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Menschen, die auf Gras wandeln I+II+III

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Kapitel 31

Kapitel 31
 

„Guten Abend, Faari“ grüßte Seth als er vorsichtig die Tür zum Königsgemach aufgedrückt hatte und einen kleinen Schritt hereintrat.

„Hallo Seth.“ Er hob seinen Kopf und gähnte erst mal herzhaft.

„Wie geht es ihm?“

„Unverändert“ seufzte er dann und schaute seinen schlafenden König voller Trauer an. Seit sie ihn gestern gefunden hatten, war er nicht mehr erwacht. Als wolle er niemals mehr etwas anderes tun als nur zu schlafen. „Warum nur hat er das getan? Er hat nie den Anschein gemacht, dass er so unglücklich ist. Dass er bedrückt war, haben wir alle gesehen, aber so etwas? Vielleicht hätten wir besser auf ihn Acht geben müssen.“

„Ja, vielleicht“ antwortete auch Seth voller Besorgnis. „Weiß Fatil denn keinen Rat? Er kennt ihn doch besser als jeder andere.“

„Wenn Fatil dies geahnt hätte, wäre er nicht eine Minute mehr von seiner Seite gewichen. Das kannst du mir glauben. Nur gut, dass er rechtzeitig hier war, bevor er all sein Blut verloren hat. Ausgeschüttet auf dem Boden wirkte die Blutmenge größer als sie war, sagte der Heiler.“

„Ja ...“ Was konnte er dazu noch sagen? Es wäre ihm lieber gewesen, er hätte den König selbst gefunden, bevor er den Dolch zur Hand genommen hätte.

Über der ganzen Gruppe hatte sich Ratlosigkeit ausgebreitet.

Niemand wusste, was im Kopf des Pharao vorgegangen sein musste, dass er sein teures Leben fortwerfen wollte. Er hatte in den letzten Tagen einen bedrückten Eindruck gemacht, war schlaflos, hatte keine Aufmerksamkeit und keinen Appetit. Aber dass es so enden würde, hätte keiner von ihnen für möglich gehalten.

Umso trauriger waren sie. Umso größer waren die Vorwürfe, welche sie sich machten. Ihr König fragte immer nach den Herzenswünschen aller anderen um ihn herum, doch seine eigenen Wünsche hielt er zurück. Er sprach so gut wie niemals über sich selbst. Vielleicht war sein ewig tapferes, ungebrochenes Lächeln nur der Schein gewesen, dem sie aufgesessen waren.

Im äußerlich hell strahlenden Herzen des Pharao, war im Grunde ein schwarzes, trauriges Nichts, welches sich selbst auffraß.

„Hat der Heiler etwas gesagt, wann er wieder erwacht?“ fragte Seth vorsichtig. Der Heiler war schon vor einigen Stunden gegangen und mit ihm war auch Fatil für einige Zeit vom Krankenbett gewichen. Wahrscheinlich kümmerte er sich im Namen des Palastes um die Organisation ... was auch immer es zu organisieren galt. Seth hatte wenig Ahnung davon, was ein Pharao eigentlich so den ganzen Tag lang tat.

Wichtig war nur, dass er jetzt endlich die passende Gelegenheit hatte, dem Pharao näher zu sein. Seit dem vorigen Abend hielt Fatil ihn vom König fern. Aus irgendeinem Grunde wollte er nicht, dass der Pharao nun seinen Priester sah. Dabei wollte Seth nicht mehr, als nur bei ihm sitzen und sichergehen, dass er noch atmete, dass noch Leben in ihm war. Er wollte sich um ihn kümmern, wenn er wieder erwachte, seinen Schmerz lindern, was auch immer für Schmerz ihn plagte. Selbst wenn er nicht viel bewirkten konnte, so wollte er es doch wenigstens versuchen, an seiner Seite sein und ihn nicht nur von Ferne mit Gebeten bedenken.

