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Alles Ist Möglich

Denn niemand weiß, wo die Liebe hinfällt...
von

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Das Ergebnis eines trinkfreudigen Abends

Im ,Tropfenden Kessel'

"Ich soll was?" Aufgebracht sprang Hermine von ihrem Stuhl auf. Einige der Gäste im ,Tropfenden Kessel' sahen zu ihnen herüber. Ron lächelte ihnen über die Schulter entschuldigend zu. Dabei zog er Hermine wieder zurück auf ihren Stuhl ihm gegenüber. "Beruhig dich, Hermine. Vielleicht hab ich mich ja auch verhört." Sie sah ihn vorwurfsvoll an. "Was denn jetzt? Entscheide dich. Hast du das jetzt gehört oder nicht?" Ron rutsche unruhig auf seinem Stuhl herum. "Ich weiß nicht genau. Weißt du, es war laut und vielleicht hatte ich auch schon das ein oder andere Glas Bier intus. Deshalb... könnte es sein, dass.. ich was falsch verstanden habe." Als er Hermines pochende Schläfe sah, nahm er noch einen Schluck von seinem Bier, scheinbar um sich Mut an zu trinken. "Doch... ich bin mir ziemlich sicher... hoffe ich zumindestens." Hermine vergrub das Gesicht in den Händen. Sie seufzte. "Wiederhole bitte noch mal das ganze Gespräch, so gut du kannst." Ron überlegte kurz. "Ich werd's versuchen. Also...
 

Eine halbe Stunde vorher:

Nachdem Ron den ,Tropfenden Kessel' betreten hatte, suchte er sich einen Tisch. Er suchte sich einen Tisch aus, der genau hinter einem Tisch mit etwas älteren, Karten spielenden Männer, stand. Er guckte auf die Uhr. Es war kurz nach neun. Eigentlich traf er sich erst um halb zehn mit Hermine, Harry wollte sogar erst um zehn kommen. Er konnte es nicht fassen. Er, der sonst immer zu spät kam, war mal als erster da. Er grinste zufrieden und beschloss um sich selbst zu belohnen sich schon mal ein Bier zu holen. Jetzt saß er hier mit seinem Bier in der Hand und begann sich zu langweilen. Da hörte er ein "Entschuldigung" hinter sich. Überrascht drehte er sich um, um zu gucken ob er gemeint war. Der Anblick des Fragenden überraschte ihn. Er trug muggelhafte Kleidung und machte einen unsicheren Eindruck. Das schienen auch die Leute am Tisch hinter ihm bemerkt zu haben, die der Mann angesprochen hatte. Ein Mann mit etwas längeren, schwarzen aber schon mit weißen Strähnen durchsetztem Haar stand auf und schlug ihm so auf den Rücken, so dass der erschrockene Muggel fast auf den Tisch gefallen war. Danach drückte ihn der Mann auf einen Stuhl und ein anderer Mann, der ihn nun gegenüber saß schob ihm ein Glas Feuerwhiskey hin. Der dritte Mann, der am Tisch saß, aber doch ein Stück jünger war als die andern Beiden, ermuntert ihn dazu doch mal zu kosten. Kurz darauf und zwei Gläser Feuerwhiskey später hatte der Mann sich bestens in die Gesellschaft eingefügt und seine Frage schon völlig vergessen.

Aber erst als sie begannen Karten zu spielen, wurde es für Ron, der nun schon die ganze Zeit zuhörte, richtig interessant. Alle vier Herren war nun schon etwas angeheitert. Plötzlich ertönte der schadenfrohe Ruf von der Mann mit dem fast schwarzen Haaren: "Tja, Lupin, ich würd' mal sagen, du hast nichts mehr, was du noch setzen könntest. Pech gehabt!" Lupin? Ein Blick über die Schulter genügte, um zu sagen, dass es nicht sein alter Lehrer Lupin war, das wäre im auch sich er beim Reinkommen aufgefallen. Vielleicht war es sein Vater. Vom Alter und von den Gesichtszügen würde es passen. Der alte Lupin, der dem Muggel vorhin den Feuerwhiskey hingeschoben hatte, macht aber nur eine wegwerfende Handbewegung. "Dann setz' ich eben meinen Sohn." Ron traute seinen Ohren nicht. Er lehnte sich noch ein Stück zurück um besser hören zu können. Sein Kopf war jetzt schon fast zwischen den Köpfen von Lupin und dem Jüngsten, was die beiden aber nicht störte, da der Alkoholpegel doch schon etwas höher war.

Auf einmal schreckte der Jüngste auf: "Ich hab ne Idee. Wir bringen jetzt ein bisschen Pep in die Angelegenheit. Wir haben doch alle Kinder, oder?" Zustimmendes Nicken von allen Seiten. "Und die sind alle noch solo, stimmt's?" Noch mal zustimmendes Nicken. "Und das werden wir jetzt ändern." Er holte seinen Zauberstab aus seiner Jackentasche und zauberte damit drei Würfelbecher herbei. In jeden Becher schrieb er einen Namen. Beim letzten stockte er. "Wie heißt den dein Kind?" Er schaute den Muggel fragend an. Der musste aber selbst erst mal kurz überlegen. "Öerminä." Auch der Name wurde unter einen Becher geschrieben. Dann begann er die Becher wild umeinander zu drehen, so dass ihnen kein Auge mehr folgen konnte. "Und bevor wir jetzt anfangen, wollen wir ja auch dafür sorgen, dass niemand später wieder einen Rückzieher macht. Hände her!" Alle drei streckten freiwillig ihre Hände aus, selbst der Muggel, auch wenn er kurz zögerte. Doch das schien eher der Alkohol zu bewirken, als das Ergebnis reichlicher Überlegungen. Als alle vier Hände übereinander lagen, tippte der Jüngere sie mit dem Zauberstab an und es war ein kurzes "Pfoff!" zu hören. Doch davon bekam Ron nichts mit, da er gerade einer wunderschönen Kellnerin hinterher sah. Als die jedoch in der Küche verschwand, wand er seine Aufmerksamkeit wieder den Karten spielenden Herren zu. Die begannen gerade mit dem Ziehen der Würfelbecher. Gerade jetzt wollte Ron ganz genau zu hören, deshalb lehnte er sich noch ein Stück weiter zu deren Tisch. Denn er hatte das Gefühl, dass er zwei der Personen kannte, die dort "verkuppelt" werden sollten. Er war sich nämlich sicher, dass der Muggel Hermines Vater war, er hatte ihn früher immer am Gleis 9¾ gesehen und er war sich auch ziemlich sicher, dass der Name Lupin nicht allzu oft vorkam, weswegen der Gedanke das dies Remus Lupins Vater ist ihm auch nicht allzu abwegig erschien. Deswegen fand das Ganze recht unterhaltsam, denn er dachte nicht, dass das ganze sehr ernst war. Die vier Herren waren immerhin besoffen, hatten sich vermutlich erst vor ein paar Stunden kennen gelernt und außerdem war diese Methode viel zu absurd um so seine Kinder zu verheiraten.

Er lehnte sich noch ein Stück zurück, doch dieses Stück gab seinem Stuhl den Rest und brach unter ihm zusammen. Und als er da so auf dem Boden lag, wurden die Paare gezogen. Davon bekam er aber gar nichts mit, weil es unter Tischhöhe fast noch lauter war als über Tischhöhe und weil sich einer der Herren so über seinen Zug freute, dass er aufsprang und dabei seinen Stuhl nach hinten schob, der dann Rons Kopf traf. Das war nun entgültig zu viel für Ron und er hörte nur Satzfetzen wie "Severus... glücklich ... Hermine..." "Remus... sich freuen.." "Dank magischem Versprechen...". Dann wurde bei Ron alles schwarz vor Augen.
 

... und dann hast du mich ja gefunden, aber da waren die vier Herren ja weg." Dann herrschte kurz Schweigen. Erst hatte Hermine ihr Gesicht wieder in ihren Händen vergraben, doch dann schaute sie Ron genau in die Augen. Da Ron schon genau wusste, was jetzt kommen würde, fielt er schnell seine Hände zwischen ihren Kopf und die Tischplatte, denn Hermine hatte sich angewöhnt, ihren Kopf auf die Tischplatte zu schlagen, wenn sie verzweifelt war. Und tatsächlich, nur einen Moment späte sauste Hermines Kopf in Richtung Tischplatte. Da waren aber schon Ron Handflächen. Als Hermine merkte, dass sie nicht auf der Tischplatte aufgeschlagen war, sah sie hoch und sah genau in Rons schmerzverzerrtes Gesicht. Erschrocken schlug sie die Hände vor den Mund. "Ron... das tut mir Leid... das wollt ich nicht. Weißt du, es ist nur so, mein Vater hat mich gerade sozusagen an Severus Snape verspielt." "Eigentlich hat er dich nicht verspielt, sondern dich in den Gewinnpott geworfen." Als er Hermines verzweifeltes Gesicht sah, tat ihm der Kommentar leid. "Komm schon, Hermine, das war doch nur Geschwätz von ein paar alten, besoffenen Herren." Hermine schniefte. "Anscheinend kenn ich die Welt der Zauberer immer noch besser als du. Die werten Herren haben eine magisches Versprechen abgegeben, das heißt, dass da etwas benötigt wird als nette Worte um es zu brechen. Oder besser gesagt man kann es gar nicht brechen und ich will gar nicht wissen, was passiert wenn sie es brechen sollten." Von Ron gab es nur ein "Oh..." zu hören. Dann blicken sich beide an und seufzten gleichzeitig.

Kurze Zeit später kam Harry mit zehn Minuten Verspätung auch im ,Tropfenden Kessel' an. Als Hermine ihn sah, leuchteten ihre Augen auf, trotz ihrer misslichen Lage. Für Ron war unbegreiflich was Hermine noch an Harry fand. Das sollte jetzt nicht heißen, dass Ron etwas gegen seinen besten Freund hatte, aber immerhin wusste doch jetzt jeder, dass Harry in Cho Chang verliebt war und kein bisschen an Hermine interessiert war. Doch trotzdem himmelte Hermine Harry immer noch an.

Harry sah die beiden irritiert an. Normalerweise herrschte eine ausgelassene Stimmung, wenn die drei sich im ,Tropfenden Kessel' trafen. Doch heute sahen die beiden aus wie der Tod auf Latschen. "Ist irgendwas passiert?" Beide nickten. Harry verdrehte die Augen. "Muss ich euch alles einzeln aus der Nase ziehen?" Schnell fasste Ron zusammen, was in der letzten dreiviertel Stunde passiert. Auch Harry konnte im ersten Moment nur "Oh..." sagen. Als nächstes hätte er wohl "Toller Scherz!" gerufen, wenn nicht beide ein so tot ernstes Gesicht machen würden. "Das ist ein Problem."

Eins war aber allen dreien klar, der Abend war gelaufen, vermutlich war die Stimmung schon längst dem Erfrierungstod zum Opfer gefallen.

Harry hatte einmal gelernt, dass man dem Feind oder der Angst einen Namen geben muss. Das wendete er jetzt auch hier an. "Also hab ich das jetzt richtig verstanden, du musst Severus Snape heiraten, weil dein Vater ein magisches Versprechen abgegeben hat?" Hermine zuckte bei dem Namen ihres Zukünftigen zusammen, doch trotzdem nickte sie. Schon wieder schweigen, doch Harry war zufrieden, er hatte der Angst einen Namen gegeben. Dann erinnerte sich Ron an den anderen Gesprächsfetzen, den er noch aufgeschnappt hatte. Remus sollte ja auch verheiratete werde. "Wen soll Remus eigentlich heiraten?" Als Antwort bekam er nur ahnungslose Blicke. Wieder Schweigen.

Plötzlich stand Ron entschlossen auf, aber nicht zu entschlossen, damit nicht wieder ein Stuhl kaputt ging. "Kommt, lasst und mal zu Remus gehen! Mal gucken, was der dazu sagt!" Harry und Hermine nickten. Schnell bezahlten sie ihre Rechnung und verließen dann eilig das Lokal.

Bei den Fußnägeln des Merlin, NEIN!!!

Vor dem Apartment von Remus

Remus bewohnte ein Apartment in einem großen Backsteinhaus nahe dem Zentrum der Stadt, was für Zauberer hieß, dass sie nahe dem ‚Tropfenden Kessel’ wohnten. Eigentlich wohnte nur Remus hier, doch die meiste Zeit war auch Tonks hier, obwohl sie ihre eigene Wohung hatte. Insgesamt machte das Haus einen eher heruntergekommenen Eindruck, doch man konnte ja nicht sehen wie es in den Wohnungen aussah.

Außerdem war es verdammt kalt im Flur. Und in dem warteten Hermine, Harry und Ron nun schon zehn Minuten und wurden langsam ungeduldig. Auch wenn es schon fast halb zehn war. Sie hatten nun schon 4-mal geklopft und Ron sah aus, als ob seine Fußspitzen abgefroren wären. „Kann der Kerl sich nicht mal beeilen! Es wird kalt!“

Im selben Moment ging die Tür einen Spalt auf und der Kopf von Remus war zu sehen. Anscheinend war er schon im Bett gewesen, denn, so weit man das vom Flur aus sehen konnte, trug er nichts außer einer Boxershorts. Als er die drei vor seiner Tür sah, guckte er ein wenig ungläubig. „Was macht ihr denn hier?“ Ron, der nun schon unruhig auf der Stelle trat, konnte sich vermutlich gerade noch beherrschen, Remus nicht zusammen zu schreien. „Könnten wir vielleicht erst reinkommen? Oder ist es bei euch genauso kalt wie hier auf dem Flur?“ Immer noch etwas verwirrt, machte Remus die Tür nun ganz auf. „Scheint ja verdammt wichtig zu sein.“ Hermine, die hinter Ron durch die Tür ging, nickte. „Könnte man so sagen.“

Remus führte die drei ins Wohnzimmer. Dieses war sehr gemütlich eingerichtet und die Sofas luden einen förmlich dazu ein, sich hinzusetzen. Die Heizung war aber noch besser, wie Ron fand. An der ging er sich auch gleich aufwärmen. Gerade als alle im Wohnzimmer standen, kam Tonks ins Wohnzimmer, auch sie nur im Morgenmantel. Sie machte einen genauso überraschten Eindruck wie Remus und sie fragte auch genau das gleiche wie er. „Was macht ihr denn hier?“

Erst blickten sich die drei ratlos an, doch dann atmete Hermine noch einmal tief durch. „Remus, Sie sollen heiraten!“

„Was?“, fragten beide gleichzeitig. Nun da Ron sich wieder aufgewärmt hatte, fand er das sogar ein bisschen komisch, konnte sich ein Lachen aber noch verkneifen. „So hat Hermine auch reagiert.“ Hermine warf ihm einen giftigen Blick zu, dann wand sie sich wieder Remus zu. „ich weiß, dass sich das jetzt ein wenig irre anhört, aber...“ „Etwas irre? Für mich hört sich das verdammt irre an, oder Tonks?“ Die Angesprochene nickte zustimmend. „Glauben Sie mir“, sagte die todernste Hermine, „sobald Sie das gehört haben, werden Sie uns glauben.“ So wie sie das sagt, hörte sich das fast wie eine Drohung an.

Also erzählte Hermine und Ron abwechselnd Remus das, was sie zuvor auch schon Harry erzählt hatte. Als sie fertig war mit erzählen, war Remus so geschockt, dass er

sich erst mal hinsetzen musste. Erst war es still, doch dann lief Remus rot an und er sah so aus, als ob er jeden Moment explodieren könnte. „Ich hab dem alten Zausel doch gesagt, er soll keine Glücksspiel mehr spielen! Und schon gar nicht mit dem alten Snape. Der zieht ihn sowieso nur übern Tisch!“ Er wollte schon seine Wut an einer Vase auslassen, doch Tonks, die bis jetzt nur still dabei gestanden hatte, griff schnell nach ihr und hielt sie über ihren Kopf, damit sie aus der Reichweite von Remus war. Dabei hatte sie die ganze Zeit ein amüsantes Grinsen auf den Lippen. Remus starrte sie an, als könnte er nicht glauben, dass man in solcher einer Situation noch lachen könnte. „Was ist?“ Ohne die Vase herunter zu nehmen, grinste Tonks weiter. „Euch ist schon klar, worüber ihr euch gerade aufregt oder? Ihr regt euch über ein paar alte Herren auf, die besoffen ihre Kinder verspielt haben. Leute, beruhigt euch mal. Die waren so voll, die können sich da bestimmt nicht mehr daran erinnern.“ Hermine schaute sie ungläubig an. „Dir ist schon klar, was es bedeutet einem magischen Versprechen zu zustimmen?“ Sie schlug die Hände über Kopf zusammen. „Bin ich hier denn die einzige, die sich in der Zaubererwelt auskennt?“ Tonks überlegte kurz und schüttelte dann aber den Kopf. „Der Zauber zählt nicht gerade zu den einfachsten und die Kerle waren vermutlich voll bis zum Rand, also denke ich, dass sie es nicht gemacht haben, den Zauber richtig ausgeführt haben.“

Es folgte nachdenkliches Schweigen. Dann stand Remus plötzlich auf und rauschte aus dem Zimmer, um ein paar Augenblicke später wieder mit Hose und offenem Hemd ins Zimmer zu kommen. „Egal, ob er das mitgekriegt hat oder nicht, ich geh jetzt zu ihm und werde ihm mal was vom Heiraten erzählen.“ Er war schon fast aus dem Raum, als Tonks eingriff. „Um diese Uhrzeit?“ Remus blieb stehen. „Er war ja auch noch wach genug um zu saufen.“ Er hörte sich so trotzig an wie ein kleines Kind. Aber das störte Tonks, sie schien Erfahrung damit zu haben. „Geh lieber erst morgen. Erstens ist bald zehn Uhr, zweitens wirst du es morgen sowieso „offiziell“ erfahren und drittes führt das jetzt eh zu nichts, er ist vermutlich besoffen und du wütend. Bringt also eh nichts.“ Er starrte sie mit offenem Mund. Tonks verzog das Gesicht. „Ich weiß, diese Seite von mir kennst du nicht von mir, aber ich schwöre dir, es gibt mehr als nur die tollpatschige Tonks.“ Nun fügten sich auch die Kiefer der anderen den Schwerkraft und kamen dem Fußboden immer näher. Ron räusperte sich. „Willst du nicht vorsichtshalber lieber die Vase abstellen?“ Überrascht guckte Tonks über ihren Kopf und erschrak sich als sie die Vase über sich sah. Dabei rutschte ihr die Vase aus der Hand und, obwohl sie noch mit allerhand akrobatische Bewegung versuchte die Vase zu fangen, fiel die Vase auf den Boden und zersprang in tausend Teile.

Tonks Haare flammten sofort rot auf. „Das zum Thema, es gäbe auch eine nicht tollpatschige Tonks. Ist ja eigentlich ein Widerspruch, oder?“ Harry konnte sich kaum beherrschen, nicht laut los zu lachen.

„Aber du hast Recht, Tonks. Wir sollten bis morgen warten und dann entscheiden, was wir tun.“ Hermine nickte zustimmend. Auch die anderen schienen nicht ganz abgeneigt, was vermutlich mit der Tageszeit zusammenhing.

Auch Remus schien wieder die Ruhe selbst zu sein. „Dann können wir ja wieder in Bett gehen.“ Und gähnte herzhaft. „Ihr habt’s ja nicht weit nach Hause, oder?“ Die drei nickten und wurden noch zur Tür gebracht. Nachdem sie sich verabschiedet hatten, betraten sie den kalten Flur. Da hier schließlich auch Muggel wohnten, konnten sie nicht apparieren und mussten deshalb zu Fuß zu ihren Wohnungen gehen.
 

Im ‚Tropfenden Kessel’

Tatsächlichen hatte Remus es geschafft bis zum nächsten Morgen Ruhe zu bewahren und hatte gewartet bis sein Vater ihm die Nachricht zu dem heiklen Thema geschickt hatten. Oder besser gesagt eine Einladung zu einem Treffen, der Grund war zu mindestens bei Remus nicht angegeben worden. Aber das passt zu seinem Vater. Möglichst spät mit der Wahrheit rausrücken, am besten auch erst mal lügen und erst auf Androhung möglicher Folter, die Wahrheit sagen. Remus hatte seinem Vater erst mal nicht gesagt, dass er schon wusste, worum es geht. Erst mal sehen, was die alten Herren zu ihrem Spielchen gestern Abend zu sagen haben.

Und darauf warteten sie jetzt.

Man hatte vereinbart, dass sich alle acht Leute im ‚Tropfenden Kessel’ treffen würden. Fünf waren schon da. Hermine und ihr Vater und die mysteriöse andere Braut, seine, wenn es nach den Vätern gehen werden würde, Braut. Ihr Vater war schon da und unterhielt sich gerade angeregt mit Snapes Vater. Anscheinend schon irgendwas für die Hochzeit. Müsst er dann nicht eigentlich mit seinem Vater reden? Sein Vater aber pfiff gerade einer Kellnerin hinterher, dieser Schwerenöter. Zuhause saß immerhin noch seine Mutter. Er wolltet seinen Vater jetzt nicht unbedingt darauf ansprechen, also entschied er sich für die dezentere Art und trat ihm auf den Fuß. Darauf machte der Getretene ein schmerzverzehrtes Gesicht, beschwerte sich aber nicht bei seinem Sohn, da er den Grund für den Tritt ja kannte. Remus ließ seinen Blick noch mal über die Runde schweifen, dabei fiel sein Blick auf Snape. Der sah einfach nur desinteressiert auf seinem Platz. Er hat nur, als Lupin an den Tisch gekommen war, kurz interessiert aufgeguckt, dann war er sofort wieder in Gedankenversunken.

Er spielt gerade mit dem Gedanken, seinem Vater, dessen Blick schon wieder in Richtung Kellnerin glitt, noch mal auf den Fuß zu treten, als Hermine völlig durchnässt mit ihrem etwas bedrückt aussehenden Vater, die Bar betrat. Er gab ihr ein Zeichen und, während Hermines Vater mit gesenktem Blick zum Tisch ging, blieb sie bei den Kleiderhaken stehen und wartete auf Remus. Als er ankam, redete er gar nicht erst groß drum herum. „Hat er was gesagt?“ Hermine nickte. „Natürlich konnte er mir das nicht verheimlichen. Gleich heute morgen um sieben stand er vor meiner Tür und hat um Verzeihung gebeten. Es tät ihm doch so Leid und würde das wieder gut machen.“ Eins war Remus aber immer noch nicht klar. „Was hat er eigentlich hier gemacht?“ Sie lächelte. „Er wollte in die Winkelgasse, um ein Geburtstagsgeschenk für mich zu kaufen. Von einem Einkauf in meiner Schulzeit wusste er noch, dass man zum ‚Tropfenden Kessel’ musste. Danach wusste er aber nicht weiter und wollte nachfragen. Doch ist er ja an unsere werten Herren gekommen. Und dann nahm das Schicksal seinen Lauf.“ Sie seufzte. „Und bei Ihnen?“ „Naja... Eigentlich weiß ich noch gar nichts vom meinem Glück.“ Sie beide gucken in Richtig Tisch, wo Hermines Vater anscheinend doch über seinen Schatten gesprungen war und sich nun angeregt mit John Lupin unterhielt und immer mal wieder fröhlich auflachte und dabei in Hermines und Remus’ Richtung zeigte. Remus schüttelte den Kopf. „Na dann los, das kriegen wir schon irgendwie hin. Wir müssen nur dafür sorgen, dass kein Feuerwhisky an den Tisch kommt.“ Dann gingen sie zum Tisch.

Dort angekommen, begrüßte Hermine jeden und setzte sich zu ihrem Vater. Und sie hätte schwören können, dass Snapes Augen kurz aufleuchteten, als sie ihn begrüßte.

Zehn Minuten später fehlt die zweite Braut immer noch. Nun war en auch die angeregten Gespräche verstummt. Alle sieben Leute saßen stumm auf ihrem Platz, nippten an ihren Getränken, trommelten mit den Finger auf die Tischplatte oder wippten unterm Tisch mit den Füßen. So vergingen auch die nächsten fünf Minuten. So manch einem Schwiegervater wäre es schon zu bunt geworden, doch hier schienen die vier Möchtegern-Schwiegerväter noch guter Dinge zu sein.

Dann mit 15 Minuten Verspätung kam sie dann doch noch. Mit einem klitschnassen Mantel, der eigentlich alle Erkennungsmöglichkeit verhinderte, betrat sie den Kneipe. Trotzdem winkte ihr Vater sie heran. Noch immer konnte man nicht viel erkennen, da sie immer noch die Kapuze tief ins Gesicht gezogen hatte. Erst als sie am Tisch ankam, setzte sie ihre Kapuze ab und begann sich den Mantel auszuziehen. Hermine hatte ja viel erwartet, aber nicht das. Sie wusste nicht, warum das für sie so völlig ausgeschlossen war, es war aber so. „Padma Patil?“ Die Angesprochene hielt inne ihren Mantel auszuziehen und schaute sie ungläubig an. „Hermine? Hermine Granger? Dich hab ich ja schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen! Wie geht’s dir? Was machst du jetzt?“ Ein bisschen ungläubig schaute Hermine Padma ja schon an. Immerhin lag ihr Schulabschluss in Hogwarts erst zwei Jahre zurück, wenn sie das schon als Ewigkeit bezeichnet, als was wird sie es bezeichnen, wenn sie sich bei ihre Klassentreffen in zehn Jahren treffen? „Och, mir geht eigentlich gut und ...“ Doch weiter kam sie nicht, da sich Snapes Vater mit einem Räuspern bemerkbar machte. „Ich will das nette Gespräch ja nicht stören, aber könnten wie jetzt zur Sache kommen?“ Scheinbar eingeschnappt zog Padma ihren Umhang aus und setzte sich auf ihren Stuhl. Zufrieden lächelnd schlug Snapes Vater ein paar Mal auf die Tischplatte. „Also, da wir jetzt ja alle da sind, können wir ja beginnen. Gestern haben wir, also John, Will, unser neuer Freund Michael und ich, ein paar sehr wichtige Dinge besprochen.“ Von Remus und Hermine war ein verächtliches Schauben zu hören. „Also dann, wir wär’s, wenn wir jetzt mal die Mitgiften klären.“ Doch bevor er sich an jemand Bestimmtes wenden konnte, platzte Hermine der Kragen. „Was heißt hier Mitgiften klären? Zwei von uns wissen noch nicht mal worum es geht und ich bezweifele ich stark, dass sie zustimmen werden!“ Sie blickte Padma und Snape an. „Also, kurz und knapp, unsere Väter haben gestern ein Würfelspiel gespielt. Der Einsatz waren wir und haben aus uns vieren dann Paare gewürfelt. Ich für meinen Teil werde Snape nicht heiraten!“ Sie guckte Snape kurz an, sah aber nicht, das begeisterte Leuchten in seinen Augen. Dann setze sie einen entschlossenen Gesichtsausdruck auf. Padma sah sie entsetzt an. „Ich soll heiraten? Bei den Fußnägeln des Merlin, NEIN! Kommt nicht in Frage, auf gar keinen Fall, Dad! Wie konntest du so was vereinbaren! Wie konntest du nur!“ Sie warf ihrem Vater einen bitterböse Blick zu. „Wenn man 1 und 1 zusammenzählt, dann heißt das wohl, dass ich Lupin heiraten soll! Nichts gegen Sie, aber er ist gut 20 Jahre älter als ich, ein ehemaliger Lehrer von mir und ein Werwolf! Ich werde ihn nicht heiraten!“ Nachdem die beiden jungen Frauen nun ihre Meinungen „freundlich“ kund getan hatten, herrschte erst mal verwirrtes oder zustimmendes Schweigen. Remus hielt es nicht für nötig, seine Meinung auch noch mal kund zu tun, da sie mit Padmas und Hermines übereinstimmte. Bei Snape konnte er nicht ganz erklären, ob das Schweigen nun verwirrt, zustimmend oder einfach nur schweigend war, denn er saß einfach nur da und starrte Hermine mit leuchtenden Augen an.

Bei den vier Väter war das Schweigen aber eindeutig verwirrter Natur. Nach einem kurzen Erholungsmoment und einem Blick zu den anderen Vätern wand sich John Lupin an Hermine. „Wie kommst du drauf, dass du Severus heiraten sollst?“ Hermine wurde rot und begann zu stottern. Hatte Ron sich doch verhört und es ging überhaupt nicht ums Heiraten? „Wissen Sie... gestern haben... Ron und.. ich ihnen... zu gehört und .. aufgefangen... dass ich Snape heiraten soll.“ Den letzten Teil des Satzes rappelte sie so schnell herunter, dass man sie fast nicht verstehen konnte. Es schien, als wolle sie diesen Teil schnell hinter sich bringen. Padmas, Snapes und Lupins Vater blickten sich an und brach danach in schallendes Gelächter aus. Nachdem sich John wieder einigermaßen beruhigt hatte, sah er Hermine an. „Nein, du sollst nicht Snape heiraten, du sollst Remus heiraten!“
 

Hermine und Remus wurden blass, so blass wie ein Blatt Papier. Sie konnten es nicht fassen, das durfte nicht sein! Sie konnten nicht heiraten. Das ging nicht. Und Hermine dachte schon Snape wäre schlimm, doch Remus war noch tausend Mal schlimmer, weil er fast so was wie ein Freund für sie war. Und auch Remus war alles andere als begeistert. Er hätte auch Padma nicht geheiratet, weil er doch mit Tonks zusammen war. Das konnte doch alles nicht wahr sein.

Doch auch Snape schien von diesem Tausch nicht begeistert zu sein. „Die heirate ich doch nicht! So weit kommt’s noch!“ Dabei zeigte er auf Padma. Wütend stand Padma auf und warf dabei ihren Stuhl um, der beim Aufprall auf den Boden in seine Bestandteile zerbrach. „Ach, und Sie denken, ich würde Sie heiraten wollen? Das wäre ja der Albtraum schlecht hin! Dann müsste ich mir ja das Bett nicht nur mit ihnen, sondern auch mit ihrer fettigen Frisur teilen!“ Jetzt stand auch Snape auf, wobei ebenfalls der Stuhl umfiel. „Wohl noch nie in Spiegel geguckt? Sich über meine Frisur aufregen, aber selbst eine Frisur wie einen benutzen Mob haben.“ Erschrocken sog Padma Luft ein. „Sie widerlicher, kleiner, ekelhafter Kerkermufti!“ „Kerkermufti? Eingebildete, arrogante Schnepfe! Bei ihrem Anblick wird man ja blind!“ „Wenn man Sie nicht vorher schon gesehen hat, oder wie?“ Will Patil versuchte immer wieder seine Tochter zu beruhigen, während sich Snapes Vater entspannt zurücklehnte und etwas von „gesundem Eheklima“ faselte. Hermine bezweifelte stark, dass das der Beginn einer harmonischen Beziehung war, aber wenn er meinte.

Währenddessen steigerten sich Padma und Snape immer weiter in den Streit, doch irgendwann hatte sie es satt. „Das muss ich mir nicht länger anhören!“ Damit griff sie sich ihren Mantel und verschwand in Richtung Winkelgasse. Genauso wie Snape, der auch in Richtung Tür stürmte, die aber in die andere Richtung führte, zum Muggel-London.

Einen Moment später hörte man Türen schlagen und dann war es wieder so still, wie es nun Kneipe nun mal war. Snape Senior wollte schon wieder von einer harmonischen Beziehung anfangen, als Remus mit einem Finger vor dem Gesicht seines Vater rumfuchtelte. „Und jetzt zu dir. Ich werde nicht heiraten. Und, wenn dann suche ich mir meine Verlobte selbst aus und werde das nicht einem Würfelspiel überlassen!“ Damit stand auch Remus auf und verließ das Lokal in Richtung Muggel-London.

Nun saß Hermine alleine mit den vier Herren da. Eigentlich hätte sie auch Lust rauszustürmen, doch sie wollte ihren Vater hier drin nicht allein lassen. Von Snapes Vater war ein nachdenkliches „Hmmm“ zu hören. „Eigentlich wollte ich das mit den Mitgiften ja in deren Anwesenheit klären, doch da sie jetzt ja alle schon weg sind, müssen wir das eben ohne sie machen.“ Er wollte sich schon zur Mitte des Tisches vorbeugen, als Hermine ruckartig aufstand und sich direkt vor ihm aufbaute. „Sie finden das wohl auch noch alles komisch, oder? Ich will Ihnen mal was sagen. Keiner von uns vier wird den heiraten, der von ihnen bestimmt wurde. Und jetzt fangen sie nicht wieder mit harmonischem Eheklima an!“ Nun wollte sie auch schon aus dem ‚Tropfenden Kessel’ stürmen, doch als sie fast aus der Tür war, drehte sie sich noch mal um und winkte ihren Vater herbei. Der verabschiedete sich schnell von seinen „Freunden“ und verließ mit Hermine die Kneipe.

Und obwohl jetzt nur noch drei Leute übrig geblieben waren, hatten die immer noch beste Laune und bestellten sich gleich eine Flasche Feuerwhiskey um die Enttäuschungen von eben runterzuspülen.

Wer will mit wem? Teil 1

In der Winkelgasse

Nachdem Hermine ihren Vater wieder zu Hause abgesetzt hatte, beschloss sie sich noch ein bisschen in der Winkelgasse um zu schauen. Obwohl es vermutlich wieder ein Frust-Kauf-Trip werden würde, bei dem sie sich erst einen Kessel, dann zwei Umhänge und zum Schluss noch Eulenfutter für ihre nicht vorhandene Eule kaufen würde, weil es eben einfach so billig war. Danach würde sie einen riesigen Eisbecher essen und in Selbstmitleid versinken.

Doch heute kam sie nicht mal dazu einen Kessel zu kaufen, da sie schon vor dem Laden Padma Patil traf. „Du auch hier, Padma?“ Überrascht schaute sie auf, anscheinend hatte sie nicht damit gerechnet, dass sie hier jemanden zu treffen würde, der mit dieser Heiratssache was zu tun hat. „Oh, Hermine. Ja, ich musste mich ablenken nach dem Schock gerade. Du sicher auch, oder?“ Padma versuchte zu lächeln, was ihr aber so richtig nicht gelang. „Klar, ist ja auch eine dämliche Situation.“ Hermine seufzte und Padma konnte nur zustimmend nicken. Doch plötzlich schien Hermine eine Idee zu haben. „Hast du jetzt schon was vor? Sonst könnten wir noch ein bisschen in den ‚Tropfenden Kessel’ gehen und plaudern.“ Padma überlegte kurz. „Nö, eigentlich habe ich nichts vor, wenn man vom Einkaufen absieht. Also los!“
 

Im ,Tropfenden Kessel’

Eigentlich belegte Hermine immer den Fensterplatz am Rande der Kneipe, wenn sie mit Freunden herkam, doch diesmal setze sie sich mit Padma an die Bar. Natürlich hatten sie sich nach den vier netten Herren vom Vormittag umgeguckt, bevor sie sich an die Bar gesetzt hatten, doch die waren anscheinend schon gegangen.

Das hätte die Stimmung nämlich irgendwie auf einen Tiefpunkt gebracht, doch da die Herren ja nicht da waren, führten sie schon nach kurzer Zeit ein angeregtes Gespräch über ihre Schulzeit.

Meistens zogen sie natürlich über die Lehrer her, wobei sie einen großen Bogen um Snape und Lupin machten. Das nächste Thema waren dann ihre Mitschüler und danach ging es um die Streiche von Fred und George Weasley und das gute Essen in der großen Halle, was beide doch so sehr vermissten.

Plötzlich begann Padma zu grinsen. „Was ist los?“ Hermine verstand nicht, warum sie so grinste. „Kommen wir zum interessantesten Thema.“ Noch immer grinste Padma. „Wie steht’s bei dir in Sachen Liebe?“

Hermine fühlte sich ein bisschen überrumpelt. „Ja, also... das ist... so...“ Padma zog die Augenbraue hoch. „Sag bloß, du rennst immer noch Harry hinterher?“ Hermine fühlte förmlich, wie sie immer kleiner auf ihrem Hocker wurde. „Also... irgendwie schon, aber...“ Weiter kam sie nicht, da Padma schon aufstöhnte.

„Wie kannst du nur? Du weißt doch, dass er immer noch voll in Cho Chang verknallt ist...“ Doch bevor Padma noch mehr sagen konnte, stellte Hermine die Gegenfrage. „Und bei dir?“ Padma überlegte kurz, doch dann fing sie an. „Eigentlich bin ich mit bin ich mit Neville zusammen.“ Hermine sah sie entgeistert an. „Neville Longbottom?“ „Ja.“ „Der Neville Longbottom?“ Padma verdrehte leicht genervt die Augen. „Ja, immer noch!“ Nachdem Hermine noch einmal tief Luft geholt hatte, schnitt Padma ihr aber das Wort ab. „Ja, Hermine, es ist der Neville Longbottom, mit dem du in einem Haus warst.“

Zuerst war Hermine ja ein bisschen fassungslos, doch dann fing sie sich langsam wieder und konnte ihre Neugier gar nicht mehr zügeln. „Wie bist du denn an den gekommen?“ Erwartungsvoll starrte sie Padma mit großen Augen an.

Padma nahm noch einen großen Schluck von ihrem Cocktail, dann wandte sie sich wieder Hermine zu. „Das war ungefähr drei Monaten. Da gab’s hier irgendwo eine Party. Die meisten waren alte Schulfreunde. Aber frag nicht, wie Neville dann dahin gekommen ist. Ich glaube, der wurde noch von jemand anderem mitgebracht. Dann sind wir später ins Gespräch gekommen. In der Schulzeit fand ich ihn ja etwas seltsam und merkwürdig, aber jetzt ist er voll in Ordnung. Als die Party dann vorbei war, haben wir beschlossen, dass wir uns ja auch noch mal wiedersehen könnten. Und so sind wir zusammen gekommen.“ Nach ihrer Erzählung nahm sie noch mal einen großen Schluck von ihrem Cocktail. Doch Hermine stutzte. „Hast du nicht gesagt, du wärst „eigentlich“ mit Neville zusammen?“

Padma fuhr mit ihrem Finger über den Rand ihres Glases. „Ja, denn da gibt es auch noch einen anderen...“ „Du betrügst Neville???“ Hermine stand das Entsetzen aufs Gesicht geschrieben. „Das kannst du ihm doch nicht antun...“ Doch bevor sie weiterschimpfen konnte, machte Padma eine beschwichtigende Geste. „Ich habe nicht gesagt, dass ich Neville betrüge, das warst du. Ich betrüge ihn nicht, sondern bin nur in zwei Kerle verknallt. Ist das halbwegs verständlich?“

Hermine nickte. „Aber hast du mir nicht gerade noch etwas davon vorgeschwärmt, wie toll Neville doch ist? Dann muss der andere Kerl aber´ne Wucht sein. Wer ist es?“

Padma druckste herum. „Ja, weißt du...“ Doch sie beendete den Satz nicht, sondern bestellte sich erst mal noch einen Drink. Danach fing erst wieder an, sich etwas zurecht zu stottern. „Ja, weißt du... das wirst du jetzt nicht so richtig verstehen... du hast ihn nämlich nie richtig gemocht in deiner Schulzeit...“ Nach den paar Satzfetzen gab sie schon wieder auf, doch Hermine wurde langsam ungeduldig. „Spuckt schon aus! Wer ist es denn jetzt?“
 

„Draco Malfoy.“
 

Hermine schlug die flache Hand vor die Stirn. „Das gibt’s doch nicht... Du hast echt kein Glück bei den Kerlen, oder?“

Padma seufzte. Dann schwiegen die Beiden eine Weile.

Doch plötzlich richtete sich Hermine auf und bestellte noch mal zwei Drinks für sie. „Vergessen wer erst mal die Kerle, Padma, oder?“ Padma nickte zustimmend.

Als sie dann eine Stunde später aufstanden, um den 'Tropfenden Kessel' zu verlassen, waren beide etwas angeheitert, aber machten einen recht zufrieden Eindruck.
 

Im ,Tropfenden Kessel’

Kurz nachdem Padma und Hermine den 'Tropfenden Kessel' in die eine Richtung verlassen hatten, betraten Sirius und Remus den 'Tropfenden Kessel' auch schon aus der anderen Richtung. Während Sirius sich vor Lachen schon auf die Schenkel schlug, machte Remus ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter.

Als sie einen Tisch gefunden hatten und Sirius immer noch lachte, begannen die anderen Besucher schon, zu ihnen rüber zu gucken.

Remus wollte sich ja schon fast wieder ein anderes Lokal suchen, als auch Sirius das Starren der anderen bemerkte und endlich aufhörte zu lachen. Nachdem er dann noch mal versucht hatte, sich seriös zu räuspern, wandte er sich endgültig Remus zu, auch wenn das amüsierte Grinsen nicht von seinen Lippen verschwinden wollte.

Remus dagegen machte ein vollkommen ernstes Gesicht. „Warum denke ich, dass du mich nicht ernst nimmst?“ Dabei versuchte er seine Augenbraue so hochzuziehen, wie es der komische Typ mit den spitzen Ohren aus so einer Muggel-TV-Serien macht.

Doch der Versuch scheiterte ebenso kläglich wie der Versuch von Sirius sich seriös zu räuspern.

Damit war dann auch Sirius’ letzter Rest an Selbstbeherrschung dahin und er lang wieder lachend auf dem Tisch. Remus seufzte und bestellte sich ein Getränk um sich irgendwie zu beschäftigen, bis sich Sirius wieder eingekriegt hatte.

Das dauerte dann noch eine Viertelstunde. Nachdem er sich dann auch noch etwas zu trinken bestellt hatte, atmete Sirius noch einmal tief durch. „Also, ich find das ja amüsant.“ Remus verzog das Gesicht und murmelte ein „Merk’ ich schon...“. Dann wandte er sich wieder Sirius zu. „Sei doch bitte mal ein bisschen ernst! Das ist nicht komisch!“ Doch Sirius war anscheinend nicht Remus’ Meinung. „Ich seh das eigentlich so wie Tonks. Die haben das bestimmt nicht hingekriegt, im besoffenen Zustand einen so schweren Zauber wie diesen zu schaffen. Also machst du dir ganz umsonst Sorgen.“ „Und wenn doch?“ Remus war sich da anscheinend noch nicht so ganz sicher. „Moony, jetzt sei mal nicht so ein Angsthase! Die werden echt schon nicht zwangsverheiratet!“ Um das zu bekräftigen grinste er und nahm noch einen großen Schluck von seinem Bier. Auch Remus nahm noch einen kleinen Schluck. Er wollte gerade noch mal anfangen, als Sirius schon wieder ein neues Thema anschnitt. „Weißt du, ich hab da vor ein paar Tagen voll die Traumfrau gesehen...“

Remus seufzte resigniert, wenn Sirius erst mal mit diesem Thema anfing, dann würden sie so schnell nicht mehr von diesem Thema wegkommen.
 

Und Remus sollte Recht behalten, denn erst zwei Stunde später war Sirius fertig. „So das war’s auch erst mal, ich glaub ich muss jetzt auch los.“ Remus nickte und beide standen auf. In dem Moment ging die Tür vom 'Tropfenden Kessel' auf und Bellatrix kam herein und blickte sich suchend um.

Sirius grinste fies und ging auf Bellatrix zu. „Hallo Bellatrix. Bist wieder auf der Suche nach deinem Sniefelus?“ Als Bellatrix ihn bemerkte, blickte sie ihn fies an. „Nein, bin ich nicht uns selbst, wenn würde es dich nicht angehen, Sirius „Ich-liebe-niemanden-außer-mich-selbst“ Black!“ Sie warf ihm noch einen bösen Blick zu und verschwand in Richtung Bar.

Remus schaute Sirius aber fragend an. „Warum sollte sie Snape suchen?“ „Weißt du das nicht? Bellatrix steht immer noch voll auf Sniefelus, obwohl der sie schon vor einiger Zeit hat sitzen lassen.“

„Und deswegen ziehst du sie immer noch auf?“ Manchmal verstand Remus Sirius’ Art von Humor einfach nicht.

„Klar doch, das ist doch die Gelegenheit!“ Sirius grinste Remus zu und dann verschwanden sie gemeinsam aus der Bar, jedoch warf Remus Bellatrix noch einen mitleidigen Blick zu.
 

Konnte Sirius sie nicht einmal in Ruhe lassen? Mit dieser Frage im Kopf ging Bellatrix zur Bar und bestellte sich ihren ersten Drink.

Dann saß sie erst mal eine Weile grübelnd da und anscheinend machte sie ein so ernstes Gesicht, dass niemand kam und sie ansprach. Das frustrierte sie nun so, dass sie sich noch gleich zwei weitere Drinks hinterher bestellte.

Auf einmal tippte ihr jemand auf die Schulter oder besser gesagt stützte sich jemand so doll auf ihre Schulter, dass sie fast vom Barhocker gerutscht wäre.

Sie wollte denjenigen auch schon zusammen schreien, doch als sie sich umdrehte, grinste Severus Snape sie an. Da sie schon einige Flüche auf der Zunge hatte, konnte sie jetzt erstmals nur stottern. „Sev... Severus, hallo...“ Doch Severus schien das nicht zu stören, er grinste einfach munter weiter. Nachdem sich Bellatrix vom ersten Schock erholt hatte, guckte sie etwas verwirrt. „Severus?“ Erst jetzt schien Severus erst richtig begriffen zu haben, wenn er vor sich hatte. „Bellatrix? Bellatrix!“ Lachend fiel er ihr um den Hals. Dabei roch sie die starke Fahne, die Severus schon hatte. „Wie viel hast du denn schon getrunken, Severus?“ Severus blickte sie ungläubig an. „Nicht viel, nur ein paar Bier und ein paar Gläschen Feuerwhiskey, warum?“

Entweder vertrug er nicht sehr viel oder es waren doch ein paar mehr Sachen gewesen, dafür sprach er aber noch recht klar. Aber egal, wie viel er auch getrunken hatte, sie musste diese Chance jetzt nutzen. Wie oft hatte man schon seinen Traummann besoffen vor sich, also fast zu allem bereit?

Bellatrix grinste. Ja, heute würde sie ihre Chance nutzen.

Neben ihr räusperte sich Severus. „Hörst du mir eigentlisch su?“

Überrascht schaute sie ihn an. „Nein, tut mir leid, was hast du gesagt Severus?“

Bevor er anfing zu reden, nahm er einen großen Schluck aus seinem mitgebrachten Bier. „Ich wollte dir ja schon immer mal was sagen, Bellatrix“ – Bellatrix’ Herz schlug schneller, was wollte er ihr jetzt sagen, musste sie vielleicht gar nicht den ersten Schritt machen? Erfüllten sich jetzt all ihr Träume? - „du bist ja eischentlich eine ganz Hübsche und dein Charakter is ja auch ganz nett“ – Bellatrix stockte nun der Atem, was wollte Severus ihr nun sagen? Dass die Trennung damals ein Fehler war und er nun gerne wieder mit ihr zusammen sein würde? – „aber die Rolanda is ja auch ganz hübsch an su sehen, also mit ihren tollen Locken, aber “ – Für Bellatrix brach eine Welt zusammen. Das konnte er ihr doch nicht antun. Sie mit dieser Besentussi zu vergleichen! Aber hatte sie da nicht ein „Aber“ gehört? – „die Beste von allen ist ja immer noch Öermine!“

Für Bellatrix ging eine Welt unter. Das konnte er ihr doch nicht antun.

Doch Severus grinste immer noch und schien stolz auf sich zu sein, diese Erkenntnis endlich losgeworden zu sein. Er griff dann wieder zu seinem Bier und prostete ihr auch noch zu.

Äußerlich war Bellatrix noch die Ruhe selbst, doch innerlich kochte es in ihr. Sie ballte ihre Hände zu Fäusten und schlug dann mit aller Kraft so heftig auf die Tischplatte der Bar, dass die Drink von der Platte auf den Boden fiel.

Severus sah sie überrascht an. „Bellatrix...“

Doch sie ließ ihn gar nicht ausreden, sondern griff nach seinem Bier und schüttete es ihm ins Gesicht. „Du, dämlicher Idiot!“

Sie warf Severus noch einen verachtenden Blick zu und rauschte dann wutschnaubend aus dem 'Tropfenden Kessel'.

Severus sah ihr nur mit großen Augen hinterher. Was hatte er denn falsch gemacht?

Wer will mit wem? Teil 2

Im 'Tropfenden Kessel'

Während sich Severus Snape am anderen Ende der Bar immer noch fragte, was er denn falsch gemacht hatte und warum Bellatrix so plötzlich weggestürmt war, saß Neville still auf seinem Barhocker und nippte ab und zu an seinem Glas.

Warum er hier war, wusste er selbst nicht. Nachdem die Vorlesungen zu Ende waren, war er wie immer durch die Winkelgasse gegangen und war dabei am 'Tropfenden Kessel' vorbei gekommen. Normalerweise ging er immer an der Kneipe vorbei, doch heute war er einfach mal reingegangen.

Das war jetzt eine Stunde her und noch immer nippte er an seinem zweiten Glas. Außerdem hatte ihn immer noch keiner angesprochen. Wer sollte ihn auch schon ansprechen und warum?

Aber was dachte er denn da? Er hatte doch eine Freundin! Seine Padma. Er war wirklich verliebt in sie. Einfach in alles an ihr. Doch es gefiel ihm besonders, wenn es windig war und ihre Haare im Wind wehten. Wie sie dann um ihren Kopf herumspielten. Einfach traumhaft!
 

Während Neville über seine Padma nachdachte, stand Tom, der Wirt, hinter der Bar und trocknete ein paar Gläser ab.

So konnte es nicht weitergehen! Er musste diesen Kerl irgendwie dazu kriegen, dass er Spaß hatte, denn solche Gäste wie er waren schlecht fürs Geschäft.

Aber leider sah er niemanden in der Nähe, den er mit einem Gratis-Bier dazu animieren hätte können mit dem Kerl ein Gespräch anzufangen. Also beschloss er selbst mit ihm zu reden.

Obwohl er noch immer dabei war Gläser abzutrocknen, ging er auf Neville zu. „Na, so ganz allein oder wartest du auf jemanden?“

Überrascht, dass er angesprochen wurde, hob Neville den Kopf. „Ja.“

Ein sehr gesprächiger Typ, schoss es Tom durch den Kopf, ließ sich äußerlich aber nichts anmerken. „Hättest du nicht mal Lust eine Frau anzusprechen? Die da vorne sieht doch nicht schlecht aus!“ Er zeigte auf eine blonde Hexe mit üppiger Oberweite, die an einem Tisch saß und sich vermutlich mit einer Freundin unterhielt.

Neville schaute zu ihr herüber und schüttelte den Kopf. „Nein, geht nicht, ich habe eine Freundin.“

In Tom wuchs die Hoffnung, dass die Freundin des Kerls bald auftauchen würde und irgendwas mit ihm machen würde. „Also, wartest du ja doch auf jemanden!“

Neville schüttelte wieder den Kopf. „Nein, sie kommt nicht her. Oder? Naja, zumindestens nicht bald, das dauert noch gut eine halbe Stunde.“

Tom seufzte. Das war doch nicht möglich, der blieb also mindestens noch eine halbe Stunde hier. „Wie wär’s dann...“

Doch weiter kam der Wirt nicht, denn es traten zwei weitere Gäste an die Bar und hatten seinen Gesprächspartner entdeckt. „Neville!“

Erstaunt drehte sich Neville um. „Ron? Ginny? Was macht ihr denn hier?”

Ginny grinste. „Was wohl? Wir wollten etwas trinken und nebenbei noch ein bisschen Neuigkeiten austauschen.“

„Ach so.“ Damit drehte sich Neville wieder zur Bar.

Hinter dessen Rücken schlug Ron sich lautlos gegen die Stirn und Ginny konnte sich gerade noch so beherrschen nicht laut loszulachen. „Willst du nicht vielleicht auch dazu kommen?“

Neville drehte sich wieder zu ihnen um und überlegte kurz. Währenddessen schien Tom hinter ihm schon zu flehen, dass er 'Ja' sagte. „Klar, gern.“

Also gingen die drei zu einem der Tische und Tom machte Freudensprünge. Endlich hatte er den Kerl von der Bar weg und hatte ihn dafür nicht mal aus der Kneipe schmeißen müssen.
 

Nachdem sich Neville, Ginny und Ron einen Tisch gesucht und sie alle ein Getränk vor sich hatten, schwiegen sie sich erst mal.

Ginny schaute immer von Ron zu Neville und wieder zurück. Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen Neville auch an den Tisch zu holen. Hätte er nur einmal auf Ron gehört!

Sie und Ron hatten sich getroffen um etwas zu besprechen. Zumindestens hatte Ron das in der Nachricht geschrieben, die sie heute morgen gekriegt hatte. Sie vermutete, dass es etwas Persönliches war und, dass er es ihr vermutlich nicht vor Neville sagen würde.

Na toll, Ginny seufzte. Wenn Ron ihr das schon nicht erzählen wollte, dann sollte hier wenigstens ein normales Gespräch entstehen. „Und, was machst du gerade so, Neville?“

Der Angesprochene nahm ein Schluck von seinem Getränk. „Ich studiere gerade, Allgemeine Botanik und Zauberhafte Pflanzen mit dem Schwerpunkt Würgepflanzen.“

Ginny zog die Augenbraue hoch. Wie konnte man so was studieren? Aber sie hatte schon immer gewusst, dass Neville ein bisschen seltsam war. Um nicht zu abweisend zu wirken, heuchelte sie Interesse, aber in Wirklichkeit interessierte es sie nicht mal am Rande. „Studierst du doppelt?“

Ein Leuchten erschien in Nevilles Augen. Scheinbar hatte sie ein Thema angeschnitten, in dem er sich sicher fühlte. „Sozusagen ja, ich studiere einmal an einer Zauberer-Universität und dann noch an einer Muggel-Universität.“

Zum ersten Mal beteiligte sich auf Ron am Gespräch. „Warum denn auch an einer Muggel-Universität?“

Aufgeregt nahm Neville noch einen Schluck von seinem Getränk. „Weil mich Pflanzen interessieren, egal ob Muggelpflanzen oder nicht. Die verschiedenen Pflanzenarten sind so faszinierend. Findest du nicht?“

„Naja, du weißt doch noch, was die Sprout über meinen ‚Annehmbar’-ZAG in Kräuterkunde gesagt hat, oder? „Kaum zu fassen, dass Sie, Mister Weasley, der sich am wenigsten für Kräuterkunde interessiert, über einen ‚Schrecklich’-ZAG hinaus gekommen sind!“ Das sagt doch alles über mein Interesse aus, oder?“

Man konnte Neville förmlich ansehen, dass er mit sich rang, Ron keinen Vortrag zu halten. Doch trotzdem wollte Ginny dem vorbeugen. „Weißt du, Neville, ich hab zu Hause eine Pflanze, die mir Sorgen macht. Mom hat sie mir mal geschenkt und ich fände es deshalb nicht so toll, wenn sie mir eingehen würde. Könntest du sie dir vielleicht mal ansehen?“

Nevilles Gesicht erhellte sich wieder. „Klar, sag’ mir Bescheid, wenn du Zeit hast.“

In dem Moment stand Ron auf. „Ich geh’ mal kurz, wohin.“

Damit stand er auf und verschwand in Richtung Herrenklo.

Als er gerade verschwunden war, betrat Padma die Kneipe. Sie stand kurz suchend in der Tür, doch dann entdeckte sie die beiden, winkte lächelnd und kam auf die zu.

„Hallo, Schatz!“ Sie beugte sich zu ihm runter und küsste ihn zärtlich. Danach sah sie Ginny fragend an. „Und wer bist du?“

Ginny lächelte sie an und hielt ihr die Hand hin. „Ich bin Ginny Weasley, die Schwester von ...“

“Ja, ich weiß von wem.“ Padma verzog das Gesicht und ignorierte die ihr hingehaltene Hand einfach.

Als Ginny zu Neville blickte, sah sie nur, dass er ahnungslos mit den Schultern zuckte. Doch sie gab ihm zu verstehen, dass sie sehr wohl wusste, worum es ging.

Obwohl noch ein leichter Schatten auf Padmas Gesicht lag, wandte sie sich wieder an Neville. „Ich hoffe, es macht nichts, dass ich früher gekommen bin.“

Neville schüttelte den Kopf. „Nein, überhaupt nicht, ich freu mich. Wollen wir dann los?“

Padma nickte. „Sofort, ich will mich nur noch kurz frisch machen.“ Sie lächelte Neville an und ging davon, ohne Ginny auch nur einen weiteren Blickes zu würdigen.

Ginny warf Neville einen anerkennenden Blick zu. „WOW, ich wusste gar nicht, dass du mit Padma zusammen bist.“

Neville grinste wie ein Honigkuchenpferd. „Ja. Toll, nicht? Aber was war denn zwischen euch beiden da gerade los?“

Ginny hob abwehrend die Hände. „Ich habe da gar nichts mit zu tun. Das ist eine Sache zwischen Ron und Padma. Du weißt doch sicher noch, was zwischen den beiden auf dem Weihnachtsball los war, oder?“

Neville überlegte kurz und dann war ein „Ach ja!“ zu hören.

Ab da an schwiegen die beiden und hingen scheinbar beide ihren Gedanken hinterher.

Bis Padma wieder in den Schankraum kam und mit roten Gesicht an ihren Tisch stürmte. „Ich glaube, es ist besser, wenn wir jetzt gehen.“ Damit nahm sie Neville an der Hand und schleifte ihn aus der Kneipe.

Zum Abschied rief er Ginny nur noch irgendetwas von Pflanzen und einem Termin zu, vermutlich ging es um ihre Pflanze. Sie würde ihm in nächster Zeit einfach mal eine Eule schicken.
 

Ein paar Augenblick später kam Ron, auch mit rotem Gesicht, wieder an den Tisch, an dem jetzt nur noch Ginny saß.

Nachdem sein Gesicht wieder eine halbwegs normale Farbe angenommen hatte, sah er verdutzt aber auch ein bisschen freudig auf Nevilles leeren Platz. „Wo ist denn Neville?“

„Der ist mit Padma weg.“ Sie vermutete, dass er wusste, dass da was zwischen Padma und Neville war.

Doch Ron wäre nicht Ron, wenn er natürlich nicht gewusst hätte, dass da etwas war. „Wieso das denn?“

Ginny schaute ihn verdutzt an. „Neville ist mit Padma Patil zusammen. Wusstest du das nicht? Du bist doch ein guter Freund von ihm.“

Erst schaute Rom sie verdutzt an, dann sah er auf einmal etwas deprimiert aus.

„Was ist denn jetzt los?“ So richtig konnte sich Ginny den plötzlichen Gefühlswandel ihres Bruders nicht erklären.

Ron nahm einen großen Schluck von seinem Getränk. „Selbst Neville hat jetzt sein Glück gefunden. Das ist doch voll deprimierend.“

Ginny sah ihn verständnislos an. „Was soll das denn heißen? Du hast doch wieder deine Lavender bekommen. Sei doch froh, dass du jemanden hast und nicht seit dem sechsten Schuljahr alleine bist und einem Kerl hinterher läufst, der sich eh´ nicht für dich interessiert...“ So zeterte Ginny weiter, bis sie bemerkte, dass Ron ihr gar nicht mehr zuhörte, sondern einer Kellnerin hinterher guckte.

„Ron!“

„Was ist?“ Ron schaute sie ein bisschen ärgerlich an.

„Du bist mit Lavender zusammen, da kannst du einer Kellnerin nicht so hinterher gucken, als würdest du sie gleich heiraten wollen. Guck’ so mal lieber Lavender an, Mom würde sich freuen!“

Ron guckte Ginny erst an, als hätte sie behauptet, er wäre er ein Squib, dann aber sah er eher empört aus. „Erstens bin ich erst 21 und denke nicht mal mit meinem halben Hirn daran zu heiraten und zweitens soll Mom sich da gar nicht erst einmischen. Außerdem läuft es zur Zeit nicht so super mit Lavender.“

“Nein?“ Jetzt wusste sie, warum Ron sich mit ihr treffen wollte. „Dann erzähl’ mal.“

Ron nickte. „Es ist ja nicht so, dass wir uns streiten... Nee, das tun wir nicht... Nur irgendwie glaube ich, dass ich sie nicht mehr so richtig liebe.“

Ginny schaute ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Du liebst sie einfach nicht mehr? Das ist alles? Kein Streit und keine Affäre von ihr?“

Irgendwie sah Ron ein bisschen verlegen aus. „Ja, aber das ist ja nicht mal das Problem, das größere Problem ist, dass sie mich noch liebt...“

„Woher weißt du das? Wenn du das tägliche „Hab dich lieb“ meinst, dann glaub mir, das ist öfter gelogen als das es die Wahrheit ist.“ Als sie in der fünften Klasse mit Dean zusammen gewesen war, hatte sie es auch öfter mal gesagt, aber nicht so gemeint.

„Nein, nicht so ein „Hab dich lieb“. Ich denke, dass das schon ernst gemeint war, denn ich glaube nicht, dass sie ihre beste Freundin Parvati anlügen würde, oder?“

Ginny nickte. „Da wirst du Recht haben, aber wie hast du das denn mitgekriegt? Sind die Gespräche der beiden denn nicht mehr so geheim, wie in der Schulzeit?“

Ron lief auf einmal rot an. „Ja, doch... die sind noch geheim, aber weißt du, ich hab da so zufällig was mitgehört...

Seine Schwester grinste schelmisch. „Das heißt, du hast Parvati belauscht?“ Ginny hatte Lavender noch nie gemocht, also hörte sie es ganz gern, dass die Beziehung anscheinend so nahe vorm Ende stand.

Ron wurde noch einen Tick rötlicher, falls das überhaupt ging. „Das war ja keine Ansicht... das war ein Versehen.“

Ginny hob beschwichtigend die Hände. „Ist ja gut. Was hat sie denn genau gesagt?“

Ron entspannte sich wieder. „Ja, sie hat Parvati eben vorgeschwärmt, wie doll sie mich liebt und so.“

Ginny machte ein nachdenkliches Gesicht. „Das macht wirklich den Anschein, als ob sie dich noch wirklich liebt. Aber du nicht mehr?“

„Nee, so richtig nicht mehr, am Anfang schon, aber jetzt ist irgendwie die Luft raus. Weiß auch nicht, warum.“ Ron schien das wirklich zu bedrücken. So wie er aussah, konnte er einem richtig Leid tun.

„Eines steht fest, Ron, du musst es Ihr sagen und zwar möglichst bald.“ Irgendwie hatte sich Ginny das Gespräch anders vorgestellt, da Ron eigentlich nicht der Typ war, der mit einem über so etwas sprach.

Ron nickte und sagte nichts dazu. Er schien tief in Gedanken versunken sein. Vermutlich überlegte er schon, wie er Lavender es sagen konnte.
 

Während Ron also in Gedanken versunken war, beschäftigte sich Ginny eher mit dem Inhalt ihres Glases, was zur Folge hatte, dass sie sich schon nach kurzer Zeit einen neuen Drink bestellen musste.

Sie schaute gerade einem Zauberer hinterher, als Ron aus seiner Starre erwachte. Als Ginny aber immer noch an ihm vorbeiguckte, drehte er sich um und schaute in die Richtung, in die Ginny starrte. Als er erkannte, wem sie hinterher starrte, begann er zu grinsen. „Na? Auf Beutefang?“

Sie schaute ihn empört an. „Was soll das denn heißen?“

Ron grinste immer noch. „Gar nichts soll das heißen. Ich frage mich nur, ob du jetzt deine Harry-Phase hinter dir hast.“

Schlagartig errötete Ginny. Ron kommentierte dies mit einem noch breiteren Grinsen.

„Was gibt es da zu grinsen?“, fuhr Ginny hin an.

Doch davon ließ Ron sich nicht beeindrucken. „Wie kannst du denn immer noch in Harry verknallt sein? Das bist du doch schon seit der ersten Klasse.“

„Du weißt eben nicht, was wahre Liebe ist!“ Langsam redete sich Ginny wieder in Fahrt.

„Wahre Liebe?“ Ron machte ein fragendes Gesicht.

„Ja! Und ich stehe dazu, dass ich in Harry verknallt bin, OK?“ Anscheinend war Ginny jetzt beleidigt.

„Ist ja in Ordnung, beruhig’ dich.“ Ron machte eine beschwichtigende Geste. „Ich hab’s nicht böse gemeint.“

Ginny seufzte. „Ich weiß. Ich weiß auch nicht, warum ich immer noch ihn in verliebt bin, wo doch jeder weiß, dass er in Cho Chang verliebt ist.“

Ron schwieg. Dazu musste er nichts sagen.

Eine Weile schwiegen sie sich so an.

Ron warf kurz einen Blick auf die Uhr und sprang dann plötzlich auf. „Verdammt, schon so spät! Wir sollten doch noch etwas in der Winkelgasse abholen, bevor wir zu Mom kommen.“

„Stimmt, hab’ ich ganz vergessen!“ Auch Ginny sprang auf, legte das Geld für den Kellner auf den Tisch und lief dem schon vorgelaufenen Ron hinterher. Als sie bei der Tür ankam, öffnet sich plötzlich die Tür und eine Frau kam rein. Da Ginny nicht so schnell bremsen konnte und es auch recht eilig hatte, rempelte sie die Frau an und rief erst dann eine Entschuldigung, als sie schon fast aus der Tür war.
 

Im 'Tropfenden Kessel'

Kaum hatte Rolanda den 'Tropfenden Kessel' betreten, wurde sie auch schon angerempelt. Sie konnte denjenigen gar nicht erkennen, so schnell lief er an ihr vorbei und hörte auch erst eine Entschuldigung, als derjenige schon fast aus der Kneipe heraus war.

Rolanda seufzte und schüttelte den Kopf. Heute war einfach nicht ihr Tag. Zum Glück war heute Freitag und sie hatte erst mal Ruhe vor diesen Fluganfängern. Manche musste man wirklich am Besen festbinden, damit sie wenigstens ein paar Meter auf dem Besen blieben.

Und jetzt wollte sie einfach nur in die Kneipe gehen und schon wurde sie angerempelt.

Kurz guckte sie sich in der Bar um. Aber sie hatte Glück, es war kein Mundungus zu sehen. Der fehlte ihr ja gerade noch zu ihrem Glück. Dieser selten dämliche Kerl, der sein Geld mit irgendwelchen nicht ganz sauberen Geschäften verdient, hatte scheinbar ein Auge auf sie geworfen. Außerdem gab es wirklich schönere Männer als ihn.

Da sie immer noch im Eingangsbereich stand und schon wieder kurz davor gewesen war angerempelt zu werden, beschloss sie sich einen Platz zu suchen.

Im Augenwinkel sah sie Tom, den Wirt, der ihr entgegen winkte und sie mit einem freundlichen „Hallo, Rolanda!“ begrüßte.

Sie fand einen Platz in einer etwas ruhigeren Ecke. Sie bestellte sich Drink und hing danach wieder ihren Gedanken nach.

Wo war sie gewesen? Ja, bei den schöneren Männern. Mundungus gehörte nicht dazu. Doch leider wollte er das nicht einsehen. Aber er musste doch erkennen, dass er keine Konkurrenz für Sirius Black war.

Sirius...

Ja, der war wirklich ein Traummann, ihr Traummann. Mit dem Haken, das er wirklich jeder hübschen Frau nachschaute. Aber trotzdem er war einfach toll...

Sie seufzte, musste aber lächeln, als ein Bild von Sirius vor ihrem inneren Auge auftauchte.

Wie hatte sie ihn eigentlich kennen gelernt?

Ach ja, durch Remus. Er war ein Jahr lang Lehrer in Hogwarts gewesen, hatte dann aber aus „persönlichen Gründen“ gekündigt. Sehr schade, nicht nur, weil die Schüler ihn geliebt hatten, sondern auch weil sie dadurch nicht mehr den besten Kontakt zu ihm hatte und so auch nicht mehr mit Sirius, mit dem er oft einen trinken gegangen war.

Langsam wurde es ihr in ihrer Ecke zu langweilig und sie begann sich in der Kneipe umzusehen.

Am hintersten Ende der Bar erkannte sie Severus Snape, nicht auch noch der. Er zählte auch nicht gerade zu den schönsten Männer mit seinem fettigen Haar.

Was hatte eine Schülerin letztens über Snape gesagt? „Lieber küsse ich einen Troll, als Snape auch nur länger als nötig anzusehen!“

Ja, dieses Urteil teilte sie mit der Schülerin. Außerdem war ihr der Zaubertrankmeister ein wenig zu seltsam. Wer war denn bitteschön in eine ehemalige Schülerin verliebt? Niemand außer er. Natürlich zeigte er das nicht, weder heute noch als Hermine Granger seine Schülerin gewesen war. Doch jeder wusste es. Man hörte es in der ganzen Schule, sowohl unter den Lehrern als auch unter den Schülern.

Doch genug zu Severus. Sie wollte sich einen schönen Abend machen und er gehörte bestimmt nicht dazu.

Sie ließ noch mal ihren Blick über die Kneipenbesucher schweifen. Ansonsten sah sie niemanden Bekanntes mehr.

Also beschloss sie ihren Drink zu bezahlen und wollte dann wieder nach Hogsmeade apparieren, um von dort dann nach Hogwarts zu gehen. Dort könnte sie sich dann übers Wochenende ausdenken, wie sie ihre Schüler die nächste Woche auf dem Besen halten würde.

Noch während des Bezahlens seufzte sie. Das war doch kein Leben. Klar, sie war Internatslehrerin. Das war ein Vollzeitjob, aber trotzdem ging es so nicht weiter.

Selbst Minerva McGongall hatte jemanden, zu dem sie jedes Wochenende nach Hause apparierte.

Sie brauchte auch endlich jemanden. Und damit meinte sie keine beste Freundin, nein, sie meinte einen Mann. Einen Mann für´s Leben.

Sie setzte einen entschlossenen Gesichtausdruck auf und noch während sie apparierte beschloss sie, dass sie sich Sirius endlich holen würde.

Ja, das würde sie.

Wer will mit wem? Teil 3

Im 'Tropfenden Kessel'

Tom, der Wirt ließ seinen Blick über die Bar gleiten.

An den meisten Tischen saßen Leute und tranken. Noch war keiner dieser Typen zu sehen, die in eine Bar kamen um Trübsal zu blasen.

Ein zufriedenes Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus.

Doch in dem Moment ging die Tür vom 'Tropfenden Kessel' auf und ein junger Mann mit strohblonden Haaren betrat die Kneipe.

Da es draußen mal wieder regnete, war sein ganzer Mantel klitschnass und auch seine Haare hingen ihm in die Augen, die dadurch fast vollständig verdeckt wurden.

Na klasse, dachte Tom, der sieht ja nicht gerade so aus, als ob er die Stimmungskanone schlecht hin war, aber vielleicht täuschte er sich ja und der Kerl würde richtig Stimmung machen.

Doch seine Hoffnungen wurden zunichte gemacht. Mit hängendem Kopf schlurfte der Kerl an die Bar und ließ sich auf einen Hocker fallen. Dabei seufzte er und wischte sich die klitschnassen Haare aus dem Gesicht.

„Was soll’s denn sein?“ Der Wirt guckte den Mann erwartungsvoll an.

„Hmmm...“ Der Mann wischte sich übers Gesicht. „Gute Frage... Was würden sie mir denn empfehlen?“

Der Wirt überlegte kurz. „Um ihrer Stimmung gerecht zu werden... Wie wäre es mit einer ’Stinkenden Hand’?“

Der Mann sah ihn skeptisch an. „Und was ist drin?

„DAS wollen Sie gar nicht wissen.“

„OK, dann nehme ich das.“

„Kommt sofort.“ Damit drehte Tom sich um und begann den Drink zu mischen.

Völlig erschöpft ließ Draco seinen Kopf in seine Hände rutschen.

War das heute wieder ein mieser Tag im Büro gewesen. Wie hatte er sich je beim Ministerium bewerben können?

Klar, man konnte schnell befördert werden und verdiente selbst ganz unten auf der Karriereleiter nicht schlecht. Aber war das den ganzen Mist wert, den er jetzt durchmachte?

Nein, bestimmt nicht. Aber was sollte er machen?

Kündigen würde er auf jeden Fall nicht, oder vielleicht doch?

Draco seufzte, warum musste das so kompliziert sein?

„Wie siehst du denn aus?“

Draco nahm den Kopf aus den Hände und drehte sich verärgert um. Wenn das jetzt der Potter oder der Weasley war, würden hier Köpfe rollen.

Doch es war keiner der beiden, sondern jemand der fast noch schlimmer war.

„Fletcher, sieh’ zu, dass du Land gewinnst!“ Damit drehte Draco sich wieder um und wartete auf seinen Drink.

Die unhöfliche Begrüßung schien Mundungus aber nicht abzuschrecken. Stattdessen setzte er sich auf den Platz neben Draco und redete munter weiter. „Du siehst furchtbar aus, Draco! Aber ich weiß was du brauchst!“

Draco stöhnte. War ja klar, zu so einem miesen Tag gehörte auch Mundungus Fletcher. „Und was soll das bitte schön sein, was mir helfen sollte?“

Mundungus grinste. „Ein Kessel!“

Draco guckte irritiert. „Warum sollte ein Kessel mir helfen können?“

Mundungus grinste immer noch. War das so schwer zu verstehen? „Ist doch ganz einfach! In einem Kessel kann man allerhand tolle Sachen machen. Aufheiternde Tränke mixen, Heiße Schokolade machen oder FröhlichFix ausprobieren...“

„Du Idiot...“ Draco wollte schon aufstehen, als er sich noch mal zu Mundungus umdrehte. „Was ist denn FröhlichFix?“

Mundungus setzte ein mysteriöses Gesicht auf . „Ach das... Keine Ahnung, was das ist. Ich habe es erst vor kurzem eingetauscht.“

Ein Glitzern erschien in Dracos Augen. „Ist es käuflich?“

Mundungus schien leicht beleidigt. Als ob beim ihm irgendetwas nicht verkäuflich wäre! „Natürlich ist es zu verkaufen, unter einer Bedingung. Du probierst es hier aus, ich muss die Wirkung sehen und gucken, ob es sich lohnt davon noch mehr zu besorgen!“

Draco überlegte kurz. Er wusste, wie absurd dieser Handel war, aber nach so einem Tag war es ihm völlig egal. „OK, aber du nimmst es auch, dann steht unser Deal.“

Auch Mundungus überlegte kurz. „OK, erst das Geld, dann die Ware.“

Gut, dass er heute gerade eine Lohnnachzahlung bekommen hatte, sollst hätte er sich den Kräutermix nicht leisten können.

Dann wechselt sowohl das Geld als auch die Ware den Besitzer.

Draco machte das kleine Päckchen auf. Sofort flog ihm ein kleiner Zettel entgegen. Er wollte ihn gerade lesen, als Mundungus ihm den Zettel aus der Hand riss und in die Tasche von Dracos Umhang stopfte. „Vergiss den Zettel! Der Kerl, der mir das verkauft hat, hat mir erklärt, wie das geht: Einfach nur in ein Getränk mischen, kurz warten und dann trinken.“

In dem Moment kam Dracos Drink. Ein recht übelriechender Drink. Während Draco leicht angewidert das Gesicht verzog, schien Mundungus das nicht zu stören. „Tom, einen Feuerwhiskey.“

Tom nickte und holte die Flasche.

Nachdem auch Mundungus seinen Drink vor sich hatte, begann Draco damit ein bisschen Pulver in jedes Glas zu schütten. Doch Mundungus gab seinen Händen jedes Mal einen Stoß, so dass noch mehr Pulver in die Gläser rieselte. Trotzdem blieb noch etwas übrig.

Draco atmete noch mal tief durch, dann prostete er Mundungus zu und trank das Gemisch mit einem Zug aus. Mundungus tat es ihm gleich.

Erst schmeckte er nur das widerwärtige Getränk, dann aber breitete sich ein warmes Gefühl in seinem Bauch aus, welches bald seinen ganzen Körper erfüllte.

Nachdem er das warme Gefühl eine kurze Zeit genossen hatte, drehte er sich Mundungus zu.

Auch dem schien es bestens zu gehen, denn er hatte ein breites Grinsen auf dem Gesicht.

„Wirkt, oder Draco?“

Dabei wurden Mundungus’ Augen glasig und auch Dracos Augen wurden immer glasiger.

Das störte aber keinen der beiden.

Sie verzogen sich lieber in den hinteren Teil des Raumes, um dort munter weiter zu plaudern.

„Nun, erzähl’ mal Draco, warum wolltest du diesen Kräutermix überhaupt? Du sahst ziemlich fertig aus.“

Draco nahm noch einen Schluck von seinem Getränk und begann dann mit dem Finger vor Mundungus’ Gesicht rumzufuchteln.“ Du weißt ja sicher, dass ich im Ministerium arbeite, oder? Genauer gesagt in der Abteilung für die Beseitigung von magischem Ungeziefer an öffentlichen Orten. Ich weiß, das hört sich furchtbar an, aber dort soll man anscheinend die besten Möglichkeitenhaben , um es ganz nach oben zu bringen. Dort ist nie viel los, wenn man im Außendienst ist. Ich bin aber seit einem halbem Jahr dem Innendienst zugeteilt und habe deshalb mehr zu tun, als alle im Außendienst zusammen. Der einzige Lichtblick des Tages ist die Sekretärin meines Chefs, Alberta. Lass dich nicht vom Namen täuschen. Sie ist das wunderschönste Wesen, was ich jemals gesehen habe, fast... Aber dazu kommen wir später. Auf jeden Fall finde ich Alberta richtig... toll? Scharf? Ach, wie auch immer du das ausdrücken würdest. Ich wollte mich schon immer mal mit ihr verabreden, aber ständig lässt sie mich abblitzen. Jedes Mal. Und rate mal wobei ich sie heute erwischt habe? Sie hat sich doch tatsächlich mit meinem Vorgesetzten verabredet. Mit DEM! Der Kerl ist so hässlich, dass alle Spiegel in seiner Umgebung zerspringen, aber die geht doch tatsächlich mit ihm aus. Mit DEM!!!“

Draco hatte sich mit der Zeit richtig in Rage geredet, so dass Mundungus ihn jetzt erst mal bremsen musste. „Ganz ruhig, Draco! Ich versteh schon was du meinst. Das ist richtig fies. Aber es ist doch nicht nur deswegen, oder? Da steckt noch mehr hinter, oder?“

Dracos Augen waren nun schon extrem glasig. Er selbst schien das nicht zu bemerken, sondern nahm noch einen Schluck von seinem Drink und erzählte weiter von seinem Leid. „Ja, da ist noch was oder besser gesagt jemand... Ginny...“

Mundungus, der gerade einen Schluck von seinem Drink genommen hatte, spuckte diesen nun wieder quer über den Tisch aus. „WAS??? Ginny Weasley?“

Doch Draco hört ihm schon gar nicht mehr zu, sondern gab sich schon seinen Tagträumen von Ginny hin, die ihm einen zufriedenen Seufzer machen ließen.

„Aber ihr Bruder und sein bester Kumpel würden dich umbringen, das muss dir klar sein!“

Das schien Draco aus seinen Träumen zu reißen und er machte wieder ein griesgrämiges Gesicht. „Das ist mir schon klar, aber selbst ohne Potter und Weasley habe ich schlechte Karten, da sie mich scheinbar auf den Tod nicht leiden kann! Passiert nur mir so was? Oder ist dir das schon mal passiert?“

Mundungus grinste erst, dann bekamen seine auch schon glasigen Augen einen verträumten Ausdruck. „Ja, mir ist das auch schon mal passiert... Du kennst doch sicher Rolanda Hooch, oder?“

Erst machte Draco ein ungläubiges Gesicht, dann fing er lauthals an zu lachen. „Ich fasse es nicht, Du Mundungus mit der Rolanda Hooch, meiner alten Fluglehrerin! Wie bist du denn an die Schabracke gekommen?“

Mundungus schaute ihn nur ungläubig an. „Wie kommst du denn auf Schabracke? Sie ist mit ihren wirren Locken und ihrer rauen Art der wundervollste Mensch, dem ich je begegnet bin...“ Mundungus erzählte noch munter weiter von seiner tollen Rolanda. Doch Draco konnte ihm nicht mehr zu hören, da ihm plötzlich schwarz vor Augen wurde und ein leises Surren in seinem Kopf entstand.
 

„Draco? Komm schon, wach auf!“

Schwerfällig hob Draco den Kopf und versuchte sich umzusehen. Wo war er denn gelandet? Er lag auf irgendetwas hartem und über ihm war eine schräge Decke, wer hatte ihn denn in ein Zimmer gebracht?

Plötzlich poltert irgendetwas über ihn. War da jemand auf dem Dach?

Langsam konnte er wieder besser sehen und erkannte auch mehr von seiner Umgebung.

Das hier war kein Zimmer des 'Tropfenden Kessel's, nein, er lag unter der Treppe auf irgendwelchen Paletten und Kisten!

„Draco?“

Wer redete denn da mit ihm? Ruckhaft setzte er sich auf und taumelte auch schon fast wieder zurück, da sein Kopf so schmerzte.

„Draco, alles in Ordnung?“

Als er sich zu der Stimme umdrehte, stutzte er.

„Cho Chang?“

Cho Chang arbeitete ebenfalls im Ministerium, aber in einer anderen Abteilung. Sie sahen sich ab und zu in der Kantine und unterhielten sich dann ein bisschen.

Sie lächelte. „Ja.“ Dann sah sie besorgt aus. „Was ist passiert?“

Auf ein Mal nahmen seine Augen wieder einen glasigen Ausdruck an und er begann wieder zu grinsen. „Nichts ist passiert, fast nichts... Weißt du, ich habe mit Mundungus so eine Kräutermischung ausprobiert. Die ist ganz toll, davon bekommt man gute Laune. Aber ich glaube, da ist irgendetwas schief gegangen.“

Cho wurde noch ein Stück besorgter. „Weißt du denn was schief gegangen sein könnte?“

Trotz der ernsten Lage hörte Draco nicht auf zu grinsen. „Nö, aber ich hab da in meiner Tasche s einen Zettel.“

Cho seufzte. Das bedeutete wohl das sie ihn rausholen sollte. Vorsichtig durchsuchte sie die Taschen seines Umhangs und fand tatsächlich einen Zettel.

Schnell entfaltete sie ihn und begann zu lesen.
 

Lieber Trübsinniger!

Sie sind gerade kurz davor FröhlichFix einzunehmen.

Deswegen einige Hinweise:

1. Nur geringe Mengen einnehmen, da sonst wiederholt und über mehrere Stunden verteilt neue Wirkungsphase ereignen können und glasige Augen die Folge wären.

2. Nicht mit dem Getränk ’Stinkende Hand’ mischen, da es zu Müdigkeit führen kann.

Nun wissen Sie alles Wissenswerte über FröhlichFix.

Nun viel Vergnügen bei der Einnahme und dessen Wirkung.
 

Dr. Tongos Domas
 

In einer krakeligen Handschrift stand noch darunter:
 

Einfach mischen, trinken und fröhlich werden
 

Cho warf noch mal einen Blick auf Draco und guckte dann noch mal auf den Zettel. „Lass mich raten, du hast eine ’Stinkende Hand’ getrunken?“

Draco überlegte kurz. „Hmmm... Keine Ahnung, ist ja sicher auch nicht mehr so wichtig, oder? Weißt du, ich habe mich vorhin so ganz nett mit Mundungus unterhalten. Wusstest du, dass Mundungus in unsere alte Fluglehrerin, die Hooch, verschlossen ist?“

Cho schaute sich Draco noch einmal genau an. Nein, den könnte sie nicht hier lassen, am besten wäre es, wenn sie ihn nach Hause bringen würde.

„Nee Draco, das wusste ich noch nicht, aber wie wär’s, wenn ich dich nach Hause bringen würde?“

Mit schiefen Kopf und dem Blick eines Kindes guckte er sie an. „Nö, keine Lust. Und in wen bist du verliebt?“

„Das ist jetzt glaub ich nicht so passend, komm ich bring dich erst mal nach Hause und dann erzähl’ ich dir das mal, wenn wir uns in der Kantine treffen.“ Musste ja nicht sein, dass sie es ihm im 'Tropfenden Kessel' erzählte, wo praktisch jeder zu hören könnte.

„Nein, erzähl’s mir jetzt!“ Diesen komischen Kräutermix sollte man verbieten, der macht ja selbst aus den vernünftigsten Menschen quengelnde Kinder.

„Ich erzähl’s dir später.“

„Nein, jetzt!“

„Später!“

“Jetzt!“

„Später!“

„Jetzt!“

Cho gab auf. „Wenn ich es dir jetzt sage, kann ich dich dann nach Hause bringen?“

Dracos Augen leuchteten. „Ja!“

„OK...“ Cho atmete tief durch. „Ehrlich gesagt ist mir das fast peinlich. Erinnerst du dich noch an unsere drittes Schuljahr in Hogwarts? Da hatten wir doch einen diesen Lehrer in Verteidigung gegen die dunklen Künste, Remus Lupin. Ich fand ihn damals schon toll, doch in letzter Zeit habe ich ihn noch ein paar Mal gesehen und habe mich dann in ihn verliebt, dabei ist er fast 20 Jahre älter als ich. Aber das erzählst du bitte keinem, OK?“

Draco saß mit offenem Mund da und nickte nur.

„Na dann, lass uns gehen, auf dem Weg müssten nur kurz bei Marietta vorbei schauen, um Bescheid zu sagen, dass ich kurz weg bin.“ Sie hielt ihm die Hand hin, um ihm aufzuhelfen.

Als sie es nach ungefähr vier Versuchen geschafft hatte, ihn auf die Füße zu bringen, torkelten sie zusammen erst in Richtung Schankraum und dann langsam zu Draco nach Hause.
 

Im 'Tropfenden Kessel'

Während Cho versuchte Draco aus dem 'Tropfenden Kessel' nach Hause zu bringen, stand Harry auf der Treppe, unter der Draco gerade noch gelegen hatte. Und seinem Gesichtsausdruck nach sah er nicht gerade glücklich aus. Eher das ganze Gegenteil von glücklich. Er sah aus, als könnte er jeden Moment platzen so viel Eifersucht war in ihm drin.

Wie konnte Draco es wagen?

Wie konnte er sich an seine Cho ranmachen?

Und auch noch mit einer so billigen Masche?

Jeder konnte sich unter eine Treppe legen und darauf warten, dass eine schöne Frau vorbei kam, da gehört doch wohl nichts zu...

Warum war er nicht auf die Idee gekommen? Dann würde Cho jetzt ihn nach Hause bringen und nicht Draco. Verdammt!!!

Harrys Hände krallten sich am Geländer fest.

Dem würde er noch was erzählen, keiner machte sich ungeschoren an seine Cho ran. Immerhin versuchte er seit der 4. Klasse ihr seine Liebe zu gestehen. Und er würde es noch machen, noch diese Woche! Das hatte er sich gestern Abend geschworen.

Er konnte es immer noch nicht fassen. Da legt der Kerl sich unter eine Treppe und simuliert ein bisschen und schon kommt Cho daher, kümmert sich um ihm, fummelt sogar noch in seiner Jacke rum und bringt ihn auch noch nach Hause. Und in zehn Minuten liegen die beiden vermutlich schon in der Kiste!

Nein! So weit durfte es nicht kommen! Das musste er verhindern. Und er würde es verhindern!

Jetzt brauchte er nur noch einen vernünftigen Grund, um um 11 Uhr abends bei ihr beziehungsweise bei Draco vor der Tür stehen zu können.

Da wäre die nächste Frage, zu wem sollte er gehen. Zu ihm oder zu ihr?

Hmmm, das war eine gute Frage. Vermutlich sollte er erst mal zu ihm gehen und wenn sie nicht da ist, haut er ihm einfach so eine rein, was sowieso noch fällig ist, da er sich an Cho rangemacht hatte.

Dann wäre die Draco-Gefahr erst mal gebannt. Aber er müsste dann trotzdem noch zu Cho um sicher zu gehen, dass dort kein anderer Kerl war. Genau, so würde er das machen!

Doch bevor Harry seinen Plan umsetzen konnte, musste er erst mal vorsichtig seine Fingernägel aus dem Geländer befreien, die sich in seiner Wut richtig in das Geländer hineingebohrt hatten.

Als er das dann endlich geschafft hatte, machte er sich voller Tatendrang und Eifersucht ans Werk.

Und manche Leute meinten, er wäre schon bald krankhaft eifersüchtig!
 

Im 'Tropfenden Kessel'

Es war als läge ein Fluch auf dem 'Tropfenden Kessel'. Denn kaum betrat Remus den 'Tropfenden Kessel', hatte er auch schon schlechte Laune.

Meistens lag es an den Leuten, die er hier traf.

Heute waren es Padma, Hermine und Severus. Es sollte eine Art Krisentreffen werden, das Thema war das, was sie jetzt zur Zeit alle beschäftigt.

Sie waren auch schon alle da, auch wenn Severus nicht so aussah als ob er gerne hier wäre. Aber warum war er dann gekommen? Obwohl das eigentlich klar war, es war ein Grund Hermine zu sehen. Und so war der liebeskranke gockel vermutlich schon als Erster hier gewesen.

Während sich Remus zu einem nicht allzu unfreundlichen Gesicht bemühte, ging er auf den Tisch zu.

„Hallo.“ Remus versuchte zu lächeln und setzte sich dann zu Hermine, Padma und Severus.

„Sie reden ja heute wieder wie ein Wasserfall, Lupin!“ Severus schien genauso gute Laune zu haben wie er, das konnte dann ja heiter werden. Er und ein schlecht gelaunter Feind aus ihrer Schulzeit. Das konnte witzig werden.

Ohne weiter auf diesen Kommentar einzugehen, setzte Remus sich schweigend auf seinen Platz.

Dann schien Hermine das Krisentreffen zu eröffnen. „Also, da wir jetzt ja alle da sind, können wir jetzt ja anfangen. Es ist sicher allen hier klar, worum es geht. Und? Hat jemand eine Idee, wie wir dieses Problem lösen können, da ich vermute, dass niemand vorhat dieses Versprechen zu erfüllen, oder?“

Einstimmiges Nicken beantwortete ihre Frage. Doch so richtig schien niemand eine Idee zu haben. So versank erst mal alles in nachdenkliches Schweigen.

Doch während sich die anderen Drei anscheinend wirklich mit ihrem Problem befassten, war Remus mir seinen Gedanken ganz woanders.

Hoffentlich dauerte das hier nicht allzu lange, er hatte sich noch mit Tonks verabredet. Er seufzte beim Gedanken an sie. Diese Hochzeit konnten sich die alten Herren an die Backe schmieren. Da machte er nicht mit, er hatte ja seine Tonks.

Auf einmal schnippte jemand vor seinem Gesicht herum. Sowohl das Geräusch als auch diese Bewegung lösten ihn aus seiner Starre. „Was?“

„Wir haben hier etwas wichtiges zu besprechen und Sie schlafen mit offenen Augen, Lupin. Könnten Sie jetzt bitte aufpassen, ich wollte nicht mein ganzes Leben hier verbringen!“ Mürrisch nahm Severus einen Schluck von seinem Getränk.

„Dann können wir ja weitermachen.“ Padma, die Remus anscheinend wachgeschnipst hatte, setzte sich wieder richtig hin.

Dann ergriff Hermine das Wort. „Also, was tun wir nun gegen unser Problem?“

„Es einfach ignorieren?

„Wenn Sie keine sinnvollen Ideen haben, können Sie auch still sein!“ Mit zuckersüßem Lächeln schaute Padma Severus an.

Severus aber schaute sie nur mit bösem Blick an. Doch Padma ließ sich nicht provozieren und lächelte ihn munter weiter an.

Dem schien aber gleich der Geduldsfaden zu reißen, was deutlich an einer pochenden Ader an seiner Stirn erkennbar war.

Jetzt hieß es eingreifen, wenn Hermine hier nicht gleich ein größeres Blutbad sehen wollte. Also versuchte Hermine erst mal Padma dazu zu bewegen aufzuhören zu grinsen und danach musste Severus beruhigen, was aber erstaunlich einfach war. Es war einfacher als Padmas Grinsen verschwinden zu lassen.

Doch während Severus und Padma sich gerade fast angefallen hätten, war Remus oder besser gesagt seine Gedanken und Augen schon wieder ganz wo anders.

Dort hatte Tonks sich nämlich gerade hingesetzt und Remus versucht mit wilden Handzeichen ihr klarzumachen, dass er gleich kommen würde.

Kaum hatte die das verstanden, drehte er sich wieder um und sah in drei vorwurfsvoll Gesichter.

Snape schüttelte verzweifelt den Kopf und Remus war sich ziemlich sicher, dass es nicht gespielt war. "Das sie nicht einmal ernst bleiben können, Lupin."

Langsam konnte Padma es nicht mehr hören: "Können Sie nicht einmal aufhören auf ihm rumzuhaken?"

Severus zog die Augenbraue hoch. "Wenn er mir immer wieder Anlass dazu gibt?"

"Wie wär's, wenn Sie sich einfach mal mehr beherrschen würden?" Padma hatte anscheinend das Ziel Snape bis auf's Blut zu reizen. Und anscheinend hatte sie das auch bald geschafft.

Also musste Hermine schon wieder schlichten. "Leute, kommt runter! Trinkt noch was! Und Remus, Sie drehen sich gleich wieder zu uns! Außerdem würde ich sagen, dass wir uns nun mit unserem Problem beschäftigen."

Also wurden alle still und überlegten. Doch auch nach 15 Minuten schien niemand von eine Idee zu haben.

Padma seufzte. „Ich weiß, dass wir es alle nicht wahr haben wollen, aber was machen wir, wenn der Zauber wirklich gewirkt hat? Vielleicht sollten wir das akzeptieren...“

Der Meinung schien Remus nicht zu sein. „Das werd’ ich bestimmt nicht tun! Ich werde doch nicht irgendeinem dummen Versprechen meines Vater folgen, was der auch noch besoffen gemacht hat. So weit kommt’s noch! Außerdem habe ich jemanden, kann ja gut sein, dass ihr ohne so was niemanden findet, aber ich habe jemanden und den werde ich nicht hergeben! Also ich werde diesem Mist auf gar keine Fall nachgeben!“

Von dieser Rede immer noch vollkommen sprachlos schauten Padma und Hermine Remus mit großen Augen an.

Einzig Snape schien diese Rede nicht zu beeindrucken. „Ausnahmsweise teile ich Lupins Meinung und da so zwei wichtige Teile fehlen um das Versprechen zu erfüllen, würd ich sagen, dass wir weitere Diskussionen und so „begnadete“ Lösungsvorschläge auf das nächste Treffen verschieben. Also dann, schönen Tag noch.“

Ohne ein weiteres Wort stand Severus auf und ging zum Ausgang des 'Tropfenden Kessel'.

Immer noch vollkommen sprachlos versuchte Padma ihn irgendwie aufzuhalten, doch er war noch schneller weg gewesen als sie hatte den Arm ausstrecken können.

