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Fanart

Caladrius   [Zeichner-Galerie] Upload: 02.10.2008 02:41
Lest bitte den Kommentar,
wenn ihr genau wissen wollt, was es mit dem kleinen Comic auf sich hat. Lasst euch nicht von den vielen Bibelstellen abschrecken! Ich wollte alles nur so deutlich wie möglich machen und jedem die Möglichkeit geben, nachzuschlagen, ob das auch stimmt, von dem ich behaupte, es stünde in der Bibel.

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„Wer wird GJ?“ – das ist eine neue Quizshow, in der es darum geht – wer hätte es gedacht – den GJ zu küren!

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Wer aber ist der GJ eigentlich?

Der GJ, das ist der Geliebte Jünger, der beim „Abendmahl“ (bei Joh ist es ja eigentlich kein den Synoptikern entsprechendes Abendmahl, sondern Fußwaschung mit Abschiedsreden) an Jesu Brust liegt (Joh 13,23) und dem er verrät, welcher der Jünger ihn verraten werde, nachdem Petrus den GJ aufgefordert hat, Jesus zu fragen, wer der angekündigte Verräter sei.

Zudem hat der GJ wohl auch Zugang zum Hohepriester bzw. ist mit diesem bekannt (Joh 18,15), wenn man annehmen kann, dass hier der GJ gemeint ist. Jedenfalls führt dieser Jünger Petrus direkt – wenngleich unabsichtlich – in die Szene der Verleugnung …

Der GJ ist auch bei Jesu Kreuzigung anwesend. Zu seiner Mutter sagt Jesus zunächst: „Frau, siehe, das ist dein Sohn!“ (Joh 19,26), womit der den GJ meint, der dabei steht, und zu dem er darauf sagt: „Siehe, das ist deine Mutter!“ (Joh 19,27), womit er dann Maria meint.

Der GJ ist auch jener, der mit Petrus den Wettlauf zum Grab veranstaltet und schneller da ist als Petrus (Joh 20,3f.).

Außerdem ist der GJ es, der glaubt, als er die Leinentücher sieht, Jesu Leichnam aber nicht (Joh 20,8), während das von Petrus nicht berichtet wird. Der geht nur hinein und sieht die Leinentücher und das zusammen gewickelte Schweißtuch (Joh 20,6f.).

Es kommt noch hinzu, dass der GJ der erste ist, der den Auferstandenen erkennt, als dieser am See Tiberias den beim Fischen erfolglosen Jüngern erscheint und ihre Netze füllt (Joh 21,7) und erst da wird auch Petrus dessen gewahr.

Dann gibt es noch eine besondere Szene, kurz nach dem Mahl am See Tiberias, dass Jesus Petrus dreimal fragt, ob er ihn lieber habe als die anderen Jünger. Petrus bejaht natürlich dreimal und dreimal antwortet Jesus: Weide meine Schafe! (Joh 21,15-17).
Petrus ist betrübt darüber, dass Jesus ihn dreimal fragt und ihm also offenbar nicht glaubt. Als dann Jesus auch noch das für Petrus ja sehr schmerzliche Problem der Nachfolge anspricht („Wenn du aber alt wirst, wirst du deine Hände ausstrecken und ein anderer wird dich gürten und führen, wohin du nicht willst“ Joh 21,18; immerhin hat Petrus Jesus ja dreimal verleugnet), muss sich Petrus wohl ziemlich mies fühlen … aber noch mieser, als Jesus dann zur Nachfolge auffordert: „Folge mir nach!“ (Joh 21,19) – dabei hatte er Petrus ja gerade deutlich gemacht, wie schwer die Nachfolge ist.
Aber zu wem spricht Jesus das? Doch zu ihm, Petrus, nicht? Da sieht Petrus: der GJ steht auf und folgt Jesus! Herber Schlag! Da war der GJ mal wieder schneller und konsequenter in der Nachfolge als Petrus selbst. Die Frage von Petrus, was denn mit diesem, also dem GJ, werde, spricht für sich … Und Jesu Antwort ebenso: „Wenn ich will, dass er bleibt, bis ich komme, was geht es dich an? Folge du mir nach!“ (Joh 21,22).

Es wird nicht genau genannt, aber es ist zu vermuten, dass der GJ der namenlose Jünger aus Joh 1,35 ist, der zunächst Johannes-Jünger war, aber mit Andreas, dem Bruder von Petrus (Joh 1,40), dann Jesus nachfolgt.

