Rival 3/7
Kapitel 63:
Rival
Samstags - gegen 15.25h
Namis Sicht
Ich kam zum McBader-Krankenhaus und ließ denselben Weg hinter mir, den ich schon einmal zu
Zimmer 328 geschritten bin. Keine der Krankenschwestern ermahnte mich, da ich ohne weiteres zum
Fahrstuhl lief, von daher war ich von keiner Seite her bedrängt. Ich stand bald darauf vor der Tür und
schaute durch das geriffelte Milchglasfenster, konnte jedoch keine Person erkennen, die dort im Raum
stand. Also durfte auch nicht Sanjis Stiefvater drinnen sein, darum nahm ich meinen Mut zusammen
und klopfte dreimal an. „Ja?“ ertönte die Stimme einer Jugendlichen und ich drückte die Türklinke nach
unten. Rechts zur Tür stand ein gewöhnliches Krankenhausbett an der Wand, gegenüber von der
Position, in der ich stand, war ein großes Fenster und in der linken Zimmerwand befand sich noch eine
Tür, die wahrscheinlich zum Bad führte. „Wer ist da?“ fragte mich die vermutliche Seulgi, die aufrecht im
Bett saß und ihren Kopf in meine Richtung gedreht hatte. Sie musste es sein, aber ihre braunen Haare
waren zusammengebunden und da ich die Länge nicht sehen konnte, war ich mir im ersten Moment
nicht sicher. Dennoch trat ich ins Zimmer ein und schloss die Tür hinter mir, bevor jemand sah, dass
diese offen stand.
„Hallo.“ sagte ich freundlich, doch Seulgi verzog keine Miene. „Wer bist du?“ wollte sie wissen und mir
schien nicht so, als ob sie blind wäre, denn ihre Gesichtsrichtung war gut auf mich abgestimmt, so wie
bei einem sehenden Menschen. „Ich heiße Nami. Entschuldige, dass ich ohne Anmeldung einfach
hierher gekommen bin.“ Da sie nichts sagte, hieß es, dass sie erwartete, dass ich weiter sprach, da ihr
das noch nicht genügte. Also hang ich schnell noch ein paar Sätze hinten dran, zur Erklärung. „Ich bin
eine Freundin von Sanji und er hat von dir erzählt. Da dachte ich, ich könnte dich mal besuchen
kommen. Ich hoffe jetzt natürlich, dass dir das nicht unangenehm ist...“ sprach ich um den heißen Brei
herum und hoffte, dass sie sich mir gegenüber etwas öffnen würde. Sie reagierte dann auch,
glücklicherweise etwas entgegenkommender. „Er hat von mir gesprochen?“ Sie wusste wohl, dass er
nicht sehr oft über sie sprach und war wohl deswegen überrascht. „Ja, hat er. Aber er weiß nicht, dass
ich dich heute besuche, das hab ich vorhin ganz spontan beschlossen.“ Eigentlich stimme das alles ja,
also brauchte ich kein schlechtes Gewissen wegen der vermeintlichen Lüge zu haben. „Das finde ich
nett von dir.“ sagte sie mit weicher Stimme und im selben Moment war ich froh, ihre harte Schale
geknackt zu haben. Sie zeigte mit ihrem Zeigefinger links von mir, wohin ich auch sah, und da standen
zwei Stühle. „Du kannst dir da einen Stuhl nehmen und dich zu mir setzen.“ Sie war ja richtig nett, ich
folgte ihrem Angebot und setzte mich neben ihrem Bett hin. Ich hatte immer noch nicht so ganz das
Gefühl, dass sie wirklich erblindet war, aber es war wahrhaftig so, sie hatte sich eben nur perfekt an
ihre Umwelt angepasst.
