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Begegnungen

[EU-Sequel \ Ben Skywalker & Tahiri Veila Centric]
von

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Leias Hand zitterte, als sie das Komlink des Millenium Falken deaktivierte. Han neben ihr atmete hörbar ein und aus. Der Schock lag noch in der Luft, lähmte sie Beide.

Wie um zwanzig Jahre zurückversetzt hatte Leia sich gefühlt, als sie zwischen ihren Rippen einen grauenhaften Schmerz gespürt hatte, der nicht der ihre war. Han hatte das Entsetzen in ihren Augen sofort erkannt und war aschfahl im Gesicht geworden.

„Wer?“, hatte er mühsam gekrächzt.

Leia war an Tahiris Namen beinahe erstickt, hatte ihn nur mit äußerster Mühe hervor würgen können.

Nur langsam löste sich jetzt die Starre, in die sie Beide verfallen waren.

Schon vor Jahren hatten sie Tahiri in die Familie aufgenommen, hatten in ihr eine weitere wunderbare Tochter gesehen, aber erst in dem Moment, da Leia Tahiris Verletzung gespürt hatte, war ihnen richtig bewusst geworden, wie sehr sie die Freundin ihres verstorbenen Sohnes liebten. Die Angst vor ihrem Verlust war genauso schmerzhaft gewesen wie damals, als Leia Anakins Verletzung gespürt hatte, welcher er letztendlich erlegen war.

Han war bereits drauf und dran gewesen, einen direkten Hyperraumsprung nach Kessel einzugeben – die schrillenden Warnungen des Navigationscomputers hatte er einfach ignoriert –, als Ben sich via Komlink gemeldet hatte.

Jetzt wussten sie, was geschehen war. Tahiri war schwer verletzt, aber sie hatte sofort Hilfe erhalten. Es war nicht so wie damals auf Myrkr, als Anakin sich trotz seiner schweren Verletzung weiter gequält hatte. Tahiri war in Sicherheit. Ben und Lando würden dafür sorgen, dass ihr bis zu ihrer Genesung kein Sith zu nahe kam.

Han ließ ein Knurren hören und gab neue Berechnungen in den Navigationscomputer ein. Leia musste gar nicht nachfragen, was er vorhatte, sie wollte dasselbe, er war ihr nur zuvorgekommen. Wortlos blickte sie in den Weltraum hinaus. Auf sicheren Hyperraumrouten würden sie vier Tage nach Kessel brauchen. Dann konnten sie auch nichts mehr ausrichten. Dennoch wollte Leia unbedingt zu Tahiri. Durch die Macht konnte sie spüren, dass die junge Frau lebte und in Sicherheit war, aber sie wollte es mit eigenen Augen sehen…
 

R2-D2s Trillern riss Ben aus seinen Gedanken. Der Astromechdroide rollte ins Cockpit und gab noch eine Reihe von Pfeiflauten von sich. Keine äußeren Anzeichen für Manipulationen, weder an der Jadeschatten noch an Bens Stealth-X-Flügler. Die Systeme des Kampfjägers waren ebenfalls in Ordnung. Die Sith war wohl nicht dazu gekommen, hier Schaden anzurichten. Ben sollte jedoch auf Nummer sicher gehen und die Jadeschatten in einen anderen Hangar bringen.

„Danke, Erzwo“, seufzte Ben müde und aktivierte sein Komlink auf einer privaten Frequenz. „Lando, hier ist alles in Ordnung, schick’ mir bitte die Koordinaten für einen anderen Hangar. Am besten gleich einen größeren. Der Rat schickt Verstärkung.“

Wenn er ehrlich war, war er froh darüber. Mit den Militärs kam er klar, aber die Sith besaßen unvorhergesehene Stärken. Die Sith war in der Lage gewesen, sich in der Macht unsichtbar zu machen. Ben hatte das schon vor Jahren gelernt und auch anderen Jedi beigebracht, aber es mit Gegnern zu tun zu bekommen, die sich diese Fähigkeit ebenfalls angeeignet hatten, hätte er nicht erwartet. Jacen hatte es ihm gelehrt und Ben hatte immer angenommen, dass es ein relativ unbekannter Trick war, der von einem der versteckt lebenden Völker stammte, die Jacen damals auf seinen Reisen besucht hatte, um die Macht zu ergründen.

