Zum Inhalt der Seite

Another solution

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Lets Go Out

Beruhigt stallte Sam fest, dass Joeys Essverhalten sich normalisiert hatte. Er schmierte sich eine Butterbreze und verputzte sie ohne irgendein Anzeichen von Zwang, oder Würgegefühlen.

Wie es schien, hatte er wirklich richtig Hunger.

Nachdem er fertig war, schenkte er sich ein weiteres Glas Orangensaft ein und schwieg. Auch Sam sagte nichts, aß stattdessen ebenfalls eine Kleinigkeit und ließ sich dann zufrieden in deinem Stuhl zurücksinken.

Joey sah ihn fragend an, als er leise aufseufzte und die Arme hinter dem Kopf verschränkte.

„Also…heute in die Innenstadt?“ fragte er schließlich mit einem breiten Grinsen auf den Lippen.

Joey wirkte etwas verunsichert, nickte aber.

„Gut…du brauchst was zum Anziehen und Mike braucht Katzenfutter. Somit schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klatsche.

Außerdem sollten wir eh noch ein paar Sachen besorgen, sonst besteht die Möglichkeit, hier zu verhungern.“

Wieder sagte Joey kein Wort.

Er hatte heute noch kein einziges Wort zu Sam gesagt. Langsam fand dieser das Verhalten, seines Mitbewohners, beunruhigend.

„Stimmt etwas nicht?“ fragte Sam schließlich leise, nach einer weiteren, ewig wehrenden Pause.

Joey wirkte wieder sehr anteilnahmslos. Er schien sich ganz in sich selbst zurückzuziehen. Er ließ Sam einfach nicht an sich ran.

„Hey!“

Sams Stimme wurde lauter.

Erschrocken sah sein Mitbewohner auf.

„Ich fragte, ob alles okay ist?“ wiederholte Sam und sah ihn abwartend an.

Joey nickte vage.

„Ja…alles in Ordnung.“, sagte er leise.

Sam sah ihn skeptisch an.
 

Joey:

„Ach quatsch…lüg mich doch nicht an. Dazu besteht kein Grund.“

Etwas verwirrt schüttelte ich leicht mit dem Kopf.

„Es ist alles wie immer. Also lass mich.“

„Vertraust du mir?“

Sam sah mich immer noch so durchdringend an. Verdammt….musste er jetzt solche Fragen stellen?

„Ich weiß es nicht.“ Antwortete ich fast flüsternd.

Ich sah weg, brach den Blickkontakt zu ihm ab und tat so, als würde ich der Tischkante mehr abgewinnen können, als ihm. Ich wollte nicht reden…

Ich wollte allein sein.

„Also nicht.“, stellte Sam fest, und sah zu Boden.

Ich spürte, wie ich ein schlechtes Gewissen bekam. Ich wusste, ich konnte ihm vertrauen, doch...ich konnte mich trotzdem nicht öffnen. Ich konnte mir nicht einmal selbst eingestehen, was passiert war…

Ich wollte es einfach nur verdrängen. Obwohl ich wusste, dass dies die falsche Art und Weise war, um mit einem solchen Problem umzugehen.

Und doch konnte ich im Moment nicht anders, als einfach alles in mich hinein zu Fressen. Hauptsache ich musste mich niemandem öffnen.

Ich wollte nicht, dass mein Vertrauen enttäuscht wurde. Und das, was ich alles schon getan hatte, in meinem bisher sehr kurzen Leben, das war mir peinlich.

Schließlich hob ich den Kopf und sah ihn an.

„Ich kann es nicht. Es tut mir leid, aber ich kann es einfach noch nicht.“

Sam hob ebenfalls den Blick und legte den Kopf leicht zur Seite. „Was meinst du?“

„Du weißt schon was ich meine. Reden…über mich…“

Wieder brach ich den Blickkontakt. Ich hatte Tränen in den Augen.

„Hey…“ sagte Sam leise und stand auf.

Er trat neben mich, zog mich hoch und nahm mich in den Arm.

Etwas verwirrt erwiderte ich die Umarmung und schloss die Augen. Ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter und versuchte die Tränen zurückzuhalten.