„Du bist eine Freundin von Sanji?“ fragte sie und ich erwiderte, noch immer Abstand haltend. „Ja, wir
gehen schon seit einem Jahr in dieselbe Klasse.“ „Achso.“ Sie drehte ihren Kopf von mir weg, sah, also
wenn man das ’sehen’ nennen konnte, auf die vom Bett gegenüber liegende Zimmerwand, dann sprach
sie wieder. „Ich finde es wirklich nett von dir, dass du mich besuchst, wobei wir uns gar nicht kennen.“
Freundlich schnitt ich ihr das Wort ab. „Klar, denn sonst hätte ich dich vielleicht gar nicht kennen
gelernt. Außerdem wollte ich dich mal treffen, um mit dir zu reden.“ Sie zog die Augenbraue hoch,
drehte ihren Kopf zu mir. „Wieso denn?“ Was redete ich eigentlich um die wichtige Sache herum, aber
wenn ich mich jetzt so ins Gespräch rein gewurschtelt habe, musste ich wieder rauskommen und dabei
ein anderes Thema ansteuern. „Na, weil ich mal Sanjis Stiefschwester kennen lernen wollte.“ In meine
Stimme legte ich einen nicht aufmüpfigen Tonfall, denn ich wollte ihr ja vermitteln, dass ich aus netten
Absichten gekommen war. „Hmm. Was hat er dir denn von mir erzählt?“ lächelte sie und ich war froh,
dass sie mich nicht komisch fand. Immerhin war es das erste Mal, dass ich zu einer wildfremden Person
ging, um mit ihr über einen gemeinsamen ’Bekannten’ zu sprechen. „Also“ fing ich an und überlegte. Ja,
was wusste ich über sie? Dass sie Stiefgeschwister waren, dass sie blind war, hier im Krankenhaus lag,
dass Sanji viele Fotos von ihr geknipst hatte und ich sie heimlich um ihre Schönheit beneidete. Ihr
Gesicht war echt makellos, und das obwohl sie etwas blass wirkte. Ich hatte sie ja gesehen, auf den
Bildern, wie hübsch sie da war! Ich sprach weiter. „Er hat mir nur erzählt, dass du... na ja dass du eben
seine Stiefschwester bist und... dass du leider nichts mehr sehen kannst.“ Ouh, das wollte ich nicht
aussprechen! Aber es war doch so. „Und noch was?“ erkundigte sich Seulgi, doch das war alles. Zum
Glück nahm sie mir das nicht übel, dass ich ihre Behinderung so offen ausgesprochen hatte, also kam
sie damit klar. Ich schüttelte den Kopf, aber dann hakte ich ein „Nein.“ hintendran, da sie mein
Kopfschütteln ja nicht sehen konnte. „Schade.“
„Du, Seulgi?“ fragte ich, das war das erste Mal, dass ich sie direkt bei ihrem Vornamen genannt hatte.
„Ja?“ Sie kratzte sich unauffällig im Nacken und es lösten sich auch ein paar einzelne Haarsträhnen aus
ihrer Frisur. „Ich bin auch noch wegen etwas anderem gekommen.“ Während ich redete, zog ich aus
meiner Tasche das Buch heraus und legte es auf meinen Schoß. „Ja?“ hatte ich sie gespannt gemacht
und ich wusste nicht, was ich jetzt machen sollte: entweder ihr das Buch in die Hand geben, dass sie es
abtasten konnte, oder ihr mündlich davon erzählen sollen? Mit einem Mal kam eine Blockade in mir auf,
vielleicht wollte Sanji ja nie, dass sie es zu Gesicht kriegt oder davon erfährt. Wenn ich jetzt davon
ausging, dass Sanji doch in sie verliebt gewesen wäre, und deshalb das Album angelegt hatte, dann
hätte er es ja verheimlicht und ihr nie gezeigt. Deshalb sollte ich ihr besser nichts davon sagen, ich
meine, sie würde ihm so oder so erzählen, dass ich hier gewesen bin, und das reichte an
Diskussionsstoff. Er musste dann nicht noch mitbekommen, dass ich ihr sein Buch unter die Nase
gehalten hätte, das wäre wohl zu viel des Guten. Also ließ ich es wieder schnell in meine Tasche gleiten
und stützte meinen Kopf auf die Hände ab, wohingegen es sich meine Ellenbogen auf meinen
Oberschenkeln gemütlich gemacht hatten.