„Es ist schwer zu sagen, wann er die Augen öffnet“ erwiderte Faari und strich sich sein langes, dünnes Haar aus dem Gesicht, um es zu einem Zopf zusammenzubinden. „Unser Pharao hat viel Blut verloren, aber nicht so viel, dass es lebensbedrohlich wäre. Der Heiler aber sagte, dass seine Schwäche damit zusammenhängt, dass er in der letzten Zeit zu wenig gegessen hat. Eine lange Reise durch die Wüste und fehlender Appetit sind eine gefährliche Mischung. Und wenn zudem noch das Herz schwer ist ... hach.“ Er stützte das Gesicht in die Hände, als wolle er seine Tränen verbergen. „Er hat sich ja nichts anmerken lassen. Gegen alle Feinde können wir ihn verteidigen, nur sein schweres Herz vermögen wir nicht zu sehen? Warum ist uns nicht früher aufgefallen, wie traurig er ist?“

„Weil damit nicht zu rechnen war“ antwortete Seth, welcher noch immer in der Tür stand und sich kaum hereintraute, nachdem er von Fatil Zimmerverbot bekommen hatte. „Er ist der Pharao. Es ist seine Aufgabe, undurchschaubar zu sein. Es ist ihm zur Natur geworden.“

„Aber doch nicht vor uns! Doch nicht vor seinen Freunden!“ Er schaute Seth voller Trauer an und doch sandte er so deutlich einen Hilferuf aus. Alles würde er tun, um zu erfahren, wie man dem Pharao helfen könnte. „Du bist doch ein heiliger Mann, Seth! Bete für ihn! Bitte die Götter, sie mögen ihm Stärke geben.“

„Ich bin nicht so heilig wie du glaubst. Vielleicht haben meine Gebete es nur schlimmer gemacht“ erwiderte er traurig. „Ist dir nicht aufgefallen, dass er erst so geworden ist, nachdem ich mich euch angeschlossen habe? Eigentlich hatte er doch schon klar gemacht, dass er mich nicht haben will und ich habe mich ihm aufgedrängt. Ein falscher Priester wie ich, schadet ihm nur.“

„Das ist nicht wahr“ sprach Faari ruhiger dagegen an. „Du hast selbst gesagt, es ist niemandes Schuld, dass wir nichts von seinem Unwohlsein bemerkt haben. Und vielleicht warst du der Grund, dass er so lange bis hierher durchgehalten hat. Ich kenne den Pharao seit einigen Jahren und ich habe ihn selten so lachen sehen wie mit dir. Wenn du bei ihm warst, haben seine Augen geleuchtet und sein Gesicht, seine ganze Aura haben gestrahlt wie Amun persönlich. Traurig wurde er erst, wenn du nicht an seiner Seite warst. Bitte, du darfst dir nicht die Schuld geben.“

„Aber vielleicht ...“

„Ich weiß, dass Fatil aus dir den Schuldigen machen will“ eröffnete er weiter mit vollstem Ernst. „Dass ihr beide euch nicht versteht, ist unübersehbar. Aber Penu und ich wissen, dass du kein schlechter Mensch bist. Und der Pharao weiß es auch. Lass dir von ihm nichts einreden. Er ist selbst nur ratlos und sucht nach einem Ausweg. Da kommt ein Neuer wie du nur gelegen. Aber sei versichert, dass weder Penu noch ich Misstrauen dir gegenüber haben. Wer den Pharao so strahlen lässt, der muss ein reines Herz haben. Du bist ein guter Priester, trotz deiner Jugend.“

„Danke“ seufzte er und schaute doch wieder auf das Bett, auf welchem ihr König noch immer schlafend daniederlag und gegen die aufgekommene Abendkühle schon mit zwei Laken geschützt worden war. „Ich wünsche mir nichts mehr, als dass der Pharao sein Glück findet und dafür bin ich bereit, alles zu tun. Glaubst du mir das?“

„Ja, das glaube ich dir“ nickte er. „So denken wir alle für ihn. Und das werden wir ihm auch sagen, wenn er wieder aufrecht steht.“

„Ja, das werden wir ihm sagen“ stimmte er verträumt zu. „Hoffentlich gesundet er bald. Es ist ein merkwürdiges Gefühl, ihn so schwach zu sehen.“

