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Seelensplitter

Rufe aus der Vergangenheit
von

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"Arbeit"

"Arbeit"
 

(Súnnanvindur - Blaka)
 

Sætur…“
 

Ihre absichtlich gedämpft gehaltene Stimme, ihr Atem ist mit einem Mal so nahe an seinem Ohr, dass es ihm einen heißkalten Schauer über den Rücken jagt.
 

„Blaka, ich bin beschäftigt.“
 

Der halbherzige Versuch, sich aus ihrer Umarmung zu befreien, scheitert kläglich, und veranlasst sie lediglich dazu, sich fester an ihn zu pressen und eine Hand in seinem pragmatisch zurückgebundenen Haar zu vergraben.

Er mag es nicht, wenn sie so penetrant Aufmerksamkeit einfordert - vor allem nicht, wenn er sich in seine Arbeit vertieft hat und die Materie des Buches seinen Verstand beansprucht.
 

„Ich hab dich seit fast drei Wochen nicht mehr zu Gesicht bekommen, Súnnanvindur . Sind dir deine Bücher etwa wichtiger als ich?“
 

Jetzt sitzt er in der Falle, denn er weiß, was ihm blüht, sollte er in Richtung seiner hochgeschätzten Bibliothek antworten.

Nein, einen solch folgenschweren Fehler wird er nicht noch einmal begehen – die Art und Weise, wie sie seinen Namen dehnt, vernichtet jedweden Zweifel an ihren Absichten.
 

„Hör auf…“
 

Innerlich schmunzelnd schmiegt sie ihre Wange in seine Halsbeuge, genießt das unschlüssige Zaudern, das ihr Verhalten bei ihm auslöst.

Seine widersprüchliche Körpersprache passt nicht zu seinen Worten, er wehrt sich nicht, und dennoch versteifen sich seine Schultern.
 

Er sperrt sich oftmals gegen ihre Berührungen, er liebt sie nicht. Zugegeben, sie empfindet nicht wesentlich anders, doch über die Jahrzehnte hinweg hat sie ihn zu akzeptieren gelernt; im Grunde hat sie Glück gehabt, Súnnanvindur ist rücksichtsvoll und anständig, aber gleichermaßen still und zuweilen unnahbar.

Sonderlich viel über seine Vergangenheit hat sie bis jetzt nicht in Erfahrung bringen können, wobei sich seine rätselhafte Verschlossenheit hinsichtlich dessen als schlichthin frustrierend erwiesen hat und sein Vater eine Persönlichkeit ist, um die sie einen weiten Bogen beschreibt.
 

Nun, man kann über derlei Widrigkeiten hinwegsehen, zumindest ab und an…
 

„Leg endlich das langweilige Buch weg…“
 

Verhalten kosen ihre Lippen die empfindsame Haut an seinem Hals, während zarte Fingerspitzen in seinen Nacken wandern, seinen rechten Arm hinab streicheln.
 

„Komm schon. Bitte.“
 

Mit einem fügsamen Seufzen gibt er nach und zieht sie auf seinen Schoß – das kostbare, gebundene Werk im aufwallenden Eifer des Gefechtes unachtsam beiseite geschoben, vergessen.
 

Ihre Scheu schwindet nach dem ersten vorsichtigen Kuss rapide, und er kann ihr geradezu gieriges Verlangen mit all seinen Sinnen wahrnehmen und erfassen – davon, dass er die Liebkosungen mindestens ebenso begierig erwidert, ganz zu schweigen.

Blaka hat eine genaue Vorstellung von dem, was sie will.
 

„Du hast zugenommen.“
 

Apropos stimmige Atmosphäre…
 

Die Quittung dafür erhält er postwendend in Form eines groben Ellbogenstoßes in die Rippen und einem schmerzhaften Biss in den Oberarm.
 

„Charmeur… wenn einem von uns etwas mehr Fleisch auf den Knochen gut täte, dann dir .“
 

Grummelnd zerrt sie an seinem Haori, und sein Faible für japanische Gewändern ärgert sie einmal mehr.

Ihre verklärten Züge gewinnen an Verbissenheit, ihre Lust eskaliert in barsche Ungeduld.
 

„Ich wollte dich nicht beleidigen, nur eine zufriedene Feststellung meinerseits.“
 

Sie errötet, und wendet den Kopf ab.

Ungeschickt, durchaus, doch immerhin ein Kompliment.
 

Dadurch realisiert er abermals, wie erheblich der Altersunterschied zwischen ihnen, wie jung und unerfahren sie noch ist.

Viel eher ein Mädchen als eine Frau, zierlich und schmal, beinahe fragil; nicht unbedingt das, was er bevorzugt, die Wahl hat er jedoch nicht gehabt.
 

Behutsam berührt er die verräterisch rot gefärbte Wange, legt dieselbe Hand anschließend an ihr Kinn.

Diesmal hat er gewonnen, sie gehorcht seiner stummen Anweisung und lässt sich küssen, sanfter und kontrollierter als zuvor.
 

