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Liebe, bis dass der Tod sie scheidet

von

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Laures saß auf einem Felsen unweit der Drachen, die nach drei Tagen ununterbrochenen Fluges eine Pause benötigten und nun ihren Hunger an den kleinen, schwachen Unterdämonen, deren Glieder verstreut am Boden lagen, stillten.

Seine Augen ruhten in der Ferne des sich langsam verdunkelnden Horizonts. Der Wind zog an seinem langen Haar, zerzauste es, blies ihm wirre Strähnen in sein Gesicht. Er bemerkte die aufziehende Kälte nicht.

Gemächlich näherte Gelm sich ihm, einen abgerissenen Arm vor sich her tretend, ihn im Gehen spielerisch von Links nach Rechts schiebend. Ein paar Schritte von Laures entfernt blieb er stehen und schubste den Arm, der eine blutige Spur hinterlassen hatte, mit der Stiefelspitze zur Seite.

-"Laures-Sama?", machte er vorsichtig auf sich aufmerksam.

Zögernd wandte sich Laures von der rotgolden durchfluteten, dämmrigen Wolkenwand vor sich ab und sah seinen Berater an.

-"Was möchtest du, Gelm?", fragte er.

Der Angesprochene setzte sich in einigem Abstand neben seinen Gebieter auf den Felsen und schwieg einen Augenblick lang, ehe er sprach.

-"Was glaubt Ihr wo sie sind? Wir sind nun seit drei Tagen unterwegs und nicht auf eine einzige Spur gestoßen", äußerte er vorsichtig seine Bedenken.

-"Sie können überall sein...überall, Gelm", entgegnete Laures nachdenklich, ohne ihn anszusehen.

-"Habt Ihr schon daran gedacht, dass sie vielleicht in die Eiswüste geflohen sind?", fragte der kaiserliche Berater, musterte das von ihm abgewandte Profil des Fürsten erwartungsvoll.

-"Die Eiswüste?", wurden seine Worte monoton wiederholt.

-"Sie kennen sich dort gut aus, nach all der Zeit, die sie dort verbracht haben... würden sich auf bekanntem Terrain bewegen und sich dementsprechend sicher fühlen", erläuterte Gelm seine Überlegungen.

Laures schüttelte entschieden den Kopf.

-"Ich glaube nicht, dass sie in der Eiswüste sind, das wäre zu einfach". Seine indigofarbenen Augen verengten sich. "Sie werden sich denken können, dass wir das aufgrund der eben genannten Gründe, als eine der ersten Möglichkeiten in Betracht ziehen und sie gleich zu Beginn dort suchen würden...und genau deshalb werden sie sich nicht in die Eiswüste geflüchtet haben".

Gelm schob das Kinn vor, traktierte seine Unterlippe mit den Schneidezähnen.

-"Nun, so habe ich das bisher nicht betrachtet", gestand er.

-"Sie sind woanders", sagte Laures leise, aber bestimmt und erhob sich, schob die Daumen hinter seinen Waffengürtel. "Vielleicht an dem Ort, an dem sie sich zuvor schon verborgen hielten", meinte er nachdenklich.

-"Das wäre durchaus denkbar", stimmte der andere Dämon zu.

Der Dämonenfürst lächelte bösartig, entblößte seine langen, spitzen Fangzähne. Das gleißende Licht des allmählich einsetzenden Sonnenuntergangs ließ seine Augen in flammenartigem Orange auflodern.

-"Völlig gleichgültig wo sie sich verkrochen haben...vor mir sind sie nirgends sicher". Abwesend streichelte seine rechte Hand fast liebevoll über sein Schwert. "Ich werde sie finden und an Ort und Stelle in Fetzen reißen".

Die sinkende Sonne stand wie eine blutgetränkte Corona über seinem Haupt.
 