„Ja, man fühlt sich unsicher, wenn er so daniederliegt“ musste auch er mit einem besorgten Blick zugeben. „Er ist es, der uns vor allem schützt. Seine Heiligkeit schützt unser Reich vor dem Zorn der Götter und seine Stärke schützt uns vor den Angriffen unserer Feinde. Er ist so zart und doch so wichtig für uns. Erst wenn er schwach wird, spüren wir, wie sehr wir von ihm abhängig sind.“

„Selbst wenn er nicht der Pharao wäre“ sprach Seth leise. „Wenn man nur frei seinen Namen sagen dürfte, wenn er ein ganz normaler Bauernsohn wäre ...“

„Ja, selbst dann wäre er mir wichtig“ ergänzte auch Faari die erstorbenen Worte und seufzte tief, womit dann ein abendliches Schweigen in den Raum zurückkehrte.

Zu hören waren nur ein paar leise Töne, welche von der Straße herhallten und sicher zu einem Wirtshaus gehörten und das ruhige Atmen des Königs, welcher in seinem ohnmächtigen Schlaf verblieb.

„Seth?“ bat Faari dann mit einem Mal und erhob sich von seinem Hocker neben des Königs Bett. „Wärst du so gut und achtest auf unseren Pharao?“

„Aber Fatil sagte doch ...“

„Hey“ lächelte er ihn beruhigend an. „Fatil ist nicht unser König.“

„Aber er hat das Sagen, wenn der Pharao ...“

„Du bist doch Priester. Deine Herren tragen eine Krone oder wohnen im Götterreich. Auch Fatil hat nicht das Recht, seinem Pharao den Priester zu verweigern. Denkst du nicht auch?“

„Wo willst du denn hin?“ hielt er ihn am Arm fest als er sich an ihm vorbei durch die Tür schieben wollte.

„In die Küche“ antwortete er ruhig. „Ich habe den ganzen Tag nichts gegessen und die Herbergsmutter hat wohl meine Bitte nach etwas Brot vergessen. Sie ist ja auch nicht mehr die Jüngste. Ich bin Soldat, soll ich eventuelle Feinde denn mit dem Knurren meines Bauches in die Flucht schlagen? Zumal auch ich mal austreten muss?“ fragte er und lächelte ihn versöhnlich an. „Der Pharao ist bei dir in guten Händen. Nicht alles, was Fatil sagt, ist richtig. Als Priester stehst du ihm ebenbürtig gegenüber. Also lass dir doch von ihm nichts vorschreiben. Fatil ist nicht dein Herr.“

Faari wusste ja nicht, welche Drohungen Fatil ausgesprochen hatte. Für ihn war Seth ein heiliger Mann, der Wanderpriester des Pharaos, von ihm ausgesucht und akzeptiert. Warum sollte er ihm misstrauen, wenn er doch dem Urteil des höchsten aller Männer standgehalten hatte?

„Aber du hast eine Weisung!“ rief Seth ihm hinterher, als Faari den Gang und auch bereits die Treppe hinunterging.

„Ich bin ja gleich wieder da, Priester!“ winkte er ohne sich umzudrehen und war verschwunden.
 

Und ließ damit Seth und seinen König allein.

Was sollte der denn jetzt tun? Natürlich hatte er als Priester das Recht, gegen Fatils Wort zu handeln, aber ... ihm war doch etwas flau im Magen. Er hatte doch nur sehen wollen, ob der König schon erwacht war und nun hatte er ihn für sich allein?

Selbst wenn es nur ein paar Minuten waren ...

Aber was sollte denn auch schon groß passieren? Er sollte auf Faari hören und sich von Fatil nichts einreden lassen. Zwar hatte er seinen Brief gelesen und wusste nun auch, wie er für seinen Pharao empfand, aber alles andere wusste er nicht. Es war gut gewesen, dass er sein größtes Geheimnis nicht niedergeschrieben hatte, sonst wäre er wohl weder so angesehen, noch wäre er überhaupt noch hier. Wenn Fatil wüsste, dass er bis vor einigen Jahren ... nein, er hätte ihn im besten Falle fortgejagt.

Also nahm Seth sich ein Herz und trat ein.

Ganz leise setzte er seine Schritte auf und schloss die leichte Holztür hinter sich.

Es war ein merkwürdiges Gefühl, nun mit ihm ganz allein zu sein. Seit sein Herz sich bewusst gemacht hatte, dass seine Dankbarkeit mehr als nur das war, seitdem fühlte es sich so anders an.

