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A Cheenprincess' way to love (Fortsetzung "Lovestory about a Cheenprincess")

von

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So, das ist jetzt der zweite Teil von "Lovestory about a Cheenprincess". Wie ihr sicherlich schon gemerkt habt, habe ich die Story umbenannt (ich fand den Namen einfach besser). Wenn euch das erste Kapitel angesprochen hat, dann lest auch mal die nächsten acht. Zwar habe ich meinen Stil geändert, aber das werdet ihr schon sehen. Dies ist erst der erste Teil "Die Ankunft". Der zweite "Die Rückkehr" ist noch nicht beendet, deshalb auch noch nicht im Netz. Ich wünsche euch viel Vergnügen und hoffe, ihr habt genauso viel Spaß am Lesen wie ich am Schreiben meiner Story.

Schönen Gruß, eure Asuka
 

-2-
 

"Hey, Mohrrübe!"

Meike fuhr herum und funkelte Rick zornig an. Er ärgerte sie andauernd mit diesem Namen, sie kann das überhaupt nicht ausstehen.

"Schau dich doch mal selber an, du mit deinem Stroh, das dir aus dem Kopf wächst!" rief sie. "Ein Wunder, dass überhaupt etwas in deinem Kopf ist! So bescheuert kann nur jemand sein, der kein Gehirn hat!!!"

Das hatte gesessen. Rick zog beleidigt ab. Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen.

"Was grinst du denn so?!" fuhr Meike mich an.

"Sei nicht immer so hart zu ihm. Ich glaube, er mag dich. Weshalb sollte er dich sonst andauernd ärgern?" erkundigte ich mich ruhig.

"Dieser Blödmann? Wie unreif! Da könnte er sich wirklich was Besseres einfallen lassen!" Aber der hat sowieso keine Chance bei mir!"

Ich zuckte mit den Schultern, ließ sie stehen und gesellte mich zu Cindy. Sie hatte alles beobachtet und meinte grinsend, dass sie der gleichen Meinung wäre, wie ich. Wir schlenderten zusammen über den Schulhof und betrachteten die Jungs aus den höheren Klassen. Der eine war genau mein Geschmack. Dunkle, grüne Augen, die meistens ernst blickten, schwarze Haare, hochgegelt. Er ähnelte mir, wahrscheinlich mochte ich ihn deshalb. Cindy grinste mich schelmisch an und sagte gedämpft: "Mitchel ist süß, nicht wahr? Und ziemlich beliebt. Eigentlich alle Mädchen unsrer Klassenstufe stehen auf ihn, hab ich gehört."

"Du etwa auch?" Ich zog fragend die Brauen hoch.

"Ja, irgendwie..."

Der Dong ertönte und wir schlenderten Richtung Schuleingang. Der Unterricht war teilweise interessant, teilweise total öde. Genau eine der letzteren Stunden stand jetzt bevor. Mathe. Wie ich dieses Fach hasse. Herr Kuhn nahm mich immer bei den Aufgaben dran, die ich überhaupt nicht kapiere. Heute machte er es schon wieder! Er schimpfte wie sonst was, ob ich denn nie aufpasse und dass aus mir nie was werde. Ich konnte nur mühsam ein Knurren unterdrücken und presste die Lippen aufeinander, um zu verhindern, dass ich die Zähne bleckte. Einmal habe ich aus Versehen geknurrt und die Leute haben mich ziemlich komisch angesehen. Noch dazu habe ich zu Hause Ärger bekommen, weil ich mich nicht beherrschen konnte. Daraus habe ich gelernt. Ich biss also die Zähne zusammen und ertrug den Redeschwall stillschweigend. Nach der Stunde ging ich schnurstracks aufs Mädchenklo und ließ meine Wut an der Kloschüssel ab. Nachdem ich ca. zehnmal dagegen getreten hatte, ging es mir besser. Der Rest des Vormittags war erträglich.

Nach dem Unterricht lief ich Tamara über den Weg, die Zicke unserer Klasse, die immer tat, als ob sie etwas Besseres sei.

"Du bist eine totale Niete in Mathe, hat dir das schon mal jemand gesagt?" fragte sie hochnäsig.

"Nein, das war bis jetzt noch nicht nötig. Was mischt du dich eigentlich immer in meine Angelegenheiten, du arrogante Ziege?"

"Ph, bist ja nur neidisch, weil ich so gute Noten habe!"

Mit diesen Worten zog sie ab und gesellte sich zu ihren Freundinnen, die genauso schlimm waren, wie sie. Tamara, Nina und Kimmy waren Cheerleader und unterstützten unser Fußballteam bei jedem Spiel. Ich finde das herumwedeln mit den Ponpongs und das Gekreische ziemlich lächerlich!

"Die sollte man am besten gar nicht beachten."

Nancy blickte angewidert zu Tamara hinüber. Sie konnte sie auch nicht ausstehen. Mit ihr verstand ich mich auch ganz gut. Sie wandte sich mir zu.

"Kommst du am Samstag auch zum Fußballspiel?"

"Hm, ich denke schon. Sag mal, wie findest du eigentlich Mitchel aus der Zehnten?"

"Äh, na ja, er ist schon süß. Aber wir haben bei so einem doch eh keine Chance..."

Nancy sah auf einmal etwas traurig aus. Ich versuchte sie ein bisschen aufzuheitern und meinte, das könnte man nie so genau wissen.

"Probieren geht über studieren, wie man so schön sagt."

"Dann probier mal schön. An den trau ich mich nicht ran, sonst Mach ich mich noch zum Gespött der ganzen Schule!"

Ich seufzte und packte meinen Rucksack. Endlich Schluss!
 

"EAGELS VOR - NOCH EIN TOR - EAGELS VOOOR!!!!!!"

Ich guckte genervt zu Tamara und Co. hinüber und wandte meine Aufmerksamkeit wieder dem Spiel zu. Fußball ist ein interessantes Spiel, so ziemlich das erste, das ich kennen gelernt habe. Zuerst war ich etwas skeptisch, aber es macht wirklich Spaß, dem Ball hinterher zujagen! Allerdings ist es ein sogenannter Mannschaftssport, also muss man den Ball auch abgeben. Schade eigentlich... Unsere Mannschaft, die "Eagels", lag mit einem Tor im Rückstand und musste sich sputen, denn es waren nur noch wenige Minuten zu spielen. Cindy, Meike Nancy und ich fieberten mit und freuten uns riesig, wenn wir den Ball hatten und aufs Tor zujagten.

"Los, Mitchel, das schaffst du, ja, super! Weiter so!"

Ich zuckte zusammen, als Cindy neben mir losbrüllte, dicht gefolgt von Nancys Jubelschreien, als der Ausgleichstreffer fiel.

Die Gegnermannschaft aus der anderen Schule war jetzt richtig sauer und versuchte, unsere Jungs mit Fouls außer Gefecht zu setzten. Damit kamen sie aber natürlich nicht durch, denn der Schieri war ziemlich streng und hatte Adleraugen. Am Ende blieb es bei dem Unentschieden. Am Himmel zogen bedrohliche schwarze Wolken auf und alle machten, dass sie schnell nach Hause kamen. Naja, alle bis auf Meike. Sie wollte noch ein bisschen auf die Spieler warten. Insbesondere natürlich auf Mitchel, aber das würde sie nie zugeben. Also machte ich mich alleine auf den Heimweg. Ich hatte ca. die Hälfte geschafft, als es plötzlich anfing, in Strömen zu gießen. Zu meinem Glück war eine Bushaltestelle in der Nähe und ich stellte mich unter, bevor ich richtig nass war. Nachdem ich eine Weile vergeblich darauf gewartet hatte, dass das Wetter sich etwas besserte, setzte ich mich auf die Bank und träumte vor mich hin. Plötzlich hörte ich Schritte, die ziemlich eilig auf die Bushaltestelle zuhielten. Ein paar Augenblicke später sah ich einen völlig durchnässten Jungen, der sich keuchend neben mir auf die Bank fallen ließ.

"Mistwetter, nicht wahr?"

Ich schaute ihn fragend an. Er nickte, seufzte und musterte mich dann.

"Du bist ja wenigstens noch trocken. Ich... na ja, das sieht man wohl."

"Hm, hast recht."

Eine Weile saßen wir stumm nebeneinander. Ich betrachtete ihn unauffällig von der Seite. Die braunen Haare klebten klitschnass an seinem Kopf, genau wie seine Klamotten. Die Augen (ich glaube, sie waren braun) hatte er starr nach unten gerichtet. Dann drehte er sich um, sah mich an und grinste.

"Was ist? Warum guckst du mich andauernd an?"

"Nur so. Oder soll ich einfach nur da sitzen und Löcher in die Luft starren?"

"Ne, irgendwie ist das auch doof.."

"Weißt du was? Ich hasse Regen. Ich mag Wasser irgendwie sowieso nicht so gerne, aber wenn es dann auch noch kalt ist!"

"Ts, wie eine Katze. Eine Mieze. Die sind auch wasserscheu."

"Mieze? Witziges Wort für ne Katze!"

"Hm. Ist doch ein guter Name für dich! Mieze."

"Hey, ich heiß nicht so!"

"Weiß ich doch..."

Der Regen ließ nach und ich stand auf.

"He, wo willst du denn hin?"

"Nach Hause, wohin sonst?"

Und damit ließ ich ihn sitzen und rannte davon. Das war mir alles voll unangenehm gewesen, deshalb war ich froh, endlich wegzukommen. Halbwegs trocken erreichte ich mein Haus und klingelte.

"Mensch, da bist du ja!"

Mum zog mich rein und drückte mich fest.

"Ich hab mir schon Sorgen gemacht, als Meike kam und erzählt hat, dass du schon vor ihr losgegangen bist!"

"Ich hab mich bloß untergestellt, bis der Regen nicht mehr so heftig war. Tut mir Leid."

"Schon o.k.."

An diesem Abend musste ich immer wieder an diesen Typen von der Bushaltestelle denken. Ich konnte mir das nicht erklären. Selbst als ich im Bett lag und schlafen wollten ging er mir nicht aus dem Kopf. Schließlich schlief ich dann doch ein. Ich schlief unruhig und nahm jedes Geräusch um mich herum wahr. Kein Wunder, dass ich am nächsten Morgen ziemlich müde war. Zum Glück war Sonntag und ich musste nicht zur Schule. Ich verbrachte fast den ganzen Tag im Bett und wurde erst gegen Abend munter. Ich unterhielt mich mit Meike und fragte, wie es denn so am Samstag gelaufen war. Leider konnte sie mit keinem der Jungs ins Gespräch kommen, weil die alle so schnell wie möglich nach Hause wollten. Hatte sie umsonst gewartet, so ein Pech.

Diese Nacht schlief ich besser.

In der Schule bekamen wir die Nachricht, dass wir bald einen Ausflug in einen Wildpark machen würden. Na super! Das hatte mir gerade noch gefehlt! Das würde eine harte Bewährungsprobe werden. Zu allem Unglück liefen da auch noch die Rehe frei rum! Verdammt noch mal! Ich bat Mum und Dad, mir eine Entschuldigung zu schreiben, aber die meinten nur, ich solle nicht so zimperlich sein.

Ich wollte mir Rat bei Meike suchen, sie war der Meinung, das müsse ich allein schaffen, bei so was kann sie mir nicht helfen. Oh, man...

Ich versuchte, gar nicht daran zu denken. Das klappte auch ganz gut und irgendwann war ich so weit, dass ich alles vergessen hatte, was im Zusammenhang mit dem Wildpark stand. Insofern traf es mich völlig unerwartet, als Frau Heeth uns zum Abschied sagte:

"Viel Spaß noch und vergesst nicht, morgen gehen wir in den Wildpark. Wir treffen uns also um halb neun vor der Schule."

Ich stöhnte leise und bekam schon wieder dieses unangenehme Gefühl in der Magengrube. Das hatte ich in letzter Zeit öfter. Zuerst war es ganz witzig gewesen, dann wurde es eher lästig. Auf jeden Fall ging ich am nächsten Morgen ziemlich nervös zur Schule. Meike klopfte mir auf die Schulter und wisperte, ich würde das schon schaffen. Sehr beruhigend...

Eine ganze Weile lief alles ganz gut. Ich schaute mir die Tiere an, die hinter den Gittern lagen oder rumliefen, aber nie allzu lange. An der Wiese mit den Rehen fing es dann an. Natürlich wollten die Mädchen aus unsrer Klasse sofort diese süßen Tiere streicheln. Ich hielt mich etwas Abseits. Aber schon nach ein paar Sekunden spürte ich dieses Kribbeln in den Fingerspitzen. Schnell steckte ich die Hände in die Taschen und wandte mich ab. Frau Heeth kam auf mich zu. Bitte, nicht jetzt! dachte ich, doch ich hoffte umsonst.

"Was ist denn mit dir, Nadine? Du hast doch keine Angst vor den Rehen oder?"

"Nein, natürlich nicht." knirschte ich.

"Dann geh doch mal rüber und streichle eines von ihnen. Du wirst sehen, es ist schön!"

Sie blickte so, dass ich wusste, sie würde es nicht dulden, wenn ich widerspräche. Zögernd näherte ich mich den Rehen. Ich spürte wieder das Kribbeln, diesmal sehr stark. Verzweifelt versuchte ich es zu unterdrücken, doch es gelang mir nicht. Ich fühlte, wie meine Fingernägel langsam zu Krallen wurden. Ich hatte das Gefühl, ich müsste mich jeden Augenblick auf eines dieser Tiere stürzen. Da hoben die Rehe den Kopf und starrten mich alle an. Ganz plötzlich ergriffen sie die Flucht. Die Mädchen sprangen erschrocken zur Seite. Ich fühlte erleichtert, wie das Kribbeln nachließ und die Spannung sich löste. Vorsichtig zog ich meine Hände ein Stück aus den Taschen; normale Fingernägel.

"Was ist denn in die gefahren?"

Frau Heeth war sichtlich verwundert. Ich zuckte mit den Schultern und schlenderte den Weg entlang.

"Da hast du aber Glück gehabt, das sie dich gewittert haben!" flüsterte eine Stimme neben mir.

Es war Meike. Ich nickte und atmete tief durch. Das musste ich wirklich noch trainieren, sonst würde ich irgendwann ein Tier verletzen oder vielleicht sogar töten! Und ich glaube, das würde die normalen Menschen schon ziemlich misstrauisch machen...

Vorfälle wie dieser wiederholten sich an dem Tag nicht. Alles in allem war es nicht so schlimm gewesen, wie ich erwartet hatte. Dad meinte, er habe es ja gesagt, aber ich wollte ihm ja nicht glauben. Hach, diese Eltern!
 

-3-
 

In der Schule und auch sonst lief Alles weiter wie bisher. Bis zu diesem einen Tag im Frühling, als der Schnee völlig geschmolzen war und die Bäume gerade wieder Blätter bekamen...

"Erdkunde ist ja echt ätzend!"

Cindy zog eine Grimasse, während wir über den Schulhof schlenderten.

"Was interessieren mich die Landmassen der Kontinente? Ich meine, wer braucht das schon? Sag mal, hast du schon gehört, die 9. hat einen neuen Schüler bekommen. Den müssen wir uns irgendwann mal ansehen!"

"Is o.k.. Ich finde Erdkunde auch voll ätzend! Zum Glück haben wir gleich Englisch, das ist nicht ganz so schlimm. Frau Raht ist nicht so bescheuert wie..."

"He, Mieze! Warte doch mal! Mieze!"

Was soll das denn jetzt schon wieder? Das ist doch nicht etwa... Ich blieb stehen und drehte mich um. Ich hatte also richtig gehört. Der Typ von der Bushaltestelle. Oh, je.

"Hab ich mich nicht getäuscht. Dachte mir doch, dass das meine Mieze ist."

Er grinste frech und fragte, an Cindy gewandt:

"Ist sie immer so spontan?"

"Wieso spontan? Sag mal, bist du der Neue aus der 9a?"

"Yep! Und in welche Klasse geht ihr?"

"In die 8b."

"Aha. Und, wie heißt ihr?"

"Ich bin Cindy und das ist Nadine. Aber das wirst du ja höchstwahrscheinlich schon wissen."

"Ob du es glaubst oder nicht, ich erfahre es erst jetzt. Ich heiß übrigens Josch."

Es gongte und ich machte mich schleunigst auf den Weg nach drinnen.

"He, Mieze, nicht so schnell! Wir kommen ja gar nicht mit!"

Ich ignorierte ihn so gut es ging und schlug den Weg zu meiner Klasse ein. Ich bekam noch mit, wie Cindy zu Josch sagte:

"Du musst sie entschuldigen, normalerweise ist sie nicht so. Hier ist unsere Klasse, kannst uns ja mal besuchen.",

dann schloss ich die Tür und setzte mich hin. Kurze Zeit später betrat auch Cindy den Raum. Sie gesellte sich zu mir. Irgendwie gefiel mir ihr Gesichtsausdruck nicht...

"Sag mal, Nadine", erkundigte sie sich gedehnt, "wieso nennt Josch dich denn Mieze? Kennt ihr euch so gut?"

"Ach Quatsch! Ich hab ihn erst einmal gesehen, keine Ahnung, wie er auf diesen Namen kommt!"

"Ja, Ja..."

Ich beachtete sie nicht weiter. In Englisch bekam ich leider nichts mit, ich musste dauernd an diesen Josch denken. So ein Mist, dass er ausgerechnet auf diese Schule kommen musste!

"Nadine, I asked you a question! Are you dreaming?"

"Was? Äh, tut mir Leid, ich habe nicht aufgepasst..."

"Hast wohl zuviel an Josch gedacht..."

Ich stieß Cindy leicht mit dem Ellenbogen in die Rippen und beantwortete dann die Frage, nachdem ich sie unter dem strengen Blick der Lehrerin noch einmal gestellt bekam. Wie peinlich!

In der nächsten großen Pause versuchte ich mich möglichst nicht zu zeigen, um Josch nicht zu begegnen. Das klappte auch perfekt, bis ich wieder rein musste. Denn wer wartete am Eingang auf mich? Blöde Frage, natürlich genau der, dem ich aus dem Weg gegangen war.

"Hey, hast du dich etwa vor mir versteckt? Ich konnte dich die ganze Pause über nicht finden!"

"Das war auch Sinn der Sache."

"Was hast du eigentlich? Ich habe dir doch nichts getan oder Mieze?"

"1.Nenn mich nicht dauernd Mieze. 2.Ich kann dich nicht ausstehen!"

"Da ist deine Freundin Cindy aber anderer Meinung. Vielleicht sollte ich mich mit ihr unterhalten, anstatt mit dir. Sie ist nämlich freundlich zu mir."

"Mach das!"

Ich ging schnurstracks an ihm vorbei, ins Klassenzimmer. Er guckte ein bisschen dumm aus der Wäsche und machte sich dann schulterzuckend auf den Weg in seine Klasse. Ich wollte mich gerade hinsetzen, als Nancy mich daran erinnerte, dass wir jetzt Sport hatten.

"Dich muss es aber hart erwischt haben!"

Ich starrte ihr wütend nach, packte meinen Sportbeutel und stiefelte zur Turnhalle rüber. Auf dem Weg dorthin hörte ich jemanden gegen das Fenster klopfen, drehte mich um und sah Josch, der mir zuwinkte. Ich nickte genervt und ging weiter.

Heute war Volleyball dran. Wir übten für die Spiele gegen die Parallelklassen, die in einer Woche stattfanden. Ich bin ganz gut in Volleyball, sagen jedenfalls die Mädchen. Bis auf Tamara und Co. natürlich. Von denen kann man so was nicht erwarten. Ich donnerte den Ball heute so hart ins Feld, wie ich nur konnte, um meine Wut abzulassen. Allerdings achtete ich darauf, dass ich niemanden den Ball ins Gesicht schlug. Obwohl, bei Tamara wäre das echt eine verlockende Vorstellung... Nach dem Spiel, im Umkleideraum, kam Cindy auf mich zu.

"Na, du hast aber draufgehauen! Was ist denn mit dir?"

"Ich bin sauer! Josch ist echt nervig!"

"Finde ich nicht, meiner Meinung nach ist er supernett."

"Dann häng du doch mit ihm rum und sag ihm, er soll mich in Ruhe lassen!"

"Wenn du meinst..."

Ich weiß, ich war ziemlich fies, aber zu der Zeit wusste ich es noch nicht besser. Ich war diese Art Gefühle noch nicht gewohnt und musste erst lernen, damit umzugehen.

Die nächsten Tage hing Cindy immer mit Josch rum. Sie gingen zusammen über den Schulhof, nach Hause und machten eigentlich alles, was man zusammen machen konnte. Ich war ziemlich traurig, denn ich glaubte, meine beste Freundin verloren zu haben. Von da an hing ich meistens mit Nancy zusammen. Mit ihr heckte ich die verrücktesten Pläne aus, um mit Mitchel ins Gespräch zu kommen. Es machte mir Spaß, ein bisschen herumzuphantasieren. Aber irgendwann meinte ich zu Nancy:

"Wieso denken wir uns eigentlich diese ganzen Sachen aus? Wir müssen doch einfach nur hingehen und ihn ansprechen!"

"Th, das sagt sich so leicht! Ich krieg immer das stottern, wenn ich nur daran denke!"

"Dann gehen wir halt zusammen hin und ich sprech ihn an. Wäre das o.k. für dich?"