„Also... ich wollte gerne wissen, ob du mir etwas über Sanji erzählen kannst.“ äußerte ich mich und ließ
es so klingen, als wäre es für mich nicht unendlich interessant, sondern als wäre es bloßes Interesse als
Zweck zum Gesprächsstoff. „Was magst du denn wissen?“ Ich stellte mich ganz schön clever an, ich
wusste ja, dass seine Mutter gestorben war und er danach Drogen genommen hat, aber das konnte ich
ja wohl schlecht alles auf den Tisch ausbreiten, das musste ich alles von ihr hören. Nur wie sollte ich sie
dazu bringen, dass sie mir das alles mit den gegebenen Zusammenhängen verriet? „Also... ich weiß
nicht. Wie seine Kindheit so war, wenn du das weißt? Also, ich denke mal, dass du mir das einfach so
erzählen kannst, immerhin kenne ich ihn schon lange genug.“ „Und wieso fragst du ihn dann nicht
selbst?“ konterte sie und war auf einmal säuerlich drauf. Sie sollte nicht denken, dass ich nur wegen
Informationen über ihn gekommen bin, auch wenn es so war. „Ich glaube, er möchte nicht davon
erzählen. Aber das heißt ja nicht, dass er nicht möchte, dass ich es weiß.“ plapperte ich vor mich hin
und hoffte, sie irgendwie austricksen zu können. „Ich werde dir aber nichts erzählen.“ blockte Seulgi
kühl ab und das setzte mir ein Stich ins Herz. Also war ich umsonst gekommen? „Und warum nicht?“
fragte ich geduldig und war immer noch freundlich, an ihrer Stelle hätte ich es mir ja auch nicht erzählt.
Von daher war es gut, dass sie keine Singdrossel war und nicht jeder dahergelaufener Person alles über
ihn erzählte, sobald man sie danach fragte, aber es ging hier doch um mich. Vielleicht sollte ich ja mit
meinem Ass im Ärmel herausrücken und ihr stecken, dass ich Sanjis Freundin war. Das würde vielleicht
einige Tatsachen ändern.
„Du, sag mal... -du heißt Nami, oder?“ Ich erwiderte ein „Ja.“ und Seulgi sprach weiter. Ihr Kopf war
nach unten geneigt, aber ihr Gesicht in meine Richtung gedreht. „In was für einem Verhältnis stehst du
zu Sanji? Wenn dich das alles so brennend interessiert und du sogar zu seiner kleinen Schwester
kommst, muss er dir ja ganz schön viel bedeuten.“ stellte sie fest und ich fühlte mich für eine Sekunde
ertappt. Dennoch hatte sie Recht und ich überlegte schon, ihr alles zu verraten, weshalb ich gekommen
war und dass er mir wirklich unendlich wichtig war. Aber ich hatte dann doch Zweifel, denn vielleicht
wusste sie gar nicht, dass er mal Drogen genommen hatte, denn vielleicht hatte sie damals wegen ihrer
Erblindung so einen Schock und war so mit sich selbst beschäftigt, dass Sanji ihr nicht noch zusätzlich
mit seinen Problemen gekommen ist und es ihr zu liebe verschwiegen hat und sie bis heute nie etwas
davon mitgekriegt hatte. Oder? Jedenfalls musste ich leichte Andeutungen machen, um herauszufinden,
was sie wusste, und was ich dann von ihr hören konnte, musste ich aus ihr herauslocken. Hoffentlich
kam währenddessen niemand ins Zimmer rein, das wäre ganz und gar nicht gut.
„Also, ich mag ihn schon sehr, -“ Sie unterbrach mich plötzlich mit einer konkreten Frage, die mich
etwas überrumpelte. „Bist du in ihn verliebt?“ „Was?“ kam die Gegenfrage wie von selbst aus meinem
Mund und ich war froh, nicht sofort bejaht zu haben. „Ob du in ihn verliebt bist!?“ Ich konnte absolut
nicht deuten, ob sie das nur wissen wollte, um auf dem neusten Stand der Dinge zu sein oder ob sie
beleidigt war, da ich an ihrem Bruder interessiert war. Man will ja immer aufpassen, mit welchen Leuten
die Schwester oder der Bruder ausgeht, also war das vielleicht eine Art Beschützerinstinkt von ihr, der
gerade ans Tageslicht kam. „Ja, ich liebe ihn.“ gab ich zu, denn es wäre ja echt blöd, wenn ich jetzt der
Frage ausweichen würde und ihr später verklickern wollte, dass ich mit ihm zusammen war. Es dauerte
einen Moment, bis Seulgi nachgedacht hatte, um mir zu antworten. „Dann rate ich dir, ihn zu
vergessen.“ Was sollte das denn jetzt? Sagte sie das auf einmal aus Antisympathie oder was steckte
dahinter? „Wieso denn?“ Ich ließ mich nicht aus der Ruhe bringen, aber hören wollte ich so was
trotzdem nicht gern. „Weil kein Mädchen eine Chance bei ihm hat.“ Mit einem mitfühlenden Lächeln
fügte sie noch hinzu: „Ich kann verstehen, dass du dich in ihn verliebt hast, aber er ist schon vergeben.“
Moment mal! Er war, ihren Worten nach, vergeben? Nicht, dass er ihr erzählt hatte, dass er eine
Freundin hat, also mich, und Seulgi gerade dachte, ich wäre eine andere. Ja, so musste sie es meinen
und wusste nicht, dass >ich< Sanjis Freundin war, denn so hatte ich mich ja nicht von vorneherein
vorgestellt.