Titius saß dicht am Feuer und zermalmte mechanisch die Kräuter in der kleinen Schale, die zwischen seinen aufgestellten Beinen auf dem Boden stand. Immer wieder glitt sein besorgter Blick über die Flammen hinweg zu Zadei, der auf ihrer improvisierten Schlafstätte lag und sich unruhig unter dem dünnen Laken wand, unverständliche Worte vor sich hin murmelnd. Während der letzten zwei Tage, die der Shogun in einer Art Dämmerzustand verbracht hatte, hatte sich sein Gesundheitszustand plötzlich rasant verschlechtert. Er hatte kaum etwas gegessen, was so gut wie nie vorkam. Zwang er sich dazu etwas zu sich zu nehmen, hatte er sich kaum ein paar Minuten später übergeben. Die dauerhafte Müdigkeit, die in mit scheinbar unüberwindlicher Hartnäckigkeit niedergestreckt hatte, hatte sich erst am vorherigen Nachmittag allmählich zu legen begonnen, dennoch strotze Zadei nicht gerade vor Kraft.

Lautlos nahm Titius die Schale auf und ging hinüber zum Shogun, kniete sich neben ihn auf die Decken nieder. Vorsichtig schob er seine auf der Brust verschränkten Hände auseinander und löste die Bänder seines Gewands, um seinen Oberkörper frei zu legen. Besorgt zog er die schmalen Brauen zusammen und beugte sich tiefer über den Dämonengeneral, löste den Verband, der um dessen Bauch lag und betrachtete die entzündete Stichwunde in seiner Seite eingehend, wobei seine eh schon in Unmut gekräuselten Brauen sich noch ein Stück weiter zusammen zogen. Sie war angeschwollen, leuchtete geradezu, so feuerrot war sie geworden und sie nässte, was Titius am wenigsten gefiel. Behutsam legte er seine Hand auf Zadeis Stirn. Sie war heiß, heißer als sie hätte sein dürfen. Alles was ihnen nun noch fehlte, war dass der Shogun Fieber bekam, dann konnten sie den eh bereits aufgeschobenen Aufbruch für die nächsten Tage gänzlich vergessen.

Geräuschvoll atmete Titius aus und senkte den Kopf für ein paar Sekunden der Resignation. Seine Finger strichen über die kühle Silberrranke am Hals seines Geliebten, ballten sich dann zu einer stählernen Faust, dass die Knöchel weiß hervor traten. Solange er sie trug konnte er rein gar nichts für ihn tun. Nach einer Weile stillen Hasses und stummer Wut auf Laures wich die Anspannung Stück für Stück von ihm und er begann damit die Wunde vorsichtig mit einem mit kaltem Wasser getränkten Tuch zu säubern, ehe er den Kräuterbrei auf ihr verstrich. Er wusste nicht, welche Kräuter genau Hilda an ihm verwendet hatte, aber er hoffte dennoch, dass jene, die ihm zur Verfügung gestanden hatten, ebenso Wirkung zeigen würden.

Ein leises, kratziges Lachen drang an sein Ohr.

-"Du kannst einfach nicht die Finger von mir lassen...", schnurrte Zadei mit angerauhter Stimme.

Die Augen des Shoguns blitzten ihn aufreizend an und ein anzügliches Lächeln lag auf seinen blassen Lippen. Titius blickte auf, zwang sich das Lächeln zu erwidern. Es tat ihm in der Seele weh zu sehen, wie Zadei versuchte ihm weis zu machen, dass es ihm gut ging, er nicht litt, nur damit er sich nicht sorgte.

-"Nein, wie könnte ich", entgegnete er sanft und zog das leichte Leinenhemd seines Geliebten, der sich etwas auf die Ellenbogen stützte, um es ihm leichter zu machen, umständlich ganz über dessen Schultern, um es bis zum Hosenbund hinab zu streifen. Dann zog er den Verband unter dem Shogun hervor, nahm ein sauberes Tuch zur Hand, faltete es einmal doppelt, legte es über die mit dem Kräuterbrei bestrichene Wunde und drückte es leicht auf diesem fest. Einen Laut des Unbehagens von sich gebend zuckte Zadei vor seinen Händen zurück, wich wie im Reflex zur Seite aus.

-"Entschuldige, hab' ich dir weh getan?", stieß der junge Dämon erschrocken hervor und sah ihn mit großen, um Verzeihung heischenden Augen an.

-"Nicht doch, Liebes. Wenn du bei mir bist, tut mir nichts weh", wisperte er und strich seinem Geliebten über die Wange.