"Das würdest du dich trauen? Meinetwegen, machen wir das... Oh man, hab ich ein Kribbeln im Bauch!"

Ich lächelte kurz und hielt nach Mitchel Ausschau. Als ich ihn erspäht hatte, ging ich schnurstracks auf ihn zu. Plötzlich wurde ich abrupt zurückgerissen. Nancy schien es sich anders überlegt zu haben.

"Was ist denn, ich dachte, ich soll ihn ansprechen!"

"Aber doch nicht jetzt! Da muss man gut überlegen, was man sagt und überhaupt, du kannst da doch nicht einfach hingehen!"

"Und warum nicht?"

"Na, darum halt. Bitte, lass uns noch ein bisschen warten, ja?"

"Na gut. Aber spätestens drei Tage nach dem Volleyballspiel sprechen wir ihn an!"

"Was?! Das Spiel ist übermorgen!"

"Eben. Dann dauert es nicht zu lange."

"Hm, is gut..."

Ich freute mich riesig auf das Spiel, das einzige, was meine Freude trübte, war, dass Tamara mitspielte. Warum musste ausgerechnet die ausgesucht werden, um bei den Mädchen mitzuspielen?! Wahrscheinlich hatte sie mal wieder geschleimt... Als das Spiel dann anstand, versammelten sich die Jungs- und Mädchenmannschaften auf der großen Wiese hinter dem Schulgebäude. Cindy fehlte, das war schon irgendwie schade, aber so schlimm nun auch wieder nicht. Ein Netz war schon aufgebaut und die anderen Klassen hatten extra freibekommen, um sich unser Spiel ansehen zu können. Gut gelaunt trabte ich auf das Spielfeld. Wir mussten zuerst spielen.

"Die machen wir doch locker fertig!"

Julie spielte auch in unserer Mannschaft und spornte uns mächtig an. Insgesamt spielten wir fünf gegen fünf. Tamara, Julie, Kathi, Heike und ich bildeten eine Gruppe. Wir schlugen uns super im ersten Spiel, aber Tamara war anscheinend ziemlich wütend auf mich, weil ich ihr öfter mal den Ball weggeschnappt hatte. Sie war einfach zu lahm! Nun ja, auf jeden Fall bekam ich ihre Abneigung gegen mich beim nächsten Spiel zu spüren. Wir lagen etwas im Rückstand, deshalb strengte ich mich doppelt so sehr an. Ich streckte mich gerade dem Ball entgegen und machte einen Schritt nach vorn, da stellte Tamara mir einen Beinhaken. Ich strauchelte, fing mich aber wieder, da der Gleichgewichtsinn bei uns Cheen sehr ausgeprägt ist. Allerdings bekam ich den Ball nicht mehr. Dafür hechtete Tamara zum Ball, baggerte ihn übers Netzt, schlug mir dabei aber "ganz zufällig" die vom baggern geballten Hände unters Kinn. Ich hörte einen empörten Schrei aus den Zuschauerreihen.

"Sag, mal, bist du nicht ganz dicht?! Wieso schlägst du Nadine?!"

Etwas benommen drehte ich mich um. Das war ja Josch! In diesem Augenblick war ich ihm wirklich dankbar. Das Spiel wurde unterbrochen und alle überzeugten sich davon, dass mir nichts Ernstes passiert war. Tamara wurde aufs Ärgste ausgeschimpft, nicht nur von Josch, der sich aufs Spielfeld begeben hatte, sondern auch von meinen Mitspielern. Josch ließ von Tamara ab und kam auf mich zu.

"Alles o.k. bei dir?"

"Ja, es geht schon wieder."

Er schien erleichtert, doch dann schaute er mich traurig an.

"Warum hast du denn nicht auf meine Briefe geantwortet? Kannst du mich wirklich sowenig ausstehen, wie Cindy gesagt hat?"

"Ach, weißt du, eigentlich bist du doch ganz nett... Aber was für Briefe meinst du?"

"Hat Cindy sie dir denn nicht gegeben?"

"Äh, nee..."

"So eine..."

"Hey, nichts gegen Cindy, o.k.?"

"Na gut, geht klar. Naja, auf jeden Fall wollte ich dir sagen, dass ich es schade finde, dass du mich nicht leiden kannst."

"Tut mir echt leid, dass ich dich so mies behandelt hab, ehrlich..."

"Schon vergessen! Aber ich glaube, du solltest jetzt wieder aufs Spielfeld."

"Hast recht. Na, dann wollen wir doch mal sehen, ob wir dieses Spiel nicht doch noch gewinnen..."

Mit diesen Worten ging ich zurück aufs Feld. Da wir uns, angestachelt von Julie, alle redlich Mühe gaben, das Blatt noch zu wenden, schafften wir es tatsächlich, das Spiel zu gewinnen. Am Ende standen wir als Sieger da. Juchu, alle Anderen besiegt! Ich freute mich riesig, darüber vergaß ich auch, dass Tamara mir eine gescheuert hatte. Zum krönenden Abschluss des Tages machte ich mich fröhlich plaudernd zusammen mit Josch auf den Heimweg.

Den nächsten Tag war Cindy wieder in der Schule. Als es zur großen Pause dongte, ging ich zufällig mit ihr zusammen aus dem Klassenraum. Vor der Tür wartete Josch. Cindy nahm ihn gleich wieder in Beschlag.

"Oh, das ist aber nett, dass du auf mich wartest! Mensch, der Unterricht war ja echt grauenvoll, ich..."

"Jetzt rede ich erstmal! Warum hast du Nadine meine Briefe nicht gegeben?"

"Äh, was?"

Sie starrte erst ihn, dann mich entgeistert an.

"Die Briefe! Bist du so schwer von Begriff?"

"Woher weißt du das?"

"Ich habe Nadine gefragt. Und jetzt antworte endlich!"

"Nun ja..."

"Josch", schaltete ich mich nun ein, "lass sie doch. Es ist jetzt alles geklärt, das reicht doch!"

Missmutig gab er nach. Ich nickte den beiden ermunternd zu und verabschiedete mich dann, mit der Entschuldigung, dass ich noch etwas Wichtiges zu erledigen hätte. Auf dem Hof sah ich mich nach Nancy um. Schließlich entdeckte ich sie. Sie belauerte mal wieder ihren absoluten Schwarm Mitchel.

"Na? Liegst du wieder auf der Lauer?"

"Oh, Nadine, hast du mich erschreckt! Ja, ich kann einfach nicht anders!"

"Weißt du was? Wir gehen jetzt hin und reden mit ihm."

"Jetzt gleich?!"

"Natürlich. Dann haben wir es hinter uns. Also, kommst du nun?"

"Wenn du meinst..."

Etwas zögernd folgte sie mir, als ich mich Mitchel näherte.

"Hi Mitchel, wie geht's?"

"Normal, wieso?"

"Nur so."

"Wer bist du denn überhaupt?"

"Ich? Ich bin Nadine aus der 8b. Das ist Nancy. Sie geht in die gleiche Klasse wie ich."

"Aha. Und? Was wollt ihr von mir?"

"Ein bisschen mit dir quatschen. Wir finden dich nämlich sympathisch."

"Oh, la la! Das hat sich bis jetzt noch niemand getraut mir zu sagen. Mutig, mutig!"

"Wieso? Was ist denn schon dabei?"

"Hm, gute Frage."

"Was sind denn so deine Hobbys?"

"Also, erst mal Sport. Dann ins Kino gehen, mit den Kumpels abhängen..."

"Fast wie wir! Hast du im Moment ne Freundin?"

"Ts, ihr geht aber ran... Nee, ich hab gerade keine Freundin. Und ihr?"

"Öh, wir haben keinen Freund. Oh, es klingelt, wir müssen dann!"

"Ciao, bis bald!"

Außer Sicht- und Hörweite des Jungen begann Nancy wie verrückt auf- und ab zuhüpfen.

"Oh man, er hat "bis bald" gesagt, ist das nicht cool? Glaubst du, er mag uns? Vielleicht unternehmen wir mal was mit ihm, das wäre ja soo super!"

"Beruhig dich erst mal! Wir haben doch nur ein bisschen geredet. Nächstes Mal sagst du aber auch mal was! Du hast einfach nur in die Gegend gestarrt und keinen Pieps von dir gegeben. Das muss sich ändern!"

"Was soll ich denn machen? Ich hab keine Ahnung, über was ich mit ihm reden soll!"

"Tja, da müssen wir uns eben noch was ausdenken."

Wir betraten die Klasse und setzten uns. Was haben wir jetzt noch mal? Ach ja, Franz. Oh shit ich muss ja noch abschreiben! Schnell schnappte ich mir das Heft von Jens, er hatte immer alles richtig.

"He, was soll denn das?!"

"Bitte, ich muss ganz schnell noch die Hausaufgaben abschreiben!"

Ich sah ihn ganz lieb an und klimperte ein bisschen mit den Wimpern. So kriegte ich ihn immer rum.

"Nagut, aber beeil dich."

"Geht klar!"

Ich hatte den letzten Satz gerade zur Hälfte fertig, als die Lehrerin kam. Schnell gab ich Jens sein Heft wieder und ergänzte den Rest selbst. Schließlich sollte ja auch meine Arbeit drin stecken.
 

Nach der Schule wartete ich auf Cindys drängen hin noch auf Josch. Als er uns sah, kam er uns strahlend entgegen.

"Nett, dass ihr auf mich gewartet habt! Wo musst du eigentlich lang, Nadine?"

"Ich? Genau in die entgegengesetzte Richtung wie Cindy."

"Hm, das ist ja schade. Ich hab den Weg mit Cindy gemeinsam..."

"Ist doch nicht so schlimm, ich beiße ja nicht!"

"Bei dir kann man sich nie sicher sein!"

Josch grinste. Wir redeten noch eine geraume Weile, bis ich schließlich auf die Uhr sah und feststellte, dass ich jetzt so langsam nach Hause musste. Wir verabschiedeten uns und ich legte einen Zahn zu, um noch rechtzeitig zum Mittagessen da zu sein. Ich hasse es, allein zu essen! Früher mochte ich gerade das, aber seit ich hier war, haben sich meine Gewohnheiten sowieso ziemlich geändert
 

-4-
 

Das Telefon klingelte; ich stand auf und nahm ab.

"Nadine Pressler, hallo?"

"Hi Nadine, hier is Cindy. Hast du heute Zeit? So um drei?"

"Ja, why?"

"Naja, ich wollte mich mit dir treffen. Josch kommt auch..."

"Äh... o.k.?"

"Super! Danke, du bist die Beste! Bis nachher, bei mir. Ciao!"

"Tsch..."

Aufgelegt! Was hat sie denn, dass sie sich unbedingt mit mir treffen will? Naja, auch egal.

Ich machte mir nicht weiter Gedanken und sah auf die Uhr. Halb eins. Da hatte ich ja noch Zeit. Ich setzte mich an die Hausaufgaben, bis ich los musste.

Vor der Cindys Tür angekommen, drückte ich auf den Klingelknopf, worauf sofort geöffnet wurde, als ob jemand auf der Lauer gewesen wäre und sich sein Opfer bloß nicht entkommen lassen wollte. Ich schüttelte den Kopf und schalt mich selbst. Schließlich waren wir hier nicht auf meinem Planeten, sondern auf der Erde.

"Hi! Haben schon eine Ewigkeit auf dich gewartet!"

"Nun übertreib mal nicht, ich bin schließlich auch erst eben gerade gekommen."

Josch und Cindy begrüßten mich an der Wohnungstür und redeten drauflos, bevor ich überhaupt richtig drinnen war.

"Ich wusste gar nicht, dass ich so lebensnotwendig bin."

"Ach, weißt du, für mich nicht", flüsterte Cindy mir frech zu, "aber bei Josch könnte ich mir das gut denken..."

"Was tuschelt ihr denn da schon wieder?! Immer werde ich als armer Junge von den Gesprächen der Mädchen ausgeschlossen!"

Josch zog ein langes Gesicht, schob die Unterlippe vor und tat, als ob er jetzt ernstlich beleidigt wäre.

"Ooch, jetzt sei doch nicht traurig. Ab jetzt reden wir auch mal mit dir."

Ich grinste ihn an, worauf sich auch seine Miene wieder beträchtlich aufhellte. In Cindys Zimmer herrschte ausnahmsweise mal kein heilloses Durcheinander, als wir es betraten. Cindy machte Musik an, während wir es uns auf dem großen Sofa gemütlich machten. Josch wurde in die Mitte genommen und ordentlich gequetscht, was er wohl eher nicht so gut fand. Jedenfalls befreite er sich nach einiger Zeit aus der Umklammerung. Plötzlich stürzte er sich auf Cindy und begann, sie ordentlich durchzukitzeln.

"Nadiiiine! Hilf miiir!"

Mehr bekam sie nicht raus, denn in dem Moment wurde sie von einem Lachkrampf geschüttelt. Kurzerhand testete ich, wie gut Josch es aushalten konnte, etwas gekitzelt zu werden. Es zeigte sich, dass er noch kitzliger war, als Cindy. Als sie mir dann noch zur Hilfe eilte, war Joschs Wiederstand ziemlich schnell gebrochen und er gab auf, heftig nach Atem ringend.

"Mensch, bist du stark!"

Josch schüttelte den Kopf und sah mich überrascht an.

"Traut man dir gar nicht zu, so wie du gebaut bist."

"Aha..."

Mehr wusste ich nicht zu antworten, denn ich konnte nicht genau feststellen, ob das mit dem Körperbau jetzt negativ oder positiv gemeint war.

"Auf jeden Fall bist du besiegt, ha!"

Cindy lachte übermütig und legte den Kopf schief.

"Und was wollen wir jetzt machen?"

"Rausgehen?"

"Ja, hört sich gut an, lasst uns ein bisschen an die frische Luft gehen."

Also zogen wir uns wieder Jacken und Schuhe an und machten uns auf den Weg zum Park der Stadt. Gut gelaunt schlenderten wir durch den sonnigen grünen Park und setzten uns schließlich auf eine Wiese und genossen die laue Brise, die wehte.

"Hach, das ist schön..."

"Ja, find ich auch. Du, Nadine?"

"Hm? Ja, Josch ?"

"Sag mal, ich hab gehört, dass du ein Adoptivkind bist. Wie is'n das so?"

"Das kann ich dir auch sagen!", mischte Cindy sich ein.

"Ich möchte aber mal wissen, wie es aus ihrer Sicht aussieht. Sorry."

"Hmpf, is gut..."

"Also?"

"Naja, eigentlich ist es nicht schlimm. Aber sehr ungewöhnt, wenn man so lange ohne Eltern war. Auf einmal ist man wieder abhängig, kann nicht mehr selber bestimmen..."

"Konntest du doch vorher auch nicht, du warst doch im Heim!"

Oh, Mist! Jetzt hätte ich mich doch fast verraten!

"Äh, das ist nicht das Selbe, da hat man irgendwie mehr Freiheiten, als sonst."

"Na, wenn du meinst..."

Cindy guckte noch immer ziemlich skeptisch, zuckte dann aber mit den Schultern. Josch sah eher nachdenklich aus. Wir quatschten noch eine geraume Weile, bevor wir uns wieder trennten und nach Hause gingen. Josch machte extra noch einen Umweg, um mich nach Hause bringen zu können. Süß, irgendwie...

"Sag mal, findest du wirklich, dass du früher mehr Freiheiten hattest?"

Fragend hob Josch die Brauen.

"Nun, irgendwie schon. Weiß selbst nicht, warum."

"Hm... Können wir uns mal zu zweit treffen?"

"Klar, warum nicht."

"Cool. O.k., bis dann, ich ruf dich an."

"Ja, ciao."

Ich sah ihm nach, bis er die Straße runter war und ich ihn nicht mehr sehen konnte, dann stieg ich seufzend die wenigen Stufen bis zur Tür hinauf.
 

Der nächste Tag war absolut grauenvoll. In der Schule in den Stunden wurde ich die ganze Zeit bei den Sachen drangenommen, die ich nicht konnte und in der Pause; oh man! Nancy redete solange auf mich ein, weil sie unbedingt noch mal mit Mitchel reden wollte. Sie konnte sich partout nicht dazu umstimmen lassen, allein zu ihm zu gehen, also kam ich schließlich mit. Natürlich wollte sie wieder nicht mit ihm reden.

"Hi Mitchel, wie geht's denn so?"

"Normal Digge und dir?"

"Alles paletti. Hast du mal Zeit? Nancy und ich würden gern mal was mit dir unternehmen."

"Hm, geht klar."

"Auf was hast du Lust?"

"Kein Plan, sag du."

"Was meinst du Nancy, wie wärs mit Kino?"

"Hmh."

"Gut. Gehen wir ins Kino. Was wollen wir uns ansehen? Vielleicht Scary Movie 2?"

"Yo."

"Gut. Morgen? So um drei, wir treffen uns vor der Schule?"

"Jep, wir sehn uns."

"Alles klar, bis dann."
 

Später, in der Klasse:

"Oh man Nadine, ich kanns gar nicht fassen, wir gehen mit Mitchel ins Kino, oh, ich bin ja so was von aufgeregt, mannometer, was soll ich denn bloß anziehen?! Und schminken muss ich mich natürlich und..."

In diesem Moment kam zum Glück Jeanne hinüber und schaltete sich ein:

"Was, hab ich richtig gehört? Ihr geht mit Mitchel ins Kino?"

"Ja, ist das nicht toll, ich bin so happy, ich werde endlich mal etwas mit ihm unternehmen, das hab ich mir nie träumen lassen, dass er zu stimmen würde, oh gott!"

"Cool. Ihr habt echt Glück, ihr zwei. Oh, Herr Lemark kommt."

Ich war froh, das dieses Gespräch zu Ende war, ehrlich gesagt. Irgendwie konnte ich da nicht so gut mitreden, hatte ich das Gefühl. Nun ja, mal abgesehen davon, dass diese Erdkundestunde so öde war, dass man dabei noch besser schlafen konnte als im Sand wenn einem die Sonne auf den Pelz scheint, war es eigentlich erträglich. Nun kam die nächste Pause, die mir irgendwie nicht gerade gut gefiel...

Ich schlenderte mit Cindy über den Hof, als Josch auf uns zukam.

"Du Nadine, kann ich dich vielleicht mal allein sprechen?", fragte er leise.

"Ja, natürlich. Cindy, entschuldigst du uns mal kurz?"

"Ja, in Ordnung, geht nur, ich latsch noch etwas rum, o.k.?"

"Jo, bis gleich."
 

"Also, was möchtest du?"

"Nun ja, äh...also..."

"Spucks aus!"

"Also, ich hab dich und Nancy letzte Pause mit Mitchel gesehen und zufällig mitgekriegt, dass ihr euch morgen zum Kino trefft und, na ja..."

"Was ist daran so schlimm? Es ist doch ganz normal, dass Jungen und Mädchen sich ab und zu mal treffen, oder?"

"Hm Hast ja recht..."

"Dann ist doch alles klar, oder?"

"Vergiss es. Bis morgen."

"Ja, bis morgen."

Josch ging zurück in seine Klasse. Er sah irgendwie so komisch aus, so traurig... Mit gemischten Gefühlen gesellte ich mich zu Cindy, die es sich auf der kleinen Backsteinmauer, die sich um den Schulgarten zog, bequem gemacht hatte.

"Und, über was wollte er mit dir sprechen?"

"Es ging um Mitchel. Ich weiß nicht, aber er scheint nicht so begeistert davon zu sein, dass Nancy und ich morgen mit ihm ins Kino gehen."

"Das ist doch eine ganz klare Sache!"

"So?"

"Ja!"

Siegessicher sah sie mich an.

"Er ist eifersüchtig auf Mitchel!"

Jetzt kapierte ich gar nichts mehr. Eifersüchtig?! Was war denn das nun wieder? Jemand, der süchtig nach Eifer ist? Hatte ich ja noch nie gehört.

"Ähm... Wieso eifersüchtig?"

"Ach, das liegt doch auf der Hand. Er mag dich und will nicht, dass du dich mit anderen Jungs triffst."

"Aber ich mache das doch nur für Nancy, weil sie unbedingt etwas mit ihm machen wollte."

"Ja, ja, das sagen sie alle..."

"Ach, du bist doch doof!"

Ich beschloss, mir das nicht länger anzuhören und schlenderte schon mal in Richtung Schulgebäude, da es, wie ich nach einem Blick auf meine Uhr feststellte, sowieso in den nächsten Sekunden klingeln musste. Und so war es auch: als ich kurz vor dem Eingang angekommen war, dröhnte der monotone Gong über den Hof. Auf dem Weg in die Klasse überdachte ich die Angelegenheit noch einmal. War doch lächerlich, was Cindy da erzählt hatte! Aber trotzdem hatte meine Laune einen Tiefpunk erreicht, was ich mir einfach nicht erklären konnte!
 

