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Palabras de la sabiduría - Worte der Weisheit

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Der Familienausflug


 

Palabras de la sabiduría – Worte der Weisheit
 

Teil 22 Der Familienausflug
 

Hiho zusammen. Sorry, dass es so lange gedauert hat. Ich hab zwischenzeitlich meine Ausbildung beendet und einen kleinen Urlaub in Madrid *will wieder dahin* inklusive Besuch im Calderón gemacht. Und eine kreative Krise hatte ich auch noch. Jetzt geht es aber endlich weiter. Die Leute, die den letzten Teil wegen der Ü18 Sperre auf Mexx nicht lesen konnten, können gerne bei mir per PM eine kurze Zusammenfassung erhalten was sie verpasst haben.

@gilthoniel79: Das wollte ich dir natürlich nicht vorenthalten.

@Eisregen: Sorry, ging leider nicht eher

Special Thanks an meinen Betaleser Kutterkoeter, der sich trotz Länderspiels erbarmt Beta zu lesen. Diesen Teil widme ich der Ingrid, mit der ich in Madrid super viel Spaß hatte. Wir sollten mal wieder zum Juan gehen :P
 

Rückblick:
 

Als sie die Glastüre hinter sich gelassen hatten und draußen vorm Hotel standen und auf ihre Eltern warteten, schüttelte Anna den Kopf. „Was ist los?“, fragte ihr Freund besorgt. „Es ist wegen Fabienne. Ich glaube sie wird doch noch menschlich…“
 

Fernando musterte seine Freundin von der Seite und lächelte. „Was hat sie denn über mich gesagt? Sie freut sich doch nicht etwa für dich?“ Anna sah ihn verwirrt an. „Wie kommst du darauf, dass es um dich ginge?“, fragte sie mit unschuldigem Blick. Der Spanier nahm ihre Hand. „Als ob deine Chefin ihr nicht gesagt hätte, dass wir beide nun ein Paar sind. Frauen tratschen doch so unheimlich gerne. Außerdem bin ich der einzige Prominente in eurem Hotel. Und wir wissen beide, dass Fabienne mich dir gerne streitig machen würde.“ Anna lachte und zwickte ihn in die Seite. „Wir sind gar nicht eingebildet, was?“, wollte sie wissen. „Über mein Ego und dessen Herkunft haben wir schon oft genug gesprochen, oder nicht? Das letzte Mal, im Garten bei deinen Eltern, ist vielleicht 15 Stunden her. Und da haben wir festgestellt, dass du mir nicht widerstehen kannst und ich dich durch ein simples Lächeln dazu bekomme alles zu tun was ich will. Sei lieber froh, dass ich das nicht ausnutze.“ Anna seufzte. Er hatte schon irgendwie Recht. Es war irgendwie schwer zu widerstehen, wenn er dieses unbeschreiblich süße Lächeln aufsetzte. „Ich glaube, dass ich dir schon gesagt habe was für ein eingebildeter Schnösel du bist.“, antwortete sie unbeeindruckt tuend.
 

Fernando zog sie in seine Arme und zwinkerte. „Aber scheinbar bist du meinem Ego gar nicht abgeneigt. Sonst stündest du nicht auf mich, Annaputzilein.“ Die sah ihn ernst an. „Vielleicht bin ich auch nur mit dir zusammen, weil du genug Geld hast. Du weißt doch, Geld macht attraktiv. Warum sonst haben manche 80-jährige Tattergreise eine Freundin die ihre Enkelin sein könnte? Oder Ronaldinho seine Modelfreundin.“ Der Kapitän der Colchoneros überlegte. „Na ja. So ganz unrecht hast du ja nicht.“, gab er, beim Gedanken an die Freundinnen mancher seiner Fußballerkollegen, zu. „Dummerweise steh ich aber nicht so auf altes Fleisch und ich brauche auch was fürs Auge. Und du machst dich an meiner Seite optisch ganz gut, also passt das auch. Außerdem bist du auch noch gut im Bett, was man von so einem 80-jährigen vermutlich nicht mehr erwarten kann. Da muss man eher Angst haben, dass er dabei stirbt. Davon mal abgesehen, dass das wohl eher nur einseitig befriedigend wäre und ich mir doch noch einen jungen Liebhaber zulegen müsste, damit ich auch was davon hätte.“ Der spanische Nationalspieler schüttelte sich beim Gedanken an Anna Hand in Hand mit einem weißhaarigen, faltigen Mann der nur mithilfe eines Rollators gehen konnte und dem sie sein püriertes Essen mit einem Löffel reichen musste, weil er keine Zähne mehr hatte. Anna grinste fies. „So kann ich wenigstens bei meinen Freundinnen mit dir angeben und gleichzeitig muss ich nie wieder arbeiten weil du über so ein üppiges Einkommen verfügst, dass du mir ja alles bezahlen kannst. Ich könnte mein Studium jetzt direkt abbrechen und meine Zeit mit wichtigeren Dingen, wie zum Beispiel Shopping, verbringen.“ „Und das würde ich auch ganz sicher mit mir machen lassen und mich von dir ausnehmen lassen wie eine Weihnachtsgans.“, entgegnete er mit ironischem Unterton. Die Halbspanierin nickte überzeugt. „Natürlich würdest du das. Wenn das bei anderen Frauen mit deinen Kollegen funktioniert, dann wird das bei dir auch gehen. Wieso solltest du anders sein als die. Ich hab dich vollkommen in meiner Gewalt.“ Der spanische Nationalspieler ließ seine Freundin los und ging zwei Schritte nach hinten. „Das halte ich für ein Gerücht.“, stellte er lachend fest.
 

