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Fanart

Ceresta   [Zeichner-Galerie] Upload: 29.12.2015 16:35
Teil 7 meines künstlerischen Lebens/ "Leidens"-laufes.
Willkommen am langweiligsten Ort der Welt, dem Malsaal.
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Bevor wir zum Thema dieses Bildes kommen erstmal ein klein wenig "Vorgeschichte", damit der künstlerische Lebenslauf einigermaßen komplett und nachvollziehbar wird/bleibt.

Im Juli 2013 habe ich meine Ausbildung zur Grafikdesignerin abgeschlossen. Die ersten paar Monate habe ich noch halbherzig nach einem Arbeitsplatz gesucht, wurde dann auch relativ bald zu einer Probewoche in einer kleinen Agentur eingeladen, habe den Job aber nach grade mal einem Tag freiwilillig selbst geschmissen.
Das lag zum einen daran, dass mir ohnehin schon klar war, dass ich dauerhaft auf keinen Fall als Grafikdesignerin arbeiten wollte, zum anderen waren mir meine Mitarbeiter derart zuwider, dass ich geradezu die Flucht ergriffen habe. Die einzig weise Entscheidung, wenn man mit einem Typen zusammenarbeiten soll, der einen keine drei Minuten alleine in Ruhe arbeiten lassen kann und einem selbst zur Toilette hinterher stalkt... im Ernst, auf die Erfahrung hätte ich echt verzichten können!

Wie dem auch sei, Ende 2013 habe ich mich dann als Praktikantin am Theater beworben und ab Januar 2014 war ich dort dann auch ganze sieben Monate im Malsaal tätig. Ich kann nicht wirklich behaupten, dass ich je an dem Beruf des Bühnenmalers interessiert gewesen wäre. Im Grunde habe ich dort nur Zeit geschunden, um mich für ein Illustrationsstudium bewerben zu können und mich nebenbei um meinen sterbenskranken Vater zu kümmern. Als unbezahlte Praktikantin kann man sich's ja durchaus mal erlauben hin und wieder zu fehlen.

Es kam nicht selten vor, dass ich morgens aus dem Krankenhaus im Theater angerufen habe, weil mein Vater mal wieder mit dem Krankenwagen abgeschleppt wurde. Im Grunde konnten die dort ja auch nichts machen. Hier mal eine kleine Infusion, da mal eine kleine Untersuchung, aber dass es Krebs ohne jegliche Aussicht auf Heilung war, stand ja schon längst fest.

Während dieser schwierigen Zeit saß ich tagsüber meistens an meinem Praktikantentisch und konnte grade machen, was ich wollte. Acht Stunden pro Tag, sieben Monate lang.
Ich konnte mir Farben aus Pigmenten anmischen und mich frei an nahezu allen Materialien bedienen, das war schon cool. Außerdem habe ich gelernt, wie man Gemälde "kopiert". Als Bühnenmaler ist man nämlich mehr Handwerker als Künstler. Die Motive werden von anderen vorgegeben (Bühnengestalter? Keine Ahnung, wie man die Abteilung nennt...), oft nimmt man aber auch existierende Gemälde (oder Ausschnitte), die man dann möglichst originalgetreu nachmalt. Oftmals sind die Bilder so groß wie die gesamte Bühne, sodass man beim Malen in Socken auf den Gemälden rumlatscht, das ist auch ganz lustig.
Da lernt man eine Menge dabei, aber auf Dauer wäre das auch nichts für mich, dafür habe ich einfach zu viel eigenen Kram im Kopf.
Ganz selten durfte ich mal an richtigen Theaterprojekten mitarbeiten, in der Regel bestand die Arbeit aber nur darin irgendwelche Objekte von oben bis unten schwarz einzufärben (die Bühnengestalter LIEBEN schwarz!). Auch im Theater geht der Trend immer mehr zu Videoprojektionen und anderen modernen Spielereien. Für die Bühnenmalerei sehe ich ehrlich gesagt keine besonders rosige Zukunft. Das wird es sicher weiterhin geben, aber bei weitem nicht mehr so viel wie früher.

Wirklich interessant waren aber die Menschen dort. Ich habe sehr viele Leute aus den unterschiedlichsten Abteilungen des Theaters kennengelernt. Die Schreiner und Männer aus der Deko-Abteilung sind mir echt sehr ans Herz gewachsen. Irgendwann hab ich schon fast zum Inventar des Malsaals gehört und mancher ist nur noch durchspaziert, um mal kurz zu schauen, was ich grade wieder zeichne oder um aus Langeweile ein Gespräch mit mir anzufangen. Das war schon ganz witzig. :D

Die allgemeine Atmosphäre im Theater war aber eher negativ. Eigentlich wollten alle am liebsten sofort ihren Job hinschmeißen. Ich hatte echt das Gefühl, dass wirklich kein einziger Spaß an seinem/ihren Job hatte. Die Theaterführung war unausstehlich, die Chefs der einzelnen Abteilungen ebenfalls und jeder hat sich vom anderen gemobbt gefühlt. Was ich mir als neutrale Praktikantin für ein Gejammer anhören durfte...

Vielleicht ist die Stimmung in diesem Theater einfach ganz besonders mies oder die Theaterwelt ist generell nicht so bunt, wie man sich das gerne vorstellt. Hinter den Bühnen wird durchaus kreativ gearbeitet, aber auch richtig übel psychologisch Krieg geführt. Dass da keiner mehr Bock hat, kann ich durchaus verstehen...

Auf jeden Fall halte ich persönlich dieses Bild für das langweiligste in der gesamten Reihe. Ich habe ewig überlegt, wie ich meine Zeit am Theater in ein Bild fassen soll, aber irgendwie war alles langweilig. Mit genau diesem Wort würde ich meine Zeit dort aber auch beschreiben, passt also eigentlich.
Ich hatte einfach fast nie irgendwas zu tun und musste mich permanent selbst beschäftigen, da kann sich der Tag echt ganz schön hinziehen...

Auf jeden Fall hatte ich während meinem Praktikum am Theater unglaublich viel Zeit zum Grübeln. Was einem gar nicht gut bekommt, wenn man sieben Monate lang fast nur über den Tod nachdenkt.
Eine Woche bevor mein Praktikum offiziell zu Ende gewesen wäre (Sommerpause, da macht das komplette Theater dicht), ist mein Vater dann auch tatsächlich gestorben. Dass er überhaupt so lange durchgehalten hat, wundert mich immer noch.
Danach ging's jedenfalls wieder mal ganz rapide bergab mit mir.
Aber dazu komme ich dann im nächsten Bild...
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Habt ihr auch schon Praktika in irgendwelchen künstlerischen/handwerklichen Berufen gemacht?
Themen:
Alltag, Selbstdarstellung (Real-/Mangastil)

Stile:
Buntstifte, Aquarell

Format:
in der Breite ca. A3, Höhe etwas geringer (merkwürdig zugeschnitten)

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