Der nächste Vormittag verlief nicht besser. Josch redete nicht mehr mit mir, ganz davon abgesehen, dass ich ihn in den Pausen fast nie zu Gesicht bekam. Sollte er doch machen, was er wollte, den Nachmittag ließ ich mir nicht so leicht verderben. Ich freute mich wirklich auf den Film, denn ich hatte gehört, dass er lustig, aber auch gruselig sein sollte. Ein total abgedrehter Film eben. Nancy war absolut nervös, während der Stunde konnte sie nicht ein einziges Mal still sitzen und in der Pause musste sie andauernd hin und her gehen, sonst trat sie immer von einem Fuß auf den anderen. Cindy freute sich total für uns, sagte sie zumindest, Meike warnte davor, zu leichtsinnig zu werden, denn er war immerhin ein paar Jahre älter als wir (was wir mit einer wegwerfenden Geste abwehrten) und Jeanne schaute öfters leicht neidisch herüber. Als die Schule vorbei war, beeilten Nancy und ich uns, nach Hause zu kommen, um uns noch zum Anlass passend zu kleiden.

Etwa eine halbe Stunde, bevor ich wieder losmusste, verzog ich mich ins Bad. Ich kramte in Meikes Schminkkästchen (natürlich hatte ich sie vorher gefragt), holte Maskara, Lidschatten und Lippenstift heraus und trug alles auf. Die Wimpern, die jetzt durch das Maskara dunkler waren und deshalb mehr auffielen, bog ich etwas nach oben, damit sie auch den richtigen Schwung hatten. Als Lidschattenfarbe hatte ich mir giftgrün ausgesucht, was meine Augenfarbe besser zur Geltung brachte. Der Lippenstift war hell, denn durch dunklen werden wirkten die Lippen kleiner, das wollte ich nicht. Zum Schluss sprühte ich mich noch ein bisschen mit Parfüm ein. Es hatte eine fruchtige Note, denn das süße Zeug bisst so in der Nase, was ich überhaupt nicht ab konnte. Als ich mich danach im Spiegel ansah, erkannte ich mich gar nicht wieder. Bin ich das etwa? Nicht zu fassen. Da es warm war, zog ich mir ein ärmelloses Oberteil mit Aufdruck an. Vorne prangte ein schwarzer Pantherkopf, der gut zu dem Army-Look des Shirts passte. Dazu suchte ich mir einen Hosenrock in besch aus. Da ich nicht so gerne Röcke trug, man mir aber immer wieder gesagt hatte, sowas würde gut bei mir aussehen, hatte ich mir schließlich eine Hose, die so aussah wie ein Rock, zugelegt. Mit meinen Haaren stellte ich nichts besonderes an, ich machte mir einen Pferdeschwanz; in der Schule hatte ich meistens einen geflochtenen Zopf. Ich mochte es nicht, wenn mir die Haare dauernd vor der Nase herumflogen, weshalb ich sie nie offen ließ, außer, wenn ich schlafen ging. So gestylt machte ich mich auf den Weg, traf vor der Schule auf Cindy, die schon etwas länger wartete und zusammen warteten wir auf Mitchel. Nancy hatte sich Locken in ihre mittelblonden Haare gedreht. Ihre Wimpern hatten irgendwie eine komische Farbe. Erst, nachdem ich zweimal hingesehen hatte, konnte ich erkennen, dass es blau war. Hm... na, ich weiß nicht, blaue Wimpern? Blauer Lidschatten, dunkelrote Lippen. Etwas zuviel blau, für meinen Geschmack, denn ihre Augen waren ebenfalls blau. Eher blau-grau, aber ich wollte ja nicht pingelig sein. Irgendwie kam mir ihr Gesicht heute dunkler vor als sonst. Nancy trug einen roten Minirock und ein bauchfreies Top, mit einem Nummernprint. Die Sonne schien schön warm, zwar nicht so heiß, wie auf Marota, aber daran hatte ich mich gewöhnt, mittlerweile fror ich auch nicht mehr so oft wie früher.

Fünf Minuten nach drei sahen wir Mitchel vom weiten kommen. Er hatte einen lässigen Schritt drauf, nicht gerade schnell, aber wenigstens kein Schneckentempo, wie einige, die ich kannte. Er war ganz normal angezogen, Southpolehose (im Sommer, wie einige doch bescheuert sein können!) und ein dunkles T-Shirt.

"Hi, Mädels", begrüßte er uns, "Seht korrekt aus. Wollen wir los?"

"Ja, lass uns gehen. Nehmen wir den Bus?"

"Yo, denk ich mal."

"Na, dann los!"

"Hmh..."

Sehr gesprächig, der Typ. Nancy war schon wieder stumm wie ein Fisch und etwas rot angelaufen (warum, fragt ich mich bloß). An der Bushaltestelle warteten wir ziemlich wortkarg auf den Zweier-Bus. Ich hatte keine Lust, dauernd die einzige zu sein, die etwas sagte und da Mitchel und Nancy anscheinend nichts einfiel, waren wir halt still. Endlich kam der Bus, wir stiegen ein, fuhren vier Stationen und stiegen vor dem Kino aus. Jeder bezahlte seine Karte selbst, dann kauften wir uns noch eine Jumbopackung Popcorn, die Mitchel im Kino auf den Schoß nahm. Er saß in der Mitte, Nancy und Ich neben ihm. So ein Mist, jetzt konnte ich mich gar nicht mit ihr unterhalten. Aber das war auch gar nichts nötig, denn schon fing der Film an. (Außerdem, ein richtiges Gespräch wäre sowieso nicht zustande gekommen) Scarie-Movie2 war ein spannender Film, bei dem man viel lachen konnte. Ich fand es schade, als er zu Ende war. Es war jetzt ca. fünf und wir wollten noch irgendwas unternehmen. Ich schlug vor, ins Café zu gehen; der Vorschlag wurde angenommen. Wir aßen ein Stück Kuchen, tranken ne Cola und schlenderten noch ein bisschen durch die Stadt. Im Park setzten wir uns auf eine Bank und ließen uns genossen den Sonnenschein und den leichten Wind. Nancy schien sich ein Herz gefasst zu haben Sie drehte sich zu Mitchel und fragte (der erste Satz, den sie an diesem Tag in seiner Anwesenheit gesprochen hatte):

"Sag mal, was machst du morgen?"

"Ich? Bisschen mit meinen Kumpels abhängen..."

"Aha."

"Warum?"

"Nur so. Ich meine, na ja, es hat mich halt interessiert..."

"Schon klar."

Aufmerksam wartete ich ab, ob noch etwas kommen würde, aber ich hatte mich getäuscht, Funkstille. Also machte ich das, was mir am vernünftigsten erschien.

"Also, ich glaub, ich geh dann mal nach Hause, hab noch Hausaufgaben, außerdem schreiben wir demnächst ne Arbeit. Kommst du mit, Nancy oder bleibst du noch hier?"

"Ähm, ich geh auch, is besser. Äh, tschüß, bis morgen in der Schule."

"Yo, haut rein."

"Ciao."

Wir machten uns zu Fuß auf den Heimweg, Mitchel blieb noch auf der Bank sitzen und faulenzte.

"War doch ein schöner Tag oder?", fragte ich.

"Hmh..."

"Träumst du? Wir haben noch nicht Schlafenszeit!"

"Was? Oh, tut mir Leid, hab nicht zugehört."

"Hab ich gemerkt. Nicht so schlimm. Also, wie fandst du den Tag?"

"Super! Mitchel ist doch voll nett!"

"Naja... Nur etwas wortkarg."

"Ach, sei nicht so kritisch!"

"O.k., beruhig dich. Ah, da sind wir ja schon. Bis morgen."

"Yep, bis morgen."

Mit verträumtem Blick ging sie weiter; ich zog den Schlüssel aus der Tasche und schloss auf.

"Na, wie wars?", wurde ich von Meike empfangen.

"Ganz gut. Ich erzähls dir nachher. Muss noch Hausaufgaben machen."

"Is gut. Dann aber wirklich, ja?"

"Versprochen."

In meinem Zimmer setzte ich mich an den Schreibtisch und erledigte meine Hausaufgaben. Anschließend schilderte ich Meike den Kinobesuch in allen Einzelheiten. Nach gut einer halben Stunde hatte ich ihr alles zu ihrer Zufriedenheit berichtet. Dann konnten wir essen und nachdem ich noch eine Weile ferngesehen hatte, ging ich schlafen.
 

-5-
 

Jetzt dauerte es nicht mehr lange und wir hatten Sommerferien. Yeah! Endlich! Aber vorher erwartete uns noch eine Klassenreise nach Tweed, wo wir ein paar herrliche Häuser am See für uns alleine haben würden. Insgesamt waren es drei für unsere Klassenstufe, nämlich eins für die Mädchen, eins für die Jungen und eins für die Lehrer. Was natürlich auch gut war, war, dass auch die höheren Klassen mitfuhren, sodass (was Nancy natürlich besonders freute) wir uns auch dort mit Mitchel treffen konnten. Unser Haus hatte, wie wir erfuhren, zwei Schlafräume mit je 5 Betten, ein Wohnzimmer, zwei Badezimmer und eine Kochnische. Bei den Badezimmern machte ich mir etwas Sorgen, könnte vielleicht eng werden. Das Haus der Jungen glich unserem, aber bei denen, so fachsimpelten Cindy und ich, würde es höchstwahrscheinlich bald wie in einem Schweinestall aussehen, wenn die Lehrer nicht aufpassten. Am See würden wir rudern, Fische fangen (wie aufregend) und natürlich baden können. Proviant würden wir selber kaufen müssen und beim Kochen ist jedes Mal ein Andrer dran. Ich freute mich schon riesig auf die Klassenfahrt und hoffte, dass Josch bis dahin auch wieder mit mir reden würde. Seit der Sache mit Mitchel hatten wir nämlich kein einziges richtiges Gespräch geführt. Er blockte immer ab, wenn ich versuchte, mich mit ihm zu versöhnen. Dabei wusste ich doch noch nicht einmal richtig, was ich eigentlich getan hatte! Cindy schien das nicht weiter zu stören, sie quasselte munter mit Josch und ignorierte, dass er nicht ein einziges Wort mit mir sprach. Nach einiger Zeit gab ich dann einfach auf, es hatte ja doch keinen Sinn. Sollte er doch machen, was er wollte, mich störte es nicht. Dachte ich...

"Hui, bald geht's los, bald fahren wir auf Klassenreise, la la la la la."

"Was hast du denn für Probleme, Meike?"

"Äh, was? Meinst du mich?"

"Wen denn sonst, Schwesterherz?"

"Nun, äh, na ja... ich freu mich halt."

"Toll. Lass mich raten, es was mit einem Jungen zu tun, der ebenfalls mitfährt, oder?"

"Hast recht, ja. Er ist ja soo süß!"

"Aha! Wer ist denn der Glückliche?"

"Glaubst du, das sag ich dir? Bin doch nicht bescheuert. Du erzählst es der ganzen Klasse, Quatsch, der ganzen Schule! Ich weiß doch, was für eine Labertasche du bist!"

"Hey, das stimmt nicht! Ich verspreche dir, dass ich's nicht weitersage. Außerdem hab ich sowieso schon eine Ahnung! Ist es vielleicht Nico aus unserer Parallel?"

"Wo... woher weißt du das?"

"Hab ich mir doch gleich gedacht. Du redest so viel von ihm, deshalb."

"Aber: Pscht! O.k.?"

"Ja, klar. Null problemo!"

"Oh, guck mal auf die Uhr! Schon zehn vor! Jetzt aber schnell!"

Oh je, zehn Minuten vor Acht. Das würden wir nie schaffen. Scheint so, als ob die Schule für uns heute später anfangen würde. Hastig stopften wir unsere Ranzen mit Schulsachen voll, rasten die Treppe runter, zogen die Schuhe über und liefen, den Rucksack in der Hand, aus dem Haus.

Obwohl wir rannten, als ob eine Herde Yents hinter uns her wäre, kamen wir doch zu spät. Völlig außer Atem hielten wir vor der Klassentür, holten tief Luft und klopften zaghaft an.

"Herein!"

Noch immer heftig atmend betraten wir die Klasse, schlossen leise die Tür und schlichen uns zu unseren Plätzen.

"Nun, ich war gerade bei den Herrschaftsmethoden von Ludwig 14. stehen geblieben, bevor unsere jungen Damen hier mich unterbrachen. Also weiter..."

"So eine Zicke!", flüsterte Cindy mir von der Seite zu und erklärte kurz, was sie schon durchgenommen hatten.

Frau Meinert war so eine bekloppte Lehrerin, in ihren Arbeite kam meistens genau das dran, was einige nicht wussten, weil sie entweder krank gewesen oder zu spät gekommen waren. Außerdem trug sie jeden ins Klassenbuch ein, der auch nur einen Mucks machte. Bei ihr musste man höllisch aufpassen. Da hatte sogar unser Oberschleimer Alex keine Chance.

Nach einer nicht enden wollenden Geschichtsstunde, erholten wir uns in der Deutschstunde von den Qualen, die Frau Meinert uns bereitet hatte.

Später, in der großen Pause, spazierte ich mit Cindy und Nancy über die Wiese. Die beiden waren sehr unruhig, immer hielten sie nach etwas Ausschau, ich konnte nur nicht erraten, nach was!

"Wen sucht ihr denn?"

"Wir?"

"Wer sonst? Also?"

"Naja, ich weiß ja nicht, wen Nancy sucht, aber ich frage mich, wo Josch ist."

"Ich such Mitchel. Der muss doch hier irgendwo rumschwirren. Seit unserem Kinobesuch hab ich nichts mehr von ihm gehört! Du Nadine?"

"Nee, nicht wirklich. Von Josch aber auch nicht."

"Ist ja auch kein Wunder!"

Was wollte Cindy denn damit schon wieder sagen?

"So?"

"Du hättest eben nicht mit Mitchel ins Kino gehen dürfen, damit hast du seine Gefühle verletzt!"

"Ach, da ist doch blanker Unsinn!"

"Ja? Dann frag ihn doch mal!"

"Das werd ich, darauf kannst du dich verlassen!"

"Jetzt hört doch auf zu streiten ihr seid doch keine... Oh, da ist Mitchel!"

"Dann geh doch hin!"

"Ach Nadine, jetzt sei nicht so gemein! Du weißt genau, dass ich mich alleine nicht traue. Bitte komm mit."

"Also gut..."

"Tschüß, ich guck dann mal, ob ich Josch finde. Vielleicht gelingt mir das besser, wenn du nicht dabei bist, Nadine!"

Ts, die mutierte auch zu einer Ziege. Missmutig schlenderte ich mit Nancy hinüber zu Mitchel. Diesmal hatte ich aber keine Lust zu reden. Sollte doch Nancy sehen, wie sie damit klarkam.

"Äh, hi?"

"Hi Mädels, da seit ihr ja wieder. Lange nicht gesehen, was?"

"Ja, stimmt... Hast... hast du mal wieder Zeit?"

"Yo, immer doch."

"Dann... vielleicht heute?"

"Geht klar."

"Sag doch auch mal was", zischte Nancy mir zu. Meinetwegen.

"Ich komm dann aber nicht mit."

Jetzt machte sie aber Augen!

"Was?! Das kannst du doch nicht machen, ich meine...!"

"Ist doch nicht so schlimm", beschwichtigte Mitchel sie.

"Genau. Ich glaube, es ist sowieso viel besser, wenn ihr allein seid. Ich würde mich sonst unwohl fühlen."

"Aber, ich finde es gut, wenn du dabei bist! Wenn du nicht mitkommst, dann geh ich auch nicht!"

"Oh man! Na gut, wenn es unbedingt sein muss."

"Ja, es muss, nicht wahr, Mitchel?"

"Ist egal. Zu zweit oder zu dritt; kein großer Unterschied."

"Siehst du? O.k., wann wollen wir uns treffen? Wieder um drei?"

"Yep, ist gut."

"Was wollen wir machen?"

"Null Ahnung. Einfach rumhängen."

"Hm, gut. Bis drei dann."

"Yep. Haut rein."

Na bitte. Hat sie es doch ganz allein geschafft. Das konnte ja langweilig werden, meine Güte! ,Einfach rumhängen', wie aufregend! Aber ich hätte ja was Anderes vorschlagen können. Nancy war wieder überglücklich und ich, ich hing meinen eigenen Gedanken nach. Plötzlich entdeckte ich Cindy und Josch. Die beiden schienen sich super zu amüsieren, wie es aussah. Na, dann musste ich mich ja nicht einmischen. Ein komisches Gefühl machte sich in meiner Magengegend breit. So, als ob ich mich überfuttert hätte. Ganz komisch, wirklich.
 

Der Nachmittag war nicht gerade aufregend, ganz genau, wie ich mir ja schon gedacht hatte. Wir saßen im Park auf einer Bank und sprachen hin und wieder ein paar Worte. Ansonsten starrten wir schweigend Löcher in die Luft. Öde! Wenn ich mich wenigstens ein bisschen bewegen könnte! Aber Nancy und Mitchel waren absolut nicht zum Aufstehen zu bewegen, weshalb ich mich nach einiger Zeit verabschiedete. Es schien sie noch nicht einmal sonderlich zu interessieren, also nahm ich's leicht und schlenderte Richtung See. Dort konnte man so wunderschön die Enten und die anderen Wasservögel beobachten, aber auch gut schwimmen. Schade, dass ich meine Badesachen nicht dabei hatte! Ich legte mich bäuchlings ins Gras und sah den Enten und Haubentauchern zu, wie sie umherpaddelten und sich ihr Fressen vom Grund des Sees holten. Auf einmal hatte ich riesiges Verlangen nach meiner Heimat. Ich wollte durch die Steppe laufen und hinter den Yents herjagen. Hätte man mich doch nach Afrika gebracht und nicht hierher! Es erinnerte mich hier überhaupt nicht an Marota, der Himmel dort war blauer, die Sonne wärmer und das Klima trocken. Es gab fast überhaupt kein Gras, schon gar keine Wiesen, nur in der Regenzeit wurde der ganze Planet grün. Die Pflanzen unterschieden sich auch von diesen hier. Ich schloss die Augen, legte den Kopf in meine Arme und träumte von der Zeit, die ich noch auf Marota verbracht hatte, bevor man mich und viele andere auf diesen bescheuerten Planeten schickte.

Ich wusste nicht, wie lang ich so gelegen hatte, auf jeden Fall begann die Sonne schon unterzugehen, als ich den Kopf wieder hob. Eine winzige Träne lief mir über die Wange. Ich wischte sie schnell fort, seufzte tief und hielt nach den Enten Ausschau. Sie hatten sich auf dem See zusammengeschart und schnatterten geschäftig vor sich hin. Irgendwie bekam ich Lust, schwimmen zu gehen, aber ich wollte jetzt nicht extra nach Hause laufen, um mir Badesachen zu holen. Seltsam, dass ich auf einmal schwimmen wollte, wo ich Wasser doch sonst so verabscheute... Ich überlegte nicht lange, sondern handelte meinem Instinkt nach. Nachdem ich die Schuhe am Ufer gelassen hatte, rannte ich ins Wasser; es spritzte hoch auf und die Enten stoben auseinander. Die nassen Klamotten erschwerten das Schwimmen, doch es störte mich nicht sehr. Ich versuchte spielerisch, einen Haubentaucher zu erwischen, doch im Wasser war ich kein besonders guter Jäger. Ich war auf Landtiere spezialisiert. Fröhlich ließ ich mich treiben; nach ein paar Minuten kraulte ich in gemächlichem Tempo durch das Wasser. Schließlich hatte ich genug vom kühlen Nass und schwamm ans Ufer, legte mich ins Gras und ließ mir die Sonne auf den Rücken scheinen. Plötzlich schreckte eine Stimme mich auf.

"Was hast du denn gemacht, du bist ja ganz nass! Du bist doch nicht etwa geschwommen?"

Ich richtete mich auf und sah direkt in das Gesicht von Josch. Ich war überglücklich. Er sprach wieder mit mir!

"Och, weißt du, ich hatte Lust darauf."

"Ah..."

Auf einmal färbten sich seine Wangen rosa und er guckte beschämt zur Seite.

"Was ist?"

"Ähm... Dein T-Shirt... es ist... durchsichtig."

"Hä?!"

Erschrocken sah ich an mir herunter. Uups, er hatte recht! Ich hätte nicht mit einem hellen T-Shirt schwimmen gehen sollen. Tja, nicht dran gedacht. So'n Pech!

"Oh, stimmt. Hab ich gar nicht gemerkt. Äh...und was machen wir jetzt?"

Josch starrte noch immer auf den Boden. Es schien ihm echt peinlich zu sein, dabei müsste ich doch diejenige sein, der es peinlich ist!

"Du...du kannst mein T-Shirt haben, wenn du willst."

"Hey, das ist echt voll nett von dir!"

"Schon gut. Ich kann dich ja schlecht so rumlaufen lassen, oder?"

Schnell zog er sein Hemd über den Kopf und reichte es mir. Dann drehte er sich um und passte auf, dass niemand in der Nähe war. Ich beeilte mich, dass nasse Shirt auszuziehen und streifte seins über. Es haftete noch sein Geruch daran. Ein schöner Geruch, ich genoss ihn. Das Hemd war mir etwas zu groß, es schlabberte um meinen Oberkörper.

"Du kannst wieder gucken, ich hab mich umgezogen."

Erleichtert drehte Josch sich um, das Rot haftete nach immer auf seinen Wangen. Ich grinste ihn an.

"Und? Wie seh ich aus?"

"Ach, einfach super. Das Hemd passt dir auch so gut!"

Wie auf Kommando prusteten wir los und lachten uns halb kringelig. Es dauerte eine ganze Weile, bis wir uns wieder eingekriegt hatten.

"Zum Glück ist meine Hose nicht auch durchsichtig geworden! Das wäre dann echt dumm gewesen!"

