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Ich kann den Himmel berühren

Doch dein Herz bleibt mir unerreichbar - Es bleibt kein - One Shot!
von

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Erinnerungen

Jeder kennt wohl dieses Gefühl, etwas haben, schaffen, werden zu wollen, was man doch niemals besitzen kann, das nicht zu bewältigen ist, das man niemals sein kann oder an einem Ort zu sein, den es nicht gibt. Allein unsere Träume vermögen es uns das Unmögliche, für einen vergänglichen Augenblick, greifbar zu machen. Die Realität ist dazu nicht im Stande. Unsere Eltern predigen uns, die Wirklichkeit anzuerkennen und das Leben so zu akzeptieren, wie es ist. Es gibt nun mal kein vollkommenes Glück, findet euch damit ab. So ist das nun mal, niemand kann das ändern. Das gehört nun mal zum Leben dazu, das wirst du schon noch lernen. Aussagen, die wohl jeder zu Genüge kennt. Man beginnt im Laufe des Erwachsenwerdens daran zu glauben, ja man macht es förmlich zu seiner eigenen Devise. Erwarte niemals zu viel. Glaube nicht an Wunder, denn so etwas existiert nicht. Halte den Blick gerade und drifte nicht in eine fiktive Welt ab, denn sie wird dich nur aufhalten und aus der Bahn werfen. Es ist das Beste, nicht zu Glauben, sondern zu Tun. Unser Gehirn ist nicht zum Träumen gemacht worden, sondern um zu Wissen. Vielleicht war das wirklich einmal so. Doch wenn die Menschheit einst nur dazu bestimmt war Schwarz und Weiß zu sehen, warum ist unsere Welt dann nun so bunt? Wenn wir nur geradeaus sehen sollten, warum können wir dann nach links und rechts, nach oben und nach unten blicken? Wenn wir letztendlich alle für ein und dasselbe Schicksal bestimmt sind, warum existiert dann in der Menschenwelt eine solche Vielfalt. Kluge, dumme, schwarzhaarige, blonde, große, kleine, dünne, dicke, gute, böse, alte und junge Menschen. Wenn es zu allem ein Gegenstück gibt, warum sollte es dann nicht noch etwas anderes geben, als die Realität? Und wie kann man sich etwas einreden lassen, von dem man weiß, dass es nicht wahr ist?
 

Ich weiß, dass das alles eine Lüge ist. Denn ich erinnere mich. Erinnere mich an Peter Pan.

Das Unmögliche ist möglich, Träume können wahr werden und auch Wunder geschehen, man muss nur daran glauben und seinen eigenen Vorstellungen vertrauen. Die Erwachsenen haben vergessen, wie es ist Kind zu sein und was dies alles mit sich bringt. Sie glauben, ihr Horizont wäre weiter als der ihrer Kleinen. Aber sie erinnern sich einfach nicht daran, dass eine Märchenwelt aus Gedanken geformt wird und sie nur, weil man sie nicht sehen oder anfassen kann, dennoch besteht. Meine Märchenwelt ist das Nimmerland. Und ich bin glücklich, dass ich den Ort, an dem man immer Kind bleibt, kennen lernen durfte. Die Piratenbucht, die Nixenlagune, das Indianerdorf und das Baumhaus der verlorenen Jungs, die mittlerweile zusammen mit mir um fünf Jahre gealtert sind. Und auch, wenn wir uns noch bewusst sind, welche Landschaften es im Nimmerland zu sehen gab und welche Wesen dort lebten, so können wir uns doch längst nicht mehr an die Blumen erinnern, die dort wuchsen und deren Duft, oder an die Namen der Indianer, oder die Bücher, aus denen ich jede Nacht vorgelesen habe und wir wissen auch nicht mehr, wie sich der Wind auf unserer Haut anfühlte, als wir emporschwebten und flogen. Ein wunderbarer Gedanke, mehr war nicht nötig, um uns freier zu fühlen, als jeder Vogel und jeder Schmetterling. Wenn wir nun darüber nachdenken, kommt es uns ziemlich absurd vor, dass allein unser Glaube, uns in die Lüfte erhob. Und das macht mir Angst, denn ich spüre, wie die Kinder in uns und damit auch der Glaube, von der Realität verdrängt werden. Es hat länger gedauert als bei normalen Kindern, aber auch wir beginnen, erwachsen zu werden und das Nimmerland zu vergessen.
 

