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1998 - nach der Schlacht - Dramione

von

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Morgens...

Hermine erwachte durch ein leises, aber penetrantes Geräusch. Sie hatte sich bereits auf die andere Seite gedreht und ihren Kopf unter dem Kissen vergraben, doch das Geräusch wollte einfach nicht verstummen. Schließlich rappelte sie sich auf und suchte nach der Quelle, welche sie auch bald fand. Vor dem Fenster flatterte eine kleine Eule, die aufgeregt mit ihrem Schnabel immer wieder gegen die Scheibe hackte. Hermine öffnete das Fenster, die Eule flog herein, ließ einen Brief auf das Bett fallen und verschwand wieder. Hermine schloss das Fenster und griff gespannt nach dem Brief. Sie erkannte das Papier sofort und ihre Vorfreude verschwand. Es war das Briefpapier des Ministeriums. Sie legte den Brief beiseite, streifte ihren Morgenmantel über und betrachtete sich im Spiegel. Ihre Wangenknochen waren etwas eingefallen und die Schatten unter ihren Augen schienen immer dunkler zu werden. Sie konnte ihr eigenes Spiegelbild nicht ertragen, wandte sich ab und nahm den Brief wieder in die Hand. Sie befühlte das dicke Papier und das Siegel, welches ihn verschloss. Sie setzte sich auf ihr Bett und öffnete ihn.
 

Liebe Hermine,

wie geht es dir?

Ich habe immer noch keine Antwort von dir erhalten. Aber ich schiebe das mal auf die ganzen Kurse, die du belegt hast.

Antworte mir doch bitte, damit ich weiß, dass es dir gut geht.

Ginny hat mir zwar geschrieben, dass ich mir keine Sorgen um dich machen soll, aber ich würde es gerne von dir selber hören.

Harry und ich müssen ganz schön viel lernen, obwohl das ja eher dein Part ist. Du fehlst uns hier.

Du fehlst mir.

Ich freue mich auf deine Antwort.

Dein Ron.
 

Sie zerknüllte das Papier und atmete tief ein und aus. Das schrieb er immer. Ich freue mich auf deine Antwort. Dein Ron. So hatte er bisher alle neun Briefe beendet. Im Wesentlichen schrieb er immer, wie anstrengend die Ausbildung zum Auror ist und wie sehr er Hermine vermisste. Sie vermisste ihn auch… das hatte sie zumindest gedacht. Doch bereits seit der ersten Woche in Hogwarts hatte sich dieses Gefühl verflüchtigt.

Nach der großen Schlacht hatte sie sich verloren gefühlt und weder Ron, noch seine riesige und herzliche Familie oder Harry konnten ihr dieses Gefühl nehmen. Die Zeit im Fuchsbau war schön gewesen, doch auf eine gewisse Art auch einsam. Ihre Eltern waren noch immer mit dem Vergessenszauber belegt und das schmerzte Hermine sehr. Nicht nur einmal war sie bei ihrem Haus gewesen und jedes Mal war sie unter Tränen zusammen gebrochen. Auch jetzt wurden ihre Augen wieder feucht und sie wischte schnell die aufkommenden Tränen beiseite.

Der Kuss mit Ron war Monate her und er hatte seitdem versucht, ihr Halt zu geben. Sie waren ein Paar, so sah zumindest er die ganze Sache. Sie hatten sich geküsst, nicht nur einmal, sie fühlten sich wohl in der Nähe des anderen und auf irgendeine Art liebten sie sich.

Harry und Ron hatten auch ohne Schulabschluss ihre Ausbildungsstelle erhalten und waren nur wenige Wochen nach Ende der großen Schlacht nach London gezogen, um ihre Ausbildung beim Ministerium zu beginnen. Hermine war in den restlichen Wochen bis zum Schulstart im Fuchsbau geblieben und hatte lange und viel mit Ginny geredet. Auch Ginny wollte ihren Schulabschluss nachholen und danach professionelle Quidditsch-Spielerin werden.