"Ja, hast recht. Was machst du eigentlich hier, so ganz alleine?"

"Och, ich bin eigentlich nicht allein hier, ich war mit Mitchel und Nancy hergekommen."

"Ach so..."

Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich das lieber nicht hätte sagen sollen.

"O.k., ich geh dann mal. Du kannst mir das T-Shirt ja in der Schule wiedergeben."

"In Ordnung, mach ich. Tschüß dann."

Ja, das war wirklich nicht so gut gewesen, man merkte es jetzt. Das Verhältnis zwischen uns war gerade wieder hergestellt, meine dumme Bemerkung über Mitchel hatte das wieder zu Nichte gemacht. Was war ich doch bescheuert! Warum kann ich nur nie meine Klappe halten?! Deprimiert machte ich mich auf den Heimweg, eine Weile, nachdem Josch aus meinem Blickfeld verschwunden war. Nun sehnte ich mich mehr denn je nach Marota. Wenn ich einsam oder traurig war, hörte ich den Peals bei ihrem Abendkonzert zu. Die zwitschernden Laute heiterten mich stets wieder auf; hier blieb mir nichts anderes übrig, als den Vögeln zu lauschen, deren Gepiepse nicht einmal annähernd dem Gesang der Peals glich.

Zu Hause angekommen zog ich mir andere Klamotten an, die nassen Sachen hängte ich auf die Wäscheleine im Garten hinter dem Haus. Danach schmiss ich mich auf mein Bett und drückte Joschs Hemd an mich. Ich strich den Stoff wieder glatt und roch daran. Der Geruch seiner Haut hatte sich mit meinem vermischt. Ich atmete tief ein und ein leichter Schauer lief mir den Rücken hinunter, gefolgt von einer Gänsehaut. Dieses Gefühl hatte ich lange nicht mehr gehabt. Genaugenommen seit ich das letzte Mal jagen gewesen war und meine Beute untersucht hatte nicht mehr. Das war alles so lange her. Viel zu lange...
 

Die letzten Wochen bis zur Klassenreise zogen sich quälend lange hin. Besonders, da ich niemanden hatte, mit dem ich reden konnte. Nancy war nicht ansprechbar, sie redete andauernd von Mitchel, Mitchel hier, Mitchel da... . Cindy war nur mit Josch beschäftigt und da er sich wieder dazu entschlossen hatte, nicht mit mir zu reden, fühlte ich mich in seiner Gesellschaft unwohl. Sein Hemd hatte ich ihm zwei Tage später frisch gewaschen zurückgegeben. Er nahm es, schleuderte mir ein kurzes "danke" entgegen und ließ mich dann stehen. Und mit wem sollte ich sonst reden? Mit Meike? Nein, die interessierte sich im Moment auch nur für Nico. Und die anderen Mädchen aus meiner Klasse waren mehr oder weniger alle bescheuert. Während dieser Zeit schlenderte ich zwar mit Nancy über den Hof, hatte aber trotzdem das Gefühl, allein zu gehen. Sie war einfach nicht bei der Sache und hörte nie zu. Als sie sich dann auch noch angewöhnte, bei Mitchel rumzustehen, hatte ich keine Lust mehr und ging wirklich ohne Begleitung über den Hof. Verabreden tat ich mich auch nicht. Warum auch, wenn sie eh alle etwas anderes im Kopf hatten?
 

Endlich kam der Tag der Abreise! Wie ich dem doch entgegengefiebert hatte! Trotz des frühen Aufstehens (wir mussten uns schon um sieben vor der Schule treffen) war ich gutgelaunt. Vielleicht würde ich Josch ja milde stimmen können. Außerdem war ich absolut wild auf diese Häuser! Zehn Tage lang ein Haus ganz ohne Erwachsene, super! Auch Nancy, Meike und Cindy freuten sich auf die Klassenfahrt, aber hauptsächlich wahrscheinlich, weil auch die anderen Klassen mitfuhren. Von der achten bis zur zehnten Klasse waren alle dabei. Drei Doppeldeckerreisebusse erwarteten uns vor der Schule. Nachdem das Gepäck unten verstaut war, zwängten sich die Klassen in die Busse und versuchten, sich die besten Plätze zu ergattern. Wir (die 8b) hatten es uns oben gemütlich gemacht, während die 8a unten sitzen musste. Die Fahrt würde länger dauern, deshalb hatte ich Proviant und Spiele mitgebracht. Cindy, Nancy, Meike und ich hatten uns einen Viererplatz mit Tisch erkämpft, wo wir uns die Zeit der Reise mit UNO, Ligretto und anderen Spielen vertrieben. Zwischendurch legten wir kleine Fresspausen ein, damit wir nicht verhungerten. Und dann, endlich, waren wir angekommen!
 

-6-
 

Boah, die Häuser waren echt einsame Spitze! Das Wohnzimmer war richtig gemütlich, mit kuscheligen Sofas und Musik usw.. Jetzt war der erste Tag nach unserer Ankunft und wir fühlten uns schon wie zu Hause. Heute wollte ich mit Nancy (und Mitchel, natürlich) und Cindy rudern gehen. Das hatten wir so um elf am Vormittag angelegt; wir machten uns gerade fertig, um uns in die Riemen zu legen. Die Einzige, die noch fehlte, war Cindy. Sie ließ mal wieder auf sich warten. Wahrscheinlich musste sie noch irgendetwas mit Josch bereden, vermutete ich.

Mit zehn Minuten Verspätung konnten wir schließlich ablegen. Gemächlich ruderten wir los. Der See war langegezogen und machte mehrere Biegungen, sodass man ihn nicht ganz überblicken konnte. Deshalb hatten wir uns aufgemacht, ihn zu erforschen. Ich legte mich mächtig ins Zeug, während Cindy und Nancy faulenzten. Mitchel war so nett und half mir beim Rudern, sodass ich nicht ganz auf mich allein gestellt war.

Ich war noch ziemlich unerfahren im Bootfahren, da ich Wasser ja normalerwiese mied.

Mitchel half mir beim Steuern, was auch ganz gut war, denn ansonsten wären wir öfters vom Kurs abgedriftet oder ans Ufer gestoßen.

Was Josch wohl gerade machte? Ob er wohl auch an mich denken musste? Oder vielleicht eher an... Cindy?!

"Hey Nadine! Träum nicht! Wir kommen schon wieder vom Kurs ab!"

"Oh sorry! War ganz in Gedanken. Kommt nicht wieder vor, Mitchel."

"Schon o.k.."

Wir lenkten das Boot um eine Biegung wobei wir unter den Zweigen einer riesigen Trauerweide entlang fuhren. Die Zweige hingen bis auf die Wasseroberfläche herunter, wie ein Schleier. Wer dort hineinfuhr, konnte nicht entdeckt werden.

Wir wurden von vielen Zweigen gestriffen; ein komisches Gefühl, man kam sich vor, wie in einer anderen Welt.

Dann war der Zauber plötzlich vorbei, als wir wieder zwischen den Zweigen hervorkamen.

"Huh, war das unheimlich!"

"Oh Cindy, jetzt stell dich nicht so an! Das war nur ein bisschen dunkel, sonst nichts!"

"Mensch Nancy, musst du denn immer so rational sein?!"

"Wenigstens bin ich kein Schisser, wie du! Du hast doch schon Angst, wenn das Licht ausgeht!"

"Man, bist du gemein! Das stimmt gar nicht!"

"So Mädels, jetzt ist Schluss mit streiten. Jetzt seit ihr nämlich dran mit Rudern."

Cindy und Nancy stöhnten, aber sie konnten sich nicht drücken. Also wurden die Plätze getauscht. Jetzt konnten Mitchel und ich relaxen. Dachten wir.

"Wah, was macht ihr denn da?! Könnt ihr nicht ordentlich rudern?! Wir drehen uns ja nur noch im Kreis!"

"T... tut uns Leid, a... aber das B... Boot will irgendwie n... nicht so, wie wir wollen!"

Ich hatte das leise Gefühl, dass wir uns so eine Erforschung das Sees abschminken konnten.

Mitchel schien das auch eingesehen zu haben, deshalb setzte er sich wieder an die Ruder. Um ihn nicht alles allein machen zu lassen, half ich wieder mit. Zum Glück hatte ich vom Jagen eine ziemlich ausgeprägte Kondition. Das schien auch Mitchel aufzufallen.

"Bist du gar nicht erschöpft? Du ruderst schon ziemlich lange und das nicht gerade schwach."

"Nö, ich fühl mich ganz gut. Oh, sieh mal, wir sind um die letzte Biegung!"

"Hast Recht. Endlich!"

Das Ufer, auf das wir zuhielten, war dicht bewaldet. Es selber stieg steil an, sodass man nur mit einem Steg hätte anlegen können. Nur leider war weit und breit keiner zu sehen und wir brauchten dringend festen Boden unter den Füßen.

"Seht ihr hier irgendwo eine seichte Stelle, wo man anlegen kann?", fragte Mitchel und sah sich suchend um.

"Äh, wie wärs da hinten, sieht aus, wie eine kleine Bucht."

Cindy hatte tatsächtlich eine Bucht entdeckt, in der das Wasser nur knietief war.

Zum Glück war es warm und wir hatten alle Shorts an, weshalb unsere Hosen nicht nass werden würden, wenn wir ausstiegen und das Boot vertäuten.

Ein kleiner Baumstumpf nahe am Wasser eignete sich besonders gut dafür.

Es roch wunderbar nach Harz und Tanne, denn der Wald vor uns bestand größtenteils aus Nadelbäumen. Dirket am Ufer war dichter Grasbewuchs, sodass wir uns dort wir uns dort langstrecken und nach dem mehr oder weniger anstrengenden Rudern ordentlich entspannen konnten.

"Habt an ihr die Lunchpakete gedacht?"

Nancy und ich hatten die Aufgabe erhalten, uns um die Verpflegung zu kümmern, da wir schon vorausgesehen hatten, dass so ein Boottrip sicherlich Appetit machen würde.

Also holten wir die Sandwichs heraus und teilten sie auf. Eine große Flasche Minralwasser für jeden war auch noch dabei. Herzhaft wurde in die Brote gebissen und nach wenigen Minuten waren alle pappsatt.

Wir räkelten uns in der Sonne, die warm auf uns herunter schien. Bei so einem Wetter ware es nur eine Frage der Zeit, bis wir vier im Gras lagen und schliefen.

Schläfrig schlug ich die Augen auf. Ich dachte, ich hätte etwas gehört. Wahrscheinlich nur ein Igel oder ein Marder. Nach inem kurzen Blick auf die Anderen, die noch dösten, versuchte auch ich, wieder einzuschlafen, abere s wollte mir nicht gelingen. Deshakb beschloss ich, ein bisschen am Ufer entlang zu spazieren, aber immmer in Sicht- und Hörweite zu bleiben.

Die Vögel zwitscherten und ich fühlte mich richtig wohl in der freien Natur. Keine Autos, Häuser, Straßen oder Ampeln!

Da war doch wieder was! Was konnte das nur sein? Ich sollte mich nicht verrückt machen, anscheinend hatte mich das Leben in der Stadt hyperempfindlich gemacht. Aber ein ungutes Gefühl hatte ich schon (hätte ich etwas mehr Radio gehört, hätte sich mein Verdacht bestätigt). Ich ging lieber schnell zu meinen Freunden zurück.

Nancy blinzelte träge, als ich wieder zu unserem Lagerplatz kam.

"Wo warst du denn?", erkundigte sie sich neugierig.

"Nur ein bisschen die Beine vertreten. Du, lass uns aufbrechen, sonst machen sich die anderen im Heim vielleicht Sorgen."

"Hmh, stimmt. Wecken wir Cindy und Mitchel."

"Hey, aufstehen!"

"Äh, waas?"

"Aufstehen, ihr Schlafmützen! Wir fahren zurück!"

"Ja, ja, ist gut. Schrei doch nicht so."

Immer noch halb im Schlaf wurden die Sachen gepackt und unser Boot vom Baumstamm losgebunden.

Diesmal ruderten Nancy und ich. Das ging sogar ganz gut, bis auf die Kurven, da mussten wir vorsichtig sein.

Schließlich hatten wir es dann doch geschafft, wir waren wieder bei den Häusern angekommen. Kaum hatten wir das Boot zurückgebracht, machten wir uns auf die Suche nach etwas Essbarem, denn wir hatten schon wieder Kohldampf.

"Tut mir wirklich Leid, aber wir haben gerade Mittag gegessen. Hättet halt früher wieder da sein sollen."

"Tamara, du nervst!"

"Kann ich nichts für. Anscheinend wirst du zickig, wenn du nichts zu Essen bekommst, hab ich Recht?"

"Ist jetzt noch was Essbares da, oder nicht?!"

"Oh, hi Nadine! Tag Nancy; Cindy. Klar, wir haben noch was. Bedient euch, im Schrank müsste noch Brot sein und im Kühlschrank Aufschnitt."

"Danke Jeanne, du bist Spitze!"

Als nachträgliches Mittagessen vertilgten wir drei jeder zwei Brote mir Käse und Wurst.

Danach, so gegen drei Uhr, gingen wir zu dem Treffpunkt der Schüler und Lehrer unten am Wasser, dem Grillplatz. Dort war eine Versammlung der achten Klassen geplant, denn an deisem Nachmittag wollten wir noch einen Ausflug zu einem alten Hünengrab, danach noch eine Waldwanderung machen. Einge murrten, da sie keine Lust auf einen Wandertag hatten. Ich war auch nicht gerade begeistert, da mir der Wald im Moment irgendwie nicht ganz geheuer war. Aber, so redete ich mir ein, mit an die 60 Schüler und zwei Lehren konnte ja nicht allzu viel passieren. Außerdem konnte ich mich zur Not auch sehr gut selbst verteidigen! Naja, das dürfte ich aber eigentlich gar nicht, wenn ich so überlege. Uns war es ja verboten worden, unsere speziellen Fähigkeiten hier einzusetzen. Aber was konnte man gegen automatische Selbstverteidigung schon sagen?
 

Das Hünengrab war echt interessant! Erstaunlich, was die Menschen so alles geleistet hatten, da kam ich mir irgendwie gleich etwas kleiner vor. Andere wiederum schien es nicht sonderlich zu interessieren, z.B. Cindy. Sie starrte vor sich hin, achtete überhaupt nicht auf den Weg. Oh man, sie wird noch...

"Cindy, pass auf!"

"Was? Ich...ARGH!"

Cindy lag auf dem Boden. Sie war über eine alte, knorrige Baumwurzel gestolpert, die wie ein Arm aus dem Boden ragte.

Frau Heeth eilte mit Nancy und mir zu Cindy herüber.

"Alles in Ordnug mit dir? Hast du Schmerzen?"

"Es geht schon."

Sie versuchte aufzustehen und zog eine Grimasse.

"Aua! Ich... ich kann nicht aufstehen, es tut zu doll weh!"

"Lass mich mal sehen."

Nach eingehender Untersuchung, kam heraus, das Cindy sich eine böse Prellung zugezogen hatte. Sie würde die Waldwanderung nicht mitmachen können, sondern musste zurück zu unseren Häusern gebracht werden.

Da sie nicht allein laufen konnte, wurde sie von Nancy und mir gestützt. Herr Kuhn, der ebenfalls mit auf den Ausflug gekommen war, begleitete uns. Nicht gerade die beste Lösung, aber einer musste es ja machen. Insgeheim war ich froh darüber, nicht mehr mit in den Wald zu müssen.

Am See angekommen, brachten wir Cindy ins Haus, wo sie sich aufs Sofa legen musste und wir zwei Mädchen holten mit kaltem Wasser getränkte Handtücher, die wir um ihr mittlerweile schon ziemlich angeschwollenes Knie wickelten.

Die anderen Klassen waren ebenfalls unterwegs, weshalb außer Nancy und mir (Herr Kuhn war inzwischen ins Lehrerhaus gegangen) niemand sonst da war, um sie zu trösten oder zu bemitleiden, was ihr offensichtlich sehr Leid tat.

"Wann kommen denn die 8. Klassen wieder?", maulte sie.

"Keine Ahnung, ist doch egal, du hast doch uns."

"Jaa schon, aber ich wollte mit Josch reden, dann tut es gleich nicht mehr so weh, weißt du..."

Das hielt ich doch im Kopf nicht aus! Ich beschloss, mich zurückzuziehen, bis ich mich wieder beruhigt hatte. Konnte sie denn nur an Josch denken?!

"Ich geh mal raus, o.k.?"

"Ist gut, dann kannst du mir gleich Bescheid sagen, wenn Josch wieder hier ist, ja?"

Ich stöhnte leise und murmelte ein kurzes "Ja", was nicht gerade freundlich klang, aber Cindy schien das nicht weiter zu stören.

Seufzend ließ ich ich mich am Ufer des Sees nieder und ließ die Beine ins Wasser baumeln. Ich ließ den Blick in der Ferne schweifen und dachte über die ganze Sache nach. Das war doch lächerlich! Ich meine, warum sollte gerade ich eifersüchtig sein? Und das auf eine Freundin?

Auf Marota war es so:

Wenn ein "Männchen" eine geignete Partnerin gefunden hatte, blieb man zusammen, bis für Nachwuchs gesorgt war. Dann war "er" wieder solo und ging seiner Wege. Aber irgendwie hatte ich noch nie besonders viel von dieser Tradition gehalten. Man hatte sie eingeführt, als unsere Art auszusterben drohte. Aber jetzt gab es mehr als genug von uns, sogar soviel, dass wir über eine Übersiedlung auf andere Planeten nachdachten. Das hier war sozusagen der Test. Wir wollten keine anderen Lebensformen auslöschen, nur um selber mehr Raum zu haben, außer es wäre absolut notwendig.

Ich seufzte noch mehrmals ausgiebig, dann zog ich mein T-Shirt und meine Shorts aus, (ich hatte noch Badesachen unter, vom Bootfahren) ließ meine Klamotten im Gars zurück und glitt ins Wasser. Dann kraulte ich durchs Wasser, erst langsam, dann immmer schneller, bis ich mit Höchstgeschwindigkeit durchs Wasser pflügte. Schließlich hielt ich inne und sah mich um. Die Häuser waren ziemlich weit entfernt, also beschloss ich, mich wieder auf den Rückweg zu machen. Ich ließ mich ein ganzes Stück einfach auf dem Rücken treiben, dann ging ich zum Brustschwimmen über. Schließlich mussten meine Muskeln doch ein bisschen Training bekommen.

Wieder zurück, stieg ich erschöpft aus dem Wasser und setzte mich heftig atmend ins Gras. Nachdem ich mich wieder beruhigt hatte, ging ich in nassen Badesachen (die Klamotten hatte ich im Gras liegen lassen, ich ging einfach mal davon aus, dass man keine ausgeblichenen Shorts und ein ausgeleiertes T-Shirt klauen würde) zu unserem Haus. Wenn ich meine Sachen jetzt mitgenommen hätte, wären sie nur nass geworden.

"Oh, hast du gebadet? Wie ist die Wassertemperatur?"

Nancy saß auf dem Sofa, das nicht von Cindy in Beschlag genommen wurde und mampfte einen Riegel Schokolade, als ich reinkam.

"Die Temperatur ist annehmbar, eigentlich ganz angenehm. Ich geh mich jetzt umziehen, ja?"

"Alles klar."

Ich schnapte mir ein Handtuch aus dem Bad und verzog mich in "mein" Zimmer. Eigentlich teilte ich es mir ja noch mit Nancy, Cindy und Jeanne. Aber Jeanne war ja noch mit dem Rest der Klasse auf dem Ausflug und die anderen beiden saßen im Wohnzimmer, ich hatte das Zimmer also im Moment ganz für mich alleine.

Ich vergewisserte mich, dass die Rollos runtergezogen waren, streifte den nasssen Badeanzug ab und begann, mich abzutrocknen. Ich war gerade in meine Unterhose geschlüpft, als die Tür aufging. Ich fuhr herum, um Nancy anzuschnauzen, denn wer sollte sonst einfach so ins Zimmer kommen.

"Sag mal, kannst du nicht anklopfen?!"

"Äh, ups, tschuldigung. Man, nicht schon wieder!"

Völlig verduzt starrte ich auf die Person, die da im Türrahmen stand. Es war Josch. Mal wieder.Ich verdrehte kurz die Augen (was er nicht sah, da er ja starr auf den Boden blickte) zog mir ein langes T-Shirt über und ziemlich kurze Jeansshorts, die fast ganz von meinem blauen Shirt verdeckt wurden. Auf einmal hörte ich Nancys aufgeregte Stimme aus dem Wohnzimmer:

"Josch, warte, geh nicht ins Zimmer, Nadine zieht sich doch grad um!"

"Hättest du das nicht früher sagen können, was glaubst du denn, wie lange ich bis hierher brauche, hä?"

"Jetzt lass sie in Ruhe, so schlimm ist es doch nicht."

"Ach ne?"

"Nö. Ihr Jungs lauft schließlich auch immmer oben ohne rum. Sogar einge Frauen machen das. Da sind zwei kurze Blicke auch kein Weltuntergang."

"Na, wenn du meinst..."

Wir gingen ins Wohnzimmer, wo Nancy etwas ängstlich dreinsah.

"Ähm, ich..."

"Schon o.k.", meinte Josch, "ich hab nichts gesehn, was ihr peinlich sein müsste."