Erinnerst du dich noch an uns, Peter?

Regen

Prassel
 

Nichts ist penetranter als das tagelange Prasseln des Regens.

Es prasselt auf die Straße, gegen die Fensterscheiben, auf den Regenschirm. Es prasselt. Es trippelt weder, noch platscht es. Prassel, prassel … Man kann es gar nicht überhören, denn es ist überall . Ich glaube, es wird selbst dann noch weiterprasseln, wenn es längst aufgehört hat, zu regnen.
 

„Kommst du Wendy?“, drang Tootles Stimme an mein Ohr – was ein Wunder war bei dem ständigen Prasseln.

„Uhm, jaah, ich bin gleich fertig!“ Mein Blick glitt schneller über die dunklen Holzregale, aber so sehr ich mich konzentrierte, meine Gedanken schweiften immer wieder ab und meine Sicht verschwamm, ohne dass ich es wollte. Ich seufzte und da rumorte es plötzlich kräftig, ein greller Blitz erhellte die Bibliothek für den Bruchteil einer Sekunde und ich presste meine Augenlider fest aufeinander.

Ich habe höllische Angst vor Gewittern und das ist als gebürtige Engländerin ein ganz besonders schwerwiegendes Handicap.

„Wendy!! Ich habe Hunger, lass uns schnell Nachhause gehen!“, drängelte mich nun auch noch Curly und ich wandte mich hektisch wieder den Bücherregalen zu, als mein Blick auf das große, ledern eingebundene Exemplar vor meinen Füßen fiel. Es war weder jemand an mir vorbeigegangen, noch hatte die Erde gebebt oder es war sonst etwas anderes geschehen, das das Buch hätte hinab werfen können, was also …

„Wee~endy!“ Ich kniff erneut unwillkürlich die Augen zusammen, als ein lautes Grollen neben mir zu vernehmen war.

„Wendy, bitte!“ Ich blinzelte verwirrt und lachte laut auf, als Tootles’ langes Gesicht vor mir erschien.

„Also wirklich, dein Magen macht mir genauso viel Angst wie ein Gewitter“, kicherte ich und schnappte mir rasch das dicke Buch vor meinen Füßen und schob ihn Richtung Ausgang, wo ich Curly so etwas wie ‚Das wurde aber auch Zeit’ murmeln hörte.
 

„Nun seid doch nicht so, immerhin suche ich ja nur die besten Geschichten für euch aus“, tadelte ich die beiden, während wir uns im Laufschritt durch die Massen auf Londons Straßen schlugen. In dieser Stadt war Regennässe schon zu etwas wie dem Gang zur Schule geworden war. Alltäglich, unvermeidbar und auch notwenig. Allerdings hatte es die letzten Wochen beinahe ungewöhnlich stark geregnet. Normalerweise sah man mindestens aller drei Tage einmal die Sonne. Die letzten zwanzig Tage aber hatte es kein einziges Mal aufgehört zu prasseln.

„Pah“, holte mich Curly aus meinen Gedanken, „natürlich Wendy.“ Ich blinzelte verwirrt ein paar Mal seinen Rücken an. Und gerade, als ich den Mund öffnete, um zu fragen, was er mit dieser zynischen Bemerkung bitte gemeint hatte, schlitterte ich über den Bürgersteig und landete mit meinem Allerwertesten auf dem patschnassen Bürgerstein. Mein gerade neu erworbenes Buch landete glücklicherweise auf meinem Schoß.

