WWW – Weihnachtswichtel Wahnsinn
Titel: WWW – Weihnachtswichtel Wahnsinn
Autor: Chinese_Kitty
Serie/Pairing: Beyblade / ~KaRe~
Projekt: Weihnachtswichteln inkl. Challenge des KaRe-FF-Zirkels
http://animexx.onlinewelten.com/community.php/KaiXRay_FFZirkel/beschreibung/
Wichtelopfer: Chichi
Ort, der vorkommen muss: -Auto-
Wörter, die verwendet werden müssen: -Päckchen-, -schlafen-, -betrunken sein-
Genre/Warnung: Shounen-Ai, Fluff, Romantik, nur das Schönste vom Schönsten ^_~
Disclaimer: Das Übliche, alles gehört den Erfindern. Einzig allein die Idee ist von mir *g*.
Kommentar: Spät aber doch *g*. Ich bin froh, noch rechtzeitig fertig geworden zu sein! Hoffentlich gefällt dir dein Wichtelgeschenk Chichi ^_^/) *knuff*. Eine halbe Stunde vor Fristende hab ich die FF abgeschlossen *hibbel*. Die Idee dazu hatte ich eigentlich schon ziemlich früh. Musste dann aber wegen Stress und Zeitmangel den Plot um einiges kürzen >.<. Das tut mir leid, aber ich hoffe, euch (und vor allem dir Chichi) gefällt diese Version auch.
Ich konnte es natürlich nicht lassen und habe (ähnlich wie beim Projekt „DaRe“, das ich mit meiner Freundin Kaizaschneegans führe) wieder ein wenig Wahres mit reingepackt *kicher*.
Beim Titel hat mir ebenfalls meine Freundin geholfen. Sie hat ihn mir spontan gesagt, ohne die FF zu kennen und er hat mir so gut gefallen, dass ich in beinhart genommen habe. Danke Schatz *chu*.
Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch!!!
~*~
WWW – Weihnachtswichtel Wahnsinn
~*~
„Hach, so kann es jeden Tag gehen“, grinste ein blauhaariger Junge, der am Beifahrersitz eines schnittigen, weißen Lamborghinis saß. Der junge Mann, der am Steuer saß rollte mit den Augen.
„Das war klar Takao. Immerhin musst du nicht zu Fuß zur Uni laufen.“
„Tu doch nicht so, Rei. Du nimmst mich doch gerne mit oder?“
„Klar, … meistens zumindest“, erwiderte der Schwarzhaarige und bog mit rasantem Tempo in die nächste Straße ein.
Sie waren auf dem Weg zum Unterricht an einer Eliteuniversität für reiche Söhne von Industriellen. Ja richtig. Eine Einrichtung nur für Jungen. Es wurden auch nur die Reichsten von den Reichsten aufgenommen. Neben der Aufnahmsprüfung zu Beginn war es ebenso noch ausschlaggebend, wie hoch die Spende der Eltern an den Rektor war. Wenn man Pech hatte, wurde man nur wegen eines Geldbetrages, der niedriger als einer der anderen Anwärter war, nicht aufgenommen wurde. Egal, ob man erstklassige Leistungen erbrachte oder nicht.
„Sag mal…“
„Mal“, kam die prompte Antwort des Chinesen.
„Haha, sehr witzig. Du solltest Komiker werden anstatt die Nachfolge deines Vaters anzutreten. Überlass mir den Job“, feixte Takao.
Rei hingegen ging erst gar nicht darauf ein. „Nun, was willst du wissen?“
„Wie geht es Max? Besser?“
„Wieso fragst du ihn nicht selber? Er redet nicht mehr mit mir. Kann ich auch irgendwo verstehen.“
Takao nickte nur. Obwohl er eigentlich wusste, dass sein Freund diese Bewegung nicht sehen konnte. Rei hatte vor einigen Tagen mit ihm Schluss gemacht. Als Grund führte er an, dass sich seine Gefühle nun mal geändert hätten und er ihm nichts vormachen wollte. Für Max war das wohl ein wenig zu viel gewesen. Er kam seit eben diesem Tag nicht mehr zu den Vorlesungen.