Nach dem ersten Anschlag auf Ben war es zu erwarten gewesen, dass die Sith-Kollaborateure es vor allem auf Ben und Tahiri abgesehen haben würden, dennoch war es für Ben ein Schock gewesen, als er Tahiris Verletzung gespürt hatte. Dieser Vorfall hatte ihm klar gemacht, dass sie es zu zweit zwar geschafft hatten, sich den Respekt der vereinigten Streitkräfte zu erarbeiten, aber mit der unbekannten Anzahl an versteckten Sith auf Kessel nicht gefahrlos zurecht kamen.

„Ich übermittle dir die Koordinaten und die Codes. Wann ist mit der Ankunft der Verstärkung zu rechnen?“

„Wahrscheinlich morgen. Der Rat will Jedi-Ritter von Ossus schicken“, erklärte Ben.

„Je mehr Jedi, desto besser“, erwiderte Lando und unterbrach die Verbindung.

Auf Bens Display erschienen die versprochenen Daten und das Hangartor öffnete sich. Nach nicht einmal zehn Minuten verließ Ben mit R2-D2 die Jadeschatten im neuen Hangar und machte sich auf den Weg zur Medi-Station, um nach Tahiri zu sehen, während sein Astromechdroide sich auf dem Weg zurück zum Quartier machte.

Im Eingangsbereich der Medi-Station stieß er beinahe mit einem Mechaniker der Renegaten zusammen, Vir Loth. Der junge Mann hielt sich eine verbundene Hand und wirkte sehr zerstreut.

Eilig trat er beiseite, um Ben Platz zu machen. Dennoch blieb Ben stehen und musterte den Gleichaltrigen aufmerksam. „Nichts Ernstes, hoffe ich?“

„Ein Schweißbrenner hat sich überhitzt. Wird schon wieder“, erwiderte Loth knapp und mied dabei Bens Blick.

Ben kannte diese Zurückhaltung bereits. Vir Loth war ein äußerst talentierter Mechaniker, gehörte aber eher zum ungeselligen Menschenschlag. Nach allem, was Ben über ihn von Darran erfahren hatte, nahm er keinen Anstoß daran. Wer wusste, was er in den Jahren in der Unterstadt von Coruscant alles erlebt hatte, dass ihm Geselligkeit so viel Unbehagen bereitete. Die bodennahen Ebenen dort waren schon lange vor der Invasion der Yuuzhan Vong vor zwanzig Jahren kein wirklich sicherer Ort gewesen.

„Passen Sie gut auf sich auf“, ermunterte Ben daher freundlich. „So talentierte Mechaniker wie Sie gibt es nur selten. Die Galaktische Allianz braucht Sie noch. Ganz zu schweigen von den Gipfelschilden.“

Aus irgendeinem Grund zuckte Loths Gesicht für einen winzigen Moment. Zu kurz, als dass Ben es hätte deuten können. Für einen Moment erwog Ben, dem nachzuforschen, aber seine Instinkte schrillten keinen Alarm, also verwarf er den Gedanken schließlich, nickte dem Mechaniker nochmals zu und ging weiter.

Vor Tahiris Zimmer fand er Lando im Gespräch mit einem Mon Cal Arzt. „… wird zwei oder drei Tage im Bacta-Tank bleiben müssen“, erklärte der Arzt gerade und verdrehte eines seiner großen Augen in Bens Richtung, als dieser sich näherte.

„Ist mit Folgeschäden zu rechnen?“, fragte Lando und drehte sich halb, um Ben mit einem Nicken zu begrüßen.