Anna setzte sich auf eine hüfthohe Mauer und sah Fernando mit einem fiesen Blick an. „Ich könnte direkt einen Reporter anrufen und ihm unsere Geschichte teuer verkaufen. Natürlich ein bisschen verschönt. Vielleicht könnte ich auch noch ein Buch draus machen.“ Fernando zuckte mit den Schultern und lachte. „Falscher Ansatz. Du weißt, dass mir egal ist was die spanische Presse schreibt.“ „Wie du willst. Dann hab ich die nächsten vier Wochen Migräne und du musst auf der Couch übernachten.“ Fernando überlegte und kratzte sich an seinem nicht vorhandenen Bart. „Das Argument ist besser. Das wäre wirklich gemein. Aber ich denke, damit könnte ich notfalls noch leben. Vier Wochen vergehen schnell.“, verkündete er. „Genauso wie du es nicht überstürzen wolltest mit mir zu schlafen? Ich erinnere dran, dass das ganze einen Tag gehalten hat.“, stichelte die dunkelhaarige Halbspanierin. „Du hast mich manipuliert. Ich bin unschuldig und auch nur ein Mann.“, protestierte der spanische Nationalspieler.
 

„Das meinte ich mit, ‚ich hab dich in meiner Gewalt’. Auch ich kann dich mit simplen Dingen dazu bekommen das zu tun was ich will.“, verkündete sie mit triumphierenden Gesichtsausdruck. „Ach was, das eine Mal. Ginge es mir nur um gute Matratzenakrobatik und darum, dass meine Freundin auch zu jeder Tageszeit und in jeder Zeitung gut aussieht, hätte ich mir eine gelenkige Blondine mit Modelmaßen gesucht, die noch nicht mal weiß wie viel acht mal acht ist. Dann müsste ich mir wenigstens keine intelligenten und ernsthaften Gespräche antun, sondern hätte, wenn ich ihr meine Kreditkarte in die Hand drücke und solange sie sich Gucci Handtaschen und Designerklamotten kaufen kann, meine Ruhe.“ Anna zog eine Augenbraue nach oben. „So?“, fragte sie mit mürrischem Unterton. Der Kapitän von Atlético Madrid ging zu ihr herüber und küsste sie sanft. „Aber du weißt ja, dass ich schon immer lieber den komplizierteren Weg gegangen bin.“, erklärte er. Anna lächelte und strich sanft über seine Wange. „So jemand würde dich doch schon nach einer Woche langweilen.“ Der spanische Nationalspieler nickte. „Das vermutlich auch. Muss ich immer noch mit vier Wochen Migräne rechnen?“, fragte er vorsichtig mit aufgesetztem Hundewelpenblick. „Nicht, wenn ich eine Gucci Handtasche bekomme. Dann reduziert es sich auf ein paar Tage“, entgegnete sie lachend. „Das hat jetzt auch den letzten Zweifel daran beseitigt, dass du eine Frau bist. Darüber lässt sich vielleicht sogar reden.“
 