„Du hättest dich doch erkundigen können.“
„Wozu denn? Ich habe keine Lust, mich beschimpfen zu lassen. Wieso gehst du denn nicht hin, wenn es dich so sehr interessiert?“
Sein blauhaariger Freund überging diese Frage einfach.
„Weißt du denn gar nichts?“
Sein Gegenüber seufzte einmal tief auf.
„Lee hat mir erzählt, dass er sich hoffnungslos betrunken hat. Die Polizei hat ihn dann irgendwann nach der Sperrstunde nach Hause gebracht. Muss wohl einen ziemlichen Stunk daheim gegeben haben. Immerhin soll er Hausarrest bekommen haben… zumindest hat er mir das erzählt. Einer von Lees Kumpel kellnert in dieser Bar.“
„Er war betrunken?“
„Halb so wild denk ich. Er kommt darüber hinweg. Er ist ein kleiner Sonnenschein. Aber so jemand wie Max passt einfach nicht zu mir.“
„Hast du schon einen Neuen?“
Verärgert drehte Rei seinen Kopf zu Takao, überfuhr dabei glatt ein Stoppschild. Ein Glück, das keine Polizeistreife hier gerade ihren Dienst machte.
„Wieso verdammt noch mal muss ich immer einen Lover haben? Kann ich nicht _einmal_ nur ein stinknormaler Single sein, wie viele andere Studenten auch? Mich kotzt das Ganze so was von an. Immer werden mir irgendwelche Verhältnisse nachgesagt, die überhaupt nicht stimmen.“ Wutentbrannt krallten sich seine Finger um das Sportlenkrad seines Flitzers.
„Ist ja schon gut, Rei. Du weißt, du könntest an jedem Finger mindestens zwanzig Jungs haben, die alle ohne zu zögern ihr Leben für dich geben würden.“
„Übertreib nicht.“
„Doch, es ist die Wahrheit. Du bist nun mal der beliebteste Student am ganzen Campus. Lebe damit!“
Wieder erhielt er einen zornigen Blick von dem Schwarzhaarigen. Dieser mochte seine Rolle als Herzensbrecher überhaupt nicht. Aber durch sein bisheriges Verhalten und seine rasch wechselnden Beziehungen hatten ihm eben jenes Image eingebracht.
„Schon gut, schon gut. Reg dich bloß nicht auf. Ich denke Max würde es besser überstehen wenn er wüsste, dass er nicht einfach nur ersetzt wurde.“
„Du kannst ihm ja schöne Grüße ausrichten. Ich bin sicher, du wirst heute zu ihm fahren. Am besten nimmst du noch ein Katerfrühstück mit. Vielleicht hat er sich zu Hause weiter betrunken.“
„In Ordnung“, Takao war gerade nicht sehr zum Lachen zumute.
Nach einigen Momenten eines sehr unangenehmen Schweigens zwischen den zwei Freunden, unterbrach Takao die Stille.
„Rei, hast du dein Wichtelgeschenk schon besorgt?“
„Nein, wozu?“
„Na du weißt doch. Bald ist das Ende der Übergabefrist und du willst doch nicht einer der Letzten sein, die ihr Geschenk überreichen. Wen musst du denn bewichteln?“
„Das würdest du wohl gerne wissen, oder?“ grinste der Chinese, seine Augen dabei immer genauestens auf den Verkehr gerichtet.
„Natürlich“, erwiderte der Japaner das Grinsen in gleicher Weise. „Die halbe Uni rätselt darüber, wen der größte Schwarm und heißeste Junge am Campus wohl beschenken wird. Glaubst du etwa, das lässt die kalt? Selbst die Uni-Zeitung berichtet darüber. Du bist auf der Titelseite!!“.
