus dem Auto. Die beiden hatten, bis auf Reis Fotoausrüstung kaum Gepäck dabei.

Miku hatte sich auf der Fahrt zum Hotel, welches Rei auf ihrem Autoatlas gefunden hatte, etwas beruhigt. Jetzt saß das Mädchen zitternd in ihrem Zimmer auf dem Bett. Die Tränen waren längst versiegt und getrocknet, doch Mikus Augen waren noch gerötet.

„It´s raining again…“
 


 

„Kaname…"

ich würde ihn so gerne sehen. Wie es ihm wohl geht?“

Kyouka Kuze saß an ihrem Tischchen und kämmte ihr Haar. Sie ließ ihr Spiegelbild nicht einen Moment aus den Augen. Stundenlang saß sie so da, stundenlang kämmte sie sich nun schon, stundenlang sprach sie ohne Unterlass von ihrem Sohn. Ihre Worte waren an niemanden gerichtet, verhallten ungehört in diesem Raum, war sie doch die einzige die sich darin befand.

„Mein süßer, kleiner Kaname“

Sie seufzte und erhob sich nun.

Nach einem kurzen Blick durch den Raum entschied sie, sich doch noch eine Weile weiterzukämmen. Ein weiteres Seufzen entwich ihren Lippen, als die Frau mit dem langen schwarzen Haar sich erneut niederließ.

„Er hat meine Haare geliebt.“

Kyoukas Stimme nahm einen verträumten Ton an, als sie nun von ihrem Geliebten sprach.

Wieder hörte ihr niemand zu. Wer denn auch?

Niemand war anwesend.

„Er wird zurückkommen und mich holen. Er hat es mir versprochen.“

Das plötzliche, aber doch leise Geräusch an der Tür war ihr gar nicht aufgefallen, Kyouka nahm es nicht annähernd wahr.
 

Amane, die draußen vor der Tür zu Kyoukas Zimmer stand, war zu Boden gesunken. Sie wusste, Kaname war hier. Sie wusste, seine Mutter wollte ihn sehen, um jeden Preis. Doch das konnte Amane nicht riskieren. Kaname war hier um Reika zu sehen, obwohl er nicht hier sein dürfte. Männer waren in Kuze-Schrein verboten.

„Gomen nasai“, flüsterte Amane der Tür zu und verschwand. Sie musste Kaname helfen, unentdeckt zum Schrein zu kommen. Er wollte Reika sehen.

Unbedingt.

Unter allen Umständen.

Amane wusste, ihr würde eine schwere Strafe bevorstehen, sollte herauskommen dass sie es war, die dem Jungen geholfen hatte.

Und dennoch wollte sie ihm aus tiefsten Herzen helfen, Reika noch ein letztes Mal zu sehen.

Die Schreinmaid eilte die Treppen hinab, den Gang entlang, durch die Tür zum Geisterbaumgarten.

Da stand er bereits, ihr Bruder Kaname und sah sich hektisch um. Er war leicht zusammengezuckt, als die Tür hinter Amane zufiel. Auch er hatte Angst entdeckt zu werden, wusste er doch um die harte Strafe die ihn ereilen würde. Und das Oberhaupt der Kuze-Familie würde diese Strafe gewissenhaft ausführen. Oder eher ausführen lassen.
 

„Amane!“, rief Kaname der kleinen Schreinmaid zu. Sie beeilte sich, zu ihm zu kommen, als ein Laut die beiden zusammenzucken ließ. Das Geräusch klang, als würde es von einem der nahe liegenden Puppenzimmer einer Schreinmaid kommen. Schnell packte Amane den Älteren und zog ihn durch die Tür, durch die sie eben gekommen war. Das Mädchen wollte es noch nicht riskieren, den Schrein zu betreten.

Niemand durfte sie sehen.

Sonst wäre alles umsonst.

Alles würde vorbei sein.

Niemand durfte sie sehen.

Niemand.
 

„Kaname …“, flüsterte Amane und schreckte auf, als der andere reagierte.

„Was ist denn?“, fragte er das Mädchen. Sie wandte sich ab und murmelte ihre Antwort ins Nichts.

„Ist schon gut … ich meine, es ist alles in Ordnung.“ Mit einem schüchternen, aber dennoch unverkennbar nervösem Lächeln auf den Lippen sah sie Kaname nur an. Sie machte sich Sorgen. Hatte Angst, was passieren würde wenn Kaname Reika sah. Sie ein letztes Mal sah.

Würde er versuchen mit ihr zu fliehen?

Würde er versuchen sie erst zu überreden, damit sie überhaupt mit ihm floh?
 

Nein.
 

Reika hatte diesen Weg selbst gewählt. Sie hatte selbst zugestimmt, die neue Priesterin zu werden. Es war wohl überlegt gewesen.

