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Beyond the waves

Gaara X Deidara
von

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Neue Welt

Gaara schob seine schwarze Honda unter die Überdachung, welche an das traditionell japanische Strandhaus grenzte. Nachdem er von seinem Motorrad abgestiegen war, nahm er den Helm vom Kopf und klemmte ihn unter den Arm. Leise seufzte der Rotschopf und schritt zum Eingang des Hauses. Sein Ausflug hatte ihn zum Akajima Marine Science Laboratory geführt, allerdings war das Gespräch mit dem Leiter desselbigen ernüchternd ausgefallen. Sie wollten keine Erstsemester als Praktikanten bei sich aufnehmen. In einem Jahr könne er sich erneut bei ihnen bewerben, wenn er erste theoretische Kenntnisse vorweisen konnte. Ein Gutes hatte diese Ablehnung. Innerhalb eines Jahres konnte er Deidara genug über das Leben der Menschen beibringen, um ihn auch länger als ein paar Stunden allein lassen zu können.

Ein paar Wochen lebte Gaara nun schon in dem Strandhaus auf Aka. Die Honda war sein Geschenk zum 19. Geburtstag gewesen. Für ihn reichte ein Motorrad, vor allem hier auf der Insel war es praktisch. Die Universität hatte seine Bewerbung zum Fernstudium angenommen, sodass er nun die meiste Zeit hier leben konnte und nur regelmäßig seine Aufgaben erledigen, sowie für die praktischen Blockseminare und Prüfungen nach Nishihara zur Ryûkyû[4] kommen musste.

Gaara trat durch die Eingangstür. Der Helm fand seinen Platz auf der schlichten Kommode. Nachdem er die Schuhe von den Füßen gestreift hatte, machte er sich auf die Suche nach dem Blonden. Seit der Rotschopf hier wohnte, war er jeden Tag zum Strand runter gegangen in der Hoffnung, der Ningyo würde ihn bemerken. Tatsächlich hatte dieser sich jedoch erst gut eine Woche später gezeigt. Vermutlich hatte der Blonde nicht damit gerechnet, ihn früher als gewöhnlich wieder zu sehen. Die Freude stand dafür deutlich in seinem Gesicht. Und endlich hatte Gaara ihn auch mit ins Haus nehmen können, da er nun allein wohnte. Die ersten Stunden und Tage waren zwar recht anstrengend für ihn gewesen, weil er Deidara ohne ausreichendes Vokabular die Modernität einiger Geräte erklären musste, aber der Blonde hatte sich recht schnell daran gewöhnt. Außerdem waren da noch die vielen anderen Dinge, die der Ningyo erst lernen musste. Meist machte Gaara ihm derzeit einfach vor, wie man etwas benutzte oder bediente und Deidara ahmte ihn nach. Das klappte recht gut. Ihm die Benutzung einer Toilette begreiflich zu machen, war ihm jedoch etwas peinlich gewesen.

Erleichternd war, dass Deidara an allem Interesse zeigte und schnell lernte. Meist reichte es, ihm einmal eine Handlung zu zeigen. Allerdings wunderte Gaara nicht, sollte er momentan Dinge hinnehmen, die er ihm noch nicht erklären konnte, weil Deidara seine Sprache einfach noch nicht genügend verstand. Der Blonde war momentan wie ein Kind, nur ohne Trotzphasen und mit der Reife eines jungen Erwachsenen.

Aus dem Wohnzimmer hörte er Geräusche. Gaara schritt in diese Richtung und schob die Tür auf. „Ich bin wieder da“, begrüßte er den Blonden, der sich offensichtlich nur schwer vom Fernseher trennen konnte. „Hallo, Gaara. “ Sogleich waren die azurblauen Augen wieder auf den Flachbildschirm gerichtet. Deidara trug wie meist nur die Shorts, die er ihm gab. Dass der Blonde Kleidung abgeneigt war, hatte Gaara schnell bemerkt, verzog er recht eindeutig sein Gesicht, wenn er ein T-Shirt anziehen sollte. Mit den Shorts gab es glücklicherweise weniger Probleme. Der Rotschopf mutmaßte, dass dieses Verhalten daher rührte, weil Deidara von Klein auf nie an Kleidung gewöhnt worden war.

