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Jura Tripper 1 1/2 over

~I'll find my day, maybe far and away... far and away~
von

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XXXVII. Ein ganz normaler Mittwoch Teil 2 * XXXVIII. Eine Mischung aus Kuskus und Irish Stew * XXXIX. Nichts zu Essen * XXXX. Das Klingeln an der Tür

So, das ist nun wirklich der allerletzte Teil. Dafür sind's diesmal auch 4 Kapitel.

Ich wünsche allen Lesern alles Gute und danke ihnen, dass sie mich auf diesem 'Weg' begleitet haben.... wünsche Euch noch einmal viel Spaß mit diesem letzten Teil.
 

Für mehr lest die DEEVANS :)
 

~~~
 

XXXVII. EIN GANZ NORMALER MITTWOCH TEIL 2 *

XXXVIII. EINE MISCHUNG AUS KUSKUS UND IRISH STEW * XXXIX. NICHTS ZU ESSEN *

XXXX. DAS KLINGELN AN DER TÜR
 

XXXVII. Ein ganz normaler Mittwoch Teil 2
 

Nie mehr... nie mehr... würde er... betete Neesan stumm, als ihm plötzlich auffiel, dass der Gedanke so etwas Abgegriffenes an sich hatte. Auf einmal spürte er einen Tritt irgendwo unter sich, und geistesgegenwärtig packte er das zappelnde Objekt. Das hätte er nicht tun sollen. Sive wehrte sich panisch, machte nur einen kurzen Ausflug an die Oberfläche, wo sie ca. 3 Liter Wasser ausspuckte, um dann sofort wieder abzutauchen. Diesmal nahm sie den verdutzten Neesan mit.

"Ja, bist du denn verrückt! Einfach da reintauchen, wenn die anderen gerade springen!" empörte sich eine Stimme, die ihnen vage bekannt vorkam. Schnelle Schritte klapperten auf dem gefliesten Hallenboden. "Ertrinkt mir ja nicht! Um Himmels Willen!" ordnete Schwimmlehrer Brownson ängstlich an.

Sheerla und Liam blickten sich an. Dann tauchten sie zum zweiten Mal, was Mr. Brownson zu einem weiteren entsetzten Ausruf alarmierte. Das folgende sah aus wie ein nach allen Regeln der Kunst durchgeführter Unterwasserringkampf. Sekunden später tauchten nacheinander die Köpfe von Neesan, Sheerla, Sive und Liam auf.

Neesan rang nach Luft, Sheerla hatte die Augen zugekniffen, Sive hustete erbärmlich und Liam rezensierte fortwährend etwas, das sich wie: "Es gibt keine Piran.... Piran.... Piran... bösen Fische... es gibt keine." anhörte.

Mr. Brownson und die Schüler in seinem Rücken starrten noch immer, als zu Neesans Füßen plötzlich wieder etwas zu treten begann. Und zu zerren. Und zu ziehen. Nein, ein zweites Mal würde er den Fehler nicht machen, wer immer das war, konnte ihm gestohlen bleiben, und überhaupt... Mit diesem Gedanken begab sich Neesan erneut unfreiwillig auf Tiefseeexpedition.

"Hi!" grinste ein Kopf, der sie entfernt an etwas erinnerte, sie hatten nur Probleme zu sagen, ob an einen lebenden Menschen oder an eine Möhre.

"Kuzni!" brüllte Neesan, nachdem er wieder das Tageslicht erblickt hatte, "Du verdammter Idiot!"

Es war unmöglich auszumachen, ob die darauffolgenden Maul-offen-Blicke Neesans Wortwahl (von Seiten der Schüler) oder Kuznis Identität (von Seiten der Kinder) galten.

Denn es war Kuzni. Elegant stemmte er sich aus dem Wasser, wrang seelenruhig seine Haare aus und wandte seine weitere Aufmerksamkeit dann seinen Klamotten zu, die frei nach Noah-Mode recht abenteuerlich aussahen und überall um ihn herum schlackerten. Er ertrank geradezu in Altkleidern.

Denn Kuzni war geschrumpft. Er wirkte kleiner - jünger - das 'niedlich' lass ich jetzt mal so dahingestellt - er wirkte, um genau zu sein, keinen Tag älter als neun Jahre. Und um noch genauer zu sein: er war keinen Tag älter als neun Jahre.

"Nett habt ihr's hier," stellte Kuzni fest, nachdem er den Blick hatte wandern lassen. "Ich glaub, hier könnt's mir gefallen." Er grinste, wobei er den rechten Mundwinkel schief hochzog und eine Zahnlücke sichtbar wurde.

Später schlenderte er wie zufällig am Schwimmlehrer vorbei, wo er dem nun völlig aus dem Häuschen Geratenen so gut er es vermochte und soweit er Bock hatte, Rede und Antwort stand, sich zu guter Letzt von Mr. Brownson adoptieren ließ, fortan das Hallenbad als sein persönliches Eigentum betrachtete und nicht mehr viel gesehen wart.
 

Eine halbe Stunde später standen Sheerla, Neesan, Liam und Sive am Zebrastreifen vor der Grundschule, wo sie sich ein halbes Leben zuvor die Köpfe gerammt, Mathehefte verloren und tiefschürfende Diskussionen geführt hatten. Von hier aus würden sie getrennte Wege gehen, Neesan und Sheerla zusammen nach rechts, Sive und Liam nach links, wo sie sich an der nächsten Kreuzung ebenfalls trennen und nach Hause gehen würden. Am nächsten Tag dann würde Sive, sofern die Welt noch stand, wieder auf den letzten Drücker an eben jener Kreuzung stehen, mit Liam den Zebrastreifen erreichen, Sheerla und Neesan von weitem ignorieren und das Köpfe-einschlagen, Mathehefte-verlieren und tiefschürfende-Gespräche-führen konnte weitergehen.

"Sheerla. Wieviel Uhr ist es?" fragte Liam.

Sheerla warf einen Blick auf ihre wasserdichte Armbanduhr. "4 Uhr 23."

"Und was ist morgen für ein Tag?"

Sheerla überlegte eine Weile und sagte schließlich: "Donnerstag."

"Gut. Dann kocht meine Mutter nicht. - Und heute?"

"Wahrscheinlich Mittwoch. Logischerweise, mein' ich."

"Das Datum?"

Ein weiterer Blick aufs Ziffernblatt und Sheerla stellte fest: "Der 30. April 2013." Überrascht blickte sie auf. "Heute ist Beltane."

"Was?" platzte Sive verständnislos heraus, "Was'n das?"

"Beltane. Die Nacht vom 30. April auf den 1. Mai." erklärte Sheerla, "Das keltische Fest der Fruchtbarkeit."

"Woher weißt'n das?" verständnislos-ierte Sive weiter, offenbar nicht fähig, den Slang abzulegen.

"Mama hat irische Vorfahren." klärte Neesan sie auf. "Und Papa schottische."

"Aha. - Und warum ist sie dann so braun?"

"Afrikanische!" rief Sheerla, schon im Weggehen, oder nein, eher im Rennen, und Neesan fügte hinzu: "Auf Wiedersehen!", bevor auch er sich abwandte.
 