Noch bevor Fernando und Anna die Verhandlungen über die Anschaffung der Tasche beginnen konnten, bog der Seat Alhambra der Familie Sanchez um die Ecke und hielt vor den beiden. Mit einem fröhlichen „Guten Morgen“, begrüßte Luis durch das heruntergekurbelte Fahrerfenster seine Tochter und seinen Schwiegersohn in Spe. Anna wies mit dem Kopf auf den hinteren Teil des siebensitzigen Autos. „Fahren wir mit zwei Autos oder machen wir es uns gemütlich?“, wollte sie wissen, da sie für acht Personen nur sieben Sitzplätze zur Verfügung hatten. Luis musterte seine Tochter kritisch. „In Spanien hat das auch immer funktioniert mit dir, Fernando und dessen Geschwistern. Ihr seit doch schmal und passt auch zu viert auf drei Plätze.“ „Wir sind hier aber nicht in Spanien. Du weißt doch wie das hier ist. Straßenverkehrsordnung und so. Ich erinnere daran, dass du schon ein paar Punkte in Flensburg angesammelt hast.“ Luis schnaufte verächtlich „Wen interessiert die Straßenverkehrsordnung? Einen echten Spanier hält nichts auf, erst recht nicht so ein paar dahergelaufene Polizisten in ihren schlecht sitzenden grünen Uniformen.“, verkündete er und wies Anna und Fernando mit einer Geste an einzusteigen. Fernando lächelte amüsiert, ging herüber zum hinteren Teil des Wagens und öffnete die Schiebetüre an der Seite.
 

Nur kurze Zeit später hatten Fernando und Anna ihre Plätze auf der vorderen der beiden Rückbänke bezogen und Luis steuerte das Auto vom Parkplatz des Hotels. Zwischen dem frisch verliebten Pärchen saßen Annas kleine Geschwister. Die Halbspanierin gähnte einmal herzhaft. Die Nacht war viel zu kurz gewesen. Mehr als 4 Stunden Schlaf waren es auf jeden Fall nicht gewesen. Fernando beobachtete sie aus dem Augenwinkel. Ihr ging es scheinbar genau wie ihm. Er konnte auch schon im Sitzen einschlafen. Und dann wollten sie heute Abend auch noch weggehen. Auch wenn er recht neugierig auf Annas Freundinnen war, mit früh schlafen gehen würde es heute also auch nichts werden. Hoffentlich konnte er wenigstens irgendwo einen Kaffee auftreiben. Daniél grinste seine ältere Schwester von der Seite an. „Du siehst scheiße aus.“, erklärte er grinsend. Anna zog eine Augenbraue nach oben und sah ihren Bruder genervt an. „Was?“, fragte sie mir säuerlichem Tonfall. Daniél grinste amüsiert. „Du siehst aus, als hättest du die Nacht besseres zu tun gehabt als zu schlafen. Oder sollte ich vielleicht sagen, als das zu tun was man normalerweise unter schlafen versteht. So mit Augen zu und träumen.“ Luis zuckte bei dieser Aussage auf dem Fahrersitz zusammen und wandte sich mit giftigem Blick um. Anna sah erst zu ihrem Freund, der das ganze irgendwie witzig fand, dann zu ihrem Bruder mit einem Blick der hätte töten können. „Ich wüsste nicht was es dich angeht, was ich nachts mache. Du weißt doch gar nicht was eine Nacht überhaupt ist. Für dich ist nach dem Sandmännchen Feierabend.“ Carmen kicherte.
 

Daniél sah seine Schwester gekränkt an. „Ich bin doch kein kleines Kind mehr. Ich muss erst um 10 ins Bett. Papa mag dieser überschminkte Knutschfleck auf deinem Hals ja nicht auffallen, aber mir schon.“ Luis sah genervt in den Rückspiegel. Anna seufzte. Auch das noch. Da hatte sie das Ding mit Fabiennes Hilfe wenigstens etwas tarnen können und dann musste ihr Bruder es vor ihrem Vater breittreten. Auch wenn Luis gesagt hatte und auch den Eindruck machte, dass er mit Fernando als neuem Mann an ihrer Seite keine Probleme hatte, zweifelte Anna trotzdem irgendwie noch an ihrem Vater. Dafür hatte er ihr in der Vergangenheit viel zu oft das Gegenteil bewiesen. „Daniél jetzt lass sie doch in Frieden.“, protestierte Annas Mutter aus der Sitzreihe hinter ihnen. Fernando lächelte versöhnlich. „Darüber reden wir in ein paar Jahren, wenn du selbst eine Freundin hast, noch mal Daniél. Bis dahin sollten wir vielleicht über etwas anderes reden.“ Daniél atmete tief durch, nickte und sah seine Schwester schmollend an. „Siehst du, er behandelt mich wenigstens vernünftig und nicht wie einen fünfjährigen.“ Anna verdrehte die Augen. „Er musste dich auch nicht die letzten Jahre ertragen.“, verkündete sie und sah aus dem Fenster.
 