Niemals würde Reika jetzt noch weglaufen.

Niemand könnte sie dazu bewegen.

Es war ihr Weg, sie wollte es so. Sie hatte so entschieden, also würde reika jetzt nicht weglaufen.
 

Niemals weglaufen …
 

Tränen stiegen Amane in die Augen und ehe sie noch einen Versuch unternehmen konnte, sich zu beherrschen rannen diese Tränen über ihr Gesicht, nasse, heiße Spuren hinterlassend.

„Amane?“ Sie hörte Kanames fragende Stimme.

„Amane?“ Unaufhörlich flossen ihre Tränen.

„AMANE?!“ Wusste er, dass seine Mutter ein Stockwerk höher auf ihn wartete? Wusste er, dass er sie sehen könnte? Wusste er wie sehr seine Mutter sich wünschte, ihn zu sehen?

Nein.

Er wusste gar nichts.
 


 

Sleep, priestress, lie in peace …“

Leise war Reikas Stimme zu vernehmen.

Leise hallte ihre Stimme durch den kleinen raum, ungehört.

Tränen, wie Perlen glänzend, die ihr Gesicht hinabliefen.

Ungesehen.
 


 

Das Knacken der Äste unter ihren Füßen gab Miyakos Angst jedes Mal aufs Neue kurzzeitig Nahrung. Dieser Ort gefiel ihr nicht, so düster und undurchschaubar wie er war. Am liebsten würde sie stehen bleiben und sich einfach nur ein wenig ausruhen. Dennoch wagte die junge Frau nicht, allzu lange am selben Fleck zu verweilen.

So lange war sie nun schon auf der Suche nach Masumi. Und doch musste Miyako nun zugeben, sich verirrt zu haben.

Wie toll.

Erst kam sie her um ihren Verlobten zu finden und jetzt müsste man mit ein bisschen Glück nach ihr selbst suchen. Aber wer würde sie schon suchen? Gerade sie? Würde sie jemand vermissen? Würde jemand kommen um nach ihr zu suchen?

Nein.

Wer sollte das schon tun?
 

Ein leises, nervöses und alles andere als überraschend humorloses Lachen erklang kurz. Auf dieses erste Lachen folgte ein zweites, schon etwas lauteres aber immer noch so humorlos. Diesmal klang etwas anderes darin mit. Etwas, wie voll von Verzweiflung.

Verzweiflung, die sich nun endgültig in ihr breit machte. Alles war wie weggewischt, die Angst, die Sorge, die Hoffnung, die wie ein Talisman in ihrer Brust geglüht hatte.

Da war nichts mehr. Nur noch abgrundtiefe Verzweiflung. Die schiere Endgültigkeit dieses Gefühls trieb der jungen Frau Tränen in die Augen. Die herrschende Stille wurde nun durchzogen von kurzen, schnell aufeinander folgenden Schluchzern, erst laut, dann sank Miyako zu Boden, leise weinend, sich gehen lassend. Sich einfach gehen lassend und ihrer Verzweiflung die Überhand gewinnen lassend.
 

Ein Knacken in unmittelbarer Nähe ließ sie hochfahren. Die Kälte ihrer Verzweiflung wich der eisgleichen Kälte der Furcht.

Ein weiteres Knacken.

Sie versuchte sich einzureden dass da nichts wäre, dass sie es sich einbildete.

Ein Knacken, jetzt ganz nah.

Die Furcht machte der Panik Platz. Miyako sah angsterfüllt und mit schreckgeweiteten Augen auf die Stelle an der sie den Verursacher des Geräusches vermutete. Wenngleich sie nichts und niemanden sehen konnte, wusste sie einfach dass sich jemand hier befand. Er, sie oder vielleicht sogar es war hier, war nahe. Zu nahe.

Langsam wich sie zurück. Ein Grauen erfüllte sie nun, von einer Tiefe, weitreichender als Verzweiflung, schlimmer noch als pure Angst, mehr als Panik.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Wheel_of_Fortune
2010-05-24T13:25:55+00:00 24.05.2010 15:25
Sehr gut geschrieben, alle Achtung.
Du schaffst es wirklich die Atmosphäre von PZ so gut widerzugeben, man glaubt glatt, dass man selbnst in der Geschichte mit drin steckt.
Auch dass du alle drei Teile miteinander verflochten hast, finde ich gelungen, so kommt beim Lesen keine Langeweile auf, da es immer Wechsel zwischen verschiedenen Schicksalen gibt.
Gefällt mir alles in allem sehr gut.

Lg
Decadent_Jester
Von: abgemeldet
2008-04-29T18:25:31+00:00 29.04.2008 20:25
Cool O_0
schreib bald weiter *gespannt is wies weita geht*
ich könnt nie so schreiben wie du *beneid*



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