~~~
 

Honey, I'm Home
 

Words & Music by Twain/Lange.

Performed by Shania Twain.
 

The car won't start -- it's falling apart

I was late for work and the boss got smart

My pantyline shows -- got a run in my hose

My hair went flat -- man I hate that (hate that)
 

Just when I thought things couldn't get worse

I realized I forgot my purse

With all this stress -- I must confess

This could be worse than PMS
 

This job ain't worth the pay

Can't wait until the end of the day

Honey, I'm on my way

Hey! Hey! Hey! Hey!
 

Honey, I'm home and I had a hard day

Pour me a cold one and oh, by the way

Rub my feet, gimme something to eat

Fix me up my favorite treat

Honey, I'm back, my head's killing me

I need to relax and watch TV

Get off the phone -- give the dog a bone

Hey! Hey! Honey, I'm home!
 

I broke a nail opening the mail

I cursed out loud 'cause it hurt like hell

The job's a pain -- it's so mundane

It sure don't stimulate my brain
 

(Bridge)

(Chorus)
 

Oh, rub my neck will you
 

Honey, I'm home and I had a hard day

Pour me a cold one and oh, by the way

Rub my feet, gimme something to eat

Fix me up my favorite treat

Honey, I'm back, my head's killing me

I need to relax and watch TV

Get off the phone -- give the dog a bone

Hey! Hey! Honey, I'm home!
 