Daniél wollte noch etwas entgegnen, wurde aber von einem Kopfschütteln Fernandos davon abgehalten. Der Spanier lächelte und stellte sich vor wie wohl der Alltag im Hause Sanchez damals ausgesehen haben musste. Interessanterweise hatten die beiden Kinder, trotz der Aussage von Anna, dass sie dies selten taten, die ganze Zeit nur spanisch gesprochen damit Fernando und seine Eltern sie auch verstanden. Bei sich zu Hause war er immer das Nesthäkchen gewesen und hatte zu seinem Bruder aufgesehen und ihn schrecklich gerne auf die Palme gebracht. Meist hatte er das als Kind mit Annas Hilfe auch geschafft. Daniél schien in der Hinsicht ein bisschen zu sein wie er. Auch er schien Freude daran zu haben seine Geschwister zu nerven.
 

Während Luis das Auto zielsicher durch die Straßen Berlins steuerte, schaute sich Fernando im Auto um. Es war verdammt eng mit vier Personen auf der Rückbank. Als Kinder hatten Fernando und Anna es stets bevorzugt im Kofferraum des Autos Platz zu nehmen und auf dem Rücken liegend, quer nach oben durch die Heckscheibe guckend, den meist wolkenlosen, blauen Himmel Spaniens zu beobachten. Er lächelte bei dem Gedanken, dass es an einem von diesen Tagen gewesen war, als er Anna das erste Mal geküsst hatte, auch wenn es nur ein harmloser Kuss unter Kindern gewesen war. Es war im Dezember 1990. Sie waren mit Fernandos Eltern im Kino gewesen. Ihre Eltern hatten ihnen den Kinobesuch zum Nikolaus geschenkt. Der Disneyfilm Arielle die Meerjungfrau hatte weder Fernando, noch Anna so wirklich gefallen. Für beide war der Film viel zu sehr ein „Mädchenfilm“. Nach dem Besuch im Kino waren Fernandos Eltern noch schnell am Supermarkt vorbeigefahren und wollten noch etwas für das Abendessen einkaufen. Anna und Fernando wollten in ihrer bequemen Lage im Kofferraum des Autos bleiben und hatten sich deswegen erfolgreich geweigert mit Fernandos Eltern in den Supermarkt zu gehen.
 

„Du Anna, meinst du, dass ist im wirklichen Leben auch so wie in dem Film?“, hatte Fernando sie recht nachdenklich, den Blick jedoch nicht vom Wolkenbedeckten winterlichen Himmel der Region Madrid abwendend, gefragt. Anna sah zu ihm herüber. „Was meinst du?“ Fernando drehte sich auf die Seite und sah zu ihr. „Dass man irgendwann einfach weggeht wenn man wen liebt? Und alles stehen und liegen lässt und sogar seine Seele verkaufen würde?“ Anna zog eine Augenbraue nach oben. „Ich glaube nicht, dass das so ist wie im Film. Das war ja grausig. So viel Liebeskram. Wenn das im echten Leben genauso funktioniert, will ich nie verliebt sein.“ „Glaubst du nicht, dass das schön ist?“ Anna schüttelte den Kopf. „Diese ganze Küsserei ist ja wohl nur eklig.“ „Irgendwann wirst du sicher jemanden küssen müssen.“ Anna schüttelte energisch den Kopf „Von wegen.“ Fernando lachte. „Doch doch. Wenn wir beide heiraten wirst du mich küssen müssen, sonst sind wir nicht richtig verheiratet.“, erklärte er mit gespielt schmollendem Gesichtsausdruck. „Wenn’s denn sein muss. Aber nur das eine einzige Mal. Ich versteh sowieso nicht wieso man das tut. Dabei holt man sich doch nur irgendwelche Krankheiten.“ „Man zeigt damit, dass man jemanden gern hat.“ Anna verdrehte die Augen. „Kann man das nicht einfach sagen?“, fragte sie. Fernando überlegte. „Eigentlich schon. Aber ich glaube, dass fühlt sich dann einfach anders an wenn man es sagt und die Person auch noch küsst.“, verkündete er dann. Die Halbspanierin sah wieder zum Himmel. „Das glaube ich nicht.“
 

Der spätere Kapitän von Atlético Madrid hatte in dem Moment, ohne zu überlegen, Anna sanft am Kinn gefasst und sie für eine Sekunde oder auch zwei, genau konnte Fernando es im Nachhinein nicht mehr sagen, geküsst. Anna hatte ihn verwirrt angesehen. „Was sollte das denn?“, fragte sie sichtlich verdutzt. Fernando lächelte süß. „Ich hab dich lieb.“ Anna hatte direkt verstanden worauf Fernando hinaus wollte. Irgendwie war es doch nicht so schlimm wie erwartet gewesen. Sie lächelte und küsste ihn kurz auf die Wange. „Ich hab dich auch lieb.“ Dann wurde Fernando wieder in die Realität zurückgeholt, als Luis das Auto auf dem Parkplatz ihres ersten Zielortes parkte und alle lautstark zum Aussteigen aufforderte.
 