So hatte sich dieses Treffen also von selbst beendet .

Deshalb sah Remus auch keinen Grund mehr sitzen zu bleiben, verabschiedete sich kurz und eilte dann zum Tisch von Tonks.

Dort ging er ihr mit offenen Armen entgegen , doch er hielt inne, als er Tonks' ernstes Gesicht sah. Tonks' war nicht oft ernst, doch wenn sie dies war, war sie es nicht ohne Grund. "Tonks, alles in Ordnung?"

Noch bevor er einen Schritt vorwärts machen konnte, war Tonks aufgestanden und ging auf ihn zu. "Remus, ich will dir nicht weh tun, aber es ist aus..."

Bevor er irgendwas machen konnte, war Tonks schon fast an ihm vorbei. Er hörte nur noch von ihr: "Es tut mir leid, Remus, ich wollte dir nicht weh tun..."

Dann ging sie langsam aus dem 'Tropfenden Kessel' ohne sich auch nur noch ein Mal umzudrehen und ließ den völlig verwirrten Remus zurück...

Trauern für Anfänger

Im 'Tropfenden Kessel'

Unschlüssig stand Remus vor der Tür.

Sollte er da jetzt wirklich reingehen? War er schon so verzweifelt?

Anscheinend ja schon, sonst wärst du ja nicht hier, gab er sich selbst die Antwort.

Er guckte auf die Broschüre in seiner Hand und auf das Schild vor seiner Nase.

Er seufzte. Nein, so tief würde er nicht sinken.

Er wollte sich schon umdrehen, als plötzlich eine rundliche, mit sofort ins Auge stechenden blond gefärbten Haaren und etwas in die Jahre gekommene Hexe vor ihm stand. Vor Schreck machte er ein Geräusch, das sich sehr nach einem Quietschen anhörte, und machte einen Schritt zurück.

Aber nicht nur wegen des plötzlichen Auftretens der Frau sondern auch wegen ihres Aussehens.

Sie trug einen lila geblümten Umhang, an dem sich alles abzeichnete, was sie darunter trug. Ein kein sehr schöner Anblick...

Dazu hatte sie in der linken Hand die passende Handtasche und auf der Nase eine Brille mit dicken Goldrahmen.

Außerdem waren ihre Lippen, die ihre Mäusezähnchen zu erkennen gaben, mit dem knalligsten roten Lippenstift, den er je gesehen hatte, bemalt worden, so konnte man das nämlich schon nennen. Doch all dies ließ sich noch von ihrem Schmuck an Hässlichkeit übertrumpfen: Eine dicke Goldkette um den Hals, mehrere dicke goldene Armbänder um jedes Handgelenke und lange goldene Ohrringe.

"Wollen Sie zum meiner Gesprächsgruppe?" Ihre Stimme ließ Remus erschaudern, sie war tiefer als die eines Tenors in einem Männerchor.

Er war noch so geschockt und verwirrt über das plötzliche Auftauchen der Frau und ihrer Stimme, dass Remus ganz vergaß warum er hier war. "Welche Gesprächsgruppe leiten sie denn?"

Statt ihm zu antworten, schenkte sie ihm ein wohlwollendes Lächeln und machte eine Kopfbewegung hinter ihn,

Er drehte sich um und sah direkt auf das Schild, welches er sich gerade ja schon angeguckt hatte.

Dort stand in geschwungener Schrift:
 

Anonyme Trauernde
 

Darunter stand in einer krakeligen Handschrift:
 

Auch für anonyme Alkoholiker geeignet
 

Den seltsamen Untertitel hatte er gerade noch nicht gesehen. Doch er war mit seinem Problem immer noch nicht weiter. Er passt seiner Meinung nach in keiner der zwei Gruppen, aber irgendwas sollte er jetzt tun.

"Und? Was ist nun, junger Mann? Kommen Sie mit rein, oder nicht?" Die Hexe wippt ungeduldig mit dem Fuß.

Er könnte ja wenigstens eine Stunde mitmachen. Das würde bestimmt nicht schaden und außerdem wäre da bestimmt niemand, den er kannte. Er nickte.

"Na dann..." Sie schob sich an ihm vorbei, öffnete die Tür und betrat den Raum.

Zögernd betrat Remus den Raum nach der Frau. In dem Raum waren ungefähr zehn Leute, das konnte Remus aber auch nur schätzen, da nur kurz nach oben geschaut hatte und sich dann sofort einen Stuhl gesucht und gesetzt hatte.

Das war jetzt seine Strategie. Sich einfach unauffällig benehmen und so tun als ob man gar nicht da wäre und einfach nur den Ratschlägen dieser Frau zu hören. Aber vielleicht schadete es ja nicht, sich einfach mal umzugucken.

Er hatte sich einen Stuhl ziemlich weit hinten im Raum gesucht und konnte den ganzen Raum so gut beobachten. Der Raum an sich war ein normaler Raum des 'Tropfenden Kessel', in dem solche Veranstaltungen statt fanden.

Ansonsten war der Raum schlicht und mit gut zwanzig Stühlen, die in einer großen U-Form standen, ein paar Tischen an der Wand und einem großen Spruchband, auf dem "Lerne los zu lassen" stand, an der Stirnseite des Raumes eingerichtet. Vor den Fenstern hingen schlichte graue Gardinen und es roch in dem Raum als ob schon länger nicht mehr gelüftet worden wäre.

So ähnlich roch auch der Mann, der neben ihm saß. Seit er neben ihm saß, hatte er einen seltsam muffigen Geruch in der Nase. Und er war sich ziemlich sicher, dass der Geruch von ihm kam. Der junge Mann hatte kurzes braunes Haar und saß leicht nach vorne gebeugt. Er wirkte irgendwie unkonzentriert und nervös. Das fing hier ja gut an. Der Kerl sah aus als hätte ernsthafte Probleme, wenn alle hier solche Probleme hatten, könnte das hier ja echt heiter werden. Vielleicht hätte er echt zu einem Therapeuten gehen soll und nicht zu einer Gesprächsrunde.

Er seufzte. Jetzt war es eh zu spät um zu gehen. Also schaute er sich weiter die Leute aus seiner Gruppe an.

Schräg vor ihm saß eine Frau mit langem blonden Haar. Ansonsten konnte er sie nicht weiter beschreiben, da er sie nur von hinten sah, aber er konnte immerhin sagen, dass sie nicht so roch wie sein Nachbar.

Auf der linken Seite von dem 'U' saß ein junger Mann, der ihm besonders auffiel. Er hatte strohblonde Haare, die er sich hoch gegelt hatte, und beinahe schneeweiße Haut. Wenn sein Gesichtsausdruck nicht so normal gewesen wäre, hätte Remus ihn für krank erklärt. Aber anscheinend schien es ihm ja doch ganz gut, denn er unterhielt sich angeregt mit seinem Nachbarn.

Den beiden gegenüber auf der anderen Seite des Raumes saß ein Mann mittleren Alters, der sich immer wieder nervös umguckte, als ob er sich verfolgt fühlte.

Weiter vorne auf der Seite saß noch eine ältere Frau, die an sich einen ganz glücklichen Eindruck machte. Sie unterhielt sich gerade mit der Gruppenleiterin, was vermutlich erklärte, warum der Kurs noch nicht anfing, obwohl die Frau schon mit ihm reingekommen war.

Als er seinen Kopf dann noch ein bisschen weiter drehte, fiel ihm ein älterer Mann ins Auge, der aussah als würde er jeden Moment aus Wut seiner Nachbarin anfahren, die die ganze Zeit schon fröhlich zu erzählen schien.

Doch leider wurde seine Begutachtung der anderen Kursmitglieder jetzt unterbrochen, da die Kursleiterin scheinbar das heutige Treffen eröffnen wollte. "Willkommen zum heutigen Treffen der 'Anonymen Trauernden'! Für alle, die es noch nicht wissen: Ich bin Carry!"

Bislang hatte Remus ja geglaubt, dass dies ein übles Klischee sei, aber anscheinend war es eher ein übles Klischee das ein Klischee sei. Aber wie auch immer, hier erfüllten sich gerade teilweise seines schlimmsten Albträume, in dem der ganze Kurs ihr mit "Hallo Carry!" antwortete.

Noch bevor Remus sich zurücklehnen und schwer schlucken konnte, ging die anscheinend völlig normale Prozedur weiter, in dem Carry wieder das Wort hatte. "Also, da wir, wie ich sehe, wieder ein paar neue Mitglieder haben, fangen wir mit einer Vorstellungsrunde an! Wie wär's, wenn gleich Sie hier vorne anfangen! Sie waren ja noch nicht hier!"

Der Mann guckte sie irritiert an. "Ist das denn nicht der Kurs 'Töpfern auf Muggelart'?"

Carry überlegte kurz und schüttelte dann den Kopf. "Nein, ist es nicht, aber Sie dürfen gerne hier bleiben!"

Jetzt überlegte auch der Mann. Wenn Remus diese Wahl gehabt hätte, dann wäre er wohl jetzt schon so schnell wie möglich aus dem Raum gelaufen, doch dem Mann schien es hier zu gefallen. "Na dann, bleibe ich eben hier... Also, mein Name ist Igor und... und... und ich trauere jetzt um den Töpferkurs, an dem ich jetzt nicht mehr teilnehmen kann." Dabei grinste er amüsiert, für ihn war das jetzt anscheinend ein großer Spaß und dachte nicht an die Probleme, die die anderen Leute hatten. Oder haben könnten, denn Remus war sich noch nicht sicher, ob hier wirklich jemand ernste Probleme hatte.

Doch den Rest der Gruppe schien das nicht zu stören. "Hallo Igor!"

Gleich darauf stand die junge Frau, die schräg vor ihm saß, auf. Sie sah sich ängstlich und sichtlich nervös um. "Hallo, ich bin Agnes und..." Weiter kam die Frau nicht, da sie weinend wieder auf ihren Stuhl zurückfiel. Dies hielt die Gruppe aber nicht davon ab sie zu begrüßen. "Hallo Agnes!"

Sollte einem hier nicht geholfen werden, würden hier neue Methoden nach dem Motto 'Alles raus lassen!' ausprobiert oder sollte sich hier erst mal jeder vorstellen, bevor es und die Problembehebungen ging. Remus wusste es nicht, aber es kam ihm alles sehr seltsam vor.

Doch kaum hatte Agnes sich hingesetzt, stand auch schon der nächste auf. Diesmal war es wieder ein Mann. Es war der Mann, der vorhin, von seiner Nachbarin vollgequatscht wurde. Er machte noch immer einen recht rasenden Eindruck und machte Remus mit seiner wütenden Art irgendwie Angst. "Ich bin Alphard! Argh... Ich trauere zur Zeit und mein Bruder meinte, ich soll herkommen! Argh..." Mittlerweile schnaubte Alphard schon vor Wut. Jetzt wurde anscheinend auch Carry ein bisschen mulmig und machte eine beruhigende Geste, damit er sich wieder hinsetzte.

Doch trotz Alphards leicht angsteinflössender Vorstellung, begrüßte die Gruppe hin mit einem "Hallo Alphard!"

Die nächste, die aufstand, war wieder eine junge Frau, die ganz fröhlich lachte und Alphard vorhin so vollgequatscht hatte. Die erste Person, die Remus auf anhieb sympathisch war. "Hi, ich bin Miriam! Ikeaa..." Bei diesem letzten Wort, das Remus beim besten Willen nicht verstand, kam ein trauriger Ausdruck auf ihr Gesicht. Was war denn nun los? Um das rauszufinden, tippte Remus seinen Nachbarn trotz Protest seiner Nase an. "Entschuldige, aberwas hat sie denn?"

Der Mann neben ihm hatte seinen Kopf bis jetzt auf seine Hände gestützt und schaute ihn jetzt vollkommen fertig an. "Wat?"

"Was hat Miriam?" Hatte er denn so undeutlich geredet? Wenn das so weitergehen würde, würde er nach diesen anderthalb Stunden nervlich voll am Ende sein.

Doch jetzt seine Gegenüber er anscheinend verstanden. "Ach so, die... Die redet meistens nur in Abkürzungen, ist schon krankhaft bei ihr. Deshalb ist sie ein bisschen schwer zu verstehen, aber mit ein bisschen Übung versteht man sie. Und bevor du fragst, sie ist hier, weil man sie bei ihrer letzten Gesprächsgruppe rausgeschmissen hat, da man sie nicht mehr verstanden hat und jetzt soll sie einfach nur noch den Umgang mit normalen Menschen lernen, die nicht in Abkürzungen sprechen. Alles klar?"

Remus nickte nur. Er war viel zu verwirrt um zu antworten, sowohl von Miriams Schicksal als auch von der Sprechweise seines Gegenübers. Der wirkte nämlich so als ob er gleich einschlafen würde bei sprechen. Doch diese weitere verwirrende Facette dieser Gruppe, musste warten, denn er hörte schon das "Hallo Miriam." und das hieß, dass das sich jetzt der nächste vorstellte.

Jetzt war es der junge Mann mit dem strohblonden Haar und der fast weißen Haut, der aufstand. "Hallo, ich bin Linus... na ja... ihr kennt mein Problem ja alle, oder?" Danach folgte ein Lächeln von ihm, das eher an einen kleinen, schüchternen Schuljungen erinnerte als an einen jungen Mann. Dann setzte er sich hin, drehte sich dann aber gleich zu Seite und fing an seinen Nachbarn, einen seltsamen Typ mit Dauergrinsen, in den Oberschenkel zu pieksen, der ihm aber trotz seiner anscheinend guten Laune immer auf die Finger schlug.

Als Reaktion auf sein Problem nickte die ganze Gruppe zustimmend. Ja, anscheinend kannte sie es. Doch trotzdem bekam er die übliche Begrüßung. "Hallo Linus."

War er hier eigentlich der einzige der wirklich trauerte oder gab es hier noch andere, die das gleiche Gefühl hatten wie er oder zumindestens ein ähnliches? Anscheinend ja nicht...

Doch Remus sollte sich irren, denn schon die nächste Person hatte wirklich mal Probleme, die hier auch hingehörten.

Die Frau, die sich jetzt vorstellte, hatte Remus vorher gar nicht gesehen, denn sie saß etwas abseits und wurde auch noch von ein paar Leuten verdeckt. Außerdem wirkte sie irgendwie unscheinbar mit ihren schwarzen Haaren. Sie passte außerdem nicht ganz in das Bild, was er sich von der Gruppe hier gemacht hat. Und er hatte auch das Gefühl, sie irgendwo gesehen zu haben.

Was sich total bestätigte, als auch sie aufstand, sich umdrehte und begann sich vorzustellen. Aber das konnte doch nicht sein...

"Hallo, ich bin Bellatrix und ich habe meinen Mann bei einem Unfall verloren."

Während der Rest der Gruppe Bellatrix wie jeden hier begrüßte, starrte Remus sie einfach nur fassungslos an. Warum besuchte sie so eine Gruppe? Das passte gar nicht zu ihr. Aber er hatte es sich bislang auch nicht vorstellen können in so eine Gruppe zu gehen. Manchmal verlief das Leben eben etwas seltsam.

Bislang hatte Bellatrix ihn noch nicht gesehen. Das sollte auch so bleiben. Er hatte keine Lust hier von irgendjemanden, den er kannte, gesehen zu werden, auch wenn dieser jemand vielleicht auch selbst in der Gruppe angehörte. Trotzdem wollte er unerkannt bleiben, sollte er sich vielleicht einen anderen Namen überlegen?

Wie wär's mit Sirius? Nein, da würde sie sich erst recht umdrehen, da Sirius ja ihr verhasster Cousin war.

Peter? James? Nein, ist beides nicht gut, denn sowohl James als auch Peter kannte sie noch aus ihrer Schulzeit, denn die beiden würde sie bestimmt nicht vergessen so wie die 'Rumtreiber' ihr und ihren Freunden immer gnadenlos Streiche gespielt haben.

Severus? Ganz schlecht… Nach der Vorgeschichte würde sie ihn bestimmt anfallen, ob er nun der echte Snape war oder nicht…

Er brauchte einen ganz normalen, am besten englischen Namen. Paul! Genau, nach so einem Namen würde sie sich bestimmt nicht umdrehen!

Da fiel ihm aber schon ein Haken bei seinem Plan auf. Wenn sie sich nun aber doch umdrehte, würde sie ihm schon am Gesicht erkennen, sie hatte ihn immerhin erst vor zwei Tagen mit Sirius unten im 'Tropfenden Kessel' gesehen. Und dann hätte er sich den neuen Namen auch sparen können. Also ging das auch nicht.

Aber irgendwie musste er dafür sorgen, dass sie sich nicht umdrehte. Oder er musste es einfach auf sich zukommen lassen, was vermutlich einfacher war...

Während Remus darüber nachdachte, wie er sich am besten verstecken konnte, stellten sich im Raum die restlich Leute vor.

Es war unter anderem Amos, der um seine verstorbene Frau trauerte und seitdem unter Verfolgungswahn litt, den er aber nicht weiter beschrieb. Dann waren da noch die alte Frau namens Rita, der eins ihrer unzähligen Frettchen weggestorben war, und der seltsame Typ Even neben Remus, der anscheinend wegen der Zusammenlegung der beiden Gruppe hier war und nach Butterbier süchtig war. Und zu guter Letzt war da noch der Typ, an dem Linus vorhin rumgepiekst hatte. Das war seines Nachbarn zufolge ein ganz komischer Kauz. Denn er dachte anscheinend, er wäre Ludovic Bagman, der ehemals berühmte Quidditch-Spieler , obwohl er in Wirklichkeit Zuckerfederkielverkäufer war, der früher im 'Tropfenden Kessel' gestanden hatte, um ebendiese zu verkaufen. Dort hatte ihn bestimmt jeder hier im Raum tausend Mal gesehen, aber er ließ sich nicht davon abbringen zu glauben, er wäre Ludovic Bagman. Das schlimme daran war aber, dass er auch in Quidditchsachen hier auftauchte, also mit Umhang, Knieschonern und Windbrille. Das ließ das ganze dann doch etwas lächerlich erscheinen.

Remus dachte schon, er hätte das ganze jetzt hinter sich, als Carry ihn erwartungsvoll anschaute und als auch er sie anguckte, nickte sie ihm ermunternd zu. Musste er das jetzt auch machen? Das war doch nicht ihr Ernst, oder? Aber natürlich musste er das auch machen. War ja klar…

Langsam stand er auf. Ein paar aus dem Kurs guckten ihn an, der Rest schien schon abgeschaltet zu haben und wartete jetzt auf den nützlichen Teil dieses Kurses. Ob Bellatrix auch abgeschaltet hatte? Sie hatte sich zumindestens nicht umgedreht. Jetzt musste er sich entscheiden, sein Name oder ein anderer. Er räusperte sich.

"Hallo, ich bin… Remus und meine Freundin hat mich verlassen." Langsam setzte er sich hin und wartete auch die Reaktion der Gruppe. Obwohl ihn nicht alle angeguckt hatte, begrüßten ihn alle. "Hallo Remus."

Vorsichtig guckte er in Bellatrix' Richtung und sah ihr genau in die Augen. Er wusste nicht genau, was er in ihrem Gesicht sah. War es die Überraschung, das er auch hier war, die Wut, das er gerade in ihrem Kurs gelandet war, oder war es einfach nur Fassungslosigkeit?

Genauso wenig wusste er, was jetzt in seinem Gesicht zu erkennen war.

Zum Glück begann Carry jetzt mit dem Kurs und se mussten sich darauf konzentrieren, sonst hätten sie sich vermutlich noch stundenlang angestarrt.

Carry, die sich während den Vorstellungen an die Seite gesetzt hat, stand wieder auf und stellte sich vor die Gruppe. "Ja, jetzt kennen wir uns ja wieder alle. Fangen wir nun an. Also uns alle eint ja wohl ein Problem. Nämlich, dass wir alle um jemandem trauern. Trauern kann man nicht nur um einen Verstorbenen sondern auch wenn man verlassen wird oder jemanden oder etwas sehr vermisst. Also sind wir hier alle Seelenverwandte, egal was derjenige hinter sich hat.

Wie ihr seht, hab ich hier schon etwas aufgeschrieben." Sie deutete auf das Spruchband hinter sich. "Das Loslassen ist der erste Schritt zum Vergessen. Doch dafür muss man erst mal loslassen. Habt ihr Ideen dazu? Wenn ja..." Sie konnte nicht zu Ende sprechen, da Alphard schon aufgesprungen war und anfing rumzuschreien. "Etwas zerschmeißen! Ja, etwas zerschmeißen muss man um zu vergessen! Nur das hilft!"

Carry bemühte sich zu einem Lächeln, vermutlich würd sie ihm jetzt erklären, das dies nicht der richtige Weg war. Zumindestens vermutete Remus das. Obwohl ihn hier kaum noch, was erschüttern würde.

"Das ist doch schon mal ein Anfang, Alphard. Komm nach vorne und schreib es auf!" Sie hielt ihm eine mehr als breite Feder hin. Erst starrte Alphard sie fassungslos an, doch dann grinste er und nahm die Feder.

Dann ging er nach vorne und schrieb seinen Vorschlag an. Nachdem er sich wieder hingesetzt hatte, guckte Carry fragend in die Runde. "Hat sonst noch jemand Ideen?"

Doch vorerst regte sich niemand im Raum. Alle hatten schauten irgendwo anders hin, aber keiner schien ernsthaft zu überlegen.

Doch dann stand plötzlich Even neben ihm auf und ging nach vorne. Carry sah in glücklich an und gab ihn die Feder.

Doch im ersten Moment schien er damit nicht allzu viel anfangen zu können. Erst hielt er sie unschlüssig in der Rechten, dann nahm er sie in die Linke, konnte aber auch in der Hand nicht mehr damit anfangen, also nahm er sie wieder in die Rechte und fing ungelenk an zu schreiben. Dann stand er eine Weile mit dem Rücken zur Gruppe und man konnte nicht erkennen, was er schrieb. Als er sich dann nach einer Weile umdrehte und sein Werk präsentierte, stand neben 'Lerne los zu lassen' nun auch 'Ferdrängen'.

Es musste einfach allen im Raum wehtun, dass zu lesen, besonders aber tat es Remus weh, da er mal Lehrer war, zwar in 'Verteidigung gegen die dunklen Künste', aber auch dort schrieben Schüler Aufsätze und auch dort hatte er auch Rechtschreibfehler korrigieren müssen.

Tatsächlich verzogen manche das Gesicht als sie Amos' Beitrag lasen, doch niemand sagte etwas. Und so blieb 'Ferdrängen' so stehen.

Carry lächelte Amos noch einmal an und dann setzte er sich wieder neben Remus.

Obwohl Carry immer wieder auffordernd in die Runde lächelte, blieben diese beiden die einzigen Beiträge und so stand auch noch fünf Minuten später nur 'Lerne los zu lassen', 'Etwas zerschmeißen' und 'Ferdrängen' auf dem Spruchband.

Und langsam wurde auch die Stille, die im Raum herrschte, peinlich. Einmal hatte sich jemand geräuspert und Alphard hatte kurz irgendwas gegrummelt, aber sonst hatte niemand etwas gesagt oder sich bewegt.

Remus sah sich nervös um, irgendwie wollte er diese Stille vertreiben, aber er wollte nichts anschreiben, schon gar nicht vor Bellatrix, aber er hätte es auch so nicht gemacht. Aber da hatte er eine Idee. So hatte er es schon früher ein paar Mal geschafft so eine Stille zu vertreiben.

Als er aufstand, starrte die gesamte Gruppe an, was wohl auch daran lag, dass sein Stuhl laut über den Boden geschrammt war. Carry sah ihn erleichtert an, vermutlich dachte sie er wollte nun noch etwas anschreiben.

Mit hoch rotem kopf ging Remus los. Am Fenster blieb er stehen. Er hatte die Hand gerade auf den Griff gelegt, als die ganze Gruppe ihn entsetzt oder warnend ansah. Einige versuchten auch ihn zu stoppen, indem sie ein lautes "Nein!!" schrien. Doch da war es schon zu spät und Remus hatte das Fenster schon geöffnet, durch das jetzt der Wind reinpfiff. Der Wind wehte durch die Gardine und bauschte sie auf.

Sofort sprang Amos auf und schrie los. "Gertrude! Bitte lass mich endlich in Ruhe!" Dann hechtete er panisch über die letzte Stuhlreihe und versteckte sich unter einem Tisch.

Immer noch fassungslos konnte Remus seine Blick nicht von dem immer noch unterm Tisch sitzenden Mann lösen. Doch plötzlich schloss jemand das Fenster, obwohl Remus den Griff immer noch in der Hand hatte und wurde so fast von den Füßen gerissen. Als das Fenster zu war, hing die Gardine wieder schlaff an der Wand.

Als er sein Gleichgewicht wieder gefunden hatte, sah er der Person direkt in die Augen.

Bellatrix.

Immer noch völlig überrascht, versuchte er irgendwas zu sagen. "Ähm… Hätte ich das Fenster nicht aufmachen sollen?"

Bellatrix guckte sich kurz nach dem Rest der Gruppe um. Miriam, Carry und Agnes versuchten Amos wieder unter dem Tisch hervor zu locken, wobei Agnes erneut einen Heulkrampf bekam und von Rita getröstet werden musste. Währenddessen schrie Alphard wieder rum und Linus fing wieder an seinen Nachbarn, den Pseudo-Ludovic, zu pieksen. Alles in allem war es ein einziges Chaos. Bellatrix sah sie kopfschüttelt an, anscheinend betrachtete auch sie diese Gruppe etwas skeptisch. "Nein, es wäre besser gewesen, es zu zu lassen, denn der Mann sieht in dieser sich aufbauschenden Gardine immer seine verstorbene Frau, die ihn verfolgt. Und wenn er sie sieht, macht er gleich so ein riesiges Theater. Für mich ist der nicht ganz dicht." Während Bellatrix ihm das erklärte, hatte er Gelegenheit sie sich näher zu betrachten. Sie hatte immer noch genau die gleichen tiefschwarzen Haare wie damals in ihrer Schulzeit. Doch ihr Gesicht hatte sich verändert und damit meinte er nicht die Falten, die sie langsam bekam, sondern ihr allgemein blasses Gesicht und die im Gegensatz dazu dunklen Augenringe. Anscheinend schlief sie in letzter Zeit nicht sehr viel, aber immerhin war ihr Mann ja auch gerade gestorben. Doch trotzdem war sie immer noch schön anzusehen.

"Noch da, Lupin?" Anscheinend hatte sie aufgehört ihm zu erklären, was Amos hat und hatte ihm nun vielleicht etwas gefragt.

"Hast du was gesagt?" Mit einem Kopfschütteln versuchte er die Gedanken von eben aus seinem Kopf zu vertreiben.

Bellatrix sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an. "Nein, du sahst nur so abwesend aus…" Anscheinend über ihre eigenen Worte verwundert, hielt sie inne.

Auch er sagt nichts mehr und es begann wieder so eine Stille, durch welche sie auch in diese Situation gekommen waren.

Doch diesmal rettete Carry sie, die es anscheinend immer noch nicht geschafft hatte, Amos unterm Tisch hervor zu holen. Sie sah noch etwas wirr auf dem Kopf aus und auch ihr Kleid war verrutscht, was kein sehr schöner Anblick war. "Wie ihr sicher mitgekriegt habt, konnten wir unser Problem noch nicht beheben und deshalb würde ich sagen, dass wir diese Sitzung für heute abbrechen und das nächste Mal weitermachen. Also nächste Woche, gleiche Zeit. Auf Wiedersehen!"

Remus und Bellatrix sahen sich kurz an und dann gingen beiden zu ihren Plätzen um ihre Sachen zu holen. Weil Remus ein paar Probleme hatte zu seinem Platz hin- und wegzukommen, da Even anscheinend nun eingeschlafen war und sich nicht wegbewegte, war Bellatrix schon weg, als er beim Ausgang ankam. Er bedauerte es fast, er hätte sich gern noch ein bisschen mit ihr unterhalten. Dann drehte er sich noch einmal um, doch als er das Chaos sah, entschied er auf niemanden zu warten und ging schnell den Gang hinunter.
 

Während Remus die Treppe im Schankraum runterkam, sah er sich um, ob er jemanden sehen konnte, den er kannte. Und tatsächlich sah er jemanden an der Bar. Bellatrix.

Sollte er hingehen? Vielleicht konnten sie sich ja noch ein bisschen unterhalten. Aber was sollte er sagen? Und worüber sollten sie reden? Er fühlte sich geistig um 25 Jahre verjüngt und vollkommen ahnungslos, was Frauen betraf.

Aber nein, er war ein erwachsener Mann, er wollte einer Frau schon einen Antrag machen, leider hatte diese ihm vorher den Laufpass gegeben, aber das würde er schon hinkriegen.

Remus atmete noch einmal tief durch und ging dann auf die Bar zu. Als er näher kam, nickte Tom, der Wirt ihm freundlich zu und jetzt fasste er endlich den Mut zu Bellatrix zu gehen.

"Hallo!"

Leicht erschrocken drehte Bellatrix sich um. Dann sah sie ihn fragend. "Lupin?"

Er lächelte schüchtern. "Ja, ich dachte, wir könnten vielleicht noch ein bisschen plaudern."

Sie schaute ihn immer noch seltsam an.

Er wartete kurz, ob sie noch was sagte, aber da sie schwieg, setzte er wieder an. "Darf ich mich setzten?"

Bellatrix nickte und zeigte auf den Barhocker neben ihr. Doch anstatt irgendetwas zu sagen, nahm sie einen Schluck von ihrem Drink und schaute ihn weiter an.

Auch Remus bestellte sich nun ebenfalls ein Getränk und wartete weiter ab, ob sie nun etwas sagen würde, doch sie tat es immer noch nicht. Also war er wohl wieder dran. "Warum bist du denn in der Gruppe?"

Kurz flackerte Trauer in ihren Augen aus und dann bemerkte Remus, wie ungeschickt seine Frage gewesen war. "Also, warte… so war das nicht gemeint…"

Wieder schaute sie ihn fragend an.

Mann, stotterte er sich hier was zurecht? Hatte er nicht vorhin noch gemeint, dass er ein erwachsener Mann sei? Zur Zeit benahm er sich wie ein Teenager. Ein ungeschickter Teenager. "Also, ich meinte, warum bist du gerade in dieser Gruppe? Es gab doch sicher noch andere, oder?"

Wieder nahm sie einem Schluck von ihrem Getränk, behielt in aber diesmal in der Hand. "Gegenfrage: Warum hast du dir diese Gruppe ausgesucht?"

"Bellatrix, so lässt sich kein Gespräch führen! Kannst denn nicht vernünftig antworten?"

Bellatrix grinste ihn amüsiert an. "Ist ja gut, Lupin, brauchst dich ja nicht gleich aufregen." Er wollte sich schon gerade beschweren, das er sich ja gar nicht aufrege, als sie einfach weitersprach. "Ich bin mir nicht ganz sicher, warum ich die Gruppe genommen habe. Vielleicht weil ich auch wirklich anonym sein wollte und es in dieser Gruppe am besten ging, denn in den anderen Gruppen hatte ich das Gefühl ohne das ich einmal da war, jemanden zu treffen. Aber ich wollte niemanden treffen, ich wollte einfach ich selbst sein und von meinen Problem berichten. Vielleicht war es auch der verrückte Ruf, den die Gruppe hatte. Dort hatte ich das Gefühl sofort reinzupassen. War die Antwort besser?"

Jetzt musste er lächeln. "Ja, besser."

Sie nahm noch mal einen Schluck von ihrem Drink und stellte ihn dann weg. "Und jetzt du, wie bist du da gelandet?"

Seine Antwort fiel wesentlich kürzer aus als ihre. "Ich konnte mir die Gebühr bei den anderen Kursen nicht leisten."

Und da fing sie doch glatt an zu lachen. Nicht richtig herzhaft, aber immerhin mehr als ein erzwungenes Kichern.

Ab da an führten die beiden ein Gespräch, was weder einseitig noch sonderlich distanziert war, obwohl sie sich seit der Schulzeit nicht mehr gesehen hatten und auch dort nicht sonderlich gut verstanden hatten. Und es war, wie Remus fand, das Gespräch, was er seit langem gehabt hatte.
 

Im 'Tropfenden Kessel'

Langsam schlurfte Sirius in den 'Tropfenden Kessel'.

Er wusste selbst nicht, was er hier wollte. Vermutlich war er einfach aus Langeweile hier. Denn, und das kam sehr selten vor, Remus hatte keine Zeit. Er hatte ihm nicht gesagt, was er machen wollte, aber auf jeden Fall, wollte er auf keinen Fall, dass Sirius reinplatzte. Und so hatte er ihm einfach nicht gesagt, wo er hin wollte.

Aber das stört Sirius nicht sonderlich. Er machte das gleiche sehr, sehr oft mit Remus. Auch wenn die Wahrscheinlichkeit, dass Remus mal irgendwo reinplatzte, wo er nicht reinplatzen sollte, nicht sonderlich groß war.

Warum sollte Remus immer auf Abruf breit stehen? Sollte er auch mal Spaß haben. Und er, Sirius, konnte sich auch anders beschäftigen.

Er wollte gerade langsam an die Bar schlendern, als er jemanden bekanntes an der Bar entdeckte. Er grinste fies. Mit wem trieb Bella sich denn da rum?

Hatte sie es etwa endlich geschafft, sich von Snape loszureißen und sich einen neuen Typen zu suchen? Den würde er sich gleich erst mal angucken. Er, als Cousin, hatte ja wohl das Recht dazu.

Doch gerade als er Bellatrix' Gegenüber erkennen konnte, blieb ihn fast das Herz stehen. Es war Remus. Was machte Remus mit Bellatrix im 'Tropfenden Kessel'? War der denn wahnsinnig?

Er konnte sich gerade noch zurückhalten da einfach hinzustürmen und zwang sich förmlich erst mal zu einem weit entfernten Barhocker zu gehen. Von dort hatte er einen guten Blick auf die beiden, aber sie sahen ihn nicht.

Er bestellte sich sein erstes Bier und begann die beiden zu beobachten.

Als sie bei seinem dritten Bier anfingen über irgendetwas zu lachen, bebte er schon fast vor Wut. Er musste wissen worüber, die beiden redeten.

Um dieses Problem zu lösen, winkte er Tom heran. Als er auf Sirius zu kam, sah er ihn schon amüsiert an. Sirius hatte gar keine Gelegenheit, seine aufgedachte Einleitung zu erzählen, denn Tom fing gleich an zu reden und Sirius musste den schon geöffneten wieder schließen und Tom wohl erst mal zuhören. "Black! Sirius Black! Ich fass' es nicht, bist ja ganz allein! Dann können wir uns ja endlich mal unterhalten. Du kennst sicher…" Als Tom den Blick von Sirius sah, hielt er inne. "Was denn los?"

Sirius fand es immer wieder toll, wie man mit der eigenen Miene Leute dazu bringen konnte, seine Stimmung zu erraten. "Weißt du Tom, ich habe ein Problem!"

Tom, der sich bis gerade an die Kante der Bar gelehnt hatte und sich jetzt im Stehen zurück lehnte, sah ihn misstrauisch an. "Was denn diesmal?"

Sirius beruhigte ihn schon gleich mit einer Geste seiner Hände. "Keine Sorge! Diesmal ist weder illegal noch gefährlich. Es ist ein Dienst, de du auch anderen Gästen ihn und wieder mal anbietest. Weißte, ich hab da ein Problem! Ich wüsste gerne über was die beiden darüber reden." Er zeigte auf Bellatrix und Remus.

Beinahe nebensächlich klopfte Tom auf die Theke vor ihm und auch ohne Worte verstand Sirius was er machen sollte.

Er griff in die Tasche und holte zwei Goldstücke hervor. "Langsam sollte das für mich aber billiger werden, Tom..."

Tom nahm die beiden Goldstück, ließ sie jetzt in seine Tasche gleiten und grinste. "Für dich erst, wenn du alle deine Rechnungen beglichen hast…"

Doch er wartete nicht Sirius Antwort darauf ab, sonder ging gleich zu Remus und Bellatrix rüber. Dann redete kurz mit ihnen und drehte sich dann zum Regal hinter der Bar um, um irgendwas am Regal zu machen. Nachdem er das erledigt hatte, ging er wieder rüber zu Sirius und grinste. "Erledigt."

Sirius lehnte sich über die Theke. "Und?"

Tom schien die Eile nicht verstehen. "Sie haben über eine Gruppe geredet, die sie anscheinend beide besuchen. Ansonsten haben sie nicht viel geredet."

Seit wann besuchte Remus zusammen mit Bellatrix eine Gruppe, seit wann sitzen sie zusammen im 'Tropfenden Kessel'? Alles Fragen, die ihm Tom nicht beantworten konnte.

Er nickte Tom dankend zu und stand dann, nachdem er das Bier bezahlt hatte, auf. Doch im ersten Moment schwankte er ein bisschen und er sah Tom verwirrt an, sonst schwankte er doch noch nicht nach drei Bier. "Neues Bier?"

Wieder grinste der Typ ihn hinterhältig an. "Jep, frisch aus Griechenland angekommen. Soll mit Ouzo gemischt sein und soll ziemlich stark sein."

Sirius schnitt eine Grimasse und ging dann auf Richtung Ausgang zu, er würde Remus dann befragen, wenn er wieder einigermaßen gerade laufen könnte. Sonst machte das einen lächerlichen Eindruck, besonders vor Bellatrix.
 

Gut zehn Minuten, nachdem Tom da gewesen war um trotz ihrer noch fast vollen Gläser fragte, ob sie noch etwas wollten, nahm das Gespräch von Remus und Bellatrix ein überraschendes Ende, was Remus ziemlich bedauerlich, da er ihm es am Ende ziemlichen Spaß gemacht hatte sich mit ihr zu unterhalten.

Anscheinend hatte sich das Chaos oben im Sitzungsraum aufgelöst, denn nach und nach kamen immer mehr Gruppenmitglieder die Treppe runter. Keiner wollte anscheinend noch einen trinken und so verließen alle den 'Tropfenden Kessel', ohne Remus und Bellatrix zu sehen.

Einer entdeckte sie aber doch. Ausgerechnet Linus.

Ein bisschen trübsinnig kam er die Treppe runter, doch als er die beiden entdeckte, hellte sich sein Gesicht auf und er kam auf die Bar zu. "Hallo, ihr beiden! Darf ich mich dazu setzen?" Während er da so stand, hatte er die Hände die ganze Zeit hinter seinem Rücken, vermutlich um zu verhindern, dass er irgendjemanden piekste.

Was hätten sie nun machen sollen? Hätten sie sagen soll, dass sie ihn nicht wollten wohl kaum…

Und während sich Linus nun nach einem Hocker umsah, stand Bellatrix auf und erstaunt schaute Remus zu, wie sie Linus ihren Platz anbot. "Ich wollte sowieso gerade gehen, also kannst du meinen Platz jetzt haben! Auf Wiedersehen!"

Dann warf sie sich ihren Mantel über und ging davon. Doch dann drehte sie sich wieder um und lächelte Remus zu. "Ich wusste nicht, dass man sich so gut mit dir unterhalten kann, wir sollten das wiederholen, Lupin!"

Dann drehte sie sich endgültig um und verließ die Kneipe.

Täuschte Remus sich oder war das eine Aufforderung zu einer Einladung gewesen? Das hatte er nicht erwartet.

Er hätte gerne noch ein bisschen weitergegrübelt, doch dann sprach Linus ihn an und er musste wohl oder übel sich jetzt noch mit Linus beschäftigen.

Schön Schwarz

Im 'Tropfenden Kessel'

Ein bisschen enttäuscht nahm Neville einen Schluck von seinem Getränk, er hatte sich schon den ganzen Tag auf das Treffen mit Padma gefreut und nun musste sie schon nach 20 Minuten gehen. Das war doch nicht fair...

Aber es musste sein, anscheinend musste sie noch was im Büro erledigen und das war wichtiger als er. War es das? Ging der Beruf in ihren Augen vor? So hatte er Padma gar nicht eingeschätzt, aber schien ja so zu sein. Dabei hätte er ihr so gerne erzählt, dass er ein Stipendium für eine bessere Universität bekommen hatte. Diese Universität war auf Pflanzen und Biologisches im Allgemeinen spezialisiert und so konnte Neville dort viel mehr lernen. Und zu seinem Glück war die Universität auch noch in London. So konnte er an der Zaubereruniversität weiter studieren und musste nicht umziehen.

Aber wahrscheinlich hätte es Padma eh nicht interessiert. Sie interessierte sich eh nicht besonders für sein Hobby und verstand auch nicht, warum er zusätzlich zu der normalen Universität auch noch zu der Muggeluniversität ging. Also sollte er sie vermutlich erst gar nicht erst damit nerven.

Und während Neville sich weiter mit diesem Gedanken beschäftigte, kam von hinten eine Person auf ihn zu.

"Neville, du auch hier? Ich dachte, du wolltest dich mit Padma treffen!"

Überrascht drehte Neville sich um und erkannte Harry. "Oh… Hi Harry! Hab ich auch, aber die musste leider schon weg, irgendwas wegen ihrer Arbeit. Frag mich nicht…"

"Achso, hättest du dann was dagegen, wenn ich mich zu dir setzte?" Harry deutete auf den Stuhl neben Neville.

Neville schüttelte den Kopf und Harry setzte sich. Dann suchte er die Kellnerin um sich was zu trinken zu bestellen.

Während er das machte, nahm Neville den letzten Schluck aus seinem Glas, um sich dann gleichen ebenfalls was neues zu bestellen. "Und was hat dich hier her verschlagen, Harry? Sonst bist du doch eigentlich nur mit Hermine und Ron hier im 'Tropfenden Kessel'." Harry hatte den 'Tropfenden Kessel' nie sehr gemocht, aber er hatte anerkennen müssen, dass dort die meisten Leute hingingen und man sich so meistens dort verabredete.

In Harrys Augen trat ein Leuchten. Das hieß, es konnte sich nur um ein Thema handeln. "Ich treffe mich um vier mit Cho hier. Ich werde es ihr heute sagen!" Neville musste gar nicht fragen, was er ihr sagen wollte, es war allen seit der vierten Klasse klar. Stattdessen sah er auf die Uhr, war es eben nicht noch halb drei gewesen? Tatsächlich… "Aber, Harry, es ist erst halb drei, dann musst du ja noch anderthalb Stunden warten!"

Doch Harry schien das nicht zu stören, es schien für ihn eher Sinn zu machen, dass er schon hier war. "Ich weiß, ich bin ja nicht doof, stell' dir mal vor, ich komme ein bisschen später und währenddessen wartet sie hier und lernt einem Typen kennen, dann bin ich abgeschrieben."

Das bist du eh schon, du weißt es nur nicht. Doch Neville würde Harry das bestimmt nicht sagen, Harry gehörte immerhin zu seinen besten Freunden, auch wenn er sich ab und zu etwas zu sehr über ihn lustig machte. Stattdessen suchte Neville, sozusagen stellvertretend für Cho, die es langsam wirklich nervte, dass Harry ihr immer noch hinterher rannte, eine Erklärung wie er Harry durch die Blume sagen konnte, dass er eh schon abgeschrieben und auch nie wirklich 'aufgeschrieben' war. Außerdem musste er ihm erklären, dass diese Einstellung langsam echt krankhaft wirkte. "Selbst, wenn. Sie würde ihn während eures Treffens sehen und dann würdest du dann abgeschrieben werden und das auch noch, während ihr euch unterhaltet, das wäre doch echt schmerzhaft, oder?"

Doch schien Harry egal zu sein, er war davon überzeugt, dass es so besser war und vermutlich saß er schon seit heute morgen im 'Tropfenden Kessel'. Die Frage wäre dann nur, ob er heute zur Arbeit gegangen war. Aber das war beim besten Willen nicht Nevilles Problem, wenn Harrys Leben wegen seiner krankhafter Verliebtheit verrückt spielt und aus dem Ruder geriet. Da sollten sich mal schön seine besten Freunde Ron und Hermine drum kümmern. Harry hatte schon so einige Sachen geplant, die ihm Hermine und Ron dann in letzter Minuten doch noch ausgeredet hatten. Einige Sachen hatte er trotzdem gemacht, um irgendwie Kontakt zu Cho herzustellen. Einmal hatte er einen ganz komischen Antrag beim Ministerium gestellt, um bei Cho ins Büro zu kommen, denn nur dort bekam man diesen Antrag. Doch leider war mit diesem Antrag einiges an Ärger verbunden gewesen und es hatte noch einige Wochen gedauert bis dieser vollständig beseitigt worden war.

Irgendwie aber schienen ihn die Sachen im Ministerium trotz des vielen Ärgers, der später damit verbunden sein konnte, am meisten Spaß zu machen. Denn ein anderes Mal hatte er einen ganz großen Geschenkkorb zu ihr geschickt, der, wenn man ihn öffnete, ganz viel Konfetti in Herzform ausspuckte. Eigentlich eine schöne Idee, wenn das Ding nicht so riesig gewesen wäre und es nicht nach fünf Minuten explodiert wäre, so dass das ganze Stockwerk hatte evakuiert werden musste. Die ganze Aktion war Cho mehr als peinlich, zum Glück hatte das keine Folgen für sie gehabt.

Es war eigentlich auch ein Wunder, dass Harry immer noch an der Aurorausbildung teilnehmen durfte, nach diesen Sachen, die er sich da geleistet hatte und natürlich auch alle zugegeben hatte, damit Cho sah das er zu seiner Liebe stand und vor allem damit sie wusste, von wem die Sachen kamen, obwohl ihr das eigentlich ziemlich klar war. Aber als Harry die Aurorausbildung begonnen hatte, hatte er auf einem ziemlich hohen Sockel gestanden, da er so hervorragende Leistungen in 'Verteidigung gegen die dunklen Künste' hatte und er sogar ein Stipendium bekommen hatte. Doch durch diese ganzen Sachen war sein Sockel immer mehr geschrumpft und langsam kam er auf der Ebene der normalen Teilnehmer der Ausbildung an und deshalb wurde es Zeit, dass er mit den Sachen aufhörte, da er sonst vielleicht rausgeschmissen werden konnte.

Aber er hatte auch ungefährlich Sachen gemacht, wie zum Beispiel die Aktion mit der Flaschenpost durch die Kanalisation. Das war komisch gewesen. Und alles nur um sie zu fragen, ob sie mit ihm ausgehen würde, was sie meistens abgelehnt hatte.

Aber da fiel Neville etwas ein.

"Harry, hast du zufällig was zu schreiben mit?"

Harry guckte ihn irritiert an, zog dann aber einen Stift und ein zerknittertes Stück Papier aus der Tasche. "Ja, hier, was willst du denn damit?"

Sein Gegenüber nahm ihm beides ab und begann eine Nachricht zu schreiben. "Ich wollte Ginny noch bei einer ihrer Pflanzen helfen."

Harry grinste. "Klar, bei einer Pflanze helfen. Kannst ruhig sagen, dass du auf sie stehst. Sie ist gar nicht so übel, war ja auch mal mit ihr zusammen." Oh ja, daran konnte sich Neville noch erinnern. Als sich Harry von Ginny getrennt hatte, hatte es eine ziemliche Schlammschlacht gegeben. Sie hatten sich noch wochenlang gestritten. Und in einem Streit mit Luna hätte diese Harry fast verhext, aber auch sonst hatte es ziemlich viel Tumult darum geben. Im Endeffekt hatten sie dann angefangen sich bis zu Harrys Abschluss zu ignorieren und auch darüber hinaus. Doch alle wussten, dass Ginny noch immer in Harry verknallt war.

Doch Neville winkte ab. "Das hat wirklich mit einer Pflanze zu tun. Außerdem bin ich doch mit Padma zusammen. Das mit Ginny ist rein freundschaftlich."

Harry murmelte ein "Stimmt ja…" und ließ Neville in Ruhe bis er den Brief zu Ende geschrieben hatte.

Als Neville dann fertig war und den Brief eingesteckt hatte, sah er Harry fragend an. "Weißt du, wann das Eulenamt zu macht?"

Erst sah Harry Neville fassungslos an, dann lachte er laut los. Es dauerte eine Weile bis er Neville wieder antworten konnte. "Sag bloß, du hast immer noch keine eigene Eule?"

Scheinbar eingeschnappt stand Neville auf. "Nein, ich habe immer noch Trevor und der trägt immer noch keine Post für mich aus. Aber jetzt müsste das Amt eigentlich noch auf haben. Ich werd' dann mal gehen, ich bring kurz den Brief weg und dann muss ich auch noch ein bisschen was für die Uni tun." Dann drehte er sich um und ging davon, zum Abschied hob er im Gehen nur noch mal kurz die Hand.

Aus Sorge sein Freund könnte gekränkt sein, stand Harry auf und rief er Neville noch was hinterher. "War nicht so gemeint."

Dann drehte Neville, schon fast im Ausgang, sich um und grinste. "Weiß ich doch." Damit drehte er sich endgültig um und verschwand aus Harrys Sichtfeld.
 

Neville wollte gerade die Tür aufmachen, um den 'Tropfenden Kessel' zu verlassen, als die Tür von außen ausschwang. Obwohl er schon lange keine Angst vor ihm hatte, hatte Neville sich doch erschrocken, als auf einmal Professor Snape mit wehendem schwarzen Umhang vor ihm gestanden hatte. Doch trotzdem schaffte er es ihn zu begrüßen. "Guten Tag, Professor!" Auch wenn er schon lange nicht mehr sein Professor war, wahrscheinlich würde Neville ihn bis zu seinem Lebensende so ansprechen.

Auch der Professor schien überrascht zu, doch auch er schaffte es ihm freundlich zu antworten.
 

Damit hatte Severus ja nun gar nicht gerechnet. Wenn er in diese Kneipe kam, rechnete er mit vielem, aber gewiss nicht damit, das ihm Neville Longbotten entgegen kam und ihn auch noch so freundlich begrüßte. Der hatte früher doch solche Angst vor ihm gehabt und jetzt sagte er ihm so selbstbewusst "Guten Tag.". Naja, die Zeiten änderten sich, aber dass der Junge eine solche Entwicklung durchmachte, hatte er nicht gedacht.

Das war eben ein besonderer Jahrgang gewesen, auch wenn es Querschläger wie den Potter und die Granger gegeben hatte. Aber alles in allem war es ein guter Jahrgang gewesen. Als er bei der Verabschiedung dabei gewesen war, war er erstaunt gewesen, wie viel Schüler die Schule mit Auszeichnung verließen. Umso überraschter, oder vielleicht auch enttäuschter, war er als er hörte, wie viele der Schüler jetzt einen Beruf im Ministerium ausübten oder zumindestens dort eine Ausbildung machten. Die Zahl der Leute, die sich beworben, aber abgelehnt wurden, war noch größer. Es waren begnadete Zauberer unter ihnen gewesen, warum gingen sie ins Ministerium?

Aber nein, halt, darüber wollte er jetzt nicht nachdenken, er wollte jetzt ausspannen. Und das ging nicht, wenn er über die verbaute Zukunft seiner ehemaligen Schüler nachdachte. Außerdem musste er dann auch an Hermine und Padma denken, an die er zur Zeit nicht mal ansatzweise denken wollte.

Bevor er sich an die Bar setzt, schaute er sich noch mal im Schankraum um. Er wollte allen Überraschungen vorbeugen, indem er sich die Leute gleich ganz genau ansah, um zu erkennen ob welchen dabei waren, die er kannte.

Ja, da war jemand, der ganz oben auf der Liste der Leute, die er nicht sehen wollte.

Harry Potter.

Nachdem er nun schon Longbotten getroffen hatte, musste er nicht auch noch mit Potter reden. Schon allein deswegen, bekräftigte er seine eigene Entscheidung an die Bar zu gehen und sich keinen Tisch zu suchen.

Also ging er an die Bar und bestellte sich ein Bier. Er wusste, dass er eigentlich nichts trinken durfte, da er jetzt gerade in diesem Augenblick offiziell Aufsicht in den Gängen von Hogwarts hatte. Doch er hatte Binns gefragt, ob er sie heute übernehmen könnte. Er war sich voll und ganz bewusst, dass allein das schon ein Fehler war. Vermutlich würde Binns einfach über Schüler hinwegschweben, die sich unerlaubt im Flur aufhielten, ohne sie überhaupt sie sehen.

Doch er hatte einfach aus der Schule raus gemusst. Er hatte es nicht mehr ausgehalten dort. Er wusste nicht, ob das von dem Stress der letzten Woche mit dem Heiratsding kam, aber er hielt es kaum noch in den Mauern von Hogwarts aus. Und in den Kerkern schon gar nicht. Immer öfter ging er ins Lehrerzimmer, aber auch dort war es so eng. Einmal war er sogar schon draußen auf dem Flugfeld gewesen und war dort ein bisschen mit einem Schulbesen umhergeflogen.

Langsam kam er sich vor die Hooch, die war auch immer so rastlos und besuchte auch in der Woche immer London, obwohl es ein ungeschriebenes Gesetz war, dass Lehrer dies nicht taten. Und nun tat er das auch und wurde ihr so immer ähnlicher. Aber einen Unterschied hatten die beiden immer noch: Er sah nicht aus wie ein Kessel, während sie einem Besen immer ähnlicher sah.

Vor zwei Jahren hatte er das Fach 'Zaubertränke' wieder übernommen, da der Kollege Slughorn in Rente gegangen war und sich nur ein Lehrer für 'Verteidigung gegen die dunklen Künste' hatte finden lassen, nicht aber für 'Zaubertränke'. Das hatte ihm aber erstaunlich wenig ausgemacht, immerhin hatte er jahrelang dafür gekämpft das Fach endlich unterrichten zu dürfen und nun war es ihm fast egal, dass er wieder sein altes Fach bekam. Aber auch das machte kaum noch Spaß und er war zwar immer noch einer der gefürchtetsten Lehrer in Hogwarts, aber es war nicht mehr das gleiche. Er fühlte sich in Hogwarts einfach nicht mehr wohl.

Er war heute eigentlich nicht in den 'Tropfenden Kessel' gekommen, um nach Gesellschaft zu suchen, er wollte einfach raus und so saß er jetzt auch an der Bar. Sein Bier in der Hand und der Blick vollkommen starr geradeaus gerichtet.

Er hatte gedacht, es gebe keine abweisendere Haltung als diese, doch anscheinend war sie noch nicht abschreckend genug, denn nach kurzer Zeit tippte ihm jemand auf die Schulter. "Darf ich mich zu Ihnen setzten?"

Als Severus sich umdrehte guckte er einer Frau in´s Gesicht, die locker sein weibliches Spiegelbild hätte sein können. Schwarze Klamotten, schwarze Haare und blasses Gesicht. Doch trotzdem nicht unattraktiv.

So überrascht über diese Frau brachte er erst gar kein vernünftiges Wort zustande. "Ähm… Ja, doch… gerne…"

Sie lächelte ihn an, setzte sich neben ihn und rutschte dabei überraschend nahe an ihn heran, so nahe es ihr Hocker eben zuließ. "So ganz allein hier?"

Was wollte diese Frau von ihm? Wollte sie mit ihm flirten? Das war das erste Mal, dass jemand mit ihm flirtete, wenn man Bellatrix mal weg ließ.

"Jaahh… Ich dachte, ich treffe hier jemanden." Der Blick dieser Frau war irgendwie seltsam, auf jeden Fall schien sie in die ganze Zeit anzugucken und das auf eine Art, die Severus nicht gerade behagte.

"Ja und du hast ja mich gefunden…" Der Drink der Frau kam und sie trank verführerisch einen Schluck davon. Severus wurde heiß und kalt zugleich. Was machte diese Frau denn mit ihm? Sie hatte sich doch gerade erst hierher gesetzt und schon spielte er verrückt.

Er brauchte unbedingt etwas zu festhalten. Sein Bierglas, die Lösung! Hastig griff er danach, aber auch vorsichtig, damit er diese Frau nicht berührte. Dann lächelte er scheu und trank ebenfalls einen Schluck.

Sie hatte es nur ganz leise gesagt und doch hatte er es gehört. "Du willst doch auch nicht länger alleine sein, oder?" Als er das hörte, verschluckte er sich an seinem Bier und begann heftig zu husten.

Sie lächelte milde und beugte sich rüber zu ihm rüber um ihm den Rücken zu klopfen, wozu sie ihren ganzen Arm um ihn legte. Dann tätschelte sie ihm den Rücken.

Doch die ganze Aktion führt dazu, dass er fast erschrocken zurückfuhr und dabei sein Bier auf seinen Umhang schüttete.

Fluchend sprang er auf. Das konnte doch nicht wahr sein. Was machte diese Frau denn? Während er irgendwie verwirrt neben seinem Barhocker stand und versuchte, sich zu reinigen, saß sie daneben die Beine übergeschlagen auf dem Hocker und schaute ihm lächelnd zu. Das tat sie doch nicht lange, denn kurz danach stand sie auf und ging auf ihn zu.

"Das macht doch nichts." Dann kam sie ihn ganz nahe und legte ihre schmalen Hände auf seine Brust.

Severus hatte das Gefühl, als wäre er rot bis zum Haaransatz, und langsam wurde es im unangenehm, was diese Frau hier machte. Er kannte nicht mal ihren Namen. Und sie nicht seinen.

Doch das schien die Frau nicht zu stören. "Wie wär's, wenn du mit zu mir kommst und ich da deiner schmutzigen Klamotten entledigst? Das ist doch sicher ein unangenehmes Gefühl." Es war kaum mehr als ein sanftes Flüstern, was sie von sich gab.

Severus war erstaunt festzustellen, dass er kurz davor war, wirklich zu dieser Frau nach Hause zu gehen. Aber nein, er musste sich beherrschen!

Entschlossen trat er einen Schritt zurück. "Tut mir leid, aber das geht wirklich nicht, ich muss heute Nacht wieder zurück in Hogwarts sein, wo ich jetzt auch wieder hin muss."

Das war geschafft. Doch was war das? Nein, sie konnte doch jetzt nicht so ein Gesicht ziehen, am Ende wurde er noch schwach…

Sie schaute ihn mit großen Augen an. "Das ist schade, sehr schade…"

Bevor sie noch irgendwas sagen konnte, unterbrach Severus sie wieder. "Ja, ich weiß."

Doch dann lächelte sie wieder und kam auf ihn zu. "Aber wir sehen uns bestimmt wieder." Dann trat sie dicht vor ihn und küsste ihn sanft auf die Wange. "Ich schicke dir eine Nachricht…" Damit drehte sie sich um und ging in Richtung Ausgang und ließ Severus verdattert zurück. Vorsichtig hob er die Hand zu der Stelle, an der sie ihn berührt hatte. Sie würde ihm eine Nachricht schicken… Aha…

Er strich sich mit einer Hand über das Gesicht und drehte sich dann in die Richtung des anderen Ausgangs um. Vermutlich wurde es Zeit, dass er nach Hogwarts zurück kehrte, bevor die ganze Schule durch die Gänge streifen würde und Binns nicht das geringste bemerken würde.
 

Im 'Tropfenden Kessel'

Vorsichtig betrat Cho den 'Tropfenden Kessel'. Sie durfte jetzt nicht gesehen werden. Schon gar nicht von Harry. Sie wusste, dass sie heute mit ihm verabredet war und sie hatte auch nur aus einem bestimmten Grund zugesagt. Denn heute würde sie ihm zeigen, dass es genug war. Dazu hatte sie eine grausame Methode gewählt, aber anders verstand er es anscheinend nicht.

Sie zog sich die Kapuze tiefer in Gesicht. Dann las sie sich noch mal die Nachricht durch, die sie in der Hand hielt. Das würde grausam werden. Aber sie konnte es nicht ändern.

Dann betrat sie den Schankraum. Sie sah Harry sofort. Er saß an einem der Tische und schaute sich schon aufgeregt um. Nein, Cho, sieh nicht hin, das macht es nur schlimmer!

Also ging sie stur auf die Bar zu. Tom, der Wirt, sah sie skeptisch an. Es war nichts ungewöhnliches, dass Personen in den 'Tropfenden Kessel' kamen, die unerkannt bleiben wollten. Doch meistens noch nicht um diese Uhrzeit. Die Person ging geradewegs auf in zu.

Als an der Theke ankam, griff sie in die Tasche und holte zwei Goldmünzen hervor. "Lest dies hier vor, wenn ich Euch ein Zeichen gebe." Dazu schob sie einen Zettel über die Theke. Tom nickte.

Dann drehte die Person sich wieder um und ging zum Ausgang der Kneipe. Kurz davor blieb sie stehen und drehte sich um. Dann starrte sie kurz zu den Tischen hinüber und nickte dann dem Wirt zu.

Tom entfaltet den Zettel. Er räusperte sich und begann vorzulesen:
 

"An Harry Potter!"

Es wurde still im Raum und Harry richtete sich hoffentlich nicht allzu sichtbar auf.

"Harry, lass mich in Ruhe, ich liebe dich nicht und ich werde dich auch nicht lieben. Mit deinen Aktion gehst du mir nur auf die Nerven. Also lass mich in Ruhe!"
 

Nach dieser Ankündigung war es noch kurz still, dann aber ging der normale Betrieb weiter und Tom warf den Zettel einfach weg, sein Job war erledigt.

Cho hatte Harry genau beobachtet, während ihre Nachricht verlesen worden war. Erst hatte er gespannt zugehört, doch jetzt regte er sich kein bisschen mehr. Cho wollte sich das nicht länger mit antun, drehte sich um und verließ hastig die Kneipe.

Trennung aus Solidarität?

Dieses Mal das erste Mal mit Widmung, deshalb hat das auch so lange gedauert ;-)

Dieses Kapitel widme ich Marli, da ich mich immer sehr auf deine Kommentar freue. Ich hoffe, dass dir dieses Kapitel auch so gefällt. :-)
 

Im 'Tropfenden Kessel'

Gehetzt kam Remus in den 'Tropfenden Kessel'. Er hatte gerade die Nachricht von Sirius bekommen, in der stand, dass er sofort herkommen solle. Er hatte keinen Grund genannt, aber aus der gehetzten Handschrift konnte man schließen, dass es wichtig war.

Das hoffte Remus zumindest, denn er trug die erstbesten Sachen, die er gefunden hatte, aber nicht unbedingt zueinander passten, und war noch unrasiert. Also sollte Sirius einen verdammt guten Grund haben, ihn so und ohne Frühstück herbestellt zu haben.

Er sah sich im Schankraum um und musste feststellen, dass Sirius noch nicht da war. War ja klar gewesen. Also suchte sich Remus erst einmal allein einen Tisch und bestellte bei der leicht irritierten und noch nicht ganz wachen Kellnerin einen Kaffee, obwohl er wusste, dass das vermutlich keine so gute Idee war. Kurze Zeit später kam der Kaffee, ein furchtbar starkes Gesöff, doch Remus trank es trotzdem in wenigen Zügen aus.

Und während er auf den nächsten Kaffee wartete, schaute er sich um. Es war noch nicht viel los, bis jetzt saßen nur ein paar Leute an den Tischen und ein paar Stammkunden an der Bar, es war ja auch erst neun Uhr am Morgen.

Er trank noch zwei weitere Tassen des sogenannten Kaffees, bis Sirius endlich kam.

Vorwurfsvoll sah Remus ihn an. "Mich hier sofort herbestellen, aber dann selbst zu spät kommen."

Schnell bestellte Sirius sich ebenfalls einen Kaffee und setzte sich dann. "Ja… 'schuldigung… Lizzy wollte mich nicht gehen lassen."

Da fiel Remus auf, dass auch Sirius noch genauso ungekämmt und unordentlich aussah wie er. Dann zog er die Augenbraue hoch. "Lizzy?"

Auch sein Gegenüber stürzte die erste Tasse Kaffee gleich so runter und bestellte sich gleich die nächste. "Ja, Lizzy… hab sie gestern kennen gelernt…"

Sirius kam gar nicht dazu weiterzuerzählen, da Remusihm schon gleich die entscheidende Frage stellte. "Was Ernstes?"

Sirius schüttelte den Kopf. "Nee, ich denke nicht, ich werde ihr noch einen Blumenstrauß schicken, ihr sagen, wie schön es mit ihr war und dann ist auch gut." Also Sirius' Standradabfertigung. Remus glaubte sich zu erinnern, dass er es bei den letzten zehn Frauen so gemacht hatte. Bald hätte er dann alle durch, die auf ihn reinfallen würden.

Als er wieder zu Sirius sah, sah der ihn erst böse an und dann zeigte er sich auf einem schuldbewusst.

Remus erschrak. "Was ist…?"

Doch Sirius ließ ihn nicht aussprechen. "Es tut mir leid, Moony, ich hätte mich, nachdem sich Tonks von dir getrennt hat, mehr um dich kümmern sollen. Du hättest meine Unterstützung gebraucht und ich war nicht für dich da." Sirius machte nun ein wirklich betroffenes Gesicht.

Was war denn jetzt los? Seit wann zeigte Sirius so viel Mitgefühl und Sorge um ihn? Irgendwas stimmte hier nicht…

Dann schaute Sirius ihn ernst, sehr ernst an. "Aber dass alles ist, doch kein Grund etwas mit Bellatrix anzufangen!"

Man konnte an Sirius nicht erkennen, ob er gleich weinen würde, an seinem Schuldgefühl zusammenbrechen würde oder ob er gleich losschreien würde.

Remus sah dagegen nur fassungslos aus. "Also… wir… ich… sie… das war nicht das, was du gedacht hast…"

Sirius starrte ihn an. "Ach nein? Das sah aber ganz anders aus! Ihr besucht sogar schon gemeinsam eine 'Gruppe'!"

Remus stöhnte. "Also, das war wirklich Zufall, dass wir in der gleichen Gruppe gelandet sind…"

"Und das danach? Ich hab euch an der Bar gesehen!"

Verdammt, da sagte er ihm einmal nicht, wohin er ging und Sirius sah ihn trotzdem, wahrscheinlich würde er ihm nur entkommen, wenn er in eine andere Stadt ging. "Wir haben uns nur unterhalten, über die Gruppe, in der wir zufällig gemeinsam sind, und so. Es ist nichts passiert und außerdem ist sie gar nicht so übel. Wusstest du, dass ihr Mann gestorben ist?"

Sirius stürzte wieder eine Tasse Kaffee runter. "Klar, wusst' ich das, immerhin ist sie meine Cousine. Nur weil ich sie nicht mag, heißt das nicht, dass ich nichts von ihr mitkriege. Aer jetzt lenk' nicht vom Thema ab!"

Dann entstand ein Schweigen. Anscheinend wusste Sirius nicht, ob er ihn nur glauben sollte oder nicht.

Im Endeffekt schien er Remus aber zu glauben. "OK, ich werde dir mal glauben, aber auch nur, weil du mein bester Freund bist. Außerdem hoffe ich, dass das was einmaliges war."

Remus hatte das Gefühl ziemlich rot zu sein und fühlte sich ziemlich ertappt. "Das kann ich dir nicht versprechen…"

Doch bevor Sirius noch irgendwas machen konnte, stand Remus auf. "War's das jetzt? Denn ich würde mich jetzt gerne rasieren und frühstücken."

Sirius überlegte kurz. "Ja, ich glaube, das war's. Na dann, wünsch ich dir mal noch einen schönen Tag, hoffentlich ohne Bellatrix…"

Remus zog eine Grimasse. "Das mit dem schönen Tag, kannst du dir sparen, ich treffe' mich heute noch mit meinem Vater, mal gucken, was das wieder für eine Katastrophe wird."

Sirius lachte und dann verließen beide den 'Tropfenden Kessel'.
 

Im 'Tropfenden Kessel'

Ron saß ungeduldig auf seinem Stuhl im 'Tropfenden Kessel'. Er schaute auf seine Uhr. Viertel nach Zwölf. Langsam sollte sie mal kommen. Sein ganzer Zeitplan war darauf ausgelegt, dass sie pünktlich kam. Sie kam doch sonst immer pünktlich.

Da sie aber immer noch nicht in Sicht war, kontrollierte er noch mal seinen Aussehen.

Er hatte eins seiner besten Hemden angezogen, denn er wollte auf gar keinen Fall so aussehen, als ob es ihm nicht ernst wäre. Er wollte ihr zeigen, dass er einen guten Willen hatte und sich nicht mit ihr streiten wollte, da er ja ein vernünftiger Mensch war. Außerdem zeigte dieses Hemd, dass er sich alles gut überlegt hatte und er es nicht einfach aus dem Bauch heraus tun würde. Er hatte es sich gut überlegt und war überzeugt, dass das beste für sie beide sei.

Leicht nervös knetete er seine Hände. So leicht war es eben doch nicht. Dabei hatte er sich genauestens auf diesen Moment vorbeireitet.

Auch sein Getränk hatte sorgfältig gewählt. Alles von Bier bis Feuerwhiskey hätte versoffen ausgesehen und er wollte auf gar keinen Fall einen schlechten Eindruck machen.

Alles hatte er nach ein und dem selben Muster eingerichtet, das er in einer Zeitschrift gesehen hatte. Die Überschrift lautete "Wie trenne ich mich richtig". Eigentlich hatte er vor ein paar Tagen noch gar nicht geglaubt, dass eine Trennung so nötig war.

Aber dann war Harry das mit Cho passiert und er hatte sich auf einmal so fies gefühlt, dass er noch eine Beziehung hatte und Harry nicht. Das hörte sich vielleicht ein bisschen dämlich an, aber er fand, dass er, Harrys bester Freund, ihm beistehen musste, auch wenn das bedeutete, dass er sich von Lavender trennen musste.

In letzter Zeit war er sowieso nicht mehr so glücklich mit Lavender gewesen, auch wenn ihm das nicht so ganz bewusst gewesen war.

Doch dann hatte er in dieser Zeitschrift von seiner Mutter geblättert, als er das letzte Mal da gewesen war. Und als er dann den Artikel mit dem Titel 'Wie trenne ich mich richtig?' gesehen, hatte er auf einmal alles klarer gesehen, denn in diesem Artikel war genau aufgelistet worden, woran man erkannte, dass es mit einer Beziehung bergab ging. Und zu seinem Erschrecken traf alles, was da stand, auf seine Beziehung zu. Am Ende des Artikel war ihm dann klar geworden, dass er sich von Lavender trennen musste, er hatte dann auch gleich den Artikeln aus der Zeitschrift mitgenommen.

Und nun saß er hier und wartete auf Lavender, um ihr schonend beizubringen, dass er Schluss machte.

Eigentlich war Lavender immer pünktlich und so verwunderte es ihn schon ein bisschen, dass sie zu spät kam. Denn dadurch wurde er noch nervöser und so wiederholte er seinen Plan immer wieder im Kopf.

Und dann, 10 Minuten später als verabredet, kam dann auch Lavender in den 'Tropfenden Kessel', wie immer, da es regnete, total durchnässt.

Als Ron sie sah, ließ er schnell den Artikel, den er noch mal gelesen hatte, in die Tasche gleiten und setzte ein freundliches Lächeln auf.

Nachdem Lavender sich dann endlich durch die Tischreihen gekämpft hatte, kam sie fröhlich auf ihn zu, drückte ihm einen dicken Kuss auf die Wange und schlang ihre Arme um ihn. "Hallo, mein Schatz!"

Ron ließ all dies über sich ergehen, höchstwahrscheinlich war es ja zum letzten Mal. Als sie dann fertig war, deutet er auf einen Stuhl und sie setzte sich fröhlich lächelnd. "Was wolltest du mir denn so Wichtiges sagen, Schatz?" Neugierig betrachtete sie erst seine doch schon sehr formell aussehenden Klamotten und schaute ihm dann erwartungsvoll an.

Ron war sichtlich nervös. "Ja, weißt du... wir sind jetzt ja schon ziemlich lange zusammen und ich..." Weiter kam Ron erst mal nicht, da er mehr als nervös war und einfach kein Wort mehr über die Lippen bekam. Um wieder weiter reden zu können, griff er erst mal nach seinem Wasserglas. Dann atmete er noch einmal tief durch und griff, als ob dieser ihm zu mehr Mut verhelfen könnte, noch mal in die Tasche, um den Artikel noch mal anzufassen.

Die ihm gegenüber sitzende Lavender schaute ihn noch immer erwatungsvoll, schien aber seine Handlung gerade völlig miss zu verstehen.

Sie stand ruckartig auf, wobei ihr Stuhl umfiel und in all seine Bestandteile zerbrach, schlug die Hände vor ihr Gesicht und schaute Ron überrascht an. "Aber Ron..."

Na super, so hatte er ihr das nicht sagen wollen, aber da sie es jetzt ja eh schon wusste, konnte er ihr das ja sagen. "Es tut mir ja auch leid, Lavender, aber..."

Doch er konnte schon wieder nicht zu Ende reden, da Lavender ihn diesmal unterbrach. "Aber Ron, das muss dir nicht Leid tun... Klar, ich sehe nicht so aus, wie ich dabei aussehen wollte, aber bei dem wichtigsten Tag in unserem Leben ist das ja wohl egal."

Ron schaute ein bisschen verdattert aus der Wäsche. "Wieso ist das unser wichtigster Tag?"

Nachdem die Überraschung nun aus Lavenders Gesicht verschwunden war, breitete sich dort nun Entzücken aus. "Oh, Ron, du bist so süß, wenn du so tust, als ob du verwirrt bist! Aber natürlich ist das unser wichtigster Tag... obwohl danach kommt noch die Hochzeit selbst...aber egal, selbstverständlich ist das hier ein wichtiger Tag, es ist unsere Verlobung!"

Ron starrte sie entgeistert an. "Unsere Verlobung?"

"Ja!" Lavender ging um den Tisch zu ihm rüber und umarmte ihm wieder ganz fest. Dann richtete sich sie sich an alle Gäste im 'Tropfenden Kessel'. "Leute, hört mal her! Mein Freund hat mir gerade einen Antrag gemacht..."

Das konnte doch nicht wahr sein, wie konnte sein Versuch sich von ihr zu trennen nur so nach hinten los gegangen sein? Vielleicht konnte er ja noch das Schlimmste verhindern. Er war schon aufgestanden, doch er konnte nicht mehr verhindern, dass Lavender weiterredete. "...und ich werde ihn annehmen! Ja, Ron, ich will dich heiraten!"

Zur Bekräftigung kam sie näher an ihn heran und küsste ihn innig. Ron kam sich bei der ganzen Sache ziemlich überrumpelt vor und es war ihm auch höchst unangenehm, dass jetzt alle im 'Tropfenden Kessel' applaudierten.

Das konnte doch echt nicht wahr sein, in was war er denn diesmal geraten? Bei ihm ging auch alles schief, nicht mal richtig trennen konnte er sich. Stattdessen hatte er jetzt eine Verlobte. Das konnte einfach nicht wahr sein.

Doch bevor er die Welt und sein Leben weiter verfluchen konnte, wurde er von Lavender aus seinen Gedanken gerissen. "Komm, Ron, das müssen wir sofort meinen und deinen Eltern erzählen. Lass uns zuerst zu meinen, die wohnen doch eh gleich hier in der Winkelgasse!"

Ron nickte schicksalsergeben und hoffte, dass Lavender das so deutete, als ob er sprachlos vor Glück wäre. Er wollte schon gerade sein Brieftasche ziehen, als Tom, der Wirt ihm einen Wink gab, das ging aufs Haus.

Dann hatte die Sache wenigstens ein gutes, er bekam ein Freigetränk im 'Tropfenden Kessel'.

Mehr Vorteile gab es aber auch nicht...

Außerdem war da ja auch noch Harry, wenn sie jetzt Lavenders Eltern besuchen würden, wären sie nicht heute Abend fertig und er würde auch keinen Moment Zeit haben, Harry eine Eule zu schicken. Dann musste Harry eben warten und nach Hause gehen, er würde das schon verstehen. Mit den Frauen war es eben immer das gleiche, sie machten nur Ärger. Ja, er würde das verstehen und wenn nicht... wenn nicht, dann hätte er ein Problem. Ein Problem mehr, denn jetzt musste er noch die Sache mit Lavender und der Verlobung aufklären und am besten noch bevor sie bei ihren Eltern gewesen waren...

Er hatte also noch genau 500 Meter, um Lavender das zu erklären, das würden bestimmt die kürzesten 500 Meter seines Lebens werden.
 

Im 'Tropfenden Kessel'

Langsam betrat Remus den 'Tropfenden Kessel' und schaute sich um und tatsächlich sah er die Person, mit der er sich treffen wollte. Sein Vater. Leider...

Klar, sein Vater war ein Schwerenöter, aber ansonsten war er wirklich in Ordnung, er würde sich keinen anderen Vater wünschen.

Doch diesmal hatte er es wirklich ein bisschen übertrieben. Aber es nützte ja nichts, er musste mit ihm reden.

Doch davor brauchte er erst mal noch einen Kaffee. Also ging er zur Bar, bestellte sich trotz des fragenden Blickes von Tom einen Kaffee. Vermutlich sollte das für heute aber sein letzter, denn er hatte schon heute morgen welchen getrunken und bezweifelte, dass das Zeug so gesund war. Nachdem er seinen Kaffee bekommen hatte, ging er zu dem Tisch, an den sein Vater sich gesetzt hatte.

"Hallo, Dad." Ohne große Ausschweifungen setzte er sich seinem Vater gegenüber.

Der schien aber bessere Laune zu haben als Remus. "Remus, schön dich zu sehen, wie geht's dir?"

Remus sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an. "Fang' gar nicht erst damit an. Du weißt, doch bin nur hier, um dir endlich klar zu machen, dass ich auf gar keinen Fall Hermine heiraten werde."

Sein Vater zog einen Schmollmund. "Aber warum denn nicht? Sie ist doch so eine nettes Mädchen!"

Remus nahm einen Schluck von seinem bitter schmeckenden Kaffee. "Verstehst du es denn nicht? Ich habe nicht die geringsten Gefühle für sie und dann kann ich sie wohl schlecht heiraten, oder? Außerdem wäre es vollkommen hirnrissig, wenn ich jemanden heiraten würde, der mir durch ein Würfelspiel zugeteilt wurde, oder? Sie ist zwar ein nettes Mädchen, aber, Dad, das wird nichts!"

Doch so schnell wollte John Lupin anscheinend nicht aufgeben. "Wenn du sie schon nett findest, kann da doch sicher was draus werden..."

"Nein, Dad! Das wird nichts!" Nein, nicht aufregen, er durfte sich jetzt nicht aufregen. Aber dass sein Vater nie wusste, wann er aufhören sollte. Aber vielleicht sollte er dann jetzt mal die Richtung des Gespräches ändern. "Und da wir das ja jetzt geklärt haben, wie wäre es damit, wenn ihr den Spuk beendet und wir nie wieder darüber reden?"

Sein Vater verzog das Gesicht zu einer Grimasse. "Wenn das so einfach wäre… wie du sicher weißt haben wir ja ein 'Magisches Versprechen' abgegeben und das kann man nicht brechen, wir müssen es erfüllen."

"Was passiert denn, wenn man es bricht?"

Sein Gegenüber zuckte mit den Schultern.

"Wie? Man weiß nicht, was dann passiert?" Das konnte doch nicht wahr sein, warum machte man denn so ein großes Theater um einen Zauberschwur, bei dem man nicht mal die Wirkung kannte?

"Genau, denn das wollte noch niemand ausprobieren. Man weiß ja nie, was passiert, wenn man einen Zauber ausprobiert, von dem man nicht weiß, wo er herkommt..."

Langsam wurde es ihm aber ein bisschen zu verrückt, es konnte doch nicht wahr sein, dass sein Vater mit ein paar Anderen einfach einen Zauber aus ohne zu wissen wo dieser herkam.

Und er ahnte schon schlimmes. "Lass mich raten: Dieser Zauberspruch kam vom alten Snape, oder?"

John schaute ihn vorwurfsvoll an. "Remus, ich finde das echt nicht in Ordnung. Ich weiß, du bist früher oft mit seinem Sohn aneinander geraten, aber das heißt doch nicht, dass sein Vater genau den gleichen Charakter hat. Ich finde, du gibst ihm keine Chance. Und nein, er war es nicht, der den Zauberspruch gesprochen hat."

"Das hat damit doch gar nichts zu tun, Dad, aber du weißt doch, dass weder Mom noch ich es so toll finden, dass du dich so oft mit ihm triffst, warum kannst du es dann nicht einfach lassen? Dann würden auch nicht so ärgerliche Sachen passieren."

Sein Vater schüttelte den Kopf. "Du und deine Mutter... Ihr habt euch sowieso gegen mich verschworen, aber das wird nichts daran ändern, dass ich mich mit Tobias treffe! Er ist sympathisch und mit ihm kann man nun mal am besten einen trinken... Mit dir geht das ja eher nicht, du machst ja nach zwei Feuerwhiskey schlapp." Das letzte sagte er eher zu sich selbst als zu Remus. Er wusste, wie sein Sohn auf dieses Thema reagierte.

Doch obwohl er es so leise gesagt hatte, schien Remus dies gehört zu haben, denn er schaute ihn nur mit hochgezogener Augenbraue an.

Dann wollte Remus schon zu einer hitzigen Erwiderung ansetzen, als er sich eines besseren berief, wahrscheinlich musste er seinen Stolz jetzt erst mal vergessen. Jetzt mussten sie erst mal das Problem mit diesem magischen Schwur beheben. "Nun denn... also, bevor wir uns jetzt hier streiten, wie wäre es, wenn ihr euch erst mal trefft und beratschlagt, wie ihr dieses Problem beseitigen könnt, denn ich glaube, wir, Severus, Padma, Hermine und ich, haben deutlich gemacht, dass wir nicht heiraten wollen."

"Ja, das habt ihr eindrucksvoll gezeigt." Er grinste. "Besonders diese Padma… Sehr temperamentvoll… Vielleicht habe ich ja mit dieser Hermine doch nicht das große Los gezogen, sie ist zwar auch nicht schlecht, aber vielleicht hätte es besser werden können."

Remus stöhnte genervt auf. "Dad..!"

"'schuldigung, Remus, aber die Idee war doch eigentlich gar nicht sooo schlecht."

"Doch, Dad, um ehrlich zu sein, doch, war sie…" Nachdem er dann auf die Uhr geguckt hatte, stand Remus auf. "Ich würde ja gerne mit dir weiterdiskutieren, aber ich muss jetzt zur Arbeit und deshalb schlage ich vor, dass du dich erst mal mit den anderen triffst und das klärst, dann können wir uns ja noch mal unterhalten. Wäre das okay?"

John verschränkte die arme hinterm Kopf. "Ich habe dir doch schon gesagt, dass man diesen Schwur nicht aufheben kann!"

Sein Sohn verdrehte die Augen. "Ist es okay, wenn wir uns später noch mal treffen?" Diesmal fragte er schon mit mehr Nachdruck.

"Okay... man merkt, dass du mal Lehrer warst..."

"Dad..." Über gewisse Dinge konnte er mit seinem Vater einfach ständig diskutieren. Sein Vater hatte nie richtig verstanden, warum er Lehrer geworden war, genauso wie bei einigen anderen Dingen auch. In manchen Dingen waren sie sich einfach nie einig.

"Ist ja gut, ich hör' ja auf. Geh' du mal zur Arbeit, ich werd' mich mal mit den anderen treffen und fragen, ob einer von ihnen mehr über den Zauberspruch weiß, auch wenn das vermutlich nichts bringt..." John hoffte ja, dass sein Sohn diese Antwort endlich mal akzeptieren würde, denn er war sich ziemlich sicher, dass dieser Schwur nicht zu brechen war. Zumindestens war er sich ziemlich sicher. Er wusste nicht mehr genau, wer den Spruch ausgesprochen hatte, aber sobald das Thema angesprochen werden würde, würde derjenige sich schon erinnern. Das hoffte er zumindestens, denn sonst hätten sie ein Problem.

"Du kriegst das schon hin, mir zu liebe..." Remus grinste hinterhältig, auf diese Tour konnte er seinem Vater immer wieder kommen, so eigenwillig er auch manchmal war, seinem Sohn konnte er eigentlich nichts abschlagen.

Er sah sich schon wieder über seinen Vater triumphieren, als er wieder einen Blick auf die Uhr warf und feststellen musste, dass es nun schon reichlich spät war und er nun wirklich los musste. "Na dann, ich muss wirklich los, schick mir eine Eule, wenn mit deinen Kumpanen geredet hast." Er verabschiedete sich kurz von seinem Vater und verließ dann den 'Tropfenden Kessel'.

Der noch am Tisch sitzende John seufzte, zahlte dann die Getränke und verließ dann ebenfalls den 'Tropfenden Kessel'.

Währenddessen betrat Harry den 'Tropfenden Kessel' und wartete auf Ron.
 


 

Wird Remus Sirius den Gefallen tun können, sich nicht mehr mit Bella zu treffen? Wird Ron aus der Sache mit Lavender wieder rauskommen? Was wird Harry dazu sagen, dass er nicht mehr im 'Tropfenden Kessel' ist, um ihn zu treffen? Und was wird bei dem Gepräch zwischen den Vätern rauskommen?

Vorsicht Missverständnis

Im 'Tropfenden Kessel'

Klirrend stellte die Kellnerin die Gläser auf dem Tisch von Harry und Hermine ab. Hermine wartete kurz bis sie weg war und griff dann nach ihrem Glas, um gleich etwas zu trinken. Doch vorher schaute sie Harry noch einmal an. "Das war bestimmt keine Absicht, Harry. Manchmal passiert so etwas einfach. Sei nicht sauer." Innerlich seufzte Hermine. Sie versuchte jetzt schon seit sie hier waren, Harry zu überzeugen, dass das von Ron keine böse Absicht gewesen war, ihn gestern so lange warten zu lassen. Die Beiden hatten sich nämlich eigentlich im 'Tropfenden Kessel' verabredet, doch Ron war nicht gekommen, nicht mal mit 2 Stunden Verspätung. Und er hatte Harry auch keine Nachricht zu kommen lassen. Deshalb war Harry jetzt total geknickt und Hermine musste ihn ein bisschen aufmuntern.

"Ja, sicher, ich weiß, dass das keine Absicht war, doch ich fühl' mich schon ein bisschen sitzen gelassen..."

Hermine, die gerade etwas trinken wollte, hielt inne und stellte das Glas wieder auf den Tisch. "Harry, ihr seid jetzt schon so lange Freunde, seit der Schule! Da wird eure Freundschaft doch nicht an so was kaputt gehen, oder?"

Sie schaute Harry an, doch der schien intensiv nachzudenken.

"Komm' schon Harry, das war sicher keine Absicht. Er hat dich bestimmt nicht absichtlich sitzen gelassen!"

Harry schaute auf. "Er? Du meinst wohl Sie."

"Nein, Er."

"Sie."

"Warum denn sie?"

"Cho..."

Das konnte doch nicht wahr sein! Er war immer noch hinter Cho her! Und sie hatte gedacht, es ging hier um Ron, es ging Cho! Mal wieder...

Wann kapierte er endlich, dass Cho ihn langsam nicht mehr ausstehen konnte. Als sie noch in Hogwarts waren hatte Cho ihn noch gemocht im freundschaftlichen Sinn, doch spätestens im siebten Jahr war ihr klar geworden, dass Harrys Zuneigung auf keinen Fall mehr normal war, es hatte schon was von Fanatismus. Und seit sie im Ministerium arbeiteten, er in der Ausbildung zum Auror und sie als Fachkraft für internationale Schulkooperation, war es in Chos Augen schon richtig krank geworden.

Doch Harry ließ sich ja nicht davon abbringen, von niemandem! Ron hatte es versucht, Neville hatte es teilweise schon versucht und auch sie hatte es versucht, doch Harry war einfach zu... zu... liebestoll! Niemand konnte ihr sagen, dass das, was Harry war, noch unter Verliebtheit einzuordnen war, das war ja schon krankhaft...!

Mit einem Anflug von Besorgnis betrachtete Harry Hermine. Irgendwie schien sie nicht ganz da zu sein, am meisten beunruhigte ihn aber die Ader, die so verdächtig an ihrer Stirn pochte. "Hermine? Ist alles in Ordnung?"

Hermine, die bis gerade noch auf ihre Hand geguckt hatte, guckte jetzt hoch und schaute Harry mit einem sehr, sehr bösen Blick an. "Nein, es ist gar nichts in Ordnung! Wann raffst du endlich, dass Cho nichts von dir will? Akzeptier' das doch einfach und mach' es mit deinen fürchterlichen Aktionen nicht noch schlimmer! Entschuldige dich bei ihr und dann könnt ihr vielleicht in 20 Jahren noch mal miteinander reden und dann werdet ihr vielleicht noch Freunde! Aber hör' endlich mit diesen dämlichen Sachen auf. Du machst alle noch wahnsinnig damit und vor allem bringst du Cho damit in wirklich dumme Situationen! Also hör doch endlich auf mit dem Mist! Das bringt doch nichts!"

Wütend stand Hermine auf und warf sich ihren Umhang um. Dann ging sie ohne ein weiteres Wort Richtung Ausgang. Doch nach ein paar Metern blieb sie stehen und drehte sich noch mal um. "Harry, mein Rat ist: Geh' zur Therapie!" Diese Wort stieß sie beinahe angewidert aus und trotz der Entfernung konnte Harry gut erkennen, dass sie irgendwie auf ihn herhab sah. Er war immer noch sprachlos.

Hermine drehte sich wieder um und verließ dann eilig den 'Tropfenden Kessel'.

Harry schaute ihr noch eine Weile sprachlos hinterher. Erst nach gut zehn Minuten bekam er wieder ein Wort über die Lippen. "Hermine..."

Harry seufzte. Nachdenklich ließ er den Kopf in die Hände sinken. War er so furchtbar? Hatte er wirklich übertrieben? Er hatte immer gedacht, je ausgefallener die Aktionen werden würden, desto größer wäre der Liebesbeweis. Hatte er damit falsch gelegen? Laut Hermines Darstellung würde er sich wie ein Monster benehmen. Benahm er sich wirklich wie ein Monster? Oder übertrieben die anderen nur, um ihn von seiner Liebe zu Cho abzubringen? Nein! So war es nicht! Er durfte nicht wieder in die alte Denkweise zurückfallen, auch wenn es ihm schwer fiel. Selbst seine besten Freunde sagten ihm schon, dass er damit aufhören sollte. Dann war es wohl besser so. Aber sollte er wirklich in eine Therapie gehen? Die waren meistens ziemlich teuer und er war noch in der Ausbildung. Das würde er sich auf die Dauer nicht leisten können... und außerdem wollte er überhaupt, dass es aufhörte? Was, wenn Cho Ihre Liebe für ihn entdecke, doch er gerade bei dieser Therapie saß und seine Liebe zu ihr verdrängte? Das wäre, als... Nein, er verfiel schon wieder in alte Gewohnheiten!

Er musste sich ablenken! Doch womit? Vielleicht sollte er mal wieder seine kleine Wohnung aufräumen, die hätte das mal nötig. Und außerdem sollte er mal wieder was für seine Ausbildung machen, lernen und so. Könnte auch nicht schaden... Das freute Cho bestimmt auch...! Nein, so nicht!!

Als wollte er sich selbst dafür bestrafen, dass er schon wieder an Cho gedacht hatte, verpasste er sich selbst eine saftige Ohrfeige. Die Leute an den Tischen neben ihm guckten ihn seltsam an, doch auf einmal war Harry etwas eingefallen!

Wenn er sich keine Therapie leisten konnte, dann machte er selbst eine! Er würde sich, jedes Mal, wenn er an Cho dachte, eine Ohrfeige verpassen! Egal, wo er war! Egal, wer gerade daneben stand!

So, würde das machen, irgendwann würde er schon aufhören an Cho zu denken.

So hochmotiviert mit seiner Selbst-Therapie verließ Harry den 'Tropfenden Kessel' und ging zu seiner Wohnung um dort erst mal richtig aufzuräumen und dann etwas für seine Ausbildung zu tun.

Und so hochmotiviert wie er war, konnte es ihn vermutlich auch nicht betrüben, dass er sich allein auf dem Weg zu seiner Wohnung 11-mal selbst ohrfeigen musste.
 

Im 'Tropfenden Kessel'

Wegen Harry würde Hermine noch mal wahnsinnig werden! Eben war sie so wütend auf ihn gewesen, dass sie einfach so hinausgestürmt war, dabei hatte sie dann leider ihre Tasche vergessen...

Mit der Hoffung, das ihre Tasche noch da sein würde, ging Hermine zu dem Tisch, an dem Harry und sie gesessen hatte. Und tatsächlich stand ihre Tasche noch genau da, wo sie sie hingestellt hatte.

Beruhigt hängte Hermine sich die Tasche über die Schulter und wollte die Kneipe schon verlassen, als sie von Tom, dem Wirt aufgehalten wurde. "Hey, bezahlst du auch noch mal?"

Sie hielt in ihrer Bewegung inne und drehte sich langsam zu dem Tisch um, an dem sie vorhin mit Harry gesessen hatte. Dort standen immer noch die Getränke auf dem Tisch, hatte Harry die denn nicht bezahlt? Er war ja anscheinend nicht mehr hier, wie sie nach einem weiteren Blick in die Kneipe feststellte. Wieso hatte Harry die denn nicht bezahlt?

Sie guckte Tom fragend an. "Hat Harry die nicht bezahlt?"

"Naja, ehrlich gesagt, habe ich mich nicht getraut, ihn anzusprechen..."

Was? Tom hat Angst vor etwas? Sie kannte den Wirt eher als furchtlos, er nahm es selbst mit den betrunkensten Leuten auf, wenn sie in seiner Bar störten. Und dieser Tom hatte Angst vor Harry? Also irgendwas stimmte hier nicht.

Sie schaute Tom irritiert an. "Angst? Angst vor Harry?"

Auf einmal begann der Wirt mit seinen Händen zu gestikulieren. "Ja... ich wollte ihn ja ansprechen, aber ehrlich gesagt kommt es einem ja schon ein bisschen seltsam vor, wenn sich jemand alle 5 Meter einmal ohrfeigt. Ich weiß auch nicht... es sah so ein bisschen seltsam aus und bevor ich dann was sagen konnte, war er auch schon an mir vorbei." Nachdem ich Tom von dieser seltsamen Begegnung erzählt hatte, schien aber wieder das geschäftliche die Oberhand zu gewinnen. "Und da du ja nun hier bist, kannst du ja jetzt die Rechnung begleichen." Er grinste.

Hermine seufzte. Grummelnd nahm sie dann aber doch noch ihren Geldbeutel heraus. Das Geld würde Harry ihr zurück geben! Dieser Typ machte zurzeit auch nur Ärger.

Während Tom ihr Rückgeld holte, wartete sie an der Theke und trommelte mit den Fingern auf der Platte. Wenn sie Harry in die Finger bekommen würde, konnte der was erleben. Wenn er schon der Letzte war, der ging, dann sollte er wenigstens bezahlen! Das war doch so üblich!

Mittlerweile pochte sie schon sehr energisch auf die Thekenplatte, denn je länger sie an Harry dachte, desto wütender wurde sie.

