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Schwarzer Drache: Geisterdrache

Schwarzer Drache IV
von

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19. Vor der Schlacht

"Hitomi!" Merle stürmte durch die Tür und blieb keuchend vor der Freundin stehen. Immer noch saß diese neben ihren beiden Kindern Varie und Vargas, sowie Merles Tochter Liona auf dem Boden und beobachtete die Kinder beim Spielen und Herumkrabbeln.

"Was ist denn?" Hitomi sah auf und blickte der Katzenfrau verwirrt in die Augen.

"Ich brauche deine Hilfe... Louvain und ich..." Merle schnappte zwischen den einzelnen Worten immer wieder nach Luft. So schnell war sie durch die Katakomben gerannt.

"Wir wollen noch heute heiraten! Noch vor der Schlacht... Wir wissen ja nicht, was danach ist... Und ich habe nichts anzuziehen... Und ich brauche eine Trauzeugin... Und... Und..."

"Immer mit der Ruhe!" Hitomi lächelte sanft und stand auf. Sie nickte einem Kindermädchen zu, das sich sofort um die drei Kinder kümmerte, und nahm Merle sanft am Arm.

"Wir werden schon etwas finden..."
 

"So, die Schlacht naht..." murmelte Allen leise und ölte noch einige Gelenke von Scheherazade. Die anderen hatten die Eröffnung von der Rückkehr des Manticors und dem Seitenwechsel Aurianas erstaunlich gefasst aufgenommen. Aber ihnen ging es vermutlich wie ihm: Die Dinge konnten kaum noch schlimmer werden, als sie ohnehin schon waren. Und außerdem war jeder bereit, nach den Strohhalmen zu greifen, die in Reichweite kamen... Auriana mochte einer von ihnen sein.

"Allen! Alex! Ivory!" Milerna blieb in der Tür zu der Guymelefhalle stehen. "Kommt mit! Wir haben da noch etwas zu erledigen!"

"Was ist denn jetzt schon wieder?" grummelte Alexander leise und sprang von der Schulter seines Guymelefs.

"Wir werden es schon früh genug merken," sagte Ivory sanft und hakte sich bei Alex unter.
 

Im Sitzungssaal hatte der Hohepriester, der früher im Tempel Farnelias gedient hatte, eine Art provisorischen Tempel errichtet. Louvain stand sichtlich nervös vor dem alten Mann und fummelte an den abgewetzten Ärmeln seiner Galauniform herum. Hitomi stand neben ihm und bemühte sich, den Löwenmann durch gutes Zureden zu beruhigen, hatte damit aber wenig Erfolg.

"Nehmt Platz," sagte Milerna leise und zog Allen neben sich auf einen Stuhl.

"Was geht hier denn vor?" fragte Alexander verwirrt, während er sich neben Ivory setzte. Auch Admiral Vitguer, Leutnant Asha, Herzog Shid von Freyd, sowie Königin Eries und König Torian von Asturia waren bereits anwesend.

"Das ist eine Hochzeit, Dummerchen!" kicherte das Wolfsmädchen und hauchte Alexander einen sanften Kuss auf die Wange.

"Aha..."

"Ich bitte um Ruhe," sagte der Priester mit tiefer Stimme. Dann begann er eine alte Weise aus Farnelia zu intonieren. Während er sang, öffnete sich die Tür des Sitzungssaals und Merle schritt an Vans Seite hinein. Sie trug ein helles Kleid, das sichtlich schon bessere Tage gesehen hatte, aber im Gegensatz zu den anderen Kleider, die die Rebellen noch besaßen, sehr aufwändig mit Silberstaub und Spitze geschmückt war. Hitomi hatte all ihren Einfluss als Königin Farnelias geltend machen müssen, um eine junge Kriegerin davon zu überzeugen, es Merle für ihre Hochzeit zu leihen.
 

In der fliegenden Festung über Farnelia knurrte der Manticor den Diktator Gaias ungehalten an: "Bereite eine Zeremonie vor."

Das seltsame Geschöpf brummte diese Worte schon fast schwach, doch der rothaarige Mann sprang sofort auf und lief aus dem Thronsaal.

Die schattenhafte Spiegelung des Manticors seufzte leise. Er fühlte sich schwach. Als vormals so mächtiges Wesen war er nun auf diese Existenz als ein Schatten, eine Erinnerung beschränkt. Sein einziger Zugang zur Realität bestand in Visionen und Träumen, die er von der Traumwelt aus schicken konnte. Und doch hatte er nun, als ein schwacher Geist, der nur noch durch Angst und Albträume herrschen konnte, die Macht erlangt, die er als lebendes Wesen nie erreicht hatte. Die Welt konnte schon ungerecht sein - und zynisch...
 

Tassilo war beinahe panisch aus dem Thronsaal gestürzt, doch sobald er auf dem Gang war, riss er sich zusammen und nahm seine majestätische, leicht hochnäsige Körperhaltung an und bemühte sich, gelassen zu wirken. Dem Manticor war es gelungen ihm, dem furchtlosen Sohn von König Traian von Arkadien, Angst einzujagen und zwar so sehr, dass er gehorchte, was auch immer von ihm verlangt wurde - auch wenn diese Furcht langsam einer Art von Gewöhnung wich. Im Gegenzug hatte Tassilo die Macht über Gaia erhalten. Angestachelt von Traumvorstellungen, die der Manticor an verschiedene einflussreiche und weniger einflussreiche Menschen geschickt hatte, hatte Tassilo seine gewaltige Armee aufbringen können. Mithilfe des Manticors, der die Menschen auf der Traumwelt beeinflusste, war seine Macht so gut wie gesichert. Allein die Rebellen unter Van Farnel, dem König von Farnelia, stellten sich Tassilos Macht noch in den Weg. Und so weit der Diktator es verstanden hatte, gab es neben dem Manticor noch irgendein mächtiges Wesen, das allerdings auf der Seite der Rebellen stand, und es seinem alten Feind unmöglich machte, diese auf der Traumebene heimzusuchen.

Gedankenversunken hatte Tassilo das Quartier seiner Priester erreicht. Er selbst hatte die Position des Hohepriesters in dem neuen Manticor-Kult eingenommen, den er über Gaia verbreitet hatte. Dennoch brauchte er, der wenig Ahnung von geistlichen Handlungen hatte, die Unterstützung erfahrener Priester.

Unwirsch drückte Tassilo die Tür auf und informierte die Priester darüber, dass in den nächsten fünf Minuten eine Opferung stattfinden würde.



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