Erst neulich morgens als der Pharao ihn fragte, was er sich wünsche, da war sein Herz übergequollen vor Gefühlen. So viele gute Gefühle hatte er noch niemals in sich gespürt. All seine Dankbarkeit, seine Treue, seine Bewunderung, seine Freundschaft und all das mehr mischten sich und erstrahlten in dem klarsten und hellsten aller Empfindungen.

Und dann als er den Pharao im Lusthaus sah. Als er so eindeutig dort mit diesem hübschen Sklaven zusammengewesen war. Es hatte Seths Eifersucht geweckt. Mit ihm hatte der Pharao niemals das Bett geteilt und dann erblickte er, dass er sich einen anderen erwählt hatte.

In diesem Moment wusste er, dass er seinen Pharao liebte.

Er liebte ihn so wie er ihn nicht lieben durfte.

Als er sich vorsichtig an den Rand seines Bettes setzte, drängte es ihn danach, dieses schlafende Gesicht zu berühren. Seine Haut war so blass und fahl, selbst seine sonst so rosigen Lippen zeigten kaum mehr als eine gräuliche Farbe.

Warum nur hatte er es nicht bemerkt, dass seinem König so schwer ums Herz wurde? Als Priester war es doch Sinn seiner Existenz, dem Pharao auf seinen Reisen alle Herzenslast abzunehmen. Sie hatten so viel miteinander gesprochen, gelacht und sinniert ... warum nur hatte er niemals auch nur ein Signal empfangen, welches diesen Freitod hätte ankündigen wollen?

Es lag daran, dass er niemals ein wahrer Priester sein würde. Sein Vater war ein heiliger Mann gewesen, aber sein damaliger Herr hatte ihm die Worte tief eingebrannt.

Wer einst Sklave wurde, wird immer als Sklave existieren.

Bei allem guten Willen, er konnte kein Priester sein. Er war nicht rein genug und sein Herz folgte den falschen Pfaden. Wenn der Pharao erfuhr, wie schändlich er war ... nicht auszudenken, welch ein Unglück über ihn kommen würde. Schlimmer als alle bösen Worte, schlimmer als alle erniedrigenden Berührungen war es, den Tod seines geliebten Königs zu verantworten.

Atemu war so gutherzig gewesen, ihm die Erfüllung eines Wunsches zu gewähren.

Und im Gegenzug dafür hatten die Götter ihn verflucht. Die Götter selbst wollten nicht, dass ein schmutziger Sklave als Priester getarnt an des Königs Seite war.

Atemu hatte um Seth gekämpft und es war in Verzweiflung geendet. Weil ein falscher Priester seine Reinheit beschmutzt hatte.

„Es tut mir so leid“ flüsterte er und musste dem Impuls nachgeben, die fahlen Wangen seines Pharaos zu berühren.

Sie waren trotz allem ein wenig warm und so unendlich weich. So weich konnte nur die Haut des wundervollsten Wesens dieses Reiches sein. Er strich darüber, ganz sachte und fuhr auch vorsichtig über die blassen Lippen. Wie gern würde er ihn küssen? Wäre er damals einfach Sklave geblieben, hätte er den König nicht in ein solch verfluchtes Unglück gestürzt. Er hätte den Pharao lieben dürfen. Doch er dachte nur selbstsüchtig daran, Priester zu werden und seine schmutzige Vergangenheit abzuschütteln.

Und nun hatte sein geliebter König beinahe mit dem Leben bezahlt.

Warum nur gewährte er ihm diesen unheiligen Wunsch und nahm dafür den Zorn der Götter auf sich?

„Warum nur habt Ihr das getan?“ hauchte er und kniff die Augen zusammen. Seine Tränen wollten ihn übermannen und rannen schon in kleinen Tropfen über sein Gesicht. Er musste dieses falsche Salz fortwischen, um nicht die Decke seines Königs damit zu beschmutzen. Ja, jetzt beweinte er ihn, aber diese Einsicht kam zu spät.