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Es wird jedenfalls deutlich: zum GJ hat Jesus eine besondere Beziehung. Ebenso ist eine Spannung zwischen dem GJ und Simon Petrus deutlich spürbar. Eine Art Konkurrenzverhältnis. So kam es mir und meinen Kommilitonen in Bibelkunde vorletztes Semester jedenfalls immer vor :-)

Bibelkunde – das waren jede Woche zwei zweistündige Veranstaltungen (eine zum AT und eine zum NT), in der man, pauschal ausgedrückt, als Pfarrämtler die Bibel auswendig lernt. Natürlich nicht Wort für Wort, aber man liest die Bibel komplett, man lernt Grob- und Feingliederungen, man eigentlich zu jedem biblischen Buch wissen, was in jedem Kapitel des jeweiligen Buches steht und bei besonders wichtigen Sachen muss man auch die Versnummer kennen. Man lernt anhand der Bücher, aber auch anhand thematischer Schwerpunkte. Also entweder: Was steht in Neh 5? Oder: Wie lauten die noachitischen Gebote und wo sind sie zu finden? Oder eben: Wo kann man sich über das Erlassjahr informieren? (Dann muss man eben buchübergreifend die Stellen aufzählen). Am Ende des Semesters gab es eine mündliche Prüfung, in der 10 Minuten NT, 10 Minuten AT geprüft wurde.

Übrigens: Satan kommt nur drei mal in der Bibel vor: Hiob 2; 1 Chr 21; Sach 3!

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Aber genug zu Bibelkunde – zurück zu dem GJ und der neuen Quizshow.

Das Konkurrenzverhältnis zwischen GJ und Petrus hat uns immer beschäftigt. Die Forschung streitet sich, ob der GJ eine reale Persönlichkeit meint (vielleicht den Träger der Johannes-Überlieferung vgl. Joh 21,24), oder noch jemand anderes … oder der GJ ist ein johanneisches Stilmittel, eine Metapher – und zwar für einen jeden von uns. Für jeden Leser des JohEv. Für jeden in der Nachfolge Christi. Wir haben immer letzteres bevorzugt.

Natürlich möchte aber vor allem Petrus auch GJ sein! Er spielt immerhin sonst eigentlich die erste Geige unter den Jüngern. Aber ständig packt er es einfach nicht … Er checkt es einfach nicht wirklich (synchrone Lektüre vorausgesetzt; denn eigentlich verfolgen die einzelnen Evangelisten verschiedene theologische Programme). Um nur ein paar Beispiele zu nennen: Bei der Verklärung Jesu versteht er nicht (Mk 9,5); bei der 1. Leidensankündigung (Mt 16,22f.); bei Jesu Seewandel, wo Petrus der Kleinglaube packt und er beinahe im See versinkt (Mt 14,28ff.) und das Paradebeispiel der Verleugnung des Petrus (Mt 26,69-75; Mk 14, 66-72; Lk 22,54-62; Joh 18,15-18.25-27).

Wenn man nun GJ und Petrus vergleicht, sieht Petrus doch etwas alt aus, möchte man meinen. Kein Wunder, dass Petrus an „Wer wird GJ“ teilnimmt!

Wie wir sehen, jedoch nicht nur er – sondern auch Maria von Magdala, die Frau, der Jesus sieben unreine Geister ausgetrieben hat (Lk 8,2) und die ihn finanziell unterstützt (Lk 8,3). Sie wird auch als Zeugin der Kreuzigung genannt (Mt 27,56; Mk 15,40; Joh 19,25). Darüber hinaus ist sie stets am Ostermorgen am leeren Grab und sucht den Leichnam Jesu (Mt 28,1; Mk 16,1; Joh 20,1).

Im JohEv gibt es darüber hinaus noch die Geschichte, in der Maria trauert, weil der Leichnam Jesu fort ist (Joh 20,11-18). Man muss beachten, dass bei Johannes das Grab Jesu ein Gartengrab ist (19,41)! So trifft Maria in der Geschichte auf einen Mann, den sie für den Gärtner hält. Sie fragt ihn nach dem Verbleib ihres Herrn. Doch der Mann, den sie für den Gärtner hält (19,15) ist eigentlich der auferstandene Jesus. Sie erkennt ihn jedoch erst, als er sie mit „Maria“ anspricht.

Damit wäre auch geklärt, warum Maria von Magdala die Frage „Wer bin ich?“ falsch beantwortete – und zwar mit „Der Gärtner“.

Stellt sich zuletzt noch die Frage, weshalb nun eigentlich die aktuell eingeblendete Quizfrage eben dieses „Wer bin ich?“ ist.

Diese Frage bezieht sich auf das Petrusbekenntnis. Dabei variiert der Wortlaut unter den Evangelien:
Mt 16,16: Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn!
Mk 8,29: Du bist der Christus!
Lk 9,20: Du bist der Christus Gottes!
Joh 6,69: Du bist der Heilige Gottes.
Nun ja, jedenfalls stammt Antwort „C) der Christus“ aus dem MkEv; schlichtweg, weil es das älteste Evangelium ist.
Im Petrusbekenntnis werden immerhin die Jünger von Jesus gefragt, was die Leute sagten, wer er sei, wobei die Jünger antworten, einige sagten, er wäre Elia (laut Mal 3,23f. soll vor dem Tag JHWHs nämlich der Prophet Elia wiederkommen und die Herzen der Menschen wenden, damit nicht die ganze Welt gerichtet wird; manche identifizierten Jesus also damals wohl mit Elia), andere sagten, er wäre Johannes der Täufer (den auch wieder andere für Elia hielten :-)), wieder andere sagten, er wäre einer der Propheten. Dann fragt Jesus die Jünger aber, was sie denn meinten, wer er sei? Und genau da tut sich Petrus hervor und spricht … nun ja, das ist ja oben aufgelistet, was er sagt. :-)
Entsprechend ist die Antwort „A) Elia“ darauf gemünzt, dass eben einige denken, er wäre Elia.
Antwort „D) der Gärtner“ ist ja schon geklärt worden (s. o.).
Warum dann eigentlich noch Antwort „B) halt so’n Typ“? Ja, halt so, ’ne.