Damit keine Missverständnisse aufkamen, korrigierte ich sie. „Ich weiß, dass er vergeben ist, weil... -
weil wir zusammen sind.“ Irgendwo war es mir schon peinlich, erst jetzt mit der Sprache
herauszurücken, aber es war nun mal so, auch wenn ich es Schade fand, dass sie nie die Freundin ihres
–Bruders sehen konnte. „Du bist mit ihm zusammen?“ fragte sie erstaunt nach, um sich zu
vergewissern. Wieder hätte ich beinahe genickt, doch bejahte dann laut. Sie zögerte innerlich und ich
war gespannt, was jetzt kam. „Er hat mir gar nicht erzählt, dass er eine Freundin hat.“ sagte sie leise,
eher zu sich selbst, als zu mir und es fiel ein Groschen. Wenn er ihr nicht erzählt hatte, dass er
vergeben war, wieso hatte sie dann vorhin zu mir gesagt, dass ich bei ihm keine Chance hätte? Ein
ganz, ganz blöder Gedanke schob sich in meinen Kopf, doch ich rappelte mich nicht auf, ihn überhaupt
erst zu denken. „Seulgi?“ fragte ich, um ihre Aufmerksamkeit wieder zu gewinnen, doch sie sah nicht zu
mir auf. „Seulgi, würdest du mir etwas von der Zeit erzählen, wo ihr zusammen gewohnt habt?“ wollte
ich ganz normal wissen, doch ihre Augenbrauen zogen sich zusammen und sie sah wütend zu mir.
„Nein, werde ich nicht!“ kam es unfreundlich von ihr und normalerweise wäre ich bei so einer Antwort in
Abwehrposition gegangen, doch ich wollte nicht gegen sie kontern. “Na schön, brauchst du auch nicht,
aber du kannst mir doch etwas von dir erzählen, nicht?“ Ich blieb nett, wollte ja nicht, dass sie gegen
mich stand, aber das brachte wohl nichts.
„Ich warn dich, du hast ihn nicht verdient! Lass bloß deine Finger von ihm!“ motzte sie und ich war
etwas verwundert, weshalb sie Sanji so in Schutz vor mir nahm. Sie hatte ihm doch nichts
vorzuschreiben und so ließ ich garantiert nicht auf mir herumhacken. Was sollte das denn, was fiel ihr
überhaupt ein, ihn mir schlecht machen zu wollen? Ich liebte ihn, er mich auch und alles war
wunderbar. „Wieso denn, wir sind doch schon zusammen.“ Ich wollte sie nicht anzicken, aber sie ließ
mir ja keine Wahl, deshalb rieb ich es ihr nochmals unter die Nase. Ich war lange genug höflich
gewesen, aber das ließ ich mir garantiert nicht bieten. „Aber er gehört dir nicht! Du wirst ihn in Ruhe
lassen, verstanden!?“ Mir klappte echt der Unterkiefer runter. Sie wollte mir verbieten, mit Sanji
zusammen zu sein!? Hallo? Sie saß doch bloß wie ein Sack Mehl in ihrem Bett, wusste nicht mal, wen sie
vor sich hatte und erteilte mir Befehle. Ich hätte jederzeit auf sie losgehen können, dann wäre sie mir
auch völlig ausgeliefert, aber natürlich hätte ich das nie getan. Dennoch hatte sie eine ganz schön
große Klappe, obwohl sie mir körperlich gesehen ganz schön hilflos ausgesetzt war und bestimmt die
Unterlegene sein würde. „Sag mal, warum sagst du das alles? Wieso willst du nicht, dass ich mit Sanji
zusammen bin?“ fragte ich trotzig, doch es kam wieder nur Drohungen. „Weil er dir nicht gehört, hab
ich doch gesagt!“ Und was für ein Recht nahm sie sich heraus, ihn zu verdinglichen? Er war ein Mensch
und keine Sache, die man in Besitz nehmen konnte!
