Unbegrenzte Vollmacht
Ich hoffe, euch macht das Mitraten bei dem neuen Dämonenkrimi auch wieder Spass. Die Personen, die mehr oder weniger wichtig sind, stehen in der Charakterbschreibung.
1. Unbegrenzte Vollmacht
Sesshoumaru dehnte sich ein wenig. Nach dem harten Training empfand er das warme Wasser als angenehm. Es sorgte dafür, dass sein Körper rasch wieder entspannt wurde. Unwillig wandte er den Kopf, als sich die Tür öffnete. Er mochte es überhaupt nicht, beim Baden gestört zu werden.
Dies wusste auch der eintretende Dämon und warf sich sofort flach auf den Boden: „Befehl des Fürsten!“ brachte er eilends zu seiner Entschuldigung hervor, in der Hoffnung, das möge ihm den Tod ersparen.
Tatsächlich hatte der Prinz schon die Hand gehoben, senkte sie aber nun: „Was wünscht mein Herr und Vater?“ erkundigte er sich nur ruhig.
Der Diener atmete ein wenig auf, wagte aber nicht, sich aufzurichten: „Er wünscht Euch unverzüglich zu sehen.“
„Unverzüglich?“
„Ja, Lord Sesshoumaru.“ Sollte er dem Dämonenprinzen sagen, dass sein Vater gerade einen seiner seltenen Wutanfälle hatte? Zögernd ergänzte er: „Es...es scheint sehr wichtig zu sein.“
„Ich kann denken.“ Die Betonung machte daraus eine Beleidigung. „Geh!“
Das ließ sich der Diener nicht zweimal sagen.
Mit gewissem Seufzen erhob sich Sesshoumaru aus dem warmen Wasser, griff zu den angewärmten Handtüchern. Sein Vater sollte wissen, dass er badete. Wenn er ihn dennoch zu sich befahl, war etwas geschehen. So beeilte er sich mit dem Ankleiden.
Als er das Arbeitszimmer des Hundefürsten betrat, verneigte er sich höflich. Seine Vermutung war berechtigt gewesen. Er kannte seinen Vater gut genug, um zu wissen, dass dieser aufgebracht war. Etwas war geschehen. So ließ er sich an der rechten Seite des Schlossherrn nieder, sah fragend auf den Brief, den der vor sich liegen hatte.
„Schön, dass du so schnell kommen konntest, Sesshoumaru.“ Die Stimme klang ruhig. Selbstverständlich hatte sich ein so hochrangiger Dämon unter Kontrolle: „ Dieser Brief kam soeben aus dem Schloss von Lord Korasu.“
Sesshoumaru dachte kurz nach. Korasu war ein kleiner Herrscher weit im Norden der Länder, über die sein Vater gebot, diesem tributpflichtig. „Wagt er einen Aufstand?“
„Das wäre es noch! - Du kennst Tanuki Satou.“
„Gewiss, Herr Vater.“ Das war einer der besten Buchprüfer seines Vaters. Er schickte ihn gern in ein Schloss, wenn er annahm, der dortige Herr würde bei den Steuern betrügen. Ein sehr genauer, penibler Dämon, aber soweit er sich entsann, mit gewinnenden Manieren: „Ihr habt ihn zu Korasu geschickt?“
„Ja. Und nun schreibt mir Lord Korasu, dass Satou in seinem Schloss leider ermordet wurde! Mein Buchprüfer im Schloss dessen, den er prüfen sollte.“ Der Inu no Taishou betrachtete ingrimmig den Brief: „Ich muss zugeben, dass ich für einen Augenblick beabsichtigte, zu Korasu zu gehen und dessen Schloss samt allen Dämonen und Menschen darin dem Erdboden gleichzumachen. Aber das wäre natürlich unangemessen.“
Der Hundeprinz ahnte schon, auf was das wieder hinauslief: „Ja. Ihr selbst sagt, dass man schuldig und unschuldig untersuchen soll, ehe man handelt. - Ihr wünscht, dass ich dorthin gehe?“