Gaara kam näher und setzte sich neben Deidara auf eines der Sitzkissen. Deidara schaute wieder die Kinderserie, die er letztens zufällig entdeckt hatte. Sobald der Blonde die Funktionsweise des Fernsehers verstanden hatte, schaltete er munter durch die Programme und war schließlich über Chi’s sweet Home[5] gestolpert. Der Rotschopf fand es nicht schlecht, dass Deidara diese Serie schaute, war das Japanisch sehr einfach. Es könnte ihm helfen, sich mit der Sprache vertraut zu machen.

„Treffen war gut, hm?“, fragte Deidara, ohne seinen Blick von der kleinen Katze zu nehmen, die durchs Bild tapste. „Schon“, stimmte Gaara zu. Momentan war es so am besten. Bis er mit dem Blonden reden konnte wie mit anderen, würde es noch etwas dauern, weswegen er der Einfachheit halber ab und an nicht alles erzählte. Irgendwann würde er mit Deidara über Details sprechen können. Doch zuerst musste er einigermaßen Japanisch beherrschen. Der Blonde wandte sich ihm endlich komplett zu, da die Serie zu Ende war. Eine Hand wanderte in seinen Nacken und zog ihn zu einem sanften Kuss heran. Seine Lider senkend ließ er sich auf die Berührung ein. Gaara genoss ihre Zweisamkeit. Nach all der Zeit hatten sie endlich die Chance, sich richtig kennen zu lernen. Sein Vater wäre wohl nicht begeistert, wüsste er, dass noch jemand auf seine Kosten hier lebte, aber zugegeben, das kümmerte Gaara wenig. Unangemeldet tauchte niemand von seiner Familie auf, da war er sich sicher. Wie er Deidara dann allerdings dazu bewegte, sich in dieser Zeit nicht zu zeigen, wusste er noch nicht. Darüber würde er sich zu gegebener Zeit Gedanken machen.

Langsam löste Deidara den Kuss. Kaum öffnete der Rotschopf seine Augen, rann ihm ein Schauer den Rücken hinab bei dem intensiven Blick, der sich in ihn bohrte. Zart strich Deidaras Daumen knapp unter seinem rechten Auge entlang. „Deine Augen…“, begann er und suchte nach Worten. „Anders… im Fernsehen bei Menschen, hm.“ Automatisch senkte Gaara seinen Blick. Dem Blonden war der Unterschied also aufgefallen. Die Menschen im Fernsehen hatten schließlich alle ganz normale Augen und keinen Gendefekt wie er. Aber noch konnte er Deidara den Grund für diese Besonderheit nicht erklären. „Ihre Augen sind normal“, sagte er leise. „Meine sind anders.“ Gewisse Angst kroch in ihm hoch, dass Deidara sein Verhalten vielleicht ändern könnte. Aber er war kein Mensch. Wer wusste schon, was für den Ningyo normal war? Deidaras Finger glitten über seine Wange. „Ich mag. Deine Augen, hm.“ Die nachdrücklichen Worte gaben dem Rotschopf genug Sicherheit, um wieder aufzusehen. Der Blonde lächelte. „Wie Perle.“ Bevor Gaara eine Verbindung ziehen konnte, huschte Deidaras Hand in seinen Ausschnitt und zog die jadefarbene Perle hervor, die er ihm geschenkt hatte. Seine bisherige Vermutung war also korrekt gewesen. Die Perle ähnelte absichtlich seiner Augenfarbe. Nun hatte er Gewissheit. Intensive Wärme stieg in seinem Inneren auf. Es machte ihn in der Tat sehr glücklich, dass der Ningyo seine Augen mochte. Gaara zog Deidara an sich und vergrub sein Gesicht in dem langen Haar. Seine Überwältigung ließ ihn ein wenig überschwänglich reagieren. Aber er war sich recht sicher, dass der Blonde damit zurecht kam. Es bedeutete ihm einfach viel.

Gaara verharrte noch ein paar Augenblicke, bis er sich wieder weit genug in der Gewalt hatte, um sich auf alltägliche Dinge konzentrieren zu können. Noch immer mit einem warmen Gefühl im Bauch sah er Deidara an. Kurz wanderte sein Blick hinab auf dessen nackte Brust. Dort lag wie immer die Muschelhälfte auf der Haut. Irgendwann würde er verstehen, was Deidara ihm mit der Zeichnung der Muscheln hatte sagen wollen. Bis dahin freute er sich einfach, dass dem Blonden sein Geschenk gefiel und er es bei sich trug.