„Ach… bin ich das“, runzelte der Chinese die Stirn. „Haben die nichts Besseres zu tun?“ Langsam hatte sich sein Blutdruck wieder beruhigt. Er war zwar ziemlich aufbrausend, konnte sich aber genau so schnell wieder beruhigen. Vermutlich verdankte er das seinem jahrelangen Kampftraining.
„Anscheinend nicht… also wen hast du gezogen? Ich verrate es auch nicht“.
Kurz wandte Rei den Blick von der Straße und sah seinem Freund auf dem Beifahrersitz seines Lieblingsautos tief in die Augen. „Kannst du ein Geheimnis denn für dich behalten?“
Angesprochener schluckte einmal schwer, bevor er zaghaft mit dem Kopf nickte.
„Siehst du“, lächelte Rei auf einmal wieder, „ich auch.“
„REI?!“ empörte sich Takao.
Als Antwort bekam er nur ein herzhaftes Lachen, bevor der Lamborghini mit quietschenden Reifen erneut abbog.
Immer wenn Rei seinen Freund in seinem Auto mitnahm, fuhren sie einen kleinen Umweg. Damit der Schwarzhaarige sein Lieblingsstück ein wenig ausführen und von der _Leine_ lassen konnte. Das Aufheulen des Motors und das starke Getriebe gaben ihm ein Gefühl von Freiheit, wenn er die Landstraße mit fast 300 Sachen entlang raste. Die Beschleunigung von 0 auf 100 in nur 3,4 Sekunden war wie ein Rausch, ein Kick, nach dem man süchtig werden konnte. Nicht dass Rei ein Geschwindigkeits-Junkie war, aber er liebte es, wenn die Landschaft an ihm vorbei flog.
~*~
Es war bereits vorangeschrittener Vormittag, als Rei sich im Pausenhof aufhielt und von der üblichen Schar Anhänger verfolgt wurde. Der Chinese ignorierte sie weitgehend, solang ihm niemand zu nah auf die Pelle rückte. Was nicht oft vorkam. Aber es gab immer wieder Studenten, die sich etwas darauf einbildeten, wenn er mit ihnen ein paar Wörter wechselte. Im freundschaftlichen Sinne natürlich. Ein kurzer Blick, eine flüchtige Berührung… solch Kleinigkeiten reichten aus, um den Jungen die Köpfe zu verdrehen und sie zu willenlosen Schoßhündchen werden zu lassen. Wenn er wollte, könnte er alles von ihnen verlangen.
Rei seufzte. Am liebsten würde er sich zu seinem Auto begeben und in Ruhe eine rauchen. Aber nein, er stand hier auf dem Pausenhof, in dem sich sicherlich mehr als die Hälfte aller Studenten drängelte und versuchte etwas Ruhe zu finden, nur damit er eine einfache Zigarette rauchen konnte. Wenn er so darüber nachdachte, war das natürlich lächerlich, aber er wollte es nicht riskieren, dass seine Anhängerschaft ihm bis auf den Parkplatz folgte.
Der junge Chinese hatte ein schweres Los zu tragen. Seine Eltern gehörten zu mitunter den reichsten Personen Chinas. Das Familienunternehmen warf so viel Gewinn ab, dass sie nicht wussten wohin mit dem ganzen Geld. Aber nicht nur das war es, das ihn zu einem begehrten Objekt unter den Studenten werden ließ. Es war… weil er anders war. Viel mehr anders als jeder dieser Studenten. Normalerweise sollte man annehmen, dass ein Junge, der sich so vom Aussehen der anderen abhob, eigentlich ein Außenseiter sein sollte. Zumindest waren das seine Erfahrungen, die er auf der Grundschule gemacht hatte, als seine Eltern noch nicht so wohlhabend gewesen waren.
An dieser Universität war das etwas anders. Die Studenten fuhren regelrecht auf sein exotisches Aussehen ab. Die goldgelben Augen, die etwas spitzeren Ohren und die endlos langen, schwarzen Haare, hoben ihn von der breiten Masse ab. Es gab Zeiten, da kam er sich wie eine Trophäe vor, die es galt zu besitzen.
