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My way home is through you

von

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Als Gee um genau fünf Uhr erwachte, hatte er gerade mal zwei Stunden geschlafen. Doch es reichte ihm. Er war froh wenn er überhaupt einmal schlafen konnte. Zeitweise plagten ihn schreckliche Alpträume, und manchmal wachte er auf, hatte das Gefühl, etwas von ihm sei soeben gestorben, doch er konnte sich nicht daran erinnern. Er bestellte sich beim Zimmerservice einen Kaffee und lies sich seufzend auf einem kleinen Sessel in der Zimmerecke nieder. Heute Abend waren wieder alle Plätze ausgebucht. Genau wie die Konzerte davor, und für die darauf folgenden.

Nachdem er seinen Kaffee getrunken hatte, blieb er einfach auf dem Sessel sitzen und starrte gedankenverloren ins Leere.

Als es an der Tür klopfte, schrak er erstaunt auf. Wer kam um diese Uhrzeit bitte auf sein Zimmer? „Herein“, rief er, und blickte zur Tür. Mikey trat ein und schloss die Tür hinter sich.

„Hey! Was war denn gestern mit dir los? Nach dem Auftritt warst du voll neben der Spur! Da konnte man echt Angst kriegen! Nicht mal über die ganzen Leute vorm Hotel hast du dich beschwert!“, entrüstete sich Mikey. „Erstmal sollte ich dich fragen, was du um die Zeit schon hier machst? Ich dachte ihr wolltet gestern noch was trinken?“, entgegnete Gee.

„Wieso um die Uhrzeit? Es ist halb acht! Sag mal, wo bist du mit deinen Gedanken?“, fragte Mikey verwirrt. Was? Schon halb acht? Er konnte doch nicht schon so lange hier sitzen, oder?

Doch. Ein Blick auf den kleinen, schwarzen Wecker neben dem Bett bestätigte Mikeys Worte. Schon kurz nach halb acht. Wie hatte er es geschafft, hier so lange seinen Gedanken nachzuhängen? Um seinen Kaffee zu trinken hatte er gewiss keine zweieinhalb Stunden gebraucht! „Wann haben wir unseren ersten Termin heute?“, lenkte Gee schnell vom Thema ab. „Um zehn müssen wir zum Interview, aber wo und mit wem weiß ich nicht“, antwortete Mikey.

Das war immer so. Gee konnte froh sein, dass Mikey überhaupt einen Plan von ihren Terminen hatte. Normalerweise setzte er sich einfach ins Auto, und lies sich überraschen, wohin man ihn fahren würde. Er war keiner der Menschen, die lange nachfragten, wo man sie hinbrachte. Im Gegensatz zu seinem Bruder. Gee wollte immer alles unter Kontrolle haben. Und genau wissen was er wann für Termine hatte. Er hasste es, wenn er in einem Interview keine Antwort auf eine Frage hatte. Mikey ging wieder, ohne auf eine Antwort auf seine eigentliche Frage zu warten. Er hatte wohl bemerkt, dass seinem Bruder nicht nach reden war.

Da er gestern Abend, bzw. heute Morgen einfach in seinen Klamotten geschlafen hatte, zog er sich um, und Suchte nach der Telefonnummer des Managers.

„Hmm, was gibt’s?“, meldete dieser sich verschlafen aus dem altmodischen Telefonhörer. „Hey, ich bins, Gerard. Ist das Interview um zehn heute wichtig, oder kann ich es absagen?“, meinte Gee verlegen. Sofort hellwach entgegnete der Mann am anderen Ende der Leitung: „Wie oft willst du dieses Interview eigentlich noch absagen? Das letzte Mal hattest du auch kurzfristig etwas anderes zu tun!“ „Ich weiß, ich weiß, aber ich brauche einfach nur ein paar Stunden für mich, ich fühle mich nicht so gut, und wir haben heute Abend noch einen Auftritt!“, entschuldigte Gee sich sofort. Wie geplant sprang sein Manager auf diese Lüge an: „Na gut, ich sage den Termin ab, aber versprich mir, dass heute beim Konzert alles wieder OK ist.“ „Bis dahin bin ich wieder in Ordnung“, versprach er, und legte, sichtlich erleichtert auf. Warum hatte er den Termin abgesagt? Er wusste es selbst nicht genau. Ihm war nur nach ein paar Stunden Ruhe.