Hermine konnte es mit ihrem Gewissen nicht vereinbaren, Hogwarts unverrichteter Dinge zu verlassen. Das Lernen war immer ihre große Leidenschaft gewesen und obwohl sie sich nichts sehnlicher wünschte, als wieder am Unterricht teilzunehmen und wieder über den Büchern in der Bibliothek zu sitzen, überkamen sie auch Zweifel. War es richtig? War es der richtige Weg? Es war ein Weg ohne Ron und Harry und es kam ihr beängstigend vor. Auch Ginny konnte ihr diese Ängste nicht nehmen. Bis zuletzt hatte Hermine immer den Gedanken im Hinterkopf, dass sie zu Ron gehörte und eine Familie mit ihm gründen würde. Sie würde ihn während seiner Ausbildung unterstützen und an seiner Seite sein. Doch sobald sie den Hogwarts-Express bestiegen und ihre alte Schuluniform angelegt hatte, war das alles vergessen. Zum ersten Mal seit Monaten war sie zuhause. Dieses Gefühl verstärkte sich, als sie die steinernen Stufen der Schule für Zauberei und Hexerei hinauf stieg und in der großen Halle stand. Hier war sie zuhause. Hier würde sie sich nach der langen Zeit des Verloren seins wiederfinden. Hier würde sie wieder zu DER Hermine Granger werden.

Sie belegte alle Kurse, die möglich waren. Sie wollte an Vergangenes anknüpfen, Verpasstes nachholen und an erster Stelle wollte sie sich ablenken. Sie hatte es sich bis zu seinem ersten Brief nicht eingestehen wollen, aber sie versuchte sich von Ron abzulenken.

Ginny hatte sie von ihren Zweifeln und Problemen erzählt und diese war zu ihrer Überraschung sehr verständnisvoll gewesen. Sie konnte Hermine's Gefühlschaos besser zusammenfassen als Hermine selbst.

"Ich verstehe dein Problem sehr gut.", hatte sie ihr versichert. "Nach der Großen Schlacht war es irgendwie klar, dass Harry und ich und Ron und du jetzt ein Paar sind. Jeder hat sich für uns gefreut und niemand zweifelte daran. Aber in den Momenten, in denen ich allein war, kamen mir auch Zweifel… genau wie dir. Obwohl schon länger Gefühle im Spiel waren, ging alles so schnell. Doch ich fühlte mich mit der neuen Entwicklung sehr schnell wohl und die Zweifel waren vergessen. Aber es ist nichts Schlimmes daran, dass du anders fühlst. Zweifel sind ok. Nur sollten sie nicht dein Leben bestimmen. Nutze die Zeit hier und die Entfernung, um deine Gedanken zu sortieren." Danach hatte Ginny verständnisvoll gelächelt und Hermine in den Arm genommen. Diese musste vor Rührung mit den Tränen kämpfen und drückte ihre Freundin fest an sich. Die beiden hatten an diesem Abend noch lange miteinander geredet. Als Ginny sich in ihr eigenes Zimmer verabschiedete, hielt sie im Türrahmen kurz inne und drehte sich noch einmal um.

"Hermine?",fragte sie zögerlich. Hermine sah auf.

"Ja?"

"Bitte tu meinem Bruder nicht weh. Sei ehrlich zu ihm. Lass dir Zeit, aber lass ihn bitte nicht ewig zappeln." Hermine lächelte gequält und nickte. Auch Ginny lächelte und verließ das Zimmer.
 

An dieses Gespräch musste Hermine gerade denken und es drehte ihr den Magen um. Sie hatte bisher noch keinen Entschluss gefasst. Wollte sie mit Ron zusammen sein? Oder nicht? Was wollte sie überhaupt?