„Ach Wendy…“, Curly reichte mir seine Hand und ich sah, dass Tootles ihm einen flüchtigen Seitenblick zuwarf, „wir wissen doch alle, warum du diese Geschichten…“ -

„Ich schaff das alleine“, murmelte ich und richtete mich mühselig aus, während ich den ledernen Einband des Buches mit meinen Fingernägeln abschabte. Das tat ich immer, wenn ich nervös wurde oder ich mir etwas verkneifen musste.

Das Haupt hielt ich bewusst gesenkt, während ich hoffte, dass die beiden nicht sahen, wie ich mir auf die Lippe biss.

Ich weiß nicht, was er sagen wollte, ich habe keine Ahnung, mahnte ich mich und begann, meinen Weg fortzusetzen. Die beiden gingen hinter mir her, ohne auch nur ein Wort zu wechseln.

Ich warte nicht, ich warte nicht auf ihn, nein. Niemals!
 

Das Abendessen verlief wie immer. Wenn auch nur, weil ich meine Fröhlichkeit perfekt vorheuchelte. Es war besser, seine schlechte Laune hinunterzuschlucken, als eine miese Stimmung am Tisch zu verbreiten. Das hatten die anderen nicht verdient.

Und ohne, dass ich darüber nachdachte, fiel mein Blick auf Curly, der ebenfalls in meine Richtung blickte. Ich sog die Luft scharf durch die Nase ein. Und mitsamt des Sauerstoffes, schluckte ich erneut all meine Wut auf ihn hinunter. Wie konnte er es nur wagen, mich nach dem Vorfall heute Nachmittag so dreist anzublicken? Mitten ins Gesicht und ohne mit der Wimper zu zucken. Erst, als ich meinen Blick wieder auf die Schoten auf dem Teller vor mir wandte, bemerkte ich, wie es mir die Brust zuschnürte und ich erinnerte mich an das Gespräch, das ich zwischen Curly und John mitverfolgt hatte:
 

„Meine Güte, nach fünf Jahren wird sie sich doch wohl irgendwann mal damit abfinden können, dass Peter nicht zurückkommen wird.“

„Du weißt doch, wie naiv sie ist, Curly. Was glaubst du, warum sie uns jeden Tag eine neue Geschichte aussucht?“

„Jeden Tag eine neue und jeden Tag eine spannendere. Aber das wird nichts nützen. Peter hat sich für das Nimmerland entschieden, in dem es weder Zukunft noch Vergangenheit gibt.“

„Er wird nicht zurückkommen“, hörte ich John seufzen.

„Niemals.“
 

Es tat so weh. Wieso hatte ich mich nicht daran erinnert, dass ich dieses Gespräch nicht ohne Grund hatte aus meinem Gedächtnis streichen lassen. So viel Schmerz war für einen leicht zu verletzenden Menschen wie mich unerträglich. Mir trieben unwillkürlich die Tränen in die Augen und ich starrte stur auf die weiße Baumwolltischdecke, um die anderen meine geschwollenen Augen nicht sehen zu lassen.
 

Es war schon immer einfach für mich gewesen, auf andere einen starken Eindruck zu machen. Wenn alle um mich herum die Kontrolle verloren, fand ich eine Lösung für jedwedes Problem, schlichtete Streite und weinte heimlich nachts in mein Kissen hinein. Jeder hatte etwas davon. Ich fühlte mich gut aufgehoben in dieser Position.

Ich war stets die Vernünftigste, Klügste und Ehrgeizigste. Komischer Weise war ich es – obwohl ich es von allen Seiten immer wieder zu hören bekam – keinesfalls Leid, mit diesen Titeln beschmückt worden zu sein. Man vergisst selbst nicht, wer man ist, oder wie man zu sein hat, wenn es ab und zu in Erinnerung gerufen bekommt.