"Entschuldigen Sie, Miss? Könnten Sie eventuell damit aufhören?" Erst jetzt bemerkte sie den Mann, der neben ihr auf dem Barhocker saß. Im ersten Moment hatte sie ihn nicht erkannt, was vielleicht auch an seiner seltsamen Art zu reden lag, doch bei genauerem Hinsehen war sofort klar, wer es war. Mundungus Fletcher. Jeder kannte Mundungus Fletcher. Er war der Typ, der meistens im 'Tropfenden Kessel' saß und irgendwelchen Leuten irgendwelche Sachen verkaufte. Und meistens waren diesen Sachen nicht so ganz legal. Er sagte jedoch immer, dass das noch in der Grauzone läge.

Wie gesagt, jeder kannte Mundungus Fletcher. Aber irgendwie war er heute anders als sonst...

Doch da sie noch überlegte, was an ihm nun anders war, hatte sie ihm gar nicht so genau zugehört und pochte weiter mit den Fingern auf den Thekenplatte.

Und sie dachte immer nach, als ihre Hand plötzlich von seiner runterdrückt wurde, so dass sie die Finger nicht mehr bewegen konnte. Empört schaute sie ihn an.

Er schaute sie ebenfalls an, jedoch konnte sie seinen Blick nicht richtig deuten. "Ich sagte doch, Sie sollen bitte damit aufhören."

Nein, sie hatte sich getäuscht, er war nicht anders als sonst, er war nur ein bisschen betrunken, weshalb er anfangs vielleicht noch so höflich gewesen war.

"Könnten Sie bitte ihre Hand da weg nehmen?" Erst Harry und jetzt dieser Typ! Das konnte doch echt nicht wahr sein.

"Nur wenn Sie mir versprechen, dass Sie dann aufhören das mit ihren Fingern zu machen." Langsam wurde es unangenehm neben diesem Typ zu stehen, denn sie konnte seine Fahne nun recht intensiv riechen und sie wollte auch gar nicht wissen, wann er das letzte Mal gebadet hatte.

"Ich muss Ihnen hier gar nichts versprechen und jetzt lassen Sie meine Hand los!"

Doch anscheinend wollte Mundungus auf jeden Fall sicher gehen, dass sie ihre Finger still hielt und nahm er seine Hand einfach nicht weg.

So eine Frechheit! Langsam, aber sicher wurde Hermine sauer, sie war es eh schon, durch die Sache mit Harry, doch jetzt auch noch dieser Idiot... Das war echt zu viel für sie und sie wollte auch schon gerade anfangen den Typ fertig zu machen, als Tom wieder kam.

"Fletcher, hör' auf meine Kunden zu belästigen und nimm' deine Hand da weg!"

Zögernd nahm Mundungus nun doch seine Hand weg, murmelte dabei aber noch "Aber das nervt doch...", mehr sagte er aber nicht.

Sobald Mundungus Hand weg war, zog Hermine ihre blitzschnell weg. Dabei warf sie Mundungus noch einen giftigen Blick zu. Dann nahm sie von Tom ihr Rückgeld entgegen und wand sich dann in Richtung Ausgang um.

"Auf Wiedersehen, Miss!" Sie drehte noch einmal den Kopf in Richtung Bar du sah dort, wie ihr Mundungus freundlich grinsend hinterher winkte. Das war aber auch ein seltsamer Typ.

Und während sie noch ein bisschen über Mundungus nachdachte, verließ sie den 'Tropfenden Kessel'.
 

Im 'Tropfenden Kessel'

Es kamen ja immer mal wieder seltsame Gestalten in den 'Tropfenden Kessel', doch so etwas hatte Tom noch nicht gesehen, und er war schon verdammt lange im Geschäft.

Da kam doch tatsächlich eine junge Frau in seine Kneipe, die eine Pflanze auf dem Arme trug, die fast größer war als sie selbst. Und dank dieser riesigen Pflanze konnte sie nicht sehen, so dass sie sich vorsichtig in den Raum 'vortasten' musste und dabei immer wieder Menschen oder Gegenständen ausweichen musste. Ganz leicht schien die Pflanze auch nicht zu sein, denn wenn man ab und zu mal ihr Gesicht neben der Pflanze sah, dann konnte man ihr die Anstrengung ansehen.

Nein, so etwas hatte er wirklich noch nicht gesehen, nicht hier im 'Tropfenden Kessel' und auch nicht wo anders. Was wollte sie denn mit dieser Pflanze hier?

Gerade hatte sie zum dritten Mal jemanden umgerannt... Hoffentlich war das nicht schlecht fürs Geschäft...
 

Vorsichtig bugsierte Ginny ihre Pflanze durch den Eingangsbereich des 'Tropfenden Kessel'. Vielleicht wäre es doch einfacher gewesen, bei ihr aufzuräumen als diese Monster-Pflanze mit in den 'Tropfenden Kessel' zu bringen. Ab dafür war es jetzt zu spät, jetzt war sie schon mit der Pflanze hier. Sie konnte nur noch hoffen, dass sie zu einem Tisch kam und dabei nicht allzu viele Menschen über den Haufen rannte. Und zurzeit standen ihre Chancen gar nicht schlecht, denn sie hatte das Gefühl sie hatte langsam den Bogen raus, wie sie unbeschadet und ohne irgendjemanden anzustoßen durch die Kneipe kam.

Doch sie hatte sich zu früh gefreut. Denn noch im selben Moment, als sie das gerade gedacht hatte, stieß sie mit der nächsten Person zusammen.

Oh, verdammt, war ihr das peinlich! "Entschuldigen Sie, das tut mir furchtbar leid!" Dann schob sie den Kopf an der Pflanze vorbei, um zu gucken, mit wem sie da zusammen gestoßen war.

Doch die Person schien der Zusammenstoß nicht zu stören. "Hi Ginny!"

Überrascht schaute sie ihn an. "Neville? Du bist auch schon hier?"

Er grinste. "Ja, bin schon etwas früher gekommen, genau wie du anscheinend auch!"

Jetzt musste auch sie ein bisschen grinsen. "Ja, ich dachte mir schon, dass das hier ein bisschen länger dauert." Sie deutete mit dem Kopf auf ihre Pflanze.

Mit fachmännischem Blick musterte Neville die Pflanze. "Das ist also das gute Stück. Wenn ihre die Art richtig einschätze, ist sie aber ganz schon groß, oder?"

Ginnys Gesicht nahm jetzt dieselbe Farbe wie ihre Haare an, denn das war jetzt wirklich peinlich. Die Pflanze sollte eigentlich nur eine kleine Zimmerpflanze sein, bei der man auch nicht viel falsch machen konnte, doch anscheinend hatte sie so viel falsch gemacht, dass aus der kleinen Zimmerpflanze nun schon ein kleiner Baum geworden war. Und das sollte ihr erst mal jemand nachmachen.

"Ja, ich glaube, ich habe da ein bisschen viel gedüngt oder so..."

Doch sie kam nicht dazu zu Ende erklären, warum die Pflanze so seltsam aussah, denn anscheinend stand sie hier ziemlich im Weg und dies wollte ihnen ein Mann anscheinend ganz freundlich mitteilen. "Könntet ihr euch da vielleicht mal wegbewegen?!? Das ist hier keine Blumenhandlung!"

Nun lief auch noch Neville rot an und nun sah es wirklich sehr seltsam aus, wie sie hier standen. Mitten im 'Tropfenden Kessel', beide mit hochrotem Kopf und Ginny mit einer riesigen Zimmerpflanze auf dem Arm, an der sie vorbeiguckte, um mit Neville reden zu können. Das musste wirklich sehr seltsam aussehen...

"Warte, ich nehm' dir die ab." Bevor Ginny auch nur einen Schritt in Richtung Tisch gemacht hatte, nahm Neville ihr auch schon die Pflanze ab. Unter anderen Umständen hätte sie eventuell protestiert, da sie so was auch alleine schaffte, doch diesmal war ihr es schon ganz recht.

Und so machten sie sich auf die Suche nach einem Tisch. Ginny vorneweg und dahinter Neville mit der Pflanze auf dem Arm hinterher. Wobei Neville einen kleinen Vorteil hatte, er war noch ein kleines Stück größer als Ginny und so konnte er knapp über die Pflanze rübersehen, wenn er sie so tief wie möglich hielt.

Endlich hatten sie dann auch einen Tisch gefunden, auch wenn dieser anderenfalls nicht gerade ihre erste Wahl gewesen war. Er war in einer eher dunklen Ecke unter einem Wandleuchter und nicht sofort sichtbar, wenn man in den 'Tropfenden Kessel' kam. Eigentlich ein idealer Ort, wenn sich Verliebte treffen wollten. Doch da sie keine Verliebten waren, fühlten sie sich in der Ecke eher ein bisschen deplatziert.

Nachdem sie sich dann hingesetzt hatte, schaute sich Neville belustigt die Pflanze an, die jetzt neben ihren gerade bestellten Getränken auf dem Tisch stand. "Zwar wirkt sie jetzt nicht mehr so groß, doch ich muss schon sagen, die Pflanze hast du ganz ordentlich gedüngt."

Ginny verzog das Gesicht. "Das war aber nicht nur meine Schuld! Meine Mutter meint, ich könne mit der praktisch machen, was ich will, die würde schon nicht eingehen. Also habe ich sie alle zwei Tage gegossen, jede Woche einmal gedüngt und sie schön aufs sonnige Fensterbrett gestellt. Die erste Zeit ist sie dann immer größer geworden und seit zwei Wochen verliert sie jetzt immer ihre Blätter."

Neville nahm einen Schluck von seinem Getränk und guckte die Pflanze dabei nachdenklich an. "Hm... Schwerer Fall... Ich glaube, ich würde die radikale Lösung vorschlagen..."

Ginny guckte ihn zweifelnd an. "Und die wäre? Alles ab?"

Wieder legte sich ein leichter roter Hauch über Neville Gesicht. "Ja, denke mal schon..."

Ginny starrte ihn ungläubig an. "Ist nicht dein Ernst, oder? Ich dachte, Pflanzen sollen immer groß werden."

"Ja, aber deine ist ja wohl schon bisschen zu groß..."

Ginny überlegte und warf dabei einen Blick auf ihre übergroße Pflanze vielleicht hatte Neville Recht, immerhin war er hier der Pflanzenspezialist. "Naja, ok... und wie mach ich das?"

Neville grinste wieder. "Du nimmst einfach eine große Gartenschere und schneidest einfach hier ab." Mit dem Finger zeigte er am Stamm der Pflanze an eine Stelle ungefähr zwei Zentimeter über der Erde.

Und wieder guckte Ginny Neville ungläubig an. "Aber dann ist ja alles von der Pflanze weg?!"

Neville konnte sie aber wieder beruhigen. "Das wächst aber alles wieder nach, in einem Monat hast du wieder ne hübsche kleine Zimmerpflanze. Die solltest du dann aber nur noch alle fünf Tage gießen und einmal im Monat düngen."

Obwohl Ginny noch nicht ganz beruhigt war, nickte sie. "OK, das werde ich mir wohl merken können." Sie lächelte und nahm einen Schluck von ihrem Getränk. Und anscheinend wollte sie dann auch noch wieder weiterreden, doch dann fing sie an zu husten. "Bäh, ist das eklig! Was habe ich mir denn da bestellt?"

Verwundert schaute Neville in ihr Getränk. "Das sieht mir eigentlich nach total normalem Orangensaft aus. Was ist denn mit dem?"

Auffordernd schob Ginny ihm das Glas ihn. "Probier' mal! Das schmeckt total seltsam!"

Und auch Neville verzog das Gesicht, nachdem er den Orangensaft probiert hatte. "Das schmeckt wirklich seltsam. Und riech' mal, der riecht auch ganz komisch!"

Dann schob Neville das Glas wieder in die Mitte des Tisches, damit Ginny es auch riechen konnte.

Doch Ginny konnte an dem Saft nichts Seltsames riechen. "Der riecht doch wie ganz normaler Orangensaft, er schmeckt nur anders!"

Also hielt Neville seinen Kopf auch über das Glas neben Ginnys Kopf, um ebenfalls daran riechen zu können.

Und er wollte auch gerade wieder etwas dazu sagen, als plötzlich Padma neben ihrem Tisch stand. Erschrocken drehte Neville den Kopf in ihrer Richtung, wobei er mit Ginny zusammenstieß.

"Padma!" Während er sich noch mit der einen Hand den schmerzenden Kopf rieb, stand er auf. "Was machst du denn hier?"

Empört stemmte Padma die Hände in die Hüfte. "Das könnte ich dich auch fragen!"

Erst guckte Neville ein bisschen verwirrt, doch dann sah er von Padma zu Ginny und wieder zurück. Dann hob er verteidigend die Hände hoch. "Das ist nicht das, wonach es aussieht!"

Padma lächelte ihn überfreundlich an, was gar nicht zu dieser Situation passte. "Ach nein? Wonach sieht es denn aus...? Nein, warte! Ich beantworte mir die Frage selbst. Es sieht so aus, als ob du dich gerade mit einer Anderen triffst! Gib' es doch zu! Ich euch doch gesehen! Du betrügst mich! Stimmt doch, oder?"

Man konnte in Nevilles Augen einen leichten Anflug von Verzweiflung sehen. Wie sollte er ihr das erklären? Eigentlich müsste es da doch keine Schwierigkeiten geben, es gab ja nichts zu verheimlichen, doch warum konnte er es ihr dann nicht erklären?

Padma stöhnte entnervt auf. "Ich merke schon. Schweigen sagt mehr als tausend Worte..."

Sie wollte sich schon zum Gehen umwenden, doch Neville hielt sie am Arm fest. "Nein, Padma... so ist das nicht..." Danach redete Neville nur noch wirres Zeug, was weder Padma noch Neville verstanden.

Das einzige was Padma verstand war Pflanzen und da fiel ihr Blick auch schon Ginny überdimensionale Zimmerpflanze auf dem Tisch. "Und Blumen hast du ihr auch noch mitgebracht!" Sie gab ein verächtliches Geräusch von sich, als sie die Blumen näher musterte. "Eine Zimmerpflanze... Guten Geschmack in Sachen Blumen hattest du noch nie..." Dann schaute sie die Blume noch einmal zornig, als ob die Quelle allem Übels wäre, und gab ihr dann ein heftigen Stoss, so dass sie vom Tisch fiel und der Topf dann in tausend Teile zerbrach und die sich darin befindende Erde sich über den Boden verteilte.

Neville startete anscheinend einen letzten Versuch, das alles zu erklären. "Padma, das ist nicht fair, hör'..."

Padma starrte ihn erst fassungslos und dann unendlich wütend an. "Das ist nicht fair? Ist es denn fair, dass du mich betrügst? Wann wolltest du mir eigentlich erzählen, dass du ein Stipendium für eine bessere Uni bekommst? Oder wolltest du mir das auch nicht erzählen, wie so einige andere Dinge? Das ist nicht fair, Neville! Und das du mich hier in aller Öffentlichkeit mit einer anderen betrügst, ist auch nicht fair!" Und während sich Padma immer weiter aufgeregt hatte, wurden langsam die ersten Tränen in ihren Augenwinkeln sichtbar.

Ginny sah schon, Neville würde jetzt zu einem weiteren "Aber Padma..." ansetzen und dann würde sie ihn wieder in Grund und Boden reden. Wenn Neville das nicht klären konnte, dann würde sie es jetzt tun. "Das war aber wirklich ganz anders, Padma..."

Doch auch sie kam nicht weiter. Bislang hatte Padma Ginny ignoriert und hatte nur Neville angeguckt, doch jetzt wand sie sich Ginny zu. "Das ist ja blanke Ironie! Eine Weasley! Betrogen werden ist ja schon schlimm genug, doch auch noch mit einer Weasley? Du hast mit einer Weasley betrogen! Neville, wie konntest du nur?" Als Padma die letzten Sätze wieder an Neville richtete, konnte man Padma die Enttäuschung förmlich ansehen.

Doch so leicht würde Ginny nicht aufgeben, sie wollte nicht dran schuld sein, dass diese Beziehung zu Bruch gegangen ist. "Aber Padma, da war wirklich nichts..."

Nun wandte sich Padma entgültig Ginny zu und starrte sie zornig an. "Mach' es nicht noch schlimmer, indem du lügst! Ich hab euch doch gesehen! Du bist so ein Miststück! Du wusstest doch genau, dass ich mich ihm zusammen bin! Oder hast du es gerade deshalb gemacht?"

Jetzt wusste auch Ginny nicht mehr, was sie sagen sollte und das machte die Sache nicht gerade besser.

Jetzt konnte Padma ihre Tränen kaum noch zurück halten. "Okay, Neville, wenn dir unsere Beziehung nichts mehr bedeutet, dann können wir ab jetzt ja auch getrennte Wege gehen!" Dann wandte sie sich um und rannte aus dem 'Tropfenden Kessel'.

Immer noch fassungslos über das, was da gerade passiert war, starrte Ginny ihr hinterher. Sie konnte es nicht fassen, war sie jetzt dafür verantwortlich, dass die beiden sich getrennt haben. Das konnte doch aber nicht sein, da war doch gar nichts.

Nach einer Zeit, die ihr wie eine Ewigkeit vorkam, schaute sie zu Neville herüber. Er sah genau so aus wie sie. Fassungslos und schockiert. Natürlich, immerhin hatte sich gerade seine Freundin von ihm getrennt, weil sie dachte, er hätte sie betrogen. Jetzt musste sie irgendetwas sagen, nur was? Sie wusste einfach nicht, was sie sagen sollte.

"Neville?"

Erst einen Moment später reagierte der Angesprochene. Langsam hob er den Kopf und schaute zu ihr herüber. Sie hätte jetzt so gut, wie alles in seinem Blick erwartet. Wut, Trauer, Zorn, Enttäuschung... Doch da war irgendwie nichts. Nichts von alldem oder vielleicht eine Mischung aus allem? Sie konnte diesen Blick einfach nicht so genau deuten.

Als ob sie Trance aufwachte, schreckte sie auf, als Neville etwas sagte. "Sorry wegen der Pflanze... Ich geh dann mal nach Hause..." Völlig neben der Spur griff er dann noch in seine Tasche und holte noch ein paar Münzen für das Getränk hinaus. Dann verschwand er langsam in Richtung Ausgang und ließ Ginny allein am Tisch zurück.

Ginny seufzte. Was hatte sie nur angerichtet. Bestürzt schaute sie auf die Folgen dieses Treffens. Eine riesige Zimmerpflanze auf dem Boden, ein zerbrochener Blumentopf, überall Erde auf dem Boden und eine zerstörte Beziehung. Eine fürchterliche Bilanz...

Auch sie legte ein paar Münzen auf den Tisch und verließ dann ebenfalls niedergeschlagen den 'Tropfenden Kessel'.
 


 

Wird Harrys "Eigentherapie" helfen? Und wird Neville dieses Missverständnis erklären können?

Den Wahnvorstellungen sei dank!

In Hogwarts

Müde und überarbeitet guckte Rolanda erst auf ihren Schreibtisch, dann auf ihre Uhr.

Halb 11.

Himmeldonnerwetter noch mal! Sie war Fluglehrerin! Warum zum Teufel musste sie so viel Papierkram machen? Sie sollte ihren Schüler das Fliegen bei bringen und hier nicht den Bürohengst machen. Und es war ja nicht mal so, dass das hier, was sich gerade auf ihrem Schreibtisch abspielte, ein Ausnahmefall war! Das war ja immer so! Sie konnte echt froh sein, dass ihr schon verdammt lange niemand mehr vom Besen gefallen war, sonst hätte sie nämlich erst richtig viel Papierkram zu erledigen.

Seufzend richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihren Schreibtisch, auf dem sich so gut wie alles stapelte. Klassenbücher, Jahresberichte, lose Blätter mit Zwischennoten, Schülerakten und Post.

Apropos Post. In ihre heutige Post hatte sie noch gar nicht reingeguckte, sollte sie vielleicht mal tun. Dann konnte sie sich immerhin mal etwas Neues angucken, denn alle anderen Sachen auf ihrem Schreibtisch hatte sie sich mindestens schon einmal angeguckt ohne jedoch etwas daran zu machen.

Also, die Post... Wo hatte sie die denn gelassen? Nachdem sie ein bisschen gewühlt hatte, fand Rolanda tatsächlich ihre Post. Die ersten drei Briefe konnte sie gleich entsorgen, da es nur Werbung war. Doch auf dem Umschlag des vierten Briefes waren keine Werbebanner. Deshalb öffnete sie ihn gleich, ohne auch nur auf den Absender zu gucken.

Auch bei dem Brief selbst achtete sie nicht viel auf den Absender. Doch spätestens nach der ersten Zeile wurde sie stutzig.
 

Verehrter Severus,

unser erstes Treffen war sehr schnell zu Ende, was ich sehr bedauert habe.

Deshalb würde ich dich gerne zu einem weiteren Treffen einladen. Ich hoffe, dir passt nächsten Samstag um 18.30Uhr im 'Tropfenden Kessel'.

Ich freue mich auf unser Wiedersehen.
 

Rolanda war noch vollkommen verwirrt. Sie musste den Brief noch zweimal lesen, bevor sie erfasst hatte, was in diesem Brief stand, der ganz bestimmt nicht für sie war. Das machte jedoch gar nichts.

Dieser Brief war für Severus. Und was für ein Brief das war!

Doch welche Frau würde mit dem Typ weggehen? Das würde sie ja mal interessieren. Denn die Frau musste ja entweder blind oder ziemlich schräg sein, dass sie mit Severus ausging. Aber das würde sie rauskriegen...

Sie grinste fies und las sich den Brief noch mal durch, dann griff sie zu ihrem Zauberstab und ließ mit einer kleinen Bewegung die Uhrzeit verschwinden. Sie würde Severus einfach ein bisschen später kommen lassen, sie selbst würde zur vorgeschlagenen Zeit der Frau da sein und die Frau mal ein bisschen aushorchen.

Doch wie viel Zeit brauchte sie? Eine halbe Stunde würde wohl reichen, oder? Doch, das müsste reichen. Dann griff sie zur Feder und ergänzt die bis eben noch fehlende Zeit. Dann verschloss sie den Brief wieder. Beim Verschließen fiel ihr jedoch auf, dass auf dem Brief gar kein Absender stand. Das war ihr vorhin bei Öffnen gar nicht aufgefallen. Das war ja seltsam...

Doch für ihren Plan war es sogar noch besser, so konnte Severus keine Antwort schicken und der Schwindel konnte nicht auffliegen.

Doch wie kam der Brief jetzt zu Severus? Sollte sie eine Eule schicken? Nein, das war ihr jetzt zu viel Aufwand, außerdem wollte sie jetzt nicht mehr zum Eulenturm laufen.

Sie könnte den Brief auch einfach vorbei bringen. Severus war bestimmt noch auf, der arbeitete doch noch immer so lange in seinen Kerkern. Immer noch grinsend nahm Rolanda den Brief und ging zu den Kerkern.
 

Man konnte Severus die Verblüffung wirklich ansehen. Aber das war verständlich, sehr oft bekam er um diese Uhrzeit keinen Besuch mehr hier. Und wenn dann nicht von ihr.

Er hatte auch erst noch mal blinzeln müssen, als sie in der Tür gestanden hatte. Es war einfach ein zu seltsames Bild gewesen, wie sie mit ihrer Sturmfrisur und dem schwarzen Umhang plötzlich hier der Tür gestanden hatte.

Langsam erholte sich Severus von seiner Überraschung. "Was wollen Sie denn hier?"

Rolanda lächelte. Also wenn das hier bislang noch nicht schräg genau war, dann war es das jetzt. Rolanda Hooch hier, in seinem Kerker und sie lächelte. Das konnte eigentlich nur ein Traum sein. Und ehrlich gesagt, kein besonders schöner...

Während Rolanda antworte, ging sie an seinen Regalen entlang und schaute sich den Inhalt der Reagenzgläser und Behälter an. "Ich wollte Ihnen diesen Brief runterbringen, der wurde leider zu mir gebracht." Dann blieb sie vor einem Regal stehen. Aus seiner Position konnte er nicht erkennen, ob sie sich etwas genauer anschaute oder ob sie sich einfach vor etwas ekelte und den Blick einfach nicht abwenden konnte.

Immer noch mit dem Rücken zu ihm hielt sie den Brief zwischen Finger hoch, so dass Severus ihn sehen konnte. Er wusste wie ein Brief aussah, sie musste ihm den Brief nicht zeigen. Sie könnte ihm den Brief einfach geben und wieder verschwinden.

Doch anstatt zu ihm zu kommen, hielt sie den Brief weiter hoch und wedelte mit ihm. Sollte er ihn sich jetzt holen kommen? Langsam begann er sich zu fragen, was da so Interessantes im Regal war. Aber eigentlich konnte ihm das auch egal sein...

Murrend ging auf sie zu und nahm ihr den Brief ab, um sich dann umzudrehen und zu seinem Labortisch zurückzugehen. Diesen Moment nutze Rolanda, um sich schnell etwas aus dem Regal zu nehmen und sich dann zu Severus umzudrehen.

Der war jedoch total in den Brief vertieft, den er gerade geöffnet hat und nun las, anscheinend genauso verblüffte wie Rolanda, als sie ihn das erste Mal gelesen hatte. Bei ihm war das Ganze aber noch ein bisschen extremer, denn er bewegte sich so gut wie gar nicht. Er stand einfach nur da und ging mit den Augen immer wieder die Zeile durch.

Und so bemerkte er auch nicht, wie Rolanda mit ihrer Diebesbeute aus dem Regal den Kerker verließ.

Erst als sie schon lange weg war, schaute er auf und fragte sich, wo sie geblieben ist.
 

Im 'Tropfenden Kessel'

Schon zum zweiten Mal stand Remus vor der Tür des Veranstaltungsraumes und zögerte noch einzutreten. Diesmal jedoch nicht, weil er nicht wusste, ob er an der Gruppe teilnehmen sollte. Diesmal prüfte er zum achtzehnten Mal seinen Anzug und sein Aussehen.

Er freute sich schon die ganze Woche auf dieses Treffen und hatte sich sogar unbewusst ein bisschen herausgeputzt. Naja, herausgeputzt war vielleicht das falsche Wort, er hatte nur einfach Sachen ohne Flicken herausgesucht. Doch trotzdem war er nervös. Noch einmal guckte er neben sich in die Glasscheibe, um sein Spiegelbild zu betrachten.

Er sollte nun wirklich reingehen. Carry war zwar noch nicht da, das hieß der Kurs würde auch noch nicht anfangen, aber sie musste ja nicht schon wieder sehen, wie er vor der Tür stand und nicht wusste, ob er reingehen sollte oder nicht. Auch wenn es diesmal aus völlig anderen Beweggründen war.

Die Entscheidung, ob nun reinging oder nicht, wurde ihm dann aber abgenommen, als er Schritte auf der Treppe hörte. Er konnte nicht sehen, ob es Carry war oder jemand anderes. Doch er zog es vor hier nicht so vor der Tür stehend gesehen zu werden.

Also griff er schnell nach der Klinke und betrat den Raum, in dem schon ein paar andere Mitglieder der Gruppe warteten.

Nach dem er einmal durch den Raum geguckt hatte und allen nett zugelächelt hatte, blieb sein Blick an Bellatrix hängen, und an dem Platz neben ihr. Und er hatte sich auch schon sie anlächelnd in Bewegung gesetzt, um zu ihr zu gehen, als auf einmal Linus aufsprang. "Remus, neben mir ist noch ein Platz frei!"

Er hätte im Boden versinken können, doch als er einen kurz Blick auf die Anderen warf, schien sie der plötzliche Ausruf von Linus gar nicht zu stören. Aber als er dann zu Bellatrix guckte, sah sie ihn amüsiert und mit fragend hochgezogener Augenbraue an.

Dann schaute er mehrmals zwischen Bella und Linus hin und her. Linus schaute ihn immer noch strahlend an und zeigte immer wieder auf den Platz neben ihm.

Er konnte wohl nicht anders, er musste sich wohl oder übel neben Linus setzen. Er würde sich ja eigentlich viel lieber neben Bellatrix setzen. Egal, neben wen er sich setzen sollte, er sollte sich langsam entscheiden, denn er stand jetzt schon eine ganze Weile mitten im Raum, den Fuß schon zum nächsten Schritt angesetzt und machte gar nichts.

Im Augenwinkel sah er schon wie Linus zu seinem nächsten Ruf ansetzte und bevor er dies tun konnte, setzte Remus sich lieber in Bewegung und ging auf Linus zu. Der strahlte über das ganze Gesicht.

Und kaum hatte Remus sich hingesetzt und Linus zu reden begonnen, da bereute Remus es, sich nicht neben Bellatrix gesetzt zu haben. Denn Linus laberte ihn die ganze Zeit zu und piekste ihn ab und zu. Wie er das die nächste Stunde aushalten sollte, wusste er noch nicht.

In dem Moment ging die Tür auf und Igor betrat, gefolgt von Rita, den Raum. Auch die beiden lächelten alle freundlich an und setzten sich auf ihre Plätze. Rita vor ihn, neben Agnes, und Igor schräg hinter Miriam.

Nun waren sie fast vollständig. Es fehlten nur noch Alphard, Even und Carry, die polterte allerdings noch im selben Moment in den Raum und lachte alle fröhlich an. "Hallo, alle zusammen!"

Nachdem sie ihre Tasche auf dem Tisch vorne abgestellt hatte, richtete sie sich auf und warf einen Blick in die Runde. "Noch sind zwar nicht alle da, aber ich denke, wir können schon anfangen, oder?"

Die Antwort war einstimmiges Nicken der Teilnehmer. Und Carry hatte auch schon wieder den Mund aufgemacht, um fortzufahren, als wieder die Tür aufging. Vollkommen aus der Puste stolperte Even in den Raum. Und während er wieder zu Atem kommen wollte, schaute der gesamte Kurs ihn erwartungsvoll an. "Entschuldigt... die Verspätung... aber ich war noch Bier..." Als Bekräftigung seiner noch nicht vollständigen Aussage hielt er ein Butterbier hoch, merkte jedoch gleich, dass das ein Fehler gewesen war.

Vorwurfsvoll schaute Carry ihn an. "Du kennst die Bedingung: Kein Butterbier bei den Treffen. Also, dürfte ich das Bier haben?"

Schicksalsergeben seufzte er und gab Carry das Butterbier, die ihn daraufhin gütig anlächelte und auf die Stuhlreihen zeigte.

Even erkannte den Wink und begab sich auf einen der Plätze der hintersten Reihe, hinter Remus. Da fiel er anscheinend sofort wieder in seinen schlafähnlichen Zustand.

Nachdem Carry das Butterbier weggestellt hatte, lehnte sie sich vorne gegen den Tisch, der dabei ächzend Geräusche von sich gab, und legte die Hände aneinander. "Gut, dann können wir ja jetzt anfangen..." Doch sie kam schon wieder nicht weiter, da Miriam die Hand hob. Seufzend nickte Carry ihr zu.

Schüchtern lächelte Miriam und zeigte dabei auch den Platz neben ihr. "Ich wollt fragen: Wir?"

Erst schauten sowohl Carry als auch alle anderen Leute im Raum sie nur fragend an, doch dann schien Carry zu verstehen, wahrscheinlich aber auch nur, weil Miriam auch noch auf den Stuhl neben sich gezeigt hatte. "Alphard kann an unserer Gruppe leider nicht mehr teilnehmen, da er von seinem Bruder ins St.-Mungo-Hospital gebracht wurde und sie ihn dort auf die geschlossene Station gebracht haben, dort wollen sie ihn anscheinend nicht so schnell entlassen. Sonst noch irgendwelche Fragen?" Doch die Art wie sie danach fragte, machte schon irgendwie klar, dass sie jetzt keine Fragen mehr haben wollte, sondern einfach nur anfangen wollte.

Doch anstatt noch eine Frage zu stellen, stand Miriam auf und setzte sich zu Agnes und Rita, anscheinend wollte sie da nicht allein sitzen bleiben.

Nachdem sie das getan hatte, lächelte Carry und wandte sich der Gruppe zu. "Dann lasst uns anfangen. Diesmal sind ja keine Neuen dabei, also können wir uns die Vorstellungsrunde heute sparen. Gut, fangen wir mit der heutigen Übung an. Ihr werdet euch in Zweiergruppen aufteilen und euch gegenseitig eure Geschichte erzählen. Warum ihr hier seid, warum ihr Hilfe sucht. Ich denke, dass ist ganz simpel, oder?"

Remus musste unbedingt zu Bellatrix, sie war hier die einzige, der er hier seine Geschichte erzählen wollte.

Er beschloss Linus diesmal zu ignorieren, obwohl dieser sich schon zu ihm gedreht hatte. Also drehte Remus ihm schnell den Rücken zu und stand auf, um zu Bellatrix zu gehen, doch leider schien dieser Pseudo-Ludovic genau das Selbe zu wollen, da er nur ein paar Plätze weiter saß. Er musste den Typ irgendwie ablenken, sich an ihm vorbeimogeln und sich dann zu Bellatrix setzen. Ein perfekter Plan und er wusste auch schon, wie er den Typ ablenkte...

" Ludo, da ist Catriona McCormack!" Remus' Ausruf hatte auch den gewünschten Effekt, denn der Kopf des Pseudo-Ludovic wirbelte in die angezeigte Richtung und bekam gar nicht mit wie Remus sich an ihm vorbeidrängelte.

Zufrieden setzte er sich zu Bellatrix und als er sie anschaute, bemerkte er wie sie ihn amüsiert anguckte. "Was war denn das, R... Lupin?"

Täuschte er sich oder war sie gerade kurz davor gewesen, seinen Vornamen zu benutzen? Er lächelte. "Irgendwie musste ich ja an ihm vorbei kommen und ich hab es ja auch geschafft, oder?" Währenddessen lief hinter ihnen immer noch ein verwirrter Pseudo-Ludovic durch die Stuhlreihen, der verzweifelt Catriona McCormack suchte. Beide mussten ein bisschen grinsen.

Dann saßen sie sich für ein kurzen Moment einfach nur da auch schauten sich gegenseitig an. Doch irgendwann schüttelte sich Bellatrix kaum sichtbar, als versuche sie ihre Augen von Remus weg zu bekommen und ihre Gedanken wieder auf ihre Aufgabe zu richten. "Und wer fängt jetzt an?"

Auch Remus war jetzt wieder aus seiner Gedankenwelt zurückgekehrt, wusste aber nicht was er sagen sollte. " Ähm... ja... Immer der, der fragt." Hätte ihm denn nichts Geistreicheres einfallen können als das? Aber es war klar, dass ihm vor Bellatrix nicht besser einfiel, irgendwie war er nie Herr seiner Gedanken, wenn sie in der Nähe war.

Bellatrix guckte ihn wieder amüsiert an, er schien eine wirkliche Witzfigur zu sein, denn ständig guckte sie ihn amüsiert an. "Also soll ich anfangen?"

Remus nickte, auch er musste jetzt lächeln, wer hätte gedacht, dass sie darauf eingeht.

"Okay..." Bellatrix lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. "Ich bin in dieser Gruppe, weil ich den Tod meines Mannes verarbeiten will, der bei einem Unfall gestorben ist. Bevor du fragst, er ist betrunken auf einem Besen geflogen, abgestürzt und dann von einem Bus überfahren worden. Von einem Muggelbus. Du kannst dir sicher vorstellen, was das für ein Chaos war. Versuche mal einem Busfahrer der Nachtschicht zu erklären, wieso ihm da gerade ein Typ mit Besen vor den Bus gefallen ist."

"Du warst dabei?" Er konnte sich das nicht richtig vorstellen, denn sonst hätte sie ihn ja vom Fliegen abgehalten. Aber er musste zugeben, dass das Ganze sich recht komisch anhörte. Das würde er Bellatrix aber besser nicht sagen.

Sie schüttelte den Kopf. "Nein, das hat mir nur der Typ vom Ministerium erzählt. Ich glaube, der sollte auch mal herkommen, der hat auch jede Menge zu erzählen." Jetzt mussten sie beide lachen, was ihnen ein paar seltsame Blicke der restlichen Teilnehmer einbrachte.

Nachdem die Anderen sich dann wieder der Aufgabe zuwendeten, guckte Remus sich kurz im Raum um und wartete eigentlich schon darauf, dass Bellatrix weitererzählt. Doch da sie nicht redete, drehte er den Kopf wieder zu ihr und guckte in ihr herausforderndes Gesicht. "Und warum bist du hier?"

Stimmt, jetzt musste er ja erzählen. "Meine Freundin hat mich verlassen und hat mir nicht mal gesagt, warum. Ja und irgendwie trauere ich jetzt ja auch, oder?"

Bellatrix schaute ihn erst nachdenklich an, dann nickte sie. "Tonks?"

Der Gedanke an Tonks stimmt ihn traurig. Er hatte sie seitdem nicht mehr gesehen. "Ja..."

Bellatrix bemerkte Remus' traurigen Blick. Sie hätte nicht weiter fragen sollen. "Entschuldigung..."

Doch zu ihrem Erstaunen lächelte Remus leicht. "Du brauchst dich nicht entschuldigen... Deswegen sind wir doch hier, wir sollen über unsere Verluste sprechen..." Obwohl er natürlich recht hatte, schien er das selbst nicht ganz zu glauben. Langsam bezweifelte sie, dass diese Gruppe das Richtige für sie war, nein, nicht nur für sie, auch für Remus schien es nicht das Wahre zu sein.

Als sie Remus anguckte, fielen ihr zum ersten Mal seine brauen Augen auf. Wenn man ihn anschaute, bemerkte man zuerst sein ebenfalls braunes Haar mit den teilweise schon grauen Strähnen. Man fragte sich dann die ganze Zeit, warum er schon graue Haare hatte, obwohl doch noch gar nicht so alt war. Und bei diesen Überlegungen waren kein Platz für seine brauen Augen, die sie außerdem noch wunderschön fand.

Und genau diese Augen schaute sie gerade auffordernd an.

Überrascht hob sie die Augenbrauen. Hatte er sie schon ganze Zeit angeguckt?

"Darf ich dir jetzt auch eine Frage stellen, Bellatrix?" Sie nickte, was kam wohl jetzt.

"Ich will dir ja nicht zu nahe treten, aber irgendwie wirkst du auf mich nicht, wie eine Trauernde. Immerhin ist dein Mann gestorben. Entschuldigung..."

Remus war der Erste, der ihr das sagte. Sie hatte sich schon gewundert, war ihre Trauer denn so echt vorgekommen? Das hätte sie echt gewundert.

Bellatrix lachte leise. "Weißt du, Lupin, eine so enge Beziehung hatte ich gar nicht zu meinem Mann. Meine Eltern wollten mich eben mit einem Reinblüter verheiraten und zu der Zeit war er der Einzige, der in Frage kam. Liebe war da nie im Spiel. Natürlich trauere ich jetzt um ihn, aber nicht so, als hätte ich ihn geliebt..."

Jetzt tat Remus seine Frage leid, er hatte den Schatten gesehen, der sich über ihr Gesicht gelegt hatte, als sie von ihrer arrangierter Heirat gesprochen hatte.

Doch gerade als Remus so richtig in Gedanken versunken war, lachte sie auf. "Komm' schon, vergessen wir das!" Das war die Bellatrix, die er in der Schule kennen gelernt hatte und die er damals nicht gemocht hatte, doch jetzt war sie ihm irgendwie sympathisch mit ihrer "Was kümmert es mich"-Art. "Und nun? Wir sind doch fertig, oder?"

Bellatrix hatte Recht und Remus nickte. Ihre Aufgabe hatten sie erledigt, in den anderen Gruppen hatte jedoch noch nicht mal der Erste fertig erzählt. War schon seltsam, dass man über den Tod eines Frettchens länger reden konnte als über eine Trennung oder den Tod des Ehemannes.

Remus zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung... Sag' mal, hast du hier nach noch was vor oder wollen wir uns wieder unten an die Bar setzen?"

Sie überlegte kurz und Remus hatte schon Angst, sie würde 'Nein' sagen. "Ich hab' nichts mehr vor. Wir können uns da gerne noch hinsetzen."

Remus lächelte und warf dann einen kurzen Blick auf Carry. Die saß gelangweilt auf dem Tisch vorne und guckte immer wieder sehnsüchtig zu dem Butterbier, als plötzlich etwas passierte, womit niemand gerechnet hatte.

Noch immer wandelte ein verwirrter Pseudo-Ludovic durch den Raum und plötzlich schien er so eine Art Wahnvorstellungen zu bekommen, die vielleicht durch die zu eng sitzende Windbrille hervorgerufen wurden. Denn auf einmal blieb er mitten im Raum stehen und guckte Carry an, die dies jedoch gar nicht mitbekam, da sie immer noch zu Butterbier guckte. Und während der Pseudo-Ludovic immer wieder "Catriona" schrie, rannte er auf Carry zu. Und erst als er kurz vor ihr war, bemerkte Carry es.

Doch was dann geschah war noch viel erstaunlicher als dieser plötzliche Anfall von dem Pseudo-Ludovic, in dem er in Carry die Quidditchspielerin Catriona McCormack sah. Eigentlich hätte jeder damit gerechnet, dass, obwohl Carry es noch bemerkt hatte, sie nicht mehr ausweichen könnte und so beide mit dem Tisch zusammenbrechen würden. Doch wie durch ein Wunder konnte Carry sich durch einen Hechtsprung retten, den sie auch noch gekonnt abrollte. Das hatte ihr hier bestimmt keiner zugetraut.

Und da Carry noch ausgewichen war, lief der Pseudo-Ludovic nur gegen den Tisch, der dann mit ihm umkippte. Alle Übrigen im Raum starrten fassungslos von Carry zu dem umgekippten Tisch. Sie konnten noch nicht glauben, was sie da gerade gesehen hatten.

Doch noch war es nicht vorbei. Gerade lag der Typ mit den Wahnvorstellungen noch hinter dem Tisch, doch im nächsten Moment war er schon wieder auf den Beinen und stürmte wieder auf Carry zu. Kurz suchte sie mit den Augen den Raum ab, sah jedoch keine Fluchtmöglichkeit, also drehte sie sich blitzschnell um und rannte durch die Tür in den Flur. Der Pseudo-Ludovic ihr hinter her.

Als die Beiden aus dem Raum waren, guckte ihnen der Rest der Gruppe sprachlos hinterher. Kurz hörte man noch was aus dem Flur, doch dann war es still.

Dann wollte Agnes gerade den Mund aufmachen, um etwas zu sagen, als man aus dem Flur erst ein lautes Poltern und dann hastige Schritte in ihre Richtung hörte. Schnaufend steckte Carry den Kopf in die Tür. "Der Kurs ist für heute zu Ende, bis nächste Woche..." Weiter kam sie nicht, denn jetzt hörte man wieder Schritte, die sich dem Raum näherte und man konnte auch schon die ersten "Catriona"-Rufe hören. Carry guckte noch kurz in die Richtung, aus der die Rufe kamen, dann verschwand sie aus dem Türrahmen und kurze Zeit später konnte man das Gepolter auf der Treppe hören. Der Typ, der Carry verfolgte, sauste ebenfalls an der Tür vorbei, gefolgt von dem Gepolter auf der Treppe.

Der Rest der Gruppe blieb sprachlos zurück. Doch anscheinend hatten Agnes, Rita und Miriam bevor die Verfolgungsjagd begonnen hatte, eine nette Unterhaltung gehabt und die wollte Rita jetzt fortführen. "Wo waren wir..." Damit stand sie auf und packte ihre Sachen zusammen, die anderen beiden Frauen folgten ihrem Beispiel.

Auch die Anderen packten ihre Sachen zusammen und verließen den Raum. Vorher schnappte Even sich allerdings noch sein Butterbier, das Carry ja zuvor einkassiert hatte.

Und als dann alle anderen den Raum verlassen hatten, saßen nur noch Bellatrix und Remus im Raum. Erst guckten beide noch staunend zur Tür, dann schauten sie sich beide an und mussten anfangen zu lachen. Sie saßen dann noch eine ganze Weile in dem Raum und mussten einfach nur lachen.

Auch als Remus sich einigermaßen beruhigt hatte, musste er immer noch grinsen, das war eben doch zu komisch gewesen. "Ein Gutes hat diese Gruppe ja: Man hat immer etwas zu lachen!"

Bellatrix schaute hoch und lächelte ihn an. "Erst seit du hier bist, ist es so lustig..."

Remus schaute sie überrascht an. Das könnte er jetzt als Kompliment betrachten.

Später konnte er nicht mehr erklären, wie sie in diese Situation gekommen waren. Plötzlich hatten sie da gesessen und hatten sich tief in die Augen geguckt. Sie allein in diesem Raum.

Er versuchte den Blick abzuwenden, weil es ihm irgendwie peinlich war, doch er schaffte es nicht, diese schwarzen Augen faszinierten ihn einfach zu sehr. Ihr schien es ähnlich zu gehen, denn auch sie konnte den Blick nicht abwenden.

Und dann waren sich ihre Köpfe immer näher gekommen, es war als wären sie Magneten und würden sich so gegenseitig anziehen. Ihre Lippen waren kurz davor sich zu berühren.

Doch plötzlich war von der Tür aus ein Klopfen zu hören, was sie erschrocken auseinander fahren ließ. Schockiert guckten sie zu Tür und sahen dort einen verzauberten Besen, der mit dem Besenstiel gegen den Türrahmen klopfte. Anscheinend wollte er hier sauber machen und wollte niemand dabei im Raum haben.

Als Remus wieder zu Bella zurück schaute, konnte er auf ihrem Gesicht einen leichten Rotschimmer erkennen. Und auch er kam sich irgendwie ertappt vor, wenn auch nur von einem verzauberten Besen. Erst jetzt realisierte er, was sie gerade fast getan hätten. Er hätte gerade fast Bellatrix geküsst. Wo sie beide sich doch früher so gehasst hatten, so konnte man das wohl nennen. Doch das hatte er jetzt vergessen, er hatte es schon gespürt, als er nach dem ersten Treffen der Gruppe die Treppe herunter gegangen war. Doch jetzt war er sich sicher, er hatte sich in Bellatrix verliebt.

Bellatrix schaute ihn unsicher an. "Wollten wir nicht runter gehen?"

Er nickte langsam. Dann ging er zu seinem Platz und holte seine Sachen. Im Eingang des Raumes schoben sie sich an dem noch wartenden Besen, der jetzt anfing zu putzen, vorbei und gingen dann runter in den Schankraum.

Dort setzten sie sich wieder unten an die Bar. Sie hätten sich natürlich an einen Tisch setzen können, doch Remus fand, dass, wenn sie sich an die Bar setzten, sähe es nicht ganz so verboten aus. Einfach ein bisschen unverfänglicher.

Doch irgendwie kamen sie, nachdem Tom ihnen ihre Getränke gebracht hatte, nicht richtig ins Gespräch, sie antworteten beide immer nur einsilbig. Anscheinend hatte das, was oben fast passiert wäre, Folgen. Anscheinend wussten beide nicht, wie sie reagieren sollten. In der Schulzeit waren sie noch so etwas wie Feinde gewesen, auch wenn Remus es nicht so übertrieben hatte, wie Sirius. Auch nach der Schule hatten sie sich nicht besser verstanden, man konnte sagen sie hatten sich gegenseitig ignoriert. Und dann hatten sie vor einer Woche zum ersten Mal seit langer Zeit mal wieder miteinander gesprochen und dann passiert so etwas, war das normal?

Bellatrix guckte hoch, als sie sah wie Remus nach seinem Getränk griff und es austrank, dann legte er ein paar Münzen dafür neben das Glas. "Entschuldigung, aber ich muss weg..." Er zog seinen Umfang an und ging dann in Richtung Ausgang, bevor Bellatrix ihm auch nur antworten konnte. So sollte es also enden, vermutlich würde er nächste Woche nicht mehr in die Gruppe kommen und sie würden erst in zwanzig Jahren mal wieder miteinander reden. Dass es so enden würde, machte sie traurig. Sie hatte gehofft, dass aus ihnen beiden vielleicht ein bisschen mehr werden konnte, sie hätte nichts dagegen gehabt.

Doch dann drehte sich Remus noch mal um und kam auf sie zu. Sie guckte ihn erstaunt an. "Sag mal, darf ich..." Doch dann brach er wieder ab, murmelte eine Entschuldigung und ging dann in Richtung Ausgang ohne sich auch noch einmal umzugucken.

Bellatrix seufzte. Schade, sie hatte gehofft, er würde sie jetzt fragen, ob sie mal zusammen ausgehen würden. Aber sollte wohl nicht sein.

Dann drehte sie sich an die Bar und bestellte sich wieder einen Drink. Mit den Männern war es doch irgendwie immer das Gleiche, man konnte sich nie auf sie verlassen...

Ihr Drink kam und sie wollte ihn auch schon gleich ganz austrinken, um sich den nächsten zu bestellen, als ihr Blick noch einmal zum Ausgang gilt, wenn auch ohne Hoffung, dass Remus noch einmal reinkam. Doch tatsächlich ging die Tür auf und Remus stand in der Tür. Erstaunt stellte sie den Drink wieder auf die Theke. Was wollte er denn nun schon wieder hier?

Remus sah sie und kam im Laufschritt auf sie zu, obwohl er schon ganz schön aus der Puste schien. Anscheinend war er schon recht weit gegangen, als er es sich anders überlegt hatte und wieder zurückgelaufen kam.

Vor ihr kam er zum Stehen und schnappte erst mal nach Luft. Währenddessen guckte Bellatrix ihn verwundert an. Dann hatte Remus endlich wieder Luft zum Reden. "Entschuldigung... aber würdest du mit mir ausgehen?"

Er hatte sie tatsächlich gefragt, er hatte sie nach einem Date gefragt! Sie hätte Luftsprünge machen können, doch beließ es bei einem glücklichen Lächeln. "Ja..."

Jetzt lächelte auch Remus. "Klasse, wie wäre es mit Samstag um 19 Uhr... hier... also, ich meine vorm 'Tropfenden Kessel'... wir können uns ja dann überlegen, wo wir hingehen, oder?" Es war ihm zwar ein bisschen peinlich, aber er hatte sich wirklich keinen einzigen Gedanken darum gemacht, wohin er Bellatrix einladen sollte.

"Okay, ich freu' mich, Lup..." Irgendwie kam sie sich ein bisschen doof, vor ihn, obwohl sie sich gerade verabredet hatten, mit dem Nachnamen anzusprechen.

Er lächelte. "Remus..."

Sie lächelte ebenfalls, der Vorname war vermutlich eine bessere Anrede.

Zufällig schien sein Blick auf die Uhr an der Wand zu fallen und ihn überkam eine gewisse Hektik. "Okay, ich muss jetzt aber leider weg, bis Mittwoch dann, Bellatrix..."

Diesmal berichtigte sie ihn. "Bella reicht..." Sie lächelte ihn wieder an.

Auch Remus schien ihr sein ehrlichstes Lächeln zu schenken. Dann drehte er sich um und verließ den 'Tropfenden Kessel', aber nicht bevor er sich noch einmal umdreht hatte und ihr noch mal zugewunken hatten.

Sie seufzte, diesmal jedoch vor Glück. Jetzt hatte er sich doch noch mit ihr verabredet, wie kam sich vor wie in die Schulzeit zurückversetzt. Wieder griff sie nach ihrem Drink, diesmal jedoch nicht aus Frust sondern aus Zufriedenheit und irgendwie hatte sie das Bedürfnis mit jemandem anzustoßen, doch leider befand sich niemand Geeignetes dafür in der Nähe. So prostete sie einfach nur Tom zu.
 

Im 'Tropfenden Kessel'

Eigentlich hatte Severus keine Ahnung, warum er schon wieder mitten in der Woche hierher gekommen war. Er war doch gerade erst letztens hier gewesen und nächsten Samstag würde er auch wieder herkommen. Es gab also gar keinen Grund, warum er her kam. Er ging schon wieder unnötiges Risiko ein, in dem er Binns seine Aufsicht übertragen hatte. Der Typ kriegte das doch gar nicht auf die Reihe. Aber trotzdem war er hergekommen. Seltsam...

Vielleicht hoffte er aber auch nur dieser seltsamen Frau noch mal zu begegnen. Er musste schon zugegeben, dass diese Frau ihn fasziniert hatte. Und bis Samstag war noch eine so lange Zeit. Er wollte sie unbedingt schon vorher wiedersehen, er hatte noch so viele Fragen an sie. Sie vermutlich eher nicht, denn sie schien ziemlich viel über ihn zu wissen, auch eine Frage von ihm, woher wusste sie so viel.

Doch anscheinend würden ihm diese Fragen heute nicht beantwortet werden, denn als er durch den Schankraum des 'Tropfenden Kessel' guckte, sah er sie nicht. Schade, wie er fand. Doch Severus wollte nicht schon wieder nach Hogwarts zurück, er wollte noch ein bisschen seine schülerfrei Zeit genießen. Also ging weiter in die Kneipe hinein, sein Ziel war die Bar.

Doch dort entdeckte er eine Frau, die er nicht wiedersehen wollte. Leider war es jetzt zu spät um umzudrehen, da sie ihn jeden Moment entdecken konnte.

Sie saß allein an der Bar und prostete gerade dem Wirt zu. Dabei lächelte sie so komisch. Das war ja klar, sie war wieder dabei zu betrinken, bei den meisten Gelegenheiten, bei denen er sie traf, war sie dabei sich zu betrinken. Vermutlich tat sie das auch heute, denn sie lächelte schon wieder so komisch, das konnte nur heißen, dass sie schon wieder ziemlich betrunken war.

Noch immer hatte sie ihn nicht gesehen, noch konnte er verschwinden. Andererseits konnte er auch die Gelegenheit nutzen und ihr sagen, dass sie sich nicht mehr an ihn ranmachen soll. Das machte sie nämlich seit er damals, vor einer Ewigkeit, mit ihr Schluss gemacht hatte. Sie schien das nie überwunden zu haben.

Irgendwie gefiel Severus die Vorstellung, dass er Bellatrix jetzt mal richtig die Meinung sagen konnte. Sie war zwar etwas betrunken, doch wenn er ihr heftig genug klar, dass sie ihn nervte, dann erinnerte sie sich vielleicht sogar noch dran, wenn sie wieder nüchtern war.

Severus grinste fies. Dann ging er zu Bellatrix und stellte sich neben ihren Hocker an die Bar. "Hi Bellatrix."

Überrascht schaute sie auf, guckte ihn jedoch nur kurz an. "Hallo Severus." Mehr sagte sie nicht.

Was war denn jetzt kaputt? Normalerweise fing sie jetzt schon an, ihn plump anzumachen, doch sie machte rein gar nicht. Außer jetzt Tom ranzuwinken. Wahrscheinlich würde sie ihm jetzt einen Drink ausgeben. Das hatte sie schon ein paar Mal gemacht und er hatte es auch jedes Mal angenommen, aber auch nur um einen Drink zu bekommen.

Doch auch das geschah nicht. Erst nahm Tom das Geld, das noch neben dem Glas vor ihm lag, und dann nahm er das Geld von Bellatrix für ihren Drink entgegen. Jetzt verstand Severus die Welt nicht mehr, was war denn heute mit Bellatrix los? Und wenn er ehrlich war, dann sah Bellatrix auch noch gar nicht so betrunken aus. Um ehrlich zu sein sah sie noch total nüchtern aus. Das war wirklich merkwürdig... Was machte sie denn sonst, wenn sie nicht dabei war, sich zu betrinken?

Er wollte auch schon gerade den Mund auf machen, um etwas zu sagen, als sie ihren Umhang anzog und sich zum Gehen fertig machte. "Sorry, Severus, ich hab' keine Zeit zum Reden, ich muss noch was erledigen..." Damit nahm sie ihre Tasche und verließ den 'Tropfenden Kessel' in Richtung Winkelgasse.

Ahh, jetzt verstand er ihre Taktik, sie wollte so tun, als ob sie drüber hinweg wäre und hatte sich sogar einen Plan zu Recht gelegt, um ihm das zu zeigen. Vermutlich saß sie hier schon eine ganze Weile, um auf ihn zu warten. Und wenn er dann da war, begrüßte sie ihn ganz normal, würde dann aber so tun, als ob sie noch zu tun hätte und würde in Richtung Winkelgasse verschwinden. Dafür hatte sie sich vermutlich extra die Tasche mitgenommen, denn sonst hatte Bellatrix nie eine Tasche bei sich. Doch er hatte ihren Plan durchschaut. Arme, arme Bellatrix, sie würde wohl nie drüber hinwegkommen...

"Die gute Bellatrix hat sich ganz schön verändert, ich glaube, du bist jetzt abgeschrieben, Severus..." Tom, der Wirt stand immer noch hinter Theke, polierte jetzt aber Gläser. Er lachte.

Severus dagegen schaute ihn nur kühl an. "Wie kommst du denn da drauf? Bellatrix wird das nie verkraften, sie wird mir ewig hinterherlaufen. Ich glaube, du hast zu lange schon kein Sonnenlicht mehr gesehen." Pah, als ob sich Bellatrix je von abwenden würde... Natürlich war sie teilweise recht nervig, wenn sie einem an der Schulter hing, doch es gab Severus irgendwie ein erhabenes Gefühl.

Tom guckte ihn beleidigt an. "Glaub' doch, was du willst. Ich kann nur das erzählen, was ich heute gehört habe, und das war nun mal das, das Bellatrix sich mit diesem Lupin verabredet hat..."

Wie vom Blitz getroffen drehte Severus sich wieder zu Tom. "Was? Mit Lupin?"

Zwar kam das in letzter Zeit viel zu oft vor, aber irgendwie hatte Tom Angst vor einem Snape in diesem Zustand. Deshalb brachte er auch nur ein Nicken zustande.

Zum Glück wollte Severus dieses Gespräch aber nicht mehr fortsetzen, denn jetzt schaute er finster in Richtung Ausgang, als ob Lupin da jeden Moment auftauchen würde. Trotzdem zog Tom es vor sich einen anderen Ort zu suchen, um seine Gläser zu polieren.

Währenddessen starrte Severus finster durch den 'Tropfenden Kessel'.
 

"Na, wen wollen Sie denn heute mit ihrem Blick ermorden?" Er musste sich eigentlich nicht umgucken, um zu wissen wer ihn jetzt nervte. Padma Patil. Sie war gerade in den 'Tropfenden Kessel' gekommen, hatte ihn anscheinend an der Bar gesehen und war augenscheinlich nur zu ihm gekommen, um seine aktuelle Tätigkeit, finster durch die Gegend zu schauen, trocken zu kommentieren.

Nun stand sie desinteressiert neben ihm und schien darauf zu warten, dass Tom kam, um ein Getränk zu bestellen, doch der schien den Bereich um Snape jetzt zu meiden, denn er hatte zwar schon gesehen, dass Padma da stand, reagiert aber nicht und blieb am anderen Ende der Bar.

Na toll, jetzt war auch noch die hier. Er würde nie wieder spontan in den 'Tropfenden Kessel' kommen, man traf ja nur furchtbare Leute.

Er wusste nicht, wie lange sie beide da so gestanden hatten. Beide ohne Getränk und beide vollkommen still. Irgendwann hatte Padma gelangweilt den Arm auf die Theke gestützt, um ihren Kopf auf ihre Hand legen zu können.

"Was haben Sie dem Wirt eigentlich angetan, dass er nicht mehr herkommen will?" Schon wieder dieser absolut trockene Tonfall. Sie war noch nicht lange hier und hatte bislang auch nicht viel gesagt, doch sie ging ihm auf die Nerven. Deswegen sparte er sich auch jede Antwort.

Irgendwann seufzte sie. "Ihr Kerle seid doch alle gleich..."

Perplex schaute er sie an. "Was?" Hatte er irgendwas verpasst? Was wollte sie denn nun von ihm?

Sie verzog das Gesicht. "Ihr schweigt immer..."

Immer noch vollkommen unwissend hob Severus die Augenbrauen. "Was wollen Sie mir eigentlich sagen?"

Doch sie sagte nichts, sondern ging zum anderen Ende der Bar, um sich endlich etwas zu trinken zu holen. Als sie dann wieder kam, hatten sie ein riesiges Glas mit einem undefinierbaren Getränk in der Hand. Dann stellt sie sich wieder neben ihn an die Bar und nahm einen großen Schluck aus dem Glas.

"Verraten Sie mir jetzt, was Sie wollen?" Ansonsten würde er gleich gehen, denn er hatte keine Lust den Abend mit Padma zu verbringen, die er nach dem Willen seins Vaters heiraten sollte und die gerade ihren depressiven Tag hatte. Denn so sah sie aus, wie er gerade feststellte.

"Ich habe mich von Neville getrennt..." Na toll, sie ist nicht nur depressiv, sie hatte sich auch noch von ihrem Freund getrennt. Er hatte ja schon davon gehört, dass sie mit Longbotten zusammen war, doch das das wirklich wahr war, hätte er nicht geglaubt.

"Ja, und?" Das hörte sich jetzt gefühlskalt an, aber es interessiert ihn nun mal gar nicht.

"Er hat mich betrogen..." Padma nahm noch einen großen Schluck von ihrem Getränk.

Severus verdrehte die Augen, hatte er das gefragt?

"Mit einer Weasley..." Die Tatsache rechtfertigte anscheinend noch einen großen Schluck.

"Das ist natürlich hart." Severus musste grinsen und er machte sich nicht mal die Mühe es zu verbergen. Mit einer Weasley betrogen zu werden war natürlich ein Armutszeugnis. Er hatte keine hohe Meinung von den Weasleys, damals nicht und heute nicht.

"Dann kann ich Sie ja jetzt heiraten..."

Hätte Severus jetzt etwas getrunken, hätte er sich bestimmt verschluckt. "Sie wollen was?"

Sie seufzte und schaute tief in ihr Glas hinein. "Wir sollen doch heiraten... Sie haben doch auch niemanden und Sie werden auch nie jemanden haben..."

Erbost sog Severus Luft ein. "Was erlauben Sie sich?"

Bislang hatte sie zwar noch nicht mal die Hälfte ihres Getränks geleert, doch anscheinend war sie wohl schon ein angetrunken und das kombiniert mit ihrer depressiven Stimmung, ließ sie anscheinend ein bisschen aggressiv werden, vermutlich dachte sie, sie könnte so ihren Frust los werden. "Was wollen Sie jetzt machen? Mir eine Strafarbeit geben? Wohl kaum..." Sie machte eine kurze Pause, die sie nutze um noch einen Schluck von ihrem Drink zu nehmen. Dann schaute sie ihn wieder an. "Aber mal ehrlich, wen haben Sie denn? Sie haben doch niemanden... Sie leben in Hogwarts, da ist doch nichts los... Sagen Sie mir bloß nicht, sie haben was mit der Sprout oder der McGonagall angefangen? Sie haben niemanden...!“

Sie wurde von Severus' plötzlichem Aufrichten unterbrochen. "Sie sind doch schon betrunken!" Sie schien nicht allzu viel zu vertragen. Und da sie betrunken war, sah er keinen Sinn darin sich weiter mit ihr unterhalten. Also ging drehte er sich um und ging zum Ausgang, sein Bedürfnis nach schülerfreier Zeit war gestillt, er traf ja doch nur ehemalige Schüler, mit denen er entweder verheiratet werden sollte oder die betrunken waren.

"Warten Sie..." Dann hörte er ein "Rums!", das sich verdächtig nach einem Sturz anhörte, und als er sich umdrehte, sah er Padma am Boden liegend und ihre Gliedmaßen ordnend, als ob sie ihr gerade neu gewachsen wären. Sie würde nie im Leben gesund zu Hause ankommen, wenn sie allein ging. Aber er hatte auch keine Lust sie nach Hause zu bringen. Dann müsste sie wohl jemand anderes nach Hause bringen.

Er seufzte genervt und ging zu Tom. Als dieser sah, wie Severus auf ihn zu kam, guckte er ihn mürrisch an. "Was willst du?"

"Kannst du mir einen Gefallen tun?" Als Tom ihn erwartungsvoll anschaute, legte Severus einige Münzen auf den Tresen. Das Geld würde Padma ihm wiedergeben.

"Was soll's denn sein?" Sobald Tom Geld sah, war er sehr kooperativ.

"Kannst du jemanden losschicken, um sie nach Hause zu bringen?" Er zeigte über die Schulter auf Padma, die es langsam geschafft hatte aufzustehen.

"Okay, ich schick' Mundungus hin, dabei kann er dann seine Schulden abarbeiten."

Severus schüttelte den Kopf. "Wie wär's mit jemand anderem?"

Tom klopft mit dem Finger auf die Theke und Severus legte noch ein paar Münzen zu den schon da Liegenden. Dann grinste Tom. "Ich schick' Kelly ihn..."

Severus nickte und verabschiedete sich. Er sah nur noch im Augenwinkel, wie Kelly mit Padma redete und ihr dann half den 'Tropfenden Kessel' zu verlassen.

Severus hatte sich seinen kleinen Ausflug wirklich anders vorgestellt...
 


 

Was hat Rolanda da wohl aus dem Regal genommen und wozu will sie es benutzen, um Severus' neue "Freundin" auszuspionieren? Wie wird Remus' und Bellas Date ausgehen? Und wird Padma darauf reagieren, dass Severus ihr so geholfen hat?

Kennen wir uns?

Hallo erstmal und ganz vielen Dank an alle, die mir bislang ein Review geschrieben haben! Daaaanke!!

Und ganz besonders an Marli. Danke für deine Kommentare!

Und nun:
 

11.Kapitel: Kennen wir uns?
 

Vorm 'Tropfenden Kessel'

"Komm schon, Draco!" Cho hatte Draco noch nie so stur erlebt. Sie wollte doch nur noch mal im 'Tropfenden Kessel' vorbeischauen, aber Draco wollte da absolut nicht rein. Was war denn los mit ihm? Sonst begleitete er sie doch auch, wenn sie in eine Kneipe ging.

Sie und Draco arbeiteten beide im Ministerium und neuerdings trafen sie sich nicht nur in der Kantine sondern auch nach der Arbeit.

Cho kannte Draco schon seit ihrer Schulzeit, hatte ihn damals aber nicht so gemocht, doch jetzt hatte sie das Gefühl, als würde sich seine wahre Seite zeigen, die sie die ganz Zeit über nicht gesehen hatte und andere vermutlich auch nicht. Denn Draco konnte richtig freundlich und offen sein, dabei hatte sie ihn ganz anders im Gedächtnis. Trotzdem freute sie sich, diese Seite an ihm gefunden zu haben.

Doch eine seiner neu entdeckten Eigenschaften hatte sie wirklich überrascht. Wenn er gute Laune hatte und ohne störende Gesellschaft, dann konnte er ein richtiger Weiberheld sein. Das hätte sie nie gedacht, doch sie hatte es schon mit eigenen Augen gesehen, wie er teilweise sehr wirklich charmant mit Frauen geflirtet hatte. Wer hatte das gedacht...

Bislang war sie mit Draco immer in eine andere Kneipe gegangen, die ihnen beiden passender gelegen hatte, da sie es dann nicht mehr so weit bis nach Hause hatten, doch diese hatte nun geschlossen und so hatte Cho vorgeschlagen, dass sie doch eine Kneipe in der Winkelgasse nehmen konnten, da sie da eh noch etwas besorgen musste.

Das hatte sie jetzt erledigt und nun wollte sie eigentlich mit Draco in den 'Tropfenden Kessel'. Doch dagegen wehrte Draco sich noch, er wollte den 'Tropfenden Kessel' nicht betreten und jetzt standen sie schon zehn Minuten vor der Tür und sie versucht ihn zu überreden.

"Nun komm schon, Draco! Warum willst denn da nicht rein?"

Draco schwieg. Ihretwegen konnten sie gerne woanders hingehen, doch sie wollte wenigstens eine Begründung haben. Doch wo sollten sie denn sonst hingehen? Der 'Tropfenden Kessel' war nur deshalb die bekannteste Kneipe in der Winkelgasse, weil es auch die einzige Kneipe war, die einigermaßen in Ordnung war. Der Rest der Kneipen in der Seitenstraßen war nämlich sehr heruntergekommen.

"Draco, jetzt sag schon! Oder muss ich erst reingehen und mir von dem Fletcher Veritaserum kaufen, damit du es mir sagst?" Sie hatte den letzten Satz nicht ernst gemeint, was man an ihrem Grinsen eigentlich hätte erkennen müssen. Doch für Draco war das anscheinend ziemlich ernst, denn er hatte einen verunsicherten Ausdruck in den Augen und machte gleich noch einen Schritt zurück.

Jetzt musste Draco nichts mehr sagen, sie wusste, warum er nicht in den 'Tropfenden Kessel' wollte. Ein höchst amüsiertes Grinsen zierte jetzt ihr Gesicht. "Das ist nicht deine Ernst, oder?"

Erst dachte sie, Draco würde jetzt schmollen, doch dann nicke er.

Jetzt musste Cho erst mal lachen, sie wusste zwar, dass das nicht sonderlich fair war, doch sie konnte sich das echt nicht verkneifen.

Jetzt war das verrückte Bild komplett. Draco und Cho vor dem 'Tropfenden Kessel', sie lachte sich tot, er schien zu schmollen, zwischen ihnen gingen immer wieder Leute durch, die in den 'Tropfenden Kessel' wollte und über ihnen war die typischen trüben Wolken.

Doch als Draco sie dann finster anschaute, beherrschte sie sich und hörte auf mit dem Lachen. "Sorry, Draco, aber nur deswegen willst du nicht in den 'Tropfenden Kessel'?"

Draco verzog das Gesicht. "Ist das nicht Grund genug?"

Cho überlegte. Ja, vielleicht war es das. Andererseits interessierte es eh niemanden mehr. "Naja, das ist doch jetzt schon so lange her. Ich denke, Fletcher weiß schon gar nicht mehr, dass er dir das verkauft hat." Die Sache hatte Draco schon arg mitgenommen, als Mundungus Fletcher ihm diese FröhlichFix angedreht hatte und es für ihn so endete, dass er bewusstlos unter der Treppe des 'Tropfenden Kessel' lag. Das hatte seinen Stolz doch arg gekränkt. Doch das es soweit ging und er den 'Tropfenden Kessel' nicht mal mehr betreten wollte, hatte sie nicht gewusst.

Draco verschränkte die Arme. "Das glaubst du vielleicht, ich wette mir dir, alle wissen es noch und werden, sobald ich reinkomme, über mich lachen und über mich tuscheln..."

Also wenn das mal keine Komplexe waren. Sie musste schon wieder grinsen. "Draco, ich glaube, du machst aus einer Mücke einen Elefanten..."

Beleidigt drehte Draco sich zur Seite. "Finde ich nicht und deshalb werde ich da auf keinen Fall reingehen!"

Cho schaute ihn herausfordernd an. "Dann haben wir wohl Problem, denn ich habe Durst und würde gerne etwas trinken."

Draco drehte sich wieder zu ihr und erwiderte ihren Blick. Jetzt standen sie sich so gegenüber, darauf wartend, dass der andere nachgab.

Doch dann schien sie eine Lösung zu haben und bedeutete Draco zu warten. Und ohne noch irgendetwas zu sagen, betrat sie den 'Tropfenden Kessel'.
 

Draco verstand das zwar nicht, aber er wartete. Und wartete...

Was machte sie denn darin? Er spürte förmlich die Blicke auf sich von den Leuten, die an ihm vorbeigingen. Mit ihr an seiner Seite fühlte er sich wenigstens nicht so allein. Was machte sie denn so lange da drin?

Er seufzte erleichtert, als Cho wieder hinaus kam. Doch jetzt hatte sie zwei Gläser in der Hand und hielt ihm eins davon schon im Entgegenkommen hin. "Hier..."

Fragend schaute er das Glas an. "Was ist das?"

Sie lächelte ihn so gütig an, das es fast schon fast wieder künstlich aussah. Außerdem kam er sich vor wie ein kleines Kind, dem die Welt erklärt wurde. "Das ist ein Bier."

Er schaute sie weiter fragend an.

Sie verzog das Gesicht zu einer amüsierten Grimasse. "Ich wollte mit dir was trinken gehen, doch da du dich ja weigerst mit in den 'Tropfenden Kessel', habe ich das Bier eben rausgeholt." Lächelnd drückte sie ihm das Glas in die Hand und hielt ihr Glas zum Anstoßen ihn.

Jetzt lächelte er ebenfalls und stieß mit an. Das mochte er so sehr an ihr, ihre Spontaneität. Und ihre damit verbundenen verrückten Einfälle. Niemand sonst wäre auf diese Idee gekommen.

Wie langweilig sein Leben doch ohne sie gewesen sein musste? Sie waren noch nicht lange so gute Freunde, erst seit dem sie sich immer in der Kantine des Ministerium trafen. Anfangs trafen sie sich nur in der Kantine, doch jetzt gingen sie auch mal abends zusammen weg. Das war aber alles nur freundschaftlich. Manchmal fand er das schade, er fand sie durch aus... attraktiv und sie war auch sehr nett. Doch sah er sie an und dachte sich, dass sie nicht an so was dachte, sie suchte einfach nur einen guten Freund... Und dann war er schon lieber der gute Freund als gar nichts. Zumindest wollte er sich das einreden.

Doch dann musste er sie wieder ansehen und sah ihre wunderschönen schwarzen Haare, ihr wunderschönes Gesicht und hörte ihr zauberhaftes Lachen...

Eigentlich war es nicht seine Art so für jemanden zu schwärmen, doch bei ihr konnte er einfach nicht anders...

"Draco, guck' mich doch nicht so an, das ist mir ja peinlich vor den Leuten..." Sie kicherte leise und drehte ihren Kopf, auf dessen Wangen sich ein leichter, rötlicher Schimmer zeigte, leicht weg.

Dieser Satz holte Draco aus seiner Traumwelt zurück. Aber es war ihr peinlich? Wie sollte er denn das verstehen?

Sie nahm einen Schluck von ihrem Bier und guckte ihn dann wieder an. "Sag mal, hast du auch schon von dieser Hochzeitsaktion gehört, bei der Professor Snape mit Padma Patil und unserer ehemaliger Professor Lupin mit Hermine Granger verheiratet werden sollen? Ich dachte, so etwas gibt's schon gar nicht mehr..." Sie schüttelte den Kopf.

Oh ja, davon hatte gehört und konnte sich richtig vorstellen, wie Snape sich geärgert hatte, dass Lupin und nicht er die Granger heiraten würde. Lupin war aber auch nicht gerade zu beneiden. "Ja, hab davon gehört, Snape hat sich bestimmt geärgert..." Er musste grinsen.

Sie zuckte mit den Schultern. "Ein Gutes hat es ja, Snape wird nicht sein ganzes Leben allein bleiben..."

"Was sollen denn das heißen?"

Sie grinste. "Du glaubst doch nicht wirklich, dass Snape aus eigener Kraft etwas mit einer Frau anfängt. Der Typ ist doch in Sachen positiver Ausstrahlung und Charme der absolute Verlierertyp, oder?"

Er nickte. Sie hatte ja recht, aber ob Snape so was vor einem einsamen Leben bewahren würde? Er bezweifelte es, Snape würde es sogar schaffen, eine arrangierte Ehe zum Platzen zu bringen.

Er seufzte und lehnte sich gegen die Wand hinter ihm. Warum dachte er jetzt an das Liebesleben seines ehemaligen Lehrer? Als ob er in Sachen nicht seine eigenen Probleme hatte. Nicht nur das mit Cho, sondern auch noch das mit Ginny.

Er hatte sich, obwohl es sich damals nicht hatte eingestehen wollen, noch in ihrer Schulzeit in sie verliebt. Leider hatten sie damals ja gewisse... Differenzen gehabt und nach der Schule hatte er sie dann aus den Augen verloren. Doch dann hatte er sie vor einiger Zeit wieder gesehen und sofort gewusst, warum er sich in sie verliebt hatte. Leider hatte sie aber immer noch die selbe Meinung von ihm, wie in der Schulzeit, sie hielt ihn für den größten Mistkerl und anscheinend konnte er auch nichts tun, um das zu ändern.

"Woran denkst du?" Cho schaute ihn neugierig an. Sie erkannte immer genau, wenn er in Gedanken versunken war.

"An Ginny Weasley." Warum sollte er lügen? Cho war eine gute Freundin, ihr konnte er es sagen.

Erst sagte sie nichts und hob nur erstaunt die Augenbrauen. Doch dann kam eine weitere Eigenschaft von Cho zu Tage. Die Tratschtante, Cho war immer über alles perfekt informiert. "Ich hab' gehört, dass dieser Neville Longbottom seine Freundin mit Ginny Weasley betrogen haben soll. Doch Padma hat die beiden ertappt und hat Neville hier im 'Tropfenden Kessel' dann voll die Szene gemacht."

Er grinste und nahm noch einen Schluck von seinem Bier. "Woher weißt du das denn schon wieder?"

Sie spielte mit einer Strähne ihres Haares, das tat sie immer, wenn sie von ihren "Quellen" sprach. "Einen Teil gerade von Tom und den anderen von Marietta, sie arbeitet doch im selben Büro wie Padma und da hat Padma ihr das erzählt."

Er nickte nur, ein Zeichen dafür, dass er ihr zugehörte hatte, es aber nicht weiter ausführen musste. Klatsch war nicht so ganz sein Ding.

Doch dann wurde er stutzig. Hatte sie gerade gesagt, Neville hat Padma mit Ginny betrogen? Dann hatte ja Ginny was mit Neville! Diese Information war gerade voll an ihm vorbei gegangen!

Schockiert wurde seine Augen immer größer. Das konnte doch nicht wahr sein... Ginny mit Neville? Nie im Leben!

Auch Cho schien zu bemerken, was in Draco vorging. Immerhin hatte sie gerade gehört, an wen er gedacht hatte und außerdem hatte er das schon öfter mal nebenbei erwähnt.

Sie schaute ihn an und ihrem Blick konnte er so was wie Mitleid, aber auch eine gewisse Belustigung sehen. Dann nahm sie ihm das leere Bierglas aus der Hand. "Ich werd' dann auch mal gehen. Die Gläser bring' ich weg und dann geh' ich gleich weiter. Dann bis morgen!"

Er nickte wortlos und sie drehte sich um. Sie war auch schon kurz vor der Tür, als sie sich noch mal umdrehte. "Es ist nur ein Gerücht..." Sie lächelte und verschwand dann im 'Tropfenden Kessel'.

Draco blieb nachdenklich zurück. Doch an Gerüchten war doch meistens etwas dran, oder?
 

Im 'Tropfenden Kessel'

Ungeduldig wartete Ron im 'Tropfenden Kessel', wo blieb Harry denn nur?

Er hatte von Hermine gehört, dass Harry ein bisschen sauer gewesen war, als er ihn bei letzten Treffen unabsichtlich sitzen gelassen hatte.

Aber war er so sauer, dass er ihn jetzt auch sitzen ließ? Dabei tat es Ron richtig Leid und es war ja auch nicht so, dass er das mit Absicht gemacht hatte. Lavender hatte ihn einfach mitgeschleppt und so hatte er keine Zeit mehr gehabt, Harry irgendeine Nachricht zukommen zu lassen. Und wenn er ehrlich war, Harry war zu dem Zeitpunkt seine kleinste Sorge gewesen. Immerhin hatte Lavender sich gerade mit ihm verlobt, obwohl er das gar nicht wollte.

Und er war da noch immer nicht raus gekommen. Doch irgendwie musste er es Lavender ja noch mal sagen. Er konnte sie ja schlecht heiraten. Er hatte sich eigentlich von ihr trennen wollen.

Aber vielleicht konnte Harry ihm ja helfen... obwohl, nein, Harry war ihm bei seinen Beziehungsprobleme sicher keine Hilfe. Ganz sicher nicht...

Hermine hatte irgendetwas von Cho erzählt und dabei hatte sie ziemlich sauer geklungen. Kein Wunder, immer wenn es um Cho ging, sank Hermines Laune rapide. Sie sah in Cho nämlich so was wie eine Konkurrentin, auch wenn Cho das vermutlich nicht so sah. Aber auch Hermine schien die Hoffnung langsam aufzugeben, dass Harry sich in sie verliebte. Und wenn sie das wirklich tat, dann bewunderte Ron sie. Sich entgültig von der Hoffnung, dass man je zusammenkam, zu trennen, war gar nicht so einfach... das beste Beispiel war Harry, selbst nach 5 Jahren noch nicht gemerkt, dass Cho sich nicht für in Interessierte...

Dies war auch ein Grund dafür, dass Harry ihm vermutlich keine Hilfe sein würde. Diese Feststellung beruhigte seine Nerven jetzt nicht unbedingt...

Immer noch nervös, da Harry noch nicht hier war, schaute er zum Eingang des 'Tropfenden Kessel'.

Zu seiner Erleichterung kam Harry gerade durch die Tür. Er seufzte erleichtert. Wenn Harry schon hier war, dann konnte er ihm nicht mehr sonderlich böse sein.

Doch dann sah er im Augenwinkel, dass noch eine andere Person den 'Tropfenden Kessel' betrat, wenn auch aus der anderen Richtung. Cho!

Verdammt, das würde kein gutes Ende nehmen. Harry mit Cho in einem Raum? Wenn Harry auch nur ein Wort zu ihr sagen wird, wird Cho ihn auseinander nehmen und wenn das geschehen würde, würde er sich am liebsten unterm Tisch verstecken.

Die beiden kamen sich immer näher, gleich würden sie sich sicher sehen, auch wenn er sich sicher war, dass Cho Harry schon gesehen hatte. Das erkannte man schon an ihrem verkniffenen Gesichtsausdruck.

Ron war sich auch ziemlich sicher, dass Harry Cho so erspäht hatte, doch bislang hatte noch nicht darauf reagiert. Wahrscheinlich war er zu beschäftigt, sich einen neuen Spruch zu überlegen. Er bettete für Harry, dass Cho ihn nicht zu sehr zusammenstauchen würde. Denn das würde sie tun, nach dem was Hermine ihm erzählt hatte. Man konnte sie aber auch verstehen...

Doch sie musste anscheinend gar nicht ausrasten, denn Harry tat gar nichts. Sehr zur Überraschung von Ron. Und auch Cho schien nicht weniger überrascht zu sein, denn als Harry an ihr vorbei gegangen war, drehte sie sich um und schaute Harry ungläubig hinterher. Erst nach einem weiteren Blick und vermutlich der Vergewisserung, dass es kein Traum war, kratzte sie sich noch mal Kopf und ging dann weiter zur Bar.

Da sie ab dem Zeitpunkt Harry ständig den Rücken zugewandt hatte, bekam sie aber mehr mit, was Harry dann tat. Der holte nämlich aus und ohrfeigte sich selbst mit voller Kraft, so dass er fast das Gleichgewicht verloren hätte. Nachdem er dieses dann halbwegs wiedergefunden hatte, richtete er sich auf und ging weiter zu Rons Tisch. Ron beobachtete das Ganze ungläubig.

Und nicht nur er, auch die Kneipengäste an den anderen Tischen schauten zu Harry herüber. Und deshalb auch zwangsläufig zu Ron. Wenn das mal nicht peinlich war, es saß mit jemandem an einem Tisch, der sich selbst ohrfeigte... Doch vermutlich sollte er sich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, seine Noch-Freundin hatte immerhin ihre angebliche Hochzeit im 'Tropfenden Kessel' bekannt gegeben, ohne seine Zustimmung.

Harry kam scheinbar gut gelaunt zu ihrem Tisch. Bevor er sich setzte, ohrfeigte er sich allerdings noch einmal, jedoch nicht so heftig wie eben.

Ron schaute Harry fragend an. "Was soll denn das jetzt?" Langsam glaubte Ron wirklich, dass bei Harry im Kopf irgendetwas nicht richtig war. Erst diese wahnsinnigen Aktion im Liebesrausch und jetzt diese Ohrfeigen. Irgendetwas konnte da einfach nicht in Ordnung sein...

Harry grinste stolz. "Das ist meine Eigentherapie. Hermine hat mir doch ein bisschen ins Gewissen geredet und um nun von Cho loszukommen, werde ich mich selbst therapieren: Jedes Mal wenn ich an Cho denke, werde ich mich selbst schlagen."

Die Erklärung war ja eigentlich gar nicht so schlecht und auch die Idee, sich selbst zu therapieren, war gut. Doch die Umsetzung war doch etwas sonderbar. Etwas? Nein, sehr sonderbar.

Doch Ron kam nicht dazu, etwas dazu zu sagen, da in dem Moment die Kellnerin kam und sie fragte, was sie trinken wollten. "Zwei Bier... oder, Harry? Harry?"

Während Ron ihn angesprochen hatte, hatte Harry ein bisschen gedankenversunken die Hand gehoben und sich an die Wange gefasst, die er eben gerade noch geschlagen hatte. Ron zog skeptisch die Augenbraue hoch und bestätigte die Bestellung bei der Kellnerin mit einem Lächeln. Diese warf Harry einen zweifelnden Blick zu und verschwand dann in Richtung Theke, wahrscheinlich hatte sie vorhin gesehen, wie Harry sich selbst "therapiert" hatte und hatte jetzt eine seltsame Meinung von ihm, was ja auch verständlich war.

Wieder fuhr Harry sich mit den Hand über die Wange. Rons Meinung nach sah es ein bisschen seltsam aus. "Sag mal, Harry, belohnst du dich jetzt dafür, dass du nicht an Cho denkst, indem du dich streichelst?"

"Nein, die Wange tut weh."

Irgendwie kam Ron sich ein bisschen dämlich vor. Das hätte er sich nämlich auch selbst denken können. Er machte sich selbst vor Harry zu Deppen. Toll, er schaffte es immer wieder. Klar, Harry war sein bester Freund, doch trotzdem würde er es bevorzugen, sich nicht durch solche Fragen, die auch noch eine ganz simple Antwort hatten, vor Harry zu blamieren. Aber bevor er sich jetzt darüber weiter den Kopf zerbrach, kam er doch lieber zum dem Thema des Treffens.

Ron räusperte sich, wie sollte er denn jetzt anfangen? "Es tut mir übrigens Leid, dass ich bei unserem letzten Treffen nicht mehr da war. Ich hatte echt nicht vor, dich zu versetzen. Doch ich hatte davor ein... sagen wir, unschönes Erlebnis mit Lavender..."

Harry guckte Ron mit fragendem Gesichtsausdruck an. "Was für ein unschönes Erlebnis?"

Irgendwie hatte Ron das ungute Gefühl, Harry würde sich ziemlich freuen, dass Ron auch etwas 'unschönes' passiert war. Vielleicht sah er es als gerechte Strafe dafür an, dass er ihn versetzt hatte. Und ein bisschen Recht hatte er ja schon. "Ja, du weißt ja, ich wollte eigentlich mit Lavender Schluss machen, das gewisse Etwas fehlte in der Beziehung. Und ich wollte mich dann doch mit ihr hier treffen und ihr das sagen, doch sie hat das wohl irgendwie missverstanden und denkt nun, ich will sie heiraten..." Ron konnte Harry ansehen, dass jener loslachen könnte, doch vermutlich würde er es nicht tun, da es mehr als unhöflich gegenüber ihm wäre.

Doch Harry lachte tatsächlich, und das auch ziemlich laut, so dass sich wieder alle zu ihrem Tisch umdrehten, um zu gucken, was denn nun schon wieder los war. Ron konnte nicht fassen, dass Harry ihn so auslachte, er konnte sich nicht erinnern, dass er jemals über eine von Harrys schwierigen Lagen gelacht hätte. Klar, manchmal hatte er sich schon zusammenreißen müssen, doch losgelacht hatte er nie. Umso unfairer fand er es, dass Harry jetzt lachte. Und das versuchte Ron ihm auch zu zeigen, in dem er nur skeptisch die Augenbraue hob.

Doch auch das brachte Harry nicht zum Schweigen, er lacht nur noch mehr. Erst nach zehn Minuten, beruhigte Harry sich, doch trotzdem grinste er noch, als er sich wieder an Ron wandte. "Und was jetzt?"

So ganz konnte Ron ihm das Grinsen nicht verzeihen, aber... naja, Harry war immerhin seiner bester Freund. "Jetzt brauch ich deine Hilfe dabei." Ron hatte das ungute Gefühl im Magen, dass Harry nicht der richtige Ansprechpartner dafür war, doch wen sollte er denn sonst fragen? Hermine? Neville? Ginny? Die waren auch nicht so die Beziehungsprofis und er hatte die Wahl zwischen Buddel oder Flasche gehabt. Und deshalb hatte er Harry gefragt...

Harrys Grinsen wurde wieder eine Spur breiter. "Was soll ich denn machen? Soll ich die Lavender ausspannen, damit sie die Hochzeit absagt?"

Vermutlich hatte Harry das nicht ernst gemeint, doch Ron fand die Idee nicht schlecht, dann würde immerhin nicht er der Idiot sein, der die Hochzeit absagen würde, sondern sie. Eigentlich war die Idee genial. "Hey, die Idee ist gut!"

Das Grinsen verschwand Harrys Gesicht und es blieb nur noch Fassungslosigkeit zurück. "W-Was? Ich soll was mit Lavender anfangen..?"

Jetzt war es Ron, der grinste. Er würde sich für eben revanchieren. "Ja, warum nicht? Oder hast du was gegen meine Freundin?"

Noch war es für Ron Spaß, doch Harrys Antwort wischte auch ihm das Grinsen aus dem Gesicht. "Ja... eigentlich... weißt du... sie ist nicht gerade eine Schönheit..."

Ron starrte den sich etwas zurechtstotternden Harry an. "Du findest meine Freundin also hässlich? Willst du damit sagen, ich hätte keinen Geschmack?"

Eigentlich hatte Harry nicht das damit ausdrücken wollen und er wollte auch nicht so fies sein , doch kaum hatte er daran gedacht hatte er es auch schon ausgesprochen. "Nee, sicher hast du Geschmack, doch in Sachen Freundin hattest du sicher Mangel an Alternativen..." Und schon tat es Harry leid, dass ihm das rausgerutscht war.

Doch bevor er irgendetwas sagen konnte, war Ron schon puderrot angelaufen. "Bitte was? Dann willst du also nicht sagen, dass ich keinen Geschmack habe, sondern dass ich einfach an keine andere als Lavender rankomme?" Ron war ziemlich laut geworden und nun schauten seinetwegen alle Gäste des 'Tropfenden Kessel' zu ihrem Tisch. Tief in seinem Innern musste Harry Ron aber recht geben, Ron kam an keine außer Lavender ran. Bislang war er zweimal mit einem Mädchen zusammen, doch jedes Mal war es Lavender gewesen, da lag die Vermutung doch nahe, das es mit anderen Mädchen einfach nicht klappte.

Die würde Harry, der gerade versucht Ron zu beruhigen, Ron, der sich aber partout nicht beruhigen ließ, aber niemals sagen.

Harry atmete einmal tief durch. Er immer mit seinem losen Mundwerk, jetzt hatte er den Salat. Irgendwie musste er Ron jetzt beruhigen. Wenn das nämlich in dieser Lautstärke und mit dem Temperament in ihrem Gespräch weiterging, würden sie sicher noch aus dem 'Tropfenden Kessel' verwiesen. Das wäre dann doch ziemlich peinlich. Vor allem, was würde Cho dann von ihm denken?

Kaum hatte er diesem Gedanken im Kopf, schnellte seine Hand hoch und er ohrfeigte sich. Er schüttelte noch kurz den Kopf, dann schaute er wieder Ron an. Der hatte mittlerweile wieder normale Gesichtfarbe, anscheinend hatte er Harrys Selbstohrfeige so lustig gefunden, dass er seinen Ärger fast wieder vergessen hatte.

Okay, vielleicht sollten sie jetzt wieder zum eigentlichen Thema zurückkommen. Immerhin brauchte Ron Harrys Hilfe und da Ron sein bester Freund war, würde er auch versuchen ihm zu helfen. "Mal Spaß beiseite Ron, wie soll ich die helfen?"

Ron nahm kurz einen Schluck von seinem Getränke. Gut, dass sein Freund versucht ihm zu helfen, ansonsten hätte er wirklich ein Problem gehabt. "Er wäre echt klasse, wenn du morgen mit in das Brautwarengeschäft kommen würdest und dort sozusagen meinen Trauzeugen mimen würdest. Lavender nimmt ihre Brautjungfer auch mit, natürlich Parvati. Es wäre also super, wenn du mitkommen würdest, dann muss ich nicht mit den beiden allein sein."

Harry stutze. "ich dachte zu willst Lavender nicht heiraten. Wieso gehst du dann noch mit ihr ein Brautkleid mit ihr kaufen?"

Ron sah ein bisschen hilflos aus und nahm noch einen Schluck von seinem Bier. "Ja, will ich ja auch, aber ich weiß nicht wie ich ihr das sagen soll. Ich warte noch ein bisschen. Vielleicht finde ich dann eine Möglichkeit oder es gibt sich eine Gelegenheit, ihr es zu sagen..."

Harry zog nur skeptisch die Augenbrauen hoch. Ob das der richtige Weg war, bezweifelte er, aber nun gut. Wenn Ron das Bedürfnis hatte, Lavender das Herz zu brechen, dann nur zu.

Auf einmal find Ron an irgendetwas in seiner Jackentasche zu suchen und holte nach einer Weile ein paar Sickel ans Tageslicht. Er grinste stolz und legte sie, während er aufstand, neben sein Glas legte. Anscheinend war Ron schon wieder etwas knapp bei Kasse, wenn er schon ein paar Sickel so stolz präsentierte. "Na dann, Harry, ich muss leider los, Lavender will noch mit mir zu Juwelier und mich danach noch ein paar Freunden vorstellen. Wir sehen uns dann ja morgen, oder?" Während er seine Jacke anzog, schnitt er eine Grimasse.

Harry konnte ihn weiterhin nur stutzend angucken. "Dafür, dass du sie gar nicht heiraten willst, hält sie sich ganz schön auf Trab."

Ron grinste nur und ging durch die Tischreihen zum Ausgang, doch er drehte sich noch einmal um. "Also morgen um drei Uhr vorm Brautgeschäft hier in der Winkelgasse. Bis denn!" Dann drehte er sich um und verschwand durch die Tür nach draußen.

Harry konnte nur den Kopf schütteln, das würde ja noch was werden. Aber er würde einfach erst mal mit hin gehen. Einfach mal schauen, was daraus werden würde.

Er schaute sich um 'Tropfenden Kessel' um, es waren erstaunlich viele Leute hier. War heute irgendetwas los?

Ach ja, heute war ja das Quidditchländerspiel. Das könnte er sich eigentlich noch angucken, in seiner kleinen Wohnung erwartete ihn ja doch nichts Spannenderes. Also lehnte er sich zurück und schon zehn Minuten später wurde das Spiel eröffnet.
 

Im 'Tropfenden Kessel'

Mühsam drängte sich Remus durch die Menschmassen im 'Tropfenden Kessel'. Warum war hier denn heute so viel los? Es war immerhin ein ganz normaler Wochentag, zwar war der 'Tropfenden Kessel' immer recht gut besucht, doch diese Menschenmassen übertrafen die normale Anzahl an Besuch bei Weitem.

