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Schwarzer Drache: Geisterdrache

Schwarzer Drache IV
von

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15. Gespräche

"Also gut," beendete Van nun mit einer kurzen Zusammenfassung, den Kriegsrat, "Wir werden also bei Sonnenuntergang aufbrechen. Alle einsatzbereiten Guymelefs landen verstreut um das feindliche Lager und auf die Leuchtrakete, die der Crusado abfeuern wird..." Damit nickte er Gardes zu, der seinen Kopf kurz senkte um seine Zustimmung zu zeigen. "...werden wir angreifen. Unser vornehmliches Ziel sind Guymelefs und Vorräte. Wir müssen also schnell sein und sie überwältigen. Die Unterbringungen der Guymelef sind als Erstes abzusichern, damit keine feindliche Soldaten zu ihnen kommen können. Haben wir Guymelefs erobert, dann werden sie sofort von unseren Soldaten eingesetzt. Und zwar mit einem schwarzen Fleck auf der Brust. Shid, sorg dafür, dass auch wirklich alle diese Farbe bekommen. Ich will nicht, dass aus Versehen welche von unserer Leuten getötet werden. Wir haben eh viel zu wenig."

Shid nickte. Der junge Herzog von Freyd nahm seine Aufgabe ernst, so lächerlich sie auch im ersten Moment klingen mochte. Im Kampf würde dieser schwarze Fleck dann den Unterschied zwischen Feind und Freund ausmachen.

"Ansonsten: Gardes, wer deiner Leute wird sich um die Evakuierungsschiffe kümmern?" Van sah den Kommandanten der kleinen Luftschiffflotte der Rebellen aufmerksam an.

"Das wird Troy übernehmen. Er ist mein bester Mann..." überlegte Gardes laut. "Und er ist erfahren genug, um die Schiffe alle unbemerkt hier wegzubekommen. Unser neues Ziel ist auch wirklich gut geeignet... Wieder ein Höhlensystem, allerdings noch weit reichender und besser ausgebaut als hier. Und besser versteckt..." Gardes grinste breit. Er war stolz darauf, dass er und die Crusado-Crew in der letzten Nacht so schnell fündig geworden waren.

"Gut." Nachdenklich sah Van in die Runde. "Wie steht es an sich mit den Evakuierungen?"

"Das Lazarett ist leer," antwortete Milerna und lächelte vorsichtig. "Alle Verletzten sind schon an Bord der Luftschiffe und meine Ausrüstung ist auch gerade auf dem Weg..."

"Genauso schaut's bei mir mit der Werkstatt aus," ergänzte Ivory. Das Wolfsmädchen blickte Hitomi konzentriert an. "Hitomi, du musst aber gleich noch einmal mit mir kommen. Dein Guymelef..."

Die Königin von Farnelia gab ihr mit einem leichten Neigen des Kopfes zu verstehen, dass sie mitkommen würde. Van bemerkte das und verzog leicht das Gesicht. Er mochte es nicht, wenn Hitomi mit in die Schlacht zog. Daran hatte er sich immer noch nicht gewöhnt. Er wusste zwar, dass Hitomi eine der besten Schwertkämpferinnen war, die die Rebellen zu bieten hatten, aber andererseits bedeutete jede Schlacht nun einmal ein gewisses Risiko... Mit aller Macht schüttelte er diesen Gedanken ab. Es gab keine Sicherheit und keine Garantien. Bei nichts, was sie taten...
 

Eine halbe Stunde später, war die Sitzung schließlich beendet. Die Gefährten standen allesamt auf und verließen nach einander den Sitzungssaal. Hitomi und Ivory waren die Ersten, die durch die Tür traten. Sofort blieb Hitomi wie angewurzelt stehen und funkelte die blonde Frau, die auf einmal vor ihr stand, wütend an.

"Was willst du hier?" fauchte sie. Auriana zuckte unter dem brutalen Tonfall unwillkürlich zusammen.

"Wissen, was ihr vorhabt," entgegnete die Prinzessin bemüht gelassen. "Ihr evakuiert. Und ich will wissen, was geschehen wird. Schließlich geht es auch um mein Leben..."

"Und warum sollten wir dir das sagen? Damit du uns verraten kannst?" Hitomi wollte noch weitersprechen, doch Van fasste sie sanft an der Schulter und hinderte sie daran.

"Hast du die Tarotkarte schon vergessen?" flüsterte er ihr leise zu und bedeutete ihr dann, mit Ivory zu gehen. Hitomi funkelte Auriana noch einmal voller Ablehnung an, doch dann folgte sie dem Wolfsmädchen in die Werkstatt.
 

"Also, Auriana," seufzte Van, als sie allein waren, "Was gibt es?"

