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Schwarzer Drache: Geisterdrache

Schwarzer Drache IV
von

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7. In der Nacht

Langsam verließen Alexander und seine neun besten Männer die sichere Festung in den Einhornbergen. Mit einem kleinen, gut getarnten Luftschiff flogen sie dicht über die Wipfel der Bäume hinweg. Sie waren bemüht möglichst wenig aufzufallen, da es doch ein großes Risiko darstellen würde, von einem Aufklärertrupp entdeckt zu werden. Alexander saß neben dem Steuermann im Cockpit des kleinen Luftschiffes, während sich die anderen acht im Laderaum drängten. Das Schiff war nun einmal nicht dafür gedacht bequem zu sein.

Schon nach wenigen Minuten hatten sie ihr Ziel erreicht.

"Lande dort vorne," kommandierte Folkens Sohn und stand auf. Kaum war er durch die schmale Tür in den Laderaum getreten, da setzte das Luftschiff schon auf und die Aufklärer verließen das Schiff. Nun begann das Beobachten des Lagers von Tassilos Garde.
 

Auriana blickte nachdenklich in ihre Kristallkugel. Dass ihr ehemaliger Herr auf irgendeine Art wieder präsent war, spürte sie nur zu überdeutlich. Es kratzte an ihrer Seele und sie verspürte beinahe einen körperlichen Schmerz. Doch sie wollte sich nicht fügen. Diesmal nicht. Sie hatte zwei Jahre lang von der Freiheit gekostet und diese würde sie nicht freiwillig wieder aufgeben.

"Wohin müssen wir jetzt fliegen, Mylady?" fragte Miguel vorsichtig und riss Auriana aus ihren Gedanken. Sie blickte den hochgewachsenen, schweigsamen Mann mit der nachtschwarzen Haut einen Moment orientierungslos an, dann schaute sie aus dem Fenster und sah, dass sie sich schon am Rande der Einhornberge befanden. Anschließend blickte sie wieder in ihre Kristallkugel. Sie musste sich nur einen winzigen Moment lang konzentrieren und schon konnte sie Van sehen. Gerade betrat er ein dunkles Schlafzimmer und wollte offenbar zu Bett gehen.

"Na komm schon," murmelte Auriana leise. "Verrate mir, wo du bist, Van..." Das Bild wechselte schnell und schließlich sah sie einen mondlichtüberfluteten Hang, der an einer steilen Felswand endete. In dieser Felswand befand sich ein eisernes Tor.

"Halte dich nach Westen," sagte Auriana fest. "Dort werden wir sie finden..." Sie schloss die Augen und sah Van immer noch vor sich.
 

Van hielt mitten in der Bewegung inne. Er stand in dem dunklen Schlafzimmer, das er sich mit Hitomi teilte und hatte auf einmal das unbehagliche Gefühl beobachtet zu werden. Angestrengt starrte er in die Finsternis, doch er konnte nichts erkennen.

"Hitomi, bist du wach?" flüsterte er schließlich, doch Hitomis ruhiger Atem teilte ihm mit, dass sie tief und fest schlief.

Mit einem seltsamen Gefühl im Bauch tastete sich Van weiter durch die Dunkelheit und stieß schließlich gegen das Bett. Schnell streifte er seine Kleider ab und ließ sie achtlos zu Boden fallen. Dann krabbelte er zu Hitomi unter die Decke. Obwohl sie schlief, bemerkte sie sofort, dass er da war. Sie drehte sich zu ihm und kuschelte sich eng an seine Brust. Ein Lächeln huschte über Vans Gesicht und er legte den Arm liebevoll um Hitomi. Er hauchte ihr einen zärtlichen Kuss auf die Stirn. Anschließend starrte er weiter in die Dunkelheit. Er war todmüde, doch er wollte nicht einschlafen. Er wusste, wovon er wieder träumen würde, wenn er die Augen auch nur eine Sekunde lang schloss. Seit gut einem Jahr sah er immer die gleichen Bilder. Und sie wurden kein bisschen leichter zu ertragen. Van seufzte leise auf. Wenn es nur einen Weg geben würde, dass er niemals wieder schlafen müsste... Gedankenverloren fuhr er sich durch das widerspenstige Haar und schloss schließlich doch die Augen. Sekunden später war er eingeschlafen.
 

Allen stand neben Leutnant Asha auf einem der Aussichtposten und beobachtete die schlafenden Berge unter dem strahlenden Sternenhimmel. Auch der Ritter des Himmels konnte nicht schlafen. Damit war er allerdings nicht allein. Weiter unten herrschte noch immer hektische Aktivität, die hauptsächlich an den überstürzten Evakuierungsvorbereitungen lag. Die Rebellen mussten bereit sein, am morgigen Abend wieder einmal zu fliehen. Allen seufzte leise und stützte sich an der Brüstung ab. Der kalte Nachtwind spielte mit seinem langen Haar und ließ es wie eine goldene Fahne wehen. Asha sah ihn aus dem Augenwinkel an.

"Ihr solltet besser schlafen gehen, Kommandant. Ihr seid schon seit Sonnenaufgang auf den Beinen. Und morgen wird ein harter Tag..." sagte der blonde Leutnant schließlich vorsichtig. Ihm war nicht entgangen, dass der Ritter des Himmels sehr viel müder war, als er zugeben wollte.

"Ich weiß, Asha," murmelte Allen leise. "Ich weiß. Aber ich will nicht schlafen." Er seufzte erneut. "Gibt es hier eigentlich irgendjemanden, der keine Alpträume hat?" Frustriert hieb er mit der Faust auf die Steine der Wand. Asha zuckte unwillkürlich zusammen. Der Leutnant hatte nicht erwartet, dass Allen ihm gegenüber solch eine Tatsache eingestehen würde. Wobei Asha sich, wenn er ehrlich war, auch eingestehen musste, dass er auch immer noch unter den Bildern der Zerstörung von Farnelia litt.

"Ich denke nicht, Kommandant," antwortete er schließlich leise. "Wir haben alle unsere Heimat verloren. Das schmerzt..."

Allen blickte ihn kurz aus seinen blauen Augen an und Asha konnte in ihnen den gleichen Schmerz und Zorn lesen, den auch er empfand. Ja, es musste allen so gehen...

"Ich gehe schlafen," sagte Allen plötzlich, drehte sich um und ließ Asha allein auf dem Aussichtsposten zurück.



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