Niedergeschlagen senkte Titius den Blick. Der Shogun mochte das zwar so empfinden, aber Tatsache war, dass seine bloße Anwesenheit momentan rein gar nichts bewirkte. Das Gefühl von Hilflosigkeit und Schwäche nagte an ihm, setzte ihm hart zu.

Er griff nach einem neuen Verband und klopfte Zadei leicht an den rechten Oberschenkel.

-"Dann heb' mal kurz deinen Astralhintern, dass ich dir einen neuen Verband anlegen kann", sagte er so ungezwungen wie möglich und zwinkerte. Mit einem verstohlenen Ächzen hob Zadei sein Becken, den Blick wie gebannt auf Titius' Gesicht ruhend, als er ganz nah an ihn heran zwischen seine Beine rückte und den Verband um seinen Bauch wand. Es selbst nicht bemerkend hob der Dämonengeneral den Kopf und streckte seinen Hals Titius entgegen. Er blinzelte überrascht, als der junge Dämon ihn auf die leicht gespitzten Lippen küsste und ließ sich seufzend zurück sinken. Mit ein paar letzten flinken Handgriffen knotete der geflügelte Dämon die Enden des Verbandes zusammen und sah Zadei forschend an.

-"Gut so, oder zu fest?", fragte er.

-"Mir kann es nicht fest genug sein, ich steh' auf die harte Tour, weißt du doch", grinste Zadei und buffte ihn verschwörerisch an.

Schnaubend neigte Titius den Kopf etwas, veschränkte die Arme und stellte die Frage noch einmal, ihm einen tadelnden Blick zuwerfend.

-"Nein, ist gut so, nicht zu fest", sagte der Shogun ernst.

Titius nickte zufrieden, half ihm wieder in sein Hemd, zog ihm die Decke über die Hüften und stand auf. Der Shogun folgte ihm mit den Augen, drehte den Kopf einer Eule gleich fast einmal um die eigene Achse, als die geliebte Gestalt Anstalten machte aus seinem Blickfeld zu verschwinden, und verrenkte sich dabei beinah den Hals.

-"Wohin gehst du?", fragte er verwirrt, als er sah wie Titius seine Schwingen flach auf seinem Rücken faltete und den Umhang von Hilda überwarf. Nach seinem nächtlichen Bad hatte er dem Shogun versprechen müssen nicht wieder allein die Höhle zu verlassen. Titius sah ihn an und seufzte innerlich.

-"Die Vörräte gehen uns aus. Das, was noch da ist genügt nicht wenn wir morgen von hier fort wollen. Ich muss noch einiges besorgen. Heilkräuter habe ich auch keine mehr".

-"Können wir denn nicht auf dem Weg Nahrung und Kräuter sammeln?", wand Zadei ein, blickte beunruhigt zu ihm auf. Er wollte nicht, dass Titius hinausging, schon gar nicht allein.

-"Dafür wird uns keine Zeit bleiben. Wir können nie wissen, wie dicht Laures und seine Männer uns auf den Fersen sind. Wir können es uns nicht leisten, uns mit irgendetwas Unnötigem aufzuhalten", erklärte er. /Vielleicht laufe ich ihm geradewegs in die Arme, wenn ich nun hinausgehe/, dachte er, behielt diesen Gedanken, aber lieber für sich.

Zadei verzog das Gesicht. Es war nur allzu deutlich, dass er widersprechen wollte, dennoch schwieg er aber. Titius musterte ihn still. Er wollte ihn doch ebenso wenig allein in der Höhle zurücklassen, aber was sollte er denn sonst tun? Von selbst würden sich Wasser und Essen nicht in ihren Unterschlupf begeben. Er ging zu seinem Shogun, beugte sich hinab zu ihm und küsste ihn lang.

-"Ich werde schnell zurück sein, keine Sorge". Er grinste aufmunternd. "Ich bin doch schon ein großer Junge".

-"Lass' mich mit dir kommen", schlug Zadei vor und machte Anstalten sich aus der Decke zu schälen.

