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Endlos

Story about Alec and Ray
von

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Part 1

Endlos
 

Hallo, Hallo!
 

Gleich mal im voraus: Vielen Dank dass ihr euch die Mühe macht, meine FF zu lesen ^^.
 

Joa, ähm...über Kommentare freue ich mich natürlich! ^^
 

viel Spaß beim lesen

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„Alec...Alec...du weißt doch... du kannst mir nicht entfliehen...du bist mein...“
 

Schweißgebadet wachte ich auf. Mein Atem ging schwer und ich fröstelte leicht. Das Fenster stand offen. Mir war ganz entfallen, dass ich es am Vortag geöffnet hatte...

Ich schwang meine Beine aus dem Bett und rieb mir stöhnend den Kopf.

Diese Scheiß Albträume.

Selten wurde ich von ihnen verschont. Doch es nervte mich wirklich schrecklich. Jeden Morgen der gleiche Stress. Immer die gleiche Szene...

Du denkst wirres Zeug, ging es mir durch den Kopf.

Ich stand langsam auf und schälte mich aus meinem Nassgeschwitzten T-Shirt. Schnell lief ich rüber ins Bad und duschte mich kurz ab. Dann zog ich mir etwas frisches an und ging in die Küche, um mir noch schnell etwas zu essen zwischen die Zähne zu schieben.

Meine Schulsachen lagen genauso wie am Vortag neben der Eingangstür.

Wieder nicht gelernt, ging es mir durch den Kopf... wieder keine Hausaufgaben gemacht...

Ich seufzte leise und schmierte mir ein Brot für die Schule.

Dann schnappte ich mir meine dunkle Jacke und schlüpfte hinein.

Ich drehte den Schlüssel, der immer noch steckte, zwei mal um und riss dann die Tür auf. Mit dem Rucksack unter den Arm geklemmt ging ich nach draußen.

Wie immer nahm ich zwei Treppenstufen auf einmal. Ich hatte es eilig. Der Bus kam meist zu früh. Und ich kam meist zu spät.

Weshalb ich mein Fahrrad meistens erst gar nicht in den Keller brachte, sondern stattdessen abgeschlossen im Hof stehen ließ.

Ein kurzer Blick auf die Uhr bestätigte meinen Verdacht.

Ich war zu spät dran.

Wie immer.

Ich seufzte erneut und sperrte mein Fahrradschloss auf. Ich verstaute es in meinem Rucksack und schwang mich auf mein Mountain Bike.

Ohne noch mal zurückzublicken fuhr ich los.
 

Am Schulgebäude angekommen sperrte ich mein Rad ab und wandte mich zur Treppe.

Ich hasste es in die Schule zu gehen. Für mich war es eine einzige Qual.

Umgeben von einem Haufen blöder Idioten die nur darauf brannten, jemanden zu finden, mit dem sie sich ihren Spaß erlauben konnten.
 

Doch so lauteten nun mal die Bedingungen...

Solange ich nicht von der Schule abging, durfte ich die Wohnung behalten. Sonst musste ich zurück zu meiner Mutter.

Meine Mutter! Ha... ich konnte mit ihr nicht länger als fünf Minuten in einem Zimmer sein. Seit damals...ertrage ich sie einfach nicht mehr länger. Mein Hass auf sie ist so extrem, dass ich sie einfach nicht packe. Doch das beruht mittlerweile relativ auf Gegenseitigkeit. Natürlich liebt sie mich irgendwo in ihrem inneren immer noch, schließlich bin ich ihr Sohn... doch so wie sie mich verletzt hatte, hatte ich sie verletzt.

Es war zu spät.
 

So unsichtbar wie möglich stahl ich mich in unser Klassenzimmer. Wie immer setzte ich mich in die letzte Reihe. Die anderen ignorierten mich genauso, wie ich sie ignorierte.

Ich hatte keinen Anschluss in meiner Klasse.

Ich wollte keinen Anschluss in meiner Klasse.

Ich ging nur zur Schule, weil die Bedingungen so lauteten.

Wenn ich eine Möglichkeit wüsste, würde ich die Schule abbrechen.

Doch so hatte ich noch zwei Jahre vor mir.

Wenigstens eine Sache war immer wieder beruhigend zu wissen.