Rei konnte sich vor Verehrern kaum retten… aber genau dieser Andrang löste etwas in ihm aus. Er erkannte, dass er die Spielregeln aufstellen konnte. Nein, sogar musste! Warum sollte er nach ihrer Pfeife tanzen, wenn es genau anders rum sein konnte. Der Chinese war schon immer kein unterwürfiger Typ gewesen und so kam es, dass er sich Freunde zulegte. Er begann seine Popularität auszunutzen, sodass er nicht mehr allein sein musste. Es waren keine einfachen Freunde, sondern Liebhaber, die er wechselte, wie manch anderer seine Unterwäsche. Es war nichts Ernstes. Er nahm sie mit in sein Bett, ließ sich von ihnen unterhalten… so lange, bis er etwas Neues fand, das seine Aufmerksamkeit erregte. Wo er glaubte, seine Einsamkeit vergessen zu können.
Niemand unternahm etwas gegen diese Entwicklung. Ganz im Gegenteil: die Leute buhlten regelrecht darum, das Bett mit ihm teilen zu können. Und so hatte Rei leichtes Spiel. Verstrickte sich dadurch immer mehr in einem Netz der Einsamkeit, aus dem er alleine schon lange nicht mehr herauskommen konnte. Jede erneute Enttäuschung, jede Trennung, der Schmerz in seinem _Geliebten_ doch nicht das gefunden zu haben, wonach er sich so sehnte, trieben in immer weiter in den Teufelskreis hinein. An manchen Tagen wollte er einfach nur noch schlafen. Nichts mehr mitbekommen von der falschen Freundlichkeit, die ihn umringte. Wollte träumen. Einen Traum, in der er nicht mehr allein war. Endlich denjenigen gefunden hatte, dem er sein ganzes Herz ohne zu zögern schenken konnte, ohne Angst haben zu müssen, erneut enttäuscht zu werden…
Als der Schwarzhaarige zu seinem Stammplatz einer Bank unter einem Baum ankam, nahm er erstmals wieder die Leute um sich wahr. Gesprächsfetzen drangen an seine Ohren. Aufgeregtes Geschwätz über die fabelhaft und sündhaft teuren Geschenke, die sie ihren Wichtelopfern gemacht hatten.
Niemand wollte sich eine Blöße geben, so versuchte jeder den anderen zu übertrumpfen. Noch viel bessere und wertvollere Dinge zu verschenken, die im Grunde niemand brauchte, weil sie doch sowieso schon alles besaßen. Ihre Eltern warn reich… stinkreich um genau zu sein. Sie hatten alles, was ihr Herz begehrte. Jeder Wunsch wurde von ihren verwöhnten Lippen abgelesen. Wieso also sollten sie solche Geschenke noch brauchen?
Angewidert verzog der Chinese das Gesicht. Blickte sich suchend um.
„Tiger!“
Eine vorlaute Stimme erhob sich über das allgemeine Stimmengewirr und Rei war richtiggehend froh darüber den blauen Haarschopf seines Freundes erkennen zu können.
„Hallo Takao“, lächelte der Chinese und setzte sich auf die Bank. Nur nebenbei bekam er mit, wie die Gespräche in seiner näheren Umgebung leiser wurden, die Ohren dafür um einige Größen wuchsen.
Erschöpft vom Laufen ließ sich der Japaner neben ihm auf die Bank fallen. Schnappte ein paar Mal tief nach Luft um seine Lungen zu befriedigen.
„Ich wollte dir mein Wichtelgeschenk zeigen, das ich bekommen habe“, strahlte der Blauhaarige. Rei hob eine Augenbraue.
„Was hast du denn bekommen?“
Mit diesen Worten streckte Takao seinen Arm aus und hielt Rei seine nagelneue Uhr unter die Nase.
„Die glitzert aber ganz schön. Bist du sicher, dass die dir gefällt? Sieht aus wie eine Frauenuhr“, scherzte der Schwarzhaarige.
