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Der gefallene Engel

Luzifers Tränen
von

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Eine grausame Welt

Luzifer
 

Der Tag war endlich gekommen, heute war es nach so langen warten so weit...

Heute war der Tag an dem den Engeln der Gang zu Erde gestattet war. Heute durften sie das aller erste mal in die Welt, die Wunder Gottes sehen und was das schönste und aufregendste war, die Menschen, Gottes liebste Schöpfung, konnten gesehen werden.

Die Engel warteten schon unglaublich viele Jahre darauf einmal einen Menschen sehen zu dürfen, einmal die Haut von Menschen berühren zu dürfen und einmal ihren Duft wahrnehmen zu dürfen.

Wie mögen diese Wesen wohl aussehen? Dachte Luzifer. Ob es stimmen mag, dass sie sich tatsächlich vom Fleisch der Tiere ernährten, das glaubte Luzifer nicht, es war doch zu absurd, dass Gott sie dann noch lieben könnte, wenn sie seinen anderen geliebten Geschöpfen etwas antäten. Er hat sie nach unserem Abbild geschaffen aber Flügel haben sie nicht und auch Ohren in einer seltsamen, runden Form, ihre Augen unterscheiden sich von den unseren und auch ihre Haut soll sich anders anfühlen. Manche Engel behaupten sie seien nach Gottes Antlitz geschaffen, nur wusste niemand so genau wie Gott aussah, denn er zeigte sich niemandem.

Luzifer zitterte vor Aufregung, sie wollte am liebsten Schreien denn sie glaubte die Spannung in ihrem Körper nicht mehr zu ertragen. „Luzifer, was ist los? Du bist ganz blass, glaubst du, du bist stark genug heute auf die Erde zu gehen?“ Ein Engel mit blondem Haar und einem wunderbaren weißem Gewand aus einem überirdischen Stoff kam auf sie zu. „Natürlich, kann ich gehen, ach Sandro ich bin ja so schrecklich aufgeregt!“ „Pass bitte auf dich auf, du wirst noch viele Chancen haben auf die Erde zu gehen, wenn es dir nicht gut geht könntest du auch mit mir hier bleiben.“ Sandro sah sie besorgt an, aber Luzifer erwiderte nur lächelnd: „Sandro, bitte sei mir nicht böse, aber ich muss einfach auf die Erde, ich kann es kaum erwarten...“ Ihr Blick ging ins Leere und Sandro wusste, dass sie von der Erde träumte. „Ist schon gut, ich versteh dich, ich könnte es sicherlich auch kaum erwarten...“ Seine Stimme war leise und ein gewisser Wehklang schwang darin mit. Luzifer kehrte aus ihrem Traum zurück und blickte Sandro direkt in die Augen. „Ich finde es ungerecht, dass sie dich nicht auch gehen lassen! Nur weil du erst in ein paar Wochen zum Erzengel wirst! Dass..“ „Luzifer,“ unterbrach Sandro sie „ das sind nun mal die Regeln, wir können nichts daran ändern. Außerdem steht es noch nicht fest, ob ich die Prüfung überhaupt bestehen werde. “ Als er die Empörung in ihren Augen las fügte er schnell hinzu: „ Wir können das nächste mal zusammen runter, versprochen...“
 

Luzifer fand sich in einer großen Gruppe von Engeln wieder, die wie es schien genauso aufgeregt waren wie sie selbst. Manch schwatzten andere flogen unruhig hin und her, andere wiederum waren ganz blass und totenstill.

Der Cherubim las die Namen der Engel vor denen die Erlaubnis erteilt worden war die Erde zu besuchen, auf einmal beschlich Luzifer ein Gefühl von Einsamkeit, sie fühlte sich unbehaglich, denn sie glaubte sie sei vergessen worden, da schon viele andere Engel aufgerufen worden sind und sie immer noch in der Schlange wartete.

Doch dann: „Luzifer“, ein Stein von der Größe eines Berges viel von ihrem Herzen. Voll Freude und großer Erwartungen trat sie vor und ließ sich vor dem Engel, der Feri hieß, nieder um sogleich spürte sie den heiligen Stab auf ihren nackten Schultern. Plötzlich öffnete sich der Boden unter ihren Füßen und sie wurde von einem gleißenden Licht erfasst und dann wurde alles Schwarz.
 

Als sie die Augen wieder öffnete erblickte sie Farben, die sie noch nie in ihrem Leben zuvor gesehen hatte, ein Meer aus Grün und Rot erstreckte sich vor ihren Augen.

Das also ist die Erde... Dachte Luzifer voll erfurcht. Was sind das nur alles für seltsame Dinge? Sie haben rote Häute, fassen sich aber an wie Stoff, obendrein riechen sie noch herrlich, aber was ist das?