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Maria von Magdala wird also nicht GJ. Nun hat Petrus die Chance! Wird er dieselbe „Geistes“gegenwart besitzen wie im Petrusbekenntnis und Antwort C) wählen? Oder wird er sich in die Irre führen lassen?
Theoretisch müsste er Jesus nur auf die Brust schauen …

Noch zum Abschluss:

Das Kürzel „GJ“ wurde in der Tat auch von unserem Dozenten in NT verwendet.

Die geistigen Urheber dieses kleinen Comics sind drei Volltheologen, das heißt, drei Leute, die das Pfarramt anstreben. Damit möchte ich nur ausdrücken, dass wir mit diesem Bild nicht christentumskritisch sind oder die biblische Botschaft in den Dreck ziehen wollen, sondern einfach bloß … hm … wie soll ich es nennen? Spaß an der Bibel haben und mal ein bisschen rum gesponnen haben :-) Allerdings habe ich die Bewertungsfunktion deaktiviert, damit das Bild nicht blindlings in irgendeiner Form abgestempelt wird – wenngleich es nun ja so ist, dass es zumindest zeichnerisch-technisch alles andere als eine große Leistung ist. Aber hier zählt der Inhalt!

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Ich würde mich sehr über Kommentare freuen und gerne wissen, wie Leute das hier aufnehmen, die sich nicht intensiv mit der Bibel oder der Theologie befassen.

Sofern ich irgendwas vergessen habe, zu erklären, trage ich es beizeiten nach.

Ich hoffe, irgendjemand kann über „Wer wird GJ?“ lachen – und hat bis hier unten auch alles gelesen.

Bis bald,

Zaphüüüüüüüüüüüüü
Themen:
Comics und Cartoons (Sonstige)

Stile:
Lineart, Fineliner

Entstanden am ...:
15.02.2008

Musik ...:
meine singenden und Akustik-Gitarre-spielenden Kommilitonen als kleiner Hintergrund-Live-Act mit einer Lemon Tree-Cover-Version :-)

Gibt es noch irgendwas zu sagen?:
Ich glaube nicht ...

Beschwerde


Kommentare (4)

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Von: abgemeldet
2010-09-22T09:13:20+00:00 22.09.2010 11:13
sag mal glaubst du auch an den Quatsch den du in der Bibel liest oder denkst du einfach nur es ist ein interessantes Buch über die Astronomie?
Von: abgemeldet
2009-11-24T12:28:21+00:00 24.11.2009 13:28
kommt daher der ausspruch, "der gärtner wars!"? also schmunzeln musste ich schon. ausserdem war es interessant deinen beitrag zu lesen! ich tendiere übrigens auch zu letzterem und denke, dass jeder sich angesprochen fühlen sollte die nachfolge anzutreten, das ist ja auch
kern der meisten aussagen von jesus (zumindest derer die ich kenne, was aber gar nicht so wenige sein dürften, auch wenn viel verschüttet ist), unser eigenes herz zu erkennen und gleichzeitig den geist zu schulen.
Von:  Shandria
2009-11-07T17:46:32+00:00 07.11.2009 18:46
Zum Bild selbst: ich find deinen Stil total lustig ^^ Recht einfach gehalten und passend zum Bildthema, echt super ^^ Vor allem die Gesichtsausdrücke hast du super getroffen :D

Zum Thema: ich hab dein Kommentar gelesen und finde die Bibel generell zumindest (religions-)geschichtlich unheimlich intressant, besonders wenn man gewisse Stellen bei die Evangelisten vergleicht (Paradebeispiel: Christi Geburt, die ja, wenn ich mich nicht irre, ohnehin nur bei 2 Evangelisten vorkommt). Eigentlich hab ich mir vorgenommen, endlich mal wenigstens ein paar Passagen aus der Bibel zu lesen... ich muss zugeben, dass ich bis heute nicht dazu gekommen bin. Mal sehen, vielleicht schaff ichs wenigstens heuer in den Weinachtsferien...

Deine Interpretation des Themas ist jedenfalls sehr gut gelungen ^^
Von:  animamae
2009-02-14T22:17:01+00:00 14.02.2009 23:17
schade, nich mal ein kommentar. und ja ich habe deine lange beschreibung gelesen. auch wenn ich mehrmals ansetzen musste um es überhaupt zu verstehen. is alles ein bissl komplexx *am kopf kratz*

musste aber bei GJ das erste mal an GüntherJauch denken xD

dieses bild is echt nur was für interessierte. schade das es nich mehr aufmerksamkeit gekriegt hat

lg alu