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Au Clair de la Lune

von

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La Fuite

Chapitre V
 

La Fuite (Flucht)
 

Ein lautes Hämmern zerriss die entspannte Stille des alten Herrenhauses.

Mana öffnete langsam die Augen und runzelte leicht die Stirn.

Wie spät es wohl war? Sein Blick glitt zum Fenster, wo allerdings die langen Vorhänge die Sicht nach draußen verdeckten. Mühsam rappelte er sich auf und stieg aus seinem Bett. Müde trat er ans Fenster, zog die Vorhänge ein wenig zur Seite, um hinaus spähen zu können.

Nichts. Nur tiefschwarze Nacht.

Es waren bestimmt erst ein oder zwei Stunden vergangen, seit er auf Jukas Rat hin ins Bett gegangen war, um nach etwas Schlaf zu suchen. Leider hatte seine Erholungsphase nicht lange angehalten - nur so lange, bis es irgendjemand gewagt hatte, spät nachts die Ruhe dieses Hauses durch wiederholtes Klopfen an die Eingangstür zu stören. Wer es wohl war? Jedenfalls musste es wichtig sein, denn dieser Jemand hämmerte nun schon eine geschlagene Ewigkeit gegen das massive Holz.

Seufzend drehte sich Mana vom Fenster weg.

Wieso war Juka nicht schon längst zur Tür gegangen? Wo war er schon wieder?

„Juka?“ rief er, doch nichts tat sich.

Eigentlich hätte er um diese Zeit noch wach sein müssen. Wenn er denn überhaupt mal schlief, denn bisher hatte Mana ihn noch nie im Bett gesehen.

Mana zog sich seinen Morgenmantel über und machte sich auf den Weg durch den mit Kerzen spärlich erleuchteten Gang bis zur Treppe, die hinunter in die Eingangshalle führte.

Das Hämmern hielt weiterhin an.

Zögernd legte der Schwarzhaarige seine Hand auf die Klinke der alten, eichernen Tür, nur um sie wenige Augenblicke später vorsichtig herunterzudrücken.

Ein vom Wetter gegerbtes Gesicht blickte ihm entgegen, die Faust für den nächsten Weg zur Tür weiterhin erhoben. Der Mann, den der Jüngere noch nie zuvor gesehen hatte, starrte ihn weiter aus – angsterfüllten – panischen? - Augen an. Mana fand das richtige Wort dafür nicht. Gehetzte Augen? Er wusste es nicht und selbst wenn er es gewusst hätte, wäre trotzdem die Frage nach dem Warum geblieben.

Mit einem „Ja? Bitte?“ durchbrach der Kleinere die drückende Stille, die sich zwischen ihm und dem Mann aufgebaut hatte. Der Ältere zuckte zusammen und blinzelte sich zurück in die Realität. Hastig senkte er seine Faust, die schon langsam eine bläuliche Handkante vom Klopfen aufzeigte und trat einen Schritt zurück.

Nun konnte Mana auch andere Leute mit Fackeln erkennen. Die meisten von ihnen standen auf den steinernen Treppenstufen, die zum Eingang führten. Die Restlichen standen dahinter, reckten die Köpfe umzuhören, was oben am Treppenende gesprochen wurde.

Ein Räuspern brachte Mana dazu, seine Aufmerksamkeit wieder seinem Gegenüber zu schenken.

„Ähm... Mein Herr, entschuldigen Sie bitte die späte Störung.“ Er verbeugte sich kurz, sprach dann hastig weiter. „Wir hätten auch nicht gestört, doch es ging nicht anders. Wir wussten nicht, wo wir uns sonst hinwenden sollen... Dürften wir bitte kurz Ihre Zeit in Anspruch nehmen?“

Mana nickte leicht, aber mit einer hochgezogenen Augenbraue. Ihm war es neu, dass die Dorfbewohner, es waren wohl welche, denn Mana hatte einige Gesichter erkannt, sich so gewählt ausdrücken konnten. Sein Gesprächspartner zwang scheinbar regelrecht zu dieser Ausdruckweise.

„Dürften wir dazu vielleicht hineinkommen, hier draußen ist es nicht mehr sicher.“

Daraufhin legte der Herr des Hauses seinen Kopf leicht schräg und musterte skeptisch, so gut es bei der Dunkelheit ging, die Gesichter der Übrigen.