Es ging nicht.
 

Sam:

Ein leises Schluchzen kam von Joey. Seine Schultern bebten, und Sam spürte die Tränen durch sein dünnes T-Shirt hindurch.

Beruhigend fuhr er seinem kleinen Suizido über den Rücken, drückte ihn fest und schenkte ihm mit leisen Worten ein bisschen Trost.

Joey brauchte lange, bis er sich aus der Umarmung lösen konnte. Nach scheinbar endlosen Minuten richtete er sich schließlich auf und ließ Sam los.

Dieser wich ebenfalls einen halben Schritt zurück und lächelte seinen Mitbewohner sanft an.

Sanft lächelte Joey zurück.

„Komm, wir gehen.“ Sagte Sam schließlich und holte seine Schuhe.

Joey ging ebenfalls in den Gang, um seine Schuhe zu holen.

Schnell zogen sie sich an, und machten sich dann gemütlich auf den Weg in die Innenstadt.

Sam ging sofort in den erstbesten Klamottenladen, zog seinen Mitbewohner mit sich und suchte sich nach passenden Sachen um.

„Welche Größe hast du?“ fragte er Joey, der langsam hinter ihm her trottete und sich ein bisschen umsah.

„Keine Ahnung.“ Antwortete er und entdeckte ein schwarzes Shirt, auf dem groß und breit, PUNK!, stand.

Er hielt an, ging auf das Shirt zu und nahm es vom Bügel um es sich genauer anzusehen.

„Gefällt es dir? Dann nimm eins mit, eins wo aussieht, als könnte es dir passen, so wissen wir dann auch deine Größe.“

Joey nickte und suchte sich eine Umkleidekabine.
 

Joey:

Langsam schälte ich mich aus den Klamotten und beobachtete mich dabei im Spiegel. Meine Abgemagerte Figur erschreckte mich immer wieder von Neuem.

Verdammt, langsam solltest du mal wieder normal werden, Joey. Dachte ich, während ich mir das T-Shirt anzog.

Es passte fast, war nur etwas zu groß, doch ich wollte eh nicht für immer so abgemagert herumlaufen.

Also schälte ich mich wieder aus dem Shirt, griff nach dem Pullover, den Sam mir gegeben hatte und zog ihn schnell über.

Ich ging aus der Kabine, sah mich suchend nach Sam um und fand ihn an einem kleinen Stand, mit Unterwäsche.

Grinsend sah ich ihm über die Schulter, entdeckte zwischen den Boxershorts, auch ein paar Männertangas.

Langsam streckte ich meine Hand danach aus, hob einen hoch und hielt ihn Sam unter die Nase.

„Trägst du so was??“ fragte ich und grinste wie ein Honigkuchenpferd.

Sam wurde rot, wandte den Kopf ab, riss mir den Tanga aus der Hand und schmiss ihn zurück.

„Quatsch. Natürlich nicht. Ich bin doch keine Transe.“

Ich lachte leise.

„Auch schwule Männer können Tangas tragen, deshalb muss man sich nicht gleich als Frau verkleiden.“

Sam zuckte mit den Schultern und wandte sich wieder zu mir um.

„Passt das Shirt?“

„Ja, ist etwas zu groß, doch ich denke, ich werde in ein paar Wochen reinpassen, wie angegossen.“

Sam nickte lächelnd und sah nach der Größe.

„Komm, suchen wir weiter.“

Ich folgte ihm, sah mich etwas um, entdeckte jedoch nichts, was meine Aufmerksamkeit errege. Außer einer dunklen Jeans, die mehrere Löcher hatte und dadurch leicht zerschlissen wirkte.

Sam sah sie skeptisch an und blickte an mir herunter.

„Willst du echt?“ fragte er und begutachtete die Hose.

„Ja.“ Antwortete ich kurz angebunden und verschwand mit mehreren Größen in meiner Kabine.

Schnell probierte ich alles aus, fand auch hier die richtige Größe und ging wieder zu Sam zurück.