„Was redest du denn da? Ich finde sie klasse“, freute sich der Junge neben ihm und hielt die Uhr ins Sonnenlicht, damit sich die Strahlen in den Diamanten brechen konnten.
Ohne etwas zu erwidern, sah ihn der Chinese an. Takao rollte mit den Augen.
„Ja ja, hab schon kapiert. Du hast halt keinen Sinn für etwas Schönes.“
„Wenn du das sagst.“
„Mh, sieh einmal hinüber. Selbst der Russe scheint sich für dich zu interessieren.“
„Spinnst du jetzt total, Takao?“
„Nicht doch, nicht doch. Wirf einmal ein Auge hinüber und überzeug dich selber.“
Rei tat so wie ihm gesagt wurde und blickte auf die kleine Gruppe, die sich etwas abseits platziert hatte. Er kannte sie nur allzu gut. Die Außenseiter. Sie kapselten sich ab und blieben lieber unter sich.
Seine goldgelben Augen ruhten auf dem graublauhaarigen Jungen, der mit dem Rücken zu ihm stand. Ein kleines Lächeln stahl sich auf seine Lippen.
„Welchen Russen meinst du denn?“
„Huh?“
„Da steht eine ganze Gruppe, Takao. Und alle sind sie Russen.“
„Ach... ja, na ich meine den Rothaarigen. Ist der Anführer. Der sieht auffällig oft zu dir rüber und redet mit seinem Freund, dem mit der seltsamen Augenfarbe. Mir fallen die Namen nicht...“
„Yuriy und Kai“, unterbrach Rei seinen Freund.
„Woher weißt du das?“
„Ich weiß es halt“, antwortete der Schwarzhaarige gleichgültig. Es musste nicht die Runde machen, dass er sich ab und zu mit einem von ihnen unterhielt.
„Erstaunlich Tiger. Du hast ein Personengedächtnis, der Hammer!“
„Mh.“
Nach einer kurzen Pause, in der er seine Zigarette auf dem gefrorenen Boden austrat, stand er auf und steckte seine Hände in seine Jackentasche.
„Kommst du, Takao? Ich muss noch zum Spind.“
„Ja klar“, antwortete dieser freudig und sprang nun ebenfalls auf.
Augenblicklich bildete sich in der Menge eine kleine Gasse, durch die die zwei Jungen in Richtung Hauptgebäude gingen. Niemand wollte Rei im Weg stehen. Zügig schritten sie voran und so konnte der Schwarzhaarige den Blick, den ihm ein gewisser rotäugiger Junge nachsandte, nicht mehr sehen.
~*~
„Takao?“
„Ja?“ antwortete der Angesprochene und lehnte dabei neben ihm am Spind, spielte mit seiner neuen Uhr.
„Hast du mir das Päckchen hier reingelegt?“
Erstaunt sah ihm der Blauhaarige über die Schulter und blickte nun ebenfalls auf die kleine, in Geschenkpapier verpackte Schachtel.
„Nein. Wie denn auch? Ich kenne deinen Pincode nicht.“
„Mh… niemand hat meinen Pincode. Wie kommt das dann hier rein?“
„Da musst du jemand anderen fragen. Groß ist es ja nicht gerade“, mutmaßte der Blauhaarige und linste seinem Freund dabei über die linke Schulter. Rei drehte und wendete das kleine Päckchen in seiner Hand und betrachtete es von allen Seiten. Die Spinde an der Universität waren durch das neueste Sicherheitssystem gesichert. Nur jemand, der den Code kannte, konnte ohne weiteres in die Spinde gelangen. Er runzelte die Stirn. Kannte Max ihn?
Das Päckchen war sorgfältig in weihnachtliches Geschenkpapier eingewickelt. Ein schönes dunkles Blau mit goldgelben Sternen drauf. Um das Ganze war dann noch ein goldenes Band gebunden und mit einer kunstvollen Schleife vollendet worden.