Nach einer Weile trat er dann zurück, öffnete die Tür weiter, um schlussendlich zur Seite zu treten und ihnen Einlass zu gewähren. Vorsichtig kam einer nach dem Anderen in die Halle, sahen sich ehrfürchtig um.

Manas helle Augen streiften über jeden der Neuankömmlinge, wobei er bemerkte, dass jeder von ihnen scheinbar arg mitgenommen aussah. Alle, egal ob es nun die paar kleinen und weinenden Kinder waren oder die Erwachsenen, unter denen sich allerdings, nicht mehr wie bisher, ältere Leute befanden, sondern höchstens noch welche die zwei Drittel ihres Lebens schon weg hatten. Sie alle waren total verschmutzt, an manchen klebte Blut, die Meisten trugen zerrissene Sachen und an eigenen Stellen blutete es aus kleineren Wunden.

Als schließlich alle eingetreten waren, bevölkerten etwa zwei Dutzend Personen die ehemals saubere Eingangshalle. Unzählige lehmige Fußabdrücke verschmutzen den sonst so blanken Boden.

Mana ließ die Tür laut ins Schloss fallen, um sich Gehör zu verschaffen.

„Bitte warten Sie einen Moment. Ich werde gleich zurück sein.“

Mit diesen Worten stieg er die Treppe hinauf. Er wollte sich umziehen, denn nur im dünnen Morgenmantel wollte er kein Gespräch beginnen, egal wie wichtig es wäre. In seinem Zimmer angekommen, tauschte er sein Schlafgewand in ein langes, dunkles Kleid.

Doch als er den Raum wieder verlassen wollte, kam nicht weit, denn an den Türrahmen gelehnt, stand eine schwarze Gestalt.

Juka.

„Wieso hast du sie hereingelassen, Mana?“

Statt zu antworten, fragte Mana ruhig: „Wie lange stehst du schon hier?“

„Hm... jedenfalls lange genug, um eine schöne Erinnerung mehr zu haben“, kam es leicht schmunzelnd über die Lippen des Anderen, gefolgt von einem Zwinkern.

Missbilligend zog der Kleinere eine seiner fein geschwungenen Augenbrauen hoch.

„Juka... Könntest du solche Sachen bitte unterlassen? Du weißt, dass ich so etwas nicht mag.“

„Ich werde es versuchen, aber nur weil du es bist.“ Sein Lächeln verschwand genauso schnell wieder, wie es gekommen war, als Juka gleich darauf seine erste Frage wiederholte.

„Weil du nicht zur Tür gegangen bist und weil sie darum gebeten haben“, kam es leise über Manas Lippen.

Juka seufzte.

„Sag, Mana ... was wäre, wenn es nicht die Dörfler gewesen wären, sondern jemand anders mit schlimmerer oder gar böser Absicht? Du hättest dich nicht wehren können. Du kannst doch nicht jeden hereinlassen, nur weil er darum bittet.“ Langsam kam er auf den Kleineren zu, blieb dann direkt vor ihm stehen. Er ließ seine Finger über Manas Wange gleiten, über seinen Hals bis hin zu seiner Schulter.

Mana zuckte nicht einmal mit der Wimper, sondern sah dem Anderen weiter in die Augen.

„Woher willst du wissen, ob ich mich hätte wehren können oder nicht? Außerdem wäre es dir doch wahrscheinlich egal, oder? Du warst doch nicht da, um mich retten zu können…“

Juka schwieg einen Moment, bis er antwortete: „Ich weiß es einfach. Ja, ich wäre wahrscheinlich nicht da gewesen, aber so etwas ist mir nicht egal, glaub mir.“

Einen Moment schwiegen beide, bis Juka die Stille erneut durchbrach.

„Mana? Gehst du jetzt wieder runter in die Eingangshalle?“

„Ja, das hatte ich vor. Also, könntest du mich jetzt bitte durchlassen?“ Bei diesen kühlen Worten erhielt der Größeren einen leichten Stoß vor die Brust, der ihn mehr aus Überraschung zurücktaumeln ließ.

Als er sich wieder gefasst hatte, stand Mana schon in der Tür und sah ihn mit einem seiner undeutbaren Blicke an.

