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Minoru

Seltsame Krankheit
von

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Unheimliche Begegnung

Leise quietschend bewegte sich der Wagen fort, während Minoru und Yumi einem breiten Pfad folgten. Rechts und links des Weges drängten sich große Bäume, die sich im Wind flüsternd zu einander hinüberlehnten. Weder Minoru, noch Yumi war sehr gesprächig, beide schienen in Gedanken vertieft zu sein. Allmählich wurden Stimmen und diverse andere Geräusche, wie das Wiehern von Pferden, lauter. Minoru schaute auf. „Wir sind gleich da!“, stellte er fest und beschleunigte seine Schritte etwas. Yumi zog wortlos mit den Zügeln der Pferde in der Hand nach. Schon von weitem konnte man die Magdschreier hören, die ihre Waren anpriesen. Minoru nahm Yumi die Zügel aus der Hand und reichte ihr ihre Tasche vom Wagen. „Ich schlage vor, dass wir uns trennen und später wieder hier treffen. Mit dem Wagen wird es schwierig, durch die Menschenmengen zu kommen, ich werde außen herum gehen. Der Köhler befindet sich eh am Rande des Marktplatzes.“, erklärte Minoru. Yumi nickte. „Einverstanden. Ich werde mich beeilen, aber Großmutter hat mir eine ziemlich lange Liste mit Kräutern mitgegeben, die ich besorgen soll. Es wird nicht leicht sein, die alle zu finden.“, sagte sie und fischte eine Rolle aus Bambuspapier aus der Tasche, die mit fast unleserlichen Zeichen beschrieben war. – „Gut, ich werde hier warten, falls du später kommst. Bis dann!“
 

Es dauerte nicht lang, bis Minoru Yumi in dem unübersichtlichen Gewimmel aus Menschen und Tieren verloren hatte. Da Markttag war, war es besonders voll. Die Pferde schnaubten leise und beobachteten das unruhige Treiben auf dem großen Platz, während Minoru sie an diversen Ständen und Häusern vorbeiführte.
 

Es bedurfte schon ein wenig Geschick, um sich zwischen all den Leuten hindurchzuzwängen. Schnell huschte Yumi an den Stoffhändlern vorbei, vor deren Ständen sich eine große Traube von Frauen gebildet hatte, umging geschickt die Obst- und Gemüsehändler, die am lautesten für ihre Waren warben und ließ auch jene hinter sich, die Hühner, Esel und etliche andere Tiere zum Verkauf anboten. Doch gerade, als sie an den Tierhändlern vorbeigelaufen war, verhinderte ein Stau das weiterkommen. Yumi konnte nur einen kurzen Blick auf das Problem erhaschen: Der Wagen eines Reishändlers war beschädigt, offensichtlich war ein Rad unter der Last gebrochen. Sie verdrehte die Augen und hielt nach einem anderen Weg Ausschau. Da fielen ihr zum ersten Mal die drei Gestalten auf, deren Verkaufswagen neben den Tierhändlern stand. Alle drei waren von ausnahmslos unheimlichen Erscheinungsbild: blasse Gesichter mit dunklen Augenringen und Bartstoppeln, müde, unfreundliche Augen, ungekämmtes Haar und ein irgendwie gemeines Lächeln. Ein kalter Schauer lief Yumi den Rücken runter und wieder hinauf, als sie sah, dass sie Tierfelle verkauften. Ihr war klar, dass auf jedem Markt Tierfelle verkauft wurden, genau wie Obst oder Fleisch. Yumi war immer tierlieb gewesen, aber sie wusste natürlich, wie notwendig Felle waren, besonders im Winter. Jedoch konnte sie beim Anblick dieser Männer einen Ekelreiz nicht unterdrücken. Sie konnte regelrecht sehen, wie sie die armen Tiere zur Strecke brachten, um ihnen das Fell abzuziehen. Doch da war noch etwas anderes, das sie störte, doch sie wusste noch nicht genau, was es war. Plötzlich bemerkte sie, wie einer der Männer den Kopf in ihre Richtung drehte – wahrscheinlich war ihm ihr entsetzter Gesichtsausdruck aufgefallen. Schnell wandte sie den Blick ab und drängte sich weiter durch die Menge.
 