Hingerissen zwischen dem Wissen um die Traumwelt und der Realität weine ich mich also jede Nacht in den Schlaf. Alleine in meinem großen, kahlen Zimmer, in das ich nun doch aus freien Stücken heraus eingezogen bin – obwohl es nur drei kleine Fenster (nicht groß genug, um hindurch zu steigen …) besitzt.

Und auch wenn ich genau aus diesem Grund nun hier wohne, schaffe ich es einfach nicht loszulassen. Wahrscheinlich war nicht nur Curly und John klar geworden, dass ich nicht vorließ, um den Jungen einen Gefallen zu tun – wenn auch das einen kleinen Teil ausmachte… - und alte Gewohnheiten aufrechtzuerhalten.

Ich hoffte nun nach fünf Jahren immer noch, dass er eines Abends doch noch einmal durch das große Fenster steigen und sich meine Geschichten anhören würde. Sie waren sozusagen meine Köder. Oder vielmehr; jede Geschichte war ein neuer Köder, ein besserer, schmackhafterer. Aber genügt hatten sie anscheinend nicht.

Niemand war gekommen.

Und der Schmerz hatte sich in meinem Herzen verankert. Nicht als wolle er mir mit Absicht Leid zu fügen, sondern mehr als letzter Hoffnungsschimmer. Als wolle er, jedes Mal, wenn ich versuche ihn abzuschütteln, sich noch fester um den Muskel schließen und laut rufen: „Nein! Tu das nicht, warte noch ein wenig!“

Also warte ich.

Ich warte seit fünf Jahren.

Und ich weiß das.
 

Mit der Gewissheit, meinen Tränen später in der Nacht freien Lauf lassen zu können, schluckte ich also meine Trauer hinunter und erinnerte mich, dass ich mich auf unsere überdachte Terrasse begeben hatte, um dem Regen zu lauschen. Nach diesem bitteren Abendessen klang er gar nicht mehr nervtötend. Vielmehr beruhigend. Er hatte etwas Stetiges und das erinnerte mich an mich selbst.

Mit einem lauten Seufzer machte ich mir klar, dass ich mich nur erkältete, wenn ich weiterhin hier draußen vor mich hinstarren würde und begab mich hinein, von wo aus mein Blick auf den antiken, kleinen Schrank in unserem Flur fiel, auf dem ich mein neuestes Fundstück platziert hatte.

Gerade, als ich meine zittrige rechte Hand danach ausstrecken wollte, durchfuhr mich ein tiefes Dröhnen und ich sah auf. Die Uhr schlug neun. Ich musste lange vor mich hingedacht haben…

Ich straffte also die Schultern, übte mich darin, möglichst natürlich zu lächeln, klaubte das Buch zusammen und stieg die Treppenstufen zu dem großen Zimmer meiner Brüder – wie ich die Verlorenen Jungen schon seit Langem nannte – hinauf. Papa hatte extra die Zwischenwand einreißen lassen, weil alle darauf bestanden hatten, gemeinsam in einem Raum schlafen zu können. Und ich war mir sicher, dass sie an manchen Tagen ihre Entscheidungen bereuten.

Natürlich nur bis zur Vorlesestunde.
 

Die Tür knarrte leise, als ich sie aufschob und ein Leuchten durchfuhr die Gesichter der Jungen. Ein aufrichtiges Lächeln legte sich auf meine Lippen. Auch wenn sie langsam zu jungen Männern heranwuchsen, wurden sie, sobald es an der Zeit war, sich neue spannende Geschichten anzuhören, wieder zu Kleinkindern. Alle miteinander. (Ja, auch Curly, wenn nicht sogar besonders er.)

Ich kam mir immer mehr vor wie eine Dompteurin, wenn ich die hitzigen Diskussionen und Streite zwischen allen Acht zu lösen hatte.

