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Schwarzer Drache: Geisterdrache

Schwarzer Drache IV
von

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11. Auriana

Ach, Van, dachte Auriana traurig, wenn die Dinge damals doch nur anders gelaufen wären... Im gleichen Moment rief sie sich aber selbst zur Ordnung. Sie sind es aber nicht. Die Vergangenheit ist nicht zu ändern. Sie ist, was sie ist. Und wird es auch immer bleiben. Nur die Gegenwart lässt sich wandeln...

Sie umfasste die Gitterstäbe mit einer blutverschmierten Hand und blickte Van noch immer unverwandt an. Langsam senkte er den Blick und betrachtete ihre Hand.

"Ich vermute mal, dass das nicht dein Blut ist," sagte er kühl und blickte ihr wieder in die Augen.

"Es war ein Greif," erwiderte sie. "Wir sind angegriffen worden."

"Ach?" Van zog spöttisch eine Augenbraue hoch. "Es überrascht mich, dass du nicht mit Tassilo gemeinsame Sache machst. Aber wahrscheinlich tust du das doch und bist hier nur als Spion... Überraschen würde es mich nicht."

"Das denkst du also von mir." Ein kühles Lächeln huschte über Aurianas Gesicht. "Ich habe nicht meine Freiheit von dem einen Tyrannen gewonnen, nur um mich in die Gewalt eines anderen zu begeben. Die Dinge sind nicht immer so, wie sie scheinen, Van. Das müsstest du doch wissen..."

"Was willst du hier?" fauchte Hitomi plötzlich und stellte sich neben Van.

Auriana musterte sie mit einem abschätzenden Blick. Ihr entgingen weder das Schwert, noch das Kettenhemd und der harte Ausdruck in Hitomis Augen. Dies war nicht mehr das Mädchen, dem sie damals in dem Schloss von Farnelia das erste und in den Ruinen auf der Rückseite Gaias das zweite Mal begegnet war. Dies war eine Kriegerin. Mit Ehrfurcht registrierte Auriana diesen Wandel. Sie wünschte sich, dass sie selbst in der Lage gewesen wäre, an ihrem Leben zu wachsen und sich zu entwickeln. Sie hatte das Gefühl immer noch auf der Stelle zu treten und sich kein bisschen verändert zu haben.

"Mich euch anschließen," erwiderte Auriana sanft. "Ich werde nicht noch einmal den Fehler machen, mich auf seiner Seite wiederzufinden..."

"Das fällt mir schwer zu glauben," entgegnete ihr Hitomi schnippisch. "Und außerdem: wer ist er?"

"Sag bloß, das weißt du noch nicht..." Auriana sah die Frau mit den hellbraunen Haaren verwirrt an. Der Manticor hatte doch immer von ihren besonderen Fähigkeiten gesprochen. Spürte sie es etwa nicht?

"Spürst du ihn nicht? Fühlst du nicht, wer hinter Tassilo steht?" fragte Auriana überrascht und sah Hitomi aus geweiteten, blauen Augen an. Und plötzlich begriff Hitomi. Die Worte des Drachen machten auf einmal Sinn und sie erkannte, wer am Ende ihrer Vision noch gesprochen hatte.

"Nein..." flüsterte sie schockiert. "Nein..."

"Was ist?" fragte Van und sah Hitomi besorgt an.

"Van, Tassilo wird von dem Manticor beherrscht! Oder unterstützt. Was auch immer. Der Manticor ist wieder da, Van!" sagte Hitomi und blickte Van erschrocken an.

Für einen kurzen Moment blickte Van sie an, dann sah er wieder zu Auriana.

"Und warum sollten wir glauben, dass du nicht zu ihm zurückkehrst?" fragte er nachdrücklich.

Die blonde Frau lachte heiser auf. "Ich? Zu ihm zurückkehren? Ich war die letzten zwei Jahre frei. Zum ersten Mal in meinem Leben weiß ich, was Freiheit bedeutet! Warum sollte ich das aufgeben wollen? Warum?! Ich werde nicht in dieses unsichtbare Gefängnis zurückkehren. Niemals. Niemals! Er bekommt mich nicht zurück. Ich habe genug unter ihm gelitten..."

Auriana sah Van fest an und tief in ihren kornblumenblauen Augen erkannte er einen unendlichen Schmerz, der ihm verriet, dass sie die Wahrheit sagte. Van blickte zu den Wachen.

"Lasst sie raus und weist ihnen zwei Quartiere zu. Sie sollen sich frisch machen können. Aber bewacht sie weiter," sagte er fest. Dann schaute er wieder zu Auriana. "Du siehst ja schrecklich aus..." Ein leichtes Lächeln kräuselte seine Lippen.

Auriana hatte das Gefühl, als wenn ihr ein Stein vom Herzen fallen würde. Nein, es war eher ein ganzer Berg. Er glaubte ihr! Er glaubte ihr... Sie erwiderte sein Lächeln und irgendwie hatte sie das Gefühl, dass der Eispanzer, unter dem ihr Selbst verborgen lag, langsam aufbrach.

Van drehte sich um und zog Hitomi mit sich. Zusammen gingen sie davon, während die Wache die Tür der Zelle aufschloss.

"Van!"

Der König von Farnelia drehte sich um und sah Auriana an. Sie stand auf dem Gang und blickte ihn bittend an.

"Was ist mit Laures und Lauria?"

Er schüttelte den Kopf und zuckte gleichzeitig mit den Schultern. "Ich weiß es nicht. Sie sind verschwunden..."

Traurig nickte Auriana und folgte dann zusammen mit Miguel und Mèo den beiden Wachen zu ihren Quartieren. Van schaute ihr noch einen Moment nach, dann folgte er Hitomi.



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