In den nächsten paar Stunden hatte Fernando nicht viel Zeit in Erinnerungen zu schwelgen, denn Anna, ihre Familie und seine Eltern nahmen ihn voll und ganz bei ihrer Tour durch Berlin in Beschlag. Nachdem Fernando sich in der nächst besten Bäckerei einen Kaffee zum Mitnehmen geholt und diesen zu sich genommen hatte, war er auch nicht mehr ganz so müde und konnte so auch in einem aufmerksamen Zustand die kleine Führung vom Brandenburger Tor über den Reichstag zum Checkpoint Charlie und dem Alexanderplatz bis hin zur Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, an der es sehr penetrant roch weswegen die Familien sich dort nur kurz aufhielten, verfolgen. Die Stadt war schon irgendwie eindrucksvoll. Aber trotzdem würde er Madrid immer bevorzugen. Hier war alles so anonym und städtisch, während Madrid mit seinem mediterranen Charme doch trotz seiner Größe immer noch ein wenig Dörflichkeit ausstrahlte. In den Vierteln kannte man sich untereinander, genauso wie auf einem spanischen Dorf. Nur dass es halt ein großes war. Man sprach nicht umsonst vom „größten Dorf Spaniens“ wenn man über Madrid sprach.
 

Am Mittag waren die Familien Sanchez und Torres in ein nettes kleines Restaurant zum Mittagessen gegangen. Erst hatte Luis für alle bezahlen wollen, aber das hatte Fernando ihm recht schnell ausgeredet und selbst die Rechnung übernommen. Er hätte es sich schließlich sogar leisten können wenn alle zu Mittag Hummer und Kaviar gegessen hätten. Da brauchte Luis ja nicht unnötig die Familienkasse der Sanchez zu plündern.
 

Als letzte Station führten Luis und Gabriela ihre Gäste zum Sony Center am Potsdamer Platz, in dessen Innenraum das ZDF sein WM Studio aufgebaut hatte. Da heute allerdings ein Spielfreier Tag war, herrschte dort gähnende Leere. Einzig ein paar japanische Touristen machten fleißig Fotos für ihre Sammlungen. Fernando sah sich beeindruckt um. Dieses Studio mit seiner runden Form und den Sitzplätzen drum herum, sah interessant aus. Nicht so wie die Studios in Spanien. Anna umarmte ihn von hinten und legte ihren Kopf auf seiner Schulter ab. „Gut, dass heute spielfreier Tag ist, sonst hätten die dich sicher direkt als Experten eingespannt.“, erklärte sie, beim Gedanken an Fernando zwischen Jürgen Klopp, Urs Meier und Johannes B. Kerner, grinsend. „Ach was. Die hätten mich doch gar nicht verstanden.“, meinte der Kapitän von Atlético Madrid zu ihr. Sie zwinkerte. „Dein Deutsch wird doch schon besser. Schlechter als Lukas Podolski sprichst du auf keinen Fall. Du hättest schön in die Kamera sagen können, dass du mich liebst. Außerdem haben die sicher einen spanischen Dolmetscher da. Und wenn nicht mach ich das.“
 

Der spanische Nationalspieler drehte sich um und nahm ihre Hand. „Und ich dachte dir wäre es lieber, wenn das mit uns vorerst noch unter uns bleiben würde.“ Die Halbspanierin überlegte kurz. „Also ich weiß nicht so genau. Das wäre das zweitbeste Geständnis was man mir machen könnte. Wenn schon an die Öffentlichkeit gehen, warum nicht so?“ „Und was wäre das ultimative was man tun könnte?“, fragte der Spanier neugierig. „Ein Heiratsantrag vor vollbesetztem Haus im Calderón beim madrilenischen Derby.“, entgegnete seine Freundin wie aus der Pistole geschossen. Fernando lachte und küsste seine Freundin dann sanft. Er musste zugeben, dass diese Idee doch irgendwie einen gewissen Charme hatte. Vor 50.000 Leuten im ausverkauften Calderón im rot-weiß gestreiften Trikot Atléticos vor dem Spiel oder in der Halbzeit zur Verwirrung der Fans über Lautsprecher um die Hand seiner Freundin anzuhalten war irgendwie genial. „Ich dachte, du willst nicht heiraten?“, meinte Fernando schließlich mit einem Zwinkern. „Wenn du das tun würdest, könnte ich es mir vielleicht noch einmal überlegen.“
 