"Sag mir bitte, was ihr vorhabt," sagte Auriana fest und ließ sich auf der Tischkante nieder. Sie spürte noch immer die misstrauischen und feindseligen Blicke, die ihr die anderen Rebellen zugeworfen hatten. Ihr war nicht wohl in ihrer Haut und außerdem war ihr schlagartig bewusst geworden, dass sie sich erst einmal in der Runde der Rebellen etablieren musste, damit sie weiter hier bleiben konnte. Sie würde sich ihr Vertrauen schwer verdienen müssen.

Van blickte die blonde Frau nachdenklich an. "Ich bin versucht, dir zu trauen, aber ich weiß nicht, ob das klug ist..." murmelte er und fuhr sich nachdenklich durch das struppige Haar. Auriana musste lächeln.

"Das wüsste ich an deiner Stelle auch nicht... Und ich bin mir nicht sicher, ob ich dir beweisen kann, dass es kein Fehler wäre." Sie seufzte auf. "Drücken wir es so aus: Nicht nur deine Hitomi hat gewisse Fähigkeiten, sondern ich auch. Ich kann euch helfen, wenn ihr mir sagt, was ihr vorhabt. Ich kann euch unterstützen. Hitomi und ich - gemeinsam müssten wir unschlagbar sein..."

Van lachte trocken auf. "Hitomi verspürt nicht gerade das Verlangen, dir zu trauen. Hast du die Vergangenheit etwa schon vergessen?"

"Natürlich nicht." Sie schüttelte energisch den Kopf. "Deswegen bin ich ja hier. Diesmal bin ich stark genug, gegen den Manticor zu kämpfen. Dieses Mal werde ich nicht seine Puppe sein und mich benutzen lassen. Diesmal wird alles anders..." Nicht nur Entschlossenheit klang in ihrer Stimme mit, sondern auch blanker Hass. Und es war der Ausdruck in ihren Augen, der Van verriet, dass er ihr diesmal wirklich trauen konnte.

"Also gut." Er lächelte leicht. "Wir werden heute Abend das Lager verlassen und uns ein neues Versteck suchen. Gardes' Truppe hat da ein nettes Fleckchen gefunden. Und außerdem werden wir das Lager von Tassilos Truppe überfallen..."

"Das ist doch Wahnsinn!" Auriana keuchte überrascht auf. "Damit verratet ihr ihm, dass ihr hier seid!"

"Das weiß er schon längst. Seine Truppen ziehen die Kreise um uns immer enger und langsam wird es Zeit auszubrechen... Uns bleibt nichts anderes übrig, als ihn anzugreifen. Irgendetwas müssen wir tun. Wir können nicht nur weglaufen und uns verstecken!" Van hatte begonnen in dem Sitzungssaal unruhig auf und ab zu laufen.

"Du hast ja Recht..." Auriana biss sich nachdenklich auf die Unterlippe. "Nehmt aber auf alle Fälle Miguel als Verstärkung für eure Truppen mit. Er ist ein unglaublicher Kämpfer... Im Gegensatz zu mir. Meine Stärken liegen in anderen Bereichen..." Sie lächelte Van aufmunternd an. Er nickte zustimmend.

"Schick ihn mir nachher in die Guymelefhalle. Ich werde sehen, was ich tun kann..."

Für den Moment schwiegen sie und blickten sich einfach nur in die Augen. Auriana spürte, dass immer noch eine gewisse Vertrautheit zwischen ihnen bestand, obwohl sie immer auf verschiedenen Seiten gestanden hatten.

Geliebter Feind, dachte sie mit einem Lächeln. Da ist doch etwas dran... Aber jetzt bist du kein Feind mehr. Zum ersten Mal stehen wir Seite an Seite. Und das fühlt sich gut an...

"Ich habe unsere Kinder gefunden," sagte Auriana plötzlich laut.

Überrascht riss sich Van aus dem Blickkontakt los. Fast hatte er sich in dem Blick aus ihren blauen Augen verloren. Sein Herz schlug noch immer für Hitomi, doch trotz allem spürte er für Auriana eine gewisse Zuneigung. Das verwirrte ihn, vor allem, weil er auf einmal wirkliches Verständnis für sie aufbringen konnte.

"Wo sind sie?"

"Auf einer Insel... Ich denke, sie werden kommen, wenn die Zeit reif ist. Die beiden haben auch noch eine Rechnung mit dem Manticor offen... In gewisser Weise hat er ihnen ihr Leben genommen..." Auriana brach ab und wieder glitzerten Tränen in ihren Augen. Sie kämpfte dagegen an, doch sie konnte sie nicht aufhalten.

Verblüfft sah Van, dass sie weinte. Einen Moment lang zögerte er noch, doch dann trat er auf sie zu und nahm sie tröstend in seine Arme.



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