"So? Puh, dann ist ja gut!"

"Und, wo ist jetzt mein Buch, was du mitbringen solltest?", erkundigte Cindy sich, meiner Meinung, nach etwas beleidigt.

"Oh, sorry Cindy, hab ich ganz vergessen! Ich hols schnell."

Jetzt spielte er auch noch den Diener für sie! Konnte sie ihr blödes Buch nicht da lassen, wo es war und sich mit der Musik hier zufrieden geben? Außerdem, was wollte sie jetzt mit einem Buch? Sie konnte doch mit Josch reden! Hatte sie das etwa mit Absicht gemacht? Wenn ja, dann konnte sie was erleben!

Kurze Zeit später hatte Cindy ihr Buch; aber, wie erwartet, las sie nicht darin, sondern unterhielt sich mit Josch, Nancy und mir. Da fiel mir auf einmal ein, dass ich meine Sachen ja noch unten am See gelassen hatte. Also verabschiedete ich mich und schlenderte zurück zu dem Platz, an dem sie lagen. Ich ließ mir Zeit, denn ich hatte es nicht eilig, zu der kleinen Gesellschaft zurückzukehren.

Meine Sachen lagen noch immmer an der gleichen Stelle, wie vorher. Irgendwie verspürte ich nicht den Wunsch, schon wieder zurückzugehen, also setzte ich mich nochmal hin.

Wassser übte in letzter Zeit eine große Anziehungskraft auf mich aus, die ich mir nicht erklären konnte.

Nach ein paar Minuten erhob ich mich wieder und schlenderte zurück auf unser Haus zu. Meine Gedanken kreisten, wie so oft in letzter Zeit, wieder um meine Heimat, Marota. Ich fragte mich, ob sich wohl inzwischen viel verändert hatte. Ganz in Gedanken betrat ich das Haus und ging schnurstracks in mein Zimmer, ohne die Anderen überhaupt wahrzunehmen, die im Wohnzimmer saßen. Deshalb entging es mir auch, dass sich inzwischen noch zwei Neue zu der kleinen Versammlung dazugesellt hatten, von denen ich den einen eigentlich nur vom flüchtigen Sehen her kannte.

Die Klamotten wurden in den Schrank geworfen und ich, ich legte mich aufs Bett. Nach kurzer Zeit döste ich ein.

Ein Klopfen an der Tür weckte mich auf.

"Ja?"

"Hi. Werden Gäste denn jetzt nicht mehr begrüßt?"

"Oh, Mitchel! Hab gar nicht gemerkt, dass du da warst."

"Schon klar. Hab nen Kumpel dabei. Dennis."

"Aha."

Ich streckte mich ausgiebig, stand auf und ließ mich dann von Mitchel mit ins Wohnzimmer nehmen.

"Hi. Sorry, dass ich veregssen habe, mich vorzustellen, aber ich war ganz in Gedanken. Also, ich bin Nadine."

"Hi. Ich bin Dennis."

Mehr schien er nicht zu sagen zu haben, also setzte ich mich hin und erkundigte mich, worüber sie gerade gesprochen hatten.

Nach und nach kam wieder ein richtiges Gespräch zustande, bei dem es auch Spaß machte, mitzureden. Wir diskutierten heftig über die neuesten Filme, lästerten über die Lehrer und was weiß ich sonst noch alles. Wir ließen uns auch nicht davon stören, dass die restlichen Klassen von ihren Ausflügen so langsam wieder zurückkamen und sogar Tamaras bissige Kommentare stießen heute auf taube Ohren.
 

-7-
 

Dennis war echt ein netter Kerl! Er war aufmerksam und gar nicht so machomäßig wie Mitchel. Ich hatte keine Ahnung, wie diese Beiden befreundet sein konnten, so unterschiedlich, wie sie waren.

Dennis hörte mir den ganzen Abend zu, wenn ich etwas erzählte und unterhielt sich ganz lieb mit mir. Das tröstete mich darüber hinweg, dass Josch auch diesen Abend nur das Nötigste sagte, wenn er durch irgendeinen Zufall dazu gezwungen war, mit mir zu sprechen. Wie eingebildet! Da kümmer ich mich jetzt einfach nicht mehr drum. Soll er doch mit Cindy gehen, stört mich nicht.

Heute war ich mit Dennis verabredet. Naja, nicht wirklich, denn Nancy und Mitchel kamen auch mit. Vielleicht würden Cindy und Josch später auch dazustoßen, da waren sich die Beiden noch nicht so sicher.

Jedenfalls waren wir zum Schwimmen verabredet. Yeah, schwimmen! Darauf freute ich mich natürlich.

Ich zog mir einen orangenen Bikini unter meine Shorts und mein T-Shirt, packte ein Handtuch und Verpflegung ein. Es war abgemacht, dass jeder selbst etwas zu Essen und zu Trinken mitnahm. Nancy und ich waren vorher in der Stadt einkaufen gewesen und hatten unter anderem eine Tüte mit Lakritze und eine Tafel Schokolade mitgebracht. Wir zwei packten unsere Sachen in eine gemeinsame Tasche, die wir abwechselnd tragen wollten. Sie trug sie auf dem Hinweg, ich hatte vor, sie auf dem Rückweg zu nehmen.

Wir trafen uns am Grillplatz und gingen ein gutes Stück am See entlang, ehe wir einen geeigneten Picknickplatz gefunden hatten.

Cindy und Josch waren nicht mitgekommen, aber uns störte es nicht. Wir breiteten die Handtücher aus, stellten unsere Taschen dazu und entledigten uns unserer Klamotten (bis auf die Badesachen, ist doch wohl klar, oder?).

Nancy trug einen dunkelblauen Bikini; Dennis und Mitchel hatten lange schwarze Badehosen unter. Die waren ganz schön braungebrannt, die Beiden! Für Menschen, natürlich. Die Cheen hatten einen natürlichen dunklen Braunton, das lag daran, dass wir fast nur draußen waren und die Sonne ziemlich heiß brannte.

Wegen meiner dunklen Haut hatte Nancy mich schon öfter beneidet. Sie musste erst Stundenlang in der Sonne braten, um wenigstens etwas brauner zu werden, hatte sie mir mal erzählt.

Prüfend setzten wir erst einen Fuß ins Wasser und stürmten dann, nachdem wir festgestellt hatten, dass es schön warm war, in den See.

Fröhlich tobten wir umher, spritzten uns nass und versuchten, selbst möglichst wenig abzubekommen.

Nach einiger Zeit legten wir uns erschöpft auf die Handtücher und ließen uns von der Sonne trocknen.

Nach einem kurzen Imbiss machten wir ein kleines Nickerchen. Naja, zumindest Nancy und ich hatten das vor. Wir waren gerade am wegdämmern, als wir plötzlich von oben bis unten durchnässt waren. Völlig verschreckt sprangen wir auf und entdeckten Mitchel und Dennis, die sich vor Lachen kringelten.

"Was soll denn das, ihr Idioten?!", empörte sich Nancy.

"Genau, ihr seid ja vollkommen bekloppt!"

Unter Lachen entgegnete Mitchel:

"Sorry, aber ihr hättet mal euer Gesicht sehen sollen, da war echt heiß!"

"Ja", stimmte Dennis ihm zu, " das war filmreif!"

"Na wartet!"

Ich hatte genug! Die sollten sich mal nicht zu früh freuen, jetzt waren sie dran!

"Komm Nancy, die schmeißen wir ins Wasser!"

Wir stürmten auf die Beiden zu und versuchten, sie zum Wasser zu zerren. Nancy hatte da allerdings so ihre Probleme mit. Sie war einfach zu schwach, um Mitchel ins Wasser zu bekommen. Er hielt sie fest und lachte sich schlapp! Naja, da konnte ich mich jetzt nicht drum kümmern, schließlich musste ich jemanden, der immerhin einen halben Kopf größer war, als ich, zum See bewegen.

"Ah, Mitchel, hilfe! Mensch, jetzt hilf mir doch mal!"

"Hä? Dennis, bist du etwa zu schwach, um dich gegen sie zu wehren?" fragte er ungläubig

Jetzt musste Mitchel noch mehr lachen, als er sah, wie sein Kumpel völlig hilflos von mir ins Wasser geschmissen wurde. Prustend tauchte er wieder auf und wollte mich mit runterziehen, aber ich war schneller. Mit einem Satz nach hinten ans Ufer konnte ich mich retten.

"Verflixt nochmal!", fluchte er.

"Ha, ha, jetzt guckst du dumm aus der Wäsche, oder?", amüsierte ich mich.

"Nadine, pass auf, hinter dir!"

Von Nancys Schrei alamiert, drehte ich mich um. Zu spät. Ich kreischte auf, als Mitchel mich hochob, um mich ins Wasser zu schmeißen.

"Nancyiiiiiiii!"

Sie lief auf uns zu und piekste Mitchel in die Seite, worauf er mich, ganz ohne Absicht, fallen ließ. Den Fall federte ich ab, indem ich mich auf die Seite abrollte.

Wusste gar nicht, dass er kitzelig war! Na, das würde ich jetzt gut ausnutzen!

Nun wurde Mitchel von Nancy und mir so lange durchgekitzelt, bis er uns anflehte, aufzuhören. Dennis stand nur belustigt daneben und sah zu, was Mitchel nicht gerade begeisterte, aber da konnte er nichts gegen machen. Nachdem wir uns ausgetobt hatten, ruhten wir nochmal auf den Handtüchern aus, tranken Limo und quatschten, bis wir nach einem Blick auf die Uhr enttäuscht feststellten, dass wir uns langsam wieder auf den Weg machen mussten.
 

"Na, wie wars?" begrüßte Cindy Nancy und mich, als wir das Haus betraten.

"Gut! Wir haben uns prächtig amüsiert."

"So seht ihr auch aus!" grinste sie uns an und berichtete uns ihrerseits über ihren Tagesablauf.

Sie hatte mit Josch einen Spaziergang im Wald gemacht und danach vor dem Fernseher relaxed. Falls sie auf eine eifersüchtige Reaktion von mir wartete, wurde sie heute enttäuscht. Ich machte mir gar nicht mehr so viele Gedanken über Josch, sondern musste komischerweise immmer wieder an Dennis denken. Irgendwie hatte er etwas...

Ich nahm mir vor, ihn gleich am nächsten Tag zu fragen, ob er sich mal allein mit mir treffen wollte. Bei dem Gedanken daran spürte ich ein leichts Kribbeln im Bauch. Irgendwie ein schönes Gefühl...

In dieser Nacht konnte ich schlecht einschlafen, ich war nevös und drehte mich von einer Seite auf die andere, ohne wirklich Schlaf zu finden. Deshalb beschloss ich, einen kleinen Mitternachtsimbiss zu mir zu nehmen und schlich mich auf Samtpfoten in die Küche, ohne die Anderen zu wecken.

Ich holte mir ein Fertigsandwich aus dem Kühlschrank und stellte mich ans Fenster, um die Nacht auf mich wirken zu lassen. Dumerweise machte mich das nicht schläfrig, sondern munterte mich noch mehr auf, sodass ich zum Schluss überhaupt keine Lust mehr hatte, zurück ins Bett zu gehen.

Kurzerhand zog ich mir eine Jacke über meinen Schlafanzug und verließ das Haus. Ich hatte ein leichts schlechtes Gewissen, da es uns ja eigentlich um diese Zeit verboten war, noch rauszugehen, aber nach und nach ließ mich die laue Sommernachtluft meine Bedenken vergessen.

Ich war schon lange nicht mehr nachts draußen gewesen, sodass sich meine Sinne erst wieder umorientieren mussten, doch das war schnell passiert.

Ohne, dass ich es gemerkt hatte, fand ich mich plötzlich im Wald wieder. Plötzlich hörte ich ein Rascheln ganz in der Nähe. Ein Rascheln, das von etwas größerem als von einem Fuchs o.ä. erzeugt wurde... Sofort war das mulmiges Gefühl, dass sich schon bei dem Boottrip vor zwei Tagen bemerkbar gemacht hatte, wieder wieder da.

Was? Eine Cheen, die Angst hatte? Das gabs doch nicht! Irgendwie schämte ich mich, dass ich Schiss hatte, aber ich konnte nichts dagegen tun. Als das Rascheln sich dann auch noch langsam auf mich zubewegte, konnte ich nicht anders, ich drehte mich um und rannte. Rannte, bis mein Puls vor Angst und Anstrengung höher und höher zu schlagen begann. Erst, als ich den Wald verlassen hatte und auf freier Ebene auf das Heim zulief, wurde ich langsamer, bis ich schließlich nur noch ging.

Mehrmals drehte ich mich um und lauschte, doch ich konnte nichts mehr entdecken, was mich beunruhigte. Trotzdem war ich immer noch verschreckt und wütend auf mich selbst, dass ich einfach davon gelaufen war. Das Leben hier auf der Erde hatte mich zu einem Weichei gemacht! Aber das war mir im Moment nicht so wichtig. Ich wollte möglichst schnell wieder in das sichere Haus. Doch das sollte noch eine Weile dauern...

Ich schlenderte an den Häusern der 9. und 10. Klassen vorbei und bemerkte auf einmal, dass in einem Haus ein kleines Licht brannte. Zuerst wollte ich einfach weitergehen, bis mir einfiel, dass das das Haus von Mitchel und seinen Kumpels war. Also könnte es gut sein, dass Dennis vielleicht derjenige war, der um diese eigentlich unmenschliche Zeit noch auf war.

Neugierig näherte ich mich dem Fenster, aus dem der Lichtschein fiel. Und tatsächlich! Dennis hatte es sich in einem Jogginganzug auf der Couch gemütlich gemacht und las in einem Buch. Ungewöhnlich für so einen Jungen.

Ohne lange zu überlegen, klopfte ich an die Scheibe. Überrascht und etwas skeptisch hob er den Kopf und sah zum Fenster hinüber. Ungläubig stand er auf und bedeutete mir dann, zur Tür zu kommen. Ich folgte seiner Anweisung und begab mich zur Tür, die prompt geöffnet wurde.

"Was machst du um diese Zeit denn noch da draußen?", erkundigte er sich erstaunt.

"Ich hab nur einen kleinen Spaziergang gemacht, sonst nichts. Und als ich gesehen hab, dass hier noch jemand wach ist, musst ich doch mal schauen, wer!"

Dennis grinste, wurde aber plötzlich besorgt.

"Du siehst irgendwie erschrocken aus! Ach, was mach ich hier eigentlich, komm erstmal rein und dann erzählst du mir mal, was dich so erschreckt."

Als wir zu zweit auf dem Sofa saßen, schaute er mir in die Augen und fragte mich nochmal, was los sei. Ich schaute etwas beschämt zur Seite und begann dann zögernd:

"Naja, also, ich war im Wald unterwegs und dann hab ich... Ach, das ist doch albern!"

"Nein, bestimmt nicht! Keine Ausreden, erzähl!"

"O.k., also, da hab ich so ein Rascheln gehört, das hat sich auf mich zubewegt und das, was dieses Rascheln verursacht hat, war ziemlich groß! Ich hatte so Schiss, das kannst du mir glauben..."

"Das kann ich mir vorstellen, ich meine, so allein im Wald und noch dazu in der Nacht, das hätte mir sicher auch Angst gemacht. Aber es ist doch alles in Ordnung, nicht? Du solltest in Zunkunft einfach keine nächtlichen Spaziergänge machen und schon gar nicht allein!"

"Ja, hast Recht."

Da ich meine Jacke ausgezogen hatte und jetzt nur noch meinen Schlafanzug trug, begann ich leicht zu frösteln. Außerdem überkam mich jetzt so langsam die Müdigkeit.

"Ist dir kalt?" fragte Dennis und holte eine Wolldecke.

"Ist nicht nötig, glaub mir, ich..."

"Wir wollen doch nicht, dass du dich erkältest, oder? Außerdem ist mir auch etwas kalt." Er zwinkerte mir zu und breitete die Wolldecke aus. Da sie etwas klein war und es nur eine gab, rutschten wir ein bisschen enger zusammen, um es auch schön warm und gemütlich zu haben. Ohne, dass ich es merkte, döste ich leicht ein, wobei mein Kopf auf seine Schulter rutschte. Durch den Widerstand wachte ich auf und rückte, als ich kapierte, was los war, ein kleines Stückchen von ihm weg. Das war mir irgendwie peinlich.

"Was ist denn?"

"Ähm, ich..."

"Du kannst dich ruhig anlehnen, wenn du müde bist, das macht mir nichts aus", versicherte Dennis treuherzig.

Erleichtert, dass er den Vorfall nicht als unangenehm empfunden hatte, ließ ich mich zurücksinken und lehnte mich gegen ihn. Wir blieben ein Weile so liegen; dann begann Dennis leicht über meine Haare zu streichen. Das leichte Kribbeln in meinem Bauch, das eingesetzt hatte, als ich gegen das Fenster geklopft hatte, wurde heftiger.

Ich genoss die Berührung und kuschelte mich noch enger an ihn.

Keine Ahnung, wie lange wir einfach dalagen und sonst gar nichts taten; ich hatte jedes Zeitgefühl verloren; es schien wie eine Ewigkeit zu sein und doch nur einen Augenblick zu dauern.

Irgendwann (waren Minuten oder Stunden vergangen?) nahm er meinen Kopf in seine Hände und hob ihn sanft an, sodass ich ihm tief in seine sanften, braunen Augen blicken konnte. Dann drückte er seine Lippen auf meine, nicht stürmisch, ganz sanft und zart. Es war kein Zungenkuss, einfach nur Lippen auf Lippen. Ich saß da und genoss einfach nur. So ein schönes Gefühl hatte ich noch nie erlebt. Dennis schloss mich in seine Arme und drückte mir noch einen Kuss auf die Lippen. Er war wie der erste, schien mir aber noch wundervoller. Dann spürte ich, wie sich seine Zunge den Weg in meinen Mund bahnte. Langsam, nicht hektisch, ohne es zu überstürzen tastete sie sich vorwärts. Zuerst war ich ein wenig erstaunt, da ich noch nie die Zunge eines Anderen in meinem Mund gespürt hatte, doch nach anfänglichem Zögern konnte ich einfach nicht anders, als den Kuss zu erwidern.

Stunden, so schien es mir, lagen wir Arm in Arm auf der Couch und küssten uns innig. Auch, nachdem wir nur noch dalagen, blieb das neuartige, wunderschöne Gefühl, das ich bei dem Kuss empfunden hatte, in mir.

Erst, als ich bemerkte, dass der Morgen graute (wir waren zwischendurch immer kurz eingeschlafen), löste ich mich aus seiner Umarmung und machte mich auf den Weg zurück zu meiner Hütte, wobei ich darauf acht gab, Dennis nicht aufzuwecken, da er noch tief und fest schlief. Lächelnd ging ich hinaus, durch das taufeuchte Gras auf das Haus zu, schloss leise die Tür auf und stahl mich zurück ins Bett, wo ich mich hinlegte und nochmals einschlief.
 

Als ich ein oder zwei Stunden später von Nancy geweckt wurde, waren alle Anderen schon fertig im Bad und hatten auch schon gefrühstückt.

"Du schläfst heute ziemlich lange! Hast wohl in der Nacht noch was unternommen, oder?", zwinkerte sie mir zu.

Ich wusste, dass es nicht ernst gemeint war. Niemand hatte von meinem nächtlichen Ausflug etwas mitbekommen.

"Keine Ahnung, warum ich so müde bin. War wahrscheinlich zu wild gestern beim Schwimmen..."

"Ja, kann ich verstehen. O.k., aber du solltest dich beeilen, damit du noch rechtzeitig fertig wirst. Oder hast du unseren Ausflug vergessen?"

Oh, shit! Stimmte ja, für heute war ein Ausflug mit allen Klassenstufen angesagt und ich hatte das wortwörtlich verpennt!

Hektisch machte ich, dass ich ich ins Bad kam, stopfte mir schnell ein Brot in den Mund und lief mit den Mädels runter zum Grillplatz.

Völlig aus der Puste, aber noch rechtzeitig, schloss ich mich der Ausflugsgruppe an. Unauffällig hielt ich nach Dennis Ausschau, den ich aber zu meinem größten Bedauern nirgends entdecken konnte.

Die verantwortlichen Lehrer erklärten, dass wir heute einem etwas längeren Ausflug in ein Dorf in der Nähe machen würden. Dort sollten wir uns die alten Häuser, Straßen und Läden ansehen und natürlich die Natur genießen. Hörte sich ja toll an.

Hoffentlich machte Cindy nicht wieder schlapp, denn ich wollte ausnahmsweise mal einen Ausflug ganz erleben.

Wir wanderten los und nach einem kleinen Stück Weg stießen nach und nach Josch, Mitchel und (hurra) Dennis dazu.

Wir Beide ließen uns nicht anmerken, das Irgendetwas anders wäre als sonst. Wir alberten nur mehr als sonst miteinander rum und gingen immer nebeneinander.

Als wir schließlich das Dorf erreicht hatten, besichtigten wir erstmal die alten Gemäuer und bekamen zum Schluss noch zwei Stunden Freizeit, die wir damit verbringen konnten, im Eiscafé des Dorfes einige Erfrischungen zu uns zu nehmen oder indem wir einen kleinen Dorfbummel unternahmen.