„So ein blöder So-und-so“ – „Ach Quatsch, der andere war doch viel blöder, So-und-so war klasse!“ – „Was redest du denn da?!“ – „Du hast doch gar keine Ahnung!“ – „Du redest doch nur Mist!!“

So in der Art fing so etwas dann immer an und ich wurde in Sekundenschnelle von der lieben, vorlesenden Schwester zur doofen Kindergärtnerin, die sich in alles einmischte.

Ich grinste breit, als sich alle synchron auf den Boden plumpsen ließen und sich sechzehn Augen auf mich richteten.

Was würdet ihr nur ohne mich tun, dachte ich mir im Stillen und ließ mich auf dem gemütlichen Sessel direkt neben dem Fenster fallen. Die leichte Brise verriet mir, dass die Jungs es offen gelassen hatten. Sie kannten mich und wussten, dass ich es so oder so noch geöffnet hätte, hätten sie es nicht bereits getan.

Während ich also das Register des Buches überflog, rutschten ein paar unruhige Hintern auf dem Boden vor mir herum.

„Mit der Tugend Geduld seid ihr eindeutig nicht beseelt worden…“, murmelte ich leise, auch wenn dadurch die Unruhe nicht nachließ. Doch ich wollte mich auf keinen Fall hetzen lassen. Das Buch schien mir zu zerbrechlich und porös, als dass ich die Seiten hektisch umschlagen und damit eventuell zerreißen könnte. Hier galt meine Loyalität den Menschen, die sich auch nach mir und meinen Brüdern noch an diesen Geschichten erfreuen wollten. So egoistisch war ich dann doch nicht. Ich blinzelte kurz, als ich auf einen untypischen Titel stieß; untypisch zumindest im Vergleich zu den anderen Geschichten, die sich in dem Register finden ließen.

„O gut, ich denke, das hier ist bestimmt spannend.“ Mit einem Räuspern begann ich also vorzulesen und beendete das Warten.

„’Von Vertrauen und Verrat’“, eine schlichte Überschrift, von der ihr ahnte, dass die Geschichte dafür umso besser sein musste. Die Ohren meiner Brüder spitzen sich und ich begann die Geschichte zu lesen:
 

Das Meer ist ein einziger Gegensatz. Es ist sanft, wenn seine kalte Nässe sich unter Wasser an einen schmiegt. Es ist hart, wenn die Wellen gegen das Schiff wehrloser Handelsmänner preschen. Das Meer spendet Trost in Zeiten, die dir Hoffnungslos erscheinen. Andererseits kann es auch der weite Ozean wiederum sein, der dir diese Hoffnung nimmt.

Das Meer schenkt Leben und nimmt es sich wieder.

Liebe, Hass. Vertrauen, Verrat.

Leben und Tod.

In dieser Geschichte geht es um genau diese Gegensätze, das Meer und um den Wind, der sich dreht, wenn man es am wenigsten erwartet.
 

Das Leben einer Meerjungfrau ist trostlos und lang - und in dieser endlosen Zeit, passiert es nicht selten, dass sich Mensch und Meerwesen ineinander verlieben. Diese Liebe begleitet Meerjungfrauen ihr Leben lang. Ist ihr Herz einmal erwärmt, bleibt es dies für immer und ewig das des Geliebten. Solch ein Bund ist unwiderruflich, führt zu Glück oder Tod.

Entscheidet sich der Geliebte für die Meerfrau, kann sie zu ihm aus dem Wasser steigen, entscheidet er sich gegen sie, ist sie verdammt dazu, die Liebe zu kennen, aber niemals leben zu können. Solch ein Leben ohne Hoffnung wünscht sich niemand und so wählen die meisten den Tod, statt dem eisigen Schmerz in der Brust, der versucht die Wärme zu besiegen.
 