„Es freut mich, mein Sohn, dass du meine Reden dir so gut merkst. – Ja. Für dich ist Tanuki Satou nur ein Angestellter gewesen, ein Dämon, der eben hier arbeitete. Ich kannte ihn schon recht lange. Wir haben gemeinsam die Steuergesetze gelernt.“ Der Fürst sah auf: „Ich wünsche, dass du herausfindest, wer Satou umgebracht hat.“
„Ja, Herr Vater.“ Na bitte, dachte Sesshoumaru. Immerhin war es diesmal in einem Dämonenschloss. Das wäre sicher ein wenig angenehmer. „Ist es sicher, dass es kein Unfall war?“
„Das behauptet nicht einmal Lord Korasu. Offenbar wurde Satou der Schädel eingeschlagen. Aber natürlich solltest du keine Möglichkeit ausschließen. - Omaki Satou, seine Ehefrau, hat ihn gefunden. Sie befindet sich noch dort im Schloss.“
„Ich werde sie aufsuchen.“
„Nimm Sakura mit.“
„Verzeiht, Herr Vater. Es ist ein Dämonenschloss.“
„Im Schloss von Lord Korasu befinden sich auch menschliche Diener.“
Der Prinz neigte nur den Kopf: „Ja, Herr Vater.“ Weiter durfte er nicht gehen. Niemand widersprach einem Fürsten. Und immerhin war Sakura bei vergangenen Ermittlungen nicht ganz unnütz gewesen. Sie würde ihm ersparen, sich zuviel mit den Menschen in Korasus Schloss abgeben zu müssen. Er würde schließlich auch diese befragen müssen, obwohl der Mörder eines Dämons eher auch einer gewesen war. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass ein Mensch selbst einen so friedlichen Dämon wie Satou erschlagen konnte.
Der Inu no Taishou nickte leicht: „Wenn du weißt, wer Satou getötet hat, hast du freie Hand.“
„Auch, wenn es Lord Korasu war?“
„Gerade, wenn es er war.“ Der Fürst blickte seitwärts: „In diesem Fall ist deine Vollmacht unbegrenzt, mein Sohn.“
„Ich danke für Euer Vertrauen.“
„Dann hole Sakura. Satou wurde gestern Abend erschlagen. Ich möchte, dass sein Tod so schnell wie möglich gerächt wird.“
„Ja, Herr Vater.“ Mit einer höflichen Verneigung erhob sich der Hundeprinz.
Neigi, der dämonische Heiler, und Sakura, seine menschliche Gehilfin, waren im Garten, zupften Unkraut. Beide fuhren herum, als sie bemerkten, wer sich ihnen näherte, verneigten sich höflich vor Sesshoumaru.
„Neigi, du wirst einstweilen auf Sakura verzichten.“
„Ja, Lord Sesshoumaru.“ Der Heiler wusste, dass das ein Befehl war. Und dass vermutlich Sakura dem Prinzen wieder bei einer Ermittlung helfen sollte.
Auch dieser war das klar. Sie hatte einmal gesagt, dass es ihr Spaß mache, ihm zuzuhören, wenn er den Mörder überführe, und es war ihr Ernst gewesen. Diese Untersuchungen waren so ganz anders, als alles, was sie gewöhnlich erlebte. So fragte sie nur: „Wünscht Ihr, dass ich Kleidung mitnehme, Lord Sesshoumaru?“
Eine höfliche Umschreibung, dachte dieser. Sie wagt sich nicht zu erkundigen, ob es länger dauert und wo es ist. So meinte er: „Ja. Beeile dich.“
Sie erhob sich sofort und lief in ihr Zimmer, das an den Kräutergarten angrenzte. Neigi blieb knien, sah aber mit gewissem Interesse auf, ohne freilich die Unverschämtheit zu besitzen, dem Prinzen ins Gesicht zu sehen: „Sie lernt sehr gut, Lord Sesshoumaru. Falls Ihr die Kenntnisse eines Heilers benötigt, könnt Ihr ihrem Urteil Vertrauen schenken.“
„Was ich tue, solltest du mir überlassen.“
„Selbstverständlich, Lord Sesshoumaru.“ Neigi wusste, dass manch anderer für solch eine Bemerkung schon bestraft worden war und wollte kein Risiko eingehen.