„Nun mach es doch schon auf, Rei“, quengelte Takao, der es anscheinend nicht mehr aushielt vor Neugierde.
/Er erwartet sicher etwas Wertvolles… bei meinem Beliebtheitsgrad/, mutmaßte Rei in Gedanken und ließ ein „ich mach ja schon“, hören. Schnell hatte er das Päckchen ausgepackt und hielt schlussendlich eine kleine, rote Schatulle in seinen Händen. Auf jeden Fall war es kein großes Geschenk.
„Was soll _das_ denn sein?!“
Der Schwarzhaarige hielt eine Kette aus Weißgold mit einem schlichten Ring aus dem gleichen Material in das künstliche Licht der Neonlampen des Ganges. Konnte sich von den Spiegelungen in dem Schmuckstück nicht loslösen.
„Es ist wunderschön“, murmelte er und legte die Schatulle beiseite, um die Kette genauer in Augenschein nehmen zu können.
„Das sieht doch aus, als ob man das aus dem Kaugummiautomaten gezogen hat. So ein Geschenk solltest du gar nicht erst annehmen, Rei!“
Bei jedem Wort das aus dem Mund seines Freundes kam, wurde er immer verstimmter. Wieso konnte etwas so Schlichtes nicht auch gleichzeitig schön sein? Warum musste alles mit Diamanten und Edelsteinen verziert sein, glänzen wie die Sonne und extrem teuer sein.
Rei nahm den Ring zwischen seine Finger und drehte ihn ein wenig, als ihm plötzlich eine kleine Gravur auf der Innenseite auffiel. Beim näheren Anblick konnte er eine Möbius-Schleife erkennen. Überrascht hob der junge Chinese eine Augenbraue. Er hatte nur mit einem über dieses Symbol gesprochen. Augenblicklich musste er lächeln und probierte den Ring.
Er passte.
Das Lächeln wurde noch ein Stückchen breiter, nahm ihn wieder ab und hängte sich schlussendlich die Kette um den Hals.
„Was tust du da?“ wollte der Japaner wissen.
„Das siehst du doch, … es tragen.“
„Ist das dein Ernst?“
„Natürlich.“
„Dich soll einer verstehen. Du könntest alles haben, was du begehrst. Die halbe Uni legt dir die Welt zu Füßen… und du trägst so ein billiges Geschenk, von dem du noch nicht einmal den Absender kennst.“
Irrte sich Rei oder konnte er da Vorwurf heraushören. Versonnen spielte er mit der Kette.
„Ich fass es nicht… und die anderen Geschenke hast du abgelehnt.“
„Ja“, meldete sich das _Opfer_ der Vorwürfe auch einmal zu Wort.
„Ich wiederhole mich ja nur ungern… aber _wieso_?!“
„Sie haben mir einfach nicht gefallen.“
„Und _das_ hier gefällt dir?“ fragte Takao und zeigte damit auf das Schmuckstück um Reis Hals.
„Ja“, war die knappe Antwort. Der Schwarzhaarige steckte die die feingliedrige Kette unter sein T-Shirt, lange nach seinen Büchern aus dem Spind und knallte die Tür geräuschvoll zu. Das Schloss schnappte automatisch zu und versperrte sich.
Takao war seinem Freund grummelnd gefolgt. Er konnte das Verhalten seines Freundes nicht verstehen. Aber da sie die gleiche Vorlesung besuchten, hatten sie sowieso den gleichen Weg.
Im Hörsaal herrschte reges Treiben. Studenten unterhielten sich, tauschten Unterlagen und Mitschriften aus oder diskutierten über den vor kurzem durchgenommenen Stoff aus dem Unterricht.
Als Rei mit Takao den Raum betrat legte sich eine Stille plötzlich über sie. Alle sahen zur großen Tür, durch die die Neuankömmlinge gerade gekommen waren. Der Chinese wunderte sich nicht besonders über das Verhalten seiner Kollegen. Ein kleines wenig war es ihm aber doch _zu_ ruhig. Der Blauhaarige lief geradewegs zu ihren Sitzplätzen und schmiss seinen Rucksack darauf. Rei wollte es ihm gleichtun, wurde allerdings von einem blonden Jungen aufgehalten, der sich einfach in seinen Weg gestellt hatte.