Es war einmal ein Prinz. ...“, ich stockte, weil der Anfang der Geschichte sich doch so sehr davon unterschied, wie es nun weiterging. Der Autor schien eine Kombination aus Kurzgeschichte und Märchen geplant zu haben, was mich unheimlich neugierig machte.
 

Es war einmal ein Prinz “, wiederholte ich also und fuhr fort, „ Der wurde von seinen Untertanen für seinen Großmut, seine Fröhlichkeit und Besonnenheit geliebt und verehrt. Sein Haar glich der strahlenden Sonne und seine Augen waren blau wie der Himmel, über dem sie sich befand. Viele wunderschöne Frauen buhlten um seine Aufmerksamkeit, doch sein Herz hatte er an das Meer verloren.

Jede Nacht stieg er heimlich auf die Krone eines hohen Baumes und beobachtete, wie die Sterne auf den Wellen tanzten.

Als er sich in tiefster Nacht einmal mehr auf den robustesten Ast des Baumes gesetzt hatte, erblickten seine Augen eine wunderschöne Frauengestalt, die, mitten im Meer an einen Fels gelehnt, den Vollmond betrachtete. Er konnte den Blick nicht von dieser atemberaubenden Gestalt nehmen, selbst, wenn er es so gewollt hätte. Ihr Haar glitzerte noch tausendmal schöner als die Sterne über ihr und der Ausdruck in ihrem blauen Augen verzauberte den Prinzen förmlich und so stieg er leise und mit Bedacht den Stamm des Baumes hinab, um sie vom Strand aus weiter zu betrachten. Sie schien ihn nicht zu bemerken, bis er ihr zurief:

„Mylady, was tut ihr um diese Zeit noch im Ozean? Ihr könntet von der Strömung mitgerissen werden.“

Sie wandte sich blitzschnell zu ihm um, ihre Augen waren erfüllt von Angst und Verwunderung. Als sie untertauchte, erblickte der junge Prinz die Floss des Mädchens und ihm wurde klar, dass seine Angebetete eine Meerjungfrau sein musste und dass er sie nie wieder sehen würde, würde er sie jetzt davonschwimmen lassen. Ohne also einen Gedanken an die Folgen zu verschwenden, begab er sich in die Fluten. Just in diesem Moment wandte sich der Wind in seine Richtung und verstärkte seine Kraft. Ein Sturm kam auf, der die Wellen so hoch trieben, dass der Prinz sich kaum mehr über Wasser halten konnte und drohte zu ertrinken.

Gerade, als er die Augen schließen und Abschied von der Welt nehmen wollte, traten ein paar wunderschöne, blaue Augen vor sein Gesicht. Sie strahlten und blickten ihn besorgt an. Mit einem Lächeln auf den Lippen und dem Wissen, seine Liebe noch einmal gesehen haben zu können, sanken sich seine Lider nieder. Die Meerjungfrau erschrak und presste ihr Lippen auf seine, um ihm etwas von ihrem Sauerstoff zu schenken. Sie packte ihn an den Armen und zog ihn hinauf an die Oberfläche. Mit Müh und Not schaffte sie es ihn an Land zu schaffen, ohne, dass er ertrank.

Nach kurzer Zeit öffnete er die Augen. Eine süße Vorahnung überkam ihn, als er in das Gesicht seiner Angebeteten blickte.

„Ich bin in das Himmelsreich eingetreten, habe ich nicht Recht?“, sagte er und hob eine Hand, um sie an ihre weiche Wange zu legen. Sie dagegen schüttelte den Kopf und wandte sich, nun, da sie wusste, dass es ihm gut ging, um, um sich wieder in die Flut zu stürzen, als seine schwache Hand ihrem Arm umfasste.

„Bitte, ich möchte Euren Namen wissen!“, flehte der Prinz sie an. Nach kurzer Überlegung öffnete sie ihre Lippen und antwortete ihm:

„Maila, mein Herr.“

„Mein Name ist Asis, Maila“, antwortete der Prinz ihr überglücklich.