„Aber Seulgi, ich -“ „Hör mir mal gut zu, Nami: du lässt Sanji in Zukunft in Frieden, okay?“ „Ich-“ Ich
konnte gar nicht richtig aussprechen, sie war richtig taff. „Du weißt gar nichts von ihm! Schön, du gehst
seit einem Jahr mit ihm auf dieselbe Schule und ihr seid seit kurzem zusammen, aber du kennst ihn
nicht richtig! Du weißt gar nichts von ihm!“ gaffte sie mich an und ich stierte zurück, doch meine Blicke
konnten ihr nichts anhaben. Für so schwach und hilflos, wie ich sie hielt, war sie doch nicht und ich
brauchte echt ein paar Sekunden, bis mir wieder Wörter einfielen. Das fand ich echt unfair, mir
vorzuhalten, dass sie ihn besser kannte als ich und mehr von ihm wusste, aber das hieß noch lange
nicht, dass sie mich zurechtzuweisen hatte, ob ich mir bei ihm was erhoffen konnte, oder nicht. Er war
mein Freund, wir liebten uns und da brauchte sie nicht dazwischen zu funken. Ich fand es plötzlich eine
saudoofe Idee, hierher gekommen zu sein, vielleicht würde sie ihm verpetzen, dass ich sie runter
gemacht hätte oder sonst was und einen Augenblick lang hatte ich Angst, dass er dann ihr mehr
Glauben schenken würde als mir. Doch ich konterte. „Und du hast keine Ahnung von uns, wir lieben
uns! Du brauchst mir nicht so ein Unsinn zu erzählen, ich kenne ihn gut genug, um zu wissen, dass ich
ihm vertrauen kann! Da brauchst du mir nichts zu verbieten! Und wieso bist du auf einmal so gegen
mich!? Ich hab dir nichts getan!“ Doch noch während ich das aussprach, spürte ich Stiche in meinem
Herzen... wenn ich ihm so makellos vertraute, wie ich es gerade behauptete, dann wäre ich ja sicherlich
nicht zu Seulgi gekommen, das war echt ne lasche Ausrede von mir. Aber das konnte sie ja nicht ahnen
und sprach aufgebracht weiter. „Ich sag’s dir, du wirst es noch bereuen! Wenn du wüsstest, was los
wäre, würdest du ihn bestimmt links liegen lassen! Vor solchen Enttäuschungen will ich ihn nur
beschützen!“
Schon wieder griff sie auf ihre Schwesterposition zurück, was mir tierisch auf den Keks ging. Aber jetzt
hatte ich sie soweit, ich könnte mehr erfahren, wenn ich sie noch weiter weich klopfen würde. Wenn sie
so was schon befürchtete, sollte sie mir auch schon sagen, was denn nun in Wirklichkeit los war.
„Seulgi, lass uns doch in Ruhe miteinander reden.“ versuchte ich sie zu besänftigen, doch es hatte
keinen Zweck, sie war immer noch so aufgebracht wie zuvor. „Nami, ich denke, du gehst jetzt besser!“
Sie war total stur und noch immer trotzig und ich wusste nicht, wie lange ich bei ihr hartnäckig bleiben
konnte, dennoch versuchte ich es. „Seulgi, ich möchte bitte wissen, was mit Sanji los ist! Kannst du mir
denn gar nichts sagen? Ich meine es wirklich Ernst mit ihm, ich war noch nie so in einen Jungen
verliebt.“ Ich war total beherrscht und wirkte gelassen, doch das schien gar nicht erst bei ihr
durchzukommen. Sie war völlig aufgelöst, aber ebenso mit Energie geladen, dass ich nicht einschätzen
konnte, wie lange es noch dauern würde, bis ihre Laune umschlagen würde. Doch was sie dann sagte,
warf mich völlig aus der Fassung, das konnte doch nicht wahr sein! „Aber du wirst ihn nie so lieben
können wie ich es tue!“
erstellt am 04.05.2007
4Kolibris,
Elena