„Juka, ich denke schon, dass ich mich zu einem gegebenen Zeitpunkt wehren könnte, wenn ich es wollte. Allerdings stellt sich dann die Frage, wie lange ich es könnte.“

Juka musste leicht bei diesen Worten lächeln. Mana würde also doch Hilfe wollen.

„Gut. Das werde ich mir merken. Wenn du jetzt runter gehst, sag den Dörflern nicht, dass ich da bin.“

Mana sah ihn weiter ausdruckslos an, nur eine kleine Frage schlich sich in seine Augen.

Juka schüttelte leicht seinen Kopf.

„Mach es einfach. Sie werden mich eh nicht bemerken, daher würde es nichts bringen. Ich komme gleich nach.“

Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, drehte sich der Andere um und ging dann zügigen Schrittes den Gang entlang. Juka würde schon seine Gründe haben, ihm so etwas zu sagen.
 

Als die Eingangshalle in Manas Sichtfeld kam, hatte sich nichts verändert, die Dörfler standen nach wie vor halb erstarrt da, blickten sich ehrfürchtig um und getrauten sich nicht, irgendetwas anzufassen.

Langsam schritt er die Treppe hinunter, was den Männern und Frauen unten in der Halle nicht verborgen blieb und sie ihn nur scheu musterten, bis er am Treppenende angekommen war.

Er hob den Blick, ließ ihn über die Gesichter der Leute vor ihm schweifen, während diese sich schnell senkten. Dann ging er durch die Menschenmasse, welche sich bereitwillig teilte.

Neben der Treppe führte ein längerer, dunkler Korridor in die anderen Räume des Hauses. Mana nahm eine Kerze von einer der Halterungen an der Wand und ging mit den Worten „Folgen Sie mir bitte.“ in den gemauerten Gang hinein. Immer wieder blieb er kurz stehen, entzündete eine Kerzen nach der anderen in den Wandhalterungen, um mehr Licht zu schaffen. Da er die dahinter liegenden Räume bisher noch nie genutzt hatte, war es auch unnütz hier den ganzen Tag die Kerzen brennen zu lassen. Juka nutzte, seines Wissens nach, diesen Teil des Hauses selten und wenn dann machte er kein Licht. Soviel Mana bei einem seiner ersten Rundgänge durch das Gemäuer gesehen hatte, befand am Ende des Ganges ein großes Speisezimmer, das auch als Versammlungsraum genutzt werden konnte. Von diesem ging noch eine weitere Tür ab, hinter der ein Gang zur Küche führte und von dort aus weiter in verschiedenste Lagerräume und Keller.

Er war nur ein paar Male dort gewesen, da Juka bisher immer Essen gemacht hatte und er somit nicht gezwungen war, diese unheimlichen Räume, zu denen auch in gewisser Weise die Küche zählte, zu betreten.

Mit einem lauten Knarren, das die Dorfbewohner zusammenzucken ließ, öffnete er die große Eichentür am Ende des Ganges, trat einen Schritt zur Seite, um die Anderen eintreten zu lassen. Als endlich der Letzte den riesigen Raum betreten hatte, schloss er geräuschvoll die Tür und ging auf den langen Banketttisch in der Mitte des Raumes zu und nahm, nachdem sich auch die Dörfler gesetzt hatten, an der Stirnseite des Holztisches gegenüber des Kamins Platz.

Die Kinder schienen sich nicht mehr so sehr einschüchtern zu lassen, wie och zu beginn, denn sie hatten sich von den Erwachsenen losgemacht und rannten jetzt lärmend durch den Raum. Wahrscheinlich brauchten sie, wie Tiere ihren Auslauf, mutmaßte Mana in Gedanken.

Wie sie doch nervten. Vorsichtig rieb sich Mana über die Schläfen. Seine Kopfschmerzen waren zurückgekehrt.

Aus dem Augenwinkel bemerkte er eine leichte Bewegung, die aus der Nähe der schräg hinter ihm liegenden Tür zur Küche, kam.

Als er sachte den Kopf drehte, gewahrte er Juka an der Wand lehnend, den Blick auf ihm gerichtet und sanft den Kopf schüttelnd. So schenkte Mana seine Aufmerksamkeit den Leuten vor ihm am langen Tisch. Er suchte den Mann von vorhin, um dann das Wort an ihn zu richten.