Unsere Gruppe (die Josch, Mitchel, Dennis, Nancy, Cindy und mich beinhaltete) verband Beides. Zuerst holte sich jeder ein Eis und anschließend schauten wir uns etwas im Dorf und auf den Wiesen und Feldern um.

Pünktlich trafen wir am verabredeten Treffpunkt ein, um uns wieder auf den Heimweg zu begeben. Der Rückweg war etwas abstrengender, als der Hinweg, da wir alle ein wenig erschöpft waren. Doch letztendlich hatten wir (auch Cindy) den Tag gut überstanden.

Zum Abschluss, als sich alle wieder in ihre Häuser oder woandershin verzogen, flüsterte Josch mir noch flüchtig ins Ohr, dass ich bitte so gegen acht unten am Grillplatz auf ihn warten sollte, weil er etwas Wichtiges mit mir besprechen wollte und zwar allein. Na, so eine Überraschung (ich weiß nicht wieso, aber bei dem Gedanken daran fing mein Herz auf einmal an, wie wild zu hämmern)! Bis dahin hatte ich allerdings noch ein bisschen Zeit für mich, deshalb beschloss ich, Dennis nochmal einen Besuch abzustatten.

Um sicher zu gehen, dass er allein war, spähte ich vorsichtig durch das Fenster ins Zimmer. Und erstarrte. Ich konnte einfach nicht glauben, was ich da sah. Ich sah Dennis... und ein Mädchen, das ich nicht kannte, sie mochte wohl in seine Klasse gehen. Das allein wäre ja nicht schlimm gewesen, aber die Beiden Küssten sich! Sie züngelten auf eine Weise, die mich so anwiederte, dass ich beinahe kotzen mustse! Und dann begann er auch noch, ihr langsam das Top auszuziehen! Ich hatte genug gesehen, wandte mich ab und lief hinunter zum See, wo ich ein paar Tage vorher ein kleines Geheimversteck gefunden hatte. Dorthin zog ich mich zurück. Ich kauerte mich auf den Boden und starrte vor mich hin. Dieses Gefühl, was sich da in mir breitmachte, mochte ich überhaupt nicht leiden. Ich fühlte mich verletzt, aber nicht so, als ob ich angeschossen wäre, sondern anders. Es war ein Schmerz, der alles Andere, was ich vorher schon an Erfahrungen mit Schmerzen gemacht hatte, übertraf.

Ich konnte es nicht verstehen! Er war doch so sanft gewesen, so einfühlsam. Vielleicht war ich ihm zu jung, wer weiß?

Eine winzigkleine Träne lief mir über die Wange, ich wischte sie mit dem Finger ab und betrachtete sie. Ich hatte noch nie zuvor geweint, deshalb vergaß ich den Schmerz für eine Weile und besah mir die Träne eingehend.

Wie schwer musste er mich verletzt haben, ging es mir durch den Kopf, dass es mich zum weinen bringt? Darüber war ich mir gar nicht ganz bewusst. Ich wusste nur, dass ich bitter enttäuscht war. Würde ich je wieder so ein Gefühl empfinden können, wie ich bei ihm empfunden hatte, als er mich küsste? Würde ich je wieder vertrauen können? Ich wusste es nicht; ich wusste nur, dass er mein Leben hätte zerstören können, wenn ich seine "nette Bekanntschaft" mit diesem anderen Mädchen erst dann erfahren hätte, wenn ich so weit auf ihn eingegangen wäre, dass alle meine Gefühle nur ihm gehörten. Das war nicht geschehen. Aber eine Frage quälte mich weiter: Warum? Warum in aller Welt hatte er das gemacht?!

Ich blieb lange in meinem Versteck und sinnierte über diese Fragen nach, bis mir nach einem zufälligen Blick auf meine Uhr auffiel, das es schon kurz nach acht war. Eigentlich wollte ich mich ja mit Josch treffen. Aber war ich bereit dazu, nach dem, was mir heute angetan wurde? Vielleicht tat er mir auch weh?

Ich beschloss, das konnte man nur herausfinden, indem man es ausprobierte, verließ mein Versteck und begab mich zum Grillplatz, wo Josch schon auf mich wartete.

"Hi. Da bist du ja, ich dachte schon, du würdest nicht kommen..."

"Ich hatte es überlegt. Aber wie du siehst, bin ich hier. Was willst du denn?"

"Ähm, ja... Ich finde, wir sollten einen kleinen Spaziergang machen, du nicht auch? Dann geht es leichter."

"O.k.."

"Sehr gesprächig bist du ja nicht gerade. Was ist mit dir los?"

"Könnte man dich genauso gut fragen. Nachdem du mir so lange aus dem Weg gegangen bist..."

"Ja, da hast du Recht..."

Schweigend schlenderten wir auf den Wald zu, denn das war der einzige Ort, an dem man nicht schon von Weitem gesehen werden konnte und da Josch nicht unbedingt wollte, das die Anderen davon erfuhren und Fragen stellten, war das genau das Richtige.

Nachdem wir also eine geraume Weile stumm nebennander gegangen waren, ergriff Josch nochmal das Wort:

"Also, ich... ich wollte dir sagen... naja, dass es mir Leid tut."

"Was tut dir Leid?", fragte ich und zog die Brauen hoch.

"Das ich die ganze Zeit nicht mit dir sprechen wollte und dass ich immer nur mit Cindy zusammen war."

"Aha."

"Kannst du mir verzeihen?"

"Keine Ahnung. Muss ich mal drüber nachdenken."

"O.k.. Wie gesagt, es tut mir schrecklich Leid."

Ich wollte gerade etwas erwidern, als ich wieder dieses bestimmte Rascheln hörte.

"Was... was ist denn?", fragte Josch erstaunt, als ich plötzlich wie angewurzelt stehenblieb.

"Ich hab was gehört..."

"So? Was denn?"

"Irgendjemand kommt auf uns zu. Ca. aus dieser Richtung."

Ich deutete in den Wald hinein.

"Du hast dich sicher getäuscht, ich..."

Er brach ab.

"Jetzt... jetzt hör ich es auch! Lass uns lieber gehen!"

"Gute Idee!"

Wir drehten um und legten einen Zahn zu, sodass wir nicht liefen, aber auch nicht gingen. Mit der Weile steigerten wir das Tempo, da wir die Schritte (mittlerweile hatten wir erkannt, dass es sich um Schritte handelte) schon ziemlich nah hinter uns hörten. Plötzlich war nichts mehr zu hören und überrascht hielten wir innne und lauschten.

Auf einmal vertrat uns ein Mann den Weg. Er sah schrecklich aus, einfach eklig. Ein ungepflegter Bart, fettige Haare, alte, löchrige Klamotten und ein leicht verücktes, fieses Glitzern in den Augen.

"Was wollen Sie?!", quetschte Josch heraus.

"Ich? Ich will gar nichts", antwortete der Mann nervös und sah sich hektisch um, "nur etwas zu essen vielleicht und ein paar neue Sachen zum anziehen. Ihr habt nicht zufällig was davon dabei, oder?" Er kicherte hysterisch und starrte uns an.

Ich nahm mich zusammen und rief, etwas lauter als beabsichtigt:

"Verdammt noch mal, lassen sie uns durch! Wir wollen nach Hause!"

"Nadine, bitte, sei still! Wer weiß, zu was allem der fähig ist...", versuchte Josch mich zu unterbrechen.

"Willst du etwa rebellieren? Ihr dummen Gören! Seid gefälligst ruhig!"

In der Hand der Mannes blitzte ein Messer auf. Das veranlasste mich dazu, die Zähne zusammenzubeißen und ein paar Schritte zurückzuweichen. Josch, der das Messer nicht zu bemerken schien, blieb stehen, wo er war, sodass ich nun hinter ihm stand.

Der offensichtliche Irre kam mit dem Messer in der Hand auf uns zu. Ich versuchte, Josch mit zurückzuzerren, doch der verharrte, starr vor Schreck, auf der Stelle. - Er hatte das Messer jetzt auch bemerkt.

"Josch", wisperte ich, "jetzt mach schon, komm!"

Als er sich endlich aus seiner Erstarrung löste, war es schon zu spät. Der Geisteskranke hatte ihn gepackt und bedrohte ihn mit seinem Messer, sodass Josch keine Chance hatte, sich loszureißen. Auf einmal überkam mich eine unglaubliche Wut. Sie übertraf sogar meine Angst vor diesem Mann. Was hatte er mit Josch vor?! Na warte, dir wird ichs schon zeigen!

Ich ballte die Hände zu Fäusten, so angespannt war ich, als ich mich den Zweien Schritt für Schritt näherte.

"Was willst du? Bleib mir vom Hals oder ich schneid deinem Freund die Kehle durch!", schrie der Irre.

"Lassen sie ihn los und ich bleib weg!", forderte ich und näherte mich noch ein Stück.

Mit einem wütenden Schrei schleuderte er Josch zur Seite und stürzte auf mich zu, das Messer in der Hand. Instinktiv wich ich aus, doch er erwischte mich mit der Klinge noch leicht am Arm. Der Kratzer brannte, doch darauf konnte ich nicht achten, da ich schon wieder attakiert wurde.

"Nadine, vorsicht!", rief Josch, der sich mittlerweile wieder aufgerappelt hatte.

Nun brachen meine uralten Instinkte durch, ohne dass ich es hätte verhindern können. Das hätte ich in dem Moment auch gar nicht gewollt.

Ich ließ ich meinen Angreifer vorbei laufen und sprang, gerade als er sich umdrehte, um nochmals auf mich zuzurennen, auf ihn drauf und schleuderte ihn zu Boden.

Meine Fingernägel hatten eine klaffende Wunde in seine Brust gerissen. Meine Fingernägel? Nein, es waren meine Krallen gewesen. Ohne es zu merken hatte ich mich im Rausch des Kampfes verwandelt. Nun war ich kein Mensch mehr, sondern ein Raubtier, schwarz wie die Nacht, mit tödlichen Krallen und Zähnen.

Ich konnte nicht mehr klar denken, nur der Gedanke, denjenigen zu erledigen, der mich und meinen Kumpanen bedroht hatte, ging mir durch den Kopf. Ich sah den Mann, der unter mir lag, als nichts Anderes an, als meine Beute, die ich erlegen musste.

Ich setzte zum Gnadenstoß an, dem Biss in die Kehle. Doch womit ich nicht gerchnet hatte, war, dass meine Beute nicht ganz so wehrlos war, wie ich dachte. Sie hatte noch das Messer...

Genau in dem Augenblick, als ich meinem Opfer die Kehle durchbiss, spürte ich, wie kalter Stahl in meinen Körper eindrang und langsam tiefer und tiefer in meinen Brustkorb schnitt. Ich wusste, dass ich meine Beute getötet hatte. Das beschaffte mir Befriedigung. Mit dem Gedanken an meinen Sieg hielt ich mich aufrecht. Ich schleppte mich ein paar Schritte weiter, bemerkte nicht, dass das Messer immer noch tief in meiner Brust steckte

Ein Zittern ging durch meinen Körper. Dann brach ich zusammen und alles um mich herum versank in tiefer Dunkelheit...
 

-8-
 

Ich öffnete meine Augen einen winzigen Spalt, schloss sie aber gleich darauf schnell wieder, da grelles Sonnenlicht mich blendete. Kurz darauf hörte ich eine mir bekannte Stimme sanft und etwas unsicher fragen:

"Mieze? Bist du wach?"

Ich drehte meinen Kopf in Richtung der Stimme und blinzelte erst, bevor ich die Augen richtig aufmachte.

Am Anfang verschwommen, bald darauf deutlicher, konnte ich ein karges Krankenhauszimmer und einen Jungen mit braunen Haaren erkennen, der einen erschöpften Eindruck auf mich machte. Ich brauchte eine Weile, bis ich ihn einordnen konnte.

"Josch?"

Das angespannte Gesicht wurde gelöster, sogar Freude spiegelte sich in seinen Zügen wider.

"Ja."

Mehr sagten wir lange Zeit nicht. Wir sahen uns einfach an. Schließlich fragte ich:

"Was ist passiert?"

"Ich...ich weiß selbst nicht so genau. Es ging so schnell."

"Was ist mit... mit diesem Irren?"

"Tot."

"Oh... Ich war das oder?"

Josch nickte nur. Er schien kein weiteres Wort mehr sprechen zu können.

Langsam versuchte ich mich aufzurichten, da zuckte plötzlich ein stechender Schmerz durch meinen Körper. Keuchend ließ ich mich zurücksinken.

"Du hast ein Messer in die Brust gerammt bekommen", begann Josch erklärend. "Es ist fast ein Wunder, das du noch lebst. Es hat dein Herz nur knapp verfehlt. Etwas weiter links und..." Er schwieg, denn weitere Worte waren nicht nötig.

"Und", begann ich zögernd, "wie bist du mit meiner... meiner "Veränderung", sagen wir mal, klargekommen?"

"Ach das... Ich hatte schon geahnt, dass du anders bist. Schon als ich dich das erste mal gesehen habe."

"Anders?"

"Anders als die Menschen hier. Deshalb habe ich dir doch den Spitznamen "Mieze" gegeben. Du hattest etwas von einer Cheen, fand ich. Und da lag ich ja richtig."

Ungläubig starrte ich ihn an.

"Woher weißt du von den Cheen?! Das kann kein Mensch wissen! Bist du etwa auch...?"

Er grinste mich schelmisch an.

Auf einmal wurde die Zimmertür vorsichtig geöffnet und ein Arzt kam herein.

"Ich habe hier Stimmen gehört. Ah! Wie ich sehe bist du wieder bei Bewusstsein. Hast echt Glück gehabt! Was man von diesem armen Schwein nicht sagen kann, das bei euch gefunden wurde..."

"Wo sind eigentlich meine Eltern und meine Schwester?", erkundigte ich mich.

"Die warten draußen. Sie schlafen. Wir konnten sie dazu bringen, dein Zimmer zu verlassen. Dein Freund hier ließ sich allerdings nicht davon überzeugen. Er ist die ganze Zeit bei dir geblieben. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er dich sogar bei der Operation nicht allein gelassen."

Wissend lächelte der Arzt vor sich hin. Auch ich konnte ein Grinsen nicht unterdrücken.

Herr Morton (so hieß der Arzt nämlich) verließ den Raum, um meine Familie hereinzuholen.

Die nächsten Stunden hatte ich nicht eine Minute für mich, weshalb ich auch nicht über die Ereignisse nachdenken konnte, die sich ereignet hatten.

Es wurde viel geredet, doch nicht ein einziges Wort wurde über meine Verwandlung und damit den Bruch der Einreisegesetze oder den mysteriösen Tod des Mannes verloren. Allerdings erfuhr ich, wer er war.

Mit der Annahme, einem Geisteskranken gegenüber gestanden zu haben, hatte ich Recht gehabt. Der Mann hieß Gorden Umes und war aus einer in der Nähe des Sees liegenden Irrenanstalt geflohen. Es wurde fast durchgehend darüber berichtet, aber da niemand auf der Klassenreise, noch nicht mal die Lehrer, weder Radio gehört, noch Fernsehen geguckt hatte, erfuhren wir nicht davon.

Gorden Umes hatte mehrere Morde auf dem Gewissen gehabt; stand deswegen vor Gericht, wurde als geistig gestört eingestuft und in die Psychatrie eingeliefert, von wo er eben vor fünf Tagen ausgebrochen war.

Natürlich war die Klassenreise sofort abgebrochen worden, als das bekannt wurde.

Gegen Abend scheuchte die zuständige Krankenschwester alle Besucher, inklusive Josch, aus meinem Zimmer, da ich, wie sie sagte, Ruhe bräuchte, um mich schnell erhohlen zu können. Dafür war ich ihr sehr dankbar, da ich nun über Alles in Ruhe nachdenken konnte.

Zu Anfang musste ich immer über meine Zügellosigkeit in Punkto Selbstbeherrschung nachdenken. Aber, wenn ich mich nicht verwandelt hätte, würde Umes vielleicht immer noch frei herumlaufen und Josch und ich wären nicht mehr am Leben. Da war mir das Andere schon lieber.

Nach und nach verdrängte eine andere Frage meine Angst vor den gesetzlichen Folgen meiner Tat: nämlich die Frage, was ich für Josch empfand. Als ich so darüber nachdachte, hätte es mir schon von vornherein klar sein müssen. Ich musste immerzu an ihn denken, hatte ein Ziehen im Bauch, wenn ich ihn sah und ein ziemlich mieses Gefühl, wenn er mit Cindy shakerte. Dummerweise wusste ich all diese Zeichen damals nicht zu deuten. Ob wohl wirklich so etwas Schlimmes, wie der nahe Tod hatte sein müssen, um mir klar zu machen, das mir Josch doch nicht so egal war, wie ich mir selbst vorgemacht hatte? Wahrscheinlich.

Jetzt wusste ich es jedenfalls: diese Gefühle konnten nichts Anderes als Liebe sein.

Ich liebte Josch und zwar aus ganzem Herzen. Das war nicht so wie bei Dennis, das war viel stärker. Aber ob Josch auch so empfand wie ich? Warum sollte er sonst die ganze Zeit an meinem Bett gesessen haben. Und als ich mich zurückerinnerte, fielen mir noch viel mehr Zeichen dafür auf. Ich war mir sicher, das Cindy für ihn genau das Gleiche gewesen war, wie Dennis für mich. Jedenfalls hoffte ich das. Ich beschloss, ihm meine Gefühle zu gestehen, wenn ich wieder gesund war. Dann würde er auch nicht glauben, dass er mich schonen müsste, falls er nicht so fühlte, wie ich.
 

Jeden Tag bekam ich Besuch; mal von meiner Familie, mal von jemandem aus meiner Schule und natürlich von Josch. Er verbrachte fast seine gesamte Zeit bei mir. Gleich nach dem Unterricht holte er sich einen Snack aus der Imbissbude o.Ä., kam zu mir ins Krankenhaus und aß mit mir zusammen. Auch seine Hausaufgaben erledigte er in meiner Anwesenheit. Von ihm und Anderen erfuhr ich, dass eine Untersuchung veranlasst worden war, die den Tod von G. Umes erklären konnte, denn natürlich konnte man ihnen nicht die Wahrheit erzählen. Ich hoffte, dass man diesen Fall als ungelöst zu den Akten legen würde.

Die Tage vergingen und nach und nach ging es mir (Dank der Pflege meiner Freunde und Verwandten) immer besser, sodass es nicht verwunderlich war, dass der Arzt mir schließlich mitteilte, dass ich am nächsten Morgen, nachdem ich noch ein paar mal untersucht worden sein würde, nach Hause gehen könnte.

Natürlich freute ich mich sehr; allerdings war damit auch der Augenblick gekommen, wo ich mich darauf einstellen musste, Josch endlich meine wahren Gefühle zu gestehen. Doch meine Bedenken waren in den letzten Tagen fast vollständig zerstreut worden, da Josch sich wirklich rührend um mich gekümmert hatte.

Als die letzte Untersuchung abgeschlossen war, konnte ich mich glücklich auf den Weg machen. Das hatte ich jedenfalls vor.

Ich ging gerade auf die Ausgangstür zu, als mich Herr Morton anhielt.

"Ich muss nochmal kurz mit dir reden", sagte er und nahm mich zur Seite.

Neugierig hörte ich zu.

"Machst du vielleicht Bodybuilding oder sowas in der Art?"

Diese Frage erstaunte mich nun doch sehr.

"Nein, habe ich noch nie gemacht. Früher bin ich aber ziemlich viel gelaufen. Warum?"

"Du hast einen, für ein Mädchen in deinem Alter, sehr ungewöhnlich müskulösen Körper. Außerdem ist mir aufgefallen, dass deine Lunge um einiges größer ist, als es normalerweise der Fall ist."

"Aha. Tja, ich bin, wie gesagt, sehr viel gelaufen und habe deshalb auch eine hohe Ausdauer."

"Mh, o.k., dann kannst du gehen, denk ich mal. Aber komm bitte öfters zu Routinechecks, ja?"

"Bis dann."

Ich machte schnellstens, dass ich rauskam, denn dieser Typ hatte mich ziemlich nervös gemacht. Hoffentlich hatte ich nichts in meinem Körper, was nicht für einen Menschen typisch war.

Es wunderte mich ein bisschen, dass niemand da war, um mich abzuholen. Hm, Josch & Co. waren noch in der Schule. Wo allerdings meine Eltern blieben, konnte ich nicht verstehen. Naja, den Weg nach Hause kannte ich ja, also marschierte ich los.

Vor der Haustür angekommen, klingelte ich kurz. Es dauerte etwas, bis die Tür geöffnet wurde.

"Hi Ma! Bin heute entlassen worden, habt ihr das vergessen?!"

"Oh, nein! Tut mir so Leid, Schatz, aber das haben wir unter dem Stress vollkommen vergessen! Komm erstmal rein, dann erklär ich dir, was los ist."

Verunsichert betrat ich das Haus; meine Mum führte mich schnurstracks ins Wohnzimmer, wo mein Dad und zwei Männer saßen, die ich nicht kannte. Ein ungutes Gefühl sagte mir, dass sie nicht gekommen waren, um Tee zu trinken. Mum stellte mich vor; die Namen der Männer erfuhr ich nicht.

Die Beiden waren lang und schlank, aber der eine hatte kalte graue Augen, während der zweite sanfte braune Augen hatte. Ihre Gesichter waren scharf geschnitten, raubvogelähnlich.