I'm home, that feels much better
 

~~~
 

XXXVIII. Eine Mischung aus Kuskus und Irish Stew
 

Mr. Gordon McPherson saß in der Küche, als Sheerla und Neesan die Tür aufstießen. Der gleichzeitig so vertraute und fremde Anblick ließ sie einen Augenblick innehalten.

"Papa! Was machst du denn hier? Warum bist du nicht in deinem Arbeitszimmer?" fragte Sheerla verblüfft.

Er fuhr zusammen und sah verdattert auf. "Ich dachte, ich setz' mich hierhin, dass ich euch klingeln höre, wenn ihr kommt..." antwortete President und schob zerstreut den Salzstreuer beiseite.

Unmengen von Papierstapeln und Aktenordnern türmten sich auf dem Tisch, an dem sie beide noch an einem Morgen, der ewig her schien, gesessen und gefrühstückt hatten. Sorgfältig zusammengefaltete Servietten und korrekt gestapelte Teller, von Neesan erst vor wenigen Stunden errichtete Inselchen der Ordnung, waren nach und nach im Meer des Chaos versunken. Rechts vom Ellbogen ihres Vaters hatte sich die offene Ketchupflasche mit dem halbleeren Nutellaglas angefreundet, während am anderen Ende des offensichtlich nicht abgewischten Tischs munter die Corn Flakes-Krümel lagen. Die Hälfte des Geschirrs stand an der Spüle und wartete nach wie vor vergeblich darauf, abgewaschen zu werden.

President hockte auf dem wackligsten der vier Küchenstühle und schrieb. Zuvor hatte er noch wie Neesan versucht, der Unordnung Herr zu werden, indem er die Getränke nett gruppierte und seine Mappen nach Farben sortierte, aber irgendwann mittendrin musste ihn die Resignation übermannt haben.

"Du hast uns aber anscheinend nicht gehört," erwiderte Sheerla. "Siehst du jetzt, wie gut es war, dass ich euch das hier abgeschwatzt habe?" Triumphierend klingelte sie mit ihrem eigenen Schlüsselbund.

"Wo ist Mama?" wollte Neesan wissen.

"Sie ist nochmal ins Fitnessstudio. Aber vorher hat sie uns freundlicherweise etwas zu essen vorbereitet." Mit dem Kopf wies President in Richtung Herd.

Sheerla ging zur Kochplatte und lugte in den Topf, der dort vor sich hin köchelte. "Sieht aus wie eine Mischung aus Kuskus und Irish Stew," bemerkte sie.

"Na und? Ich mag Irish Stew." verteidigte Neesan die Kreationen von Mrs. McPherson.

Seine Schwester grinste. "Ich sag ja auch gar nicht, dass ich es nicht mag. Es ist nur nicht die gängigste Kombination."

Sie wandte sich zur Tür und ihr "Ciao, bin Hände waschen!" hallte über den Flur.

President richtete sich auf, was sein Stuhl mit bedenklichem Wackeln quittierte. "Sheerla? Moment mal!"

"Was?" klang es durch die Wand.

"Dein Lehrer schreibt, du hättest in eurem Klassenzimmer die Tür eingetreten."

Schweigen.

"Oh Mann," maulte Sheerla, von Wasserplätschern untermalt, "Ich wollte sie doch auftreten. Nicht eintreten."

"Wie das?" erkundigte sich President skeptisch.

"Ich dachte, sie wär' auf," erklärte Sheerla aus dem Badezimmer, "hab dagegen getreten und - bums, war ein Loch drin. Und außerdem war ich das nicht allein."

"Sheerla, Sheerla," murmelte President, ohne nach den Mittätern zu fragen, seufzte und legte den Brief auf einem der zahlreichen Stapel ab.

Inzwischen hatte Neesan seine Schuhe ausgezogen und schickte sich an, ebenfalls auf dem Tisch Platz zu nehmen. Mit großen Augen thronte er über Presidents Aktensammelsurium, sah seinem Vater beim Schreiben zu und genoss die Höhenluft. Hin und wieder tippte ein nackter Zeh über die Zeilen, bis ein nervöses "Lass das, lass das" ihn zum Rückzug motivierte.

"Wie war die Schule?" erkundigte sich sein Vater bei ihm. Auf der an sich alltäglichen Frage lag ein sonderbares Gewicht, einerseits durch den merkwürdig leisen Ton, andererseits durch den sorgenvollen, mitfühlenden Blick, der sie begleitete.

"Gut." meinte Neesan lächelnd, "Wir hatten Schwimmen."

President zog ein verdutztes Gesicht.

"Liam und Sive waren bei uns," erzählte sein Sohn immer strahlender, "und Einiges war neu und anders, und es war schön, und es hat Spaß gemacht, und - "

"Sive, ist das nicht das Mädchen, das deine Schwester nicht leiden kann?" unterbrach sein Vater ihn verwirrt.

Neesan lachte fröhlich. "Nein, Papa," gluckste er, "Wo lebst du nur? Das ist ihre beste Freundin!"
 

"Auuuuuuuuuua!" machte ein plötzlich in der Wohnung erschallender Schrei ihrem Gespräch ein Ende.