-"Nein. Ich gehe allein. Ich denke es ist besser, wenn du dich noch ausruhst. Sammel' deine Kräfte lieber für morgen. Mir wird nichts zustoßen, versprochen". Entschlossen entfernte er sich von ihrem Lager. Wenn er jetzt nicht konsequent blieb und sich auf eine Diskussion mit Zadei einließ, würde er noch in zwei Stunden hier stehen. Er band sich das Schwert, das Hilda ihnen gegeben hatte um die Hüfte, raffte einen Leinensack, der in der Ecke lag, und die beiden Wasserschläuche auf und schob den Stein, der den Eingang verschloss zur Seite. Zadei hörte das mahlende Knirschen, dann das Geräusch von Titius' über den Boden schleifenden Kleidern, als er hinaus kroch. Er schloss seine Augen und versuchte tatsächlich ein wenig zu schlafen. Er musste einfach Vertrauen in Titius haben, auch wenn er sich um ihn sorgte. Der junge Dämon war beiweitem nicht so schwach und hilflos wie man aufgrund seines Äußeren annehmen mochte. Außerdem blieb ihm gar nichts anderes übrig, zumal er selbst momentan keine besondere Hilfe war. Allein die Tatsache, dass er anstatt seinen Willen durch zu setzen und Titius zu begleiten, auf seinen Geliebten gehört hatte und nun wie ein bestraftes Kind im Bett lag, bewies, dass es ihm alles andere als gut ging.
 

Gelangweilt hockten zwei Soldaten der Drachenreiterbrigade unter einem Baum und beobachteten ihre Drachen beim Fressen, dem monotonen Plätschern des Flusses lauschend. Der Jüngere der beiden, ein hübscher Dämon, mit jungenhaftem Gesicht, glattem, dunkelviolett schimmerndem Haar und leuchtenden, katzengleichen, gelben Augen blickte sich verstohlen um. Als er sich vergewissert hatte, dass Laures nirgends in der Nähe war, schnaubte er, seinem Frust Platz schaffend, verächtlich und ließ den Kopf zurück gegen den Baumstamm fallen.

-"Das ist doch alles für die Katz' ", meinte er missgelaunt. "Fünf Tage ohne eine Spur...die sind doch längst über alle Berge...in irgendein fremdes Hoheitsgebiet..." Er riss ein Büschel Gras aus und schleuderte es von sich.

-"Sollen sie doch zur Hölle fahren, mir kann es nur gleichgültig sein!", meinte er leichthin und streifte energisch seine Handschuhe ab.

Sein Kumpane musterte ihn aus klaren, stahlgrauen Augen und kaute nachdenklich auf einem Blumenstengel.

-"Lass' das ja nicht Laures-Sama oder Gelm hören", warnte er. "Die lassen dich in aller Öffentlichkeit auf dem Marktplatz auspeitschen".

-"Aber es stimmt doch!", brauste der Jüngere auf. "Ist doch alles umsonst", murrte er weiter. "Ich hätte was Besseres mit meiner Zeit anzufangen gewusst", versicherte er und dachte an das Mädchen mit den wunderschönen Augen, dass ihm in der Nacht vor ihrem Aufbruch die Geheimnisse der körperlichen Liebe offenbart hatte. Er rutschte unruhg hin und her, verzog das Gesicht. "Ich hab' mir den Arsch schon wund geritten", beschwerte er sich.

Der Dämon neben ihm lachte auf.

-"Du bist so ein Kind Shibari!", rief er amüsiert und schlug dem jungendlichen Soldaten kräftig aber aufmunternd auf die Schulter. Besagtes Kind funkelte ihn trotzig an und schob die Unterlippe vor.

Der Ältere lachte erneut auf.

-"Du bist noch neu. Du gewöhnst dich schon noch daran", versicherte er und zwinkerte, noch immer leise glucksend.
 

Als Zadei aufwachte, fühlte sich seine Zunge an wie ein Stück Pergament, drohte an seinem Gaumen fest zu kleben. Es war als sei sein gesamter Hals eine einzige endlose Wüste. Qualvoll hustend richtete er sich auf und musste sich erst einmal haltsuchend in seinem Bettlaken festkrallen, als ihm für einen Moment schwarz vor Augen wurde. Er hörte sein Blut in seinen Ohren rauschen, fühlte es heiß in seinen Wangen pochen. Leichte Übelkeit breitete sich drückend in seiner Magengegend aus. Langsam stand er auf, stützte sich mit beiden Händen an der Wand ab.