Das Schloss von Lord Korasu lag auf einem Hügel, umgeben von dichten Wäldern. Die Wachposten am Eingang zögerten kurz, als sie die beiden Ankömmlinge bemerkten. Sesshoumaru sah, dass sie ihn nicht erkannten. Er verspürte nicht die mindeste Lust auf eine Diskussion und ließ seine Energie ansteigen. Immerhin waren das Dämonen, sie sollten abschätzen können, wie viele Chancen sie hatten, wenn sie es wagten, sich ihm in den Weg zu stellen.
Befriedigt bemerkte er, wie sie erstarrten, einer sofort loslief, vermutlich, um den Schlossherrn von dem Besuch in Kenntnis zu setzen. Die anderen wichen zur Seite, verneigten sich höflich.
Sakura hielt sich wie üblich drei Schritte hinter dem Prinzen. Sie bemerkte sehr wohl die Überraschung der Wachen, als sie sie sahen. Ein Mensch, noch dazu eine Frau kam mit Lord Sesshoumaru? Aber sie wusste auch, dass nur ein äußerst dummer oder lebensmüder Dämon es wagen würde, sie auch bloß anzufassen. Vermutlich hielten sie sie auch für die Geliebte des Hundeprinzen. Nun, hier sollte das sogar gut für sie sein, ihr Schutz bieten. Wer wusste schon, ob die Dämonen in diesem Schloss auch so menschenfreundlich waren, wie beim Herrn der Hunde.
Lord Korasu war sofort in die Halle geeilt, als sein Wächter ihm von der Ankunft eines äußerst starken, weißhaarigen Dämons berichtet hatte. Er hatte schon befürchtet, dass sein Brief diese Wirkung haben würde. Es war nur die Frage, ob es der Inu no Taishou selbst war oder sein Sohn, Prinz Sesshoumaru. Der Schlossherr seufzte unmerklich. Einer wäre so schlimm wie der andere. Sein Besuch betrat die Halle. Also war es der Sohn.
Höflich verneigte er sich: „Lord Sesshoumaru, willkommen in meinem Schloss. Welche Ehre..“
„Lassen wir diesen Unsinn. Du weißt, warum ich hier bin?“
„Es geht um den Tod von Satou-san.“ Lord Korasu ließ sich nicht anmerken, dass er es nicht gewohnt war, geduzt zu werden.
„Ich wünsche ein Zimmer. Und dann möchte ich mit allen Beteiligten reden.“
„Sehr wohl, Lord Sesshoumaru. - Äh, wie ich sehe, habt Ihr einen Menschen dabei. Soll sie in Euer Zimmer oder in den Gemeinschaftsraum der Menschen?“
„Zunächst in den Gemeinschaftsraum.“ Der Prinz wusste, er müsste ihr nicht mehr sagen. Sie würde versuchen, unter den menschlichen Dienern Informationen zu beschaffen.
Sakura verneigte sich auch nur höflich gegen ihn, ehe sie einem menschlichen Diener folgte, den Lord Korasu herangewunken hatte.
Der Hausherr neigte ebenfalls den Kopf: „Darf ich Euch Euer Zimmer selbst zeigen?“
„Ja.“
Lord Korasu gab sich keiner Illusion hin. Das wurde eine genaue Untersuchung, wer Satou getötet hatte. Und wenn man den Gerüchten über den Erbprinzen glauben schenken durfte, war er der Vollstrecker seines Vaters. Korasu hatte das unbehagliche Gefühl, gerade nicht nur vor seinem Richter, sondern auch vor seinem Henker herzugehen.
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Und da könnte der Gute sogar Recht behalten.
Wer so nett ist mit einen Komentar zu hinterlassen, bekommt, wie immer eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde.
Es heisst Sachliche Ermittlung.
bye
hotep