„Passt sie?“

„Jep, wir können weiter.“

Ich lächelte leicht und drückte ihm die Hose in die Hand. Er ging zur Kasse zahlte die zwei Sachen und einen Packen Boxershorts und ließ sich alles in eine Tüte packen.

Mit der Tüte unter den Arm geklemmt kam er zu mir zurück und wir gingen weiter.
 

Nach zwei weiteren Läden waren wir fast soweit.

Zwei Hosen, fünf Shirts und drei Pullover. Die eine Hose war eine ganz normale schwarze Jeans, wie ich sie früher auch immer getragen hatte. Die Shirts waren in verschiedenen Farben, grün, Rot, blau, gelb und das schwarze, auf dem Punk stand. Die Pullover waren ähnlich wie Sams, eher normal, bis auf einen, der etwas ausgefallener wirkte.

Nun fehlten nur noch Schuhe und ein Gürtel.

Letzteres fanden wir schnell, in einem weiteren Klamottenladen. Ich suchte mir einen schwarzen, flexiblen Gürtel heraus, mit einigen Nieten versehen.

Stolz hielt ich ihn Sam hin, der leicht grinste, mir eine eher sanfte Kopfnuss versetzte und zur Kasse ging, um den Gürtel zu bezahlen.

Danach gingen wir in einen Schuhladen und sahen uns ein bisschen um. Es gab schon ein paar Schuhe, die mir ganz gut gefielen, doch sie waren alle viel zu teuer und eigentlich auch gar nicht das, was ich haben wollte. Ich wollte Chucks.

Bald hatten wir von den Schuhen in diesem Laden genug, und gingen weiter. Im nächsten hatte ich Glück. Ich fand schwarze, ganz normale Chucks, von Allstars Converse. Ich probierte sie in meiner Größe an, sie passten perfekt.

„Ist das dein Ernst? Langsam kommt es mir so vor, als hätte ich einen rebellischen Punk aufgelesen.“

Ich lachte leise und zuckte mit den Schultern.

„Tja…vielleicht ist die Vermutung gar nicht so schlecht. Es gefällt mir so. Ich will es nicht anders.“

Schließlich gab Sam nach und bezahlte die Schuhe.

„Wie viel Geld hast du jetzt insgesamt ausgegeben?“ fragte ich ihn auf dem Rückweg.

„Zweihundertvierzig.“ Antwortete Sam wahrheitsgemäß.

Ich pfiff leise durch die Zähne und sah ihn ungläubig an.

„So viel?“

„Ach…so viel ist das nicht. Das meiste war heruntergesetzt, also von daher….mach dir keinen Stress, ich hab dir doch gesagt, dass ich es so will.“

„Aber warum???“

Sam wandte seinen Blick zu mir und sah mir kurz in die Augen.

Dann sah er wieder weg.

„Hör auf mit der Fragerei, Joey. Nimm es einfach an, okay? Ich habe genug Geld. Meine Eltern sind steinreich gewesen. Als sie gestorben sind, haben sie mir ne halbe Millionen vererbt. Die paar Klamotten, die ich dir jetzt gekauft habe, fallen bei der Menge gar nicht auf.“

„Aber….also….wenn du so viel geerbt hast, warum lebst du dann in dieser Gegend? Und weshalb trägst du keine Seidenklamotten und hast ein eigenes Appartement?“

„Weil ich es so will. Ich will nicht damit angeben, so viel Geld bekommen zu haben. Es wissen eh nur drei, oder vier Menschen, außer meiner restlichen Verwandtschaft. Ich möchte nicht damit protzen. Für dieses Geld habe ich nichts getan. Klar könnte ich mich ein paar Jahre auf die Faule Haut legen und einfach nur vor mir her leben. Doch dass will ich nicht. Ich liebe meinen Job, ich liebe mein Leben so wie es jetzt ist.“

Langsam verstand ich, was er mir sagen wollte.

Also nickte ich leicht, und ging schweigend weiter neben ihm her.

„Oh….wir haben gar keine Jacke gekauft.“ Stellte Sam plötzlich fest und wollte schon wieder umdrehen.