-"Uhhh...". Leise stöhnend presste er die Handflächen gegen seine Schläfen und sank mit dem Rücken gegen das Gemäuer. Schwindel überfiel ihn, so heftig, dass alles um und in ihm sich in wirbelndem Tanze um die eigene Achse zu drehen schien. Angestrengt ließ er seinen Blick in der Höhle umher wandern. Titius war noch nicht zurück. Er wusste nicht wie lange er geschlafen hatte, es hätten zehn Stunden oder auch zehn Minuten gewesen sein können. Er rieb sich über seine brennenden Augen und ging langsam, auf unsicheren Beinen, hinüber zu der alten Truhe, in der Titius ihre Vorräte aufbewahrte. Ächzend ließ er sich vor ihr auf die Knie nieder und hob den Deckel an. Außer dem Verbandszeug befand sich noch etwas Obst, Brot und ein kleines Stück Trockenfleisch darin. Einen enttäuschten Laut auf den Lippen klappte er den Deckel wieder hinunter. Er wollte nichts essen, er wollte nur Wasser! Kaltes, frisches Wasser! Jede Bewegung genau bedenkend, wie ein Greis, dessen müde Knochen gegen das Leben zu rebellieren begonnen, erhob er sich und drehte sich einmal um sich selbst, in der Hoffnung wenigstens einen ihrer beiden Wasserschläuche zu entdecken. Sie waren nicht da...richtig... Titius hatte sie zum Auffüllen mitgenommen erinnerte er sich. Diese Erkenntnis trocknete ihm die Kehle schlagartig um weiteres aus. /Mist!/

Er hob seinen Umhang auf, der neben seinem Schlafplatz auf dem Boden lag, klopfte den Staub aus und schlurfte recht schwerfällig zum Ausgang. Von seinem schlechten Gewissen geplagt, dachte er an Titius, dem wahrscheinlich das Herz stehen bleiben würde, wenn er zurückkam und Zadei fort war. Aber er hatte das Gefühl zu sterben, wenn er nicht sehr bald etwas zu trinken fand! Jedes Schlucken zerriss ihm förmlich die Kehle und sein Kopf drohte zu explodieren vor Hitze. Mühsam rückte er den Stein nur soweit zurück, dass er gerade so an ihm vorbei schlüpfen konnte und begab sich auf allen Vieren nach draußen.
 

Murrend rieb sich der Dämon über die brennende Schulter.

-"Ich will mich nicht an tagelanges, sinnloses, in der Gegend Herumfliegen gewöhnen. Als ich Laures-Samas Armee beigetreten bin, da dachte ich, ich würde in geschichtsprägende Schlachten ziehen und Heldentaten vollbringen". Er stieß die geballten Fäuste martialisch in die Luft und ließ sie dann seufzend auf seine Schenkel sinken. "Verstehst du was ich meine, Shinju?"

-"Sicher. Du bist ein desillusionierter Grünschnabel, Shibari!", rief Shinju heiter aus.

Der Angesprochene grummelte leise, verfolgte wie sein Kumpane sein langes, zu einem Pferdeschwanz gebundenes, aschblondes Haar über die Schulter warf und aufstand.

-"Falls mich jemand suchen sollte, ich gehe mal für kleine Helden", sagte er, das letzte Wort besonders betonend, wobei seine Augen spitzbübisch aufleuchteten.

-"Haha...ich lache später wenn ich Zeit habe", entgegnete der Jüngere trocken. Mit finsterem Blick sah Shibari ihm nach, wie er sich flussaufwärts von ihm entfernte.
 

Seltsam erschöpft und dennoch erleichtert sank Zadei mit einem herzerweichenden Stöhnen am Flussufer auf die Knie und stützte beide Hände geräuschvoll atmend im Gras ab. Es war erschreckend, wieviel Anstrengung und Selbstüberwindung ihn dieser eigentlich nicht sonderlich lange Weg gekostet hatte. Er schloss die Augen, als ein kalter Windstoß über sein Gesicht fuhr, seine heiße Haut kühlte, sog die frische Luft in seine Lungen, was nach den Tagen in der abgestandenen Luft, die in der Höhle herrschte eine wahrliche Wohltat war. Er beugte sich etwas vor und betrachtete skeptisch sein Spiegelbild. Eigentlich sah er so aus wie immer, befand er. Er wirkte nicht wirklich kränklich oder müde. Sein Gesicht schien zwar etwas blasser als sonst zu sein und unter seinen Augen deuteten sich dunkle Schatten an, aber sonst...