Meine Klasse wollte nichts mit mir zu tun haben. Und den Lehrern fiel ich gar nicht auf. Wenn ich nicht gerade zwei oder drei Tage hintereinander Blau machte, merkten sie meine Abwesenheit gar nicht.

Weshalb ich es mir auch immer wieder gönnte, blau zu machen.

Ich ließ mich auf meinen Platz nieder und schmiss meinen Rucksack neben den Tisch. Neben mir waren zwei Plätze frei. Das war ganz gut so.

Ich hatte also die letzte Reihe zumindest auf dieser Seite des Klassenzimmers für mich allein.

Ich hatte kein Problem damit, allein zu sein.

Ich genoss es unabhängig zu sein. Es gab mir ein gutes Gefühl. Zu wissen, dass ich keinerlei Verpflichtungen anderen gegenüber hatte.

Und was mir am meisten gut tat, war die eigene Wohnung, die ich jetzt seit einem halben Jahr bezog. Mit siebzehn war ich ausgezogen. Doch in einigen Wochen hatte ich Geburtstag. Dann würde sich das mit dem Alkohol unter Achtzehn auch erledigen.
 

Erste Stunde Bio. Der Tag fing schon mal gut an.

Genervt zog ich meine Biosachen aus dem Rucksack und machte mir ein paar Notizen.

Während unser Biologielehrer krampfhaft versuchte, uns die Stoffwechselvorgänge zu erklären, sah ich mir den späten Sonnenaufgang an. Normalerweise beobachtete ich ihn immer in der Früh vom dem Fenster aus, da meine Wohnung im fünften Stock lag, doch dieses Mal hatte ich ja mal wieder verschlafen.

Zur Zeit passierte mir das öfter. Ich bekam das Klingeln des Weckers einfach nicht mit.

Und dazu noch die Träume... kein Wunder das ich nicht gut schlief.
 

Ich quälte mich durch den Tag und erwartete sehnsuchtsvoll den Gong. Die Pausen waren eigentlich immer die schlimmsten.

Die eigenartigen Blicke...die komische Atmosphäre... man merkte deutlich, dass sie mich nicht ausstehen konnten.

Ich war ihnen wahrscheinlich zu ruhig.

Nicht gesprächig genug.

Keine Ahnung.

Seufzend machte ich mich noch ein bisschen kleiner. Ich saß auf dem Fensterbrett und hatte die Beine angezogen.

Sehnsüchtig sah ich nach unten auf die Straße, die mich direkt zu dem Hochhaus bringen würde, in dem meine Wohnung lag.

Doch bis dahin hatte ich noch drei Stunden vor mir. Eine Stunde Deutsch und zwei Stunden Mathe.

Mathe war auch ziemlich heavy. Unser Mathelehrer, gleichzeitig auch Klassenlehrer, hatte förmlich einen Blick auf mich geworfen und nahm mich in seiner Stunde so oft dran wie nur möglich. Ich hasste es.

Eigentlich war es ja nicht so schlimm, denn in Mathe habe ich keine großen Probleme, doch meine Klasse ist im allgemeinen ziemlich schwach, was Mathe angeht, und jeder beäugt mich misstrauisch und eifersüchtig, wenn ich den Stoff auf Anhieb verstehe.

Wieder ein Grund mehr für meinen Mathelehrer mich dranzunehmen. Ich war einer der einzigen, die verstanden um was es ging.
 

Ich legte meinen Kopf auf meine Knie und atmete tief ein.

Als sich ein Schatten auf mich legte sah ich erstaunt auf.

Tina.

„Was gibt’s?“ fragte ich und legte den Kopf auf die Seite.

„Kannst du mir vielleicht Mathe erklären?“ fragte sie, wie aufs Stichwort.

Ich unterdrückte einen Seufzer und nickte.

„Ja. Klar.“ Antwortete ich leise und schwang die Beine vom Fenstersims runter um zu meinem Platz zurückzukehren.

Tina war schon vorgegangen.

Sie war echt in Ordnung. Wenn ich mir so meine Klasse ansah, war sie wohl eine der einzigen mit der ich ab und zu ein Wort wechselte. Wie gesagt. Ich bin nicht sonderlich gesprächig. Doch Tina kam meist von ihr aus auf mich zu... und wenn sie etwas von mir brauchte dann blockte ich nie ab.