„Essen?“, fragte Gaara. Die Mittagszeit war angerückt. Allmählich bekam er Hunger. Deidara nickte und schaltete den Fernseher aus, um ihm in die Küche zu folgen. Dem Blonden ein Messer in die Hand zu drücken, um beispielsweise Gemüse oder Fisch zu schneiden, klappte gut. Deidara war sehr sicher im Umgang mit scharfen Gegenständen und zerteilte vor allem Fleisch und Fisch äußerst geschickt. Gaara kümmerte sich dafür eher um das Kochen und Braten und Feinheiten wie Gewürze.

Wenn er ihn so beim Filetieren des Fisches beobachtete, fragte er sich oft, wie sein Leben im Meer wohl aussah. Noch konnte er ihn kaum fragen. Ihre sprachliche Basis war zu klein für solche Konversationen. Aber es interessierte ihn sehr. Vieles versuchte er selbst zusammen zu fügen. Beispielsweise gab es keinen Strom im Meer. Viele Geräte, die Menschen ihren Alltag erleichterten, fielen weg. Als einzige Wärmequelle kamen Unterwasservulkane in Frage, die Hitze erzeugen konnten. Wie tief Ningyo wohl in der Lage waren zu tauchen? Bei seinem Körperbau bezweifelte er, dass der Blonde dem Druck von mehreren Kubikkilometern Wasser standhielt.

Sicherlich hatte Deidara auch niemals etwas Gekochtes gegessen, bis Gaara ihm etwas mitgebracht hatte. Dass er den Fisch normalerweise roh aß, wusste der Rotschopf inzwischen. Anscheinend versorgten Ningyo sich komplett selbst mit Nahrung, denn der Blonde fing die Fische eigenhändig, die ihre Mahlzeiten bereicherten. Jedoch vertrug Deidara Getreide anscheinend nicht sonderlich gut. Als es einmal Ramen gab, hatte der Blonde sich nicht lange danach mit Bauchschmerzen auf dem Futon zusammengerollt. Wahrscheinlich war diese Unverträglichkeit nur natürlich, da unter Wasser lediglich Pflanzen und eben Meerestiere auf dem Speiseplan stehen konnten. Ferner schien das klassische Schnuppern mit der Nase für Deidara recht neu zu sein. Geruchs- und Geschmacksinn hingen zwar zusammen, jedoch atmete der Ningyo unter Wasser durch die Kiemen, weswegen Gaara vermutete, dass er auch wie Fische riechen konnte, um Geschmacksstoffe wahrzunehmen, über Sinneszellen am Körper und an den Flossen. Vermutlich fungierte seine Nase dann wie die Riechgruben bei Fischen. Aber er war definitiv nicht daran gewöhnt, nur über die Nase Gerüche zu erkennen und auseinander zu halten.

Die sozialen Netzwerke und das alltägliche Verhalten der Ningyo interessierten Gaara ebenso. Er konnte lediglich Deidara beobachten, aber wie viel von seinem natürlichen Verhalten er ihm tatsächlich zeigte, musste er mutmaßen. Ihm war bisher lediglich aufgefallen, dass Deidara ihm nie zur Begrüßung oder Verabschiedung die Hand gab. Er umarmte ihn immer und seitdem sie mit intimeren Gesten begonnen hatten, war ein Kuss fester Bestandteil. Allgemein funktionierte die Kommunikation wohl ähnlich, ansonsten wäre es nicht einmal möglich, ihm Japanisch beizubringen. Ningyo verfügten über die gleiche Intelligenz wie Menschen, weswegen Gaara von einer komplexeren sozialen Struktur innerhalb dieser Rasse ausging.
 

Nach dem Mittagessen setzte Gaara sich mit dem Blonden hin, um ihm weiter seine Sprache beizubringen. Vorsichtshalber hatte der Rotschopf all seine Schulsachen mitgebracht, sollten ihm selbige helfen. Allerdings konnte er nicht alles einfach übernehmen, da Deidara nicht einmal mit der Sprache an sich vertraut war. Manchmal musste Gaara durchaus einen mentalen Spagat zwischen den Erklärungen im Schulheft und Deidaras Verständnis machen. Aber bisher klappte es relativ gut.