„Was führt Sie zu ... mir?“ Innerlich runzelte der Schwarzhaarige die Stirn. Fast hätte er „zu uns“ gesagt. Ein solcher Fehler war ihm bisher noch nicht unterlaufen. Hatte er sich schon so an Juka gewöhnt?

Sein Kopf pochte schmerzhaft.

Die Stimme des älteren Dörflers riss ihn aus seinen Gedanken.

„Sie wundern sich vielleicht, dass unser Dorfsprecher nicht hier bei uns ist, wie die sonstigen Male...“ Auch wenn es Mana egal war, wer hier war und wer nicht, nickte er, um zu zeigen, dass er wusste, um wen es sich handelte. Wobei sich diese Handlung als Fehler erwies, denn seine Kopfschmerzen nahmen schlagartig noch mehr zu, so dass er scharf die Luft einzog. Allerdings schien der Sprecher diese Reaktion Manas mit etwas anderem in Verbindung bringen, wahrscheinlich interpretierte er das als erschrockene Reaktion auf irgendeine schlimme Vorahnung, denn er fuhr eifrig nickend fort. „Er ist tot.“

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Kleine Kinder rannten an ihm vorbei, spielten wohl fangen.

Wie einfallslos.

Juka stöhnte genervt auf.

Konnten diese nervtötenden Gören nicht einmal ihren Mund halten und stillstehen. Warum tat er sich das eigentlich an? Das fragte er sich immer wieder. Nur um noch einmal zu hören, was er eh schon wusste, nämlich dass es das Dorf nicht mehr gab. Und? Was machten sie für einen Aufstand darum? Sollten sie sich doch ein neues Zuhause suchen. Er verstand die Menschen einfach nicht.

Eigentlich hätten diese kleinen Kröten vor ihm trauern müssen und zwar ruhig, aber nein, ihnen schien es schon wieder richtig gut zugehen, so wie sie rumtollten.

Irgendwie verabscheute Juka dieses Verhalten. Diese Menschenkinder kannten keine Ehrerbietung.

Langsam wandte er seinen Blick von den Kleinen ab, hinüber zu dem langen Tisch, an dem Mana und die übrig gebliebenen Dörfler saßen. Leicht musste er bei Manas Anblick schmunzeln, denn dieser schien nicht wirklich von dem Gespräch angetan zu sein, sondern es sah eher so aus, als ob er nur noch aus purer Höflichkeit dasaß und mit seinen Gedanken nicht mehr ganz bei der Sache war.

Jukas Blick wanderte weiter und betrachtete die Nacht draußen vor einem der geöffneten Fenster.

Doch bevor er wieder mit seinen Gedanken abschweifen konnte, bemerkte er etwas Neues. Etwas kleines Schwarzes hing gut getarnt vor einem, der dunklen Vorhänge von der Decke. Jukas Blick saugte sich an dem kleinen Etwas fest. Eindeutig. Eine Fledermaus.

Diese Erkenntnis ließ ihn sich hart auf die Lippen beißen.

Was zum Teufel machte die hier?

Das Schlimme war, dass es auch niemand von seinen Leuten sein konnte. Denn die waren momentan weit weg.

Ukashis Spitzel?

Das durfte nicht sein. Er durfte nicht zu lassen, das Ukashi noch mehr Wind von den Bewohnern des Hauses bekam.

Vorsichtig stieß sich Juka von der Wand ab und schritt bedächtig auf die Fenster und somit auf das Wesen zu.

Diese schien natürlich die Veränderung des Raumes sofort wahrzunehmen, wenn sie Juka nicht schon die ganze Zeit beobachtet hatte. Elegant breitete sie ihre Flügel aus, ließ sich von der Decke fallen, um dann wenige Sekunden später provozierend an Juka vorbei zu fliegen und zu verschwinden.

Juka rührte sich nicht, versuchte alle nicht wichtigen Geräusche aus seiner Umgebung und seinem Kopf zu verbannen.

Da! Ein leises Flügelschlagen drang an sein Ohr, das lauter wurde je mehr er sich darauf konzentrierte.