Erstaunt musterte er den um einen Kopf kleineren Jungen. Er kannte ihn. Es handelte sich dabei um Mystel, einen seiner größten _Fans_. Er hatte dem Chinesen schon oft seine Liebe gestanden und beteuerte jedes Mal aufs Neue die Unsterblichkeit seiner Gefühle für ihn. Zuerst kopierte er nur den Kleidungsstil. Danach seine Verhaltensweisen und schlussendlich ließ er sich sogar seine Haare wachseln. Inzwischen hatten sie eine erstaunliche Länge erreicht, dachte der Schwarzhaarige und bemerkte dann, dass der Junge ein Geschenk in seinen Händen hielt.
„Ja?“, fing Rei eine Konversation an, von der hoffte, dass sie nicht zu lange dauerte. Die Professoren sahen dieses Verhalten der jungen Leute nicht gerne, wollten aber nichts dagegen unternehmen, solang die Zensuren sich in einem normalen Bereich befanden.
„R-Rei…“, stotterte Mystel und spielte nervös mit dem Päckchen, das er bei sich trug.
Angesprochener rollte mit den Augen. Er war schon immer nervös ihm gegenüber gewesen.
„Der Unterricht beginnt gleich. Ich schlage vor, du beeilst dich etwas bevor der Professor kommt.“
Alle Augen im Hörsaal waren auf die beiden gerichtet. Der Besitzer eines Paar eisblauer Augen stieß seinen Sitznachbarn an und grinste, während der Blick seines Freundes dem Geschehen folgte.
Der Blonde schluckte einmal und reichte ihm wortlos das Geschenk. Doch Rei nahm es nicht an. „Wofür ist das? Du bist nicht mein Wichtel.“ Als er den Protest kommen sah, hängte er noch schnell ein, „frag nicht, ich weiß es einfach“, an seine Aussage.
Sein Gegenüber aber schwieg sich aus, hielt immer noch das Geschenk in seinen ausgestreckten Armen und blickte gen Boden. Es schienen einige Minuten vergangen zu sein als Bewegung in die große Gruppe der anwesenden Studenten kam.
Nur wenige Augenblicke später fand sich Rei inmitten einer Horde von Hormonen gesteuerten Jungen wieder. Langsam wurde er nervös. Als alle gleichzeitig dann auch noch ein gemeinsam gerufenes „bitte nimm es an“, verlauten ließen und ihm Päckchen entgegen hielten, eins aufwändiger verpackt als das andere, wurde es dem Chinesen zu bunt.
Blitzartig drehte sich dieser um und bahnte sich fast schon brutal einen Weg durch die Studierenden in Richtung des Ausgangs. Er wollte einfach hinaus. Nur noch hinaus. Er glaubte ersticken zu müssen.
~*~
Seufzend entließ der Schwarzhaarige den gerade inhalierten Rauch seiner Zigarette in die kalte Winterluft. Er hatte sich auf den Parkplatz zu seinem Auto gerettet. Lehnte an der Motorhaube, rauchte und wischte immer wieder an verschiedenen Stellen über den Lack. Entfernte imaginäre Flecken, wo keine waren.
„Das ist ungesund, Kitten“, erklang plötzlich eine dunkle Stimme neben ihm, dessen Besitzer dem Chinesen die Zigarette aus dem Mund nahm und sich selber einen Zug genehmigte. Gleich darauf wurde sie auf dem Boden ausgetreten.
Ein Lächeln legte sich auf Reis Lippen und blickte dem neu angekommen in seine roten Augen.
„Mein Spitzname ist Tiger“, erklang der schwache Protest aus seinen fein geschwungenen Lippen die seinen Mund umrahmten.