Die gesamte Masse hatte zu der einen Ecke des 'Tropfenden Kessels' ausgerichtet und schien dort irgendwann irgendwas zu beobachten. Remus warf einen kurzen Blick über die wartende Masse und erkannte dort eine Leinwand, auf die irgendetwas übertragen wurde.

Dann fiel Remus auch wieder ein, warum sich so viele Menschen im 'Tropfenden Kessel' versammelt hatten. Heute war ein Länderspiel der englischen Quidditchnationalmannschaft.

Klar, was konnte sie Zaubererwelt sonst so verrückt machen? Nur Quidditch, nichts sonst. Er hatte dieses Spiel noch nie gemocht. Weder in seiner Schulzeit noch jetzt. Deshalb konnte er den Rummel um das Länderspiel auch nicht verstehen.

Er warf noch einen kurzen Blick in Richtung Leinwand und bahnte sich dann seinen Weg Richtung Bar. Wenn man sich alleine an einen Tisch setzte, sah es immer ein bisschen merkwürdig aus und außerdem waren die Tische eh alle besetzt, da man von dort aus den besten Blick auf die Leinwand hatte. Von der Theke konnte man die Leinwand kaum sehen und deshalb saßen dort kaum Leute. Also konnte sich Remus dort in aller Ruhe einen Platz suchen.

Als er dann einen gefunden hatte, kam Tom, der nebenbei ein Glas polierte, auch schon zu ihm. "Tag, Lupin. Auch mal wieder hier?"

Remus nickte. "Hallo, Tom. Ja, ich war gerade in der Gegend und dachte mir ich komm noch mal vorbei und trinke in Ruhe was. Hätte ich geahnt, dass heute Quidditch ist, wäre ich vermutlich nicht gekommen..."

Tom zuckte mit den Schulter und stellt das Glas weg, das er poliert hatte. "Tja, ich mag Quidditch eigentlich auch nicht so, doch die Mehrheit der Zauberwelt tut es eben und es ist ungemein gut fürs Geschäft, wenn man es in seiner Kneipe überträgt." Er griff nach dem nächsten Glas.

Da Remus keine Bar oder Kneipe hatte, konnte er das nicht beurteilen. Deshalb gab er nur ein nachdenkliches "Hm" von sich.

Auch Tom schien nicht zu wissen, was er darauf erwidern sollte, bis er wieder auf den Grund von Remus Besuch zurückkam, nämlich in Ruhe etwas zu trinken. "Was soll's denn sein?"

"Ein Bier, bitte."

"Kommt sofort!"

Dann wandte Tom sich um und zapfte Remus' Bier.

Währenddessen drehte Remus sich zur Seite und schaute in Richtung Leinwand. Er konnte diesem Theater beim besten Willen nichts abgewinnen. Vierzehn Menschen jagten vier Bällen hinterher. Toll...

"Hier, das Bier..." Schwungvoll stellt Tom das Bier vor Remus ab, wobei es natürlich überschwappte.

Remus bedankte sich und nimmt einen Schluck von seinem Bier, währenddessen schaut er immer noch zu der Leinwand hinüber. Als er keine Anstalten machte, sich weiter ihm zu halten, wollte Tom schon zu einem anderen Gast gehen, doch dann sprach Remus ihn doch noch mal an. "Wer spielt eigentlich?"

"England gegen Italien." Dann ging Tom zu einem anderen Gast, Remus blieb nachdenklich sitzen.

Italien...

Italien war Tonks' Lieblingsland... Besonders beim Quidditch. Tonks liebte Quidditch, im Gegensatz zu ihm. Das war nur einer der vielen Unterschiede zwischen ihnen gewesen. Vielleicht war das auch der Grund für die Trennung gewesen. Aber er hatte diese Dinge nie als Grund zur Trennung gesehen. Sie anscheinend ja schon...

Er hatte Tonks seitdem nicht mehr gesehen, was ihn doch ein bisschen verwunderte, da sie normalerweise viel öfter hier im 'Tropfenden Kessel' war, viel öfter als er. Schon wieder ein Unterschied...

Er vermisste Tonks, ihr fröhliche Art, ihr Lachen, ihre Art von Humor. So ziemlich alles an ihr. Sie war so anders als er und deshalb hatten sie eigentlich so gut zueinander gepasst... hatte er gedacht. Er war da auch nicht der Einzige gewesen, auch andere in ihrem Bekanntenkreis hatten das gedacht, doch so schnell konnte man sich irren.

Die Gründe, warum Tonks sich von ihm getrennt hatten, würde Remus ja noch interessieren. Sie hatte nichts gesagt. Waren es wirklich die vielen Unterschiede, wie er dachte?

Und wenn nicht, welche Gründe hatte Tonks dann?

Remus seufzte und grübelte weiter. Wenn er Tonks nur noch einmal sehen würde, dann könnte er sie fragen. Dann müsste er jetzt nicht so grübeln. Aber würde sie überhaupt mit ihm reden? Vielleicht... vielleicht aber auch nicht...

"Hallo, Remus." Ohne das er es bemerkte hatte, hatte sich auf einmal jemanden neben ihn gestellt. Überrascht schaute Remus auf und sah eine Frau mit schwarzen Haaren, blassem Gesicht und schwarzen Klamotten vor sich. Im ersten Moment hätte man sie mit der Bellatrix von früher verwechseln können, als sie nur schwarz getragen hatte, damals nur um Severus Snape zu beeindrucken. Doch wenn man sie sich nur ein bisschen genauer ansah, konnte man erkennen, dass diese Frau mit Bella nicht viel mehr gemeinsam hatte als die Haar- und die Gesichtfarbe. Bella hatte ein total anderes Gesicht und sie hatte zu der Zeit auch andere, wenn auch gleichfarbige, Klamotten getragen.

Auch wenn sie ihm ein kleines bisschen bekannt vorkam, was vermutlich an der geringen Ähnlichkeit zu Bellatrix lag, er konnte dieser Frau beim besten Willen keinem Namen zuordnen. Das Gesicht hatte er irgendwo schon mal gesehen und in seinem Unterbewusstsein regte sich etwas, doch ihr Name fiel ihr partout nicht ein. Außerdem konnte er ihr auch nichts zuordnen, keinem ehemaligen Arbeitsplatz, keiner flüchtige Begegnung auf einer Party. Woher kam also diese Gefühl, sie zu kennen? Er wusste es nicht...

"Entschuldigung, kennen wir uns?" Er hatte wirklich jede Reaktion erwarten. Ein schockiertes Gesicht, Enttäuschung, Wut, weil er vergessen hatte, wer sie war. Hatte er alles für möglich gehalten. Doch all das traf nicht zu.

Stattdessen weiteten sich die Augen der Frau und schauten schockiert an ihr selbst herunter. Also wirklich an ihr und nicht an Remus, anscheinend erstaunte sie seine Frage.

Und ohne noch etwas zu sagen, drehte sie sich um und verschwand in der Menge.

Remus kratzte sich am Kopf und schaute ihr verwirrt nach. Was war denn nun los? Hatte er was falsches gesagt? Anscheinend ja.

Seltsame Frau... aber auch irgendwie faszinierend. Er hatte sie nicht länger als eine Minute gesehen, doch ihr Anblick hatte ihn fasziniert.

Er warf einen Blick auf die Leinwand. 120:210 für England. Noch konnte Italien gewinnen, doch das schien nicht sehr wahrscheinlich zu sein, da die wenigen Italienfans im 'Tropfenden Kessel' sehr ruhig geworden waren. Ob diese Frau wohl wegen des Spiels hier gewesen war? Wer weiß, vielleicht war sie Quidditchfan... Warum dachte er schon wieder an diese Frau?

Normalerweise dachte er bei Quidditch an die vierzehn Idioten, die da über den Platz flogen, und nicht an eine Frau, die ihn gerade angesprochen hatte. Warum ging ihm diese Frau nicht mehr aus dem Kopf?

Remus seufzt wieder und nahm noch einen Schluck von seinem Bier. Tom war immer noch am anderen Ende der Bar und schien sich da auch noch sehr angeregt mit jemandem unterhalten. Und auch sonst saß niemand an der Bar, den er kannte und mit dem er sich hätte unterhalten können.

Also drehte er sich auf der Suche nach einem Gesprächspartner um und betrachte die Menschen, die sich hinter ihm alle um die Leinwand drängten. Doch auch davon kannte er niemanden.

Plötzlich aber kam Bewegung in die ansonsten recht bewegungsarme Masse, als jemand versucht sich zur Bar durchzuschieben. Da die Wahrscheinlichkeit, das er diese Person kannte, recht gering war, wollte er sich auch gerade schon wieder umdrehen, als diese Person sich endlich durch die Menschenmasse durchgearbeitet hatte.

Tonks!

Im nächsten Moment schien die Welt für Remus still zu stehen, nur Tonks bewegte sich bei dem Versuch, sich endgültig aus der Menge zu drängen und dann die Orientierung wieder zu finden. Und dann, als sie sich umsah, traf ihr Blick Remus. Was genau in ihrem Gesicht vorging oder ob sie ebenso erstarrt war wie er, konnte er nicht sagen. Allein ihr Anblick hatte ihn schon erstarren lassen und er war zu keiner anderen Bewegung fähig. Er saß einfach nur da und starrte in ihre Richtung. Alles andere um ihn herum ignorierte er.

Remus war sich sicher, dass er gerade einen ziemlich dämlichen Eindruck machte, denn er hatte das Gefühl, als würde seine Mund ein bisschen offen stehen. Er saß also völlig allein und mit dämlich geöffnetem Mund an der Bar des 'Tropfenden Kessel' und starrte sie an. Sie hingegen überspielte ihr Überraschung und wahrscheinlich Unsicherheit ziemlich gut, denn sie sah wirklich so aus, als ob sie damit gerechnet hatte, ihn hier zu treffen. Doch sie konnte nicht wirklich so gelassen sein. Sie hätte doch nicht allen Ernstes erwarten können ihn hier zu treffen, oder? Immerhin war heute Quidditchländerspiel. Er konnte es immer noch nicht fassen, dass sie so gelassen wirkte, immerhin schien es ja fast so, als wären sie sich die ganze Zeit aus dem Weg gegangen und jetzt war sie so gelassen? Das konnte eigentlich nicht sein. Vielleicht stand sie aber auch unter Schock. Denn wie groß war die Wahrscheinlichkeit ihn gerade hier und jetzt zu treffen? Im 'Tropfenden Kessel' und auch noch am Tag des Länderspieles zwischen England und Italien. Das musste für sie doch Ironie des Schicksals sein. Gerade er, der kein Quidditch mochte, bei einem Quidditchländerspiel.

Vermutlich hatte sie das so schockiert...

Noch immer starrte Remus Tonks an. Er konnte einfach nicht seinen Blick von ihr nehmen. So sah er ihr auch dabei zu, wie sie mit einer ungeheuren Sicherheit auf ihn zukam. Er ging jede Wette ein, dass er mindestens dreimal gestolpert wäre.

Erst als Tonks kurz vor ihm war, löste Remus sich aus seiner Starre und machte vor allem die Mund wieder zu und versuchte sich zu beruhigen. Noch einmal atmete er tief durch, immerhin traf er sie jetzt zum ersten Mal nach der Trennung und er wollte da kein falsches Bild von sich vermitteln.

Als Tonks neben ihm angekommen war, lächelte sie und setzte sich auf den Barhocker neben ihm. "Hallo Remus..."

Dafür das sie mal ein Paar und davor auch sehr gute Freunde gewesen war, war die Begrüßung doch recht schlicht. Doch was sollte sie auch sonst machen? Es wäre wohl unangebracht, wenn er ihr jetzt um den Hals fallen würde. Ja, wäre es... und es wäre auch nicht seine Art. Also orientierte er sich an ihrer Begrüßung und hielt seine auch schlicht. "Hi Tonks."

Dann wurde es still zwischen den beiden. Keiner sagte ein Wort, jeder schien den anderen durch nichts Unbedachtes zu verletzten wollen. Aber über irgendetwas mussten sie sich doch unterhalten können, oder? Doch Remus fiel nichts ein. Also musste erst mal etwas wirklich belangloses her. "Willst du was trinken?" Okay, das war jetzt vielleicht ein bisschen zu belanglos, aber für den Anfang schon mal in Ordnung.

Tonks lächelte. "Nee, danke, ich hatte schon was."

Wann das denn? Sie ist doch gerade erst reingekommen, oder? Nein, sie war aus der Menschenmenge gekommen, vielleicht hatte sie vorher an einem Tisch gesessen und dort etwas getrunken. Das konnte ihm eigentlich egal sein. Nachdenklich nahm er einen Schluck von einem Bier. Worüber konnten sie denn jetzt reden? Auch wenn er mit seiner nächsten Frage Gefahr lief, die Stimmung zu kippen, wenn das überhaupt noch ging, war dies die einzige Frage, die ihm noch einfiel. "Und, wie geht's so?"

Tonks antwortet nicht sofort, als schien sie zu überlegen, was sie ihm sagen sollte. "Mir geht's soweit ganz gut und dir?" Sie schaute ihm so erwartungsvoll an, als hätte sie schon die ganze Zeit auf diese Antwort gewartet. Vielleicht um ihr Gewissen zu beruhigen, um sicher zu gehen, dass es ihm nach er Trennung langsam wieder besser geht. Vielleicht bildete er sich das aber nur ein und es war wirklich nur eine Gegenfrage, die man nun mal stellt, weil es höflich war.

Auch Remus ließ sich mit seiner Antwort Zeit. Er wusste nicht genau, was er ihr sagen sollte. Das mit Bellatrix würde er ihr nicht erzählen, das war wohl besser so. Und ansonsten? Viel war ja nicht passiert seit sie sich getrennt hatten. "Mir geht's soweit eigentlich auch ganz gut..."

So schlicht und einfallslos diese Antwort war, Tonks schien sie ungemein zu erleichtern, denn begann zu lächeln und wurde auch gleich ein bisschen gesprächiger. "Das ist schön. Aber was machst du eigentlich heute hier? Immerhin ist gibt’s heute Quidditch. Das mochtest du doch nie." Ihr Lächeln verwandelte sich jetzt in ein Grinsen. Anscheinend hatte Remus doch Recht gehabt, Tonks hatte feststellen wollen, ob es ihm gut ging. Und da sie das jetzt wusste, wurde sie wieder 'normal'. Er kannte sie eben doch...

"Och, ich bin nur zufällig hier. Bin gerade von der Arbeit gekommen und wollte nur noch mal vorbei schauen. Wenn ich gewusst hätte, dass heute Quidditch ist, wäre ich nicht reingekommen..." Er bemühte sie ebenfalls zu grinsen, aber das fiel ihm nicht ganz leicht wie Tonks, die Trennung lag ihm eben immer noch auf der Seele, doch das wollte er Tonks nicht sagen, vermutlich interessierte sie es jetzt nicht mal mehr, jetzt nachdem er ihr gesagt hatte, dass es ihm gut ging. Für sie schienen sie beiden jetzt wieder gute Freunde oder so etwas ähnliches zu sein. Also bemühte er sich ebenso zu tun, auch wenn es ihm schwer fiel. "Und? Glaubst du, Italien kann noch gewinnen?"

Sie schaute kurz zur Leinwand hinüber. Es stand jetzt 160: 230. Langsam nickte sie. "Klar, das packen die noch. Sie werden England fertig machen. Dazu müssen sie nur noch den Schnatz fangen."

Remus griff nach seinem Bier. "Das muss England aber auch nur noch schaffen. Und dann haben sie gewonnen."

Tonks schnaubte. Sie nahm die versteckte Herausforderung an, jetzt würde sie ihre Lieblingsmannschaft verteidigen. "Das schafft England aber nicht, Englands Spieler sind nur sieben zusammengewürfelte Starspieler." Bei dem Wort verzog Tonks beinahe angeekelt das Gesicht. "Italien aber ist eine richtige Mannschaft. Die packen das!"

Remus grinste in seine Bier und trank noch einen Schluck, bevor er es abstellte. Das hatte er auch vermisste, ihre Diskussionen über Quidditch. "Es hat aber auch seinen Grund, dass diese Spieler Starspieler sind. Sie verstehen was davon. Die Spieler von Italien sehen eher so aus, als ob sie dreiviertel des Jahres nur in irgendeinem Straßencafé sitzen und ihren Milchkaffee trinken. Und den Rest des Jahres sehen sie ihren Besen bestimmt nur von unten, weil sie ständig von Besen fallen, da sie aus der Übung sind. Siehst du, da fällt schon wieder einer!"

Es blitzte in Tonks' Augen, ihr Kampfgeist war geweckt. "Der fällt nicht, Remus, der weicht einem Ball aus. Außerdem heißt das Latte Macchiato."

Remus stellte sein Bier ab. Natürlich war der Typ nicht vom Besen gefallen. Das hatte sogar er gesehen. Aber er liebte es Tonks zu reizen, zumindestens in Sachen Quidditch. Doch jedes Mal, wenn er zu einem neuen Kommentar ansetzte, spürte er einen Stich im Herzen, an dem er erkannte, wie sehr er Tonks vermisste. Doch er wusste, dass es vorbei war. Und damit musste er sich abfinden. So schwer es ihm fiel. Aber immerhin konnten sie noch weiter über Quidditch diskutieren. "Ist doch egal, wie das heißt. Selbst wenn er einem Ball ausgewichen ist, sah das doch reichlich ungeschickt aus. Die Engländer können das eben doch besser und deshalb sind sie nun mal Starspieler."

Doch auch davon ließ Tonks sich nicht unterkriegen. "Die Italiener legen eben nicht jedes Mal so eine riesige Showeinlage hin, wenn sie einem Ball ausweichen, die denken eher praktisch!"

Remus lachte leise auf. "Vielleicht sollten sie damit mal anfangen, dann hätten sie auch mehr Fans!" Er deutete auf die Menschmasse hinter ihm, die man doch meistens eindeutig als Englandfans erkennen konnte, da sie irgendeinen Wimpel oder irgendeine Fahne dabei hatten.

Tonks begann zu überlegen. Anscheinend gingen ihr die Argumente aus. Und wenn er ehrlich sein sollte, seine waren heute auch ziemlich gut. Vielleicht lag das and er Übung, immerhin war er schon Fan von Kanada, Frankreich, Dänemark, Russland und sogar von Thailand gewesen. Er war immer Fan von der Mannschaft, die gegen Italien spielte. Und davon bekam man schon Übung und er wurde immer besser.

Wieder war ein Schnauben von Tonks zu hören. "Die packen das trotzdem, ich glaub' daran!"

Ja, ihr waren die Argumente ausgegangen.

Er nahm noch einen Schluck von seinem Bier. "Nein, ich denke, England gewinnt." Italien würde eh gewinnen. Beim Quidditch hatte Tonks immer Recht. Bis auf bei der vorletzten WM, bei der Italien im Halbfinale gegen Irland verloren hatte. Das hatte vermutlich einfach daran gelegen, dass sie nicht richtig diskutiert hatte, Remus war von den ähnlichen Fahnen verwirrt gewesen und hatten deshalb nicht auf die Spieler eingehen können. Und deshalb hatte Tonks auch nicht kontern können. Daran wird's gelegen haben, deshalb hat Italien verloren. Bei allen anderen Spielen hatten Tonks und er diskutiert und Italien hatte gewonnen. Deswegen war er sich auch so sicher, dass Italien auch heute gewinnen würde.

Tonks schaute noch mal auf die Leinwand. Dort hatten sich die Engländer gerade eine Auszeit genommen.

Remus warf ebenfalls noch einen kurzen Blick auf die Leinwand, noch immer konnte man den Engländer bei einer Teambesprechung zu sehen. Neben ihm seufzte Tonks. "Wenn die sich erst mal eine Auszeit nehmen kann das noch dauern." Dann wandte sie sich wieder von der Leinwand ab und schaute ihn an. Sie seufzte. "Ich würde ja gerne noch bleiben, aber ich muss morgen früh raus und werde wohl besser gehen. Na dann, Remus, wir sehen uns..." Sie lächelte noch einmal kurz und drehte sich dann um.

Aus irgendeinem Grund hatte er ihr nicht geantwortet und sich nicht verabschiedet, er wusste selbst nicht, warum. Anscheinend hatte sie das aber nicht gestört, sie war ja ohne Kommentar gegangen. Er zuckte seufzend mit den Schultern, Ex-Freundinnen waren schon seltsam. Eigentlich konnte er das ja nicht beurteilen, Tonks war bislang seine einzige Freundin gewesen. Aber trotzdem...

Er wandte sich wieder der Leinwand zu. England hatte seine Auszeit beendet. Stumm schaute er den Spieler zu und ignorierte alles um sich herum. Eigentlich waren sie doch gerade gut miteinander ausgekommen, dann war ihnen nur der Gesprächsstoff ausgegangen. War schon seltsam, erst machten sie noch Scherze miteinander und dann war da auf einmal diese bedrückte Stimmung. Schon sehr seltsam...

Er guckte sich noch mal im 'Tropfenden Kessel' um, vielleicht entdeckte er ja noch die Frau von vorhin, doch er sah nur die Menschenmasse, die das Quidditchspiel beobachtete. Schade eigentlich, er hätte sie gerade noch einmal wieder gesehen...

Auf einmal ging ein Aufschrei durch die Menschenmasse und dann fing die gesamte Kneipe an zu jubeln. Remus erkannte mit einem Blick die Ursache. England hatte den Schnatz gefangen. Sie hatten gewonnen...

Seufzend schüttelte Remus den Kopf und legte ein bisschen Geld neben sein Glas. Er nickte Tom noch einmal zu, dann ging er in Richtung Ausgang. England hatte gewonnen, dabei gewannen die Italiener eigentlich immer, wenn Tonks dabei war. Zumindestens hatten sie das früher getan...

Doch bevor er die Tür öffnete, wurde Remus bewusst, es war nicht mehr wie früher...

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Hmm... Das Ende ist ein bisschen depressiv... Das war eigentlich nicht so beabsichtigt und die Story sollte ja auch eigentlich ein bisschen lustig sein...

Außerdem kommen mir Harry und Ron wie die Typen aus "Dumm und Dümmer" vor...

Naja, bis zum nächsten Mal...

Spieglein, Spieglein

Im 'Tropfenden Kessel'

Ungeduldig blickte Hermine auf die Uhr. Es war schon kurz nach neun und sie wartete hier noch immer allein. Auf wen sie wartete? Auf John Lupin, Tobias Snape, William Patil und ihren eigenen Vater, Michael Granger. Sie hatte sie alle vier heute Morgen her gebeten, um mit ihnen diesen Magischen Schwur zu enträtseln. Denn Hermine konnte und wollte nicht akzeptieren, dass so ein dämlicher Schwur sie dazubringen sollte, Remus Lupin zu heiraten. Nicht, dass sie Remus nicht mochte, aber er war einfach nicht ihr Typ und zudem auch noch 20 Jahre älter als sie.

Doch zurück dazu, dass noch immer keiner der vier Herren hier war. Dabei hatte sie sich um neun mit ihnen treffen wollen. Wenigstens von ihrem eigenen Vater hätte sie erwartet, dass er pünktlich kommen würde, doch nicht mal er war hier. Das würde er ihr aber noch erzählen, wenn sie mal wieder zu Hause war. Er war doch sonst immer so pünktlich, nur heute nicht. Toll...

Gerade ging die Tür des noch ziemlich leeren 'Tropfenden Kessel' auf und in Hermine kam die Hoffnung hoch, dass jetzt einer der Herren kam. Doch sie wurde enttäuscht. Keiner der Herren stand in der Tür, sondern Harry. Nicht, dass das schlecht war, doch gerade jetzt hätte sie lieber jemand anderen gesehen. Doch Harry war auch nicht übel, so konnte sie ihn wenigstens fragen, ob Ron sich schon entschuldigt hatte. Außerdem könnte sie ihn dann noch zusammenstauchen, weil er bei ihrem letzten Treffen... naja... hatte er sich daneben benommen? Nein, sie hatte sich eher schlecht verhalten, immerhin war sie einfach aus dem 'Tropfenden Kessel' gestürmt. Doch er hatte nicht die Rechnung bezahlt und hatte ihr das Geld auch noch nicht wiedergegeben. Dafür konnte sie ihn zusammenstauchen.

Trotz all dem lächelte sie Harry an, immerhin war er noch einer ihrer besten Freunde, und Harry winkte ihr kurz mit der Hand zurück, nachdem er sie im Schankraum entdeckt hatte. Dann ging er kurz zur Theke und schien etwas zu bestellen, bevor er zu ihrem Tisch kam. Beim Näherkommen erkannte sie, dass er irgendwie ziemlich elend aussah. Er hatte tiefe, dunkle Augenringe unter den Augen und schien die Augen auch nicht ganz auf halten zu können, es schien als könnten sie ihm jeden Moment wieder zu fallen. Auch seiner kurzen und knappen gemurmelten Begrüßung konnte man entnehmen, dass er scheinbar nicht ganz wach war und auch nicht die beste Laune hatte. Vielleicht sollte sie ihn doch nicht auf ihr letztes Treffen ansprechen.

"Guten Morgen, Harry!" Er ließ sich auf den Stuhl ihr gegenüber fallen und seufzte. Nicht mal seinen Umhang hatte er abgelegt, anscheinend wollte er nicht lange bleiben.

Noch immer schien Harry nicht reden zu wollen. Hermine sah ihn skeptisch an. "Ist irgendwas nicht in Ordnung, Harry? Du siehst ein bisschen fertig aus."

Harry hob den Kopf und sah ihr ins Gesicht. Er bemühte sich scheinbar krampfhaft, dass seine Augen nicht zufielen. "Ein bisschen? Ich hab' die ganze Nacht nicht geschlafen..."

Entsetzt schaute Hermine ihn an. "Wieso das denn nicht? Hat Ron sich etwa nicht entschuldigt?"

Nun schaute Harry ein bisschen verwirrt. "Hä? Wie kommst du denn da drauf? Aber doch, hat er und wie... indem er mich gleich zu seinem Trauzeugen gemacht hat und ich heute mit ihm, Lavender und Parvati in dieses Brautgeschäft muss..."

Auch Hermine schaute nun recht verwirrt. "Wieso denn das? Ich dachte, er wollte sie nicht heiraten?"

Müde ließ Harry den Kopf auf seine aufgestützten Hände sinken. "Das habe ich ihn ja auch gefragt, doch er meinte, er wüsste noch nicht, wie er ihr das sagen soll, also wartet er auf die Eingebung und den richtigen Moment." Harry gähnte herzhaft.

Hermine schüttelte seufzend den Kopf. "Typisch Ron... irgendwie bekommt er es nicht auf die Reihe..." Von Harry kam nur ein undefinierbarer Laut, da er nun die Arme auf den Tisch gelegte und drauf seinen Kopf platziert hatte.

Noch bevor er sich wieder aufrichten konnte, kam die Kellnerin mit seinem Kaffee an den Tisch. Schwerfällig hob Harry den Kopf. "Danke. Könnte ich noch einen Doppelten zum Mitnehmen haben?" Die auch noch nicht sonderlich wache Kellnerin nickte und schlurfte wieder in Richtung Tresen.

Währenddessen schaute Hermine Harry fassungslos an. "Du trinkst hier einen Doppelten? Bist du wahnsinnig? Wer weiß, was du dir damit alles verätzt!"

Ohne nur ein bisschen auf ihre Warnung zu hören, schüttelte Harry den Kaffee in einem Zug weg. Die leere Tasse stellte er zwischen die fassungslose Hermine und sich selbst. "Von dem Zeug wird man aber wenigstens wach." Er schien auch wirklich gleich ein bisschen wacher. "Was machst du eigentlich heute Morgen schon hier? Musst du nicht zur Uni?"

Hermine schüttelte den Kopf. "Nee, meine Lesung fängt erst später an und deshalb wollte ich die Zeit nutzen, um mich mal mit den vier Herren zusammenzusetzen, um herauszubekommen, was für einen komischen Schwur die da geleistet haben."

Als Harry die Kellnerin mit seinem Kaffee aus der Küche kommen sah, stand er auf. "Dann wünsch' ich dir viel Glück dabei. Ich muss mich erst mal beeilen pünktlich zu Moody zu kommen. Sonst nimmt er mich wieder auseinander. Bis dann!" Er grinste und nahm der Kellnerin im Vorbeigehen den Kaffee ab. Im Gegenzug drückte er ihr das Geld für den Kaffee in die Hand. Dann verschwand er eilig aus dem 'Tropfenden Kessel'.

Irgendwie hatte Harry sich verändert. Seit wann war er denn wieder so an seiner Ausbildung interessiert? Und sie hatte auch gar nichts davon gesehen, dass er sich selbst schlug, wie Tom behauptet hatte. Sie hatte ja fast den Verdacht, dass Tom Harry bei Kassieren einfach vergessen hatte und er jetzt das mit den Schlägen erzähle, nur um nicht zugeben zu müssen, dass ihm ein Kunde entwischt war.

Doch wegen noch etwas staunte Hermine. Harry war wie verwandelt. Als er reingekommen war, war er noch total fertig gewesen und jetzt schien er putzmunter. Vielleicht sollte sie auch mal diesen Kaffee probieren, wenn er so wach machte. Zögerlich schaute Hermine von ihrem Tee zu Harrys leerer Kaffeetasse. Ganz ehrlich, sie war schon noch ein bisschen müde und sie hatte keine Lust vor den vier Herren genauso auszusehen wie Harry gerade. Und so schlimm konnte dieser Kaffee gar nicht sein, das hoffte sie zumindest. Wieder einmal schlurfte die Kellnerin den Gang zwischen den Tischen entlang, Hermine drehte sich zu ihr um. "Entschuldigung, könnte ich einen Kaffee bekommen?" Langsam nickte die Frau und verschwand dann in die Küche.

Hermine war sich immer noch nicht sicher, ob es nicht ein Fehler gewesen war, diesen Kaffee zu bestellen, aber jetzt war es eh zu spät. So schlimm konnte er ja nicht sein. Mit recht finsterem Blick wandte Hermine sich wieder der Tür des 'Tropfenden Kessel' zu. Zehn nach Neun. Also, wenn die nicht bald kommen würden, würde sie denen aber was erzählen. Und zwar in einem Heuler. Die konnten was erleben.

Bevor sie sich in ihre Wut weiter hereinsteigern, kam die Kellnerin mit dem Kaffee und stellte diesen wortlos vor ihr ab. Dann verschwand sie wieder zur Theke.

Währenddessen sah sich Hermine ihren Kaffee immer noch skeptisch an. Aber okay, was man nicht alles tat, um wach zu werden. Langsam hob sie die Tasse und setzte sie an die Lippen. Der erste Schluck war gar nicht schlecht, auch der zweite war noch ganz in Ordnung. Doch dann entstand auf einmal so ein Brennen in ihrem Hals, so dass sie das Gefühl hatte als hätte sie Säure getrunken. Sie konnte nicht anders als ihre Tasse auf Tisch zu donnern und erst einmal heftig zu husten. Dieses Zeug war ja furchtbar. Wie hatte Harry das so runterstürzen können?

"Hätt' ich Ihnen auch sagen können, dass das Zeug ungenießbar ist..."

Hermine schluckte noch einmal, um das Brennen aus dem Hals verschwinden zu lassen, bevor sie sich umdrehte. Da stand doch tatsächlich Mundungus Flechter. Wieso tauchte dieser Typ eigentlich in den unpassendsten Moment auf und sprach sie auch noch jedes Mal an? Sie lächelte ihn zuckersüß an. "Hab ich Sie nach ihrer Meinung gefragt?"

Mundungus kratzte sich am Kopf. "Nein, aber ich dachte, ich sage Ihnen das einfach mal."

Er hat gedacht? Das wäre ja mal etwas ganz Neues. Sie kannte ihn nicht allzu gut, doch das was sie von ihm wusste, sprach nicht dafür, dass er allzu oft nachdachte. Sie wollte auch schon gerade zu einer bissigen Erwiderung ansetzen, da traten zwei Männer an den Tisch.

"Fletcher, was machst du denn schon so früh hier?" Tobias Snape und John Lupin traten an den Tisch und ersterer schlug Mundungus auf die Schulter.

Mundungus sah überrascht aus. "Ich..." doch bevor er weitersprechen konnte, entdeckte der alte Mann Hermine am Tisch. Er grinste. "Ah, ich seh' schon. Damenbekanntschaft..."

Während Mundungus dazu gar nichts sagte, stemmte Hermine empört die Hände in die Seiten. "Nein, ganz bestimmt nicht. Dem würde ich nur mit einem Anti-Floh-Zauber näher kommen!" Zum Unterstreichen ihrer Worte musterte sie Mundungus noch einmal von oben bis unten mit einem fast angeekelten Blick.

Erst schwiegen die beiden Männer, die gerade dazugekommen waren. Doch dann schlug sich der alte Snape lachend auf die Schenkel. "Die hat das ja faustdick hinter den Ohren! Da bekommst du ja 'ne richtig gute Schwiegertochter ab, Lupin!" Während der alte Lupin sich noch weiter gratulieren ließ und Hermine bis zum Haaransatz rot anlief, entfernte Mundungus sich schlurfend vom Tisch. Als Tobias Snape das bemerkte, winkte er Mundungus hinterher. "Auf Wiedersehen, Fletcher!"

Dann ließen sich beide Männer auf die Stühle fallen und die Kellnerin stellte jeweils ein Glas Feuerwhiskey vor ihnen ab. Die beiden Herren nicken sich noch einmal zu, dann tranken sie die Gläser aus und bestellen bei der Kellnerin, die dann auch gleich in Richtung Theke verschwand, jeweils ein neues Glas.

Hermine sah die beiden vorwurfsvoll an. "Glauben Sie nicht, dass ein Feuerwhiskey heute nicht ganz das Richtige ist? Immerhin haben wir hier etwas Wichtiges zu besprechen."

Tobias Snape, der offenbar in allen Angelegenheiten Wortführer war, kratzte sich nur am Kopf. "Wieso wichtig?"

Hermine fasste sich an den Kopf. Dieser Mann machte sie noch wahnsinnig. Er war fast schlimmer als sein Sohn. "Wenn Sie sich erinnern, wollten wir noch mal den besagten Abend durchgehen und dann versuchen, ein wirksames Gegenmittel zu finden."

Der Mann machte eine wegwerfende Handbewegung. "Da gibt's nicht viel durchzugehen. Wir haben etwas getrunken, dann den Schwur geleistet und haben die verschiedenen Heiraten festgelegt."

Hermine verzog entnervt das Gesicht. "Vielleicht können sich die Anderen aber noch mehr erinnern." Sie guckte John Lupin erwartungsvoll an, doch der schüttelte nur den Kopf, wobei er nur nichts sagte, weil der alte Snape daneben saß.

Resigniert seufzte Hermine. "Naja, zwei kommen ja noch." Wieder schaute sie auf die Uhr. 20 nach neun. "Haben Sie nie gelernt, dass man pünktlich sein sollte? Immerhin haben wir uns schon um punkt neun hier verabredet und sie sind auch erst zehn nach neun hier aufgetaucht."

"Lehnen Sie sich da nicht zu weit aus dem Fenster, Ihr Vater ist doch auch noch nicht da."

Hermine lief wieder bis zum Haaransatz rot an und wusste nicht, ob sie sich schämen sollte oder wütend sein sollte. Außerdem wusste sie nicht, was sie dazu sagen sollte. Vielleicht hätte sie wirklich nichts sagen sollen. Nun war es aber zu spät. Stattdessen grummelte sie einfach nur etwas. Doch ihr Vater sollte langsam wirklich kommen, um sie zumindest nicht ganz bis auf die Knochen zu blamieren.

Während sie weiterhin langsam ungeduldig werdend immer wieder zur Tür schaute, genehmigten sich die beiden Herren den nächsten Feuerwhiskey. Schweigend sah Hermine ihnen dabei zu und auf einmal kam ihr eine Idee.

Sie wartete noch bis die beiden Männer wieder einen Feuerwhiskey geleert hatten, als sie die Kellnerin heranwinkte. Diese kam gelangweilt heran und hob als sie am Tisch ankam den Bestellungsblock. "Noch einen Kaffee?"

Kurz schielte Hermine zu ihrer noch fast vollen Tasse, die noch auf dem Tisch stand. "Ähh... nein... zwei Feuerwhiskey für die beiden Herren, danke..." Die sehr zweifelnd schauende Kellnerin wurde mit einem bestätigenden Nicken abgefertigt, während die alten Herren Lupin und Snape ihr mit offen stehenden Mündern gegenüber saßen. Erst als die noch immer unsichere Kellnerin den Whiskey brachte, bekamen sie langsam die Kontrolle über ihre Gesichtsmuskeln zurück, konnten aber immer noch nicht vernünftig sprechen. "Was... aber.. was soll... aber..."

Wieder setzte Hermine ein zuckersüßes Lächeln auf, genauso falsch wie vorhin bei Mundungus. "Trinken Sie ruhig, meine Herren, bloß keine Scheu!"

Ihre Gegenüber tauschten kurz einen Blick, griffen dann aber doch zu den Gläsern und leerten sie in einem Zug. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht, aber einem tiefen Schmerz im Geldbeutel bestellte sie gleich die nächste Runde und wiederholte diese Prozedur bestimmt noch fünfmal. Diese Aktion verschlang bestimmt ein gesamtes Wochengehalt von ihr, hoffentlich ging ihre Strategie dann auch auf, wenn nicht, dann war sie nicht nur ein gesamtes Wochengehalt los, sondern hatte vermutlich jeden Anflug von Respekt bei den Herren verspielt. Hoffentlich klappte es.

Noch einmal acht Runden später lehnte Hermine sich der Verzweiflung nahe in ihren Stuhl zurück. Bislang war ihr Plan noch kein bisschen aufgegangen, sie sah nur immer weiter ihr Geld dahinschwinden. Dann musste sie jetzt wohl zu extremeren Maßnahmen greifen, bei der nächsten Bestellung orderte sie größere Gläser. Doch auch das schien nichts zu nützen. Nun saß Hermine wie ein Häufchen Elend auf ihren Stuhl. Sie würde sich damit abfinden müssen. Plötzlich hatte sie das Gefühl beobachtet zu werden und schaute verdutzt hoch, und schaute in das versöhnliche Gesicht von John Lupin, der ihr gerade ein Glas Feuerwhiskey rüberschob. "Trinken Sie auch einen mit, Sie scheinen es nötig zu haben."

Das war ja mal ein Kompliment... trotzdem war sie dem Vorschlag nicht gänzlich abgeneigt. Wenn ihr Plan schon nicht funktionierte und die beiden Männer ihr das Geld aus der Tasche soffen, dann wollte sie wenigstens mittrinken. Sie nickte entschlossen und griff zu Glas.
 

"Hermine, was ist denn mit dir passiert?" Besorgt eilte Michael Granger mit William Patil im Schlepptau auf seine Tochter zu. Die saß nun sehr weit vorgelehnt am Tisch, das Whiskeyglas noch in der Hand und grinste ihren Vater jetzt breit an. Zwischendurch kicherte sie immer mal wieder, wobei es auch durch aus von John Lupin kommen konnte, der Hermine gegenüber saß und so den perfekten Blick in Hermines Bluse hatte.

"Nichts ist passiert, wir trinken nur ein bisschen, oder?" Hermine lallte furchtbar, doch trotzdem schien sie der alte Lupin noch zu verstehen, wahrscheinlich aber auch nur weil er genauso betrunken war wie sie. Auch er hing er auf seinem Stuhl und der einzige Grund warum ihn die Schwerkraft noch nicht zu Boden befördert hatte, war wohl der eiserne Wille, weiter in Hermines Bluse gucken zu wollen. Dagegen hielt sie Tobias Snape richtig gut. Er hatte genauso viel getrunken wie Lupin, doch er hielt sich sehr tapfer und saß aufrecht auf seinem Stuhl. Und schien auch sonst noch nicht allzu vernebelte zu sein, immerhin schaffte er es noch William Patil zu begrüßen und zwei weitere Gläser für die Neuankömmlinge zu ordern.

William Patil nahm das Glas freudig entgegen, doch Hermines Vater zweifelte noch. Zwar hatte er das letzte Mal reichlich Spaß mit den Herren gehabt, doch er fand es nicht richtig schon am frühen Morgen zu trinken, während seine Tochter schon sturzbesoffen war. Vielleicht sollte er sie lieber nach Hause bringen. Außerdem hatte Hermine ihm letztes Mal eine furchtbare Predigt über Verantwortung gehalten, als er das letzte Mal angetrunken nach Hause gekommen war. Doch andererseits, Hermine war ebenfalls betrunken, die konnte ihm also keine Standpauke halten, dann blieb nur noch seine Frau und deren Standpauken waren bei weitem nicht so schlimm wie die seiner Tochter.

Also schob Michael Granger alle Bedenken beiseite und griff ebenfalls zum Glas. Seine letzte Handlung bestand nur noch darin, Hermines Bluse oben etwas zu schließen, was ihm böse Blicke vom alten Lupin einbrachte. Und so entstand schon kurze Zeit eine fröhliche Trinkrunde, in der niemand auch nur einen Gedanken daran verschwendete, warum sie eigentlich hergekommen waren.
 

Mühsam stand Tobias Snape auf. Kurz schwankte er, doch als er Halt am Tisch gefunden hatte, konnte er halbwegs gerade stehen. Hermine und die übrigen Männer schauten ihn verwundert an. "Der ganze Whiskey drückt auf die Blase... bin mal kurz wohin..." Auch er lallte nun schon gewaltig und sobald er den Tisch losgelassen hatte, begann er auch wieder zu schwanken. Doch zum Glück war der 'Tropfenden Kessel' noch leer und so kam er ohne weitere Zusammenstöße zum Klo. Erst hatten die Männer ihn noch nachgesehen, doch dann hatten sie wieder die Whiskeyflasche rumgelassen, damit sich jeder nachfüllte.

Plötzlich schlug Hermine mit der flachen Hand so gut sie es noch konnte auf den Tisch. "Schluss..!" Hermine hatte reichlich Mühe zu sprechen und nun lallte sie noch stärker als zuvor. Trotzdem hatte dieser Ausruf seine Wirkung und übrigen Männer sahen zu ihr. Stolz richtete sie sich auf, schaffte dies aber nicht ohne anzufangen zu kichern. Darin stimmte gleich noch John Lupin ein, wenn auch der Grund immer noch Hermines Bluse war, die sich doch wieder recht weit geöffnet hatte.

Doch sofort versuchte Hermine wieder ernst zu werden, so ernst wie eine betrunkene nun einmal sein konnte. Aber sie musste wenigstens versuchen, ernst zu bleiben, denn es war als strömten all die alten Gedanken wieder in ihren Kopf zurück und sie konnte sich wieder ihrem Plan zu wenden. Denn er war aufgegangen! Der alte Snape war gegangen und jetzt konnten die Anderen endlich frei sprechen! Eigentlich war es ja ihr Plan gewesen, den alten Snape betrunken zu machen, damit er redete, doch dann hatte sie mitgekriegt, dass er ziemlich lange brauchte um betrunken zu werden. Also bestand ihr neuer Plan darin, ihm soviel Flüssigkeit wie möglich einzutrichtern, damit er aufs Klo musste und sie dann mit den Anderen reden konnte. Und sie hatte es geschafft! Jetzt musste sie sich nur beeilen.

Das verhinderte aber erst einmal John Lupin, der sie mit großen Augen ansah. "Schluss mit Trinken?" So wie er sie gerade ansah, mit den großen Augen, konnte man ihn glatt als niedlich beschreiben. Das brachte sie doch noch zum Lächeln, nachdem sie ja gerade versucht hatte, so ernst zu gucken. Gleichzeitig brachte sie die Frage ein bisschen aus dem Tritt. "Ja... nein... vielleicht... wir machen später weiter, okay?" Erst als der ältere Mann ihr gegenüber lächelte, fühlte sie sich ein bisschen erleichtert. Wäre sie nicht betrunknen, würde sie sich wohl albern vorkommen. Doch um darüber nachzudenken, hatte sie jetzt keine Zeit, sie musste sich jetzt ihrem Plan widmen.

Verschwörerisch kniff sie die Augen ein bisschen zusammen und winkte die Männer zu sich heran. Natürlich kamen alle ohne Ausnahme nur allzu gerne näher, schon allein weil sich Gleiches gern zu Gleichem gesellt, wenn man betrunken war. Hermine sah sich nun drei leicht dämlich grinsenden Männern gegenüber. "Also, was habt ihr an dem Abend gemacht, an dem ihr uns verkuppelt habt…?" Auch wenn diese Zeitangabe für ihren jetzigen Zustand ziemlich genau war, war sie doch ansonsten für jeden anderen Menschen ziemlich ungenau, doch wieder setzte die Gabe der Betrunkenen ein und sie alle hatten auf einmal alle etwas zu sagen. "Angestoßen!" "Karten gespielt!" "Angestoßen!" "Die Kellnerin angemacht!" "Getrunken!" "Gemeckert!" "Angestoßen!" "Diesen Schwur geleistet!"

Als Hermine den letzten Ausruf hörte, zeigte sie ruckartig mit dem Finger auf den Mann, der das gesagt hatte, William Patil. So ernst sie konnte sah sie ihn an. "Wie genau habt ihr das gemacht?" Dabei ließ sie ihren Finger einmal im Kreis drehen, so dass er auf jeden der Männer einmal gezeigt hatte. Erwartungsvoll starrte sie nun die Männer an.

Die schaute erst einmal nachdenklich drein, so gut sie das eben konnten. Hermine wartete, und wartete, doch irgendwie schien keiner der Herren anfangen zu wollen und so forderte sie William Patil mit einem Fingerzeig auf zu erzählen. Dieser räusperte sich. "Also... wir haben die Hände alle übereinander gelegte und..." Weiter kam er erst einmal nicht, da er von John Lupin unterbrochen wurde. Dieser schaute Hermine mal wieder fürsorglich an. "Wollen Sie sich das nicht lieber aufschreiben, Herminchen...?" Einstimmiges Nicken aus der Gruppe folgte und so griff Hermine in ihre Tasche, zog ein großes Buch heraus und legte es ziellos aufgeschlagen vor sich auf den Tisch. Mit dem nächsten Griff förderte sie eine Feder aus der Tasche zutage. Da die Feder nicht ständig Tinte benötigte, sondern immer eine Reserve im Kiel hatte, setzte sie die Feder sofort an, schrieb den ersten Punkt auf und starrte dann wieder William Patil an.

Der war immer noch am Überlegen. "Also... ja... wir haben die Hände übereinander gelegte... und dann haben wir... nein, dann habe ich etwas gesagt..."

Aufbrausend, wie sie ihn sonst gar nicht kannte, fuhr ihr Vater dazwischen. "Nein, du hast gar nichts gesagt, du hast mit deinem Zauberstab dreimal auf unsere Hände getippt..."

Nun ging John Lupin dazwischen. "Nicht dreimal, zweimal!"

Ein paar Momente später war eine wilde Diskussion darüber entbrannt, wie oft William Patil jetzt auf die Hände getippt hatte. Das störte Hermine aber ziemlich wenig, sie war eifrig dabei alle aufzuschreiben, dies ging jedoch bei weitem nicht so schnell wie sonst. Anscheinend beeinflusste der Feuerwhiskey auch ihre Fähigkeit schnell zu schreiben. Gerade als sie fertig war, kam Tobias Snape wieder angetorkelt. Mit zusammengekniffenen Augen setzte er sich wieder an den Tisch. Anscheinend setzten bei ihm langsam ein paar Kopfschmerzen ein, weshalb er einen bösen Blick in die Runde warf, worauf alle verstummten. "Warum macht ihr denn so einen Krach?"

Die drei Männer tauschten einen Blick aus, dann wagte Michael Granger sich vor. "Wir wissen nicht mehr, wie oft William mit dem Zauberstab auf unsere Hand getippt hat, als wir den Schwur geleistet haben. Weißt du das noch?"

Offenbar hatte der Feuerwhiskey nicht nur seine Gehfähigkeit beeinträchtigt, sondern auch sein Denken, vor einer halben Stunde jedenfalls hätte er ihr das noch nicht gesagt. "Einmal."

Keinerlei Widerworte von den Anderen. Vielleicht hatte es doch was gutes Tobias Snape am Tisch zu haben. Dann widersprachen die anderen nicht ständig.

Bevor der alte Lupin sie noch einmal so flehend anguckte, beschäftigte Hermine sich lieber damit, die Seite aus dem Buch auszureißen und beides in ihrer Tasche verschwinden zu lassen. Währenddessen hatte William Patil ein Einsehen mit dem alten Lupin und ließ die Flasche zu Ende rumgehen, nachdem Hermine die Runde ja vorhin unterbrochen hatte. Kaum waren die Gläser wieder voll, wurde wieder angestoßen und weitergetrunken.

Zum Glück war Hermine schon viel zu betrunken, um noch zu ahnen, dass sie sowohl ihre Vorlesung an der Universität verpassen als auch am Nachmittag ihren schlimmsten Kater haben würde.
 

Vor dem Brautgeschäft "Zur schönen Dame"

Noch immer stand Harry unsicher vor der Tür des Braugeschäftes. Dass er vor dem richtigen Geschäft stand, daran hatte er keinen Zweifel, immerhin war die ganze Hausfassade rosa gestrichen worden und über den Fenstern und der Tür waren lilafarbene und dunkelrote Verzierungen angebracht worden, die dem Gebäude das richtige Flair für das darin befindende Geschäft verliehen. Außerdem standen in jedem Schaufenster jeweils eine Puppe mit einem Brautkleid und eine Puppe mit Anzug.

Seufzend guckte Harry an der Tür hoch. Über dieser prangte ein riesiger Schriftzug mit dem Namen des Ladens. Noch ein Grund warum er sich ziemlich sicher war, hier richtig zu sein. Doch trotzdem konnte er sich nicht überwinden den Laden zu betreten. Klar, er wollte Ron helfen, doch er bezweifelte, dass das der richtige Weg war. Höchstwahrscheinlich war er es nicht. Sollte er Ron dann nicht vor diesem Fehler bewahren? War das nicht seine Aufgabe als Freund, Ron davor zu warnen einen Fehler zu begehen? Wenn ja, war er wahrscheinlich kein guter Freund, denn höchstwahrscheinlich würde er diesen Laden gleich betreten und Ron nicht vor einem Fehler bewahren, den dieser gleich begehen würde, indem er mit Lavender ein Hochzeitskleid aussuchte. Er wusste, dass er ein Fehler war. Und doch sollte er den Laden jetzt betreten, immerhin stand er schon seit 10 Minuten hier und er wusste nicht, ob diese knallbunte Fassade so gesundheitsfördernd für seine Augen war. Außerdem hatte er Ron ja gesagt, dass er kommen würde.

Harry atmete noch einmal tief durch und wollte schon die Tür aufstoßen, als er jemandem im Augenwinkel auf sich zulaufen sah. Leicht außer Atem lächelte Lavender ihn noch im Laufen an, dabei fielen ihr ihre hellbraunen Haare ins Gesicht. Trotzdem zog Harry erstaunt die Augenbrauen hoch. Als er gestern Ron gegenüber angedeutet hatte, dass Lavender nicht gerade hübsch war, hatte er sich wohl geirrt. Denn anscheinend hatte sie sich in den letzten Jahren gemausert und war mit ihren hellbraunen Haaren und ebenso hellbraunen Augen doch recht hübsch. Bei ihrem Anblick stockte ihm ein bisschen der Atem und das war gar nicht gut, immerhin war es Rons Freundin und er hatte gerade erst behauptet, sie wäre hässlich. Und das war sie, wie er zugeben musste, nun wirklich nicht.

Ein bisschen außer Atem kam Lavender vor ihm zum stehen und lächelte ihn an. Harry konnte ihr fast nicht in die Augen sehen, bei dem Gedanken, dass Ron es gar nicht ernst mit ihr meinte, er tat dies zwar nicht mit bösem Hintergedanken doch trotzdem war es nicht schön. Davon wusste sie selbstverständlich noch nichts und so lächelte sie noch immer ihr schönstes Lächeln, wie man es von einer Braut erwartete. "Hallo, Harry! Schön, dass du da bist!"

Harry versuchte, eine gute Miene zum bösen Spiel zu machen und lächelte ebenfalls. "Hi. Ist Ron schon drin?" Er zeigte auf das Brautgeschäft. Er fand es nämlich etwas seltsam, dass sie allein hier ankam, meistens kamen Brautpaare zusammen an. Ron würde sicher pünktlich kommen und da Harry hier nun schon seit zehn Minuten stand würde er wohl schon drinnen sein.

Lavender konnte kaum still stehen. Ihr Glück schien zurzeit für die gesamte Welt zu reichen. "Müsste er eigentlich. Er meinte, er kommt direkt von der Arbeit her. Wollen wir auch rein?"

Noch während Harry nickte, griff er nach der Tür und hielt sie ihr, ganz der Gentleman. Dankend ging sie hinein und er folgte ihr. Drinnen lag vor ihnen eine breite Treppe, die hoch in den ersten Stock führte. Neben der Treppe befand sich eine Theke und auf der anderen Seite war eine Sitzecke mit Sofas eingerichtet. Ansonsten waren im gesamten Laden Brautkleider und -anzüge ausgestellt. Noch nie hatte Harry so viele Kleider und Anzüge in einem Laden auf einmal gesehen. Bei Madam Malkins hingen nicht mal halb soviel Kleidungsstücke, dort wurden sie alle individuell angefertigt. Hier hingegen schien es eher um Masse zu gehen, wobei die Klasse sicher auch nicht vernachlässigt wurde.

Am Fuß der Treppe erwarteten sie schon Ron und eine große, hagere Frau, die sich als "ihre persönliche Beratungsperson" vorstellte. Harry war sie von Anfang an unsympathisch, wie sie durch ihre Brille mit den schmalen Gläsern auf sie herabsah, vielleicht lag das aber auch einfach nur an ihrer Größe. Diese wurde auch noch wunderbar unvorteilhaft von ihrem schwarzen mittellangen Rock mit der passenden Anzugjacke betont. Insgesamt sah sie damit wirklich eher aus, als ob sie in einem Beerdigungsinstitut arbeiten würde und nicht in einem Laden, in dem sich Paare für Hochzeitstag einkleiden sollten. Außerdem bezweifelte Harry, dass diese Frau mit ihrem verkniffenen Gesichtausdruck sich je in einem Hochzeitskleid wiedergefunden hatte. Auch das sie sich je in dieser Lage befinden würde, hielt er für sehr unwahrscheinlich. Denn welcher Typ von Mann würde diese Frau wohl attraktiv finden?

Während Harry sich noch seine Gedanken darüber machte, wer dies denn sein konnte, grüßte Lavender Ron und schaute sich dann mit großen Augen im Raum. Auch sie schien so eine gewaltige Anzahl an Kleider zum ersten Mal in einem Geschäft zu sehen. Ron hingegen hatte da keinen Blick für, er stand nur mürrisch dreinblickend neben Lavender und schien im Kopf schon die richtigen Worte zu suchen. Er würde sie nicht finden, da war Harry sich sicher, es war immerhin Ron. Ja, Harry war sein bester Freund, doch auch er musste sich eingestehen, dass Ron ein Gefühlstölpel war, er konnte mit Gefühlen einfach nicht umgehen. Das hatte er schon oft genug bewiesen und er würde sicher nicht die richtigen Worte dafür finden, besonders in diesem Fall, in dem es gar keine richtigen Worte gab. Oder Ron verfolgte einen neuen Plan, in dem er es sich mit Lavender so vermieste, dass sie sich von ihm trennte, bevor er die richtigen Worte finden musste. Und wenn er so weitermachte, schaffte er das.

Die Verkäuferin räusperte sich und schaute verkniffen in die Runde. "Wann können wir denn mit ihrer Brautjungfer rechnen?" Dieser Aussage folgte ein ungeduldiger Blick auf die Uhr.

Kurz schaute Lavender ein bisschen bekümmert, doch dieser Ausdruck verschwand fast sofort wieder, anscheinend konnte ihre Freude zurzeit kaum etwas trüben. "Leider kann sie nicht kommen. Selbstverständlich wollte sie kommen, doch leider ist ihr noch etwas dazwischen gekommen."

Die Frau kniff die Lippen noch ein bisschen mehr zusammen, wenn das überhaupt möglich war. Sie schien nachzudenken. Was für einen Plan sie auch immer hatte, Harry schien ein Teil davon zu sein, denn plötzlich starrte sie ihn intensiv an. "Kennen Sie beide Partner des Paares?"

Harry wusste nicht ganz, wie er antworten sollte. Ja, er kannte beide, doch meinte die Frau dieses "Kennen"? Trotz eines Gefühls, das ihm beinahe mit einem Hammer versuchte klar zu machen, was er tun sollte, antwortete Harry ohne weiter nachzudenken. "Ja, ich kenne beide seit der Schule."

Diese Antworte wollte die Frau anscheinend haben, denn ihre Gesichtszüge entspannten sich, wenn auch nur ein bisschen. "Gut, dann haben wir kein Problem, denn Sie übernehmen dann die Stilberatung für beide."

Noch bevor Harry irgendetwas sagen konnte oder überhaupt reagieren konnte, ging die Frau die Treppe in den ersten Stock hoch und wies Lavender an ihr zu folgen. Die schaute noch einmal kurz verwirrt zu Ron und Harry, folgte der Frau dann aber die Treppe hoch. Zurück ließ sie einen noch immer mürrisch schauenden Ron und einen überfordert dreinblickenden Harry, denn nun hatte er verstanden, was er mit Lavender machen sollte.

Er sollte zusammen mit ihr ein Brautkleid aussuchen! Das er das mit Ron hätte machen sollen, darauf war er gefasst gewesen, doch mit Lavender ihr Brautkleid aussuchen? Das ging dann doch ein bisschen zu weit, oder? Mit einem Anflug von Sorge schaute er zu Ron rüber, manche Männer würden jetzt vermutlich eifersüchtig werden, doch Ron schaute noch genau so mürrisch wie, als er angekommen war. Von ihm waren jetzt bestimmt keine Eifersuchtsanfälle zu erwarten.

Noch einmal wandte sich die hagere Frau vom oberen Treppensatz an die noch unten am Eingang stehenden Ron und Harry. "Die Anzüge für die Herren sind unten bei uns im Erdgeschoss. Schauen Sie sich um und treffen Sie eine Vorauswahl. Ich komme dann zu Ihnen, sobald ich die Dame betraten habe und sie eine Vorauswahl getroffen hat. Dann kann auch der Trauzeuge heraufkommen und die Braut beraten." Dann drehte sie sich um und verschwand mit Lavender aus ihrem Blickfeld.

Harry drehte sich unter Aufbringung all seiner schauspielerischen Künste schief grinsend zu Ron um. "Dann mal los: Suchen wir für dich einen schönen Anzug aus!" Harry hatte gar nicht gewusst, dass er so zynisch sein konnte.

Noch immer schaute Ron ihn nur desinteressiert an. Dies ignorierte Harry aber und drehte sich stattdessen mit gespieltem Elan zu den Kleiderständern um. Ziellos griff er zu und zog einfach einmal einen Anzug hinaus. Zum Vorschein kam ein dunkelgrün-lilafarbenden-gestreiftes Wunderwerk aus Samt und Rüschen. Skeptisch betrachtete Harry es und wandte sich wieder Ron zu. "Welche Farbe willst du eigentlich?"

Seufzend ließ sich Ron auf den Sessel hinter ihm fallen. "Hör doch auf, Harry, ich brauch doch keinen Anzug. Ich will doch überhaupt nicht heiraten."

"Gut, dann gehst du jetzt gefälligst da hoch und sagst ihr das! Vor Frau Habichtgesicht! Und dann finde mal die richtigen Worte!" Harry war von seinem heftigen Wort ebenso überrascht wie von seiner Spontanbezeichnung für die Verkäuferin. Auch Ron starrte ihn kurz schweigend an, dann wandte er sich ebenfalls den Kleiderständern zu. Nun griff auch er scheinbar planlos in die verschiedenen Kleidungsstücke. Doch bei ihm kam ein schlichter, schwarzer Anzug zum Vorschein, der nach kurzer Begutachtung auch schon in die engere Auswahl kam. Alles was in die engere Auswahl kam, wurde auf die goldfarbene Kleiderstange in der Mitte des Raumes gehängt.

Nun griff Harry wieder zu, fördere jedoch wieder etwas Sonderbares zu Tage. Diesmal war es ein wohl dunkelroter Anzug, dessen Stoff mit goldenen Fäden durchzogen war. Die Weste, die man darunter trug, war ebenfalls in gold gehalten, aber in einem ganz anderen als die einzelnen Fäden in der Jacke. Insgesamt eher ein augenunfreundliches Modell. Und so wanderte auch dieses Kleidungsstück zurück an die Stange ohne auch nur in die Nähe der engeren Auswahl zu kommen.

Ron hingegen hatte auch bei seinem nächsten Griff Glück und zog eins schwarzes Jackett mit ein einem sehr dezenten Muster hervor. Das Muster ließ den Anzug unglaublich edel wirken, auch wenn der Anzug vermutlich auch nicht teurer als die Anderen war. So landete natürlich auch dieser Anzug in der näheren Auswahl.

Harry aber gab nach dem dritten Kleidungsstück auf. Diesmal erwischte er ein Überbleibsel aus den Sechzigern. Die Farbe des Anzuges war noch relativ unauffällig, schlimmer war der Schnitt, denn der gesamte fordere Teil des Jacketts schien zu fehlen und es sah nicht so aus als ob man etwas darunter tragen würde. Der Anzug war also eher freizügiger gehalten. Auch diesen Anzug ließ Harry wieder schnell verschwinden.

Und auch er verschwand nach dieser weiteren Pleite von den Kleiderständern und ließ sich auf einem der Sessel nieder, auf dem Ron vorhin auch schon gesessen hatte. Nun überließ er Ron ganz und gar das Aussuchen der Anzüge. Er sollte hier anscheinend eh nur eine beratende Funktion einnehmen, während der unwillige Bräutigam weiter scheinbar einen Anzug nach dem anderen in die engere Auswahl nahm.

Nach einer halben Stunde hatte war die Garderobenstange für die engere Auswahl mit Anzügen gefüllt und Ron wollte sich gerade zu Harry setzen, als die hagere Verkäuferin die Treppe herunter kam. Harry hatte immer geglaubt, es würde länger dauern ein Kleid auszusuchen als einen Anzug, doch scheinbar hatte er sich geirrt, denn würde Lavender da oben nicht mit einer gewaltigen Menge an Kleidern stehen, wäre die Verkäuferin wohl noch nicht wieder hier unten. Mit hochgezogener Augenbraue kam die Verkäuferin näher und schaute erst einmal ein paar Male von Ron zu dem gut gefüllten Kleiderständer. Zwar schien sie nicht hundertprozentig mit dem zufrieden zu sein, was sie sah, doch trotzdem wandte sie sich an Harry. "Sie können jetzt hochgehen und der Braut bei der Auswahl helfen."

Harry nickte und setzte sich langsam in Bewegung. Während er noch ein bisschen zögerlich die Treppe hochging, warf er noch einen Blick zurück zu einem zweifelnd blickenden Ron, vor dessen Augen die Verkäuferin gerade begann seine engere Auswahl zu dezimieren. Dann verschwand Ron aus seinem Blickfeld und er nahm die letzten Stufen bis er den ersten Stock erreichte. Diese Etage sah genauso aus wie das Erdgeschoss, nur das hier überall Brautkleider anstatt Anzügen hingen. Suchend sah Harry sich um, doch nirgends konnte er Lavender entdecken. Höchstwahrscheinlich würde sie also in einer der Umkleiden in den Ecken der Räume sein und da nur eine durch einen Vorhang verschlossen war, war leicht festzustellen, wo Lavender war. Trotzdem wollte er sich absichern, bei ihm konnte immer alles Mögliche passieren. "Lavender?"

Tatsächlich regte sich jetzt etwas hinter dem Vorhang. "Oh, Harry! Moment, ich bin gleich fertig."

Also setzte Harry sich wieder auf einen Sessel und wartete. Währenddessen konnte er bestens dem Geschehen in der Kabine vor ihm folgen. Er sah zwar nichts außer den Bewegungen des Vorhangs und die Füße, die darunter hervorschauten, doch das und die passenden Geräusche reichten vollkommen aus. Denn immer wieder waren Laute zu hören, die sich äußerst unzufrieden und unwillig anhörten. Anscheinend war Lavender bei dem schwersten Teil eines Kleides angekommen. Dem Reisverschluss am Rücken. Doch plötzlich verstummten diese Geräusche und es war nur noch das Kramen in einer Tasche zu hören. Es war naheliegend, dass sie jetzt ihren Zauberstab suchte, damit sie den Reisverschluss mit Magie schließen konnte. Wie lästig es doch für die Muggelfrauen sein musste, dies ohne Zauberei zu machen! Während er diese noch bemitleidete, musste Harry trotzdem grinsen, wenn er sich vorstellte, wie Lavender in der Kabine gerade nach ihrem Zauberstab suchte, noch mit halbgeöffnetem Brautkleid. Er fand diese Vorstellung doch recht amüsant.

Wieder wurde er aus seinen Gedanken gerissen, als ein dumpfes Geräusch dem Kramen ein Ende setzte. Ihr Mantel war vom Haken, an den Lavender ihn vermutlich gehängt hatte, gefallen, man konnte ihn schemenhaft neben dem Saum des Kleides auf dem Boden liegen sehen. Außerdem war Lavenders Gegenstand der Begierde aus ihrer Jacke gefallen und aus der Umkleide gerollt. Von innen war er noch zu erreichen, doch er lag außerhalb. Ein genervtes Seufzen von innerhalb der Kabine zu hören. Dann ließ Lavender sich auf die Knie herab und versuchte ihren Zauberstab zu erreichen. Von Harrys Platz aus sah man, wie sich dabei hinter dem Vorhang Lavenders Röcke aufbauschten. Erst schien Lavender noch innerhalb der Kabine zu suchen, doch noch einem weiteren Seufzer wanderte ihre Hand vor den Vorhang. All dies beobachtete Harry grinsend von seinem bequemen Sessel aus, er hätte ihr natürlich helfen können, indem er ihr den Zauberstab gab, doch so war es viel unterhaltsamer. Gerade hatte ihre Hand wieder daneben gegriffen bei dem Versuch den Zauberstab ohne Hinsehen zu finden. Denn dann würde es absolut lächerlich aussehen. Wieder griff sie daneben, doch beim dritten Mal erwischte sie ihn endlich und ihre Hand zog sich mit dem Zauberstab in die Umkleide zurück. Als sie sich aufrichtete, war wieder ein Seufzer zu hören, doch diesmal war es ein Seufzer der Erleichterung. Der Rest war ein Kinderspiel. Ein kurzer Zauberspruch und man konnte hören wie sich der Reisverschluss schloss. Lavender hatte das vermutlich nicht allzu lustig gefunden, doch Harry war schon gut auf seine Kosten gekommen. Es hatte sich gelohnt zu kommen.

Nachdem sie noch einmal kurz durchgeatmet hatte, schob Lavender den Vorhang beiseite und trat vor die Kabine. Sie sah schon reichlich entnervt aus, anscheinend hatte sie schon jegliche Lust am Kleidkauf verloren.

Aber bei dem Kleid wäre Harry wohl dasselbe passiert. Es war zwar ein schlichtes weißes Kleid mit mehreren Röcken, doch dazu hatte es gewaltige Puffärmel, die Lavender fast bis zum Ohr gingen. Außerdem schien man noch ein Korsett unter dem Kleid zu tragen, denn Harry bezweifelte, dass Lavender in Wirklichkeit eine solche Taille hatte. Dieses Korsett ließ das gesamte Kleid etwas unproportional wirken, die riesigen Puffärmel, die sehr schmale Taille und dann wieder die weiten Röcke, die beim näheren hinsehen ein seltsames Muster auswiesen. Die Krönung an diesem Kleid war jedoch Lavender selbst mit ihrem entnervten Gesichtsausdruck auf ihrem von der Suche noch leicht rötlich gefärbten Gesicht und ihrer etwas krausen Frisur, die vermutlich auf das Umziehen und die Zauberstabsuchaktion zurückzuführen war. All dies führte dazu, dass sie in diesem Kleid ziemlich lächerlich aussah und er bezweifelte, dass das Problem damit zu beheben war, indem man ihr Gesicht und ihre Frisur ignorierte. Es war wohl einfach das Kleid an sich.

Lavender räusperte sich und schaute ihn dann erwartungsvoll an. "Und..?"

Harry musterte sie noch einmal demonstrativ von oben und bis unten. "Naja, um ehrlich zu sein, steht es dir nicht sooo gut..." Harry musste sich gratulieren, er hatte gerade die schönste Umschreibung für "Es ist hässlich und es steht dir überhaupt nicht!" gefunden.

Lavender seufzte und schaute sich im noch einmal im Spiegel an. "Findest du? Die Verkäuferin meinte, dass würde am besten zu mir passen und ich sollte es gleich zu Anfang anziehen, dann würden wir beide so beigeistert sein, dass ich die anderen beiden gar nicht mehr anziehen müsste..." Harrys Meinung von dieser Frau wurde immer schlechter. Obwohl sie Verkäuferin in einem Brautgeschäft war, schien sie keine Ahnung von Mode zu haben. Selbst Harry kam sich im Moment vor, als hätte er Ahnung von Mode.

Lavender stand noch immer schweigend vor dem Spiegel. "Ehrlich gesagt kommt es mir auch etwas... rustikal vor... allein diese riesigen Ärmel..." Noch einmal drehte sie sich vor dem Spiegel, doch auch das schien ihre Meinung nicht zu verbessern. "Ich werd dann mal das Nächste anziehen..." Trotz der ersten Enttäuschung ging Lavender erhobenen Hauptes zurück in die Umkleide und schloss den Vorhang.

Nachdenklich schaute Harry sich um. Sollte er jetzt nur hier rumsitzen, bei jedem Kleid seine Meinung sagen und ansonsten schweigen? Naja, besser als unten bei "Frau Habichtgesicht" zu sitzen. Vielleicht sollte er ein Gespräch mit Lavender anfangen. Vielleicht würde das die Stimmung ein bisschen heben.

Er wollte auch schon gerade irgendetwas sagen, als Lavender ihm dies abnahm. "Sag' mal, hat Ron eigentlich etwas gefunden?"

Was hätte sie auch sonst fragen können? Vermutlich würde sich jedes Gespräch auf Klamotten begrenzen, das konnte ja heiter werden. "Oja, und ob der etwas gefunden, die gesamte Stange hängt bei ihm voll." Vielleicht konnte er damit ja ein bisschen Eindruck für Ron schinden. Was er jetzt schon alles für Ron tat, Eindruck schinden, Kleid für seine Braut finden. Da musste der sich aber ordentlich für revanchieren. Und wenn man dazu auch noch bedachte, dass das sowieso alles für die Katz war, da die Hochzeit eh nie stattfand, stieg diese Schuldigkeit ins Unermessliche.

"Was? Er hat in dieser furchtbaren Auswahl etwas gefunden?"

Überrascht schaute Harry auf. "Was?"

Gerade in dem Moment erschien das grinsende Gesicht von Lavender neben dem Vorhang, sie hatte diesen ein bisschen aufgeschoben, um hinaus zu sehen, doch von außen konnte man nur den Kopf sehen. Anscheinend hatte sie jetzt plötzlich ein bisschen bessere Laune. "Ist doch wahr! Sag bloß, dir gefallen die Sachen hier?"

Nun musste auch Harry grinsen und dieses Grinsen sagte Lavender mehr als tausend Worte. Ihr Kopf verschwand wieder hinter dem Vorhang. "Ich bin eigentlich nur hier, weil meine Eltern die Besitzerin kennen und so... Da musste ich natürlich her. Allgemein sind die voll begeistert von meiner Hochzeit. Ich war ja total überrascht und habe mich eigentlich nur so gefreut, um Ron nicht zu enttäuschen. Er hat es doch so schön vorbereitet. Nicht das du das falsch verstehst! Ich habe mich gefreut, doch es kam eben so überraschend."

Harry hatte keine Ahnung, was er sagen sollte. Er kam sich gerade irgendwie ein bisschen hinterhältig vor. Immerhin hatte Ron ja gar nicht vor sie zu heiraten und anscheinend wollte Lavender das gar nicht so sehr wie Ron dachte. Er war überzeugt, dass sie es wollte, doch sie würde Ron anscheinend keinen Todesfluch auf den Hals hetzen, wenn er absagte, zumal sie sich danach ja vielleicht ja eh nie wiedersehen würden. Aber am besten sollte er sich da gar nicht einmischen, das war wohl besser so. Deshalb beschloss er auch das Thema zu wechseln. "Soll ich dir irgendwie helfen?"

"Nein, musst du nicht, wozu hab ich meinen Zauberstab?" Harry musste wieder ein bisschen lachen, bei der Vorstellung, dass sie schon wieder auf der Erde nach ihrem Zauberstab suchte. Lavender schien das gehört zu haben und steckte wieder den Kopf aus der Kabine. Wieder grinste sie Harry an, dann verschwand ihr Kopf wieder.

Erneut hörte man Lavender einen Zauber sprechen, doch diesmal folgte dem ein erschrockener Laut. Stutzig stand Harry auf und ging zu Kabine. "Sicher dass ich dir nicht helfen soll?"

Er stand nun direkt vor dem Vorhang, als Lavender diesen plötzlich öffnete. "Was hast du..." Mitten im Satz stoppte sie, als sie bemerkte, dass Harry jetzt direkt vor ihr stand. Harry blieb beinahe die Luft weg, als sie so dicht vor ihr stand. Das lag jedoch eher nebensächlich an ihr, sondern eher ihrem Ausschnitt, der von diesem Kleid besonders hervorgehoben wurde. Und an ebendiesem blieb Harrys Blick hängen, während sich sein Mund immer ein kleines Stückchen weiter öffnete. Er war jedoch so abgelenkt, dass er nicht mitbekam, wie Lavender errötete. Zum Glück konnte er sich jedoch selbst aus dieser misslichen Lage befreien, in dem einen Schritt zurückmachte und einmal tief durchatmete. Dadurch brachte er Lavender nicht in die Verlegenheit etwas zu sagen, was sie sicherlich in eine noch schlimmere Lage gebracht hätte.

Leider entstand dadurch eine etwas peinliche Stille und Harry war es nicht möglich diese zu unterbrechen. Dafür konnte das zum Glück Lavender, sie war schon immer jemand gewesen, der gerne redete, und so kamen die beiden noch halbwegs elegant aus dieser Situation raus. "Und..? Wie findest du es?"

Erst jetzt kam Harry dazu sich den Rest des Kleides anzusehen und das was er sah gefiel ihm eigentlich genauso wenig, wie das erste Kleid. Dieses Kleid hatte zwar keine Puffärmel und kein Korsett, doch es ebenfalls figurbetont geschnitten. Die wurde besonders aber Ausschnitt deutlich, aber auch andere Stellen, waren nichts für Leute, die ungern ihren Körper zeigten. Der Rock ging nämlich gerade mal so bis zum Knie, während die Schleppe mindestens bis zum Boden ging, was ein bisschen seltsam aussah. Die Ärmel bildeten ein totales Gegenteil zu dem engen Schnitt an der Taille und am Oberkörper, sie waren so weit, dass man von Lavenders Fingern gerade nur noch so die Spitzen sah, der Rest verschwand in den Ärmel. Insgesamt sah das Kleid zwar sehr modisch aus, es war vermutlich eins der neusten in diesem Laden, doch es passte irgendwie nicht zu Lavender. Dies zeigte Harry ihr auch mit einem Kopfschütteln.

Enttäuscht zuckte sie die Schulter. "Naja, eins hab ich ja noch..."

Harry lächelte sie an, als wollte er ihr damit sagen, dass das alles gar nicht so schlimm sein und dass letzte Kleid sicher das Richtige sein. Gleichzeitig fand er es etwas seltsam, dass die hagere Verkäuferin ihr nur drei Kleider rausgesucht hatte. Ron hatte sich in derselben Zeit bestimmt das Fünffache rausgesucht. Und seine Anzüge sahen alle samt besser aus, als das was er bislang hier gesehen hatte.

Er bekam gerade noch mit, wie Lavender den Vorhand hinter sich zu machte, dann war er wieder allein mit sich und seinen Gedanken. Er konnte immer noch nicht fassen, was gerade passiert war. Er hatte Lavender ganz unverfroren in den Ausschnitt geguckt. Lavender! Immerhin war sie die Verlobte seines besten Freundes, auch wenn dieser versuchte, sie irgendwie loszuwerden. Das konnte doch nicht wahr sein. Hatte er vorhin nicht noch gedacht, ihm könnte alles Mögliche passieren? Gerade war ihm etwas passiert, dass hätte er sich im Traum nicht vorstellen können. Was hatte er sich nur dabei gedacht? Es war Lavender! Wie konnte er nur daran denken? Viel schlimmer war aber noch, was er gerade eben getan hatte, er hatte ihr in den Ausschnitt gestarrt! Warum hatte er das getan? Es war ihm im Nachhinein doch mehr als peinlich und zu dem verwirrten ihn seine Gedanken, wenn er an sie dachte doch sehr. Was war bloß los mit ihm?

Da er so in Gedanken vertieft war, bekam Harry diesmal gar nicht mit, wie Lavender sich umzog und so stand sie auf einmal in einem neuen Brautkleid vor ihm. Überraschte schreckte er hoch, als er sie sah, stieß dann aber auch einen anerkennenden Pfiff aus.

Dies brachte auch Lavender wieder ein bisschen zum Lächeln. "Sieht's gut aus?"

Diesmal nickte Harry. Es stand ihr wirklich. Dieses Kleid war größtenteils schlicht gehalten, hatte einen "normalen" Ausschnitt und war auch nicht so körperbetont wie die anderen. Nicht das dieses körperbetonende Lavender nicht tragen konnte, aber es passte nicht zu ihr. Dieses Kleid jedoch passte sehr gut zu ihr, leider sah sie nicht sonderlich glücklich aus. "Gefällt es dir denn? Du siehst nicht so aus." Innerlich freute Harry sich, dass sie aus dieser etwas peinlichen Situation rausgekommen war, die seltsame Stimmung war wie weggeblasen. Er schaffte es sogar wieder mit ihr zu reden. Vermutlich war es einfach die Wirkung von diesem doofen Ausschnitt gewesen.

Wieder besah sich Lavender im Spiegel und drehte sich ein paar Mal um die eigene Achse. Dann seufzte sie. "Ach, ich weiß nicht, irgendwie ist es nicht das richtige. Klar, es ist schön, aber... es passt einfach nicht zu mir..."

Das fand Harry zwar nicht, aber wenn es ihr nicht gefiel, konnte man daran nichts ändern.

Seufzend raffte Lavender ihre Röcke und ließ sich dann auf den Sessel neben Harrys fallen. Dabei rutschten ihre Röcke hoch und gaben den Blick auf zwei dunkelgrüne Wollsocken frei. Bei dem Anblick musste Harry anfangen zu lachen, allzu oft sah man ja keine Braut mit dicken Wollsocken an den Füßen. Zwar wurde Lavender ein bisschen rot im Gesicht, doch trotzdem lachte sie mit.

Harry mochte ihr Lachen, es wirkte so fröhlich. Doch nicht nur ihr Lachen mochte er, auch ansonsten mochte er sie. Heute Morgen hatte er noch nicht damit gerechnet, dass dieses Treffen doch so lustig sein konnte. Klar, die Szene gerade mit dem Ausschnitt war weniger schön gewesen, doch auch da waren sie irgendwie wieder rausgekommen. Außerdem hatte er Lavender ganz anders in Erinnerung, doch heute war sie total anders. Aber nicht nur im Vergleich zu früher, sondern auch im Vergleich zu anderen Frauen. Andere Frauen würden sich niemals so unbekümmert mit ihren Wollsocken zeigen, auch wenn es eigentlich etwas total Alltägliches war. All anderen Frauen achteten immer sehr auf ihr Aussehen und dazu passten Wollsocken nun einmal gar nicht. Auch Hermine tat das meistens, auch wenn man ihr das gar nicht so anmerkte. Und natürlich tat Cho das auch...

Cho!

Ruckartig richtete Harry sich in seinem Sessel auf und seine Hand schnellte hoch um ihn zu ohrfeigen. Er hatte den ganzen Tag noch nicht an sie gedacht! Wie hatte er nur einer anderen Frau zugucken können und nicht an Cho denken können? Wie konnte er nur! Er setzte gleich noch eine Ohrfeige hinterher. Er hatte doch den ganzen Tag nicht an sie gedacht, er war viel zu beschäftigt gewesen. Wie hatte er das nur tun können?
 

Besorgte setzte sich Lavender auf und schaute zu Harry. "Ist alles klar?" Wahrscheinlich war es das eher nicht, welcher normale Mensch schlug sich schon urplötzlich selbst? Auf einmal war Harry ihr ein bisschen unheimlich. Auch dass Harry ihr nicht antwortete und nur auf einen Punkt auf dem Teppich starrte machte die Sache nicht besser. Langsam stand sie auf und ging auf Harry zu, doch zum Glück bemerkte er sie dann doch noch und sie musste nicht irgendeine seltsame Aktion starten, um seine Aufmerksamkeit zu gewinnen, wie zum Beispiel vollkommen verplant mit Ihrer Hand vor seinem Gesicht rumwedeln. Trotzdem schaute er sie noch fragend an. Sie wiederholte ihre Frage.

Noch immer schien Harry nicht ganz wieder da zu sein, doch er schaffte es ihr zu antworten. "Jaja, alles klar..."

Danach sah er zwar nicht aus, doch gab sich mit einem missglücken Lächeln damit zufrieden und deutete dann auf die Umkleide. "Ich werde mich dann mal umziehen."

Doch darauf zeigte Harry dann nur noch eine geringe Reaktion, indem er mit den Schultern zuckte. Schnell wandte Lavender sich um und ging in die Umkleide. Dort machte sie sich, während sie sich umzog, weiter Gedanken über Harry. Was war wohl plötzlich in ihn gefahren? Er hatte so abwesend gewirkt. Vielleicht hatte das noch mit eben zu tun, als sie mit dem zweiten Kleid aus der Kabine gekommen war. Vielleicht fand er sie hässlich und zwang sich mit aller Macht dazu nicht daran zu denken. Ja, das musste es wohl sein. Er fand sie hässlich.

Nachdenklich ordnete sie das Kleid, um es wieder auf den Kleiderbügel zu hängen. Sie würde es nicht nehmen, auch keins von den anderen. Sie fand sie alle nicht sonderlich hübsch und das Letzte sah zwar gar nicht so schlecht aus, aber irgendetwas gefiel ihr daran auch nicht. Sie würde wohl noch in einem weiteren Laden suchen müssen.

Als sie aus der Kabine heraustrat, stand Harry von seinem Sessel auf. Scheinbar hatte er sich beruhigt, zumindestens schlug er sich nicht mehr und davon, dass er es mal getan hatte, zeugte nur noch seine gerötete Wange. Er bemühte sich sogar schon wieder zu einem Lächeln, auch wenn es sehr gezwungen war. "Nimmst du eines der Kleider?"

Sie guckte noch einmal zurück in die Kabine, in der die drei Kleider hingen. Sie schüttelte den Kopf. "Nein, ich werde woanders noch einmal gucken. Die hier sind nicht das Richtige."

Harry nickte langsam und folgte ihr dann zu Treppe. Schon vom oberen Treppenabsatz konnte man Ron und die hagere Verkäuferin sehen. Und man erkannte auch den mürrischen Gesichtausdruck von Ron. Bei dem Anblick musste Lavender lächeln, Ron hasste solche Dinge wie einkaufen, kein Wunder also, dass er heute besonders mürrisch schaute.

Während sie die Treppe weiter hinunter ging und ihren Blick über den Laden schweifen ließ, fiel ihr der Kleiderständer auf, an dem eigentlich Rons mögliche Anzüge hängen sollten. Dort hing jedoch kein Einziger. Hatte Harry nicht gesagt, bei Ron hing die gesamte Stange voller Anzüge? Sie sah dort keinen einzigen. Oder die Verkäuferin hatte auch hier zugeschlagen und seine Auswahl erheblich dezimiert wie bei ihr. Als sie nach oben gegangen war, hatte sie auch gedacht, es würden mehr als drei Kleider in Frage kommen bei so vielen Kleidern. Aber zum Ende hin hatte man ihr nur noch drei Kleider zur Wahl gestellt.

Als sie und Harry unten ankamen, musterte die Verkäuferin sie sofort. "Haben Sie alle Kleider anprobiert?"

Lavender nickte und warf einen Blick zu Ron, der auch jetzt nicht freundlicher guckte, obwohl Harry ihm wohl gerade so etwas in der Richtung zugeflüstert hatte. "Tut mir leid, ich habe nichts Passendes gefunden. Hast du dir deinen Anzug denn ausgesucht, Ron?"

"Nein, der Bräutigam hat ebenfalls nichts gefunden." Die Verkäuferin warf Ron einen bösen Blick zu und schaute Harry auch noch einmal mit abschätzendem Blick an.

Der hatte jedoch vorher wieder etwas abwesend geguckt und hatte sich dann schon wieder selbst geohrfeigt. Beinahe entsetzt schaute die hagere Verkäuferin ihn an. Harry schien davon nichts mitzukriegen, jedoch wurde Ron jetzt aktiv. Er boxte Harry ein bisschen in die Seite, um ihn wieder in die Realität zurückzuholen, aus der Harry immer wieder zu verschwinden schien, und warf ihm einen ebenso bösen Blick zu, wie die Verkäuferin es gerade bei ihm selbst gemacht hatte. Dann nuschelte er noch irgendeine Entschuldigung mit anschließender Verabschiedung und verschwand schnell mit Harry am Arm aus dem Geschäft, Harry war währenddessen schon wieder aus der Realität abgedriftet. Die Verkäuferin und Lavender schauten den beiden nur schweigend hinterher.

Als Lavender dann allein mit der hageren Frau war, kam ihr auf einmal eine Idee, die das seltsame Verhalten von Harry erklärte. Vermutlich war es ein Plan von ihm und Ron gewesen um so schnell wie möglich aus dem Geschäft rauszukommen. Dann machte das auf einmal alles Sinn. Trotzdem fand sie es doch etwas zu extrem von Ron, so schnell zu verschwinden und sich noch nicht einmal von ihr persönlich zu verabschieden. Sie seufzte, es war doch immer das gleiche mit Ron.

Nun verabschiedete auch sie sich von der Verkäuferin, dabei entschuldigte sie sich noch mindestens zwei Mal dafür, dass sie nichts Passendes gefunden hatte und für das Verhalten von Ron. Dann verließ auch sie das Brautgeschäft.
 


 

Okeeee, dieses Kapitel ist meiner Meinung nach wirklich etwas zu lang. Nächstes Mal werde ich mich hoffentlich kürzer fassen können.

Außerdem stell ich fest, dass meine Charaktere allesamt ein Alkohlproblem haben, was mich doch etwas beunruhigt...

Zielobjekt: Snape!

Diesmal ein kurzes Vorwort... Manche werden sich sicher gleich fragen: Hä? Den ersten Teil kenn ich doch! Und damit hab ihr sogar recht! Um die Längen ein bisschen auszugleichen, habe ich den letzten Teil des zwölften Kapitel an den Anfang dieses Kapitel gesetzt. Ich hoffe, es verwirrt nicht allzu sehr und ihr verzeiht es mir.

Ich hoffe, es gefällt es trotzdem und viel spaß jetzt:
 


 

Im 'Tropfenden Kessel'

Nachdenklich stand Padma am Tresen des 'Tropfenden Kessels'. Eigentlich hatte sie sich gestern morgen, als sie mit gewaltigen Kopfschmerzen auf ihrer Couch aufgewacht war, geschworen diese Kneipe nicht so schnell wieder zu besuchen. Doch dann hatte ihre Neugierde gesiegt. Denn sie konnte sich zwar noch vage daran erinnern, wie sie den 'Tropfenden Kessel' betreten hatte, jedoch hatte sie nicht mehr die geringste Erinnerung an ihren Aufenthalt oder an ihrem Heimweg. Deshalb war sie hergekommen, vielleicht traf sie hier irgendwelche Leute, die gestern auch hier gewesen waren und die ihr etwas darüber verraten konnten, was sie ihr eigentlich an dem Abend gemacht hatte. Denn ein gutes Gefühl hatte sie nicht. Absolut nicht.

Zuerst wollte sie Tom fragen, ob er sich an sie erinnern konnte, doch dafür musste dieser erst zu ihr kommen. Denn noch stand sie seit fünf Minuten wartend am Tresen.

Ihre Nachbarin hatte zu ihr gesagt, dass sie von einer Freundin nach Hause gebracht wurde, doch Padma konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, welche Freundin sie nach Hause gebracht haben könnte, denn alle, die in Frage kamen, hatten gesagt, dass sie es nicht getan hatten. Natürlich hatte Padma ihrer Nachbarin das nicht gesagt, sie wollte bei der Frau keinen schlechten Eindruck von ihr erwecken, diese war nämlich gerade erst nebenan eingezogen. Trotzdem blieb die Frage, wer sie eigentlich nach Hause gebracht hatte und sie würde der Antwort auf die Frage schon etwas weiter sein, wenn Tom endlich auftauchen würde.

Tatsächlich konnte sich Tom in den nächsten Minuten von seinem anderen Kunden losreißen und kam langsam auf Padma zu. Dabei grinste er verdächtig. "Na, junge Dame, schon wieder wohlauf?"

Padma bewunderte Toms Fähigkeit sich an fast alle seine Gäste zu erinnern. Vielleicht erinnerte er sich aber auch nur an die Auffälligen, was wiederum ihre Hoffnung zerstörte, nicht allzu viel dummes Zeug an dem Abend angestellt zu haben. Verlegen lächelte sie zurück. "Äh... ja... Also erinnern Sie sich noch an mich?"

Die Antwort kam schnell. "Natürlich, an dir habe ich mir eine ordentliche Stange Geld verdiente!" Leider zu schnell, so dass Padma sie kaum verstehen konnte. Dazu kam, dass neben ihr gerade knarrend ein Hocker zurückgeschoben wurde und Tom praktisch schon während seiner Antwort anfing lauthals zu lachen. So hatte Padma kein Wort verstanden. Dies schien er nach einem kurzen Blick in ihr fragendes Gesicht dann auch zu erkennen und so verstummte er. Dann räusperte er sich noch einmal und ließ nur ein kurzangebundenes "Ja." von sich hören. Seine erste Antwort schien also eher spontan, aber nicht allzu taktvoll, gewesen zu sein, dafür aber wahrscheinlich ehrlicher als dieses schlichte "Ja".

Doch Padma war auch mit diesem einfachen "Ja" zufrieden. "Gut, wissen Sie denn noch zufällig, wie ich nach Hause gekommen bin?"

Diesmal brach Tom nicht in schallendes Lachen aus, sondern bleib ziemlich ernst. "Ja, meine Kellnerin Kelly hat dich nach Hause gebracht."

Skeptisch schaute Padma den Wirt an. Wieso brachte denn eine Kellnerin sie nach Hause? Genau die selbe Frage stellte sie auch Tom. "Wieso hat sie denn das gemacht?"

"Weil sie dafür bezahlt wird." Der Wirt lehnte sich auf die Theke und schaute ihr in die Augen.

"Von Ihnen?" Mit zusammengekniffenen Augen starrte sie zurück, es wirkte fast wie ein Verhör und Padma könnte fast darüber lachen, wäre das Thema nicht so ernst und wäre sie nicht schon kurz vor dem Teilauffüllen einer ihrer Gedächtnislücken.

"Eher indirekt, ich... 'leite' das Geld bloß weiter." Tom ließ sich von ihrem Blick nicht beeindrucken, noch immer schaute er sie an, grinste jetzt aber ein bisschen.

"Von wem dann?" Alles musste sie Tom aus der Nase ziehen, doch sie würde es schon noch herauskriegen.

"Dein lieberster Severus hat darum gebeten." Dass diese Formulierung nicht ganz der Wahrheit entsprach, verdrängte Tom, so hörte es sich einfach besser an. Außerdem setzte er ein breites, beinahe schadenfrohes Grinsen auf.

Padma blieb fast die Luft weg. Sie kannte nur einen Severus und es konnte doch nicht wirklich sein, dass sie gerade den getroffen hatte oder? Es hätte doch wahrscheinlich noch so viele andere Menschen im 'Tropfenden Kessel' gegeben und sie hatte ausgerechnet irgendetwas mit Severus Snape gemacht? Diesem Kerl? Wie konnte sie nur?

Schockiert wandte sie sich noch einmal an Tom. "Wieso hat er das denn? Ist davor irgendetwas passiert?" Plötzlich hatte sie furchtbare Angst an diesem Abend etwas getan zu haben, für das sie sich jetzt gewaltig schämen würde.

Doch zu ihrem Glück schüttelte Tom jedoch den Kopf. "Nee, habt euch unterhalten, doch dann bist du umgekippt und nicht mehr so richtig auf die Beine gekommen, da hatte er dich von Kelly nach Hause bringen lassen. Sonst war nichts."

Erleichtert seufzte Padma. Es war nicht so peinlich ausgefallen, wie sie es sich ausgemalt hatte. Zum Glück...

"War's das dann?" Als Padma nickte, drehte Tom sich um und ging zu einem anderen, schon wartenden Kunden. Jedoch rief er ihr noch etwas über die Schulter zu. "Ihr passt aber gut zusammen!" Ohne einen weiteren Kommentar drehte er sich dann endgültig um und sprach den wartenden Mann am Tresen an.

Noch im selben Augenblick, indem Tom den Kommentar von sich gegeben hatte, war Padma bis zum Haaransatz rot geworden. Sie und Snape ein tolles Paar? Unmöglich! Trotzdem musste sie sofort wieder daran denken, dass sie den Tränkemeister heiraten sollte. Vielleicht sollte sie es wirklich tun, wenn sie so gut zusammen passten. Dann würden sie, wenn sie schon nicht auf menschliche Art, wenigstens auf optische Art zusammenpassen. Wer konnte schon von sich behaupten, dass er einen Partner hatte, der optisch perfekt zu einem passte? Außerdem würde Snape ja eh selten zu Hause sein, immerhin war er Lehrer in Hogwarts,

dort arbeitete und lebte er das ganze Jahr, wenn man von den Ferien absah. Sie würde also ziemlich wenig von ihm zu sehen bekommen, nur sein Gehalt würde sie vermutlich regelmäßig sehen. So gesehen hatte es auch Vorteile Severus Snape zu heiraten.

Aber vielleicht war es auch für sie der falsche Zeitpunkt darüber nachzudenken. Immerhin war sie gerade von ihrem Freund betrogen worden und sie hatte daraufhin Schluss gemacht. Sie fühlte sich einfach elend und depressiv. Vielleicht fand sie die Vorstellung einer Hochzeit mit Snape deshalb gar nicht so abwegig, wahrscheinlich krallte sie sich jetzt mit Macht an jede Art von Beziehung. Am besten wäre es wohl, sie würde jetzt nicht weiter darüber Nachdenken und einfach nach Hause gehen. Da könnte sie dann ausspannen und all diese Gedanken über Hochzeiten und Exfreunde verdrängen. Ja, das wäre wohl das Beste.