„nicht mit dauerhaften, aber sie wird wohl eine Zeit lang Atemprobleme haben. Ich bin kein Fachmann für die Wirksamkeit der Jedi-Heiltrance, aber ich würde für zwei bis drei Wochen mit stärkeren Einschränkungen rechnen. Bei einem normalen Menschen in dem Alter würde ich davon ausgehen, dass er erst nach zwei Standardmonaten vollends genesen ist.“

Respektvoll nickte Ben dem Mon Cal zu. „Ich bin kein Heiler, deshalb kann ich nicht sagen, wie gut die Heiltrance in diesem Fall die Genesung beschleunigen kann. Morgen wird Tekli hier ankommen, eine unserer besten Heiler. Sie wird Tahiri vielleicht bei der Heiltrance unterstützen können.“

„Eine Schülerin der berühmten Jedi-Heilmeisterin Cilghal wird mir sehr willkommen sein“, erklärte der Arzt beinahe ehrerbietig, deutete eine Verbeugung an und zog sich dann zurück.

Ben und Lando traten in den Raum, der von einem großen Bacta-Tank beherrscht wurde. Es gab mittlerweile unzählige hochmoderne Versionen des Bacta-Tanks, die auf die einzelnen Lebensformen spezialisiert waren. Dieser hier war für verschiedene Spezies konstruiert worden, wohl weil Lando unter seinen Angestellten auf Kessel auch so viele verschiedene Spezies hatte. Hier hätte sogar ein Barabel oder ein Wookie bequem Platz gehabt.

In diesem riesenhaften Tank wirkte Tahiri noch zierlicher als ohnehin schon. Sie schwebte beinahe frei in der durchsichtigen Flüssigkeit, nur gehalten von einem gepolsterten Gurt, damit sie nicht immer wieder gegen die Wände des Tanks stieß.

Die blonden Haare hatten sich aus dem strengen Knoten gelöst, welchen sie tagsüber trug, und bildeten einen Kranz um ihr schmales Gesicht, dessen Züge vollkommen glatt waren, erfüllt von der ruhigen Konzentration der Heiltrance.

„Das war wirklich knapp“, murmelte Lando gedämpft. „Wenn du noch mit den Schilden unterwegs gewesen wärst, wärst du vielleicht nicht rechtzeitig bei ihr gewesen…“

„Wir haben Glück gehabt“, stimmte Ben leise zu. „Zum Glück ist Darran mir gleich gefolgt und hat Erste Hilfe geleistet… Jetzt hängt es an Tahiri, wie lange sie in diesem Ding bleiben muss.“

„Sie ist ein starkes Mädchen, hat ein bisschen was von Hans Dickkopf“, schmunzelte Lando und legte den Kopf schief. „Ich bin mir nur immer nicht ganz sicher, ob das wirklich ein Macht-Ding mit dem Durchhaltevermögen ist oder ob einfach alle Solos und Skywalkers die Zähigkeit in den Genen haben.“

Ben lächelte matt. „Ich denke, es ist von Beidem etwas.“

Jetzt musste Lando grinsen. „Die Macht ist stark in deiner Familie.“
 

Beunruhigt ließ Vir sich auf sein Bett fallen und blickte zur schmucklosen Decke hoch. Warum hatte er die Jedi nicht getötet? Er war mit ihr alleine im Raum gewesen. Ein wenig Gift in ihren Bacta-Tank schütten – ein Kinderspiel. Wieso nicht für ihn? Was hatte ihn aufgehalten?

Die Mission, die Einigkeit der hiesigen Soldaten zu korrumpieren, war gescheitert, zwei Sith waren bereits dafür gestorben. Es hätte ihrem Tod zumindest irgendeine Art von Sinn gegeben, wenn die Jedi ebenfalls gestorben wäre.

Doch als Vir dieses zarte Wesen betrachtet hatte, dessen Schönheit allein von den Yuuzhan Vong Narben verschandelt wurde, hatte ihn etwas gehemmt. Ja, mehr noch, er hatte Schuld verspürt und den Wunsch, sich den Jedi zu offenbaren.

Virs Hände zitterten, als er sich durch das Gesicht fuhr. Ihm klopfte das Herz bis zum Hals.

Wieso nur? Was war los mit ihm?

