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Schwarzer Drache: Geisterdrache

Schwarzer Drache IV
von

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43. Zorniger Engel

"Warum?!" Folkens Stimme hallte weit über die graue Fläche der leeren Traumebene. "Warum hast du mich nicht zu meinem Sohn gelassen? Warum hast du mich zurückgehalten?!"

Außer sich vor Zorn stand der grauhaarige Mann vor dem schwarzen Drachen und hatte die Hände in die Hüften gestemmt. Folken konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal wütend gewesen war - während seiner Zeit als ,Schutzengel' für Van jedenfalls noch nicht und auch in seinem Leben war es lange her. Doch die Tatsache, dass er hilflos hatte ansehen müssen, wie Alexander von den Greifen angegriffen und schwer verletzt worden war, ohne dass Folken seiner Pflicht als Schutzengel, die er auch auf seinen Sohn ausgeweitet sah, hatte nachkommen können, machte ihn unglaublich zornig.

"Es war nicht möglich, Folken..." Der schwarze Drache seufzte leise. "Ich kann dir im Moment nicht die Kraft geben, damit du ihn beschützt - und Van... Ich brauche all meine Kraft, damit meine Kinder nicht gefunden werden - und damit der Manticor Hitomi nicht deutlich sehen kann. Wenn er Hitomi in seine Gewalt bekommen sollte.. Derzeit haben wir gute Chancen: Sobald Hitomi wieder im Lager ist, werden wir das Ritual durchführen und ihn bannen... Alle Teile sind bereit, nur noch das Mädchen vom Mond der Illusionen fehlt..."

"Ist das alles?" Folkens Stimme klang wieder einigermaßen beherrscht. "Machst du dir keine Gedanken, dass Alexander vielleicht sterben könnte? Damit würden deine Pläne zu Staub zerfallen..."

Der schwarze Drache funkelte Folken an. "Meinst du etwa nicht, dass das meine Sorge sein sollte? Alexander wird so lange leben, wie es nötig ist!"

Er wandte sich ab und vergrub das Gesicht in seinen großen Tatzen. Der Drache wusste genau, dass Alexanders Leben an einem seidenen Faden hing - der langsam aber sicher immer mehr nachgab und zu reißen drohte.

"Sind sie nur Mittel zum Zweck für dich? Ist das alle Beachtung, die du ihnen entgegen bringst? Dass sie ein Mittel für dich sind, um deinen Erzfeind zu besiegen?" fragte Folken leise und blickte dabei unverwandt den schuppigen Rücken des Drachen an. Der Gigant antwortete nicht, sondern schlug nur unwillig mit seiner Schwanzspitze. Schließlich grollte er: "Ich habe dich nicht vor dem Tod bewahrt, damit du mir Vorwürfe machst... Mach dich nützlich... Steh Alexander in seinen Fieberträumen bei. Er soll sich schließlich nicht im Wahnsinn verlieren..."

"Welchen Sinn hat das denn?" hakte Folken nach. "Ob er leidend stirbt oder ruhig - im Tod wird er dir nichts mehr nützen..."

Gedankenschnell wirbelte der schwarze Drache herum und richtete sich drohend vor Folken auf.

"GEH JETZT!" donnerte er und schickte dem langsam verblassenden Folken eine gelbe Stichflamme hinterher.

Sobald Folken verschwunden war, beruhigte sich der Drache wieder und rollte sich erneut zusammen.

"Als ob das alles so einfach wäre..." murmelte er leise.
 

Noch immer grenzenlos zornig, aber gleichzeitig auch wieder einigermaßen beherrscht betrat Folken Alexanders Fiebertraum.

"Mein Sohn..." murmelte Vans Bruder leise, während er zusah, wie Alexander mit einem Greifen kämpfte.

"Komm her..." Folken streckte die Hand aus, entzog Alexander dem Greifen und stellte sich zwischen die Beiden.

"Geh, Traumwesen... Geh..." sagte er sanft und der Greif verschwand. Danach wandte er sich seinem Sohn zu.

Alexander sah Folken mit fiebrigglänzenden Augen an.

"Vater..." stammelte er.

"Ja, ich bin hier." Folken lächelte sacht und strich dem dunkelhaarigen jungen Mann behutsam eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Wir haben jetzt Zeit, Alexander... Lass uns über das reden, was du schon immer wissen wolltest..."

Alexander strahlte seinen Vater an und begann zu fragen.
 

Im neu eingerichteten Lazarett der Rebellen hatte Milerna endlich sämtliche Wunden ausgewaschen, die der Greif Alexander zugefügt hatte. Sie verband langsam und behutsam die Verletzungen und war froh darüber, dass der junge Mann offenbar nicht mehr von heftigen Fieberträumen gequält wurde. Zumindest warf er sich nicht mehr hin und her und brabbelte Unverständliches, sondern jetzt lag er still da und ein beinahe zufriedener Ausdruck zeigte sich auf seinem Gesicht.

"Ich hoffe nur, du schaffst es auch..." murmelte Milerna leise.

"Sieht es so schlecht aus?"

Die blonde Prinzessin wirbelte herum und blickte Ivory ins Gesicht. Die weißhaarige Wolfsfrau stand hinter ihr und starrte auf Alexanders schlafenden Körper.

"Ich möchte nichts beschönigen, Ivory..." sagte Milerna und legte der Wolfsfrau die Hand auf die Schulter. "Es sieht nicht gut aus. Wenn er es schaffen würde, dann wäre das beinahe ein Wunder... Ich kann nichts weiter für ihn tun. Wir können jetzt nur noch abwarten und sehen, ob er genug Lebenswillen und Lebenskraft hat..."

"An seinem Lebenswillen sollte es nicht liegen..." Ivory lächelte durch die Tränen hindurch, die ihr über die Wangen rannen. "Er will leben - das weiß ich... Aber ich weiß nicht, ob er sich mit seiner Kraft nicht vielleicht übernommen hat."

"Wir werden sehen..." antwortete Milerna leise. "Bleibst du bei ihm? Dann kann ich Van Bescheid sagen. Er weiß noch nichts..."

Ivory nickte stumm, trat zu dem Bett und nahm sanft Alexanders Hand.

Milerna blickte sie traurig an und wandte sich dann ab, um zu Van zu gehen.



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