Langsam stand Padma auf und ging zum Ausgang, mit dem festen Vorsatz alle Gedanken, die sich auch nur ein bisschen mit den Themen Hochzeit oder Liebe beschäftigten, zu verdrängen. Doch leider ließ sich der Gedanke, Snape doch zu heiraten, sich gar nicht so leicht aus ihren Kopf vertreiben.
 

Im 'Tropfenden Kessel'

Entnervt ging Neville in die Knie, um seine heruntergefallenen Notizzettel aufzuheben, die ihm nun schon zum sechsten Mal runtergefallen waren seit er die Universität verlassen hatte. Wie immer hatte er die Notizen zwischen die Seiten seiner Bücher gelegte, die er auf dem Arm trug, und normalerweise blieben sie auch während des gesamten Weges dort und fielen nicht so oft runter. Doch heute war er irgendwie zerstreut und in Gedanken, sodass er sie ständig fallen ließ. In dieser Woche, in der ihm dies ständig passierte, hatten seine Bücher und Notizen mehr gelitten, als in seiner gesamten bisherigen Studentenzeit.

Noch immer auf der Erde hockend sammelte Neville weiter seine Zettel auf. Auch in den Vorlesungen war er nicht bei der Sache gewesen und hatte sich immer wieder dabei ertappt, wie er an Ginny denken musste. Klar, seine Trennung von Padma sollte ihn vielleicht mehr belasten, doch irgendwie hatte er sich damit abgefunden, ändern konnte er es ja doch nicht, Padma hatte in der letzten Zeit außerdem nicht den geringsten Willen gezeigt, mit ihm reden zu wollen. Auch während der Beziehung war es nicht immer so optimal gelaufen.

Nur ein paar Gründe, warum er sich Gedanken um Ginny machte, sicher hatte es sie ziemlich fertig gemacht, immerhin dachte jeder, der sie kannte, Ginny wäre der Grund für die Trennung. Bislang hatte er sie auch noch nicht sehen können, um das aufzuklären.

Als jemand vor ihm stehen blieb, schaute Neville überrascht hoch und sah auf einmal Ginny, die auf einmal direkt vor ihm stand. Er musste so beschäftigt gewesen sein, dass er bislang bemerkt hatte, wie sich jemand ihm genähert hatte.

Allerdings schien Ginny ihn bislang nicht zu bemerken, wie er auf dem Boden hockte und seine Zettel aufsammelte. Noch schaute sie gleichgültig durch den 'Tropfenden Kessel', während sie darauf wartete, dass derjenige, der da auf dem Boden hockte, endlich aufstand. Zur Zeit gab es nämlich keinen anderen Weg zum Ausgang und so saß Neville mitten auf dem Durchgangsweg des 'Tropfenden Kessels'. Ein Vorteil für Neville, so konnte er sie noch unterstört mustern.

Sie sah wieder umwerfend aus, auch wenn sie nur eine schlichte Bluse und einen Rock trug, wenn auch einen Rock, bei dessen Länge Ron wohl glatt einen Tobsuchtsanfall bekommen hätte, würde er diesen jetzt sehen. Aber der Rock stand ihr wirklich gut, das musste Neville anerkennen, noch Grund, warum es besser war, dass Ron jetzt nicht hier war.

Schnell sammelte Neville seine Zettel weiter auf, damit Ginny seinen roten Kopf nicht sah, falls sie ihn doch noch bemerkte.

"Neville?"

Und schon hatte sie ihn entdeckt. Natürlich, war ja klar gewesen. "Hallo, Ginny." Er versucht, halbwegs überrascht zu klingen, doch er ahnte schon, dass ihn das nicht sonderlich gut gelang. Schnell schob er die restlichen Zettel zusammen, während er zu ihr hoch schaute. Sie wirkte ein wenig nervös und brachte aber trotzdem ein Lächeln zustande.

Auch er kam darüber nicht hinaus und hatte zusätzlich noch keine Ahnung, was er tun sollte. Er hatte sich schon lange überlegt, wohl meistens in den Vorlesungen, was er machen sollte, falls er Ginny traf. Er mochte sie nämlich eigentlich ganz gerne und fände es schade, wenn sie ihn wegen der Sache mit Padma nicht mehr sehen wollte. Bislang sah das aber noch nicht so aus und vielleicht sollte er langsam mal aufstehen, damit es nicht doch noch dazu kam.

Ein guter Anfang wäre schon mal, wenn er aufstehen würde, immerhin hockte er immer noch auf dem Boden des 'Tropfenden Kessel' und hatte beinahe einen perfekten Blick auf ihren Rock, und wer weiß, wenn er den Kopf nur ein wenig drehte, könnte er vielleicht sogar noch mehr sehen. Nein, er sollte es gar nicht erst versuchen sondern einfach aufstehen. Mühsam rappelte er sich auf, während sie schweigend, aber lächelnd vor ihm stand.

Immerhin brachte Neville jetzt ein nervöses Lächeln zustande. Er räusperte sich. Irgendwas sollte er sagen. Es war ja ihr erstes Treffen seit dem Vorfall mit Padma.

Padma! Entsetzt starrte Neville an Ginny, die ihn jetzt fragend musterte, vorbei und somit direkt auf Padma, die gerade gedankenversunken von der Bar zurück trat und sich auf den Weg zum Ausgang machte. Wenn sie Neville und Ginny jetzt sah, wäre die Katastrophe perfekt. Dazu kam, dass sie sich dafür nur zu Seite drehen musste.

Blitzschnell ging Neville wieder in die Hocke. Wenn Padma ihn jetzt mit Ginny sehen würde, wäre das wie eine Bestätigung ihrer These, laut der er Padma mit Ginny betrog. Dies war zwar nicht der Fall, aber wenn Padma ihn jetzt schon wieder sehen würde. wie er mit Ginny zusammen war, würde er ihr wieder so eine Szene machen. Das musste er verhindern und deshalb musste er sich verstecken. Zur Zeit war im 'Tropfenden Kessel' für diese Uhrzeit viel los, was eine Flucht in eine andere Richtung als eine, die zu den Ausgängen führte, unmöglich machte. Und bei dem einen Ausgang war Padma und sich umzudrehen und Ginny einfach so stehen zu lassen, um zum anderen zu gehen, wäre ja auch unhöflich. Ob seine Alternative, sich einfach zu ducken und zu warten bis Padma weg war, besser war würde sich noch zeigen. Noch war sie allerdings effektiv, hier unten würde Padma ihn nicht sehen.

"Alles klar bei dir, Neville?" Verdutzt schaute Ginny zu ihm runter. Vermutlich sah es doch ziemlich komisch aus, wie er hier auf der Erde saß.

Er wollte schon gerade etwas erwidern, als ihm plötzlich etwas einfiel. Selbst wenn Padma ihn nicht mehr sehen konnte, Ginny konnte sie immer noch sehen, wenn sie sich umdrehte. Und wenn das passieren würde, dann würde Padma bestimmt auf Ginny losgehen. Vermutlich nicht wegen der Trennung, sondern eher wegen der Tatsache, dass es Ginny war.

Schnell griff Neville nach ihrer Hand und zog sie zu sich auf den Fußboden. Sie ließ sich zwar widerstandslos runterziehen, starrte ihn jedoch trotzdem verständnislos an. "Was soll das?"

Er konnte Ginny die Frage nicht verübeln, sie hatten sich gerade das erste Mal wieder getroffen, kaum ein Wort gewechselt und nun hockten sie beide auf dem Boden des 'Tropfenden Kessels'. Wenn das mal kein gelungenes Wiedersehen war. "Ach, weißt du, dahinten ist Padma und ich glaube, sie sollte uns wohl besser nicht zusammen sehen..." Er deutete vage auf etwas hinter ihr.

"Ja, klar..." Ginny schaute kurz hinter sich, konnte jedoch verständlicherweise bis auf Beine nichts entdecken. Dann drehte sie sich wieder zu ihm um und sprach mit ihm als wäre nicht passiert. "Und wie geht’s dir so?"

Neville zuckte mit den Schultern. "Ganz gut so weit und dir?"

Seine gleichgültige Geste wurde erwidert und noch mit einem Lächeln ergänzt. "Soweit eigentlich auch ganz gut..." Neville musterte sie, um eine Anzeichen dafür zu finden, doch sie war scheinbar nicht ansatzweise so nervös wie er und hielt sich so weit ganz gut, immerhin saß sie gerade auf dem Boden einer Kneipe. Was jedoch nicht mehr ganz so gut hielt, war ihr Rock, wie Neville feststellen musste, als er sie musterte. Mit rotem Kopf schaute er beiseite. "Ginny, dein Rock..."

Obwohl sie ebenfalls errötete, lachte sie und rückte sie ihren Rock zurecht. "Danke für den Hinweis." Scheinbar konnte sie heute nicht von ihrer guten Laune abbringen. "Wo würdest du denn hinwollen, wenn wir jetzt nicht auf der Erde sitzen würde?" Erstaunlich, wie sie an dieser Situation doch noch etwas komisches finden konnte. Andere Mädchen wären jetzt erheblich schlechter drauf gewesen.

Neville war das aber ganz Recht. "Ich war gerade auf dem Weg nach Hause. Die Vorlesung war heute schon früher zu Ende. Und wo wolltest du hin?"

"Ich wollte eigentlich kurz einkaufen, aber dank Padma wird das wohl nichts mehr." Sie grinste. Neville mochte ihr Lächeln, ihr Grinsen war jedoch auch hübsch.

"Aber die Läden haben doch noch lange auf. Es ist doch gerade erst Mittag." Nebenbei versuchte Neville an Ginny vorbei zu gucken, ob er Padma noch irgendwo erkannte. Das könnte allerdings schwierig werden, wenn er nur Beine sah.

Ginny guckte ihn gespielt vorwurfsvoll an. "Mir ist natürlich klar, dass die Läden noch länger offen sind, aber ich will heute Mittag zu meiner Mom nach Hause und heute Nachmittag habe ich keine Zeit." Sie musste lachen und er musste aus irgendeinem ihm unerfindlichen Grund einstimmen. Eigentlich war die Situation nämlich nicht zum Lachen, erst im nachhinein könnte man ihr eventuell etwas positives abgewinnen. Trotzdem konnten sie beide jetzt schon ganz gut lachen.

Er musste sie beide schon loben, sie hatten es geschafft alle möglichen Peinlichkeiten dieses Gesprächs zu umschiffen. Wer hätte das gedacht? Vielleicht konnte er sich dann etwas weiter vorwagen. "Sag mal, Ginny, was würdest du davon halten, wenn wir uns noch mal treffen? Immerhin musst du ja gleich weg und so..." Ein bisschen verlegen kratzte er sich am Kopf. Er hasste solche Fragen, er hatte immer das Gefühl, dabei so schüchtern zu sein.

Zu seinem Erstaunen grinste Ginny ihn keck an, anstatt irgendwie verstimmt zu wirken. "Und was soll das dann werden? Ein Wiedergutmachungs-Date?"

Von der Seite hatte Neville das noch gar nicht gesehen. Außerdem wirkte es schon ein bisschen komisch, wenn er sich mit dem Grund seiner Trennung traf, obwohl er gesagt hatte, dass da nichts gelaufen wäre. Das war schon ein bisschen unglaubwürdig. Aber daran schien sich Ginny gar nicht so zu stören, sie sah das scheinbar etwas lockerer. "Wir könnten auch sagen, das ist ein "Der-erste-Abend-war-bis-zu-einem-gewissen-Zeitpunkt-ganz-witzig-und-sollte-wiederholt-werden"-Date."

Sie lachte. "Wenn du meinst, Neville, dann lass uns das machen."

Neville nickte und musste sich gleichzeitig beherrschen nicht aufzuspringen, um einen Freudentanz aufzuführen. Er hatte sich so lange überlegt, wie er Ginny überzeugen konnte mit ihm wegzugehen und jetzt stimmte sie ihm einfach so zu. Sie schien keinerlei Bedenken wegen Padma zu haben. Trotzdem sollte er vielleicht noch einmal nachhaken, nicht das ihr erst später klar wurde und ihn dann sitzen ließ. "Und das macht dir nicht aus? Also wegen Padma..?"

Ginny schüttelte entschieden den Kopf und grinste ihn dann an. "Wieso sollte ich das? Immerhin macht sie gerade meine Tagesplanung kaputt, da ich ihretwegen auf dem Boden des 'Tropfenden Kessel' sitze. Da wird das doch wohl erlaubt sein." Neville fiel wirklich ein Stein vom Herzen, als sie das sagte. "Und, Neville, selbst wenn, man muss auch mal etwas wagen, ist doch viel spannender, wenn man nicht weiß wie die Sache ausgeht." Sie lachte.

Ja, vielleicht sollte er wirklich mal etwas riskieren und ein Treffen mit Ginny schien der perfekte Anfang zu sein, wenn auch besser nicht noch mal auf dem Fußboden des 'Tropfenden Kessel'.

Nebenbei guckte Neville auf die Uhr. "Wann wolltest du noch einmal essen?"

Eigentlich hatte er nur gefragt, um einen groben Zeitplan dafür zu haben, wann sie weg musste, doch plötzlich guckte sie auch hektisch auf die Uhr. "Oh verdammt, ich wollte schon um 12 bei Mom sein. Das wird echt knapp! Sag mal, steht Padma da noch?"

"Warte, ich gucke. Falls sie noch da ist und mich sieht, dann gebe ich dir ein Zeichen und du läufst zu Ausgang, okay?" Mit einem Grinsen im Gesicht, wahrscheinlich amüsierte Ginny sich über seinen Plan, der auch locker von einem Auror stammen könnte, nickte sie. Ein bisschen mulmig war Neville ja schon zu mute, als er aufstand und nach Padma Ausschau hielt.

Zuerst zog jedoch etwas anderes seine Aufmerksamkeit auf sich. Gerade kam ein neuer Gast in die Kneipe und kurzzeitig stutze Neville so sehr, dass er Padma einen Moment vergaß. Diese Frau sah ja vom Aussehen aus wie Snape! Die Haare waren nicht so fettig, aber die Kleidung hätte auch aus dem Kleiderschrank seines ehemaligen Professors stammen können. Verblüfft schaute Neville der Frau hinterher wie diese zur Bar ging und sich ein Getränk zu bestellte. Erst als sich ein stämmiger Zauberer neben die Frau und somit in sein Blickfeld setzt, guckte Neville, ob Padma noch an der Bar stand. Glücklicherweise war sie nicht mehr zu sehen, ansonsten hätte sie ihn wohl auch schon entdeckt. Da hatte ja noch einmal Glück gehabt.

Erleichtert seufzte Neville und half Ginny auf. "Das is ja noch mal gut gegangen." Das hätte nämlich böse ausgehen können, wenn Padma sie entdeckt hätte. Padma konnte zur richtigen Furie werden, wenn sie sauer war, und er musste es ja wissen.

Ginny nickte und warf wieder einen Blick auf die Uhr. "Langsam muss ich aber echt los. Es reicht schon, wenn meine Brüder immer zu spät kommen, wenn ich auch noch zu spät kommen, bringt meine Mutter mich um und sicher bist du dann nicht da, um mich zu retten." Sie lachte und brachte Neville dazu, dass er schlagartig rot wurde.

"Na dann..." Sie wollte sich schon verabschieden als Neville sie noch einmal unterbrach. "Warte, wann wollen wir uns denn treffen?" Jetzt hatte sie schon zugesagt, da wäre es doch sehr ärgerlich, wenn sie vergessen würden, einen Termin für ihr Treffen zu verabreden.

Ginny schlug sich lachend mit der flachen Hand gegen die Stirn, so dass Neville kurzzeitig an Harry dachte, doch Ginny brachte ihn schnell wieder auf andere Gedanken. "Wie wär's denn am Mittwoch? So gegen acht?"

Kurz ging Neville seinen Kalender im Kopf durch, ihm fielen jedoch keine Termine ein, die er dort schon hatte. "Ja, das müsste gehen, wieder hier?"

Ginny nickte. "Okay, ich freu mich, wir sehen uns dann. Ich muss jetzt auch los, du weißt schon, meine Mom..." Sie verzog das Gesicht. "Bis Mittwoch dann."

"Ja, bis dann." Neville hatte keine Ahnung, was er sonst sagen sollte, wo Ginny sich doch schon beinahe umgedrehte hatte.

"Ach ja und..." Sie wandte sich noch einmal zu ihm um. "...danke, du bist mein Held des Tages, ohne dich wäre ich ein Opfer von Padma geworden." Auf einmal kam sie ihm ungewohnt nahe und küsste ihn auf die Wange. Neville hätte beinahe vergessen zu atmen. Überrascht schaute er sie an und er war sicher ziemlich sicher, ziemlich dämlich auszusehen.

Doch Ginny sagte nichts, sondern lächelte nur. Dann drehte sie sich um und ging zum Ausgang, nach ein paar Schritten drehte sie sich noch einmal um und winkte. Wie in Trance schaffte Neville es gerade noch den Arm zu heben und zurückzuwinken.

Erst nach einer, wie es ihm erschien, Ewigkeit schaffte Neville es sich aus dieser Starre zu lösen, nachdem Ginny verschwunden war. Er konnte es immer noch nicht fassen, Ginny hatte ihn geküsst und er war ihr Held des Tages. Unglaublich!

Wie ein so gewöhnlicher Tag doch noch außergewöhnlich werden konnte. Mit einem glücklichen Grinsen ging er zum Ausgang des 'Tropfenden Kessel', Ginny würde tatsächlich mit ihm ausgehen.

Im Vorbeigehen grüßte er noch Madame Hooch, seine ehemalige Fluglehrerin. Sie sah ziemlich mürrisch aus, doch ihm konnte heute nichts mehr die Laune verderben, immerhin würde Ginny mit ihm ausgehen. Was für ein wundervoller Tag!
 

Im 'Tropfenden Kessel'

Kurz schaute Rolanda noch Neville Longbottom hinterher und schüttelte dann nur den Kopf. Das der Junge sie immer noch grüßte. Er war nun schon seit fast vier Jahren aus Hogwarts raus und sie war damals bestimmt auch nicht seine Lieblingslehrerin gewesen. Außerdem war Longbottom eine Niete auf dem Besen gewesen, was nicht die beste Vorraussetzung zum Musterschüler ihrerseits war. Trotzdem grüßte er sie noch, wenn er sie sah, wie alle ehemaligen Lehrer, die er traf. Was jedoch am meisten verwunderte, war die Tatsache, dass der ehemalige Schüler auch Severus Snape grüßte.

Rolanda seufzte und ging langsam auf die Bar zu. Dabei strich sie mit der Hand über die Tasche ihres Umhangs und spürte dort die Flasche Veritaserum, die sie aus Severus' Büro mitgenommen hatte. Aus einem ihr unerfindlichen Grund trug sie diese immer bei sich. Vielleicht wollte sie unbewusst verhindern, dass jemand diesen Trank bei ihren Sachen fand, schon gar nicht Severus, auch wenn der ihn wohl als letzter suchen würde.

Aber sie wusste auch schon gar nicht mehr, wie sie die Trank eigentlich benutzen sollte. Sie hatte zwar einen Plan gehabt, aber dieser Plan erschien ihr jetzt gar nicht mehr so sinnvoll. Ihr Plan bestand ja nur daraus, dass sie Severus eine halbe Stunde später in den 'Tropfenden Kessel' bestellt hatte und während dieser Zeit seine Freundin auszuhorchen. Doch war das wirklich eine so gute Idee gewesen? Was würde passieren, wenn Severus schon früher kam und sie bei seiner Freundin erwischte? Wie sie ihn kannte, würde er ihr bestimmt einen Fluch auf den Hals hetzen. Denn so wie sie ihn einschätzte, konnte er bestimmt ziemlich sauer werden, wenn man in seinem Privatleben herumschnüffelte. Bisher hatte er ja keins gehabt, in dem man hätte herumsuchen können, so dass Rolanda da noch keine Erfahrungen hatte.

Deswegen hatte sie beschlossen den Plan doch lieber wieder aufzugeben, das Risiko entdeckt zu werden war zu groß, außerdem war die Aussicht auf Erfolg ebenso gering wie die Nützlichkeit der Information, wer Severus' Freundin denn nun war. Was brachte ihr denn die Identität von Snapes Freundin? Nichts, es würde ihr nicht helfen.

Wieder seufzte Rolanda und setzte sich an Bar. Der Plan war wirklich nicht gut, sie sollte ihn vergessen und so tun als ob nie etwas gewesen wäre. Erneut seufzte sie und stützte den Kopf auf ihre Hände, während sie auf Tom wartete, der ihr heute hoffentlich etwas Hochprozentiges geben konnte.

Tatsächlich kam Tom relativ bald und schaute Rolanda besorgt an, als er ihren Gesichtsausdruck sah. "Was ist denn mit dir passiert, Rolanda?"

Theatralisch seufzend hob sie den Kopf. "Ach, Tom, so sieht man nun mal aus, wenn man sieht, dass sich alle Pläne in Luft auflösen. Hast du irgendein starkes Zeug für mich?"

Kurz betrachtete Tom sie, dann griff er nach einer Flasche und füllt ihr ein Glas ein. "Klar, für dich immer, das ist peruanischer Zwetschkenlikör. Ist erst heute angekommen, ich hoffe, er ist gut. Aber das waren nicht die Pläne mit Black, die nicht aufgegangen sind, oder? Der war nämlich diese Woche nur einmal hier und da hat er sich mit seinem Freund Lupin getroffen. War also keine Konkurrenz in Sicht."

Ohne zu zögern griff Rolanda nach dem Glas und leerte es in einem Zug. Dann schob sie dem Wirt das Glas zum Nachfüllen hin. "Wirklich ein feines Tröpfchen, Tom, solltest du mehr von ordern. Nein, mit Sirius hat das nichts zu tun, aber danke das du noch immer eine Auge auf ihn wirfst. Wäre ja zu ärgerlich, wenn mir da jemand zwischen funken würde." Sie griff in ihre Tasche und holte ein paar Münzen hervor, die sie Tom unauffällig zuschob.

Tom grinste. "Bei dem Honorar werde ich auch noch ein zweites Auge auf ihn werfen. Ich schick dir eine Eule wenn etwas ist."

Seinen nur mittelmäßigen Wortwitz ignorierend nickte Rolanda. Tom wusste wirklich, wie er seine Kneipe führen musste, damit die Menschen kamen. Bei diesen Sonderdiensten, wie dem Beschatten von anderen Gästen, kam man doch gerne wieder.

Nachdem Rolanda auch das zweite Glas geleert hatte, schaute Tom sie abwartend an. "Wenn es aber nun nicht der mit Black ist, was für ein Plan ist denn dann schiefgegangen? Du hast echt zu viele Pläne, da verlier sogar ich den Überblick."

Vielleicht hatte sie echt zu viele Pläne gleichzeitig. Andererseits waren es zur Zeit nur zwei, auch wenn der mit Sirius schon ziemlich umfangreich war. "Es geht um die Frau, die sich am Samstag hier mit Severus trifft. Ich wollte sie ja vorher abfangen und fragen, wer sie ist, doch um ehrlich zu sein, kommt mir die Idee jetzt ein wenig doof vor und so werde ich wohl nicht erfahren, wer so verrückt ist, sich mit Severus zu treffen." Nachdenklich starrte Rolanda in ihr Glas, das Tom gerade wieder nachgefüllt hatte.

"Meinst du die Frau, die sich letztens so an ihn rangemacht hat?"

Überrascht richtete Rolanda sich auf. "Du weißt, wen ich meine?"

"Klar, ist immerhin meine Kneipe hier. Hab' gesehen, wie sie sich an Snape rangemacht hat, letzte Woche." Tom zuckte mit den Schultern, als wäre es etwas ganz normales sich jeden Menschen zu merken, der durch die Tür seiner Bar kam.

Gespannt beugte Rolanda sich über den Tresen zu Tom rüber. "Weißt du denn, wer sie ist?"

Tom schüttelte den Kopf. "Nein, aber du kannst sie fragen, da vorne sitzt sie." Er zeigte mit dem Finger aufs andere Ende der Bar.

Rolanda Blick folgte seinem Fingerzeig und tatsächlich saß dort eine Frau. Aber nicht irgendeine Frau, sondern ein beinahe perfektes Ebenbild von Severus. Schwarze Haare, blasses Gesicht, schwarze Kleidung. Vom Stil her hatten sie da aber zwei gefunden.

So schnell konnte sich das Blatt wenden. Es gab wieder Hoffnung für ihren Plan und sie wusste auch schon, wie sie ihn durchführen konnte. "Bist du sicher, dass sie das ist?"

Tom nickte. "Ich vergesse nie das Gesicht eines Kunden." Und das glaubte sie ihm sogar.

Rolanda grinste und stellte das Fläschchen Veritaserum vor sich auf den Tresen. "Glaubst du, schaffst es, ihr das in den Drink zu kippen? Es muss nicht einmal alles sein."

Kurzzeitig schaute Tom etwas beleidigt, dann griff er aber doch noch nach dem Fläschchen. "Für wen hältst mich? Bin doch nicht wegen meines Aussehens der Wirt des 'Tropfenden Kessel'. Und diesmal ist es für dich als Stammkunde auch umsonst." Den letzten Satz hatte er nur noch geflüstert, wer wusste schon, wer hier alles mithörte und später auch Vergünstigungen verlangen würde.

Dann drehte Tom sich um und ging mit dem Fläschchen in der Tasche zur der Frau. Als er sie das erste Mal anredete, zuckte sie zusammen und schaute ihn verwirrt an. Doch langsam kamen sie ins Gespräch, vermutlich über den Drink, den sie bestellt hatte, und Rolanda konnte beobachten, wie Tom ihr das Veritaserum ins Glas schüttete, als sie sich umdrehte um zu einer Person zu sehen, auf die der Wirt gezeigt hatte. Rolanda bezweifelte, dass es die Person je gegeben hatte. Tom war einfach genial und schon stand der Drink mit dem Veritaserum vor der Frau, die auch gleich einen Schluck nahm. Rolanda grinste, das war ja einfacher als sie gedacht hatte.

Als Tom an ihr vorbei zum nächsten Kunden ging, zwinkerte er ihr zu, Auftrag ausgeführt. Rolanda nickte ihm lächelnd zu. Das war wirklich viel einfacher als sie gedacht hatte, dann sollte sie jetzt wohl Teil zwei des Plans durchführen.

Noch immer lächelnd nahm Rolanda ihren Drink und ging zu der Frau hinüber. Die saß noch immer an ihrem Platz, schaute ab und zu durch die Bar und nahm einen Schluck aus ihrem Glas. Scheinbar hatte Tom sie aus ihrer Trance geholt, in der sie vorhin noch gewesen war.

Jetzt musste sie die Frau nur noch ansprechen und schon würde die Frau ihr alles sagen, dem Veritaserum sei dank. Wie sie das anstellen sollte, wusste sie auch schon, das hatte sie sich schon in Hogwarts überlegt. Ab diesem Zeitpunkt war dieser Plan nämlich identisch mit dem, den sie vorher gehabt hatte, der einer ganz simplen Gleichung folgte: Mysteriöse Frau + Veritaserum = Antworten. Wie gesagt, simpel.

Es wäre allerdings zu auffällig direkt zu fragen. Immerhin stand die Frau nicht unter Hypnose, sondern konnte nur nicht lügen. Deshalb durfte die Frau auf keinen Fall Verdacht schöpfen. Deshalb würde Rolanda so tun, als würde sie die Frau irgendwoher kennen. Ein einwandfreier Plan, wie sie fand, sie hatte nur die richtige Gelegenheit gebraucht.

Rolanda atmete tief durch und setzte dann ihr freundlichstes Lächeln auf, das sie sonst nur benutze, um sich von Dumbledore die Genehmigung zur Anschaffung neuer Schulbesen zu erschleichen. Damit gewappnet ging sie auf die Frau zu.

"Entschuldigen Sie." Die Frau drehte sich zu ihr um und schaute sie fragend an. Von nahem sah ihr Gesicht noch ein wenig blasser aus. "Irgendwie habe ich das Gefühl, dass wir uns kennen, haben wir uns vielleicht schon einmal getroffen?"

Die Frau betrachtete sie kurz skeptisch. "Nein." Die ehrliche und sehr direkte Antwort bestätigte Rolanda, dass das Veritaserum wirkte. Wunderbar.

"Sicher? Ich habe aber das Gefühl, Sie irgendwoher zu kennen. Wie war ihr Name doch gleich?"

Nun lächelte die Frau doch und antwortete.

Allerdings haute Rolanda diese Antwort fast von den Füßen. Konnte das sein? Das konnte gar nicht sein. Sie hatte sie zwar noch nie getroffen, aber das konnte nicht sein! Erschrocken schlug Rolanda die Hand vor den Mund und stolperte einige Schritte zurück, so dass die Frau sie besorgt anschaute. "Ist alles in Ordnung mit Ihnen?"

Diese Stimme hörte sie jedoch nur gedämpft, alles um sie herum schien zu verschwimmen, sie nahm es gar nicht mehr richtig war. Zu schockiert war sie von dieser Antwort.

Vollkommen ziellos taumelte sie durch den Raum, erst als sie sich irgendwo festhalten konnte, konnte sie wieder halbwegs klar denken. Aber das konnte einfach nicht möglich sein. Das ging doch einfach nicht! Sie war fassungslos.

"Alles klar bei dir?"

Erst jetzt hob Rolanda den Blick und merkte, woran sie sich überhaupt festhielt. Wieder etwas, was sie nicht fassen konnte. Sie klammerte sich doch tatsächlich am Arm von Sirius Black fest. Jetzt traf sie ihn mal wieder und dann gerade jetzt. Jetzt, nach dieser Antwort! Sollte er sie vielleicht einweihen? Irgendwie hatte er ja fast ein Recht darauf. Aber vielleicht würde er sie dann hassen, weil sie die Überbringerin dieser Nachricht gewesen war. Sollte sie dieses Risiko eingehen und sollte er das überhaupt wissen?

Noch immer starrte sie Sirius an und sie hatte das Gefühl, er starrte sie genauso an, wenn auch aus einem anderen Grund. Immerhin klammert sich gerade eine stumme Frau an seinen Arm.

"Hey, alles klar?"

Ob er sie überhaupt erkannte? Wahrscheinlich nicht, wahrscheinlich hielt er sie auch gerade für irre. Sie musste doch ihm doch jetzt irgendwas sagen. Sie hörte doch, was er sagte, aber war nicht in der Lage ihm zu antworten und das, wo gerade Sirius persönlich vor ihr stand. Ob sie vor lauter Fassungslosigkeit das Sprechen verlernt hatte. Hoffentlich nicht...

Allerdings, wenn Sirius Black da gewesen wäre und dann erst die Antwort, hätte sie vermutlich trotzdem das Sprechen verlernt. Bei dem Anblick seiner wunderschönen schwarzen Haare und seiner wunderbar dunklen Augen verlernte sie sogar das Atmen.

Und anscheinend auch das Hören. Immerhin sprach er sie gerade zum wiederholten Mal an und erhielte keine Reaktion, er musste sie für vollkommen durchgeknallt halten.

Noch immer spürte sie, wie sich ihre Finger um seinen Arm krallten, doch dann entzog sich dieser Arm auf einmal ihrer Finger und somit ging ihr auch der Hakt verloren.

Zum Glück fingen seine starken Arme sie wieder auf und lehnten sie gegen eine Wand, wo sie auch folgsam stehen blieben. Wenn das so weiter ging, verlor sie sich noch in diesen dunklen Augen.

"Naja, ich werd' dann mal gehen..." Er klang ein wenig unsicher und tatsächlich verschwand er dann auch in der Menge an Gästen des 'Tropfenden Kessel'.

Rolanda blieb fassungslos zurück, fallungslos über zweierlei Dinge. Erstens über die Antwort, die sie gerade von der Frau erhalten hatte und zweitens darüber, wie sie sich gerade verhalten hatte.

Sie hatte sie wie ein Idiot benommen. Sie hatte ihn die ganze Zeit nur angestarrt und es würde sie nicht wundern, wenn sie sogar gesabbert hätte. Wie konnte sie nur? Sicher hatte er sie erkannte, wie peinlich. Wie konnte sie ihm je wieder unter die Augen treten? Alles nur weil diese verdammte Antwort sie so verwirrt hatte, dass sie keinen klaren Gedanken hatte fassen können. Auch sonst wäre sie in Sirius Gegenwart wohl etwas abwesend, aber doch nicht so, dass sie ihm gar nicht antworten konnte. Die würde ihm nie wieder unter die Augen treten können.

Herzzerreisend seufzend rutschte sie an der Wand hinunter, gegen die Sirius sie gelehnt hatte. Das war's dann wohl. Wenn sie Sirius nicht mehr unter die Augen treten konnte, konnte sie auch nicht mehr mit ihm zusammenkommen. Denn dafür musste sie ja in seine Nähe und in diese würde sie die nächsten hundert Jahre nicht mehr begeben. Das gerade eben war ihr einfach zu peinlich.

Und die Chance, das er sie nicht erkannt hatte, war auch ziemlich gering. Selbst wenn, wahrscheinlich würde er sich bei ihrem nächsten Treffen wohl daran erinnern, dass sie die komische Verrückte war, die ihn einmal fast angesabbert hatte. Nein, das Thema Sirius war hiermit wohl beendet.

Aber sie konnte doch nicht bis ans Ende ihres Lebens allein sein. Das wäre doch wohl zu grausam.

Wer würde denn noch als Alternative in Frage kommen? Vielleicht sollte sie auch gleich jemanden nehmen, der in der Nähe von Hogwarts lebte, damit sie sich das ganze Jahr über sehen konnten. In Hogsmeade lebten, soweit sie wusste, keine Junggesellen, dieses 'Jagdgebiet' schied also aus und andere Dörfer gab es rund um Hogwarts nicht.

Aber dann vielleicht in Hogwarts selbst. Sie würde sich ganz bestimmt nicht den Hausmeister Filch angeln, aber vielleicht einen anderen Junggesellen aus dem Schloss und da fiel ihr ganz spontan Severus ein. Sicher war er nicht ihr Traummann, doch durchaus annehmbar. Wenn er sich erst einmal richtig die Haare gewaschen hatte, sah er sicher gut aus.

Außerdem konnte sie Sirius im Nachhinein dann doch noch einen Gefallen tun, auch wenn er nie merken würden, dass er von ihr kam. So konnte sie nämlich verhindern, dass Severus mit dieser Frau zusammenkam. Ja, so würde sie es machen, sie konnte gleichzeitig etwas gegen ihre lebenslange Einsamkeit tun und Sirius noch einen letzten Gefallen tun.

Mühsam richtete sie sich auf. Das war kein wirklich schöner Abend geworden. Aber immerhin hatten sich ihr gleich irgendwelche Alternativen angeboten. Sich Snape zu Angeln klang jetzt, wirklich schon ziemlich verlockend. Vielleicht lag das aber auch am Likör.

Allemal war heute alles ziemlich aus den Fugen geraten.

Und das alles nur wegen dieser verdammten Antwort.

Beziehungstipps vom Profi

Im 'Tropfenden Kessel'

"Ist das wahr?" Überrascht starrte Sirius über den Rand seines Bieres, aus dem er eigentlich gerade trinken wollte. "Die... wie hieß sich doch gleich?"

Ein wenig vorwurfsvoll schaute Mundungus Sirius mit schiefgelegtem Kopf an. "Rolanda, Sirius, Rolanda Hooch ist ihr Name.“

Nachdem er hastig einen Schluck Bier runtergeschluckt hatte, nickte Sirius eifrig. "Genau, danke. Und Rolanda will was von mir?" Er sah ein wenig ungläubig aus.

Dieses Mal nickte Mundungus ebenso eifrig, als wollte er seine Aussage dadurch glaubwürdiger machen. "Ja, wenn ich es dir doch sage."

Misstrauisch beäugte Sirius Mundungus. Er war gerade erst in den 'Tropfenden Kessel' gekommen, doch nachdem er sich an die Bar gesetzt hatte, war Mundungus, mit dem er eigentlich sonst nicht so häufig zusammen war, fast sofort bei ihm gewesen und nach der Begrüßung war er sofort zur Sache gekommen. Und um ehrlich zu sein, fand Sirius das ein wenig merkwürdig. "Und warum sollte ich dir glauben? Kann ja jeder kommen und mir sagen, dass Rolanda sich für mich interessiert. Immerhin kennen wir uns nicht sonderlich gut." Kannte er sie überhaupt? Er konnte sich ja kaum ihren Namen merken. Wie sollte er auch? Er hatte sie allerhöchstens ein paar Mal gesehen, als Remus noch in Hogwarts gearbeitet hatte. Damals hatten sie sich ein paar Mal gesehen, wenn sie zu dritt im 'Tropfenden Kessel' gewesen sind. Doch dann hatte Remus gekündigt und sie hatten sich nur noch ein paar Mal gesehen. Unter anderem gestern. Wenn er schon daran dachte, wurde ihm irgendwie seltsam zumute. Sie hatte sich ziemlich seltsam benommen und sie sollte sich wirklich für ihn interessieren? Das war schwer vorzustellen, so wie sie sich gestern genommen hatte.

"Sirius?" Fragend schaute Mundungus ihn an, scheinbar war er mit seinen Gedanken so weit gewesen, dass er ihn vorher nicht gehört hatte.

"Ja?" Sirius beschloss, die Sache mit Rolanda jetzt zu verdrängen.

Kurz sah Mundungus ihn noch schief an, dann erinnerte er sich jedoch wieder daran, dass er was sagen wollte. "Ich habe das hier im 'Tropfenden Kessel' gehört, was man eben immer so mitkriegt. Hab' jedoch auch gehört, dass du davon noch nichts wüsstest, also dachte ich mir, ich sag dir das."

"Ach ja, warum? Seit wann bist du so hilfsbereit, Dung?" Misstrauisch sah Sirius Mundungus an. So viel Hilfsbereitschaft von Mundungus war wirklich ungewöhnlich.

"Naja, wie du vielleicht weißt, mochte ich Rolanda auch ganz gerne. Da sie sich ja aber eher für dich interessiert als mich, musste ich mir ja jemand anderen suchen... und... naja... ich dachte, du könntest mir dabei helfen... du kannst doch so gut mit Frauen..." Es war ihm wohl sichtlich peinlich, Sirius darauf anzusprechen, wobei Sirius ihn gar nicht so schüchtern eingeschätzt hatte.

Während Mundungus' Gesicht merklich ein bisschen rot wurde und es ihm etwas unangenehm war, darüber zu reden, konnte Sirius sich ein Grinsen selbstverständlich nicht verkneifen. "Das muss dir doch nicht peinlich sei, Dung, keine Sorge, ich werde dir schon helfen!" Kameradschaftlich schlug er seinem Gegenüber auf die Schulter. "Wer soll's denn sein? Mit mir an deiner Seite bekommst du jede rum!"

Mundungus versuchte zu lächeln, doch allein der Versuch schlug fehl und so versteckte er diesen, in dem er einen Schluck von seinem Getränk nahm. "Naja, weißt du, ich bin mir nicht sicher, ob das die richtige Wahl ist, andererseits mag ich sie und schlecht sieht sie ja auch nicht aus. Aber ich denke, ich werd's mit ihr probieren, vielleicht braucht das nur noch ein wenig Überzeugungsarbeit..."

Gespielt gelangweilt nahm Sirius einen Schluck aus seinem Getränk. "Und wer ist es nun?" Das ganze Drumherum interessiert ihn weniger, er wollte wissen, bei wem er Mundungus weiterhelfen sollte.

Gerade wollte Sirius sich wieder mit Mundungus beschäftigen, als er eine vertraute Gestalt zwischen den anderen Barbesuchern entdeckte. "Hallo Hermine." Er winkte ihr zu.

Nun blickte auch sie zu ihm herüber und lächelte. "Hallo Sirius, so sieht man sich mal wieder!" Erst bedachte sie Sirius mit einem freundlichen Blick, dann sah sie neben ihn und erkannte Mundungus. Sofort kühlte ihr Blick ab. Kurz schaute sie ihn nach abwertend an, dann wandte sie sich wieder Sirius zu. "War schön, dich mal wieder zu Gesicht zu bekommen." Sie lächelte kurz und verschwand dann zwischen den Tischen des 'Tropfenden Kessel'.

Sirius schaute ihr noch kurz hinterher, dann wandte er sich wieder Mundungus zu und wollte ihn auch schon fragen, warum Hermine so schnell wieder gegangen war, nachdem sie ihn gesehen hatte. Doch als er dann sah, wie dieser versuchte sich hinter seinem Bierglas zu verstecken, musste er grinsen. Die Frage, bei wem Sirius Mundungus helfen musste, erübrigte sich nun, als er dessen rotes Gesicht sah und die Versuche sich hinter seinem Bierglas zu verstecken. "Mensch, Dung, von der Hooch zu Hermine, das ist ja eine Drehung um 180 Grad!" Wieder schlug er Mundungus auf die Schulter, jedoch so heftig, dass diesem beinahe das Bierglas aus der Hand fiel.

Noch immer war ein roter Schimmer auf Mundungus auf Gesicht zu erkennen, etwas das eigentlich total untypisch für ihn war. "Jaja, ich weiß... Wird vermutlich auch nicht einfach, immerhin mag sie mich nicht sonderlich, oder?"

Kurz schaute Sirius noch in die Richtung, in der Hermine verschwunden war, und dann noch einmal zu Mundungus. "Nicht wirklich, aber ich denke das kriege ich hin. Verlass dich auf mich, Dung."

Der Angesprochene nickte. Er hatte gewusst, dass Sirius ihm helfen würde.

Fachmännisch musterte Sirius Mundungus. "Gut, was genau willst denn von Hermine? Blitzhochzeit oder reicht dir erst mal ein Date?"

Wieder errötete Mundungus. Er wusste selbst nicht, was heute mit ihm los war, normalerweise reagierte er nicht so. "Ähm... Date reicht..."

Sirius nickte. "Gut, das ist ja nicht weiter schwierig. Dafür werde ich dir aber erst mal ein paar grundsätzliche Dinge über Frauen erzählen: Frauen mögen das Unerreichbare, in deinem Fall bist du's für Hermine nicht, vermutlich müsste sie nur mit den Fingern schnippen und du wärst da. Also müssen wir dich weniger erreichbar machen. Verstanden?"

Zögerlich nickte Mundungus.

"Gut, da hilft vielleicht schon ein Trick, geh zu ihr hin, mach dich irgendwie bemerkbar und lass sie dann erst mal in Ruhe. Da kommt nämlich der Faktor Erreichbarkeit ins Spiel, du bist nämlich weniger erreichbar, wenn sie dich erst ansprechen muss. Klar?"

Wieder nickte Sirius Gegenüber und murmelte dabei vor sich hin. "Hingehen, bemerkbar machen, warten... Ja, verstanden."

Sirius bedachte ihn mit einem abschätzenden Blick, nickte dann aber. "Gut, kommen wir nun zum schwierigen Teil: das Gespräch. Denk nicht mal dran dich mit ihr über das Wetter oder die Quidditchergebnisse zu unterhalten..."

"Nicht über Quidditch?" Diese Unterbrechung wurde von einem fragenden Blick begleitet. Bislang war Mundungus davon ausgegangen, man könnte sich mit jedem Bewohner der magischen Welt über Quidditch unterhalten.

Sirius schüttelte den Kopf, als hätte er den unwissendesten Menschen der Welt vor sich. "Das kommt auf die Frau drauf an. Wenn es Tonks wäre, kannst du das machen, aber Hermine hasst Quidditch, deshalb solltest du das lassen." Er wartete auf das Nicken von Mundungus, dann fuhr er fort. "Gut, weiter im Text. Frag sie, wie's ihr geht oder so und dann lässt du sie am besten die meiste Zeit reden, dann erfüllst du nämlich gleich zwei Punkte: Du wirkst geheimnisvoller, da sie ja kaum was von dir erfährt und bist so auch wieder ein Stück weniger erreichbar. Der zweite Punkt ist der, dass Frauen immer gerne reden. Wenn du sie reden lässt, erfüllst du dieses Bedürfnis. Okay?"

Wieder nickte Mundungus und nahm ein Schluck seines Bieres.

"Allerdings musst du auch in einem Gespräch gewisse Dinge befolgen. Erstens: Diskutiere nicht mit ihr. Dann ist das Gespräch nämlich schnell vorbei. Warum? Frauen können ihre Meinung nicht begründen, deshalb kann man nicht mit ihnen diskutieren. Tust du's doch, merken die Frauen schnell, dass sie nicht weiter kommen und flüchten stattdessen lieber. Und glaub mir, die siehst du dann nicht wieder!

Zweitens: Egal, was sie sagt, stimm ihr zu! Sie ist für die allgemeine Schminkpflicht? Dann bist du es auch. Sie will eine Modepolizei? Du willst auch eine. Später, wenn ihr schon weiter seid, dann kannst du auch meine Meinung sagen, sonst denkt sie, du hättest keine. Aber am Anfang sagst du immer 'Ja', dann denkt die Frau nämlich, ihr wärt genau auf einer Wellenlänge. Alles Verstanden?"

Kurz starrte Mundungus in sein Glas, dann schaute er Sirius fragend an. "Ist das alles? Hast du nicht noch ein paar Tipps?"

Sirius grinste. "Wenn ich dir noch mehr Tipps gebe, verrate ich ja all meine Geheimnisse. Ein bisschen Rätselraten bei solchen Sachen macht doch auch Spaß, oder?" Er nahm einen großen Schluck von seinem Bier.

Mundungus schluckte und warf einen Blick zu Hermine herüber. "Bei dieser Frau will ich aber lieber nicht falsch raten."

Jetzt lachte Sirius laut auf. "Keine Sorge, Dung, mit diesen Tipps bist du in sicheren Händen, vollkommen idiotensicher. Aber falls es dich beruhigt, werde ich zuhören und dich warnen, falls du etwas Dummes machst, du musst dich dann nur so hinsetzen, dass du mich siehst." Er griff in die Innentasche seiner Jacke und zog ein Langziehohr heraus. Die Weasley-Zwillinge, die die Dinger verkauften, hatten sie gerade erst verbessert. Man konnte jetzt nicht nur Gespräche in verschlossenen Räumen hören, sondern auch ein Gespräch, von dem man nicht durch eine Tür getrennt war. Man musste nur das Langziehohr auf den Gesprächursprung ausrichten. Sirius grinste vielsagend, ganz legal waren diese Ohren noch nicht, aber wenn Mundungus sich richtig erinnert, hatte er Sirius diese selbst verkauft.

Mundungus atmete einmal tief durch und drehte sich in Richtung Hermine. Mit einem Schubs, verbunden mit einem Schulterklopfer von Sirius, befand er sich auch schon auf dem Weg zu ihr. Mit wackeligen Beinen kam er ihr näher. Mundungus wusste gar nicht, dass er so nervös sein konnte. Noch einmal atmete tief durch, dann straffte er sich. Er verkaufte die verbotensten Sachen der Zaubererwelt und traute sich nicht, eine Frau anzusprechen. Lachhaft, er würde das schon schaffen. Mit diesem neuen Selbstbewusstsein trat er an Hermines Tisch heran, an dem sie sich gerade über verschiedene Bücher und Blätter beugte. Sie war so beschäftigt damit, dass sie ihn gar nicht bemerkte. Sie schaute erst auf, als er sich auf den Stuhl neben ihrem setzte und sie anschaute. "Hallo." Grinsend schaute Mundungus zu Sirius hinüber, dieser machte ihm jedoch eindeutige Zeichen, wieder zu Hermine zu gucken.

Als er sie wieder anschaute, guckte sie gerade genervt von ihren Unterlagen auf, sie sah ziemlich besorgt, gleichzeitig aber auch nachdenklich aus. "Was wollen Sie, Fletcher?" Sie seufzte.

Anstatt ihr zu antworten, starrte er sie wortlos an. Dabei setzte er eine teilnahmslose Miene auf. Zuerst schien sie das nicht im Geringsten zu stören, viel mehr schien sie die unerwartete Ruhe zu genießen. Erst als er wirklich überhaupt keine Anstalten machte, etwas zu sagen, schaute sie wieder hoch und blickte ihn finster an. "Wollen Sie was Bestimmtes oder wollen Sie mir nur einfach auf die Nerven gehen? Ich habe wirklich genug andere Sorgen."

Noch immer saß er einfach nur da und beachtete sie gar nicht weiter, er guckte lieber wieder zu Sirius, der noch immer mit dem Langziehohr an der Bar saß. Dieser verdeutlichte ihm gerade eindrucksvoll, dass er jetzt nicht wie der letzte Idiot da rumsitzen sollte, sondern auf sie eingehen sollte. Scheinbar war dies seine Chance sensibel zu wirken, es war wirklich erstaunlich, was Sirius ihm durch die Handzeichen alles verdeutlichen konnte. Allerdings hatte er jetzt auch den Zusammenhang erkannt. So weit er wusste, mochten Frauen sensible Männer, wenn er sich jetzt sensibel gab, konnte er bei ihr hoffentlich punkten. Allerdings wusste er nicht, wie er das anstellen sollte. Er kannte sich bei solchen Dingen doch überhaupt nicht aus. Hilflos schaute er zu Sirius, doch diesmal reichten dessen Zeichen nicht aus, um ihm zu erklären, was er nun tun sollte.

"Entschuldigst du mich kurz?" Er lächelte entschuldigend und stand auf, bemerkte jedoch gleichzeitig, dass Hermine ihm weder antwortete noch hochsah. Er ignorierte das und ging hastig zu Sirius hinüber.

Der hielt sich mit einer Hand den Kopf und schaute ihn vorwurfsvoll an. "Dung! Die Erklärungen waren idiotensicher! Wie kann man da so einen Mist verzapfen?" Er schüttelte den Kopf.

Mundungus zuckte nur mit den Schultern. "Ich habe dir gesagt, ich bin in solchen Sachen nicht gut..."

Verzweifelt schaute Sirius ihn an. "Aber so schlecht?"

Unwillig schüttelte Mundungus den Kopf. "Können wir das für einen Moment vergessen? Ich bräuchte nämlich deine Hilfe: Du meintest, ich sollte sie reden lassen, jetzt will sie aber gar nicht reden."

Sirius atmete tief durch und wandte sich wieder Mundungus zu, nachdem er noch einen großen Schluck aus seinem Glas genommen hatte. "Okay, dann geh auf ihre Probleme ein, frag nach, biete deine Hilfe an!"

Mundungus nickte bedächtig, er ließ sich das alles noch einmal durch den Kopf gehen. Wieder nickte er und ging dann ohne eine Antwort für Sirius zurück zu Hermines Tisch. Dort angekommen, setzte er sich wieder zu ihr, während sie noch immer in ihre Bücher blickte. Diesmal sah sie nicht mal mehr auf, als er sich setzte und sie ansah.

Mundungus räusperte sich. "Was sind denn das für Sorgen?"

Verwirrt blickte Hermine auf und sah ihn verständnislos an. Sie schien nicht zu verstehen, was er meinte. Erst langsam schien sie sich daran zu erinnern, was sie vorhin gesagt hatte. Dann verdunkelte sich ihr Gesicht noch ein bisschen mehr. "Sie können mir dabei eh nicht helfen."

Auch ohne zu Sirius zu gucken, wusste Mundungus langsam, was er zu tun hatte. Oberste Regel war, nicht aufzugeben. Also musste er weiter fragen. "Und wenn doch?"

Hermine sah ihn mit einem bösen Blick an. "Können Sie nicht."

Sie war wirklich stur, aber das mochte er. Er lehnte sich mit einem Arm auf den Tisch. "Sicher kann ich dir nicht bei deinen akademischen Problemen helfen, aber ich könnte es ja probieren." Sicher war er sich nicht, dass er das könnte, aber vielleicht hatte er Glück.

Hermine seufzte. "Es sind keine Probleme mit der Uni. Es sind]normale Probleme."

Mit solchen Problemen würde er erst recht keine Probleme haben. Er nickte. "Dann kann ich dir sicher helfen. Worum geht’s denn?"

Sie schaute wieder auf ihre Sachen, wollte sich scheinbar nicht weiter mit ihm unterhalten. "Gehen Sie, wenn ich es Ihnen erzähle und Sie erkennen, dass Sie mir nicht helfen können?"

"Vielleicht." Er grinste und warf ein Blick zu Sirius hinüber, der anerkennend nickte, sich dann jedoch kurz umdrehte, um mit Tom zu reden.

Anscheinend hatte sie den Blick jedoch bemerkt und schaute nun misstrauisch in die Richtung, in die Mundungus geschaut hatte. Zum Glück hatte Sirius sich ja umgedreht, sonst hätte sie ihn wohl jetzt erkannt, am Rücken allein würde sie ihn aber wohl nicht erkennen. "Ist da irgendwas?"

Schnell schüttelte Mundungus den Kopf, vielleicht etwas zu schnell. "Nee, da ist nichts... was hast du denn jetzt für Probleme?"

Hermine atmete durch und legte die Feder beiseite, die sie die gesamte Zeit in der Hand gehabt hatte. "Sie erinnern sich doch vielleicht noch daran, dass ich mich mit meinem Vater, dem alten Snape und den anderen getroffen habe, oder?"

Er nickte, da hatte er sich schon einmal mit Hermine unterhalten wollen, war aber von dem alten Snape weggeschickt worden.

Sie räusperte sich. "Naja, da ist mir ein kleines... Missgeschick passiert. Ich habe nicht... aufgepasst und da habe ich eine Seite aus einem Bibliotheksbuch ausgerissen, welche ich lieber auch noch beschrieben habe, so dass man diese nicht mehr reparieren kann..." Sie war sichtlich errötet und das lag wohl eher nicht daran, dass sie ein Buch beschädigt hatte, sondern eher an gewissen Dingen, die sie davor getan hatte. Mundungus hatte schon davon gehört.

Allerdings verstand er das Problem gerade nicht, wer hatte nicht schon mal ein Buch aus der Bibliothek beschädigt. "Was ist denn daran so schlimm? Da gibt's eine Verwarnung und gut..."

Sie ließ seufzend die Schultern hängen. "Wenn's nur das wäre... Das Buch war teuer, alt und auch ziemlich selten, ich durfte es mir nur ausleihen, weil ich die Bücher immer hervorragend behandelt habe. Aber nun ist das Buch kaputt und ich muss der Bibliothek den Schaden ersetzen, außerdem werde ich mir in nächster Zeit wohl kein Buch mehr ausleihen dürfen..."

Mundungus nickte, langsam verstand er das Problem. "Und jetzt musst du versuchen, die Bücher irgendwo anders herzubekommen, oder?"

Auch sie nickte. "Das auch. Das 'Woher' ist kein Problem, die Bücher, die ich brauche, gibt's alle bei 'Flourish & Blotts', der Problem sind die Preise. Wenn ich mir jetzt alle Bücher kaufen muss, reicht das Geld hinten und vorn nicht. Dazu kommt auch noch das Geld zur Ersetzung des kaputten Buches. Und die normalen Kosten, Miete und so... ich bin spätestens in zwei Wochen pleite..." Sie legte die Hände auf den Kopf und seufzte dabei herzzerreißend.

Nun gut, das klang für Mundungus schon eher nach Problemen, allerdings waren diese auch zu beheben. "Also fehlt es an Geld?"

Sie nickte, hob jedoch nicht den Kopf. "Ja, der Job, den ich bislang mache, reicht nicht mehr, aber die Buchhandlung, bei der ich mich beworben habe, wird mich wahrscheinlich nicht nehmen, da sie denken, ich hätte ein gestörtes Verhältnis zu Büchern!" Sie machte scheinbar die Stimme des Ladenbesitzers nach, auch wenn sie noch immer nicht den Kopf gehoben hatte.

Sie schien wirklich ein ernstes Problem zu haben. Vorsichtig schaute Mundungus zu Sirius herüber. Der war jedoch immer noch abgelenkt und von ihm waren wahrscheinlich keine Tipps zurzeit zu erwarten. Vielleicht konnte Mundungus Hermine jedoch auch ohne dessen Tipps helfen. "Ich denke, ich kann dir helfen."

Erstaunt schaute Hermine auf. In ihren Augen glitzert es ein bisschen, zumindest glaubte Mundungus so was zu sehen. Anscheinend gingen ihr ihre Probleme ziemlich nahe. "Wirklich? Wie denn?"

Mundungus grinste. Jetzt war er in seinem Element. "Das mit dem Buch ist kein Problem. Schon vergessen? Bei mir kann man alles kaufen! Ich werde es für dich besorgen."

Augenblicklich trat ein misstrauischer Ausdruck in ihre Augen. "Ach ja? Und was kostet mich das?"

Mundungus zuckte mit den Schultern. "Nichts, sieh es als Gefallen." Natürlich war so eine Handlungen gegen jeden Geschäftssinn, doch das war jetzt egal. Wenn er sie so beeindrucken konnte.

Doch noch immer wirkte sie misstrauisch. "Nichts? Und wo ist der Haken?"

Es tat so unschuldig wie möglich. "Kein Haken. Glaube einfach mal an das Gute im Menschen." Er grinste.

Auch Hermine verzog nun ihr Gesicht zu einem Lächeln. "Gut, nehmen wir mal an, da ist kein Haken, hilft mir das immer noch nicht bei meinem Geldproblem weiter." Scheinbar war Hermines Niedergeschlagenheit von eben vergessen, ihr Geschäftsinn war erwacht.

Er lehnte sich lässig zurück, auch wenn sein Stuhl dabei unangenehm knackte. "Für den Job im Buchladen bist du viel zu schade, außerdem ist es weit unter deinem Niveau, so zu betteln, um den Job zu bekommen."

Sie überging sein Kompliment und lehnte sich ungeduldig vor, als ob sie dadurch besser hören konnte.

Er musste wieder grinsen. "Ich könnte dir einen Job beschaffen, auch nichts Zwielichtiges oder so, einen ehrlichen Job. Hier im 'Tropfenden Kessel'."

Hermine lehnte sich wieder zurück und schaute ihn nachdenklich an. "Hier im 'Tropfenden Kessel'?" Sie schien dem Angebot noch nicht zu trauen.

Er nickte. "Hier im 'Tropfenden Kessel'. Ehrliche Arbeit als Kellnerin, Freigetränke für Angestellte und deren Freunde und, falls es ganz hart kommt, gibt Tom dir sicher auch ein Zimmer." Er hielt kurz inne. "Wobei wir natürlich hoffen, dass es nie so weit kommt."

Sie lächelte. "Okay... und das könnten Sie arrangieren?"

Er nickte. Es konnte wirklich erstaunlich einfach sein, Menschen zu helfen, vielleicht sollte er das öfter machen, anstatt die Menschen immer übern Tisch zu ziehen.

Jetzt nickte sie auch. "Gut, dann fragen Sie nach dem Job und besorgen das Buch. Vielen Dank." Sie lächelte und irgendwie brachte sie Mundungus so dazu aufzustehen, sie war wirklich gerissen. Aber das war ihn in diesem Moment egal, immerhin hatte sie ihn nicht gleich zu Teufel gewünscht, sondern hatte sich mit ihm unterhalten. Er machte Fortschritte, wahrscheinlich hatten Sirius' Tipps tatsächlich funktioniert. Der Typ war wirklich gut, verdammt gut.

Mundungus war schon aufgestanden und hatte sich ein bisschen vom Tisch entfernt, als sie ihn noch mal aufhielt. Ernst schaute sie ihn an. "Aber bilden Sie sich jetzt nichts ein, Fletcher, nur das Buch und den Job, klar?"

Er nickte. "Natürlich, nur das Buch und der Job. Auf weitere gute Geschäfte." Nun trug er sein typisches Geschäftsgrinsen zur Schau. Dann drehte er sich um und ließ Hermine an ihrem Tisch zurück.

Verdammt, das war ein Rückschlag gewesen, jetzt war er wieder der schmierige Typ, bei dem alles bekommen konnte, egal, ob Job, altes Buch oder Kessel. Er bezweifelte, dass ihn diese Begegnung sonderlich unerreichbarer gemacht hatte. Stattdessen hatte er wohl nur das Vorurteil als schmieriger Geschäftsmann erweitert. Sirius hatte gesagt, seine Tipps wären idiotensicher, dabei war er wohl wirklich ein Idiot.

Niedergeschlagen ging Mundungus zu Sirius' Platz an der Bar. Dieser sah ihn ungeduldig an, während er sein Langziehohr wieder wegsteckte. "Was war denn los? Ich hab' nichts mehr mitbekommen, da Tom mich gerade die ganze Zeit zugequatscht hat, wegen meiner offenen Rechnungen und so... also, was war los?"

Seufzend setzte sich Mundungus auf den Barhocker und griff nach seinem Bier. "Naja, ich steh genau da, wo ich vorher stand, ich bin für sie noch immer der schmierige Händler, der immer in der Kneipe steht... Wie gesagt, es ist alles genauso wie vorher, nur das ich ihr ein altes Buch und ein Job besorgen werde. Bloß mein Date ist weit und breit nicht zu sehen." Deprimiert nahm er einen großen Schluck und schaute Sirius fragend an. "Und nun?"

"Hm..." Nachdenklich starrte Sirius Löcher in die Luft. "Sie ist wirklich hartnäckig... aber das schaff ich schon, Dung, bin ja nicht umsonst Sirius..." Noch immer schaute er nachdenklich drein. Doch plötzlich schien er eine Idee zu haben, denn Sirius grinste. Vorerst sah sich Sirius aber nur suchend in der Bar um. "Kennst du hier jemanden?"

Fragend sah Mundungus ihn an. "Bis auf Hermine würde ich im ersten Moment sagen, nein. Wofür denn?"

Sirius grinste. Flüsternd, damit es auch ja keiner mitbekam, erklärte er Mundungus den Plan.

Mundungus nickte, der Plan gefiel ihm. Gleichzeitig sah er jedoch ziemlich nachdenklich aus. "Aber wieso fragst du sie nicht einfach? Bei dir klappt das sicher."

Abwehrend hob Sirius die Hände. "Oh nein, ich glaube, das wäre keine gute Idee. Harry sieht das sicher nicht gerne, wenn ich so was mit einer Freundin von ihm mache." Sirius grinste und um ehrlich zu sein, konnte Mundungus es sich schon vorstellen, dass Harry bei so einem Vorhaben der Kragen platzen könnte. Harry war aus einem ganz anderen Holz als Sirius, weshalb er wohl auch immer noch dieser Chang hinterher lief. Die Begegnungen dieser beiden bedeuteten immer jede Menge Spaß für die restlichen Besucher des 'Tropfenden Kessel', allerdings hatte er schon lange nichts mehr von den beiden gehört. Ob Sirius davon vielleicht noch etwas wusste? Mundungus schüttelte innerlich den Kopf. Nein, darum ging es jetzt nicht. Er musste sich jetzt konzentrieren, immerhin musste er noch jemanden finden, der dazu bereit war, bei diesem Plan mitzumachen. Da hatte er plötzlich eine Idee.

Breit grinsend erzählte Mundungus Sirius von seinem Einfall.

Erwartungsvoll schaute Sirius Mundungus an, da er noch auf weitere Erklärungen wartete. "Ja?"

Mundungus grinste noch immer, anscheinend war er wirklich sehr zufrieden mit seinem Einfall. "Du weißt schon, der steht doch jetzt immer vor der Tür und trinkt da mit diesem Mädel, mir ist gerade entfallen, wer es war... Er traut sich doch nicht mehr hier rein. Ich denke, ich werde den fragen, ob er das macht. Ich muss ihm nur das Richtige anbieten und ich denke, das kann ich." Er grinste jetzt noch breiter.

Sirius lachte und schlug ihm auf die Schulter. "Du bist mir schon einer, Dung! Aber du kriegst das auch alleine hin, oder? Ich fürchte nämlich wenn ich noch länger hier sitze, wird Tom noch einmal kommen und die fälligen Rechnungen einfordern. Also, du schaffst das, oder?"

Siegessicher nickte Mundungus. "Jo, ich werde das schon hinkriegen, klingt nicht weiter schwer."

Skeptisch sah Sirius ihn an. "Das mit den Tipps war auch nicht schwer, trotzdem hast du's irgendwie vermasselt." Als er Mundungus' beleidigten Blick, sah grinste er. "Du schaffst das schon. Viel Glück, wir sehen uns und sag Bescheid, falls du noch Hilfe brauchst." Damit stand Sirius auf und verließ dann auch eilig die Bar, nachdem Mundungus sich ebenfalls von ihm verabschiedet hatte.

Allerdings erkannte Mundungus erst dann, dass er jetzt nicht nur seinen Drink zahlen musste, sondern auch den von Sirius. Seufzend nahm er es hin, wenn das der Preis für die Hilfe sein sollte, war sie noch erstaunlich billig.

Als er jedoch wieder an den Plan denken musste, begann er zu grinsen und machte sich auf dem Weg zum Ausgang. Zu finden war der Typ leicht, der, den Mundungus suchte, stand immer zur gleichen Uhrzeit und fast jeden Tag dort. Sogar das Wetter war egal. Er stand wirklich fast jeden Tag mit seiner kleinen Freundin da. Bislang hatte er das als idiotisch abgetan, doch jetzt fand er es ungemein praktisch. Immer noch grinsend verließ Mundungus den 'Tropfenden Kessel'. Zwar war dieser Jemand in der letzten Zeit nicht immer gut auf ihn zu Sprechen gewesen, aber er war sich sicher, dass er genau die richtigen Argumente hatte, um ihn zu überzeugen.
 

Im 'Tropfenden Kessel'

Resigniert packte Hermine ihre Sachen zusammen, es würde nichts bringen noch länger hier über ihren Finanzen zu brüten. Sie musste wohl tatsächlich die Hilfe von Mundungus Fletcher in Anspruch nehmen. Es passt ihr nun wirklich gar nicht in den Plan, dass sie jetzt auf seine Hilfe angewiesen war. Sicher, es war schön, dass er ihr das Buch ersetzen konnte und ihr einen Job hier im 'Tropfenden Kessel' verschaffen konnte, aber andererseits ärgerte es sie schon ein bisschen, dass sie nicht selbst auf die Idee gekommen ist, ihn zu fragen. Dabei wäre es doch sehr naheliegend gewesen, ihn zu fragen, ob er an ein Buch herankommen könnte, das ziemlich selten war. Da hätte sie auch selbst draufkommen können, aber nein, erst Mundungus Fletcher kam auf diese Idee.

Sie seufzte und stand auf. Aber wie hieß dieser Spruch? Not kennt kein Gebot. Ihre Not wohl wirklich nicht. Auch vor dem Vorfall mit dem Buch waren ihre Finanzen nicht immer rosig gewesen, aber es hatte immer für die Miete und für alle anderen Dinge des Lebens gereicht. Jetzt aber reichte es überhaupt nicht mehr. Wenn sie nicht aufpasste, würde sie sogar aus ihrer kleinen Wohnung geschmissen werden. Unvorstellbar, dass sie rausgeschmissen werden konnte, weil sie die Miete nicht zahlen konnte. Dabei war diese schon sehr niedrig. Wirklich niedrig. Aber sie hatte alles probiert, sie hatte alles durchgerechnet, sie würde mit dem Geld nicht auskommen, wenn sie bald eine Lösung finden würde.

Missmutig verließ sie den 'Tropfenden Kessel'. Scheinbar war sie dabei jedoch so in Gedanken, dass sie gar nicht darauf achtete, wer ihren Weg kreuzen könnte. Als ihre jedoch einfiel, dass sie eventuell einmal hochgucken sollte, war es schon zu spät und jemand hatte sie angerempelt, so dass sie vor Schreck ihre Unterlagen fallen ließ.

Fluchend ging sie in die Hocke und begann sie einzusammeln, als auf einmal noch jemand in die Knie ging und ihr dabei half. Überrascht, da die meisten Menschen nicht so hilfsbereit waren, schaute sie zur Seite und schaute in das Gesicht von Draco Malfoy. Zwar hatte sie ihn schon eine Weile nicht mehr gesehen, aber dieses Gesicht würde sie so schnell nicht vergessen.

"Mal... Malfoy...?"

Auch er schaute auf und lächelte. Ja, er lächelte tatsächlich. Sie hatte ihn in sieben Jahren Schulzeit nicht lächeln sehen und jetzt lächelte er? Sie war sprachlos.

Mit einer Bewegung schob er all ihre Papiere zusammen und gab sie ihr. "Hallo, Hermine. Lange nicht gesehen." Ganz der Gentlemen half er ihr beim Aufstehen.

Scheinbar zu lange nicht, denn seit wann war Draco so ein Gentleman? Hermine war fassungslos, das was hier gerade passierte, passte so gar nicht in ihr Bild von Draco Malfoy. "Jaah... ist wirklich schon lange her..." Wann hatten sie sich überhaupt das letzte Mal gesehen? Bei dem Jahrgangstreffen vor zwei Jahren? Nein, da war er nicht dabei gewesen.

Draco lächelte noch immer und sie konnte dabei auch irgendwie nichts Hinterhältiges wie früher erkennen. Draco hatte sie scheinbar wirklich sehr verändert. "Ja, ist wirklich schon lange her. Was hast du denn seit der Schule so gemacht?"

Noch bevor sie antworten konnte, unterbrach er sie auch schon wieder. "Ach, weißt du, jetzt so zwischen Tür und Angel erzählt sich das ja ein bisschen blöd, wollen wir uns nicht mal treffen, dann können wir uns das ganz in Ruhe erzählen."

Nun war sie entgültig fassungslos und konnte Draco nur anstarren. Wollte er sie gerade einladen? Sie konnte es nicht glauben, dementsprechend hatte sie auch keine Ahnung, was sie sagen sollte. "Ähm...ja... weißt du, eigentlich..."

Wieder tauchte ein Gesichtsausdruck bei Draco auf, der so gar nicht zu ihm passte: Er strahlte übers ganze Gesicht. "Klasse, wie wär's denn so mit dem nächsten Sonntag gleich? So gegen sieben?"

Als Hermine versuchte zu sprechen, musste sie zu ihrem Leidwesen feststellen, dass sie dazu überhaupt nicht mehr fähig war, sie war so fassungslos, dass sie gar nicht mehr sprechen konnte. Also nickte sie einfach nur, sie war nicht dazu in der Lage jetzt abzulehnen oder zu protestieren, sie war einfach zu fassungslos, und jetzt leider auch noch sprachlos.

Glücklich strahlte Draco sie wieder an. "Das ist klasse! Ich freu mich schon!" Und als ob diese Szene nicht schon kurios genug war, schlang Draco auf einmal seine Arme um sie und drückte sie fest an sich.

Hermine blieb fast die Luft weg. Was passiert hier gerade mit ihr? Oder besser, was passiert gerade mit Draco Malfoy, der sie gerade umarmte?

Nach schier einer Ewigkeit, wie sie fand, ließ er sie los, strahlte jedoch immer noch. Wäre Hermine jetzt zu irgendeiner Regung fähig gewesen, hätte sie wohl nur entsetzt den Kopf geschüttelt. Draco schien ihre Sprachlosigkeit jedoch nicht zu stören. "Super, ich freu mich wirklich schon, aber ich muss jetzt leider weiter, tut mir echt leid, wir sehen uns dann am Sonntag, okay?"

Wieder war sie nur zu einem fassungslosen Nicken fähig, mehr war allerdings auch nicht nötig, da Draco sich noch immer lächelnd umgedreht hatte und die Straße herunter gegangen war. Kurze Zeit später bog er in eine Seitenstraße ein und war dann nicht mehr zu sehen.

Zurück ließ er eine fassungs- und sprachlose Hermine. War ihr das gerade wirklich passiert? Hatte Draco Malfoy sie gerade wirklich zu einem Treffen eingeladen, dabei die ganze Zeit gestrahlt als wäre der schönste Tag in seinem Leben und sie dann auch noch umarmt? Der Draco Malfoy?

Irgendwas stimmte mit dem Tag heute tatsächlich nicht, erst bekam sie Hilfe von Mundungus Fletcher und dann lud Draco Malfoy sie zu einem Treffen ein. Das war definitiv kein normaler Tag. Kopfschüttelnd betrachtete sie ihre Unterlagen, er hatte ihr tatsächlich die Unterlagen aufgehoben. Früher wäre er wohl eher auf die Sachen draufgetreten, die die Leute fallen gelassen haben, anstatt sie aufzuheben.

Seufzend setzte sie ihren Weg fort. Vielleicht war das aber auch gar nicht Draco Malfoy gewesen. Vielleicht war es nur jemand gewesen, der Draco extrem ähnlich sah. Naja, sehr wahrscheinlich war das nicht, da es bestimmt niemanden mit solchen hellen blonden Haaren gab. Außerdem hatte sie ihn ja auch mit 'Draco' angesprochen und er hatte nicht protestiert.

Sie hatte also wirklich Draco Malfoy getroffen und Draco Malfoy hatte sie also auch tatsächlich eingeladen. Das würde ihr wohl niemand glauben. Aber wollte sie das überhaupt glauben? Immerhin war es Draco Malfoy, der Oberfiesling von Hogwarts. Wollte sie den überhaupt treffen? Sollte sie da wirklich hingehen?

Nein, sie konnte gar nicht hingehen, sie konnte sich doch nicht mit Draco Malfoy treffen. Allerdings wäre es auch ziemlich unhöflich einfach nicht hinzugehen. Es war einfach nicht ihre Art, so unhöflich zu sein. Sie sollte vielleicht einfach hingehen, um ihm dann zu sagen, dass sie das alles etwas seltsam fand und deshalb wieder gehen würde. Ja, so könnte sie das machen.

Vielleicht auch nicht und blieb dann stehen. Ihr fiel gerade ein früheres treffen mit einer Bekannten ein, bei dem es auch Draco Malfoy ein Thema gewesen war. Und zufällig sah sie diese Bekannte gerade auf der anderen Straßenseite.

"Padma, warte mal!"

Sie musste grinsen, als sie die Straße überquerte, vielleicht würde sich dieses Treffen ja doch noch zum Guten wenden.

Mein Exfreund, dein Exfreund

Im 'Tropfenden Kessel'

Nervös betrat Remus die Kneipe. Er konnte sich nicht erinnern, schon mal jemals so nervös gewesen zu sein. Aber er hatte auch allen Grund dazu, immerhin hatte er heute sein erstes Date mit Bella. Darauf hatte er sich die ganze Woche gefreut. Sirius hatte gesagt, er reagiere über, er würde wegen einer Verabredung nicht mehr so nervös sein. Bei Sirius gehörten diese allerdings auch zur Tagesordnung wie das morgendliche Aufstehen. Bei Remus war das jedoch anders, außerdem war das sein erstes Date seit seiner Trennung. Das hatte er Sirius dann auch als Grund für seine Nervosität genannt. Sirius würde sicher wieder irgendwelche Anfälle kriegen, wenn Remus ihm sagte, dass er sich Bella traf. Es war also besser ihm nichts zu sagen. Zumindest nichts von Bella. Seinen besten Freund komplett anzulügen brachte er nicht übers Herz, also hatte er ihm gesagt er treffe sich mit jemandem aus der Schule, in der er zurzeit arbeite. Dazu die passende Beschreibung eines Mauerblümchen uns Sirius hatte das Interesse verloren.

Als ob er seine Entscheidung noch einmal bestätigen wollte, nickte Remus. Es war für alle besser so, besser für Sirius' Blutdruck, besser für Bella, da Sirius sie dann nicht angiften würde, und besser für ihn selbst, da Sirius auch ihn dann nicht fertig machen würde.

Remus atmete einmal tief durch, dann schaute er sich im 'Tropfenden Kessel' um. Noch war nichts von Bella zu sehen. Noch einmal kontrolliert Remus, ob seine Klamotten richtig saßen. Er wollte sich auf keinen Fall vor Bella blamieren.

Wieder schaute er sich um. Auf den ersten Blick war zum Glück auch sonst niemand im 'Tropfenden Kessel', den er kannte. Nicht das ihm das peinlich wäre, aber es war ihm lieber, wenn hier niemand Bekanntes war. Es war ihm wirklich nicht peinlich, aber wenn in der Kneipe irgendjemand wäre, den er kannte, würde er sich die ganze Zeit zu dieser Person umdrehen, um zu gucken , was derjenige gerade machte. Bella würde das vermutlich nicht so toll finden und er wollte außerdem, dass all seine Aufmerksamkeit Bella galt. Deshalb war es besser hier niemanden zu kennen oder zumindest näher zu kennen.

Sicher, die alte Hexe in den Ecke, den Squib, der immer an der Bar saß, oder die Frau, die in einer Ecke immer Karten legte, kannte er, aber nicht genauer, so dass er sie grüßen würde oder sich nach ihnen umdrehen musste. Vorsichtshalber ließ er noch den Blick noch mal über den Raum gleiten, doch er entdeckte niemanden Bekanntes.

Dafür betrat jedoch gerade Bella die Kneipe und sah sich suchend um. Mit einem erfreuten Lächeln ging er ihr entgegen, wusste dann aber nicht, wie er sie begrüßen sollte. Sie gleich zu umarmen, wäre wahrscheinlich zu dick aufgetragen. "Hallo, Bella." Die Begrüßung war zwar schlicht, wurde dafür jedoch von Remus mit einem ehrlich herzlichen Lächeln ergänzt.

Bella grinste kurz über seine Unschlüssigkeit, lächelte dann jedoch ebenso herzlich wie Remus. "Hi, Remus, wartest du schon lange?"

Die Antwort von ihm kam schnell. "Nein, natürlich nicht." Vielleicht zu schnell, um glaubhaft zu sein.

Vielleicht jedoch auch nicht, Bella ging nämlich nicht weiter darauf ein. "Dann ist ja gut. Wollen wir uns hinsetzen?"

Remus nickte. "Klar. Hier lang?" So elegant wie sie es von ihm erwartet hatte, wies er ihr mit dem Arm den Weg und ließ sie voran durch die Tische gehen. Schon beim warten hatte er sich einen Tisch ausgesucht, an dem er mit ihr sitzen wollte. Der hatte die perfekte Lage, nicht zu weit hinten, aber auch nicht zu weit vorne. Irgendwo in der Mitte eben.

Zufrieden kam er mit Bella an dem Tisch an und guckte sie an.

Kurz war sie irritiert, doch dann nickte sie. "Hier ist okay." Im ersten Moment hatte sie gar nicht begriffen, dass er sie stumm um Zustimmung für diesen Tisch gefragt hatte. Allem Anschein nach, war Remus der vollendete Gentleman. Das zeigte sich auch als er ihr anschließend den Stuhl zurechtrückte. Mit einem Lächeln bedankte sie sich und setzte sich. Er nahm ihr gegenüber Platz.

Ein wenig schüchtern lächelte er. "Ich hoffe, der Tisch ist dir nicht zu weit hinten. Aber ich finde, ansonsten sitzt man ständig am Gang, da kommen immer Leute durch, die zur Winkelgasse wollen. Hier ist man einfach ungestörter." Sirius lachte ihn immer aus, wenn er etwas Zeit brauchte, sich für einen Tisch zu entscheiden. Er fand jedoch, dass so was wohl überlegt sein sollte. Hoffentlich fand Bella das nicht ebenso lachhaft.

Tatsächlich lachte sie ihn nicht aus. "O ja, das versteh ich. Geht mir auch immer so, kaum sitzt man, schon stößt dich irgendjemand an. Oder man will in Ruhe was trinken, doch ständig kommt ein flüchtiger Bekannter vorbei und begrüßt einen. Da ist es hier hinten wirklich schöner." Sie nickte.

Dann wartete Bella noch kurz, bevor sie ihn wieder ansprach. "Und dir geht’s gut soweit?"

Remus nickte. "Ja, alles bestens soweit. Und dir?" Wie könnte es ihm auch schlecht gehen, immerhin saß er gerade zusammen mit ihr hier.

Bedächtig wiegte Bella den Kopf hin und her, nickte dann jedoch auch. "Soweit auch ganz in Ordnung, war in letzter Zeit alles ein wenig trostlos. Aber gerade geht’s wieder aufwärts." Jetzt grinste sie ihn schon eher an, als das sie lächelte, aber Remus verstand was sie sagen wollte.

Remus konnte jedoch nicht weiter darauf reagieren als mit einem rotwerdenden Kopf. Was sollte er jetzt dazu sagen? Sollte er überhaupt was dazu sagen? Selbst wenn, er hatte keine Ahnung, was er hätte sagen können. Blieb ihm also nur die Möglichkeit, ihren Einwand zu ignorieren und lächelte sie stattdessen an, immer noch rot im Gesicht. "Willst du was trinken?"

Sie lächelte ihn weiter an, wobei es diesmal irgendwie so wirkte, als würde Bella sich über ihn lustig machen. "Kelly kommt sicher gleich." Natürlich, Getränke bestellte man Kelly...

Seine rote Gesichtsfarbe war von eben noch nicht verschwunden, da wurde sie jetzt schon wieder intensiver. "Ja, sicher... hab ich total vergessen..." Er lachte leise.

Noch bevor Bella jedoch irgendetwas erwidern konnte, stand auch schon Kelly neben ihrem Tisch, als ob sie genau gehört hätte, wie ihr Name erwähnt worden war. "Was darf's sein?"

Während Bella noch überlegte und Kelly nach einer Empfehlung fragte, betrachtete Remus Bella ein wenig. Vom Aussehen hatte sie sich seit ihrem letzten Treffen nicht verändert, noch immer hatte sie schwarze Haare und dunkle Augen. Doch irgendwas an ihr war trotzdem anders. Sie wirkte anders, ein wenig fröhlicher wie er fand. Vermutlich irrte er sich aber und da war nichts.

"Und Sie?" Erwartungsvoll schaute die Bedienung ihn an.

Kurz stutze er, erkannte dann aber was sie von ihm wollte. "Ein Bier bitte."

Mit einem Nicken klappte Kelly ihren Block zu und wandte sich dann zum gehen. "Kommt sofort."

Beide nickten und wandten sich dann wieder einander zu. Doch bis auf einander anzuschauen, fiel ihnen auch nicht viel mehr ein, was sie machen konnten. Er wusste nicht, wie es Bella ging, aber er ging deshalb in Gedanken alle seine bisherigen Gespräche mit Frauen durch. Vorrangig aber die, die er mit Tonks geführt hatte, wo er an einem Thema natürlich nie vorbei gekommen war. "Magst du Quidditch?"

Kurz strich sie sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, dann schüttelte sie Kopf. "Nicht wirklich, schon in der Schulzeit fand ich es ehr lästig zu den Spielen zu gehen. Ich finde es nun mal nicht allzu spannend, wenn vierzehn Leute drei Bällen hinterher fliegen." Sie zuckte mit den Schultern.

Remus musste grinsen. Hatte er nicht letztens genau das gleiche gedacht? "Geht mir genauso, dabei sollte man eigentlich meinen, nach sieben Jahre Hogwarts mit 21 Spielen des eigenen Hauses sollte man das Spiel schätzen gelernt haben. Ich habe das irgendwie nie geschafft."

Die Frau ihm gegenüber lachte. "O ja, das kenn ich weiß noch genau, als wir in den Flugstunden einmal Quidditch gespielt haben. Für mich lief es absolut grauenvoll, fast jeden Ball hab ich fallen gelassen. Ebenso grauenvoll lief es dann auch für meine Mannschaft. Zu deren Glück wurde ich dann ziemlich bald von einem Klatscher ausgeschaltet. Aufgewacht bin ich dann auf der Krankenstation. Bis heute weiß ich nicht, wer das war, bestimmt war es jemand aus meinem Team, ich habe eine noch eine Beule davon." Lachend schob sie ihre Haare ein wenig beiseite.

Beim ersten Hinsehen konnte Remus gar nicht erkennen, erst als er sich vorbeugte, konnte er die kleine Beule erkennen. "Wieso hast du sie nicht weggemacht? Mit ein wenig Zauberei ist das doch ein Kinderspiel."

Wieder zuckte sie mit den Schultern. "Keine Ahnung, vielleicht als Mahnung, dass ich ja nie wieder Quidditch spiele." Sie lachte.

Er fiel in ihren Lachen mit ein, jedoch hielten sie beide inne, als ihnen bewusst wurde, wie nah sie sich waren.

Kurz verharrten sie so, bevor Bella der Atem stockte, als sie das Gefühl hatte, Remus würde ein wenig näher kommen. Es war wieder genauso wie in ihrem Therapieraum. Irgendwas brachte sie dazu sich ebenfalls noch ein wenig vorzubeugen. Es war wirklich exakt wie bei ersten Mal...

"So, hier sind die Getränke."

Erschrocken zuckten sie beide zusammen und stießen dabei mit den Köpfen zusammen. Während sich Bella noch die schmerzende Stirn rieb, ließ Kelly sich die Getränke abnehmen und bezahlen, gleichzeitig schien sie sich auch überhaupt keine Schuld bewusst. Wer aber schon mal häufiger im 'Tropfenden Kessel' gewesen war, wusste, dass Kelly in solchen Sachen ziemlich unsensibel war. Man hörte, sie hatte Pärchen schon bei ganzen anderen Sachen gestört, um Getränke zu bringen.

Remus seufzte und wandte sich wieder seiner Tischpartnerin zu. "Tut mir echt leid. Zeig mal...tut's noch sehr weh?" Vorsichtig fuhr er mit Finger über die Stelle, an der sie zusammengestoßen waren.

Sie zuckte zwar ein bisschen zusammen, lächelte aber trotzdem. "Geht wieder, danke. Macht nichts, jetzt zähle ich zu den wenigen, die beim ersten Date beinahe niedergeschlagen wurden. Wer kann das schon von sich behaupten?" Jetzt lachte sie sogar wieder ein wenig.

"Vermutlich nicht viele." Er grinste ebenfalls, fand das aber eigentlich nur halb so unterhaltsam wie sie. Der Verabredung beim Fast-Kuss eine Beule zu verpassen gehört eigentlich eher zu Liebeserlebnissen eines Drittklässlers als zu Männern seines Alters.

Trotz diesem recht peinlichen Erlebnis fand er dass sein Date bislang ziemlich gut lief. Bella war lockerer geworden, lachte mehr. Ihm ging es genauso, er genoss ihre Gesellschaft und dieses Treffen.

Er musste ein wenig lachen, ihm war was eingefallen, was ihm noch zum Thema Quidditch eingefallen war. "Wenn man sich Ludovic aus unserer Gruppe anschaut ist es vielleicht besser, kein Quidditch zu spielen."

Sie musste ebenfalls lachen und er wusste, dass sie jetzt beide das Bild von dem Typ vor sich hatten, der vollkommen durchgeknallt in voller Quidditch-Montur durch den Raum lief. Eine herrliche Vorstellung und allein um das zu sehen, würde es sich lohnen, wieder hin zu gehen.

Bella nahm noch ein Schluck von ihrem Getränk und stellte es dann ab. "Was machst du jetzt eigentlich? Wolltest du nicht Lehrer werden?"

Er nickte "Oja, ich bin es auch geworden. Wenn auch nicht in Hogwarts, aber ich bin Lehrer."

Ein wenig nachdenklich legte sie ihre Hände um ihr Glas. "Aber wenn man Spaß am Unterrichten hat, ist das sicher egal, oder?"

Seine Mutter meinte, wenn er von seinem Beruf erzählt, würde er ein ganz ungewohntes Glänzen in den Augen bekommen. Vermutlich war das jetzt auch so, als er eifrig nickte. "Ja, klar, das Arbeiten mit den Kindern macht wirklich Spaß."

"Das kann ich gut verstehen, ich mag Kinder auch sehr, leider konnte ich mir das nicht zum Beruf machen." Ganz kurz wirkte sie ein wenig traurig, allerdings wich das schon bald wieder der freudigen Grundstimmung.

Noch einmal nippte Remus an seinem Glas. "Und was machst du stattdessen?"

Kurz ließ er den Blick durch den 'Tropfenden Kessel' schweifen, er wollte auch schon wieder zu Bella gucken als sein Blick an einem Paar an der Bar hängen blieb. Erschrocken weiteten sich seine Augen und verschluckte sich an dem Schluck seines Getränks, den er noch im Mund hatte.

Lachend beugte sich Bella zu ihm vor und klopfte ihm sacht auf den Rücken. "War da jemand zu gierig oder hast du etwas ganz furchtbares gesehen?" Immer noch lachend wandte sie sich auch der Bar zu, jedoch verschwand ihr Lächeln, als auch das sah, was Remus sah.

An dem Teil der Bar, den sie gut im Blick hatten, saß Snape mit einer Frau. Für Bella war die Frau eine Unbekannte, Remus aber kannte sie. Das war die Frau, die ihn letztens angesprochene hatte. Und jetzt saß sie hier und flirtete mit Snape. Wobei das schon ein sehr aggressives Flirten war. Sie hatte sich jetzt schon an seinen Arm gehängt und Snape schien allerhand zu tun zu haben, sie los zu werden. Oder zumindest sie von seinem Arm zu trennen. Dabei machte er ein grimmiges Gesicht und schien auf sie einzureden, worauf sie scheinbar aber nicht einging.

Er schaute auf, als Bella die Hand von seinem Rücken nahm und aufstand. Remus erinnerte sich wieder, was Sirius über Bella und Snape gesagt hatte. Nicht nur, dass sie mal zusammen gewesen waren, sondern auch sie wohl noch total eifersüchtig reagierte, wenn sie ihn mit einer anderen Frau sah, was zum Glück nicht allzu oft vorkam.

So schnell, wie Bella den Tisch in Richtung Bar verlassen hatte, konnte Remus gar nicht guckte. Und auch als er dies realisierte, brauchte er eine Weile, bis er ebenfalls aufstand, um ihr hinterher zu eilen. Warum er das tat, wusste er selbst nicht so genau. Was sollte er denn an der Bar? Bella dabei zu zugucken, wie sie Snape und seine neue Flamme fertig machte. Vielleicht machte sie aber auch nur seine neue Flamme fertig.

Schnell schlängelte sich Remus zwischen Tischen und Stühlen hindurch um mit seiner Verabredung Schritt zu halten. Eine Fortsetzung ihres Dates konnte er jetzt wohl auch vergessen. Dabei hatte es so gut angefangen, sie hatten sich so gut verstanden. Irgendwann war sie ihm auch nicht mehr so distanziert vorgekommen, sie hatten zusammen gelacht, so wie er das beurteilte, hatten sie Spaß gehabt. Außerdem war die ganze Zeit etwas zwischen ihnen gewesen, dieses Etwas hatte ihn fast dazu gebracht, sie zu küssen. Er wusste nicht, wie es bei ihr aussah, aber er war kurz davor sich in sie zu verlieben.

Bella machte sich darum vermutlich zurzeit keine Gedanken. Mittlerweile hatte ihr Gesicht eine leichte rote Färbung angenommen und dachte sich wahrscheinlich jetzt schon verschiedene Schimpfworte für das Paar an der Bar an, die sie jetzt gleich erreicht haben würde.

Beide sah das Unglück schon kommen und sah dem jetzt schweigend entgegen. Snape trug dabei eine eisige Miene zur Schau, noch grimmiger vorhin, als die Frau auf Tuchfühlung mit ihm gegangen war. Allerdings gingen die Hände der Frau auch jetzt noch ein wenig auf Wanderschaft, wobei sie jedes Mal, wenn sie Snape zu nahe kamen, unwirsch von ihm weggeschoben wurde.

Kurz bevor sie an der Bar ankamen, holte Remus Bella ein. Eilig ging er neben ihr her, startete einen vermutlich sinnlosen Versuch sie zu beruhigen. "Komm schon, Bella, lass gut sein, wir gehen einfach raus..."

Abrupt blieb sie stehen und gebot ihm mit der Hand still zu sein. Remus hielt ebenfalls inne und schaute ihr in die Augen, die vorhin dort noch vorhandene Freude war verschwunden, nur noch Wut war in Bellas Augen zu sehen. Von Jetzt auf Gleich hatte Bella sich total verändert.

Ohne was zu sagen, ging sie die letzten Schritte zur Bar. Mit ein zwei großen Schritten kam er neben ihr an der Bar zu Stehen. Verhindern konnte er es nicht, aber vielleicht konnte er Schlimmeres verhindern. Neben ihm stand Bella überrascht ruhig neben ihm.

Noch einmal atmete sie durch und es schien fast so als wäre ihr Wut schon verraucht, doch dann begann Bella wütend mit dem Finger vor dem Gesicht der anderen Frau herumzufuchteln. "Du lässt gefälligst die Finger von meinem Exfreund!"

Ihm gegenüber verdrehte Severus die Augen, vermutlich kannte er diese Leier schon. Die Frau neben ihm blieb aber erstaunlich ruhig. Der Grund dafür war aber auch leicht zu erraten, Remus roch den Alkohol in ihrem Atem bis zu seinem Platz hin, dazu noch die zahlreichen Gläser auf der Theke hinter ihr. Vermutlich war diese Frau einfach zu betrunken, um sofort zu reagieren.

Als sie dann doch hochschaute, sah Remus wieder das Bekannte in ihr, was ihn wieder glauben ließ, sie irgendwoher zu kennen. Kurz schaute die Frau ihn an, dann wandte sie sich Bella zu, die erstaunlicherweise immer noch still war. Die Frau sprach so langsam, dass er schon glaubte, sie würde einschlafen, doch ansonsten war sie noch gut zu verstehen. "Wieso nicht? Du machst doch auch mit meinem rum..."

Dass sowohl Snape und Bella als auch die andere Frau ihn jetzt anschauten, war Remus nicht bewusst. Er konnte nur die Frau neben Snape angucken. Sie war eine Exfreundin von ihm? Aber das konnte doch nicht sein, er hatte doch bislang nur eine Freundin gehabt. "Tonks..?"

So schnell wie die Blicke gerade auf ihn gerichtete worden waren, so schnell wechselten sie jetzt auch schon wieder zu der Frau, die an der Theke lehnte und jetzt ein wenig grinste. "Tja, erraten." Sie zuckte leichthin mit den Schultern und wie sie jetzt so dastand mit dem Grinsen im Gesicht wirkte sie ein wenig, wie ein kleines Mädchen, trotzdem der komischen Klamotten, den schwarzen Haaren und der blassen Haut.

Während Remus und Bella sie fast vollkommen regungslos anstarrten, wich bei Snape nun entgültig jede Farbe aus dem eh schon recht farblosen Gesicht. Remus hörte, wie er stark einatmete. Fassungslosigkeit war auch in seinem Gesicht zu sehen. "Die Tonks..? Das kann nicht sein..."

Immer noch vom Alkohol benebelt, nickte Tonks grinsend. "Doch, doch, ich bin's, die Tonks..." Zur Bestätigung wurden auf einmal die langen Haare von ihr scheinbar in ihrem Kopf gezogen. Von den ehemals beinah hüftlangen Haaren blieb jetzt nur noch eine Kurzhaarfrisur übrig, die plötzlich pink wurde. Gleichzeitig hatte ihre Haut ein wenig mehr Farbe bekommen und ihre Gesichtzüge veränderten sich ein wenig. Jetzt stand tatsächlich Tonks vor ihnen, zwar in komischen Klamotten, aber es war unverkennbar Tonks. Diese kicherte. "So einfach ist das."

