Ohne Grenzen {~SaS~}
Liebe spiegelt Gefühle für Menschen udn Tiere zueinander wieder.
Viele lieben aber auch Gegenstände und diese Geschichte gibt euch einen winzigen Einblick.
Ohne Grenzen
Sie strich über das zerdellte Metall, fühlte die raue Oberfläche unter dem Lack. Es wirkte wie ein Knick in der Optik, doch auch nach mehrmaligen Blinzeln blieb der Achsenbruch vorhanden. Es krampfte ihr Herz zusammen als ihr bewusst wurde, dass dies ein Totalschaden war und es keine Hoffnung mehr gab. Der kleine Astra F Cabrio war ihr erstes Auto gewesen. Sie mochte diesen kleinen und nun, dank ihr, war die schöne Zeit vorbei.
Warum musste sie auch unbedingt aus der Ausfahrt so wie immer fahren, schnell. Sie war Schuld gewesen, obwohl sie gesehen hatte, dass der Typ nicht auf die Straße achtete. Jedoch half dies jetzt nicht mehr.
Das Mädchen stand auf, strich noch ein letztes Mal über die rote Motorhaube und verschwand dann im Haus.
Einige Tage waren vergangen und sie musste immer wieder an ihren Opel denken, besonders nachdem sie ein neues Auto bekam. Es war von einer italienischen Automarke, ein 3-Türer und verdammt hässlich. Sie fühlte sich unwohl, es war eng und klein. Der Geruch vom Kunstleder stieg ihr in die Nase, denn ihre komplette Sitzgarnitur war in beige überzogen. Es war zwar schön und gut, dass hatte auch nicht jeder, doch es gefiel ihr einfach nicht.
„Die haben ein neues Auto oben stehen.“, hörte sie die Stimme von dem Lebensgefährten ihrer Mutter. Er guckte fast jeden Tag, da er wusste wie unglücklich sie mit der gesamten Situation war. Irgendwann hatte sie sich dann aufgerappelt und war mit dem Mann los gefahren. Sie hatte nicht viele Erwartungen, weil er selten ihren Geschmack traf.
Es war mitten in der Woche und sie starrte den Opel Vectra GTS G an. Ihr Herzt schlug etwas schneller. Das Mädchen besah sich jeden Zentimeter, strich über das Dach und lächelte.
Sie wollte ihn. Genau dieses Auto.
125 PS.
Sportpaket.
210 Spitzengeschwindigkeit.
Ihre leuchtenden Augen wurden größer, als die Verkäuferin mit dem Schlüssel wieder kam.
Einmal drücken – wurde nur die Fahrertür entriegelt.
Beim zweiten mal waren dann die restlichen Türen offen. Sie ließ sich langsam auf den Sitz gleiten und fühlte sich sofort wohl.
Sportsitze, Pedalen aus Aluminium, Bordcomputer mit Navi eingebaut. Sie war von diesem Auto fasziniert, allein schon wegen seinem Aussehen. Der breite, kantige Arsch, die großen Augen und diese Grinseschnauze mit dem Blitz. Die ganze Karosserie war mit einem dunklen Metallicblau überzogen.
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‚Sky-kun‘ ihr letzter Gedanke galt ihrem Auto. Sie hörte wie die Scheiben barsten und dann splitten. Das Knatschen vom Metall des Daches hörte sich wie ein Schrei an, als der Wagen auf dem Asphalt prallte. Ihre Hände krallten sich Hilfesuchend ins Lenkrad, doch es hatte keinen Sinn. Der Wagen überschlug sich noch zwei mal auf der Seite bis er zum stehen kam. Ihre Hände zitterten und ihr Blick verschwamm. Alte Erinnerungen kamen wieder hoch, spielten sich wie ein Film ab.
Dieses Auto hatte ihr alles gegeben. Sicherheit, Adrenalinschub und Geschwindigkeitsrausch.
Besonders wenn sie Überholmanöver ausführte, immer wieder steigerte sie sich. Das heftigste war immer noch mit den fünf Fahrzeugen an der Zahl. Erst zwei LKWs, dazwischen ein PKW und dann noch mal ein Traktor hinter dem ein anderer PKW fuhr. Es war knapp gewesen, als das Mädchen die Strecke mit 160 geschafft hatte und dann wieder einfädelte.
Vor ein paar Tagen hatte sie sogar auch wieder fünf Wagen überholt, aber es waren nur kleine PKWs gewesen. Es war mitten in der 70er Zone gewesen, wo in der Kurve auch ein Standblitzer stand. Dieser war aber schon seit längerer Zeit außer Betrieb und die Trottel da vorne meinten trotzdem auf die Bremse zu gehen. Kurzer Hand hatte sie einen Gang zurück gekuppelt, gab Gas und blinkte nach links. Sie scherte aus, überholte die ersten drei recht fix, kuppelte in den letzten Gang wieder und holte im raschen Tempo den Ford und VW ein. Sie fuhr mit einem Grinsen wieder auf ihre Seite und streichelte über das Armaturenbrett und lächelte. Sie liebte dieses Auto über alles, es war einmalig in ihrem Leben.
Anscheinend konnte sie diesen Rausch nicht mehr ausleben. Am klaren Himmel zog auf einmal eine mächtig dunkle Front über die Autobahn, wo der Unfall passiert war.
Als die ersten Tropfen den blauen Lack berührten, schlossen sich ihre Augen. Der Regen wurde mehr und floss dann in Strömen über die Augen des Vectras. Seine Schnauze war verbogen, aus dem Grinsen war ein Strich geworden. Es wirkte so, als ob er weinen würde.
Der Regen galt nur den beiden, der verunglückten Eigentümerin und dem geliebten Fahrzeug.
Ich würde mich über eure Meinung bzw. eure Kritik freuen, da mir dieser OneShot sehr am Herzen liegt