„Nein!“ rief ich schnell und hielt ihn fest.

Fragend sah er mich an.

„Ich will keine neue Jacke. Ich würde sie eh nicht anziehen. Ich liebe meine Jacke. Sie sieht zwar etwas mitgenommen aus, aber sie ist mein Ein und Alles.“

Sam lächelte leicht, nickte schließlich und wir gingen schweigend weiter.

Bei seiner Wohnung angekommen, traten wir beide ein, ich brachte meine neuen Klamotten ins Schlafzimmer und setzte mich auf die Couch.

„Willst du Fernsehen?“ fragte Sam und wollte schon nach der Fernbedienung greifen, doch ich schüttelte mit dem Kopf.

„Nein. Ich vertrage es nicht. Meine Augen vertragen es nicht.“

Etwas verwirrt sah Sam mich an.

„Warum?“

„Meine Augen sind sehr empfindlich. Weder vertrage ich grelles Licht, noch vertrage ich Bildschirme. Eigentlich bräuchte ich eine Brille, doch ich hatte nie das Geld dazu.“

„Bist du weit oder kurzsichtig?“

„weitsichtig. Allerdings nicht schlimm.“

„Okay. Das wusste ich gar nicht. Hast du eigentlich einen Führerschein?“

„Nein. Wie auch…ich hab ja für so etwas gar kein Geld.“

„Hast du Geschwister?“

„Ja. Eine Schwester….ich glaube sie ist jetzt zwölf…und einen Bruder….achtzehn....aber ich weiß nicht, wo er im Moment ist. Ich glaube er ist abgehauen, da war er sechzehn. Vor zwei Jahren hatte ich mal meine Mutter besucht, bei ihr um Geld gebettelt, einen…Job für sie erledigt, da hat meine Schwester es am Rande erwähnt. Er dürfte noch irgendwo hier in dieser Stadt sein, wenn er in den letzten zwei Jahren nicht weg ist. Keine Ahnung was er macht. Vielleicht macht er das gleiche durch wie ich…vielleicht steht er auch schon auf irgendeinem Dach…“

„Warum ist er abgehauen? Wurde er auch rausgeschmissen, von deiner Mutter?“

„Nein… Meine Mutter hat ihn nie schlecht behandelt. Er musste nie irgendwelche… Jobs für sie erledigen…er musste nie bei ihr im Pub arbeiten. Meine Schwester sagte, er sein abgehauen, um mich zu finden, doch ich habe ihn seit zwei Jahren nicht mehr gesehen. Damals...es war ne schwierige Zeit…“

„Wo wohnt deine Mutter?“

„In einem anderen Stadtteil. Weiter nördlich.“

„Vielleicht sollten wir vorbeifahren und sehen, ob dein Bruder wieder dort ist…“

Erstaunt wandte ich meinen Blick zu ihm. Ich riss die Augen auf und schüttelte mehrmals mit dem Kopf.

„Nein danke! Ich habe kein großes Verlangen danach, meine Mutter wieder zusehen.“

„Warum?“

Ich öffnete den Mund, wollte etwas sagen, brachte es nicht fertig.

Schließlich versuchte ich es einfach zu umgehen.

„Was sie mir angetan hat…war zu schrecklich…der einzige Grund um sie noch Mals zu sehen, wäre um ihr die Fresse einzuschlagen und ihr vor die Füße zu spucken. Doch ich weiß nicht, ob sie den Aufwand wert ist…und wer weiß…vielleicht würde ich es irgendwann bereuen…“

„Warum denkst du das?“

„Ich…na ja…vielleicht hat mein Arzt recht. Achtzigprozentige Rückfall Chance…Vielleicht gerate ich irgendwann wieder in eine solche Situation. Und dann wäre es sicher besser, ich würde in größter Not immer noch für meine Mutter arbeiten können….“

Ich biss die Zähne zusammen.

Verdammt!

Ich wollte nie wieder für meine Mutter anschaffen…Ich wollte nie wieder bei ihr betteln.

Ich hoffte Innigst es nie wieder tun zu müssen, doch mir kamen trotzdem Zweifel.