"Das ist Mama!" hörten sie Sheerlas Stimme von der anderen Seite.

"Auaauaau," jaulte Tiger, als sie in die Küche herein wankte, einen verbeulten roten Stöckelschuh in der Hand und sich mit der anderen heftig den Fuß reibend, "wer zum Teufel hat die Wohnungstür zugemacht?"

Sheerla kam über den Flur gerannt. "Mama, Mama, was ist denn?"

"Ich hatte die Tür aufgelassen," erklärte Tiger und zog sich kurzerhand den Strumpf aus, um die Bescherung in ihrer ganzen Pracht anzusehen, "weil ich ja nur kurz rüber bin und du mich sowieso nicht hörst, wenn du einmal am Schreibtisch sitzt, Gordon. Und als ich zurückkam, wollte ich sie mit dem Fuß aufkicken, weil ich ja die Tasche auf dem Arm hatte, und dann..."

Sheerla pfiff und ließ unauffällig ihren eigenen Hausschlüssel verschwinden, dessen bestes Pro-Argument sich hiermit als nichtig erwiesen hatte.

"Doreen!" ächzte President, denn nicht nur ihm kam die soeben geschilderte Szene bekannt vor. Mit einem Ruck stand er auf und schlug die Hände auf die Tischkante, vergaß dabei allerdings, den Stuhl zurückzuschieben.

Das altersschwache Möbelstück erbebte, kippte zur Seite.

Und es rollte die Lawine - Akten, Ordner, Teller, Flaschen, Krümel und Neesan fielen mit lautem Gepolter zu Boden.

Im gleichen Moment entfuhr es Tiger schrill: "Das Essen!"

Das Essen war übergekocht und rote Sauce vermischte sich mit den Scherben.
 

XXXIX. Nichts zu Essen
 

Sie hatten die Kreuzung erreicht. Einen Moment verhielt Liam noch, zögerte zu gehen, drehte sich nach Sive um.

"Freust du dich, nach Hause zu kommen, Liam?" fragte Sive ihn.

"Ehrlich gesagt..." Liam lächelte etwas verlegen, "Ich kann's kaum erwarten."

"Auf Wiedersehen, Liam."

"Auf Wiedersehen, Sive!" gab Liam zurück. Dann ging er.

Er rannte nicht. So hielt sich die Freude länger.
 

Mrs. Wendy M. Adlington-Garrod stand an der Treppe, eine geflochtene Einkaufstasche neben sich, als Liam nach Hause kam. Kaum war er eingetreten, schlug ihm schon die Unruhe wie ein Schwall heißer Luft entgegen.

"Liam!" rief seine Mutter erleichtert. Obwohl sie sich bemühte, ihre Stimme fröhlich klingen zu lassen, schwang Panik mit und kam langsam an die Oberfläche. Verzweiflung malte sich auf ihrem blassen Gesicht. "Wie gut, dass du kommst.... Mrs. Palmer ist die Treppe heruntergefallen und hat sich den Fuß verstaucht! Eben ist sie abgeholt worden. Und wir haben nichts zu essen! Ich hab es schon beim Dell' Isola Misteriosa versucht, aber Moko hat ja heute Ruhetag! Und..."

"Nichts zu essen...?" wiederholte Liam gedehnt. Sein Blick war während der letzten Worte von der erregten Miene seiner Mutter weg zu der Einkaufstasche zu ihren Füßen gewandert.

Die große Korbtasche quoll förmlich über, randvoll mit den leckersten Delikatessen. Princess musste gerade erst vom Einkaufen gekommen sein. Rote Tomaten, schwarze Oliven, zwei große Baguette-Stangen, ein Glas eingelegte Artischocken, Brokkoli, Reis im Beutel, mehrere Päckchen Nudeln, drei Flaschen tropischer Fruchtsaft, grüne Oliven, Schafskäse, ein Kopfsalat, Oliven mit Sardellen-Füllung, eine Flasche Olivenöl, ein Eisbergsalat, rote Paprika, grüne Paprika, gelbe Paprika, Zwiebeln, drei Becher Sahne... Liam musste nicht weiter sehen. Seine Mutter liebte Einkaufen.

"Mama," erwiderte er ungläubig, "nichts zu essen...? Das..."

Sie unterbrach sofort den Redefluss, der während seiner Minuten stummen Staunens unaufhörlich weitergeplätschert war.

"Liam." sagte Princess betreten, "Du weißt doch, ich kann nicht kochen."

Hektisch begann sie, an ihrem Kleid zu nesteln. "Und du hast sicher Hunger, und dein Vater kommt bald heim, und..."
 

"Mama." meinte Liam bestimmt, "Beruhig dich. Wir kochen jetzt was."
 

"Und ich muss die Tomaten nicht schneiden, sondern nur mit heißem Wasser überbrühen?" fragte Princess zum zehnten Mal.

"Ja," gab Liam zum zehnten Mal bereitwillig Auskunft, während er die Nudeln knickte, "und dann pellst du sie. Weißt du, Mama, kochen ist gar nicht so schwer. Alles was du brauchst sind Fantasie, Fingerspitzengefühl und die entsprechenden Zutaten. Dann kann es direkt Spaß machen."