Als Atemu ihn im Tempel zurücklassen wollte, hätte er sich ihm nicht widersetzen dürfen. Hätte er auf den Befehl des Pharaos gehört, wäre es sicher niemals so weit gekommen. Doch er als unwürdiges Geschöpf hatte gebettelt und gefleht und dabei nur an sich gedacht. Er hatte seine Verlobte verletzt und den Pharao ins Unglück gestürzt.

Ein Sklave sollte Sklave bleiben und nicht mit seiner schmutzigen Liebe das Herz reiner Menschen vergiften.

„Ich verspreche Euch“ hauchte er und nahm selbst kaum war, wie er sich nieder senkte, neben dem Bett kniete und seinen Oberkörper auf die weiche Matte bettete, um seinen Kopf nicht über den des Königs zu erheben. Er berührte mit seinem Handrücken das warme Antlitz seines Königs und wusste, er würde büßen, für das, was er ihm angetan hatte. „Ich verspreche Euch“ begann er noch mal neu mit zitternder, brüchiger Stimme, „ich werde Euch sicher zurück in den Palast geleiten. Ich werde Euch schützen und ich werde ohne Widerspruch für Euch sterben. Ich liebe Euch ... Atemu.“

Er blickte das schlafende Gesicht an, er traute seinen versalzenen Augen kaum und doch vermochte er sie nicht der Lüge anzuklagen.

Die schlafenden Züge verschwanden und ganz langsam öffneten sich seine Lider. Müde und doch mit einem unendlichen Glänzen in seinen edlen Augen, welche der Reinheit und der Schönheit der edelsten Amethysten gleichkamen, öffnete er sie und schaute ihn einen Augenblick ohne Worte an.

Seth vermochte sich kaum zu bewegen. Dieser Blick bedeutete mehr als das Gottesreich. Gegen diesen Blick verblasste alles. Nichts war mehr wert als das Schimmern dieser Gottestore, welche so tief und so unendlich zurückschauten und sein Herz trotz aller Schande einbetteten in weiche, warme Güte und Vergebung.

Und seine blassen Lippen formten sich zu einem Lächeln. Er erwachte, öffnete die Augen und lächelte. So selig und so unschuldig wie ... wie es nur der Pharao Atemu konnte. Solch ein zufriedenes, liebendes und warmes Lächeln ward Seth noch niemals zuvor geschenkt worden.

Atemu lächelte. Er hatte sich das Leben nehmen wollen, erwachte und lächelte ihn an. Den, der ihm den Zorn der Götter ausgeliefert hatte, den lächelte er an. Und das mit einem solchen Glanz, dass es ihm das Herz verbrannte.

„Mein Seth ...“ hauchte er leise und seine Stimme war noch so schwach. Doch obwohl sie kaum hörbar war, hallte sie doch durch sein Herz als würde ein Gewitter über ihm tosen.

„Atemu ...“ Seths Stimme war zittrig und er glaubte nicht, was er sah. Dieses Lächeln, diese schimmernden Augen und dazu sein unwürdiger Name auf seinen Lippen, welchen er mit solcher Zärtlichkeit aussprach.

Warum nur ... warum?

„Ich wusste es“ flüsterte der Pharao leise und bewegte seine Hand. Ganz langsam wollte er sie in die Höhe heben, aber er war noch so kraftlos. Doch als Seth danach griff und sie an seine tränennasse Wange legte, konnte er ihn berühren.

„Was wusstet Ihr, Atemu?“ weinte Seth und schmiegte sich an seine weiche Hand. Er reichte ihm seine Hand, er lächelte und nannte seinen schmutzigen Namen mit solcher Reinheit. Warum nur tat er das?

„Im Tode bin ich mit dir vereint“ erwiderte er leise und doch schien er so unendlich glücklich mit dem, was er sprach. Seine Hand blieb so sanft, so weich und so herzfüllend warm. Er war das reinste Geschöpf, reiner als die Morgensonne, reiner als der Mondschein, reiner als ein Kinderlachen. Atemu war der Segen dieses Reiches.

„Atemu, Ihr seid nicht tot“ erbrachte Seth überglücklich. „Ihr lebt. Ihr seid nicht tot.“ Das waren sicher die schönsten Worte, welche er jemals gesprochen hatte. Sein Pharao lebte, er lebte und er lächelte.