Ich war zwar ein ruhiger Typ und ein Einzelgänger, doch mit ihr verstand ich mich ganz gut.

Sie setzte sich mir gegenüber und schlug ihr Buch auf.

„Ich hab das mit dem Integrieren noch nicht so richtig verstanden. Kannst du mir da helfen?“

Ich nickte kurz, schlug ebenfalls mein Buch auf und suchte eine Aufgabe, an der man das ganze gut erklären konnte.

Dann fing ich an, ihr jeden Schritt vorzurechnen und sie tippte es in ihrem Taschenrechner mit. Als sie schließlich das System verstanden hatte, ließ ich sie noch ein zwei Aufgaben alleine rechnen.

Sie meisterte sie mit Bravur und schließlich lächelte sie dankbar und erhob sich von ihrem Platz.

„Danke, Alec.“

Ich nickte ihr zu und sie verschwand wieder bei ihren Freundinnen.

Etwas schräg sahen diese ihr entgegen.

Sie schienen nicht sehr zufrieden zu sein. Vielleicht hatten sie ein Problem damit, dass Tina sich von mir Mathe erklären ließ.

Dabei mussten sie da wirklich keine Angst haben.

Tina und ich verstanden uns zwar ganz gut, doch ansonsten war da nichts.
 

Endlich Schule aus, dachte ich mir drei Schulstunden später. Es gongte zum Schulschluss und ich stand erleichtert auf und packte meine Sachen zusammen.

Herr Theodor unser Klassenlehrer kam zu mir nach hinten und lächelte ein bisschen.

„Alec was ist los? Warum meldest du dich nie von dir aus? Immer muss ich dich dazu anregen, mitzumachen Ich fände es schön, wenn du dich öfter meldest.“

Als die letzten das Klassenzimmer verlassen hatten, spürte ich, wie ich unruhig wurde.

Ich mochte es nicht, wenn ich allein mit einem älteren Mann in einem Raum war. Das machte mir Angst.

Ohne zu antworten wollte ich an ihm vorbeigehen, doch er legte mir seine Hand auf den Arm und hielt mich zurück.

„Was ist los?“ fragte er erstaunt als er meinen gehetzten Blick sah.

„Entschuldigen Sie bitte. Ich...muss los.“ Antwortete ich nur, dann riss ich mich los und rannte aus dem Raum.
 

Reiß dich zusammen! Dachte ich während ich mein Fahrrad aufschloss.

Er wollte nur nett sein!

Trotzdem machte sich ein unbehagliches Gefühl in mir breit. Mein Herz klopfte mir bis zum Hals und ich spürte leichte Übelkeit.

Echt nicht mein Tag, ging es mir durch den Kopf.

Seufzend packte ich mein Schloss in den Rucksack und schwang mich aufs Rad.

Ich verdrängte meine Gedanken und versuchte mich auf den Verkehr zu konzentrieren.
 

Als ich bei meiner Wohnung ankam stand meine Sozialarbeiterin vor mir.

„Hallo Alec. Alles klar?“ fragte sie und lächelte mich an.

Ich nickte.

„Was gibt’s?“ fragte ich und legte den Kopf auf die Seite.

„Ich wollte nur mal nach dir sehen. Und fragen wie es dir in der Schule geht?“

Ich runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf.

Ich schloss die Tür auf und winkte sie mit hinein. Langsam folgte sie mir in die Wohnung sah sich wie immer etwas staunend um.

„Ich bewundere es, wie gut du alles im Griff hast. Du scheinst mir ein sehr ordentlicher Typ.“

Ich schüttelte lächelnd mit dem Kopf.

„Nein. Eigentlich nicht. Nur Küche, Wohnzimmer und Bad. Mein Schlafzimmer ist eine einzige Müllhalde.“

Sie lachte leise und nahm sich nach meinen auffordernden Wink ein Glas Wasser.

Ich schmiss meinen Schlüssel in das Körbchen auf dem Telefonschränkchen und schälte mich aus der Jacke. Achtlos warf ich sie über einen der Stühle und setzte mich ihr gegenüber auf einen der Barhocker die ich plus Tisch auf dem Sperrmüll mitgehen gelassen hatte.

Sie lächelte immer noch und fragte, ob sie sich eine Zigarette anzünden dürfte.