"Ja..." meinte Princess gepresst, "aber weißt du... ich hab solche Angst, etwas falsch zu machen. Ich bin so nervös, dass ich mich laufend vertue. Manchmal kann ich vor Aufregung das Rezept kaum lesen. Und woher soll ich denn wissen, ob es euch nachher überhaupt schmeckt? Ich will doch, dass es euch schmeckt."

"Wenn es dir schmeckt, wird es auch uns schmecken." bestärkte Liam sie ernst. "Und außerdem sind Misserfolge am Anfang etwas völlig Normales. Dazu gibt es ja auch Rezepte, an denen du dich orientieren kannst. So wie Spaghetti Napoli, das, was wir gerade kochen. So, und jetzt gib mir bitte die Tomaten."

"Woher kannst du das nur, Liam?" fragte Princess, die ihm eine ganze Weile nur fasziniert zugeschaut hatte, auf einmal.

Liam blickte auf, ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. "Das hab ich gelernt, während ich in der Schule war."

"Mama," meinte er dann, schon wieder mit der Sauce beschäftigt, "weißt du was? Frag doch mal Moko, ob er dir Kochunterricht gibt. Das kann er bestimmt gut."

"Meinst du?" fragte Princess zweifelnd, "Und wenn er das gar nicht will? Ich meine, er hat doch viel zu tun und ich will ihn auch nicht belästigen..."

"Aber ja," bekräftigte Liam, "bestimmt macht er das. Frag ihn doch einfach mal."

"Soll ich...?" fragte Princess, plötzlich ganz versunken, in den Raum hinein. Ein sonderbarer Ausdruck erschien auf ihrem Gesicht. "Soll ich wirklich..."

Vielleicht würde sie.

Liam lächelte.
 

"Was riecht denn hier so lecker?" hörte er auf einmal eine bekannte Stimme hinter seinem Rücken. Als Liam sich umdrehte, sah er, dass sein Vater hereingekommen war. Er umarmte Princess von hinten und küsste sie in den Nacken.

Princess erwiderte den Kuss und antwortete: "Das hat Liam gekocht."

Liam berichtigte: "Das haben wir gekocht."

"Das habt ihr gut gekocht, ich hab nämlich einen Bärenhunger." meinte Boss, reckte die Arme und warf Liam einen kleinen, überraschten Blick zu. "Ach - ihr habt übrigens was stehenlassen."

Er hechtete hinaus, um kurz darauf mit der nun halbleeren Einkaufstasche wiederzukommen. "Was ist denn da Leckeres drin?"

"Brian Garrod," befahl Princess, "stell das hin." Sie hielt den dampfenden Topf in den Händen, blickte starr geradeaus, bereit, die Nudeln abzuschütten. "Ihr könnt schon mal den Tisch decken."

"Tischdecken?" beschwerte sich Boss halb im Scherz, "Bin ich ein domestizierter Mann?"

Princess' Hände zitterten ein wenig. Der Topf war schwer.

Liam hätte nie gedacht, dass Nudeln abschütten für einen Menschen so eine Überwindung bedeuten konnte, dass er dabei strikte Ruhe brauchte.

"Komm, Papa" meinte er beschwörend und drückte seinem Vater einen Stapel Teller in die Hand, "Mama will allein sein."
 

"Wäre es nicht besser, wenn," wollte Liam vorschlagen, als Boss anfing, die Teller auf dem Esszimmertisch zu drapieren, doch er kam nicht mehr dazu.

Boss fuhr herum, "Ich hab dich ja noch gar nicht begrüßt!", packte seinen Sohn um die Hüfte, hob ihn hoch in die Luft und fing an, mit ihm im Zimmer herumzurennen. Liam jauchzte, lachte, zog seinen Vater an den Haaren und am Hemd, aber er wehrte sich nicht. Kurz darauf ging es in den Garten, "Woll'n wir Fußball spielen?" - Liam strampelte - am Gartentisch vorbei "...wir da draußen decken?" schrie Liam und beendete damit seinen Vorschlag, einmal rund ums Haus und um die Winkelachse... bis sie beide erschöpft ins Gras fielen.

"Ich... wollte sagen..." keuchte Liam auf der Wiese liegend, obwohl doch er gar nicht derjenige war, der gerannt war, "dass wir den Tisch draußen decken sollten. Schließlich ist heute Beltane, das keltische Fest des Lichts. Deshalb zünd' auch eine Kerze an, ja?"

Aus dem Gras neben ihm blickte sein Vater ihn verblüfft an: "Woher weißt du das denn?"

"Nun," Liam rappelte sich auf, klopfte sich das Gras ab, "du hast doch keltische Vorfahren, oder?"

"Ja, väterlicherseits," gab Boss zu.

"Und Maori, stimmt's?"

"Mütterlicherseits," nickte sein Vater, "die Mutter meiner Mutter und ihrer Zwillingsschwester... aber dass du das weißt..."

Liam lächelte. "An Beltane stehen die Türen zwischen den Welten offen wie zu Samhain an Allerheiligen, nicht wahr?"

Boss nickte wieder, mittlerweile etwas irritiert.

"Aber an Beltane," schloss Liam und sah ihm fest in die Augen, "an Beltane siegt das Licht über die Dunkelheit..."
 