"So", begann der erste, "du bist also das Mädchen, dass die Regeln nicht beachtet hat und wegen der die gesamte Rasse der Cheen Gefahr läuft, entdeckt zu werden..."

Oh, shit! Ich hatte mir schon gedacht, dass das nicht ohne Folgen abgehen konnte.

"Weißt du", fuhr der Mann fort, "was das heißt?"

Ich schüttelte stumm den Kopf und starrte auf den Boden.

"Das heißt, dass alles, was jahrelang unter strengster Geheimhaltung abgelaufen ist und wozu man tausende Leute gebraucht hat, an einem Tag von einer Person zerstört werden kann. Und diese Person bist du! Was hast du dir eigentlich dabei gedacht?!"

"Ich... ich wollte doch nur Josch beschützen...", stammelte ich leise.

"Heißt das, das jemand davon mitgekriegt hat und noch lebt?!" Der Grauäugige schrie fast. Sein Kollege beschwichtigte ihn und fragte:

"Wer ist Josch?"

"Er ist eine Klasse über mir und... er ist ein Cheen, wie ich. Er wird uns bestimmt nicht verraten! Da bin ich mir ganz sicher, wirklich!"

"Hm, ein Cheen, ja? Na, wenn das so ist... Hör zu: Das, was du getan hast, kann normalerweise nicht ohne Folgen bleiben, aber es handelte sich ja um Notwehr, insofern könnten wir vielleicht eine Ausnahme machen. Allerdings geht das nur, wenn niemand erfährt, was wirklich passiert ist. Das verstehst du doch, nicht wahr?"

"Ja... Aber wie wollt ihr das anstellen?"

"Wir haben so unsere Mittel und Wege. Überall sind Leute von uns eingeschleust, die dafür sorgen, dass alles glatt geht und die Menschen keinen Verdacht schöpfen. Wir werden versuchen, zu vertuschen, was du getan hast. Wenn allerdings doch etwas rauskommen sollte, wirst du verbannt, kapiert?"

"Ja, hab ich."

Der Braunäugige nickte kurz; er und sein Partner erhoben sich und gingen ohne ein weiteres Wort. Ich war froh, so glimpflich davon gekommen zu sein.

Die ganze Zeit über hatten meine Eltern kein Wort gesagt. Jetzt setzte Dad an:

"Da hast du ja nochmal Glück gehabt. Bete, dass nichts rauskommt..."

Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu:

"Ich bin froh, dass es so harmlos verlaufen ist."

Meine Ma pflichtete ihm bei und ich stimmte auch zu.

Von da an wurde kein Wort darüber verloren; wir vergaßen es einfach und warteten darauf, dass Meike von der Schule wieder nach Hause kam.
 

"Hi Schwesterherz! Na, wie wars in der Schule?"

"Nadine! Du bist ja heute entlassen worden, stimmt ja! Oh, hoffentlich hat Josch das nicht vergessen..."

"Wird er schon nicht. Und wenn doch, dann ist er bestimmt clever genug, um hierher zu kommen, falls er mich sehen will."

Meike und ich stiegen die Treppe rauf zu unseren Zimmern, von denen meins ausnahmsweise mal aufgeräumt war, da ich es so lange nicht mehr benutzt hatte. Ihr Zimmer dagegen war mal wieder Chaos pur. Sie war in der Beziehung noch schlimmer als ich...

"So, jetzt bist du also wieder fit", stellte Meike fest und drückte mich glücklich. "Was wollen wir jetzt machen, um deine volle Genesung zu feiern?"

"Hm, weiß nicht... Wie wärs, wenn wir ne kleine Party veranstalten. In der Schule gibt's doch einen Raum, den man dafür mieten kann!"

"Ja!", stimmte Meike begeistert zu, "Dann bestellen wir Partyservice und DJ und so weiter! Das wird mega, sag ich dir!"

Sie hatte sich so richtig in Rage geredet.

"Lass uns überlegen", machte ich weiter, "heute ist Montag. Wenn das mit dem Raum mieten usw. alles klappt, könnten wir die Fete theoretisch an diesem Freitag schmeißen..."

"Genau! Lass gleich mal Mum und Dad fragen!"

Unsere Eltern waren zwar nicht ganz so von der Idee begeistert, wie wir, doch sie stimmten zu, das Ganze zu finanzieren.

Aber organisieren mussten wir. Also machten wir uns gleich an die Arbeit:

Es musste bei der Schule gefragt werden, ob der Raum frei war; der Partyservice musste beauftragt und ein DJ angeheuert werden. Natürlich durfte auch Deko nicht fehlen. Da hatte Mum sich bereit erklärt, einzukaufen.

Und, zu guter Letzt, die Einladungen!

Für spezielle Gäste machten wir extra kleine Kärtchen und sonst wollten wir einfach ein Plakat in der Schule aufhängen.
 

Am Donnerstag war endlich alles abgewickelt. Die viele Arbeit hatte sich gelohnt - eine coole Fete war geplant und organisiert worden.

Zufrieden betrachteten Meike, Josch (er htte mitgeholfen, nachdem er mich am Montag noch besucht und von der Party erfahren hatte) und ich den geschmückten Partyraum. Es war alles aufgebaut, nur das Buffet und der DJ fehlten noch. Das kam dann am nächsten Tag, wenn die Fete steigen sollte.

Oh man, waren wir aufgeregt! Wir konnten nur noch davon reden und hatte nichts Anderes im Kopf. Insofern war es auch nicht verwunderlich, dass Josch noch nichts von meinen wahren Gefühlen erfahren hatte.

Morgen sollte der Tag sein, an dem er es erfuhr, das hatte ich mir ganz fest vorgenommen. Irgenwann im Laufe der Feier wollte ich mich mit ihm abschotten, nach draußen gehen und diesem enormen Brocken, den ich da in mir rumtrug, loswerden.

Da zu der Vorfreude wegen der Party nun auch noch dieses Spannungsgefühl dazukam, war es nur logisch, dass ich am Freitagvormittag immer hibbeliger wurde, je weiter der Zeiger der Uhr wanderte. Deswegen wurde ich im Unterricht auch öfter von den Lehren angeblafft, von wegen "es wäre ja noch nicht Wochenende" und solche Kommentare.

Auf jeden Fall standen Meike und ich letztendlich vor einem geschmückten Partyraum, mit unwiderstehlichem Essen und einem (nur so nebenbei gesagt, wirklich zum anbeißen süßen) DJ und warteten auf die Gäste, während wir ungeduldig hin- und herrannten, um klarzustellen, dass auch wirklich alles perfekt war.

Pünktlich trudelten die erwarteten Gäste ein und begannen sofort, sich erstmal über das Essen herzumachen. So langsam füllte sich der Raum; es kamen auch Leute, die wir nur vom Sehen her kannten und mit denen wir noch nie ein Wort gewechselt hatten. Einige waren Meike und mir sogar gänzlich unbekannt, was aber nichts ausmachte.

Nach ca. einer Stunde war der Raum proppevoll und die hungrigen Mäuler größtenteils gestopft. Jetzt kam Tanzstimmung auf; der DJ legte einige fetzige Lieder auf und los gings!

Bis auf ein paar Leute, die noch mit Essen beschäftigt waren oder einfach keine Lust auf Tanzen hatten, hatten sich alle auf die Tanzfläche begeben.

Die Stimmung konnte nicht besser sein! Meine Schwester, unsere Freunde und ich hatten unseren Spaß; wir amüsierten und köstlich.

Mittendrin ging plötzlich die Musik aus und aller Augen richteten sich auf das Mischpult, an dem jetzt nicht nur der DJ, sondern noch eine andere Person stand. Es war Cindy! Ich hatte sie schon seit einiger Zeit vermisst...

"So Leute", sprach sie ins Mikro, "die meisten von euch wissen wahrscheinlich gar nicht, warum hier eine Party steigt, stimmst?"

Überwiegendes Schulterzucken war die Reaktion.

"Nun, ihr habt doch sicher von der Schülerin gehört, die von einem Geisteskranken beinahe erstochen wurde oder?"

Bei einigen zeigten sich wissende Gesichtsausdrücke, während ich mich langsam daran machte, mich zu verkrümeln. Ich kam allerdings nicht weit, da ich von Meike, Nancy und Josch festgehalten wurde, als sie meinen Fluchtversuch bemerkten. Tja, das war wohl nichts.

"Jedenfalls", fuhr Cindy fort, "hat dieses Mädchen, sie heißt übrigens Nadine, es überlebt und hat anlässlich dieses Fast-Wunders bschlossen, diese Fete zu organisieren. Nadine, würdest du mal nach vorne kommen?"

Erwartungsvolle Blicke durchforsteten den Raum, darauf wartend, dass eine gewisse Nadine endlich nach vorne kam.

Ich wurde von meinen Freunden förmlich nach vorne geschoben, bis ich neben Cindy und dem DJ hinter dem Mischpult stand. Oh man, war das peinlich! Abwartende Stille erfüllte den Raum.

"Ähm... ja... also... ich bin Nadine und hab zusammen mit meiner Schwester und einem Freund das ganze hier organisiert und jetzt will ich euch nicht weiter aufhalten und wünsche euch noch viel Spaß."

Nach und nach begannen alle Gäste, nach meiner eher holperigen "Ansprache" zu applaudieren und ich machte, dass ich schnell wieder weg kam.

Im vorbeigehen zischte ich Cindy noch ein "na warte, das klären wir später" zu, bevor ich mich endgültig nach draußen verzog.

Drinnen begann die Musik wieder zu spielen, doch ich hatte im Moment noch keine Lust, wieder reinzugehen.

Nachdem ich eine geraume Weile draußen gesessen und die Sterne, die in dieser Nacht sehr hell leuchteten, betrachtet hatte, bekam ich Gesellschaft von Josch, der sich gewundert hatte, wo ich so lange geblieben war.

Er ließ sich neben mir nieder und starrte wie ich in den Himmel.

Nach ein paar Minuten, in denen Stillschweigen geherrscht hatte, fragte er schließlich:

"War das so peinlich für dich? Tut uns echt Leid. Wir wollten nur, dass jeder weiß, warum wir feiern..."

"Ist schon o.k., war ja gar nicht so schlimm..."

"Warum bist du denn dann hier draußen?"

"Ich wollte meine Ruhe haben. Hab einfach keine Lust gehabt, wieder feiern zu gehen."

Mein Herz schlug mir bis zum Hals und ich hatte das Gefühl, als ob mein Magen Aerobic machte. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, an dem ich Josch eigentlich gestehen wollte, was ich empfand.

Doch ich konnte es einfach nicht. Es war, als ob mein Hals zugeschnürt war, sobald ich ein Wort darüber über die Lippen bringen wollte.

Im Partykeller hatten Josch und Cindy schon wieder so miteinander geflirtet, das meine anfängliche Sicherheit deutlich geschrumpft war.

Außerdem war es etwas Anderes, sich auszumalen jemandem seine Liebe zu gestehen und es wirklich zu tun.

Jedenfalls saßen wir wieder lange schwiegend beieinander und genossen die warme Spätsommernacht.

Plötzlich wandte Josch sich mir zu und schaute mir gerade ins Gesicht.

"Nadine?"

"Ja?"

"Ich... ich muss dich was fragen..."

Er senkte den Blick wieder, wich meinem aus.

"Und was?"

"Naja, das ist so..."

Ich ließ ihm Zeit, da ich instinktiv wusste, dass ich ihn jetzt auf gar keinen Fall drängen durfte.

Josch nahm all seinen Mut zusammen und begann:

"Meine Frage ist: Liebst du Dennis?"

Vollkommen perplex starrte ich ihn an. Schließlich erwiderte ich:

"Ich... ich ähm... nein!"

Bestimmt schüttelte ich den Kopf.

"Warum fragst du das?!"

"Naja... du hast doch eindeutig mit ihm geflirtet, das hat jeder gesehen. Er ist doch auch drauf eingestiegen, z.B. bei dem Ausflug ins alte Dorf..."

"Ach das..."

Ich machte eine abwehrende Handbewegung.

"Das war nichts, ehrlich. Nur eine kleine Spielerei", log ich, da ich mich nicht traute, Josch die Wahrheit zu sagen. Warum auch? Ich wusste doch, das ich nur ihn liebte; Dennis war gegessen.

"Und wie war das mit dir und Cindy?"

"Hm, ich weiß nicht... Ich glaube, das war auch nichts. Vielleicht habe ich das nur gemacht, um mich darüber hinwegzutrösten, dass du..."

"Dass ich was?"

"Dass du mit Mitchel ausgegangen bist!"

"Ach du meine Güte! Das habe ich doch bloß gemacht, weil Nancy sich nicht allein getraut hat! Ich hab gar nichts für Mitchel empfunden, das kannst du mir glauben!"

Diesmal war es sogar die Wahrheit.

Ich schluckte ein paar Mal, bevor ich mich dazu durchringen konnte, die Frage zu stellen, die mir schon länger auf den Lippen brannte:

"Dann bist du also nur mit Cindy zusammen gewesen, weil... weil du dachtest, dass ich dich nicht liebe?"

"Ja..."

"Josch, aber ich... ich liebe dich doch!"

Seine Augen begannen zu funkeln, als er das hörte. Er sah mich direkt an, sodass ich tief in seine warmen, braunen Augen blicken konnte.

Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen, als er erwiderte:

"Ich liebe dich auch. Ich habe mich schon in dich verliebt, als ich dich das erste Mal an der Bushaltestelle gesehen habe."

Es bedurfte keiner weiteren Worte mehr. Wir wussten, was wir für einander empfanden und von nun an würden wir es auch nie wieder unterdrücken oder zurückhalten.

Verträumt kuschelte ich mich an ihn und betrachtete nochmals die Sterne, während Josch mir sanft übers Haar strich.

Eine wohlige Gänsehaut verteilte sich über meinen ganzen Körper, als ich noch enger an ihn heranrückte.

Plötzlich brach Josch die vorher herrschende Stille und fragte etwas bedrückt:

"Sag mal, wie soll ich das eigentlich Cindy erklären? Ich will ihr nicht weh tun..."

Für mich war damit die ganze Stimmung flöten gegangen, da ich nun an meine Freundin denken musste, auf die ein, meiner Meinung nach, ziemlich großer Schock wartete.

"Hm. Sag ihr die Wahrheit. Am besten gleich jetzt."

Josch nickte zustimmend und zu zweit begaben wir uns im Partyraum auf die Suche nach Cindy.

Wir fanden sie in bester Stimmung am Buffett vor.

"Ähm, hi Cindy!", begrüßte Josch sie etwas verlegen.

"Oh, Josch!"

Cindy wurde sichtlich nervös und spähte kurz zur Herrentoilette hinüber.

"Josch, hör mal", druckste sie rum, "ich muss dir ein Geständnis machen."

"So?"

Neugierig blickte er sie an.

"Ja, weißt du... Ich möchte Schluss machen."

"Öh... aha. O.k.."

(Ich wusste gar nicht, dass die beiden zusammen waren! Hm, sehr komisch, naja) Josch war etwas verduzt, aber im Nachhinein doch froh darüber, dass er es nicht hatte sagen müssen. So verduzt, dass er noch nicht einmal nach dem Grund fragte.

"Du nimmst das einfach so hin?! Willst du denn gar nicht wissen, warum?"

Cindy verstand die Welt nicht mehr.

"Oh, doch klar!"

"Naja... ich hab jemanden kennengelernt, der ist einfach supersüß. Ich hab mich in ihn verliebt und ja... Jetzt sind wir halt zusammen."

"Gut. Dann bis demnächst."

"Äh, ja..."

Irgendwie tat Cindy mir trotzdem Leid, auch wenn sie jetzt einen neuen Freund hatte. Ich meine, sie musste sich doch sehr wundern, weil Josch das einfach so hingenommen hatte. Wie er wohl reagiert hätte, wenn er wirklich in sie verknallt gewesen wäre? Ist nun auch egal, das Problem mit der Freundin hätten wir dann ja geklärt.

Nun wollten wir zwei uns amüsieren! Josch zerrte mich mit auf die Tanzfläche und dann wurde getanzt, was das Zeug hielt!

Plötzlich tippte mir jemand von hinten auf die Schulter.

"Na, wie wärs, wollen wir nicht mal tanzen?"

Ach, du grüne Neune, Dennis! Ich hatte ihn ja seit diesem verheerenden Abend auf der Klasseneise gar nicht mehr gesehen! Das hieß, er wusste noch gar nicht, das ich ihn mit diesem anderen Mädchen erwischt hatte...

"Nein, ich will nicht tanzen! Lass mich in Ruhe."

"Hey, was hast du denn? Warum bist du so abweisend?"

Ich packte Dennis am Arm und zog ihn mit nach draußen; Josch hatte ich gesagt, dass er drinnen auf mich warten sollte.

Als ich mir sicher war, dass niemand außer uns beiden da war, stellte ich Dennis zur Rede:

"Du hast gut reden, du Mistkerl! Ich dachte, du empfindest was für mich! Ich...!"

"Was meinst du?", wurde ich von ihm unterbrochen, "Ich hab doch gar nichts gemacht!"

"Du hast nichts gemacht?!"

Meine Stimme überschlug sich fast, so empört war ich über seine Schweinheiligkeit.

"Mit einem anderen Mädchen rumknutschen nennst du also nichts, ja?! Und wer weiß, was ihr noch alles gemacht habt! Das wollte ich gar nicht erst herausfinden!"

Dennis' Gesichtsausdruck verriet, dass er wusste, wovon ich sprach. Nun hatte er sich verraten.

"Also, ich... ähm...", stammelte er nervös.

"Du brauchst gar nichts zu sagen! Da ich jetzt weiß, woran ich bin, lass ich mich nicht mehr auf dich ein, kapiert? Du hälst dich einfach von mir fern, ist das klar?!"

Etwas zerknirscht nickte Dennis; er setzte an, etwas zu sagen, überlegte es sich aber doch anders und ging ohne ein weiteres Wort.

Auf der Party ließ er sich an diesem Abend nicht mehr blicken, wofür ich ihm auch sehr dankbar war.

Erwartungsvoll sah Josch mir entgegen, als ich wieder im Fetenraum erschien.

"Und? Was wollte er?"

"Ach, ist doch egal. Ich hab ihm klargemacht, dass zwischen uns wirklich nichts mehr läuft und jetzt ist das auch abgeschlossen."

"Hm. Na, wenn du meinst..."

Den Rest des Abends verbrachten wir mit tanzen, sodass wir, als auch die Letzten (bis auf Cindy, Nancy, und Meike) gegangen waren, todmüde waren.

Das Dumme war nur, dass wir noch aufräumen mussten, also machten wir uns im Halbschlaf daran, Ordnung zu schaffen.

Um halb vier war endlich alles geschafft. Mit dem letzten Rest unserer Kraft schleppten wir uns nach Hause; fielen wie ein Stein ins Bett und schliefen auf der Stelle ein.
 

-9-
 

Den nächsten Tag verschlief ich fast ganz; im Gegensatz zu Meike, die um zwölf schon wieder auf den Beinen war. Gegen vier Uhr Nachmittags war ich endlich dazu zu kriegen, aus dem Bett zu steigen und etwas zu essen.

Da ich ja nichts im Magen hatte, verschlang ich drei Portionen Rührei mit Speck und drei Brötchen und trank vier Gläser Sprite.

Nach diesem "Frühstück" ging ich an die frische Luft, um richtig wach zu werden.

Die Sonne schien und strahlte Milde und Wärme aus; ich fühlte mich sauwohl und beschloss, ein bisschen im Park spazieren zu gehen.

Anscheinend war ich nicht als Einzige auf diese Idee gekommen, denn auf meinem Streifzug durch den Park begegnete ich Josch, der sich auf einer Bank im Sonnenlicht räkelte.

"Na, auch ausgeschlafen?", begrüßte ich ihn.

"Hi! Ja, klar. Oh man, bin ich froh, dass wir jetzt Ferien haben! Stell dir mal vor, dass wir übermorgen schon wieder zur Schule müssten! Mein gott..."

Ich grinste und setzte mich zu ihm.

"Der Abend gestern war schön...", meinte Josch nach einer Weile des Schweigens.

"Hmh... find ich auch."

Wir kuschelten uns aneinander und dösten vor uns hin (wir waren nämlich doch noch etwas müde).

Leider begann der Himmel sich zu bewölken, sodass es deutlich kühler wurde und ich zu frösteln anfing.

"Wollen wir zu mir?", erkundigte Josch sich feundlich, als er das bemerkte.

"Oh, ja. Da ist es bestimmt wärmer."

So machten wir uns auf den Weg zu ihm nach Hause.
 

Bei ihm angekommen, zogen wir uns sofort in sein Zimmer zurück, welches angenehm warm war, sodass ich mich wieder wohler fühlte. Wir schmissen uns aufs Sofa und beratschlagten, was wir jetzt machen könnten

Schließlich eingten wir uns auf Musik hören und faulenzen.

Die Sonne schien durch das Fenster ins Zimmer, direkt auf uns, sodass wir in warmes Licht getaucht waren, als wir uns aneinander schmiegten und die Musik genossen, die Josch aufgelegt hatte. Es handelte sich dabei um ruhige Musik von SheenaB., bei der man so gut einschlafen konnte. Vielleicht war das ja Absicht gewesen?