„Ach quatsch…warum solltest du? Du willst es doch gar nicht. Dieses Leben. Also, warum solltest du noch mal in diese Situation kommen? Du kannst hier so lange bleiben wie du willst. Ich würde dich nie rausschmeißen!“ entgegnete Sam laut.

Verwundert sah ich ihn an.

„Nie? Warum sagst du so etwas?“

„Weil es so ist. Und jetzt halt die Klappe. Lass uns was essen gehen. Ich hab Lust auf Mexikanisch.“

Etwas perplex ließ ich mir von ihm hoch helfen.

Ohne etwas Weiteres zu sagen, wandte Sam sich ab und schloss sich im Bad ein, um sich etwas anderes anzuziehen.

Langsam ging ich ins Schlafzimmer, griff nach einer der neuen Hosen und nach dem grünen T-Shirt und schlüpfte hinein.

Dann zog ich mir meine neuen Chucks an und griff nach meiner Jacke.

Ich streifte sie über und fühlte mich sofort etwas wohler. Ich liebte meine schwarze, leicht zerschlissene Jacke. Ich konnte es mir nicht anders vorstellen.

Dann ging ich zurück ins Wohnzimmer und wartete auf Sam, der ebenfalls kurze Zeit später aus dem Bad kam.

Er trug ein dunkelblaues, eng anliegendes Shirt, mit einer grauen Hose und schwarzen, eleganten Schuhen.

Unter seinem T-Shirt zeichneten sich seine kräftigen Muskeln ab und ich brauchte einen Moment, bis ich mich von seinem Anblick losreißen konnte. Ihm standen diese Farben wirklich gut.

Sam griff ebenfalls nach seiner Jacke und zog mich mit aus dem Haus.

Ich vergrub meine Hände in den Hosentaschen und lief etwas unsicher neben ihm her.

Er lächelte mich an und klopfte mir kurz auf die Schulter.

„Alles klar?“

Ich nickte leicht.

„Ja, passt schon.“

„Über was denkst du dann nach?“

„Über mich selbst…ich fühle mich unwohl…ich sehe aus wie ein abgemagertes Gespenst neben dir.“

Sam lachte leise und schüttelte mit dem Kopf.

„Mach dir keine Sorgen darüber. Ich bin mir sicher, in ein paar Wochen hast du dein Normalgewicht wieder erreicht. Ich werde dich schon Mästen keine sorge.“

Er zwinkerte mir zu und ich musste lachen. Mästen…das klang, als wäre ich ein Tier, das auf der Schlachtbank landen sollte.

Sam lachte ebenfalls leise und schweigend gingen wir weiter.

Sam ging etwas schneller, doch ich folgte ihm langsam. Ich wollte mich nicht beeilen, lieber gemütlich hinter ihm her laufen.

Plötzlich spürte ich eine Hand auf der Schulter und ich wurde herumgerissen.

Ich blickte geradewegs in das Gesicht, eines etwas älteren Herren.

Sofort fiel mir wieder ein, woher ich ihn kannte.

„Na, wenn das nicht der kleine Penner ist, der mir letzten Monat so einen großen Gefallen getan hat. Bist wieder auf der Suche nach Kundschaft?“ er lachte dreckig.

Er war mein letzter Freier gewesen.

Ich spürte, wie es mir Eiskalt den Rücken runter lief und wich einen Schritt zurück.

Immer noch lag seine Hand auf meiner Schulter.

Sam drehte sich um und sah uns etwas überrascht an.

Er kam wieder etwas näher, schien noch nicht so richtig zu verstehen, um was es sich hier handelte.

Ich zog die Schultern hoch und sah weg.

„Komm schon, Kleiner. Hast du nicht Lust? Ich würde ihn gerne mal reinstecken.“ Sagte mein Gegenüber lächelnd und kam ganz nah. Ich konnte seinen Atem an meinem Hals spüren und wusste schon, was jetzt folgen würde.

„Lass….Lassen sie mich!“ sagte ich leise und nicht sehr ausdrucksvoll. Wieder wich ich ein paar Schritte zurück und knallte gegen die Wand hinter mir.