Er drehte sich um, bewegte sich auf den Gang Richtung Küche zu. Dann trat er ein.

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„Er ist tot!“

Gespannt auf Manas Reaktion sahen ihm die Dörfler entgegen.

Was erwarteten sie von ihm? Dass er in Tränen ausbrechen und herzliches Beileid wünschen würde? Er hatte den Mann gerade mal ein, zwei Male gesehen und sympathisch war der Eindruck auf ihn nicht gewesen. Es war ihm also relativ egal, was aus ihm geworden war.

Dennoch zwang er sich zu einem knappen, verständnisheuchelnden Nicken und fragte dann: „Wieso?“

Auf dieses Wort schien der Mann vor ihm gewartet zu haben, denn er legte sofort los, etwas von Überfall, Vampiren, Feuer und ähnlichem zu faseln.

Mana schaltete gedanklich ab. Dieses Gerede beruhigte seine Kopfschmerzen bei weitem nicht, eher im Gegenteil.

Eine Bewegung aus den Augenwinkeln zog seine Aufmerksamkeit auf sich, so wandte er seinen Blick vorsichtig von der Tischplatte ab, um seinen Kopfschmerzen nicht noch mehr Anlass zu Beschwerden zugeben, und suchte nach der Ursache dieser Bewegung. Juka.

Er stand mitten im Raum und schien zu lauschen. Allerdings war das Einzige, was Mana hörte, das Gerede des Dörflers, der sehr vertieft in seine Rede war.

Plötzlich drehte sich Juka um und verschwand in Richtung Küche.

Der Kleinere war für einen Moment irritiert, kümmerte sich allerdings nicht weiter darum. Juka würde schon seine Gründe haben.

Wenn seine Kopfschmerzen bloß nicht wären.

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Seine leisen Schritte hallten durch den leicht bergab führenden Gang. Immer wieder blieb Juka stehen, um in die Stille zu horchen. In der Ferne nahm er das Flügelrascheln wahr.

Von irgendwoher klirrte etwas, so dass er stehen blieb, um erneut zu lauschen.

Es war wieder still, dem leisen Geräusch folgte kein zweites.

Juka seufzte auf. Das konnte ja heiter werden, wenn rauskam, dass es in diesem Haus noch Überlebende aus dem Dorf gab.

Urplötzlich zerstörte ein lautes Scherbeln die Stille vor ihm. Juka runzelte die Stirn und ging weiter, bis er den Durchgang zur Küche erreichte.

Hier war doch jemand!

Momentan war nichts zu sehen, aber die Scherben eines Tongefäßes am Boden verrieten, dass bis vor wenigen Augenblicken jemand hier gewesen war.

Juka trat in den spärlich eingerichteten Raum ein und sah sich um.

Die Person war noch hier, das spürte er ganz deutlich.

Er trat um den Tisch herum und erblickte...

... ein kleines Dorfmädchen vor einem der Regale hockend. Ihr braunes Leinkleid war verdreckt, ihr Haar verfilzt.

Brot und diverses anderes Essen lagen auf dem Boden verstreut.

„Was machst du hier?“ Mit diesen Worten ließ Juka seine Tarnung fallen.

Erschrocken sah das Mädchen auf. Schuldbewusst wich es seinem Blick aus, bevor es leise antwortete.

„Oben war es langweilig... und ich hatte solchen Hunger.“

Das kleine Wort ‚Hunger’ löste in Juka etwas aus.

Sein Blick glitt über das Mädchen und blieb schließlich an ihrer Halsschlagader hängen.

Blut!

Dem Mädchen schien diese Veränderung nicht aufzufallen, denn es fragte etwas zutraulicher: „Wer bist du? Hab dich noch nie gesehen...“

Juka riss sich von dem köstlichen Anblick der pulsierenden Ader los, um in die großen Augen der Kleinen zu sehen. Er hockte sich vor das Mädchen hin.

„Ich wohne hier...“

Vorsichtig strich er über ihren Mund, um die Essensreste fort zu wichen.

Verschreckt versuchte sich das Mädchen seinen Händen zu entziehen.

Blut....

Wie lange hatte er nun schon nichts mehr getrunken gehabt?

Schon zu lange. Und Tierblut stillte das immerwährende Verlangen nie völlig.