Beide lächelten sich an und das Herz der Meerjungfrau erwärmte sich.
 

Der Prinz des Landes und die Prinzessin der Unterwasserwelt trafen sich nun jede Nacht und verliebten sich bald ineinander. So fragte der Prinz sie also eines Tages, ob sie ihn heiraten wollte. Maila antwortete ihm, dass sie noch den Segen ihres Vaters brauche, um an Land seine Gemahlin werden zu können und versprach ihm, dass sie ihm in der nächsten Nacht antworten würde.

Der Meereskönig war zunächst geschockt, als er erfuhr, dass seine Tochter einen Menschen zum Manne haben wollte, sah allerdings wie glücklich sie war und versprach ihr, sie beim nächsten Vollmond zu einem Menschen zu machen.

Das Glück schien auf der Seite des Paares zu sein, doch beide wussten nicht, dass jemand bereits einen Plan schmiedete, die beiden voneinander zu trennen.

Nephele, eine böse Hexe und Tochter des Herrschers des Dunklen Reiches, und ihre Familie wurden einst durch den Meerkönig in das Reich der ewigen Nacht verbannt. Um ihre ursprüngliche Macht wiederzuerlangen, sann sie danach, den Prinzen des Landes zu heiraten und Rache zu nehmen.
 

Einen Tag bevor Maila zu einem Menschen werden sollte, reichte der Prinz ihr einen Ring, der aus einem Metall geschmiedet worden war, das in allen Regenbogenfarben schimmerte. Maila erinnerte es an die Innenseite einer Muschel. Die schneeweiße Perle, die in den Ring hineingearbeitet worden war, trieb Maila die Tränen vor Glück in die Augen. Mit einem Kuss verabschiedete sie sich von ihrem Liebsten und sagte ihm, dass er morgen genau hier auf sie warten solle.

Der Meerkönig übergab seiner Tochter einen Trank, der ihr Beine und eine Lunge zaubern würde, sobald sie ihn getrunken habe. Unter Tränen, die wie kleine Kristalle auf den Meersgrund fielen, sagte sie ihrer Familie Lebe Wohl und schwamm an die Wasseroberfläche. Doch die Wellen waren stark und es fiel der Prinzessin schwer, die Orientierung zu bewahren. Mit aller Kraft stemmte sie sich gegen die Strömung, bis sie das Ufer erreicht hatte.

Sie hatte sich früh auf den Weg gemacht und war nicht verwundert, dass ihr zukünftiger Gemahl noch nicht eingetroffen war. Voll Ungeduld öffnete sie also das Fläschchen und trank den Inhalt gierig leer. Sie schloss die Augen und ertrug die Schmerzen, die sich in ihrem Körper ausbreiteten, bis sich ihre Flosse vollständig in zwei Menschenbeine verwandelt hatte. Überglücklich machte sie ein paar Schritte, auch, um sich die Wartezeit zu verkürzen. Doch selbst, als sie mit ihrem Beinen bereits rennen könnte, war der Prinz noch immer nicht zu ihr gekommen.

Seufzend ließ sie sich in den Sand sinken und lehnte sich gegen einen Baum. Doch der Stamm schien hinter ihr nachzugeben und sie fiel rückwärts zu Boden. Mit einem Mal verschwanden die Burg in der Ferne und der Wald um sie herum, bis nur noch ein paar Felsen und Sand zu sehen waren. Eine Frau mit blutroten Augen und schwarzen Seidenhaar trat vor sie. In der Hand hielt sie Mailas Verlobungsring.

„Wer seid Ihr?! Gebt mir sofort meinen Ring zurück!“, verlangte Maila doch die Frau legte den Kopf in den Nacken und stieß ein entzücktes Lachen aus.

„Oh meine liebe Prinzessin. Asis ist mein. Und du und dein Volk ihr werdet leiden, so wie wir es taten, als ihr uns zu Geschöpfen der Nacht machtet“, fauchte Nephele und verschwand so schnell, wie sie gekommen war.