Ich schob ihr den Aschenbecher zu, der immer auf dem Tischchen stand. Ich rauchte eigentlich nicht. Nur sehr selten. Doch ab und zu kam Kim vorbei, und der war Kettenraucher, Gothic und ein totaler Spinner.

Wir waren Nachbarn. Er wohnte ganz oben im achten Stock.

Und ab und zu trafen wir uns um ein Bier zu kippen, oder einen Joint zu rauchen.

War ganz nett.

Er war einer der Einzigen Menschen, die ich in meine Nähe ließ.

Manuela, meine Sozialarbeiterin, sah mir tief in die Augen.

„Dein Psychologe hat mich angerufen. Er hat mir von seiner wahnwitzigen Idee erzählt und gefragt, ob das machbar wäre. Na ja, und nachdem er der Therapeut ist und nicht ich, hab ich mit ihm ausgemacht, dass du einen Mitbewohner bekommst. Keinen bestimmten. Ein Mädchen, ein Junge. Spielt eigentlich keine Rolle. Doch du hast ja eh noch ein Zimmer frei, das ununterbrochen leer steht.

Platz genug gäbe es also. Wir wollen eine Zeitungsannonce aufgeben. Junger Mann sucht Mitbewohner im Alter von ... bis ... So ungefähr.“

Mir klappte der Mund auf und ich sah sie geschockt an.

„Hä?“ machte ich und versuchte damit auszudrücken, dass ich jetzt irgendwie nur die Hälfte kapiert hatte.

„Dein Psychologe hat mich angerufen. Und er sagte, er wüsste eine Möglichkeit dich wieder ein bisschen mit Menschen in Kontakt zu bringen. Er denkt, es wäre das Beste, du würdest einen Mitbewohner kriegen. Natürlich wäre es gut, wenn es ein Mann wäre. In deinem Alter natürlich. Nicht älter, das schließt sich natürlich aus. Doch vielleicht klappt es ja, und du kannst deine Probleme so besser in den Griff kriegen.“

Ich schluckte.

Wow. Der Typ hatte echt nicht mehr alle Tassen im Schrank.

Manuelas Blick sprach eindeutig Bände.

Entweder ich tat wie geheißen, oder es würde unangenehme Konsequenzen mit sich bringen.

„Das heißt, das ist wieder einer dieser blöden Bedingungen, die ihr euch für mich überlegt habt, oder?“

„Ja genau. Du hast es erfasst.“

Ich seufzte genervt, willigte aber ein.

„Nicht über zwanzig. Und am liebsten weiblich. Ich komme mit Frauen besser zurecht.“

Manuela lächelte breit und nickte.

„Ja, ich werde sehen, was sich einrichten lässt. Am besten warten wir einfach das Feedback ab. Wer weiß ob sich überhaupt jemand meldet.“

Sie zwinkerte mir zu und ich zuckte mit den Schultern.

Ich hatte echt keine Lust auf so etwas.

Trotzdem kam ich wohl nicht darum herum. Hauptsache der neue Mitbewohner war nicht viel älter als ich.
 

Als Manuela weg war, ließ ich mich geschafft in mein Bett sinken. Ich schaltete meinen CD-Player ein und ließ mich von der Musik berauschen.

Ich dachte viel darüber nach, was für ein Mitbewohner das werden würde.

Ich hoffte bloß, dass derjenige nicht zu aufdringlich war.

Aufdringliche Leute konnte ich nicht leiden.

Hauptsache er fasst mich nicht an...dachte ich. Ich hasste es, angefasst zu werden, wenn es nicht von mir aus ging.

Ich konnte das nicht leiden.

Was kann ich eigentlich leiden? Ging es mir durch den Kopf und grinste über mich selbst.

Mein Leben war ein einziges Chaos.
 

Irgendwann schlief ich ein. Ich brauchte nicht lange, da erwachte ich erneut schweißgebadet aus einem meiner Alpträume, die mich plagten.

Langsam stand ich auf und ging zur Tür. Ich sperrte sie ab und fühlte mich schon etwas wohler. Dann holte ich mir ein Glas Milch aus der Küche und zog mich wieder zurück ins Bett.

Draußen war es Dunkel. Ich beugte mich vor und kippte mein Fenster. Es war mir zu heiß.

Schließlich versuchte ich wieder einzuschlafen.