„Wieso bist du nicht oben geblieben? Hier ist es doch gefährlich...“

Seine sanfte ruhige Stimme halte von den Wänden wider, während seine Hände tiefer zu ihrem Hals wanderten.

Das Mädchen hockte wie versteinert da, konnte sich nicht bewegen.

„Das Dorf wurde überfallen... was ist mit deinen Eltern?“

Nach einer Zeit des Schweigens drang ein leises Schluchzen an Jukas Ohren. „Tot!“

„Vermisst du sie?“

Ein Nicken.

Der Schwarzhaarige lächelte leicht, neigte dann seinen Kopf langsam hinunter zum Hals der Kleinen.

Blut!

Köstlich!

„Also würdest du sie gerne wieder sehen...“

Das Mädchen erzitterte, als der kühle Atem ihren Hals streifte.

Langsam senkte er seine Zähne an die warme Haut.

Vergessen war sein Versprechen, keinen Menschen zu töten. Der Instinkt, das Verlangen nach Blut hatte gesiegt.

Juka schlug seine Zähne in das Fleisch unter ihm. Blutgeschmack machte sich in seinem Mund breit.

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„Und Sie wollen was jetzt tun?“ Etwas genervt lehnte sich Mana in dem großen Sessel zurück.

Wahrscheinlich hatten sie gewollt, dass er genau das fragte, denn sein Gesprächspartner setzte ein Lächeln auf, was wohl gewinnend wirken sollte. Leider Fehlanzeige.

Oh Gott... hätte er bloß nichts gesagt... jetzt würde der Andere wieder ununterbrochen auf ihn einreden.

„Also, da es ja jetzt ziemlich schlecht aussieht und auch die Umgebung - “

„Kommen Sie zur Sache“, unterbrach ihn der Schwarzhaarige genervt. „Wenn es darum geht, dass Sie momentan nicht wissen, wo Sie hinsollen... ja, meinetwegen, können Sie erst einmal hier bleiben... mit einigen Einschränkungen...“ Der letzte Satz ging im Jubel der Dörfler unter.

Mana stöhnte auf. Ging das nicht auch ein bisschen leiser? Außerdem… wie konnte man sich nur so freuen? Ätzend…

Nachdem sich der Lärm etwas gelegt hatte, räusperte der Schwarzhaarige sich kurz und fuhr fort: „Die Einschränkungen: Sie dürfen sich frei im Haus bewegen, ausgenommen davon, sind die Räume im Obergeschoss, meine Privaträume... darum verbitte ich es mir, dort irgendeinen Besucher zusehen. Außerdem sind die -“

Sein Satz wurde durch einen entsetzten Schrei unterbrochen.

Erschrockene Stille trat ein.

Manas Kopf fuhr herum, in Richtung des Kellergangs, der an der Küche vorbeiführte.

Kein Zweifel. Der Schrei war von dort gekommen.

Chaos brach in dem Raum aus. Die verbliebenen Frauen zerrten die Kinder zu sich, alle riefen durcheinander.

Mana sprang auf, rannte auf die Tür zu und eilte den Gang hinunter.

Irgendetwas lähmte ihn innerlich... er fühlte sich leer.

Warum wusste er nicht... eine Vorahnung?

Er rannte weiter.

Seine Schritte klangen laut in seinen Ohren, sein langes schwarzes Kleid raschelte leise.

Irgendwo weiter oben knallte eine Tür auf, aufgeregte Stimmen drangen herunter, Schuhgetrappel.

Also hatten sie sich endlich gefasst und waren ihm gefolgt.

Ihm war es egal. Endlich hatte er den Durchgang erreicht und –

- blieb erstarrt stehen.

Sein Blick wurde starr.

Der Boden war rot, blutrot.

Der Tisch in der Küche war umgestoßen worden. Die Möbel mit Blut bespritzt.

Doch selbst das nahm Mana nur am Rande wahr.

Seine Augen waren auf das Geschehen hinter dem umgefallenen Tisch gerichtet.

Eine Gestalt lag am Boden... er kannte sie nicht, aber dafür die andere, die sich über sie beugte, mit Blut verschmierten Mund. Juka.

Dieser richtete sich gerade auf, durch die neue Präsenz im Raum in seinem Mahl gestört, und blickte Mana mit ausdruckslosen Augen an.