Ein paar Mal öffnete Remus den Mund um zu sprechen, allerdings bekam er kein Wort heraus. Tonks hatte sich verwandelt, um sich an Snape heran zu machen. Er konnte es noch gar nicht glauben.

Er war aber scheinbar nicht der Einzige, der das nicht konnte, auch Snape stand die Ungläubigkeit ins Gesicht geschrieben. Er fasste sich allerdings, indem er ein abwertendes Schnauben von sich hören ließ. "Ich fass es nicht..." Während er sich mit den Händen seinen Umhang glatt strich, musterte er sie alle drei abwertend. Remus, weil das schon immer so gewesen war, Bella, weil sie sich wieder so aufgeführt hatte, und Tonks, sie bekam einen besondern finsteren Blick ab.

Ohne ein Wort drehte Severus sich um und verschwand mit wehendem Umhang zwischen den anderen Gästen der Bar. Durchaus keine unverständliche Reaktion.

Bella und Remus schauten einander kurz an, dann schauten sie zu Tonks, die immer noch ein wenig grinsend gegen die Theke lehnte. Was gerade alles um sie herum passierte, nahm sie vermutlich gar nicht wahr.

Remus seufzte, das war ja ein perfektes Ende für ein Date. Die Laune seiner Verabredung war vermutlich dahin, seine Exfreundin war betrunken und hatte vermutlich gerade die Bombe des Jahres platzen lassen. Von seiner eigenen Laune wollte er gar nicht erst anfangen. Fragend schaute Bella an. "Und nun?"

Noch fragender guckte sie zurück. "Das fragst du mich?"

"Remus! Gut, dass ich dich treffe."

Mit einem Anflug von Entsetzen schaute zu der Person die ihn gerade gerufen hatte, und klappte den gerade geöffneten Mund wieder zu. Ausgerechnet seinen Vater mussten sie jetzt noch treffen. Stumm beobachtete er, wie dieser sich die Besucher des 'Tropfenden Kessel' quetschte, um zu ihnen zu gelangen.

Nachdem er sich zwischen den letzten beiden Gästen hindurch gezwängt hatte, kam John Lupin ein wenig außer Atem vor ihnen zum Stehen. Er grinste und schloss seinen Sohn dann kurz in die Arme. "Gut, dass ich dich treffe. Es geht um den Termin für die Hochzeit, wir machen das jetzt im nächsten Frühling. Deine Mutter meint, zum Herbst schaffen wir das nicht mehr und der Winter wäre keine schöne Zeit zum Heiraten. Sie wird's schon wissen. Außerdem dachten wir, wir machten vielleicht eine Doppelhochzeit daraus, das spart ungemein. Und zusammen geplant haben wir es ja auch..."

Während sein Vater immer weiter redete, wandte sich Remus Bella zu. Er hatte beschlossen seinen Vater zu ignorieren und sich stattdessen wieder Bella zuzuwenden, als er ihr entsetztes Gesicht sah. "D-Du wirst heiraten...?“

Remus zögerte, kurzzeitig verunsichert wegen der Situation. Er hatte nicht bedacht, dass ein Problem werden könnte. "Äh... weißt du..."

Ihr Blick wurde wieder klarer, aber auch wesentlich eindringlicher. "Remus, bist du verlobt...?“

"Ich..." Ihr starrer Blick auf ihn, der alles andere im Raum nicht zu sehen schien, verunsicherte ihn noch mehr, allerdings wurde ihm die Antwort von seinem Vater angenommen.

Stolz legte dieser den Arm um seine Schulter. "Ja, das ist er. Mit Hermine. Im Frühling werden sie heiraten."

Bella schien ein wenig in sich zusammenzusacken, starrte ihn jedoch immer noch an. "Ist das wahr...?“

Verzweifelt suchte er nach den richtigen Worten. Wie erklärte man einer Frau, dass man, wenn auch unfreiwillig, verlobt war und trotzdem mit ihr ausging? "Bella, ich..."

Doch sie ließ ihn nicht ausreden. Er erkannte schon den feuchten Schimmer in ihren Augen. "Wie konntest du nur? Wie konntest du mir das antun, Remus?"

Er fühlte sich unglaublich hilflos, wie konnte er ihr das erklären? Vermutlich würde sein Vater ihn auch jedes Mal unterbrechen, er würde keinen Satz sagen können, ohne dass dieser dazwischen redete. Sonderlich glaubwürdig konnte das vermutlich nicht rüberkommen, aber wahrscheinlich würde sie ihm eh nicht glauben. Egal, was er sagen würde, es würde vermutlich alles noch schlimmer machen.

Ihm gegenüber stand noch Bella, den Kopf mittlerweile gesenkt. Wenn er an ihre feuchten Augen dachte, vermutete er, dass sie gerade mit den Tränen kämpfte. Wenn sie doch wenigstens wütend geworden wäre, wie eben, als sie Snape und Tonks gesehen hatte. Aber nicht mal das wurde sie, sie stand einfach nur da und Remus sah sie einfach nur an, unfähig irgendwas zu tun.

Als Bella den Kopf wieder hob, war sie immer noch nicht wütend, sie war einfach nur verletzt, das erkannte er sofort. Wahrscheinlich konnte er sich ihren Schmerz nicht ansatzweise ausmalen, aber er hatte das Gefühl er litt mindestens genauso. Es tat so weh, nichts sagen zu können.

"Wie konntest du bloß..."

Der Satz holte ihn wieder in die Realität, wieder zurück zu ihren traurigen, verletzten Augen. Er schaute weg, er konnte sie nicht ansehen. Als er wieder hochschaute, war sie schon in der Menge verschwunden. Endlich konnte er sich wieder rühren, etwas sagen, sie vielleicht zurück holen. "Bella!"

Doch sein Ruf blieb ungehört, niemand drehte sich um. Sie war in der Masse verschwunden. "Verdammt." Leise kam der Fluch über seine Lippen. "Verdammt." Wütend trat er gegen einen Stuhl, wütend auf seinen Vater, diese dämliche Hochzeit und auf sich selbst. Er hätte sie aufhalten müssen.

"Gut, dann hast du jetzt ja Zeit." Mit einem Feuerwhiskey in der Hand stellte sich seinen Vater wieder neben ihn. Remus hatte gar nicht mitbekommen, wie er weggegangen war, um sich was zu bestellen.

Verständnislos schaute er seinen Vater an. "Was?"

Genüsslich nahm John einen Schluck von seinem Drink. "Da dein Mädchen jetzt weg ist, hast du jetzt ja Zeit, um..." Diesmal wurde John unterbrochen und zwar von Tonks.

Die richtete sich gerade wieder ein bisschen auf und schaute verwundert in die Runde. "Wo sind die denn alle hin...?" Sie sah immer noch total komisch aus mit ihren schwarzen Klamotten.

Obwohl er eigentlich sauer auf sie sein sollte, immerhin hatte sie das Ende seines Dates eingeläutet, musste er doch lächeln. Sie war schon immer so liebenswert gewesen, wenn sie betrunken war. Das hatte ihn schon, als sie noch zusammen gewesen waren, schwach werden lassen. Heute ebenfalls, wenn auch nicht mit den gleichen innigen Gefühlen wie damals. "Nein, Dad, ich hab keine Zeit..."

Fragend schaute John ihn an. "Dein Mädchen ist doch weg." Er hatte Tonks gar nicht beachtete, sie vermutlich gar nicht gesehen.

Wieder musste Remus lächeln. "Ich hab da noch eins."

Ein Moment lang starrte sein Vater ihn sprachlos an, dann fasste er sich wieder. "Noch eins? Du hast schon eins. Wobei ich nicht mal bei dem verstehe, was du mit ihr willst. Du hast doch Hermine. Ach, vermutlich liegt das an Sirius, der ist anscheinend kein guter Umgang für dich. Wie viele hast du denn insgesamt? Vier? Fünf?"

Eigentlich hätte ihm schon vorhin der Kragen platzen können, aber er hatte sich beherrscht. Jetzt allerdings ging es nicht mehr, er musste jetzt seinen Frust ablassen. "Sirius hat da überhaupt nichts mit zu tun, damit das klar ist! Da hat wohl eher diese dämliche Hochzeit was mit zu tun! Was fällt dir eigentlich ein dich so in mein Leben einzumischen? Schlimmer noch, in mein Liebesleben. Das geht nur mich was an! Und lass mich wegen dieser verdammten Hochzeit in Ruhe! Und Hermine und Padma auch! Wir werden niemals heiraten, niemanden, den ihr bestimmt habt! Hast du verstanden? Ich werde nicht heiraten, nicht nach deinen Plänen, klar? Und jetzt lass mich in Ruhe, geh doch zu diesem alten Snape, trinkt euren Whiskey und pfeift Kelly hinterher. Aber lasst mich jetzt in Ruhe!" Remus war mit der Zeit immer lauter geworden, weshalb es in der Kneipe ruhig geworden war und alle Gäste ihn mit seinem Vater anstarrten. Kurzzeitig war es komplett still im Raum, dann kamen die Gespräche erst leiser, dann lauter und dann wieder als wäre nichts gewesen in Gang.

Sein Vater hatte ihm noch nicht geantwortet und es sah auch nicht so aus, als wollte er es noch tun. Schweigend stand er neben seinem Sohn.

Dem war das nur recht, ohne einen weiteren Blick zu ihm, ging er vorbei zu Tonks und legte ihr eine Hand auf die Schulter. "Alles klar bei dir?" Auch wenn Tonks noch so liebenswürdig war, wenn sie betrunken war, sie war dann ebenso unbedarft. Dann musste man sich einfach um sie kümmern, besonders bei ihm war des einfach so ein Bedürfnis. Sollte er sich jetzt nicht um sie kümmern, würde er immer ein schlechtes Gewissen haben. Er kam sich gerade irgendwie wie der große Bruder vor, den sie nie gehabt hatte. "Na, komm, wir gehen nach Hause."

Langsam stand Tonks auf und hakte sich dann bei ihm ein. "Die anderen sind doch doof. Gehen einfach nach Hause und sind langweilig."

Zusammen mit Tonks ging er Richtung Ausgang, einen kurzen Blick warf er jedoch noch einmal zurück, sein Vater stand noch immer da und starrte ins Leere. Geschah ihm recht, jetzt hatte er wenigstens was zum Nachdenken. "Ja, die anderen sind weg..."

Sie lächelte als sie gerade durch die Tür nach draußen gingen. "Wir sind überhaupt nicht langweilig. Wir sind cool."

Jetzt musste Remus grinsen. "Nein, Dora, mit dir ist es nie langweilig." Trotzdem musste er seufzen. Der Abend hatte gut angefangen, schon wieder hatte er Bella beinahe geküsst. Und was war daraus geworden? Bella hasste ihn jetzt vermutlich und er brachte seine betrunkene Exfreundin nach Hause.
 

Im 'Tropfenden Kessel'

Schon als Harry den 'Tropfenden Kessel' betrat und er Ron unruhig an der Bar sitzen sah, wusste er, dass dieser ihm irgendwas sagen wollte. So zappelig wie er immer wieder auf seinem Hocker hin und her rutschte, hätte er es Harry wohl am liebsten schon in dem Brief geschrieben, den seine Eule ihm heute morgen gebracht hatte. Harry kannte seinen Freund und wusste, wie er so ein Verhalten zu beurteilen hatte.

Trotzdem ging er ganz gemächlich zu ihm rüber und zog erst mal seinen nassen Mantel aus, bevor er sich hinsetzt. Noch langsamer begann er dann diesen mit seinem Zauberstab zu trocknen, dann schaute er Ron an. "Furchtbares Wetter, oder?" Er wusste, er trieb Ron damit in den Wahnsinn, aber er sah es als seine Rache für den Nachmittag im Brautladen an, den er dort verbringen musste. Schon wenn er dran dachte, wurde ihm ganz flau im Bauch.

Ron nickte geduldig, zu Harrys Überraschung ging er sogar weiter darauf ein. "Ja, wirklich grässlich, immer nur Regen. Aber gut, dass wir hier drinnen sind, die arme Cho steht jetzt draußen und wartet auf Malfoy. Ich vermutete mal, Cho verflucht ihn gerade innerlich, weil er nicht mit ihr reinkommt..."

Harry sah noch kurz Rons fieses Grinsen, dann hob er schon die Hand, um sich zu ohrfeigen. Klar, wenn jemand Cho ansprach, dachte er auch automatisch an sie und musste sich deshalb ohrfeigen. Dabei hatte er es mittlerweile eigentlich ganz gut im Griff. Finster guckte er seinen besten Freund an. "Das hast du mit Absicht gemacht."

Der zuckte nur grinsend mit den Schultern. "Klar."

Harry seufzte, er hätte nicht gedacht, dass Ron seine gespielte Gelassenheit so schnell durchschaute. "Okay, ich hör ja auf. Also, was willst du?"

Ron druckste ein wenig herum. "Ach, weißt du, ich weiß gar nicht, ob ich dich darum bitten kann..."

Vorwurfsvoll schaute Harry sein Gegenüber an. "Komm schon, Ron, ich bin dein bester Freund. Du hast mich zum Anzugkauf deiner vielleicht nie stattfindenden Hochzeit geschleppt, du sabotierst meine Selbsttherapie, indem du mir Dinge erzählst, die ich mir durchaus selbst vorstellen kann, ohne das du sie mir erzählst, und provozierst damit, dass ich mich ohrfeige. Dann kannst du mich das auch noch bitten."

Unsicher schaute Ron ihn an. "Harry, ich..."

Ungeduldig unterbrach dieser ihn. "Sag schon, Ron."

"Du musst Lavender verführen!" Um vor Harry in Deckung zu gehen, drehte er sich vorsichtshalber ein wenig zur Seite.

Der machte jedoch überhaupt keine Anstalten irgendwas zu tun. Er starrte seinen besten Freund einfach nur mit offenem Mund an. Er sollte dessen Verlobte verführen? Was war das denn für ein Vorschlag? Es dauerte eine Weile, bis er wieder sprechen konnte. "Was? Wieso?"

Ron lief ein wenig rot an. "Du weißt doch, ich will sie nicht heiraten. Aber ich bring' es irgendwie nicht übers Herz, ihr das zu sagen. Also dacht‘ ich mir, ich bring sie dazu, die Verlobung selbst aufzulösen. Da kommst du dann ins Spiel: Wenn du sie verführst, bekommt sie ein schlechtes Gewissen, weshalb sie mich unmöglich heiraten kann. So einfach ist das." Zufrieden mit seinem Plan lächelte er.

Umso fassungsloser wirkte Harry. "Du willst ihr Moralverständnis ausnutzen, um sie loszuwerden? Mit meiner Hilfe?"

Ron nickte und drehte sich jetzt wieder zu Harry, scheinbar war er sich sicher, dass Harry nichts für ihn gefährliches mehr tun würde.

Mit geschlossenen Augen atmete Harry tief durch, nur um Ron dann wütend anzufahren. "Sag mal, spinnst du? Das ist ja eine absolut bescheuerte Idee! Und mich da auch noch mit reinzuziehen!"

Ron war, während Harry gewütet hatte, immer kleiner auf seinem Stuhl geworden. Jetzt traute er sich kaum Harry anzusehen, sondern starrte nur auf seine Oberschenkel.

Harry war das auch wesentlich lieber. Eine so blöde Idee hatte er wirklich noch nie gehört. Kurz hatte er zwar drüber nachgedacht, darauf einzugehen, es war ja eine einmalige Gelegenheit, die sich vielleicht nie wieder bot. Dann hatte sein Gewissen ihn ja doch noch gerettet. Es wäre einfach zu hinterhältig gewesen. So was hätte er Ron gar nicht zu getraut.

Als Ron dann jedoch wieder hochguckte, bekam Harry Mitleid mit seinem Freund. Er seufzte. "Sag es ihr doch einfach, sag ihr, dass es dir sehr leid tut. Und falls sie doch unendlich sauer sein sollte, was ich mir durchaus vorstellen könnte, mach dir nichts draus, du wolltest doch eh Schluss machen." Aufmunternd klopfte er Ron auf die Schultern.

Der schaute ihn mit großen Augen an. "Meinst du?"

Harry nickte. Zwar bezweifelte er, dass es so einfach über die Bühne gehen würde, aber er konnte ihm ja nicht wirklich sagen, dass Lavender ihn auf ewig hassen würde.

Ron wirkte unglaublich erleichtert. "Danke, Harry, du bist echt ein klasse Freund." Er wurde ein wenig rot. "Und ‘tschuldige wegen der Sache mit Cho eben."

Diesmal fasste er sich nur leicht an die noch rote Wange, anstatt sich zu ohrfeigen und grinste. "Kein Problem, Alter. Trinken wir noch was?"

Ron nickte und winkte dann Tom ran, um für sie beide was zu bestellen.

Falsches Date mit echten Folgen

Kapitel 16: Falschen Date mit echten Folgen
 

Vorm 'Tropfenden Kessel'

Hermine hatte schon immer gewusst, dass sie gut Pläne schmieden konnte. Schon in der Schulzeit hatte sie die Pläne geschmiedet, die Ron und Harry dann ausgeführt hatten. Auch heute war das noch manchmal so, aber zurzeit beschränkte Hermine sich eher darauf ihr eigenes Leben zu planen. Schon einen Plan für Rons Leben zu machen, war viel zu kompliziert, als das man ihn hätte schmieden können. Der Plan, den sie jetzt geschmiedet hatte, war dafür besonders gut geworden, sie musste sich wirklich selbst loben. Der Plan war gut, wirklich gut.

Vor allem wenn man die Umstände betrachtete, unter denen er entstanden war. Gerade erst hatte Draco Malfoy sich mit ihr verabredet, ein Wunder, dass sie dann schon wieder denken konnte, so dass ihr Padma auf der anderen Straßenseite aufgefallen war. Dann war ihr glücklicherweise auch noch wieder das Gespräch eingefallen, in dem Padma ihr gesagt hatte, dass sie noch für Draco schwärmte.

Bei all diesen Faktoren war es doch einleuchtend, Padma einfach zu diesem Treffen mitzubringen. Hermine würde zusammen mit Padma hingehen und dann irgendwann gehen, so dass Padma mit Draco allein bleiben würde. Den Rest konnte Padma dann sicher allein regeln. Der Plan war also wirklich gut.

Gerade war Hermine vor dem 'Tropfenden Kessel' angekommen und wartete jetzt auf Padma. Beide hatten abgemacht, dass sie sich vor dem 'Tropfenden Kessel' treffen würden, um dann gemeinsam reinzugehen. Noch war diese aber nicht zusehen, so dass Hermine dort noch wartete.

Allerdings musste sie das nicht sonderlich lange, da im nächsten Moment schon Padma um die Ecke kam und sie begrüßte. "Hey, Hermine, ich hoffe du wartest noch nicht lange."

Hermine schüttelte den Kopf. "Nee, gar nicht." Sie grinste. "Gut, wollen wir dann rein? Draco wartet bestimmt schon."

Padma grinste auch. "Klar, wir wollen ihn doch nicht warten lassen."

Sie wollte auch schon los, als Hermine sie noch mal am Arm festhielt und sie forschend ansah. "Willst du das auch? Immerhin bist du gerade erst mit Neville... fertig, ich kann Draco sonst schon alleine loswerden."

Padma hielt kurz inne, schaute Hermine dann aber grinsend an. "Ach, das mit Neville war wohl wirklich ein Schuss in Ofen, nichts sonderlich ernstes, wie ich im Nachhinein feststellen musste. Und selbst wenn, das hier würde mich ablenken. Also los!"

Ungeduldig zog Padma Hermine am in den 'Tropfenden Kessel'. Die ließ sich dann auch bereitwillig mitziehen, wenn Padma kein Problem damit hatte, würde sie da kein Problem draus machen.

Erstaunlicherweise konnten die beiden Draco im 'Tropfenden Kessel' noch nicht auf Anhieb entdecken, was Hermine wirklich überraschte. Als Draco sie eingeladen hatte, war er so voller Elan gewesen, dass sie erwartet hatte, er würde schon zwei Stunden vorher im 'Tropfenden Kessel' warten. So wie Harry. Sie schüttelte leicht den Kopf, andererseits war Draco nicht derselbe Typ Mensch wie Harry, der würde sie wohl eher warten lassen, als eher da zu sein.

Noch immer schaute Padma sich im Schankraum um, zuckte dann jedoch ratlos mit den Schultern. "Und nun?"

"Lass uns doch noch zur Bar gehen. Dann sehen wir wenn er reinkommt."

Kurz sahen sie sich noch, dann gingen sie zur Bar und suchten sich einen Platz, von dem sie beide Eingänge im Blick hatten. Zufrieden damit ließ Hermine sich auf einem der Barhocker nieder und wandte sich grinsend an Padma. "Also, ich könnte jetzt schon mal was zu trinken vertragen und du?"

Nachdem Padma was bei Tom bestellt hatte, der gerade vorbeigekommen war, drehte sich wieder zu Hermine. "Und, alles klar sonst bei dir?"

Hermine nickte. "Doch, eigentlich schon, ein bisschen knapp bei Kasse zurzeit, aber ich bin auf dem besten Weg das zu regeln. Und bei dir?"

Padma schien kurz nachzudenken. "Soweit ist alles in Ordnung, nur das mit Neville gibt mir noch zu denken..."

Mit strengem Blick musterte Hermine sie. "Ich habe doch gesagt, ich kann Draco auch alleine loswerden. Du musst das nicht machen."

Padma schüttelte energisch den Kopf. "Nein, darum geht’s nicht, ich hab bloß gehört, dass Neville schon eine neue haben soll... und ich weiß, irgendwie bin ich da doch ein wenig... ich glaube, eifersüchtig würde, dass am besten beschreiben..." Sie zuckte ratlos mit den Schultern.

Nachdenklich wollte Hermine gerade etwas erwidern, als Tom die Getränke vor ihnen auf dem Tresen abstellte. Sie bedankte sich und wollte sich auch wieder Padma zuwenden, als ihr auffiel, dass der Wirt immer noch neben ihnen stand. "Ist noch was, Tom?"

"Ja, ich bitte um sofortige Zahlung, verständlich, oder?" Mit einem grimmigen Gesichtsausdruck schaute er sie an, so dass Hermine es beinahe mit der Angst bekam.

"Natürlich." Sie seufzte und griff in die Tasche, um ihr Geld rauszuholen, zog die Hand jedoch dann wieder zurück und errötete leicht. Lächelnd lehnte sie sich ein wenig zu Tom rüber. "Wir wär's mit einem Angebot? Unsere Drinks wird gleich der Herr zahlen, auf den wir warten. Sollte er es wider Erwarten nicht tun, zahl ich das Doppelte. Abgemacht?"

Mit einem grimmigen Grinsen nickte Tom. So eine Gelegenheit des Mehrgewinns ließ er sich doch nicht entgehen. "Abgemacht." Dann zog er zufrieden von dannen.

Vorsichtig sah Padma Hermine von der Seite an, die sie drauf hin ebenfalls anstarrte. "Padma? Alles klar?"

Nachdenklich nickte diese. "Was war das gerade?"

Wieder errötete Hermine ein wenig, versuchte das aber zu verdecken, indem sie ihr Glas hochhob und ihr Spiegelbild auf diesem betrachtete. "Och, das war nichts. Ich hatte nur einem Vorfall mit Harry. Er ist zwar zuletzt gegangen, hat aber nicht gezahlt und dann musste ich die Rechnung beim nächsten Besuch zahlen. Tom war, sagen wir, etwas... ungehalten." Sie grinste.

Padma wollte gerade etwas erwidern, wollte sie doch eher auf den Deal mit der Bezahlung hinaus, als Hermine ihr schon ihr Glas in die Hand drückte und mit ihr anstieß. "Na dann, auf uns!" Eigentlich hatte Hermine ihr ja schon von ihren Geldsorgen erzählt, mehr ging sie das dann ja auch nicht mehr an, also schob sie ihre Bedenken zur Seite und nippte an ihrem Getränk, über dessen Rand sie Hermine auf einmal angrinste.

Skeptische erwiderte diese den Blick. "Was ist los?"

Elegant schlug Padma die Beine übereinander, ihr Grinsen war noch immer nicht verschwunden. "Du weißt so viel über mein Liebesleben, denkst sogar an solche Sachen wie Draco. Über dein Liebesleben weiß ich so gut wie gar nichts. Mit Harry läuft doch nichts oder?"

Hermine lachte. "Wir landen auch fast immer bei dem Thema, wenn wir uns unterhalten, oder?"

Unbesorgt zuckte Padma mit den Schultern. "Was soll's..." Wieder nippte sie an ihrem Drink.

Hermine lehnte sich ein wenig gegen die Bar und überlegte kurz, was sie sagen sollte. "Nein, also mit Harry ist da nichts... auch sonst ist da eigentlich niemand. Wenn man Fletchers Wunschdenken ignoriert..."

Ihre Gesprächspartnerin fing heftig an zu husten, scheinbar hatte sie sich an ihrem Drink verschluckt. "Was? Mundungus Fletcher? An den Gerüchten ist was dran?"

Entsetzt starrte Hermine die noch immer leicht hustende Padma an. "Es gibt schon Gerüchte?"

Langsam beruhigte sich Padma wieder. "Ach, du weißt, wie das immer mit den Gerüchten ist. Da ist doch kaum was dran, oder…?"

Kurz kratze Hermine sich verlegen am Kopf, wurde dann jedoch ernst. "Nee, ist nichts dran. Er ist eben immer da, wenn ich hier bin und er labert mich dann immer zu." Dass Mundungus ihr auch einen Job und ein Buch besorgen würde, sagte sie nicht, das würde die Gerüchte noch viel mehr anheizen.

Wieder wollte Padma da noch etwas zu sagen, doch Hermine drehte sich zu Tom um, der gerade einen Kunden neben ihnen bediente. "Entschuldigung, war Draco Malfoy heute schon mal hier? Wir wollten uns mit ihm treffen, doch er ist spät dran."

Der Wirt grinste. "Ach, auf den wartet ihr. Klar, der ist schon hier, da hinten." Er zeigte mit der Hand auf einen Raumteil, den sie von ihrem Platz nicht einsehen konnten.

Überrascht schaute Hermine Padma an, zuckte dann aber mit den Schultern und ging in die Richtung in die Tom gezeigt hatte. Scheinbar hatte Draco seinen Elan, sie zu treffen, über die paar Tage gerettet und wartete jetzt schon ein Weilchen auf sie. Der musste ja wirklich einen Narren an ihr gefressen haben.

Tatsächlich sah sie jetzt Draco in einer der Nischen stehen und warten. Einen schlechten Tisch hatte er ihnen nicht besorgt, von Platz hatte man einen schönen Überblick über den 'Tropfenden Kessel'. Hermine schaute noch einmal zu Padma und schenkte ihr ein freches Lächeln, was von dieser mit einem Grinsen erwidert wurde. Ja, der Plan war wirklich gelungen.

Erst dann bemerkte Hermine Dracos Begleiter und ihre gute Stimmung ließ augenblicklich ein wenig nach. Neben Draco stand doch tatsächlich Mundungus Fletcher. Sie war sich zumindest ziemlich sicher, dass es dieser war, wenn sie ihn richtig erkannte in dem seltsamen feinen Anzug und mit den gekämmten Haaren. Genervt drehte sie sich wieder zu Padma. "Ich sag doch, der taucht überall auf, wo ich hingehe..."

Diese schien ihr Problem jedoch nicht ganz zu sehen. "Was ist schlimm daran? So übel sieht er gar nicht aus..." Danach war noch ein mädchenhaftes Kichern zu hören, das Hermine bei jedem anderen dazu veranlasst hätte, diesen in die geschlossene Anstalt von St. Mungo einweisen zu lassen.

Mit Hermines guter Laune war es dann entgültig vorbei, als sie mit Padma am Tisch ankam und Mundungus sie überfreundlich anlächelte. "Zu welchem Kostümball wollen Sie denn, Fletcher?" Sie sah überhaupt keinen Grund dazu, ihre schlechte Laune zu verschleiern.

Nur ein hastiges Blinzeln ließ erkennen, dass er ihre Frage überhaupt gehört hat, doch er ließ sich nicht beirren und wollte weiter lächelnd wohl gerade zu einer Begrüßung ansetzen, als Hermine ihn zuvorkam. "Ist ja auch egal, Fletcher, gehen Sie da einfach hin und lassen Sie uns hier in Ruhe." Sie packte ihn am Arm, worauf er scheinbar allen Widerstand aufgab und sich von ihr zu Stufenabsatz ziehen ließ.

Hermine warf ihm noch einen bösen Blick zu und drehte sich dann mit einem Lächeln zu Draco um, der bislang nur irritiert daneben gestanden hatte. "Hi Draco."

Trotz der Begrüßung regte dieser sich noch immer nicht. Fragend schaute Hermine ihren ehemaligen Mitschüler an. "Alles klar, Draco?"

Erst jetzt zeigte dieser eine erste Regung, indem er sich zur Seite lehnte, so dass er Mundungus angrinsen konnte. "Und ich dachte, die brächte nur einen kleinen Stoß in die richtige Richtung, Mundungus, aber die ist ja vollkommen abgeneigt!"

Padma stand währenddessen die ganze Zeit still daneben und Hermine war sich nicht sicher, ob sie nur nicht wusste, was sie dazu sagen sollte oder aus Ehrfurcht vor Draco. Sie hingegen drehte sich zu Seite, um auch Mundungus sehen zu können. Der hatte etwas von seinem Selbstbewusstsein wiedergewonnen und stand jetzt erhobenen Hauptes am Treppenabsatz, wo ihn Hermine vorhin hingeschoben hatte. "Was?"

Lässig lehnte Draco sich zurück gegen den Tisch. "Na dann klär' das mal, Fletcher."

Ungeduldig wandte sich Hermine wieder zu Mundungus. "Also? Ich höre."

Der wirkte jetzt wieder ein wenig verlegen. "Naja, also...ich wollte einfach mal mit dir ausgehen... aber die warst ja ziemlich... wie hattest du das gerade genannt, Draco?"

Dieser grinste. "Abgeneigt."

Mundungus nickte. "Genau... du warst ja so abgeneigt. Aber ich wollte dir zeigen, dass es sich eben doch lohnt mit mir auszugehen. Dazu musste ich bloß zu dieser List greifen. Ich hoffe, dass war nicht allzu schlimm." Erwartungsvoll sah er Hermine an.

Hermine musterte Mundungus nachdenklich, denn irgendwie war sie sich nicht sicher, ob sie wirklich Mundungus Fletcher vor sich hatte. "Ob das schlimm war? Natür..."

Bevor sie überhaupt zu ende sprechen konnte, unterbrach Mundungus sie. "Du machst, dass doch bloß an den Äußerlichkeiten fest, aber wie du siehst, kann ich auch anders!"

"Was?" Verdattert starrte sie ihn an. Hatte sie richtig gehört?

Entschieden nickte er. "Genau, du beurteilst mich bloß nach meinem Aussehen. Dabei gibt es viel mehr als das!"

Während Mundungus sich jetzt weiter mit Hermine auseinander setzte, mal mehr, mal weniger lautstark, sah Draco den beiden belustigt zu. Man konnte jetzt natürlich den philosophischen Aspekt betrachten, immerhin stritten die beiden gerade über die Oberflächlichkeit von Beziehungen, andererseits hatten die beiden auch nur einen komischen Streit, bei dem es Spaß machte zu zuschauen. Vermutlich war der Vorschlag von Fletcher, für diesen Plan noch einmal den 'Tropfenden Kessel' zu betreten, doch gar nicht so übel gewesen, immerhin hatte er jetzt doch noch seinen Spaß dabei. Wenn er Cho das erzählte, würde die sich vor Lachen vermutlich gar nicht mehr einkriegen. So übel war der 'Tropfende Kessel' doch nicht, besonders wenn es hier so komische Menschen gab wie Fletcher und Hermine, die das Bedürfnis hatten ihre Streitereien in aller Öffentlichkeit auszutragen. Allerdings wurden die beiden nach einer Weile doch etwas eintönig, waren hier vielleicht nicht noch andere Menschen dieser Art?

Grinsend ließ er dazu seinen Blick über den 'Tropfenden Kessel' schweifen, als sein Blick plötzlich an einer Person hängen blieb, die an der Bar stand und ihn anstarrte. Cho. Als er näher hinsah, erkannte er zuerst bloß Überraschung, nach einem Moment kam jedoch auch Wut dazu. Erst wunderte er sich, warum sie wütend sein könnte, dann wurde ihm jedoch bewusst, in welcher Situation er sich befand. Jedes Mal, wenn Cho in letzter Zeit mit ihm hier gewesen war, hatten sie draußen gestanden und jetzt auf einmal entdeckte sie ihn hier im 'Tropfenden Kessel'.

Er musste sofort zu ihr und das erklären, wer weiß, was sie sich jetzt dachte. Eilig stand er auf, geriet dabei aber sofort ins Visier von Hermine, die ihn böse anschaute. "Und du bleibst da gefälligst sitzen, Malfoy! Mit dir hab ich ja noch gar nicht angefangen, sich einfach für so was einspannen zu lassen!"

Sofort setzte sich Draco wieder auf die Tischkante und hob bloß schützend die Hände. Keine Chance zu Cho zu kommen. Fletcher, Padma und Hermine versperrten den Weg zum Stufenabsatz und er wollte sich jetzt auf keinen Fall mit Hermine anlegen. Nicht, wenn sie in diesem Zustand war. Kaum hatte Hermine sich von ihm abgewandt, flog Dracos Blick auch schon wieder zu Cho, doch sie hatte sich zu Bar gedreht und ließ sich von Tom gerade das Glas erneut füllen.

Als der Wirt damit fertig war, schaute er finster zu ihm hinüber, oder besser gesagt zu Hermine und Fletcher, die zurzeit auffällig still waren. Kaum hatte Draco sich auch wieder den beiden zugewandt, wurde ihm auch klar, warum das so war. Anscheinend hatte Kelly es geschafft sich Gehör zu verschaffen in der Zeit, in der Hermine mit ihm beschäftigt gewesen war.

Die Kellnerin sah Hermine jetzt ernst an. "Also, wenn ihr hier weiter eine Szene machen wollt, dann macht das woanders. Meinetwegen auch oben, aber nicht mehr hier im Schankraum, klar?" Kelly sah die beiden abwartend an.

Widerwillig nickte Hermine und schaute Mundungus finster an. "Los, wir klären das oben weiter."

Mundungus nickte entschlossen, scheinbar hatte er neues Selbstbewusstsein in dem Streit gewonnen. "Na dann los." Trotzdem ließ er Hermine noch den Vortritt die Stufe hinunter und folgte ihr dann zur Treppe.

Draco kam nicht umhin, Fletcher ein wenig zu bewundern, er war sich nicht sicher, ob er selbst Hermine in der Verfassung jetzt noch folgen würde. Andererseits hatten die Sachen, die dieser Hermine sagen wollte, auch Draco überzeugt, als er ihm diese vorher aufgezählt hatte. Er hatte sich wirklich auf das Treffen vorbereitet und... Entschieden schüttelte Draco den Kopf, er sollte jetzt nicht an Fletchers Versuche Hermine zu erobern denken, sondern erst mal zu Cho laufen, um bei dieser nicht alle Möglichkeiten auf eine Beziehung zu verspielen.

Er wollte sich auch schon auf den Weg machen, als auf einmal Padma vor ihm stand, die hatte er ganz vergessen. Sie lächelte ihn an, als wäre mit Hermine und Fletcher gerade nichts gewesen. "Hi Draco, kennst du mich noch?"

Zuerst war er ein wenig fassungslos und sich auch überhaupt nicht klar, was sie hier machte, doch dann im nächsten Moment war es ihm auch egal. "Ich hab jetzt keine Zeit."

Ohne sie weiter zu beachten ging er an ihr vorbei, doch so schnell wollte sie scheinbar noch nicht aufgeben. "Vielleicht wann anders..?"

Er blieb stehen und schaute sie finster an, augenblicklich wurde sie ein wenig kleiner. "Nie." Draco konnte das Ergebnis seines rüden Verhaltens nicht mehr bewundern, viel zu schnell hatte er sich schon umgedreht und war eilig zu Bar gegangen. Dort saß Cho noch immer auf einem Barhocker mit übereinander geschlagenen Beinen und einem Glas in der Hand. Als sie ihn kommen sah, schaute sie ihn gespielt überrascht an. "Oh, du hier? Dich habe ich hier ja schon lange nicht mehr gesehen. Ach ja, du kommst ja nicht mehr her, du hast ja ein Trauma." Das letzte Wort betonte sie überdeutlich.

Die Situation war ja verdammt unangenehm. Er räusperte sich.

Doch bevor er etwas sagen konnte, kam sie ihm zuvor. "Was machst du hier, Draco?" Cho sah ihn jetzt fast so finster an, wie Hermine ihn vorhin.

Am besten sagte er ihr die Wahrheit, diese war zwar nie seine Stärke gewesen, aber da es um Cho ging wusste er sich wohl mal anstrengen. "Also, weißt du, Cho, das ist doch nur wegen Fletcher..."

Entsetzt schaute Cho ihn an. "Wegen Mundungus Fletcher gehst du in den 'Tropfenden Kessel', aber ich muss mit dir draußen im Regen stehen, Draco?" Ihre Stimme wurde jetzt schon lauter.

Draco spürte ein gewisse Ohnmacht in sich hochkommen, er wollte ihr die Situation ja erklären, aber sie ließ ihn ja nicht. "Mit Fletcher ist das was anders, da gab es ja noch ne Gegenleistung für..."

Aufgebracht schnappte sie nach Luft. "Gegenleistung? Das heißt meine Freundschaft ist dir das nicht wert?" Jetzt drehten sich auch die ersten Sitznachbarn zu ihrem Streit um.

Beschwichtigend Draco die Hände. "Unsere Freundschaft ist mir natürlich wichtig, aber das andere ist mit eben auch sehr wichtig."

Cho atmete tief durch und stellte ihr Glas auf den Tresen. Dann sprang sie plötzlich auf und schubste ihn weg, ihre Ruhe war verschwunden. "Und was ist dir bitteschön wichtiger als Freundschaft, Draco Malfoy?"

Am Anfang des Gesprächs hatte er sich gesagt, er wolle bei der Wahrheit bleiben, doch eine stimme der Vernunft rief ihm zu, dass die Wahrheit hier jetzt fehl am Platz war, doch auf diese Stimme hatte er noch nie sonderlich oft gehört. "Mundungus wollte mir einen Tipp zu einen gefährlichen Insektenhochburg geben, okay? So dass ich bei der nächsten Beförderung gut dastehe..." Erst jetzt fiel ihm auf, dass Mundungus ihm den Tipp noch gar nicht gegeben hatte. Das war in diesem Moment allerdings sein geringeres Problem, da er plötzlich ein brennendes Gefühl auf seiner Wange verspürte. Als er sie ansah, war ihre Hand noch immer erhob und ihr Gesicht war vor Wut ein wenig rot geworden. Noch immer starrte sie ihn an. Zwar war immer noch die Wut in ihrem Gesicht zu sehen, jetzt hatte sich aber auch Schmerz dazugesellt. Vermutlich hatte er ihr ziemlich wehgetan.

Draco hatte keine Ahnung, was er ihr sagen sollte, zu bewusst war ihm, wie sehr er ihr wehgetan haben musste. Allerdings musste er auch nichts sagen, da Cho ihm dies wieder abnahm. "Dir ist dein Job also wichtiger als unsere Freundschaft... Ich bin enttäuscht von dir, Draco Malfoy. Ich dachte immer, du wärst anders als alle gesagt haben. Doch sie hatten Recht, wie konnte ich mich so täuschen..." Ohne ein weiteres Wort drehte sie sich um und ließ ihn an der Bar stehen mit all den Leuten, die interessiert zu ihnen rüberschauten.

Draco wollte schon gerade etwas sagen, als sie noch mal stehen blieb. Sie zitterte, das konnte er sogar aus seiner Entfernung sehen. Kurz glaubte er, sie würde sich umdrehen, doch zu seiner Enttäuschung ging sie dann doch weiter.

Zum ersten Mal fühlte er sich richtig schlecht, nicht, weil er eine Nacht durchgefeiert hatte oder weil die Sekretärin seines Chefs ihm einen Korb gegeben hatte. Er fühlte sich schlecht, weil er wirklich das Gefühl hatte, etwas verloren gemacht zu haben. Was hatte er sich bloß dabei gedacht, Fletcher helfen zu wollen? Ausgerechnet Fletcher, wegen dieses Typen hatte er beschlossen den 'Tropfenden Kessel' nicht mehr zu betreten. Was hatte er sich bloß dabei gedacht? Wohl nicht viel...

Er warf einen kurzen Blick zu Tom und dessen finstere Miene sagte ihm alles. Es war besser zu gehen, immerhin war er schon an der zweiten Szene des heutigen Abends beteiligt gewesen. Ein Trostpflaster in Form eines Drinks konnte er heute wohl nicht mehr erwarten. Den wollte er auch gar nicht, am liebsten würde sich für immer in eine Kiste einschließen oder die Zeit zurückdrehen. Beides war aber wohl kaum möglich.

Mit hängenden Schultern machte Draco sich auf den Weg, auch als Tom ihm noch etwas von irgendwelchen Getränken hinterher rief, dreht er sich nicht mehr um, sondern ging ohne Umwege nach Hause.
 

Kopfschüttelnd wandte sich Tom wieder seinem mit dem Kopf auf dem Tresen liegenden Gast zu. "Na toll, der hat die Getränke auch nicht gezahlt, wenn die ich Granger in die Finger kriege..." Er schüttelte noch einmal den Kopf, bekam aber trotzdem keine Reaktion von seinem Gast, er seufzte. "Soll ich nachfüllen, Rolanda?"

Ohne den Kopf zu heben, griff diese nach ihrem Glas und hielt es dem Wirt hin.

Tom füllt ihr Glas wieder bis zum Rand, sie sah so aus, als ob sie das heute vertragen könnte. "Bitte sehr."

"Danke." Schwerfällig hob sie ihren Oberkörper, stütze ihren Kopf aber sofort wieder auf ihre Hand, während sie mit der anderen Hand nach ihrem Glas griff.

Kurz schaute sich Tom in der Bar um, bis auf Rolanda und ein paar andere Stammgäste waren kaum noch Leute da, außerdem schienen alle Gäste ausreichend mit Getränken versorgt zu sein. Dann konnte er sich ruhig weiter mit Rolanda unterhalten. "Noch an Black interessiert? Oder schon wieder einen neuen Plan, Rolanda?" Er grinste leicht.

Sie warf ihm einen vernichtenden Blick zu. "Mach dich nicht über mich lustig...! Und nein und ja..."

Jetzt grinste Tom schon breiter, Rolanda hatte immer irgendwelche Pläne, meistens unglaublich unterhaltsame Pläne. Und, dass das mit Black nichts wurde, war ja klar gewesen. "Verrätst' du ihn mir?"

Mit starrem Blick schaute Rolanda auf den Boden ihres Glases, sie hatte schon wieder recht viel getrunken. Das würde bestimmt wieder ein Abenteuer werden nach Hause zu kommen. "Ich angel' mir Severus."

Da Tom vor Schreck beinahe ein Glas fallen gelassen hätte und er jetzt damit beschäftigt war es wieder sicher halten zu können, nutzte ihr Sitznachbar die Gunst der Stunde. "Aber für den sind Sie viel zu schade."

Zum ersten Mal sah Rolanda jetzt zu ihrem charmanten Nachbarn rüber, bei dem sie allerdings nicht mehr als schwarze Haare erkennen konnte. In dem Moment war es ihr auch egal. Der sollte sich mal nicht von Dingen reden, die er nicht verstand. "Junger Mann, was wissen Sie schon davon?"

Sie konnte ihn lachen hören. "Ich kenne Snape, der ist nichts für Sie. Nehmen Sie den anderen."

Sie nahm einen großen Schluck aus ihrem Glas. "Wie gesagt: Was wissen Sie schon davon! Aber zu Ihrer Information, ich kann dem Mann nicht mehr unter die Augen treten."

Zwar wusste Rolanda nicht, was daran so lustig war, allemal hörte sie ihn schon wieder lachen. "Das kann ich kaum glauben. Was haben Sie dem denn getan?"

Trotz oder gerade wegen ihres Alkoholpegels errötete sie, als sie daran denken musste, wie sie völlig neben der Spur in seinen Armen gehangen hatte. Seitdem hielt Sirius sie bestimmt für verrückt. "Ich war ihm gegenüber ziemlich peinlich."

Der Mann kratzte sich am Kopf. "Da erinnert er sich bestimmt nicht mehr dran."

Rolanda nickte entschieden. "Doch, tut er bestimmt. Außerdem geht das nicht, da ich doch Severus brauche, um Sirius einen Gefallen zu tun."

Diesmal lachte der Mann nicht. "Warum ist es ein Gefallen, wenn sie sich Severus angeln? Was hat der andere davon?"

Rolanda beugte sich ein wenig vor, nippte an ihrem Getränk und schaute ihn dann ernst an. So ernst wie eine ziemlich betrunkene Frau das nun mal konnte. "Weil der dann nicht mit seiner Nichte zweiten Grades zusammenkommt, die ist ja quasi seine Familie. Das kann ich nicht zulassen und außerdem will er so eine wie mich ja eh nicht. Aber ich kann ihm wenigstens noch was gutes tun." Sie nickte mehrfach, aber recht langsam, ein höheres Tempo ließ ihr Zustand wohl nicht zu.

Von dem Mann war ein erstauntes Geräusch zu hören. "Oha, seine Nichte zweiten Grades..."

Rolanda seufzte. "Sie sagen es. Deshalb der Gefallen."

"Nicht ganz ungerechtfertig, aber wenn ich Sie doch will?"

Erschrocken sah Rolanda auf, ihr gegenüber saß doch tatsächlich Sirius Black. Hatte ihr Gefühl sie also nicht getäuscht, als sie meinte, die Stimme wäre ihr bekannt vorgekommen. Sofort sah sie zu Tom. Sie hatte Sirius nur von der Seite gesehen und war dazu betrunken, er hingegen hatte ihm ins Gesicht sehen können und hatte trotzdem nichts gesagt. Ihr Blick allein schien ihm schon klar zu machen, was sie wollte, doch er hob nur unschuldig die Hände, was so viel hieß wie: "Solange die Bezahlung stimmt."

Bevor sie sich aber weiter mit Tom auseinander setzte, wandte sie sich wieder Sirius zu.

"Dann sag ich nein, weil ich doch den Severus brauch."

Er schaute sie verwirrt an. "Aber..."

Sie schüttelte energisch den Kopf, was sie gleich darauf zu bereuen schien, da sie kurz inne hielt. "Kein Aber, Jungchen" Sie setzte ihr Glas an und leerte es mit einem Mal. Dann warf sie dem Wirt erst einen bösen Blick zu, bevor sie ihn anlächelte. "Kann ich nach Hause, Tom?"

Der reagierte sofort und winkte Kelly heran. "Klar, Kelly kommt schon, die bringt dich nach Hogsmeade, und ich sag noch Hagrid Bescheid, dass der dich abholt."

Kurz darauf erschien Kelly und half Rolanda hoch. Die ältere Frau stützend verschwand sie dann mit ihr in den Raum hinter der Theke. Kurze Zeit später hörte man noch kurz das Geräusch, das beim Apparieren entstand, dann war sie weg.

Sirius starrte den beiden noch kurz hinterher, wandte sich dann aber Tom zu. "Ich hab dir doch gar nichts bezahlt. Warum..?" Weiter kam er nicht, da ein Kunde die Theke ein Stück runter bezahlen wollte und Tom zu diesem hinging, während er Sirius einfach sitzen ließ.

Der begann erst jetzt wirklich zu realisieren, was gerade passiert war. Die Frau, Rolanda Hooch, hatte ihm einen Korb gegeben. Ihm, Sirius Black! Das war ihm noch nie passiert.

Und was hatte sie noch gesagt? Sie musste verhindern, dass Tonks mit Snape zusammenkam. Wieso das denn? Er wusste nicht einmal, das Tonks sich für den interessierte. Er bekam auch wirklich fast nichts mit.

Sirius musste jetzt unbedingt mit jemandem reden. Suchend sah er sich im 'Tropfenden Kessel' um, als gerade die Tür aufging und sein bester Freund die Kneipe betrat. Remus! Der war perfekt zum Reden.

Mit offenen Armen ging Sirius auf seinen besten Freund zu. "Remus, dich schickt der Himmel."

Überrascht sah Remus auf und fuhr sich dann fahrig mit der Hand durch die Haare. "Was? Wieso das?"

Augenblicklich hielt Sirius inne und schaute seinem Freund direkt in die Augen. "Ist etwas?

Eilig schüttelte der den leicht roten Kopf. "Nein, nichts."

Daraufhin schüttelte Sirius enttäuscht den Kopf, er erkannte es sofort, wenn sein Freund log. "Ich leide seelische Qualen und du lügst mich an?"

Abwehrend hob Remus die Hände. "Sirius, ich... was?" Jetzt zeigte sich Verwirrung auf seinem Gesicht.

Sirius überging Remus' Frage und sein Misstrauen verstärkte sich, als er seinen Freund betrachtete. "Wo kommst du her?"

Die Verwirrung verschwand aus seinem Gesicht und machte ein wenig Empörung Platz. "Wo ich herkomme? Von der Arbeit natürlich, manche Menschen arbeiten für ihr Geld, Sirius."

Er reagiert nicht weiter auf Remus' Stichelei. "Lüg nicht." Er schaute auf seine Uhr. "Du kommst immer schon um vier von der Arbeit. Noch einmal, wo warst du?"

Jetzt errötete Remus entgültig, er war schon immer ein schlechter Lügner gewesen. "Okay, ist gut. Ich war bei Tonks." Er schien ein sichtlich schlechtes Gewissen zu haben.

Sirius machte große Augen. "Ich dachte, du bist auf dem besten Wege mit Bellatrix...?"

Trübselig ließ sich Remus auf den nächstbesten Stuhl fallen. "Ach, das ist doch Chaos. Sie hat von dieser Hochzeitssache Wind bekommen. Sie war natürlich nicht begeistert..."

Auch wenn Sirius von dieser Beziehung nicht allzu angetan war, bedauerte er Remus jetzt schon. Er hängte doch immer so schnell sein Herz an eine Frau. "Das ist natürlich... schade. Und dann schmeißt dich gleich wieder an Tonks ran?"

Remus schüttelte entschieden den Kopf. "Nein, ich hab nicht! Das war ganz anders. Als ich sie letztens nach Hause gebracht... äh... was hast du eigentlich für eine Seelenqual?" Auf einmal wirkte Remus gar nicht mehr niedergeschlagen, sondern ziemlich neugierig.

Sirius brauchte einen Moment bis er diesen Themenumschwung nachvollzogen hatte. "Meine Seelenqual... ach ja, Rolanda Hooch hat mir erzählt, dass Tonks versucht hat mit Snape anzubandeln. Wusstest du das schon oder war das gerade unsensibel?"

Remus räusperte sich, wirkte aber zum Glück nicht so, als würde ihn das noch erschüttern. "Nein, das wusste ich schon..."

Irgendwo zwischen Spaß und Ernst schaute Sirius seinen Freund an. "Und das sagst du mir nicht?"

Remus tat unschuldig. "Ich hätte dir das schon noch gesagt. Aber nun weiter, Tonks..."

Für Sirius war das Thema jedoch noch nicht abgeschlossen. "Wann hättest du mir das Gesagt, in drei Monaten? Oder erst wenn die beiden geheiratet hätten und ich die Hochzeitseinladung bekommen hätte?"

Widerwillig schüttelte Remus den Kopf. "Soweit kommt das doch gar nicht und jetzt lass mich zu Ende erzählen. Also, nach dem Fiasko mit Bella war da eben noch Tonks, sie war ziemlich betrunken. Ich hab sie nach Hause gebracht und eine Nachricht da gelassen, damit wir uns heute treffen können, zum Reden und so. Und dann haben wir uns heute getroffen, um über die Trennung geredet..."

"Aber Tonks und Snape..." Wie ein schmollendes kleines Kind schob Sirius ein wenig die Unterliebe vor.

Ein wenig entnervt und vorwurfsvoll schaute Remus seinen Freund an. "Das belastet dich ja echt sehr. Dabei sind das nur deine Nichte zweiten Grades und dein Erzfeind. Wie wäre es, wenn du dich mal, um deine Nichte zweiten Grades und deinen besten Freund kümmern würdest?"

Kurzzeitig vergaß Sirius seine Seelenqual und blickte verwirrt drein. "Was?"

Remus seufzte, setzte dann aber ein gezwungenes Lächeln auf und fing an zu reden. "Okay, ich tu einfach mal so, als würde dich das interessieren. Ich habe mich mit Tonks unterhalten und wir haben uns gut verstanden. Dabei ist rausgekommen, dass die Trennung nicht meine Schuld war, sondern Tonks sich einfach über ihre Gefühle nicht klar war und deshalb nicht weiter wusste. Um mich also nicht zu verletzen, falls sie was Dummes getan hätte, hat sie sich von mir getrennt. Bevor ich mir ausmale, dass du fragst: Die anderen Gefühle hegte sie für Snape und um mich wieder nicht zu verletzen, hat sie eine andere Gestalt angenommen, um ihn nahe sein zu können. Oh, bevor du wieder fragen könntest: Ich weiß nicht, warum ausgerechnet Snape und sie wusste das auch nicht so genau. Sie meinte sie bräuchte einen Tapetenwechsel, Abenteuer und so. Das wiederum würde heißen, ich bin ihr zu langweilig, aber da du so ein guter Freund bist, würdest du jetzt sagen, ich bin der spannendste Mensch in der gesamten Zaubererwelt... Ah, ja, das tat gut, danke, bist ein echter Freund." Noch immer mit diesem Grinsen auf den Lippen beugte er sich vor und klopfte Sirius demonstrativ auf die Schulter. Normalerweise war er nicht so zynisch, aber er irgendwie hatte er das jetzt gebraucht nach der Sache mit Tonks und Bella. Da war Sirius ihm wirklich gerade recht gekommen.

Der sah ihn nur mit erhobener Augenbraue an. "Bist du fertig?"

Remus lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. "Ja und bevor du meckerst, du wolltest wissen, wo ich war."

Sirius zuckte mit den Schultern, als hätte er das schon wieder vergessen. "Stimmt, okay, aber trotzdem: Fertig mit deiner zynischen Phase? Das vertrage ich jetzt nicht."

Sein Freund musterte ihn skeptisch. "Das nimmt dich doch nicht so echt mit, oder?"

Trotzig verschränkte Sirius die Arme vorm Oberkörper. "Doch, sie hätte wenigstens einen Ton sagen können. Immerhin gehört ich zu Familie!"

Remus räusperte sich. "Aber du bist auch mein bester Freund und Geheimnisse sind nicht deine Stärke." Er hoffte, Sirius verstand worauf er hinaus wollte.

Scheinbar war Sirius noch immer in seiner Trotzphase. "Ich kann wenigstens lügen..."

Diesmal war Remus überrascht von dem Themenumschwung, allerdings verstand er Sirius' Anspielung auf seine Unfähigkeit zu lügen sehr wohl, wusste aber auch, wie er sich rächen konnte. Er grinste. "Wieso hast du dich überhaupt mit Rolanda unterhalten? Sag mir nicht, du hast sie angebaggert?" Das war der einzige Grund, warum Sirius Frauen ansprach.

Und wie Sirius war, machte er aus so was auch keinen Hehl. "Irgendwie wollte ich das, als Aufmunterung für sie, aber die hat mich abblitzen lassen. Erstaunlich oder? Ist mir noch nie passiert."

Betrübt seufzte Remus und starrte auf die Tischplatte, das erinnerte ihn wieder an sein jüngstes Fiasko mit Bella. "Willkommen in meiner Welt"

Auch dazu war Sirius natürlich nicht um einen Kommentar verlegen. "Man kann sich keinen Korb einfangen, wenn man die Frauen gar nicht erst anspricht."

Er hob den Kopf und sah seinen besten Freund böse an. "Halt doch die Klappe. Und was machst du jetzt wegen des Korbes?"

Sirius sah Remus kopfschüttelnd an. "Einrahmen werde ich ihn mir nicht, ich werde ihn vernichten!"

Jetzt brauchte Remus eine Weile bis er dem Gedankengang folgen konnte, aber er glaubte ihn verstanden zu haben. "Indem du Rolanda verführst? Nur für dein Ego?"

Ein gewitztes Blitzen war in Sirius grauen Augen zu erkennen, sein Kampfgeist schien geweckt zu sein. "Genau, das wäre doch gelacht. Niemand zeigt an Sirius Black Interesse und lässt ihn dann abblitzen!"

Remus musterte seinen nun wieder vollkommen euphorischen Freund. "Die Belastung von Tonks heimlicher Beinahe-Beziehung zieht dich wirklich runter." Der Satz kam ihm plötzlich zynischer rüber, als er ihn gemeint hatte.

Sirius schien allerdings genau so verstanden zu haben. "So zynisch kenn ich dich gar nicht, Remus. Aber zu deiner Information: Das ist eine Selbsttherapie, hab ich von Harry, der macht auch so was."

"Ich weiß" Seufzend nickte Remus, er hatte von dieser Therapie gehört, allerdings noch nicht selbst miterlebt. Beschreibungen zufolge sollte das aber durchaus unterhaltsam aussehen, wenn man den ersten Schrecken überwunden hatte.

Voller Energie stand Sirius auf. "Vielleicht sollte ich gleich damit anfangen."

Remus schüttelte den Kopf. "Und dir den nächsten Korb holen? Dann kann ich dich nach St. Mungo bringen."

Sirius dachte kurz nach und nickte dann. "Okay, du hast recht, vielleicht geh ich auch einfach zusammen mit dir zu dir nach hause."

Erstaunt stand Remus. "Was wartete denn bei dir? Eine Verflossene?" Es war schon häufiger vorgekommen, dass Sirius bei ihm übernachtete hatte, wenn irgendwelche Frauen in dessen Wohnung auf ihn warteten.

Erst schaute Sirius seinen Freund an, als hätte er noch nie von irgendwelchen Frauen gehört, die in seiner Wohnung warteten, dann zuckte er bloß mit den Schultern. "Nein, eine Horde Eulen mit Rechnungen, so ein fester Wohnsitz ist echt blöde."

Auch Remus blieb nichts anderes übrig als mit den Schultern zu zucken. "Wenn du meinst, Sirius."

Sie gingen auf den Ausgang zu, als sie die wieder zurückgekehrte Kelly erblickten, bei deren Anblick Remus etwas langsamer wurde, Sirius hingegen grinste. "Was machst du jetzt eigentlich mit Bella, Remus?"

Während Sirius die etwas unwillig aussehende Kelly in die Arme schloss und ihr irgendetwas ins Ohr flüsterte, woraufhin sie kicherte, stand Remus ungeduldig daneben. Er wollte besser nicht von Tom dabei erwischt werden, wie sie ohne etwas zu trinken und nebenbei noch Kelly ablenkend aus dem 'Tropfenden Kessel' verschwand. "Nichts, was soll ich schon machen?"

Sirius drehte den Kopf, um ihn ansehen zu können. "Sie zurückgewinnen." Er verabschiedete sich von Kelly und sie verließen die Kneipe.

Remus machte nur eine abwinkende Handbewegung. "Lass es, Sirius, denk daran, sie ist eine verhasste Cousine von dir, außerdem kann ich im Gegensatz zu dir sehr gut mit einem Korb leben."

Sein Freund sah ihn vielsagend an. "Wenn du meinst, Remus" Es war offensichtlich, dass er versuchte, seinen Freund nachzuahmen.

"Mach mich nicht nach!" Auch wenn er wusste, dass Sirius es nicht ernst meinte, sonder nur Spaß machte, schubste Remus ihn zur Seite, bevor sie gemeinsam zu seiner Wohnung gingen.

Immer Ärger mit den Frauen

Im 'Tropfenden Kessel'

Missmutig stocherte Lavender mit einem Zahnstocher in ihrem Getränke herum. Immer wieder versuchte sie mit diesem eine Cocktailkirsche aufzuspießen, die, obwohl sie hilflos in der Flüssigkeit schwamm, den Angriffen immer wieder entkam. Dieser mäßige Erfolg lag vermutlich an den drei Getränken, die Lavender vorher schon getrunken hatte. Aufgrund des hohen Alkoholgehalts reichten diese drei jedoch schon vollkommen aus, Lavender ziemlich betrunken zu machen, auch wenn sie den vierten noch gar nicht angerührt hatte und nur die Kirsche attackierte.

Mitleidig beobachtete Tom die Szenerie. Als sie sich an die Bar gesetzt hatte und nach einem starken Getränk verlangt hatte, war ihm zwar klar gewesen, dass irgendwas mit dem Mädchen nicht gestimmt hatte, aber nun erkannt er erst das volle Ausmaß ihrer Situation. Ihr schien es wirklich nicht sonderlich gut zu gehen und das lag nicht nur an ihrem übermäßigen Alkoholkonsum oder ihrem Misserfolg, die Cocktailkirsche zu treffen. Aber zumindest letzteres schien sie aufzuregen und dagegen konnte Tom immerhin etwas tun. Zufrieden schwang er seiner Zauberstab und in eine aufgespießte Cocktailkirsche tauchte in seiner Hand auf. Diese hielt er dann Lavender hin, die es gerade geschafft hatte, die Kirsche mit dem Zahnstocher wenigstens zu streifen, worauf ein gemeines Grinsen auf ihrem Gesicht erschien. Trotz einer leichten Irritation ließ Tom sich nicht beirren und hielt ihr die Cocktailkirsche hin. "Hier, geht auf's Haus."

Lavender schaute kurz auf, winkte aber ab. "Nein, danke, ich hab hier noch zu tun."

Zweifelnd schaute der Wirt auf die malträtierte Kirsche. "Mag ja sein, aber aufgespießt kriegst du sie vermutlich nicht mehr."

Lavender grinste diabolisch. "Noch will ich sie gar nicht aufspießen, sie muss zu erst noch leiden, richtig leiden. Er soll leiden!"

Überrascht hielt Tom inne, noch nie hatte er jemanden gesehen, der so wütend auf eine Kirsche war. Allerdings war die Kirsche in diesem Fall vermutlich keine Kirsche, sondern stand für etwas anderes, höchstwahrscheinlich für einen Kerl. Was auch sonst, war seine Kneipe in letzter Zeit doch ein Zentrum für Liebesangelegenheiten, positive wie negative, geworden.

Vor ihm auf dem Barhocker begann Lavender wieder die Kirsche zu bearbeiten, ohne ihn noch weiter zu bearbeiten. Kurzzeitig wollte Tom Lavender allein und damit die Kirsche ihrem Schicksal überlassen. Andererseits war er aber auch Wirt und hatte damit eine beinahe angeborene Neugier für die Lebensgeschichten seiner Gäste. "Was hat er..." Er hielt inne als er ihren bitterbösen Blick auf sich spürte und verwendete dann lieber einen anderen Ausdruck. "...was hat die Kirsche dir denn getan?"

Missmutig stach Lavender wieder nach der Kirsche, verfehlte sie aber knapp. "Hat mich sitzen gelassen, dieses Mistding. Mich einfach sitzen gelassen! Alles war fertig, morgen hätten wir den Saal für Hochzeitsfeier reserviert! Hat mich einfach verlassen, dieses Mistding..!"

Tom sah schon, wie sie ausholte, um wieder mit voller Wucht, angetrieben durch ihren Zorn, die Kirsche mit dem Zahnstocher zu treffen, als er ihr aus Angst, um das Glas diesen aus der Hand nahm und eilig das Glas samt Kirsche wegzog. Stattdessen füllte er eilig ein Schnapsglas und schob es ihr hin. "Vergessen wir mal die Kirsche: Wer hat dich verlassen, dein Verlobter?" Wenn er sich nicht irrte, war das Lavender Brown, die da vor ihm saß, aber war diese nicht mit Ron Weasley verlobt? Hatten diese sich nicht erst vor einer Woche hier in seinem Lokal verlobt? Das würde gar nicht zu dem Jungen passen, seine Verlobte sitzen zu lassen.

Ohne zu zögern griff Lavender nach dem Glas und leerte es in einem Zug. Mit grimmigem Gesichtausdruck schob sie es Tom zum Nachfüllen rüber. "Genau der, hat mich einfach sitzen gelassen, dieser Idiot..!"

Wieder schob Tom ihr das nachgefüllte Glas rüber, er konnte es immer noch nicht glauben, dass Ron Weasley seine Verlobte gelassen haben sollte. "Aber dein Verlobter war Ron Weasley, oder?"

Beinahe angewidert verzog Lavender das Gesicht, nachdem sie das Glas geleert hatte. "Oja, der so liebvolle und wohlerzogene Ronald Weasley hat mich verlassen. Und nicht mal einen Verlobungsring habe ich bekommen, den ich jetzt verkaufen könnte..." Finster guckte sie zu Tom, der noch immer nicht angefangen hatte, ihr Glas nachzufüllen, und griff stattdessen kurzerhand nach der Flasche und trank direkt aus dieser.

Kurz fragte sich Tom, ob er ihr die Flasche wegnehmen sollte, beschloss dann aber es zu lassen und ihr diese zusammen mit ihren restlichen Getränken in Rechung zu stellen, wenn sie wieder nüchtern war. Außerdem war im Moment die Geschichte ihrer Trennung von Ron Weasley wesentlich interessanter. Er wollte sie auch schon gerade fragen, als Kelly neben ihn trat und ihm auf die Schulter tippte. "Da ist so ein Typ vor Tür, Tom. Der meint ich soll fragen, ob eine gewisse Cho Chang da ist. Ich weiß ja nicht, ob ich das darf. Nicht sonderlich diskret, oder?"

Tom schaute Kelly fragend an. "Weißt du, wer der Typ ist?"

Kelly nickte und musterte nebenbei Lavender, die die Schnapsflasche noch immer fest im Griff hatte. "Klar, Draco Malfoy ist das."

Der Wirt verdrehte die Augen. Der schon wieder. "Dann sag Draco Malfoy, er soll reinkommen."

Kelly kicherte. "Du weißt, dass der den Laden hier nicht betritt."

Toms Miene verdüsterte sich. "Dann sag ihm, dass er, wenn er jetzt nicht sofort reinkommt, diese Kneipe nie wieder von innen sehen wird und ich ihm auch nicht verraten werde, ob seine Angebetete hier ist."

Kelly zuckte bloß mit den Schultern und ging dann in Richtung Ausgang, um Toms Nachricht zu überbringen.
 

Währenddessen wandte dieser sich wieder Lavender zu, die sich mittlerweile etwas beruhigt hatte und auch die Flasche losgelassen hatte. Ihre Augen leuchteten sogar etwas, aber nicht vom Alkohol oder vor Wut, so schien es Tom. Argwöhnisch betrachtete er seinen Gast, kam aber nicht dazu sie zu diesem schnellen Gefühlsumschwung zu befragen, da einige andere Gäste bedient werden wollten.

Kaum hatte Tom alle Bestellungen abgearbeitet, kam auch Kelly schon mit Draco Malfoy und einigen weiteren Getränkewünschen zur Theke zurück. Scheinbar hatten einige Gäste sie auf dem Weg angesprochen. Seufzend legte sie die Zettel vor Tom auf die Thekenplatte. "Hier, fünf neue Bestellungen. Wann wollte Mundungus uns noch mal eine neue Kellnerin vorstellen? Wird langsam Zeit."

Tom nickte langsam und begann die ersten Bestellungen fertig zu machen. "Bald, er meinte er hätte da schon eine Geeignete." Eigentlich war es nicht seine Art, Mundungus um Hilfe zu bitten, aber der Typ hatte noch einiges an Schulden abzuarbeiten und Tom hoffte, dass er sich nicht mehr so oft hier sehen lassen würde, wenn er seine Schuld abgearbeitet hatte. Und da Kelly eh gerade Verstärkung brauchte, da sie die Arbeit alleine nicht mehr schaffen konnte, hatte er Mundungus gefragt. Komischerweise wusste der immer irgendjemanden, den er fragen konnte. Hoffentlich schaffte er das auch dieses Mal.

Seine Kellnerin nahm die ersten Getränke entgegen und deutete dann noch auf ihre Begleitung, Draco. Der hatte bislang nur unschlüssig daneben gestanden und jeden n seiner Umgebung argwöhnisch beobachtete, als ob dieser ihn jeden Moment überfallen könnte. Als er aber bemerkte, dass Tom ihn ansah, setzte er sich neben Lavender auf einen Barhocker, die daraufhin noch einen großen Schluck aus der Flasche nahm, weshalb auch immer.

Tom guckte Draco streng an. "Nicht in meine Bar kommen wollen, aber etwas wissen wollen, was sich innerhalb meiner vier Wände abspielt. Das haben wir immer gerne."

Natürlich war Draco zu stolz um rot anzulaufen, aber immerhin brauchte er so was wie eine Entschuldigung zustande. "Okay, ich gebe zu, das war nicht sehr freundlich."

Der Wirt sagte dazu nichts, mehr konnte man als Entschuldigung wohl nicht von einem Malfoy erwarten. "Als würden hier die Ungeheuer des Weltunterganges lauern..." Tom schüttelte missbilligend den Kopf.

Draco verdrehte aufgrund Toms anhaltendem Gebrummel die Augen und wollte ihn schon gerade in diesem unterbrechen, als er einen Kopf auf seiner Schulter spürte. Perplex drehte er den Kopf zur Seite und machte das Gesicht einer jungen Frau auf seiner Schultern aus. Er wusste nicht und konnte kaum schätzen, wie viel sie schon getrunken hatte, ihr leicht dämlich wirkendes Grinsen ließ jedoch darauf schließen, dass es schon einiges gewesen war. "Na Süßer?" Ihr Atmen roch so stark nach Alkohol, dass es Draco beinahe die Schuhe ausgezogen hätte. Hilfesuchend wandte er sich Tom zu, doch der grinste nur und ging davon, um einen anderen Gast zu bedienen.

Lavender legte in der Zeit ihren Arm um seine Schulter und zog ihn so etwas näher an sich heran. "Kennst du mich noch?"

Obwohl es Draco widerstrebte, drehte er ihr den Kopf zu, um sie ansehen zu können. Schockiert stellte er fest, dass es sich bei der bisher unbekannten, angetrunkenen Schönheit um Lavender Brown handelte, mit der er gemeinsam in Hogwarts gewesen war. "Ja, doch, du bist Lavender Brown."

Diese grinste und fuhr ihm mit den Hand durch die Haare. Jede ihrer Berührungen war ihm unglaublich unangenehm. Sein Vater hatte ihm mal gesagt, dass es nichts schöneres gab, als in einer Bar von einer Frau umgarnt zu werden, da man sich dann unglaublich begehrt vorkam. Diese Erfahrung sollte jeder Mann mal gemacht haben. Draco hatte Gefühl in genau diesem Moment eine solche Erfahrung zu machen. Er fand sie eigentlich nicht so erstrebenswert.

Plötzlich spürte er, wie sie sich stärker gegen ihn drückte, so dass er beinahe von Stuhl gefallen wäre, da er so in Gedanken vertieft gewesen war. "Es ist so schön, dass du dich noch an mich erinnerst!" Lavender grinste, gleichzeitig versuchte Draco sich irgendwie auf seinem Stuhl zu halten, was sie ihm aber gar nicht so einfach machte, da sie mittlerweile fast mehr auf seinem als auf ihrem Hocker saß.

Während er sich mit der einen Hand krampfhaft an der Theke festhielt, versuchte er zu grinsen, auch wenn ihm das vermutlich total misslang. "Wow... ganz schon stürmisch..."

Lavender kicherte. "Hihi... ja, denn ich bin ja so traurig!"

Um Zeit zu schinden, wollte er gerade fragen, was ihr stürmisches Temperament mit ihrer Traurigkeit zu tun hatte, als ihr Gesicht seinem wieder verdächtig nahe kam, worauf es ihm die Sprache verschlug.

Mit großen Augen schaute sie Draco an. "Du tröstest mich doch sicher?" Noch bevor er auch nur dazu in Lage war, irgendetwas zu antworten, beugte Lavender sich vor bis ihre Lippen sich berührten. Es war kein sonderlich sanfter Kuss, da ihre Feinmotorik durch den Alkohol schon stark gelitten hatte, aber immerhin brach sie ihm dabei auch nicht die Nase. Überraschenderweise war ihm der Kuss gar nicht so unangenehm, wie er vermutet hatte. Sogar ihre Hand in seinem Nacken, mit der Lavender ihn weiter zu sich hinzog, erfüllt ihn kaum mit Unbehagen. Außerdem war es der erste Kuss seit langem, den er bekam. Und wenn er sich jetzt noch vorstellte, dass der Kuss von Cho war, dann...

Augenblicklich erstarrte Draco und drückte Lavender von sich weg. Erst jetzt erkannte er wirklich, was er hier tat. Er hatte doch Cho finden wollen, jetzt aber saß er hier und küsste Lavender Brown.

Diese starrte ihn nun entgeistert an und schien noch gar nicht zu begreifen, was gerade passiert, während er von seinem Hocker aufsprang und von Lavender zurückwich, als ob er sich verbrannt hätte. Was hatte er sich bloß dabei gedacht?

Er war sich ziemlich sicher, noch nie etwas so Dämliches gemacht zu haben. Sicher war er nie ein Kind von Traurigkeit gewesen, aber er war sich sicher, einem Mädchen noch nie so schnell so nahe gekommen. Für seinen Geschmack in diesem Fall viel zu nahe.

Eilig machte Draco noch einmal ein paar Schritte zurück, als Lavender versuchte, ihm wieder näher zu wanken. Mit dem ausgestreckten Arm in seine Richtung und dem flehenden Blick gab sie ein ebenso bemitleidenswertes wie beängstigendes Bild ab. Sein Mitleid wurde im Moment allerdings von seiner plötzlich aufkommenden Übelkeit verdrängt. Was hatte er bloß getan? Wie hatte er bloß glauben können, diese unglückselige Kneipe gefahrlos betreten zu können? Hier war er dank Dungs seltsamen Pulvers unter der Treppe gelandet und hier hatte er sich auch unglaublich mit Cho gestritten. Wieso hatte er sie hier gesucht? Ausgerechnet hier, er hatte hier sowieso nie Glück und selbst wenn es ein Wunder geschehen war und Cho noch nicht ausgewandert war, würde sie ganz bestimmt nicht hier her kommen. Vermutlich würde er sie nie wieder sehen.

Im Augenwinkel sah er, wie Tom langsam näher kam und Lavender dabei besorgt musterte. Kurz blickte Draco zu dem Wirt, der nun ihm einen fragenden Blick zuwarf. Das war ihm allerdings egal, er wollte nur noch eins, weg. Sein Blick fiel auf die Flasche, die noch auf der Theke stand. Ein Blick zu Lavender genügte, um zu erkennen dass diese in eine Art Schockstarre verfallen war und ihn sicher nicht aufhalten würde, wenn er jetzt kurz nach der Flasche griff. Tatsächlich rührte sich die junge Frau kein bisschen und ließ Draco danach greifen. Noch weiterer Blick zu Tom, der aber genauso wenig wie Lavender irgendeine Reaktion darauf zeigte, genügte und Draco drehte sich um und machte sich eillig daran den 'Tropfenden Kessel' zu verlassen. Kurz vor dem erlösenden Ausgang, der ihn endlich aus diesem Unglücksort lassen würden, musste er allerdings innehalten, da vor ihm eine schwarze Wand in Form eines Umhangs auftauchte. Ungehalten schaute er auf und schaute in das Gesicht seines ehemaligen Zaubertränke-Professors Severus Snape. Der schaute ihn mit seinem typischen durchbohrenden Blick an, nachdem er die Flasche in Dracos Hand identifiziert hatte. Bevor der Professor allerdings etwas sagen konnte, schob Draco sich an diesem vorbei und verließ den 'Tropfenden Kessel' hastig. Er wollte hier nur noch raus, nichts als raus.
 

Ein wenig überrascht war Severus schon, als er seinem ehemaligen Schüler hinterher schaute. Normalerweise war er eine andere Behandlung durch diesen gewohnt. Sicher gehörten umfangreiche Gespräche und freundschaftlichen Gesten nicht dazu, so stehen gelassen wurde Severus aber eigentlich auch nicht. Kurz dachte er noch weiter darüber nach, beschloss dann aber sich weder weitere Gedanken über Draco noch über die Flasche in dessen Hand zu machen.

Stattdessen ging er zur Bar rüber, wo er Tom erstaunlicherweise diesmal auf der anderen Seite der Bar vorfand, als er einer jungen Frau wieder auf den Stuhl half. Scheinbar war diese nicht auch nicht mehr ganz nüchtern. Grinsend blieb er hinter Tom stehen. "Hilfst du mir auch auf den Stuhl?"

Missmutig drehte der Wirt sich um und starrte Severus finster an. "Ich helfe dir schon gleich, allerdings raus aus meiner Kneipe..." Behäbig begab Tom sich wieder auf die andere Seite der Theke. Er stellte sich wieder auf seinen angestammten Platz dort, als seine Augen plötzlich belustigt funkelten. Argwöhnisch musterte Severus Tom, es musste einen Grund geben, warum dieser auf einmal so amüsiert wirkte.

Bevor der Wirt allerdings mit der Sprache rausrückte, griff er erst mal nach einem Glas, das er dann vor Severus abstellte. "Hab' gehört, du hattest da ein Problem mit einem Metaphormagus?"

Augenblicklich verdüsterte sich Severus' Gesicht. War ja klar gewesen, dass Tom das mitbekommen hatte. Komplett nüchtern würde Severus darüber aber nicht sprechen. "Whiskey."

Tom nickte und füllte dem Professor bereitwillig das Glas. "Also?"

Nachdem er das halbe Glas geleert hatte, schaute Severus den Wirt missmutig an. "Hat mich verarscht. Hätt' ich gewusst, wer sie wirklich ist, hätte ich sie keines Blickes gewürdigt. Wie kommt man auf die verquere Idee, so was zu machen?"

Tom zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung, vielleicht ist sie schüchtern."

Ungläubig schaute Severus Tom über den Rand seines erhobenen Glas an, das er gerade endgültig leeren wollte. "Schüchtern? Wie kommt man bei so einer Person auf schüchtern?" Entschlossen trank er das Glas aus. "Ich sag dir mal, was sie ist: Hinterhältig. Hinterhältig und nicht ganz dicht, wie jede Frau übrigens." Obwohl Tom grinste, redete sich Severus in Rage. "Diese Tonks ist genauso wie Hooch. Ständig läuft sie mir hinterher. Wie sie mir auf den Zeiger geht. Auf solche Frauen kann ich echt verzichten..! Was grinst du denn so?"

Tom sagte nichts, tippte nur der jungen Frau, die ihren Kopf mittlerweile auf den Tresen gebettet hatte, auf die Schulter, woraufhin sie sich langsam erhob und Tom fragend anschaute. Schon an ihrer Haltung und jetzt auch an ihrem Atem erkannte Severus, dass die junge Frau wirklich ziemlich betrunken war.

Der Wirt grinste immer noch. "Guck mal Lavender, da ist noch jemand, der einen Hass auf das andere Geschlecht hegt."

Frustriert fuhr Severus sich mit der Hand über das Gesicht. Lavender. Er kannte nur ein Mädchen, das so hieß, also konnte das hier neben ihm nur Lavender Brown, seine ehemalige Schüler, sein. Das konnte nicht wahr sein. Schon wieder eine betrunkene ehemalige Schülerin. "Sag mal, Tom, gibt es in deiner Bar eigentlich auch Menschen, die ich nicht unterrichtet habe und sich jetzt total betrinken? Ist hier ein Nest?"

Ratlos zuckte Tom mit den Schultern.
 

Kaum hatte Padma den 'Tropfenden Kessel' betreten, erkannte sie auch schon Ron Weasley an einem der Tische. Nachdenklich musterte sie ihn aus der Entfernung. Als sie die Eule heute Mittag bekommen hatte, hatte sie eigentlich beschlossen nicht herzukommen. Was fiel Ron Weasley ein, ihr erst ihren ersten Weihnachtsball zu ruinieren und sie jetzt, als wäre nichts gewesen, in den 'Tropfenden Kessel' einzuladen, um etwas zu bereden. Sicher, die Sache mit dem Weihnachtsball war mittlerweile über sechs Jahre her, doch trotzdem war Padma deswegen noch immer nicht gut auf ihn zu sprechen. In sechs Jahren hat er es nicht einmal geschafft, sich zu entschuldigen. Ihre Freundinnen meinten, sie wäre viel zu nachtragend und dass ein Ron Weasley es gar nicht wert wäre, so lange auf ihn sauer zu sein.

Ja, vielleicht war sie viel zu nachtragend, aber sie fand, dass er sich wirklich mal hätte entschuldigen sollen. Zumindest bevor er sie zu einem so vollkommen unerwarteten Gespräch einlud.

Da ihre Lust, sich jetzt mit Ron zu unterhalten, in Grenzen hielt, ließ Padma ihren Blick seufzend durch die Bar schweifen, vielleicht fand sich hier in der Bar ja doch noch jemand, der interessanter war als Ron Weasley. Das war ja nun auch nicht wirklich schwer.

Volltreffer. Severus Snape. Vollkommen unschuldig stand er an der Bar und schien quasi auf sie zu warten.

Ohne auch nur noch einen Blick in Rons Richtung zu werfen, machte Padma sich auf den Weg zur Bar. Nach dem Reinfall mit Draco, der sie einfach im 'Tropfenden Kessel' hatte stehen lassen, musste sie sich ablenken und Severus war da genau der Richtige. Immerhin hatte sie beschlossen, ihm den Großteil ihrer Aufmerksamkeit zukommen zu lassen und ebenfalls der geplanten Verlobung mit ihm. Draco Malfoy war bloß ein kleiner Zeitvertreib gewesen. Für ein wenig Spaß und um Hermine einen Gefallen zu tun, auch wenn sie Draco eigentlich wirklich gemocht hatte. Das war jetzt aber vorbei. Ganz sicher, jetzt war da nur noch Severus.

Zumindest in ihren Gedanken gab es nur Severus, an Bar gab es, wie sie ungehalten feststellen musste, auch noch jemand anderen. Rolanda Hooch, sie war früher Padmas Fluglehrerin in Hogwarts gewesen. Was machte die denn hier?

Schon mit etwas weniger Elan als vorher ging Padma weiter auf die Bar zu. Zuerst hatte sie gedacht, die andere Lehrerin hätte nur an Bar gestanden und sich etwas mit Severus - so unter Kollegen - unterhalten. Jetzt musste sie aber feststellen, dass diese, ihrem Blick nach zu urteilen, etwas ganz anderes im Sinn hatte. Die wollte sich doch tatsächlich an Severus ranmachen. Der schien jedoch gar nicht darauf einzugehen, sondern wirkte ziemlich genervt von ihr. Klar, immer war das auch ihr Severus. Wie könnte da noch eine andere Frau in seinem Leben sein.

Lächelnd kam Padma neben den beiden Lehrern zum Stehen. "Hallo Severus. Madam Hooch." Ihrer ehemaligen Lehrerin nickte sie bloß kurz zu, bevor sie sich endgültig Severus zuwandte und ihn erwartungsvoll ansah, in der Hoffnung sie könnten jetzt ein Gespräch führen.
 

Genervt verdrehte Severus die Augen, als er merkte, dass sowohl Padma als auch Rolanda ihn anstarrten. "Und was kann ich für die Damen tun?"

Rolanda lächelte übertrieben freundlich und schob sich ein wenig vor Padma. "Eigentlich wollte ich mit Ihnen unterhalten, aber wie ich sehe, erteilen Sie gerade Nachhilfe."

Überrascht schaute er von Rolanda zu Padma, die ließ ihm jedoch keine Zeit dazwischen zu gehen, sondern konterte gleich. Der Blick, den sie der älteren Lehrerin dabei zuwarf, war wahrlich eisig. "Verzeihen Sie, aber ich habe die Schule bereits vor drei Jahren verlassen." Ein triumphierendes Funkeln erschien in Padmas Augen. "Aber natürlich ist es schön, wenn einem das Alter noch nicht angesehen wird, oder?" Anschließend musterte sie Rolandas teils schon ergraute Haare.

Ruhig fuhr sich Rolanda mit der Hand durch die kurzen Haare. "Na dann sieht man mir die Erfahrung und die dazugehörige Reife wenigstens schon an."

Padma erwiderte den Blick herausfordernd. "Ach, sind Sie sich da so sicher?"

Die Lehrerin schaute sie nicht weniger angriffslustig an. "Ach, Kindchen, über graue Haare bin ich erhaben. Du wirst dich freuen, wenn du auch welche hast... aber das dauert ja noch."

Ein Grinsen erschien auf Padmas Gesicht. "Wenigstens werde ich dann nicht so wie ein Besen aussehen. Aber bei Ihnen ist das wohl besser so, dann wissen Ihre Schüler wenigstens, wie so ein richtiger Besen aussehen muss." Der hatte gesessen.

Rolanda atmete kurz durch, um sich zu sammeln. "Ist schon in Ordnung, Kindchen. Nicht jeder kann eine Frisur finden, die zu einem passt." Es folgte ein kritischer Blick auf Padmas Haare.

Padma schnaubte und vermutlich würde sie die Hooch gleich zu Boden reißen, wenn Severus sie so anguckte. Zwar hatte er nicht in den Streit eingreifen können, was er auch gar nicht wollte, aber er hatte sehr gut verfolgen können, wie sich immer mehr Wut in Padma ansammelte. Sie gab sich vielleicht Mühe diese zu unterdrücken, aber er erkannte so etwas sofort. Rolanda war da geübter, selbst wenn sie wütend war, würde man das wohl nicht so leicht erkennen können. Viele Jahre Lebens- und Berufserfahrung.

Seufzend stellte Severus sich zwischen die beiden Frauen. Nicht, dass es ihm wichtig wäre, ob die beiden jetzt auf sich losgingen, aber er fand, dass er es Tom schuldig war, eine weitere Szene in seiner Bar zu verhindern. "Entschuldigen Sie, wenn ich störe, aber könnten sie diese Auseinandersetzung nicht woanders und leiser führen?"

Die beiden Frauen schien seine Anwesenheit aber zur Zeit nicht weiter zu beeindrucken. Sie führten ihre Unterhaltung über seine Schultern hinweg weiter. Gerade warf Padma der Lehrerin einen wütenden Blick zu. "Was wollen Sie eigentlich hier? Sie bedeuten Severus doch gar nichts!"

"Als würden Sie ihm etwas bedeuten! Was haben Sie schon für eine Verbindung zu ihm? Eine ehemalige Schülerin? Das ist wohl eher ein Skandal als eine Verbindung."

Padma gab ein Geräusch von sich, das ziemlich empört klang. "Ach ja? Immerhin wird er mich heiraten und außerdem hat er sich schon einmal für mich eingesetzt, so dass ich nach Hause gebracht wurde!"

Während Rolanda erschrocken Luft einsog, als käme das einer Liebeserklärung gleich, stöhnte Severus entnervt auf. Wie konnte jemand in so eine kleine Sache, so viel hineininterpretieren? Entschieden machte er einen Schritt zur Seite, um aus der Schusslinie zwischen den beiden Frauen zu kommen und schaute dann beide ärgerlich an. "Könnten Sie beide jetzt gefälligst aufhören? Hören Sie zu Padma, nur weil ich jemanden dafür bezahlt habe, Sie nach Hause zu bringen, heißt das nicht, dass da irgendwas zwischen uns ist. Und schon gar keine Gefühle, klar? Auch diese Verlobung wird sich bald erledigt haben, also bauen Sie darauf erst gar keine Hoffnung. Lassen Sie mich einfach in Ruhe." Er wandte sich Rolanda zu. "Und Sie. Im Moment weiß ich gar nicht so genau, was mich eigentlich an Ihnen nervt. Vermutlich ist es Ihre pure Anwesenheit, die mich wahnsinnig macht. Und jetzt lassen Sie mich gefälligst beide in Ruhe, klar?!" Wütend schaute er beiden Frauen noch einmal an, bevor er tief durchatmete. Jetzt fühlte er sich schon gleich viel besser.

Zuerst schauten Padma und Rolanda ihn nur sprachlos an, dann fand jedoch erstere ihre Sprache wieder. "Aber Severus..." Sie schaute ihn mit großen Augen an. "Aber du hast mich nach Hause bringen lassen..."

Ungehalten drehte sich Severus zu ihr um. "Verdammt, wie kann jemand etwas so überbewerten? Sie finden es so erstrebenswert, dass ich jemanden finde, der sie nach Hause bringt? Was würde es dann bedeuten, wenn ich jemanden sogar persönlich nach Hause bringe?" Überrascht schaute Rolanda zwischen den beiden hin und her, doch bevor sie etwas einwenden konnte, drehte ihr Kollege sich um und umfasste das Handgelenk einer jungen Dame, die an der Bar saß.

Überrascht schaute Lavender Brown auf. Mittlerweile war der Alkohol ihr endgültig zu Kopf gestiegen und bis eben hatte sie noch stark daran gezweifelt, ob sie heute noch nach Hause kommen würde. Jetzt wurde sie aber von Severus auf die Füße gezogen und mit dem Arm abgestützt.

Fassungslos betrachteten Padma und Rolanda diesen Vorgang, was Severus ein Grinsen entlockte. Dann lächelte er Lavender zu. "Kommen Sie, Lavender, ich bringe Sie nach Hause." Ohne die beiden Frauen noch eines weiteren Blickes zu würdigen und unter den Augen des erstaunten Toms verließen die beiden die Bar, Lavender gestützt von Severus.
 

Fassungslos schauten Rolanda und Padma den beiden hinterher, sie schienen immer noch begreifen zu können, was gerade passiert war. Kurz starrten die Frauen sich danach noch wütend an und drehten sich dann gleichzeitig zur Bar um, wo Tom gerade vorbeiging. "Was Starkes, bitte." Sofort schauten sich die beiden böse an, als ob es unverzeihlich wäre, dass sie nicht nur den gleichen Mann wollten, sondern auch das gleiche Getränk.

Tom hingegen kam kein solcher Gedanke, sondern schenkte beiden etwas von dem Schnaps ein, den er gerade in der Hand hatte.

Mit einem zufriedenen Grinsen sah Rolanda, dass Padma ihr Glas zuerst noch zögernd anschaute. Sie hingegen zögerte keine Sekunde, sondern stürzte das Glas in einem Zug hinunter. Immer noch grinsend stellte sie das leere Glas vor sich ab.

Padma nickte, als würde sie die unausgesprochene Herausforderung annehmen und trank ihr Glas ebenfalls in einem Schluck aus. Anschließend verzog sie kurz das Gesicht, wandte sich dann aber an Tom. "Noch mal das selbe."

Nachdem auch Rolanda dem zugestimmt hatte, stellte Tom erneut zwei gefüllte Gläser vor sich ab. Auch diese wurden mit grimmigem Gesichtausdruck von den Frauen getrunken.

Dieses Vorgehen wiederholten Padma und Rolanda noch einige Mal, so dass Tom schon bald aufhörte mitzuzählen. Eigentlich war es ja auch egal, wie viel die Frauen tranken, wichtig war bloß, er bekam Geld in die Kasse. Er musterte gerade besorgt die Flasche und überlegte, wo er jetzt Nachschub herbekommen konnte, als Padmas Hand hervorschnellte und sich an der Theke festhielt. Erschöpft seufzte die junge Frau. Scheinbar war das alles, was sie an Alkohol vertrug.

Gehässig klopfte Rolanda ihr auf die Schulter. "Ist schon in Ordnung, Kindchen. Wir machen Schluss für heute." Zu Toms Überraschung antwortete Padma schon gar nicht mehr, sondern ließ nur den Kopf hängen.

Der Wirt wollte schon protestieren, dass eine doch noch die Rechung zahlen sollte, als Rolanda ihm einige Münzen auf den Tresen legte. "Tom, ich bezahl. Für beide. Der Rest ist für dich." Mit einem Grinsen beugte sich zu Padma herunter. "Als kleiner Trostpreis..."

Diese bedachte sie daraufhin mit einem bösen Blick. "Ach was! Pech in der Liebe, Glück im..."

Rolanda grinste bloß, als sie den Fehler in Padmas Sprichwort bemerkte. "Netter Versuch, Kindchen. Aber ich glaube, ich bekomme beides." Rolanda drehte sich auf dem Absatz um und verließ sicheren Schrittes die Bar. Scheinbar hatte der Alkohol auf Rolanda eine nicht annähernd so heftige Wirkung wie auf Padma. Die Lehrerin war schließlich auch schon eine ganze Weile im Training.
 

Zurück blieb eine deprimierte Padma , die sich nicht einmal mehr traute, Tom in die Augen zu sehen, sondern sich schweigend und mit unsicheren Schritten von der Bar entfernte.

Was für eine bescheuerte Woche. Erst das Fiasko mit Draco, dann das mit Severus und jetzt auch noch diese Niederlage gegen Rolanda. Am liebsten würde sie sich auf ewig irgendwo verkriechen. Wieso war sie überhaupt hergekommen? Nur wegen dieses treulosen Tollpatsches Ron Weasley.

Wo steckte der eigentlich gerade? Wehe dem, wenn der noch hier war. Der würde was erleben, sie einfach in diesen Höllenloch zu locken!

Trotz ihres nicht zu verachtenden Alkoholpegels erkannte sie Ron schon bald an einem der Tisch der 'Tropfenden Kessel'. Entschlossen wankte sie auf ihn zu, auch wenn er bislang keine Reaktion zeigte. Er trommelte einfach nur den Finger auf die Tischplatte und schien sie gar nicht weiter zu beachten.

Padma spürte, wie ein wenig Wut in ihr hochkam. Der würde es nicht wagen, sie herzubestellen und sie dann links liegen zu lassen. Kaum kam sie an seinem Tisch an, ließ sie sich auf einen der Stühle fallen. Erstaunt schaute Ron sie an, aber das war ihr in dem Moment egal. "Also, hier bin ich, Ron Weasley."

Er schaute sie noch immer mit großen Augen an. "Jaah... und wieso?"

Nun war es Padma, die etwas überrascht schaute. "Du hast mich doch herbestellt."

Ron schaute sie weiterhin verständnislos an. "Nein, habe ich nicht..." Er schaute sich kurz in der Bar um und sprach erst weiter, als er Padmas drängenden Blick bemerkte. "...eigentlich habe ich Parvati eingeladen."

Die junge Frau musterte ihn gründlich. "Erstens: Was willst du von meiner Schwester? Zweitens: Wieso schreibst du dann mir?"

Erschrocken hob Ron die Hände. "Ich will gar nichts von deiner Schwester. Zumindest nicht so, wie du denkst. Sie sollte mir etwas über Lavender erzählen..."