Er drückte dem Ningyo zusätzlich einen Stift in die Hand, damit er zu der Aussprache sofort das dazu passende Kanji sehen und schreiben konnte. Der Blonde schien allerdings von dem Bleistift und dem Blatt Papier an sich deutlich faszinierter zu sein als von der Sprache, begann er zwischendurch immer herum zu kritzeln. Und als er ihn jetzt bei diesem Kritzeln erwischte, fiel ihm auf, dass seine zuerst zusammenhanglosen Striche allmählich Formen annahmen. Deidara zeichnete die kleine Katze Chi aus der Fernsehserie und das erstaunlich gut. Anstatt ihn zu unterbrechen, beobachtete Gaara ihn einfach weiter. Unweigerlich dachte er an die Bilder im Sand, die der Blonde zur Unterstützung gezeichnet hatte. Sie waren teilweise wirklich detailliert und gut gemacht gewesen. Er bekam allmählich den Eindruck, dass Deidara gern zeichnete und anscheinend auch gewisses Talent dafür besaß. Ohne den Blonden zu stören, erhob Gaara sich und holte aus dem Wandschrank seine Stiftebox, die er vor allem in der Schulzeit im Kunstunterricht benötigt hatte. Er stellte sie auf den Tisch und öffnete sie. Neugierig hielt Deidara inne und schaute von der Box zu ihm.

Gaara nahm einen roten Stift heraus und machte ein paar kleine Striche auf das Papier, um ihm zu zeigen, dass nicht jeder Stift grau in sich barg. „Damit kannst du bunt zeichnen.“

Verständnislos sah der Blonde ihn an. Aber er hatte wohl nur seine Worte nicht verstanden, weil er ihm den Stift aus der Hand nahm und sich nun selbst ausprobierte. „Was du machst, heißt zeichnen“, folgte zuerst einmal die einfachere Erklärung. Gaara deutete auf die kleinen Bilder, die wahllos auf dem Papier verteilt waren. „Zeichnen…“, wiederholte der Blonde versonnen. Seine Augen begannen zu funkeln. Deidara griff in die Box und fischte nun wahllos weitere Stifte heraus, die er austestete.

Gaara stützte sich mit den Händen hinter sich ab und betrachtete den Ningyo, der mit zunehmender Begeisterung die verschiedenen Farben zu Papier brachte. Damit war die Sprache für heute wohl erledigt. Aber das war nicht weiter tragisch. Gaara freute sich, wenn Deidara etwas für sich entdeckte, was ihm Spaß machte. Jetzt konnte er sich auch sehr gut allein beschäftigen, war Gaara nicht den ganzen Tag in der Lage, sich um ihn zu kümmern. Das Studium durfte er nicht vernachlässigen. Seine Zeit musste er sich einteilen. Die eine Hälfte für Deidara, die andere Hälfte für seine Bildung. Der Rotschopf war zuversichtlich, beides bewältigen zu können.

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[4]Universität Ryûkyû in Nishihara, Präfektur Okinawa: staatliche Universität in Japan

[5]Chi’s sweet Home: japanischer Kinderanime über die kleine Katze Chi; kurze Episoden von ca. 3 Minuten
 

Traditionell japanisches Haus: also Tatami, Schiebetüren, Sitzkissen und niedrige Tische, Wandschränke, Futons etc.
 

Aktuelles Alter :

Gaara: 19 Jahre

Kankurô: 20 Jahre

Temari: 22 Jahre

Deidara: 21 Jahre



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Mangrovenkrabbe
2014-10-10T21:39:11+00:00 10.10.2014 23:39
Deidara guckt kleine Katze Chi!! *-* Wie süüüüß ich bin begeistert! :D Und ich fand es echt toll, dass er sich so an Buntstiften erfreut :) Das war bei mir als Kind genauso... ist echt witzig zu lesen, wie er alles neu lernt! Du denkst da übrigens an alles, das meiste wäre mir so selbstverständlich, dass es mir nicht auffallen würde, dass Deidara es eigentlich noch nicht können/wissen kann ^^

Freue mich schon aufs nächste Kapi aber das muss jetzt erstmal wieder etwas warten, in knapp 7 Stunden gehts auf zur Buchmesse :D
Von:  Sakami-Mx
2014-09-20T15:12:30+00:00 20.09.2014 17:12
super kapi^^ freu mich schon sehr wenn es weiter geht xD
Antwort von:  Bambusbesen
10.10.2014 20:31
Vielen Dank :3


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