Der Kleinere starrte nur in das Gesicht dieses blutrünstigen Monsters, das ein solches Blutbad angerichtet hatte und das er nicht mehr kannte. Eine einsame, kleine Frage schlich sich in seinen schmerzenden Kopf: ‚Warum?’

Doch er sprach sie nicht aus, nur seine Augen baten flehend um eine Antwort.

Langsam kehrte auch das Leben in die Augen des Vampirs zurück. Juka wurde sich langsam klar darüber, was er getan hatte und was für einen Anblick er bot. Blut tropfte vor seinem Kinn, seine Kleidung und die seines Opfers, sowie der Boden waren blutgedrängt. Wie in Zeitlupe hob er den Arm und wischte sich den Mund ab.

Als er die verzweifelte Frage in Manas Augen las, musste er hart schlucken.

Doch bevor er etwas sagen konnte, drang ein Schrei an sein Ohr.

Sein Blick schnellte zur Tür, neben der Mana an der Wand lehnte. Die Dörfler.

Eine Frau hatte die Hände vors Gesicht geschlagen und kreischte.

Nach den ersten Schrecksekunden fielen die Ersten aus ihrer Erstarrung.

Die Männer fingen an zu brüllen, zeigten hasserfüllt auf ihn und bewegten sich hastig auf ihn zu. „VAMPIR!!!“

Juka nahm es nur in Zeitlupe wahr. Er suchte wieder nach Manas schönen, klaren Augen.

Ihre Blicke trafen sich...

„Es tut mir leid...“ Geflüsterte Worte.

Dann war Juka verschwunden, in Luft aufgelöst.

Die Dörfler hatten die Leiche des Mädchens erreicht. Die Frau kniete von Heulkrämpfen geschüttelt neben ihr, rief immer wieder den Namen des Mädchens.

Mana hingegen starrte weiter auf die Stelle, wo Juka ihn verlassen hatte.

Er fühlte nichts mehr, nur noch eine tiefe Leere. Seine Kopfschmerzen ließen nach.
 

Ein kleines schwarzes Wesen löste sich von der Decke des Raumes und flog durch den Schacht des Herdes hinaus in die Nacht.



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Kommentare zu diesem Kapitel (21)
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Von:  Annatar
2007-06-19T17:08:52+00:00 19.06.2007 19:08
So, jetzt kommt auch endlich mal mein Kommi^^""
*drooop*

Ich muss sagen, am Anfang fiel es mir etwas schwer dieses Kapitel zu lesen. Es war nicht ganz so flüssig wie die vorigen, doch das hat sich am Ende gebessert und ich war wieder ziemlich vertieft!

Ich finde du hast Manas Kopfschmerzen gut rüber gebracht^^

Und die Szenerie mit Juka stelle ich mir ziemlich schön vor. Hm, ok. Totes Kind und Blut...
Egal xD Ich fänds cool *_*

Auch die Dorfbewohner kam sehr echt rüber. Ich mag sie nicht.

Nun ja, tut mir leid, dass dieses Kommi etwas arg kurz ist ><
Hatte die ersten 2 einhalb Seiten schon vor ca. 2 Monaten gelesen^^"

Liebe Grüße, Karura-chan^^

P.S.:
Bin mal gespannt was jetzt passiert oo
Was wird Mana machen? Und Juka?
Und wer war der andere Vampir?
Von:  RosalynRedgrave
2006-10-31T18:54:20+00:00 31.10.2006 19:54
ah~
das ist gemien...
genau, das frag ich mich auch schon die ganze Zeit wie wird Man reagieren?
beeil dich büdde, hai?
ich mag die FF...ich habe gerade so einen Vamapir tick XDD~
Von: abgemeldet
2006-10-19T17:38:31+00:00 19.10.2006 19:38
Sooo, zuerst die Kritik:
-zu kurz
-grammatikalische Fehler
-Rechtschreib-fehler

Ansonsten ist der neue Abschnitt des 6. Kapis super *.*
Wie Mana wohl reagieren wird...?
Und was wird aus Juka??
Biddö gaaaa~nz schnell weitaschreiben!!!!!!!!!!

baibai ^.^
Von: abgemeldet
2006-10-10T21:29:10+00:00 10.10.2006 23:29
Ein schönes langes kapitel. An der Reaktion der anderen hier kann ich wohl annehmen, dass das kap schrittweise entstanden ist?
*mal runterschielt*
Hm.... ich hab davon nichts gemerkt. *lach*
Ich fand es mal wieder geil geschrieben. Hab aber diesmal auch ein paar fehlerchen gefunden^^ *g* Aber die bekommt man schnell raus, wenn mans nochmal überfliegt.