~~~
 

Together Again
 

Written and performed by Wonderwall.
 

...hayeahhhh...
 

A red black beetle crawls over my feet

Its little steps tickle

It gives me the creeps

I wash my hands and I wash my face

A fresh summer breeze catches my hair and I say
 

...hayeahhhh...

...hayeahhhh...
 

Went long the river it was a red night

My teddy fell asleep

Closed his black button eyes

It was a red night when I walked on my own

When my teddy awoke there's something I knew
 

'cause we're
 

Together again

Yeah forever together

Your heart is my home
 

Together again

Yeah forever together

Your heart is my home
 

The golden field, the sense of red nights

There's something lost

'cause we've forgotten to fight

The field is broken but the dream will survive

Plant a new appletree, sisters of night
 

Together again

Yeah forever together

Your heart is my home
 

...hayeahhhh...
 

A red black beetle crawls over my feet

Its little steps tickle

It gives me the creeps

I wash my hands and I wash my face

A fresh summer breeze catches my hair and I say
 

...hayeahhhh...

Your heart is my home

...hayeahhhh...

Your heart is my home
 

~~~
 

XXXX. Das Klingeln an der Tür
 

...An Beltane siegt das Licht über die Dunkelheit...
 

Sive rannte. Der Schulranzen flog auf ihrem Rücken hin und her, als wollte er ihr zuflüstern: "Achtung, ich reiße gleich." Doch das Mädchen achtete nicht darauf, obwohl der Verlust des letzten verbliebenen Riemens ziemlich unangenehm sein würde. Zu eilig hatte sie es, nach Hause zu kommen.

Sie kam an der Mauer des Nachbarn vorbei, sah aus dem Augenwinkel die lila Blütenbüsche aufleuchten. Sie hielt inne, sah sich kurz um und nahm dann Anlauf, um sich an der Mauer hochzustemmen. Als sie den Fliederzweig packte und brach, schürfte sie sich das Handgelenk an der Steinwand auf, aber sie hatte ihn. Sive ließ los, fiel zurück und folgte schon wieder ihrem Weg, bevor sie auf dem Boden aufkam.
 

Mrs. Maé Charteris hörte die hastigen Schritte und öffnete, bevor das Sturmklingeln beginnen konnte.

"Für dich! Weil du nächste Woche Geburtstag hast!" kam es ihr atemlos entgegen und ein riesiger Ast violetter Fliederblüten war das erste, was das Haus betrat.

"Danke. Das ist zwar etwas früh, aber sie riechen so gut..." meinte Maé und versenkte das Gesicht in den Blüten. Mit keiner Regung zeigte sie, dass sie die doppelt gefüllten Dolden sofort als vom Busch des Nachbarn erkannt hatte.

"Ich weiß doch, dass du Flieder magst! Ich kann auch noch mehr holen, wenn..." wollte Sive eifrig vorschlagen, aber ihre Mutter schüttelte lächelnd den Kopf. "Dieser eine genügt. Komm, wir stellen ihn ins Wasser."

Als Sive die Küche betrat, sah sie, dass bereits auf dem Essstisch und auf der Anrichte Blumen standen. Und das waren mit Sicherheit keine Geburtstagsgeschenke. An der Spüle war ihre Mutter gerade dabei gewesen, eine dritte Vase zu richten, aus der schon junge Birkenzweige ragten. "Sive," bat Maé, während sie eine vierte für den Flieder mit Wasser füllte, "könntest du vielleicht kurz in den Garten gehen und noch ein paar Zweige Weißdorn holen? Du weißt schon, der Busch mit den kleinen weißen Blüten." Sive nickte und atmete tief ein. In der Küche roch es gut, irgendwie gemütlich, ein Duft aus Blumen und Essen, das im Backofen warten musste. Im Hinausgehen sah sie, dass es sich bei den Blumen auf dem Tisch um Ringelblumen handelte, die lustigen kleinen gelben, die sie früher immer aufgegessen hatte, und auf der Anrichte, das waren Rosen.

"Wie schön," murmelte Sive, obwohl sie nicht verstand, warum ihre Mutter all diese Blumen gepflückt hatte. Das machte sie zwar manchmal, aber nie so viele auf einmal.

Nachdem sie Maé geholfen hatte, die langen Weißdornzweige mit den Birken aus der Spüle zu nehmen, fragte Sive: "Was ist jetzt eigentlich mit deinem Geburtstag, Mama?"