„Hey Fernando.“, rief Daniél schließlich von der anderen Seite des Innenraums herüber. Fernando und Anna blickten zu ihm. „Lust auf ein Match?“, fragte der einzige Sohn im Hause Sanchez und verwies mit der Hand auf das Fußballkleinfeld ein paar Meter weiter außerhalb des Innenhofs. Dort konnte man gegen eine kleine Gebühr ein 15-minütiges Spiel abhalten. Anna grinste ihren Freund von der Seite an. „Wir beide haben noch eine Rechnung offen.“ Fernando sah auf Annas Füße. Diesmal hatte sie keine hohen Schuhe an, sondern trug ein paar schwarze Schuhe von Adidas. Er fasste sie an der Hand. „Das stimmt. Jetzt will ich selbst gucken, ob du nicht alles verlernt hast.“, entgegnete er und ging mit ihr zu Daniél herüber.
 

An diesem spielfreien Tag war das Fußballkleinfeld kaum in Beschlag genommen worden. Normaleweise war hier sicher die Hölle los, dachte sich Anna. Als Fernando und der Rest am Feld eintrafen spielten dort gerade ein paar Kinder unter Beobachtung ihrer Eltern gegeneinander. Eine große Uhr zeigte an, dass ihre Zeit gleich vorbei sein würde. Der Spanier stellte sich an die Bande und beobachtete die Kinder beim Spiel. Irgendwie mochte er es Kindern beim Spielen zuzusehen. Dabei musste er immer daran denken wie es war, als er noch ein Kind war und selbst auf der Straße gespielt hatte. „Ich wette 5 Euro, dass du gleich ein paar Autogramme geben musst.“, flüsterte Anna, die sich von hinten an ihn anlehnte in sein Ohr. „Nur fünf?“, entgegnete er grinsend. „Ich bin Studentin. Ich kann leider nicht um ein paar Tausend wetten. So viel Geld hab ich nicht.“
 

Wie von Anna vorausgesehen, hatten die Kinder als sie ihr Spiel beendet hatten, recht schnell bemerkt WER da ihrem Spiel zugeschaut hatte und Fernando mit Autogrammwünschen belagert. Das hatte auch die Aufmerksamkeit der im Umkreis befindlichen Touristen erregt. So war das halt, wenn man mit einem bekannten Fußballspieler unterwegs war. Fernando, der das ganze schon gewohnt war, erfüllte geduldig sämtliche Wünsche nach Autogrammen und Fotos, während Anna, Daniél und Carmen sich in der Kleinfeldarena schon einmal warm spielten.
 

Als Fernando schließlich professionell auch den letzten Wunsch abgearbeitet hatte, ging er zu seiner Freundin und deren Geschwistern in die Arena. „Wollen wir dann?“, fragte er. Aus Fairnessgründen spielte der Profi Fernando mit der unerfahrenen Carmen, die sich für Fußball so gar nicht interessierte, gegen Anna und ihren Bruder. „Gibt es irgendwelche besonderen Regeln?“, fragte Fernando grinsend. Die Halbspanierin schüttelte mit dem Kopf „In der Liebe und beim Fußball ist alles erlaubt.“, entgegnete sie. „Gut.“, stellte Fernando fest, passte den Ball zur kleinen Schwester seiner Freundin und begann so das Spiel.
 

Unter den Augen der beiden spanischen Familien, sowie einiger interessierter Zuschauer spielte der spanische Nationalspieler nun gegen seine Freundin und deren kleinen Bruder Fußball. Allerdings nahmen alle das Spiel nicht wirklich ernst und tollten eher herum als vernünftig zu spielen. Daniél ging langsamen Schrittes auf Fernando zu, der den Ball mit Leichtigkeit mit dem Fuß hochhielt. „Kooooooommmm….“, forderte er lachend und bewegte sich dabei, den Ball immer noch hochhaltend von Daniél weg. Was er nicht bemerkte war, dass Anna hinter ihm stand. Die begutachtete das mit hochgezogener Augenbraue. Schließlich schubste sie Fernando leicht, so dass der den Ball nicht mehr erwischte und Daniél sich den Ball schnappen konnte. „Hey…“, protestierte Fernando. Anna lächelte unschuldig. „Was denn?“ „Na warte, das gibt Rache.“, verkündete er. Daniél nahm sich nun den Ball und lief auf das gegnerische Tor zu. Er schoss nur ein paar Zentimeter neben den rechten Pfosten. Der Ball prallte an der Bande ab und flog wieder zu ihm. Bevor Daniél sich den Ball jedoch wieder holen konnte, sprang Carmen von hinten auf seinen Rücken und zog ihn so zu Boden. Unsanft landete der auf seinem Hinterteil. Anna und Fernando konnten sich das Lachen nicht verkneifen, liefen jedoch beide zeitgleich in Richtung des Balls. „Das ist meiner.“, verkündete Anna überzeugt und traf auch wirklich zuerst am Ball ein.
 