Auf jeden Fall lehnte ich schläfrig an Joschs Schulter und kuschelte mich an ihn, während er mir sanft den Rücken kraulte.

Ich seufzte leise und ließ mich einige Zeit von ihm verwöhnen, bis ich die Augen, die ich vorher geschlossen hatte, wieder öffnete und Josch schläfrig anblinzelte.

Joschs Hand ließ von meinem Rücken ab und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht, die sich aus meinem Zopf gelöst hatte, während er mir liebevoll in die Augen blickte.

Ach, diese wundervollen, dunklen Augen! Ich hätte sie die ganze Zeit ansehen können...

Joschs Gesicht näherte sich meinem, bis es nur noch eine Haaresbreite von mir entfernt war. Nach einem spannungsgeladenen Augenblick, in dem wir uns immer noch tief in die Augen sahen, berührten sich unsere Lippen zärtlich.

Plötzlich musste ich wieder an Dennis denken und daran, dass er mich ganz mies betrogen hatte. Im Grunde wusste ich, dass Josch so etwas nie machen würde, doch trotzdem konnte ich nicht zulassen, dass er mich weiter küsste.

Ich drehte mein Gesicht zur Seite und starrte etwas beschämt auf den Boden.

"Was ist?", fragte Josch leise und drehte mein Gesicht wieder in seine Richtung.

"Ich... ich kann nicht..."

"Schon o.k.", erwiderte Josch verstehend und nahm mich liebevoll in den Arm. "Es ist nicht schlimm, wenn es dir zu schnell geht. Ist echt nicht schlimm."

"Danke."

Erleichtert entspannte ich mich und kuschelte mich wieder an ihn. Ich würde wohl noch einige Zeit brauchen, um die Sache mit Dennis zu verkraften. Sie hatte mich tiefer getroffen, als ich gedacht hatte. Wenn ich nun nie darüber hinwegkommen würde? Darüber wollte ich gar nicht nachdenken.

Für den Rest des Tages vergaß ich es einfach und genoss Joschs Nähe, während wir einfach Arm in Arm auf dem Sofa lagen.
 

Gegen Abend machte ich mich wieder auf den Weg nach Hause, versprach Josch aber, ihn am nächsten Tag zu besuchen.

Auf dem Weg machte ich mir Gedanken über meine Gefühle. Ich liebte Josch, da war ich mir sicher. Doch warum konnte ich ihm nicht vertrauen? Das konnte nicht nur mit Dennis zusammenhängen. Ob es wohl an mir lag? Vielleicht war ich gar nicht fähig, zu vertrauen oder richtig zu lieben. Vielleicht war das, wovon ich dachte, dass es Liebe war, in Wirklichkeit etwas ganz Anderes? Ich wusste weder ein noch aus und dachte, schlimmer ging es nun echt nicht mehr. Wobei ich mich, wie immer, mal wieder getäuscht hatte...
 

Zu Hause wartete noch eine weitere Überraschung auf mich.

Als ich das Haus betrat, spürte ich die Anwesenheit eines Fremden. Einerseits kam er mir gänzlich unbekannt vor, andererseits hatte ich das Gefühl, ihn schon irgendwann einmal getroffen zu haben.

Etwas irritiert ging ich ins Wohnzimmer, um mir den Burschen mal aus der Nähe anzusehen. Dort traf ich auch den Rest der Familie an, die alle ziemlich betrübte Mienen aufgesetzt hatten. So langsam wurde mir das ein bisschen unheimlich...

"Hallo Nadine, da bist du ja", begrüßte meine Mutter mich tonlos. "Wir haben schon auf dich gewartet."

"Hi Mum. Wer ist das?"

Mit fragendem Blick deutete ich auf den Mann, der es sich auf dem Sofa gemütlich gemacht hatte und jetzt Anstalten machte, aufzustehen.

"Gestatten, dass ich mich selbst vorstelle", begann er. "Mein Name ist Z-834D. Ich komme im Auftrag meiner Herrin und meines Meisters von Marota hierher, um Euch abzuholen."

"Äh, was bitte?!", ich glaubte meinen Ohren kaum. "Abholen? Zurück nach Marota oder was? Aber warum denn?!"

Ich war völlig außer mir. Natürlich, ich vermisste Marota schon lange und hatte mir oft gewünscht, zurückzukehren, aber jetzt... Irgendwie hatte ich diesen Planeten ins Herz geschlossen, ihn als meine Heimat angesehen. Und nun sollte ich weg?

"Wer sind denn bitte Ihre Herrin und Ihr Meister, wenn ich fragen darf?"

"Ihr dürft. Meine Herrin trägt den Namen K-634F", (oh, oh, das kam mir iregndwie bekannt vor! Wie war mein Name nochmal gewesen? Verdammt, ich hatte ihn vergessen!), "und mein Meister den Namen K-892F. Die Beiden sind Eure leiblichen Eltern."

Nein! Ich hatte es ja gewusst! Aber, was wollten sie nach so langer Zeit von mir? Zumal sie mich doch allein gelassen hatten?

"Mei...meine Eltern?", stotterte ich fassungslos. Ich konnte es immmer noch nicht glauben. Plötzlich kam zu dem Gefühl der Hilflosigkeit noch etwas anderes hinzu: nämlich Wut.

"Aber ich habe doch Eltern! Das hier ist meine Familie! Sie hat mich nicht allein gelassen, sondern hat sich um mich gekümmert! Ich will nicht zurück!"

"Es tut mir Leid, aber ich habe den Befehl, sie zurückzubringen. Eure Eltern brauchen eine Nachfolgerin."

"Häh?!"

"Mir scheint, Ihr wisst nicht, wer Eure Eltern überhaupt sind, nicht wahr?"

"Woher denn auch?!", kochte ich.

"Sie sind die Herrscher über Marota."

"Äh..."

Mir blieben meine Worte im Halse stecken. Ich war die Tochter von Cheena und Cheeno (so wurden unsere Herrscher genannt)?! Aber...warum hatte mir das niemand gesagt?!

"Lasst es mich Euch erklären", begann der Fremde, "Seine Majestät wollte testen, ob ihr auch ein normales Leben führen könntet. Außerdem solltet Ihr Erfahrungen im Umgang mit anderen Lebensformen machen, weshalb sie darauf achteten, dass Ihr mit zur Erde geschickt wurdet. Nun, da Ihr genug Erfahrungen gesammelt habt, werdet ihr als Nachfolgerin der Cheena Euer Erbe antreten."

"Moment mal. Hab ich da nicht auch ein Wörtchen mitzureden?! Ich meine, wenn ich nun gar nicht die Nachfolgerin der Cheena werden will, weil es mir so, wie es jetzt ist, viel besser gefällt?"

"Tz, Ihr macht Witze!", amüsierte sich Z-834D, fing sich aber wieder, als er mein ernstes Gesicht sah. "Nun ja, selbst wenn es Euer Ernst gewesen sein sollte, müsstet Ihr mitkommen. Mein Meister duldet keinen Widerstand."

Ich sah in die stahlgrauen Augen meines Artgenossen und versuchte, irgendeine Gefühlsregung zu erkennen. Es gelang mir nicht.

"Nadine", schaltete sich jetzt zum ersten Mal mein Vater ein, "er hat Recht. Du musst gehen! Auf Marota wirst du gebraucht!"

"Aber...aber Dad! Ich..."

"Ich stimme deinem Vater zu", meinte meine Mutter, "geh zurück! Dort ist es viel schöner als hier..."

Völlig verzweilfelt wandte ich mich an Meike:

"Meike! Was sagst du dazu?! Willst du auch, dass ich gehe?!"

"Von wollen kann nicht die Rede sein", erwiderte sie leise und wich meinem Blick aus. "Du hast doch gar keine andere Wahl..."

Das reichte! Weg, bloß weg!

Ich drehte mich auf der Stelle um und rannte aus dem Haus. Rannte, ohne zu wissen, wohin. Ich wollte einfach nicht mehr in diesem Zimmer mit diesen Leuten zusammen sein.

Nach einer Weile wurde ich langsamer, blieb schließlich ganz stehen und lauschte. Niemand war hinter mir her, soweit ich das hören konnte.

Ich schlenderte durch die mit Straßenlaternen erleuchtete Straße und stellte auf einmal überrascht fest, dass ich unbewusst zurück zu Josch gelaufen war!

Ich überlegte kurz, ob es jetzt schon zu spät war, um noch bei ihm zu klingeln und entschied mich dagegen.

Kurz, nachdem ich den Knopf gedrückt hatte, öffnete sich die Tür. Ich stieg die paar Stufen bis zu der Haustür hinauf und klopfte, woraufhin Frau Gath, Joschs Mutter öffnete.

"Sag mal Kind, was machst du denn noch hier? Meine Güte, du siehst ja völlig verstört aus, komm rein!"

Wir gingen zusammen in die Küche und setzten uns.

"Möchtest du einen Tee oder irgendwas Anderes?"

"Nein danke, ist schon o.k.."

"Komm schon, du musst doch etwas trinken oder essen, so erschöpft wie du aussiehst!"

"Ma? Wer war das?"

Josch kam in die Küche und stutzte, als er mich entdeckte.

"Nadine! Was hast du?"

Er setzte sich neben mich, während seine Mutter mir einen Kokao kochte.

"Genau Kind, raus mit der Sprache. Irgendwas ist doch passiert."

Nachdem ich meinen Kakao erhalten hatte, fing ich - erst stockend, dann immer flüssiger - an, zu erzählen was vorgefallen war.

Am Ende saß ich an Josch gelehnt und starrte traurig vor mich hin.

"Nadine", sagte Frau Gath ruhig, "ich bin mir sicher, dass deine Eltern und deine Schwester dich bei sich behalten wollen, aber das geht nunmal nicht. Wie sollen sich die drei denn gegen Cheena und Cheeno behaupten, überleg dir das mal."

"Aber... ich will doch nicht weg!", schluchzte ich und vergrub mein Gesicht in Joschs Schulter.

"Ich kann dich verstehen", stimmte Josch zu, "ich möchte auch, dass du hier bleibst..."
 

Frau Gath erlaubte mir, über Nacht zu bleiben, wofür ich ihr sehr dankbar war; am nächsten Tag wollten wir weitersehen.

Ich sollte auf der Couch im Wohnzimmer schlafen und bekam dafür eine Wolldecke und ein Kopfkissen. Als Schlafanzug hielt ein langs T-Shirt her.

Die Couch war gemütlich, doch trotzdem konnte ich in der Nacht nicht einschlafen. Zu viele Gedanken geisterten mir durch den Kopf. Ob Josch wohl auch noch wach war? Ich beschloss, nachzusehen und schlich mich auf Zehenspitzen zu ihm rüber.

"Josch?", flüsterte ich.

"Hm?"

"Du bist noch wach?"

"Ja. Ich konnte nicht schlafen. Ich will nicht, dass du weggehst..."

"Kann ich zu dir ins Bett? Mir ist kalt."

"Klar."

Ich schlüpfte mit zu Josch unter die Decke und schmiegte mich an ihn.

Er trug nur Boxershorts, sodass ich seine warme Haut spüren konnte, als ich meinen Kopf an seine Brust lehnte.

Josch schloss mich in die Arme; ich fühlte mich gleich viel sicherer und geborgener.

Die nächste Zeit lauschten wir nur unseren Atemzügen, dem einzigen Geräusch, dass wir außer unserem Herzschlag noch wahrnahmen. Ich konnte fühlen, wie sich Joschs Brust hob und senkte und strich sanft mit meiner Hand darüber.

Er seufzte leicht und streichelte meine Haare, was ich sehr genoss.

"Ist das schön?"

"Ja..."

Im Dunkeln konnte ich Josch nur schemenhaft erkennen und doch wusste ich genau, wo seine Augen, seine Nase und sein Mund waren.

Ich weiß nicht, wieso, doch auf einmal war die Angst wie weggeblasen, ich fühlte mich so wohl, wie schon lange nicht mehr.

Josch schien meine Entspanntheit zu bemerken; er rutschte mit seinem Gesicht ein Stück tiefer auf meine Höhe und drückte mir einen leichten Kuss auf die Stirn. Seine Lippen wanderten tiefer, küssten mich auf die Augen, die ich geschlossen hatte, auf die Nase und auf die Wangen.

Dann spürte ich seine Lippen auf meinen, doch diesmal blieb es nicht bei einer flüchtigen Berührung wie vorher; dieses Mal war sein Kuss innig und fordernd.

Seine Zunge glitt langsam in meinen Mund; erfoschte sanft jeden Winkel.

Ein wohliges Kribbeln breitete sich in mir aus, als ich seinen Kuss erwiderte.

Nach diesem Kuss, der mir wie eine Ewigkeit vorkam, tasteten seine Lippen sich weiter an meinem Hals entlang, während er mich vorsichtig auf den Rücken gedreht und sich auf mich gelegt hatte.

Nachdem sich Josch eine Weile meinem Hals gewidmet hatte, drehte ich ihn auf den Rücken und verwöhnte ihn.

Josch stöhnte leise, während ich seinen Oberkörper, angefangen an den Schultern, mit sanften Küssen bedeckte.

Ich liebkoste seine Brustwarzen einige Zeit mir meiner Zunge, bis ich weiter nach unten glitt und seinen Bauchnabel umkreiste.

Joschs ganzer Körper war angespannt; er unterdrückte ein lautes Stöhnen, als ich noch ein Stückchen tiefer rutschte.

Als ich an seinen Boxershorts angekommen war, hielt ich inne.

"Was ist?", quetschte Josch hervor.

"Ich glaube, das reicht erstmal, findest du nicht auch? Sonst geht das echt zu schnell..."

Josch nickte und zog mich wieder zu ihm auf gleiche Höhe.

Er legte mich auf den Bauch und schob langsam das Nachthemd höher, unter dem ich nur noch meinen Schlüpfer trug.

Josch zog es mir nicht aus, er wollte nur meinen Rücken "freilegen". Nachdem er das geschafft hatte, erkundetet er jeden Zentimeter meiner Haut mit Lippen und Zunge.

Ich konnte gar nicht genug davon kriegen, denn jede Berührung jagte mir einen neuen Schauer über den Rücken. Doch irgendwann rutschte ich ein Stück zur Seite und zog mein Nachthemd wieder runter; dann legte ich mich neben Josch.

"Das war wunderschön", flüsterte ich ihm zu.

"Fand ich auch... Warum wolltest du nicht mehr?"

"Ich brauche eine Pause. Zuviel auf einmal ist nicht gut. Außerdem müssen wir morgen doch fit sein", erwiderte ich und strich ihm zärtlich über den Rücken.

"Ja, da hast du wohl Recht..."

Zusammengekuschelt schliefen wir in dieser Nacht zum Schluss dann doch noch endlich ein. Mein letzter Gedanke, bevor ich wegdämmerte war, dass diese Nacht nie enden sollte...
 

"Guten Morgen."

Unwillig blinzelte ich, als eine sanfte Stimme mich allzu früh wieder aus dem Schlaf riss.

"Komm schon, du musst aufwachen!", drängte sie weiter.

Mit einem Seufzer schlug ich die Augen auf und sah mich um.

Wo war ich denn hier? Das war auf keinen Fall mein Zimmer, soviel war klar. Ich brauchte eine Weile, bis mir die ganze Geschichte wieder einfiel, die sich den Tag zuvor ereignet hatte.

Ungläublig schüttelte ich den Kopf, um diese gespenstischen Gedanken zu verscheuchen, die einfach nicht wahr sein konnten!

Erst als ich in Joschs ernste Augen blickte, wurde mir wirklich klar, dass ich das alles nicht nur geträumt hatte. Ich musste zurück nach Marota, daran führte wohl kein Weg vorbei.

Niedergeschlagen und noch leicht benebelt stand ich auf und schlurfte ins Bad, ohne ein Wort an Josch zu verlieren.

Nach einer kalten Dusche fühlte ich mich deutlich besser und ging in die Küche, in der Joschs Mutter schon dabei war, Frühstück zuzubereiten.

"Na, gut geschlafen?", erkundigte sie sich.

"Ja... Ich muss gehen, nicht wahr?"

Ein bedauernder und mitfühlender Ausdruck trat ihre Augen, als sie erwiderte:

"Ich schätze schon... Wir können da einfach nichts ausrichten. Ich meine, sie sind immerhin die Herrscher über Marota!"

Teilnahmslos zuckte ich mit den Schultern und aß den gebratenen Speck mit Ei und Toast, als ob außer mir niemand anwesend wäre. Noch nicht einmal Josch bemerkte ich wirklich, als er sich neben mich setzte und ebenfalls frühstückte.

Der letzte Abend bzw. die letzte Nacht war noch fest in meinen und Joschs Kopf eingebrannt. Vielleicht war das ein Grund, weshalb keiner von uns beiden ein Wort verlor, bis es plötzlich an der Tür klingelte.

Erstaunt öffnete Frau Gath die Tür. Noch erstaunter war sie, als sie auf einmal einem großen, hageren Mann mit stahlgrauen Augen in Begleitung zweier gedrungener und muskelbepackter Männer gegenüberstand.

"Äh, könnten sie mir sagen, wer sie sind?", fragte sie unsicher.

"Wir haben den Auftrag, K-759F abzuholen, die sich in ihrer Wohung aufhält. Bitte händigen Sie sie uns ohne Widerstand aus, sonst sind wir gezwungen, Gewalt anzuwenden."

Etwas blass um die Nasenspitze führte Frau Gath die drei in die kleine Küche, wo Josch und ich saßen und ängstlich dreinsahen.

Josch griff nach meiner Hand und hielt sie fest in seiner, während er mir zuflüsterte:

"Ich lass dich nicht allein, versprochen!"

Der hagere Z-834D ging auf mich zu und forderte mich nochmals auf, mit ihm zu kommen; diesmal nicht ganz so freundlich, wie das erste Mal.

Auf einmal stand Josch auf und stellte sich schützend vor mich.

"Sie geht nicht! Auf jeden Fall nicht ohne mich! Wenn sie schon zurück muss, dann komme ich mit!"

"Das ist nicht gestattet", widersprach sein Gegenüber.

"Hör mal Josch", schaltete ich mich ein, "du kannst doch nicht einfach sagen, dass du mitgehst! Ich meine, du gehörst hierher!"

"Das stimmt nicht. Ich gehöre nur zu dir. Und dabei bleibts auch. Wenn du gehst, gehe ich mit!"

Zögernd nickte ich; wandt mich dann an die drei Cheen:

"Wenn er mitkommen darf, dann geh ich freiwillig. Dann heißt es in der Chronik später nicht, die Prinzessin sei gewaltsam zurückgebracht worden und kein schlechtes Licht wird auf die zukünftige Herrscherin über Marota geworfen. Das ist doch ein Kompromiss, oder?"

Z-834D war kurze Zeit unsicher, stimmte aber schließlich zögernd zu.

Josch und ich atmeten auf, während Frau Gath, ungläubig die Augen aufgerissen, daneben stand und kein Wort hervorbrachte.

"Tut mir Leid Mum, aber ich kann einfach nicht anders."

Entschuldigend zuckte Josch mit den Schultern und umarmte seine Mutter noch ein letztes Mal, bevor er sich mit mir und den anderen drei auf den Heimweg nach Marota machte...



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2003-09-10T03:37:02+00:00 10.09.2003 05:37
*seufz* die story ist genial^^ ich werd mal gleich die anderen teile durchlesen *smile* *
*schnell weiter zieht*

Bye Messi
Von: abgemeldet
2002-09-22T09:25:08+00:00 22.09.2002 11:25
Du bist soooooooooo unfair!!!! Ich überlege esmit nochmal,. o.k.? Bis dahin kann ich ja was anderes ins Netz stellen. Z.B. meine Lyrik oder diese Drogengeschichte. Meinst du, das wäre fürs erste genug???
Bye bye, Asuka
Von:  Carolina87
2002-09-15T20:01:41+00:00 15.09.2002 22:01
Ja, du mit deiner "Ich-spann-sie-alle-auf-die-Folter-Art".
Also, unmöglich, echt... :p Hehe! Genau, schreib' bitte schnell weiter, sonst hol' ich Lassie....*fiesgrins*
Und dann werde ich ihn (sie??) dazu zwingen, "Tina" zu hauen...*hähähä*.

Ok, alles Cola

Ciao
Maron-chan14, der Jointkiller ^.~
Von: abgemeldet
2002-09-11T16:55:44+00:00 11.09.2002 18:55
*lol* ich schreib ja schon. aber soll ich den zweiten teil reinstellen, auch wenn er noch nicht fertig ist??? Nee, nee... *gg* Da musst du dich noch gedulden...
Von: abgemeldet
2002-09-11T16:17:21+00:00 11.09.2002 18:17
oh mann war das schön schreib bloss schnell weiter
Von: abgemeldet
2002-09-10T13:28:06+00:00 10.09.2002 15:28
Mensch, danke Fish! *freu* Ich schreib ja schon am zweiten Teil. Ist bald fertig.
Von: abgemeldet
2002-09-09T19:28:53+00:00 09.09.2002 21:28
Weiß gar nicht was ich schreiben soll außer das es eine superspitzenklasse Story ist!-.~
Von: abgemeldet
2002-09-09T15:47:26+00:00 09.09.2002 17:47
So, jetzt hab ich den ersten Teil endlich drin, wurde ja auch langsam mal Zeit. Bin schon gespannt, was ihr davon haltet...


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