Yumi seufzte erleichtert, als sie den Wagenstau – und vor allem auch die Fellhändler – hinter sich gelassen hatte und endlich das kleine Haus erreichte, in dem sie und ihre Großmutter immer ihre Einkäufe machten. Als sie die Tür öffnete, schlug ihr sofort der angenehme Geruch diverser Kräuter entgegen. Der Ladenbesitzer, ein alter, freundlicher Mann, lächelte sofort, als er Yumis Eintreten bemerkte. „Ah, Yumi! Wie schön, dass du mal wieder vorbeischaust!“, begrüßte er sie mit seiner rauen, freundlichen Stimme. Yumi erwiderte das Lächeln. „Ja, ich war lange nicht mehr hier.“ Der alte Mann nickte und trat näher an sie heran – er war fast einen ganzen Kopf kleiner als Yumi. „Was kann ich für dich tun?“, wollte er wissen. Yumi begann, ihm die Liste vorzulesen, wobei sie jedes Mal wartete, bis der Ladenbesitzer das Gewünschte auf einen großen Tisch stellte.
 

Schließlich waren alle Wurzeln, Kräuter, Samen und andere Dinge zusammengetragen und Yumi verließ das kleine Haus wieder. Ihre große Tasche war mittlerweile ziemlich schwer geworden – kein Wunder, sie war ja auch randvoll gefüllt. Es hatte länger gedauert, als Yumi erwartet hatte und so eilte sie schnellen Schrittes zurück über den Marktplatz, um Minoru nicht allzu lange warten zu lassen. Sie ertappte sich dabei, wie sie nach den unheimlichen Fellhändlern Ausschau hielt. „Diese Kerle waren doch bestimmt keine gewöhnlichen Händlern…Aber immerhin scheinen sie jetzt weg zu sein…“, dachte sie, als sie das Ende des Platzes erreicht hatte. Kurz darauf entdeckte sie Minoru, der an einem kleinen Brunnen abseits des Marktplatzes die Pferde tränkte. Der Wagen war mittlerweile mit großen Säcken beladen, in denen sich die Kohle befinden musste. Als Minoru Yumi bemerkte, winkte er ihr zu. „Tut mir leid, es hat etwas länger gedauert. Es war so voll, gar nicht leicht, da durch zu kommen!“, entschuldigte sich Yumi. „Kein Problem, ich warte noch nicht so lange. Hast du alles bekommen?“, fragte er. Yumi nickte und lud ihre schwere Tasche auf der letzten freien Stelle des Wagens ab.
 

Auf dem Rückweg erzählte Yumi von den unheimlichen Händlern, die ihr aufgefallen waren und auch davon, dass ihr an ihnen irgendetwas seltsam vorkam. „Was meinst du mit seltsam?“, wollte Minoru wissen und hob eine Augenbraue. Yumi zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht…Ich hab sie ja nur kurz gesehen, aber ich hätte schwören können, dass sie nicht nur Rehfelle verkauft haben…“, murmelte sie. Minoru runzelte nun noch verwirrter die Stirn, beließ es aber bei dieser Antwort und erzählte ihr stattdessen, wie sein Aufenthalt beim Köhler verlief. Alles in allem nichts Spektakuläres.

Als sie wieder an der Scheune ankamen, von der sie aufgebrochen waren, stand die Sonne schon tief am Himmel. Häuser und Bäume warfen lange Schatten auf den Boden, während Yumi Minoru half, die Pferde abzuspannen. Als Kazuya bemerkte, dass die beiden wieder da waren, lief er nach draußen, um Minoru beim Abladen der schweren Kohlesäcke zu helfen. Nachdem die Pferde wieder in ihrem Stall und der Wagen und die Säcke wieder verstaut waren, bot Kazuya Yumi noch eine heiße Tasse Tee an, die sie nach diesem anstrengenden Tag dankend annahm. Yumi genoss es, die Unruhe des Tages mit dem gut schmeckenden Getränk hinunterzuspülen und endlich wieder zu sitzen. Während sie gedankenverloren aus dem Fenster blickte, zeigte Kazuya Minoru das noch unfertige Katana und erzählte ihm von einem neuen Auftrag. Plötzlich glaubte Yumi, drei verschwommene Gestalten am Waldrand im Zwielicht der untergehenden Sonne wahrzunehmen…



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2007-02-04T20:56:02+00:00 04.02.2007 21:56
Hey Light
ich schreib jetzt mal für beide chaps^^
ich find du hast es wieder mal genial geschrieben...
Haben diese Händler zufälligerweise Wolfsfelle verkauft'?
Würd mich nicht wundern wenn die da auftauchen und Yumi entführen würden...
na sag bescheid wenns weiter geht^^
hdgdl Mei


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