Doch ich konnte kein Auge zudrücken.

So ging es mir immer. Teils lag ich ganze Nächte wach, weil ich einfach nicht mehr einschlafen konnte. Das lag alles an den Träumen.

Warum mussten mich diese Bilder auch immer wieder einholen? Wann kann ich das endlich verarbeiten?

Solche Gedanken gehen mir dauernd durch den Kopf.

Mein Psychologe weiß auch nicht, wie er mir helfen soll.

Ein Fall wie ich ist schwierig, dass hieß es schon von Anfang an.

Deshalb wunderten mich seine komischen Ideen auch gar nicht mehr. War ja klar, dass er irgendwann auf die Idee kommt, mir einen Mitbewohner auf den Hals zu hetzen. Eigentlich war dass das Naheliegendste von allem. Purer Kontakt zu einem Menschen. Den ganzen Tag. Durch und durch. Bis in die Nacht.

Und ich kann nicht mal flüchten.

Außer ich will wieder zu meiner Mutter zurück.

Und das war so ziemlich das letzte, was ich wollte.

Das wäre mit Abstand eines der schlimmsten Dinge.
 

Um fünf stand ich schließlich wieder auf und ging ins Bad um zu duschen. Ich war schreck-lich müde, einschlafen konnte ich auch nicht.

Wie immer.

Als ich mich im Spiegel betrachtete, erkannte ich tiefe Augenringe.

Mein Gesicht wirkte eingefallen. Vielleicht lag es daran, dass ich zurzeit so wenig aß.

Normalerweise hatte ich keine Essstörungen. Ich aß relativ normal für mein Alter. Vielleicht ab und zu ein bisschen zu wenig, doch das war eher Phasen bedingt.

Ich fuhr mir durchs Haar und wandte mich dann ab, um mir gleich mal etwas zu Essen in den Mund zu schieben.

Dann suchte ich in meinem Rucksack nach meinem Geschichtsheft und las mir den letzten Eintrag durch.

Es war nicht viel und klang sehr logisch. Also pfefferte ich das Buch wieder zurück in meinen Rucksack und ging dann ins Schlafzimmer um mich umzuziehen.
 

Ich zog mir meine Jacke an und drehte den Schlüssel zweimal um. Dann ging ich aus dem Haus. Als ich auf die Uhr sah, hatten wir es genau viertel nach Sieben.

Perfekt.

In fünf Minuten kommt ein Bus, ging es mir durch den Kopf. Ich wandte mich zur Bushalte-stelle und setzte mich in das kleine Bushäuschen.

Dann wartete ich.
 

Im Bus war es wie immer schrecklich voll.

Ich hasste das. Siebzig schwitzende, parfümierte Körper drängten sich dicht aneinander um nicht umzufallen.

Und ich mittendrin.

Ich fühlte mich sichtlich unwohl. Neben mir stand ein älterer Herr.

Er warf mir immer wieder eigenartige Blicke zu. Ich hasste das.

So ging es mir immer. Manuela bezog das auf mein Aussehen. Sie sagt selbst immer, ich wäre eine wirkliche Schönheit.

Ich hasste das.

Der ältere Mann rückte etwas näher, als weitere Personen in den Bus einsteigen wollten.

Ich biss die Zähne zusammen und klammerte mich an die Haltestange neben mir.

Wie ich es hasste!
 

Unbehelligt erreichte ich mein Ziel und war froh endlich aus diesem muffigen, widerlichen Gedränge herauszukommen.

Dieser Mann starrte mir noch einen Moment nach, dann wandte er sich in die Entgegengesetzte Richtung.

Beruhigt lief ich zur Schule.

Er war mir bekannt vorgekommen. Doch vielleicht hatte ich mich auch geirrt...
 

Im Klassenzimmer angekommen setzte ich mich wie immer in die letzte Reihe.

Ich war einer der letzten die in den Raum kamen. Gerade als es zum Schulbeginn gongte hockte ich mich auf meinen Platz.

Wir hatten jetzt Sozialkunde.

Kein sehr berauschendes Fach.

Unser Lehrer war ein wirklicher Idiot. Seine Fragen waren total behämmert. Keiner von uns wusste die richtige Antwort darauf.

Wenigstens war er einer der Lehrer, der mich so wenig kannte, dass er sich nicht einmal meinen Namen merken konnte.