Schließlich griff Sam ein, und riss den Mann an der Schulter zurück.

„Ey, lass mich du Arschloch. Ich hab ihn zuerst gefunden. Stell dich gefälligst hinten an!“ schrie der Mann, Sam an und riss sich los.

Sam griff in seine Hosentasche, holte seinen Geldbeutel hervor und klappte ihn auf.

Seine Dienstmarke strahlte in dem Licht der kleinen Laterne, die nur wenige Meter von ihm entfernt stand.

„Passen sie lieber auf, was sie sagen, okay? Und jetzt verschwinden sie von hier. Der Kleine gehört mir!“

Die Stimme meines Mitbewohners klang leise und bedrohlich. Auch sein Blick sprach Bände. Es schien als würde er sofort auf den anderen Losgehen, sollte er mir nochmals zu nahe kommen.

Schließlich sah der Mann seine Niederlage ein und wandte sich um.

Murrend und Fluchend verschwand er in der Dunkelheit.

Ich atmete erleichtert auf und schlang meine Arme fest um meinen Oberkörper. Meine Schultern entspannten sich etwas und ich lies den Kopf hängen.

Verdammt…das war knapp gewesen.

Sam kam zu mir und berührte mich sanft am Arm doch ich riss mich los.

„Nein! Nicht anfassen!“ rief ich aus und wich etwas zurück.

„Hey! Ich bin es…Sam…also mach dir keine Sorgen, okay?“ sagte mein Mitbewohner und Lebensretter sanft.

Wieder griff er nach meinem Arm und zog mich langsam zu sich.

Ich ließ es geschehen, schloss die Augen und ließ meinen Kopf gegen seine Schulter fallen.

Beruhigt ließ ich mich von ihm in den Arm nehmen und erwiderte die Umarmung sogar kurz.

Dann löste sich Sam wieder von mir und lächelte mich freundlich an.

„Alles wieder okay?“

Ich nickte leicht.

Ja…nun ging es mir wieder besser.

„Was war das für einer?“ fragte Sam weiter.

Er wirkte besorgt und gleichzeitig neugierig. Wie es schien, hatte er genau gemerkt, was das für einer gewesen war.

„Ähm…ich…werde es dir erklären, sobald ich soweit bin, okay?“

Sam nickte etwas enttäuscht.

Er hatte wohl damit gerechnet, dass ich diesmal endlich mit der Sprache rausrücken würde.

Ich bekam ein schlechtes Gewissen und biss mir auf die Lippe. Es tat mir sehr leid, dass ich so schweigsam war, und ihm nicht die Wahrheit sagte….es tat mir leid, dass ich ihm immer noch nicht so vertraute, wie er mir vertraute.

Es tat mir sehr leid.
 

Schließlich gingen wir weiter, zu dem Restaurant, von dem Sam gesprochen hatte.

Über den Mann verloren weder er noch ich ein weiteres Wort.

Ich war froh, dass mein Mitbewohner nicht weiter darauf herum ritt.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Dayce
2008-05-05T16:36:21+00:00 05.05.2008 18:36
Nun komm ich mal wieder dazu weiter gelesen zu haben. Und ich muss sagen das es immer spannender wird. Man merkt was Sam für ein lieber Mensch ist, er macht sich nichts aus dem Geld was er hat, und ist froh das alles so ist wie es ist.
Joey hingegen denke ich das er sich nicht ganz so wohl fühlt, so viel Freundschaft und Vertrauen um sich zu haben.
Mal schauen wie das Essen wird, so ich mach mich mal auf zum nächsten !
Tschaui Dayce
Von:  Sumirie
2006-08-29T23:26:10+00:00 30.08.2006 01:26
Hey Süße,
also ich muss scho sagen ich bin beeindruckt! :p
Mach weiter so ich bin gespannt wie die Story weitergeht! :)
Von: abgemeldet
2006-08-05T08:02:17+00:00 05.08.2006 10:02
du weisst schon ray...umso spannender du es machst umso schneller musst du weiter schreiben...lach


Zurück