Der Kapitän von Atlético Madrid stellte sich vor sie und grinste. „Jetzt will ich aber mal sehen wieso man dich damals in die Nationalmannschaft geholt hat.“, forderte er. Anna nickte und atmete tief durch. Irgendwie musste sie an Fernando vorbei. Aber sie hatte schon viel zu lange nicht mehr richtig gespielt. Und er wäre, selbst wenn sie selbst Profi wäre, immer noch besser als sie. Annas erster Versuch an Fernando vorbeizukommen scheiterte kläglich. Er hatte genau durchschaut was sie vorhatte. „So wird das nix.“, stellte er fest und passte ihr den Ball noch einmal zu. „Einen Versuch geb ich dir noch. Denk nicht zu viel drüber nach was du tust. Nicht denken. Machen.“, forderte der spanische Nationalspieler. Das war Annas Meinung nach leichter gesagt als getan.
 

Sie wusste im Nachhinein nicht genau, wie sie es gemacht hatte, aber auf einmal stand sie hinter Fernando, den Ball immer noch an ihrem Fuß und das leere Tor direkt vor ihr. Verwirrt über sich selbst, schoss sie den Ball erstmal ins Tor und drehte sich dann immer noch verblüfft zu Fernando um. Der lächelte. „Siehst du. Geht doch.“ Anna schüttelte den Kopf „Du hast mir geholfen.“ Der Spanier, der natürlich nicht motiviert in den Zweikampf mit Anna gegangen war, schüttelte den Kopf „Quatsch. Das würde ich nie tun.“, sagte er und küsste sie sanft. Auch wenn Anna wusste, dass das gelogen war, erwiderte sie den Kuss kurz und nickte dann zufrieden.
 

Carmen nahm nun den Ball aus dem Tor und schoss ihn herüber zum spanischen Nationalspieler. Anna hatte jedoch den Fuß dazwischen und so den Pass abgefangen. Fernando lachte. „Jetzt waren wir lange genug nett zu euch.“, verkündete er und hob seine Freundin prompt über seine Schulter und nahm ihr so den Ball ab. „Das hat er früher aber nicht gemacht.“, stellte Fernandos Vater, der das Spiel wie alle anderen amüsiert beobachtete, fest. „Damals hätte sie auch um sich getreten.“, antwortete sein ehemaliger Nachbar ihm lachend. Der spanische Nationalspieler passte den eroberten Ball zu seiner kleinen Mitspielerin. Die stand nun ihrem Bruder gegenüber „Hey Carmen, guck mal. Ist das da nicht Philip aus ’Gute Zeiten, Schlechte Zeiten’?“, sagte er verblüfft und zeigte mit dem Finger auf einen Punkt hinter seiner Schwester. Carmen, die ein großer Fan der Daily Soap war, drehte sich sofort um. „Wo? Wo?“, fragte sie und sah sich um. Aber da war niemand. Als sie sich umdrehte, war Daniél bereits mit dem Ball über alle Berge. „Das war fies.“, protestierte das Mädchen. Fernando, der immer noch Anna auf der Schulter mit sich herumtrug, trennte ihn geschickt vom Ball und schoss den Ball dann gezielt quer übers Feld ins Tor.
 

Anna sah ihren Bruder an. “Hilf mir mal hier runter.“, forderte sie ihn auf. Daniél ließ sich das nicht zweimal sagen und wollte Fernando von den Beinen holen. Carmen stürmte zur Verteidigung des neuen ’Familienmitglieds’ herüber und stürzte sich auf ihren großen Bruder. Resultat des ganzen war, dass irgendwann alle vier unsanft auf dem Fußboden gelandet waren und aus dem Lachen nicht mehr heraus kamen. Fernando stand auf und begutachtete die Zuschauer, die das ganze doch recht amüsant zu finden schienen. Immerhin hatten die so ein kleines Event gehabt und gemerkt, dass selbst Fußballnationalspieler es manchmal nicht so genau beim Fußball nahmen.
 