"Ich habe beim Dell' Isola Misteriosa angerufen. Moko hat für Montag noch genug Tische frei." antwortete Maé. "Natürlich werden wir ihm in der Küche helfen, er kann ja nicht die ganze Arbeit allein machen, vor allem nicht, wenn er selbst eingeladen ist."

"Kommt Liam auch?" wollte Sive sofort wissen.

Maé lächelte. "Brian und Wendy und Jack und Garnet kommen, also nehme ich mal an, dass sie ihre Kinder mitbringen. Will und Chantal kommen auch mit ihrem Sohn und dem Baby. Und Doreen und Gordon auch, ihre Kinder sind übrigens in deiner Parallelklasse."

"Ich weiß!" rief Sive und hüpfte wie eine Bekloppte in der Küche umher, "Ich weiß! Ich weiß! Ich weiß!" Sie strahlte.

Maé beugte sich zu ihr hinunter und strich ihrer Tochter übers Haar. "Wissen ist gut. Das ist das Kind von Denken und Fühlen."

Eine kleine Weile hockten sie zusammen am Küchenboden und zählten die Fusseln. Dann meinte Maé: "Hörst du? Da ist ein Schlüssel im Schloss."

Sive blickte sie an. Sie sprang auf und rannte zur Tür.

Sie würde sie nicht öffnen, sie würde warten, bis sie aufging. Sie würde... sie würde... sie würde gleich, wenn nicht endlich...!

Die Tür ging auf.

"Papa!" rief Sive und fiel ihm um den Hals.

"Hallo, Zauslöckchen."

Sie ließ nicht los, sie wollte nie wieder runtergelassen werden. Aber während sie ihren Vater umarmte, konnte sie nicht anders, als noch einen zweiten Blick durch den Türspalt zu werden, über seine Schulter, die Straße hinunter, wo noch immer die Sonne stand. Ein, zwei, Sekunden starrte sie und fühlte unter großer Freude einen kleinen Schmerz stechen. Schnell schlug sie mit der freien Hand die Tür zu und vergrub ihren Kopf an der Stelle am Hals ihres Vaters, die sie immer 'den Schwalbenknochen' nannte [Ist doch viel schöner als 'Schlüsselbein' und sieht tatsächlich aus wie 'ne Schwalbe.]
 

Ohne etwas zu sagen trug God sie bis in die Küche. Maé saß noch immer am Boden, die Knie angezogen und den Blick durch das Fenster ebenfalls zur Sonne gerichtet, die nun langsam, fast unmerklich begann, sich rötlich zu färben. Auf der Anrichte stand ein warmer Mandelkuchen.

Sie lächelte ihnen entgegen, hob ihre Hand. God nahm sie, mit der anderen Sive umklammernd, die jetzt bedrohlich ins Schwanken geriet. "Willst du aufstehen oder sollen wir uns setzen?" fragte er seine Frau. "Ich stehe auf." erwiderte sie, "Das Kartoffelgratin sagt, es will raus aus dem Backofen." Er zog sie an sich und ließ Sive herunter, jetzt war sie bereit loszulassen. Während Maé das Essen von seinen Hilferufen erlöste, fragte er: "Wie geht es dir?"

"Ich bin barfuß durchs Haus gelaufen, habe meine Gedanken in einen Computer gehauen, gekocht und Blumen gepflückt."

"Ein Kinderbuch über den Planeten der Dinosaurier... Ich hätte nie gedacht, dass..." begann er und brach ab.

"Ich auch nicht. 121 Seiten. Aber noch bekommt es keiner zu sehen." bestätigte sie.

Er sah um sich. "Das ist... schön. Ist heute ein besonderer Tag?"

Maé lächelte. "Es ist Frühling, Donivan. Heute tanzen die Menschen ums Feuer in den Mai."

"Und ein paar Tage danach hast du Geburtstag."

"Wollen wir tanzen?" schlug sie vor.

"Nachher."

Sive, in der Ziellosigkeit des Raumes stehend, entschloss sich, etwas Gutes zu tun und den Tisch zu decken. Gerade als sie einen Stuhl so plaziert hatte, dass sie an die Teller herankam, ohne sich den Hals zu verrenken, hörte sie ihre Mutter sagen: "Danke, dass du den Tisch deckst, Sive, aber warum holst du denn nur drei Teller? Wir brauchen doch vier."

Vier?

Vier.

Vier!

Ihr Herz begann, wie wild zu klopfen.

Sie schwankte und beinahe wären sämtliche Teller auf dem Boden zerschellt. Im letzten Moment sprang God auf und nahm sie ihr ab.