„Oh.“ Auch wenn im nächsten Moment sein Lächeln erstarb und seine Hand die wenige Spannung verlor, bevor Seth sie sanft zurücksinken ließ.

Und was er hörte, konnte er nicht glauben.

Über die Lippen seines Königs drang ein erkenntnisschweres

„Schade“,

bevor er die Augen schloss und tief einatmete. Als wäre es ein Unglück, welches er kaum verkraften konnte. Er war nicht glücklich darüber, dass er noch nicht zu Tode gekommen war?

„Majestät, Ihr lebt“ versuchte Seth ihm doch nahe zu legen. Fast flehend hörte er sich selbst sprechen. „Fatil hat Euch gefunden und gerettet. Ihr habt nun lang geschlafen, aber Ihr habt noch Leben in Euch. Ihr lebt, Atemu.“

Aber darauf sprach der Pharao nichts. Er hielt einfach seine Augen geschlossen und eine bedrückte Stille legte sich über sie. Nur leise hörte er den Atem seines Königs, blickte in sein niedergeschlagenes Gesicht und wollte es nicht glauben.

Warum musste ein so wunderbares Lächeln sterben?

„Atemu, Ihr ...“ wollte er neu anheben zu sprechen, doch er wurde von der weichen, leisen Stimme seines Herrschers unterbrochen.

„Du hast doch eben etwas gesagt“ bat er ohne Ton. „Bitte ... bitte, Seth. Bitte sag das noch mal, was du eben gesprochen hast. Ich habe dich gehört, aber ... bitte sprich noch mal dasselbe.“

„Ich ...“ Nein, er durfte es nicht gehört haben. Seth hatte ihn doch schlafend geglaubt. Ihn noch tiefer mit seiner schmutzigen Liebe ins Unglück zu stürzen und ihn damit irgendwann in die völlige Verdammnis zu bringen ... nein, das war es nicht, was er sich für ihn wünschte. „Ich sagte ...“ versuchte er befangen herauszubringen, „ich werde Euch sicher in den Palast geleiten und Euch auf unserem Weg mit meinem Leben beschützen. Denn mir ist Euer Leben teurer als mein eigenes.“

„Mehr hast du nicht gesagt?“

„Nein ... nur das. Beleidigt es Euch, wenn ich ...?“

„Dann tu das“ flüsterte er und wand sein Gesicht von ihm ab. „Bring mich in den Palast zurück. Ich möchte nach Hause ...“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Lillyko
2007-01-27T22:10:05+00:00 27.01.2007 23:10
*muss gegen das starke bedürniss ankämpfen den kopf auf den schreibtisch zu hämmern*
Waruuum!
Faari ist auch wieder super. Noch so ein Charakter den man lieb haben muss!

Seth hat es ihm endlich gesagt, und Atemu hat ihn so glücklich angelächelt. Ich wünschte er würde es endlich begreifen.... *heul*
Warum nur steht den beiden so viel im Weg, das ist so ungerecht!*flenn*
wenn nur einer den mut aufbringen würde es auszusprechen... *sturzbachtränen*

Aber Seth war auch wieder so süß. Wie er Atemus lächeln wahrgenommen hat, und dabei so geweint hat...
Atemu... *weiterheul* wie er das gesagt hat, im tode vereint... das ist so traurig....
Von:  Lillyko
2007-01-27T22:09:15+00:00 27.01.2007 23:09
*muss gegen das starke bedürniss ankämpfen den kopf auf den schreibtisch zu hämmern*
Waruuum!
Faari ist auch wieder super. Noch so ein Charakter den man lieb haben muss!

Seth hat es ihm endlich gesagt, und Atemu hat ihn so glücklich angelächelt. Ich wünschte er würde es endlich begreifen.... *heul*
Warum nur steht den beiden so viel im Weg, das ist so ungerecht!*flenn*
wenn nur einer den mut aufbringen würde es auszusprechen... *sturzbachtränen*

Aber Seth war auch wieder so süß. Wie er Atemus lächeln wahrgenommen hat, und dabei so geweint hat...
Atemu... *weiterheul* wie er das gesagt hat, im tode vereint... das ist so traurig....


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