Misstrauisch betrachtete Padma ihren Gegenüber. "Ach, über Lavender? Man sollte meinen, dass man genug über seine Verlobte weiß, oder? Falls nicht, hättest du sie fragen können, bis vorhin saß sie noch dort an der Bar."

Alarmiert schaute Ron zur Theke, konnte dort jedoch niemanden mehr entdecken. "Lavender war hier? Hat sie mich gesehen?"

Padma zuckte gleichgültig mit den Schultern. "Keine Ahnung, ist mir auch egal. Aber kommen wir mal zu meinen Fragen zurück. Also, das erste zweitens noch mal: Wieso schreibst du mir? Und dann ein neues zweitens: Warum willst du über Lavender reden?" Deutete sie Rons verwirrten Blick richtig, war es konfus, was sie gerade gesagt hatte. In ihrem Kopf klang es aber verdammt logisch.

Als er sicher war, dass Lavender nicht mehr da war, beruhigte Ron sich wieder und schien sogar gewillt, Padmas Fragen zu beantworten. "Vielleicht habe ich den Brief heute morgen etwas hastig geschrieben und dabei etwas geschmiert. Vermutlich konnte die Eule meine Schrift nicht deuten." Obwohl das eigentlich unmöglich war, versuchte Ron diese dämliche Erklärung mit einem Grinsen zu kaschieren. "Ich wollte deine Schwester fragen, wie es Lavender geht, nach der Trennung und so..."

Nun war es Padma, die wieder überrascht war. "Ihr habt euch getrennt?"

"Ja..."

"Wann?"

"Heute morgen..."

Sie grinste. "Und wie? Mit so einer großen Szene und viel Krach?"

"Nein, ich hab ihr einen Brief geschrieben..."

Vollkommen unerwartet lachte Padma auf. "Wie sensibel..."

"Ja, ich weiß, aber ich dachte, dass wäre so besser für uns beide..."

Padma hörte ihm gar nicht weiter zu, ihr ging mittlerweile etwas ganz anderes durch den Kopf. Und das war noch nicht der Alkohol und wenn, dann nur ein klein wenig.

Sie fand, dass sie dringend etwas Spaß notwendig hatte. Dieser war ihr schon mit Draco und Severus verwehrt worden, doch für Ron Wealsey würden ihre Flirt-Künste wohl geraed noch reichen. Außerdem war Ron nicht unbedingt jemand, den man Lang überzeugen musste. Sagte man etwas deutlich genug, tat er es, erst recht bei so etwas. Und wenn der nicht einmal mehr verlobt war, dann gab es da auch nichts moralisch Verwerfliches dran.

Ihr gegenüber redete Ron immer über seine Trennung, sie würde das Gespräch jetzt aber auf ein anderes Thema lenken. "Also bist du jetzt Single?"

Ron ließ sich von der Frage vorerst nicht beirren. "... du weißt ja sicher, wie Frauen, da sein können, deshalb wollte ich... was?"

Ungeduldig schaute sie ihn an. "Bist du jetzt solo?"

Langsam nickte Ron, schien aber noch nicht zu verstehen, worauf die Frage hinauslaufen sollte.

Padma lächelte. "Gut, dann küss mich."

Erschrocken sprang Ron von seinem Stuhl, der daraufhin umfiel und dessen Lehne abbrach. "Ich soll was?"

"Du sollst mich küssen." Padma sprach mit ihm, als wäre er ein Erstklässler in Hogwarts, wurde allerdings wieder ungeduldig als er noch immer zögerte. "Jetzt."

Tatsächlich machte Ron, dann einen Schritt auf sie zu. Zuvor hatte Padma förmlich sehen können, wie es in seinem Kopf gearbeitet hatte, wie er überlegt hatte. Anscheinend hatte er die Vor- und Nachteile abgewogen. Die Vorteile hatten scheinbar überwogen, denn nachdem er sich noch einmal umgeschaut hatte, kam er noch einen Schritt näher und beugte sich dann zu ihr runter.

Als sich ihre Lippen trafen, fühlte sich Padma so bestätigt wie schon seit bestimmt einer Woche nicht mehr. Vielleicht war sie an Severus und Draco gescheitert, an Ron würde sie aber nie scheitern. Den konnte sie vermutlich immer um den Finger wickeln und das war nicht nur gut für ihr Selbstwertgefühl sondern auch macht sogar Spaß, auch wenn es Ron war. Allerdings war der Kuss auch noch nicht perfekt.

Padma löste sich von ihm und schaute ihn kurz an. "Wie wäre es jetzt etwas weniger zaghaft?"

Als sie sich jetzt das zweite Mal küssten, war der Kuss wirklich wilder und intensiver. Jetzt begann die Sache erst interessant zu werden. Langsam wanderten ihre Hände seinen Rücken hoch. Zuerst etwas vorsichtiger, dann fordernder, als sie merkte, dass seine Hände ebenfalls auf Wanderschaft gingen, fuhr sie ihm durchs Haar.

Ohne sich von ihm zu trennen stand sie auf und zog ihn noch etwas näher an sich heran. Dann löste sie sich wieder von, um Luft holen zu können. Dabei erkannte sie ganz genau das Funkeln, das jetzt in Rons Augen aufgetaucht war. Wie sie mit Wohlwollen registrierte, leerte sich der 'Tropfenden Kessel' mittlerweile und sie zog Ron an der Hand ein paar Schritte hinter sich her.

Trotz des Funkelns, was eigentlich bedeuten musste, dass ihm alles egal war, schaute Ron sie fragend an. "Wohin...?"

Sie ließ ihn gar nicht ausreden, sondern küsste ihn kurz, bevor sie ihn weiter durch die Tische dirigierte. "Du wirst schon sehen." Sie guckte kurz, ob Tom sie sehen konnte, dann versuchte sie Ron eilig die Treppe hochzuziehen. Als sie jedoch merkte, dass er schon wieder langsamer wurde, drehte sie sich um und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Darauf erschien ein Grinsen auf Rons Gesicht und er ließ sich bereitwillig von Padma die Treppe hochziehen. Sie würden heute Abend noch Spaß haben...

Erkennen und Beheben von Traumata

Im 'Tropfenden Kessel'

Er war zu gut für diese Welt. Er hatte es schon immer gewusst, einfach zu gut für diese Welt. Vielleicht nicht für diese Welt, aber allemal für diese Bar. Als Wirt einer Bar war er einfach zu gutmütig.

Wie konnte Tom sonst erklären, was er gerade hier tat. Gestern Abend hatte er Draco Malfoy noch für immer aus seiner Bat verbannen wollen, jetzt päppelte er genau diesen mit Kaffee wieder auf.

Tom seufzte und stellte die Tasse vor Draco ab. Vielleicht hatte der Wirt ihm gestern doch zu viel zugemutet, als er eine völlig aufgelöste, frustrierte und frisch verlassene Lavender Brown auf ihn losgelassen hatte. Wer hätte auch ahnen können, dass Lavender so über ihn herfallen würde. Und dass Draco danach so ausrasten würde, hätte Tom auch unmöglich wissen können. Für kurze Zeit hatte er dann gedacht, dass er diesen nie wieder sah, was ja auch sicherlich keine schlechte Alternative gewesen wäre. Als der Wirt dann aber noch eine letzte Runde vorm Schließen durch und um die Kneipe gemacht hatte, hatte diese Alternative sich verflüchtigt. Der junge Malfoy hatte die gesamte Flasche Schnaps, die er mitgenommen hatte, geleert und hatte anschließend keine zwei Meter mehr geschafft, sodass er vollkommen betrunken neben dem 'Tropfenden Kessel' liegen geblieben waren.

Erst hatte Tom ihn dort auch liegen lassen wollen, dann hatte sich jedoch sein Gewissen gemeldet, was verhindert hatte, dass er Draco dort liegen ließ. Also hatte er ihn mit reingenommen, wo Draco sich auf dem Fußboden ausnüchtern konnte. An genau der selben Stelle, an der er ihn gestern zurückgelassen hatte, hatte Tom ihn dann auch noch heute morgen angetroffen. Sonderlich fit sah Draco allerdings nicht aus. Noch immer lag er mehr auf dem Tresen als dass er auf seinem Hocker saß. Mal wieder gutmütig deutete Tom auf den Kaffee. "Der geht aufs Haus."
 

Nur mäßig interessiert nickte Draco und starrte auf sein Spiegelbild in der bräunlichen Flüssigkeit. Was war er bloß für ein Versager. Wäre die Tasse dafür nicht eindeutig zu klein, würde er wohl versuchen, sich in diesem Gebräu zu ertränken. Aber vermutlich würde er das auch nicht auf die Reihe kriegen.

Seufzend sah er sich im 'Tropfenden Kessel' um. Mittlerweile hatten sich sogar schon einige andere Gäste hier eingefunden. Menschen, die Draco vor 24 Stunden noch allesamt als lebensunfähige Versager bezeichnet hätte. Auch seine Anwesenheit änderte eigentlich nicht viel daran. Er passte perfekt in diese Gruppe rein, nichts im Leben auf die Reihe gekriegt und schon morgens um halb neun im 'Tropfenden Kessel'.

Eigentlich hatte Draco diese unglücksselige Kneipe für immer meiden wollen, hatte es sogar für einige Zeit geschafft und Cho damit gequält, dass sie ihr Bier immer vor der Tür getrunken hatten. Jetzt hingegen war ihm egal, dass er doch wieder hier gelandet war. Immerhin war ihm hier, schon fast alles widerfahren, was auch nur möglich war. Er hatte seltsame Pulver zusammen mit Mundungus Fletcher in komische Getränke gekippt und getrunken, er war von Lavender Brown angefallen worden und hier drin hatte er vermutlich für immer Cho verloren. Nach all diesen Niederlagen konnte er auch gleich hier bleiben.

Noch immer starrte Draco auf den Kaffee, der vor ihm stand. Tom war nicht wirklich für seinen guten Kaffee bekannte. Vielleicht sollte er ihn besser nicht trinken, andererseits bestand die Möglichkeit sich mit diesem Kaffee zu vergiften und die wollte sich Draco eigentlich nicht entgehen lassen.

Er war sich immer noch nicht sicher, wie er mit dem Kaffee verfahren sollte, als der Wirt wieder vor ihm auftauchte und auf die Treppe deutete. "Ich mach mal geben meine Runde oben bei den Zimmern."

Was interessierte es Draco denn, ob Tom seine Runde jetzt machte? Er stand vor den Trümmern seines Lebens und der fand es nötig, ihn über die Unwichtigkeiten in der Kneipe aufzuklären.

Er starrte noch fünf weitere Minuten auf seine Tasse - unsicher, was er damit tun sollte -, als Draco erst eilige Schritte auf der Treppe und dann Toms wütende Stimme hörte. Schon etwas neugieriger wandte er sich der Treppe zu. Dort polterten zu seiner Überraschung gerade Ron Weasley und Padma Patil diese herunter, während Padma noch eilig versuchte ihre Bluse zuzuknöpfen. Beide sahen zerzaust und nicht sonderlich ausgeschlafen aus. Kaum hatten sie das Ende der Treppe erreicht, erschien Tom am obersten Treppenabsatz, vor Wut sogar Rot im Gesicht. "Nicht zu fassen! Sich über Nacht einfach in meine Gästezimmer schleichen! Unglaublich!" Keiner der beiden war allerdings so mutig sich noch einmal zu dem wütenden Wirt umzudrehen, sondern flüchteten eilig aus dem 'Tropfenden Kessel'.

Ziemlich überrascht starrte Draco den beiden nach. Hatte Padma ihn nicht noch vor ein paar Tagen angebaggert? Das hatte sie allerdings, eine weitere Begegnung im 'Tropfenden Kessel', die er lieber verdrängen würde. Gerade wollte er sich wieder seiner immer noch vollen Kaffeetasse widmen, als ihn jemand ansprach.

"Du siehst grauenvoll aus, Draco."

Schockiert drehte er sich um und starrte sie an. "Cho? Was machst du denn hier?"

Chos vorwurfsvoller Blick ließ Draco gleich etwas kleiner auf seinem Hocker werden. "Verfall' bloß in keinen Freudentaumel, weil ich hier bin." Er war sich nicht sicher, ob in dem Satz irgendeine Form von Ironie am Werk war. "Ich bin immer noch sauer." Dieser Satz hingegen holte ihn sofort auf den Boden der Tatschen zurück. Sie war immer noch sauer, klar.

Dagegen wollte er allerdings etwas tun. "Cho, es tut mir so leid, ich wollte wirklich nicht, dass das so was passiert?"

Wieder schaute sie ihn nur vorwurfsvoll an. "Das was passiert? Du dich mit Mundungus Fletcher im 'Tropfenden Kessel' amüsierst oder ich dich dabei erwische? Vielleicht gehst du ja nebenbei ständig in den 'Tropfenden Kessel', es ist dir bloß zu peinlich dich mit mir hier zu sehen."

"Du bist mir nicht peinlich..." Draco wollte seinen vehementen Prostest noch dadurch unterstreichen, dass er aufstand, allerdings zwangen seinen Kopfschmerzen ihn dazu sich gleich wieder hinzusetzen.

Diesmal wurde Chos Gesichtsausdruck ziemlich gehässig. "Stinkende Hand mit FröhlichFix?"

Vorsichtig schüttelte er den Kopf. "Nein diesmal nicht, einfach zu viel Schnaps."

Sie musterte ihn abschätzend. "So siehst du aus." Als er anfing zu lächeln, sah sie Draco zweifelnd an. "Warum lachst du?"

Er lächelte immer noch. "Ich musste an die letzte FröhlichFix-Mischung denken. Da hast du mich nach Hause gebracht." Auch wenn es nicht mehr als das gewesen war, so war es doch der Grundstein für ihre weitere, größtenteils bessere, Beziehung gewesen.

Cho hingegen schien das anders zu sehen. "Hätte ich’s mal gelassen, dann hättest du das hier früher haben können. Eine Nacht bei Tom im 'Tropfenden Kessel'."

Draco seufzte und schaute sie an. "Cho, es tut mir wirklich leid."

Sie zuckte bloß mit den Schultern. "Schön für dich."

Tief durchatmend richtete er sich so gut es ging auf, er würde sie schon überzeugen, er musste bloß hartnäckig sein. "Wirklich, mir tat es etwas noch nie mehr leid. Weißt du, während ich dich gestern gesucht habe, wurde mir etwas klar. Als ich rumlief und nicht wusste, wo du bist, dachte ich, ich hätte dich für immer verloren. Es hätte ja sein können, dass du London schon längst verlassen hast. Und bei diesen Gedanken, bekam ich auf einmal, ich weiß gar nicht wie ich das nennen soll, einen Knoten? Irgendwas auf jeden fall, irgendwas Schmerzhaftes war da und es machte mir klar, wie sehr ich dich brauche. Ich brauche dich einfach, weil... ich dich brauche..."

Auch wenn ihre Haltung noch immer abweisend wirkte, so hatte er sie doch geknackt. Ihre Augen verrieten sie. "Oha, das ist ja mal eine echte Gefühlsregung bei dir, Draco."

Dieser grinste. Er hatte sie überzeugt. "Ja, vermutlich. Außerdem weiß ich, dass es bei dir auch so ist. Ansonsten wärst du nicht hier."

Kurz blitze so was wie Ärger in ihren Augen auf, doch dann lächelte sie. "Ach, du bist ein Idiot, Draco."

Und wie er sie überzeugt hatte. Draco hatte Menschen schon immer gut überzeugen können. "Und?"

Cho grinste herausfordernd. "Und was? Glaubst du, so eine, wenn auch sehr gefühlvolle Entschuldigung, bringt alles wieder in Ordnung? Ein bisschen mehr ist da wohl noch fällig."

"Wie?"

Wieder zuckte sie mit den Schultern. "Ich glaube, ich werde mindestens eine anständige Verabredung brauchen, um festzustellen, ob ich auch irgendetwas Knotenhaftes in mir habe."

Damit würde sie Draco noch ewig aufziehen, das wusste er jetzt schon. Trotzdem nickte er lächelnd, worauf sie das Lächeln erwiderte. Nicht nur das, bevor er auch nur reagieren konnte, beugte sie sich etwas vor und küsste ihn auf die Wange.

Gerade wollte er etwas sagen, als sie das Gesicht verzog. "Uh, sag mal, Draco, weißt du eigentlich, dass du gleich zu Arbeit musst? So kannst du da wohl kaum hin."

Seine Freude von eben war hinüber und machte einem Anflug von Panik Platz. "Verdammt, mein Boss bringt mich um." Und das war kein Scherz, sein Boss war zu allem fähig, wenn man seine Regeln nicht befolgte. Korrektes Auftreten gehörte dazu.

Beruhigend klopfte Cho ihm auf die Schulter. "Das wird schon, meine Reinigungszauber sind nicht schlecht und ein Pfefferminzbonbon lässt sich bestimmt auch noch finden. Nur mit den Kopfschmerzen wirst du wohl leben müssen."

Das Grinsen kehrte auf Dracos Gesicht zurück. "Ich denke, das werde ich überleben. Wenn ich es überlebe, habe ich immerhin eine Date mit dir."

Sanft boxte sie ihm gegen den Oberarm. "Los, du Charmeur. Wenn wir nicht zu spät kommen wollen, sollten wir uns beeilen."

Zwei Reinigungszauber und ein Pfefferminzbonbon später machten sich beide auf den Weg zum Ministerium.
 

Im 'Tropfenden Kessel'

Zuerst hatte Ginny ihn gar nicht gesehen. Vielleicht war es auch nur eine seltsame Mischung aus Hoffen und Annehmen gewesen. Denn obwohl sie die Verabredung vorgeschlagen hatte, war sie nicht vollkommen davon überzeugt, ob es das richtige war. Gestern Abend hatte sie überlegt, ob sie absagen sollte, vielleicht eine Krankheit vorschieben. Gleichzeitig wollte sie aber hingehen. Es war eine echte Zwickmühle gewesen und zu guter Letzt hatte Ginny sich dafür entschieden, dass diese Verabredung den Ausschlag dafür geben sollte, ob sie sich noch mal mit Neville treffen würde. Keine unvernünftige Entscheidung, wie sie jetzt fand.

Trotzdem war sie sich nicht sicher, was sie davon halten sollte, als sie sich Neville näherte, dieser aber nicht auf einem Stuhl saß, sondern vor einer der Pflanzen in der Kneipe hockte und den Kopf zwischen deren Äste steckte.

Was auch im er dort tat, es fesselte ihn so, dass er nicht merkte, wie Ginny neben ihn trat. Es schien als würde er die Pflanze untersuchen, aber wieso? Was studierte er doch gleich? Botanik, klar. Ginny seufzte, wonach sie schon glaubte, dass er sie bemerkt hatte, doch er musterte noch immer die Pflanze und murmelte jetzt etwas, das wie "Läusebefall" klang. Sie würde sich dieser Pflanze garantiert nicht mehr nähern.

Ginny ging noch einen Schritt näher und räusperte sich. "Hey Neville."

Überrascht sah Neville auf und blieb dabei in den Zweigen der Pflanze hängen. "Oh, hallo Ginny…"

Sie versucht nicht allzu skeptisch zu klingen. "Was machst du da?"

Eilig befreite er sich von Ästen und vertrockneten Blättern, um sich dann aufzurichten. "Oh, entschuldige, ich hab mir die Pflanze da angesehen."

Sie lächelte, noch immer unsicher, was sie davon halten sollte. "Du gehst in deinem Studium voll auf, oder?"

"Was..? Entschuldige, das ist eine schlechte Angewohnheit geworden. Wollen wir uns setzen?" Er grinste verlegen und deutete auf einen Tisch in der Nähe.

Ginny nickte. "Ja, gern." Bloß weg von dieser Pflanze.

Nachdem sie die üblichen Höflichkeiten ausgetauscht hatten und Kelly ihre Bestellung aufgenommen hatte, wurden sie still. Keinem schien ein wirklich gutes Gesprächsthema einzufallen, so dass beide nur dasaßen und Löcher in die Luft starrten, wenn sie sich nicht gerade verlegen anlächelten.

Überraschend räusperte Neville sich nach einer Weile. "Hm, ja... und wie geht’s es deinen Pflanzen?"

Irgendwie hatte Ginny auf ein anderes Gesprächsthema gehofft. "Meinen Pflanzen?"

Er nickte. "Äh, ja..."

Sie grinste und zuckte mit den Schultern. "Eine ungewöhnliche Frage für eine Verabredung und fürchte ich muss dich auch enttäuschen. Ich habe keine Pflanze mehr."

Jetzt schaute Neville sie aufrichtig schockiert an. "Wie? Was ist denn mit den anderen passiert?"

Fragend blickte sie nun ihn an. "Welchen anderen? Ich hatte nur die eine und die hat Padma doch vom Tisch geschmissen. Ich fürchte, das hat sie nicht überlebt." Sie verschwieg Neville jetzt besser die Tatsache, dass sie die Pflanze gar nicht erst wieder mit nach Hause genommen hatte, sondern im 'Tropfenden Kessel' entsorgt hatte.

So richtig schien Neville ihr pflanzenloses Leben nicht begreifen können. "Aber..? Hattest du denn keine anderen mehr?"

Ginny schüttelte den Kopf.

Noch immer starrte Neville sie an. "Oh und was..? Wie geht das ohne..?"

Wieder zuckte sie mit den Schultern. "Tja, nicht jeder braucht unbedingt Pflanzen..." Als sie Nevilles bestürztes Gesicht sah, änderte sie ihre Meinung etwas. "Ja, nicht jeder brauchte sie in rauen Mengen. Ein oder zwei pro Wohnung reichen ja auch, oder?"

Neville nickte, schwieg aber.

Diesmal war es wohl an ihr, ein neues Gesprächsthema zu finden. "Sag mal, magst du Quidditch?"

Natürlich mochte er kein Quidditch, konnte Neville sich doch nicht wirklich mal auf dem Besen halten. Allerdings war er begeisterter Zuschauer, was er auch schon in Hogwarts gemacht hatte.

So verbrachten die beiden die nächste Zeit. Redeten über ihre Zeit in Hogwarts, über Harry, der leider wirklich so gut Quidditch spielen konnte, wie er dachte, über zerstörte Gewächshäuser nach furchtbaren Kräuterkunde-Stunden und wunderbare Spätsommer am See von Hogwarts. Sie vermissten beide ihre Zeit in Hogwarts. Sowohl Nevilles Studentenleben als auch Ginnys Quidditchspielerdasein waren nicht unbedingt so erfüllend, wie gehofft. Beide träumten davon irgendwann als Lehrer nach Hogwarts zurückkehren zu können. Dafür standen Nevilles Chancen wesentlich besser als Ginnys. Professor Sprout schien wesentlich gewillter zu sein in Rente zu gehen als Madame Hooch, die vermutlich ewig im Amt bleiben würde.

Sie war sich nicht klar, wann genau es passierte, aber als sie irgendwann hochschaute und Neville vor sich sah, der wild gestikulierend davon erzählte, wie er mit einer Riesenpflanze eines der Gewächshäuser zerstört hatte, wurde ihr es klar. Ihr gefiel seine Gesellschaft. War erst mal ein Anfanggefunden, hatten die beiden wesentlich mehr Gesprächsthemen gemeinsam als erwartet. Nicht unbedingt Botanik, aber Quidditch war es sehr ergiebiges Thema, genauso wie die Schuldzeit in Hogwarts. So würde Ginny ihm irgendwann mal Freikarten für eins ihrer Spiele mitbringen und er würde ihr helfen ein Klassentreffen auf die Beine zu stellen.

Während Ginny sich noch immer über Professor Sprouts Gesicht bei der Zerstörung ihres Gewächshauses amüsierte, guckte Neville nebenbei auf die Uhr, was dazuführte, dass er hektisch aufsprang und Ginny dann entschuldigend anschaute. "Tut mir leid, Ginny, ich muss los, ich muss zur Uni und die kleinen Grün-Klauen-Orchideen füttern. Bin diese Woche damit dran."

Nach dem etwas pflanzenlastigen Beginn ihrer Verabredung hatte sie sich mit dieser Marotte Nevilles abgefunden. "Ist schon in Ordnung. Treffen wir uns denn noch mal?"

Überrascht schaute Neville sie an, scheinbar hatte er damit nicht gerechnet. "Klar, gerne, wenn du willst. Wie wäre es mit Samstag?"

Ginny lächelte. "Samstag klingt gut, bis dann. Grüß mir die Grün-Klauen-Orchideen."

Neville grinste schüchtern und ging dann eilig zum Ausgang des 'Tropfenden Kessel'.

Lächelnd schaute Ginny ihm hinterher, er war schon ein verrückter Kerl, aber sehr liebenswürdig. Immer noch mit einem Lächeln im Gesicht legte sie das Geld auf Tisch und schickte sich ebenfalls an, die Kneipe zu verlassen. Kurz vorm Ausgang kam ihr jedoch Harry entgegen, der ihr freundlich winkte. Seufzend blieb sie bei ihm stehen. "Oh, hi Harry."

"Hallo, Ginny." Freundlich musterte er sie.

Ihr Bedürfnis sich mit ihm zu unterhalten hielt sich allerdings in Grenzen, weshalb sie schon gerade weitergehen wollte, als Harry die Hand erhob und sich selbst ins Gesicht schlug. Entsetzt schaute sie ihn an. "Harry, was tust du denn?"

Der machte jedoch nur eine wegwerfende Handbewegung. "Ach, schon okay, das ist bloß meine Selbsttherapie."

Ginny stöhnte und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. "Ich hatte gehofft, das wäre ein Gerücht."

Trotz seines fragenden Blicks lächelte Harry. "Wieso sollte es? Ich finde die Methode wirklich gut, um Cho aus meinem Kopf zu kriegen."

Jetzt war es an Ginny ratlos zu gucken. Wenn er Cho vergessen wollte, wieso schlug er sich, wenn er sie traf? Sie wollte es ihn schon fragen, doch irgendwie wusste sie jetzt schon, dass es besser wäre, die Antwort gar nicht zu hören. Sie wollte nur noch weg und über ihre nächste Verabredung mit Neville nachdenken. "Okay, Harry, ich muss dann aber auch weiter. Wiedersehen." Bevor er etwas erwidern konnte, ging sie an ihm vorbei und verließ den 'Tropfenden Kessel'.
 

Kurz schaute Harry Rons Schwester hinterher, zuckte dann jedoch nur mit Schultern und ging zu dem Tisch, an dem er Lavender erspäht hatte. Er näherte sich ihr zuerst zögerlich, er könnte ja sein, dass sie nach der Trennung von Ron auch auf ihn nicht gut zu sprechen war. Doch nichts an Lavender schien dafür zu sprechen, dass sie ihm gleich einen Fluch auf den Hals hetzen würde. Sie wirkte eher überraschend gelassen und nippte zufriedenen an ihrem Wasserglas.

Vorsichtig optimistisch, dass seine Hilfe gar nicht gebraucht wurde, setzte er sich ebenfalls an den Tisch. Eigentlich hatte er sie hergebeten, um sie gegebenenfalls trösten zu können, da Rons Art der Trennung ja doch ziemlich abrupt gewesen war. Sie wirkte allerdings überhaupt nicht trostbedürftig. "Hey, Lavender, wie..?"

Ein wenig verträumt schaute sie über den Rand ihres Glases. Sie wirkte ein wenig wie seine ehemalige Mitschülerin Luna. "Sag mal, Harry, weißt du, wer mich nach Hause gebracht hat?"

Überrascht schaute er sie an. Was hatte sie denn gestern gemacht? "Äh, nein..."

"Das ist echt voll seltsam..." Sie stellte ihr Glas vor sich ab, als wäre das ein Zeichen dafür, dass sie ihm jetzt ihre Aufmerksamkeit schenkte, doch sie wirkte immer noch etwas abwesend.

Unsicher betrachtete er sie. "Lavender?" Sollte er sie wirklich auf die Trennung ansprechen

"Ja?" Sie schien allmählich aus ihren Tagträumen aufzuwachen.

Vielleicht konnte er sich vorsichtig an das gewünschte Thema herantasten. "Wie geht’s dir?"

Sie zuckte mit den Schultern. "Wie soll's mir gehen? Ich weiß nicht, wer mich nach Hause gebracht hat, ich erinnere mich generell kaum noch an etwas von gestern Abend. Aber mir geht’s es trotzdem auf befremdliche Art und Weise gut."

Harry glaubte seinen Ohren nicht trauen zu können. "Gut?"

Sie nickte zustimmend. "Ja, Harry - okay, vielleicht ein bisschen Kopfschmerzen, aber ansonsten gut, ja."

Eigentlich hatte er mehr erwartet als nur Kopfschmerzen. "Aber die Trennung von Ron..?"

Lavender machte mit den Hand irgendeine wegwerfende Handbewegung. "Ach, das meinst du. Ja, klar, das ist echt verdammter Müll, aber um ehrlich zu sein, sogar das hat diese Person gestern Abend wieder hingekriegt." Sie lächelte.

Skeptisch betrachtete er Lavender. "Ich dachte, du erinnerst dich an nichts."

Grinsend hielt sie ihm den Finger vors Gesicht. "Ich erinnere mich ja auch nicht daran, wer mich nach Hause gebracht hat, aber was gesagt wurde, weiß ich noch ganz genau."

Harry war skeptisch, mehr als skeptisch. "Und das wäre?"

"Du bist zu schade für ihn. Er ist es nicht wert. Und so weiter und so weiter. Es klang einfach wunderbar in meinen Ohren." Während sie das gestern gehörte wiederholte, imitierte sie eine tiefere Stimme.

Vielleicht war er aufgrund seiner Auror-Ausbildung übervorsichtig, aber sollte sie die Tatsache, dass ein Unbekannter sie nach Hause gebracht hatte, nicht beunruhigen? "Und du weißt nicht, wer das war?"

"Nein." Lächelnd schüttelte sie den Kopf.

"Aber du glaubst es?" Vermutlich war er einfach übersensibel, wenn er fremden Menschen nicht alles glaubte.

Lavender nickte und nahm einen Schluck von ihrem Wasser. "Klar, es macht alles besser."

"Alles?" Vermutlich kam das nicht so skeptisch rüber, wie er gewollt hatte, da er mit damit beschäftigt war, Kelly sein Getränk abzunehmen. Sie brauchte wirklich lange heute, er hatte sein Getränk schon beim Reinkommen bestellt.

Lavender ließ sich davon nicht stören. Sie lächelte und nickte. "Ja, alles."

Sie lächelte. Mittlerweile war der verträumte, leicht abwesende Ausdruck aus ihrem Gesicht verschwunden, stattdessen wirkte sie aufrichtig zufrieden. Ein Ausdruck, der in seinen Augen nicht wirklich zu ihr passte in so einer Situation. Immerhin war sie gerade verlassen worden. Da hätte er etwas anderes erwartet. "Okay, und was hast du nun vor?"

Sie grinste. "Ich weiß noch nicht genau, allemal nicht wegziehen und versuchen diesen Teil meines Lebens zu vergessen. Aber vielleicht gehe ich mit dir aus..."

Eigentlich hatte er sich auf ein längeres Zuhören eingestellt und deshalb einen Schluck Wasser getrunken, an dem er sich nach Lavender Äußerung aber sofort verschluckte. Hustend starrte er sie an. "Was willst du machen?"

Lavender lächelte weiterhin. "Mit dir ausgehen."

Sein Husten legte sich langsam, seine Erstaunen hingegen nicht. "Aber wieso..?"

Sie zuckte arglos mit den Schultern. "Erinnerst du dich nicht mehr an den Brautladen? Ich fand deine Gesellschaft echt angenehm, du meine nicht?"

"Nein..." Als ob er seine Antwort damit verschwinden lassen könnte, schüttelte Harry heftig den Kopf. "Also, doch... ja, ich fand's auch schön, aber das geht doch nicht."

Diesmal schaute Lavender ihn skeptisch an. "Warum..?"

Hilflos gestikulierte er mit den Händen. "Du bist die Verlobte von..."

"Ex-Verlobte," korrigierte sie ihn lächelnd.

Unwirsch schüttelte er den Kopf. "Ja, stimmt, Ex-Verlobte, aber trotzdem, die Ex-Verlobte meines besten Freundes. Das geht doch nicht!"

"Warum nicht?"

"Warum nicht? Weil es eben nicht geht!"

"Das ist doch keine schlüssige Begründung."

"Sag mir einen Kulturkreis, in dem so was nicht verurteilt wird. Der beste Freund mit der Ex-verlobten."

Grinsend lehnte sie sich zu ihm rüber. "Sag du mir überhaupt erst mal einen Kulturkreis."

Harry stöhnte, so ging das nicht. Entschuldigend legte Lavender ihm die Hand auf die Schulter. "Tut mir leid, Harry, aber du stellst dich einfach affig an."

Nervös zog er die Hand weg. "Ach ja? Und was, wenn Ron das herausfindet? Das kann ich ihm nicht antun."

Lavender zuckte bloß mit den Schultern. "Hör doch mal mit Ron auf, der ist doch egal. Es geht jetzt um uns, nicht um ihn."

"Aber..."

Streng schüttelte sie den Kopf. "Kein Aber. Ron ist doch kein Kleinkind mehr. Der packt das."

Harry war sich da absolut nicht sicher. "Ich weiß ja nicht..."

Entschieden schaute sie ihn an. "Jetzt ist aber gut, Harry Potter. Nächsten Freitag, genau hier, klar?" Grinsend legte sie ihm ein paar Münzen hin. "Und gib das doch bitte Kelly von mir. Bis Freitag." Immer grinsend und scheinbar bester Laune drehte sie sich um und ging davon. Nach ein paar Schritten drehte sie sich aber wieder um und schaute ihn siegessicher an. "Ich weiß genau, dass du da sein wirst, Harry, ein Gentleman wie du lässt eine Dame nicht sitzen." Sie winkte noch einmal und verschwand dann aus dem 'Tropfenden Kessel'.
 

Ziemlich konfus schaute Harry hier hinterher. Er hätte widersprechen müssen, es gab immerhin einige Argumente dafür nicht mit ihr auszugehen. Sie war die ehemalige Verlobte von Ron, er würde ihm das wohl kaum verzeihen. Aber komischerweise war es ihm gar nicht so wichtig, ob etwas dagegensprach. Sicher, er hatte sich Lavender gegenüber geweigert, aber als er jetzt genauer darüber nachdachte, war er doch gar nicht so unzufrieden mit dieser Verabredung. Wenn er an ihr Treffen im Brautladen dachte, könnte das am Freitagabend doch ganz nett werden. Ein bisschen komisch fühlte sich das an, ein Date mit der Ex-Verlobten seines besten Freundes, und er musste das ganze auch noch irgendwie Ron beibringen, aber vielleicht konnte er es Ron ja als Teil zwei seiner Selbsttherapie verkaufen. Vielleicht war Ron aber auch gar nicht sauer, immerhin war seine Sympathie für Lavender in letzter Zeit doch stark gesunken.

Nachdenklich trank er sein Getränk aus und ging langsam zur Bar, um zu bezahlen. Was hatte Ron ihm mal gesagt, Lavender schaffte es immer einen um den Finger zu wickeln? Das schaffte sie allerdings. Natürlich würde er sie nicht sitzen lassen, selbst wenn er es wollte, könnte er es nicht. Er hatte eigentlich gar keine Zeit gehabt zu widersprechen. Lavender war echt gerissen.

Grinsend wollte Harry den 'Tropfenden Kessel' gerade ebenfalls verlassen, als ihm ein Bekannter an der Bar auffiel. "Oh, hey Sirius. Was machst du hier?"

Statt hochzugucken, schaute dieser weiter trübselig in sein Bier. "Ich fange mir Körbe ein."

Sein Patensohn zuckte mit den Schultern. "Oh, entschuldige, war ne doofe Frage, vermutlich schleppst eine Frau nach der anderen ab. Was auch sonst." Er kannte seinen Patenonkel.

Vorwurfsvoll schaute Sirius ihn an. "Das war mein Ernst."

Diesmal zuckte Harry verständnislos mit den Schultern. "Was?"

Frustriert schnaubte sein Pate. "Das mit den Körben."

"Was?" Überraschte schaute der Jüngere ihn an.

Genervt schaute Sirius ihn an. "Kannst du auch noch was anderes sagen?"

"Entschuldige, aber warum kriegst du Körbe?" Was war heute bloß los mit der Welt? Lavender frohlockte nach ihrer Trennung beinahe und Sirius bekam einen Korb. Irgendwas lief absolut falsch, nicht komplett falsch, aber tendenziell falsch.

Seufzend wandte sich der Ältere wieder seinem Bier zu. "Wieso kriegt man wohl Körbe, Harry? Ich muss echt ein schlechter Pate gewesen sein, weißt du denn gar nichts?"

Dieser grinste. "So schlecht warst du auch, teilweise eins schlechtes Vorbild, aber kein schlechter Pate. Von wem hast denn einen Korb gekriegt?"

"Von Rolanda Hooch."

Verständnislos starrte Harry ihn an. "Wieso das denn?"

"Harry..."

Er seufzte und verbesserte sich. "Entschuldige... wieso... wieso sprichst du so mit der Hooch, dass du einen Korb bekommen kannst?"

Vorwurfsvoll schaute Sirius ihn an, bevor er sich wieder seinem Bier zuwandte. "Der Satz wäre eigentlich noch eine Entschuldigung wert."

"Entschuldige..."

Seufzend lehnte Sirius sich, so gut es auf dem Hocker eben ging, zurück. "Es gibt zu viel selbstbewusste Frauen."

Harry schaute seinen Paten bloß an, bis dieser fortfuhr. "Früher! Da ist jede Frau mit mir ausgegangen, kaum dass ich sie angesehen habe. Von wegen "Nein, ich will nicht". Selbst wenn die eigentlich keine Lust hatten, sind sie meinem Charme erlegen, so dass sie einfach mitgekommen sind. Und Heute? Da gibt mir diese Frau einfach einen Korb." Betrübt starrte er in sein Bierglas.

Es ihm nicht ganz klar, was er antworten sollte. Immerhin hatte Harry gerade dank einer selbstbewussten Frau eine Verabredung bekommen. Bis er sich das getraut hätte, hätte er es vermutlich mit seinen dritten Zähnen tun müssen. Aber ihr war das einfach egal gewesen. "So übel ist das doch gar nicht."

Der Ältere zuckte mit den Schultern. "Dann fang du dir mal den dritten Korb innerhalb von vier Tagen ein.."

Harry musterte seinen Pate skeptisch. "Ich hoffe, das kann ich vermeiden."

"Sehr lustig..."

"Wo du gerade hier bist. Ein Rat wäre nicht schlecht." Vielleicht würde das Sirius aufbauen.

Der starrte vorerst aber nur weiter auf sein Bier. "Einen Rat welcher Art? Für alle Tipps, die fürs Überleben wichtig sind, ist Remus die bessere Adresse."

"Es geht um eine Frau."

Als Antwort nahm Sirius einen großen Schluck seines Bieres, schien sonst aber nichts dagegen zu haben. Kurz sammelte Harry sich, bevor er anfing. "Die Ex-Verlobte von Ron..."

"... ist tabu." Ohne weiter auf ihn zu achten, nahm Sirius einen Schluck aus seinem Glas.

Ungehalten schaute Harry ihn an. "Du weißt doch gar nicht, was ich sagen wollte."

"Muss ich nicht, ich hab euch gesehen. Da hinten." Er deutete mit dem Kopf auf den Tisch, an dem Harry bis eben mit Lavender gesessen hatte. "Ich wiederhole: Die ist tabu."

"Aber..."

Wie Lavender selbst vorhin schaute nun sein Pate ihn nun entschieden an. "Tabu, Harry. Alles was der beste Freund schon hatte, ist tabu, Sperrgebiet."

Trotzig schaute dieser ihn an. "Ich werde sie trotzdem treffen."

Sirius seufzte. "Du hattest gar nicht vor auf meinen Rat zu hören, oder?"

Zaghaft schüttelte Harry den Kopf. "Nicht wirklich."

Wieder nahm sein Pate einen großen Schluck Bier. "Toll, nicht einmal du hältst dich noch an meinen Rat..."

Aufmunternd klopfte Harry ihm auf die Schulter. "Da kommen auch wieder bessere Zeiten, Sirius."

"Hoffentlich, dabei könnest du mir übrigens gleich helfen." Als wäre all das Selbstmitleid von eben vergessen, wandte sich Sirius jetzt grinsend zu ihm um.

"Ach ja?" Wieder einmal war Harry skeptisch.

"Hast du kurz Zeit? Ich bräuchte bei mir zu Hause etwas Hilfe." Er setzte sein Bier an und trank es beinahe in einem Zug leer.

Er hatte heute nichts mehr vor, also konnte er genauso gut seinem Patenonkel helfen. "Klar, als ab zu Remus?"

"Nein, wirklich zu mir."

Das erstaunte den Jüngeren nun. "Echt? Du wohnst doch sonst ständig bei Remus."

"Nichts gegen meinen Zweitwohnsitz, klar?" Jetzt setzte er sein Glas erneut an und leerte es diesmal entgültig.

Abwehrend hob Harry die Hände. "Ist ja gut, wobei brauchst du denn Hilfe?"

Sirius grinste. "Bei einem Eulen-Vertreibungszauber."

Er nickte, wusste er doch genau, dass Sirius' Woche regelmäßig von zwei Duzend Eulen belagert wurde, da Sirius seine Rechung nicht zahlte. "Ist der schwierig oder wieso?"

Gelassen schüttelte sein Pate den Kopf, während er ein paar Münzen auf die Theke legte. "Nee, gar nicht, aber es sind viele Eulen..."

Skeptisch musterte Harry ihn. "Mehr als sonst?"

Sirius nickte, nicht einmal um ein Grinsen verlegen.

"Oh, okay." Harry wollte sich gar nicht vorstellen, wie viele Eulen sich in der Wohnung tummelten.

"Na dann los." Immer noch grinsend stand Sirius auf und verließ den 'Tropfenden Kessel'. Im Aufstehen musterte Harry noch kurz die Münzen, die dieser da gelassen. Es waren eindeutig zu wenige um Sirius' gesamte Schulden bei Tom zu begleichen. Er zweifelte sogar daran, dass es für das letzte Getränk reichen würde. Aber so war sein Pate eben, immer knapp bei Kasse. Seufzend folgte Harry diesem hinaus.

Zu erfüllende Bedingungen

Im 'Tropfenden Kessel'
 

"Du musst ein gutes Wort für mich einlegen, Moony." Mit einem nicht nachzuahmenden Hundeblick guckte Sirius seinen besten Freund an.

Ruhig gönnte sich dieser einen Schluck von seinem – zugegebenermaßen ziemlich miserablen – Kaffee. "Für den Kaffee? Wohl kaum. Solltest du daran sterben, wird Tom sein Geld nie bekommen. Das Risiko wird er wohl kaum eingehen."

Angewidert starrte Sirius auf die Tasse. "Was? Ich will die Brühe doch gar nicht."

"Wie? Du meintest gar nicht den Kaffee?" Remus zuckte betont ahnungslos mit den Schultern.

Verständnislos musterte Sirius diesen. "Nein, wie kommst du denn darauf?"

Vorwurfsvoll blickte Remus seinen Freund über den Rand seiner Kaffeetasse an. "Weil normale Menschen für gewöhnlich zuerst sagen, wobei man für sie ein gutes Wort einlegen soll und nicht gleich mit dieser Forderung anfangen."

Der machte nur eine wegwerfende Handbewegung. "Aber-"

"Kein Aber, Sirius, das ist immer so." Erneut musterte Remus diesen tadelnd.

Widerwillig, oder vielleicht auch nur um das Thema zu beenden, nickte Sirius. "Okay, aber kannst du mir jetzt helfen?"

"Wobei denn überhaupt?" Genervt verdrehte Remus die Augen, sein Gegenüber war einfach unverbesserlich.

"Rolanda." Sein bester Freund musterte ihn ernst, wenn nicht sogar todernst. Ein ungewöhnlicher Gesichtsausdruck für seinen Freund.

"Rolanda?" Abwehrend hob Remus die Hände. "Sicher nicht."

Sirius schaute ihn bestürzt an. "Warum denn nicht? Was spricht denn gegen ein gutes Wort?"

Bevor er seine Sprache wiederfand, brachte Remus zuerst nur ein Schnauben zustande. "Weil es kein gutes Wort über dich gibt, Sirius. Selbst Leute, die dich nicht persönlich kennen, wissen alles über dich. Was soll ich ihr denn da über dich erzählen?"

Grinsend zuckte Sirius mit den Schultern. "Was Gutes?"

Remus lachte trocken auf. "Dann müsste ich ja lügen."

Die Antwort war ein böser Blick seines Freundes. "Klappe, Moony. Und was mache ich nun?"

Arglos zuckte Remus mit den Schultern. "Dir was anderes überlegen?"

Als Antwort bekam er bloß ein abfälliges Schnauben.
 

Kurze Zeit schwieg Sirius, bevor seine Neugier ihn dann aber doch besiegte. "Was tust du eigentlich hier, Moony?" Normalerweise war sein bester Freund nicht so früh im 'Tropfenden Kessel' anzutreffen.

Der nahm einen weiteren Schluck von seinem Kaffee. "Ich werde mir deinen Rat zu Herzen nehmen."

Sirius glaubte seinen Ohren nicht trauen zu können. "Wie bitte? Meinen Rat?"

Lachend, aber gleichzeitig etwas misstrauisch musterte Remus seinen Freund. "Ja, sollte ich das etwa nicht?"

Eilig nickte dieser. "Doch, doch, ich freue mich, dass du dich endlich dazu entschieden hast, meinem Rat zu folgen. Ich war bloß überrascht, normalerweise reagierst du ja eher nach-" Sirius zögerte kurz. "-Moony-Art."

Kurz starrte Remus ihn irritiert an, dann schüttelte er jedoch den Kopf. "Ich frag' am besten gar nicht erst, was du damit meinst."

Sirius grinste. "In Ordnung. Und welchen meiner vielen Ratschläge wirst du befolgen?"

Sein bester Freund erwiderte das Grinsen. "Ich werde Bella zurückgewinnen."

Das verblüffte ihn wiederrum. "Wirklich? Hier?"

Ein Nicken von Remus folgte. "Ich werde sie treffen."

Zweifelnd betrachtete Sirius ihn. "Sie ist total sauer auf dich, trifft sich aber mit dir?"

Sein Freund verzog das Gesicht. "Nein, nicht direkt. Ich hoffe, sie bei einem unserer Gruppentreffen zu sehen."

Noch immer zweifelnd, aber auch etwas neugierig musterte Sirius ihn. "Und dann?"

Remus grinste triumphierend. "Werde ich sie ansprechen."

"Ich bin platt." Verblüfft sah Sirius ihn an.

Irritiert wurde er von seinem Freund gemustert. "Hm?"

"Gott, Remus, woher kommt dieses Selbstvertrauen? Wem auch immer du es geklaut hast, gib es ihm zurück!" Soweit Sirius zurückdenken konnte, hatte er Remus noch nie so selbstsicher gesehen.

"Nicht mal deine Ekelstimmung kann mir jetzt den Mut nehmen." Mit einem großen Schluck leerte dieser seine Kaffeetasse und nickte Sirius zu. "Und wenn du mich jetzt entschuldigst, ich hab da etwas wieder in Ordnung zu bringen!"
 

Während sein Freund immer noch sprachlos war, ließ Remus ihn grinsend an der Bar stehen. Er wollte nicht zu spät zum Therapietreffen kommen.

So selbstsicher er sich aber auch gab, beim Treppensteigen zitterten ihm trotzdem die Knie. Nervös ging er die Flure im oberen Geschoss des 'Tropfenden Kessels' entlang. Er war jetzt schon einige Zeit nicht mehr bei den Treffen der "Anonymen Trauernden" gewesen und er hatte keine Ahnung, ob Bella noch hinging. Er konnte nur hoffen, dass sie heute da sein würde. Ansonsten wäre er wohl umsonst hergekommen.

Als er an der Tür kam, an der immer noch das seltsame Schild mit der krakligen Schrift hing, atmete er einmal tief durch und nahm all seinen Mut zusammen. Er würde das schon schaffen.

Kaum hatte er die Tür geöffnet, bereute er es auch schon fast. Stickige Luft schlug ihm entgegen und Carry grinste ihn etwas überrascht an. Wie er das vermisst hatte. Zögerlich ging er ein paar Schritte in den Raum hinein, während die Therapeutin die Arme ausbreitete, als wolle sie ihn in die Arme schließen. "Hallo Remus. Schön, dich mal wieder in unserer Mitte begrüßen zu können. Naja, oder auch nicht?" Sie lachte. Ein grässliches Geräusch in seinen Ohren.

"Wieder verlassen worden?" Grinsend saß Linus in der ersten Reihe und musterte ihn. Weiter hinten im Raum musterten ihn Agnes und Miriam genauso.

Remus verdrehte genervt die Augen, auch wenn dieser Idiot leider Recht hatte. Er war auf eine ungewöhnliche Art und Weise – nämlich ohne jemals mit ihr zusammen gewesen zu sein – verlassen worden.

Leicht genervt schüttelte er den Kopf. "Nein, ich suche nach Bella... Bellatrix. Ich wollt ihr etwas sagen, aber sie scheint nicht hier-"

Bevor er seinen Satz beendeten konnte, ertönte ihre Stimme. "Was willst du mir denn sagen?" Langsam drehte er sich um und sah sie auf einem Stuhl neben der Tür sitzen. Schön wie immer, aber scheinbar auch ziemlich schlecht gelaunt.

"Bella... du hier?" Blöde Frage. Er bereute sie, kaum dass er sie ausgesprochen hatte. Würde er weiterhin solche Fragen stellen, konnte er sich die Versöhnung wohl abschminken.

Sie zuckte mit den Schultern, zeigte sonst aber keine Regung. "Ja, hat mich auch überrascht, aber vielleicht wollte ich mich einfach mal mit Leuten umgeben, die offen und ehrlich zu mir sind." Ihr Blick wurde finster.

Leicht irritiert musterte Remus die anderen Teilnehmer der Selbsthilfegruppe, für seinen Geschmack waren diese teilweise etwas zu ehrlich.

"Also, was wolltest du mir sagen?" Sie stand auf und kam langsam auf ihn zu, dazu ihr eisiger Blick und Remus kam sich wirklich etwas bedroht vor.

Mutig versucht dieser all seine Unsicherheit auf einmal runterzuschlucken, scheinbar ein zu ehrgeiziges Projekt, da diese sich einfach nicht komplett verscheuchen ließ. "Ja, weißt du... ich wollte mich entschuldigen."

Bella grinste, tat das allerdings ziemlich freudlos. "Das war mir klar. Du bist nicht Macho genug, um sowas unentschuldigt zu lassen."

"Wie bitte?" Remus musste zugeben, dass sie ihn mehr einschüchterte, als ihm lieb war.

Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. "Das ist keine Schande, Remus, wirklich nicht."

Dieser konnte es nicht verhindern in seinem Innerem sowohl etwas genervt als auch etwas verletzt zu sein, ignorierte jedoch beide Gefühle. Dafür war jetzt keine Zeit. "Kann ich mich jetzt entschuldigen?"

Es folgte ein gleichgültiges Schulterzucken von Bella. "Wenn du willst."

Diese Frau konnte wirklich unglaublich launisch sein, aber er war bereit, das zu ertragen. "Okay, es tut mir wirklich sehr leid, Bella. Das ist alles vollkommen schief gelaufen."

Ihre Augen funkelten ihn böse an. "Wirklich? Schief gelaufen? So nennt man das also, wenn man sich mit jemandem trifft, demjenigen aber verschweigt, dass man verlobt ist? Ziemlich schief gelaufen!"

Beschwichtigend hob Remus die Hände. "Bella, diese Verlobung, ich will die doch gar nicht!"

Allerdings schien die Geste nicht die gewünschte Wirkung auf sie zu haben. "Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass du es nun mal bist. Mal hergehört-" Sie wandte sich an die Gruppe, die ihnen die ganze Zeit gespannt lauschte. "- er ist mir ausgegangen, obwohl er verlobt ist, hielt es aber nicht für nötig, mir das zu sagen."

Die Gruppe begann zu murmeln und einige sahen Remus böse an, der sich deshalb gezwungen sah, das genauer zu erklären. Er wandte sich ebenfalls an die Gruppe. "Es ist eine Zwangsverlobung. Ich war und bin mir immer noch ziemlich sicher, dass es nicht so weit kommen wird. Ich werde niemanden heiraten, den ich nicht liebe."

Bella warf ihm einen herausfordernden Blick zu. "Wenn es so einfach ist, wieso hast du dieses Problem nicht gelöst, bevor du mit mir ausgegangen bist?"

Mehr als ein unsicheres Lächeln bekam er nicht zustande. "Weil es vielleicht nicht ging?"

"Und jetzt geht es?" Das Geräusch, das sie anschließend machte, klang mehr als abwertend.

Eilig machte er einen Schritt auf sie zu. "Nein... also, doch... kennst du Hermine Granger? Sie wird das Problem lösen, da bin ich mir total sicher."

Erneut folgte ein unwilliger Blick. "Wenn es so sicher ist, wieso hast du mir nichts davon erzählt?"

"Oja, es kommt immer gut, wenn man sowas gleich bei ersten Verabredung erwähnt. "Hey, nur damit du's weißt, ich bin verlobt. Aber keine Sorge, das klärt sich bald. Da bin ich mir ganz sicher." Wie bescheuert wäre das denn gewesen?" Remus musste zugeben, dass er etwas zynischer klang, als er es wollte.

"Aber dann wärst du ehrlich gewesen!"

Es verschlug Remus die Sprache, er wusste einfach nicht, was er darauf erwidern sollte, zum Glück wusste es aber Linus. "Aber dann wärst du auch nicht weiter mit ihm ausgegangen, oder?"

Sowohl Bella als auch Remus musterten den jungen Mann, der sich so unerwartet eingemischt hatte. Während Bellas Blick zwischen ungläubig und entgeistert schwankte, nickte Remus diesem zu. Wenn er etwas gesagt hätte, hätte es sicher ähnlich geklungen. Scheinbar nahm Linus das jedoch sofort zum Anlass, Remus mit dem Finger in den Oberschenkel zu pieken, ganz getreu seiner Eigenart. Unwirsch schob dieser Linus' Hand weg und schaute jetzt Bella erwartungsvoll an.

Diese trat ebenfalls einen Schritt auf ihn zu und schaute ihn finstern an. "Glaube ja nicht, dass ich dir verzeihe, nur weil einer dieser Idioten dich unterstützt. Ich werde dir nie verzeihen, Remus Lupin. Du hast mich belogen, obwohl ein Satz genügt hätte, mir die Wahrheit zu sagen. Die wäre nicht schön, aber ehrlich gewesen. Das war alles, was ich erwartet habe, Remus, Ehrlichkeit. Das war unverzeihlich!"

Noch bevor dieser etwas erwidern konnte, drehte Bella sich nach einem weiteren wütenden Blick um und stürmte aus dem Raum, so dass Remus ihr nur noch hinterher schauen konnte. Er hatte vollkommen versagt, er hätte es nicht noch mehr verbocken können.
 

Tröstend legte Carry, die dem Gespräch erstaunlich teilnahmslos gefolgt war, ihm die Hand auf die Schulter. "Wenn du willst, Remus, kannst du gleich hier bleiben, wir haben für jeden Trauernden ein offenes Ohr."

Bei dem Gedanken daran, jetzt eine weitere Therapiestunde mit diesen Leuten und Carry zu haben, wurde Remus beinahe schlecht. "Nein, danke, ich geh' wohl besser." Er wollte lieber mit seiner Trauer alleine sein. Das er aber auch immer ein solches Pech haben musste.

Mit hängenden Schultern schlurfte er an den anderen Gruppenmitgliedern vorbei und verließ den Raum. Nachdem er hinter sich die Tür geschlossen hatte, lehnte er sich seufzend mit dem Rücken gegen diese. Sein Plan war total nach hinten losgegangen.
 

"Armer Kerl."

Überrascht horchte er auf. Die Stimme kam aus dem Therapieraum. Klang nach Agnes.

"Ja, ich hätte gedacht, sie verzeiht ihm." Hätte er auch gedacht. Aber da hatten wohl sowohl er als auch Miriam, zu der wohl die andere Stimme gehörte, falsch gelegen.

"Hm, wer weiß, er hätte sie gar nicht erst anlügen sollen. Sowas ist nie gut."

"Jah, eigentlich ein ganz schöner Mistkerl, hätte ich ihm nicht zugetraut."

"Und seine Argumente waren auch nicht wirklich gut. "Es tut mir leid." Abgedroschener geht’s nicht." Remus verzog das Gesicht, was hätte er denn ihrer Meinung nach sagen soll?

"Stimmt, aber es kann ja auch nicht jeder ein Mann sein, der so gut mit Worten umgehen kann wie Sirius Black." Bei dem anschießenden herzzerreißende Seufzer wurde ihm erneut schlecht. Sein bester Freund verfolgte ihn echt überall hin.

"Wer?" Agnes hatte dieser aber scheinbar noch nicht getroffen.

"Etsk, dmlnmah..."

"Miriam! Ich dachte, das hätten wir in den Griff gekriegt!" Diese Stimme gehörte jetzt eindeutig zu Carry, versuchte sie doch, Miriam das ständige Abkürzen von Wörtern abzugewöhnen.

Kopfschüttelnd stieß Remus sich von der Tür ab und ging den Flur hinunter. Wenn Sirius schon in dieser Gruppe von sich reden machte, konnte er auch genauso gut zu dem echten Sirius unten an der Bar gehen.

Gerade bog er um die Ecke des Gangs, als ihn plötzlich Hände an den Schultern packten und gegen die Wand des Flures drückten. Völlig überrumpelt starrte er die Person ihm gegenüber an. Bella.

Sie grinste, wirkte aber etwas entnervt. "Gott, das hat eine kleine Ewigkeit gedauert, was hast du da noch solange gemacht?"

"Bella?" Was wollte sie denn jetzt von ihm? Ihn vermutlich umbringen, im Therapieraum hätte sie zu viele Zeugen gehabt.

Sie zuckte mit den Schultern, ließ seine aber nicht los. "Ja, in der Tat, überrascht mich auch."

Langsam beruhigte sich sein Herzschlag wieder, der zugegebenermaßen gerade etwas in die Höhe geschnellt war. "Was machst du hier?"

Bella verdrehte die Augen, als wäre vollkommen klar, was sie hier machen würde. "Ich warte auf dich."

Noch immer musterte Remus sie verständnislos. "Wieso?"

Sie atmete kurz durch, als würde es ihr wirklich Mühe kosten, ihm das zu erläutern. "Glaubst du etwas, ich gebe meinen Stolz auf und gebe vor diesen Idioten zu, dass einer von ihnen Recht hat? Ich will da irgendwann vielleicht noch einmal hin, aber das würden sie mir ewig unter die Nase reiben."

Remus musterte sie lächelnd. "Du hast sie Idioten genannt. Ich bezweifele, dass du da noch so willkommen bist."

Leise lachend trat sie einen Schritt näher, sah ihn dann jedoch wieder ernst an. "Muss ich auch nicht, wenn das mit uns gut weitergeht."

Hoffnungsvoll sah er sie an. "Ach ja? Ich dachte, du verzeihst mir nicht?"

Sie machte eine abfällige Kopfbewegung in Richtung Therapieraum. "Nicht vor denen, hier aber eventuell schon. Was könnte ich schon nach einer solch beeindruckenden Leistung auch sonst tun?"

Remus konnte nicht verhindern, dass sich ein Lächeln auf sein Gesicht schlich, vielleicht war sein Plan doch nicht so schlecht gewesen. "Du verzeihst mir wirklich?"

"Das ist an Bedingungen geknüpft."

"Bedingungen?" Kurz glaubte er, dass er sich verhört hatte.

Aber sie nickte ernst, sie meinte das wirklich ernst. "Oja, bevor das nämlich was mit uns werden kann, musst du diese Verlobung aus der Welt schaffen."

Sein Gesicht erhellte sich wieder. "Ich sagte doch schon, das hat sich bald erledigt."

Sie sah ihn fest an. "Dann erledige das bald, vorher wird das nämlich nichts mit uns. Also gar nichts."

"Okay, das krieg ich hin." Nichts leichter als das, zumindest hoffte er das. Aber er würde das Problem sicher bald lösen. Remus lächelte sie an. "Darf ich dich jetzt trotzdem küssen?" Manche Gelegenheiten sollte man einfach nutzen.

Bella musterte ihn lächelnd. "Nein, besser nicht. Sonst brichst du mir noch wirklich die Nase."

Innerlich stöhnte er auf, war das peinlich. Dabei hatte er gehofft, dass sie es bei seinem letzten Versuch, sie zu küssen, nicht als einen solchen empfunden hatte, ihr die Nase zu brechen.

Bevor er sich allerdings dafür entschuldigen konnte, beugte sie sich vor und küsste ihn sanft auf die Wange. Anschließend ließ sie seine Schultern los und lächelte ihn an. "Beeil dich."

Schwer zu sagen, was er ihr jetzt darauf geantwortet hätte. Vermutlich wäre es Blödsinn gewesen, weshalb es besser war, dass er nicht wirklich ein zusammenhängendes Wort herausbrachte. Grinsend ging sie davon und Remus blieb sprachlos allein auf dem Gang zurück.

Es dauerte noch einige Minuten, bis er sowohl seine Sprache als auch seine Körperbeherrschung wiedererlangte und dann sich auf den Weg zum Schankraum des 'Tropfenden Kessel' machen konnte. Das Grinsen auf seinem Gesicht konnte er dabei nicht verhindern.
 

Dort angekommen gesellte er sich wieder zu Sirius, der immer noch an der Bar stand. "Hast du jemals mit einer gewissen Miriam rumgemacht?"

Überrascht drehte sein bester Freud sich um. "Oh, Moony, wie ist es gelaufen?"

Geduldig musterte Remus ihn, er war sich sicher, dass dieser die Frage gehört hatte. "Miriam?"

Vorwurfsvoll erwiderte Sirius den Blick. "Weißt du, wie viele Frauen es mit dem Namen Miri..?"

Bei dem Gedanken, dass sein Freund mehr als fünf Frau mit dem Namen Miriam kannte, stöhnte Remus ungeduldig auf. "Okay, eine Miriam, die zwanghaft alles abkürzt?"

Kurzzeitig schien sein bester Freund zu überlegen, bevor sich jedoch dann die Erkenntnis in seinem Gesicht ausbreitete. "Ohh, die."

Erneut stöhnend fuhr Remus sich mit den Hand übers Gesicht. "Nicht wirklich, oder?" Bis eben hatte er gehofft, dass Miriam von einem anderen Sirius Black verführt worden war.

Sein Gegenüber grinste. "Ich stand auf ihren Sprachfehler."

"Das ist kein Sprachfehler, es ist ein Tick."

Sirius schaute etwas verständnislos und machte dann eine wegwerfende Handbewegung. "Das ist egal, beim Sex sind solche Abkürzungen einfach geil."

"Okay, mehr will ich davon gar nicht hören." Abwehrend hob Remus die Hand und drehte sich demonstrativ zu Tom, um ein Bier zu bestellen. Warum hatte er auch damit angefangen.

Lässig lehnte Sirius sich neben seinem Freund an die Bar, wobei er dabei Toms Blick vermied, hatte er doch immer noch einige Schulden bei dem Wirt. "Wie du meinst. Dann musst du mir aber von deiner Versöhnung mit Bella erzählen."

Dankend nahm Remus das Bier von Tom entgegen. "Da gibt’s nicht viel zu erzählen."

Dieser Kommentar verbreiterte Sirius' Grinsen nur noch. "Scheinbar doch, ihr seid nämlich weder Arm im Arm die Treppe heruntergekommen noch ist sie es alleine vollkommen sauer. Also?"

Unwillig schüttelte sein Freund den Kopf. "Sagen wir, da ist noch nichts spruchreif."

Sirius zuckte mit den Schultern, betont gleichgültig. "Wie du meinst."

Stumm nickte sein Gegenüber und nippte an dem Bier.

Kurz biss Sirius sich auf die Unterlippe, wandte sich dann aber wieder an seinen Freund. "Du willst mich also wirklich im Dunkeln lassen?"

"Vorerst ja." Langsam nickte Remus. Er würde Sirius nicht die Gelegenheit geben, ihn damit aufzuziehen. In Sirius' Augen hatte er nämlich bestimmt vollkommen versagt.

"Wenn du meinst." Erneut stellte dieser seine Gleichgültigkeit zur Schau, auch wenn diese langsam bröckelte.

Remus lachte über Sirius' Versuch, die Neuigkeiten doch noch aus ihm herauszubekommen. "Gib endlich Ruhe, Sirius, ich sage es dir nicht. Oh, da ist Hermine, perfekt. Hermine!" Tatsächlich hatte Hermine gerade den 'Tropfenden Kessel' betreten und Remus winkte ihr freudig zu. Immerhin war sie ein Teil der Lösung seines Problems.

Alarmiert schreckte sein Gegenüber hoch und blickte hastig in alle Richtungen. "Hermine? Verdammt!"

Remus musterte seinen Freund, der etwas hektisch wirkte. "Was hast du gegen Hermine?" Diese hatte ihn nun auch gesehen und bahnte sich ihren Weg zu den beiden Freunden durch die Besucher des 'Tropfenden Kessels'.

Noch hektischer sah Sirius sich erneut um. "Lange Geschichte, du musst mich verstecken."

Verständnislos sah Remus diesen an. "Wie soll..?"

"Lass dir was einfallen, Moony!" Beinahe panisch schüttelte Sirius ihn.

Sein Freund verzog das Gesicht und schüttelte seine Händen ab. "Na, hör mal, wer ist denn hier der Animagus?"

Sirius sah aus, als würde ihm diese Möglichkeit erst jetzt auffallen. "Perfekt... bis gleich..." Bevor Remus etwas erwidert konnte, stand bereits ein schwarzer Hund vor ihm. Ungläubig schüttelte Remus den Kopf, was hatte sein Freund denn nun schon wieder ausgefressen?

Zeit sich darüber Gedanken zu machen, hatte er allerdings nicht, da im selben Moment Hermine vor ihm auftauchte.

"Hallo Remus. Ist das Sirius?" Sie deutete auf den schwarzen Hund, der sich hinter Remus' Beinen auf dem Boden zusammengerollt hatte.

Hastig schüttelte er den Kopf. "Nein, wie kommst du denn darauf?"

Sie zuckte mit den Schultern. "Naja, es ist ein schwarzer Hund und er ist bei dir. Sprich eigentlich ziemlich für Sirius."

Nervös fuhr sich Remus mit der Hand übers Gesicht, als ob er damit die aufkommende Röte von dort vertreiben könnte. "Jaah, stimmt schon..." Er spürte, wie der Hund anfing zu zittern. "... aber glaubst du wirklich, Sirius würde sich so ängstlich verstecken?"

Nachdenklich musterte sie den Hund und ging dann in die Hocke. "Stimmt, sowas würde er wohl nicht machen." Sie hielt dem Hund die Hand hin, der blieb aber immer noch hinter Remus' Beinen versteckt. "Aber was für ein Hund ist es dann? Deiner wohl nicht."

Als der Hund immer noch nicht auf Hermine reagierte, stieß Remus diesen möglichst unauffällig mit der Hacke an, worauf dieser sich langsam zu ihr hinüber traute. "Der Hund gehört einem Kollegen von mir und ich soll... kurz auf ihn aufpassen." Um Hermines Blick zu entgehen, wandte sich Remus zur Bar und nahm einen tiefen Schluck von seinem Bier.

Behutsam streichelte sie über das schwarze Fell des immer noch zittrigen Hundes. "Ein Bad könnte der auch mal wieder vertragen."

Beinahe hätte Remus sich an seinem Bier verschluckt. "Naja, das ist ja nicht meine Sache." Da sollte Sirius sich mal drum kümmern, immerhin entsprach das Erscheinungsbild des Tieres immer dem des Zauberers, der sich verwandelte.

Trotzdem kraulte die junge Hexe den Hund mittlerweile hinter den Ohren, auch wenn dieser bislang wenig Reaktion darauf zeigte. Amüsiert beobachtete Remus die Szene, bis ihm wieder einfiel, warum er Hermine überhaupt angesprochen hatte. "Sag mal, Hermine, wie läuft das eigentlich mit deiner Recherche zum Rückgängigmachen des Magischen Versprechens?"

Lächelnd schaute sie zu ihm hoch. "Oh, es läuft wunderbar, bin so gut wie fertig. Es gab einige Rückschläge, aber ich denke, ich habe die Lösung jetzt."

Remus konnte sein Glück kaum fassen. "Wirklich?"

Sie nickte. "Jap, wirklich." Dem Hund abschließend den Kopf tätschelnd stand sie auf. "Wenn das alles so abgelaufen ist, wie die Herren das gesagt haben, dürfte ich das Problem gelöst haben."

Erwartungsvoll sah er Hermine an. "Und? Verrätst-"

Ohne auf das Ende seiner Frage zu warten, schüttelte sie den Kopf. "Nein, du wirst dich gedulden müssen." Sie grinste. "Ich schick' dir morgen eine Eule, wenn ich weiß, wann wir uns alle treffen."

Sprachlos schaute Remus sie an. Sie wollte es ihm nicht jetzt schon sagen? Unglaublich. Noch immer grinste Hermine ihn an, dann winkte sie dem Hund nochmal zu und verabschiedete sich von ihm. "Bis in ein paar Tagen dann."
 

Noch immer sprachlos regte sich Remus erst, nachdem Sirius wieder zum Menschen geworden war und nach dem Bier gegriffen hatte. Kurzerhand nahm er es einem besten Freund aus der Hand. "Das ist meins, Sirius. Lass weiter anschreiben, wenn du auch was trinken willst." Ohne auf dessen Protest zu achten, leerte Remus das Bier in einem Zug. Unglaublich, sie war einfach so gegangen.

Wie Sirius nun mal war, hatte er sich schnell wieder beruhigt und grinste ihn von der Seite an. "Ganz schön gerissen diese Hermine, oder?"

Langsam nickte Remus. "Allerdings. Hast dich übrigens wacker geschlagen."

Mit stolzgeschwellter Brust lehnte Sirius sich gegen die Theke. "War gut, oder? Zwischenzeitlich hatte ich aber echt Angst, dass du mich auffliegen lässt, Moony."

"Würde ich nie tun, Sirius."

"Schon klar."

Neugierig musterte Remus seinen Freund. "Du verrätst mir doch jetzt auch sicher, warum du Hermine nicht begegnen willst, oder?"

Verständnislos schüttelte der jedoch den Kopf. "Nein, wieso sollte ich? Du sagst mir doch auch nicht das mit Bella."

Remus schwieg und begann dann zu grinsen. Eine Tatsache, die Sirius ziemlich beunruhigte. Sein bester Freund grinste nicht oft, zumindest nicht auf diese Art. Misstrauisch musterte er diesen. "Was ist?"

Der zuckte zuerst nur mit den Schultern, antwortete dann aber doch. "Eventuell hätte ich doch eine Idee, wie ich dir mit Rolanda helfen kann. Doch ich fürchte, es wird mir entfallen, wenn du mir das mit Hermine nicht erzählst..."

Sirius schnaubte abfällig. "Was interessiert dich das denn so?"

"Irgendwer muss ja alles über deine Leben wissen, wenn du es schon nicht weißt." Remus grinste, als er Sirius' erstauntes Gesicht sah. "Also?"

Kurz wiegte dieser dann den Kopf hin und her. "Sie könnte eventuell sauer auf mich sein."

"Sie wirkte nicht sauer."

Sirius nickte. "Das hat mich auch verwundert."

Seufzend sah sein Gegenüber ihn an. "Weshalb sollte sie sauer sein?" Sein Freund konnte andere Menschen immer wunderbar gegen sich aufbringen.

Erneut zögerte dieser und rückte bloß langsam mit der Sprache raus. "Eventuell habe ich Dung einige Tipps gegeben, wie er sie anmachen kann. Könnte sein, dass sie das nicht so lustig fand."

"Fletcher? Da wäre ich aber auch sauer." Überraschenderweise war sogar Remus sogar noch etwas beeindruckt davon. Ein Kuppelversuch mit Mundungus Fletcher war eine vollkommen neue Stufe von Sirius, andere Leute gegen sich aufzubringen.

Besorgt nickte dieser. "War sie aber nicht."

"Jetzt mache ich mir etwas Sorgen um sie." Schon seltsam, dass Hermine wirklich nicht wütend gewirkt hatte. Normal war das sicher nicht, fand Remus.

Sirius' Sorge schien aber nicht ganz so weit zu gehen, auch wenn er der Verursacher dieses Problems war. Ihn interessierte jetzt etwas anderes. "Und was ist jetzt dein Plan?"

Verwirrt musterte Remus diesen. "Welcher Plan?"

Bedrohlich funkelte sein Gegenüber ihn an. "Moony..."

"Ach, der Plan. Lass dich überraschen..." Remus lachte.

Sein Freund durchschaute ihn jedoch sofort. "Du hast gar keinen Plan, stimmt's?"

"Doch, sicher." Erst lachte er, dann hielte er jedoch inne und räusperte sich. "Mir wird schon noch einer einfallen."

"Moony!"

"Keine Sorge, mir fällt einer ein." Das hoffte Remus zumindest.
 

___________
 

Seltsames Markenzeichen meiner FF: Zu viel Alkohol, dominante Frauen und überwiegend Softie-Männer :D

Tausche ungeliebt gegen nicht gewollt

Im 'Tropfenden Kessel'
 

"Hey, Harry, du siehst aus wie sieben Tage Regenwetter."

Jovial wurde Harry auf die Schulter geklopft und als er sich umdrehte, identifizierte er den Übertäter als einen seiner Ausbildungskollegen. Seufzend nickte er diesem zu und setzte dann seinen Weg durch die Menschen im 'Tropfenden Kessel' fort. Sein Arbeitskollege war bei besten Willen nicht der erste, der ihn heute auf seinen griesgrämigen Gesichtsausdruck ansprach. Um genau zu sein, war er bereits der fünfte, der Harry darauf ansprach.

Und das nur hier im 'Tropfenden Kessel'. Die Passanten und zufälligen Bekannten wollte er gar nicht mitzählen. Es würde seine Laune sicher nur noch schlechter machen.

Ihm war gerade aber auch beim besten Willen nicht nach Fröhlichkeit – immerhin musste er seinem besten Freund beichten, dass er mit seiner Ex-Verlobten eine Verabredung haben würde. Wer dabei glücklich gucken konnte, war ganz sicher kein normaler Mensch.
 

"Harry, sieben Tage Regen-"

Bevor Harry von einem weiteren, ihm bislang noch unbekannten Mitmenschen auf seine Miene ansprechen werden konnte, schüttelte er die Hand auf seiner Schulter ab und verschwand eilig erneut in der Menschenmenge.

Am verabredeten Platz am Ende der Bar wartete auch schon sein bester Freund auf ihn. Zwei Bier hatte Ron schon bestellt und jetzt lächelte dieser ihn jetzt auf eine seltsame selige Art und Weise an, die Harry jedoch nicht ansprechen konnte, da Ron ihm zuvor kam. "Harry, hallo- wow, sieben Ta-"

Düster musterte dieser den Freund. "Sprich nicht weiter, Ron."

Fragend blickte Ron zurück. "War-?"

Abwehrend hob Harry die Hand und ließ sich auf dem zweiten Hocker fallen. "Tu's einfach nicht. Danke." Dann nahm er einen langen Schluck von dem wartenden Bier.

Währenddessen wandelte sich Rons bisheriges Lächeln in ein breites Grinsen. "Du glaubst nicht, was passiert ist. Es ist ein unglaublich!"

Nicht ansatzweise so beeindruckt, wie dieser es gewollt hatte, schaute Harry über den Rand seines Bierglases. "Glaub' mir, Ron, die Messlatte für ‚unglaublich‘ liegt zurzeit recht hoch." Was sollte eine Verabredung mit der Ex-Verlobten des besten Freundes auch noch toppen können?

Zunächst noch etwas irritiert von Harrys unaufgeregter Antwort fing der Rothaarige sich aber und nahm stolz auch einen Schluck von seinem Bier. "Und das ausgerechnet mir das passiert ist!"

Diesmal nickte Harry nur wissend und nahm schweigend noch einen Schluck seines Bier – ohne eine gewisse Menge Alkohol im Blut würde er es sicher nicht schaffen, seinem besten Freund das Geständnis zu machen. Selbst wenn dieser zurzeit blendende Laune zu haben schien.

„Einfach unglaublich!“ Ron strahlt seinen besten Freund über sein Bier begeistert an.
 

Auch jetzt kam Harry über ein wissendes Nicken nicht hinaus, während Ron ihm gegenüber zu Höchstformen auflief. „Da kommt sie einfach hier rein und Peng! – schleppt sie dich ab. Ich schwöre dir, Harry, alles Glück, was mir bislang verwehrt wurde, hat sich vorgestern entladen!“

Ungläubig sah Harry von seinem Bier zu seinem besten Freund auf. Er gab zu, bislang nicht bei der Sache gewesen zu sein, da er in Gedanken noch bei dem Versuch war, Ron die Sache mit Lavender beizubringen. Aber vielleicht konnte man Rons derzeitige Hochstimmung ja nutzen. Harry bemühte sich um ein Lächeln, als er das Gespräch wieder aufgriff: „Das klingt ja klasse, aber was ist eigentlich passiert?“

Vielleicht hatte sein bester Freund es schon erwähnt und er hatte es nicht gehört, aber in Rons Euphorie war diesem die mögliche Wiederholung wohl alles egal, so dass er anfing mit gewaltigen Gesten und Armbewegungen seinen vorgestrigen Abend zu beschreiben: „Du weißt doch noch, dass ich mich mit Parvati unterhalten wollte, oder? Naja, und höchstwahrscheinlich hatte Hermine unsere gesamte Schulzeit über recht: Mein Schrift ist wirklich schlecht.“ Ron hatte bei dieser Stelle den Anstand zu erröten, immerhin hatte Hermine ihm das nicht nur ein oder zwei Mal gesagt, sondern beinahe täglich. Und beinahe täglich hatte Ron die Tatsache vehement von sich gewiesen – zu Unrecht, wie selbst Harry fand.

Bevor Harry dies seinem besten Freund jedoch klar machen konnte, fuhr der bereits mit der Nacherzählung seines Abends fort: „…und glaube mir, Tom hat mich noch ganz schön böse angeguckt vorhin beim Bierholen.“ Da hatte Harry aber ganz schön lange in Gedanken an die ewige Diskussion zu Schulzeiten gehangen, immerhin war Ron schon soweit in seiner Erzählung vorangekommen, dass er schon bei vorhin angekommen war – und Harry den gesamten Mittelteil verpasst hatte. Größeren Bedarf an einer Wiederholung hatte er jedoch nicht, weshalb er durch dezentes Nachfragen nur das Nötigste versuchte rauszufinden: „Warum ist Tom sauer?“

Sein bester Freund ahnte nicht im Geringsten, dass er kein Wort der Vorgeschichte mitbekommen hatte und fuhr deshalb unbedarft fort, wenn auch etwas verlegen: „Naja, wir waren oben in einem dieser etwas runtergekommenen Gästezimmer - ohne ihn zu fragen oder zu zahlen.“ Ein Grinsen schlich sich auf Rons Gesicht, ungeachtet der Tatsache, dass es böse enden konnte, wenn man den Wirt des Tropfenden Kessels gegen sich aufbrachte.

Gut, dann fehlte jetzt nur noch die wichtigste Information der Erzählung und Harry hätte alles Wichtige erfahren, obwohl er Ron kaum zugehört hatte. Letzterem gefiel es aber sichtlich ihm von diesem Abend zu erzählen, so dass Harry ihn gewähren ließ, um ihn für seine spätere Offenbarung bei Laune zu halten. Folglich fragte Harry nun das Entscheidende: „Und verrät’s du mir auch mit wem du dich auf eins dieser Zimmer geschlichen hast?“ Harry rechnete jetzt fest mit einer skurrilen Antwort – im besten Fall hatte sein bester Freund Luna Lovegood abgeschleppt, im schlechtesten war er von Madame Hooch verführt worden, die sich ja allem Anschein nach hier zur Zeit auch häufiger antreffen ließ.

„Hab ich das noch gar nicht gesagt?“ Ron schien sichtlich verwirrt, dass er diese wichtige Tatsache ausgelassen hatte, war sich jedoch nicht zu schade, es noch einmal zu wiederholen: „Ich habe die Nacht mit Padma verbracht.“

Eigentlich hatte Harry gerade einen Schluck Bier trinken wollen, doch jetzt stellte er das Glas ab, ohne getrunken zu haben ab, während er Ron mit offenem Mund anstarrte. „Patil? Padma Patil?“

Schweigend, aber sichtlich zufrieden grinsend nickte Ron, so dass auch Harry nur anerkennend zustimmen konnte: „Ich bin schwer beeindruckt – und das kommt bei weitem nicht oft vor.“ Zumindest, wenn es um Ron ging. Dementsprechend musste er auch noch ein bisschen nachhakten: „Und wie genau hast du das geschafft?“ Immerhin galt Padma nicht als leicht zu haben und dass diese sich so schnell nach der Trennung von Neville schon mit Ron einließ war… verwunderlich. Außerdem war sie auf diesen nicht mehr so gut zu sprechen, seit dem Fiasko auf dem Weihnachtsball in der vierten Klasse.

Ahnungslos zuckte sein bester Freund mit den Schultern. „Eigentlich hab ich gar nichts gemacht, sie hat mich auch zuerst nicht beachtet, doch dann kam sie rüber…“ Diese eigenwillige Eroberungstaktik musste Harry erst einmal mit einer Menge Bier runterspülen. Das war doch nicht möglich. So viel Narren-Glück konnte auch nur Ron Weasley haben!

Während Harry jedoch noch über die Gerecht- und Ungerechtigkeiten im Universum grübelte, erzählte Ron jedoch bereits weiter von dem weiteren Verlauf seines ‚Abends des Jahrhunderts‘ – wie dieser es nannte – die erst nach einer Weile in Harrys Kopf ankamen:

„Und dann hat sie mich ja mit raufgenommen - du weißt schon, in eins dieser komischen Dachzimmer hier und…“

Es gab einige Dinge in Harrys Leben, die er sich nicht vorstellen wollte – was aber zwangsläufig passieren würde, wenn Ron ihm jetzt davon erzählte. Dazu gehörte die Vorstellung von diesem beim Sex mit egal welcher Partnerin, sowohl Hermine als auch Snape hüllenlos, Cho Hand in Hand mit Malfoy und Sirius, der einen Korb bekam. Das letzteres eingetreten war, hatte sein Weltbild nachhaltig kippen lassen. Ersteres sollte jedoch seine Gedanken niemals erreichen, schon gar nicht angereichert durch die detailreiche Beschreibung seines besten Freundes, weswegen er sich zum folgenden Einwurf genötigt sah:

„Ich habe morgen eine Verabredung mit Lavender!“

Harry vertraute auf die Sprengkraft dieser Nachricht, wurde aber zunächst enttäuscht, da Ron diese gar nicht gehört haben zu schien und weiter von seiner Nacht mit Padma erzählte. Er war gerade bei irgendwas, was er so und so oft in der Nacht geschafft hatte - Harry versuchte den Inhalt der Erzählung durch emsiges Summen zu überhören, war jedoch kurz davor sich stattdessen wieder selbst zu ohrfeigen –, als sein Bekenntnis sich langsam in dem Kopf des Rotschopfes festzusetzen schien. Dieser verstummte und schaute sein Gegenüber kurz an, bevor er sprach: „Mit Lavender? Wieso denn das?“ Er klang ähnlich verständnislos wie früher in Zaubertränke. Irgendwie hatte Harry etwas anderes erwartet. Ausgemalt hatte er sich alles zwischen überwältigendem Zorn und Erleichterung darüber, dass er sich jetzt um Lavender kümmerte – in seinem Gedanken hätte das für Ron sogar ansatzweise logisch geklungen. Aber – „wieso das denn“?

Während Harry noch nach einer passenden Antwort suchte, begann sein bester Freund zum seinem Entsetzen wieder zu reden: „Ist ja egal. Als das Bett dann leider nachgegeben hat-“

„Stop!“ Hatte Harry das Thema nicht angeschnitten, weil er Ron unterbrechen wollte? Konnte dieser nicht zumindest darauf eingehen, um ihnen beiden weitere Geschichten zu ersparen? „Stört es dich denn gar nicht?“, fragte Harry Ron, der seelenruhig einen Schluck Bier trank. Gleichzeitig redete sich der angehende Auror ein, dass das Bett aufgrund einer Altersschwäche zusammengebrochen war.

Arglos zuckte Ron mit den Schultern, jetzt scheinbar noch von seiner Nacht mit Padma abgelenkt. „Naja, nicht wirklich, weißt du? Ich habe jetzt ja Padma und ich glaube, Lavender ist dann wirklich ohne mich besser dran. Außerdem hätte sie dann ja jetzt dich, stimmt’s?“ Ron zeigte ein schiefes Grinsen.

Zerknirscht nickte Harry. Wenn nicht einmal Ron etwas gegen diese Verabredung hatte, gab es nicht einmal mehr moralische Gründe für eine Absage an Lavender. „Gut, ich mach’s“, sagte er dann mehr zu selbst, bevor er dann wieder an Ron gewandt sagte: „Aber dann musst du mir versprechen, nicht länger von der Nacht mit Padma zu sprechen.“

Irgendwie musste dieses heikle Thema vom Tisch, auch wenn Ron reichlich geknickt aussah. Verständlich, da hatte dieser einmal was Spannendes zu erzählen und Harry ließ ihn nicht. Wobei spannend ja auch relativ war.

So begehrte Ron auch nach einem weiteren Schluck aus seinem Bierglas auf: „Aber-“

Entschieden schüttelte Harry den Kopf. „Glaub mir, Ron, es gibt einfach Dinge, die würde unsere Freundschaft nicht verkraften.“ Und das sollte schon noch was heißen nach sieben gemeinsamen Jahren in Hogwarts und merkwürdigen Geschehnissen wie Harrys Selbsttherapie.

Für kurze Zeit verfielen die beiden Freunde in Schweigen und nahmen nur hin und wieder einen Schluck aus ihren Biergläsern, die sich zunehmend leerten. Früher hätte dann schon mal die Kellnerin des ‚Tropfenden Kessels‘ gefragt, ob man noch Nachschub bräuchte. Kelly war jedoch immer noch alleine und so ließ diese Frage auf sich warten.

Als Ron den Boden seines Glases erkennen konnte, schaute er über dessen Rand zu Harry und startet einen letzten Versuch noch einen Gespräch in die gewünschte Richtung zu beginnen: „Weißt du, was mir an Pa-“

Harry hatte schon die Augen verdreht, sah dann jedoch auf, weil sein bester Freund nicht mehr weitersprach, sondern stattdessen irgendwo neben ihn blickte. Beiden bot sich dann, nachdem Harry sich umgedreht hatte, derselbe Anblick: Eine Topfpflanze auf zwei Beinen, die eine Hose trug, die die beiden bestimmt schon einmal an Neville gesehen hatten. Das würde erklären, warum Ron nicht länger von Padma sprach.

Allerdings wirkte die Pflanze etwas orientierungslos, wie sie so auf Nevilles Beinen durch die Kneipe wirrte. Auch wenn es einen gewissen Unterhaltungswert hatte.

Nachdem das Mischwesen allerdings zum dritten Mal fast mit Kelly zusammengestoßen war und diese ernsthaft ungehalten wirkte, erbarmte sich Harry: „Neville!“ Die Pflanze mit Nevilles Beinen hielt inne und bewegte sich dann scheinbar nach Gehör auf sie zu. Bei ihnen angekommen wurde die Pflanze auf einem Barhocker abgestellt und Neville kam hinter ihr zum Vorschein. „Hi Leute.“ Ihm hing noch ein abgefallenes Blatt der Pflanze am Hemd, doch irgendwie passte es ins Gesamtbild.

„Neville, kommst du gerade von der Uni?“, fragte Ron auf die Pflanze deutend, die jetzt neben ihm saß. In Harrys Augen war sein Freund jetzt erstaunlich bemüht, ein anderes Gesprächstema zu finden. Das sollte ihm nur recht sein.

Etwas verlegen warf Neville der Pflanze einen Blick zu. „Könnte man so sagen… oder auch nicht. Die ist für eine… Freundin.“ Eilig wies er auf die Gläser der Beiden. „Ich hol‘ nochmal was zu trinken, okay?“ Neville wollte schon nach den Gläsern greifen, doch Ron hielt ihn zurück und lächelte irgendwie gönnerhaft: „Lass mal, Neville, ich gehe schon. Ich hab‘ heute einen guten Tag.“ Als ihm bewusst wurde, was er genau gesagt oder angedeutet hatte, wurde das Lächeln jedoch schwächer, so dass er lieber zu Tom ging, um Bier zu holen.

Anerkennend nickte Harry. „Und dabei ist Tom heute so schlecht auf ihn zu sprechen. Seine Laune ist wirklich bombastisch sein.“

Daraufhin horchte Neville auf, der nervös an den Blättern der Pflanze rumgespielt hatte. „Ist seine Laune wirklich gut?

„Blendend sogar“, war lediglich Harrys Antwort darauf. Er wollte nicht weiter ins Detail gehen, warum die Laune seines besten Freundes so gut war. Das konnte Ron Padmas Ex-Freund schön selbst erklären.

Tatsächlich fragte ihr ehemaliger Mitschüler auch nicht nach, da Ron in diesem Moment wieder zu ihnen kam und ihnen neue Biergläser hinstellte. „Ich hoffe, Tom hört irgendwann mal auf mich so böse anzugucken. Aber ich könnte schwören, der Blick war jetzt schon einen kleines bisschen weicher.“ Wenn die Nuance wirklich so klein war, wie Ron gerade mit den Fingern andeutete, würde er Toms bösen Blick noch ganz schön lange auf sich spüren.

Bevor Neville jedoch erneut dieses Thema aufgreifen konnte – wieso musste Ron das Thema auch immer anschneiden? –, fragte dieser an Neville gewandt: „Und was treibt dich hier her?“

Erneut begann Neville an den Blätter der bemitleidenswerten Pflanze rumzufummeln. Als er sein Verhalten jedoch bemerkte, räusperte er sich und griff stattdessen nach seinem Bierglas. Nach einem kräftigen Schluck antwortete er dann: „Du. Also zumindest indirekt… ich hätte dich gerne was gefragt.“

Ron schien bei dieser Antwort etwas mulmig zu werden, da er wohl an Padma dachte, doch Harry lehnte sich ganz entspannt zurück. Ein Gespräch zwischen Padmas Ex-Freund und ihrem neuen Liebhaber, das konnte spannend werden. Noch hielt sich Ron jedoch gut, der wacker zurückfragte: „Was gibt’s denn?“

Noch immer wirkte Neville ziemlich unruhig. „Es geht um Ginny…“

„Was ist mit ihr?“ Misstrauisch sah sein bester Freund ihren ehemaligen Mitschüler an, bevor er einen Schluck von seinem Bier nahm. Das tat Neville auch, scheinbar um seine Nerven zu beruhigen. „Naja, wir haben uns in letzter Zeit häufiger getroffen-“

Augenblicklich änderte sich Rons Stimme – vom etwas unsicheren Umgang mit Neville war keine Spur mehr zu sehen, jetzt war da beinahe schon eine gewisse Aggression gegenüber diesem. „Nein, kommt nicht in Frage!“

Von dieser strikten Ablehnung irritiert brachte Neville zunächst nur eine Frage zustande. „Wieso?“

Aufgrund so viel Unwissens warf Ron scheinbar annähernd verzweifelt die Hände in die Luft, während er sprach: „Weil sie meine Schwester ist, bei Merlins Fußnägeln!“

„Aber Harry-“, begann Neville, wurde jedoch sofort von dem Bruder seiner Angebeteten unterbrochen: „Harry gehört quasi zur Familie.“ Genannter grinste Ron an und prostete ihm dankend zu. Dann wandte sich der Rothaarige wieder an Neville. „Mit Harry war das was anderes.“

„Aber-“ Mittlerweile waren Nevilles Einwürfe nur noch halbherzig, bestimmt hatte er das Unternehmen ‚Frage Ron um Erlaubnis‘ schon abgeschrieben – zu Recht.

„Kein Aber. Wieso fragst du mich überhaupt?“ Das fragte sich Harry allerdings auch. Mit Ron war in solchen Themen nicht ansatzweise zu diskutieren. Selbst Harry hätte sich nicht getraut, Ron vorher um Erlaubnis für eine Verabredung zu fragen und allein deshalb musste man Neville diese Versuch wohl anrechnen.

Während dieser Überlegungen von Harry legte Ron Ginnys Verehrer ausführlich dar, warum dieser nicht mit seiner Schwester ausgehen durfte. Harry sah in sich schon lange nicht mehr einen sehr vernünftigen Menschen, aber gegenüber Ron fühlte er sich meistens wie Hermine – so unvernünftig reagierte sein Freund. Die Augen verdrehend seufzte Harry und tat das, was jetzt seine Pflicht als bester Freund war – er trat seinem besten Freund beherzt gegens Schienbein, um dessen Aufmerksamkeit zu erlangen. „Jetzt hör endlich auf, dich so anzustellen, Ron. Immerhin hast du die Nacht mit seiner Ex-Freundin verbracht.“ Er hatte die Bombe bewusst vor Neville platzen lassen, der zwar überrascht, aber nicht sonderlich wütend aussah. Vielleicht konnte man Rons Dickkopf nur auf diese Art knacken.

Der wirkte jetzt in der Tat mehr als ertappt und hatte immerhin erneut den Anstand zu erröten, als er Harry mehr oder weniger böse ansah. „Jetzt musst du wirklich mit Lavender ausgehen, um das wieder gut zu machen.“
 

„Ich wusste gar nicht, dass ich eine Verabredung mit einer Topfpflanze habe, Neville.“

Überrascht von der plötzlichen Einmischung in ihr Gespräch sahen die Drei auf und erkannten Ginny, die gerade neben ihnen zum Stehen kam und sie breit angrinste, während sie noch den Rest begrüßte: „Hey Ron, Harry.“ Aus ihrem Grinsen wurde ein Lachen, als sie erneut die Topfpflanze musterte. Dann hielt Ginny jedoch inne, als sie merkte, dass sie in eine etwas angespannte Stimmung geplatzt war. Neugierig blickte sie die anderen an. „Was ist denn hier los?“

„Nichts!“

Die Antwort der dreien kam schnell und einstimmig, denn auch wenn ihnen die Situation von gerade immer noch im Gedächtnis war, waren sich Ron, Harry und Neville jetzt ziemlich einig. Ginny musste ja nicht alles wissen und manche Dinge – wie zum Beispiel diese Dreiecks-Tauscherei – mussten einfach unter Männern bleiben.