Plötzlich näherte sich jemand der staunenden Luzifer. Ein junger Mann mit Braunen Ledermantel kam auf sie zu, in seinen Augen lag ein Ausdruck von Faszination und Bewunderung, er sah sie so direkt an, dass sich Luzifer unbehaglich fühlte. „Seit Ihr... ein ... Engel?“ Ein Mensch, das ist ein Mensch, dachte sie. Luzifer lächelte ihn so voll Wärme an und erschrak, als er mit der gleichen Wärme ihr Lächeln erwiderte. „Wie heißt du?“ Wollte sie wissen. Der Mann zögerte, „Ich glaube,“ meinte er schließlich. „dass ich jetzt gehen sollte.“

Er drehte sich auf den Fersen um und ging gemäßigten Schrittes zurück in die Richtung, aus der er gekommen war. „So warte doch bitte, ich bin das erste mal auf Erden und habe noch nie zuvor einen Menschen gesehen. Bitte beleibe doch noch etwas hier und sprich mit mir.“ Als er sich umdrehte verschlug es Luzifer den Atem, diesen Blick hatte sie noch nie zuvor gesehen. Er blickte sie in einer Art an die sie nicht zu erklären vermochte, er schien durch seine Augen zu sprechen aber sie verstand ihn nicht. Dann war er fort.

Da war es wieder, dieses Gefühl der Leere, sie hatte es schon oft fühlen müssen, denn Luzifer unterschied sich in vielen Dingen von allen anderen Engeln. Sie war die einzige deren Haar rabenschwarz war und deren Augen die Farbe von Bernstein hatten, ihre Haut war so weiß wie das Sternenlicht, in Gewissen Maße glich sie einer Perle die im Dunkeln darauf wartete gefunden zu werden.. Oft wurde sie deswegen von den anderen Engeln missachtet, sie meinten stets Luzifer gliche eher einem Dämon als einem Engel, wahrhaftig umgab sie auch nicht diese magische Aura wie sie allen anderen blonden, gebieterischen, grausamen Engel anhaftete.

Luzifer erkannte jedoch schnell, dass dieses Gefühl dem zwar ähnlich war aber doch nicht das selbe war. Sie fühlte sich einsam, verlassen, niemand war da um sie in die Arme zu nehmen, um ihr zu sagen, dass sie nicht allein ist sondern dass immer jemand da sein wird um ihr zu Helfen. Doch war niemand da, sie lag allein auf der grünen Wiese mit den roten Blumen und dachte an diesen Mann, diesen Mann der ihr noch nicht einmal seinen Namen gesagt hatte. Was würden die anderen Engel wohl sagen würden sie erfahren, dass der erste Mensch den sie gesehen hatte vor ihr davongelaufen ist. Sicher würden sie lachen und sich über sie lustig machen. Nein, das würde sie nicht verkraften, nicht jetzt, nicht wo sie sich so tief verletzt fühlte. Wer war dieser Mann, bewirken alle Menschen dieses Gefühl? Was ist das für eine Schöpfung, wenn sie uns Engeln solch Unbehagen bereitet. Oder hat Gott dies mit Absicht getan um die Engel von ihnen fern zu halten?

All diese Fragen quälten sie bis der Tag zur Neige ging und die letzten Sonnenstrahlen bereits nicht mehr ausreichten um Luzifer in Licht zu Hüllen. Schweren Herzens trat sie den Weg zurück in den Himmel an. Das gleißende Licht des Cherubim erfüllte sie bereits als ihr Schlagartig klar wurde, dass sie noch keine Geschichte hatte die sie den anderen hätte erzählen können. Oh Gott, bitte verzeih mir, ich Sündige gegen dein Verbot.
 

„Luzifer, da bist du ja, sag schon wie war es?“ Sandro kämpfte sich durch die Menge der schwatzenden Engel. Sie war überrascht als sie sich in seiner Umarmung wiederfand. „So sprich doch meine Liebe, wie war es, hast du viele Menschen gesehen, wie sind sie, ist es wahr, essen sie tatsächlich Fleisch?“ Das Schuldgefühl bemächtigte sich ihrer, sollte sie doch wenigstens ihm, Sandro, der immer für sie da war nicht doch die Wahrheit sagen, nur ihm, ihrem einzigsten Freund? Nein, dachte sie entschlossen, gerade aus diesem Grund nicht, nein sie würde ihm damit nur Unbehagen bereiten, das durfte sie nicht, nein... „... willst du mir es nicht sagen, Luzifer, was ist los, warum sagst du nichts?“ Sandro sah ihr besorgt in die Augen. „Ich... ich habe niemanden gesehen.“

„Was? In einer ganzen Welt voll Menschen hast du keinen davon gesehen? Wie kann das sein du...“

„Ich lag auf einer Wiese... Weißt du was Blumen sind? Sie fühlen sich so... so ... ich kann es nicht beschreiben, sie fühlen sich einzigartig an. Ich war gänzlich in einen Traum versunken und konnte mich einfach nicht mehr davon entreißen. Bist du enttäuscht?“ Da war es schon wieder, dieses warme Lächeln, dieser Blick. „Ach Luzifer, du musst dir doch deswegen keine Vorwürfe machen. Ich verspreche dir, dass wir das nächste mal zusammen gehen werden und dass wir dann auch ganz sicher Menschen sehen werden. Was hast du? Habe ich etwas falsches gesagt?“ Er erschrak als er ihre stummen Tränen sah. „Luzifer, ich...“

„Sch... bitte, bring mich nach Hause, ich will einfach nur noch schlafen.“ Sandro nickte beklommen und sah sie mitfühlend an. Was um alles in der Welt stimmt nicht mit ihr?



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