"Papa." hauchte Sive heiser. Ihre Stimme zitterte und ihr Körper fing jetzt auch damit an. "Mama. Der Elefant lügt nicht, richtig?"

"Nein, Sive." erwiderte Maé ruhig. "Solange du selbst die Wahrheit sagst."

Und die Wahrheit war, dass es an der Tür klingelte.

Jetzt fiel Sive tatsächlich vom Stuhl. Aber erst ein Genickbruch hätten sie eventuell dazu veranlassen können, das als Problem zu sehen. Irgendwie brachte sie sich wieder auf die Beine und rannte mehr oder weniger zielgerade los. Ein Schritt, zwei Schritte, drei Schritte... wie in Zeitlupe schien alles an ihr vorüberzufließen. Zeit. Lupe. Die Zeit unter die Lupe nehmen. Herzklopfen. Schritt. Schwindel. Schritt. Freude. Schritt. Angst. Schritt.

...Sie hatte Angst. Was, wenn es nur der Briefträger war? Ihre Hand lag auf dem Türgriff.

Sie öffnete.
 

Sive schloss die Augen und die Zeit hielt an.
 

"Auf Wiedersehen, Sive."
 

Sie hatte nicht gewusst, dass diese Worte auch eine Begrüßung sein konnten.
 

"Auf Wiedersehen, Cross."
 

Sive öffnete die Augen und die Zeit lief weiter.
 

Dann fiel sie. Cross konnte sie gerade noch rechtzeitig auffangen, als sie vornüber kippte.
 

Als sie zum dritten Mal an diesem Tag in die Küche kam, waren ihre Eltern gerade dabei sich zu küssen. Sie trennten sich auch nicht, als Cross und Sive sich setzten.

"Hallo, Cross." meinten die beiden dann und Maé küsste auch ihn auf die Wange.

Sive saß auf seinem Schoß und hielt seine Hand. Sie war größer als in ihrer Erinnerung, aber sonst fühlte sie sich noch genauso an. Der einzige Unterschied war, dass sie sie heute nicht mehr würde loslassen müssen. Heute gab es keine Veranlassung dazu. Und auch morgen nicht. Und auch sonst nie mehr. Nun, außer vielleicht zum Essen...

God und Maé deckten den Tisch zu Ende und Cross und Sive halfen, so gut es mit einer Hand eben ging.

"Aber Sive, Cross kommt doch fast jede Woche zum Essen," meinte ihre Mutter verwundert, während sie den Salat verteilte und Sive noch immer keine Anstalten machte, die Hand ihres Onkels loszulassen oder sich auf ihren eigenen Platz zu verziehen.

"Lass sie, sie freut sich eben," beschwichtigte Cross. Er lächelte. Sive sah es in seinen braunen Augen funkeln und da war es ihr, als würde sie ihre ein zweites Mal öffnen.

Er wusste es. Die anderen mochten es vergessen haben, mussten sogar, um ihre Zukunft nicht zu gefährden, aber Cross wusste.

Denn er lebte. Und das würde er niemals mehr vergessen.
 

"Ja," flüsterte Sive, "ja, ich freue mich sehr, dass du da bist."
 


 

Text & Story (c) by Amber 2001/2002

Illustrations (c) by Willow 2001/2002

Idee (c) by Curse! (Willow, Priss-chan & Amber) 2001/2002



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2003-02-18T18:02:02+00:00 18.02.2003 19:02
So jetzt müsst ihr aber alle ne Runde heulen.TT.TT

Ich hab wirklich geheult und wie.
Der letzte Teil vom letzten ist so wie so einer meiner lieblinge;)

Maaaaaaaaééééééééé!!!
Ich vermisse meinen Maon!
Von: abgemeldet
2002-09-13T19:31:16+00:00 13.09.2002 21:31
Wöw ! Liam kann kochen ! ! !
Wie alt war er noch mal ! Dann soll er mich heiraten ^^
Der perfekte Hausmann, was meint ihr ?
Du muss aber sofort eine neue Story schreiben !
Ich finde es mega cool, was ich schon gelesen habe, obwohl ich nur überfliegend gelesen habe.
Ich lese die Story noch mal in Ruhe durch und schreibe dir dann, was ich genau davon halte.
Von: abgemeldet
2002-09-13T18:03:34+00:00 13.09.2002 20:03
Das war jetzt echt schön. Die Geschichte ist überhaupt genial!!! Bitte, schreib eine neue Fanfic! Bitte!
Von: abgemeldet
2002-09-13T17:35:25+00:00 13.09.2002 19:35
Wunderschön. Am Ende wären mir fast die Tränen gekommen und das nicht nur, weil die Geschichte jetzt zu Ende ist. Schreibst du bald eine neue Fanfic? Wenn ja, worüber denn dann?
Cu Hitomi16


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