Er war ein Sith. Er entstammte einer noblen Familie und war der Günstling des Oberlords. Färbte etwa die Schande seiner Familie auf ihn ab?

Tief holte Vir Luft und stand auf, um sich in der winzigen Hygieneeinheit das Gesicht zu waschen.

Der Gedanke an seine Familienschande beruhigte ihn wieder. Er war ein Sith von Keshir. Er würde dem höheren Ziel dienen und den Jedi eine ihrer Leitfiguren nehmen.

Ja, was sollte er sich an einer unbedeutenden Jedi-Ritterin aufhalten? Er würde stattdessen Ben Skywalker töten!
 

Tahiri schwebte in warmer, sicherer Dunkelheit. Sie wusste nicht, wo genau sie war, aber sie hatte Vertrauen in die Macht und in Ben. Sie war in Sicherheit, mehr musste sie nicht wissen, um sich auf ihre Genesung konzentrieren zu können.

Sie konnte spüren, wie die Macht sie erfüllte, jede Zelle stärkte, die Wunden Stück für Stück heilte und gleichzeitig Zuversicht entfachte.

Mehrmals waren Besucher da. Ärzte. Wahrscheinlich überprüften sie, ob der Bacta-Tank richtig funktionierte und ob Tahiris Werte stabil blieben. Ben und Lando waren immer wieder da, Beide erfüllt von familiärer Zuneigung, Beide entschlossen, Tahiri zu beschützen. Dann war dort ein Fremder mit einer sehr widersprüchlichen Ausstrahlung, die seltsam verschleiert war. Ein Anflug von Gefahr ging von ihm aus, doch die Macht gab Tahiri keine dringende Warnung und schließlich verschwand der Fremde einfach wieder.

Dann war Tahiri lange Zeit alleine. Meditierte. Genas. Vertraute. Je länger sie so in der Macht versunken blieb, desto deutlicher spürte sie Facetten in der Macht, die ihr normalerweise verborgen blieben. Zuerst konnte sie es nicht richtig zuordnen, hielt sie sie für schattenhafte Erinnerungen. Irgendwann spürte sie eine starke Berührung, die sie schon seit zwanzig Jahren nicht mehr gespürt hatte: Meister Ikrit. Dann mussten die Anderen ihren Eltern und den Sandleuten gehören, die sie aufgezogen hatten. Und dann war dort etwas, was alles andere übertraf: Anakin…

Von dieser Berührung gingen so viel Liebe, Zärtlichkeit und Wertschätzung aus, dass sich Tahiris Tränen mit dem Bacta vermengten. Doch mit der Zeit kam etwas Neues dazu, ein sanftes Drängen, ein wohlmeinender Wunsch, aufrichtige Sorge. Tahiri begriff nicht, nein, wollte vielmehr nicht begreifen. In ihre Trance kehrte Unruhe ein und sie erwachte.

Auf einem Stuhl an der Wand des Raumes saß ein großer Mann im Pilotenoverall vornüber gebeugt, die Arme auf den Knien abgestützt, die Hände in den schwarzen Haaren vergraben. Anakins Drängen wurde unerträglich stark. Für einige Schrecksekunden bekam Tahiri keine Luft.

Als spürte er, dass sie ihn ansah, hob Kommandant Darklighter den Blick. Für die Dauer mehrerer qualvoller Herzschläge versank Tahiri im tiefen Blau seiner von Sorge und Sehnsucht erfüllten Augen, dann ertrug sie es nicht mehr und wandte den Blick ab, kniff gleichzeitig die Augen zu, um Darrans Anwesenheit auszublenden.

„Tahiri…“

Darrans Stimme klang ganz anders als sonst. Irgendwie schwach und unsicher.

Als Tahiri die Augen Minuten später wieder öffnete, war Darran verschwunden – aber sie konnte sich nicht erinnern, das Zischen der automatischen Tür gehört zu haben, und bevor sie wieder in ihrer Trance oder vielleicht auch einfach in tiefen Schlaf versank, fragte sie sich, ob das Wirklichkeit oder eine Vision gewesen war…



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