Maila blickte hilflos auf das dunkle Meer vor sich und verbrachte dort Tage und Nächte, ohne zu Essen oder zu Schlafen, wartend, dass jemand sie fand und dass das alles ein Albtraum war, der bald vorüberging.

Sie weinte bittere Kristalltränen, als sie spürte, wie sie eine eisige Klinge durch ihr Herz zog und sie wusste, dass ihr geliebter Prinz eine andere geheiratet hatte.

Und ein Sturm zog auf. “ Mein letzter Atemzug musste den Jungen gezeigt haben, dass die Geschichte nun zu Ende war und die Diskussionen begannen erneut. Ein schiefes Lächeln legte sich auf mein Gesicht und ich blätterte gedankenverloren die nächste Seite um, um zu sehen, ob ich die kommende Geschichte morgen vortragen könne, was ich musste, denn niemand war diese Nacht durch das Fenster gestiegen.
 

Ich spürte, wie das Blut aus meinem Gesicht verschwand und sich meine Gedärme zusammenzogen, bei den Worten, die dort auf der ansonsten leeren Seite geschrieben worden waren:
 

Es ist wichtig, an uns und an die Macht unserer Gefühle zu glauben und zu hoffen.

Gib nicht auf,

Wendy Darling!



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Kommentare zu dieser Fanfic (8)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2008-11-28T17:35:52+00:00 28.11.2008 18:35
Wow!!!!

Ich find dieses Kapitel echt gut!
Schade das du die Geschichte abgebrochen hast....
Von: abgemeldet
2008-08-04T02:40:26+00:00 04.08.2008 04:40
haaii
die ff ist echt toll
wendy soll nicht aufgeben und du bitte auch nicht
ich hoffe du schreibst weiter
bitte bitte bitte bitte bitte bitte bitte bitte bitte bitte bitte bitte bitte bitte bitte bitte bitte bitte
Von:  Fianna
2008-06-19T14:33:53+00:00 19.06.2008 16:33
hey, wieso hast du denn diese tolle ff abgebrochen? schreib doch bitte weiter! bittebittebittebittebitte!!!!!!

mfg, in hoffung auf ein neues kapitel,
Fianna
Von: abgemeldet
2008-05-08T18:02:56+00:00 08.05.2008 20:02
Omg!
DU musst unbedingt wieterschreiben!
Die Geschichte ist echt Herzzereisend gewesen!
Und das Ende von dem ersten Kapitel war einfach spitze!
Weiter so weiter so weiter so!!!
Von: abgemeldet
2008-05-08T17:23:20+00:00 08.05.2008 19:23
Hey!
Ich bin total im Peter Pan fieber,und bin total überrascht!
Ich finde deine Wortwahl schon alleine sehr beeindruckend und die Idee schon alleine einfach klasse!
Der Anfang ist toll und regt mich dazu an weiter zu lesen!
Ich kann nur sagen:WEITER SO.
Bitte schrieb mehr!
Ich und sicher viele andere Leser würden sich darüber freun!

vlg
LisaJess
Von:  TeaGardnerChan
2007-07-03T14:25:39+00:00 03.07.2007 16:25
Wow
Das Kapitel hat mir auch wieder sehr sehr gut gefallen ^^
Von:  Frances
2007-05-21T16:46:33+00:00 21.05.2007 18:46
Boah is das schön *_____*
mir sind beim lesen die tränen gekommen...
das is echt schön!!
mehr mehr mehr!!!!
Von:  TeaGardnerChan
2007-02-08T04:50:35+00:00 08.02.2007 05:50
Hallo ^^
Die Idee eine FF zu Peter Pan zu schreiben ist echt genial davon gibt es hier viel zu wenige ^^
Fande den Anfang richtig gut gelungen.


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