Manchmal vermeint er mit zwei unterschiedlichen Persönlichkeiten auskommen zu müssen, Blakas Stimmungsschwankungen tragen immense Auswirkungen.

Das eine Mal zeigt sie sich temperamentvoll und stürmisch, das andere nachgiebig und anhänglich.
 

In gewissem Maße ist er für seine Situation selbst verantwortlich, denn es war seine Entscheidung, Fárviðris Gefährtin zu verstoßen oder zurück an seine Seite zu holen, indem er ihren menschlichen Geliebten tötete.

Er hat sie nicht ins Unglück stürzen wollen, demgemäß die Konsequenzen auf sich genommen…
 

„Sieh mich an.“
 

Selten erfährt er ihren Blick derart intensiv und konzentriert, sodass er sich für einen Augenblick darin verliert, in ihren Bann gerät.
 

Kurz darauf findet er sich auf seinen Knien, über ihr, wieder, und stellt gedanklich fest, dass sich eine Bibliothek für solche Aktionen schlecht eignet – hüfthohe Bücherstapel, leeres Pergament und diverse Schreibutensilien bedecken die größte Fläche des verstaubten Bodens und bieten auf diese Weise kaum Freiraum für eine andere Aktivität als lesen oder schreiben.
 

Mit einer flinken Handbewegung streift er den Haori und das Untergewand von seinen Schultern, betrachtet neugierig ihre blasse Hand, die mit dem Knoten in seinem Obi spielt.
 

Dass er kurzzeitig aufblickt, geschieht eher zufällig, bringt ihn aber effektiv zum sofortigen Innehalten.
 

„Faðir…“
 

Trotz der abwartenden Haltung und den vor der Brust verschränkten Armen scheint etwas wie Amüsement über die neutrale Miene zu flackern.
 

„Súnnanvindur. Sobald du mit deiner ‚Arbeit’ hier fertig bist, trittst du zum Training an.

Deine Kondition war übrigens noch nie erwähnenswert.“
 

***---***---***
 

[Anm. der Autorin]

Die schönen Zeiten ohne nervige Kinder sind bald vorbei, denn Blaka ist wirklich schwanger. ^-^

Ich weiß gar nicht, wer mich hierauf gebracht hat, ich meine mich aber zu entsinnen, dass jemand etwas mehr über Blaka und Súnnanvindurs Beziehung wissen wollte (es existiert noch einen weitern OS dieser Art).

Und ja, Hríðarbylur ist gemein - zumindest hat er seinen Spaß.
 

'Sætur' ist übrigens ein Kosename, bedeutet frei übersetzt etwa "Liebling" (das 'Süßer' hab ich nicht verantworten wollen, zu kitschig).



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Carcajou
2007-08-31T22:43:29+00:00 01.09.2007 00:43
Waaah!!
Da hab ich tatsächlich noch nicht...?
Schande über mein Haupt!
Dabei hatte ich mich so über diese Szene amüsiert^^°

"Du hast zugenommen."-
Männer!!
Mehr kann man dazu wohl nicht sagen.
Ich fand es zu niedlich.
Von seiner Frau in der Bibliothek verführt- d.h., wenn da nicht jemand hereingeplatzt wäre...
Und diese ach so aufmunternden Bemerkungen.
Aua!
Warum hat er ihm denn nicht gleich zwischen die beine getreten?
Äußerst peinliche Situation für Sunnanvindur.
Aber sehr lustig für den Leser.
Man hat es so deutlich vor Augen, als würde man einen Film sehen.
Herrlich!^^

LG,
Carcajou
Von:  Lizard
2007-08-28T19:58:53+00:00 28.08.2007 21:58
Jaaaa, es wollte jemand etwas mehr über Sunnanvindur und Blaka wissen... das war ich... DANKE, dass du es in die Tat umgesetzt hast! Gefiel mir sehr gut. Die Beziehung der beiden ist irgendwie niedlich und unfreiwillig komisch (allerilei lustige sätze inklusive: z.B.: „Du hast zugenommen.“, "Deine Kondition war noch nie erwähnenswert?". etc.)

Ist für beide Seiten offensichtlich eine etwas komplexe Beziehung, aber trotz allem scheint das Arrangement zu funktionieren. Lustigerweise erinnern mich die zwei en wenig in ihrer Beziehung an indische Bekannte von mir.

Hotep hat Recht, deine One shots bringen echt 'ne Menge rüber.

Von:  Hotepneith
2007-08-28T19:32:44+00:00 28.08.2007 21:32
"Deine Kondition war noch nie erwähnenswert?" Und das in der Lage? Aua
Das war keine Aufmunterung zum Weitermachen.^^

Aber schön, wer eine Bibliothek wählt....(Was wohl eher Blaka tat)

Nette Szene. Und ein Jungdrache ( ist er das eigentlich noch?) in einer äußerst peinlichen Situation. Ich mag deine One shots. Sie bringen so viel rüber.

bye

hotep




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