Er erhielt keine Antwort. Nur ein leichtes Senken des Autos zeigte, dass sich der Russe zu Rei an die Motorhaube lehnte.
„Für mich warst du schon immer ein Kitten.“
Der Schwarzhaarige antwortete wieder mit einem kleinen Lächeln. Wie er diese Art von Gesprächen doch liebte. Sie kamen selten vor, gehörten sie doch zu völlig unterschiedlichen Cliquen. Aber die wenigen Unterhaltungen, die sie beide teilten, gehörten mitunter zu den schönsten Dingen, die er nie wieder vergessen wollte.
„Hoffentlich macht das nicht die Runde“, kicherte er und spielte wieder mit der Kette, die er um den Hals trug. „Mein Ruf wäre ruiniert.“
„Glaubst du?“ antwortete ihm der Russe. Seine Stimme klang amüsiert.
„Nein“, lachte Rei, „die Meute würde nur noch verzückter werden.“
„Mhh.“
Eine Pause entstand zwischen ihnen. Es war jedoch keine unangenehme. Beide genossen die Nähe des anderen. Dazu brauchten sie keine Worte. Rei begann langsam aber sicher, sich aus dem Teufelskreis seiner eigens geschafften Einsamkeit zu entfliehen. Wirkte dagegen, indem er sich einem ihm nahe stehenden Menschen öffnete.
„Kai?“
„Ja?“
„Das Päckchen ist von dir, oder?“
„Woher willst du das wissen?“ fragte der Graublauhaarige.
Der Chinese lächelte und blickte seinem Sitznachbarn in die Augen.
„Nur wir zwei haben vor einiger Zeit über das Phänomen der Möbius-Schleife gesprochen. Das konntest _nur_ du wissen.“
Kai schloss die Augen und lächelte. „Gefällt es dir?“
„Da fragst du noch? Ich finde es wunderbar“, strahlte Rei ihn an und umschloss den Ring mit seiner Hand. „Darf ich ihn auch am Finger tragen?“
Erstaunt sah ihn der Russe an.
„Wenn du das möchtest?“ Still beobachtete er den Chinesen dabei, wie er an seinem schwanengleichen Hals herumhantierte. Zielstrebig ging er ihm zur Hand, indem er die kleineren Hände zur Seite drückte und den Verschluss selber öffnete.
Dankbar übernahm von da an wieder Rei das Schmuckstück, ließ den Ring von der Kette gleiten und steckte ihn sich an seinen linken Ringfinger. Als der Graublauhaarige ihm die übrig gebliebene Hälfte des Geschenks abnehmen wollte, weil es ja nun unnötig geworden war, entzog sich der Schwarzhaarige ihm ein wenig. Deutete Kai an, ihm die Kette wieder umzulegen, was auch sofort erfüllt wurde.
Danach kehrte wieder Ruhe ein. Rei, der den Ring betrachtete, als hätte er noch nie etwas Schöneres gesehen und Kai, der ihn dabei beobachtete.
Langsam begann sich die Teufelsspirale in die andere Richtung zu drehen. Entwirrte sich langsam und schenkte dem Schwarzhaarigen wieder seine Freiheit, die Unbekümmertheit und Freude am Dasein.
Vergessen waren die Scharen von Studenten, die ihm nachliefen. Versuchten, sich in sein Herz zu schleichen, um ihn zu erobern. Einzig und allein Kai zählte von nun an, der ins Zentrum seiner Gefühle gerückt war.
„Wie bist du eigentlich an den Pincode zu meinem Spind gekommen?“
„Weißt du was ein Stalker ist, Rei?“ fragte der Graublauhaarige und legte dabei dem Chinesen seinen Arm um die Schultern.
„Ja?“
„Dann kennst du auch die Antwort“, grinste Kai frech und machte sich daran, seinem neu gewonnen Freund einen (vorerst) unschuldigen Kuss zu stehlen.
~*~ Fin ~*~
16.12.2006 – 20.12.2006