Das schien auch Rons Schwester zu ahnen, denn sie sah die Anderen noch einmal verständnislos an, wandte sich dann aber dem Botanik-Student neben ihr zu. „Und Neville? Können wir los?“

In dem Moment schien Ron etwas klar zu werden: „Wie, los? Ihr habt jetzt schon eure Verabredung und stellt mich also einfach vor vollendete Tatsachen?“ Ron wandte sich hilfesuchend an Harry, damit dieser ihm bei dieser himmelsschreienden Ungerechtigkeit bestehen konnte, aber dieser nahm einen möglichst tiefen Schluck Bier, um dieses gerade nicht tun zu müssen. Er hätte es ja nicht anders gemacht. So blieb seinem besten Freund nichts anderes übrig, als hilflos festzustellen: „Dann war’s doch egal, was ich antworte.“

„Wie scharfsinnig, Ron“, bemerkte Ginny augenverdrehend, „ich bin nämlich aus dem Alter raus, dass ich mir die Erlaubnis für solche Dinge einholen muss.“ Jedes dieser Worte traf Ron sichtlich, doch seine Schwester kümmerte sich nicht wirklich darum, sondern wandte sich erneut an Neville. „Wollen wir dann los?“

Dankbar für diesen Grund zum Gehen nickte dieser, hob die Topfpflanze hoch und sagte Ginny angrinsend: „Aber du musst mir sagen, wo ich lang muss.“

Kaum hatten sie sich von Harry und Ron verabschiedet und abgewandt, meinte Ginny zu ihrem Begleiter: „Hast du ihn nicht vorgewarnt?“ Der zuckte mit den Schulter und seufzte: „Ich hab‘s versucht. Aber du weißt doch, wie er ist.“

Beides konnten Harry und Ron an der Theke noch bestens hören, so dass letzterer seinen besten Freund verständnislos ansah. „Wie bin ich denn?“ Harry schaute ihn vielsagend an und antwortete resigniert: „Du hast ihm gerade eine Verabredung mit Ginny verbieten wollen, obwohl du mit Padma geschlafen hast – seiner Ex-Freundin. Das finde sogar ich als Ginny Ex-Freund übertrieben.“

Kurz überdachte deren Bruder den Einwand und sah Harry dann etwas verzagt an: „Wirklich?“

Bestätigend nickte dieser: „Ja, wie Ginny gesagt hat: Sie ist keine 12 mehr, Ron. Sie ist 19, sie kann sich ihre Freunde jetzt selbst aussuchen – auch wenn dir das nicht gefallen mag.“

Sein bester Freund nickte schicksalsergeben, wirkte dabei aber niedergeschlagen. Eben genauso wie ein Bruder, der festgestellt hatte, dass seine kleine Schwester unbemerkt erwachsen worden war.
 

Während Ron und Harry noch weiter über diese Erkenntnis sinnierten und dabei der Topfpflanze mit Augen durch den Tropfenden Kessel folgten, betrat Sirius den Raum auf der gegenüberliegenden Seite des ‚Tropfenden Kessels‘, scheinbar gut gelaunt und voller Tatendrang. Immerhin wollte Remus ihm gleich eine Lösung für sein Problem mit Rolanda präsentieren.

Doch noch war von diesem Heilsbringer nichts zu sehen, wie Sirius nach einem blitzschnellen Blick, um den ihn jeder Auror beneidet hätte, erkannt hatte. Stattdessen erkannte er jedoch zwei andere bekannte Gesichter: Harry und dessen besten Freund Ron. Beide sahen ziemlich nachdenklich aus, weshalb Sirius vermutlich zu recht mutmaßte, dass sein Patensohn seinen Rat nicht befolgt hatte - und die Verabredung mit Rons Ex-Freundin nicht abgesagt hatte.

Um diesem genau das vorzuhalten – und eventuell um Ron etwas aufzubauen – machte er sich schon auf den Weg zu den beiden an der Bar, als er plötzlich innehielt. Dann drehte er sich um und blickte in das Gesicht eines weiteren guten Bekannten: „Sniefelus, ich wusste doch, dass mir ein Hauch von Moder in die Nase gestiegen ist.“

„Black, wie ich merkte, lehnst du immer noch jede angemessene gesellschaftlich anerkannte Umgangsform ab.“ Severus Snape musterte seinen ehemaligen Mitschüler von oben bis unten abfällig. Diesen Blick erwiderte Sirius gekonnt und antwortete mit dramatischem Unterton: „Das kränkt mich, Sniefelus, dabei habe ich mich doch so bemüht. Aber für dich schien mir diese Begrüßung durchaus angemessen.“

„Findest du? Dann kann ich ja gehen.“ Sirius‘ etwas irritiertes Gesicht sah der Professor für Zaubertränke schon gar nicht mehr, da er sich bereits auf dem Absatz umgedreht hatte, um diesen alleine stehen zu lassen. Er hatte jedoch keine drei Schritte gemacht, als der wie aus dem Nichts heraneilende Remus ihn abfing und wieder zurück zu Sirius zog. Das quittierte dieser mit einem ungläubigen Blick für seinen besten Freund. „Remus, ich weiß, dass wir uns treffen wollten, aber was Sniefelus hier macht, musst du mir noch erklären..?“ Vielleicht hoffte Sirius noch auf ein Missverständnis mit Remus, zumindest schien sein fragender Unterton darum zu betteln. Doch Remus machte diese Hoffnung zunichte, als er auf einen Tisch zuging und sowohl Severus als auch Sirius aufforderte, ihm zu folgen.

Als sich beide an den gegenüberliegenden Seiten des Tisches niederließen, räusperte sich Remus, der zu ihrer Mitte saß, und warf beiden ein freundliches Lächeln zu. Eigentlich hatte er damit zumindest etwas Frieden stiften wollen, da der Versuch jedoch nicht zu fruchten schien, begann er zu sprechen: „Schön, dass ihr beide hier seid. Und Sirius, ja, Severus wurde von mir eingeladen.“

Die beiden anderen warfen sich vielsagende Blicke über den Tisch zu, Severus grinste dazu noch etwas überheblich, während Sirius‘ Blick sichtlich finsterer war, als er knurrte: „Aber nur heute, klar, Sniefelus?“

Scheinbar angeekelt giftete dieser sogleich zurück: „Viel länger würde ich es mit dir auch gar nicht aushalten, Black.“ Der Ekel verschwand aus dem Blick des Tränkemeisters und es zeigte sich dort eine gewisse Selbstgefälligkeit. „Und wie kann ich dir jetzt helfen?“

Die Erkenntnis war deutlich in Sirius‘ Augen zu erkennen, als er sich an Remus wandte: „Das kannst du mir nicht antun, Moony, wie kann er Teil der Lösung zu meinem Problem sein?“

Als würde er mit einem kleinen Kind – und nicht mit einem volljährigen Mann – sprechen, erklärt Remus: „Du möchtest doch gerne Rolanda erobern, stimmt‘s?“ Nach einem misstrauischen Nickens seines Freundes fuhr Remus fort: „Und Severus hat – falls du den Tratsch der letzten Tage hier nicht verfolgt haben solltest – ein kleines… Problem mit Rolanda.“ Der ehemalige Professor sah daraufhin erwartungsvoll Severus an, der jedoch schwieg, weshalb Remus erneut ansetzt, um in dessen Problematik fortzufahren: „Rolanda ist hinter Severus her, was dieser ziemlich… unangenehm findet und somit haben wir auch schon die Grundlagen für unseren kleinen Handel.“

Zufrieden mit der Erklärung zum Stand der Dinge blickte Remus seine beiden früheren Mitschüler an. Sirius erwiderte diesen Blick mürrisch und brummte: „Und wie kann Sniefelus mir so helfen?“

„Und vor allem: Warum sollte er das tun?“, warf nun auch Severus erstmals in die Runde und schaute Remus genauso abwartend an, wie Sirius es tat. Unter den Augen seiner beiden ehemaligen Mitschüler rutschte Remus kurz nervös auf seinem Stuhl hin und her, bevor er kurz durchatmete und dann sprach: „Wir tauschen quasi Rolanda gegen einen Gefallen.“

Während Severus ihn sichtlich überrascht musterte, begann Sirius lauthals zu lachen. Erst als einige andere Gäste der Bar zu ihm herüberschauten, hörte er auf und grinste seinen besten Freund bereit an: „Moony, was für ein gewagter und zugleich so unmoralischer Vorschlag.“

Severus nickte ebenfalls: „Da gebe ich Black ausnahmsweise mal recht.“ Die beiden ehemaligen Schulfreunde warfen sich einen kurzen irritierten Blick zu, als sie feststellten, dass sie einer Meinung waren - ein Ereignis, dessen bisheriges Auftreten man an einer Hand abzählen konnte.

"Da stellt sich mich nur noch die Frage, Lupin", sagte Severus, während er sich langsam zurücklehnte, "was du hier tust." Sein bislang eher ausdruckloses Gesicht wurde zu einem Grinsen. "Denn mit dir will hier garantiert keiner tauschen."

Sirius grinste daraufhin ebenfalls, doch die beiden waren sehr genau darauf bedacht, dass sich dabei ihre Blicke nicht trafen - mehr als einmal pro Tag derselben Meinung mit dem jeweils anderen zu sein, war ihnen nicht geheuer.

"Keine Sorge, Severus, ich bin hier nur der Vermittler." Remus stockte beim letzten Wort kurz, was Severus allerdings misstrauisch werden ließ: „Aber lass mich das noch durchgehen, Lupin – ich nehme doch an, dich muss ich gar nicht zu weiteren Details des Plans befragen, oder Black?“ Severus schaute seine ewigen Rivalen kurz gehässig an, fuhr dann aber an Remus gewandt fort, bevor Sirius ihn unterbrechen konnte: „Ich werde Rolanda los, in dem ich Black verrate, wie man sie rumkriegen kann. Also tue ich Black einen Gefallen und Black tut mir einen Gefallen. Da sehe ich keinen Grund, euch noch einen Gefallen zu tun, so wie du es vorgeschlagen hast.“

Nachdenklich stützte sich Remus auf der Tischplatte ab, dann legte er jedoch die Fingerspitzen aneinander und erklärte: „Ich dachte mir schon, dass du so was fragst. Für diesen Gefallen gibt es zwei Gründe. Der erste: Einen Gefallen tust du Sirius, der dir dafür ja auch einen Gefallen tut. Aber ich tue dir ja auch noch etwas Gutes, in dem ich euch beide hier zusammen bringe, weshalb du mir auch noch etwas schuldest.“ Zufrieden lehnte Remus sich auf seinem Stuhl zurück – auch wenn dieser dabei verdächtig knarrte. „Außerdem weißt du ja wie Sirius ist: Diese Verliebtheit in Rolanda könnte jederzeit wieder vorbei sein. Und dann hast du sie wieder am Hals.“ Es schmerzte Remus etwas, immer so schlecht von seiner ehemaligen Kollegin zu sprechen und sie wie ein Handlungsgut zu behandeln, aber die spezielle Situation erforderte nun mal spezielle Maßnahmen. Und genau deshalb saß er jetzt Severus grinsend gegenüber und entdeckte Charakterzüge an sich, die er noch gar nicht kannte - und eigentlich auch so schnell wieder loswerden wollte.

Sichtlich zerknirscht darüber, dass man ihn dermaßen in die Ecke getrieben hatte, musterte Severus seine beiden Gegenüber finster: „In Ordnung. Und was muss ich für diesen Freundschaftsdienst tun?“ Er betonte das Wort Freundschaftsdienst, vielleicht um hervorzuheben, dass sie trotzdem absolut keine Freunde waren.

Scheinbar fühlte sich Sirius jetzt wieder angesprochen, denn er wandte sich vom Tisch ab und forderte seinen besten Freund auf, dasselbe zu tun, um über eine Gegenleistung zu beraten. Sirius grinste bereits über ganze Gesicht: „Ich bin für ein lebenslanges Verbot im Tropfenden Kessel eine Hose zu tragen. Das hätte James gefallen.“ Da letzteres die perfekte Gründung zu sein schien, wollte Sirius sich jetzt bereits wieder zu seinem Lieblingsfeind umdrehen, als Remus ihn aufhielt: „Wie wäre es mit etwas… Nützlicherem? Wir könnten ihm vorschlagen, sich noch einmal mit Tonks zu treffen. Du hast ja sicher auch gehört, was passiert ist. Sie sieht so unglücklich aus-“

„Und das könnte nicht zufällig an ihrem neuen schwarzen Aussehen liegen?“, unterbrach Sirius seinen besten Freund mit einem übertrieben freundlichen Lächeln, gegen das dieser jedoch mittlerweile immun zu sein schien, da Remus mit seinen Erläuterung fortfuhr: „Ist es nicht deine Pflicht als Onkel zweiten Grades, dich um sie zu kümmern? Und wenn wir Severus dazu bewegen können, sich noch einmal mit ihr zu treffen, würde sie das vielleicht aufheitern. Außerdem“, fügte Remus mit grimmigem Lächeln hinzu, „ist das mein Gefallen.“

Mit den besonders betonten Worten wandte Remus sich wieder Severus zu, der ihn schon erwartungsgemäß finster ansah – vielleicht hatte er das mit dem Hosenverbot gehört. Das erwähnte der ehemaligen Hogwarts-Professor jetzt besser gar nicht, sondern sagte direkt: „Mein Gefallen: Du triffst dich noch mal mit Tonks.“

Der Gesichtsausdruck des Tränkemeisters zeigte daraufhin deutlichen Unwillen. "Wie sollte ich?“

„Weil Sirius sich sonst nicht weiter für Rolanda interessieren könnte.“ Remus Lächeln war ungewohnt zuckersüß und den Protest seines besten Freundes neben ihm ignorierte er wieder bewundernswertem Gleichmut. Auch der Professor für Tränke ignorierte den Dritten am Tisch, der ja eigentlich am meisten hätte dazu sagen können. Doch er wusste genau, was Remus für eine Macht über seinen besten Freund haben konnte, auch wenn er sie so gut wie nie ausnutzte.

Kurz schien er noch seine Möglichkeiten abzuwägen, bevor er sich dann mit grimmigem Gesichtsausdruck zu Remus beugte und zischte: „Du magst ja noch so gut den harten Kerl spielen, Lupin, aber du bist und ein bleibst ein guter Mensch.“ Das war die erste Aussage von Severus über ihn, die Remus gefiel.

Dann lehnte sich der Tränkemeister jedoch wieder zurück und erwiderte - wenn auch etwas säuerlich: „Akzeptiert.“

Ungeduldig mischte sich nun auch Sirius wieder in das Gespräch ein: "Dann würde ich jetzt gerne deinen Teil der Abmachung hören - Sniefelus." Das letze Wort betonte Sirius wohl absichtlich, um zu betonen, dass ihre Zweck-Beziehung sehr bald enden würde. Genau das schien auch Severus zu beachsichtigen, denn ohne weitere Verzögerung antwortete er: „Lass sie einfach die Oberhand haben.“

Entgeistert schaute Sirius ihn an: "Damit hast du sie rumgekriegt?“ Wie hatte er sich nur an der Frau die Zähne ausbeißen können, wenn es so leicht sein sollte?

"Was heißt denn rumgekriegt?" Severus verzog das Gesicht. "Ich habe sie einfach machen lassen, was sie wollte, weil es mir total egal war. Sie ist mir eigentlich eher nachgelaufen.“

Plötzlich wurde Sirius misstrauisch, was man seinem Gesicht eindeutig ansah. "Geht's vielleicht auch noch etwas deutlicher?" Vielleicht wollte ihn sein alter Schulfeind ja auch nur in die Irre führen.

Severus drehte die Augen. "Bei den Fußnägeln des Merlin, zeig doch mal ein bisschen Fantasie, Black. Schlag was vor und frage sie gleichzeitig nach ihrer Meinung und stimme ihr auf alle Fälle zu. So habe ich das gemacht, um sie am besten los zu werden. Hat ja leider eher das Gegenteil bewirkt."

Diese schon genauere Beschreibung musste Sirius erst einmal verdauen. Nachdenklich starrte er ins Nichts und gab nur hin und wieder Geräusche der Erkenntnis von sich. Ungeduldig begann der Tränkemeister mit den Fingern auf die Tischplatte zu trommeln, doch sein Gegenüber reagiert immer noch nicht. Jetzt konnte es aber schon durchaus Absicht von Sirius sein, um seinen Lieblingsfeind zur Weißglut bringen. Vielleicht hatte er aber auch noch wirklich mit den neuen Informationen zu kämpfen.

Bevor die Situation jedoch wieder ausartete - Severus' Gesichtsfarbe hatte in Remus' Augen bereits einen warnenden Farbton angenommen -, griff Remus beruhigend ein: "Gut, Severus, ich glaube, jetzt hat Sirius die Informationen, die er wollte. Und du denkst dann ja sicher an deinen Teil der Abmachung."

Sein ehemaliger Kollege warf ihm einen finsteren Blick zu, nickte dann jedoch. „Dann sehen wir uns morgen, Lupin.“ Severus stand so eilig vom Tisch auf, als würde es ihm schwere Schmerzen zufügen, wenn er noch einen weiteren Moment mit Sirius verbringen müsste. Vielleicht würde es auch so weit kommen, wenn die beiden länger so nahbeieinander sein müssten. Zum Glück würde sich ihre Gesellschaft jetzt auflösen - dann müssten sie vielleicht auch noch mit Lokalverbot von Tom rechnen. Um diesem Szenario jedoch zu entgehen, erwiderte Remus eilig: „Ja, Severus, bis morgen.“

Kaum hatte Severus sich hingegen vom Tisch entfernt, schien Sirius aus seiner Starre zu erwachen und schaute seinen besten Freund misstrauisch an, während beide ebenfalls aufstanden. „Morgen? Seid ihr jetzt neuerdings beste Freunde?“

Der konnte ihn jedoch beruhigen und meinte: „Nein, aber morgen will Hermine uns endlich über diesen Schwur aufklären.“

"Oh, dann ist sie nicht wegen Mordes in Askaban?"

Entgeistert drehte sich Remus zu seinem Freund um. "Wieso sollte sie in Askaban sein?" Der zuckte jedoch nur rumdrucksend mit den Schultern, bevor er dann zögernd mit der Sprache rausdrückte: "Ich habe Mundungus schon lange nicht mehr gesehen und vielleicht hat sie ihm ja was angetan oder so…"

Lachend bahnte sich der ehemalige Lehrer von Hogwarts weiter seinen Weg durch die Gäste des 'Tropfenden Kessels', bevor er Sirius zuzwinkerte. "Vielleicht schwebt Dung ja schon längst auf Wolke sieben."

Empört eilte dieser seinem besten Freund hinterher. "Moony, wie kannst du nur? Ich hatte nicht ansatzweise diese Vorstellung mental zu vertiefen..!"

Munter weiter zeternd verließ Sirius mit Remus die Kneipe.

Die richtige Wahl und das, was man dafür hält

Im ‚Tropfenden Kessel‘

"Ah, hallo, Patil! Dann ist zumindest alte Garde ja schon einmal vollständig", begrüßte Tobias Snape den vierten Vater, der soeben den ‚Tropfenden Kessel‘ betreten und sich dann an ihren Tisch gesetzt hatte. Sie waren von der jungen Granger dazu eingeladen worden, heute am späten Nachmittag über das magische Versprechen zu reden, das sie alle gegeben hatten. Ohne etwas aus diesem Vorfall gelernt zu haben, lautete Snape Seniors Frage sogleich: "Willst du ein Bier?"

Der Vater von Padma schüttelte hingegen den Kopf: "Besser nicht, erst mal abwarten, was die Granger herausgefunden hat." Vor allem würde seine Tochter es seiner Frau erzählen, wenn sie ihn um diese Uhrzeit schon mit einem Bierglas in der Hand sehen würde. Sein Gegenüber schien die Bedenken von Patil zu ahnen, verdrehte deshalb grinsend die Augen und wandte sich dann an den vierten Vater im Bunde: "Und du, Granger?"

Verschüchtert sah Hermines Vater auf, seine zusammengesackte Haltung sprach eindeutig gegen seine Wohlbefinden an diesem Ort. Ohne ein Wort schüttelte er den Kopf.

Gleichgültig zuckte der alte Snape mit den Schulter und sagte zu dem Mann neben ihm: "Gut, Lupin, dann nur wir beide." Er drehte sich um, um nach der Kellnerin zu schauen, fand diese Glücklicherweise doch bereits direkt am Nebentisch, wo einige Gäste gerade Kaffe bestellten - das angemessenere Getränk um diese Uhrzeit vermutlich. Einen anerkennenden Pfiff ausstoßend musterte er die Kellnerin, das musste bestimmt die Neue sein, die Tom eingestellt hatte. Gute Figur, schönen Beine, der Rock hätte aber vielleicht etwas mehr davon Preisgeben können. Snape warf den anderen vielsagende Blick zu, bevor er zufrieden grinsend sagte: "Nicht übel, oder?"

Der alte Patil ihm gegenüber stimmte ihm vollmundig und gut hörbar zu, wodurch Snape sich ausreichend motiviert fühlte, um langsam die Hand zu heben und-

"Wagen Sie es nicht mal, Mr. Snape!"

Überrascht sah Angesprochener zu dem Gesicht hoch, als die Kellnerin sich umdrehte, den Blick unerbittlich auf seine Hand gerichtet.

"Hermine!" Mit großen Augen und roten Ohren von den Kommentaren der anderen Männer vorher starrte Mr. Granger seine Tochter an. "Was machst du hier?" Zu ersten Mal seit seiner Ankunft schien ein bisschen Spannung seinen Oberkörper zu ergreifen.

"Hi Daddy!" Lieb und freundlich lächelnd - so wie eine Tochter ihren Vater nun einmal ansah - schaute Hermine zu ihrem Vater, als sie ihm erklärte: "Ich arbeite hier jetzt, mach aber gleich meine Pause und bin dann fürs Treffen hier." Anschließend wurde ihr Blick wieder eisig und sie wandte sich an den alten Snape. "Und Sie halten bis dahin Ihre Hände im Zaum." Sie ließ ihm keine Gelegenheit etwas zu erwidern, sondern drehte sich bereits um, als er doch noch hastig einwandte: "Kriegen wir denn noch zwei Bier?"

Skeptisch drehte Hermine sich um und musterte ihn kopfschüttelnd: "Wohl kaum, aber ich bringe Kaffee vorbei." Triumphierend lächelte sie ihr älteres Gegenüber an, das sie daraufhin entsetzt ansah: "Beim Barte des Merlins, willst du uns umbringen?"

"Sie vielleicht, Mr. Snape." Hermine warf ihn noch ein zuckersüßes Lächeln zu, dann ging sie wieder zur Theke, ohne noch einmal zurückzublicken.

Missmutig lehnte sich Snape Senior auf seinem Stuhl zurück, der dabei verdächtig knarrte. "Und wer sollte die als Schwiegertochter bekommen? Du, Lupin, oder? Mein Beileid!"
 

Keine fünf Minuten später trafen sich Padma und Remus zufällig vor dem 'Tropfenden Kessel' und betraten diesen gemeinsam, wo sie auch sofort Hermine an der Bar erspähten. Dort versuchte diese gerade, Toms berüchtigten Kaffee in Tassen zu füllen. Die Kunst dabei bestand darin, die eigene Haut nicht mit der Flüssigkeit in Verbindung kommen zu lassen und die Tasse bereits mit Milch - viel Milch - gefüllt zu haben, damit der Tassenboden nicht verätzt wurde. Hermine fühlte sich dann immer an ihre Zaubertränke-Stunden erinnert und wünschte sich ein klein bisschen, ihr damaliger Professor wäre jetzt in die Kneipe gekommen, um sie mit einem strengen Blick zu kontrollieren. Oder vielleicht besser auch nicht.

Freundlich begrüßte sie beide, als sie zu ihr an die Bar traten, Padma grinste da bereits breit. "Ich habe das Eulengeflüster ja schon vernommen, aber erst jetzt glaube ich es: Musterschülerin Hermine Granger bedient im 'Tropfenden Kessel'! Das wird der Höhepunkt auf dem nächsten Klassentreffen!" Während Remus sich jetzt ein kleines Grinsen erlaubte, begann ihre Leidensgenossin in Heiratsdingen zu lachen. Hermine stimmt zunächst mit, da sie sich der Kuriosität der Szenerie durchaus bewusst war, stellt dann jedoch vorsichtig die vierte Kaffeetasse auf ein Tablett und drückte es Padma behutsam in die Hand. "Die vier Herren sitzen dahinten, magst du den Kaffee mitnehmen? Ich komm gleich nach." Sich der Brisanz von Toms Kaffee bewusst werdend hielt Padma inne und schaute Hermine abschätzend an: "Wer hat denn nun einen Job als Kellnerin? Du oder ich?" Ohne jedoch eine Antwort abzuwarten, machte sie sich vorsichtig auf den Weg zu Tisch, während Remus ihr folgte und so angespannt wirkte, als wolle er jeden Moment einen Schutzzauber gegen Verätzungen über Padmas Hände sprechen.

Schon erstaunlich geschickt darin machte Hermine sich daran, die nächsten Tassen für die restlichen Gäste zu füllen. Als sie auf dem Weg zu diesen war, wünschte sie, sie hätte auch einen Wächter gegen Kaffeeverletzungen hinter sich. Aber Mundungus war noch nirgendwo zu sehen, so sehr sie den Hals auch in alle Richtungen reckte. Dabei meinte er doch, er wolle pünktlich hier sein. Vermutlich bedeutete das bei ihm aber nicht ganz so viel wie bei ihr.
 

"Sie wollen mich jetzt schon umbringen, Ms. Granger? Obwohl wir es gar nicht wären, die heiraten?" Überrascht wurde Hermine aus ihren Gedanken geholt und konnte das Tablett mit den gefährlichen Tassen gerade noch so vor der Brust ihres Gegenübers zurück in die Balance bringen.

"Vermutlich kann ich Padma auch auf friedliche Weise vor diesem schlimmen Schicksal bewahren."

Ihr ehemaliger Tränkeprofessor musterte sie abschätzend und sagte dann mit einem leichten Lächeln: "Die Antwort lasse ich Ihnen ausnahmsweise durchgehen." Dann drehte er sich ohne ein weiteres Wort um und ging ebenfalls zu dem Tisch, an dem Remus und Padma bereits Platz genommen hatten.

Mit der für den Kaffee auf ihrem Tablett angemessenen Ruhe machte sie sich auf den Weg, diesen zu seinem Bestimmungsort zu bringen, bevor er entweder kalt geworden war oder sich doch noch durch das Porzellan der Tasse gefressen hatte. Dann schaute sie noch kurz an der Theke vorbei, um Tom zu sagen, dass sie jetzt kurz Pause machte und begab sich samt mitgebrachter, schwerer Tasche ebenfalls an den Tisch, an dem bereits die vier Väter und ihre drei Leidensgenossen saßen. Von Mundungus war immer noch nichts zu sehen, hoffentlich kam er zumindest noch rechtzeitig, um zu erleben, wie sie ihre Ergebnisse präsentierte.

Den alten Snape keines Blickes würdigend trat Hermine an den Tisch und ließ sich auf den letzten freien Stuhl fallen. Damit es zu keiner unnötigen Verspätung kommen würde, begann sie auch gleich: "Ich würde sagen, da wir vollzählig sind, fangen wir an." Während die eine Hälfte der Tischrunde zustimmend nickte, schaute die andere Hälfte größtenteils verdrießlich drein.

Bevor Hermine fortfahren konnte, trat neben Padma unerwartet Ron an den Tisch. Er nickte der Runde zur Begrüßung knapp zu und wandte sich dann an seine Freundin - das wusste Hermine von Harry, der ihr die erfreulich detailarme Kurzfassung dieser Beziehung erzählt hatte. "Ich weiß, ich bin etwas früh Padma. Ich stell' mich dann so lange an die Bar." Ob das nach Harrys Erzählung der beste Ort für Ron zum Warten war, wollte Hermine nicht glauben. Aber bevor sie weiter darüber nachdenken konnte, erwiderte Padma resolut: "Ja, wir sind noch beschäftigt, setz' dich doch dahinten hin. Ich hol dich ab, wenn wir fertig sind." Erstaunlich ergeben nickte Ron und wollte sich schon abwenden, als Padma ihn noch ermahnte: "Und kein Bier." Man konnte ihren Schulfreund fast bemitleiden, allerdings wusste niemand besser als Hermine, dass Ron wirklich eine starke Hand brauchte. Trotzdem rief sie ihm noch freundlich hinterher: "Bestell' dir bei Kelly einen Kaffee, sie soll den von meinem abziehen." Als Angestellte hatte sie Freigetränke - wobei es sich dabei größtenteils um Kaffee handelte. Allzu viel wollte sie von diesem aber nicht trinken, da trat sie gerne etwas an Ron ab. Der nickte noch einmal und setzte sich dann an einen Tisch, so dass er aus ihrem Blickfeld verschwand. Irritiert wandte sich Hermine dann an Padma: "Wie schaffst du das? Nicht mal Harry konnte Ron nach sieben Jahren Hogwarts so viel Gehorsam abnötigen." Das klang natürlich provokant, aber es war nun mal eine Tatsache, dass Ron immer seinen eigenen Kopf gehabt hatte - bis heute. Padma zuckte leichthin mit den Schultern und erklärte: "Schuldgefühle. Ich brauche ihn bloß an den verpatzen Weihnachtsball in der vierten Klasse erinnern und schon liest er mir jeden Wunsch von Augen ab. Er will es sich mit mir eben nicht verscherzen." Sie zwinkerte ihrer ehemaligen Mitschülerin zu und Hermine dankte Harry erneut für dessen detaillose Beschreibung. "Und besser für den Moment so jemanden wie Ron als… jemand anderen." Ihr Blick glitt dabei äußerst beiläufig zu hinüber zu Severus Snape, doch der ignorierte den Blick, falls er ihn bemerkt hatte.

Die Andeutung verstehend, begann Hermine daraufhin erneut, ihr Treffen zu eröffnen: "Also, wir sind hier um die Wirkung dieses Versprechens zu klären-"

Mit beschwichtigend erhobenen Händen unterbrach Snape Senior Hermine, die ihm daraufhin einen weiteren bösen Blick zuwarf. Davon ungerührt fragte er: "Bevor wir das tun, gibt es vielleicht die Möglichkeit, dass die Verlobungen auch ohne Versprechen bestehen bleiben?" Ihm schlug eine Welle der Ablehnung entgegen, die Padma sogleich in Worte fasste: "Nein! Auch wenn ihr es uns nicht glaubt, wir sind sehr wohl selbst in der Lage, unsere Partner zu wählen!"

"Sicher, Ms. Patil?" Severus sah seine ehemalige Schülerin mit hochgezogenen Augenbrauen an, die trotzig die Arme verschränkt hatte und ihn herausfordernd anschaute. "Sie nennen diese Befehlsstruktur von eben doch hoffentlich nicht Beziehung?"

Wütend sprang Padma auch und lehnte sich dabei gefährlich kräftig auf die Tischkante, so dass die vier Väter besorgt ihre Kaffeetassen in die Hand nahmen, damit deren Inhalt nicht fatalerweise überschwappte. Die junge Frau achtete nicht weiter darauf und fuhr fort: "Seien Sie bloß still, Professor, sonst sehe ich mich gezwungen, Sie mit dem Fett aus Ihren Haaren zu ersticken!"

Sich unbeeindruckt gebend lehnte Severus zurück und erwiderte kühl: "Das werden Sie kaum schaffen, ich bin nicht nämlich Ihr rothaariges Schoßhündchen."

Daraufhin verzog sich Padmas Mund zu einem spöttischen Lächeln. "Meins vielleicht nicht. Aber womöglich das von Nymphadora Tonks." Als Severus sie böse, aber sprachlos anstarrte, rückte Padma ihren Stuhl wieder zurecht und ließ mit siegessicherem Grinsen auf diesem nieder. Die Starre, die sich über den Tisch gelegt erfasst hatte, beachtete sie nicht weiter.

Erst nachdem Hermine einmal kurz durchgeatmet hatte, traute sie sich, sich zu regen und Remus anzuschauen. Der wirkte jedoch ziemlich unberührt und schaute sogar kurz auf die Uhr, bevor er mit Blick in die Runde sagte: "Wollen wir dann weiter machen? Ich hätte im Anschluss noch was vor." Er lächelte das scheue Lächeln, das für ihn so typisch war und Hermine kam nicht umhin, ihn für diese gelassene Haltung zu bewundern. Auch deswegen wagte sie jetzt einen dritten Versuch, das Treffen zu eröffnen. Als sie jedoch gerade den Mund geöffnet hatte, trat Mundungus an der Theke in ihr Blickfeld, so dass es ihr kurzzeitig die Sprache verschlug – so tief versank sie in ihrer rosa-roten Welt der Verliebtheit.

"Wird das heute nochmal was, Miss Granger?"

Der rüde Rüffel ihres ehemaligen Professors holt sie zurück in die Realität und sie räusperte sich. Padma schien bei dem Professor eindeutig einen Nerv getroffen zu haben, wenn seine schlechte Laune so offensichtlich ist. Mundungus schien die Situation zu erahnen und blieb an der Bar stehen.

Beim mittlerweile vierten Anlauf zur Gesprächseröffnung änderte Hermine ihre Taktik und griff in ihre Tasche, um ein großes und scheinbar ziemlich schweres Buch auf den Tisch zu hieven. Das Ächzen das Tisch dabei von sich gab, machte keine große Hoffnung auf dessen dauerhafte Stabilität. Dafür hatte Hermine jetzt von jedem die vollständige Aufmerksamkeit, denn ein Buch musste ja zwangsläufig baldige Lösung des Versprechens bedeuten. Unter den erwartungsvollen Augen der Tischrunde begann Hermine zu erklären: "Wir können zuerst einmal feststellen, dass wir es mit keinem unbrechbaren Schwur zu tun haben, das ist schon mal gut. In unserem Fall bemühte man wohl ein magisches Versprechen. Das konnte ich mit diesem wunderbaren Werk über Magische Kommunikationszauber im Kapitel für Sinnlose Kommunikation ohne Eulen herausfinden."

"Was?"

Mit sichtlicher Genugtuung beobachtete Hermine, wie die anderen sie anstarrten. Lächelnd machte sie eine Wegwerfende Handbewegung. "Nur ein Scherz, um zu gucken wer zuhört." Snape senior zum Beispiel war nämlich nicht erstaunt gewesen, aber sie beschloss ihn zu ignorieren - wie er es mit ihr ja auch tat. Dann fuhr sie fort: "Dieses Buch zu bekommen, hat mich einige Mühen gekostet. Bis auf Mundungus-" Sie warf dem Mann an der Bar einen verliebten Blick zu, den nicht nur ihr Vater irritiert beobachtete. „- hat sich aber niemand die Mühe gemacht mir zu helfen.“ Der nächste Blick war nicht ansatzweise verliebter Natur und er galt zweifelsfrei Severus Snape, der ja immerhin Zugang zur Bibliothek von Hogwarts hatte. Der Professor schaute jedoch unverändert finster, sodass Hermine ihre Erklärungen fortsetze, während sie das gesucht Kapitel im Buch aufschlug: "Magische Versprechen sind eine abgeschwächte Form von magischen Schwüren. Sie zu brechen ist allerdings trotzdem nahezu unmöglich. Bevor ich jetzt jedoch mögliche Verfahren erkläre, frage ich nochmal nach dem genauen Ablauf des Versprechens." Sowohl Snape senior als auch Lupin senior wollte zu einer Schilderung des feucht-fröhlichen Abends ansetzen, doch Hermine schnitt ihnen das Wort: "Erklär' doch mal, Dad." Den beiden Herren traute sie nicht im Geringsten über den Weg. Das schien die beiden auch zu merken, doch trotzdem überließen sie ihren Vater die Erzählung: "Naja, meine Erinnerung ist zwar auch etwas trübe, aber wir haben unsere Hände übereinander gehalten und jemand mit dem Zauberstab auf die oberste Hand getippt. Nach einem kurzen 'Pfoff!' war auch schon alles vorbei." Nachdem Hermines Vater geendet hatte, schauten alle erwartungsvoll zu seiner Tochter, die daraufhin in einen kurzen Freudenjubel ausbrach. Padma wechselte einen kurzen Blick mit Remus, doch bevor sie etwas sagen konnten, beruhigte Hermine sich wieder und räusperte sich. Dann deutete sie auf eine Stelle im Buch und erklärte: "Dann ist es hiermit vorbei! Es gibt kein Versprechen. Das erforderliche Geräusch nach dem Zauberspruch hätte dafür 'Popp!' sein müssen."
 

Hermines Feststellung schlug am Tisch ein wie eine Stickbombe in der Großen Halle von Hogwarts – nur dass niemand hustend davon lief. Stattdessen schwankten die Gesichtsausdrücke zwischen erstaunt und enttäuscht. Eine dermaßen simple Auflösung hatte niemand erwartet. Gegenversprechen, schwarzmagische Rituale oder tödliche Duelle hatte wohl die Gedankenwelt rund um die Schwurauflösung beherrscht.

Wie üblich fand Snape senior zuerst seine Sprache wieder, keine Nachricht der Welt hätte ihn wohl auf Dauer zum Schweigen bringen können: "Also haben wir gar nichts versprochen?"

Während Hermine stumm nickte, mischte Padma sich ein: "Nicht? Aber ich hätte schwören können, irgendeine unsichtbare Macht zwingt mich die ganze Zeit, mich zu Professor Snape hingezogen zu fühlen." Remus warf seiner Tischnachbarin einen überaus überraschten Blick zu, Severus hingegen verschaffte sich mit einem abwertenden Geräusch Gehör: "Pures Wunschdenken, Miss Patil." Gehässig grinste er seine ehemalige Schülerin an.

Diese lief daraufhin erst vor Zorn rot an und schien jeden Moment explodieren zu wollen, doch dann fasste sie sich und stand ruckartig auf. Dabei erwischte sie den Stuhl ungünstig, so dass dieser hintenüber kippte und auf dem Boden in seine Einzelteile zerbrach. Sich nicht darum kümmernd warf Padma ihrem ehemaligen Professor einen kalten Blick zu, als sie sich verabschiedete: "Wir sehen uns dann auf Ihrer Beerdigung, Professor. Ich werde sehr fröhliche Sonnenblumen auf Ihr Grab legen." Damit drehte sie sich und machte sich auf den Weg Richtung Ausgang. "Ron, wir gehen!", ließ sie noch von sich hören, kurz darauf war sie verschwunden, Ron an ihren Fersen. Selten hatte Hermine ihn so spuren sehen, vermutlich bekam ihm Padmas harte Hand wirklich gut.

Während deren Abgang hatte Remus nach dem Buch gegriffen und die entsprechende Stelle gelesen. Anschließend schlug er das Buch schwungvoll zu, worauf der Tisch erneut ächzte und alle am Tisch Anwesenden sorgenvoll das Gesicht verzogen. Remus hingegen brach ebenfalls in Jubelstürme aus: "Es gibt kein Versprechen!" In seiner Freude umarmte er Hermine stürmisch und hätte das wohl auch bei Severus getan, wenn er bei dessen Anblick nicht wieder zur Besinnung gekommen wäre. Etwas gezwungen lächelnd erinnerte er diesen kurz: "Tonks müsste jeden Moment hier sein. Rede doch kurz mir ihr." Sein ehemaliger Mitschüler nickte kurz gequält, doch das bekam Remus wohl gar nicht mehr mit, da er sich mit wenigen Abschiedsworten bereits auf den Weg zum Ausgang gemacht hatte. Sowohl Severus als auch Hermine sahen ihm hinterher: die eine mit sanftem Lächeln, wie sie genau wusste, wie er sich im Moment fühlte, der andere mit angewidertem Gesichtsausdruck - aus demselben Grund. Als seine ehemalige Schülerin das erkannte, wurde ihr Gesicht unerbittlich und ein gemeines Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht: "Sie können dann an der Theke auf Tonks warten, Professor. Ich bringe Ihnen dann gleich einen Kaffee, wenn Sie möchten." Genau wie der angebotene Kaffee hätte auch Severus' Blick sie sicher ohne weiteres töten können, doch bevor es soweit kommen konnte, hatte Hermine sich bereits abgewandt und sprach stattdessen mit ihrem Vater: "Du gehst jetzt besser nach Hause, Dad, bevor noch irgendwas passiert. " Sie machte eine Handbewegung, die alles Mögliche bedeuten konnte und letztendlich darin endete, indem sie auf Padmas Vater zeigte. "Und Mr. Patil nimmst du am besten gleich mit." Unter den irritierten Blick der anderen beiden Väter standen die beiden Männer tatsächlich auf und verabschiedeten sich. Mit zuckersüßem Lächeln winkte sie beiden hinterher. Selbst ihr ehemaliger Professor konnte sich anschließend einen Kommentar nicht verkneifen: "Die haben Sie ja ganz schön im Griff, Granger. Wäre Potter und Weasley in Ihrer Schulzeit…" Bevor er weitersprechen konnte, wies sie mit einem Arm den Weg zur Theke und erwiderte: "Ihr Kaffee steht sofort bereit, Professor. Wenn Sie sich schon mal setzen wollen…?" Grummelnd erhob auch Severus sich. Als sie noch Schülerin gewesen war, hatte er gegen das Mädchen ja zumindest noch Strafen in der Hand gehabt - jetzt war sie einfach unausstehlich!

Zufrieden wandte sich Hermine an die letzten beiden Gäste ihrer Runde, doch sie versuchte sich erst gar nicht zusammenzureißen, um höflich zu sein. "Am besten gehen Sie jetzt nach Hause, meine Herren. Hier werden Sie sowieso nur noch Kaffee kriegen. Und glauben sie mir, kalt schmeckt er auch nicht besser." Tatsächlich zeigte diese Andeutung Wirkung. Mit miesmutigen Gesichtern standen auch diese beiden Männer auf und verließen die Kneipe. Nach einigen Schritten drehte sich Snape Senior jedoch noch einmal um und ließ ihr einen Abschiedsgruß da: "Dann kann ich gleich mit meiner Frau einen trinken." Glücklicher sah er bei dieser Vorstellung allerdings nicht aus.

Zufrieden sah Hermine den beiden nach und musterte dann den so schnell leer gewordenen Tisch. Mit einem Wink ihres Zauberstabs ließ sie das dicke Buch zur Theke fliegen, so dass ein nächster Schlecker einen Lappen zum Abwischen zutage fördern konnte. Währenddessen ließ sie auch die meistens noch vollen Kaffeetassen Richtung Abspülbecken schweben. Endlich war dieser alberne Schwur vom Tisch, hoffentlich musste sie keinen der Beteiligten - abzüglich ihres Dads - so bald wiedersehen. Und dass sie sie jetzt nicht länger als nötig ertragen musste, dafür hatte sie ja gesorgt.

Tom teilte sie trotzdem mit betroffenem Schulterzucken mit, dass diese vielversprechende Gruppe sich bereits aufgelöst hatte und den Umsatz auch nicht hatte steigern können. Der Wirt wirkte nicht erfreut, Hermine hingegen störte sich nicht daran und stattdessen schwebte zu Mundungus, der sie mit einem Grinsen an der Bar erwartete.
 

Dieser Tag strapazierte sein Gefühl für guten Geschmack eindeutig über Gebühr, musste Severus an der Theke wartend feststellen, als er sah, wie seine ehemalige Schülerin mit verliebtem Blick an Mundungus' Lippen hing, während der wieder irgendeine Geschichte erzählte, die höchstwahrscheinlich - nein, ganz bestimmt - gelogen war. Aber ein kurzer Seitenblick zum schulterzuckenden Tom bescheinigte ihm, dass er nicht allein fand, dass das die seltsamste Verbindung war, die man je in dieser Kneipe gesehen hatte. Die beiden übertrafen sogar Lupin und Bellatrix.

So ungern Severus es zugab, wahrscheinlich würde er allerding auch sehr bald in diese groteske Rangfolge aufgenommen werden. Der Grund dafür kam gerade zögerlich zur Tür herein und spähte suchend in das schummerige Halbdunkel, das stets die Theke des 'Tropfenden Kessels' umgab. Erfreulicherweise ließ der Anblick von Nymphadora Tonks in ihm nicht sofort das Verlangen nach dem stärksten und vermutlich tödlichsten Kaffee erwachen. Das unterschied sie schon einmal von den meisten anderen Frauen, die in letzter Zeit ziemlich häufig seine Nähe gesucht hatten. Außerdem hatte sie ihre zuletzt sehr… extreme Typverwandlung etwas abgeschwächt. Von rosa Haaren war zwar noch nichts wieder zu sehen, dafür fehlte die fast leichenartige Blässe, die ihn das letzte Mal so erstaunt hatte.

Mittlerweile hatte Tonks ihn tatsächlich an der Theke entdeckt. Immerhin war sie Auror, da sollte man diese Form der Beobachtungsgabe wohl erwarten können - jeder andere hätte ihn wohl noch einige Zeit suchen müssen. Obwohl sie mit selbstsicheren Schritten auf ihn zu kam und sich neben ihn auf einen Barhocker setzte, wirkte sie anschließend etwas zurückhaltender, beinahe schüchtern. Dann schien sie sich jedoch Mut zu fassen: "Du musst nicht mit mir rede. Ich weiß, wie du zu mir stehst."

"Lupin hat mich…" Er zögerte kurz, um es möglichst positiv zu verpacken. "…überzeugt, doch noch mal mit dir zu reden." Überzeugt war wohl das falsche Wort dafür, aber sicher war, dass Black und Lupin ihm wohl jahrelang auf den Fersen sein würden, wenn er seinen Teil der Abmachung nicht hielt. Und eigentlich hatte er sie schon nach der Schule nie mehr wiedersehen wollen, daher wollte er dieses Szenario auf jeden Fall vermeiden.

Tonks' Worte holten ihn aus seinen düsteren Gedanken, als sie schmunzelnd anmerkte: "Ach, Remus, ist er nicht ein netter Kerl?" Als Severus keine Anstalten machte, darauf etwas zu erwidern, fuhr sie in zuckersüßem Ton fort: "Ich habe mit ihm Schluss gemacht, habe eine Auge auf seinen Rivalen aus Schultagen geworfen und was macht er? Legt für mich ein gutes Wort bei eben diesem ein." Für einen kurzen Moment sah Severus die Frau auch schon schluchzend zurück zu Lupin rennen, doch dann verdrehte diese auf einmal kopfschüttend die Augen. "So ein Vollidiot!"

Wenn auch aus anderen Gründen - Severus dachte da vor allem an Bellatrix - stimmte Severus leicht grinsend ihr zu: "Oja, was für ein Idiot."

Etwas überrascht musterte sie ihn, lächelte ihn dann jedoch freundlich an: "Und schon haben wir etwas gemeinsam." Das hatten sie in der Tat - auch wenn das bislang der wohl kleinste gemeinsame Nenner war, von dem er gehört hatte. Aber er konnte sich ja durchaus auf dieses Spielchen einlassen - verlieren konnte er ja nichts und ihre ersten Annäherungsversuche waren ja durchaus anziehend gewesen. Sie kleidete sich mittlerweile zwar nicht mehr so auffallend schwarz und aufreizend, wie bei ihrer ersten Begegnung, doch eine Blick auf ihr jetziges Aussehen stieß ihn zumindest nicht so ab wie das von der Besentante Hooch. Auf alle Fälle war sie kein Vergleich mehr mit der Frau, die sich noch vor einiger Zeit so gekleidet hatte, als wäre sie farbenblind.

Komisch war dieser Wandel allerdings trotzdem und so beschloss Severus doch etwas, wenn auch möglichweise etwas dürftige Konversation zu machen. "Woher kommt eigentlich dieser plötzliche…" Schon wieder musste der Tränkeprofessor nach dem passenden Wort suchen, fand es jedoch schließlich: "…Farbenwandel?"

Nachdenklich betrachtete Tonks ihn, doch sie schien dabei viel mehr in Gedanken zu sein als ihn anzusehen. Ihr Antwort kam daher auch etwas zögerlich: "Seit ich denken kann, habe ich mich immer bunt gekleidet. Ich konnte alle Farben tragen, die ich wollte. Wirklich alle! Aber wehe, es war mal Grau dabei, an Schwarz war gar nicht zu denken!" Vielsagend verdrehte sie die Augen, dann fuhr sie fort: "Ich fand's ätzend, dass ich zwar jede Farbe tragen durfte, nur nicht schwarz. Als wäre ich nur noch auf der menschlichen Paradiesvogel! Ich war in den Augen der Menschen einfach total festgelegt." Unbehaglich musste Severus feststellen, dass sie jetzt auf einmal grinste und sich vorbeugte, um ihm etwas ins Ohr zu flüstern: "Das kennst du doch bestimmt auch, immer nur Schwarz?"

Er schien ein ziemlich angefressenes Gesicht zu machen, denn sie lachte laut auf. Es klang weniger verführerisch als vielmehr nach der alten, bunten Tonks.

Der 'Tropfende Kessel' füllte sich jetzt zusehends mit mehr Gästen, so dass sich einige nach diesem Lachen umdrehten und sie flüchtig musterten. Unbehaglich schaute Severus sich um. "Uhm… wollen wir woanders hingehen? Ich habe das Gefühl, selbst das Mobiliar kann hier Ohren bekommen."

Irritiert schaute die junge Frau ihn an, doch dann ließ sie kurz den Blick durch die Kneipe schweifen und erkannte die Situation mit ihren Auror-Fähigkeiten sofort. Ein Grinsen schlich sich auf ihr Gesicht, als sie entgegnete: "Weil zwei ehemalige Schüler eben die Bar betreten haben und absolut nicht rüber gucken? Das versteh ich. Wenn es jetzt nur Tom wäre, der schon seit geraumer Zeit dasselbe Glas abtrocknen und sich dabei so gar nicht vom Fleck bewegen würde, wäre das ja noch ganz normal." Nachdem sie ihm damit eine eindrucksvolle Kostprobe ihres überraschend trockenen Humors gegeben hatte, stand Tonks dann aber doch auf und ging darauf ein: "Dann lass uns gehen." Kopfschüttelnd stand auch Severus auf, der mit finsterer Miene bekannte: "Ich habe echt genug von Schülern." In letzter Zeit hatten die ihm echt nur Ärger gemacht - egal, ob sie ihn sahen oder nicht.

Tonks schenkte ihm ein süffisantes Lächeln. "Das trifft sich gut, ich kenne da eine Kneipe, die ist so dunkel und abgeschieden, da verirrt sich kaum ein Hogwarts-Absolvent hin." Einen kurzen Moment überlegte er, wie sie diesen wohl kennengelernt hatte, schob dies aber auf ihr Tätigkeit als Auror. "Das klingt nach einem wundervollen Ort. Und wie sieht's denn da mit Kollegen aus?", erkundigte Severus sich betont beiläufig, während er ihr eilig durch die Gäste des 'Tropfenden Kessels' folgte, um möglichst ungesehen von seinen ehemaligen Schülern aus der Kneipe zu verschwinden. Die beiden besagten Schüler schienen aber bereits anderweitig abgelenkt zu sein.
 

Es war in Lavenders Augen ein wirklich schöner Abend gewesen. Harry hatte sie abgeholt, sie hatten nett gegessen und danach sogar noch einen kleinen Spaziergang durch die Winkelgasse gemacht. Sie hätte wirklich nicht gedacht, dass sich Harry dermaßen ins Zeug legen konnte und sich so emsig um sie bemühte. Jetzt würde wohl noch ein Getränk im 'Tropfenden Kessel' folgen - es gab wohl wenige magische Verabredungen, die ohne dieses auskamen. So wie er diesen Abend gestaltet hatte, würde Harry sie als Gentleman danach wahrscheinlich auch noch nach Hause bringen. Zumindest hatte sie das bis eben noch gedacht.

Gerade war der vollendete Gentleman nämlich unvermittelt mitten im 'Tropfenden Kessel' stehen geblieben und musterte seinen wohl ewigen Rivalen, der ihm in der Menge der Gäste begegnet war. Mit zu schmalen Schlitzen zusammengekniffenen Augen musterte Harry sein Gegenüber und sagte schlicht: "Malfoy." "Potter." Die Antwort von Draco kam prompt und ebenso kurz.

Irritiert beobachteten Lavender und Cho, die junge Frau an Dracos Seite, die Szene zwischen ihren Verabredungen, die sie nach all den Jahren seit dem Schulabschluss so drastisch wohl nicht erwartet hatten. Dann warfen sie einander kurz Blicke zu und zuckten beide aber erst einmal abwartend mit den Schultern.

Eigentlich hätte Lavender eher die Begegnung mit Cho als problematisch eingestuft. Besorgt musterte sie Harry, als er die Hand zum Gesicht hob, doch zu ihrer Überraschung kratzte er sich lediglich an der Wange. Entweder interessierte ihn Cho nicht mehr oder - und auch das war nicht unwahrscheinlich - seine Aufmerksamkeit richtete sich einfach nur komplett auf Draco Malfoy.

"Musstest dir doch bestimmt Tipps von Weasley für deine Verabredung holen, oder Potter?" Gehässig grinste Draco seinen ehemaligen Mitschüler an, während Lavender nur einen kühlen Blick für ihn übrig hatte - so wirklich hatte sie Draco Malfoy auch noch nie gemocht. Harry konterte jedoch sofort und das erstaunlich gekonnt: "Und du scheinst dich nur in Begleitung in den 'Tropfenden Kessel' zu trauen."

Draco überhörte die Anspielung mit eisigem Blick, teilte aber weiter aus: "Tja, immerhin mussten wir hier nicht essen. Für mehr hat's bei dir doch bestimmt nicht gereicht?" Er lachte boshaft.

"Hättest du wohl gerne", entgegnete Harry heftig. "Das Eckcafé von Madame Mariette bietet die gemütlichste Umgebung bei den besten Gerichten in der südlichen Winkelgasse." Herausfordernd musterte Harry seinen Widersacher nach dieser Erwiderung, doch selbst Lavender fand, dass es sehr nach dem Spruch klang, der dort über der Tür gestanden hatte. Vielleicht wurde Harry das bewusst, denn er wartet gar nicht erst darauf, dass Draco ihm einige edleres Restaurant entgegenhielt, sondern schnitt ein neues Thema an: "Und danach noch ein Spaziergang durch die Winkelgasse. Kannst du das überbieten?"

"Spaziergang durch die nächtliche Winkelgasse", verkündete Draco triumphierend im Brustton der Überzeugung. Cho neben ihm verdrehte jedoch mit süffisantem Grinsen die Augen, als ihre Begleitung hochmütig ergänzte: "Das ist viel romantischer."

Sofort schränkte Harry aber ein: "Aber Eis bei Florian Fortescue bekommst du dann nicht mehr." Irritiert musterte Lavender ihre Verabredung. Sie hatten doch gar kein Eis gegessen?!

Die beiden ehemaligen Mitschüler schien das wenig zu stören, ihr Wettkampf hatte längst die Grenzen der Realität überschritten - spätestens daran zu bemerken, als Draco von einer Kutsche, gezogen von Thesatralen und Harry von Doxys sprachen, die ihr Blumen brachten. Cho ihr gegenüber verdrehte jetzt die Augen in einer Mischung aus Langeweile und Genervtheit. Da sie dabei scheinbar keinen Wert auf eine Unterhaltung mit Lavender legte, zuckte diese unschlüssig mit den Schultern. Dieser Wink blieb von Harry jedoch unbemerkt und er schwärmte weiterhin von Riesen, die Arien sangen und Papierblumen, deren Blütenblätter in Komplimente verziert waren. Lavender hätte diese eher bei Weasleys Zauberhafte Zauberscherze - freilich ohne Komplimente - verortet und so hörte sie auf, bei der Unterhaltung weiter mitzuhören. Stattdessen ließ sie ihren Blick gelangweilt durch den 'Tropfenden Kessel' schweife. Viele bekannte Gesichter konnte sie nicht erspähen. Dann blieb ihr Blick jedoch an der Theke hängen, die jetzt wohl neuerdings mit Topfpflanzen dekoriert wurde. Vielleicht versuchte Tom, der Wirt ja endlich seine Kneipe mal etwas zu verschönern. Ein paar Zimmerpflanzen konnten da nicht schaden. Lavender wollte schon aus Langweile nach weiteren geeigneten Standorten suchen, als sich ein Gast, der hinter der Topfpflanze saß, vorbeugte, um sich auf der Theke abzustützen. Das war doch Ginny Weasley!

"Harry, meinst du nicht, der Hippogreif ist jetzt da, der uns abholen sollte?"

Selbst Cho sah sie erstaunt an, als sie diese Frage plötzlich in den Wettstreit der ehemaligen Mitschüler warf. In dem Moment war das Lavender allerdings egal, sie würde Harry diesen Abend auf gar keinen Fall auch noch mit Ginny Weasley teilen - Cho und Draco waren schon schlimm genug!

Mit einer höflichen Verabschiedung von Cho und einer kühlen von Draco zog sie Harry an den beiden vorbei und ignorierte dabei die belustigten Blicke der beiden. Draco flüsterte seiner Freundin scheinbar auch schon irgendeinen gehässigen Kommentar ins Ohr. Lavender wollte jetzt aber nur möglichst viele Menschen zwischen Harry und Ginny bringen.

Sie hatten den Ausgang schon fast erreicht, als Harry zu ihr aufschloss, sie sichtlich amüsiert musterte und bemerkte: "Wenn du einen Hippogreif für den Rückweg habengewollt hättest, hättest du mir nur Bescheid sagen müssen."

Irritiert blickte Lavender ihre Verabredung an, woher kam dieser an ein solches Tier? Allerdings hörte sie dann doch augenblicklich auf, sich darüber Gedanken zu machen. Stattdessen hackte sie sich beschwingt bei ihm ein und sagte lächelnd zu ihm: "Ja, beim nächsten Mal wäre das schön." Beim Hinausgehen küsste sie dann den überraschten Harry auf die Wange.
 

Seufzend stützte Ginny ihren Kopf auf ihren Händen ab und starrte mit nachdenklichem Blick über die Theke. Sie wagte es nicht zur Seite zu schauen, weil dort diese verfluchte Topfpflanze stand. Er hätte ihr doch einfach Blumen mitbringen können! Aber nein, Neville brachte ihr natürlich gefühlt einen kleinen Baum in einem Topf mit. Was sollte sie denn damit? Noch mehr als die Pflanze miesfiel ihr aber gerade ihre eigene Unsicherheit. Verzweifelt rieb sie sich Augen, eine weitere gute Taktik, um die Pflanze neben ihr auf dem Hocker nicht ansehen zu müssen.

Dabei war die Verabredung wirklich gut gelaufen. So wie sie es sich vorgestellt hatte, hatte Neville sie natürlich nicht in ein gewöhnliches Zauberer-Lokal ausgeführt, sondern in ein putziges kleines Restaurant, in dem sonst wohl nur Muggel aßen. Durch sein Studium an der Muggel-Universität kannte er zahlreiche solcher Orte und es war einfach herrlich gewesen, irgendwo zu essen, wo man nicht jeden zweiten Gast persönlich und den Rest vom Sehen kannte. Sie hatten einfach vollkommen unerkannt bleiben können. Ginny hatte den Abend sehr genossen und Neville auch versprochen sich bei ihm zu melden, doch jetzt war sie einfach unsicher, ob er wirklich die richtige Wahl war.

"Na sowas!" Erstaunt hob Ginny den Kopf und sah sich Sirius Black gegenüber. Er war ein guter Freund ihrer Eltern und in ihrer Schulzeit hatte sie in fast jede Ferien gesehen - auch weil Sirius Harrys Patenonkel war. Seitdem hatte er sich kaum verändert und so hatte sie ihn sofort erkannt. Wie früher zeiget er sein freundliches Grinsen, als er sie begrüßte: "Wenn das mal nicht die kleine Weasley ist! Mit ihrer bezaubernden- " Der Mann stockte und selbst sein sonst so unerschütterliches Grinsen verschwand, als er zögerlich fragte: "Zimmerpflanze?"

Über seinen komischen Gesichtsausdruck musste jetzt selbst Ginny kichern: "Ja, die Topfplanze hat mir Neville Longbotton zu unserer Verabredung mitgebracht." Daraufhin wirkte er noch irritierter, darum schob sie noch eine Erklärung hinterher: "Mir wären auch Schnittblumen lieber gewesen." Grinsend verzog sie das Gesicht.

Sirius hingegen machte eine wegwerfende Handbewegung und schüttelte den Kopf, als er erwiderte: "Vergiss die Blumen. Die Frage ist, wie du zu dieser Verabredung gekommen bist!" Während er lauthals über den in seinen Augen wohl gelungenen Witz lachte, schaute sie ihn miesmutig an. Diesen etwas gemeinen Charakterzug von Sirius hatte sie über die Jahre wohl verdrängt. Und obwohl sie sich erinnerte, dass ihr Vater mal meinte, man könnte mit einem Troll tiefgründigere Gespräche führen als mit Sirius Black, erklärte sie schulterzuckend: "Ich mag eben seine ausgeflippte Art. Ich mag so was wirklich. Deshalb mochte ich Harry so sehr."

So plötzlich, dass es selbst Ginny überraschte, wurde der Mann ernst und ließ sich neben ihr auf einen der Barhocker fallen. Dieser plötzliche Gefühlsumschwung konnte doch kaum durch die Erwähnung von Harry herbeigeführt worden sein. Warum auch immer nickte Sirius jedoch mitfühlend. "Das Gefühl kenn' ich! Außenstehende halten einen für komplett übergeschnappt, aber man weiß einfach, dass es der richtige Weg ist." Kurz musterte Ginny den Mann misstrauisch. Vielleicht nahm er sie ja nur auf den Arm - das wäre nämlich genau die Art Scherz, die Sirius Black gefallen würde. Jetzt wirkte dieser allerdings ernsthaft betrübt. Und ein Blick auf ihn genügte Ginny irgendwie, um festzustellen, dass sie Gleichgesinnte waren. Vermutlich hatte sie bis eben auf dieselbe Art und Weise über die Theke gestarrt. Ihr war bewusst, dass sie vermutlich versuchte, zu viel in diese Äußerungen hineinzudeuten, aber wenn sie eh schon dabei war, Sirius' Worte zu einem Quell der Wahrheit zu erklären, dann konnte sie doch zumindest direkt fragen: „Glaubst du, wir treffen die richtige Entscheidung?“

Enttäuschenderweise zuckte Sirius daraufhin zunächst nur mit der Schulter, was ihren Optimismus gewaltig dämpfte, dann raffte sich ihr Gegenüber doch noch zu einer Antwort auf: "Wir finden es wohl nicht heraus, wenn wir es nicht ausprobieren.“ Positiv überrascht sah Ginny den Mann an, der neben ihr saß und trotz seines Alters dasselbe Probleme wie sie hatte. Sie lächelte ihn glücklich an, denn er hatte letztlich Recht. Vermutlich musste ihr Dad seine Meinung über die Tiefgründigkeit von Troll-Gesprächen revidieren.

Auf einmal war sie unglaublich erleichtert und sie hatte das Gefühl, die Welt umarmen zu können. Dieser Regung folgend schlang sie dann auch sofort ihre Arme um Sirius und dankte ihm. Als nächstes würde sie Neville umarmen!

Oder die Topfpflanze, die musste sie ja auch noch irgendwie transportieren.
 

Kopfschüttelnd sah der Wirt Ginny Weasley nach, die sich mit ihrer Zimmerpflanze im Arm durch die Menge schob. Einige Gäste drehten sich verwundert und Tom erwägte ernsthaft, das Mitbringen von Topfpflanzen zu verbieten. Der Longbotton hatte letztens doch auch schon eine dabeigehabt!

Als die junge Frau die Kneipe dann verließ, hoffte der Besitzer des 'Tropfenden Kessels' für heute mit merkwürdigen Gegebenheiten abgeschlossen zu haben, doch dann belauschte er das wohl seltsame Gespräch, das je an seiner Theke geführt wurde.
 

Es begann damit, dass sich Rolanda Hooch auf einen der Barhocker vor ihm setzte. Sie machte wie immer einen resoluten, aber niedergeschlagenen Eindruck und heute konnte Tom ihr noch nicht einmal gute Nachrichten bezüglich Severus überbringen. Umso mehr schmerzte ihn ihr erwartungsvoller Blick. Alle seine Gäste lagen ihm mehr oder weniger am Herzen - Rolanda zählte zu der ersten Gruppe, daher nahm er an ihrem Schicksal besonders Anteil. Und gerade das meinte es zurzeit gar nicht gut mit der Fluglehrerin von Hogwarts.

Das Glas, das er schon seit einiger Zeit polierte, stellte Tom seufzend beiseite, bevor er dann noch einmal tief durchatmete und ihr vorsichtig erklärte: "Ich fürchte, Rolanda, ich habe heute keine guten Nachrichten wegen Severus." Weiter kam er nicht, da er rüde unterbrochen wurde - von niemand geringerem als Sirius Black, der einige Hocker weiter an der Bar saß. "Wer braucht schon Sniefelus!", rief er ihnen fröhlich lachend und mit wegwerfender Handbewegung entgegen. In dem Moment zog Tom sich missmutig zurück. Auf Black war er nicht sonderlich gut zu sprechen, da dieser es mit dem Rechnung zahlen manchmal nicht so genau nahm, sich aber durch seinen jungenhaften Charme sowohl bei Kelly als auch bei ihm immer wieder durchschlagen konnte. Daher mied der Wirt mittlerweile Blacks Gegenwart - dann musste er ihm auch keine Getränke ausschenken, die dieser später wieder nicht bezahlen musste. Trotzdem verfolgte Tom das Gespräch noch weiter aus dem Hintergrund, indem er fast mit dem Flaschen Regal hinter der Theke verschmolzen. Keiner der Gäste nahm so noch Notiz von ihm.

Auch Rolanda nicht, die jetzt zwar aufschaute, aber zu Black hinüber und nicht zu ihm. Der stand daraufhin auf und kam lockeren Schrittes zu ihr hinüber. Lässig lehnte er sich neben ihr an die Theke, als er mitfühlend erklärte: "Du brauchst natürlich Sniefelus - aber eigentlich bist du viel zu schade für diesen kauzigen Kerkermeister. Und tief in dir drin ist dir das auch klar, oder?" Jegliches Mitgefühl verschwand aus seinen Zügen und er grinste sie spitzbübisch an.

Ungehalten erwiderte sie diesen Blick. "Ja, aber…" Geschickt erstickte ihr Gegenüber jedoch jeden Widerstand im Keim, was schon verwunderlich in Anbetracht von Rolandas eigenwilligem Plan war. Diesen hatte sie dem Wirt anvertraut und selbst in Toms Ohren hatte er damals abstrus geklungen. Dafür hatte sie ihn aber sehr beharrlich verfolgt. Umso überraschender, dass sie diesen in Blacks Gegenwart so plötzlich aufgab. Wenn man allerdings den Grund für diesen Plan, bedachte war er vollkommen logisch - sogar für Rolanda.

"Klar, gibt es da noch ein Aber. Das sollten wir aber ganz schnell vergessen, stimmt's?" Tatsächlich schien Rolanda darüber nachzudenken, bevor sie sich aber wirklich in diese Gedankengang reinsteigern konnte, überfiel Sirius sie schon wieder mit der nächsten Frage: "Wie wäre es stattdessen erst mal mit etwas zu trinken?" Noch bevor sein Gegenüber auch nur an einen Getränkewunsch denken konnte, fuhr bereits fort: "Wie wäre es mit einem schönen Feuerwhiskey? Der ist genau das richtige für eine Frau von Welt. Oder was meinst du?"

Argwöhnisch betrachtete Rolanda ihn, ging dann jedoch nicht darauf ein: "Mir reicht, glaube ich, erst mal ein Butterbier. In letzter Zeit habe ich wohl doch etwas zu viel getrunken", gab sie etwas zerknirscht zu. Blacks gute Laune ließ sich davon jedoch nicht aufhalten, als er ihr aufmunternd die Hand auf die Schultern legte: "Ach, das passiert doch jedem mal."

Keiner der beiden kam auf den Gedanken, die Bestellung bei ihm aufzugeben, daher hielt Tom sich weiterhin im Hintergrund und beschränkte sich darauf, die beiden stumm zu beobachten. Black hatte ja schon mehrmals versucht, Rolanda für sich zu erwärmen, hatte bislang jedoch immer eine Absage bekommen. Heute ging Black aber irgendwie geschickter vor und Rolanda verwandelte sich in seinen Händen in einen geschmeidigen Flubberwurm. Erschreckend, was Worte allein bewirken konnte. Dabei konnte Tom nicht einmal sagen, was genau Black diesmal anders machte als bei den letzten Malen. Vielleicht lag es daran, dass Rolanda heute ausnahmsweise mal nüchtern war.

Außerdem legte Black sich wirklich über alle Maße ins Zeug.

Über einige Erklärungen für stress- und umweltbedingten Alkoholismus, von denen eine verrückter als die andere war, gelangte Black nun zu seinen eigenen Problemen. Er verpackt diese allerdings dermaßen geschickt, dass man sie eigentlich für Komplimente halten musste, da er sie in beachtlich großspurige Worte verpackte: "Für Leute wie mich ist dieser Teil der Welt einfach nichts. Zu viele Grenzen und Zwänge - oder was sagst du?" Tom schmunzelte, denn in seinen Augen war die Fluglehrerin jemand, der sich in diesem Teil der Welt - also Hogwarts und der 'Tropfende Kessel' - äußerst wohl zu fühlen schien. Doch zu seinem Erstaunen nickte Rolanda nachdenklich, was das Gesicht ihres Verehrers wie einen Patronus in Azkaban erstrahlen ließ. "Ich wusste es", rief dieser triumphierend, während er mit einem anerkennenden Schulterklopfen zum ersten Mal Körperkontakt suchte. "Wir sind aus demselben Holz geschnitzt! Ich hab's sofort gesehen!" Besonders letzteres schien Rolanda so gut runter zu gehen, wie letzte Woche noch ein Feuerwhiskey. Dabei hatte sie dieses Pläne-schmieden-Gesicht, so dass Tom angst und bange wurde.

Danach wurde es selbst für den Wirt unansehnlich - und er war so einiges gewöhnt. Aber die Art, wie Black die Fluglehrerin so plump wie ein Gartengnom umgarnte und diese sogar noch darauf einging, als würde er ihr den Abendstern vom Himmel holen, war selbst für Toms Gemüt zu viel des Guten. Mehr konnte er beim Barte des Merlin nicht ertragen. Eilig machte er sich daran, andere Gäste zu bedienen, um so dem flirtenden Pärchen zu entkommen.

Aber selbst am anderen Ende der Bar konnte er Black immer noch lauthals prahlen und Rolanda albern lachen hören. Resigniert griff er zum Zauberstab und die gewünschte Wirkung des Zaubers zeigte sich anschließend in himmlischer Ruhe, die sich um ihn herum ausbreitete.
 

FIN (21/08/13)

Ist das möglich...?

Im 'Tropfenden Kessel'

"Rolanda ist dann irgendwann später am Abend mit Black verschwunden. Mit dem Zauber habe ich aber wohl etwas übertrieben, denn wirklich verschwunden ist der erst gestern Abend", beendete Tom seine langwierige Geschichte, während er das letzte Glas poliert wegstellte.

"Nein, das kannst du mir nicht erzählen, Tom, das ist einfach nicht möglich!" Ungläubig starrte Blaise Zabini über den Tresen zu dem Wirt herüber, der ihm gerade den Rücken zudrehte, um jetzt etwas im Flaschenregal hinter der Theke zu sortieren.

Dieser drehte daraufhin leicht den Kopf, um seinen Gast über seine Schulter hinweg anlachen zu können und erklärte: "Natürlich ist das möglich, ich hab's doch mit meinen eigenen Augen gesehen." Dann wandte er sich wieder vollständig der Theke zu und sogleich auch schon wieder in die Knie, um dort etwas im Regal unter dem Tresen zu suchen.

Immer noch skeptisch lehnte Blaise sich vor und versuchte zu erkennen, was Tom dort suchte. Als er damit jedoch keinen Erfolg hatte - und außerdem gar keinen so genauen Einblick dort haben wollte -, bemängelte er stattdessen: "Ich erinnere dich an die dreiköpfige Maus, von der du auch behauptet hast, sie mit eigenen Augen gesehen zu haben. Wobei ich zugeben muss, dass selbst so eine Maus noch wahrscheinlicher wäre, als das die Hooch sich Sirius Black angelte. Und nebenbei noch etwas aus den Kerker von Snape stiehlt."

Kurzzeitig tauchte Toms Kopf wieder über der Theke auf. "Wenn ich's dir doch sage, so ist es passiert...!" Der Kopf verschwand wieder und einen Moment später richtete sich ein grinsender Wirt wieder auf. "Tadah, hier siehst du's!" Triumphierend stellte Tom eine kleine Flasche vor sich auf den Tresen.

Fragend zog Blaise die Augenbraue hoch und kommentierte trocken: "Oja, jetzt hast du mir alles bewiesen, wirklich! Mit dieser einfachen, nichts sagenden Flasche hast du mir das wirklich bewiesen."

Der Wirt schaute ihn böse an und deutete dann mit unwirschem Fingerzeig auf die Flasche: "Ach, schau genau hin. Dann siehst du auch, dass auf dem Fläschchen das Symbol von Hogwarts ist. Und wie sollte Rolanda, die mir die gegeben hat und normalerweise als Fluglehrerin keinen Zugang zu solchen Flaschen hat, die bekommen, wenn..."

"...wenn sie die nicht im Kerker von Snape mitgenommen hat", beendete Blaise den Satz und starrte noch immer fasziniert auf die Flasche. Tatsächlich war die Flasche ein wirklich schlechter Beweis, doch irgendwie war er geneigt, die Geschichte zu glauben. Die Flaschen, die sie früher im Tränkeunterricht benutzt hatten, waren dieser sehr ähnlich gewesen. Außerdem würde das sehr gut zu der Hochzeitseinladung passen, die er letztens von Draco erhalten hatte und die er sich so gar nicht erklären konnte. Bis jetzt.

Als hätte Tom seine Gedanken erraten, grinste er immer noch, beließ es sonst aber bei einem triumphierenden Nicken. Weiterhin etwas ungläubig schaute der Jüngere hoch. "Aber dann ist Professor Snape ja wirklich mit dieser Tonks nach Italien ausgewandert, um dort Fluchbrecher zu werden." Tom hatte ihm das vorhin erzählt, geglaubt hatte Blaise ihm jedoch nicht.

Stolz reckte der Wirt den Hals und verkündete im Brustton der Überzeugung: "Natürlich! Alles, was ich dir gerade erzählt habe, stimmt. Warum sollte ich auch lügen?"

Dass ihm da einige Gründe einfielen, verschwieg Blaise und ging nicht weiter darauf, sondern starrte wieder auf die Flasche und ließ sich alles noch mal durch den Kopf gehen, was der Wirt ihm gerade eben erzählt hatte.
 

Um diese Tageszeit war die Kneipe noch nahezu leer, bis auf Blaise waren nur noch ein paar andere Gäste anwesend. Diese hatte Tom jedoch alle schon bedient, so dass er weiterhin an der Bar stehen konnte und Blaise dabei zusehen konnte, wie dieser selbst scheinbar einer Flasche dabei zusah, nichts zu tun. Aber irgendwann müsste Blaise sich wieder regen, immerhin war er eigentlich beruflich hier. Er war ein Kontrolleur vom Ministerium, was genau er aber kontrollierte, hatte Tom nie erfahren, da er den ehemaligen Hogwarts-Schüler meist schon so gut mit Getränken versorgt hatte, bevor dieser überhaupt hinter die Theke hatte treten können. So ging Tom immer mit Kontrolleuren um, weil er fand, dass das die einzige Art war, einen Kontrolleur zu behandeln. Man war nett zu ihm, füllte ihn gleichzeitig ein wenig ab und setzte ihn dann nach zwei Stunden vor die Tür, nachdem man ihm eingeredet hatte, dass er alles angesehen und für gut befunden hatte. Mit diesem alten Familienrezept, das den 'Tropfenden Kessel' vermutlich schon seit Jahrhunderten vor der Schließung bewahrte, war Tom auch heute noch sehr zufrieden und hätte er vermutlich auch weiterhin angewandt.

Nach einer Weile hatte Tom jedoch festgestellt, dass Blaise Zabini gar kein so übler Kerl war und der hatte wiederum festgestellt, dass es gar nicht so übel war, zwei Stunden am Morgen in einer Bar rumzuhängen, um dann frei zu machen, weil es im Ministerium eh keinen scherte, ob er zwei Minuten oder zehn Stunden Kontrolle machte. So hatten auch beide Seiten einen Vorteil, Tom die Verlängerung seiner Lizenz und Blaise einen zusätzlichen freien Tag.

Irgendwann hob Blaise wieder den Kopf und schaute Tom misstrauisch an. "Wieso hast du mir das eigentlich erzählt? Normalerweise erzählst du mir nicht die Liebesgeschichten deiner Bar."

Tom grinste und ließ den schmierigen Lappen fortschweben, mit dem er den Tresen hatte wischen lassen. "Weil ich weiß, wie du sie immer ansiehst." Er deutete mit dem Kopf hinter Blaise, woraufhin dieser sich umdrehte. Und erstarrte, als er sah, wer langsam auf die Theke zu kam.

Man konnte es eigentlich nicht als gehen bezeichnen, gleiten würde es eher treffen. Luna Lovegood glitt zum Tresen und als sie sich neben ihn stellte, schien sie immer noch ein wenig über dem Boden zu verharren. Mit einem leicht entrückten Lächeln, dass so typisch für sie war, bestellte sie: "Einen Pastinakensaft, bitte."

Tom konnte sich nur schwer ein Grinsen über Blaises erstarrten Zustand verkneifen, griff jedoch währenddessen eifrig nach einem Glas und verkündete: "Kommt sofort."

Sie nickte mit einem weiteren Lächeln, drehte sich in einer fließenden Bewegung um und suchte sich dann einen der bequemeren Sessel. Letzteres dauerte im 'Tropfenden Kessel' wegen mangelnder Möglichkeiten etwas länger. So musste Luna zunächst jeden Sessel prüfen, um dann zu entscheiden, welcher noch am wenigsten unbequem war. Immerhin konnte Blaise sie deswegen eine Weile in Ruhe beobachten - und das tat er, kaum dass sie sich von der Theke entfernt hatte. In dem Moment stellte Tom das leere Glas auch wieder weg. Sein Gesicht wirkte dabei nicht mehr halb so höflich und dienstbeflissen, wie noch vor einigen Augenblicken. Stattdessen brummte er missmutig: "Pastinakensaft! Wo soll ich denn jetzt sowas herkriegen?" Mit krausgezogener Stirn schüttelte er den Kopf.

Durch diesen voll und ganz unromantischen Kommentar erwachte Blaise wieder aus seiner Starre und wandte sich Tom zu, nachdem Luna endlich einen passenden Sessel gefunden hatte und angefangen hatte zu lesen. Trotzdem schien er immer noch nicht ganz auf der Höhe, als er fast schon säuselte: "Sie hat eben einfach nur einen ganz besonderen Geschmack."

Tom lachte. "Jeder Andere hätte gesagt, sie hat einen verrückten Geschmack. Du sagst, er sei 'besonders'. Deshalb schaust du sie so an", urteilte er fachmännisch und tauchte wieder unter die Theke ab.

Blaise grummelte ein wenig ungehalten. War er so leicht zu durchschauen? Er lehnte sich den Tresen und beobachtete, wie er Wirt dort etwas suchte. Vorsichtig setzte er an: "Nehmen wir mal an, du hast Recht..."

"Ich hab' Recht!", ließ der Wirt vernehmen, ohne dass er für die Bemerkung aufschaute und stattdessen seine Suche fortsetzte. Dabei kramte er einige Dinge unter der Theke hervor, die der junge Mann als Kontrolleur lieber nicht sehen wollte.

Sehr interessiert musterte Blaise deswegen vorerst den Inhalt von Toms Flaschenregal. Zögerlich räusperte er sich und fuhr fort: "Okay, rein hypothetisch: Du hast recht. Warum solltest du mir dann erzählen, dass Harry Potter seinem besten Freund die Verlobte ausgespannt hat, um diese nun selbst bald zu heiraten oder dass Neville Longbotten als Kräuterkunde-Professor und Ginny Weasley als Fluglehrerin nun das erste Lehrerpaar in Hogwarts sind? Was bringt es mir zu wissen, dass Madame Hooch ihren Job geschmissen hat, um mit Sirius Black eine Weltreise zu machen oder dass Ron Weasley jetzt ewig unter der Fuchtel seiner übermäßig dominanten Freundin Padma Patil steht? Und warum zum Teufel muss ich wissen, dass Remus Lupin mit Bellatrix Lestrange in ihrem alten Herrenhaus eine Schule für weniger talentierte Jungzauberer eröffnet hat? Was bringt mir das?" Er hatte sich in Rage geredet und musste nun mit Unbehagen feststellen, dass so gut wie alle der anwesenden Gäste in der Bar ihn anstarrten. Zum Glück waren es immer noch nicht mehr Gäste geworden. Außerdem hatte Luna nicht hochgeschaut, viel zu fasziniert war sie von ihrer Zeitschrift.

Mit grimmigem Gesicht schaute Wirt kurz über die Theke. "Na toll, jetzt hast du allen das Ende der Geschichte verraten! Wem soll ich die denn jetzt noch erzählen?" In seiner Hand hielt er etwas, das eindeutig zu viel Ähnlichkeit mit einem Drachenei hatte, als dass es hier etwas zu suchen gehabt hätte. Blaise sah wieder angestrengt weg und mit einem Grummeln verschwand Toms Kopf wieder unter der Theke.

"Nun sag schon, Tom. Was soll das?", bohrte Blaise währenddessen nach. Mit einem Seufzen richtete der Angesprochene sich wieder auf und hielt diesmal ein dickes Buch in der Hand, was er vor sich auf den Tresen legte. Es wirkte ziemlich alt und Blaise konnte nur gerade eben so den Titel erkennen, 'Zerins zauberhafter Zaubergetränke'.

Wieder zog Tom die Stirn kraus, bevor jedoch sein Gegenüber irgendwas, höchstwahrscheinlich missbilligendes sagen konnte. "Denkst du, ich habe alle Saftsorten vorrätig? Manchmal muss das hier eben aushelfen." Scheinbar hochkonzentriert blätterte er nun durch das Inhaltsverzeichnis.

Erst schaute Blaise ihm dabei schweigend zu, dann wiederholte er jedoch seine Frage: "Was bringt mir das Wissen über diese Paare denn jetzt?"

"Ah." Anscheinend fündig geworden, schlug der Wirt nun eine bestimmte Seite auf und suchte dort weiter, schaute dabei jedoch nicht zu Blaise auf. "Überleg doch mal: Was haben alle diese Paare gemeinsam?" Er ließ ihm nicht mal Zeit zu antworten. "Genau, niemand hätte gedacht, dass es sie je gegeben könnte. Sie sind also eigentlich unmöglich, aber es gibt sie! Denn nichts ist unmöglich!"

Diesmal ließ der Wirt Blaise Zeit zu antworten, so dass dieser zögerlich erwiderte: "Du meinst also...?"

"Genau das mein ich", antwortete Tom mit unbestimmter Handgeste, während er nebenbei wieder Lunas Glas vor sich stellte, welches sich nach einem kurzen Schwenken seines Zauberstabs mit einem blassgelblichen, leicht dickflüssigen Saft füllte. "Sprech' sie an. Alles ist möglich. Wer weiß, vielleicht heiratet ihr ja auch", mutmaßte der Wirt mit einem Augenzwinkern. Anschließend begann er damit, das dicke Buch wieder wegzuräumen.

Nachdenklich starrte Blaise vor sich hin. Um ehrlich zu sein, interessierte er sich schon für Luna, sie war so anders, anders als alle anderen Frauen, die er kannte. Mittlerweile hatte er sie schon so oft hier gesehen, sie war zu genauso ungewöhnlichen Zeiten hier wie er. Sollte er es wirklich wagen, sie anzusprechen? Aber vielleicht hatte Tom ja recht, vielleicht war wirklich alles möglich.

Als dieser das Buch wieder verstaut hatte, grinste er immer noch. "Weißt du was? Ich füll' dir jetzt dein Glas auf und dann gehst du zu ihr rüber, geht ausnahmsweise mal aus Haus."

Tatsächlich war Blaises Glas einen großzügigen Moment später wieder gefüllt und Tom schob ihm das Glas Pastinakensaft rüber, während er drängte: "Nun geh schon."

Blaise atmete einmal tief durch. Und gab dann klein bei: "In Ordnung, ich gehe." Trotz seiner recht wackligen Knie stand er auf, nahm die Gläser und ging zu Luna. Kurz drehte er sich noch einmal zu Tom um, welcher ihm noch mal lächelnd zunickte. Nur mit einer Menge Wohlwollen konnte man diese Geste als aufmunternd bezeichnen. Tom witterte vermutlich lediglich die nächste Geschichte für schlecht gelaunte Gäste.

Trotzdem schaffte Blaise es zu seinem eigenen Erstaunen sogar, bis zu Lunas Sessel zu gehen, ohne stehenzubleiben. Aber selbst als er direkt vor ihr stand, schien die blonde junge Frau noch immer in ihre Zeitschrift vertieft zu sein, die sich bei näherem Betrachten natürlich als Klitterer herausstellte. Ein letztes Mal atmete Blaise durch und schluckte anschließend alle seine Ängste und Befürchtungen hinunter, dass sie ihn abweisen könnte. Mit beinahe schüchternem Lächeln sprach er sie an: "Luna?"

Nur milde überrascht sah sie auf und blickte ihn mit aufmerksamen Augen an. Zu seiner Freude war an diesen nichts Abweisendes. Kurz musterte sie ihn, dann schien sie ihn jedoch zu erkennen: "Zabini? Blaise Zabini?"

Er lächelte sie aufrichtig an und hielt ihren Saft hoch.

Tom hatte recht.
 

Alles ist möglich.
 

FIN (21/08/13)


Nachwort zu diesem Kapitel:
Wow.
Ich kann es kaum glauben, dass ich diese Geschichte nach über sieben Jahren doch noch beendet habe. Und irgendwie bin ich stolz drauf, sie beendet zu haben und sie nicht einfach sang- und klanglos aufgegeben zu haben. Sicher ist sie kein literarisches Meisterwerk, ganz bestimmt nicht. Als ich sie begonnen habe, war ich gerade mal fünfzehn und dementsprechend sah natürlich auch das Grundgerüst aus. Letztlich habe ich mich trotz alle OOC-Anwandlungen - die bestimmt reichlich vorhanden sind - nicht von dieser Richtlinie abbringen lassen und hoffe, dass sie Geschichte so ihrer eigenen Linie treu bleibt.
Treu geblieben sind mir während dieser sieben Jahre auch einige Leser, bei denen ich mich an dieser Stelle auch ganz herzlich bedanken möchte. Zusammen mit der AiM haben sie mich durch das Ende der Mittelstufe, die Oberstufe, das Abitur, die Ausbildung oder sogar fast bis ins Studium begleitet. Vielen Danke dafür - und verzeiht meine leichte Rührseligkeit! Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (40)
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Von:  sama-chan
2018-12-20T18:03:32+00:00 20.12.2018 19:03
Uff. Das war mal ne Abfuhr. Aber so liebeskrank wie sich Harry aufführt, ist das die einzige Lösung.
Und der arme Neville - vielleicht findet er im Lauf der Story eine richtige Freundin. 😅
Von:  sama-chan
2018-12-20T17:51:55+00:00 20.12.2018 18:51
Remus und Bellatrix - bisher noch nie als Pairing gehört, aber die Idee gefällt mir! Vor allem da Bellatrix einen ziemlich interessanten Charakter in deiner Story hat. 😁
Von:  sama-chan
2018-12-20T17:39:40+00:00 20.12.2018 18:39
Ich bin verwirrt... nicht nur von Tonks Reaktion... sondern von den ganzen Liebeleien... hier liebt ja jeder jemand Anderen. Da komm ich leicht durcheinander. Mein Kopf schwirrt schon 😵
Von:  sama-chan
2018-12-20T17:27:29+00:00 20.12.2018 18:27
Musste gerade erstmal googlen, wer Rolanda ist. Madame Hooch hätte ich bei dem Vornamen aber nicht erwartet. 😂
Und jetzt stellt sich auch heraus, warum Snapes Augen so geleuchtet haben! Höchst interessant...
Von:  sama-chan
2018-12-20T17:00:25+00:00 20.12.2018 18:00
Ok jetzt brauchte ich erstmal etwas, um die einzelnen Stücke zu ordnen. Also Hermine liebt Harry und Padma steht auf Neville und Draco, Sirius lebt noch und Bellatrix ist freundlich und war mal mit Severus zusammen... zu viel Informationen auf einmal. 😂
Von:  sama-chan
2018-12-20T16:43:30+00:00 20.12.2018 17:43
Tonks wird sich bei der Idee sicher schlapp lachen. Da kann einem der arme Remus schon Leid tun. Obwohl hier im schlimmsten Fall Ehe ohne gewisse Vorzüge gut klappen könnte 😂
Aber Snapes leuchtende Augen? Das verwirrt mich schon! 😅
Von:  sama-chan
2018-12-20T16:35:18+00:00 20.12.2018 17:35
😂😂😂 Wie genial ist das denn???
Was für eine klasse Idee! Oh Gott das KANN ja nur ausufern!
Ich muss unbedingt weiterlesen!
Von:  Marli
2012-09-21T14:13:36+00:00 21.09.2012 16:13
Es war klar, dass die Anfangsszene eine Besetzung von Ron erforderte und dann auch noch wegen seines GVs mit Pad – bah! Wenigstens hat Harry die Eier in der Hose und möchte Ron seine Verabredung mit Lavender beichten :-)

Aber ich muss zugeben, es war dann doch sehr amüsant, wie Ron von seiner Begegnung mit Padma erzählt hat, wirklich witzig. Am besten hat mir der Satz gefallen: ~Ich schwöre dir, Harry, alles Glück, was mir bislang verwehrt wurde, hat sich vorgestern entladen!~Haha – grandios! Auch Harrys Spekulationen, mit wem Ron aufs Zimmer gegangen ist, fand ich köstlich. Es wäre doch wirklich viiiiel cooler gewesen, wäre er mit Madame Hooch ins Bett gestiegen :-D

Aber okay – ich lasse meine Abneigung der kurzfristigen Laision der beiden jetzt mal ruhen und akzeptiere diesen Fehltritt seitens Padma. Weiter im Text. Haha, aber zu geil „Abends des Jahrhunderts“ – prächtig. Das mit dem Bett wollte ich allerdings genauso wenig wie Harry wissen ;-) Diese Gesprächsfrequenz hat mir echt gut gefallen, es war lustig und naja, meine Abneigung gegenüber Ron ist wie immer weiter gestiegen. Wie gefühllos er ist. Und ich sage dir, wenn er wirklich bald Padma haben sollte, dann drehe ich echt durch!! Forget it!! Nein nein nein, alles, nur nicht das!!! Ich warne dich.

Das Erscheinen von Neville hat mich auch nicht wirklich aufgeheitert. Er kommt mir immer wie so ein Dorftrottel vor :-P Haha! Aber geil, wie hinterlistig Ron ist mit seinem Spruch. Das hat mir richtig gefallen und ich musste lachen. Die Szene, in der Ron Neville den Umgang mit Ginny verboten hat, fand ich auch super. Wie Harry und Ron sich quasi gegen ihn verbrüdert haben – haha. Das hat mir gut gefallen. Super! Was Ginny allerdings an Neville findet, ist mir nach wie vor schleierhaft, aber naja, sie ist jetzt echt nicht so mein Liebling…

Als der Einstieg in das langersehnte Kapitel war demnach schon mal richtig gut, meine Hass-Charaktere sind sehr sehr unterhaltsam. Also wirklich schöner Einstieg.

Süß war hingegen die Begegnung mit Sev, Sirius und Remus – knuffig.
Ich fand die Unterhaltung am besten, es war total witzig und unerwartet. Haha, richtig gut. Die Sprüche waren auch wieder der Knaller, z.B. ~"Denn mit dir will hier garantiert keiner tauschen."~ Ganz wie in alten Zeiten, du bist deiner Originalität treu geblieben. Dass dir das Kapitel so schwer gefallen ist, merkt man an den Dialogen überhaupt nicht – im Gegenteil, sie zeugen von (Wort)Witz, Kreativität und einen Schuss Frechheit, ganz so wie ich es mag.
Zugegeben, dass dir das Kapitel schwer gefallen ist, merkt man an der fehlenden Handlung, also das ganze läuft ja mehr statisch ab und es wurde eher gequatscht, als gehandelt (ich brauche Erotik ;-).

Aber das ist auch der einzige Kritikpunkt, den ich habe. Einfach nur, dass die Gespräche – trotz dass sie mega lustig sind- die Pärchen nicht weiter zusammen gebracht haben. Zwar wurde drüber gesprochen, aber es wurde nicht gehandelt. Vielmehr wurden auch neue Konstellation besprochen, anstatt derzeitige zusammenzuführen (mal abgesehen von Ginny und Neville)

Kommen wir aber wieder zu dem Dreiergespann. Du willst Serverus doch nicht ernsthaft mit Tonks verkuppeln, oder? O.o
Diese ganzen Entwicklungen setzen mir allmählich zu, das kannst du mir doch nicht antun :-) Ich bin jedenfalls gewarnt und auf alles gefasst. Schön, dass du am Ende nochmal Hermine und Mung erwähnt hast – sweet :-)

Behandelt das nächste Kapitel denn dann wirklich das Treffen der zur Heirat Verdammten?? Ich bin ja so aufgeregt. Vor allen weil Severus und Padma sich sehen werden <3

Aber du sag mal, du weißt schon, wie die Handlung weitergehen wird oder?? Was erwartet mich im nächsten Kapitel und vor allem, wie weit bist du?

Ich würde mir so wünschen, wenn du den FF noch zu Ende schreist. Ich weiß, dass es mühselig ist und auch schwierig, dranzubleiben. Ich bin dir auch keine große Hilfe, da ich mich so lange nicht gemeldet habe. Aber lass dir eins gesagt sein, ich liebe diesen FF und ich muss wissen, wie er ausgeht. Und Severus und Padma müssen zusammenkommen :-)
Ich fand das Kapitel sehr lustig und ich habe vermisst, ihn zu lesen. Bitte bleib am Ball.

Herzlichste Grüße
Marli

Von:  Petulia
2011-12-23T19:36:25+00:00 23.12.2011 20:36
okeee :D armer Remus! der hat doch tonks! was fuer vollidioten vaeter!!

kleine kritik: du laesst oft woerter aus oder wiederholst sie :)

sonst aber immer noch lustig! weiter gehts.
Von:  Petulia
2011-12-23T19:24:06+00:00 23.12.2011 20:24
"harry war zufrieden. er hatte der Angst einen Namen gegeben" :D wie cool!

na ja, hermine snape mag ich auch nicht , aber sonst recht lustig!!


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