Deshalb war ich halbwegs sicher vor ihm. Weder nahm er mich oft dran, noch sagte er etwas dazu, wenn ich kleine Strichmännchen an den Rand meines Blattes malte, oder teilweise auch gar nicht mitschrieb.

Wenn man vom Teufel spricht, ging es mir durch den Kopf als unser Sozialkundelehrer den Raum betrat.

Gelangweilt starrte ich aus dem Fenster und wartete darauf, dass er wie immer zügig mit dem Stoff anfing.

Doch irgendwie verzögerte sich sein Auftritt ein bisschen und ich sah verwundert nach vorne, zur Tafel.

Ein mir unbekannter Junger Mann stand an seiner Seite und lächelte etwas perplex.

Diese Augen... dachte ich sofort. Der Hammer!

Sein Haar war pechschwarz und hing ihm in die Stirn. Seine Schultern waren breit doch er schien nicht viel größer zu sein, als ich. Vielleicht ein paar Zentimeter. Er wirkte als wäre er ein ziemlich offener und umgänglicher Typ.

Also einer von der ganz schlimmen Sorte. Offene, redegewandte Leute waren immer die nervigsten.

Wenn er ein Weltverbesserer ist, muss ich die Schule wechseln, dachte ich und versuchte an-gestrengt herauszufinden, ob er wie ein Weltverbesserer aussah.

Irgendwie nicht.

Auch gut.

Er trug ein dunkelblaues Shirt zu einer ausgewaschenen langen Jeans. Seine Turnschuhe sahen ziemlich neu aus, ansonsten schien er eher lässig gekleidet.

Seine Augen überflogen ruhig die Gesichter und blieben schließlich kurz an meinem hängen. Er lächelte doch ich erwiderte das Lächeln nicht, sondern sah wieder zum Fenster.

Stechend. Sein Blick war ziemlich stechend gewesen. Trotzdem überlegte ich, welche Augenfarbe er hatte. Ich hatte es nicht erkannt.

„So meine Damen und Herren. Darf ich vorstellen, dass ist Raymond Leif, er ist auf unsere Schule gewechselt aufgrund einiger persönlicher Differenzen. Wo wohnst du?“ fragte er diesen Raymond interessiert.

Seine Stimmte war angenehm ruhig. Er schien jeden in seinen Bann zu ziehen. Alle blickten ihn neugierig an. Auch mein Blick glitt wieder zu diesem Unbekannten.

Er wird ziemlich beliebt sein, hier auf dieser Schule...dachte ich mir.

Sein aussehen und seine Art, wie er sich ausdrückte...er würde sicher keine Probleme bekommen, Anschluss zu finden.

„Im Moment wohne ich noch in der Pension. Doch ich suche mir eine Wohnung, oder eine Wohngemeinschaft. Ich hoffe in den nächsten Tagen etwas zu finden.“

Der Lehrer nickte anerkennend.

„Also wirst du alleine leben?“

„Ja.“

„Dann wünsche ich dir viel Glück bei deiner Suche. So weit ich weiß gibt es nur einen hier in diesem Klassenzimmer, der alleine wohnt.

Stimmt`s, ähm…Alexander?“

Ich sah auf und zuckte mit den Schultern.

Tina meldete sich und rief genervt: „Er heißt Alec, Herr Zeber. Nicht Alexander.“

Herr Zeber sah sie erstaunt an. Dann drehte er sich zu mir um.

„Entschuldige. Ich verwechsle dich wohl immer mit einem deiner Mitschüler.“

Ich ließ mir nichts anmerken sondern starrte wieder aus dem Fenster.

Eigentlich wollte ich nur meine Ruhe. Also warum konnte dieser Trottel nicht einfach die Klappe halten?

Schließlich besann sich Herr Zeber wieder und gebot diesem Raymond sich einen freien Platz zu suchen.

Raymond nickte und steuerte sofort den Platz neben mir an.

Ich machte mich etwas kleiner.

Oh Nein!

Bitte nicht!

Ging es mir durch den Kopf. Wenn sich dieser Typ jetzt neben mich setzte, besiegelte er unser beider Grab. Er würde eingehen vor Langeweile und ich würde wohl eingehen vor lauter Unterhaltung. Denn dieser Typ schien eindeutig auf Unterhaltung zu stehen.