Ich fand es krass, dass sich die Dorfbewohner einfach mal erlauben, bei Mana einzuziehen.... O.o
Auch wenn er es ihnen erlaubt hat, aber das ist doch einiges an menschenmasse~
Kein wunder, dass Juka da irgendwie rot sieht und sich an dem kleinen Mädchen da vergreift.
Und sich dann noch eriwschen lassen~
Meine Güte~
Echt spannend. Ich hoffe wirklich, dass es schnell weitergeht. Ich bin schon süchtig nach der Story. O.o

gruß jenki
Von: abgemeldet
2006-10-03T17:13:16+00:00 03.10.2006 19:13
*schwärm*
Ich könnte die ganze Geschichte 5mal hintereinander lesen....kann eínfach nicht genug davon bekommen^^°
Ich liebe besonders die Szenen mit Juka und Mana ^___^
Davon Musst du unbedingt mehr schreiben!!
(Hoffentlich ist Mana dann nicht immer so abweisend^^°...armer Juka O.O")
Der Schluss war richtig toll! Schön blutig^^ XDDDDDD
Juka kommt aber schon zurück, oder? *anfleh*
*auf Knien rutsch*
Kann es kaum erwarten, wie es weiter geht!!!
*knuddl*
Von:  Gackt
2006-10-03T15:21:00+00:00 03.10.2006 17:21
Das Kapi ist echt ssssseeeeehhhhhrrrr gut geworden!!
*nicku*
jaaa ist es xD
Besonders der schluss mit Juka
*___________*
Schnell weiterschreiben hai?
Von:  Chino
2006-10-03T11:36:52+00:00 03.10.2006 13:36
ich bin schon wieder über ein paar fehler gestolpert -.- mach aber ruhig weiter so aber tut mir und dir bitte den gefallen uns lies vor dem upload nochmal in ruhe alles durch, dann werden grammatikalische und andere fehler weniger ^^ freu mich schon aufs nächste kapi
Von:  ladyserena
2006-10-03T05:07:24+00:00 03.10.2006 07:07
owwwwww was fuer ein kapitel!
juka soll zurueckkehren! ich find die entwicklungen im fanfic klasse.. ich frage mich wie Mana reagieren wirt.
vielen dank nochma fuer den ens^^

sein schreibstil ist immer noch sehr gut! und hoeren nicht auf anderen, es war nicht zu kurz.. immerhin 3 seiten.. machst du das naechste bitte auch so lang?
:) ich moechte so gerne wissen wie es weitergeht.. also bitte warte nicht zu lange mit ein neues kapitel ^^

dein fan, XD
serena
Von: abgemeldet
2006-10-02T21:21:52+00:00 02.10.2006 23:21
Nya, ich hab dir zwar schon gesagt was ich davon halt. *knuddel* Ich finds total super. *knuff* Mach weiter so.
^-^
Juka soll wieder auftauchen. *snüff* Mana ohne Juka... nein, das geht so nicht. ^^
Aber wie konnte Juka nur?! ^^ Einfach so ein kleines Mädchen umbringen. *snüff* Egal, ich hab Juka trotzdem noch lieb. *lach*
Das wars mal wieder von mir aus. xD
Baibai Jessy >^-^<
Von:  BabYstAr
2006-10-02T21:05:01+00:00 02.10.2006 23:05
x________x *umwerfend fand* waaah ein blutverschmierter juka... welch grausamer anblick für den armen mana ;__; *mit ihm fühl* ^^"
ich find die geschichte bis jetzt saugeil ^^ du verbesserst dich in jedem kapi ma schatz ^^ *grins*
weiter sooo~ *anfeuer* *dich vor pc setz* *ankett* weiterschreiben!! *drängel*
baibai
dein Uru-chan
*kisu*


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