Ihr Kopf drehte sich… Sie entschloss sich, einen Spaziergang zu machen. Das war ihr neues Lieblingshobby. Oft wanderte sie um den See, setzte sich ans Ufer und las ein Buch. Es wurde wieder kälter, doch noch schien kräftig die Sonne. Es war Samstag, also gab es heute keinen Unterricht. Hermine machte sich fertig, schnappte sich ihr Buch und lief nach draußen. Erst in der Eingangshalle fiel ihr auf, wie zeitig es noch war: 5 Minuten nach 7… »Was soll's.«, dachte sie. »Der frühe Vogel fängt den Wurm.«

Sie spazierte runter zum See und atmete die klare, kalte Luft ein. Die Sonne war schon aufgegangen, doch hatte sie ihre volle Kraft noch nicht entfaltet. Als Hermine dem Wasser näher kam, entdeckte sie einen kleinen Punkt, der die glatte Wasseroberfläche durchbrach. Als sie noch näher kam, erkannte sie, dass es sich um eine Person handelte. Doch wer ging denn bitte bei der Kälte im See schwimmen? Ihre Schritte wurden schneller. Sie hatte Angst, dass derjenige am Ertrinken war und sie ihn gleich retten müsste. Sie zückte schon ihren Zauberstab. Die Person tauchte unter und Hermine hielt panisch die Luft an. Sie rannte los und wäre am steinigen Ufer fast ausgerutscht und ins Wasser gefallen. Hektisch überlegte sie sich den passenden Zauber, doch da tauchte die Person auch schon wieder auf. Draco Malfoy stand jetzt im hüfttiefen Wasser und strich sich die nassen Strähnen aus dem Gesicht. Das Wasser lief seinen nackten Oberkörper herunter, auf dem sich eine leichte Gänsehaut gebildet hatte. Hermine stand mit offenem Mund am Ufer. Ihre Augen glitten über Malfoy's glatte, nackte Haut und sie errötete. Sie wandte ihren Blick ab und räusperte sich.

Malfoy erschrak und sah sie zornig an. "Granger.", knurrte er. Er bemerkte ihre rote Gesichtfarbe und dass sie ihn nicht ansah. Er grinste verstohlen. "Gefällt dir, was du siehst?"

Empört sah Hermine zu ihm und verschluckte sich fast an ihren Worten.

"Du… Ich… Ich meine…"

"Du und ich? Träum weiter." Draco grinste siegessicher und stieg weiter aus dem Wasser. Hermine's Gesicht hüllte sich in ein noch tieferes Rot, als sie sah, dass Malfoy nur eine knappe Badehose trug.

"So verklemmt, Granger?" Malfoy's Grinsen wurde immer breiter.

"Bilde dir ja nichts ein, Malfoy!" Draco betrat den steinigen Sand, hob ein Handtuch auf, das Hermine gar nicht bemerkt hatte und legte es um seine Schultern. Am Boden lag auch seine Kleidung, unter der Malfoy seinen Zauberstab hervor holte und sich trocken zauberte. Er griff nach dem Bündel Kleidung, doch statt sich anzuziehen, ging er einen Schritt auf Hermine zu und beugte sich zu ihr herunter.

"Wenn ich meine Einbildung nicht mehr habe, was bleibt mir dann noch?", grinste er verschlagen. Hermine war bemüht, einen ernsten und strengen Gesichtsausdruck aufzusetzen. Malfoy hielt ihrem Blick stand, sein Lächeln wurde noch etwas breiter.

"Ich tu dir einen Gefallen, Granger. Ich gehe zurück zum Schloss und du kannst meine Rückansicht bewundern." Beim Vorbeigehen streifte er Hermine's Arm. Sie hörte den Sand und die Steine unter seinen Füßen knirschen. »Dreh dich nicht um, Hermine!«, ermahnte sie sich selbst. Als nach kurzer Zeit keine Schritte mehr zu hören waren, fuhr Hermine herum. Nur ein paar Schritte von ihr entfernt stand Malfoy, immer noch halb nackt, und grinste sie überlegen an.

"Du bist schwach, Granger.", hauchte er. Mit einem kurzen Schwenker seines Zauberstabs hatte er seine Kleidung an. "Tut mir leid, dass ich das Schauspiel unterbrechen muss. Aber keine Sorge, ich geh fast jeden Morgen schwimmen." Mit diesen Worten ließ er eine sprachlose Hermine stehen, deren Mund weit offen stand und deren Gesicht sich wieder tiefrot verfärbt hatte.



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