Eine Hupe verkündete ein paar Minuten später das Ende des kleinen Spiels. Man hatte sich auf das Unentschieden geeinigt. Als Fernando das kleine Feld verließ, wurde er von mehreren Seiten darum gefragt ob er nicht Lust habe noch ein Spiel gegen sie zu spielen. Aber der spanische Nationalspieler lehnte freundlich ab. Schließlich wollten die Familien Sanchez und Torres langsam weiterziehen. Ein jugendliches Mädchen fragte Fernando schließlich noch nach einem Autogramm auf ihrem Handy. Fernando schrieb mit dem gereichten Edding auf die Rückseite des Telefons. Er war es schon gewohnt manchmal auf seltsame Dinge unterschreiben zu müssen, also fragte er erst gar nicht nach. „Bekomm ich deine Handynummer?“, fragte das Mädchen direkt. Fernando verstand nicht, was sie ihm auf Deutsch gesagt hatte und wandte sich kurz zu seiner Freundin um. Die lächelte nur ganz relaxt. „Sie möchte deine Handynummer.“, entgegnete sie auf Spanisch. Der Kapitän von Atlético Madrid grinste und schüttelte dann den Kopf. „Sorry. Das findet meine Freundin sicher nicht gut.“, entgegnete er dem Mädchen in seinem schlechten Deutsch. „War das richtig so?“, fragte Fernando nach hinten, da das Mädchen ihn erstaunt anguckte. Anna nickte. Das junge Mädchen zeigte mit dem Finger auf Anna. „Sie?“ Fernando nickte freundlich und zog seine Freundin zu sich. „Schade...“, murmelte der weibliche Fan dann und zog mit dem Autogramm von dannen.
 

„Wo sollen wir euch jetzt absetzen?“, fragte Luis der bereits die Autoschlüssel herausgeholt hatte. „Bei mir zu Hause.“, entgegnete Anna direkt und ohne Nachzudenken. „Mich bitte im Hotel.“, fügte Fernando hinzu. Dafür erntete er einen verwirrten Blick seiner Freundin. „Wir müssen uns beide noch umziehen und ich hab noch was zu erledigen. Ich hol dich nachher dann bei dir ab.“ Auch wenn Anna interessierte was Fernando denn noch so wichtiges zu erledigen hatte, fragte sie nicht weiter nach. „Okay. So um halb 9 dann. Dann müssen wir wenigstens nicht so lange anstehen um Reinzukommen.“ Der Spanier nickte. „Ich hoffe du machst dich ein wenig schick.“, sagte er lächelnd. „Wenn du willst.“, entgegnete sie, auch wenn ihr das ganze trotzdem ein wenig komisch vorkam.
 

Die beiden spanischen Familien brachten nun zunächst Anna nach Hause. Die setzte sich erst einmal vor den Fernseher, da sie noch genug Zeit hatte bevor sie sich fertig machen musste. Um halb neun wartete sie dann bereits ihren Freund, der es heute mit der Pünktlichkeit nicht so genau zu nehmen schien. Er sollte doch nicht wieder versucht haben mit der Bahn zu kommen? Um kurz nach neun klingelte es schließlich an der Türe. „Du bist spät.“, moserte Anna, nachdem sie ihren Freund mit einem Kuss begrüßt hatte. Der Spanier strich sanft über ihre Wange. „Tut mir leid. Das ganze hat alles ein wenig länger gedauert.“ Sie seufzte. „Jetzt werden wir ewig draußen anstehen müssen.“ Fernando schüttelte den Kopf. „Nachdem du heute bereits feststellen musstest, dass du mit einem Fußballer als Freund selten ohne Aufmerksamkeit irgendwohin gehen kannst, zeig ich dir nun die positiven Seiten der Berühmtheit.“, verkündete er grinsend. Anna zögerte. „Aber meinst du nicht, dass die spanische Presse dann nicht wirklich weiß was Sache ist?“, fragte sie. Fernando lächelte. „Das wissen die sowieso schon. Bei unserem kleinen Fußballspiel hat uns ein spanischer Reporter zugeguckt.“
 

To be continued



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  el_nino
2008-03-28T21:51:18+00:00 28.03.2008 22:51
Huhu,

endlich gehts weiter ^^ ich hatte schon öfters geschaut, obs weiter ging, aber fehlanzeige und siehe da da schau ich heut und es ist ein neues Kapi on xD

war mal wieder einfach nur "WOW"

> beim Gedanken an Fernando zwischen Jürgen Klopp, Urs Meier und Johannes B. Kerner

da musste ich lachen, er passt da überhaupt nicht zu. xD

das mit dem Fußballspiel war eine tolle Idee.

Madrid ist wirklich schön, war einmal in Urlaub dort für ne Woche.

Ihc hoffe es geht ganz schnell weiter.

ich bins übrigens ColaKorn^^


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