Nach einer halben Stunde, die er gedankenverloren aus dem Fenster gesehen hatte, machte er sich auf, sich ein wenig in der Stadt umzusehen.

Die Sonnenbrille, die Gee als Verkleidungsersatz gewählt hatte, erwies sich als Fehlschlag. Mit ihr erregte er nur noch mehr Aufmerksamkeit. Warum? Weil jemand, der völlig schwarz gekleidet war, schwarze Haare hatte, und zu allem Überfluss noch eine schwarze Sonnenbrille mit getönten Gläsern trug, schlicht und einfach auffiel. Und noch dazu bei einem, durch Wolken ergrauten Himmel.

Also gab er nach kurzer Zeit seine „Tarnung“ auf, und lief ziellos durch die Straßen. Den ganzen Morgen über, hatte er es geschafft, nicht über das Mädchen nachzudenken. Doch als er in einem kleinen Cafe einen Kaffee trank, wurde ihm schlagartig bewusst, was mit ihren Augen nicht gestimmt hatte: Es war keine Leere, die er in ihnen gesehen hatte, es war eine Mischung aus Schmerz, Furcht und Trauer gewesen. Nur keine Wut. Die meisten Menschen, die Schmerzen hatten, oder sich vor irgendetwas fürchteten, waren entweder wütend auf sich selbst, oder gaben dem Rest der Welt die Schuld an ihren Problemen.

Mit einem Kopfschütteln verdrängte er endgültig diesen Gedanken, zahlte und ging.

Auf dem Weg zurück ins Hotel, bemerkte er zwei Mädchen, die ihm kichernd folgten. Genervt beschleunigte er seine Schritte. Endlich angekommen, wurden die Mädchen vom Sicherheitspersonal an der Tür aufgehalten.

Gee ging in sein Zimmer und fing an seine Sachen für den Abend zu packen. In einer dreiviertel Stunde musste er beim Soundcheck sein. Aus reiner Langeweile begab er sich in Franks Zimmer, um zu schauen, was die anderen so machten. Der Rest der Band saß gelangweilt um einen kleinen Tisch auf dem Boden von Franks Zimmer und spielte Karten. Als Gee zur Tür hereinkam, rief Mikey: „Mann! Na endlich! Die Leute, denen die Halle gehört, in der wir heute spielen, haben angerufen, und gemeint, wir sollten schon etwas früher zum Soundcheck kommen. Warum haben sie nicht gesagt…“

Somit machten sie sich (Natürlich im Tourbus) auf den Weg zur Halle. Der Soundcheck verlief problemlos, und es stellte sich heraus, dass sie nur früher kommen mussten, weil die Halle noch nicht geputzt war(…)

Endlich gingen alle Lichter an. Es war wie immer. Die Menge schrie, die Band wartete auf ihren Einsatz, und eine unheimliche Ruhe durchflutete Gee. Dies war seine Welt. Auf der Bühne konnte er alle Probleme und Sorgen vergessen. Hier konnte er tun und lassen, was er wollte.

Gees stimmte durchflutete die Halle, als er die Fans begrüßte. Für einen kurzen Moment nahm die Lautstärke ab, nur um gleich darauf wieder anzusteigen. Alle jubelten, schrieen und kreischten durcheinander. Gee begann zu singen.

Als er sie inmitten der schreienden Menge entdeckte, hatte er fast aufgehört zu singen.

Ihre Augen waren nicht mehr dieselben. Schmerz, Angst und Trauer wahren einer erschreckenden Entschlossenheit gewichen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2007-06-13T20:40:55+00:00 13.06.2007 22:40
Sehr schon geschrieben,
mir gefällt wie du dich ausdrückst!
Schreib weiter, ich bin gespannt wie es weiter geht.
Du meintest doch zu mir wird nicht viel, es ist doch schon was.
Ich psck es mit zu meinen Favos.


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