Sein Blick heftete sich auf das Abbild des Silberrankenhalsbands, das ihm spöttisch von der Wasseroberfläche entgegen schimmerte. Wütend stieß er geräuschvoll seinen Atem aus, ehe er sich von dem verhassten Anblick löste, die ausladende Kapuze von seinem Kopf streifte und sich noch tiefer vorbeugte, bis seine trockenen Lippen das Wasser berührten. Hastig trank er in großen Zügen, die anfangs ein schmerzhaftes Brennen in seinem Hals auslösten, aber dann hatte er das Gefühl gar nicht mehr aufhören zu können. Er trank und trank, bis er sich in seiner Eile verschluckte. Ruckartig richtete er sich auf, als er keine Luft mehr bekam und krümmte sich unter heftigem Husten.

Ein Teil des Wassers bahnte sich seinen Weg zurück und er erbrach es angewidert ins Gras. Sein leerer Magen krampfte sich dabei zusammen, als habe man ihm einen Fausthieb versetzt und er stöhnte gequält, hielt sich den Bauch und die verwundete Seite, die am meisten unter der Anstrengung litt. Nach einigen Momenten hatte er sich wieder beruhigt und er atmete tief durch. Zittrig beugte er sich erneut hinunter, benetzte sein heißes Gesicht mit dem kalten Wasser und erschauderte wohlig. Er wischte die nassen Strähnen, die an seiner Stirn, seinen Wangen und seinem Kinn hafteten weg und setzte ein weiteres Mal zum Trinken an. Er tauchte seine unverletzte Hand in den Fluss und hielt sie dicht unter sein Kinn, das Wasser wie aus einer Schale aus ihr schöpfend. Zwar trank er dieses Mal deutlich langsamer, aber dennoch reichlich. Erst als sich ein Völlegefühl in seinem Magen und Druck auf seiner Blase bemerkbar machten richtete er sich, leise keuchend wieder auf. Er wischte sich mit dem Handrücken über die Lippen und seufzte erleichtert, um im nächsten Augenblick mitten in der Bewegung inne zu halten, die Hand noch halb an seinen Mund erhoben, und aus geweiteten Augen ungläubig auf die Wasseroberfläche zu starren, auf der sich direkt hinter ihm, das triumphierend grinsende Gesicht eines Drachenreiters spiegelte.
 

TBC



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2006-10-17T17:18:16+00:00 17.10.2006 19:18
OMG!!!!
diese beschreibung von laures ist mal wieder vollzüglich gelungen! *___* der typ is so gail und wie du das immer so beschreibst....ich glaube langsam amchst du das mit purer absicht XDDDDD~
Von:  das_inale
2006-10-17T16:42:21+00:00 17.10.2006 18:42
oh nein nein nein!!! *entsetzt* das musste ja so kommen!
nicht nur, dass der arme zadei krank ist (normal würd ich ja sagen, dass das typisch männliches simulieren ist: ein bisschen bauchweh und schon "ich sterbe!" aber dem guten zadei glaub ich das nur doch mal. ^^ argh, diese verfluchte silberranke!!!)
nein, dann muss der auch noch in der gegend rumrennen.. oder schleichen, kriechen oder sonst was! egal, hätt er nicht einfach mal warten können?! *stöhn*

bleibt nur zu hoffen, dass er sich jetzt nicht wieder schnappen lässt. oder es kommt jemand und hilft ihm - egal wer!

aber irgendwie tun mir auch immer die "bösen" leid: zb die wache, die zadei auf der flcuht getötet hat oder der junge soldat hier, dem jetzt ja auch wieder was passieren könnte!
das find ich echt gut gemacht, dass es bei dir nicht nur einfach schwarz und weiß gibt und dass auch die bösen finsterlinge net schlichtweg fies und von grundauf böse sind. ^-^b wär ja auch net wirklich realistisch!

so, das wärs für heute! ^^
ging ja richtig schnell diesmal mit dem kappi! =)
freu mich schon aufs nächste!! ^-^/))


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