Mist!

„Hey. Ist da noch frei?“ fragte der Typ lächelnd und deutete auf den Platz neben mir.

Geschockt sah ich ihn an. War das wirklich sein ernst?

„Ja leider!“ antwortete ich und wandte den Blick ab.

Trotz meiner Bemerkung ließ er es sich nicht nehmen sich direkt neben mich zu setzen. Er lächelte mir zu und reichte mir seine Hand.

„Ich bin Ray. Und du bist Alec oder?“

Ich ergriff seine Hand nicht sondern nickte nur etwas abwesend.

„Ja.“ Meinte ich ruhig und sah erneut aus dem Fenster.

„Kannst du mir vielleicht den letzten Eintrag zeigen? Dann kann ich nachsehen, ob ich das Thema schon hatte.“

Ich zuckte mit den Achseln und drückte ihm mein Sozialkundeblatt in die Hand.

Dankbar lächelte er mich an und las sich den Text durch.

„Ach das Thema ist gut. Nicht sonderlich anspruchsvoll und ganz interessant.“ Bemerkte er als er mir das Blatt zurückreichte.

„Kann schon sein.“ Sagte ich kurz angebunden und nahm mein Blatt entgegen.

Der Typ neben mir schwieg und konzentrierte sich ein bisschen auf den Unterricht.

„Wie ist der Lehrer so?“ flüsterte er mir schließlich zu.

„Find es raus.“ Antwortete ich etwas genervt und wandte meinen Blick zum Fenster.

Arg!

Konnte dieser Spinner nicht einfach seine Klappe halten und mich in Ruhe lassen?

„Bist wohl nicht sonderlich gesprächig, was?“ fragte Raymond und grinste breit.

„Kann schon sein.“ Sagte ich erneut und verschränkte die Arme vor der Brust.

Ich war es gar nicht mehr gewohnt, einen Banknachbarn zu haben.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2008-04-07T19:01:48+00:00 07.04.2008 21:01
>.<!!!!!!!!!!!!!!!
was hat diese blöde mutter denn bitteschön gemacht das der arme alec so leidet???? >.< *mutter hau*
hm.... ich glaub ich fänds net so toll immer alleine da zu stehn... andrerseits kann ich ihn verstehn... und dann setzt sich kay auch noch neben dem.... und zu mögen tut er ihn auch nicht
was soll denn daraus werden???? xDDDDD
sag mal.... mag alec überhaupt etwas andresaußer seine ruhe haben??????
ich find den ff echt spitze!
bin seit stunden auf der uche nach nem guten shonen-ai ff und der hier war genau das richtige >.<;
du kannst voll super schreiben...
ich versteh gar nicht warum du nur insegsamt 8 kommis hast. du arme *patt patt*
ich mags iwie wenns den charas net so gut geht, sie ein bisschen gequält werden (*sardistin sei?????* xD)
bin echt gespannt wie das 2te kappi is aber ich muss jetzt leider vom pc weg TT__TT aber der ff kann ja nur besser werden! >.<
darf man fragen wie viele favos der ff hat????? Ôo"

lg sasGAY
Von:  Fye
2006-09-17T00:29:31+00:00 17.09.2006 02:29
Hallo^^
Ich hab grad deine fanfic gefunden und in einem Rutsch durchgelesen^^ Sie ist einfach nur super!!!!!! ISie kommt auch sofort in meine favos^^ Schreibe bitte schnell weiter.Ja? Ich versteh auch nicht warum du erst vier kommis hast. Aber das kann ja auch daran liegen, weil es in der Rubik eigene Serie eingestuft ist. Wie schon gesagt ich lieb deine ff^^ das kann vor allem daran liegen das du deine charas etwas quälst... Bin in der Hinsicht etwas sadistisch musst du wissen. Kannst du mir vielleicht eine ENS schreiben wenn du ein neues chap on stellst? Das wär voll lieb von dir. Also mach weiter so^^
Ach und bevor ichs vergesse! Du musst diesen Arsch von Vater leiden lassen!!! Boa ich hasse die Verwandten von Alec!!!! Die kann man allesamt in die Ecke donnern!!!!
Aber okay.... Ich hab glaub ich hier genug verzapft. Und auch schon genug um den heißen Brei geredet^___^
Also bye^^


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